Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung
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Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung
Bachelorstudiengang Gesundheits- und Krankenpflege a Studiengangsleiterin: Mag. Elisabeth Sittner Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der frühen medizinischen Behandlung Bachelorarbeit 2 zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science in Health Studies (B.Sc.) eingereicht von Tanja Samek Matrikelnummer: 1210654116 Betreuerin: Mag.a Sabine Köck-Hódi Wien und Wiener Neustadt, Juni 2015 Kurzzusammenfassung Ziele: In dieser Arbeit wird das Ziel verfolgt, die Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der frühen medizinischen Behandlung zu identifizieren. Weiters soll beantwortet werden, ob die Bedürfnisse von Pflegepersonen wahrgenommen werden. Außerdem soll der Einfluss, den die Krebserkrankung in jener Phase auf die Angehörigen hat, dargestellt werden. Hintergrund: Krebs ist eine lebensbedrohliche, unberechenbare Krankheit, die die ganze Familie betrifft. Hierzulande erhält hauptsächlich der Patient/die Patientin die Aufmerksamkeit und Unterstützung von Pflegepersonen. Die Bedürfnisse der Angehörigen sollten in der Pflege von betroffenen Familien jedoch berücksichtigt werden, um auch deren Situation Anerkennung zu schenken und um die Patienten/Patientinnen selbst zu unterstützen. Methode: Eine systematische Literaturrecherche in Fachdatenbanken (CINAHL und PubMed), sowie Bibliotheken und Online-Bibliothekskatalogen; 15 Studien wurden gefunden und zusammengefasst. Ergebnisse: Die Bedürfnisse von Angehörigen wurden eingeteilt in (1) emotionale Bedürfnisse, (2) Informationsbedürfnisse, (3) das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem medizinisch-pflegerischen Fachpersonal und (4) spirituelle Bedürfnisse. Pflegepersonen nehmen einige wichtige Bedürfnisse von Angehörigen wahr, andere nicht. In Bezug auf die Erfüllung aller Bedürfnisse ist die Forschungslage inkonsistent oder unzureichend, außer in Bezug auf das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Fachpersonal. Dieses Bedürfnis ist nicht ausreichend erfüllt. Für Angehörige ist die Phase der frühen medizinischen Behandlung geprägt von einem Trauma und dem Versuch wieder Kontrolle zu erlangen. Angehörige sind um ihr krankes Familienmitglied besorgt, stellen dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt und ihre eigenen zurück. Trotzdem haben sie zahlreiche Bedürfnisse und nicht wenige Angehörige leiden in dieser Krankheitsphase. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass die Begleitung von Angehörigen bisher oftmals kein Schwerpunkt pflegerischen Handelns ist. Nicht nur Patienten/Patientinnen, sondern auch die Angehörigen sollten effektiven Zugang zu Fachpersonal haben. Weitere Forschung wäre nötig, um herauszufinden, welche Bedürfnisse erfüllt sind und welche nicht und um wirkungsvolle Interventionen zu identifizieren. Außerdem legen die Ergebnisse nahe, ein Assessment der Bedürfnisse von Angehörigen durchzuführen, um an den Bedarf angepasste, individuelle Unterstützung leisten zu können. Abstract Aims: In this paper the focus is on the needs of relatives of cancer patients during the early treatment period. The goal is to identify the needs and to answer the question, if these needs are met by nurses. Another goal is to outline the influence, cancer has on the relatives of cancer patients during this period. Background: Cancer is a life-threatening, upredictable illness. It has an impact not only on the patient but also on the family. In Austria nurses mainly focus on the patient. However, the needs of relatives should be important in nursing to appreciate the burden and needs of relatives. Method: Systematic literature research in electronic databases (CINAHL and PubMed), libraries and library catalogues; 15 articles were identified and summarized. Results: The identified needs of relatives are (1) emotional needs, (2) information needs, (3) the need for partnership with medical and nursing professionals and (4) spiritual needs. Nurses recognize some, but not all. The state of research regarding met needs is inconsistent or insufficient, except the need for partnership, which is barely adequate met. For relatives the early treatment period is characterized by trauma and the attempt to obtain control. Relatives are concerned about the patient. They focus on the needs of the patient and defer their own ones. However they have a lot of needs and quite a few suffer during this period of the illness. Conclusions: The results of this study show that so far the support of relatives is not a focal point in nursing tasks. Not only the patient but also the relatives should have effective access to qualified personell. Further research is needed to find out which needs are met and unmet and to identify effective interventions. The results of this study also suggest an assessment of the needs of relatives in clinical pratice to provide adapted, individual support. INHALT 1 Hintergrund und Problemstellung ........................................................................................ 1 1.1 Ziel und Forschungsfragen........................................................................................... 5 2 Methodik ............................................................................................................................. 7 2.1 Identifikation der Literatur ............................................................................................. 7 2.1.1 Suchhilfen ............................................................................................................. 8 2.1.2 Suchbegriffe .......................................................................................................... 8 2.1.3 MeSH-Terms ......................................................................................................... 9 2.2 Selektion der Literatur ................................................................................................ 10 2.3 Bewertung der Literatur .............................................................................................. 11 3 Ergebnisse ........................................................................................................................ 13 3.1 Angehörigenperspektive - Erleben der frühen medizinischen Behandlung des krebskranken Familienmitglieds ....................................................................................... 22 3.2 Bedürfnisse der Angehörigen und ihre Einflussfaktoren ............................................. 24 3.2.1 Emotionale Bedürfnisse....................................................................................... 25 3.2.2 Informationsbedürfnisse ...................................................................................... 27 3.2.3 Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinischpflegerischem Fachpersonal ........................................................................................ 31 3.2.4 Spirituelle Bedürfnisse......................................................................................... 32 3.3 Erfüllung der Bedürfnisse ........................................................................................... 33 3.3.1 Einschätzung der Bedürfnisse von Angehörigen – Pflegerische Perspektive...... 33 3.3.2 Erfüllung der Bedürfnisse von Angehörigen – Angehörigenperspektive............... 34 4 Diskussion ........................................................................................................................ 36 5 Schlussfolgerungen .......................................................................................................... 41 6 Limitationen der Arbeit ...................................................................................................... 42 7 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 43 8 Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... 49 9 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... 49 10 Anhang ........................................................................................................................... 50 1 Hintergrund und Problemstellung Ungefähr 39 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Österreich an Krebs (Vgl. Statistik Austria, 2015). Maligne Tumorerkrankungen sind in Österreich sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Todesursache (Vgl. Statistik Austria, 2015). Weltweit erkranken laut WHO (World Health Organisation – Weltgesundheitsorganisation) jährlich 14 Millionen Menschen an Krebs und in den nächsten 20 Jahren soll diese Zahl auf 22 Millionen steigen (Vgl. WHO, 2015). Da Krebs eher eine Krankheit des höheren Lebensalters ist und die Bevölkerung in Österreich zunehmend älter wird, ist auch hierzulande mit einer Steigerung der Krebsinzidenz zu rechnen. In der Literatur gibt es zahlreiche Belege dafür, dass eine Krebserkrankung nicht nur das Leben der Betroffenen verändert, sondern auch ihr Umfeld (Vgl. Zimmermann, 2002, S.13, Vgl. Baider, 2013; S.33, Vgl. Barragclough, 1999, S.125). Die Krebserkrankung ist eine zudringliche, unberechenbare Krankheit mit ungewissem Ausgang. Sie ruft Schmerz und Leiden in Individuen hervor und bringt eine ungewisse Zukunft für den Menschen und seine Familie mit sich (Vgl. Northfield/Nebauer, 2010, S.574ff.). Der Partner/Die Partnerin, Verwandte und Freunde/Freundinnen können emotional genauso stark auf die Krankheit reagieren wie der Betroffene/die Betroffene selbst. Daher sollten die Bedürfnisse der Familien wichtig in der Unterstützung von krebskranken Menschen sein (Vgl. Barraclough, 1999, S.125). Wenn ein Mensch mit einer Krebserkrankung konfrontiert wird, sind die Folgen für die Familie vielfältig. Als Familie wird dabei „eine Gruppe von Individuen, die zusammengehalten werden durch starke emotionale Bande, ein Zugehörigkeitsgefühl und gegenseitige emotionale Anteilnahme an ihrem Leben“ angesehen (Wright/Bell/Watson, 1996), was „alle denkbaren Lebensformen mit einschließt, wenn sie für die Mitglieder die Familie darstellen“ (Schnepp, 2006). Bei einer Krebserkrankung durchlebt die Familie zunächst die Zeit der Diagnose. In dieser Zeit treten möglicherweise Schuldgefühle auf, der Wunsch zu helfen, Angst vor einer Ansteckung, Schuldzuweisungen und durch die Identifikation mit dem kranken Familienmitglied kann eine Verletzlichkeit entstehen (Vgl. Loscalzo und Brintzenhofeszoc, 1998, o.S., zitiert nach: Tschuschke, 2006, S.132). Neben den Veränderungen innerhalb der Familie können die Angehörigen durch eine Konfrontation mit eigenen Vorstellungen oder Erfahrungen leiden (Vgl. Zimmermann, 2002, S.13, Vgl. Röing et al., 2008, S.43). In vielen Köpfen ist Krebs gleichbedeutend mit einem Todesurteil, was viele Betroffene und Angehörige verständlicherweise stark belastet. Informationen und Aufklärung können falsche 1 Vorstellungen und Unsicherheiten aus dem Weg räumen und Platz für Akzeptanz und Anpassung schaffen. Dass Familien eine Rolle spielen liegt vor allem daran, dass sie den Kontext für die Anpassung bilden, in dem der Mensch auf seine Krankheit antwortet (Vgl. Baider, 2013, S.33). Es sind die Angehörigen, die die Erfahrung des kranken Familienmitglieds tragen. Die komplexen Auswirkungen, die die neue Realität auf die psychische und emotionale Dynamik im Familiensystem hat, werden von den Familien selten bewusst wahrgenommen (Vgl. Baider, 2013, S.33f.). Der Partner/Die Partnerin, Ehepartner/Ehepartnerin oder Lebensgefährte/Lebensgefährtin ist meistens die wichtigste andere Person für den erkrankten Menschen, sowohl in emotionalen als auch praktischen Belangen. Manchmal wird diese Rolle von Kindern, Eltern, Geschwistern oder Freunden eingenommen (Vgl. Barraclough, 1999, S.125). Nach der Diagnosenstellung erfolgt meist rasch die Entscheidung für eine Behandlung. Mit der Entscheidung und oftmals einer stationären Aufnahme des kranken Familienmitglieds tritt die Familie in die nächste Phase einer Krebserkrankung ein. Essentiell für diese Arbeit ist die genaue Definition der Phrase „Phase der frühen medizinischen Behandlung“. Eine Krebserkrankung wird meistens in fünf, manchmal auch in mehr Phasen eingeteilt. Die Bezeichnungen der Phasen variieren. Fawzy nennt fünf Phasen: das Erfahren der Diagnose, die Behandlung, die Erholungsphase, der Krankheitsfortschritt (eventuelles Auftreten eines Rezidivs) und terminal-palliative Maßnahmen (1999, zitiert nach Tschuschke, 2006, S.116). Nach Rieg-Appleson werden die Krankheitsphasen eingeteilt in die prädiagnostische Phase, die Diagnose- oder Initialphase, die Behandlungsphase, die Nachsorgephase und/oder die progrediente Phase, die die terminale Phase beinhaltet (Rieg-Appleson, 2002, S.2). Die Behandlung oder Behandlungsphase selbst ist durch den Erhalt der Therapie, sei es Chemo-, Radio-, Antihormon-, Immuntherapie oder einen operativen Eingriff geprägt. In dieser Arbeit geht es um jene Patientengruppe, bzw. Angehörige von Patienten/Patientinnen, die für die Behandlung teilstationär oder stationär aufgenommen werden. Während der Behandlungsphase durchleben Menschen Behandlungsprozeduren, die oft schmerzvoll und belastend sind. Sie kämpfen mit noxischen Nebenwirkungen der Therapien und mit der allmählichen Bewusstwerdung der möglicherweise langanhaltenden negativen physischen und psychischen Auswirkungen (Vgl. Tschuschke, 2006, S.125, Vgl. RiegAppleson, 2002, S.4). Patienten/Patientinnen müssen gewohnte Rollen abgeben. Sie können Alltagsanforderungen innerhalb ihrer Familien, in der Arbeit und Gesellschaft nicht beibehalten oder bewältigen. Nicht selten verändert sich in dieser Zeit auch das Selbstbild und Selbstvertrauen (Vgl. Loscalzo und Brintzenhofsezoc, 1998, zitiert nach Tschuschke, 2 2006, S.125). Zusätzlich verunsichert eine Krankenhauseinweisung viele Patienten/Patientinnen, da stabilisierende Faktoren wegfallen, wie z.B. die Arbeit, die Familie oder die eigene Kleidung. Bei einer stationären Aufnahme ist die Intimsphäre stark eingeschränkt, was die psychische Stabilität ins Wanken bringt (Vgl. Rieg-Appleson, 2002, S.4). Manche Menschen fühlen sich isoliert oder einsam. Die Literatur berichtet auch davon, dass Patienten/Patientinnen ihre Angehörigen vor negativen Gedanken und schlechten Nachrichten bewahren wollen und umgekehrt, was Gefühle von Isolation noch verstärken kann (Vgl. Rieg-Appleson, 2002, S.5). Gleichzeitig ist der emotionale Rückhalt durch die Familie für viele Patienten/Patientinnen sehr wichtig. Unbewältigte oder verleugnete Konflikte können die Familie in dieser Zeit stark ins Wanken bringen. Familien reagieren nicht immer angemessen und Distanz und Unverständnis