PM2c, Stuttgart, 26. Dezember 2005
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PM2c, Stuttgart, 26. Dezember 2005 19. Stuttgarter Filmwinter – Festival for Expanded Media www.filmwinter.de Film Video Neue Medien Installation Performance Workshop Theorie Festival: 19.-22. Januar 2006 • Warm Up: 12.-17. Januar 2006 Ausstellung: 18. Januar – 26. Februar 2006 Filmhaus (FH), Württembergischer Kunstverein (WKV), Oberwelt (OW) und andere Orte Mondo Cannibale Mit dem etwas martialisch klingenden Motto „Mondo Cannibale“ geht der Stuttgarter Filmwinter in die 19. Runde. Der Filmwinter ist jedoch nicht zu einem Horror- oder ZombiefilmFestival mutiert, sondern begreift das Motto als Frage, wo die Mitte zwischen religiösem Fundamentalismus und Snuff-Kapitalismus geblieben ist? Jene Mitte, die noch in den 90er Jahren im Zuge des New Economy-Booms als neue gesellschaftliche Macht in den westlichen Ländern von den Medien ausgemacht wurde. Zunehmend wird suggeriert, daß die Gegenwart ausschließlich von Konflikten und Kampf geprägt sei – sei es nun der individuelle Kampf ums Überleben in Zeiten von 1-Euro-Jobs, Globalisierung und Arbeitslosigkeit oder als stilisierter „Clash of Cultures“. Der Filmwinter kann natürlich mit seinen Programmen und Inhalten keine Antwort auf die Probleme der Welt geben, sondern thematisiert auf spezielle Weise jenen Antagonismus zwischen dem zurückkehrenden Sozialdarwinismus und Fundamentalismus. Dennoch hat sich der Verein Wand 5, Veranstalter des Stuttgarter Filmwinters, es sich nicht nehmen lassen, einen kleinen Exkurs in das filmische Genre „Mondo Cannibale“ zu machen. Florian Cramer, Literaturwissenschaftler, Netzaktivist und Exploitationfilm-Sammler aus Berlin, wird in einem Vortrag die italienischen Kannibalenfilme der 1970er und 1980er Jahre vorstellen. Als Special Guest wird Katja Bienert, Ikone des Mondo Cannibale-Genres und Hauptdarstellerin von Jess Francos „Mondo Cannibale 4“ von 1983, zu Gast beim Filmwinter sein. Ihre Schauspielkarriere fing 1979 mit dem Christiane F.Sexploitation „Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“ an, ging über „Schloß Pompom Rouge“ bis zu „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ weiter. 2002 drehte sie wieder mit Jess Franco den Film „Killer Barbys vs. Dracula“. Trotz des Hangs zum Abseitigen steht der Filmwinter natürlich weiterhin für internationale Film- und Medienkunst: Über 1500 Beiträge in den Bereichen Film und Video, Mikrokino, Neue Medien, Installation, Performance, Theorie und Workshop wurden aus allen Kontinenten eingesandt. Aus den Einsendungen wurden ca. 80 Filme und Videos, 11 Installationen und 20 Arbeiten aus dem Bereich der Neue Medien (Online- und Offlinearbeiten) ausgewählt. Zwei internationale Jurys für Film und Video sowie Neue Medien und Installation vergeben Preise in Höhe von 12.500,- Euros. Ein ausführliches Rahmen- und Musikprogramm sowie ein Warm Up-Programm vom 11. bis zum 17. Januar ergänzen die Wettbewerbssektionen. Als Hauptveranstaltungsorte fungieren das Filmhaus Stuttgart für die Präsentation der Film- und Videoprogramme und der zentral gelegene Württembergische Kunstverein für die Ausstellung der Medieninstallationen und als Medienlounge, wo die Besucher die On- und Offline-Arbeiten in entspannter Atmosphäre anschauen können. Weitere Highlights sind die Themenprogramme „Videokunst als Volkskunst“ und die Werkschauen der beiden britischen Filmemacher Malcolm LeGrice, bedeutender Vertreter des Expanded Cinemas und des strukturellen Films sowie documentaTeilnehmer 1977, und Ian Helliwell, Experimentalfilmer und Musiker aus Brighton. Diese Pressemitteilung, hochaufgelöste Bilder und Stills sowie weitere Infos finden Sie unter: www.filmwinter.de Kontakt: Ulrich Wegenast, Wand 5 e.V., Friedrichstr. 23 A, D - 70174 Stuttgart T +49-711-99 33 98-0 (Durchwahl -18), F +49-711-99 33 98-10, M 0171-1984 250, [email protected] Wettbewerb Film/Video Letztes Jahr wurde der Filmwinter volljährig. Dieses Jahr konnte man die Gelassenheit des Erwachsensein erleben, die in den vergangenen Jahren wegen der zunehmenden Anzahl vom Sichtungsmaterial undenkbar gewesen wäre. Denn auch dieses Jahr wurden über 1.500 Einreichungen geschickt. Das überrascht und überfordert nicht mehr. Man rechnet schon damit, dass die Berge von Material wachsen. Die Frage ist nur, wie diese Fülle von Einreichungen von der Vorauswahlkommission bewältigt werden kann. Da helfen zum Beispiel die heimischen Fantastischen Vier mit ihrem „Immer locker bleiben“, oder die Möglichkeit, einfach mehr Wettbewerbsprogramme einzufügen. Denn dieses Jahr hat nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität überzeugt. Aus den üblichen sechs Wettbewerbsprogrammen wurden deshalb beim 19. Stuttgarter Filmwinter acht. Hier ein paar Beispiele: In „Çelic Çomak“ von Mehmet Ercan (Türkei) lernen wir über das Filmen ohne eigene Kamera. Oder: in der heutigen Überwachungsgesellschaft werden wir Geschichte, nicht wenn wir aufgenommen werden, sondern wenn wir gespeichert sind. Drei Kinder drehen ein Gangsterfilm mit Hilfe einer Überwachungskamera. „Mariko's 30 Pirates“ von Tetsuya Mariko (Japan) ist ein Initiationsfilm zwischen Doku und Fiktion. Es geht um den Zustand des Super 8-Films in der heutigen digitalen Zeit – der Film wurde komplett auf Super 8 gedreht – und um dem Filmemacher selbst: seine eigenen Wurzeln, seine Träume als Fiktionsfigur und um das Altvertraute. Während er an seiner UniAbschluss-Arbeit schreibt, findet Tetsuya Mariko heraus, dass er von Piraten abstammt. Er kleidet sich von nun an als Pirat, versammelt 30 weitere Piraten um sich und startet einen Feldzug gegen die Universität, die ein ihm liebgewonnenes Gebäude abreißen will. In anderer Form beschäftigt sich Hito Steyerl mit dem Super 8-Format in „November“ (Österreich/Deutschland). In den achtziger Jahren dreht sie auf Super 8-Material einen feministischen Martial-Arts-Film. Ihre beste Freundin Andrea Wolf spielte darin die Hauptrolle. 