schul|bank - Bundesverband deutscher Banken

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schul|bank - Bundesverband deutscher Banken
schul|bank
Ausgabe 03 2015
Wirtschaft für den Unterricht
Weltwirtschaft
Europa fällt zurück
S. 2
Finanzpolitik
Erbschaftsteuer: BVerG erzwingt
S. 3
Im Fokus
Konjunkturaussichten 2015 –
Prognose der privaten Banken
S. 4
Foto: Janusz Klosowski (pixelio)
Änderungen
Bevölkerung
Viele Auswanderer kehren zurück
Noch vor kurzer Zeit schrillten die Alarmglocken: Der Bundes-
wirtschaftlichen Entwicklung zusammen: Anders als vor zehn
republik, so hieß es, kehrten jedes Jahr weit über 100.000 Spit-
Jahren geht es Deutschland im Vergleich zu den meisten Indust-
zenkräfte den Rücken, um im Ausland zu arbeiten. Forscher
rieländern wirtschaftlich gut, die Arbeitslosigkeit ist gering. Für
kommen nun zu dem Ergebnis: Die meisten der Auswanderer
Rückkehrer gibt es obendrein spezielle Programme, die bereits
kehren wieder zurück.
Hunderte Wissenschaftler an deutsche Unis und Forschungsinstitute vermittelt haben. Sie könnten noch ausgeweitet werden
Wissenschaftler des Sachverständigenrates für Integration und
auf andere Bereiche, sagen die Autoren der Studie, um so auch
Migration (SVR) haben gemeinsam mit dem Bundesinstitut für
den Mangel an Fachkräften zu lindern.
Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Duisburg-Essen
eine Studie zu Auswanderern und Rückkehrern erstellt, für die sie
Mitarbeiter mit Auslandserfahrung sind gefragt und oft gut
800 Auswanderer und 900 Rückkehrer befragt hatten. Ergebnis:
bezahlt; für viele Deutsche im Ausland ist die Rückkehr daher
Bei Weitem nicht alle, die einmal ausgewandert sind, bleiben auf
auch finanziell attraktiv. Allerdings trifft dies nur auf Hoch-
Dauer im Ausland; unter dem Strich hat Deutschland seit 2009
qualifizierte zu. Andere Rückkehrer sehen zwar Freunde und
pro Jahr lediglich 25.000 Bundesbürger verloren. Die Forscher
Familie wieder, müssen aber mit einem geringeren Einkom-
sprechen daher eher von einer „Brain Circulation", also einem
men rechnen. Die Motive der Rückkehrer gleichen denen der
Kreislauf, als von einem „Brain Drain". Hinzu kommt: Abwande-
Auswanderer: Beide nennen häufig eine interessantere Arbeit
rung, so die Studie, solle nicht einseitig als Verlust, sondern auch
oder bessere Arbeitsbedingungen, manche haben in der Frem-
als Chance wahrgenommen werden, da die Auswanderer oft mit
de offenbar auch die Qualitäten der Bundesrepublik schätzen
neuen Fähigkeiten und Kontakten zurückkehrten.
gelernt. Jedenfalls beschleicht gut 40 Prozent eine Art von
Unzufriedenheit im Ausland, viele bevorzugen das „Lebensge-
Wachsende Attraktivität Deutschlands
fühl" in Deutschland, andere schätzen eine bessere medizini-
Die wachsende Attraktivität Deutschlands sowohl für Einwan-
sche Versorgung (19,3 Prozent) oder weniger Kriminalität (15
derer als auch für Rückkehrer hängt eng mit der hiesigen
Prozent).
Weltwirtschaft
tumstempo. China, die in Kaufkraftparitäten gerechnet bereits
Europa fällt zurück
heute größte Volkswirtschaft der Welt, wird 2050 mit großem
Abstand den Spitzenplatz behaupten, zeigt eine Prognose der
2050 wird die Weltwirtschaft anders aussehen als heute. Die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC. Dahinter ergeben sich
europäischen Staaten werden im Konzert der größten Volks-
jedoch erhebliche Verschiebungen, bei denen die asiatischen
wirtschaften dann kaum noch eine Rolle spielen.