können zu einer Verzögerung der Rehabilitation und/oder zu einer Verschlechterung der Beziehungen innerhalb der Familie führen. Die Erkrankung beansprucht die Familie. In manchen Fällen hält die sie der Erkrankung nicht stand und zerbricht (Vgl. Tschuschke, 2006, S.40; Vgl. Zimmermann, 2002, S.13). Auch der umgekehrte Fall kann eintreten – Familien sprechen offener und lösen Probleme, der Zusammenhalt wächst (Vgl. Zimmermann, 2002, S.13). Die Auswirkungen einer stationären Behandlung des Betroffenen/der Betroffenen auf die Familie sind vielfältig: die Familie muss zwischen den Bedürfnissen des kranken und den anderen Familienmitgliedern vermitteln und jedes Mitglied muss sich an Veränderungen beim Erkrankten anpassen (Vgl. Loscalzo und Brintzenhofeszoc, 1998, o.S., zitiert nach: Tschuschke, 2006, S.132). Nicht selten führt das Ausbalancieren der Bedürfnisse zu Schwierigkeiten und Schuld- und Schamgefühlen bei den gesunden Familienmitgliedern (Vgl. Hilgers, 2005, zitiert nach Tschuschke, 2006, S.125). Durch physische Einschränkungen beim kranken Familienmitglied, z.B. durch belastende Therapien, sind alle gezwungen ihre Rollen zu verändern und sich der neuen Situation anzupassen (Vgl. Barraclough, 1999, S. 126). Wenn die Nebenwirkungen von Therapien, wie Müdigkeit, Schwäche oder Übelkeit wenig kontrolliert werden können, sind Gefühle von Machtlosigkeit möglich (Vgl. Loscalzo und Brintzenhofeszoc, 1998, o.S., zitiert nach: Tschuschke, 2006, S. 132). Die Lebenswelt des gesunden Partners/der gesunden Partnerin kann sich in der Behandlungsphase mit einem Schlag ändern und er/sie muss ungewohnte Verantwortung übernehmen. Zusätzlich werden an ihn/sie neue Anforderungen gestellt, z.B. durch den Besuch von Verwandten oder durch lange Anfahrten zum Krankenhaus und zurück. Gleichzeitig können die Ressourcen, um diesen Ansprüchen zu genügen, verringert sein, zum Beispiel durch unterbrochene Nächte oder einer Minderung des Familieneinkommens 3 durch den Ausfall des erkrankten Familienmitglieds (Vgl. Barraclough, 1999, S.126f., Vgl. Röing et al., 2008, S.44). Tastan et al. (2011) gehen davon aus, dass die Behandlungsphase dann optimal abläuft, wenn Familien ein gutes Gespräch mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin führen und sich bewusst für die Behandlung entscheiden. So hätten sie die Möglichkeit, sich während dieser Zeit „auszuruhen“, in Erwartung bester Ergebnisse und informiert über mögliche Komplikationen. Voraussetzungen dafür wären eine optimale Aufklärung und Information durch die Ärzte/Ärztinnen und eine enge Zusammenarbeit und einen optimalen Informationsfluss mit der Pflege. In der Behandlungsphase stehen die Familien noch am Anfang eines Krankheitsprozesses. Neben der ungewissen Entwicklung der Krankheit erstrecken sich die Nebenwirkungen der Therapien oft über die Zeit der stationären Behandlung hinaus. Die Konfrontation mit der Erkrankung ist für die Patienten/Patientinnen und Angehörigen nicht unbedingt durch die Entlassung aus dem Krankenhaus abgeschlossen. Es ist Aufgabe der Pflege, den Betroffenen Unterstützung zu geben und sie möglichst auch für die Zeit nach der Entlassung vorzubereiten. Es gilt, die Möglichkeiten, die sich durch den Kontakt der Angehörigen mit Pflegepersonal ergeben, zu nutzen. Möglicherweise können Patienten/Patientinnen und Angehörige in dieser frühen Phase der Erkrankung vor Erschöpfungszuständen, Depression oder Angstsymptomen bewahrt werden. Den Fokus auf die Familien zu legen ist wichtig, um den Belastungen dieser Personengruppe Rechnung zu tragen. Andererseits liegt er in der Annahme begründet, dass die Patienten/Patientinnen selbst davon profitieren, wenn ihre Familienmitglieder Unterstützung erfahren. In Studien wurde festgestellt, dass Frauen mit Brustkrebs vor allem dann weniger emotionalen Stress, weniger depressive Symptome und eine bessere Anpassung zeigten, wenn sie emotional durch ihren eigenen Partner unterstützt wurden (Vgl. Baider, 2013, S.38). Auch diese Erkenntnis spricht dafür, einen Blick auf die Partner/Partnerinnen und generell Familien von krebskranken Menschen zu haben, damit diese für das kranke Familienmitglied dasein können. Die Bedürfnisse in den Mittelpunkt dieser Arbeit zu stellen liegt in der Annahme begründet, dass sie für die Bewältigung und Anpassung wesentlich sind. Das Entdecken und Regulieren von Bedürfnissen und Handlungsräumen ist grundlegend für gezieltes Arbeiten an Krankheitsbewältigung und Lebensgestaltung. Für eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung ist es unabdingbar, den Einfluss von Krebserkrankungen auf den Menschen und sein Umfeld verstehen zu lernen und ein angemessenes Bewusstsein für die Bedürfnisse von Paaren und Familien zu 4 bekommen. Es ist naheliegend sich systematisch mit der Erfassung von Bedürfnissen, sowohl denen der Patienten/Patientinnen als auch denen der Angehörigen, zu beschäftigen, um Anhaltspunkte für Interventionen zu finden. Dazu kann hilfreich sein, jene Faktoren zu kennen, die die Bedürfnisse von Angehörigen beeinflussen. Möglicherweise können mit diesem Wissen Risikogruppen identifiziert werden, für die eine Unterstützung besonders hilfreich und sinnvoll ist oder gegebenenfalls psychoonkologisches Fachpersonal hinzugezogen werden sollte. Neben der Kompetenz in der direkten Betreuung von Betroffenen und Angehörigen im onkologischen Bereich müssen Pflegepersonen und auch die Ärzteschaft die emotionale Verfassung ebendieser, z.B. bei der Diagnosenstellung, während den beschwerlichen Therapien oder beim ersten Kontakt nach der Operation, „mitaushalten“ (Vgl. Tschuschke, 2006, S.165). In diesen Situationen, die von Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung geprägt sind, kommt es oft zu einer sekundären Traumatisierung des Krankenhauspersonals (Vgl. Tschuschke, 2006, S.165). Umso wichtiger und naheliegender scheint es für die Helfer die eigene Hilflosigkeit zu überwinden und sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Dies kann auch bedeuten Bedürfnisse und Ressourcen der Betroffenen und ihrer Familien systematisch zu erheben, um effektive Pflege leisten zu können. 1.1 Ziel und Forschungsfragen Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, den aktuellen Forschungsstand über die Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der frühen medizinischen Behandlung aufzuarbeiten und im angemessenen Rahmen darzustellen. Die vorliegende Arbeit dient zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Science in Health Studies (B.Sc.)“. Aus diesem Grund wird die Thematik aus der pflegerischen Perspektive und im Kontext der klinischen und pflegerischen Praxis betrachtet. Im Speziellen geht es um jene Bedürfnisse von Angehörigen, die im Zusammenhang mit der Erkrankung und Behandlung auftauchen. Es kann sich um Bedürfnisse handeln, die an Fachpersonen gerichtet sind, an die Gestaltung der Behandlungsprozedur oder um Unterstützung im Kontakt mit sich selbst oder anderen Familienmitgliedern (modifiziert übernommen von Eicher, 2007, zitiert nach Eicher/Marquard, 2008, S.44). Die zunächst formulierte Fragestellung „Welche Bedürfnisse haben Angehörige von Menschen mit Krebserkrankung in der frühen medizinischen Behandlungsphase und wie 5 begegnen Pflegepersonen diesen?“ führt zu folgenden die Literatursuche leitenden Forschungsfragen: a) Welchen Einfluss hat eine Krebserkrankung auf die Angehörigen von Betroffenen in der frühen medizinischen Behandlungsphase? b) Welche Bedürfnisse haben die Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der frühen medizinischen Behandlungsphase und sind ihre Bedürfnisse erfüllt? c) Werden die Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung von Pflegepersonen wahrgenommen und wird ihnen erfolgreich begegnet? 6 2 Methodik Zu Beginn der Arbeit stand eine Literatursuche, deren Motiv war, die vorliegende Arbeit auf einem wissenschaftlichen Niveau schreiben zu können. Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Es wurde das Ziel verfolgt, den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema zu erfassen. Bei einer Literaturrecherche handelt es sich um einen Suchprozess, der sich grob in drei Phasen zerlegen lässt (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.25): Phase 1: Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes Phase 2: Recherche Phase 3: Bewertung, Lektüre, Kritik. Jede Phase unterteilt sich wieder in Einzelschritte, auf die an dieser Stelle nur grob eingegangen wird. In der Phase 1 geht es um die Wahl des Themas. Man versucht sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen, sich einzulesen, einzelne Aspekte des Themas zu erfassen und eine grobe Recherche durchzuführen (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.25). Anschließend soll das Thema genau festgelegt, konkrete Fragen formuliert oder Untersuchungsvariablen benannt und definiert werden (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.27). Bei Phase 2 handelt es sich um die eigentliche Recherche. In dieser Phase wird das Ziel verfolgt, mittels geeigneter Suchhilfen und Suchbegriffe zu relevanten Literaturzitaten zu kommen. Anschließend sollen die Literaturzitate geordnet und schließlich beschafft werden (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.31). Für die Nutzung der Informationen aus diversen Wissensquellen müssen diese kritisch bewertet werden. Die dritte Phase umfasst die Bewertung der Literaturzitate, das kritische Lesen und die Synthese der Ergebnisse (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.32f.). Die Phase 3 schließt den Rechercheprozess ab. Anhand der beschriebenen Phasen wurde die Literaturrecherche der vorliegenden Arbeit durchgeführt. Die folgenden Unterkapitel dienen zur Darstellung und Nachvollziehbarkeit der Recherche. 2.1 Identifikation der Literatur Die Identifikation der Literatur stellt den ersten Prozessschritt dar. Nach der Festlegung des Themas und einem ersten Überblick über das Thema wurden die in Kapitel 1.1 genannten Fragen formuliert und die Untersuchungsvariablen benannt und definiert. Danach wurden 7 geeignete Suchhilfen und Suchbegriffe festgelegt, die in den folgenden Kapiteln dargestellt werden. 2.1.1 Suchhilfen Eine wichtige Frage bei der Literaturrecherche ist die, wo sich geeignete Literatur finden lässt. Sogenannte Suchhilfen stellen Möglichkeiten zur Beschaffung von Literatur dar. Bei der Literaturrecherche für die vorliegende Arbeit wurden Freihandaufstellungen (Rudolfinerhaus, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien), zwei Bibliothekskataloge (Bibnet, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universtität Wien), Fachdatenbanken (PubMed, Cinahl, Medline, Amed) sowie Suchmaschinen im Internet (Google) verwendet. Zusätzlich wurden Literaturhinweise von Lehrkräften verfolgt und die sogenannte Berrypicking-Methode kam zu Anwendung. Bei der Berrypicking-Methode wird der Annahme Rechnung getragen, dass bereits gefunden Literatur inspieren und zu neuen Fundgebieten führen kann. Das bereits mehr oder weniger systematisch durchforstete Forschungsgebiet wird durch eine einzelne oder mehrere Suchabfragen erweitert oder zitierte bzw. häufig zitierte Literatur wird genutzt, um zu ergänzenden Informationen zu kommen oder neue Ideen und Richtungsweisungen für die weitere Recherche zu bekommen (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.65). 2.1.2 Suchbegriffe Für den Erfolg einer Suche sind die Suchbegriffe bzw. Stichworte entscheidend. Die verwendeten Suchbegriffe sind in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Operatoren wie UND, ODER sowie NICHT, bzw. AND, OR, NOT und Trunkierungen dienten zur umfassenden und zielgerichteten Suche. 8 Schlagworte (MeSH-Terms) family, neoplasm, nurse(s) Stichworte (Suchbegriffe) Deutsch Englisch Komponente „Bedürfnisse“ Bedürfnisse need(s) Komponente „Krebs“ Krebs cancer neoplasm tumor(s) Psychoonkologie Komponente „Angehörige“ Angehörige(r) relatives caregiver(s) family family member(s) next of kin spouse(s) Komponente „Pflege“ nurse Komponente „Krankheitsphase“ treatment therapy cancer therapy Tabelle 1: Suchbegriffe 2.1.3 MeSH-Terms MeSH-Terms (Medical Subject Headings) sind Schlagworte, die Fachexperten/ Fachexpertinnen Literaturzitaten nach strengen Regeln zuordnen. Dieses System wurde in den USA von der National Library of Medicine aufgebaut und ist weltweit anerkannt (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.121). Durch die Schlagworte sollen zentrale Aspekte eines Textes beschrieben und die Suche somit erleichtert werden. Ein zusätzlicher Vorteil des Schlagwortsystems ist, dass die Begriffe hierarchisch geordnet sind und eine Suche nach einem Überbegriff alle darunter liegenden Begriffe in die Ergebnisse mit einschließt. Der MeSH-Term „family“ führt z.B. auch zu Literaturzitaten, denen die Begriffe „adult children“, 9 „family characteristics“, „family relations“, „family conflict“, „maternal behavior“, „nuclear family“ etc. zugeordnet wurden. Zu beachten ist aber, dass neuere Literaturzitate nicht mit MeSH-Terms versehen sind, ebenso wenig solche, die aus Randgebieten der Medizin stammen. Manchmal dauert es einige Monate bis dies geschieht (Vgl. Kleibel/Mayer, 2011, S.121). Um zu diesen Literaturzitaten zu gelangen, muss über Stichworte gesucht werden. Für die vorliegende Arbeit fanden die in Tabelle 1 genannten MeSH-Terms bei der Literaturrecherche Anwendung. An die erste Phase der Literaturrecherche schließt die zweite Phase an – die eigentliche Recherche. Um den Suchprozess genau nachvollziehen zu können, findet sich im Anhang ein Suchprotokoll, das die gesamte Suche abbildet. Die gefundenen Literaturzitate wurden zunächst über die Titel, im nächsten Schritt über die Kurzzusammenfassungen (Abstracts) im Hinblick auf ihre Relevanz eingeschätzt. Potentiell relevante Bücher wurden aus Bibliotheken ausgeliehen, frei verfügbare Volltexte über die Datenbanken beschafft und solche, die nicht frei verfügbar waren, wurden über Kontaktaufnahme mit den Autoren/Autorinnen bzw. über den Dokumentenlieferdienst SUBITO bestellt. 2.2 Selektion der Literatur Nach der ersten Recherche lag eine Reihe potentiell relevanter Literaturzitate für die Beantwortung der Forschungsfragen vor. Um relevante Literaturzitate aus den potentiellen zu filtern, wurden Ein- und Ausschlusskriterien festgelegt. Die für die vorliegende Arbeit definierten Kriterien sind in Tabelle 2 ersichtlich. Der gesamte Verlauf der Literaturrecherche kann im Flussdiagramm im Anhang der Arbeit überblickt werden. 