1998 wurde Wolf in Kurdistan getötet, wo sie auf Seiten der PKK als Kämpferin aktiv war. Sie wird als „unsterbliche Revolutionärin“ in Kurdistan verehrt und ihr Bild wird bis heute auf Demonstrationen getragen. Die faktischen und fiktionale Zusammenhängen fließen ineinander. Andrea Wolf wählte einen anderen Weg als das Filmmachen und wurde erst recht zu einer Ikone. Die Inszenierung des Realen und der Wahrheitsgehalt von Bildern ist Thema des rätselhaften Funds „Desirée - The Goldstein Reels“ (Deutschland/USA). Eine unbekleidete Frau verschwindet während der Dreharbeiten. Der Film stammt angeblich aus dem Nachlass des amerikanischen Filmkünstlers Jack Goldstein. Der Film lässt viele Fragen offen. Ein dem Anmeldeformular beigelegter Brief erklärt wissenschaftlich das Rätsel. Mehr möchten wir hier nicht verraten. Tim MacMillan wird seine neue Arbeit „Animal Tragic“ (Großbritannien) präsentieren, in der er erneut den Time-Slice-Spezialeffekt einsetzt, den er in den 80er Jahren an der Slade School of Art entwickelt hat und der exzessiv in der Matrix-Trilogie angewandt wurde. Sein Ausstellungsprojekt „Dead Horse“ wurde, völlig überraschend für eine Arbeit mit bewegten Bildern, für den Fotografie-Preis der Citibank nominiert. Es erregte den Zorn von Tierschützern, die seiner Familie per Post Injektionsnadeln nach Hause schickten. „Animal Tragic“ ist seine Antwort. Ein beunruhigender Versuch, die „naturhistorische Entwicklung“ unserer heutigen Stadtumgebungen aufzuzeigen; drei wahre Begebenheiten werden rekonstruiert, wo es zu unangenehmen Zwischenfällen zwischen Menschen und „zahmen“ Tieren kam: Ein Postbote tötet einen Hund, ein Hund greift ein Kind an und ein Pferd trampelt einen Fahrradfahrer tot. (Giovanna Thiery, Koordination Film/Video) Juroren Film/Video Ian Helliwell, Brighton Helliwell gehört zu der jungen Garde britischer Experimentalfilmer. Er ist außerdem Musiker und hat bereits zahlreiche CDs und LPs im Bereich Neue Musik, Elektronik, Techno veröffentlicht. Seine filmische Arbeit kombiniert abstrakte Elemente mit Found Footage, filmische Materialbearbeitung mit Digitalisierung. Seit 1996 sind über 32 Kurzfilme entstanden. Außerdem entwickelt er Installationen, Light Shows und musikalische Liveaktionen. Im Rahmen des Stuttgarter Filmwinters stellt Helliwell zwei kuratierte Filmprogramme „Expo Worlds“ und „Soundtracks for the City“ mit Livemusik sowie ein Programm mit seinen Werken vor. Kathrin Resetarits, Wien Kathrin Resetarits, geboren 1973, gehört zu den Allround-Talenten des österreichischen Films. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft, Philosophie und Publizistik hat sie von 1994-1997 Regie an der Wiener Filmakademie studiert. Gemeinsam mit Barbara Albert, Jessica Hausner, Mirjam Unger u.a. gehört sie zur Generation junger Filmemacherinnen, die mit dem Titel „Nouvelle Vague Viennoise“ etikettiert wurde. Die Filme dieser Generation leben von einem ausgeprägten Realismus und einer unprätentiösen Erzählweise. Neben ihren Kurzfilmen wie „Fremde“ (1999) oder „Ägypten“ (1997) arbeitet sie als Schauspielerin u.a. für Barbara Albert („Sonnenflecken“ (1998), „Böse Zellen“ (2003)) und Jörg Kalt („Crash Test Dummies“ (2005)), außerdem aber auch als Regieassistentin. Für die Spielfilme „Funny Games“ und „Wolfzeit“ war Resetarits für das Casting zuständig. Das dritte Jurymitglied stand zum Redaktionschluss noch nicht fest. Wettbewerb Medieninstallationen und Neue Medien Medieninstallationen Wie im letzten Jahr findet die Ausstellungen der Medieninstallationen sowie die Präsentation der Neuen Medien des Stuttgarter Filmwinter im Württembergischen Kunstverein. Dreizehn Installationen von internationalen Medienkünstlern wurden ausgewählt. Das Spektrum reicht von klassischen Videoinstallationen, über interaktive Environments bis zu apparativen Skulpturen. „Dripping Sounds“ von Frederico Muelas (USA) ist eine Licht- und Sound-Installation, die sich auf verblüffende Art und Weise mit dem Tropfen von Flüssigkeit beschäftigt. Das Tropfen von Tinte in klares Wasser wird nicht nur optisch, sondern durch ein spezielles Lautsprechersystem verstärkt. Muelas‘ Installation macht einen gewöhnlichen Vorgang zum synästhetischen Erlebnis. „32nds treat: moments found and lost“ von Hanna Linn Wiegel ist eine raumbezogene Videoinstallation, die sich mit Fragen nach An- und Abwesenheit und nach der Möglichkeit der Bewahrung von Momenten und Bildern auseinandersetzt. Die Installation besteht aus 60 dreissigsekündigen Videoclips, die Hanna Linn Wiegel über ein Jahr auf einer digitalen Fotokamera gesammelt hat. Die Clips sind One-Takes ohne Schnitte. Hanna Linn Wiegel: „Das Sammeln der Clips ergab sich nebenbei, im Alltag, da ich die Kamera immer dabei hatte, und die Sammlung entstand so ohne ein spezielles Konzept oder Thema, außer dass ich alle Clips aufgenommen habe, weil Bilder, Farben, Situationen, Bewegungen etc. meine Aufmerksamkeit errangen.