Schaufenster Kultur.Region November 2014
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Schaufenster Kultur.Region November 2014
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . November 2014 schaufenster KULTUR.REGION Die Volksgesangsmessen Musik / Jugendjazzorchester Niederösterreich . Volksliedarchiv / Kriegs- und Soldatenlieder P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295 Museumsdorf Niedersulz / Wintergemüse und M u T uch rreich. a r B Mehr iederösTe für n www.noevers.at Tur l u k s Volk Wir schaffen das. WIEN NORD . k i s u M . z Tan zMusik. Tan n e f f a h c s r wi . s a d EinBlick / 3 Mehr als nur Tugenden: QUALITÄT & REDLICHKEIT! Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit kann es schon passieren, dass Grenzen überschritten werden. Da empfiehlt es sich, rechtzeitig die ResetTaste zu drücken, anzuhalten und Vernunft einkehren zu lassen. Förderungen der öffentlichen Hand sind nicht selten Zielscheibe für Kritik. In der Sache selbst sollte es aber, wie so oft im Leben, um eine differenzierte Betrachtungsweise gehen. Gar nicht so selten erweist sich das Kritisieren nämlich als oberflächlich, ideologisch motiviert oder bloß befindlich im Sinne eitler Selbstdarstellung. Da passiert es, dass aufgeplustert und herablassend über etwas so Unglaubliches wie eine Förderung der Anschaffung von Trachten berichtet wird. Na sowas. Dazu und völlig unaufgeregt die Fakten: Setzt man die Gesamtausgaben, wie sie im jüngsten Kulturbericht des Landes Niederösterreich dargestellt sind, mit den Förderungen für Trachten einschließlich der Förderung von Herstellungs-Workshops in Beziehung, dann ergibt dies für diese einen Anteil von 0,018 Prozent. Die Effekte daraus sind nicht nur ideeller, sondern auch nachweislich wirtschaftlicher Natur, aber das wissen bereits Anfänger im Fach Volkswirtschaftslehre. Mag es also das eine oder andere Mal bloß darum gehen, konkrete Fördermaßnahmen madig zu machen, gibt es auch Steigerungen auf der nach oben leider offenen Skala an Bosheiten, Gemeinheiten oder Intrigen. Kennen wir nicht alle Geschichten, die in vorgegaukelter Vertraulichkeit so oder so ähnlich beginnen: Da habe eine Arbeitskollegin erzählt, sie habe von einem Bekannten erfahren, jemand Bestimmter hätte dieses oder jenes gesagt oder getan! Solche Gerüchte spielen auf Verwerfliches, Unmoralisches oder gar Verbotenes an und verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Das Ziel derartiger Kampagnen der Niedertracht ist wohl klar: die Beschädigung von Menschen und das Andichten irgendwelcher Makel. Zwar lehrt uns die Geschichte, dass die Wahrheit letztendlich immer ans Licht kommt, leider aber oft erst sehr spät. Es ist schon klar, dass die vielen Sendungen, Druckwerke und sozialen Medien mit Bildern, Zeichen, Buchstaben und Gezwitscher gefüllt werden wollen, doch sollte dabei nicht ganz auf Tugenden wie Redlichkeit und Qualität vergessen werden. Aber vielleicht ist es wirklich so, dass es manchen zu gut geht. Wer ohne existenzielle Not, ohne Hunger, Kriege und Vertreibung oder ohne Krankheit leben kann, müsste sich doch glücklich schätzen. Woher kommt also die Freude daran, andere zu sekkieren, ganz nach dem Motto: Was interessiert mich die Welt, Hauptsache ist, dem Nachbarn geht’s schlechter als mir. Das kann es doch nicht sein! Gleich einem Seismograf gesellschaftlicher Entwicklungen muss engagierte Kulturarbeit reagieren, solchen Tendenzen entgegentreten und jeder Form einer vorgetäuschten oder verbogenen Realität den Spiegel vorhalten. Dorli Draxler, Edgar Niemeczek schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Top-Termine / 4 November/Dezember 2014 TOP-TERMINE MARTINILOBEN —————————————————— So, 9. 11. 2014, ab 10.00 Uhr Brandlhof, 3710 Radlbrunn 24 —————————————————— Bereits zum fünften Mal laden die Volkskultur Niederösterreich gemeinsam mit weingueter-weinviertel.at zum Martiniloben in den Brandlhof ein. Der Tag beginnt mit einer Feldmesse im stimmungsvollen Ambiente des Hofs um 10.00 Uhr. Anschließend stellen die Winzer den Jungen 2014er vor und bei der Weinsegnung übernimmt Elisabeth Pröll, Präsidentin von „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“, die Weinpatenschaft. Neun Doppelmagnumflaschen, gefüllt mit den besten Weinen der teilnehmenden Winzerhöfe, mit einer Weinetikette von Karl Korab werden zu Gunsten der Hilfsorganisation an diesem Tag verlost. Entweder mit einer kräftigen Ganslsuppe oder mit einem Martinigansl aus dem historischen Backofen des Brandlhofs mit Weinbegleitung klingt das Martiniloben aus. Wie im Vorjahr wird der Reinerlös der Veranstaltung der Organisation „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“ zur Verfügung gestellt. ————— Information Tel. 02956 81222 www.volkskulturnoe.at/brandlhof JUGENDSINFONIEORCHESTER NIEDERÖSTERREICH —————————————————— So, 16. 11. 2014, 17.00 Uhr Haus der Musik, 3484 Grafenwörth —————————————————— Man nehme 80 der besten Musikschülerinnen und Musikschüler des Landes, eine Handvoll erfahrener Dozentinnen und Dozenten aus den Reihen des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich und Martin Braun als Dirigenten – und fertig ist das größte Jugendorchesterprojekt Niederösterreichs. Wer das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich live erleben will, hat am 16. November Gelegenheit dazu. Auf dem Programm stehen Werke von A. Borodin, P. I. Tschaikowsky und J. Strauß Sohn. ————— Karten Gemeindeamt Grafenwörth Tel. 02738 2212 [email protected] Information Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 0664 84 85 368 [email protected] www.musikschulmanagement.at schaufenster / Kultur.Region / November 2014 NIEDERÖSTERREICHISCHES ADVENTSINGEN —————————————————— So, 7. / Mo, 8. 12. 2014, 19.00 Uhr Auditorium Grafenegg —————————————————— Einige der besten Gesangs- und Instrumentalensembles aus Niederösterreich lassen das Auditorium Grafenegg mit stimmungsvollen Liedern, weihnachtlichen Weisen und besinnlichen Lesungen erklingen. Für heitere und auch besinnliche Zwischentöne sorgt die beliebte Schauspielerin Chris Pichler. Musik: Mostviertler BlechMusikanten, Chor der Chorszene Niederösterreich, Familienmusik Six, Saitnvakehrt, Scheibbser3er. Mit der Konzertkarte erhalten Sie am Konzerttag einmalig freien Eintritt zum Grafenegger Advent. ————— Karten Tel. 02735 5500 bzw. 01 5868383 [email protected] www.grafenegg.com Inhalt / 5 September 2014 INHALT Interview Eva Rossmann 6 / Weinviertel Die Geggis – 23 / ein Kindermusical —————— Haus der Regionen Mostviertel Jagdhornensemble 8 / Große Stimmen —————— Kamingespräche —————— 24 / 10 / Prof. Timo Heimerdinger über Gefühle —————— Bräuche Rund um den hl. Martin 12 / —————— Musikschulen Jugendjazzorchester Windhag —————— Waldviertel Eine Novembergeschichte 26 / —————— Lebenswerk 29 / Ernst Schandl – Musiker und Komponist 14 / —————— Volksliedarchiv Singen an der Front Musik Jazzszene in 16 / Niederösterreich —————— NÖ Kreativakademie 18 / Zehn Jahre Malakademie —————— Chorszene NÖ Die „Volksmessen“ 20 / von Haydn und Schubert —————— Singen Zu Leopoldi und Barbara 22 / —————— 30 / —————— Auslage Bücher, CDs & feine Ware 32 / —————— Ferrum Ybbsitz Die schwarze Gräfin 40 / —————— 41 / Museumsdorf Niedersulz Kraut & Rüben – das Wintergemüse —————— Essay 25 Jahre Fall des 44 / Eisernen Vorhangs —————— Kultur.Region 46 / Fortbildung —————— Kultur.Region 47 / Intern & Zwischen Himmel und Erde —————— Kultur.Region und Kulturinitiativen —————— —————— —————— Weiterbildung Kulturvermittlungs- 36 / Hainfeld Museum —————— NÖ Kulturpreise 2014 34 / Die Preisträger Volkskultur 38 / Neueröffnung 48 / Nachschau 50 / Die letzte Seite und Kustodenlehrgang —————— —————— IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Markus Kiesenhofer, MA, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Mag. Dr. Jürgen Nemec, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Andreas Teufl, Michaela Toifl, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Eva Zeindl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Mag. Doris Buchmann, Dr. Peter Gretzel, Mag. Alexandra Eichenauer-Knoll, Dr. Franz Oswald, Peter Planyavsky, Silvia Reiß, MA, Mag. Hildegard Schandl, Josef Schick, Dr. Helga Maria Wolf, Mag. Gottfried Zawichowsky. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Tina Schmid, Carina Stadler. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: atelier olschinsky schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Interview / 6 Eva Rossmann IM LEBEN GIBT’S GENUG MÖRDERISCHES Eva Rossmann, Krimiautorin und Köchin, über ihren bunten Lebensweg, das Leben im Weinviertel und das Kochen im Gasthaus „Zur alten Schule“. für meine Krimis. Es geht immer um ein kleines Stück Welt und ein kleines Stück unserer Gesellschaft. Dazu erfinde ich die Handlung und spitze sie auf ’s Äußerste – auf Leben und Tod – zu. Dabei muss es in Krimis nicht immer um Tod gehen, denn es gibt auch im Leben genug Mörderisches. Ich habe einen Krimi geschrieben, in dem es tatsächlich keinen Toten gibt. Wird die Reihe mit der Hauptfigur Mira Valenksy fortgesetzt? Rossmann: Solange mir Geschichten einfallen, die zu den Figuren passen, und solange ich finde, dass ich in diesem Format etwas erzählen kann, so lange mach ich’s. Was mir dabei wichtig ist, ist die Sprache. Krimi ist ein Genre, in dem teilweise zu wenig auf die Sprache geachtet wird. Ich erzähle auch straight, aber ich setzte mich mit der Sprache auseinander. „Dabei muss es in Krimis nicht immer um Tod gehen, denn es gibt auch im Leben genug Mörderisches.“ Frau Rossmann, Gratulation zum Wiener Krimipreis. Sie waren neben Größen der österreichischen Krimiszene wie Stefan Slupetzky oder Anne Goldmann nominiert. Wie halten Sie es mit Preisen? Schmeicheln sie oder muss man sie annehmen? Rossmann: Natürlich schmeicheln Preise und tun der Seele gut. Allerdings halte ich nichts von Rankings, bei denen Autorinnen und Autoren gereiht werden. Sie sind eine Vielschreiberin, sie waren Journalistin und Autorin von Fachbüchern. „Alles Rot“ ist Ihr aktueller Kriminalroman. Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich nun gönnen, einen Krimi zu schreiben. Was bedeutet Ihnen das Krimigenre? Rossmann: Ich habe mir jetzt schon 16 Krimis gegönnt! Ich halte den Kriminalroman für ein sehr schönes Format. Er verbindet Journalistisches mit der Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen. Ich recherchiere viel schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Sie sind Juristin, Köchin, Künstlerin. Wie ist es zu diesem Lebensweg gekommen? Rossmann: Das ist passiert. Ich habe zweieinhalb Jahre als Verfassungsjuristin im Bundeskanzleramt gearbeitet und bin dann in den Journalismus gewechselt – zur politischen Berichterstattung. Ich habe begonnen, Sachbücher zu schreiben. Und dann habe ich mir, wie gesagt, einen Krimi gegönnt – und ab dem ersten Krimi war das Kochen ein Thema. Da war es naheliegend, einen Gastronomiekrimi zu machen. Ich wusste aber nicht, wie es in einer Profiküche zugeht, und habe Manfred Buchinger, den ich damals schon gut gekannt habe, gefragt, ob ich bei ihm kochen könne. Zuerst war es ihm gar nicht recht, aber dann ist ihm Interview / 7 Eva Rossmann und Manfred Buchinger in der Küche des Gasthofs „Zur alten Schule“. jemand in der Küche ausgefallen. Mir hat das Kochen so gefallen, dass ich geblieben bin. Ich habe dann die Lehre nachgemacht. In die Berufsschule musste ich nicht gehen – das wird einem ab einem gewissen Alter nachgesehen, aber die Prüfungen habe ich natürlich gemacht und den Stoff selber erlernt. Es gab ja auch Leute, die gesagt haben, dass die Rossmann als Mediengag kocht. Es ist alles andere als ein Mediengag, schon in der Früh in der Küche zu stehen, zu schneiden, zu schwitzen und dem Stress ausgesetzt zu sein … Wie oft kochen Sie im Gasthaus „Zur alten Schule“? Rossmann: Wann immer es sich ausgeht – momentan habe ich viele Lesungen – von Donnerstag bis Sonntag. Ich brauche das. Sie kommen aus der Steiermark und haben lange in Wien gelebt. Wie sind Sie ins Weinviertel gekommen? Rossmann: Auch das Weinviertel ist mir passiert. Ich wollte mehr Grün und mehr Luft. Das erste Haus, das ich mit angeschaut habe, war das, in dem ich nun lebe. Es ist das Stückl Heimat, das ich mir selbst gefunden habe, und ein großes Glück. Wie würden Sie ihren Ort kurz umreißen? Rossmann: So wie im Weinviertel üblich besteht er aus zwei Teilen – dem alten Straßendorf mit der Hauptstraße und der Siedlung. Wenn es bei uns Feste gibt, sind alle da, da gehen wirklich alle hin. Wenn’s geht, bin ich dabei. Wir haben auch noch ein richtiges Wirtshaus mit Wirtsleuten in der ich weiß nicht wievielten Generation. „Das Weinviertel ist mir passiert. Es ist das Stückl Heimat, das ich mir selbst gefunden habe.“ Es muss feste Bräuche geben, lässt Antoine de Saint-Exupery den Fuchs im „Kleinen Prinzen“ sagen. Wie halten Sie’s mit Bräuchen? Rossmann: Mir machen Bräuche Freude, weil sie einen mit Menschen verbinden und Gemeinsamkeit entstehen lässt. Ich gehe etwa sehr gerne bei uns in Auersthal zum Dämmerschoppen. Ich bin ja kein großer Fan von Blasmusik. Aber wenn sie spielen, freue ich mich und klatsche mit. Und wenn sie in Niederösterreich bei „Mein heilig Land Tirol“ mitsingen und aufstehen, dann hat das auch etwas Poppiges. Auf der anderen Seite: Begräbnisse hier am Land spenden echten Trost. Wenn die Gemeinschaft noch einmal zusammenkommt, um sich von jemandem zu verabschieden, ist das kein leeres Ritual. Da bringt Gemeinschaft Kraft. nicht materiell ist, hat immer weniger Wert. Es ist fast schon so, dass wir in einer durch unsere Konsumgesellschaft verordneten Kulturrevolution leben. Alles, was geistig ist, ist fast schon verdächtig. Von dem müssen wir wegkommen. Geistige Arbeit muss wieder Wert bekommen. Denn andere profitieren ja gut von unserer Arbeit – man denke nur an Amazon. / Bereichert die Juristin Rossmann die Krimiautorin Rossmann? Rossmann: Alles, was man gelernt oder gearbeitet hat, bringt etwas. Doch Strafrecht explizit hat mich nie interessiert. Ansonsten würde ich sagen, dass ich als Juristin gelernt habe, strukturell zu denken, und das kann ich für meine Kriminalromane anwenden. Aber es hilft mir ebenso, in der Küche unter Stress und Action zu stehen. Auch das ist ein wesentlicher Teil dieses Genres. ——————————————————— Als Autorin engagieren Sie sich für Urheberrechte. Warum geht vor allem bei der Jugend das Bewusstsein dafür verloren? Rossmann: Das hat gar nicht so viel mit den Jungen zu tun, es ist ein gesellschaftliches Problem. Die Jungen können technisch besser damit umgehen, aber sie haben es von der Gesellschaft übernommen. Alles, was schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Freya Martin & Mella Waldstein Fotos: Dietmar Bodensteiner EVA ROSSMANN 1962 in Graz geboren, lebt im Weinviertel. Verfassungsjuristin, Journalistin, Autorin, Köchin, ORF-Moderatorin (Café Sonntag, Ö1). Sachbücher, Drehbücher, Kochbuch „Mira kocht“, WeinviertelVerführer „Auf ins Weinviertel“. In ihren Krimis rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner geht es um aktuelle gesellschaftspolitische Themen, um das, was hinter den Hochglanzfassaden unserer Konsumwelt lauert. Seit ihrem Krimi „Ausgekocht“ auch Köchin in Buchingers Gasthaus „Zur Alten Schule“. Auszeichnungen: Österreichischer Buchliebling 2009; Großer Josef-Krainer-Preis für Literatur 2013; Leo-Perutz-Preis (Wiener Krimipreis) für Kriminalliteratur der Stadt Wien 2014. Haus der Regionen / 8 Bolschoi Don Kosaken GROSSE STIMMEN Der Chor der Bolschoi Don Kosaken ist der einzige Kosakenchor, der ausschließlich aus Opernsängern besteht. Er gastiert am Freitag, den 14. November im Haus der Regionen in Krems. Bolschoi Don Kosaken. Foto: z. V. g. Maxim Gorki notierte: „Ich besuchte einige Male die Kasernen der Kosaken, nicht weil sie so gut ritten oder schön gekleidet waren, sondern weil sie sangen und ausgezeichnet tanzten.“ So auch Sergej Alexeijwitsch Jaroff. 1920 – in Russland tobt ein blutiger Bürgerkrieg. Russische Soldaten, die in der Weißen Garde gegen die Bolschewisten gekämpft haben, sind geflohen und in türkischen Internierungslagern. Darunter sind viele Kosaken aus dem Gebiet am Don. Weihnachten steht bevor. Heimwehzeit. Sänger aus ehemaligen Regimentschören schließen sich zusammen, unter ihnen der junge Kosakenoffizier Ser- gej A. Jaroff (1896–1985). Er hatte an der Synodal-Schule in Moskau Chorgesang studiert, über Konstantinopel und Griechenland gelangte er nach Bulgarien, wo er und seine Männer bei Botschaftsempfängen sangen. Man fand Gelegenheitsarbeit und sich im vagen Leben eines Emigranten wieder. Don-Kosaken-Chor geboren. „Sie werden mit Ihrem Chor nicht nur ein Mal“, hatte der Wiener Konzertdirektor prophezeit, „Sie werden tausend Mal singen.“ So war es dann auch: 9.000 Konzerte gab Sergej Jaroff – ab dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den USA beheimatet – auf der ganzen Welt. Das erste „richtige“ Konzert der Männer rund um Jaroff fand 1923 in der Wiener Hofburg statt. Das Angebot eines Gönners, in einer französischen Fabrik zu arbeiten und als Werkschor zusammenbleiben zu können, hatte sich in Luft aufgelöst. Dafür war der Mit dem Erfolg gediehen Kosakenchöre wie Pilze auf russischer Erde. „Don-Kosaken“, „Kosaken vom Don“ – manchmal nur mit einem Bindestrich als feine Unterscheidung. Allein in Deutschland waren um das Jahre 2000 48 Kosakenchöre am Markt. In den schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Haus der Regionen / 9 PROGRAMM IM HAUS DER REGIONEN ——————————————————— Do, 20. 11. 2014, 20.00 Uhr Christoph Spörk „Ebenholz“ Kabarett & Comedy Christof Spörks getreueste Gefährtin in allen Ton- und Lebenslagen ist stets seine Klarinette, gefertigt aus edlem Ebenholz. Aus eben jenem Holz, aus dem auch die gewagte Sprungschanze gezimmert ist, über die sich Spörk kopfüber in sein neues kabarettistisches Hauptabendprogramm stürzt. Petja Houdjakov (Mitte) und die Bolschoi Don Kosaken. Foto: z. V. g. Karten sind bei allen Raiffeisenbanken, bei Ö-Ticket unter www.oeticket.at und im Bühlcenter Krems erhältlich. www.kabarettundcomedy.com _ Niederlanden sind es derzeit vier, das Internet listet von den „Alexandrow Don Kosaken“ bis zu den „Zarewitsch Don Kosaken“ zwei Dutzend Chöre auf. Unter das Russische mischt sich Bulgarisches, Polnisches, Serbisches. Auch in Russland gibt es bereits Kosakenchöre wie den „Original Don Kosaken Chor Russland“. Bolschoi Don Kosaken In vielen Chören steckt bis heute ein bisschen Original Don Kosaken wie bei den Bolschoi Don Kosaken. Im Haus der Regionen werden am 14. November die Bolschoi Don Kosaken auftreten. „Anfang 1980 wurde Jaroff krank, der Chor war am Zerfallen. Petja Houdjakov war damals in Berlin und wurde aufgefordert, die Tournee zu retten, er hat mit zwölf Mitgliedern begonnen, einige waren noch aus Jaroffs Chor“, so Valerie Houdjakov, Ehefrau und Managerin. Später hat Petja Houdjakov den Chor um Opernsolisten und professionelle Sänger erweitert. Die großen (= bolschoi) Don Kosaken geben Konzerte in ganz Europa, die größte Tournee ist die alljährliche Wintertournee. Kosaken haben eine reiche Musiktradition. Ihre Lieder vereinigen melodische Merkmale von Russen, Ukrainer und Weißrussen. Die Lieder lassen sich in Liebes-, Schiffs- und Räuberlieder, in Soldaten- und Kampflieder sowie Familien- und Festlieder mit allen dazugehörigen Gebräuchen gliedern. Allein die Sammlung der Kosakenlieder des Gebietes am Don umfasst Tausende von Werken. Zwischen 1894 und 1949 schrieb der Volksliedforscher A. Listopadow mehr als 2.000 Kosakenlieder auf. Auch die russische Revolution von 1917 konnte die Popularität der Lieder nicht stoppen. So hatten die von den Sowjets in den 1930er Jahren geschaffenen Armee-Ensembles, inklusive des berühmten Alexandrow-Ensembles der Roten Armee, Kosakenlieder und -tänze in ihrem Repertoire. Pferdegetrappel & Orgelbässe Üblicherweise beginnt der Vorsänger, danach setzen die hohen Stimmen ein, während die Bässe ihre Melodie in den niedrigen Registern verfolgen: rasante Kosakenlieder, bei dem der Chor das Getrappel der Pferdehufe stimmlich nachahmt, schwermütige Lieder über die Weite der russischen Steppe und melancholische Liebeslieder sowie liturgische Gesänge aus der russisch-orthodoxen Kirche, die einen feierlichen Glanz verbreiteten, begeistern ungebrochen. / Fr, 21. 11. 2014, 19.30 Uhr TRIO FADO Lissabon – Der Klang der Sehnsucht Die weiche Stimme von Maria Carvalho steht im Kontrast zur rauchigen Stimme von António de Brito. Daniel Pircher begleitet den Gesang mit der für den Fado unverzichtbaren Guitarra portuguesa. Das Cello-Spiel von Benjamin Walbrodt ergänzt die klassische Fado-Besetzung perfekt. Kat. I: VVK: EUR 16,00; AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00; AK: EUR 16,00 Tipp: Genießen Sie vor dem Konzert ein dreigängiges Menü im Restaurant BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt um insgesamt EUR 34,00. _ Mo, 1. 12. 2014 Die Alpensaga Teil 4 (18.00 Uhr): Die feindlichen Brüder Teil 5 (20.15 Uhr): Der deutsche Frühling BOLSCHOI DON KOSAKEN Die Teile 4 und 5 des sechsteiligen Fernsehdramas „Die Alpensaga“ von den Drehbuchautoren Peter Turrini und Wilhelm Pevny (Regie: Dieter Berner) setzen sich mit den Ereignissen in der Zeit von 1933 bis zum Zweiten Weltkrieg auseinander. Fr, 14. 11. 2014, 19.30 Uhr VVK: EUR 8,00, AK: EUR 10,00 Freie Platzwahl ——————————————————— Kat. I: VVK: EUR 16,00; AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00; AK: EUR 16,00 Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 [email protected] schaufenster / Kultur.Region / November 2014 _ Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 [email protected] www.volkskultureuropa.org Kamingespräche / 10 Im Reich der Gefühle GEFÜHLE SIND GELERNT Timo Heimerdinger, Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck, im Gespräch über Gefühle als Kulturphänomen, über Liebe als kommunikativen Code und die Lust am Grausen. Timo Heimerdinger: „Gefühle sind historisch variabel, sie verändern sich und sind im Fluss.