10 Einschlusskriterien Inhaltliche Variablen und Phänomene • • • • • Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebs in der Behandlungsphase (Operation, Chemo- oder Strahlentherapie) Erfüllungsgrad der Bedürfnisse derselben Gruppe Erleben der Angehörigen Bewältigung der Angehörigen Pflegerische Interventionen Bevölkerungsgruppe Angehörige allen Alters von erwachsenen Patienten/Patientinnen mit Krebserkrankung Setting (Umgebung) • • • Publikationsarten Zeitraum Sprache Krankenhaus Ambulanz Tagesklinik Ausschlusskriterien Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen in anderen Krankheitsphasen (Diagnosestellung, Survivors, Rezidiverleben, Palliativ-Terminal) • medizinischer Fokus • Fokus auf nur ein Phänomen, wie Adjustment • Fokus auf Patienten/Patientin Kinder als Patienten/Patientinnen • • Wissenschaftliche Literatur: Primärund Sekundärliteratur (d.h. Originalstudien und z.B. Fachbücher, Reviews) • Nachschlagewerke • Lehrbücher Originalstudien: 2000-2015 Fachbücher/Lehrbücher/Nachschlagewerke auch vor 2000, falls es sich um zeitloses Wissen handelt • Englisch • Deutsch - international - • Andere Settings wie Pflegeheim, Hospiz, Einrichtungen der Rehabilitation, Häusliche Pflege - - Kulturraum Tabelle 2: Ein- und Ausschlusskriterien 2.3 Bewertung der Literatur Nach Mayer (2011) muss sowohl auf die formale Qualität als auch auf die inhaltliche Qualität einer Forschungsarbeit geachtet werden (Vgl. Mayer, 2011, S.357). Nach der Bewertung des „weiteren“ und „engeren“ Kontextes der Literatur (Vgl. Mayer, 2011, S.281) erfolgte die kritische Einschätzung der Qualität der Studien. Bei der Einschätzung der Qualität der qualitativen Studien kam der Fragenkatalog von Brandenburg et al. (2013, S.81f.) zur Anwendung. Bei den quantitativen Studien wurde zur Einschätzung der Qualität der Fragenkatalog von Mayer (2011, S.357ff.) herangezogen. Es muss jedoch festgehalten 11 werden, dass aufgrund der dünnen Ausgangslage nur Studien mit groben Mängeln ausgeschlossen wurden. Zusätzlich wurden die Studien im Sinne des Evidence-based Nursing (EBN) eingeschätzt. Im Evidence-based Nursing (EBN) wird die Frage gestellt, welche Ergebnisse welche „Beweiskraft“ haben. Studien mit größter Beweiskraft sind solche, die im „naturwissenschaftlichen Sinn den objektiv messbaren Nachweis für bestimmte Phänomene oder Zusammenhänge bringen“ (Mayer, 2011, S.367). Als Maßstäbe zur Beurteilung dienen Evidenzhierarchien. Verschiedenen Studiendesigns werden in der Evidenzhierarchie nach ihrer empirischen „Beweiskraft“ hierarchisch geordnet. Nachfolgend finden sich zwei Evidenzhierarchien abgebildet, nach denen die gefundenen Literaturzitate eingeschätzt wurden. Abbildung 1 zeigt die klassische Evidenzhierarchie. Qualitative Forschungsarbeiten liegen außerhalb des naturwissenschaftlichen Forschungsdenkens. Bei Fragen des Erlebens ist es schwierig bis kritisch, nach „Beweisen“ zu fordern. Klinische Fragestellungen, sowohl in der Medizin als auch Pflege, fordern somit teilweise andere Designs als randomisierte kontrollierte Experimente (RCT), die in der klassischen Evidenz als solche mit höchster Beweiskraft beurteilt werden (Vgl. Mayer, 2011, S.367). Daher gibt es andere Modelle bzw. Evidenzhierarchien für qualitative Forschungsarbeiten. In Abbildung 2 ist eine zu sehen. Die Evidenzhierarchien dienten in der vorliegenden Arbeit lediglich zur Einschätzung der wissenschaftlichen Gültigkeit der Ergebnisse. Abb. 1: Klassische Evidenzhierarchie (Quelle: Mayer, 2011, S. 368) Abb. 2: Evidenzhierarchie für Fragen nach dem persönlichen Erleben (Quelle: Mayer, 2011, S. 368) 12 3 Ergebnisse Insgesamt entsprachen 15 Studien den Selektionskriterien. Dies stellt eine kleine, überschaubare Anzahl dar und lässt vermuten, dass den Bedürfnissen der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der frühen medizinischen Behandlung von Seiten der Forschung bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Auch eine Ausweitung der zunächst auf die westlichen Industriestaaten beschränkten Studien auf weltweite Forschungsarbeiten erhöhte die die Anzahl an gefundenen wissenschaftlich durchgeführten Studien nur minimal. Drei Studien stammen aus den USA, zwei aus der Türkei, zwei aus Großbritannien. Jeweils eine wurde in Kanada, Deutschland, der Schweiz, Finnland, Schweden, Australien und in Taiwan durchgeführt. Eine Studie gilt als international, da es sich um eine systematische Literaturübersicht handelt, die Studien aus mehreren Ländern umfasst. Neben dieser systematischen Literaturübersicht, die wissenschaftlich im Sinne der Evidenz-Hierarchie einen hohen Stellenwert einnimmt (siehe Kapitel 2.3), wurden 14 in PeerReview-Zeitschriften veröffentlichte Einzelstudien identifiziert. Acht davon weisen ein quantitatives Forschungsdesign auf. In den sechs anderen Einzelstudien kommt ein qualitatives Forschungsdesign zur Anwendung. Alle 15 Studien sind in englischer Sprache verfasst. In mehr als der Hälfte der Studien (inklusive der systematischen Literaturübersicht) sind nur Angehörige von Patientinnen mit Brustkrebs eingeschlossen. In drei der Studien werden Angehörige von Menschen mit unterschiedlichen malignen Tumorerkrankungen untersucht. Zwei Studien untersuchen Angehörige von Menschen mit Kopf-Hals-Karzinomen. Jeweils eine Studie untersucht Angehörige von Menschen mit Hirntumoren, Prostatatumoren und Bronchialkarzinomen. An den 14 Einzelstudien sind insgesamt 1114 Angehörige beteiligt, mit einem etwas höheren Anteil an Frauen (572). 527 männliche Angehörige werden untersucht, bei 15 Angehörigen ist das Geschlecht nicht angegeben. Der oder die jüngste Teilnehmer/Teilnehmerin ist im Alter von sechs Jahren. Knapp über die Hälfte der Teilnehmer/Teilnehmerinnen sind (Ehe-) Partner/(Ehe-)Partnerinnen (657). Die meisten Angehörigen oder wichtigsten anderen Personen stammen aus der Kernfamilie, sprich sind (Ehe-)partner/(Ehe-)Partnerinnen, die eigenen Eltern (2), die eigenen Kinder (135), Geschwister (3), andere Person aus der Familie wie ein Onkel (2). Freunde sind nur in den seltensten Fällen die wichtigste andere Person (24). In manchen Studien mangelt es an Transparenz bezüglich der Probanden/Probandinnen, sodass 34 Teilnehmer/Teilnehmerinnen nur der Kategorie „Eltern, Geschwister oder andre Personen aus der Familie“ zuordenbar sind. Bei 92 Teilnehmern/Teilnehmerinnen wird die Beziehung zum Patienten/zur Patientin nur als „Nicht13 (Ehe-)Partner/Nicht(Ehe)-Partnerin“ bezeichnet. Bei 156 Probandinnen handelt es sich um Verwandte 1. Grades, die in die Kategorie „Mutter“ oder „Tochter“ fallen könnten und demnach keiner der beiden Kategorien zugeordnet werden. Zusätzlich zu den Angehörigen werden in die 14 Einzelstudien 359 Pflegepersonen einbezogen. Es handelt sich um 303 Frauen und sieben Männer. Für die restlichen 49 Pflegepersonen ist das Geschlecht nicht valide erfasst. Inhaltlich liegt der Fokus in den 15 Studien auf den Belastungen, Herausforderungen, Bewältigungsstrategien und den Bedürfnissen der Angehörigen von Menschen mit einer Krebserkrankung kurz vor, während oder kurz nach einer Therapie. Manche Studien befassen sich nicht ausschließlich mit den Angehörigen, sondern auch mit den Patienten/Patientinnen. In einigen Studien reicht der Zeitraum von Interesse über die frühen Behandlungsphase hinaus. Nebenziele von Studien sind auch die Entwicklung und Testung von Assessmentinstrumenten oder die Bildung eines Modells für zukünftige Forschung und die systematische Bedürfniserfassung im klinischen Alltag. In einer Studie wird eine Intervention für Angehörige evaluiert. Eine ausführliche Darstellung der wissenschaftlichen Literaturergebnisse inklusive Autoren/Autorinnen, Erscheinungsdatum- und ort, Zielen, Stichprobe, Methoden und Hauptergebnissen findet sich in der nachfolgenden Tabelle. 14 Tabelle 3: Übersicht über wissenschaftliche Literatur zu einzelnen Aspekten des Themas: Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der frühen medizinischen Behandlung Inhaltlicher Aspekt: Angehörigenperspektive - Erleben der frühen medizinischen Phase der Krebstherapie des Patienten/der Patientin Autoren/Autorinnen, bibliografische Angaben Jahr Land Inhalt bzw. Ziel Stichprobe, Alter, Setting Design und Methode Ergebnisse, Kategorien, Themen • Phänomenologischer Forschungsansatz (qualitativ) • Halbstrukturierte individuelle Interviews (30-45 Minuten) • Tonbandaufnahme und Transkription • Datenanalyse mittels Colaizzis Analysemethode (durch drei Forscherinnen) • Ergebnisse in drei Kategorien und 8 Themen geordnet: • Persönliche Gefühle (Erste Reaktion, Entscheidung für die Operation, Erstes Treffen mit dem Patienten/der Patientin nach der Operation, Unklarheit) • Umgang mit Veränderungen (Umgang mit Symptomen des Tumors, Umgang mit der Rolle und Verhaltensänderungen, Umgang mit der Pflege zu Hause, soziale Unterstützung) • Bedürfnis nach Wissen zu Bewältigung • Querschnitt- und Längsschnittstudie, je nach Studienziel (quantitativ) • Selbstbeurteilungsfragebögen • wichtigste Bedürfnisse von Patientinnen und 5 Kategorien von Anforderungen an die Ehegatten wurden identifiziert: Ängste/Sorgen über die eigene Zukunft, über das Wohlbefinden der Gattin und Ansprechen auf die Therapie, über Sexualität, die Zukunft der Familie,, über die Rolle des Gatten bei der Unterstützung der Frau • Kurz-Version des DOII entwickelt • Kurz-Version ist vergleichbar mit den Ergebnissen der Vollversion des DOII ERLEBEN DER SITUATION, BELASTUNGEN Tastan, Sevinc/Kose, Gulsah/Iyigun, Emine/Ayhan, Hatice/Coskun, Halise/Hatipoglu, Sevgi: Experiences of the Relatives of Patients Undergoing Cranial Surgery for a Brain Tumor: A Descriptive Qualitative Study. In: Journal of Neuroscience Nursing, Vol. 43, No. 2, p. 77-84, doi: 10.1097/JNN.0b013e31820c94 da 2011 Fletcher, K.A./Lewis, F.M./Haberman, M.R.: Cancerrelated Concerns of Spouses of Women with Breast Cancer. In: Psychooncology, Vol. 19, No. 10, p. 1094-1101, doi: 10.1002/pon.1665 2010 Türkei Erleben der Angehörigen von Patienten/Patientinnen, die sich einer Schädeloperation aufgrund eines Hirntumors unterziehen, während der perioperativen Periode und der anschließenden Pflege zu Hause n=10 (Verwandte von Patienten/Patientinnen, die sich spätestens drei Monate vor Beginn der Studie einer Schädeloperation unterzogen) Alter: 18 Jahre oder älter Setting: Neurochirurgische Abteilung und Intensivstation eines militärischen Trainingsund Forschungskrankenhauses in der Türkei USA • Die Belastungen von Ehegatten, die in Zusammenhang mit der Brustkrebserkrankung der Frau stehen • Entwicklung und Testung einer Kurz-Version des „Demands of Illness Inventory“ (DOII) n=151 (Männer, in Partnerschaft oder verheiratet, kindererziehend) Alter: keine Angabe Setting: Subsample einer größeren Untersuchung, zwei Staaten im pazifischen Nordwesten 15 Röing, Martha/Hirsch, JanMichaél/Holmström, Inger: Living in a state of suspension – a phenomenological approach to the spouse’s experience of oral cancer. In: Scandinavian Journal of Caring Sciences, Vol. 22, Is. 1, p. 4047, doi: 10.1111/j.14716712.2007.00525.x. 2008 Lethborg, Carrie E./Kissane, David/Burns, W. Ivon: ‚It’s Not the Easy Part’: The Experience of Significant Others of Women with Early Stage Breast Cancer, at Treatment Completion. In: Social Work in Health Care, Vol. 37, No. 1, p. 63-85, doi: 10.1200JO10v37n01_04 2003 Schweden Australien • Das Erleben der Ehepartnern/Ehepartnerinn en von Menschen mit KopfHals-Karzinom nach der Diagnose, während der Behandlung und in der Erholungsphase • Das Erleben der engsten Bezugspersonen von Frauen mit Brustkrebs in einem frühen Stadium bei Beendigung adjuvanter Chemotheraphie n= 7 Alter: älter als 35 Setting: Universitätsklinik n= 8 Alter: älter als 30 Jahre Setting: Das Zuhause der Studienteilnehmer/Studi enteilnehmerinnen • Phänomenologischer Forschungsansatz (qualitativ) • Interviews • Rollenwechsel von Ehepartner/Ehepartnerinnen zum Pfleger/zur Pflegerin • Ehepartner/Ehepartnerinnen vernachlässigen eigene Bedürfnisse • Raum und Zeit der Ehepartner/Ehepartnerinnen wird begrenzt • Die Essenz ihres Erlebens „Aufschiebung“ • Phänomenologischer Forschungsansatz (qualitativ) • Interviews (90 Minuten) • Engste Bezugspersonen äußern das Bedürfnis nach Anpassung an die Angst den anderen zu verlieren, die Bedeutung ihrer eigenen Sterblichkeit und ihre neue Rolle (auf die sie nicht vorbereitet sind) als Pflegende • Den größten Unterschied im Erleben zwischen krebskranken Menschen und den engsten Bezugspersonen ist bei Beendigung der Therapie zu erkennen – die Kranken erleben die Situation weiterhin als schwierig, während die Bezugspersonen sich darauf konzentrieren zu einem Alltag zurückzukehren 16 Inhalticher Aspekt: Pflegerische Perspektive und Angehörigenperspektive: Bedürfnisse der Angehörigen in der Phase der frühen medizinischen Behandlung Autoren/Autorinnen, bibliografische Angaben Jahr Land Inhalt bzw. Ziel Stichprobe, Alter, Setting Design und Methode Ergebnisse, Kategorien, Themen ERWACHSENE ANGEHÖRIGE Pinkert, Christiane/Holtgräwe, Martina/Remmers, Hartmut: Needs of relatives of breast cancer patients – The perspectives of families and nurses. In: European Journal of Oncology Nursing, Vol. 17, No. 1, p. 81-87, doi: 10.1016/j.ejon.2011.10.006 2013 Andic, Saadet/Karayurt, Özgül: Determination of Information and Support Needs of First Degree Relatives of Women with Breast Cancer. In: Asian Pacific Journal of Cancer Prevention, Vol. 13, No., p. 4491-4499, doi: 10.7314/APJCP.2012.13.9.449 1 2012 Dougherty, Mary: Assessment of Patient and Family Needs During an Inpatient Oncology Experience. In: Clinical Journal of Oncology Nursing, Vol. 14, No. 3, p. 301306, doi: 10.1188/10.CJON.301-306 2010 Deutschland Türkei USA • Ermittlung der Wünsche und Bedürfnisse der Angehörigen von Frauen mit Brustkrebs – Einschätzung der Angehörigen • Ermittlung der Wünsche und Bedürfnisse der Angehörigen – Einschätzung der Pflegepersonen • Vergleich zwischen obengenannten Ergebnissen, um mögliche Diskrepanzen aufzudecken • Ermittlung der Informations- und Unterstützungsbedürfnisse von Frauen, die eine Verwandte ersten Grades mit Brustkrebs haben • Bestimmung des Erfüllungsgrades der Bedürfnisse Bedürfnisse von Krebspatienten/Krebspatienti nnen und dem wichtigsten Familienmitglied während der Aufnahme (mindestens 48 Stunden) auf einer onkologischen Station und aktiver Therapie n= 242 Angehörige von Frauen mit Brustkrebs in verschiedenen Phasen und 356 Pflegepersonen • Querschnittstudie • zwei standardisierte, speziell für diese Studie entwickelte Fragebögen • Angehörige brauchen vor allem Sicherheit und Vertrauen, gefolgt von einem partnerschaftlichen Verhältnis zu Pflegepersonen und emotionaler Unterstützung • Das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen ist zum Studienzeitpunkt am meisten erfüllt • Am wenigsten erfüllt ist das Bedürfnis nach partnerschaftlichen Zusammenarbeit und emotionaler Unterstützung • Pflegepersonen schätzen die Bedürfnisse der Angehörigen höher ein als sie selbst • Querschnittstudie • standardisierte Fragebögen • Bedürfnis nach Informationen bei den Frauen höher als das Bedürfnis nach Unterstützung • Bedürfnis nach Information bezüglich Therapie, Symptome, Selbstuntersuchung der Brust • Bedürfnis nach Unterstützung bei Erlernen der Selbstuntersuchung der Brust, Umgehen mit Angst, Brustuntersuchung durch Gesundheitspersonal • Explorativ-deskriptives Design • Schriftliche Befragung mit 37 Items (adaptiert von einer Umfrage von Tringali, 1986) über Bedürfnisse in 3 Dimensionen (quantitativ) • Rating der Wichtigkeit der aufgelisteten Bedürfnisse • wichtigste Bedürfnisse von Patienten/Patientinnen und Familienmitgliedern ident • nämlich: Informationen und Kommunikation über die medizinische Behandlung, die Kompetenz der Pflegepersonen, der Reinheit der pflegerischen Umgebung, der Angemessenheit des Alter: 18 Jahre oder älter Setting: 150 verschiedene Brustkrebszentren in Deutschland n= 156 Alter: 18 Jahre oder älter Setting: Chemotherapieeinheiten Radio-onkologische und Hämato-onkologische Polykliniken zweier Krankenhäuser in der Türkei n=54 (27 Patienten/Patientinnen, 27 Familienmitglieder) Alter: 18 Jahre oder älter Setting: 24-BettenStation in einem Non- 17 Dougherty, Mary: Assessment of Patient and Family Needs During an Inpatient Oncology Experience. In: Clinical Journal of Oncology Nursing, Vol. 14, No. 3, p. 301306, doi: 10.1188/10.CJON.301-306 2010 Schmid-Büchi, Silvia/Halfens, Ruud JG/Dassen, Theo/van den Borne, Bart: A review of psychosocial needs of breast-cancer patients and their relatives. In: Journal of Clinical Nursing, Vol. 17, No. 21, p. 2895-2909, doi: 10.1111/j.13652702.2008.02490.x 2008 Mason, Tina, M.: Information Needs of Wives of Men Following Prostatectomy. In: Oncology Nursing Forum, Vol. 32, No. 3, p. 557-563, doi: 10.1188/05.ONF.557-563. 