Erfahrungsbericht Gastuniversität: Universidad de Granada
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Erfahrungsbericht Gastuniversität: Universidad de Granada
Erfahrungsbericht Gastuniversität: Universidad de Granada, Spanien Facultad de Ciencias Zeitraum des Aufenthaltes: Wintersemester 2010 Verfahrenstechnik Granada ist eine Stadt, die, je nachdem wo man sich bewegt, ganz unterschiedliche Gesichter zeigt. Über wunderschöne riesige Jugendstilbauten, alte maurische Gebäude und typische spanische Häuser mit Innenhof und Dachterrasse bis hin zu Höhlenwohnungen (Sacromonte) und schnell hochgezogenen Plattenbauten ist alles dabei. Granada ist eine Studentenstadt, die über die gesamte Stadt verteilte Universität hat 70 000 Studenten, davon sind bis zu 5000 ausländische Studenten. Die Andalusier haben einen starken Dialekt, der es einem anfangs unmöglich macht sie zu verstehen. Hinzu kommt die Eigenart der Spanier sehr schnell zu sprechen und beim Wiederholen des Gesagten nicht langsamer sondern allenfalls lauter zu werden. Englisch wird von den meisten Spaniern gar nicht beherrscht, auch viele Professoren sprechen wenn dann als Zweitsprache Französich. Die Spanier sind aber ein sehr offenes Volk und stets sehr bemüht zu helfen, auch über alle sprachlichen Barrieren hinweg. Der Wohnungsmarkt läuft mehr oder weniger über Aushänge, die regelmäßig ab 3 Wochen vor Semesterbeginn jede freie Fläche, jedes Telefonhäuschen etc. überschwemmen. Bis die Wohnung gemietet ist bieten sich beispielsweise das El Clandestino oder das Oasis als schöne, saubere Übernachtungsmöglichkeiten an. Bei der Wohnungssuche in Spanien sollte man stets daran denken, dass in Spanien einiges anders läuft. Beispielsweise ist es vollkommen normal die Kaution und die erste Monatsmiete, wenn nicht gar jede Monatsmiete, bar zu bezahlen. Teilweise wird auch komplett auf einen Mietvertrag verzichtet. Und so warm es im Sommer in Andalusien auch wird, ich kann nur dazu raten bei der Wohnungssuche darauf zu achten, dass diese eine Heizung besitzt. Das ist in Andalusien keine Selbstverständlichkeit, die meisten Spanier heizen im Winter (zwischen 0°C und 10°C) nur mit Heizlüftern, dementsprechend groß ist dann die Freude über die Stromrechnung im nächsten Monat. Die Wohnungen sind im Allgemeinen immer möbliert und liegen preislich zwischen 180 und 260 € im Monat pro Zimmer. Wer nicht jedesmal Abhebungsgebühren am Geldautomaten zahlen möchte, sollte sich in Deutschland ein Konto bei der Deutschen Bank oder Santander holen, diese sind in Granada ebenfalls vertreten. Ansonsten gibt es bei der Caja Granada für Personen bis einschließlich 25 Jahre kostenlose Konten, einzige Bedingung ist das 20fache Bezahlen mit Karte, was kein großes Problem darstellt. Für die Eröffnung eines Bankkontos wird das Certificado de Registro de Ciudadano de la Unión benötigt. Dieses erhält man nach Vorlage des Mietvertrages und einer Kopie des Personalausweises im Oficina de Extranjeros in der Calle San Agapito. Wer nicht ewig warten möchte sollte pünktlich um 9.00 Uhr da sein. Die Universität bietet geförderte Sprachkurse für Erasmus-Studenten an, diese laufen über das Centro de Lenguas Modernas (CLM) im Stadtteil Realejo. Obwohl ich ein bekennender Sprachkurse-Hasser bin, kann ich nur empfehlen daran teilzunehmen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und man lernt viele neue Leute aus allen Teilen der Welt kennen während einem die spanische Kultur nähergebracht wird. Außerdem vermittelt das CLM sowie ESN Granada (Erasmus Student Network) Tandem-Partner. Für das Einschreiben als Student der UGR Granada benötigt man die ausgedruckte offizielle Bestätigung der UGR, ein Passfoto und eine Kopie vom Personalausweis. Etwa 2 Wochen später erhält man den Studentenausweis und die PIN, die für das Nutzen des Universitätsnetzes Voraussetzung ist. Eine Woche vor Vorlesungsbeginn stellt die Universität die festen Stundenpläne für jeden Studiengang auf den jeweiligen Fakultätsseiten ins Netz und hängt diese außerdem in der Fakultät aus. Allgemeine Informationen über die Vorlesungen wie beispielsweise Name des Dozenten, Inhalt etc. gibt es meistens nicht. Gerade in den ersten Wochen kommt es noch sehr oft zu Änderungen was Räume und Zeiten betrifft, teilweise fallen auch ganze Veranstaltungen wieder weg. Diese Änderungen sind oft nur an den Aushängen der Fakultät vermerkt, weshalb man da öfter überprüfen sollte ob noch alles stimmt. Gemäß der Eigenart der Spanier kein Englisch zu sprechen bietet die Uni außer in den Sprachwissenschaften keine englischen Kurse an. Dementsprechend empfiehlt sich ein gewisses Grundniveau im Spanischen, vor allem da die ersten Teilprüfungen bereits 2 Monate nach Semesterbeginn stattfinden. Diese sind meistens dazu da Themen aus der Endprüfung zu eliminieren und das Bestehen ist nicht Voraussetzung für eine weitere Teilnahme an dem Kurs. Die Universität