p REISE - Seascapes Images
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p REISE 52 · u 12/11 HONDURAS Böse Miene, gutes Spiel Wracks gibt es vor den Bay Islands von Honduras, einen Teil des zweitgrößten Barriereriffs der Welt, ab und zu Walhaie. Doch wer tiefer im Schlick wühlt, stößt auf eine schlecht gelaunte, häßliche Fratze. Eine wunderschöne Begegnung. Text und Fotos: Scott Johnson 12/11 u · 53 p REISE Problem mit Neozoen: Die aus weit östlich liegenden Gefilden »eingewanderten« Rotfeuerfische entwickeln sich in der Karibik zur Plage. Viel seltener bekommt man einen Kieferfisch (rechts) zu Gesicht – im Optimalfall mit Brut im Maul S terne gucken? Nun, damit verbindet man normalerweise eine klare Nacht, einen Kopf im Nacken und andächtiges Schweigen. Normalerweise, denn die Bay Islands von Honduras bieten eine ganz andere Art des Sterneguckens, die nichts mit Himmelskörpern zu tun hat und auch nicht auf die Nacht beschränkt ist. Das ist auch der Grund, warum ich mich bei meinem Tauchgang am Nachmittag bei Ted’s Point vor Utila in einer Tiefe von 21,3 Meter wiederfinde, wo ich abwechselnd den sandigen Meeresboden und die Possen meines Guides Captain Nestor Viditto von der Utila Aggressor II beobachte, der mit einem Stab den Sand 54 · u 12/11 um sich herum durchkämmt. Wir haben gerade einmal zehn Sekunden mit diesem seltsamen Spiel verbracht und das Stochern und Suchen unseres Anführers nachgemacht, als Nestor plötzlich seinen Stab fallen lässt, eine Geste macht, die »Geschafft!« sagen soll und dann vorsichtig seine Hand knapp über dem Boden hin und her bewegt, als ob er eine versteckte Inschrift freilegen wollte. Ich komme langsam näher, schaue mir die Stelle an, auf die Nestor zeigt und sehe zwei winzige, starrende, schwarze Augen, etwa zehn Zentimeter voneinander entfernt. Nestor entfernt vorsichtig noch etwas mehr Sand und legt zwei Reihen spitzer Zähne frei, die eine entschieden missbilligende Fratze formen. Aufgeregt richte ich den Sucher meiner Kamera auf diese lebende Totenmaske und schaffe es, zweimal abzudrücken, bevor der Südliche Sterngucker (Astroscopus y-graecum) aus dem Sand hochschießt und davonschwimmt. Die Bay Islands Die Erklärung für die einzigartige Meereslandschaft von Honduras heißt Mesoamerikanisches Barriereriff-System (MBRS). Das MBRS erstreckt sich über mehr als 900 Kilometer von der Spitze der Yucatán-Halbinsel bis zu den Bay Islands und ist das zweit- HONDURAS EINE KLASSE FÜR SICH. SUB AQUA TAUCHREISEN Malediven · Ägypten · Indonesien · Philippinen Malaysia · Thailand · Mexiko · Honduras · Belize Cocos Island · Curacao · Bonaire · St. Lucia Galapagos · Bahamas · Türkei · Mozambique Oman · Papua Neuguinea · Palau · Yap · Truk Französisch Polynesien · Fiji · Arktis & Antarktis ROTES MEER ROTES MEER UTOPIA BEACH ***(*) M/Y SEVEN7SEAS »riesiges Tauchsafari-Angebot« Flexibel: Bullenhaie kommen weltweit in warmen Gewässern vor – auch die Karibik ist für sie ein geeignetes Revier. Und sie gehören zu den wenigen Haiarten, die auch Süßwasser nicht verschmähen MALEDIVEN MALEDIVEN ANGAGA **** THULHAGIRI **** MALEDIVEN MALAYSIA M/Y AMBA MABUL RESORT ***(*) »riesiges Tauchsafari-Angebot« größte Barriereriff