“ Egal aus welcher Perspektive man die Beziehung zwischen Bewohnern und ihrer Stadt betrachtet, die Schlussfolgerung ist immer ähnlich: Die Stadt kann nicht existieren ohne ihre Bürger, die ohne ihre Stadt keine Bürger wären. Die Installation „Stadtkörper“ von Sophie Pester macht diese Abhängigkeit und ihre Facetten zum Verhandlungsgegenstand. Dabei werden Bewohner in Zusammenhang mit bestimmten Orten und Tätigkeiten in der Stadt gesetzt. Die Stadt, in der sechs unterschiedliche Motive entstanden, ist die Hansestadt Bremen. Wenn der Betrachter mehrere Würfel mit diesen Motiven in Beziehung setzt, wird jeweils ein Video zu den sechs urbanen Situationen abgespielt. Footage für die Installation „612.43Weiss“ von Jan-Peter E.R. Sonntag sind ein Ausschnitt aus einer Reproduktion einer Photographie, die einen aufgelassenen Tross vor Stalingrad 1943 zeigt, und der Leiermann aus der zeitgleich in Berlin entstandenen ersten Einspielung von Hans Hotters „Die Winterreise“. Die damals direkt in Wachs geschnittene Aufnahme von Franz Schuberts Liederzyklus, die auf Schellackplatten reproduziert wurde, liegt seit einigen Jahren auch digitalisiert vor. Die Winterreise – eine Vertonung von Gedichten Müllers – ist eine imaginäre, innere Reise. Die empfundene Entfremdung gegenüber der Welt als Kehrseite der Individuation markiert die Schattenseite des damals entstandenen, modernen Subjektbegriffs, der auch die Grundlage der modernen Kunst und unseres Künstlerverständnisses bis heute schaftt. Weitere Künstlerinnen der Ausstellung sind Martin Brand, Michael Brynntrup, Flurin Borg Madsen, Sophie Pester, Geert-Jan Hobijn/Staalplat Soundystem, Judy Ross, Takako Yabuki, Hanna Linn Wiegel. Eine ausführliche Pressemitteilung mit allen Medieninstallationen des 19. Stuttgarter Filmwinters wird Anfang Dezember veröffentlicht. Neue Medien Die IBM Deutschland GmbH vergibt den „IBM Preis für Neue Medien“ in Höhe von 4.000 €. Dieser Preis geht an künstlerische Arbeiten im Bereich der Online- und Offline-Medien wie Websites, Internetprojekte, CD-ROMs, DVD-ROMs aber auch Software. Der Schwerpunkt liegt auf Netzkunst, Virtual Communities, interaktiven Erzählformen und künstlerischer Software. Die nominierten Arbeiten können auf Rechnern im Württembergischen Kunstverein während des Festivalzeitraums gesichtet werden. Die Online-Arbeiten stehen bereits ab dem 12. Januar online auf der Filmwinter-Website (www.filmwinter.de) zur Verfügung. Verleihung „IBM Preis für Neue Medien“ und „Milla und Partner Preis für Medien im Raum“ Sonntag, 22. Januar 2006, 20 Uhr im Filmhaus Stuttgart, Friedrichstr. 23 A, im Rahmen der allgemeinen Preisverleihung des Festivals. Jury Neue Medien Mario Canali, Turin Mario Canali ist Pionier der elektronischen Musik und gehört mit Studio Azzuro zu den wichtigsten Medienkünstlern Italiens. Canali (geb. 1952 in Monza) begann seine künstlerische Karriere 1975 als Maler und widmete sich später der elektronischen und digitalen Kunst. 1985 gründete er zusammen mit Riccardo Sinigaglia, Flavia Alman und Sabine Reiff die Research and Electronic Art Group Correnti Magnetici. Mit dieser Gruppe produzierte er audiovisuelle Arbeiten, welche nationale und internationale Preise erhielten. Seit 1992 arbeitet Canali mit dem Psychologen Elio Massironi, dem Techniker Marcello Campione und dem Designer Leonardo Aurelio zusammen und begann seine Forschung im Bereich der Virtual Reality und der neuen Technologien, die eine Interaktivität mit dem Publikum ermöglichten. Die Arbeit „Satori“ (1993) war eine der ersten Installationen in Europa, die die Darstellung von virtueller Realität zu expressiven Zwecken nutzte. Canali realisierte das kulturelle Zentrum Ludiialydis Psico-Bar im Jahre 2000, ein Treffpunkt für künstlerische Experimente. 2003 rief er das Projekt Arcnaut ins Leben, welches junge Künstler und experimentierfreudige Anhänger der neuen digitalen Technologien versammelt. Nicole Gingras, Montreal Nicole Gingras ist Autorin und unabhängige Kuratorin. Sie studierte Visual Arts und Film. Ihr Schwerpunkt liegt auf experimentellen Formen von Film, Video und Digitaler Kunst. Seit 1985 kuratierte sie Film- und Videoprogramme sowie Einzel- und Gruppenausstellungen, die durch Kanada und Europa tourten. Sie kooperierte mit unterschiedlichen Festivals, u.a. in Amsterdam, Basel, Casablanca, London, Montreal, Split und Oberhausen, und publizierte zahlreiche Essays, Interviews und monographische Texte. Außerdem ist sie selbst als Filmemacherin aktiv. Malcolm LeGrice, London Malcom LeGrice wurde 1940 in Plymouth, England, geboren. Von 1957 bis 1964 studierte er Malerei in Plymouth und London. Ab 1966 entstanden die ersten Filme und ab 1967 die ersten Mehrfachprojektionen. Dabei entwickelt LeGrice besonderes Interesse für formale und technische Grundlagen von Film, insbesondere für die Entwicklung, Kopie und Materialität des Filmstreifens sowie die Bedingungen der Projektion. Seit den späten 60er Jahren entstehen auch Arbeiten mit Video, TV und Computern. Ab 1969 realisiert er MultimediaEvents mit Filmen, Dias und Tonbändern. 1970 entsteht „How to Screen the C.I.A.“, eine Serie von Filmen, darunter „Berlin Horse“. Seit 1971 arbeitet LeGrice zunehmend an Expanded-Cinema-Aktionen mit mehrfachen und überlagerten Projektionen, z.B. „Horror Film 2“. LeGrice nimmt 1977 an der documenta 6 in Kassel teil. Es entstehen Publikationen zum Experimentalfilm (Abstract Film and Beyond, 1977; Experimental Cinema in the Digital Age, 2001). Er ist Gründer des Filmdepartments und Professor am Central Saint Martins College of Art and Design in London. Eröffnung der Ausstellung WKV, Mittwoch, 18. Januar 2006, 19 Uhr Rahmenprogramm (Auswahl) Mondo Cannibale (Vortrag) Florian Cramer, Literaturwissenschaftler und Netzaktivist, aus Berlin wird in einem Vortrag die italienischen Kannibalenfilme der 1970er und 1980er Jahre vorstellen. Themen seines Vortrags mit Filmbeispielen sind Exotismus und koloniale Stereotypen sowie ihre Travestie, die Zurschaustellung von Tabus – Sex, Gewalt, Ekel – mit ihrer Nähe zu künstlerischem Körper-Aktionismus und seiner Dokumentation in Experimentalfilmen. Außerdem das Moment des Camp im Kannibalenfilm, die Hybridisierung des Kannibalenfilms mit anderen Filmgenres. Als Special Guest wird Katja Bienert, Ikone des Mondo Cannibale-Genres und Hauptdarstellerin von Jess Francos „Mondo Cannibale 4“ von 1983, zu Gast beim Filmwinter sein. Ihre Schauspielkarriere fing 1979 mit dem Christiane F.