“ Foto: z. V. g. Die abendländische Denktradition ging mit unseren Gefühlen nicht gerade zimperlich um: Gefühle seien „dunkel und verworren“, irrational, bloß subjektiv, ohne Anspruch auf Wahrheit, fern den hehren Idealen von Verstand und Vernunft. Was sagt die moderne Wissenschaft dazu? Prof. Heimerdinger: Gefühle sind ein Wesensmoment unseres Menschseins, sie durchziehen alle unsere Lebensvollzüge. Das Anlegen undifferenzierter Schablonen, die unseren Gefühlen Etiketten der Irrationalität und bloßen Innerlichkeit umhängen, wird dem Phänomen nicht gerecht. Gefühle sind unerlässliche Grundbahnen, in denen wir unserer selbst und unserer Welt zugänglich werden, sie sind mitbestimmend für all unsere Wirklichkeitsbezüge. Aus kulturwissenschaftlicher Sichtweise ist gerade das Aufbrechen und Abbauen alltagsgängiger Vorurteile über Gefühle spannend. Inwiefern fühlen die modernen Kulturwissenschaften den Verengungen unserer Gefühlswelten auf den Zahn? Prof. Heimerdinger: Gefühle werden meist mit Attributen des Spontanen und Individuellen, des Gegenwärtigen und Unwillkürlichen belegt. Die kulturwissenschaftliche Forschung tritt diesen zumeist unhinterfragten Zuschreibungen entgegen und destruiert sie. Sie zeigt, dass Gefühle und ihre Ausdrucksformen in einem hohen Maße gelernt werden und damit gerade nicht der Aura des Unableitbaren entspringen. Der Blick auf Emotionskulturen entschleiert zudem den Nimbus von der individuellen Unteilbarkeit der Gefühle. Gefühle bewegen sich vielmehr in kulturellen Einrahmungen, sie lassen sich als kollektive Phänomene entziffern, besonders deutlich etwa bei Sportereignissen. Gefühle sind historisch variabel, sie verändern sich und sind im Fluss. Und schließlich sind Emotionen immer auch ein willentlich Erzeugtes und damit das Produkt unserer eigenen Entwürfe.. Sind Gefühle somit das, was uns Menschen voneinander unterscheidet, oder was uns eint? Prof. Heimerdinger: In gewisser Weise beides. Gefühle unterliegen nicht nur einer jeweiligen kulturspezifischen Prägung, sie haben auch einen überkulturellen Aspekt. Alle Menschen kennen unabhängig von ihrer Herkunft und Geschichte Grundstimmungen wie Traurigkeit und Freude, Überraschung und Angst, Ekel und Wut – und doch ist der jeweilige emotionale Habitus und die emotionale Praxis selbst dieser Grundstimmungen kultur-, geschichts- und schaufenster / Kultur.Region / November 2014 gesellschaftsabhängiger, als wir vielleicht auf den ersten Blick meinen. Lässt sich also ein Gefühl wie die Liebe als Produkt kultureller Kontexte entzaubern? Prof. Heimerdinger: Liebe kann sicher als ein kultureller und vor allem als ein kommunikativer Code entschlüsselt werden. Ein aktuelles Forschungsprojekt, das Paare über die Anfänge ihrer Liebe erzählen lässt, zeigt das sehr schön auf: Viele sind davon überzeugt, ihre ganz persönliche, unteilbar-individuelle Geschichte einer Liebesbeziehung zu haben. Und doch liegt ihnen allen ein analoger romantischer Code, das gleiche kommunikative Muster und Reservoire an Narrativen und Metaphern zugrunde, ob nun Liebe als Gleichklang der Seelen oder als das Finden der zweiten Hälfte zur Sprache gebracht wird. Liebe erschöpft sich nicht in biochemischen Abläufen. Das Sich-Verständigen und Sprechen über die Liebe gehört wesentlich zum Entwurf der Gefühlsausprägung dazu. Nun hat nicht jedes Gefühl so komplexe Kultur- und Bedeutungsbezüge wie die Liebe. Lassen sich auch sehr unmittelbare Emotionen wie dem Ekel kommunikative Kulturcodes einschreiben? Prof. Heimerdinger: Ekel wird tatsächlich als sehr unmittelbar, direkt und physisch empfunden. Und doch hat auch der Ekel seine kulturelle Seite. Dass sich Menschen ekeln, ist zwar kulturübergreifend, aber das, wovor sich jemand ekelt, lässt sich anhand vielfältiger kultureller und historischer Bezüge erschließen. Nehmen wir das Beispiel Nahrungstabus. Das Verspeisen von Haus der Regionen / 11 Restaurant Blauenstein KÜCHENAMBITIONEN Auszeichnung für das „Blauenstein“ im Haus der Regionen. Hunden oder von bestimmten Insekten ist in unseren Kulturkreisen mit Ekelgefühlen verbunden, und doch anerkennen wir andere, die jene bei uns tabuisierten Lebewesen am Speiseplan haben, als Menschen an. In einer globalisierten, medial und touristisch zunehmend vernetzten und zugänglichen Welt wird die Kulturrelativität selbst so basaler Gefühle wie dem Ekel immer deutlicher. Manches, was früher als nicht essbar galt, etwa roher Fisch, ist zum Bestandteil der Genusskultur geworden. Umgekehrt sind ehemals gängige Speisen wie Innereien mitunter ekelbesetzt oder feiern in der Haute Cuisine ein Comeback als Luxuskreationen. Wir sehen also: Das Reich der Gefühle ist dynamisch, erlernt und weitestgehend Teil einer sozialen Übereinkunft. Auch im Ekel steckt Kultur. / Das Gespräch führte Jürgen Nemec. KREMSER KAMINGESPRÄCHE ——————————————————— Mi, 12. 11. 2014, 18.00 Uhr Wonne und Schmerz Beate Schrott, Univ.-Prof. Dr. Martin Nuhr Mi, 10. 12. 2014, 18.00 Uhr Leid und Mitleid Barbara Stöckl, Brigadier Mag. Rudolf Striedinger Mi, 14. 1. 2015, 18.00 Uhr Liebe und Hass Renate Burtscher, Andreas Radovan www.volkskultureuropa.org Modernes Ambiente im historischen Haus an der Steiner Donaulände. Foto: Blauenstein Im Haus der Regionen spannt das „Blauenstein“ den Begriff der Region durchaus weit, nämlich bis Japan. „Das liegt an Küchenchef Marcel Ruhm, der trotz seiner 23 Jahre schon einen beeindruckenden Werdegang verweisen kann, der im Landhaus Bacher begann“, steht es im Wirthausführer 2015 zu lesen. Das Restaurant Blauenstein wurde von der Redaktion des „Wirtshausführer 2015“ zum „Aufsteiger des Jahres“ in Niederösterreich gekürt. Damit werden innovative und erfolgreiche Wirte geehrt, die neu in den „Wirtshausführer Österreich“ aufgenommen wurden oder eine deutlich ansteigende Formkurve erkennen lassen. Hier an der Donaulände bieten die modern gestalteten Räume und die schöne Terrasse an der Donau den passenden Rahmen für Ruhms hochspannende Küche, die da aufwartet mit: Frühlingssalat mit TempuraGemüse, gebeizter Traisentaler Lachsforelle schaufenster / Kultur.Region / November 2014 mit Rettich und Erdnüssen, Lachsforellensashimi, Freilandhuhn in drei Variationen mit Erdäpfel, Ratatouillegemüse und Teriyakisauce oder mit altmodischen, aber guten Schneenockerln mit Vanillesauce. Erwähnenswert ist das Angebot, vor bestimmten Konzerten im Haus der Regionen ein köstliches, der vorgestellten Region entsprechendes Menü im „Blauenstein“ zu genießen. / BLAUENSTEIN ——————————————————— Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 0699 19307883 Küchenzeiten: 11.30–14.00 Uhr u. 17.30–21.30 Uhr, Ruhetage: Di, Mi www.blauenstein.at www.wirtshausfuehrer.at Volkskultur / 12 Hl. Martin DER ASKET ALS WEINPATRON „In der heiligen Martininacht wird der Most zum Wein gemacht“, heißt es seit Jahrhunderten. In den vergangenen Jahrzehnten sind Bräuche wie Weintaufe oder Martiniloben wieder modern geworden. Hl. Martin. Martinus (316/17–397) wurde als Sohn eines römischen Tribunen in Sabaria (Szombathely/Steinamanger, Ungarn) geboren. Schon als 15-jähriger Soldat in der kaiserlichen Armee, ließ er sich mit 18 Jahren taufen. Anno 371 rief ihn das Volk zum Bischof von Tours (Frankreich) aus. Als Wanderprediger bereiste er Frankreich und Deutschland und starb auf einer Pastoralreise. Martin wurde als erster Nicht-Märtyrer (Confessor) in die römische Liturgie aufgenommen. Das Heiligengedächtnis wird Martinigänse. seit dem 5. Jahrhundert am 11. November begangen. Gregor von Tours (538–594), der siebente Nachfolger Martins als Bischof und bekannter Geschichtsschreiber der Franken, berichtete über das Weinpatronat. Martin hätte einen Wunder wirkenden Weinstock gepflanzt. Einem armen Fährmann hätte er Wein geschenkt, damit dieser wie alle anderen am Epiphaniastag feiern konnte. Mit Wasser, das man auf das Grab des Heiligen stellte, sollen sich Weinwunder ereignet haben. schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Vom Asketen zum Zecher Dennoch wirkt es seltsam, dass ausgerechnet Martin von Tours, der nach dem Zeugnis seiner Biografen asketisch gelebt hat, nicht nur zum Patron des Weins und der Winzer, sondern auch der Zecher und Vaganten geworden ist. Dies hängt wohl weniger mit seiner Person als mit dem Datum des Gedenktages zusammen. Martini am 11. November galt als Abschluss der herbstlichen Erntearbeiten, Zinstermin und Volkskultur / 13 Tag des Gesindewechsels. Danach kam der Advent als Fastenzeit. Die ausgelassenen Feiern am Tag bzw. am Vorabend fanden ihre Parallele am Faschingdienstag, nach dem am Aschermittwoch die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit beginnt. Zinstermin Martin, so wird überliefert, macht Wasser und Most zu Wein, den Sturm zum Heurigen und den Heurigen zum Alten. Ab Martini darf man damit anstoßen und „Prost“ sagen. Der langjährige Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt (1912–1981), verweist auf die Gebräuche zu den herbstlichen Heiligenfesten, die zugleich alte Zinstermine waren und vor allem in den Klöstern gefeiert wurden. Darüber hinaus „haben die Bauern daran Anteil genommen, und bei ihnen sind wesentliche Züge später noch bewahrt worden. (…) Dazu gehört der festliche Trunk, das ,Martiniloben‘, das als Erinnerung an eine alte Martinsminne angesprochen werden darf. (…) In Neusiedl an der Zaya und im benachbarten Südmähren hat man eine Zeitlang einen Umzug mit dem Martinslied ,Heint ist die heilige Martininacht / Da wird der Most zu Wein gemacht‘ durchgeführt.“ Für den Wein geradestehen 1984 – zum 200. Jahrestag der Zirkularverordnung, mit der Kaiser Joseph II. den Weinhauern erlaubte, Eigenbauwein im eigenen Haus ohne besondere Lizenz auszuschenken – gab es im „Langen Keller“ von Friedl Umschaid in Herrnbaumgarten erstmals das Martiniloben. Zum 20. Fest hieß es: „Bei der Weintaufe dabei zu sein, gilt als eine der größten Auszeichnungen, die ein Weinhauer aussprechen kann. Die Feier im familiären Kreis wurde und wird bereichert durch das Einladen der Nachbarschaft, der Leser, der Abnehmer und der ,Lober‘. Der Lobspruch auf den jeweils zu lobenden Wein wird alle Jahre unter dem Namen des Paten im Kellerbuch vermerkt. Am 1. November 1781 hob Kaiser Joseph II. durch das ,Untertanenpatent‘ in den böhmischen Ländern die Leibeigenschaft auf. Die Bauern hatten nun das Recht auf eigenen Grund und Boden und somit auch die Möglichkeit, eigenen Wein anzubauen und mit diesem zu handeln. Was den Weinbauern aber noch Martiniloben. fehlte, war die nötige Erfahrung des ,Händels mit Wein und Feldfrüchten‘. So mancher Hauer bat nun seinen ehemaligen Dienstherrn oder auch die hohe Geistlichkeit, für die heurige Ernte ,gradzustehen‘. Die nun so genannten Weinpaten sorgten somit auf ihre Art für den Absatz des köstlichen Tropfens. (…) Martini ist, nach wie vor, der früheste Termin, die Qualität des neuen – noch namenlosen – Weines zu beurteilen und ihn somit auch beim neuen Namen zu nennen, ihn zu loben.