der Welt. Es bietet nicht nur Schutz für Guanaja, Roatan, Utila und das nördliche Festland von Honduras. Es ist auch Lebensraum für mehr als 500 Fischarten und zahlreiche Meeresbewohner, darunter auch Walhaie (Rhincodon typus). Diese Riesen werden auf den Bay Islands das ganze Jahr gesichtet, die besten Chancen gibt es aber in den Monaten März, April, August und September. Eine der besten Möglichkeiten, die einladenden Gewässer rund um die Inseln zu erkunden, ist, sich einen Platz auf der Utila Aggressor II zu sichern. Diese 36,6 Meter lange Luxus-Tauchyacht wurde 2010 getauft und verwöhnt das ganze Jahr über je 18 Gäste auf einwöchigen Touren. Das bekannte BALI PHILIPPINEN ALAM BATU ***(*) BOHOL SEA RESORT *** MOZAMBIQUE GALAPAGOS GROSSES HOTELANGEBOT HUMBOLDT EXPLORER Motto der Aggressor-Flotte »Essen, schlafen, tauchen (und wieder von vorn)« fasst die wesentlichen Tages- und Nachtaktivitäten auf der Utila Aggressor II fast vollständig zusammen. Das vollständige SUB AQUA Programm inkl. Tauchkreuzfahrten finden Sie online. Roatan Roatan, die größte der drei Inseln (50 mal vier Kilometer), war früher eine Ausgangsbasis für über 5000 Piraten. Heute haben leidenschaftliche Sporttaucher den Platz der verwegenen Seeräuber eingenommen und suchen nach den Naturschätzen, die es hier an den zauberhaften Orten rund um die Inseln zu entdecken gibt, wie das Aguila Wreck, Calvin’s Crack und Mary’s Place. Am Pirate’s Point gibt es einen alten Kran, der in c 12/11 u · 55 · Preis-Service: tagesaktuelle, faire Preisgestaltung · individuelle Angebotsausarbeitung weltweit · Buchungsstelle für die SUB AQUA DiveCenterTM Bestellen Sie den SUB AQUA Newsletter mit immer aktuellen Specials! www.sub-aqua.de und Kontakt Telefon: +49 (0)89/38 47 69-0 tauchreisen@ sub-aqua.de www.sub-aqua.de p REISE Langschnäuzige Seepferdchen kommen regional in unterschiedlichen Farbvarianten vor – wobei sie sich in ihrer Färbung aber nicht allzu sehr festlegen lassen. Rechts: das Wrack der Jado Trader einem sandigen Kanal am Rande einer farbenprächtigen Wand liegt, die 27,4 Meter abfällt. Die meiste Zeit habe ich hier aber nahe der Oberfläche verbracht. Die Gelegenheit, vorsichtige Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus aurifrons) beim Ausbrüten ihrer Eier in ihren Mäulern und rote Cryptic Teardrop-Krabben (Pelia mutica), die sich an Schwämmen festhalten, zu fotografieren ist einfach zu verlockend. Guanaja Die am wenigsten entwickelte, östlichste, zweitgrößte Insel (18 mal sechs Kilometer) ist Guanaja. Während die Landschaft auf Gu56 · u 12/11 anaja von Bäumen geprägt ist, finden sich unter Wasser faszinierende Wracks und verlockende flache Riffe. Das Glitzern der Ährenfische macht Jim’s Silverlode zu einem Muss. Wenn die kraftvollen, glänzenden Fische Saison haben, kann man beobachten, wie sie aus einem 20 Meter tiefen Tunnel in der Wand schwimmen. Ganz schön verwirrend, wenn man durch den dichten Fischschwarm und dann in die nach oben hin offene Höhle schwimmt, die sich am anderen Ende des Tunnels befindet. Dieses Amphitheater wird häufig von verschiedenen Barsch- und Makrelenarten bewohnt, die hier recht gemütlich auf Ährenfisch-Pirsch gehen. Das künstliche