2005 Eriksson, E./Lauri, Sirkka: Informational and emotional support for cancer patients’ relatives. In: European Journal of Cancer Care, Vol. 9, Is. 1, p. 8-15, doi: 10.1046/j.13652354.2000.00183.x. 2000 USA International USA Finnland Bedürfnisse von Krebspatienten/Krebspatienti nnen und dem wichtigsten Familienmitglied während der Aufnahme (mindestens 48 Stunden) auf einer onkologischen Station und aktiver Therapie • Psychosoziale Bedürfnisse von Menschen mit Brustkrebs und ihren Angehörigen • Identifikation von beeinflussenden Faktoren • Entwicklung eines vorläufigen Modells für zukünftige Forschungsarbeiten und Bedürfnis-Assessment im klinischen Alltag • Informationsbedürfnisse der Frauen von Männern mit Prostatakrebs, kurz nach Prostatektomie • Messung der Erfüllung dieser Bedürfnisse • Informationen und emotionale Unterstützung durch pflegerischmedizinisches Personal während des Krankenhausaufenthaltes für eine Krebstherapie – das Erleben der Angehörigen von Krebskranken n=54 (27 Patienten/Patientinnen, 27 Familienmitglieder) Alter: 18 Jahre oder älter Setting: 24-BettenStation in einem Nonprofit-Krankenhaus, Systematischer Review n= 20 (Studien publiziert zwischen 1995 und März 2007) n=66 Alter: 40 Jahre und älter Setting: an die Universtität angeschlossenes Krebszentrum n=168 Alter: 18 Jahre oder älter Setting: 16 verschiedene onkologische Stationen in Finnland • Explorativ-deskriptives Design • Schriftliche Befragung mit 37 Items (adaptiert von einer Umfrage von Tringali, 1986) über Bedürfnisse in 3 Dimensionen (quantitativ) • Rating der Wichtigkeit der aufgelisteten Bedürfnisse • Angabe über Erfüllung der Bedürfnisse • Datenanalyse mittels deskriptiver Statistik • wichtigste Bedürfnisse von Patienten/Patientinnen und Familienmitgliedern ident • nämlich: Informationen und Kommunikation über die medizinische Behandlung, die Kompetenz der Pflegepersonen, der Reinheit der pflegerischen Umgebung, der Angemessenheit des Schmerzmanagement • zusätzlich bei Familienmitgliedern: Besuchszeit und Informationen für die Zeit nach der Entlassung • Darstellung der Bedürfnisse, die von geringerer Bedeutung sind • Recherche in den elektronischen Datenbanken MEDLINE und CINAHL • Bedürfnisse der Patientinnen gehen mit therapiebedingten physischen und sozialen Beeinträchtigungen einher, sowie mit emotionalem Stress. Bedürfnis nach Informationen, um die Kontrolle zu behalten und die Krankheit managen zu können • Bedürfnisse der Bezugspersonen sind Unterstützung dabei, sich selbst und die Patientin vor der Bedrohung zu schützen, das Bedürfnis nach Informationen über den Zustand der Patientin • Beide wollen Informationen über die Prognose und Perspektiven • Querschnittstudie • standardisierter Fragebogen • am zweiten postoperativen Tag nach Prostatektomie der Ehemänner • Alle Bedürfnisse werden von den Frauen als wichtig angesehen und sind zu unterschiedlichen Graden erfüllt • Fünf Bedürfnisse sind bei allen erfüllt, während vier bei mehr als 30% der Angehörigen unerfüllt sind • Das Alter beeinflusst die Anzahl an unerfüllten Bedürfnissen: ältere Frauen haben mehr unerfüllte Bedürfnisse • Querschnittstudie • eigens entwickelter Fragebogen • non-parametrische Tests für statistische Analyse • Zeigt Wichtigkeit der Informationen für Angehörige von Menschen mit Krebserkrankung auf • Weniger als 1/3 der Angehörigen ist zufrieden mit dem Ausmaß der erhaltenen Informationen • Das Bedürfnis nach emotionaler 18 für die Unterstützung ist weniger wichtig Angehörigen • Aber im Verhältnis zum Bedürfnis ist es wenig erfüllt KINDER UND JUGENDLICHE ANGEHÖRIGE Kristjanson, Linda J./Chalmers, Karen I./Woodgate, Roberta: Information and Support Needs of Adolescent Children of Women With Breast Cancer. In: Oncology Nursing Forum, Vol. 31, No. 1, p. 111-119, doi: 10.1188/04.ONF.111-1129 2004 Forrest, Gillian/Plumb, Caroline/Ziebland, Sue/Stein, Alan: Breast cancer in the family-children’s perceptions of their mother’s cancer and its initial treatment: qualitative study. In: British Medical Journal, Vol. 332, p. 998-1003, doi: 10.1136/bmj.38793.567801.AE . 2006 Kanada England • Identifikation der Bedürfnisse nach Information und Unterstützung von jugendlichen Kindern von Frauen mit Brustkrebs • Klären, ob die Bedürfnisse abhängig sind von der Phase der Erkrankung, dem Geschlecht und dem Entwicklungsstand der Jugendlichen • Das Ausmaß bestimmen, zu welchem die Bedürfnisse erfüllt werden n= 31 (jugendliche Kinder von Frauen in fünf Phasen der Erkrankung) • Krankheit und erste Behandlung von Frauen mit kürzlich diagnostiziertem Brustkrebs – Erleben ihrer Kindern • Unterschied zwischen Wissensstand der Kinder und der Auffassung der Mütter über den Wissensstand? n= 37 Mütter und 31 Kinder Alter: 12-18 Jahre Setting: fünf verschiedene onkologische Settings in Westkanada Alter der Kinder: unter 18 Jahre Setting: ein Krebszentrum in England • Forschungsansatz: Grounded Theory • Explorativ, qualitätives Design • 27 semi-strukturierte Interviews, 2 Fokusgruppen • Tonbandaufnahmen, Transkription der Interviews, Analyse anhand der konstantkomparativen Methode • + Fragebogen (Communication Subscale of the McMaster Family Assessment), um aus Sicht der Befragten den Kommunikationsstil der Familie zu bestimmen – Analyse mittels deskriptiver Statistik • Der emotionale Einfluss der Krebserkrankung der Mutter auf die Jugendlichen ist signifikant • Ein Assessment der Bedürfnisse von den Jugendlichen und der restlichen Familie wird selten durchgeführt. • Jugendliche haben Bedürfnisse nach Information und Unterstützung • Die für sie dringendste Information ist die über das Überleben der Mutter • Jugendliche finden die Unterstützung durch das Schulnetzwerk wichtig • Die Bedürfnisse der Jugendlichen gehen über den direkten Einfluss der Krankheit der Mutter hinaus • Jugendlichen möchten Unterstützung im Finden von Hoffnung • Phänomenologischer Forschungsansatz (qualitativ) • Halbstrukturierte individuelle Interviews • Mütter alleine interviewt • 25 Kinder alleine interviewt, 6 Kinder zusammen mit Geschwistern • Sogar die jüngsten Kinder erleben die Krankheit als lebensbedrohlich • Kinder beschreiben verschieden Aspekte der Behandlung der Mutter als besonders belastend (sie gleich nach der Operation zu sehen, die Chemotherapie, Alopezie) • Kinder vermuten, bevor jemand ihnen über die Erkrankung erzählt, dass etwas nicht in Ordnung ist • Eltern verstehen Reaktionen ihrer Kinder oft nicht und unterschätzen die emotionale Belastung oder merken nicht das Bedürfnis der Kinder nach mehr Vorbereitung oder altersgerechter Information über die Krankheit und die Behandlung 19 EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE BEDÜRFNISSE Chen, Shu-Ching/Lai, YeurHur/Liao, Chun-Ta/Huang, Bing-Shen/Lin, Chien-Yu/Fan, Kang-Hsing/Chang, Joseph Tung-Chien: Unmet supportive care needs and characteristics of family caregivers of patients with oral cancer after surgery. In: Psycho-Oncology, Vol. 23, No. 5, p. 569-577, doi: 10.1002/pon.3458 2014 Schmid-Büchi, Silvia/van den Borne, Bart/Dassen, Theo/Halfens, Ruud JG: Factors associated with psychosocial needs of close relatives of women under treatment for breast cancer. In: Journal of Clinical Nursing, Vol. 20, No. 7-8, p. 1115-1124, doi: 10.1111/j.13652802.2010.03376.x 2010 Taiwan Identifikation von Faktoren, die in Zusammenhang mit unerfüllten Bedürfnissen von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Kopf-HalsKarzinom stehen n=102 (Angehörige von Patienten/Patientinnen mit neu diagnostiziertem Kopf-Hals-Karzinom und Operation als Therapie) Alter: 20 Jahre oder älter Setting: Intensivstation und Bettenstation in einem medizinischenZentrum in Nordtaiwan Schweiz • Einblick erhalten in die psychosozialen Bedürfnisse und das Leid der nahen Angehörigen von Frauen in Behandlung gegen Brustkrebs sowie in die Wahrnehmung der Beziehung zu den Patientinnen • Bestimmung der Faktoren, die mit den psychosozialen Bedürfnissen der Angehörigen in Zusammenhang stehen n= 107 (nahe Angehörige von Frauen, die vor kurzem die Diagnose „Brustkrebs“ erhielten) Alter: 18 Jahre oder älter Setting: 2 Krankenhäuser in Zürich • Querschnittstudie • 7 verschiedene Selbstbeurteilungsfragebögen (Dauer ca. 20-30 Minuten) • Erhebungszeitpunkt 7-49 Tage (Durchschnitt 17,5) nach der Operation • Datenalyse mittels Regressionsanalyse • Bei Angehörigen von Patienten/Patientinnen mit höherer Symptombelastung und bei solchen, die durch die weitere Familie weniger Unterstützung erfahren, zeigt sich eine größere Anzahl an unerfüllten Bedürfnissen • Bei den unerfüllten Unterstützungsbedürfnissen dominiert der das Bedürfnis nach Informationen und jenes nach professionellen Gesundheitsdienstleistungen • analytische Querschnittstudie • standardisierter Fragebogen • Univariate Statistik, Korrelationskoeffizienten und multiple Regressionsanalyse • Nahe Angehörige brauchen Hilfe bei der Beschaffung von Informationen und mit dem Gesundheitspersonal • Sie wollen ehrliche Informationen über die Behandlung • Sie haben Schwierigkeiten, dem Gesundheitspersonal zu vertrauen. • Der Großteil leidet unter Belastung, weniger unter Angst und Depression. • Belastung, Angst und Probleme in der Beziehung stehen in Zusammenhang mit unbefriedigten Bedürfnissen. 20 Inhaltlicher Aspekt: Pflegerische Perspektive: Intervention für Angehörige AutorInnen, bibliografische Angaben Jahr Land Inhalt bwz. Ziel Stichprobe, Alter, Setting Design und Methode Ergebnisse, Kategorien, Themen • Reflexiver und autoethnographischer Zugang (qualitativer Forschungsansatz) • manche Teilnehmer waren gleichzeitig Forscher • Fokusgruppen – Tonbandaufnahmen • Transkription und Thematische Analyse der Daten, anschließend Diskussion mit Studienteilnehmern/Studientei lnehmerinnen über Ergebnisse • Drei Hauptthemen in Zusammenhang mit der Art und Durchführung der Intervention wurden identifiziert: 1) verschiedenartige Bedürfnisse erfüllen (Inhalt der Intervention) 2) verschieden Modelle zur Durchführung 3) Dilemma und Emotion (Auswirkungen auf die Pflegeperson) ALLGEMEIN Plant, Hilary/Moore, Sally/Richardson, Alison/Cornwall, Amanda/Medina, Jibby/Ream, Emma: Nurses’ experience of delivering a supportive intervention for family members of patients with lung cancer. In: European Journal of Cancer Care, Vol. 20, No. 4, p. 436-444, doi: 10.1111/j.13652354.2011.01249.x 2011 Großbritannien • Prozessevaluierung einer innovativen Intervention zur Unterstützung von Familien, in denen ein Mitglied ein kürzlich diagnostiziertes Bronchialkarzinom hat, mit Fokus auf die Erfahrung von Pflegepersonen • Beschreibung der Intervention, Überblick über die Entstehung, Art und philosophische Untermauerung der Intervention n= 3 (Pflegepersonen: 1 PP in der PraxisWeiterentwicklung, 2 PP mit Spezialisierung auf Lungenkrebs) Alter: nicht angegeben Setting: großes Lehrkrankenhaus in Großbritannien 21 3.1 Angehörigenperspektive - Erleben der frühen medizinischen Behandlung des krebskranken Familienmitglieds Angehörige sind in der frühen medizinischen Behandlungsphase eines Familienmitglieds mit Krebserkrankung mit einer Reihe von Gefühlen, Gedanken und Veränderungen konfrontiert. Diese Krankheitsphase ist für die engsten Bezugspersonen geprägt von einem Trauma, dem Versuch, Kontrolle zu erlangen, der Wahrnehmung ihrer eigenen Hilfeleistung und dem Einfluss, den die Erkrankung auf ihr eigenes Leben hat (Vgl. Lethborg et al., 2003, S.72). Ehepartner und Partner von Frauen mit Brustkrebs sind besorgt über den Zustand der Patientin, machen sich Sorgen wegen der Zukunft (Vgl. Nikoletti et al., 2003, o.S., zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Fletcher et al., 2010; Vgl. Röing et al., 2008, S.43) und zeigen sich skeptisch gegenüber der Qualität der Pflege, die den Frauen zuteil wird (Vgl. Nikoletti et al., 2003, o.S., zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906). Auch in der Studie von Pinkert et al., die ebenfalls Angehörige von Frauen mit Brustkrebs untersucht, zeigt sich, dass die Pflege der Patientin für die Angehörigen die höchste Priorität hat. Die Familien wollen ihr erkranktes Familienmitglied in „guten Händen“ wissen (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.85; Vgl. Dougherty, 2010, S.305). Kinder sind oft emotional aufgebracht, wenn ein Elternteil im Krankenhaus aufgenommen ist, z.B. für eine Operation. Kinder beschreiben, sich in dieser Zeit schlecht in der Schule konzentrieren zu können (Vgl. Forrest et al., 2006, S.3). In der Studie von Tastan et al. mit Angehörigen von Menschen mit Hirntumor-OP sagen die meisten, dass sie während des Krankenhausaufenthaltes und danach eine Auszeit von ihrer Arbeit nehmen, um für den Patienten/die Patientin da zu sein und dass dies für sie wichtiger ist als die Arbeit (Vgl. Tastan et al., 2011, S.81). Auch in der Studie von Röing et al. kommt zum Ausdruck, dass Angehörige den Fokus auf den Patienten/die Patientin legen und sich selbst zurücknehmen. Sie beschreiben ihre Situation während der Behandlungsphase als „living in a state of suspension“ (Anmerkung: Leben in einem Zustand des Aufschiebens). Die Angehörigen stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück (Vgl. Röing et al., 2008, S.42). Sie ordnen die Prioritäten in ihrem Leben neu und müssen mit vielen Unsicherheiten umgehen lernen, die die Krebserkrankung in der Familie mit sich bringt (Vgl. Fletcher et al., 2010, S.5). Die Angehörigen passen ihren Lebensstil den physischen Bedürfnissen und Grenzen ihres kranken Familienmitglieds an. Genauso wie die Patienten/Patientinnen selbst, stellen sie sich auf die ungewohnte Krankenhausumgebung und die Routinen in der Behandlung ein. Ihr eigenes Leben kommt zu einem Stillstand, und Pläne für die Ferien oder die gemeinsame Zeit mit dem Partner/der Partnerin in der unmittelbaren Zukunft müssen verändert werden. 