Länder gewinnen: Indien wird demnach die Vereinigten Staaten überholen, Indonesien macht einen großen Sprung von
Wie die Welt von morgen aussehen wird, kann niemand sicher
Rang 9 auf Rang 4.
sagen. Dass sich die Gewichte in der Weltwirtschaft bis zum
Jahr 2050 jedoch deutlich verschieben werden, steht außer Fra-
Nur Deutschland noch in den Top 10
ge. Zu groß sind die Kräfte, die den Wandel antreiben – die
Wo die einen gewinnen, müssen die anderen verlieren. Die
unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in den Weltregio-
heutigen EU-Mitgliedsländer werden im Jahre 2050 kaum
nen zum Beispiel oder das weit auseinanderklaffende Wachs-
noch unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt zu
finden sein. Einzige Ausnahme: Deutschland, das bis 2050
Die zehn größten Volkswirtschaften
allerdings schrittweise vom aktuell fünften auf den zehn-
in Billionen Dollar¹
ten Platz zurückgefallen sein wird. Den Autoren der Studie
BIP 2014
Prognostizeirtes BIP 2050
17,6
1. China
2. Ver. Staaten
3. Indien
4. Japan
5. Deutschland
6. Russland
7. Brasilien
8. Frankreich
9. Indonesien
10. Großbritannien
17,4
7,3
4,8
3,6
3,6
3,1
2,6
2,6
2,4
2. Indien
3. Ver. Staaten
4. Indonesien
5. Brasilien
6. Mexiko
7. Japan
8. Russland
9. Nigeria
10. Deutschland
zufolge wird Deutschland vor allem durch seine künftig
61,1
1. China
schrumpfende Bevölkerung ausgebremst. Die Langfristpro-
42,2
gnose ist allerdings mit großen Unwägbarkeiten verknüpft.
41,4
12,2
Unter die zehn größten Volkswirtschaften soll es bis 2050 mit
9,2
Nigeria beispielsweise ein Land schaffen, dessen wirtschaft-
8,0
7,9
liche ­Entwicklung derzeit durch Terrorismus und sinkende
7,6
Rohstoffpreise bedroht wird. Beeindruckend ist die Größen-
7,4
ordnung der Entwicklung: Die Wirtschaftsleistung der Welt
6,3
wird sich bis 2037 laut Studie verdoppeln und bis 2050 fast
Quelle: PricewaterhouseCoopers
1) Bruttoinlandsprodukt gewichtet nach Kaufkraft
um
3,2%
verdreifachen.
sind im letzten Jahr
fen werden, haben sich doch beispielsweise Gewerkschaften
die Tarifverdienste der
und Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie auf ein
rund 19 Millionen Ta-
Lohnplus von 3,4 Prozent für die 3,7 Millionen Beschäftig-
rifbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – so die
ten geeinigt. Die Tarifverdienste legten in den vergangenen
jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dies sei der
Jahren dreimal so stark zu wie die Verbraucherpreise, was
stärkste Zuwachs seit dem Beginn der Statistik im Jahr 2010.
bedeutet, dass die Beschäftigten einen deutlichen Kaufkraft-
In diesem Jahr könnte die aktuelle Bestmarke noch übertrof-
gewinn erzielt haben.
Lektüre-Tipp:
Sven Beckert: King Cotton. Eine Globalgeschichte des Kapitalismus, C.H. Beck Verlag, München
2014, 525 Seiten, 29,95 €.
Der Historiker und Harvard-Professor Sven Beckert hat ein
Nord- und Südamerikas, geht auf die Rolle von Rohstoffen,
von der Kritik viel gerühmtes Werk zur Geschichte der Baum-
des Handels und der Politik ein und berücksichtigt techni-
wollwirtschaft geschrieben, das nicht weniger ist als eine
sche ebenso wie ideologische Entwicklungen. Ein in vielerlei
Geschichte des globalen Kapitalismus. Ausführlich analysiert
Hinsicht bemerkenswertes Buch, das spannend und tempo-
Beckert den Zusammenhang zwischen der Industrialisierung
reich geschrieben ist und einiges darüber verrät, wie sich der
und dem Imperialismus, schildert die Arbeitsbedingungen in
Kapitalismus immer wieder selbst revolutioniert, dabei ne-
europäischen Fabriken ebenso wie jene auf den Plantagen
ben viel Licht auch einigen Schatten produziert.