Wrack der Jado Trader, ein 79 Meter langer Frachter, der 1987 gesunken ist, ist das Wahrzeichen des Wracktauchens auf Guanaja. Das Schiff liegt in einer Tiefe von 33,5 Meter auf seiner Steuerbordseite, sein Bug deutet auf eine nahe Wand. Es ist zwar möglich, in dieses fotogene Wrack hin ein zu tauchen, doch sollten das nur erfahrene Wracktaucher versuchen. Utila Utila ist die kleinste der Inseln (13 mal fünf Kilometer) und liegt am dichtesten am Festland, das nur 29 Kilometer entfernt ist. Die unscheinbare, sandige Topographie Uti- HONDURAS & 'MHF 3FJTFQBQJFSF %FWJTFO &TTFO,PNCTF Utila Aggressor II 4UFJMXBOE5BVDIFO %FLPLBNNFSµS[UM7FST (FUSµOLF %FVUTDIF5BVDICBTJT 'BNJMJFOGSFVOEMJDI 4DIXJFSJHLFJUTHSBE "VTCJMEVOH5BVDIMFISFS /BUVS 6OUFSLVOGU,BCJOF 5SBOTGFS 5BVDITDIJGG $PNQVUFS7FSMFJI 4IPQQJOH 4USBOE4POOFOEFDL )BVTSJGG5BVDIFO 'JTDITDIXµSNF ,BNFSB7JEFP7FSMFJI )BGFO4FIFOTXSE %FWJTFO *NQGUFMFGPO ;FJUVOUFSTDIJFE 4JDIUXFJUF )PUFM1FOTJPO &TTFO,PNCTF (FUSµOLF )BOEZ/FU[ 4USPNBOTDIMV "O[VH 4UFJMXBOE5BVDIFO %FLPLBNNFSµS[UM7FST %FVUTDIF5BVDICBTJT 8SBDL5BVDIFO (SPGJTDIF.FFS 4DIOPSDIFMBOHFCPU 3FJTFQBQJFSF %FWJTFO *NQGUFMFGPO ;FJUVOUFSTDIJFE 4JDIUXFJUF *OGPT (SPGJTDIF4XBTTFS 6OUFSLVOGU,BCJOF 4USBOE4POOFOEFDL 6OUFSIBMUVOH 4QPSUBOHFCPU "JS$POEJUJPO )PUFM1FOTJPO &TTFO,PNCTF (FUSµOLF )BOEZ/FU[ 4USPNBOTDIMV "O[VH 'MHF 3FJTFQBQJFSF %FWJTFO *NQGUFMFGPO ;FJUVOUFSTDIJFE 4JDIUXFJUF *OGPT 4BOJUµS%VTDIFO 'BNJMJFOGSFVOEMJDI 5SBOTGFS )BVTSJGG5BVDIFO )¤IMFOUBVDIFO /JUSPY3FCSFBUIFS 4UFJMXBOE5BVDIFO %FLPLBNNFSµS[UM7FST %FVUTDIF5BVDICBTJT 8SBDL5BVDIFO (SPGJTDIF.FFS 4DIOPSDIFMBOHFCPU *NQGUFMFGPO ;FJUVOUFSTDIJFE 4JDIUXFJUF *OGPT )PUFM1FOTJPO &TTFO,PNCTF (FUSµOLF )BOEZ/FU[ 4USPNBOTDIMV "O[VH 4DIXJFSJHLFJUTHSBE 5BVDITDIJGG 'JTDITDIXµSNF $BOZPO5BVDIFO "UUSBLUJWFS5BVDIQMBU[ (SPGJTDIF4XBTTFS 6OUFSLVOGU,BCJOF 4USBOE4POOFOEFDL 6OUFSIBMUVOH 4QPSUBOHFCPU "JS$POEJUJPO )BOEZ/FU[ 4USPNBOTDIMV "O[VH 4UFJMXBOE5BVDIFO %FLPLBNNFSµS[UM7FST %FVUTDIF5BVDICBTJT 8SBDL5BVDIFO (SPGJTDIF.FFS 4DIOPSDIFMBOHFCPU "VTCJMEVOH5BVDIMFISFS $PNQVUFS7FSMFJI ,BNFSB7JEFP7FSMFJI 4UBEU4FIFOTXSE 4FIFOTXSEJHLFJUFO 'BNJMJFOGSFVOEMJDI 5SBOTGFS )BVTSJGG5BVDIFO )¤IMFOUBVDIFO /JUSPY3FCSFBUIFS 4BOJUµS%VTDIFO 8SBDL5BVDIFO (SPGJTDIF.FFS 4DIOPSDIFMBOHFCPU (SPGJTDIF4XBTTFS 6OUFSLVOGU,BCJOF 4USBOE4POOFOEFDL 4QPSUBOHFCPU "JS$POEJUJPO /BUVS 4IPQQJOH )BGFO4FIFOTXSE 7PSXBIM 5JFGF 4DIXJFSJHLFJUTHSBE 5BVDITDIJGG 'JTDITDIXµSNF $BOZPO5BVDIFO "UUSBLUJWFS5BVDIQMBU[ #BTJTBO#PSE 6OUFSIBMUVOH 4QPSUBOHFCPU "JS$POEJUJPO 'BNJMJFOGSFVOEMJDI 5SBOTGFS )BVTSJGG5BVDIFO )¤IMFOUBVDIFO /JUSPY3FCSFBUIFS 4BOJUµS%VTDIFO ,BNFSB7JEFP7FSMFJI 4UBEU4FIFOTXSE 4FIFOTXSEJHLFJUFO "NQIPSFO Die Utila Aggressor II ist eine luxuriöse und dennoch voll auf das Tauchen abgestimmte Yacht. An Leih-Ausrüstung stehen Atemregler, Jackets, Computer, Lampen, Flaschen, Bleigurte und Blei zur Verfügung. (SPGJTDIF4XBTTFS 3FJTFQBQJFSF 'MHF £ SCHIFF-STECKBRIEF )PUFM1FOTJPO 'MHF Tauchguides: 4 Ausbildung: ja (SSI) 6OUFSIBMUVOH "VTCJMEVOH5BVDIMFISFS $PNQVUFS7FSMFJI /JUSPY3FCSFBUIFS 4BOJUµS%VTDIFO 4DIXJFSJHLFJUTHSBE 5BVDITDIJGG 'JTDITDIXµSNF $BOZPO5BVDIFO "UUSBLUJWFS5BVDIQMBU[ /BUVS 4IPQQJOH )BGFO4FIFOTXSE 7PSXBIM 5JFGF 4US¤NVOH $BOZPO5BVDIFO "UUSBLUJWFS5BVDIQMBU[ #BTJTBO#PSE "VTCJMEVOH5BVDIMFISFS $PNQVUFS7FSMFJI ,BNFSB7JEFP7FSMFJI 4UBEU4FIFOTXSE 4FIFOTXSEJHLFJUFO "NQIPSFO 4UBEU4FIFOTXSE 4FIFOTXSEJHLFJUFO "NQIPSFO /BUVS 4IPQQJOH )BGFO4FIFOTXSE 7PSXBIM 5JFGF 4US¤NVOH 7PSXBIM 5JFGF 4US¤NVOH Verleih Computer: ja Verleih Lampen: ja Destinationen top 1. Tubattaha Riff SY Philippine Siren "NQIPSFO 4US¤NVOH Nitrox: ja (gegen Aufpreis) Rebreather: nein #BTJTBO#PSE Zwei #BTJTBO#PSE Tauchgänge: bis zu 5 täglich )¤IMFOUBVDIFO *OGPT Schiffstyp: Motoryacht Länge: ca. 40 Meter Anzahl Kabinen/AC: 9/9 Dusche/WC: 9/10 Maximale Gästezahl: 18 Charter Rate: ab 2495 US-Dollar Preis pro Tauchgang: inklusive Website: www.aggressor.com Preis inkl. Flug, Transfers und 14 Tage, 13 Nächte Tauchsafari auf der Philippine Siren mit Tauchen, Vollpension und Tauchausrüstung Termin 24.05. – 09.06.12 Preis: € 4.599,- 2. Raja Ampat las spiegelt sich an Tauchplätzen wie Jack Neal’s Point wider. »Muck Diving«, also Schlammtauchen, vom Feinsten! Was abschreckend klingt, hat es in sich: Wunderschöne Langschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus reidi), grimmig dreinschauende Aale (Echiophis intertinctus) und wühlende Boxerkrabben (Calappa gallus) vollführen vor unseren Augen einen wahren Critter-Tanz. Wer schon einmal in der Lembeh Strait in Sulawesi getaucht ist, weiß, was sich hinter dem Begriff »Muck Diving« verbirgt. Alle anderen würden wohl ihren Kopf schütteln, wenn sie hören, dass man freiwillig über etwas taucht, das sich Schlamm nennt. Doch etwas Geduld und ein sachkundiger Führer können Wunder zu Tage fördern. Was mich betrifft, so steht M.U.C.K jedenfalls für More Underwater Creatures per Kilometer. Die Kreaturensuche bringt uns zurück zu den Sternguckern. Bislang, an anderen Tauchplätzen der Welt, bin ich Sternguckern nur auf Nachttauchgängen begegnet. Vor Utila habe ich bei drei Tauchgängen gleich zwei gesehen. Tagsüber. Sterngucker zu beobachten ist absolut faszinierend, man darf sie nur auf keinen Fall anfassen. Sie haben Organe in der Nähe ihrer Augen, die eine elektrische Ladung von rund 50 Volt erzeugen können – eine mehr als unangenehme Dosis. Sie dachten, es sei bildhaft gemeint, als ich eingangs sagte, Ihnen könnte der Atem stocken? Keineswegs. p c 12/11 u · 57 Tauchkreuzfahrt Mandarin Siren Preis inkl. Flug, Transfers, Tauchsafari auf der Mandarin Siren mit Tauchen, Vollpension und Tauchausrüstung Termine: 17.04. – 03.05.12 € 4.499,- 5.199,4.149,€ 4.149,- 25.10. – 12.11.12 € 14.11. – 24.11.12 € 26.11. – 06.12.12 Sternstr. 19 · 37083 Göttingen Telefon 0551 63451340 www.belugareisen.de [email protected] p REISE Abschiedsschmerz für Inselaffen Roatan ist ein bisschen schickimicki, Guanaja kaum entwickelt. Die beste Bay Island für Taucher ist Utila. Wenn nur nicht der Abschied so schwer fallen würde ... Text und Fotos: Linus Geschke W enn es Nacht wird auf Utila, dann ziehen sie sich in die Baumwipfel zurück, trinken ein eiskaltes Port Royal Export Bier und lauschen den durch die Blätter dringenden Reggae-Klängen. Sollte der Ansturm auf den einen Ast zu groß werden, geht es über Treppen und Hängebrücken eine Etage höher oder direkt auf die Nachbarbäume hinüber – Platz ist genug im »Treetanic«; jener in die Mangobäume