schul|bank - Bundesverband deutscher Banken
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schul|bank Ausgabe 03 2015 Wirtschaft für den Unterricht Weltwirtschaft Europa fällt zurück S. 2 Finanzpolitik Erbschaftsteuer: BVerG erzwingt S. 3 Im Fokus Konjunkturaussichten 2015 – Prognose der privaten Banken S. 4 Foto: Janusz Klosowski (pixelio) Änderungen Bevölkerung Viele Auswanderer kehren zurück Noch vor kurzer Zeit schrillten die Alarmglocken: Der Bundes- wirtschaftlichen Entwicklung zusammen: Anders als vor zehn republik, so hieß es, kehrten jedes Jahr weit über 100.000 Spit- Jahren geht es Deutschland im Vergleich zu den meisten Indust- zenkräfte den Rücken, um im Ausland zu arbeiten. Forscher rieländern wirtschaftlich gut, die Arbeitslosigkeit ist gering. Für kommen nun zu dem Ergebnis: Die meisten der Auswanderer Rückkehrer gibt es obendrein spezielle Programme, die bereits kehren wieder zurück. Hunderte Wissenschaftler an deutsche Unis und Forschungsinstitute vermittelt haben. Sie könnten noch ausgeweitet werden Wissenschaftler des Sachverständigenrates für Integration und auf andere Bereiche, sagen die Autoren der Studie, um so auch Migration (SVR) haben gemeinsam mit dem Bundesinstitut für den Mangel an Fachkräften zu lindern. Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Duisburg-Essen eine Studie zu Auswanderern und Rückkehrern erstellt, für die sie Mitarbeiter mit Auslandserfahrung sind gefragt und oft gut 800 Auswanderer und 900 Rückkehrer befragt hatten. Ergebnis: bezahlt; für viele Deutsche im Ausland ist die Rückkehr daher Bei Weitem nicht alle, die einmal ausgewandert sind, bleiben auf auch finanziell attraktiv. Allerdings trifft dies nur auf Hoch- Dauer im Ausland; unter dem Strich hat Deutschland seit 2009 qualifizierte zu. Andere Rückkehrer sehen zwar Freunde und pro Jahr lediglich 25.000 Bundesbürger verloren. Die Forscher Familie wieder, müssen aber mit einem geringeren Einkom- sprechen daher eher von einer „Brain Circulation", also einem men rechnen. Die Motive der Rückkehrer gleichen denen der Kreislauf, als von einem „Brain Drain". Hinzu kommt: Abwande- Auswanderer: Beide nennen häufig eine interessantere Arbeit rung, so die Studie, solle nicht einseitig als Verlust, sondern auch oder bessere Arbeitsbedingungen, manche haben in der Frem- als Chance wahrgenommen werden, da die Auswanderer oft mit de offenbar auch die Qualitäten der Bundesrepublik schätzen neuen Fähigkeiten und Kontakten zurückkehrten. gelernt. Jedenfalls beschleicht gut 40 Prozent eine Art von Unzufriedenheit im Ausland, viele bevorzugen das „Lebensge- Wachsende Attraktivität Deutschlands fühl" in Deutschland, andere schätzen eine bessere medizini- Die wachsende Attraktivität Deutschlands sowohl für Einwan- sche Versorgung (19,3 Prozent) oder weniger Kriminalität (15 derer als auch für Rückkehrer hängt eng mit der hiesigen Prozent). Weltwirtschaft tumstempo. China, die in Kaufkraftparitäten gerechnet bereits Europa fällt zurück heute größte Volkswirtschaft der Welt, wird 2050 mit großem Abstand den Spitzenplatz behaupten, zeigt eine Prognose der 2050 wird die Weltwirtschaft anders aussehen als heute. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC. Dahinter ergeben sich europäischen Staaten werden im Konzert der größten Volks- jedoch erhebliche Verschiebungen, bei denen die asiatischen wirtschaften dann kaum noch eine Rolle spielen. Länder gewinnen: Indien wird demnach die Vereinigten Staaten überholen, Indonesien macht einen großen Sprung von Wie die Welt von morgen aussehen wird, kann niemand sicher Rang 9 auf Rang 4. sagen. Dass sich die Gewichte in der Weltwirtschaft bis zum Jahr 2050 jedoch deutlich verschieben werden, steht außer Fra- Nur Deutschland noch in den Top 10 ge. Zu groß sind die Kräfte, die den Wandel antreiben – die Wo die einen gewinnen, müssen die anderen verlieren. Die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in den Weltregio- heutigen EU-Mitgliedsländer werden im Jahre 2050 kaum nen zum Beispiel oder das weit auseinanderklaffende Wachs- noch unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt zu finden sein. Einzige Ausnahme: Deutschland, das bis 2050 Die zehn größten Volkswirtschaften allerdings schrittweise vom aktuell fünften auf den zehn- in Billionen Dollar¹ ten Platz zurückgefallen sein wird. Den Autoren der Studie BIP 2014 Prognostizeirtes BIP 2050 17,6 1. China 2. Ver. Staaten 3. Indien 4. Japan 5. Deutschland 6. Russland 7. Brasilien 8. Frankreich 9. Indonesien 10. Großbritannien 17,4 7,3 4,8 3,6 3,6 3,1 2,6 2,6 2,4 2. Indien 3. Ver. Staaten 4. Indonesien 5. Brasilien 6. Mexiko 7. Japan 8. Russland 9. Nigeria 10. Deutschland zufolge wird Deutschland vor allem durch seine künftig 61,1 1. China schrumpfende Bevölkerung ausgebremst. Die Langfristpro- 42,2 gnose ist allerdings mit großen Unwägbarkeiten verknüpft. 41,4 12,2 Unter die zehn größten Volkswirtschaften soll es bis 2050 mit 9,2 Nigeria beispielsweise ein Land schaffen, dessen wirtschaft- 8,0 7,9 liche Entwicklung derzeit durch Terrorismus und sinkende 7,6 Rohstoffpreise bedroht wird. Beeindruckend ist die Größen- 7,4 ordnung der Entwicklung: Die Wirtschaftsleistung der Welt 6,3 wird sich bis 2037 laut Studie verdoppeln und bis 2050 fast Quelle: PricewaterhouseCoopers 1) Bruttoinlandsprodukt gewichtet nach Kaufkraft um 3,2% verdreifachen. sind im letzten Jahr fen werden, haben sich doch beispielsweise Gewerkschaften die Tarifverdienste der und Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie auf ein rund 19 Millionen Ta- Lohnplus von 3,4 Prozent für die 3,7 Millionen Beschäftig- rifbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – so die ten geeinigt. Die Tarifverdienste legten in den vergangenen jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dies sei der Jahren dreimal so stark zu wie die Verbraucherpreise, was stärkste Zuwachs seit dem Beginn der Statistik im Jahr 2010. bedeutet, dass die Beschäftigten einen deutlichen Kaufkraft- In diesem Jahr könnte die aktuelle Bestmarke noch übertrof- gewinn erzielt haben. Lektüre-Tipp: Sven Beckert: King Cotton. Eine Globalgeschichte des Kapitalismus, C.H. Beck Verlag, München 2014, 525 Seiten, 29,95 €. Der Historiker und Harvard-Professor Sven Beckert hat ein Nord- und Südamerikas, geht auf die Rolle von Rohstoffen, von der Kritik viel gerühmtes Werk zur Geschichte der Baum- des Handels und der Politik ein und berücksichtigt techni- wollwirtschaft geschrieben, das nicht weniger ist als eine sche ebenso wie ideologische Entwicklungen. Ein in vielerlei Geschichte des globalen Kapitalismus. Ausführlich analysiert Hinsicht bemerkenswertes Buch, das spannend und tempo- Beckert den Zusammenhang zwischen der Industrialisierung reich geschrieben ist und einiges darüber verrät, wie sich der und dem