verfügt über zwei Plattformen, über die die Unterrichtsmaterialien verteilt werden und aktuelle Informationen zu den Kursen weitergegeben werden. Es ist auch möglich sich mit anderen Kursteilnehmern auszutauschen. Für die Anmeldung bei SWAD (https://swad.ugr.es/) wird die Personalausweisnummer und ein selbst kreiertes Passwort benötigt, für das Oficina Virtual braucht man den PIN, der von der Uni ausgegeben wird (https://oficinavirtual.ugr.es/csirc/nuevoacceso/pagina2.htm). Bei beiden Plattformen muss man von den Professoren in den Kursen angemeldet werden. Dies geschieht normalerweise nach der Einschreibung in die Kurse, da dies aber erst 3 Wochen nach Semesterbeginn passiert, ist es wichtig die Professoren anfangs darum zu bitten einen freizuschalten, damit man alle Informationen über Praktika, Änderungen etc. rechtzeitig erhält. Für die Sportkurse an der Uni sollte man sich direkt in der ersten Woche einschreiben, auch wenn das offiziell ohne Studentenausweis nicht möglich ist lassen viele Kursleiter mit sich reden. Die Uni bietet über das C.A.D. (Centro de Actividades Deportivas) auch viele OutdoorAktivitäten an. Granada hat für kulturell interessierte sehr viel zu bieten. Die Stadt ist sehr durch die Zeit der Mauren geprägt, überall gibt es kleine verzierte Gassen mit arabischen Läden und Teterias (hauptsächlich im Albaicín, dem ältesten Stadtviertel Granadas). Das eindrucksvollste Symbol der maurischen Herrschaft befindet sich in der Alhambra, der Nasriden-Palast. Der Eintritt in die Alhambra, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist Sonntag morgens, für alle die einen Mietvertrag in Granada besitzen, frei. Um eine dieser Freikarten zu bekommen muss man sich in der Woche vorher anmelden. Des Weiteren gibt es die arabischen Bäder, die optimal zum Entspannen geeignet sind und neben heißen Steinen, Tee und Dampfbad auch noch Massagen bieten (http://www.granada.hammamspain.com/). Wie in ganz Spanien spielt Flamenco eine große Rolle im Leben der Andalusier. Neben den Touristenfängershows gibt es Richtung Sacromonte in den Höhlenwohnungen noch den richtigen “Flamenco-Flair“. In der Innenstadt gibt es außerdem die Kathedrale, die eine Besichtigung lohnt und weiter außerhalb den Parque de Ciencias, der mit interessanten Ausstellungen lockt und in der Einführungswoche für Erasmus-Studenten eine Führung anbietet. Von Granada aus ist es sehr einfach mit dem Bus (www.alsa.es) oder dem Zug (Renfe) Reisen nach Sevilla, Madrid, Ronda, Almeria, etc. zu unternehmen. Oft werden Gruppenreisen über die Uni angeboten. Das CLM bietet eine große Vielfalt an kulturellen und sportlichen Aktivitäten, aber auch AEGEE-Granada. Darunter fallen beispielsweise Reisen nach Marokko oder Kletter- oder Ski/Snowboardkurse in der Sierra Nevada. Die Sierra Nevada ist ein sehr schönes Wandergebiet (Capileira und die weißen Städte), bietet aber auch allen Kletterbegeisterten viele Möglichkeiten sich auszutoben. 30 Minuten von Granada entfernt liegt Monachil, an das sich beispielsweise das Klettergebiet Los Cahorros anschließt. Im Winter ist die Sierra Nevada ein beliebtes Skigebiet, das günstig mit dem Bus zu erreichen ist. Bis zum Meer sind es von Granada aus etwa 40 Minuten. Die Spanier sind ein nachtaktives Volk. Ab 21 Uhr spielt sich das gesamte Leben in den Straßen der Stadt ab und die Leute verteilen sich langsam auf die einzelnen Tapasbars und ab 2 Uhr auch in die Discotheken. In Granada gehört es zum Brauch zu jedem Getränk umsonst Tapas anzubieten. Diese reichen von Brot mit Schinken oder Oliven über Paella bis hin zu Hamburgern mit Pommes oder kleine Lasagne-Gläser. Die besten Tapas-Bars befinden sich in der Calle Elvira, in der Nähe vom Plaza de Toros oder der Calle Navas. Außerdem ist die Chupiteria ein beliebter Treffpunkt von Erasmus-Studenten und bietet über 120 verschiedene Chupitos (Kurze) für je einen Euro. Das Trinken von Alkohol an öffentlichen Orten ist in Granada jedoch streng verboten. Das Semester in Granada hat mir sehr gut gefallen. Neben der unglaublich schönen Lage Granadas, wo man den ganzen Tag die teilweise schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada im Hintergrund erkennt, ist Granada eine sehr lebendige Stadt. Die spanische Lebensfreude lässt sich nicht nur nachts feststellen, wenn die ganze Stadt auf den Beinen ist, sondern auch tagsüber, wenn man sich beispielsweise etwas unterhalb des Mirador San Nicolás aufhält, wo sich viele junge Spanier zum Musik machen, Singen, Tanzen und Jonglieren etc. treffen. Die Uni ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert sehr an das deutsche Schulsystem, inklusive Wahlen zum Klassensprecher. Aber gerade dieses System erleichtert es einem als ausländischem Student schneller zurechtzukommen und direkt überall freundliche und hilfsbereite Ansprechpartner zu haben. Um Andalusien zu erleben ist Granada der perfekte Ausgangsort für ein Auslandssemester.