gebauten Bar, die auf Utila zu den beliebtesten gehört. So ungewöhnlich die Location auch ist, so ungewöhnlich ist die ganze Insel: Utila, das ist Karibik ohne Luxushotel, ohne Wellnesstempel und ohne Kreuzfahrttouristen; 58 · u 12/11 dafür aber mit Backpackern und Tauchern, Weltenbummlern und altgedienten Hippies. Sie alle haben vor Honduras Küste ein ursprünglich gebliebenes Refugium gefunden, vielleicht eines der letzten weltweit. Wo nur winzige Propellermaschinen landen und die Besucher mit der Fähre anreisen müssen, da bleibt der pauschal organisierte Massentourismus außen vor. So einfach ist das. Genau so einfach ist es auch, die Insel zu beschreiben: Stellen Sie sich eine vertikale Linie vor, an deren Ende ein nach unten offener Halbkreis hängt, und schon haben Sie einen Überblick über Utilas befestigtes Straßennetz – alles andere sind nur bessere Feldwege. An jedem Ende des Halbkreises wartet dann ein ausgedehnter Sandstrand, fast immer menschenleer, was aber auch an den Sandflöhen liegen kann. Dazwischen gibt es jede Menge windschiefer Häuser, meist in Pastellfarben gestrichen, und hölzerne Bars, die auf Stegen ins Meer hinein gebaut sind. Jetzt noch ein paar Mangroven, Palmen und Mangobäume und fertig ist die Karibikinsel, deren Topografie man zwar leicht beschreiben kann, deren Flair jedoch ausschließlich vor Ort erlebbar ist – der »Utila-Virus«, der schon so manchen Weltreisenden die planmäßige Weiterreise erschwert hat. Wer hier gelandet ist, bleibt oftmals hängen. Wer die Insel wieder verlassen muss, lässt meist ein paar Tränen als Abschiedsgeschenk zurück. Utila macht aus ganz gewöhnlichen Menschen ganz besondere Inselaffen, eine endemische Art, die sich nur auf diesen 42 Quadratkilometern richtig frei fühlt – und das, obwohl Superlative vor Ort die Ausnahme sind. HONDURAS Vergessen Sie virtuell, dieses Abenteuer ist real! Wenig Luxus, viel Flair: Auf Utila sind die Bars aus Holz, nicht aus Chrom oder Glas. Unten: Zeit zur Entschleunigung – mit 30 Stundenkilometern in die Einsamkeit der Strände Tobago hat schönere Strände, Kuba die grandiosere Geschichte, Bonaire die besseren Tauchgebiete. In der Dominikanischen Republik ist die Landschaft spektakulärer, auf Jamaika der Reggae authentischer, auf Puerto Rico sind die Menschen schöner. Aber keine dieser Inseln hat dieses spezielle Virus, das sofort süchtig macht: »Als ich das erste Mal hierher kam, brauchte ich nur eine Auszeit«, erzählt Barbara Kempf, die seit zwölf Jahren auf Utila lebt. »Ich machte einen Tauchkurs. Und dann noch einen. Und als man mich irgendwann fragte, ob ich nicht Tauchlehrerin werden will, da dachte ich: Warum nicht?« Kurz darauf flog sie zurück in die Schweiz, kündigte ihren Job bei einer Tageszeitung, verkaufte Auto und Wohnungseinrichtung und kehrte zurück auf die Insel. »Wenn dich das »Utila-Virus« einmal gepackt hat, dann bist du völlig machtlos. Das ist eher Schicksal als freie Entscheidung.