-Sexploitation-Film „Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“ an, ging über „Schloß Pompom Rouge“ bis zu „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ weiter. 2002 drehte sie wieder mit Jess Franco den Film „Killer Barbys vs. Dracula“. Katja Bienert ist außerdem als Filmemacherin in der Filmproduktionsfirma „Gutkind“ tätig. Sie wird ihren letzten Film „Bonjour, Bednin“ über Voodo-Praktiken in Westafrika zeigen. Videokunst als Volkskunst (Videoprogramm) Videokunst bezieht sich auf die Banalität des Realen. Mit den unterschiedlichsten Mechanismen erschafft die Videokunst neue Wahrnehmungsarten und dadurch neue Lebenserfahrungen, die alternative Interpretationen des Realen ermöglichen. In diesem Sinne ist Videokunst die Kunst des Volkes. Sie ist ein Werkzeug für neue Perspektiven, für gesellschaftliche Kritik und für Spiele mit der Realität und deren Inszenierung. Wir sind Teil einer medialen Fiktionsmaschine, die unsere Realität konstituiert. Lange Zeit haftete der Videokunst das Etikett des Elitären und Spröden an. In den 70er Jahren sprach man in Zusammenhang mit der Videokunst oftmals von der „Ästhetik der Langeweile“. Gleichzeitig verfügten in den 60er und 70er Jahren nur wenige Personen über eine eigene Videoausrüstung. Dies hat sich mit dem Aufkommen des Digitalen Videos vollkommen gewandelt. Videokameras, Schnittprogramme und Videobeamer sind heute bei ALDI und LIDL erhältlich. Mit unseren multimedialen Mobiltelefonen sind wir Videomacher, ob wir wollen oder nicht. Einerseits explodieren die bewegten Bilder, andererseits sind sie durch diverse Komprimierungsverfahren nahezu überall verfügbar – im Web, per mail oder MMS. Auch Filmfestivals sind heute mit einer Flut von Einreichungen konfrontiert. Waren es Anfang der 90er Jahre noch durchschnittlich 500 Einreichungen sind es heute 2.000 Einreichungen und mehr. So läßt sich aufgrund der Erfahrung als Festivalausrichter konstatieren, daß Videokunst die neue Volkskunst, die neue digitale Aquarellmalerei, die neue Bauernschrankmalerei ist. So werden wohl die Töpferkurse in der Zukunft verschwunden sein, wenn man „In drei einfachen Schritten zum Meisterwerk“ gelangt, wie es der Titel von Marion Pfaus Videoarbeit aus dem Jahre 2002 verspricht. Videokunst hat sich jedoch nicht nur hinsichtlich der Produktionsmittel zur Volkskunst entwickelt, sondern auch was die Ausstellungspraxis zeitgenössischer Kunst anbelangt. Zeitbasierte Bewegtbilder dominieren die Museen und Galerien. Hätte man alle Video- und Filmarbeiten auf der documenta 11 anschauen wollen, hätte man dafür fast eine ganze Woche gebraucht... Diese Fragestellungen reflektiert das Sonderprogramm „Videokunst als Volkskunst“. In dem Workshop von Marion Pfaus und Felicia Zeller (Berlin) „Der Recyclingfilm“ wird über das Entstehen von geplantem und ungeplantem Filmmaterial referiert. Datenmüll aus dem Projekt „Mach den shimmy noch mal“ und aus der Rohschnittfassung „Der Ordner“ werden zur Verfügung gestellt. In der Arbeitsgruppe des Workshops wird ein Recyclingfilm in folgenden Schritten erarbeitet: Restediskussion, endgültige Auswahl der Auswahl, ein Recyclingfilm entsteht, endgültiges Löschen der Reste der Reste. Der Recyclingfilm wird im Anschluss an den Workshop in einem Wettbewerbsprogramm gezeigt. Der Videomacher Pedro aus Guillhérand-Village (Frankreich) präsentiert mit einem Videoprogramm und einer Intervention die Entstehung der Geschichten eines Stars allein zuhause. Er gilt als einer der interessantesten und produktivsten Videokünstler und wurde vor drei Jahren als die Entdeckung des Jahres auf Festivals weltweit gefeiert. Seine kurzen skurrilen Homemovies, in denen er oft selbst als Akteur fungiert, basieren auf schlichten und konsequenten Reibungen mit der trostlosen Realität, um in einer Starwelt zu landen. Joel Veitch (London) wird in einem Programm seine eigenartige Kreuzung aus Musikvideo und Tierfilm sowie die dazugehörigen Songs live präsentieren. Die obskuren Animationen zwischen Monthy Python, Collage und MTV-Idents findet man auch auf seiner Kult-Website www.rathergood.com, die 2002 von Yahoo! zu den Top Ten-Websites des Jahres gekürt wurde. Ergänzt wird die Reihe mit einem Programm mit frühen Videos der amerikanischen Künstlerin Sadie Benning, die bereits mit 16 Jahren begann, mit einer Pixel-Prize-Spielzeugkamera künstlerische Videos zu drehen, die ihre ihre lesbische Identität und ihre unmittelbares Lebensidentität als amerikanische Teenagerin reflektierten. Heute gehören die Videos aus den Jahren 1989-1992 mit ihrer unpolierten Machart – die Videos mussten in der Kamera geschnitten werden - zu den wichtigsten Videoarbeiten der frühen 90er Jahre. Als kleines Schmankerl zur 2006-Fußball WM in Deutschland präsentiert der Filmwinter ein Programm, das wahrhaftig zeigt, wie bereits in den 70er und 80er Jahren Video- und Volkskunst miteinander verschmolzen sind. Ältere Semester werden sich möglicherweise daran erinnern, daß im Rahmen der ARD Sportschau, aber auch im Kontext von Fußballweltmeisterschaften sogenannte Fußball-Ballette produziert wurden. Die FußballBallette