“ Bei den Weintaufen, die nun vielerorts stattfinden, treten nicht nur – mehr oder minder prominente – Paten in Aktion, sondern auch Priester. Sie taufen den Wein nicht, sondern segnen ihn – wie die mittelalterliche Martinsminne. Die Martinsminne hat mit dem Minnegesang nichts zu tun. Minne ist das mittelhochdeutsche Wort für Liebe. Am Tag des entsprechenden Heiligen (Martin von Tours, Gertrud von Nivelles, Johannes Evangelist, Johannes der Täufer, Erzengel Michael, Sebastian, Stephan, Urban, Ulrich von Augsburg) wird der Wein gesegnet. Man trinkt ihn dann zu seinen Ehren – man könnte auch sagen: aus Liebe zu ihm. Man erhoffte sich von dem Getränk Hilfe in schwierigen Lebenssituationen und einen guten Tod. Die Minne sollte vor Zauberei, Vergiftung, Ertrinken und Blitzschlag schüt- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 zen, Männer stark und Frauen schön machen. Sie war ein Universalmittel für und gegen alles. Wo man reichlich Wein trinkt, darf die passende „Unterlage“ nicht fehlen – zu Martini ist es die Martinigans. Sie hat noch weniger mit dem Bischof zu tun als der Wein. Die ätiologische (erklärende) Sage aus der Bretagne, wonach schnatternde Gänse das Versteck des Heiligen verraten hätten, in das er sich zurückzog, um der Bischofswahl zu entgehen, ist jünger als der Brauch. Auch ihm liegen der (nach Michaeli wichtigste) bäuerliche Zinstermin und das Festmahl zugrunde. Leopold Schmidt schreibt: „Der Bauer mit der Zinsgans ist eine stehende Figur der mittelalterlichen Bildvorstellungen geblieben (…). Die Martinsgans kam gerade zur Feier der verschiedenen Herbstfeste zurecht. Musste schon der Gänsezins entrichtet werden, so aß man den Gänsebraten bei den Schlussfesten der Lese- wie der Pressarbeit im Weinbau auch selbst (…). Solche festliche Gänseessen dürften im klösterlichen Bereich schon seit dem 12. Jahrhundert üblich gewesen sein (…) beispielsweise in Spitz und Krems, wo jeweils von der ,Pressgans‘ berichtet wird.“ / Text: Helga Maria Wolf Illustrationen: Magdalena Steiner Musikschulen / 14 Jugendjazzorchester Niederösterreich STEIN DES ANSTOSSES Das Jugendjazzorchester Niederösterreich ist Forum für talentierte junge Jazz- und Popularmusiker aus den niederösterreichischen Musikschulen. Im November präsentiert die Big Band ihre erste CD. Orchester bedeutet: sich einordnen, sich einfügen, keinesfalls sich anpassen oder unterordnen. „Weus a Gaudi is!“ Für Richard Schwarz gibt es einen eindeutigen Grund, warum es für ihn etwas Besonderes ist, Mitglied beim Jugendjazzorchester Niederösterreich zu sein. Etwas ernsthafter ergänzt Robin Gadermaier: „Jugendjazzorchester Niederösterreich steht für mich für eine Gruppe junger, talentierter Menschen, die sich gegenseitig inspirieren und vor allem auf der Suche nach Neuem sind.“ Damit fassen die beiden Musiker das zusammen, was ihnen auch das Publikum von Konzert zu Konzert mit sei- ner unmittelbaren Reaktion deutlich macht: durch tosenden Applaus und Standing Ovations. Denn die Spielfreude ist echt und die musikalische Qualität unglaublich hoch: eine Kombination, die das Jugendjazzorchester Niederösterreich auf eine Ebene mit den Besten hebt. Seit nun vier Jahren proben rund 25 talentierte junge Jazz- und Popularmusiker aus den niederösterreichischen Musikschulen unter der musikalischen Leitung von Andre- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 as Pranzl, der auch Initiator dieses Projekts ist. Und schnell wurde klar: Mit dem Jugendjazzorchester hat Niederösterreich eine wahre Talenteschmiede für den Jazznachwuchs bekommen. Einigen Mitgliedern gelang bereits der Sprung von Musikschule zum -studium. Seit dem Schuljahr 2013 wird das Orchesterprojekt des Musikschulmanagement Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Franz Schmidt Musikschule Perchtoldsdorf durchgeführt: Das Orchester gewinnt dadurch einen ständigen Probenort Musikschulen / 15 Jazz we can: Mit einer CD-Produktion krönte die Big Band ein höchst erfolgreiches Jahr. und neues Publikum, die Musikschule kann die Vorbildwirkung des inspirierenden Klangkörpers zur Motivation für den eigenen Nachwuchs nützen. Einfügen statt unterordnen Das Jugendjazzorchester bietet den jungen Musikern in erster Linie die Möglichkeit, professionelle Arbeits- und Auftrittserfahrungen zu sammeln. Doch Orchesterarbeit ist viel mehr als Proben und Auftreten. „Orchester bedeutet: sich einordnen, sich einfügen, keinesfalls sich anpassen oder unterordnen. Musik möchte Aktivität und Verantwortung von allen – Orchester ist gemeinsames Gestalten“, so Andreas Pranzl. „Das Jugendjazzorchester Niederösterreich bietet dem gemeinsamen Gestalten ebenso Raum wie der einzelnen Persönlichkeit, der Solistin, dem Solisten.“ In diesem Sinne wählt Andreas Pranzl auch das Repertoire sorgfältig aus, denn es soll herausfordernd, aber nicht überfordernd sein. In der Stilistik weist dieses ein breites Spektrum auf: von poppigen Klängen über Gospel und Latin bis hin zu Funk ist alles dabei, denn „es soll greifbar sein, und dennoch ist es wichtig, den Musikern weniger vertraute Stücke zu zeigen, die sie auf eine neue Art und Weise erarbeiten und kennenlernen müssen“. So steht unter anderem eine Komposition von Andreas Pranzl selbst am Programm: „Stein des Anstoßes“ ist auch der Titel des aktuellen Projektes des Jugendjazzorchesters Niederösterreich. Genauigkeit und Spontaneität Mit einer CD-Produktion krönte die Big Band eine höchst erfolgreiche Frühjahrssaison: Eine Erfahrung, die die Musiker wohl nicht so oft wieder machen werden, ist doch die Aufnahme einer Big Band äußerst selten. Mit Werken von Herbie Hancock bis Paul Simon zeigen die Musiker eine große stilistische Bandbreite, die bis zu Eigenkompositionen von aktuellen und ehemaligen Mitgliedern, wie „Thinking ’bout Irmgard“ von Lukas Schönsgibl, reicht. Der Titel der CD, „Stein des Anstoßes“, ist Programm: Der Stein des Anstoßes bringt die Dinge zum Laufen, er ist der erste Impuls und sorgt für Unruhe. Er ist kein ständiger Begleiter, leicht verliert man ihn aus den Augen und seine Kraft verschwindet. Diesen Impuls zu nützen und in Energie umzuwandeln, ist das erklärte Ziel. „Bei einer CD-Produktion ist es sehr wichtig, einen Weg zu finden, möglichst viel an Qualität, das heißt unter anderem Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit, liefern zu können, ohne zu überfordern, und andererseits auch die Energie und Spontaneität zu vermitteln, die bei einem Live-Konzert so schaufenster / Kultur.Region / November 2014 deutlich spürbar ist“, erklärt Andreas Pranzl die großen Herausforderungen bei einer Tonaufnahme. „Jeder Musiker muss wissen, wie er sich einfügen kann, denn wenn jemand ‚nur mitspielt‘, zerfällt das Gefüge. Dies wäre auf einer CD verstärkt hörbar.“ Demzufolge ist die Aufnahme einer CD nicht nur ein Kurzprojekt – die Arbeit beginnt weit vorher und fließt in die ständige Probenarbeit mit ein. Drei Tage intensive, konzentrierte Arbeit in Waidhofen an der Ybbs waren der Grundstein für ein musikalisches Ergebnis, das sich hören lassen kann. Die Professionalität, die die jungen Musiker bei der Arbeit an den Tag legten, beeindruckte Andreas Pranzl und das Aufnahmeteam mit Roland Baumann Senior und Junior und Alois Aichberger besonders. Dass dabei die „Gaudi“ dennoch nicht zu kurz kam, erklärt sich bei dieser Big Band wohl von selbst … / Text: Katharina Heger STEIN DES ANSTOSSES ——————————————————— Jugendjazzorchester Niederösterreich CD: EUR 18,00 Erhältlich über www.musikschulmanagement.at Musik / 16 Jazz in Niederösterreich ZURÜCK UND NACH VORNE Eine Bestandsaufnahme mit Überraschungen. derösterreich – und es gibt sie bei genauerem Hinsehen – hat Ansätze in beide Blickrichtungen: zurück zur guten alten Zeit und nach vorne. Niederösterreich muss sich nur entscheiden: Hören wir beim Jazz auf oder fangen wir beim Jazz an.“ Aufbruch in neue Jazz-Stile Kunzwana Project: Jazz fusioniert mit Musik aus Simbabwe mit Franz Hautzinger (rechts), Glatt & Verkehrt in Krems, 2014. Foto: Sascha Osaka Niederösterreichs Jazzszene zu unterschätzen, das wäre leichtfertig und jedenfalls Ausdruck von Unkenntnis. Anders gesagt: Diese Szene in Österreichs größtem Bundesland zu erkunden, ist lohnend, Überraschungen inkludiert. Fazit vorweg: Das traditionelle Kultur- und insbesondere auch Musikland Niederösterreich hat in den letzten rund 30 Jahren einen weiteren Aufbruch erlebt – auch dort, wo man es a priori nicht vermuten würde: im Jazz. Jazz – eine „schöne Leich’“? Hier stellt sich zunächst die Grundfrage: Hat das, was man dazu in Niederösterreich erfährt, tatsächlich noch mit Jazz im klassischen Sinn zu tun? Dazu zwei Aussagen von Wissenden: Profil-Journalist Sven Gächter spricht vom Jazz als „schöner Leich’“, am „musealen Ende seiner Geschichte“ stehend. Er zitiert Altmeister Miles Davis’ Definition von Jazz als „ungebremstes Musizieren – ohne Berührungsängste und Dünkel“. Das lässt Interpretationsspielraum offen. Für Gottfried Zawichowski, Geschäftsführer der musikfabrik niederösterreich, einem der profiliertesten Musikmanager des Landes, ist der Begriff Jazz bereits passé. Freilich sind für ihn Rhythmik, Harmonik und Improvisationskunst die Voraussetzungen für künftige neue Musik. Zawichowski: „Die Jazzszene in Nie- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Also doch eine einschlägige Szene in Niederösterreich?! Einerseits ist sie klassisch und „traditional“ reproduzierend und reflektierend, andererseits ist ein Aufbruch in neue, bisherige Jazz-Stile überwindende Ausdrucksformen feststellbar. Mit vorwiegend eigenen Kompositionen, Stilrichtungen, Persönlichkeiten, Ensembles, Events. Dies auf bemerkenswert hohem Niveau. Mitverantwortlich dafür ist Niederösterreichs hoch entwickeltes Musikschulmanagement ebenso wie eine effiziente Förderkultur. Vor allem aber Kreativität und Engagement der freischaffenden Musiker der Jazzszene des Landes. Es gibt sie jedenfalls. Im Folgenden soll ein Überblick über diese spezielle Musikszene in Niederösterreich gegeben werden – ohne auch nur einen annähernden Anspruch auf Vollständigkeit. Einzelne Initiativen, Persönlichkeiten, Ensembles treten schon jetzt stärker in Erscheinung. So rückt diese Facette der niederösterreichischen Musikszene stärker als bisher in den Fokus. musikfabrik und breite Förderstruktur Doch zurück zur genannten Förderstruktur, für die hier beispielhaft die musikfabrik niederösterreich als Partner der Kulturabtei- Musik / 17 Jazzkeller in Drosendorf an der Thaya. Foto: Franz Krestan lung des Landes steht. Sie wurde für die „Szenenutzer“, ihre Ensembles, für Festivals und Veranstalter geschaffen. Früher hatten junge, bestens ausgebildete Musiker kaum Auftrittsmöglichkeiten, haben sie teils auch heute nur eingeschränkt. Die Kultur-Ära von Erwin Pröll hat wichtige Weichen gestellt, so ist die musikfabrik niederösterreich mit Geschäftsführer Gottfried Zawichowski seit 18 Jahren Rechtsträger für eine ganze Reihe neuer, zeitgenössicher Aktivitäten, namentlich auch im Jazzbereich. Als spezielle Marke dafür wurde die Initiative „musik aktuell – neue musik in nö“ eingerichtet. Hier reicht der Bogen von Jazzseminaren im Schloss Zeillern bis zu rund 100 Konzerten pro Jahr mit einem speziellen Jahresschwerpunkt. Heuer gestaltet diesen der Musikpädagoge und Leader der LA Bigband, Lois Aichberger aus dem Mostviertel, mit dem Thema „groove“. 