Stören Sie sich an Mobilfunkantennen? «Ein wichtiger Standortfaktor»

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Stören Sie sich an Mobilfunkantennen? «Ein wichtiger Standortfaktor»
Aktuell
23. April 2015
Fortsetzung von Seite 1
werte für Anwohner in unmittelbarer Nähe in einem verträglichen
Rahmen gehalten werden», so
Schraff weiter. Das Argument, wonach die Mobilfunkantenne nötig
sei, um Lücken im Handynetz zu
beseitigen, entkräftet Schraff
ebenfalls mit den von ihm vorgeschlagenen Kleinzellen. «Versorgungslücken könnten – wenn sie
überhaupt bestehen – damit beseitigt werden, ohne dass auf einen Schlag derart viele Leute grosser Strahlung ausgesetzt werden»,
meint der IG-Initiant.
Weiterziehen bis Strassburg?
Ob die von der IG angekündigte
Möglichkeit, die Angelegenheit im
Extremfall bis zum Bundesgericht
zu ziehen, auch angewandt wird,
lässt Schraff offen: «Wer weiss, vielleicht landen wir damit ja sogar in
Strassburg. Ganz sicher geben wir
nicht so leicht auf – wir werden abwarten, wie sich die Sache entwickelt, den Rechtsweg weiter beschreiten und vor jeder weiteren
Instanz prüfen, ob sich ein Weiterziehen der Angelegenheit lohnt.
Aber vielleicht kommt Sunrise ja
vorher zur Einsicht, dass es diese
starke Antenne nicht braucht», sagt
Schraff. Vorerst liegt der Ball aber
bei der Stadt Romanshorn: Die zuständige Kommission muss die
Einsprachen prüfen.
bg
Mehr dazu im Interview mit Stadtschreiber Rolf Vorburger auf dieser Seite.
Ihre Meinung?
Was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser? Braucht es in
Romanshorn eine zusätzliche
Mobilfunkantenne? Oder ganz
allgemein gefragt: Macht Ihnen
die Strahlung, der wir alltäglich
ausgesetzt sind, Sorgen oder sind
Sie froh, jederzeit Empfang zu
haben?
[email protected]
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«Ein wichtiger Standortfaktor»
IM GESPRÄCH Stadtschreiber Rolf Vorburger über das weitere Vorgehen
In Romanshorn regt sich grosser Widerstand gegen die geplante Mobilfunkantenne von
Sunrise im Zentrum. Stadtschreiber Rolf Vorburger über
die Interessen Romanshorns,
das weitere Vorgehen und
Ängste aus der Bevölkerung.
Herr Vorburger, sind Sie überrascht vom starken Gegenwind gegen die geplante Mobilfunkantenne im Zentrum?
Rolf Vorburger: 46 Einsprachen
einschliesslich
Mitunterzeichnende gegen ein Baugesuch sind für
Romanshorn nicht alltäglich. Meines Wissens gab es in Romanshorn noch nie so viele Einsprachen gegen einen möglichen Antennenstandort. Wir wissen aber
aus anderen Gemeinden und Städten im Thurgau, dass solche Anlagen durchaus umstritten sind.
«Ein gutes Handynetz ist ein
wichtiger Standortfaktor für
jede Stadt – genauso wie gute
Strassen oder ein funktionierender Öffentlicher Verkehr»
Wie erklären Sie sich die hohe Anzahl an Einsprachen?
Die Medienbeiträge haben sicher
einen Teil zur Mobilisierung der
Gegner beigetragen. Ausserdem ist
der mögliche Standort am Bachweg sehr zentral und betrifft daher
mehr Menschen, als wenn es um eine neue Antenne im Industriegebiet gehen würde. Manchmal sind
solche Dinge aber auch gar nicht
nachvollziehen und ein Thema
nimmt eine Eigendynamik an. Das
könne hier der Fall sein.
Wie sieht das weitere Vorgehen aus
– setzt man sich gemeinsam mit den
Einsprechern an einen Tisch?
Das Thema wird sicherlich bald in
einer Sitzung der dafür zuständi-
Bild: bg
Rolf Vorburger, Stadtschreiber Romanshorn: «Der Spielraum für alle Instanzen dürfte klein sein.»
gen Baukommission behandelt. Ob
das Gespräch gesucht oder ein Entscheid gefällt wird, liegt in deren
Händen – dabei will und kann ich
nicht vorgreifen.