waren im Prinzip frühe Scratchvideos, die obskurre Szenen von Fußballspielen choreographierten. Ein kleines „Best of“ des ARD-Fußball-Balletts gibt es exklusiv beim Filmwinter zu bestaunen. Malcolm LeGrice, London (Filmprogramm und Medieninstallation) Malcolm LeGrice ist einer der wichtigsten Vertreter des britischen Expanded Cinemas und Avantgardefilms. Seit Mitte der 60er Jahre realisierte Kurzfilme und Film-Installationen, aber auch Arbeiten mit Computern und Video. Im Rahmen des Stuttgarter Filmwinters präsentiert LeGrice seine berühmte Installation „Berlin Horse“ und die Filmperformance „Horror Film 1“, die er auch auf der documenta 6 vorführte. Außerdem ist ein zweiteiliges Filmprogramm zu sehen. Wie kein anderer Künstler und Filmemacher verknüpft LeGrice in seinen Arbeiten die analogen Möglichkeiten und Materialspezifikation des Films mit den neuen digitalen Technologien. Ian Helliwell, London (Filmprogramm und Liveperformance) Ian Helliwell stellt neben einer Werkschau mit seinen abstrakten, digitalisierten, wunderbar malerischen Super 8-Filmen zwei kuratierte Filmprogramme vor. „Expo World – A Film and Music Programme“ (2000-2005) beschäftigt sich mit den futuristischen Visionen und Utopien von Weltausstellungen zwischen 1939 und 1982. Diese Ausstellungen waren nicht nur Technikschauen, sondern sowohl gesellschaftliche Laboratorien als auch Experimentierfelder für neue Ästhetiken und visuelle Stile. Das Programm umfaßt Filme, Musik und Dias – darunter Erkki Salmenhaara’s brilliante Collage-Komposition „Information Explosion“ von der Montreal Expo von 1968. Außerdem sind einige rare Kurzfilme z.B. „San Francisco World Fair“ (1939) und „Expo Prepares“ von 1967 zu sehen. Das zweite Programm „Soundtracks for the City“ basiert auf alten Normal 8- und Super 8Touristenfilmen, die Helliwell auf Flohmärkten gefunden hat. Diese Filme, die als kinematographische Postkarten für Urlauber gedacht waren und ein eigenes Genre waren, stammen aus den Jahren 1940 bis 1970 und waren ursprünglich stumm. Helliwell hat unterschiedliche Musiker gebeten, diese idyllischen und nostalgischen Stadtansichten zu vertonen, um die verschwundenen Visionen der Stadt neu zu beleben. Das Ergebnis ist recht eigen, aber durchaus unterhaltsam: Zu sehen und zu hören sind Post-Rock-Impressionen der Gruppe Pram (Birmingham) zum Karneval von Rio, Tele:Funkens präzise Vertonung einer Stadtansicht von Genua, Testcards hektischer Sound zu einer Motorradfahrt von London nach Paris und Op:l Bastard’s elektro-akustisches Abenteuer in Kopenhagen. Tourismus der anderen Art. Jonnie Döbele/Hannelore Kober, Stuttgart (Filmprogramm) Das Stuttgarter Künstlerpaar Hannelore Kober und Jonnie Döbele begann Ende der 70er Jahre mit ihrer experimentellen Filmarbeit. Sie gehörten einer Generation von Filmemachern der 80er Jahre an, die sich von den Dogmen des strukturellen experimentellen Films der 70er Jahre absetzte, um wieder Humor und Erzählung in die Filmkunst zu bringen. Studiert hatten sie allerdings bei zwei bedeutenden englischen Vertretern des strukturellen Films und des Expanded Cinema – bei Malcolm LeGrice und William Raban –, was ihnen ein solides filmtechnisches Know How verschaffte. Die Super 8-Filme „Polkafox“ und „Anneliese“ sind kleine satirische Beiträge zum akademischen abstrakten Film, indem sie abstrakte Filmbilder mit deutschen Schlagern kombinieren und damit ad absurdum führen. „London Postcards“ ist ein visuell erstaunliches Filmessay über die Stadt London. Besonderes Highlight ist der Super 8-Kultfilm „Bahlsenschwenk“ – der Name ist Programm. Im Programm sind nicht nur freie Arbeiten zu sehen, sondern auch wunderbar anarchische Werbefilme fürs Kino. Die Arbeiten der beiden Filmemacher wurden auf zahlreichen Festivals und Präsentationen weltweit vorgestellt. Die Geschichte der Hochschule für Gestaltung Ulm (Filmprogramm) in Zusammenarbeit mit dem Haus des Dokumentarfilms zeigt Wand 5 im Rahmen des 19. Stuttgarter Filmwinters einen Ausschnitt aus dem umfangreichen filmischen Werk, das an der Hochschule für Gestaltung in Ulm entstanden ist. Neben den Fachgebieten Produktgestaltung, Visuelle Kommunikation, Bauen und Information gab es den Bereich Film. Entstanden aus der Geschwister-Scholl-Stiftung planten Inge Scholl, Otl Aicher und Hans Werner Richter eine politisch und geisteswissenschaftlich orientierte Schule in Ulm. Durch ihren Kontakt zu Max Bill verlagerte sich der Schwerpunkt der Lehre in Richtung Gestaltung. Der erste Unterricht fand 1953 provisorisch in Räumen der VH Ulm statt. Der Bereich „Film“ war zunächst bei der Visuellen Kommunikation angesiedelt und funktionierte ab 1961 als eine eigenständige Abteilung (Institut für Filmgestaltung). Aufgrund interner Differenzen, aber vor allem wegen der Streichung der Zuschüsse durch das Land Baden-Württemberg wurde der Hochschulbetrieb 1968 eingestellt. Zu den Studenten am Institut für Filmgestaltung gehörten u.a. Jeanine Meerapfel, Lothar Spree und Ula Stöckl. Gemeinsam mit Edgar Reitz (Kamera, Regie) entwickelt Alexander Kluge das Lehrangebot. Es galt vor allem die Ansätze des Oberhausener Manifests umzusetzen, daß sich vom biederen Nachkriegskino distanzieren wollte. Das Programm konzentriert sich vor allem auf die Kurzfilme – insbesondere die Minutenfilme. Oftmals griffen die Filme politische, soziale oder alltägliche Themen auf – z.B. in Günther Hörmanns „Wir waren vorbereitet für Donnerstag morgens um sechs in den Streik zu treten.