« Heute ist die 37-jährige Schweizerin Mitinhaberin des Mango Inn-Hotels und des Utila Dive Center – und bis auf die Berge und die Familie gibt es nicht viel, was sie an der Schweiz vermisst. Am Morgen danach, wenn die nächtliche Baumparty vorbei ist und der Besucher wieder sehen und hören kann, führt der Weg häufig ins Bundu Café. Hier wacht Kellnerin Juanita über ihre Gäste und serviert für wenige Lempiras Kaffee, Milchshakes und Rühreier von glücklichen Inselhühnern. Sie hat ihre Hei- c 12/11 u · 59 Verlassen Sie die virtuelle Welt und stürzen Sie sich in die spannende LiveAboard-Welt an Bord einer Aggressor Fleet Tauchjacht. Wir laufen über 12 aufregende Häfen an, wo Sie live und in Farbe auf Entdeckungsreise gehen können! Wir entdecken die Welt seit 1984 · Baja, Mexico · Belize · Cayman Islands · · Cocos Island · Dominican Republic · · Galapagos · Hawaii · Maldives · Palau · · Turks & Caicos · Utila, Honduras · aggressor.tv +1-706-993-2531 [email protected] www.aggressor.com Aggressor Fleet is Proud to Partner with these Outstanding Companies: p REISE Bar am Meer: Hippie-Verbotsschilder in der Chill-out-Zone. Ganz unten: Spielcasino an der Hauptstraße. Einheimische oder Besucher? Nach ein paar Tagen ähneln sie sich Nach der Party ist vor der Party: Allerdings geht im Treetanic der Affentanz erst abends los. Unten: Juanitas Bundu-Café – Rührei und »Ich liebe Dich!« mat nie länger als für drei Tage verlassen und meint, dies sei auch gar nicht nötig, um Bescheid zu wissen: »Die Gäste erzählen mir ja ihre Geschichten, was sie so erlebt haben, irgendwo auf der Welt. Außerdem habe ich eine Kollegin, die mal ein Jahr lang auf Roatan gearbeitet hat: All die Kreuzfahrttouristen, die an der Insel selbst gar nicht interessiert sind, die brauch ich nicht. Ich bin glücklich hier, so wie es ist, mit all den lachenden Menschen und den Besuchern, die mit uns Einheimischen einfach nur eine gute Zeit haben wollen. Klar sind wir ärmer und verdienen weniger als die auf Roatan: Aber wir sind auch glücklicher!« Wenn sie über Roatan spricht, dann könnte man meinen, sie spricht über eine weit entfernte Welt und nicht über die an klaren Tagen in Sichtweite gelegene Nachbarinsel. Dabei ist es genau umgekehrt: Utila, das ist die andere Welt, der Rest ist nur Karibik. An einem der Tische sitzt Bruce Bishop: Grauer Vollbart, lange Mähne, riesige Son60 · u 12/11 nenbrille. Sein T-Shirt verkündet von einer Vorliebe für Motorräder der Marke HarleyDavidson; der Bauch darunter von der für Bier. Im Ganzen erinnert er ein wenig an die Musiker der Rockgruppe ZZ Top. Bruce ist 58, er kommt aus Wyoming, USA, und ist jetzt seit neun Wochen auf der Insel. Geplant war eine. »Utila ist günstig: Du wohnst für ein paar Dollar, du isst für ein paar Dollar und die Drinks sind auch nicht teuer. Eigentlich wollte ich mit meinem Kumpel nach Nicaragua, aber dann hat’s mir hier einfach zu gut gefallen. Er ist weiter gezogen, ich bin hier geblieben.« Nur mit dem Harley fahren sieht es bei den wenigen kleinen Straßen doch etwas mau aus, oder? »Wieso Harley? Ich hab noch nicht mal nen Führerschein, find nur das Shirt klasse.