Imperialismus, schildert die Arbeitsbedingungen in Kapitalismus immer wieder selbst revolutioniert, dabei ne- europäischen Fabriken ebenso wie jene auf den Plantagen ben viel Licht auch einigen Schatten produziert. Finanzmärkte im Blick: leihen sank binnen einer Woche von 0,4 auf 0,25 Prozent, die DAX über 12.000 Punkte Zinsen für vergleichbare italienische und spanische Titel liegen mittlerweile bei Rekordtiefs von 1,1 Prozent –, auch der Euro Nur gut vier Wochen nachdem der DAX erstmals in seiner Ge- setzte seine Schwächephase zunächst fort und fiel mit zeit- schichte auf mehr als 11.000 Punkte gestiegen war, gelang es weilig 1,0457 Dollar auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren. ihm Mitte März, auch die Marke von 12.000 Punkten zu über- Noch zu Jahresbeginn hatte ein Euro 1,22 Dollar gekostet. Doch winden. Gegenüber dem Jahresanfang hat der deutsche Leit- die starken Kursreaktionen schüren auch Spekulationen darü- index damit rund ein Viertel zugelegt, seit seinem Tief im Ok- ber, dass die EZB ihr gerade tober 2014 fast 50 Prozent. Zu einem großen Teil resultiert die erst begonnenes Ankaufpro- »Mit ihrer Ankaufpolitik Dynamik aus der Ankündigung des Anleihe-Kaufprogramms gramm mittelfristig im Vo- hat die EZB nicht nur der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit dem 9. März Wert- lumen reduzieren oder das papiere, überwiegend Eurostaatsanleihen, für 60 Milliarden Tempo der Ankäufe verlang- die Anleihezinsen nach Euro im Monat kaufen will und dieses Programm bis Septem- samen könnte. Immerhin, so ber 2016 angelegt hat. Indem die EZB so den Preis für Anleihen einige Analysten, habe sie der Euro setzte seine nach oben und die Rendite nach unten treibt, werden Aktien jetzt schon einige Erfolge Schwächephase fort.« gegenüber Festverzinslichen attraktiver. Doch auch die Aus- erzielt, weswegen sie nicht sicht auf mehr Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone wirkt unbegrenzt neue Risiken in ihre Bilanz nehmen müsse. Andere stimulierend auf die Aktienkurse. Experten hingegen sähen in diesem Falle die Glaubwürdigkeit unten getrieben, auch der EZB als beschädigt an und weisen darauf hin, dass es der Mit ihrer Ankaufpolitik hat die EZB nicht nur die Anleihezinsen Notenbank zunächst gelingen müsse, die Inflationserwartungen nach unten getrieben – die Rendite für zehnjährige Bundesan- zu erhöhen, was nicht von heute auf morgen gelingen könne. Finanzpolitik zufolge soll etwa die 20-Mitarbeiter-Grenze durch eine Schwelle Erbschaftsteuer: BVerG erzwingt Änderungen beim Unternehmenswert ersetzt werden, die bei einer Million Euro liegen könnte. Neue Vorschriften zur Unterscheidung zwischen betriebsnotwendigem und sonstigem Unternehmensver- Die Erbschaftsteuer ist schon lange Gegenstand fiskal- und mögen werden angedacht. Besonders umstritten: Wer einen gesellschaftspolitischer Grundsatzüberlegungen. Nun hat das Betrieb im Wert von mehr als 20 Millionen Euro erbt, soll künf- Bundesverfassungsgericht Änderungen erzwungen. tig darauf automatisch Erbschaftsteuer zahlen, es sei denn, er weist nach, dass ihm die Mittel dazu fehlen. Dabei soll privates Während der Staat bei einer Erbschaft bzw. Schenkung grund- Vermögen bis zur Hälfte für die Steuer herangezogen werden. sätzlich – je nach Verwandtschaftsgrad und Größe des Vermögens – bis zu 50 Prozent für sich beansprucht, kann Firmenbe- Verschenktes oder vererbtes Vermögen sitz bislang unter bestimmten Bedingungen steuerfrei vererbt Angaben für Deutschland in Milliarden Euro 2009 werden. Bei einem Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern 2013 Veränderung in % Schenkungen genügt es etwa, wenn die Erben es sieben Jahre lang weiter- 12,9 Summe führen; bei größeren Firmen muss auch die Lohnsumme kons- 39,9 +208 davon ... tant gehalten werden. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Schenkung > 20 Mio. € automatische Begünstigung des Betriebsvermögens im vergan- 1,5 Betriebsvermögen genen Dezember allerdings in mehreren Punkten für grundge- Steuerbefreit setzwidrig erklärt – wohl auch vor dem Hintergrund, dass das Aufkommen aus der reinen Schenkungsteuer zwischen 2009 Steuerpflichtig und 2013 nach nochmaligen gesetzlichen Erleichterungen um Steuer +1.161 19,5 5,2 +288 20,1 2,5 30,4 13,3 11,5 +1.112 – 14 1,4 1,1 – 21 Erbschaft und Vermächtnisse mehr als ein Fünftel geschrumpft ist, obwohl sich das geschenk- 21,5 Summe te Vermögen in derselben Zeit verdreifacht hat (siehe Grafik). 30,5 +42 davon ... 15,2 17,3 Steuerpflichtig Die genauen Reformpläne der Bundesregierung sind zwar noch Steuer unklar; ein Eckpunktepapier mit möglichen Gesetzesänderungs- 2,9 3,6 Quelle: Destatis Foto AKG/F.A.Z.-Grafik Broker vorschlägen ist aber bereits veröffentlicht worden. Dem Papier +14 +24 bankenverband Im Fokus Konjunktur Konjunkturaussichten 2015 – Prognose der privaten Banken Die Perspektiven für die Konjunktur im Euro-Raum und in Dass gleichwohl eine leichte Beschleunigung des globalen Deutschland haben sich in den letzten Monaten wieder etwas Wirtschaftswachstums in den Jahren 2015 und 2016 prognos- aufgehellt. Auch die Chefvolkswirte der privaten Banken sind tiziert wird, liegt vor allem an den sehr guten Konjunkturpers- deutlich zuversichtlicher als im vergangenen Herbst. Doch hal- pektiven für die USA und Großbritannien sowie den per saldo ten sie einen zu großen Optimismus für fehl am Platz. leicht positiven Effekten für die Weltwirtschaft aus den gegenwärtig sehr niedrigen Energiepreisen. Für die USA wird ein Zweimal im Jahr erstellt der Bankenverband eine Konjunktur- kräftiger Aufschwung prognostiziert, der auf einer breiten Ba- prognose. Wie beurteilen die Chefvolkswirte der privaten Ban- sis steht und sich längere Zeit fortsetzen sollte. Das Wirtschafts- ken die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, in Europa wachstum, das im vergangenen Jahr bei 2,4 Prozent lag, dürfte und weltweit? in diesem Jahr deutlich auf 3,3 Prozent anziehen und auch 2016 bei 3 Prozent liegen. Weltwirtschaftliches Umfeld Was das Wachstum der Weltwirtschaft anbelangt, so bleibt Für die Weltwirtschaft sind solche Wachstumssprünge leider dies im langjährigen Vergleich immer noch unterdurch- nicht zu erwarten. Hier geht es vielmehr mit „Trippelschritten“ schnittlich. Bei den Industrieländern sind es weiterhin vor al- voran. In der Prognose der privaten Banken wird das weltweite lem der Euro-Raum und Japan, die sehr wenig zur globalen Wirtschaftswachstum von etwa 3 ¼ Prozent im vergangenen Wirtschaftsdynamik beitragen. In den Schwellenländern hat Jahr über 3 ½ Prozent in diesem auf etwas weniger als 4 Pro- sich das Bild hingegen weiter differenziert. Während zahlrei- zent im nächsten Jahr steigen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt che Emerging Markets einen hohen