rheinpfalz Interview April 2015
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rheinpfalz Interview April 2015
LUDWIGSHAFEN " — NR. 81 MITTWOCH, 8. APRIL 2015 „Alles Negative in einem Wort vereint“ STA DTNO TIZ EN „Zusammen klappt’s“ im Hack-Museum Heute ist der Internationale Tag der Sinti und Roma. Ein Tag, der im Zeichen einer Minderheit steht, über deren Geschichte und Kultur in der öffentlichen Wahrnehmung noch zu wenig bekannt ist. So sieht es zumindest Romeo Franz. Als Geschäftsführer der Hildegard-Lagrenne-Stiftung wirbt er für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft und kämpft aktiv gegen Vorurteile. Das Wilhelm-Hack-Museum bietet an den Samstagen 11. April und 2. Mai jeweils von 14 bis 15.30 Uhr das generationenübergreifende Nachmittagsangebot „Zusammen klappt’s“ für die ganze Familie an. Kinder und Enkel sowie ihre Eltern und Großeltern, Tanten und Onkel schauen sich gemeinsam die Kunstwerke im Museum an und sammeln Ideen, die dann malerisch, drucktechnisch oder plastisch im Museumsatelier umgesetzt werden. Die Kosten betragen drei Euro pro Person (inklusive Material). Anmeldungen für einen oder beide Samstage werden per E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter 0621/5043045 oder 5043411 entgegengenommen. (rhp) VON ANNA WARCZOK Grünen-Politiker, Musiker, Sinti – all dies vereint Romeo Franz in seiner Person. Auf seine Wurzeln ist er stolz, gern spricht er über die Kultur der deutschen Sinti, in der er aufgewachsen ist und die er mit seiner Musik verkörpert. Selbstverständlich ist das nicht. Viele Sinti- und Roma-Familien hätten Angst davor, ihre ethnische Zugehörigkeit offen kundzutun, sagt Franz. „Sehr viele Sinti und Roma, insbesondere, wenn sie eine gewisse gesellschaftliche Position haben, möchten auf keinen Fall geoutet werden.“ Aus diesem Grund sei es auch schwierig, gesicherte Daten über die Größe der Gemeinde zu erhalten. Laut Franz leben in Rheinland-Pfalz schätzungsweise 6000 bis 8000 Roma, davon „einige Sinti-Familien“ in Ludwigshafen. Mit dem Schimpfwort „Zigeuner“ wurden von jeher Menschen ausgegrenzt. Als Grund für die Angst sieht Franz einen in Deutschland „sehr stark verankerten latenten Rassismus“, der zahlreiche Vorurteile hervorbringe. Zu groß sei dadurch die Angst vieler Familien, aus der Gesellschaft ausgegrenzt und als „Zigeuner“ beschimpft zu werden. Für Franz ist das ein Ausdruck, der nichts anderem als der Stigmatisierung dient: „Dieser Stereotyp vereint seit jeher alles Negative in sich, das genutzt wurde, um Menschen aus der Gesellschaft auszugrenzen.“ Die Vorurteile und Klischees, die diesem abwertenden Sammelbegriff anhafteten, würden dabei weit über die ethnische Zugehörigkeit hinausgehen. „Ein ,Zigeuner’ kann jeder werden. Dazu muss er kein Sinti oder Roma sein“, sagt der Grünen-Politiker. „Schwarze Haare, braune Augen, dunkler Teint, ein langer bunter Rock, dazu ein Verhalten, das nicht gesellschaftskonform ist – schon wird man zum ,Zigeuner’.“ Ein aktuelles Beispiel dafür sei die Debatte über Armutszuwanderung in Europa, sagt Franz: „Sinti, die seit 600 Jahren in Deutschland leben, sind plötzlich Armutszuwanderer.