Finanzmärkte im Blick:
leihen sank binnen einer Woche von 0,4 auf 0,25 Prozent, die
DAX über 12.000 Punkte
Zinsen für vergleichbare italienische und spanische Titel liegen
mittlerweile bei Rekordtiefs von 1,1 Prozent –, auch der Euro
Nur gut vier Wochen nachdem der DAX erstmals in seiner Ge-
setzte seine Schwächephase zunächst fort und fiel mit zeit-
schichte auf mehr als 11.000 Punkte gestiegen war, gelang es
weilig 1,0457 Dollar auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren.
ihm Mitte März, auch die Marke von 12.000 Punkten zu über-
Noch zu Jahresbeginn hatte ein Euro 1,22 Dollar gekostet. Doch
winden. Gegenüber dem Jahresanfang hat der deutsche Leit-
die starken Kursreaktionen schüren auch Spekulationen darü-
index damit rund ein Viertel zugelegt, seit seinem Tief im Ok-
ber, dass die EZB ihr gerade
tober 2014 fast 50 Prozent. Zu einem großen Teil resultiert die
erst begonnenes Ankaufpro-
»Mit ihrer Ankaufpolitik
Dynamik aus der Ankündigung des Anleihe-Kaufprogramms
gramm mittelfristig im Vo-
hat die EZB nicht nur
der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit dem 9. März Wert-
lumen reduzieren oder das
papiere, überwiegend Eurostaatsanleihen, für 60 Milliarden
Tempo der Ankäufe verlang-
die Anleihezinsen nach
Euro im Monat kaufen will und dieses Programm bis Septem-
samen könnte. Immerhin, so
ber 2016 angelegt hat. Indem die EZB so den Preis für Anleihen
einige Analysten, habe sie
der Euro setzte seine
nach oben und die Rendite nach unten treibt, werden Aktien
jetzt schon einige Erfolge
Schwächephase fort.«
gegenüber Festverzinslichen attraktiver. Doch auch die Aus-
erzielt, weswegen sie nicht
sicht auf mehr Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone wirkt
unbegrenzt neue Risiken in ihre Bilanz nehmen müsse. Andere
stimulierend auf die Aktienkurse.
Experten hingegen sähen in diesem Falle die Glaubwürdigkeit
­unten getrieben, auch
der EZB als beschädigt an und weisen darauf hin, dass es der
Mit ihrer Ankaufpolitik hat die EZB nicht nur die Anleihezinsen
Notenbank zunächst gelingen müsse, die Inflationserwartungen
nach unten getrieben – die Rendite für zehnjährige Bundesan-
zu erhöhen, was nicht von heute auf morgen gelingen könne.
Finanzpolitik
zufolge soll etwa die 20-Mitarbeiter-Grenze durch eine Schwelle
Erbschaftsteuer: BVerG erzwingt
Änderungen
beim Unternehmenswert ersetzt werden, die bei einer Million
Euro liegen könnte. Neue Vorschriften zur Unterscheidung zwischen betriebsnotwendigem und sonstigem Unternehmensver-
Die Erbschaftsteuer ist schon lange Gegenstand fiskal- und
mögen werden angedacht. Besonders umstritten: Wer einen
gesellschaftspolitischer Grundsatzüberlegungen. Nun hat das
Betrieb im Wert von mehr als 20 Millionen Euro erbt, soll künf-
Bundesverfassungsgericht Änderungen erzwungen.
tig darauf automatisch Erbschaftsteuer zahlen, es sei denn, er
weist nach, dass ihm die Mittel dazu fehlen. Dabei soll privates
Während der Staat bei einer Erbschaft bzw. Schenkung grund-
Vermögen bis zur Hälfte für die Steuer herangezogen werden.