22 Im Alltag müssen sie sich an neue Umstände gewöhnen, wie z.B. an die Tatsache, dass sie alleine für den Haushalt zuständig sind oder alleine für die gemeinsamen Kinder sorgen müssen (Vgl. Röing et al., 2008, S.44). Ein Angehöriger in der Studie Röing et al. sagt dazu: „The relatives ... they are supposed to be strong and fix everything, do all the practical work ... even something as simple as washing dishes, cleaning house, doing the wash, grocery shopping ... that takes a lot of energy.“1 In der Studie von Lethborg et al. sagen 87% der Angehörigen, dass sie ein Trauma durchleben, die Erfahrung extrem und das Leben dramatisch ist und sich dauernd verändert. Gleichzeitig empfinden fast alle, dass ihr Leid nicht gesehen wird (Vgl. Lethborg et al., 2003, S.76). Angehörige beschreiben auch, dass sich ihr Zeitgefühl verändert. Manchen kommt es vor als verginge die Zeit schneller, während andere sagen, dass sie langsamer vergeht. Zum Ende der Behandlung sind Gedanken an die Zukunft meist positiv, konzentrieren sich aber auf das Leben im Jetzt. Angehörige sehen eher die einzelnen Tage als ein Gesamtbild ihres Lebens (Vgl. Röing et al, 2008, S.45; Vgl. Lethborg et al., 2003, S.76). Zwei Studienteilnehmer aus der Studie von Lethborg et al. dazu: „Suddenly the big picture doesn’t matter. Obviously, your daily lifestyle changes to encompass the treatment side of it, but generally what used to be important, isn’t anymore.“2 „... it’s made me very conscious of how fragile life and how important every day is and you only get on ego at it I suppose as far as I can see. I don’t think I’m coming back so this is it.“3 In der Studie von Kristjanson et al. kann aus der Perspektive jugendlicher Kinder von krebskranken Frauen signifikant nachgewiesen werden, dass die Jugendlichen von der Erkrankung mitbetroffen sind und dass ihre Bedürfnisse über das direkte Einwirken der Erkrankung hinausgehen (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.116). In der Studie von Forrest et al. zeigt sich, dass die Reaktionen von Kindern auf den Brustkrebs ihrer Mutter unabhängig vom Alter ähnlich sind. Sie äußern emotionale Belastung, Schock, Trauer, Angst und Furcht. 1 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Röing et al. (2008), S.44. Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Lethborg et al. (2003), S.76. 3 Persönliche Aussage einer Studienteilnehmerin in der Studie von Lethborg et al. (2003), S.76. 2 23 Manche sind böse auf Gott, die Mutter, Lehrer oder Vertrauenspersonen in der Schule. Diese Gefühle erleben Kinder oft unbemerkt von ihren Eltern (Vgl. Forrest et al., 2006, S.3). Erwachsenen leiden unter ähnlichen Gefühlen, wie sich in der Studie von Schmid-Büchi et al. (2010) zeigt. Während der Behandlungsphase erleben mehr als ein Viertel (26,1%) aller nahen Angehörigen von Frauen mit Brustkrebs Angst. 10,3% zeigen Symptome einer Depression. Mehr als 60% der nahen Angehörigen leiden klinisch evident unter Belastung (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1119). Junge Kinder erleben den Krankenhausaufenthalt und die Nebenwirkungen von Chemotherapie, wie zum Beispiel Haarverlust, als besonders schwierig. Eine 13-jährige Studienteilnehmerin aus der Studie von Forrest et al. dazu: „I think it was when she lost her hair it was quite scary. I’m used to it now but when it first happened I was a bit scared and I didn’t really tell my friends. So for about a month we didn’t have anyone round and then when I told my friends I was ok about it.“4 In derselben Studie sagen die Kinder, dass die Familie feiert, wenn die Mutter keine Chemotherapie braucht. Andere Kinder äußern froh zu sein, wenn die Mutter Chemotherapie erhält, weil es für sie bedeutet, dass alles für die Mutter getan wird, das möglich ist (Vgl. Forrest et al., 2006, S.3f.). 3.2 Bedürfnisse der Angehörigen und ihre Einflussfaktoren Angehörige scheinen viele Bedürfnisse zu haben, wenn ein Mitglied der Familie an Krebs erkrankt ist und sich der ersten Therapie unterzieht (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Pinkert et al., 2013, S.83; Vgl. Andic/Karayurt, 2012, S.4493; Vgl. Dougherty, 2010, S.303). In der Literatur werden die Bedürfnisse einerseits in „met“ und „unmet“ unterteilt, was mit „erfüllt“ und „unerfüllt“ übersetzt werden kann. Andererseits werden sie in ihrer Art unterschieden – emotionale Bedürfnisse, Bedürfnisse nach Information, Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit, Bedürfnis nach praktischer Unterstützung oder auch lediglich Bedürfnis nach Unterstützung. In manchen Studien wird auf eine solche Unterteilung verzichtet und die Bedürfnisse werden in konkreten Handlungen ausgedrückt, z.B. ehrliche Antworten auf Fragen bekommen (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.83). Dies erschwert eine 4 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Forrest et al. (2006), S. 3. 24 Synthese der Bedürfnisse. Die folgende Auflistung ist ein Versuch einer Synthese der wissenschaftlichen Literaturzitate. 3.2.1 Emotionale Bedürfnisse Ehepartner und Partner von Brustkrebspatientinnen haben das Bedürfnis, sich selbst vor den vielfachen Bedrohungen, die die Krebserkrankung mit sich bringt, zu schützen. Ebenso wollen sie die Partnerin vor weiterem Leid schützen. Sie möchten für ihre Partnerin da sein und ihre Gedanken lesen zu können. Wenn die Behandlung fortschreitet und mit ihr die Belastung des behandelten Familienmitglieds, könnte sich das Bedürfnis, den Patienten/die Patientin zu unterstützen noch verstärken (Vgl. Röing et al., 2008,S.43). Oft fühlen sich die Angehörigen von ihrer neuen Rolle überwältigt (Vgl. Samms, 1999, o.S., zitiert nach SchmidBüchi et al. 2008, S.2906; Vgl. Flechter et al., 2010, S.5). Leiden die Angehörigen unter Angst, Depression oder stehen unter Belastung, zeigen sie höhere unerfüllte Bedürfnisse. Angst steht in Zusammenhang mit dem Bedürfnis nach emotionaler, sozialer und spiritueller Unterstützung und praktischer Hilfe (Schmid-Büchi et al., 2010, S.1119). In der Studie von Chen et al. nennen mehr als die Hälfte der Angehörigen (62,7%) das Bedürfnis nachvollziehen zu können, was der Patient/die Patientin erlebt (Vgl. Chen et al. 2014, S.574). Zwei Zitate aus der Studie von Röing et al. zum Bedürfnis, für den Patienten/die Patientin da zu sein: „ I saw how bad it was after radiation therapy ... it was horrible ... it goes without saying ... he was so sick ... he vomited 3 to 4 times a day. He almost gave up then ... didn’t think it was worth it. But I told him ... it’ll get better ... you’ll see ... and it did get better, slowly.“5 „And then as a husband I wanted to be there for her when she had her bad days as well ... it’s obvious ...“6 Der Fokus der (Ehe-)Partner/(Ehe-)Partnerinnen liegt auf der Krankheit des Patienten/der Patientin. Angehörige haben das Bedürfnis informiert zu sein und ihre Partner/Partnerinnen in den verschiedenen Entscheidungsprozessen zu unterstützen. Sie ordnen ihre eigenen Bedürfnisse denen der (Ehe-)Partner/(Ehe-)Partnerinnen unter und versuchen eine positive 5 6 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Röing et al. (2008), S.43. Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Röing et al. (2008), S.43. 25 Einstellung zu haben (Hilton et al. 2000, o.S., zitiert nach Schmid-Büchi et al. 2008, S.2906; Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118; Vgl. Lethborg et al., 2003, S.73f.). Die Angehörigen möchten alles Erdenkliche für ihre Partner/Partnerinnen/Freunde/Freundinnen (Vgl. Lethborg et al., 2003, S.73). Ein Teilnehmer in der Studie von Lethborg et al. drückt es so aus: „... my needs or feelings were irrelevant compared to what she was going through and therefore the issue was more the support and care of her. It’s as simple as that.“7 Besuchszeiten beschränken die Zeit der Angehörigen mit den Patienten/Patientinnen. Umsomehr haben sie das Bedürfnis involviert zu sein (Vgl. Röing et al., 2008, S.43). In der Studie von Dougherty äußern die Angehörigen das Bedürfnis, den Patienten/die Patientin jederzeit besuchen zu können (Dougherty, 2010, S.303). Trotz des Zurückstellens eigener Bedürfnisse, wünschen sich 40% der Angehörigen Hilfe beim Entwickeln von Vertrauen in die Zukunft (Schmid-Büchi et al., 2010, S.114). Sowohl die Studie von Hilton als auch die Studie von Samms zeigen, dass Angehörige versuchen, ihre Aufmerksamkeit auf die Familie zu richten und das Alltagsgeschehen aufrechtzuerhalten bzw. zu ihrem „normalen“ Leben zurückzukehren (Vgl. Hilton et al., 2008, o.S.; Vgl. Samms, 1999, o.S., zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Fletcher et al. 2010, S.5). In der Studie von Röing et al. äußern die Partner/Partnerinnen von Menschen mit Kopf-Hals-Karzinom, dass sie sich überwältigt fühlen und Schwierigkeiten haben, sich auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren und sich zwischendurch genügend auszuruhen (Vgl. Röing et al., 2008, S.43). Ein Zitat hierzu: „I don’t know, last summer. I sat in a chair and just read all day. I don’t know ... I was completely in pieces. I didn’t function, did nothing at home, didn’t clean, or anything.“8 Aus pflegerischer Perspektive stellt sich die Frage, ob emotionale Bedürfnisse von Angehörigen notwendigerweise zu Interventionen führen sollen. Die Studie von Pinkert et al. (2013) zeigt, dass Angehörige Bedürfnisse nach emotionaler Unterstützung im Vergleich zu dem Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit als wenig wichtig einstufen. Nur 21% wollen getröstet werden, 19% wollen über ihren Kummer mit medizinischem Fachpersonal sprechen können, 15% geben das Bedürfnis an, über negative Gefühle wie Wut oder Ärger zu sprechen und nur 6% wollen über religiöse Themen sprechen. Gegensätzlich dazu ist das Ergebnis der Studie von Chen et al. - 90,2% der Angehörigen nennen das unerfüllte 7 8 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Lethborg et al. (2003), S.74. Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Röing et al. (2008), S.43. 26 Bedürfnis mit jemandem über ihre Sorgen über Rezidive zu sprechen. Insgesamt wird das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung aber auch in dieser Studie als nur gering bis mittelmäßig wichtig eingestuft (Vgl. Chen et al., 2014, S.574). Zum einem ähnlichen Ergebnis kommt die Studie von Eriksson/Lauri, in der nur knapp die Hälfte der Angehörigen das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung äußert (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). In der Studie von Mason haben die Partnerinnen von Männern mit Prostatakrebs zwar das Bedürfnis jemanden zu haben, der sich um ihre Gesundheit sorgt, allerdings sei dies das unwichtigste von 30 Bedürfnissen (Vgl. Mason, 2005, S.561). Bedürfnisse mit dem Überbegriff „Vertrauen und Sicherheit“ werden in derselben Studie von den Angehörigen als am wichtigsten eingestuft. Darunter fällt das Bedürfnis nach ehrlichen Antworten auf Fragen (82%), das Bedürfnis nach der Sicherheit, dass sich um den Patienten gekümmert wird (79%) und danach, eine Person auf der Station zu haben, die jederzeit für Fragen zur Verfügung steht (67%) (Vgl. Pinkert et al., 2013; S.83; Vgl. Dougherty, 2010, S.305; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). In einer anderen Studie wollen Angehörige sicher sein, dass die pflegerische Umgebung sauber ist. Dies steht für die Angehörigen an achter Stelle und untermauert ebenfalls das hohe Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit, genauso wie das Bedürfnis sicher sein zu können, dass der Patient/die Patientin eine angemessene Schmerzbehandlung erhält (Vgl. Dougherty, 2010, S.303ff.; Vgl. Chen et al. 2014, S.574; Vgl. Lethborg et al., 2003, S.72). In der Studie von Mason ist das wichtigste Bedürfnis der Partnerinnen von Männern mit Prostatakrebs sicher sein zu können, dass der Mann die bestmögliche Behandlung erhält (Vgl. Mason, 2005, S.561). Dieses Bedürfnis äußern auch Kinder in der Studie von Forrest et al. (2006) und Partner/Partnerinnen und Freunde/Freundinnen in der Studie von Lethborg et al. (2003). 3.2.2 Informationsbedürfnisse Informationen sind für Angehörige von großer Wichtigkeit (Vgl. Pinkert et al., 2013; Vgl. Schmid-Büchi et al., 2008; Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010; Vgl. Dougherty, 2010; Vgl. Mason, 2005; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000). Informationsbedürfnisse betreffen in den Studien mehrere Themengebiete. In der Studie von Eriksson/Lauri wird unterschieden in das Bedürfnis nach pflegerischer und medizinischer Information, wobei den Angehörigen beide gleich wichtig sind (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.11). In der Studie von Rees/Bath bekommen die Ehepartner bzw. Partner von Frauen mit Brustkrebs die Aufklärung über die Diagnose größtenteils von ihren Partnerinnen. 60% der Männer bekommen zusätzlich Informationen 27 vom medizinischen Fachpersonal. 40% der Männer wollen an der Befundbesprechung teilnehmen, einerseits um ihrer selbst willen, andererseits, um ihre Partnerinnen zu unterstützen (Vgl. Rees/Bath, 2000, o.S., zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Lethborg et al., 2003, S.73). Ein Ehepartner in der Studie von Lethborg et al. drückt es so aus: „We did both have a view earlier on that if one didn’t take a very active interest in the treatment cycle or the issues of the treatment, if you didn’t stay on top of what your situation was you know regularly updated, and noted who just done what to you in terms of administering drugs or medicines, you could lose control.