“ Der Musiker zeigt sich vor allem verärgert über eine mangelnde Aufklärung in der Gesellschaft, die sich auch in der medialen Berichterstattung widerspiegele. „Wenn beispielsweise über ,Sinti und Roma vom Balkan’ geschrieben wird, ist das schlichtweg ZUR SACHE Lagrenne-Stiftung Im Kampf gegen die Diskriminierung wurde 2012 die HildegardLagrenne-Stiftung gegründet, deren Geschäftsführer Romeo Franz ist. Die Stiftung unterstützt unter anderem Projekte von Vereinen, die sich mit dem Thema Bildung und Inklusion von Sinti und Roma auseinandersetzen. Darüber hinaus bietet sie verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte an. In dieser Woche etwa findet anlässlich des Internationalen Tags der Sinti und Roma zum zweiten Mal die „Kulturwoche“ in Berlin statt, bei der Vertreter der ethnischen Gruppen aus ganz Europa ihre Kunst präsentieren. Die Veranstaltung solle zum einen die kulturelle Vielfalt zum Ausdruck bringen, zum anderen aber auch helfen, Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen. Für Romeo Franz ist dies jedoch nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. „Erfolgreiche Lösungskonzepte für unsere gesellschaftlichen Probleme kann es nur geben, wenn Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft gemeinsam, gleichberechtigt und respektvoll zusammenarbeiten.“ (awac) Börsen-Einmaleins: VHS-Kurs beginnt am Dienstag Für alle, die das Geschehen an der Börse mit Aufmerksamkeit verfolgen oder in Zukunft verfolgen möchten und die gerne ein fundiertes BörsenGrundwissen erlangen wollen, ist der Kurs „Das Börsen-Einmaleins für Einsteiger“ gedacht, der am nächsten Dienstag ab 18.30 Uhr an der Volkshochschule (VHS) Ludwigshafen beginnt. Die Teilnehmer lernen im Kurs die Grundbegriffe der Börse kennen und erfahren Grundlegendes über den Umgang mit Wertpapieren. Geklärt werden unter anderem folgende Fragen: Was ist eine Aktie, welche Vorteile bieten die unterschiedlichen Arten von Anleihen und Optionen, wie läuft der Handel über die Bank ab, und worauf ist dabei zu achten? Der Kurs umfasst fünf Termine, die jeweils 90 Minuten dauern. Laut VHS kostet die Kursteilnahme 60 Euro. Weitere Informationen gibt es bei der VHS: im Bürgerhof, unter Telefon 0621/ 5042632 oder 5042238 sowie im Internet unter www.vhs-lu.de. (rhp) Kann seinen Familienstammbaum bis 1720 zurückverfolgen: der deutsche Sinti Romeo Franz. falsch. Es gibt nämlich keine Sinti im Balkangebiet.“ Die mangelhafte Aufklärung in der Gesellschaft zeige sich auch am oft verwendeten Doppelbegriff „Sinti und Roma“, der in dieser Form nur in Deutschland existiere. Der Ausdruck werde im alltäglichen Sprachgebrauch genutzt, um das Wort „Zigeuner“ zu ersetzen. Zwar umgehe man damit dann ein diskriminierendes Schimpfwort, „es wird dabei jedoch verkannt, was eigentlich hinter dem Begriff ,Sinti und Roma’ steckt“, gibt Franz zu bedenken. „Es findet keine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen kulturellen Aspekten der einzelnen Gruppen statt.“ Die Doppelnennung „Sinti und Roma“ werde deshalb oft unreflektiert genutzt: „Sie werden zu einer Gruppe von Menschen, die durch Europa rotieren.