120 Musiker (Ensembles) haben dazu Projekte eingereicht, 60 wurden von Aichberger ausgewählt. Das erfreuliche Ergebnis: Bis Jahresende finden im ganzen Land über 100 Konzerte mit neuer Musik statt, bei denen Jazz ganz stark vertreten ist. Jugend-Jazz und Uni-Angebote In Österreich einzigartig ist das Musikschulmanagement Niederösterreich mit 128 Musikschulen und 58.000 Musikschülern und Musikschülerinnen. Nicht wenige Musikschulen bieten das Fach Popularmusik oder Jazzensemble an. Ein ausgesprochenes Highlight dabei ist das Jugendjazzorchester Niederösterreich unter Leitung von Andreas Pranzl (siehe Seiten 14/15). Es gibt Hans Strasser am Kontrabass. Foto: musikfabrik niederösterreich Festivals wie jenes mit Marianne Mendt (Mendt: „Jazz ist kein Minderheitenprogramm, es gibt immer mehr Talente“), auch „Glatt & Verkehrt“ in Krems ist ein Schmelztiegel für innovative Musik. Und „Jazz in Contemporary Music“ am Zentrum für Zeitgenössische Musik an der Donau-Uni Krems ist ein neuer Universitätslehrgang, der sich an Studierende im Jazzfach und in zeitgenössischer Musik richtet. Starke Interpreten – fehlende Musik-Hauptstadt Jazz in Niederösterreich lebt natürlich von Persönlichkeiten, die über das Land hinausstrahlen und hier nur in kleiner Auswahl genannt werden können: Christian Muthspiel, Walter Grassmann, die Breinschmids, Gina Schwarz, Viola Falb, Martin Ptak, Richard Graf, Thomas Gansch, Robert Michael Weiß, Mic Oechsner, natürlich Lois Aichberger, Andres Pranzl. An einer Tatsache kommt man bei Beurteilung der Jazzszene in Niederösterreich nicht vorbei: Es gibt wohl einzelne Szenelokale – sogar in kleineren Gemeinden, wo man sie nicht vermuten würde. Woran es mangelt, ist der urbane Schmelztiegel, den eine solche Szene braucht, es fehlt die echte Musik-Hauptstadt. Die Jazzszene im Land ist gleichsam regionalisiert, die Entwicklung mit guter Förderstruktur im Fluss. Ein enormes Potenzial mit Persönlichkeiten und Talenten ist vorhanden. So hat Jazz in Niederösterreich Zukunft. / Text: Franz Oswald schaufenster / Kultur.Region / November 2014 JAZZ IN NIEDERÖSTERREICH ——————————————————— Fr, 14. 11.–So, 16. 11. 2014 Jazzworkshop vocal jazz:Basic Schloss Zeillern Information und Anmeldung: www.musikfabrik.at _ Fr, 5. 12.–Fr, 8. 12. 2014 Jazzworkshop BIG:Band Schloss Zeillern Information und Anmeldung: www.musikfabrik.at _ Sa, 8. 11. 2014, 20.30 Uhr Jazzforum Mödling „Creme Proleau“ mit Lorenz Raab (tp), Phillip Nikrin (p), Herbert Pirker (dr) 2340 Mödling Kaiserin-Elisabeth-Straße 22 www.jazzforum.eu _ Sa, 22. 11. 2014, 20.00 Uhr Jazzkeller Drosendorf – Caoba Die Formation Caoba wurde vom vielseitigen Perkussionisten Anton Mühlhofer gegründet: Latin-Jazz der besonderen Art. 2095 Drosendorf, Hauptplatz 1 www.jazzclub-drosendorf.at NÖ Kreativakademie / 18 Zehn Jahre Malakademie KÖSTLICHE KUNST In der Werkschau Bild präsentieren die jungen Talente der Niederösterreichischen Malakademie die besten Werke eines Jahres. Anlässlich der Präsentation des zehnten Jubiläumsbandes wurden zehn Tortenkunstwerke serviert, inspiriert von zehn Werken aus zehn Jahren. Zum Vernaschen viel zu schön. schaufenster / Kultur.Region / November 2014 NÖ Kreativakademie / 19 Zehn Tortenkunstwerke schillerten in allen Farben des Regenbogens. Wolken ziehen auf, am Horizont ein schmaler Waldstreifen, ein Strohballen dominiert die Landschaft. Marten Bergers Werk kann nicht nur im zehnten Band der Werkschau Bild der Niederösterreichischen Malakademie bewundert werden, sondern wurde in Waidhofen an der Ybbs auch als Tortenkunstwerk präsentiert. „Jahr für Jahr beeindrucken uns die kreativen Talente der Niederösterreichischen Malakademie in der Werkschau Bild mit der künstlerischen Qualität und Reife ihrer Arbeit. Um den zehnten Jubiläumsband gebührend zu feiern, haben wir die Waidhofner Konditorei Hartner beauftragt, zehn Tortenkunstwerke, inspiriert von zehn Werken aus zehn Jahren Werkschau Bild, zu kreieren“, erzählt Mag. Rafael Ecker, Geschäftsführer der NÖ KREATIV GmbH, unter deren Dach sich die Niederösterreichische Malakademie befindet. Das Resultat dieser ungewöhnlichen Tortenbestellung war faszinierend. Zehn komplett unterschiedliche Tortenkunstwerke schillerten beim zehnten Geburtstagsfest der Niederösterreichischen Malakademie im Kristallsaal des Rothschildschlosses Waidhofen an der Ybbs in allen Farben des Regenbogens. „Zum Vernaschen sind die Torten eigentlich viel zu schön, doch Teil dieser Kunst ist eben auch der Geschmack – und der ist sagenhaft“, meint Giuseppe Rizzo, zuständig für Kreativitätsförderung bei der NÖ KREATIV GmbH. Malakademie setzt kreative Prozesse in Gang Der künstlerische Tortenreigen war nicht der erste kreative Prozess, den die Nieder- Als Inspiration für diese Torte diente Marten Bergers Strohballen. österreichische Malakademie angestoßen hat. Aus dem Pilotstandort der Malakademie in Waidhofen an der Ybbs ist die Niederösterreichische Kreativakademie hervorgegangen. Binnen zehn Jahren hat sich ein weitverzweigtes Netzwerk an Akademien entwickelt, mittlerweile werden 62 Akademien an 33 Standorten im gesamten Bundesland Nieder-österreich angeboten: Akademie für Schmuck- und Metallgestaltung, Bilderhauer-, Film-, Foto-, Journalismus-, Mal-, Musical-, Schauspiel-, Schmiede- und Schreibakademie – die Angebotspalette der Niederösterreichischen Kreativakademie ist genauso breit gefächert wie die kreativen Talente junger Menschen. An die 6.000 Kinder und Jugendliche haben die Niederösterreichische Kreativakademie bis dato absolviert. Jedes Semester entfalten rund 500 neue Teilnehmer ihre kreativen Talente in der Niederösterreichischen Kreativakademie. Leidenschaft, nicht auf Papier beschränkt Die Werkschau Bild ist zu Papier gebrachte Leidenschaft. Mit dem zehnten Jubiläumsband beschreitet die Niederösterreichische Malakademie neue Wege. Die kreative Leidenschaft der Schüler wird sich nicht mehr auf Papier beschränken, denn der zehnte Band der Werkschau Bild erscheint auch online als E-Magazin. Auf jedem Smartphone und Tablet – zukünftig womöglich sogar auf jeder Uhr – kann nun die kreative Leidenschaft der jungen Talente bewundert werden. „Die Niederösterreichische Kreativakademie ist ein Angebot für 12- bis 19-Jährige“, erklärt Ecker. „Es ist daher ein logischer schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Das Werk ist in der Malakademie Pressbaum entstanden. Foto: Marten Berger Schritt, die Werkschau Bild auch online zur Verfügung zu stellen. Schließlich wollen wir die jungen Menschen dort abholen, wo sie ohnehin schon sind.“. / Text: Markus Kiesenhofer Fotos: photo-graphic-art-at Katharina Stemberger, Moderatorin des Geburtstagsfests, Katharina Heim, Konditormeisterin der Firma Hartner, und Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, der Initiator der Niederösterreichischen Kreativakademie. Foto: NLK/Johann Pfeiffer NÖ MALAKADEMIE ——————————————————— Die „Werkschau Bild“, Band 10, ist online zu bewundern: issuu.com/werkschaubild/docs/ werkschaubild10 Die Niederösterreichische Malakademie ist ein Angebot der Niederösterreichischen Kreativakademie. Tel. 02742 9005 16841 [email protected] noe-kreativakademie.at Chorszene Niederösterreich / 20 Kirchenmusik SINGMESSEN Die historische Entwicklung der „Singmessen“. adaptieren. Dort findet sich eine Singmesse von Norbert Hauner mit Texten von Johann Franz Seraph Edler von Kohlbrenner, die Vorbild für eine ganze Welle von deutschen Gesängen zur Messfeier wurde – zur Messe wohlgemerkt, nicht als Messe; liturgische Texte durften schließlich nicht durch muttersprachliche Nachdichtungen ersetzt werden. Während also der Priester still das Gloria betete, sangen die Gläubigen die Gloria-Strophe der Singmesse. Und so ging es – nur durch leises Orgelspiel zur Wandlung unterbrochen – bis zum Schluss des Gottesdienstes weiter. Joseph Kriehuber: Franz Schubert, Lithografie von C. Helfert. Die Gottesdienstgemeinde soll sich beteiligen, sie soll in der Muttersprache singen, und die Texte sollen wirklich zur Liturgie passen: Was sich anhört wie Forderungen am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils, war auch schon Ende des 18. Jahrhunderts auf der Tagesordnung. Die „katholische Aufklärung“ im süddeutsch-österreichischen Raum traf sich hier mit den Ideen Josephs II., und nicht zuletzt war auch der Salzburger Erzbischof Graf Colloredo auf dieser Linie (er ist vor allem als vorgeblich antikirchenmusikalischer Dienstherr Mozarts bekannt). Er führte das „moderne“ Landshuter Gesangbuch von 1777 in seinem Bistum ein und ließ es zuvor von Michael Haydn überarbeiten bzw. für österreichische Verhältnisse Zusammenhang zwischen Gesang und Liturgie Die Texte – vor allem die der SchubertMesse – sind ja auch weniger als präziser liturgischer Gesang gedacht, sondern als Ausdruck der Empfindung des Gläubigen beim jeweiligen Teil der Messe. Aber immerhin war so ein Zusammenhang zwischen Gesang und Liturgie geschaffen, der deutlich über die frühere Praxis hinausging – wie etwa stilles Rosenkranzgebet und hie und da eine Litanei. Es gibt zu denken, dass damals „neue geistliche Lieder“ auf Geheiß der kirchlichen Obrigkeit geschaffen wurden – und auch, dass sich Meister wie Michael Haydn und Franz Schubert unter eine Schar von heute vergessenen Liedermachern eingereiht haben, um solche Zyklen zu vertonen. Von den Dutzenden Singmessen haben freilich nur wenige überlebt, aber die Haydn-Messe und die Schubert-Messe haben die litur- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 gischen Reformen und mehrere neue Gesangbücher überdauert und erfreuen sich einer begrenzten, aber anhaltenden Popularität. Bei einer Umfrage Ende des 20. Jahrhunderts nach den am meisten vermissten Gesängen im Stammteil des Gotteslob (1975) wurde die Singmesse von Schubert am vierthäufigsten genannt. / Text: Peter Planyavsky VOLKSGESANGSMESSEN IM GOTTESLOB ——————————————————— Haydn 710 (801), Schubert 711 (802) Original- und Gebrauchsfassungen (Arrangement Hans-Peter Manser) CD und Noten erhältlich bei: Chorszene Niederösterreich Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 12 [email protected] Niederösterreichischer Blasmusikverband 3311 Zeillern, Schlossstraße 1 Tel. 07472 66866 [email protected] Musikverlag Johann Kliment 1090 Wien, Kolingasse 15 Tel. 01 3175147-0 [email protected] Ausführliche Informationen zum neuen Gotteslob: www.gotteslob.at Chorszene Niederösterreich / 21 Kirchenmusik NAHE AM VOLKSTON Die