“9 In mehreren Studien zeigt sich, dass es den Angehörigen sehr wichtig ist Informationen über die Erkrankung selbst und die Ziele, Wirkungen und Nebenwirkungen der verschiedenen Therapien zu erhalten (Vgl. Chen et a., 2014, S.574; Vgl. Schmid-Büchi et al, 2010, S.1118; Vgl. Flechter et al., 2010, S.5; Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.115; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.11). Ebenso möchten sie über mögliche Schmerzen informiert werden. Dies ist in einer Studie sogar ihr wichtigstes Bedürfnis, neben Informationen über die Erkrankung selbst (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.11). Ein Beispiel für eine Aussage eines Angehörigen in Bezug auf Informationen aus der Studie von Tastan et al.: „They just make you sign a paper and then operate. It was going to be serious surgery. They did not provide good, detailed information. There were a lot of unexplained things. I did not know what to ask, who to ask.“10 In der Studie von Tastan et al. erschrecken die Angehörigen von Patienten/Patientinnen nach einer Schädel-Operation oft über das Erscheinungsbild des Operierten mit Wundverbänden, Drainagen und Geschichtsödemen. Ähnliches zeigt sich in der Studie von Forrest et al., in der Kinder von Frauen mit Brustkrebs sagen, beim ersten postoperativen Besuch geschockt zu sein durch die Benommenheit der Mutter, durch blutige Bettwäsche oder blutgefüllte Drainagen (Vgl. Forrest et al., 2006, S.3). Ein Kind äußert sogar, beim ersten Besuch nach der Operation gedacht zu haben, die (schlafende) Mutter sei verstorben. In dieser Studie zeigt sich Kinder die Erfahrung weniger besorgniserregend finden, wenn sie die Station vor der Operation schon einmal besucht haben oder erst ein paar Tage nach der Operation auf Besuch kommen (Vgl. Forrest et al., 2006, S.3). Forrest et al. empfehlen, 9 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Lethborg et al. (2003), S.73. Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Tastan et al. (2011), S.82. 10 28 Kinder besser vorzubereiten und ihnen mehr Informationen zu geben. Ältere Kinder drücken ihr Bedürfnis nach Informationen über die Erkrankung und den verfügbaren Behandlungen eher aus. Sie möchten erfahren, wie andere in einer ähnlichen Situation umgegangen sind. Viele Jugendliche wünschen sich als Ergänzung zu bereits erhaltenen Informationsblättern Empfehlungen zu Websiten (Vgl. Forrest et al., 2006, S.4). Erwachsene und jugendliche Angehörige haben das Bedürfnis zu erfahren, was sie für den Patienten/die Patientin tun können (Vgl. Samms, 1999, o.S.; zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Dougherty, 2010, S.305; Vgl. Chen et al., 2014, S.574, Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.115). Bedürfnisse nach Informationen scheinen unter den wichtigsten Bedürfnissen von Angehörigen zu sein. Inhaltlich geht es dabei vor allem um Belange des Patienten/der Patientin. Die Angehörigen wollen verständlich über die Krankheit, die Therapie und mögliche Nebenwirkungen der Therapie informiert werden. Sie möchten ehrliche Antworten auf Fragen bekommen (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.83; Vgl. Dougherty, 2010, S.305; Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118; Vgl. Kristjanson et al. 2004, S.116). Für Jugendliche scheinen Informationen über Nebenwirkungen besonders wichtig zu sein. Vor allem Wissen über mögliche Gefühle und Veränderungen (z.B. als Nebenwirkungen von Therapien) können ihnen helfen, „ungewohntes“ Verhalten beim kranken Familienmitglied einzuordnen und mit der Situation zurechtzukommen. Jugendliche schätzen Einzelgespräche mit Pflegepersonen (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.115). Die Angehörigen wollen den Behandlungsplan kennen und bei Zustandsveränderungen des Patienten/der Patientin informiert werden (Vgl. Dougherty, 2010, S.303). In mehreren Studien zeigt sich, dass Angehörige über die Prognose des Patienten/der Patientin Bescheid wissen wollen (Vgl. Chen et al., 2014, S.574; Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118; Vgl. Fletcher et al. 2010, S.5). Ein Beispiel aus der Studie von Tastan et al. dazu, das mehrere Bedürfnisse ausdrückt: „My mother could not move comfortably. The strength in her arms and legs had not fully returned. She gradually got better but there were still problems. We did not know if anything would bring back her former power. We were also scared to do anything.“11 11 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Tastan et al. (2011), S.82. 29 Für jugendliche Kinder (über 12 Jahren) von Frauen mit Brustkrebs ist das Überleben oder Nichtüberleben der Mutter die dringendste Information, genauso wie eine Information über die Ernsthaftigkeit der Erkrankung (Kristjanson et al., 2004, S.116). Chen et al. stellen in ihrer Studie fest, dass Angehörige dann am meisten unerfüllte Bedürfnisse nach Unterstützung aufweisen, wenn der Patient/die Patientin unter vielen Symptomen leidet und Angehörige einen Mangel an sozialer Unterstützung erhalten (Vgl. Chen et al., 2014, S.573). In der Studie von Schmid-Büchi et al. ist ein Konflikt mit dem Patienten/der Patientin der stärkste Einflußfaktor auf unerfüllte Bedürfnisse. Nach Schmid-Büchi et al. empfiehlt sich, ebendiese Angehörigen zu identifizieren, nicht zuletzt, weil der Konflikt auch Einfluss auf den Patienten/die Patientin hat. Schmid-Büchi et al. folgern weiter, dass ein Konflikt möglicherweise einen Hinweis auf jene Angehörigen liefern könnte, deren Bedarf an Unterstützung besonders hoch ist (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S. 1120f.). In der Studie von Dougherty wünschen sich die Angehörigen spezifische Informationen über die Pflege nach der Entlassung (Vgl. Dougherty, 2010, S.303). Knapp die Hälfte der Angehörigen in der Studie von Chen et al. nennt das Bedürfnis nach Informationen über Möglichkeiten finanzieller und staatlicher Unterstützung, während in der Studie von SchmidBüchi et al. das Bedürfnis nach Informationen über verfügbare Services und Hilfen nur von einem Drittel genannt wird (Vgl. Chen et al., 2014, S.574; Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118). Das Bedürfnis nach Informationen oder Unterstützung im Bereich der Sexualität scheint in der Phase der frühen medizinischen Behandlung von geringer Bedeutung für Angehörige zu sein. Nur 19% wünschen sich zu diesem Zeitpunkt in der Studie von Pinkert et al. Informationen diesbezüglich (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.83). In der Studie von Fletcher et al. allerdings äußern die Angehörigen von Frauen in Behandlung von Brustkrebs Sorgen über Veränderungen in der Sexualität (Flechter et al., 2010, S.5), jedoch nicht explizit das Bedürfnis mit Fachpersonen zu sprechen. Auch das Bedürfnis nach Informationen bezüglich des Settings (z.B. Cafeteria, Parkplatz) scheint für die Angehörigen, im Vergleich zu anderen Bedürfnissen, weniger wichtig zu sein (Vgl. Dougherty, 2010, S.303; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). In der Studie von Nikoletti et al. haben die Ehepartner und Partner von Frauen mit Brustkrebs ein stärkeres Bedürfnis nach Informationen, je schwerwiegender die Krebsdiagnose ist. Das Bedürfnis nach Informationen ist auch höher, wenn es in der Familie junge Kinder gibt (Vgl. Nikoletti et al., 2003, o.S.; zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906). Je jünger der Angehörige/die Angehörige selbst, desto höher scheint das Bedürfnis nach Information und emotionaler und sozialer Unterstützung zu sein (Schmid-Büchi et al., 30 2008, S.1119). Im Gegensatz dazu steht das Ergebnis der Studie von Mason, in weibliche Angehörige mehr Informationsbedürfnisse haben, je älter sie sind (Vgl. Mason, 2005, S.591). Weibliche Angehörige scheinen im Vergleich zu männlichen ein größeres Bedürfnis sowohl nach Informationen als auch nach emotionaler Unterstützung zu haben (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Wenn der Patient männlich ist, wünschen sich die Angehörigen mehr medizinische, pflegerische und organisatorische Informationen, sowie emotionale Unterstützung als wenn die Patientin weiblich ist (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Auch der Bildungsgrad ist ein Einflussfaktor für das Bedürfnis nach Information, wobei ein geringerer Bildungsgrad ein höheres Bedürfnis nach Informationen anzeigt (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Jugendliche Kinder von Frauen mit Brustkrebs haben Bedürfnisse nach Informationen. Dies hängt ihren eigenen Aussagen nach oft damit zusammen, dass Eltern als „Hüter der Informationen“ fungieren und sie oftmals für sie unzureichend informieren. Väter scheinen aber generell eine gute Quelle von Informationen für die Jugendlichen zu sein. Kristjanson et al. empfehlen deshalb, den Vätern Informationen darüber zu geben, wie sie mit ihren jugendlichen Kindern sprechen und sie unterstützen können (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.116). Bei den Jugendlichen in der Studie von Kristjanson et al. kann kein Unterschied in den Bedürfnissen von Buben und Mädchen nachgewiesen werden, mit einer einzigen Ausnahme – alle Mädchen haben Angst selbst an Brustkrebs zu erkranken (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.116). 3.2.3 Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinischpflegerischem Fachpersonal Wie bereits erwähnt haben Ehepartner und Partner von Frauen mit Brustkrebs das Bedürfnis zu erfahren wie sie ihre Frauen unterstützen können und wollen in die praktische Unterstützung involviert sein (Vgl. Samms, 1999, o.S.; zitiert nach Schmid-Büchi et al., 2008, S.2906; Vgl. Pinkert et al., 2013, S.85f.; Vgl. Dougherty, 2010, S.305). Auch wollen sie ihre Partnerinnen bei verschiedenen Entscheidungen unterstützen und demnach von pflegerischer und medizinischer Seite involviert werden (Vgl. Hilton et al. 2000, o.S.; zitiert nach Schmid-Büchi et al. 2008, S.2906; Vgl. Pinkert et al., 2013, S. 85f.). Es ist dabei für die Angehörigen von geringer Bedeutung, tageweise von der gleichen Pflegeperson betreut zu werden. Ebenso ist für die Angehörigen von geringerer Bedeutung, jeden Tag mit dem Arzt des Patienten/der Patientin zu sprechen (Vgl. Dougherty, 2010, S.303). Zentral scheint zu sein, dass Angehörige Unterstützung beim Aufbau von Vertrauen in das 31 Gesundheitspersonal brauchen. In der Studie von Schmid-Büchi et al. gaben 35,2% der Angehörigen an, sich mehr Respekt von Seiten der Ärzte/Ärztinnen zu wünschen und 25% von Seiten des Pflegepersonals. In etwa die gleichen Zahlen gelten für das Bedürfnis nach mehr Zeit, um mit Gesundheitspersonal über Probleme zu sprechen (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118). Das Bedürfnis nach effektivem Zugang und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinisch-pflegerischem Fachpersonal hängt laut Schmid-Büchi et al. mit einer höheren Belastung der Angehörigen, mehreren Konflikten in der Beziehung zum Patienten/zur Patientin und einer stärkeren Reziprozität in der Beziehung zum Patienten/zur Patientin zusammen (Schmid-Büchi et al., 2010, S.1119). Sowohl in der Studie von Kristjanson et al., als auch in der Studie von Forrest et al. schätzen jugendliche Kinder von Frauen mit Brustkrebs spezialisierte, individualisierte Interventionen und wünschen sich, dass medizinisch-pflegerisches Fachpersonal über offene Fragen bei den Jugendlichen erkundigt. Jugendliche möchten, dass das Fachpersonal auf sie zugeht, ehrlich, respektvoll und mitfühlend ist. Neben diesen Qualitäten schätzen Jungendliche es, wenn sie in der Beziehung mit dem Fachpersonal das Gefühl von Gegenseitigkeit haben (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.116). Manche Jungendliche fühlen sich ausgeschlossen, wenn sie bei Gesprächen mit medizinisch-pflegerischem Personal nicht dabei sein können. Ein Zitat einer 12- jährigen Studienteilnehmerin aus der Studie von Forrest et al. dazu: „Usually when they (the doctors) wanted to say something, they made me and my sister go somewhere else while they talked to my dad and mum. But I think it would have been better if they kind of spoke to all of us so, like, we knew exactly what was going on instead of just hearing it from mum and dad.“12 3.2.4 Spirituelle Bedürfnisse Laut Schmid-Büchi et al. sind für Angehörige Bedürfnisse in Verbindung mit Spiritualität in der Behandlungsphase insgesamt weniger wichtig ist. Dennoch nennen 40,4% der Angehörigen das unerfüllte Bedürfnis nach Unterstützung beim Finden von Hoffnung und Finden eines Sinns in der Erkrankung des Patienten/der Patientin (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118). In der Studie von Eriksson/Lauri wird das Bedürfnis über spirituelle Themen zu sprechen als am wenigsten wichtig eingestuft (Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Jugendlichen Kindern von Frauen mit Brustkrebs ist die Unterstützung beim Finden von Hoffnung wichtig 12 Persönliche Aussage eines Studienteilnehmers in der Studie von Forrest et al. (2006), S. 4. 32 (Vgl. Kristjanson et al., 2004, S.116). Das Bedürfnis nach spiritueller Unterstützung ist laut der Studie von Schmid-Büchi et al. vom Bildungsgrad des Angehörigen/der Angehörigen abhängig, wobei ein niedriger Bildungsgrad ein größeres Bedürfnis nach Unterstützung in diesem Bereich anzeigt (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1119). 3.3 Erfüllung der Bedürfnisse 3.3.1 Einschätzung der Bedürfnisse von Angehörigen – Pflegerische Perspektive Pflegepersonen schätzen in der Studie von Pinkert et al. (2013) die Bedürfnisse von Angehörigen zu einem Teil gleich ein wie die Angehörigen selbst. Sie erkennen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen für die Angehörigen Priorität hat. In der Einschätzung der Bedürfnisse gibt es zwischen den Angehörigen und Pflegepersonen eine Übereinstimmung bei vier von neun Bedürfnissen. Es handelt sich um Bedürfnisse in Bezug auf die Pflege des Patienten/der Patientin. Bei den restlichen 20 von insgesamt 24 erfassten Bedürfnissen zeigen sich Unterschiede. Die Pflegepersonen überschätzen die Wichtigkeit aller anderen Bedürfnisse im Vergleich zu den Angehörigen selbst. Vor allem überschätzen sie das Bedürfnis das nach emotionaler Unterstützung (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.84f.). Verständlicherweise investieren Pflegepersonen am meisten in die Erfüllung jener Bedürfnisse, von denen sie annehmen, sie seien für die Angehörigen am wichtigsten. In Fehleinschätzungen wird sichtbar, wie zweckdienlich eine systematische Erfassung von Bedürfnissen sein könnte. In der Studie von Kristjanson et al. wird allerdings nachgewiesen, dass ein Assessment der Bedürfnisse von Familien selten durchgeführt wird (Vgl. Kristjanson et al, 2004, S.116). In einer Studie werden die Erfahrungen von Pflegepersonen mit einer konkreten, innovativen Intervention zur Unterstützung der Familien von Menschen mit Bronchialkarzinom erforscht. Die Intervention umfasst ein systematisches Assessment der Bedürfnisse von Angehörigen und eine darauf aufbauende emotionale Unterstützung und Bereitstellung von Informationen. Plant et al. kommen zu dem Ergebnis, dass die Intervention aus pflegerischer Perspektive einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Angehörigen hat (Vgl. Plant et al., 2011, S.437ff.). 