“ von 1966. Im Rahmen von sogenannten Minutenfilmen und filmischen Miniaturen wurden auch unterschiedliche Filmexperimente durchgeführt, die ebenfalls im Rahmen des Filmwinters vorgestellt werden. Konzerte und Parties Wie jedes Jahr sind die Konzerte beim Stuttgarter Filmwinter nicht Beiwerk, sondern wichtiger Bestandteil des Festivals. So waren in den letzten Jahren Elektro-Künstler und -Acts wie Scanner (London), Jeff Milligan (Toronto), Vendas Novas (Angers) oder Monolake (Berlin) zu Gast, ebenso wie Bands wie „3 Normal Beatles“ (Hamburg) oder „Les Gammas“ (Augsburg). Undogmatisch gegenüber Musikstilen ist auf dem Stuttgarter Filmwinter alles vertreten, was interessant und eigenständig ist – von Techno („Panacea“) bis Hip Hop („Die Fantastischen Vier“, „Freundeskreis“). Motormark, Glasgow (Elektropunk) Württembergischer Kunstverein (WKV), 19.01.06, 22 Uhr Sie spielen ihre Alben in ein oder zwei Tagen ein und geben sich auch sonst schnörkellos direkt. Jane Motoro und Marko Poloroid sind das schottische Electro-Punk-Duo Motormark, das mit Gesang, Gitarre, Bass und Drumcomputer bewaffnet die legendären drei Akkorde hochleben lässt. Gegründet in Kircaldy, machen sich Motormark die Do it yourself-Haltung des Punk zu eigen und veröffentlichen ihre ersten Singles in Eigenregie. Da sich niemand findet, der Motormark unter Vertrag nimmt, gründen die beiden Schulfreunde kurzerhand ihr eigenes Label und gehen anschließend auf Tournee durch ganz Europa, um ihren Sound an den Mann und die Frau zu bringen. Eigenwilligkeit ist seit jeher ein Markenzeichen von Jane und Marko. Beide entstammen musikalischen Familien und sehen ihre Zukunft auch nirgends anders als auf der Bühne. Zu Schulzeiten fallen sie mit ihrem radikalen Musikverständnis unangenehm auf, so dass sie die erstbeste Gelegenheit wahrnehmen, der Schulbank Adieu sagen, um ihren Berufungen zu folgen. Pixies-Liebhaberin Jane Motoro zieht es nach Frankreich, wo sie ihren Traum von der Schauspielerei verwirklichen möchte. Marko Poloroid bleibt seiner schottischen Heimat zunächst treu und schreibt sich in Glasgow für das Studium der Musik ein. Lange hält er es dort jedoch nicht aus. In einer Nacht und Nebel-Aktion setzt er sich nach New York ab, taucht dort für ein halbes Jahr unter, macht als DJ in Casablanca von sich reden und kehrt letzten Endes nach Schottland zurück. Motoro ergeht es nicht viel besser. Nach einem Autounfall in Paris verlässt sie Frankreich zur Rekonvaleszenz. Zurück in Großbritannien treffen sich die beiden bei einem Gelegenheitsjob. Mit dem Geld kaufen sie einen Sampler und beschließen Musik zu machen. Am 23. Januar 2004 geben sie als Motormark ihr erstes Livekonzert. Dank ihres exzentrischen Auftretens und der rohen Energie ihrer Songs spielen sie schon bald an der Seite von Ladytron und Peaches. Doch damit nicht genug. Im Mini geht es nach Spanien, wo sie mit Sonic Youth und The White Stripes die Bühne teilen. Zurück in Schottland spielen sie in einem einzigen Tag ihr Debütalbum "Pop: Up" ein, das von der britischen Presse mit reichlich Lorbeeren bedacht wird. Ein Jahr später entsteht unter Mithilfe von Richard Norris von The Grid, der auch schon mit Joe Strummer und Psychic TV arbeitete, der zweite Longplayer "Chrome Tape". Alec Empire, längst auf die Electro-Punk-Anarchos aufmerksam geworden, signt Motormark für sein Label Digital Hardcore Recordings. "Chrome Tape" führt die Tradition von französischen Punkbands wie Berurier Noir oder Ludwig von 88 fort und würzt die Gitarre-Drumcomputer-Mischung mit einer guten Portion Melodie und Pop. www.digitalhardcore.com DIS*KA, München (Elektronischer Bastard-Pop) Württembergischer Kunstverein (WKV), 21.01.06, 24 Uhr DIS*KA wurden 1998 in München von Albert Pöschl und Ralf Summer gegründet und entwickelten sich nach ihrer legendären C64-EP vom notorischen Insidertip zu einem der deutschen Aushängeschilder in Sachen Bastard-Pop. Nach ihrer mittlerweile dritten LP „We Only Have Music“ wächst DIS*KA auch Live vom Elektronik-Duo zum Quintett. Der Münchener Szene-Impressario Albert Pöschl (siehe auch Queen Of Japan, Lion’s Den Dubshower, The Sound Of Money) und der Radiomoderator Ralf Summer (Zündfunk, Bayern2) amalgamisieren mit Dis*ka überreichlich vorhandenen und aus diversen Quellen gespeisten Pop-Appeal mit viel hintergründigen Humor und einer gesunden Portion Skepsis. Mit der Verschmitzheit eines Karl Valentin, bayerischer Bierruhe, hohem Trash’n’GlamourFaktor und wenig Berührungsängsten zu einstigen musikalischen NoGoAreas wie Blues, Heavy Metal oder Country basteln DIS*KA aus vielen Zitaten ein nicht immer ganz ernst gemeintes, überaus tanzbares Pop-Konstrukt und karrikieren dabei gleichzeitig dessen Stilmittel. Ihre legendäre White Label 12“ „Dis*ka presents C 2064“ mit lauter 80er/90er Smash-HitsCovers war nicht nur der erste Release ihres Labels Echokammer sondern auch Blueprint für Bastardrock und als solcher bis heute ein weltweit gesuchter Fetisch für den auf Tauschbörsen Höchstpreise bezahlt werden. Im schneidigen CommodoreRock/C64 Style persiflierten DIS*KA damals Pop-Dinosaurier wie New Order, Nirvana oder die Pet Shop Boys und peppten die schal gewordenen Orginale mit einer großen Portion Saure Drops Feeling auf. Aus dem Spaßprojekt wurde Ernst und heute zählen DIS*KA nach mittlerweile drei Alben, zwei EP’s und unzähligen Singles durchaus zur innovativen Speerspitze der deutschen Independent-Acts, für die Intellekt und Unterhaltung kein Widerspruch, sondern Understatement ist. Schlagzeuger Enno Palucca (Goldene Zitronen) und Gitarrist Ivi Vukelic (3 Shades Of Blues) haben DIS*KA nicht nur auf der aktuellen Platte zu einem vielschichtigeren Sound verholfen, sie sind nun auch live mit von der Partie. „We Only Have Music“ ist im Gegensatz zu den