Neubearbeitungen der „Volksgesangsmessen“ von Michael Haydn und Franz Schubert im neuen Gotteslob. Sie gehören zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik, die sich bis heute zu Recht ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Seit langem besteht der Wunsch nach einem Arrangement der beiden Messen mit Rücksicht auf die tatsächlichen Besetzungsmöglichkeiten unserer Blasmusikkapellen und auf die Singbarkeit für den Kirchenbesucher. Hans-Peter Manser erhielt in diesem österreichweit einzigartigen Projekt von der Chorszene Niederösterreich in Kooperation mit dem NÖ Blasmusikverband den Auftrag, eine solche Fassung zu erstellen. Die im Kliment Verlag erschienenen Noten werden allen Mitgliedskapellen des NÖ Blasmusikverbandes kostenlos zur Verfügung gestellt. Gotteslob_A4.indd 1 Bei der Neubearbeitung der Messen ist das Augenmerk auf die gute Singbarkeit sowie die tatsächlichen Besetzungsmöglichkeiten gerichtet. Das Deutsche Hochamt von Michael Haydn und die Deutsche Messe von Franz Schubert sind beides exemplarische Kompositionen der Klassik, die zum katholischen Gemeingut geworden sind. Beide Werke weisen ihre Schöpfer als subtile und feinfühlige Komponisten aus, die einerseits praktikable und gut singbare Messkompositionen schufen, andererseits aber Kunstwerke von tief empfundener Religiosität und ausgeprägtem WortTon-Verhältnis. Die nun neu aufgelegten Werke (als CD und als Arrangement für Blaskapellen) gelten zu Recht als „Kleinod“ und legen berührendes Zeugnis einer Zeit ab, in der selbstbewusste bürgerliche Werte aus dem Geist der Aufklärung Eingang in die religiöse Praxis gefunden haben. Bis heute singt man diese Liedfolgen gerne und häufig in unseren Kirchen – wenngleich sie dort auch oft ein wenig verstaubt und mit wenig Schwung erklingen. 18.02.14 11:40 Originalfassung und Neuarrangement Intention dieses Projektes war es daher, diese wunderbaren Werke in ihrer ganzen schlichten Schönheit wieder mehr ins Bewusstsein der Sänger, Musiker und Gottesdienstbesucher zu rücken und dabei auch auf den künstlerischen Gehalt hinzuweisen. Auf der neu erschienenen CD haben wir beide Werke in ihren Bläseroriginalfas- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 sungen eingespielt – quasi als Referenz vor den Meistern Franz Schubert und Michael Haydn. Ebenfalls aufgenommen haben wir das Neuarrangement für Blasorchester von Hans-Peter Manser, das sich einerseits möglichst genau an diese Vorlagen hält, anderseits hat er als Arrangeur darauf geachtet, eine Besetzung vorzugeben, die von möglichst vielen Blaskapellen umsetzbar ist. Der Tonartenplan beider Werke orientiert sich an den Möglichkeiten der Instrumentalisten, vor allem aber am Tonumfang des kirchlichen Volksgesanges. Die Chorszene Niederösterreich hat in Zusammenarbeit mit dem NÖ Blasmusikverband und gemeinsam mit dem KlimentVerlag die Neuedition dieser beiden Werke vorgenommen und damit hoffentlich manche Kapellmeister dazu angeregt, nicht mehr die schwer singbaren Marschbuchfassungen zu verwenden, sondern das neue Arrangement. Die Meister Franz Schubert und Michael Haydn haben es verdient, dass ihre Werke, die so nahe am Volkston geschrieben sind und dabei jegliche Banalität vermissen lassen, wieder mit mehr Wertschätzung und Freude gesungen werden. Greift man im neuen Gotteslob zu den Nummern 710 und 711 (im alten Buch waren es die Nummern 801 und 802), so sollte das kräftige Mitsingen mit den Bläsern kein Problem darstellen. / Text: Gottfried Zawichowski Industrieviertel / 22 Singen BARBARASINGEN Barbarasingen in Mödling zu Gedenken des Ehrenobmanns der Volkskultur Niederösterreich, Alexander Veigl. Die hl. Barbara, deren Fest am 4. Dezember gefeiert wird, ist eine christliche Märtyrerin und lebte Ende des dritten Jahrhunderts. Historisch gesehen ist über sie nur wenig bekannt, das meiste entstammt lediglich der Legende. Barbara bildet mit Katharina und Margareta die Gruppe der drei heiligen Madeln, der Bauernpatroninnen unter den 14 Nothelfern, und gilt als Schutzpatronin vor allem der Bergleute. Bis heute werden am Barbaratag Zweige von den Obstbäumen geschnitten und ins Wasser gestellt. Zu Weihnachten werden sie blühen und den Glanz verdeutlichen, den die Geburt des Erlösers in die Welt gebracht hat. Noch vor einiger Zeit erhielt in Niederösterreich jedes Familienmitglied einen eigenen Zweig, um daraus sein Glück ableiten zu können. Beim Schneiden der Zweige sollten bestimmte Regeln eingehalten werden. In Böhmen durfte man nur mit dem Hemd bekleidet und mit vom Baum abgewandtem Gesicht schneiden, woanders durfte nur während des Vesperläutens geschnitten werden. Der Advent wird von der Lichtsymbolik geprägt. Die Barbarazweige drücken das Licht der Christusnähe aus, in denen die Heilige gleichfalls zur Lichtbringerin wird. Wenn auch am Barbaratag die Zweige wie tot aussehen, werden sie in der Heiligen Nacht blühen und das Leben in seiner Fülle zeigen. Hl. Barbara, Pfarrkirche St. Stephan in Villanders, Südtirol. Foto: WikiCommons/Wolfgang Moroder Die Volkskultur Niederösterreich lädt mit Gesangs- und Musikgruppen zur Heiligen Messe mit anschließendem Barbarasingen ein, um ihrem 2007 verstorbenen Ehrenobmann Alexander Veigl anlässlich seines Geburtstages am Barbaratag zu gedenken. / schaufenster / Kultur.Region / November 2014 BARBARASINGEN ——————————————————— Fr, 28. 11. 2014 Herz Jesu Kirche 2340 Mödling, Maria-Theresien-Gasse 18 18.15 Uhr: Turmblasen mit dem Bläsergruppe der Trachtenkapelle Perchtoldsdorf 18.30 Uhr: Hl. Messe mit Barbarasingen (in memoriam Alexander Veigl) Einleitung: Edgar Niemeczek, Kultur.Region Niederösterreich Musikalische Gestaltung: Bläserensemble Trachtenkapelle Perchtoldsdorf, Ö-streich, 5-G’span Musi, Hainbach Sänger aus Straßwalchen Information und Anmeldung Tel. 0664 8223963 (Andreas Teufl) [email protected] Eintritt frei! LEOPOLDISINGEN ——————————————————— So, 16. 11. 2014, 14.00 Uhr Pfarrkirche Bruck an der Leitha Bereits zur Tradition geworden ist das Leopoldisingen der niederösterreichischen Bäuerinnensinggruppen, das diesmal in der Pfarrkirche Bruck an der Leitha erklingt. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen, Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Chorszene Niederösterreich bittet die Volkskultur Niederösterreich am 16. November Bäuerinnensinggruppen auf die Bühne. Eintritt frei! Weinviertel / 23 Gemeinschaftsprojekte DIE GEGGIS MACHEN MUSIK In Zusammenarbeit von Musikschule, Kulturverein und Musikgruppe erarbeiten Kinder aus Braitenwaida ein Musikspiel nach einem Buch von Mira Lobe. verschiedene Zielgruppen gelegt werden. So sollen im Sinne der Kulturvermittlung Brücken zwischen Kunst, Künstlern und Publikum gebaut werden. Immer wieder werden auch Veranstaltungen und Workshops mit und für junge Menschen stattfinden, mit dem Ziel, das Bewusstsein für kulturelle Bildung zu schärfen. kum wird mit elementaren Bewegungsformen und gemeinsamen Liedern interaktiv in das Geschehen einbezogen, um zwischendurch mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören und die Instrumente kennenzulernen. / Text: Silvia Reiß Volkskultur näherbringen Die Geggis leben in tiefer Feindschaft, bis zwei Geggikinder einander begegnen und sich daraus eine Gemeinschaft entwickelt. Österreich kann sicher als „Land der Vereine“ bezeichnet werden. Von der Freiwilligen Feuerwehr über Jugendorganisationen und Sportinitiativen bis hin zu kulturellen Vereinen sind diese für den sozialen Zusammenhalt und das gesellschaftliche Zusammenleben vor allem in ländlichen Regionen von großer Bedeutung. In Breitenwaida hat sich nach einigen Jahren erfolgreicher Arbeit der Dorfverein Breitenwaida dazu entschieden, in Zukunft sein Hauptaugenmerk auf die Kulturarbeit zu legen. Unter einem neu strukturierten Vorstand: Obfrau Silvia Reiß hat im Jänner 2014 die neue „Kulturinitiative Breitenwaida“ etabliert. Diese Gruppe interessierter und engagierter Einwohner Breitenwaidas hat sich zum Ziel gesetzt, kulturelle Aktivitäten, abseits der urbanen Zentren, unter Miteinbeziehung der Bevölkerung zu initiieren und dabei auch mit anderen Vereinen, der Pfarre Breitenwaida sowie Kindergarten, Volksschule und Musikschule zusammenzuarbeiten. Besonderes Augenmerk soll auf Traditionelle Veranstaltungen wie Kirtag, Kathreintanz oder Martiniloben sollen das Dorfleben im Jahreskreis wieder bereichern. Der Verein sucht neue Wege, um Kinder und Jugendliche in einen konstruktiven Kontakt mit Volkskultur zu bringen. So auch bei der nächsten Veranstaltung, einer Kooperation der Kulturinitiative Breitenwaida, der Volksmusikgruppe „Die Saitenhüpfer“ und der Walter-Lehner-Musikschule Hollabrunn, die für ein sehr junges Publikum konzipiert wurde. Unter dem Titel „Die Geggis machen Musik“, frei nach dem Kinderbuch „Die Geggis“ von Mira Lobe, versteckt sich ein Projekt, das sowohl den mitwirkenden Kindern, Schülern der Musikschule Hollabrunn, als auch den Kindern im Publikum die Beschäftigung mit Volksmusik ermöglichen soll. Die spannende Geschichte der Fels- und Berggeggis wird musikalisch erzählt, umrahmt und dargestellt. Durch das Geschehen führen die Volksmusikgruppe „Die Saitenhüpfer“ und die Tanzpädagogin Angelina Abasolo. Das Konzept nutzt die ursprüngliche Verbindung von Musik und Bewegung, um Kinder zu einem aktiven Zuhören, Musikverstehen und Musikerleben anzuregen. Das Publi- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 DIE GEGGIS MACHEN MUSIK ——————————————————— So, 16. 11. 2014, 15.00 und 17.00 Uhr Kulturhaus Breitenwaida 2014 Breitenwaida Tel. 0650 6721624 Ausführende: Die Saitenhüpfer Tante Baba: Angelina Abasolo, Onkel Odumei: Günther Kutyi, Geggikinder: Schülerinnen und Schüler der Musikschule Hollabrunn LITERARISCHES IM BRANDLHOF ——————————————————— So, 2. 11. 2014, 17.00 Uhr 3710 Radlbrunn 24 Junge Literatur trifft auf Althergebrachtes. Hermann Jagenteufel liest aus den Werken der bekannten ui-MundartDichter, dem gegenübergestellt präsentieren junge Autoren der Schreibakademie Hollabrunn Gedichte und Prosa. Volkskultur Niederösterreich Tel. 0664 8208595 (Eva Zeindl) www.volkskulturnoe.at/brandlhof Mostviertel / 24 Jagdhornverein Windhag TRARA Das Parforcehorn entwickelte sich vom Signal- zum Orchesterinstrument. Der Jagdhornverein Windhag, der sich dem Parforcehornspiel verschrieben hat, feiert im kommenden Jahr seinen 40. Geburtstag. Seit 40 Jahren pflegen die Windhager die Tradition des Parforcehorns. Foto: z. V. g. Das Parforcehorn-Ensemble Windhag aus Waidhofen an der Ybbs gehört zu den erfolgreichsten Jagdhornbläsergruppen in Niederösterreich. 