“ Dabei seien Sinti und Roma seit Jahrhunderten in ihren Herkunftsländern verwurzelt. In Armenien etwa lebten Roma bereits seit dem elften Jahrhundert und gehörten damit laut Franz zu den ältesten dort lebenden Volksgruppen. Deutsche Sinti blickten auf eine 600-jährige Geschichte zurück. Auch könne man die kulturellen Aspekte nicht verallgemeinern. „Die Roma in den jeweiligen Ländern haben wahrscheinlich mit der Kultur der Mehrheitsgesellschaft mehr gemein als die Roma in ganz Europa untereinander“, sagt Franz. Romeo Franz selbst stammt von preußischen Sinti ab. Seinen Stammbaum kann er bis 1720 zurückverfolgen. Dabei lernt er immer wieder Neues über seine eigene Familiengeschichte. Erst vor Kurzem entdeckten er und sein Vater einen Zeitungsartikel, in dem von einer 1892 im saarländischen Merzig beigesetzten jungen Frau die Rede war. Franz erkannte den Familiennamen seines Ururgroßvaters wieder. Seine Nachforschungen ergaben, dass es sich bei der jungen ANZEIGE NILS FRAGT •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Was bedeutet Sinti und Roma? Sicherlich habt ihr schon einmal den Ausdruck „Sinti und Roma“ gehört. Die Sinti und Roma sind eine kleine Gruppe von Menschen, die seit vielen Jahrhunderten in zahlreichen Ländern Europas leben. Sinti sind in West- und Mitteleuropa beheimatet, während Roma vor allem in Ost- und Südosteuropa leben. Diese beiden Volksgruppen haben unterschiedliche Kulturen und Sprachen, die sich voneinander unterscheiden. Außerhalb von Deutschland bezeichnet man mit „Roma“ die gesamte Minderheit der Sinti und Roma. In Deutschland leben Sinti seit über 600 Jahren, Mitte des 19. Jahrhunderts kamen auch Roma hierher. Man schätzt, dass 70.000 bis 100.000 Sinti und Roma in Deutschland leben. (awac) FOTO: KUNZ Frau um dessen erste Ehefrau handelte, die im Kindsbett verstorben war. Ein weiteres Stück Familiengeschichte aufgedeckt zu haben, freut Franz: „Das ist immer eine sehr schöne Möglichkeit, in die Vergangenheit zurückzublicken.“ Die Vergangenheit dürfe auch im öffentlichen Diskurs nicht in Vergessenheit geraten – vor allem ihre dunkle Seite nicht. „Nur etwa zehn Prozent der deutschen Sinti haben den Holocaust überlebt. Es dauerte bis in die 80er Jahre, bis der Völkermord an den Sinti und Roma in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelang“, sagt der Musiker. NILS FRAGT Backgammon für Einsteiger und Fortgeschrittene Sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene ist der Kurs Backgammon im Seniorenkompetenzzentrum Lu kompakt, Benckiserstraße 66, gedacht. Der Kurs findet an vier Mittwochnachmittagen statt: und zwar am 15. April, 22. April, 29. April und 6. Mai. Die Teilnehmer zahlen zehn Euro. Spiele sind vorhanden. Wer aber ein eigenes Backgammon-Brett besitzt, kann dieses gerne mitbringen. Interessierte müssen sich vorab im Zentrum Lu kompakt anmelden: Telefon 0621/96364251 (montags bis donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr). (rhp) ANZEIGE Über Rhein und Wein Hemshof und Parkinsel Ziele von Stadtrundgängen Der Hemshof und die Parkinsel sind die Ziele von zwei Stadtrundgängen, die die Tourist-Information Ludwigshafen am Samstag anbietet. Wissenswertes über den Rhein und die ökologische Besonderheit der Landschaft des Auwaldes am Rheinufer vermittelt der Spaziergang über die Parkinsel am Samstag von 14.30 bis 16.30 Uhr. Thema dieses Rundgangs sind auch die Geschichte des Flusses, seine Entstehung, seine Bändigung und deren Folgen für die Anlieger. Treffpunkt für den Rundgang ist der Parkplatz in der Parkstraße (Pegeluhr). Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 15 begrenzt. Erwachsene zahlen acht Euro. Die Teilnahme von Kindern bis zwölf Jahre ist kostenfrei. Die Veranstalter empfehlen angemessene Kleidung und Schuhe. Durch den Hemshof geht es am Samstag ab 18.30 Uhr. Den Weiner- lebnisrundgang in Mundart leitet Elke König, Kultur- und Weinbotschafterin der Pfalz. Dabei erzählt sie als Woimagd verkleidet so manche Anekdote zum Thema Wein. „Im Leiterwägelche hot se de Woi debei unn zum grönende Hejepunkt geht’s in enn Hinnerhof zum Schnabbuliere unn zum luschtische Beisommesoi“, wirbt die Tourleiterin. Im Preis der Kostümführung in Höhe von 23 Euro sind Brot, Weinkäse, Schinken und Weine inklusive. Inhaber der RHEINPFALZ-Card erhalten eine Ermäßigung. Treffpunkt für die HemshofTour ist das Stadthaus Nord am Europaplatz. Eine Anmeldung ist erforderlich, so die Tourist-Information. (rhp) KONTAKT Anmeldungen zu beiden Rundgängen bei der Tourist-Information Ludwigshafen, Telefon 0621/512035, E-Mail [email protected]. VE REIN E – E HRUNGEN – J AHREST AGE GEHÖRLOSENVEREIN 1910 •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Elfriede Thein neue Vorsitzende Der Gehörlosenverein 1910 Ludwigshafen hat bei seiner Mitgliederversammlung eine neue Vorstandschaft gewählt. Vorsitzende ist Elfriede Thein, ihre Stellvertreterin Dorothee Reddig, als Kassiererinnen fungieren Ruth Ines Meininger und Daniela Barde, Schriftführer ist Wolfgang Müller. In den Beirat wurden Dieter Heinrich (Organisation), Willi Kahne (Wirtschaftsleitung), Norbert Müller (Seniorenleiter) und Natalie Vondenhagen (Homepage) gewählt. Der Verein wurde im Jahr 1910 in Ludwigshafen als „Pfälzischer Taubstummenverein“ gegründet. Heute hat er 62 Mitglieder, davon sind ein Drittel jüngere Leute. Der Verein hat eine Freizeitgruppe, einen Senioren- treff und bietet monatliche Informationsveranstaltungen an, zu denen laut eigener Angaben „zahlreiche Gäste“ kommen. Der Verein setzt sich für die Anliegen der Gehörlosen ein, besonders für die Anerkennung der deutschen Gebärdensprache. (rhp) IM NETZ www.gv-ludwigshafen.jimdo.de BASF-PENSIONÄRE •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Hans-Jürgen Papritz bleibt an der Spitze An der Spitze der BASF-Pensionäre gab es in der Mitgliederversammlung keine Veränderung. Hans-Jürgen Papritz bleibt Vorsitzender des 942 Mitglieder zählenden Vereins. Auch die anderen Vorstandsmitglieder wurden in ihren Ämtern bestätigt. Stellvertretende Vorsitzende ist wei- terhin Renate Hartmann, Kassenwart bleibt Reinhard Neufang, und Schriftführer ist unverändert Werner Kellner. 142 Mitglieder waren bei der Versammlung und wurden von Neufang über die ausgeglichene Haushaltslage informiert. Zu den Mitgliederzahlen schreibt der Verein: „Die Mitgliederentwicklung ist altersbedingt und von der ehemaligen Firmenzugehörigkeit abhängig. Sie ist leicht rückgängig.“ Der Verein hat im vergangenen Jahr sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Nur ehemalige BASF-Mitarbeiter können Mitglied werden. Lieselotte Aulmich ist nach 20 Jahren als Beisitzerin auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Aufgrund ihrer Verdienste wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt. Der Verein bietet jeden Monat ein Treffen an: unter anderem einen Theaternachmittag, ein Gartenfest, eine Städtefahrt, die Abschlussfeier und eine Fahrt nach Usedom. (rhp) 8970489_10_1 lud_hp19_lk-stadt.03