wirtschaftspolitischen Re- der Jahre 2010 und 2011 sowie in den fünf Jahren vor der Fi- formbedarf vor sich herschieben, leiden die rohstoffreichen nanzmarktkrise expandierte die Weltwirtschaft jährlich mit ei- Länder unter den deutlich gesunkenen Energie- und Rohstoff- ner Rate von fast 5 Prozent. preisen. In Russland dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung in diesem Jahr deutlich schrumpfen. Für China prognostizie- Euro-Raum: Erholung mit angezogener Handbremse ren die privaten Banken eine wirtschaftliche Bodenbildung Und der Euro-Raum? Obwohl er weiterhin als Impulsgeber bei einer jährlichen Wachstumsrate von rund 7 Prozent. Die für die Weltwirtschaft ausfällt, haben sich die konjunkturellen Risiken für ein etwas stärkeres Nachlassen des Wirtschafts- Perspektiven für die Währungsunion in den letzten Monaten wachstums in China sind allerdings recht groß, zum Beispiel doch wieder etwas aufgehellt. Im vierten Quartal 2014 konnte durch Korrekturen bei der in den letzten Jahren stark gestie- der Euro-Raum mit dem Wirtschaftswachstum positiv überra- genen Verschuldung der privaten Haushalte oder bei den Im- schen, und die Frühindikatoren deuten darauf hin, dass auch mobilienpreisen. Alles in allem wird sich die Tendenz zu ei- der Start in das neue Jahr vergleichsweise gut ausgefallen ist. nem etwas langsameren Wachstum in den Schwellenländern Der Außenhandel profitiert vom schwachen Euro, während der auch 2015 fortsetzen. private Konsum von der niedrigen Inflation gestützt wird. Wirtschaftswachstum weltweit in % ggü. Vj. 7 1. Ölpreisschock Finanzmarktkrise 6 2. Ölpreisschock 5 4 3 2 1 0 1970 1975 1980 1985 1990 1995 Quellen: IWF; 2015 und 2016 Prognose des Bankenverbandes. 2000 2005 2010 2015 Im Fokus Gleichwohl bleibt das Konjunkturbild der Euro-Zone sehr hete- leicht beschleunigt. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Teue- rogen. Während in Deutschland und einigen bisherigen Krisen- rungsrate für den Euro-Raum dennoch geringfügig im Minus- ländern – allen voran Spanien und Irland – die Wirtschaft deut- bereich liegen. Für 2016 wird eine Rate von 1,2 Prozent pro- lich an Fahrt gewinnt, kommen die beiden großen Euro-Staaten gnostiziert. Demnach wird die Inflationsrate wohl erst zum Frankreich und Italien nur sehr schleppend voran. Immerhin Jahresende 2016 wieder in die Nähe der längerfristigen Ziel dürfte in Italien die jüngste Rezession überwunden sein. In bei- zone der EZB von knapp 2 Prozent zurückkehren. den Ländern ist aber zu befürchten, dass die Arbeitslosigkeit wegen des zu geringen Wirtschaftswachstums auf einem ver- Konjunktur in Deutschland gleichsweise hohen Niveau verharren wird. Wie sieht es nun mit der Konjunktur in Deutschland aus? Zunächst einmal gibt es gute Nachrichten: Die deutsche Wirt- Für den gesamten Euro-Raum rechnen die privaten Banken im schaft hat ihre Stagnationsphase aus dem vergangenen Som- laufenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent, merhalbjahr hinter sich gelassen. Bereits im vierten Quartal das sich im nächsten Jahr noch einmal leicht auf 1,6 Prozent 2014 konnte die gesamtwirtschaftliche Leistung kräftig zule- beschleunigen dürfte. Wichtige Annahme bei dieser Prognose gen. Wichtige kurzfristige Impulse kamen vor allem vom star- ist, dass sich die geopolitischen Spannungen, insbesondere ken Rückgang der Ölpreise und der Euro-Abwertung. Nahezu der