beiden Vorgänger Album "Hey Disko" (2000) und "America's The Bomb" (2002) fast Sample-frei. Instrumente wie Schlagzeug, Gitarre oder Geige wurden live in der Echokammer eingespielt. Die Songs wirken organischer, haben aber an Tanzbarkeit nichts eingebüßt: im Gegenteil: die Tracks sind da, wo es nötig ist, härter, manischer und länger als bisher. Ungerade Takte brechen das klassische 4/4 Schema auf, DIS*KA walzern und legen sich mit 7/4 und 11/8 gut quer. DASDING iParty Bett im Filmhaus, 21.01.06, 23 Uhr Nachdem Wand 5 im Rahmen des media-space 05 die erste MP3-Party unter dem Motto „Pod is a DJ“ veranstaltet hat, geht es nun mit dem Medienpartner DASDING, dem Jugendangebot des SWR, in die zweite Runde. Potentielle DJs können sich mit ihrer Musikliste über die Website von DASDING ( HYPERLINK "http://www.dasding.de" www.dasding.de) vorab anmelden. Jedes Set dauert 15 Minuten. Wer auflegt, hat freien Eintritt. Die besten iDJ gewinnen nette Sachpreise. Die iParty findet in Zusammenarbeit mit der iPod-Community HYPERLINK "http://www.ipod-fun.de" www.ipod-fun.de und dem MusikSoftware-Hersteller MAGIX statt. Weitere Infos und Anmeldebedingungen finden sich unter: http://www.dasding.de/events/ iparty/ Iris Romen (Gesang), Mark Scheibe (Flügel), Dirk Rotbust (Schlagzeug), Berlin/Köln (Jazz, Chanson) Württembergischer Kunstverein (WKV), 22.01.06, 22 Uhr Im Anschluß an die Preisverleihung und Abschlussgala im Filmhaus verzaubert das Berliner Trio um die niederländische Sängerin Iris Romen mit Jazz und Chansons. Warm Up 12.-17.01.06 Wie in den Vorjahren läuft vor dem Filmwinter-Festival ein umfangreiches Aufwärmprogramm, das in Kooperation mit zahlreichen Stuttgarter (Kultur-)Institutionen stattfindet. "Urheberrecht und Internet" (Podiumsdiskussion) Chaos Computer Stuttgart Filmhaus, Saal 2, 12.01.06, 19 Uhr Der technische Forschritt teilt die Musik- und Filmkonsumenten in zwei Lager: diejenigen, die immer noch in den Laden gehen oder CDs per Versand bestellen und die ins Kino gehen, und diejenigen, die Musik und Filme per Filesharing im Internet "erwerben". Letztere investieren unbeeindruckt von gesetzlichen Verboten und unter Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen lieber in CD- und DVD-Brenner und breitbandigen Internetzugang als in käufliche Medien und Kinobesuche. Das System der Musikindustrie droht indes zu kippen: besteht auf seiten der Musikindustrie eine Mitschuld an der Misere? Warum wurden CDs nie billiger, wie bei ihrer Einführung versprochen wurde? Warum erhält ein Künstler vom Verkaufspreis einer CD nur ca. einen Euro, so daß selbst mancher hartgesottene Fan kaum noch motiviert ist, den Tonträger zu erwerben und lieber Konzerte besucht und T-Shirts kauft, um seine Band zu unterstützen? Bei Kinobesuchen werden inzwischen die Kinogänger, also diejenigen, die noch Geld für Eintrittskarten bezahlen, pauschal kriminalisiert und müssen z.T. schon Taschenkontrollen über sich ergehen lassen. Was tut die Filmindustrie dagegen, daß die Filme schon ab Werk gestohlen werden? Und was sagen die Gesetze? Hilft es überhaupt, etwas zu verbieten, was technisch kaum zu unterbinden ist? Wie sieht ein heute gängiger Kopierschutz aus und was kann er wirklich leisten? Diese Fragen sollen von allen Seiten beleuchtet werden, wobei jede Interessensgruppe ihre Motive darlegen kann. (Andrea 'Princess' Wardzichowski, Pressesprecherin des Chaos Computer Club Stuttgart) Marie Voignier: Working Ghosts (Ausstellung) Oberwelt (OW), 13.01.06, 19 Uhr Die Ausstellung in der Oberwelt umfaßt zwei Videoarbeiten der Pariser Künstlerin Marie Voignier. „Ghosts“ (Les fantômes) zeigt einen Mann im Anzug, der in einem Büro ein virtuelles Firmenkonzept erläutert. Dieses Konzept beschreibt ein Coachingunternehmen, in dem die Seminarteilnehmer in einem nachgestellten Büro als Angestellte auftreten. Das zweite Video, „Western DDR“, erzählt die Geschichte der Schließung eines Western-Freizeitparks, der nur eine Saison lang geöffnet war. Ein paar Cowboys führen – ohne Publikum – einige Szenen vor. Marie Voignier, geb. 1974, hat an der Ecole nationale des beaux-arts in Lyon studiert. Sie ist Gewinnerin des Lyon Paris-Preises 2004 und Stipendiat an der Cité Internationale des Arts 2005. Ihre Arbeiten wurden auf unterschiedlichen Ausstellungen und Filmfestivals präsentiert. Mario Canali: EMOTEC (Ausstellung) Galerie der DIALEKT-Kulturdirektion /Rocker 33 (RO) Finnisage, 14.01.06 19:00 Die Kunstausstellung EMOTEC präsentiert erstmals das Gesamtœuvre des Medienkünstlers Mario Canali, Pionier der elektronischen und digitalen Kunst in Italien. In einer Retrospektive werden die bedeutendsten Werke seines dreissig Jahre andauernden Kunstschaffens in der Galerie der DIALEKT-Kulturdirektion in Stuttgart vom 09.12.2005 bis 15.01.2006 ausgestellt. Canalis künstlerische Laufbahn wird in allen drei Phasen dokumentiert: Malerei, Computergraphik, die er mit der Gruppe Correnti Magnetici realisierte, und die interaktiven Installationen, welche er bis heute weiter entwickelt. In einen Team von Technikern, Designer und Psychologen forscht Canali im Bereich Virtuelle Realität und der neuen Technologien, um eine Interaktion mit dem Publikum zu ermöglichen. „Satori“ (1993) war eine der ersten Installationen in Europa, die die Darstellung von virtueller Realität zu expressiven Zwecken nutzte. In seinen nachfolgenden Installationen begann Canali mit Körperparameter evozierenden Interaktionen zu experimentieren, welche durch aktive Teilnahme des Benutzers Bilder, Sounds und Szenarien generieren. Musical Studies and Visual Loops mit Robin Hofmann (Pulver Records, Stuttgart), DJ Jaywalk und Vincent Geisel Fluctuating Images (FI), 14.01.06, 21 Uhr Manon Labrecque: Day and Night Zero Gravity (Ausstellung) (mit einem Einführungsvortrag von Nicole Gingras, Montreal) Gedok, 17.01.06, 19 Uhr Manon Labrecque präsentiert die beiden Videos „Carnet de voyages“ (Travel Notebook) von 2005 und „La petite vision“ von 1994. Beide Arbeiten beschäftigen sich mit der Irritation von Perspektive und der Destabilisierung des Verhältnisses von Körper und Raum. Labrecque hat zeitgenössischen Tanz und Visual Arts in Montreal studiert. Seit 1991 entwickelt sie Performances, kinetische Skulpturen und Videos für Ausstellungen und Festivals. Michael Dreyer: Pianistin, eine Aufnahme ‚elektronischer Klänge‘ von Stockhausen anhörend Installation 18.01.