sätzlich – je nach Verwandtschaftsgrad und Größe des Vermögens – bis zu 50 Prozent für sich beansprucht, kann Firmenbe-
Verschenktes oder vererbtes Vermögen
sitz bislang unter bestimmten Bedingungen steuerfrei vererbt
Angaben für Deutschland in Milliarden Euro
2009
werden. Bei einem Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern
2013
Veränderung in %
Schenkungen
genügt es etwa, wenn die Erben es sieben Jahre lang weiter-
12,9
Summe
führen; bei größeren Firmen muss auch die Lohnsumme kons-
39,9 +208
davon ...
tant gehalten werden. Das Bundesverfassungsgericht hat diese
Schenkung > 20 Mio. €
automatische Begünstigung des Betriebsvermögens im vergan-
1,5
Betriebsvermögen
genen Dezember allerdings in mehreren Punkten für grundge-
Steuerbefreit
setzwidrig erklärt – wohl auch vor dem Hintergrund, dass das
Aufkommen aus der reinen Schenkungsteuer zwischen 2009
Steuerpflichtig
und 2013 nach nochmaligen gesetzlichen Erleichterungen um
Steuer
+1.161
19,5
5,2
+288
20,1
2,5
30,4
13,3
11,5
+1.112
– 14
1,4
1,1
– 21
Erbschaft und Vermächtnisse
mehr als ein Fünftel geschrumpft ist, obwohl sich das geschenk-
21,5
Summe
te Vermögen in derselben Zeit verdreifacht hat (siehe Grafik).
30,5
+42
davon ...
15,2
17,3
Steuerpflichtig
Die genauen Reformpläne der Bundesregierung sind zwar noch
Steuer
unklar; ein Eckpunktepapier mit möglichen Gesetzesänderungs-
2,9
3,6
Quelle: Destatis Foto AKG/F.A.Z.-Grafik Broker
vorschlägen ist aber bereits veröffentlicht worden. Dem Papier

+14
+24
bankenverband
Im Fokus
Konjunktur
Konjunkturaussichten 2015 – Prognose der privaten Banken
Die Perspektiven für die Konjunktur im Euro-Raum und in
Dass gleichwohl eine leichte Beschleunigung des globalen
Deutschland haben sich in den letzten Monaten wieder etwas
Wirtschaftswachstums in den Jahren 2015 und 2016 prognos-
aufgehellt. Auch die Chefvolkswirte der privaten Banken sind
tiziert wird, liegt vor allem an den sehr guten Konjunkturpers-
deutlich zuversichtlicher als im vergangenen Herbst. Doch hal-
pektiven für die USA und Großbritannien sowie den per saldo
ten sie einen zu großen Optimismus für fehl am Platz.
leicht positiven Effekten für die Weltwirtschaft aus den gegenwärtig sehr niedrigen Energiepreisen. Für die USA wird ein
Zweimal im Jahr erstellt der Bankenverband eine Konjunktur-
kräftiger Aufschwung prognostiziert, der auf einer breiten Ba-
prognose. Wie beurteilen die Chefvolkswirte der privaten Ban-
sis steht und sich längere Zeit fortsetzen sollte. Das Wirtschafts-
ken die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, in Europa
wachstum, das im vergangenen Jahr bei 2,4 Prozent lag, dürfte
und weltweit?
in diesem Jahr deutlich auf 3,3 Prozent anziehen und auch 2016
bei 3 Prozent liegen.