1975 gegründet, wurde das Ensemble über 35 Jahre von seinem Initiator Hans Wagner geleitet. Seit 2010 steht das Ensemble unter der musikalischen Leitung von Hornmeister Hermann Maderthaner jun. und Obmann Engelbert Wagner. Für Organisation und Administration zeich- net Obmann Engelbert Wagner mit seinem Vereinsvorstand verantwortlich. Das Parforcehorn entwickelte sich aus einen Signalinstrument, das bei Hetzjagden geblasen wurde. Würde man Parforce-Hörner ausrollen, wären sie etwa 4,25 Meter lang. Das ursprüngliche Horn zum jagdlichen Gebrauch hatte nur eine Windung, erst für den Einsatz im Orchester wurde es mehr- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 windig gebaut. Die große Windung diente dazu, dass der Reiter das Horn über der Schulter tragen konnte, indem er Kopf und Arm hindurchsteckte. So hatte er beide Hände zum Reiten frei. Schalltrichter rückwärts Im Gegensatz zu anderen Instrumenten wie Klarinette oder Trompete zeigt der Schall- Mostviertel / 25 bereich des Jagdhornvereins Windhag. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Auftritt beim Ball vom Grünen Kreuz, dem Jägerball in der Wiener Hofburg. Jagdhornverein Windhag bei aufhOHRchen im Festspielhaus St. Pölten. trichter des Parforcehornes nach hinten. Das ergab sich daraus, als in Zeiten, in denen die Jagd mit Meutehunden und zu Pferde hinter dem Wild durchgeführt wurde, die Signaltöne von vorne nach hinten schallen sollten. Die Reiter, die dem Wild am nächsten waren, verständigten die nachfolgende Jagdgesellschaft damit. Daher zeigt der Schalltrichter sinnvollerweise also nach hinten. Wegen der zum Teil großen Entfernungen war es notwendig, sich über den Jagdverlauf zu verständigen. So wurden Jagdhörner entwickelt, die zu Pferde getragen werden konnten und deren Klang über weite Distanzen (bis zu circa sieben Kilometer) zu hören war. Ihr Tonumfang war so gestaltet, dass für die verschiedenen Jagdabläufe spezielle Melodien (Jagdfanfaren) spielbar waren. Vom französischen Hof aus verbreitete sich diese Jagdart über ganz Europa. So wurden diese Bräuche, Regeln und die Parforcemusik vor allem nach Österreich, Böhmen und Deutschland gebracht und hier den Gegebenheiten angepasst. Von der Jagd ausgehend fanden die Parforcehörner über den Einsatz bei höfischen Empfängen und Festen ihren Einzug in die Orchester und gelten als Vorläufer der heutigen Konzert-Waldhörner. Neue österreichische Jagdhornmusik War beim Parforcehorn-Ensemble Windhag anfänglich das spontane Interesse an Technik und Klang der noch wenig verbreiteten Parforcehörner die Motivation zum Ensemblespiel, so kam sehr bald die ernsthafte Auseinandersetzung mit der für Parforce- hörner im Besonderen geschriebenen Musik dazu. Heute hat sich das Ensemble der Pflege alter und neuer österreichischer Jagdhornmusik verschrieben und dabei verborgene musikalische Kostbarkeiten neu entdeckt. In gleichen Maßen hat das Ensemble durch seinen ausgezeichneten Ruf schon einige Komponisten angeregt, für sie zu schreiben, sodass die Tradition der Jagdmusiken immer wieder neue musikalische Impulse erhält. Zum Repertoire des Ensembles gehören sowohl traditionelle Musikstücke von bekannten Komponisten wie Josef Schantl oder Anton Wunderer als auch Stücke von Ensemblemitgliedern, unter anderem von Hans Wagner, Josef Maderthaner oder Hermann Maderthaner jun. Hermann Maderthaner sen. hat über 30 Stücke für Jagdmusik geschrieben und Kompositionswettbewerbe des Landesjagdverbandes Niederösterreich gewonnen. Diese konzertante Jagdmusik wird von den Windhager Jagdhornbläsern mit Parforcehörnern in Es gespielt, hingegen Signale, Todsignale, Jägermärsche oder im Besonderen Jagdstücke mit Fürst-Pless- und Parforcehörnern in B-Stimmung. Hubertusmesse und Hofburg Höhepunkte im Veranstaltungsreigen der Windhager Jagdhornbläser sind die Hubertusmesse in Windhag und das alle zwei Jahre stattfindende Schlosskonzert im Hof des Rotschildschlosses in Waidhofen an der Ybbs. Die Umrahmung von jagdlichen Veranstaltungen, Treibjagden und Streckenlegungen gehören ebenfalls zum Aufgaben- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Sehr erfolgreich sind die Windhager bei der Teilnahme an nationalen und internationalen Bewerben, so haben sie viele Jahre hindurch den 1. Platz beim Niederösterreichischen Landeswettbewerb erzielen können und ebenso viele erste Plätze bei den internationalen Bewerben in den verschiedensten Städten Europas – und beim 1. Europäischen Jagdhornwettbewerb 1993 sind die Windhager Jagdhornbläser Europasieger geworden. Alle Ensemblemitglieder sind auch in anderen Vereinen in Windhag musikalisch aktiv, wie zum Beispiel den Windhager Dorfmusikanten, den Windhager Böhmischen, Ybbsvalley Brass Alphornbläser und der Trachtenmusikkapelle Windhag. Eine Herausforderung waren auch die sieben CD-Produktionen des Jagdhornvereins, eine weitere zum 40-Jahr-Jubiläum ist gerade in Produktion. Diese CD wird im Rahmen der Feierlichkeiten im Jahr 2015 am 23. Jänner 2015 im Gasthaus Kerschbaumer in Waidhofen an der Ybbs präsentiert. / Text: Claudia Lueger JUBILÄUMSREIGEN ——————————————————— Fr, 23. 1. 2015, 19.30 Uhr CD-Präsentation Gasthaus Kerschbaumer 3340 Waidhofen an der Ybbs Unterzeller Straße 85 Fr, 14. 8. 2015, 20.00 Uhr Schlosskonzert Hof des Rotschildschlosses 3340 Waidhofen an der Ybbs Schlossweg 2 13. 9. 2015, 10.00 Uhr Hubertusmesse mit Festakt 3340 Waidhofen an der Ybbs, Hubertuskapelle Windhag Jagdhornverein Windhag Tel. 0676 3729634 (Engelbert Wagner) [email protected] www.jagdmusik.com Waldviertel / 26 Wetter LEBEN MIT NEBEL Das Waldviertel hat mehr Sonnenstunden als das österreichische Mittel. Trotzdem bleibt der Nebel ein hartnäckiges Markenzeichen der Region. Eine Novembergeschichte. schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Waldviertel / 27 Sonnenblumen im Nebel. Ein kleiner Tipp vornweg: Wenn Sie an einem grauen Nebeltag das Wort Nebel rückwärts lesen, wird es Ihnen gleich besser gehen – denn im Nebel steckt Leben. Viele Menschen assoziieren das Waldviertel oft mit einer mystischen, menschenleeren und nebeligen Region. In vielen Köpfen ist das Waldviertel immer noch rückständig, die Bewohner seien stur und eingezogen. Und doch haben die Waldviertler alles im Gepäck, was Appetit auf mehr macht: wunderbare Landschaften, kulinarische Schmankerln, kulturelle Schätze, Musik aus der Region, Bräuche und viele Möglichkeiten, um sich oben im Waldviertel Kraft zu holen. Der Himmel hat im Waldviertel jeden Tag eine andere Farbe. Die Ruhe, die von diesem Land und seinen Menschen ausgeht, ist faszinierend. Doch im November hat das Waldviertel keinen guten Ruf. Es sei nebelig. Nicht tagelang, gar wochenlang versinke es im Nebel. Der Nebel kriecht aus den Senken, verschluckt die Dörfer, Raureif kristallisiert auf den Zweigen. Er lässt Krähen und Traktorengeräusche verstummen. Er entzieht dem Herbst die letzte Farbe, lässt die Ufer der Teiche zerfließen und macht den ersten Schnee schmutzig grau. Nur Granitblöcke und Wälder bleiben als schwarze Schatten stehen. Der Nebel hängt gleich bleichen Tüchern zwischen den Tannen. Morgendlicher Thayanebel in Drosendorf. Aber Nebel ist nicht Nebel, er hat verschiedene Charaktere, unterschiedliche Konsistenzen, mannigfaltige Gesichter. Er stopft Münder und legt sich wie eine schwere Decke aufs Gemüt. Doch ein im Waldviertel Geborener gesteht seine Liebe zur herben Schönheit im nördlichen Niederösterreich. Nebelkunde Der Nebel und das Waldviertel stehen auf du und du. Für jene, die damit nicht so vertraut sind, hier eine kleine Nebelkunde. Der Nebel entsteht entweder durch Abkühlung der Atmosphäre oder über dem Erdboden durch Verdichtung des Luftwasserdampfes. Es gibt Strahlungsnebel, Advektionsnebel, Bergnebel, Verdunstungsnebel, Eisnebel u. v. m. Die ersten Nebel sind die Morgennebel. Sie kommen mit dem Altweibersommer. Vom klaren Himmel fällt in der Nacht die kalte Luft herab, während der Boden noch die Wärme des vergangenen Sommers gespeichert hat. Die Feuchtigkeit der Erde, der Tau und das warme Wasser der Teiche verdunstet am Morgen, sodass die Sonne erst mittags sichtbar wird. Hochnebel ist ein gebräuchliches Wort für Nebel, der in Form niedrig liegender Schichtwolken in einigen zehn bis 100 Metern über der Erdoberfläche beginnt und bis ein oder zwei Kilometer Höhe reichen kann. Am häufigsten bildet er sich im Herbst, schaufenster / Kultur.Region / November 2014 wenn sich die Luft in der Nacht bei hoher Feuchtigkeit stark abkühlt. Die Herbstnebel sind zäh und ausdauernd. Drei, vier Wochen liegen sie über dem Land. Die nebeltechnisch unglückliche Höhenlage des Waldviertler Hochplateaus trägt Schuld an den langen Grauperioden. Während oben drüber die Sonne scheint und im Flachland der Hochnebel den Himmel in eine graue Decke verwandelt, steckt das Land auf 500 Meter über dem Meeresspiegel in dieser Nebelzone fest. 2.100 Sonnenstunden Zwar liegt das Waldviertel durchschnittlich auf etwa 500 Meter Seehöhe, doch viele Regionen im südlichen und im oberen Waldviertel liegen höher. Dort scheint die Sonne. Und das belegt auch die Statistik. Das zentrale Waldviertel hat durchschnittlich rund 1.850 bis 2.100 Sonnenstunden. Der österreichische Durchschnitt liegt bei 1.600 Sonnenstunden. Wahre Naturliebhaber und Wanderer schreckt das aber keineswegs ab, denn so ein Nebeltag im Herbst sorgt für eine ganz zauberhafte Stimmung. Eine Fahrt aus einer im Nebel gelegenen Ebene in eine höhere Region bedeutet einen Moment, den man erlebt haben soll. Denn wehrlos beugt sich der dichte Nebel der kräftigen Morgensonne und man erblickt einen blauen, wolkenlosen Himmel. Waldviertel / 28 Abfischen in Kirchberg am Walde. Der Nebelstein Literatur im Nebel Der Nebelstein mit seinen 1.017 Metern gehört zu den höchsten Bergen im Waldviertel, er befindet sich im Freiwald nahe der Staatsgrenze zu Tschechien. Die unweit des Gipfelkreuzes gelegene Nebelsteinhütte ist Schnitt- und Ausgangspunkt vieler Wanderwege. Daneben befinden sich eine Amateurfunkanlage und ein Radiosender. Am Südwesthang unterhalb des Talerberges entspringt die Schwarzau. Literatur im Nebel ist das Lesen eines Buches im November. „Literatur im Nebel“ ist auch die größte Literaturveranstaltung des Waldviertels. Das 2006 ins Leben gerufene Literaturfestival in Heidenreichstein hat sich erfolgreich etabliert. Jedes Jahr werden Schriftsteller von Weltruhm wie etwa Louis Begley, Salman Rushdie, Amos Oz oder Hans Magnus Enzenberger eingeladen, um aus ihren Werken zu lesen. So wie auch dieses Jahr, wo der britische Autor Ian McEwan Gast des Literaturfestivals war. Im Gasthof Nordwald kann man sich noch an frischen Mohnzelten laben, seine Balance, den Tastsinn und Gleichgewichtsübungen im Motorikpark bei Hirschenwies trainieren, bevor es hinauf zum Nebelstein geht. Erst über Wiesen entlang des Waldes und dann in den feuchtwarmen Wald hinein. Möglicherweise kämpfen Nebel und Sonne gerade miteinander. Und wenn man das Licht der Sonne durch leichte Nebelfelder hindurch beobachtet, meint man, ihre Strahlen sehen zu können. Diese Erscheinung hat eine Ursache: Die Wassermoleküle in der Luft sind im Gegensatz zu anderen Molekülen, die in der Luft sind (Sauerstoff, Stickstoff usw.), groß genug, um das Licht zu reflektieren. Wer glaubt, dass im angeblich so nebeligen Herbst im hohen Waldviertel die Menschen nicht außer Haus gehen, der irrt. Nur ein Beispiel ist die „Karpfenernte“, die sogenannten Abfischfeste, welche an etlichen Teichen teils sehr rustikal abgehalten werden, darunter z. B. das Abfischfest an der Ottensteiner Teichplatte oder in Heidenreichstein, eines der bekanntesten Abfischfeste. / Text: Andreas Teuf l & Mella Waldstein Fotos: Manfred Horvath KATHREINTANZ ——————————————————— Sa, 29. 