-27.01.06, Performances 17.01. und 24.01., Diskussionen 23.01. und 26.01. Künstlerhaus Stuttgart (KH) Installation zum Verhältnis von Autor, „Werk“ und Repräsentation, bestehend aus Musikinstrumenten (Flügel und Synthesizer) und Grafiken. Konzipiert vom Stuttgarter Künstler Michael Dreyer. Innerhalb dieser Installation läßt Dreyer verschiedene Performances, konzertartige Vorführungen und Diskussionen stattfinden. Unter Beteiligung von Helmut Draxler, Diedrich Diederichsen, Otto Kränzler, Wilhelm Beermann, Ludwig Rehberg, Wolfgang Dauner u.a. Wettbewerb IBM Preis für Neue Medien (Onlinearbeiten Internet und Web) Ab dem 12. Januar stehen die für den IBM Preis für Neue Medien nominierten Arbeiten online unter www.filmwinter.de zur Verfügung INFOBOX – 19. Stuttgarter Filmwinter DIE PREISE In den Wettbewerben für Film/Video und Neue Medien werden Preise in Höhe von insgesamt € 12.500,- vergeben. Norman 2006 Preis der Jury für Film und Video in Höhe von ¤ 4.000,- – gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart/Medienteam. IBM-Preis für Neue Medien Zwei Preise, deren Preisgelder in Höhe von insgesamt € 4.000,- die IBM Deutschland GmbH stiftet, werden an unabhängig produzierte, künstlerische Arbeiten vergeben, welche die Onund Offlinemedien (Internet, CD-ROM, DVD-ROM etc.) nutzen. Der Wettbewerb konzentriert sich auf künstlerische Software, Netzkunst, Virtual Communities und interaktive Erzählformen. Milla und Partner-Preis Preis für Medien im Raum (Installationen) in Höhe von ¤ 2.500,Team-Work-Award Die Marli-Hoppe-Ritter Kunststiftung lobt einen Preis in Höhe von ¤ 2.000,- für eine Film- oder Videoproduktion aus, die von einem Team realisiert wurde. Ehrenpreise von Wand 5 Die legendären, kategorienübergreifenden Ehrenauszeichnungen der Wand 5-Mitglieder SPONSOREN UND UNTERSTÜTZER Unterstützer Medienteam der Landeshauptstadt Stuttgart, Staatsministerium Baden-Württemberg, Europäische Kommission, Media Programm, MFG Medien- und Filmgesellschaft BadenWürttemberg Sponsoren Milla und Partner GmbH, IBM Deutschland GmbH, LF.net Netzwerksysteme GmbH, Film und Video Print Kopiergesellschaft mbH, trickWILK GmbH, mevis.tv, Autohaus Marquardt, Kommunales Kino Stuttgart, Hotel Unger, Artus Postproduktion, BIONADE GmbH, Sound & Light Förderer Marli-Hoppe-Ritter-Kunststiftung, Botschaft von Kanada, Britsh Council, Istituto di Cultura Stuttgart, Österreichische Botschaft Berlin, Kulturforum Kooperationspartner Württembergischer Kunstverein Stuttgart, GEDOK Galerie Stuttgart, DIALEKT Kulturdirektion/ Rocker 33, Haus des Dokumentarfilms, KOKI Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart, Oberwelt e.V., Fluctuating Images, European Coordination of Filmfestivals, AG Kurzfilm Medienpartner DASDING (SWR), SWR2 RadioClub, LIFT Stuttgart, De:Bug – Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte, Schnitt – Das Filmmagazin, Spex – Das Magazin für Popularkultur, betacity sonnendeck – Stuttgarter Kunstnotizen INFOBOX – DIE FESTIVALFACTS Eintrittspreise Einzelkarte Film/Video Einzelkarte Vortrag Preisträgerrolle Kinderprogramm Dauerkarte Tageskarte Ausstellung Frühaufsteherkarte Parties € € € € € € € € € 6,50 erm.€ 5,00 erm. € 7,00 erm. € 5,00 erm. € 60,00 18,00 5,00 erm. € 3,00 5,00 – € 7,00 5,50 4,00 6,00 3,00 erm. € 45,00 erm. € 15,00 3,00 (Für InhaberInnen von Karten anderer Programme ist am jeweiligen Tag der Eintritt zu den Parties frei) Katalog € 3,00 Kartenvorbestellung ab dem 9. Januar 2006: Telefon 0711-99 33 98-17 Fax 0711-99 33 98-10 e-mail [email protected] Verkauf von Katalog und Dauerkarten ab dem 9. Januar 2006 im Filmhaus Stuttgart und an unterschiedlichen Vorverkaufsstellen in Stuttgart. Akkreditierungsschluß für Journalisten und Professionals ist der 16. Januar 2004. Die Spielorte Filmhaus (FH), Friedrichstr. 23 A Wettbewerb Film/Video, Rahmenprogramme, Parties und Diskussionen Württembergischer Kunstverein (WKV), Schlossplatz 2 Wettbewerb Neue Medien, Medieninstallationen, CD-ROMs, Internet-Café, Workshops, Diskussionen Oberwelt e.V. (OW), Reinsburgstr. 93 Ausstellung Marie Voignier Fluctuating Images (FI), Jakobstr. 3 Musical Studies and Visual Loops mit Robin Hofmann (Pulver Records, Stuttgart), DJ Jaywalk und Vincent Geisel Rocker 33 (RO), Heilbronner Str. 7 Ausstellung Mario Canali Gedok Stuttgart (GEDOK), Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde., Hölderlinstr. 17, Ausstellung Manon Labrecque Kontakt Wand 5 e.V. im Filmhaus Friedrichstr. 23 A 70174 Stuttgart Tel +49-711-99 33 98-0 Fax +49-711-99 33 98-10 [email protected] http://www.wand5.de Detaillierte Informationen zum Programm sowie Fotos, Filme und Audiodateien zum Downloaden: www.filmwinter.de PM 2c, 19. Stuttgarter Filmwinter 2006 Seite PAGE 1 Wand 5 e.V. im Filmhaus, Friedrichstr. 23 A, D -70174 Stuttgart Tel +49-711-99 33 98-0 Fax +49.711-99 33 98-10 www.wand5.de [email protected]