Weltwirtschaftliches Umfeld
Was das Wachstum der Weltwirtschaft anbelangt, so bleibt
Für die Weltwirtschaft sind solche Wachstumssprünge leider
dies im langjährigen Vergleich immer noch unterdurch-
nicht zu erwarten. Hier geht es vielmehr mit „Trippelschritten“
schnittlich. Bei den Industrieländern sind es weiterhin vor al-
voran. In der Prognose der privaten Banken wird das weltweite
lem der Euro-Raum und Japan, die sehr wenig zur globalen
Wirtschaftswachstum von etwa 3 ¼ Prozent im vergangenen
Wirtschaftsdynamik beitragen. In den Schwellenländern hat
Jahr über 3 ½ Prozent in diesem auf etwas weniger als 4 Pro-
sich das Bild hingegen weiter differenziert. Während zahlrei-
zent im nächsten Jahr steigen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt
che Emerging Markets einen hohen wirtschaftspolitischen Re-
der Jahre 2010 und 2011 sowie in den fünf Jahren vor der Fi-
formbedarf vor sich herschieben, leiden die rohstoffreichen
nanzmarktkrise expandierte die Weltwirtschaft jährlich mit ei-
Länder unter den deutlich gesunkenen Energie- und Rohstoff-
ner Rate von fast 5 Prozent.
preisen. In Russland dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung
in diesem Jahr deutlich schrumpfen. Für China prognostizie-
Euro-Raum: Erholung mit angezogener Handbremse
ren die privaten Banken eine wirtschaftliche Bodenbildung
Und der Euro-Raum? Obwohl er weiterhin als Impulsgeber
bei einer jährlichen Wachstumsrate von rund 7 Prozent. Die
für die Weltwirtschaft ausfällt, haben sich die konjunkturellen
Risiken für ein etwas stärkeres Nachlassen des Wirtschafts-
Perspektiven für die Währungsunion in den letzten Monaten
wachstums in China sind allerdings recht groß, zum Beispiel
doch wieder etwas aufgehellt. Im vierten Quartal 2014 konnte
durch Korrekturen bei der in den letzten Jahren stark gestie-
der Euro-Raum mit dem Wirtschaftswachstum positiv überra-
genen Verschuldung der privaten Haushalte oder bei den Im-
schen, und die Frühindikatoren deuten darauf hin, dass auch
mobilienpreisen. Alles in allem wird sich die Tendenz zu ei-
der Start in das neue Jahr vergleichsweise gut ausgefallen ist.
nem etwas langsameren Wachstum in den Schwellenländern
Der Außenhandel profitiert vom schwachen Euro, während der
auch 2015 fortsetzen.
private Konsum von der niedrigen Inflation gestützt wird.
Wirtschaftswachstum weltweit
in % ggü. Vj.
7
1. Ölpreisschock
Finanzmarktkrise
6
2. Ölpreisschock
5
4
3
2
1
0
1970
1975
1980
1985
1990
1995
Quellen: IWF; 2015 und 2016 Prognose des Bankenverbandes.

2000
2005
2010
2015
Im Fokus
Gleichwohl bleibt das Konjunkturbild der Euro-Zone sehr hete-
leicht beschleunigt. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Teue-
rogen. Während in Deutschland und einigen bisherigen Krisen-
rungsrate für den Euro-Raum dennoch geringfügig im Minus-
ländern – allen voran Spanien und Irland – die Wirtschaft deut-
bereich liegen. Für 2016 wird eine Rate von 1,2 Prozent pro-
lich an Fahrt gewinnt, kommen die beiden großen Euro-Staaten
gnostiziert. Demnach wird die Inflationsrate wohl erst zum
Frankreich und Italien nur sehr schleppend voran. Immerhin
Jahresende 2016 wieder in die Nähe der längerfristigen Ziel­
dürfte in Italien die jüngste Rezession überwunden sein. In bei-
zone der EZB von knapp 2 Prozent zurückkehren.
den Ländern ist aber zu befürchten, dass die Arbeitslosigkeit
wegen des zu geringen Wirtschaftswachstums auf einem ver-
Konjunktur in Deutschland
gleichsweise hohen Niveau verharren wird.