Aber ganz grundsätzlich: Hat die
Stadt Romanshorn Interesse an
der neuen Mobilfunkantenne oder
ist sie «nur» Übermittlerin des
Bauvorhabens der Sunrise?
Dazu kann ich keine Aussage machen, da es sich um ein laufendes
Verfahren handelt. Ohne Bezug
zum aktuellen Fall ist es aber sicher so, dass ein gutes Handynetz
ein wichtiger Standortfaktor für jede Stadt und jede Gemeinde ist –
genauso wie gute Strassen oder ein
funktionierender Öffentlicher Verkehr. Ausserdem ist bekannt, dass
es in Romanshorn Lücken im Handynetz gibt. Am See landet man
beispielsweise häufig im deutschen Netz. Dass solche Lücken geschlossen werden, ist schlussendlich ein öffentliches Interesse.
Schliesslich hat jeder ein Handy –
wohl auch die Einsprecher.
Diese argumentieren mit der Gefahr, die von den Strahlen der Mobilfunkantennen ausgeht. Verstehen Sie diese Anliegen?
Natürlich verstehe ich, dass derartige Antennen Sorgen oder Ängste in der Bevölkerung auslösen. Auf
der anderen Seite gehört ein gutes
Handynetz aber wie gesagt mittlerweile zur Grundversorgung dazu. Dazu muss man aber auch wissen, dass die Strahlungsgrenzwerte vom Bund festgelegt werden –
und diese sind bei uns teilweise
strikter als im umliegenden Ausland. Ob die Grenzwerte zu hoch
oder zu tief sind, darüber könnte
man wohl nächtelang philosophieren. Nur: Ich bin kein Techniker und die Grenzwerte sind von
Experten der entsprechenden Behörde festgelegt worden. Die
Grenzwerte beschränken den
Spielraum nach oben – das gilt es,
einzuhalten.
Die Einsprecher gaben bekannt,
sich notfalls bis vor Bundesgericht gegen die Antenne zu wehren. Droht ein Rechtsstreit?
Für uns ist das keine Drohung, sondern es ist das gute Recht vom jedem Bürger, Einsprache zu machen. Die Frage ist vielmehr, ob sich
der Aufwand für die Einsprecher
lohnt. Die Grenzwerte sind festgelegt, der Spielraum für alle Instanzen dürfte dementsprechend
klein sein.
Benjamin Gahlinger
Stören Sie sich an Mobilfunkantennen?
Otto Bauer,
Romanshorn
Jonathan Schlepfer,
getroffen in Romanshorn
Victor Fuchs,
Romanshorn
Hartmut Biziak,
Romanshorn
Elvira Sciarone,
Romanshorn
Das ist mir egal. Diejenigen, die
Einsprache eingelegt haben, besitzen doch selbst auch alle ein Natel. Die Grenzwerte der Strahlung
sind ausserdem sehr verschieden,
so sind die Grenzwerte in Frankreich und Deutschland sehr unterschiedlich. Strahlung bekommen wir so oder so genug ab.
Ich weiss es nicht genau. Ich wohne jedoch lieber neben einem Handymasten und habe dafür einen guten Empfang. Ich habe mir allerdings noch nie grosse Gedanken
über die elektronische Strahlung
gemacht, wir bekommen ja wahrscheinlich ohnehin durch PC und
Natel genug Strahlung ab.
Nein, mich würde ein Handymast
nicht stören. Er wäre vielmehr
praktisch für bessere Verbindungen. Mich stört die Strahlung der
Handymasten auch nicht, denn von
den Computern geht wohl auch
Strahlung aus. Ich habe mich mit
dem Thema jedoch noch nicht
wirklich beschäftigt.
Es ist wohl besser, den Handy- Ich weiss nicht, ob in Romansmasten zu bauen, denn ich emp- horn überhaupt ein neuer Handyfange beispielsweise oft deutsches masten notwendig ist. Schliesslich
Netz. Ich habe schon mal einen Be- haben wir hier in Romanshorn ja
richt über Handymasten und de- guten Mobilfunkempfang. Auf der
ren Strahlung gelesen. Aber es ist anderen Seite weiss ich allerdings
wohl nur schädlich, wenn man di- auch nicht, wie schädlich die
rekt daneben steht. Handys selbst Strahlen der Mobilfunkmasten
sind wahrscheinlich schädlicher.
sind.
Für Sie waren unterwegs: Marino Walser und Friedrich Gregor