Russland-Ukraine-Konflikt, nicht mehr weiter verschärfen. sämtliche Frühindikatoren deuten auf eine Fortsetzung der Überwunden wären die hartnäckigen Wirtschaftsprobleme im Erholung in diesem Jahr hin. Aus heutiger Sicht halten die pri- Euro-Raum aber auch mit diesen Wachstumszahlen noch nicht. vaten Banken daher für das Jahr 2015 ein Wirtschaftswachstum Das verdeutlichen allein schon zwei Kennziffern: So wird die von 1,8 Prozent für realistisch, wobei die günstigen Energie- Arbeitslosenquote im gesamten Euro-Raum auch Ende 2016 preise und die Euro-Abwertung 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte zum aller Voraussicht nach noch zweistellig sein, und die Schulden- Wirtschaftswachstum beisteuern dürften. standsquote wird wohl erst Ende dieses Jahres nicht mehr weiter steigen. Sie dürfte dann bei 95 Prozent des BIP liegen. Und Wachstumsmotor in Deutschland – und das war lange Zeit nicht die reale Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erst im Jahr mehr der Fall – wird der private Konsum sein. Die niedrige In- 2016 ihr Niveau vom Beginn des Jahres 2008 wieder erreichen. flationsrate, die unverändert gute Beschäftigungsentwicklung, starke Nominallohnerhöhungen sowie die niedrigen Zinsen Keine ernsthaften Deflationsgefahren werden die Nachfrage der privaten Haushalte in Deutschland Ernsthafte Deflationsgefahren lassen sich aus Sicht der privaten anfeuern. Mit einer Wachstumsrate von 2 Prozent sollte der pri- Banken für den Euro-Raum zurzeit nicht ausmachen. Zwar liegt vate Verbrauch in diesem Jahr so kräftig zulegen wie seit 1999 die Inflationsrate in der Euro-Zone aktuell im negativen Bereich, nicht mehr. Das zweite Standbein des Aufschwungs bleiben die dies ist aber in erster Linie die Folge des Rohölpreisverfalls. Die Exporte. Anders als noch im Herbst letzten Jahres prognostiziert, Kernrate der Inflation hält sich hingegen seit eineinhalb Jahren dürften die Exporte in diesem Jahr stärker wachsen als die Impor- in einer engen Spanne von 0,6 bis 1 Prozent. Vor allem zwei te. Hier spielt vor allem der schwache Euro eine wichtige Rolle. Punkte sprechen gegen eine gefährliche Deflationsspirale: Erstens führen die Preisrückgänge in der gegenwärtigen Situation Investitionen und Wachstumstrend niedrig nicht dazu, dass die Konsumenten ihre Käufe verschieben. Im Doch wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Der für die Stabi- Gegenteil: Die Konsumentenstimmung hat sich in der Euro-Zo- lität des Aufschwungs, aber auch für das Wachstumspotenzial ne insgesamt spürbar verbessert, denn die niedrigen Ölpreise recht kritische Punkt ist die Entwicklung der Ausrüstungsinves- tragen zu einer Steigerung der realen Kaufkraft bei. Zweitens titionen. Hier zeichnet sich nur eine recht moderate Entwick- geraten – anders als im Falle einer gefährlichen Deflationsspi- lung ab; Indizien dafür, dass der Knoten beim Investitionsver- rale – auch die Unternehmenserträge nicht unter Druck, und halten bald platzen wird, gibt es nicht. Die Prognose für das es kommt zu keiner wachsenden Überschuldung der Unter- Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen für das laufende Jahr nehmen. Selbst in den Euro-Staaten, in denen die Inflationsrate liegt bei etwa 3,5 Prozent – deutlich niedriger als bei früheren noch stärker im negativen Bereich liegt, stabilisieren sich die Wachstumsphasen. Unternehmenserträge dank günstigerer