Wie sieht es nun mit der Konjunktur in Deutschland aus? Zunächst einmal gibt es gute Nachrichten: Die deutsche Wirt-
Für den gesamten Euro-Raum rechnen die privaten Banken im
schaft hat ihre Stagnationsphase aus dem vergangenen Som-
laufenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent,
merhalbjahr hinter sich gelassen. Bereits im vierten Quartal
das sich im nächsten Jahr noch einmal leicht auf 1,6 Prozent
2014 konnte die gesamtwirtschaftliche Leistung kräftig zule-
beschleunigen dürfte. Wichtige Annahme bei dieser Prognose
gen. Wichtige kurzfristige Impulse kamen vor allem vom star-
ist, dass sich die geopolitischen Spannungen, insbesondere
ken Rückgang der Ölpreise und der Euro-Abwertung. Nahezu
der Russland-Ukraine-Konflikt, nicht mehr weiter verschärfen.
sämtliche Frühindikatoren deuten auf eine Fortsetzung der
Überwunden wären die hartnäckigen Wirtschaftsprobleme im
Erholung in diesem Jahr hin. Aus heutiger Sicht halten die pri-
Euro-Raum aber auch mit diesen Wachstumszahlen noch nicht.
vaten Banken daher für das Jahr 2015 ein Wirtschaftswachstum
Das verdeutlichen allein schon zwei Kennziffern: So wird die
von 1,8 Prozent für realistisch, wobei die günstigen Energie-
Arbeitslosenquote im gesamten Euro-Raum auch Ende 2016
preise und die Euro-Abwertung 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte zum
aller Voraussicht nach noch zweistellig sein, und die Schulden-
Wirtschaftswachstum beisteuern dürften.
standsquote wird wohl erst Ende dieses Jahres nicht mehr weiter steigen. Sie dürfte dann bei 95 Prozent des BIP liegen. Und
Wachstumsmotor in Deutschland – und das war lange Zeit nicht
die reale Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erst im Jahr
mehr der Fall – wird der private Konsum sein. Die niedrige In-
2016 ihr Niveau vom Beginn des Jahres 2008 wieder erreichen.
flationsrate, die unverändert gute Beschäftigungsentwicklung,
starke Nominallohnerhöhungen sowie die niedrigen Zinsen
Keine ernsthaften Deflationsgefahren
werden die Nachfrage der privaten Haushalte in Deutschland
Ernsthafte Deflationsgefahren lassen sich aus Sicht der privaten
anfeuern. Mit einer Wachstumsrate von 2 Prozent sollte der pri-
Banken für den Euro-Raum zurzeit nicht ausmachen. Zwar liegt
vate Verbrauch in diesem Jahr so kräftig zulegen wie seit 1999
die Inflationsrate in der Euro-Zone aktuell im negativen Bereich,
nicht mehr. Das zweite Standbein des Aufschwungs bleiben die
dies ist aber in erster Linie die Folge des Rohölpreisverfalls. Die
Exporte. Anders als noch im Herbst letzten Jahres prognostiziert,
Kernrate der Inflation hält sich hingegen seit eineinhalb Jahren
dürften die Exporte in diesem Jahr stärker wachsen als die Impor-
in einer engen Spanne von 0,6 bis 1 Prozent. Vor allem zwei
te. Hier spielt vor allem der schwache Euro eine wichtige Rolle.
Punkte sprechen gegen eine gefährliche Deflationsspirale: Erstens führen die Preisrückgänge in der gegenwärtigen Situation
Investitionen und Wachstumstrend niedrig
nicht dazu, dass die Konsumenten ihre Käufe verschieben. Im
Doch wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Der für die Stabi-
Gegenteil: Die Konsumentenstimmung hat sich in der Euro-Zo-
lität des Aufschwungs, aber auch für das Wachstumspotenzial
ne insgesamt spürbar verbessert, denn die niedrigen Ölpreise
recht kritische Punkt ist die Entwicklung der Ausrüstungsinves-
tragen zu einer Steigerung der realen Kaufkraft bei. Zweitens
titionen. Hier zeichnet sich nur eine recht moderate Entwick-
geraten – anders als im Falle einer gefährlichen Deflationsspi-
lung ab; Indizien dafür, dass der Knoten beim Investitionsver-
rale – auch die Unternehmenserträge nicht unter Druck, und
halten bald platzen wird, gibt es nicht. Die Prognose für das
es kommt zu keiner wachsenden Überschuldung der Unter-
Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen für das laufende Jahr
nehmen. Selbst in den Euro-Staaten, in denen die Inflationsrate
liegt bei etwa 3,5 Prozent – deutlich niedriger als bei früheren
noch stärker im negativen Bereich liegt, stabilisieren sich die
Wachstumsphasen.