« Auch Inselaffen sollte man nicht nach dem Fell beurteilen. Auf Utila kann man tauchen gehen, essen, trinken und abhängen. Sonst nichts. Keine touristischen Attraktionen, keine spannende Vergangenheit, keine prunkvollen Bauten, die man sich unbedingt anschauen muss. Der größte Kulturhinweis ist ein Schild, auf dem steht, dass Robinson Crusoe hier am 30. September 1659 an Land kam – und selbst das ist gelogen: Der Orinoco, in dessen Mündungsgebiet die Insel laut dem Roman gelegen haben soll, fließt vor Venezuela ins Meer. Doch nicht nur die Einheimischen, auch Besucher nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau: Wenn ein Backpacker nachts in den Astgabeln des Treetanic verkündet, dass er am nächsten Morgen abreisen wolle, weil er ja weiter müsse, dann stehen die Chancen recht gut, ihn auch eine Woche später noch hier zu sehen – die Trennung von der Insel fällt halt schwer. Und Kellnerin Juanita meint, dies sei noch nicht einmal die am häufigsten geäußerte Lüge: »Ich kenne noch eine größere«, sagt sie und lacht: »I love you!« Vielleicht ist dies das Einzige, was Utila mit dem Rest der Karibik gemeinsam hat. p REISEINFO · HONDURAS ferflug die Aussicht. Europäer brauchen zur Einreise in Honduras kein Visum – ein Reisepass, der sechs Wochen über die Rückkehr hinaus gültig ist, genügt. Bei der Ausreise ist eine Steuer fällig, die am Flughafen zu zahlen ist und aktuell rund 30 US-Dollar beträgt. Honduras Utila © 2011 c Die Republik Honduras, das zweitgrößte Land Mittelamerikas (rund acht Millionen Einwohner, Hauptstadt Tegucigalpa), liegt an der breitesten Stelle der Landenge, die Nord- und Südamerika verbindet. Das Land grenzt im Norden an das Karibische Meer, im Westen an Guatemala, an El Salvador und den Pazifischen Ozean und im Südwesten und an seiner gesamten Ostgrenze an Nicara- ™ gua. Die Inseln von Honduras, Guanaja, Roatan und Utila heißen Bay Islands und bilden das Tauchzentrum von Honduras. c Anreise: Flüge nach Honduras führen in aller Regel über die USA. Wer auf die Utila Aggressor II möchte, klettert auf Roatan oder in San Pedro Sula an Bord eines Charterflugzeugs und genießt auf einem 30 Minuten kurzen Trans- c Tauchen: Getaucht wird auf den Bay Islands zumeist vom Boot aus, die Fahrtzeit zu den Plätzen beträgt in der Regel zwischen fünf und 50 Minuten. Gäste mit DINAtemregler sollten einen INT-Adapter mitbringen. Wer sich weiterbilden will, kann hier echte Schnäppchen landen: Es gibt nur wenige Orte weltweit, an denen PADI- oder SSI-Kurse günstiger angeboten werden. Roatan ist teurer als der Rest von Honduras, im Verhältnis zu manch anderen Karibik inseln jedoch immer noch günstig: Die Preise liegen knapp unter europäischem Niveau. Die warmen Wassertemperaturen ver- locken zum Tauchen ohne Neopren oder nur mit Shorty. Wer öfter taucht, sollte aber zumindest drei Millimeter Ganzkörperneopren tragen – dies dient auch dem Schutz gegen Quallen. c Klima: Das Klima in Honduras ist tropisch, die Tageshöchsttemperaturen auf Roatan erreichen bis zu 35 Grad. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 26 Grad, die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit bei rund 75 Prozent. In den Höhenlagen auf dem Festland von 600 bis 1800 Meter herrscht eher ein gemäßigtes Klima mit Temperaturen von 16 bis 25 Grad. In der Zeit von Juni bis September muss mit tropischen Stürmen gerechnet werden. In diesen Monaten gibt es auch die meisten Regenfälle. c Weitere Infos: Touristeninformation Honduras, www.letsgohonduras.com