33 3.3.2 Erfüllung der Bedürfnisse von Angehörigen – Angehörigenperspektive In der Studie von Pinkert et al. (2013) wird erhoben, welchen Bedürfnissen von Angehörigen am öftesten erfolgreich und welchen nicht oder nicht erfolgreich begegnet wird. Aus der Perspektive der Angehörigen wird sich um den Patienten/die Patientin gekümmert, sie bekommen ehrliche Antworten auf Fragen, verständliche Erklärungen, haben eine Kontaktperson auf der Station und bekommen Informationen über die Station. Sie geben an, nicht über negative Gefühle wie Wut oder Schuld sprechen zu können, keine Informationen über die Auswirkungen der Krebserkrankung auf das Familienleben zu bekommen, nicht über religiöse Themen sprechen zu können und keine Informationen über den Einfluss der Erkrankung auf die Partnerschaft und Sexualität zu erhalten. Diese unerfüllten Bedürfnisse zählen allerdings nicht zu den für sie wichtigsten. Zu dem selben Ergebnis kommt die Studie von Mason, in der fünf Bedürfnisse von keinem einzigen Teilnehmer als „unerfüllt“ bezeichnet werden: sicher zu sein, dass sich um den Patienten/die Patientin gekümmert wird, sicher zu sein, dass der Patient/die Patientin die bestmögliche Pflege erhält, über die Behandlung informiert zu sein, verständliche Erklärungen zu erhalten und genau darüber informiert zu sein, was für den Patienten/die Patientin getan wird (Vgl. Mason, 2005, S.591). In der Studie von Eriksson/Lauri geben 96% der Angehörigen an, dass medizinischpflegerisches Personal sie nur spärlich oder gar nicht fragt, ob sie über ihre eigenen Gefühle und Erfahrungen sprechen wollen. In der Studie zeigt sich auch, dass nur die wenigsten Angehörigen sich emotional unterstützt fühlen, nämlich 8% (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12) Die Bedürfnisse nach Informationen durch Pflegepersonen sind aus Angehörigenperspektive zu weiten Teilen erfüllt (Vgl. Pinkert et al, 2013, S.83f.; Vgl. Dougherty, 2010, S.304). Im Gegensatz dazu steht das Ergebnis der Studie von Chen et al.: vier der zehn wichtigsten unerfüllten Bedürfnisse sind solche nach spezifischen Informationen (Chen et al. 2014, S.574). Zu weiteren konträren Ergebnissen kommt die Studie von Schmid-Büchi et al.: durchschnittlich 40% der Angehörigen haben hohe Levels an unbefriedigten Bedürfnissen in Bezug auf Informationen und beim Zugang zu medizinisch-pflegerischem Fachpersonal (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118). Auch in der Studie von Tastan et al. (2011) gibt nur die Hälfte der Angehörigen an, zufriedenstellend informiert zu sein (Tastan et al., 2011, S.82). In den Studien wird allerdings selten zwischen dem Bedürfnis von einem Arzt/einer Ärztin oder einer Pflegeperson informiert zu werden unterschieden. Die Studie von Eriksson/Lauri kommt auch zu dem Ergebnis, dass Angehörige nicht zufriedenstellend informiert sind, sowohl durch medizinisches als auch pflegerisches Personal. Angehörige erhalten am meisten medizinische Informationen. 29% der Angehörigen geben an, dass ihr Bedürfnis nach Informationen gestillt ist. Bei pflegerischen Informationen geben 21% an ausreichend 34 informiert zu sein (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). In der Studie von Forrest et al. sind nur die unter 10-jährigen Teilnehmer/Teilnehmerinnen zufrieden mit dem Ausmaß an erhaltenen Informationen. Fast die Hälfte der Kinder sagen, nicht genügend Informationen zu haben (Vgl. Forrest et al., 2006, S.4). In der Studie von Dougherty geben manche Angehörigen an, dass drei ihrer 13 wichtigsten Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Das am häufigsten unerfüllte Bedürfnis (13%) ist das nach spezifischen Informationen über die Pflege nach der Entlassung des Patienten (Vgl. Dougherty, 2010, S.304). In der Studie von Mason sind es sogar über 30% der Angehörigen, die ebendieses Bedürfnis als unerfüllt angeben (Vgl. Mason, 2005, S.591). Das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung ist für die Angehörigen weniger wichtig. Diejenigen, die größere Bedürfnisse in diesem Bereich haben, fühlen sich allerdings nicht ausreichend unterstützt (Vgl. Pinkert et al., 2013, S. 83ff.). Die Studie von Lethborg et al. kommt zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Angehörigen sich nicht ausreichend unterstützt fühlt und Gefühle von Isolation in der Behandlungsphase erlebt (Vgl. Lethborg et al., 2003, S.77). Eine andere Studie zeigt, dass das Bedürfnis nach emotionaler und sozialer Unterstützung eine Woche nach Krankenhausentlassung am höchsten, die Zufriedenheit mit der Erfüllung aber am niedrigsten ist (Vgl. Chen et al., 2014, S.574). Dem Bedürfnis nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem medizinischpflegerischen Fachpersonal wird nicht ausreichend begegnet aus der Sicht der Angehörigen (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.85f.; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Ebenso wenig erhalten Angehörige Informationen über alternative Behandlungsmethoden (Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). In der Studie von Mason geben jeweils mehr als 30% der Angehörigen an, folgende unerfüllte Bedürfnisse zu haben: Informationen darüber, was sie physisch von ihrem Familienmitglied erwarten können, Informationen darüber, wie sie die Person berühren dürfen und Kontakte zu Personen, die ihnen in Problemlagen weiterhelfen (Vgl. Mason, 2005, S.591). 35 4 Diskussion Für Angehörige ist die Phase der frühen medizinischen Behandlung eines krebskranken Familienmitglieds geprägt von einem Trauma und dem Versuch Kontrolle zu erlangen. Diese Zeit ist auch geprägt von der Wahrnehmung ihrer eigenen Hilfestellung und dem Einfluss, den die Krebserkrankung auf ihr Leben hat. Angehörige sind in dieser Phase der Krebserkrankung besorgt über den Zustand des kranken Familienmitglieds. Sie sorgen sich um die Prognose und müssen die eigenen und die gemeinsamen Pläne für die Zukunft an die Situation anpassen. Die höchste Priorität hat für sie die Pflege des Patienten/der Patientin. Angehörige wollen ihr krankes Familienmitglied in guten Händen wissen und brauchen manchmal Hilfe beim Aufbau von Vertrauen in das medizinische und pflegerische Fachpersonal. Ihre eigenen Bedürfnisse stellen sie in dieser Zeit zurück und passen ihr Leben den Bedürfnissen des Patienten/der Patientin an. Sie müssen teilweise ungewohnte Rollen übernehmen, wie zum Beispiel das alleinige Sorgen für gemeinsame Kinder oder die Haushaltsführung. Erwachsene und jugendliche Angehörige erleben die Phase der frühen medizinischen Behandlung oft als emotional belastend. Sie erleben Gefühle wie Schock, Trauer, Angst und Furcht. Mehr als ein Viertel der erwachsenen Angehörigen von Frauen mit Brustkrebs fühlen Angst, ca. 10% zeigen Symptome einer Depression und mehr als 60% fühlen sich belastet. Gleichzeitig haben sie das Gefühl, ihr Leid von anderen nicht wahrgenommen. Eine frühere Studie berichtetet ähnliches – Gefühle von Isolation bei Familienmitgliedern sind möglich, wenn der Patient/die Patientin die ganze Aufmerksamkeit bekommt und das Leid des Angehörigen unbemerkt bleibt (Northouse 1988; zitiert nach Burton/Watson, 2000, S.46). Auch die Studie von Jaafar et al. kommt zu dem Ergebnis, dass über 15% der Angehörigen unter Depression leiden. Außerdem sei die Phase der frühen medizinischen Behandlung für die Angehörigen die stressigste Zeit der Erkrankung (Jaafar et al., 2014, S.52). Angehörige versuchen das Alltagsgeschehen aufrecht zu erhalten und eine positive Einstellung zu haben. Den meisten fällt es schwer sich auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren und sich genügend Erholungszeiten einzuräumen. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass Angehörige von Menschen mit Krebserkrankung in der Phase der Behandlung eine Vielzahl an Bedürfnissen haben. Die Bedürfnisse wurden in vier Kategorien geordnet: emotionale Bedürfnisse, Informationsbedürfnisse, das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinisch-pflegerischem Fachpersonal und spirituelle Bedürfnisse. Zu den emotionalen Bedürfnissen von Angehörigen zählen unter anderen, sich selbst und den Patienten/die Patientin vor Leid zu schützen, für den Patienten/die Patientin da zu sein, 36 den Patienten/die Patientin in Entscheidungsprozessen zu unterstützen, nachvollziehen zu können was der Patient/die Patientin erlebt und sicher zu sein, dass sich um den Patienten/die Patientin bestmöglich gekümmert wird. Die Ergebnisse zu den emotionalen Bedürfnissen von Angehörigen, die an die Pflege und Medizin gerichtet werden, sind inkonsistent – einige Studien sprechen von über 90% Angehöriger, die mit jemandem über Sorgen sprechen möchten. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Angehörige nur geringe bis mittelstarke Bedürfnisse nach emotionale Unterstützung haben. Die Informationsbedürfnisse betreffen mehrere Themengebiete und verschiedene Informationsquellen. Generell möchten Angehörige von medizinischem und pflegerischem Fachpersonal respektvoll behandelt werden und ehrliche Antworten auf Fragen erhalten. Sie wollen, dass in einer verständlichen Sprache mit ihnen gesprochen wird. Angehörige möchten Informationen über die Erkrankung haben. Sie wollen über Ziele, Wirkungen und Nebenwirkungen der Therapiemöglichkeiten erhalten. Dies beinhaltet auch informiert zu werden, wenn sich der Zustand des Patienten/der Patientin verändert (z.B. nach einer Operation). Angehörige möchten Informationen darüber, wie sie ihr krankes Familienmitglied unterstützen können. Diese Ergebnisse decken sich mit den Ergebnisse der Studie von Andreassen et al. (2007), in der Angehörige das Bedürfnis nach Information über die Behandlung und über Unterstützungsmöglichkeiten als am höchsten einschätzen. Eine frühere Studie von Northouse berichtet, dass Familienmitglieder hohe Levels an Informationsbedürfnissen haben und Angehörige das Gesundheitspersonal als „Kontrolleur“ von Informationen ansehen (Northouse, 1988; zitiert nach: Burton/Watson, 2000, S.53). Angehörige möchten über die Prognose aufgeklärt werden. Für jugendliche Angehörige scheint die Prognose eine der wichtigsten Informationen zu sein. Viele Angehörige brauchen Informationen über die Zeit nach der Krankenhausentlassung des Patienten/der Patientin. Ebenso wünschen sich einige Informationen über finanzielle und staatliche Unterstützungsmöglichkeiten, sowie andere Services und Hilfen. Das Bedürfnis nach Informationen/Unterstützung im Bereich der Sexualität spielt in der Phase der frühen medizinischen Behandlung für wenige Angehörige eine Rolle. Ebenso ist das Bedürfnis nach Informationen über das Setting im Vergleich zu anderen Bedürfnissen eher gering ausgeprägt. Angehörige haben das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem medizinisch-pflegerischem Fachpersonal. Sie möchten in die praktische Unterstützung durch die Pflege und in Entscheidungsprozessen involviert sein. Beim Aufbau von Vertrauen in das Gesundheitspersonal brauchen viele Angehörige Unterstützung. Sie wünschen sich Zugang zu und Zeit mit Ärzten/Ärztinnen, um über Probleme und Sorgen zu sprechen. Jugendliche 37 Angehörige schätzen besonders Einzelgespräche mit Fachpersonal. Ebenso schätzen sie es, wenn auf sie zugegangen wird, wenn Fachpersonal sich nach offenen Fragen erkundigt und wenn ihnen ehrlich, respektvoll und mitfühlend begegnet. Bezüglich des Bedürfnisses nach ehrlichen Informationen und nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit gibt es eine Übereinstimmung in der psychoonkologischen Fachliteratur: Baider schreibt, dass die meisten Paare klare, kompetente und angemessene Informationen über die Krankheit, die Prognose und die verschiedene Behandlungsoptionen haben wollen. Außerdem wünschen sie sich, dass ihre Bedürfnisse ein einem Gespräch erhoben werden (Vgl. Baider, 2013, S. 40). Das wesentlichste spirituelle Bedürfnis von Angehörigen ist eine Unterstützung beim Finden von Hoffnung und Finden von Sinn in der Erkrankung des Patienten/der Patientin. Angehörige haben Bedürfnisse in allen vier Kategorien: emotionale Bedürfnisse, Informationsbedürfnisse, das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinisch-pflegerischem Fachpersonal und spirituelle Bedürfnisse. Faktoren, die die Bedürfnisse von Angehörigen beeinflussen sind Alter, Geschlecht des Angehörigen, Geschlecht des Patienten/der Patientin, Anzahl an jungen Kindern in der Familie, Bildungsgrad, Grad der Belastung, Konflikte und die Reziprozität in der Beziehung zum Patienten/zur Patientin. Auch für dieses Ergebnis konnte eine Übereinstimmung in psychoonkologischer Fachliteratur gefunden werden: Burton/Watson stellen fest, dass sowohl Patienten/Patientinnen als auch Angehörige ein Risiko für psychologische Probleme haben, wenn die Beziehungen innerhalb der Familie wenig stabil sind, wenn sie wenig emotionale Unterstützung bekommen, einen großen Verlust erlebten, sehr belastet sind durch eigenen Probleme oder die wichtigste Person im eigenen Leben belastet ist (Burton/Watson, 2000, S.45). In vielen Studien werden die Bedürfnisse mittels Fragebögen erhoben, die Items mit konkreten Bedürfnissen enthielten. Es hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt, sich mit der Validität und Reliabilität dieser Messinstrumente auseinanderzusetzen. Möglicherweise konnten manche Bedürfnisse nicht erfasst werden, da die Teilnehmer in wenigen Studien die Gelegenheit hatten Anmerkungen zu machen. Die Qualität der Studien kann damit in Frage gestellt werden, da offen gestellte Fragen einerseits auf Probleme in der Studiendurchführung hinweisen können, andererseits auf unerfüllte oder nicht genannte Bedürfnisse. In der Studie von Pinkert et al. (2013) wurde eine offene Frage in Bezug auf Wünsche von Angehörigen gestellt und jeder fünfte Studienteilnehmer nahm diese Möglichkeit wahr. Die am häufigsten genannten Wünsche waren: der Wunsch nach mehr Zeit für den Patienten/die Patientin und die Angehörigen, der Wunsch nach größerer 38 Fachexpertise bei den Betreuern/Betreuerinnen und der Wunsch, als Angehöriger wahrgenommen und unterstützt zu werden (Vgl. Pinkert et al., 2013, S. 83f.). Zur Einschätzung der Bedürfnisse durch das Pflegepersonal ist festzuhalten, dass ein Assessment der Bedürfnisse von Familien von krebskranken Menschen in der Phase der frühen medizinischen Behandlung in der Praxis selten durchgeführt wird. Dennoch erkennen Pflegepersonen einige wichtige Bedürfnisse von Angehörigen, z.B. jenes nach Sicherheit und Vertrauen. Im Vergleich zu den Angehörigen selbst überschätzen Pflegepersonen meist die Bedürfnisse, vor allem jenes nach emotionaler Unterstützung. Die Studie von Andreassen et al. kommt zum gegensätzlichen Ergebnis, dass sowohl Ärzte/Ärztinnen als auch Pflegepersonen sowohl die Bedürfnisse von Patienten/Patientinnen als auch von Angehörigen unterschätzen (Vgl. Andreassen et al., 2007, S.284). Hierzu würde das Ergebnis der vorliegenden Literaturarbeit passen, dass Angehörige viele Bedürfnisse zwar als erfüllt beschreiben, andere wiederum nicht. Die Ergebnisse aus den eingeschlossenen Studien in Bezug auf die Erfüllung der Bedürfnisse sind inkonsistent. Das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung ist in einigen Studien weniger wichtig für die Angehörigen, in anderen fühlt sich mehr als die Hälfte der Angehörigen nicht oder nicht ausreichend unterstützt (Vgl. Lethborg et al., 2003, S.77; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Ebenso inkonsistent ist die Studienlage in Bezug auf die Erfüllung der Informationsbedürfnisse. Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Bedürfnisse nach Informationen durch Pflegepersonen zu weiten Teilen erfüllt sind (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.83f.; Vgl. Dougherty, 2010, S.304). Andere Studienergebnisse zeigen sowohl bei Erwachsenen als auch Jugendlichen hohe Levels an unbefriedigten Bedürfnissen in diesem Bereich an (Vgl. Schmid-Büchi et al., 2010, S.1118; Vgl. Tastan et al., 2011, S.82; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12; Vgl. Forrest et al., 2006, S.4; Vgl. Mason, 2005, S.591). Dieses Ergebnis deckt sich mit dem Ergebnis der Studie von Andreassen et al., das besagt, Angehörige seien nur teilweise zufrieden mit den erhaltenen Informationen (Vgl. Andreassen et al., 2007, S.284). Dem Bedürfnis nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem medizinischpflegerischen Fachpersonal wird zwei Studien zufolge aus Sicht der Angehörigen nicht ausreichend begegnet (Vgl. Pinkert et al., 2013, S.85f; Vgl. Eriksson/Lauri, 2000, S.12). Zur Erfüllung der spirituellen Bedürfnisse äußert sich keine der eingeschlossenen Studien. Die inkonsistenten Ergebnisse sind möglicherweise das Resultat der Vielfalt an Krebserkrankungen, Therapien und deren Auswirkungen auf den Patienten/die Patientin und die Familie. Viele der eingeschlossenen Studien untersuchten lediglich Familien, in denen Brustkrebs auftrat. Möglicherweise kämen Untersuchungen von Familien mit anderen 39 Krebserkrankungen zu anderen Ergebnissen. Ebenso unsicher ist das Ergebnis in Hinblick auf die verschiedenen einbezogenen Gesundheitssysteme. In die vorliegende Literaturarbeit wurden Studien aus vielen verschiedenen Ländern miteingeschlossen, was ebenso zu einer Inkonsistenz in den Ergebnissen geführt haben kann. Es ist festzuhalten, dass insgesamt wenige qualitätsvolle Studien im Zeitraum 2000-2015 gefunden werden konnten. Mängel in der Qualität waren ein Ausschlusskriterium, neben inhaltlich zu großer Abweichung vom Thema. Viele Studien sind angelegt worden, um Belastungen zu erheben und zu messen. Möglicherweise sind mit dem Ausschluss der Studien mit Fokus auf den Belastungen relevante Ergebnisse in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt worden. Ebenso wurden Ergebnisse aus Studien nicht berücksichtigt, die den Fokus auf das Erleben der Angehörigen (und nicht auf den Bedürfnissen) oder den Fokus auf den Patienten/die Patientin legten, was möglicherweise ein weiterer Grund für die kleine Anzahl an eingeschlossenen Studien ist. Der Fokus dieser Arbeit auf die Phase der frühen medizinischen Behandlung stellt sicherlich einen limitierenden Faktor. Zum Erleben, Belastungen und Bedürfnissen von Angehörigen, die sich mit der gesamten Zeitspanne der Erkrankung oder anderen Phasen der Erkrankung auseinandersetzen, existiert eine größere Anzahl an Studien. Die Forschungslage zur Situation der Angehörigen in der Phase der frühen medizinischen Behandlung eines Menschen mit Krebserkrankung kann als dünn bezeichnet werden. 40 5 Schlussfolgerungen Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur die erkrankte Person, sondern ebenso die ganze Familie. Beginnend bei der Diagnose bis zur Behandlung liegt die Aufmerksamkeit eher auf dem Patienten/der Patientin – auf seinen physischen, geistigen und emotionalen Bedürfnissen. Familienmitglieder stellen sich und ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Die vorliegende Literaturarbeit zeigt auf, dass Angehörige zahlreiche Bedürfnisse haben und es vielen schwerfällt, auf sich selbst zu achten. Die Angehörigen setzen, bewusst oder unbewusst, die Prioritäten in ihrem Leben neu. Nicht wenige Angehörigen leiden unter Belastungen, Ängsten, Depression und/oder Isolierung. Die Ergebnisse dieser Arbeit in Bezug auf die emotionalen Bedürfnisse der Angehörigen sind inkonsistent. Zum jetzigen Zeitpunkt ist festzuhalten, dass das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung für manche weniger wichtig ist, sich dennoch viele Angehörige nicht oder nicht ausreichend unterstützt fühlen. Die Ergebnisse legen nahe, ein Assesment der Bedürfnisse einzuführen, um an den Bedarf angepasste, individuelle Unterstützung leisten zu können. Weitere Forschung zu emotionalen Bedürfnissen wäre nötig, um Risikogruppen zu identifizieren, sowie für die Entwicklung und Etablierung eines Assessments der Bedürfnisse und von Interventionen, die dem Pflegepersonal helfen könnten, den Bedürfnissen zu begegnen. Die Ergebnisse in Bezug auf die Informationsbedürfnisse und Bedürfnisse nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit medizinisch-pflegerischem Personal legen nahe, dass nicht nur Patienten/Patientinnen, sondern auch ihre Angehörigen Zugang zu medizinischem und pflegerischem Personal haben sollen. Eltern mit jugendlichen Kindern und Kindern sollen dabei unterstützt werden, wie sie mit ihren Kindern über die Erkrankung sprechen können. Denkbar ist auch die Ausweitung altersgerechter Informationsbroschüren und Webseiten. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass die Begleitung von Angehörigen bisher oftmals kein Schwerpunkt pflegerischen Handels ist. Durch weitere Forschung und Entwicklung und Etablierung verschiedener Interventionen könnte ein Fortschritt in Richtung familienorientierter Pflege geleistet werden und somit der Annahme Rechnung getragen werden, dass Krankheit eine Familienangelegenheit ist. 41 6 Limitationen der Arbeit Die in die Arbeit eingeschlossen Studien weisen verschiedenartige Designs auf und zeigen eine große Bandbreite in den Ergebnisvariablen auf, sodass der Vergleich begrenzt ist. Die Bedürfnisse werden verschiedenartig benannt und erfasst und es kommen mehrere Messinstrumente zum Einsatz. In den wenigsten Studien wird der Begriff Bedürfnis definiert und somit beruhen die Studien nicht auf einem einzigen Konzept des Begriffs Bedürfnis. Weiters fällt auf, dass sich manche Studien auf jene Bedürfnisse konzentrieren, die erfüllt sind, während in anderen Studien versucht wird jene zu identifizieren, die unerfüllt sind. Dies kann zu beträchtlichen Unterschieden in den Bedürfnissen führen. Es lassen sich nur wenige Studien finden, die den Fokus speziell auf die Phase der frühen medizinischen Behandlung legen. Als weitere Limitation ist zu nennen, dass die Studien aus allen möglichen Ländern stammen, die Gesundheitsversorgung fast überall verschieden ist und somit auch die Vergleichbarkeit fragwürdig. Dazu kommen die vorherrschenden kulturellen Unterschiede, die die Frage aufwerfen, ob sich Bedürfnisse, aus einem kulturellen und strukturellen Kontext gerissen, überhaupt zusammenfassen lassen. Nicht zuletzt ist die Arbeit auch durch den begrenzten Zeitrahmen limitiert und dem Ausbildungsstand und der Erfahrung der Verfasserin. 42 7 Literaturverzeichnis Andic, Saadet/Karayurt, Özgül (2012): Determination of Information and Support Needs of First Degree Relatives of Women with Breast Cancer. In: Asian Pacific Journal of Cancer Prevention, Vol. 13, No. 9 , p. 4491-4499, doi: 10.7314/APJCP.2012.13.9.4491. Andreassen, S./Randers, I./Näslund, E./Stockeld, D./Mattiasson, A.-C. (2007): Information needs following a diagnosis of oesophageal cancer; self-perceived information needs of patients and family members compared with the perceptions of healthcare professionals: a pilot study. In: European Journal of Cancer Care, Vol. 16, No. 3, p. 277-285, doi: 10.1111/j.1365-2354.2006.00742.x. Baider, Lea (2013): Cancer: A family affair. The Patient’s Illness Within the Family. In: Wise, Thomas, N./Biondi, Massimo/Costantini, Anna (Hrsg) (2013): Psycho-Oncology. 1. 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Guideline Randomized Controlled Trial Review Systematic Review Journal Article Meta Analysis Meta Synthesis P. Guideline Randomized Controlled Trial Review Systematic Review Journal Article Meta Analysis Meta Synthesis P. Guideline Randomized Verfügbarer Text Publikationsdatum Spezies Sprache Extra Gesamte Treffer Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 6 Potentiell relevante Treffer 2 Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 156 14 Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 120 10 51 Cinahl Neoplasm AND family AND need Cinahl Neoplasm AND family AND treatment NOT palliative Cinahl Cancer AND family AND treatment NOT palliative Cinahl Cancer AND family AND treatment NOT palliative Cinahl Neoplasm AND family AND treatment NOT palliative Cinahl Cinahl Cinahl Controlled Trial Review Systematic Review Journal Article Meta Analysis Meta Synthesis P. Guideline Randomized Controlled Trial Review Systematic Review Journal Article Meta Analysis Meta Synthesis P. Guideline Randomized Controlled Trial Review Systematic Review Journal Article Meta Analysis Meta Synthesis P. Guideline Randomized Controlled Trial Review Systematic Review - Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 12 0 Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 29 0 Abstract Full text 2010 – 2015 Humans English German Inpatient 61 7 Abstract Full text 2000 – 2010 Humans English German Inpatient 241 7 - Abstract Full text 2000 – 2010 Humans English German Inpatient 74 0 Neoplasm AND spouse AND treatment NOT palliative Cancer AND spouse AND treatment NOT palliative - Abstract Full text 2000 – 2010 Humans English German Inpatient 3 0 - Abstract Full text 2000 – 2010 Humans English German Inpatient 16 3 needs AND cancer AND family AND treatment NOT palliative - Abstract Full text 2000 – 2010 Humans English German Inpatient 354 1 52 Artikel in Summe Suchinstrument Sucheingabe 1072 Artikelart Verfügbarer Text Publikationsdatum Spezies Sprache Empfehlung durch Lehrkräfte Dissertation Maastricht University 2010 English Empfehlung durch Lehrkräfte Buch Bibliothek Camus Rudolfinerha us 2008 German Extra Gesamte Treffer Handsuche Bibliothek Med. Universtität Wien Handsuche Bibliothek Med. Universtität Wien Handsuche Bibliothek Med. Universtität Wien Handsuche Bibliothek Med. Universtität Wien Handsuche Bibliothek Med. Universtität Wien Potentiell relevante Treffer 1 Dissertatio n 1 Lehrbuch Artikel in Summe Suchinstrument 44 2 Sucheingabe Artikelart Krebs UND Angehörige Bücher, Zeitschriften 2010-2014 German 15 Potentiell relevante Treffer 2 Krebs UND Angehörige Artikel 2010-2015 German 121 7 Cancer AND relative AND need Artikel 2010-2015 English German 35 1 „Cancer therapy“ AND nursing AND family (exclude palliative care, patients, terminal care) Artikel 2010-2015 English German 161 3 - Fachbücher, Lehrbücher, Diplomarbeiten - English German 10 6 Verfügbarer Text Publikationsdatum Spezies Sprache Extra Gesamte Treffer 53 Artikel in Summe Suchinstrument BerryPicking (aus diversen Studien) Sucheingabe 342 Artikelart Artikel Verfügbarer Text Publikationsdatum Spezies Sprache English German Extra Gesamte Treffer 4 Artikel 19 Potentiell relevante Treffer 3 Artikel 54 FLUSSDIAGRAMM I D E N T I F I K A T I O N Potentiell relevante Literaturstellen anhand der Titel per Handsuche in Bibliotheken und OnlineBibliothekskatalog en Potentiell relevante Literaturstellen anhand der Titel aus verschiedenen elektronischen Datenbanken Potentiell relevante Literaturstellen durch Empfehlungen von Lehrkräften n = 19 n = 166 n=4 Potentiell relevante Literaturstellen anhand der BerryPicking-Methode n= 3 Potentiell relevante Literaturstellen insgesamt n= 192 Ausschluss aufgrund von Irrelevanz oder Duplikat n= 27 S E L E K T I O N Analyse der Abstracts n= 165 Ausschluss anhand der Ein- und Ausschlusskriterien n= 131 Analyse der Volltexte, anhand der definierten Ein- und Ausschlusskriterien n= 34 Ausschluss aufgrund von inhaltlicher Irrelevanz oder qualitativen Mängeln i B E W E R T U N G n= 19 Aufnahme in die Literaturübersicht n= 15 Lebenslauf (CV) Tanja Samek [email protected] Geburtsdatum und –ort 03.02.1989 Postleitzahl / Ort 1030 Wien Land Österreich Ausbildungsweg Bachelor-‐Studiengang Gesundheits-‐ und Krankenpflege Ausbildungsdauer September 2012 – Juli 2015 Fachhochschule / Ort Campus Rudolfinerhaus / F H Wiener Neustadt Abschluss Bachelor of Science in Health Studies, DGKS Bachelorarbeiten zu d en Themen: „Belastungen pflegender Angehöriger von Menschen mit Krebserkrankung im h äuslichen Umfeld“ und „Bedürfnisse der Angehörigen von Menschen mit Krebserkrankung in Phase d er frühen medizinischen Behandlung“ Bachelor-‐Studiengang Gartenbau Ausbildungsdauer September 2009 – F ebruar 2012 Fachhochschule / Ort Hochschule für Technik und Wirtschaft, Dresden Realgymnasium Ausbildungsdauer September 1999 – Juni 2007 S chulname / Ort BRG 1 Stubenbastei, Wien Abschluss Matura Fachkenntnisse Kinaesthetics, Grundkurs Basiskurs Basale Stimulation® in der Pflege, 24h Gewaltfreie Kommunikation nach M.B. Rosenberg, Grundkurs Nebenjobs / Praktika Persönliche Assistentin Tätigkeitsdauer November 2012 – November 2014 Arbeitgeber GIN ( Wien) Praktikantin Tätigkeitsdauer September 2012-‐ Dezember 2012 Arbeitgeber Arche Noah (Schiltern, Langenlois) Gartenarbeit, Saatgutproduktion, Sortenentwicklung Aushilfe Tätigkeitsdauer 2008 -‐ 2011 Arbeitgeber Bäckerei Gradwohl, Bioladen Grüntal, Café Lösch (Wien, Dresden) Verkauf und Zubereitung von kleinen Speisen Informatikkenntnisse Mac OS X, Microsoft Windows, Textverarbeitung Hobbys Gärtnern, Yoga, Radfahren, Wandern, Klettern, Literatur, Kochen und Backen Vereinstätigkeiten Schriftführerin V ereinsname Klappertopf – Lebensmittelkooperative Landstraße Webadresse (URL) www.klappertopf.at Sprachen Deutsch Muttersprache Englisch gute mündliche und s chriftliche Kenntnisse Wien, Juni 2015