Unternehmenserträge dank günstigerer Energie- und Produktionskosten.
Auch wenn der Aufschwung 2016 das eingeschlagene Tempo
halten sollte, ändert dies nichts daran, dass der längerfristige
Bereits im Laufe des zweiten Halbjahres 2015 sollte die Teue-
Wachstumstrend zu niedrig ist. Die inzwischen recht zahlrei-
rungsrate wieder in den positiven Bereich zurückkehren, vor
chen Mahnungen in diesem Zusammenhang – zuletzt bei-
allem dann, wenn sich das Wirtschaftswachstum tatsächlich
spielsweise von der OECD – sollten ernst genommen werden.

bankenverband
Verbraucher
Hypothekenzinsen auf Rekordtief
So günstig waren Baudarlehen noch nie. Während historisch
Baufinanzierung günstig wie nie
niedrige Zinsen vielen Deutschen das Sparen verleiden, können sich diejenigen freuen, die eine Immobilie kaufen wollen.
Durchschnittlicher Effektivzins für Hypothekendarlehen mit
10 Jahren Zinsbindung
Die Kreditzinsen für Baudarlehen befinden sich auf histori2015
2014
schen Tiefständen. Hypothekendarlehen mit 10 Jahren Zinsbin-
1,4 %
dung beispielsweise sind zu Effektivzinsen von deutlich unter
2 Prozent zu haben, im Schnitt betragen sie etwa 1,4 Prozent.
1,8 %
Vor 2010 lagen sie dagegen noch bei über 4 Prozent (siehe Gra2013
fik). In das konkrete Zinsangebot der jeweiligen Bank können
2,7 %
dabei verschiedene Faktoren einfließen. Dies sind vor allem der
2012
2011
2010
2,6 %
Beleihungswert – also die Höhe des Kredits im Verhältnis zum
Kaufpreis bzw. Wert des Objektes – und die Zinsbindungsfrist.
3,2 %
Bei dem derzeit niedrigen Zinsniveau empfiehlt es sich für den
Kreditnehmer, die Zinsersparnis für eine höhere Tilgungsrate
3,9 %
einzusetzen.
2009
4,2 %
Steigendes Interesse an Immobilien
4,6 %
2008
Generell hat das „billige“ Geld zu einem gestiegenen Interesse
an Immobilien nicht nur zur Eigennutzung, sondern auch als
5,2 %
2007
Geldanlage geführt. Trotz der sehr günstigen Konditionen sollte aber ein Immobilienerwerb nicht überstürzt erfolgen. Der
4,5 %
2006
Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung ist eine langfristige Investition, mit der man sich in der Regel auch finanziell
Quelle: Bankenverband, jeweils Jahresendwerte; für 2015 Stand März.
auf lange Zeit bindet.
Einkommen
Meist verdient noch immer der Mann mehr
Männer meistens
Hauptein­kommensbezieher
Haupteinkommensbezieher bei Paaren in Deutschland 2013
Identisch
Bei gemischten Paaren in Deutschland sind Männer nach
10 %
wie vor meist die Hauptverdiener. Im Jahr 2013 verdiente die
Frauen
13 %
Frau nur bei 13 Prozent der Paare mehr als ihr Ehe- oder Lebenspartner, wie Zahlen vom Statistischen Bundesamt zeigen.
Bei jedem zehnten Paar hatten beide Partner ein ähnlich ho-
Männer
hes Einkommen. In mehr als drei von vier Beziehungen (77
77 %
Prozent) erzielte damit der Mann das höchste Einkommen im
Haushalt. Nach den Zahlen der Statistiker ändert sich die Verteilung der Haushaltseinkommen nur langsam: Im Jahr 2003
hatte bei 11 Prozent der Paare die Frau das höhere EinkomQuellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Statistisches Bundesamt
men bezogen.
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