Energie- und Produktionskosten. Auch wenn der Aufschwung 2016 das eingeschlagene Tempo halten sollte, ändert dies nichts daran, dass der längerfristige Bereits im Laufe des zweiten Halbjahres 2015 sollte die Teue- Wachstumstrend zu niedrig ist. Die inzwischen recht zahlrei- rungsrate wieder in den positiven Bereich zurückkehren, vor chen Mahnungen in diesem Zusammenhang – zuletzt bei- allem dann, wenn sich das Wirtschaftswachstum tatsächlich spielsweise von der OECD – sollten ernst genommen werden. bankenverband Verbraucher Hypothekenzinsen auf Rekordtief So günstig waren Baudarlehen noch nie. Während historisch Baufinanzierung günstig wie nie niedrige Zinsen vielen Deutschen das Sparen verleiden, können sich diejenigen freuen, die eine Immobilie kaufen wollen. Durchschnittlicher Effektivzins für Hypothekendarlehen mit 10 Jahren Zinsbindung Die Kreditzinsen für Baudarlehen befinden sich auf histori2015 2014 schen Tiefständen. Hypothekendarlehen mit 10 Jahren Zinsbin- 1,4 % dung beispielsweise sind zu Effektivzinsen von deutlich unter 2 Prozent zu haben, im Schnitt betragen sie etwa 1,4 Prozent. 1,8 % Vor 2010 lagen sie dagegen noch bei über 4 Prozent (siehe Gra2013 fik). In das konkrete Zinsangebot der jeweiligen Bank können 2,7 % dabei verschiedene Faktoren einfließen. Dies sind vor allem der 2012 2011 2010 2,6 % Beleihungswert – also die Höhe des Kredits im Verhältnis zum Kaufpreis bzw. Wert des Objektes – und die Zinsbindungsfrist. 3,2 % Bei dem derzeit niedrigen Zinsniveau empfiehlt es sich für den Kreditnehmer, die Zinsersparnis für eine höhere Tilgungsrate 3,9 % einzusetzen. 2009 4,2 % Steigendes Interesse an Immobilien 4,6 % 2008 Generell hat das „billige“ Geld zu einem gestiegenen Interesse an Immobilien nicht nur zur Eigennutzung, sondern auch als 5,2 % 2007 Geldanlage geführt. Trotz der sehr günstigen Konditionen sollte aber ein Immobilienerwerb nicht überstürzt erfolgen. Der 4,5 % 2006 Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung ist eine langfristige Investition, mit der man sich in der Regel auch finanziell Quelle: Bankenverband, jeweils Jahresendwerte; für 2015 Stand März. auf lange Zeit bindet. Einkommen Meist verdient noch immer der Mann mehr Männer meistens Haupteinkommensbezieher Haupteinkommensbezieher bei Paaren in Deutschland 2013 Identisch Bei gemischten Paaren in Deutschland sind Männer nach 10 % wie vor meist die Hauptverdiener. Im Jahr 2013 verdiente die Frauen 13 % Frau nur bei 13 Prozent der Paare mehr als ihr Ehe- oder Lebenspartner, wie Zahlen vom Statistischen Bundesamt zeigen. Bei jedem zehnten Paar hatten beide Partner ein ähnlich ho- Männer hes Einkommen. In mehr als drei von vier Beziehungen (77 77 % Prozent) erzielte damit der Mann das höchste Einkommen im Haushalt. Nach den Zahlen der Statistiker ändert sich die Verteilung der Haushaltseinkommen nur langsam: Im Jahr 2003 hatte bei 11 Prozent der Paare die Frau das höhere EinkomQuellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Statistisches Bundesamt men bezogen. Impressum | Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken e.V., Postfach 04 03 07, 10062 Berlin | Verantwortlich: Iris Bethge Redaktion: Dr. Henrik Meyer, Annette Matthies-Zeiß (Assistenz), Telefon +49 30 1663-1293, [email protected], schulbank.de Druck: Druckstudio GmbH, Professor-Oehler-Straße 10-11, 40589 Düsseldorf | Gestaltung: KD1 Designagentur, Köln