11. 2014, 18.30 Uhr 3580 Horn, Vereinshaus Die VTG Rosenburg Mold wurde vor 35 Jahren gegründet und hat in dieser Zeitspanne so manche Hochs und Tiefs erlebt. Seit sieben Jahren gibt es wieder eine aktive und wachsende Gemeinschaft, die Freude an Tanz, Musik und Gesang hat. Aus Anlass der 35-Jahr-Feier der Volkstanzgruppe Rosenburg Mold wird der schon traditionelle Kathreinstanz heuer in größerem Rahmen durchgeführt. Großer Auftanz, Landler, einfache Volkstänze, Publikumstänze, Walzer und Polkas ergeben in Verbindung mit Vorführtänzen ein buntes Abendprogramm. Es spielen: Gruppen der Musikschule Horn, Familienmusik Trauner, Spielmusik der VTG Rosenburg Mold. Tel. 0664 2120114 (Franz Ostermann) Foto: Volkstanzgruppe Reinprechtspölla schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Lebenswerk / 29 Ernst Schandl DER WÄCHST NUR IN DER WACHAU Er war der Haus- und Hofkomponist der Wachau und ist aus dem Kremser Musikleben nicht wegzudenken – Prof. Ernst Schandl (1920–1997). der Musikakademie Wien fortsetzte. Kriegsbedingt konnte er erst nach Ende der Kriegsgefangenschaft in Frankreich das Lehramtsstudium in Krems abschließen und den Dienst in der Steiner Volksschule, später in der Hauptschule und im BORG Krems antreten. Volkslieder im besten Sinn Ernst Schandl leitete Chöre, Orchester, Blaskapellen sowie die Wachauer Spielmusik. Foto: Archiv Schandl Ernst Schandl gilt als einer der populärsten Wachaulied-Komponisten. In zahlreichen Liedern besang er die Schönheiten dieser Landschaft, die Menschen und den Wein. Weniger bekannt, aber nicht minder liebevoll sind die Lieder über die Heimat des Komponisten, das Waldviertel, zum Beispiel „Waldviertel“ nach einem Text von Hans Giebisch. In Hoheneich bei Gmünd wurde Ernst Schandl 1920 geboren. Bald fiel der Volksschüler, der seine Mutter zum Kirchenchor begleitete, dem Pfarrer auf, der ihn zu den Zwettler Sängerknaben vermittelte. Dort begann seine musikalische Ausbildung, die er in Melk und danach vielfach durch Selbststudium und das Studium der Kirchenmusik an Neben der Arbeit als engagierter Pädagoge begann eine breite musikalische Tätigkeit, die ihresgleichen sucht: Chöre, Orchester, Blaskapellen sowie ein eigenes Schrammelquartett, die Wachauer Spielmusik, leitete Ernst Schandl über Jahrzehnte. Lieder wie das „Wachauer Hauerlied“ oder „Zwischen Krems und Stein“ sind im besten Sinn des Wortes zu Volksliedern geworden, die sich bereits über mehrere Generationen tradieren. Auch als Organist und Komponist wurde er in der ganzen Region berühmt. Geistliche Kompositionen wie deutsche und lateinische Messordinarien, Motetten und Lieder lagen dem Komponisten und Kirchenmusiker besonders am Herzen. Zu erwähnen ist hier die „St.-Christophorus-Messe“, eine groß besetzte Orchestermesse aus dem Jahr 1948, die stilistisch dem Vorbild Anton Bruckner verpflichtet ist. Viele Kremser und Wachauer kannten Ernst Schandl persönlich, waren seine Schüler oder Mitglieder in verschiedenen musikalischen Gruppierungen. Zu diesen zählte auch der Chor der Häftlinge der Justizanstalt Stein, den Ernst Schandl über 30 Jahre betreute. Allen ist sein bescheidenes, freundliches und schaufenster / Kultur.Region / November 2014 stets hilfsbereites Wesen, sein unerschöpfliches Liedrepertoire und seine Musizierfreude in dankbarer Erinnerung. Seine Musikalität lebt in seinen sieben Kindern, seinen Enkelkindern und Urenkeln fort. Die Musik ist auf Tonträgern aller Art, als Bearbeitungen, als Filmmusik und natürlich als Standardrepertoire der Wachauer Chöre und Blaskapellen zu finden. Der Stadt Krems hat Ernst Schandl einige Lieder nach Texten von Kremser Schriftstellerinnen und Schriftstellern – wie Wilma Bartaschek, Via von Severus, Walter Ranzenhofer und Wilhelm Kremser – gewidmet. Zum 1.000-Jahr-Jubiläum der Stadt 1995 komponierte er eine Festfanfare und einen Jubiläumsmarsch. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von der breiten Anerkennung seiner Leistungen, neben vielen anderen der vom Bundespräsidenten verliehene Titel „Professor“, der „Rieslingorden“ der Gemeinde Weißenkirchen und der „Martin-JohannSchmidt-Kunstpreis“ der Stadt Krems, deren Ehrenbürger Ernst Schandl ist. / Text: Hildegard Schandl INFORMATION ——————————————————— Die Homepage www.ernstschandl.at bietet neben biographischen Details und Bildmaterial auch ein Werkverzeichnis und Verweise auf Tonträger und Literatur. Forschung / 30 Volksliedarchiv SINGEN AN DER FRONT Von „hohem vaterländischen Wert“ – Funktionalisierungen des Volksliedes für den Ersten Weltkrieg. „Ist uns nicht das Lied ein guter Kamerad geworden, der uns die Schwere des Tornisters auf langem Marsch weniger fühlen machte, der die Müdigkeit verscheuchen half bei kurzer Rast! Und im Ruhequartier abends, da brach das zurückhaltende Gefühl durch und fand im Liede seinen Ausdruck.“ (Vizefeldwebel d. R. Max Kuckei in der Kriegszeitung der 4. Armee) „Der Mann wurde sangunlustig, der eine Familie und Wirtschaft verlassen mußte, abgearbeitet von einem harten Leben zur Kriegsdienstleistung einrückte, alles hinter sich, nichts vor sich hatte als ein zerstörtes Leben oder den Tod. Stellen wir uns nur einen solchen Menschen vor, wie er nach achtstündigem Marsche mit 35 bis 40 kg Belastung bei Hitze, Regen oder Nacht dahinkeucht, um am Ende zu einem Gefecht eingesetzt zu werden: Studio auf einer Reis, juchheidi, juchheida (…) es ist lächerlich!“ (Hermann Goja, 1921) Musik im Schützengraben. Foto: NÖ Landesarchiv schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Max Kuckei und Hermann Goja nahmen aktiv am Ersten Weltkrieg teil. Ihre Sichtweise von der Funktion des Liedes aufgrund eigener Erlebnisse im Krieg könnte unterschiedlicher nicht sein. John Meier, Volkskundler und Gründer des Deutschen Volksliedarchivs, definierte 1916 die Funktion des Volksliedes für den einzelnen Soldaten. Seiner Ansicht nach helfe das Lied dem Soldaten, die außergewöhnliche Situation des Krieges zu bewältigen. Es motiviere ihn zum Durchhalten und zum Kampf. Der Gesang verbinde den Einzelnen mit der Truppe und verhindere das Vergessen der Heimat. Gesang fördere ein Zusammengehörigkeitsgefühl und lenke von Forschung / 31 Sterben und Tod ab oder helfe diese zu verarbeiten. Gewohnheitsmäßiger Gesang Gewohnheitsmäßiger Gesang war auf dem Marsch, in den Kasernen und an den Lagerfeuern verortet. Wo allerdings das Singen an der Front verordnet oder als Mittel militärischen Drills eingesetzt wurde, stieß es auf Widerstand und raubte selbst den leidenschaftlichsten Sängern die Sangeslust. Gelegentlich findet man gestellte fotografische Aufnahmen, die das Singen und Musizieren im Schützengraben dokumentieren sollen. Der Schützengraben war jedoch nicht der Ort des Singens, sondern des Kampfes. Fotos mit Musikern und Sängern wollen eher Normalität und Heimatverbundenheit denn gelebte Singpraxis demonstrieren. „Zu wenig sangeslustig“ In der Heimat war man sich der Bedeutung des Soldatenliedes für den Krieg bewusst. Zeitgenössische Stellungnahmen belegen, dass es um das Singen der Soldaten keineswegs immer gut bestellt zu sein schien. Hans Wagner-Schönkirch (1872–1940), Musikpädagoge und 1910 Gründer der ersten Wiener Kindersingschule, beobachtete 1916 – mitten im Krieg – in Wien Folgendes: „Ja, das Singen unserer deutsch-österreichischen Soldaten läßt im Vergleiche zu dem ihrer reichsdeutschen und ungarischen Kameraden sehr viel zu wünschen übrig! Namentlich unsere niederösterreichischen Soldaten sind liederarm, zu wenig sangeslustig, es mangelt ihnen an Kenntnis der Liedertexte, ihre Gesangkultur steht hinsichtlich der Tongebung und Aussprache auf der niedrigsten Stufe und in der Wahl ihrer Lieder offenbart sich häufig ein Mangel an gutem Geschmack, der auf eine sehr bedauerliche Verödung, ja sogar Verrohung des Gefühlslebens schließen läßt.“ Wagner-Schönkirch thematisierte außerdem die mangelnde Verwurzelung des Volksliedes im „Volk“ und sah die Möglichkeit zu dessen Wiedererstarkung vor allem in der schulischen Vermittlung. Die von den großen Volksliedforschern angelegten Sammlungen müssten Eingang ins Liedrepertoire „des Volkes“ finden. Trotz der regen Sammeltätigkeit der Volksliedforscher war jedoch das 1904 gegründete „Österreichische Volksliedunternehmen“ immer noch weit von einer Veröffentlichung des umfangreichen Sammelgutes entfernt. Der „hohe vaterländische Wert“, den man der Sammlung und Erforschung des Volksliedes beimaß, konnte nicht ausgeschöpft werden. Musikhistorische Zentrale Während das „Österreichische Volksliedunternehmen“ aus Sicht Raimund Zoders in der Zeit des Ersten Weltkrieges ruhte, nahm sich die Musikhistorische Zentrale beim k. u. k. Kriegsministerium, 1916 als „Soldatenliederzentrale“ beim Wissenschaftlichen Komitee für Kriegswirtschaft ins Leben gerufen, der monarchieweiten Sammlung von Soldatenliedern an der Front und im Hinterland an. Bernhard Paumgartner (1887–1971) wurde vom Kriegspressequartier des Armeeoberkommandos mit der Durchführung betraut. Paumgartner zufolge hätte die Sammlung das Ziel, Lieder „aller Zungen, die jetzt, durch das Ereignis des Krieges angefacht, an allen Fronten erklingen, so vollkommen als es nur möglich ist, zu sammeln, zu sichten und in würdiger Weise einer späteren Zeit zu Dank aufzubewahren“. Das Sammeln von „echten“ Volksliedern in unterschiedlichen Sprachen brachte eine Materialfülle hervor, die leider 1945 durch einen Brand vernichtet wurde. Soldatenvolkslieder Wie das Österreichische Volksliedunternehmen mit seiner umfangreichen Sammelund Erschließungstätigkeit war auch die Musikhistorische Zentrale eine staatlich angeordnete Sammelaktion von Volksliedern. Beide Einrichtungen dienten nicht nur der Belebung und Erhaltung des Volksliedes, sondern waren zugleich Instrumente, mithilfe derer man sich des Volksliedes zu politischen Zwecken bedienen wollte. Das Aufsammeln selbst war bereits ein Selektionsverfahren, wobei alles scheinbar „nicht Dazugehörige“ ausgesondert wurde. Volkslieder waren in der Regel kaum ein Transportmedium für moderne und kritische Ideen. Die geplante Veröffentlichung von Soldatenvolksliedern im Ersten Weltkrieg in mehreren Sprachen kam über bescheidene Anfänge in deutscher Sprache nicht hinaus. Das publizierte Material war nur eine dürftige Auswahl aus dem vorhandenen Sammelgut. Unter den veröffentlichten Liedern wieder durften jene nicht fehlen, die den schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Kaiser als Integrationsfigur bemühten, der den Zusammenhalt der Monarchie und den Sieg ihrer Armee gewährleisten solle. Politisch motivierte Funktionalisierung Die Förderer des Volksliedes waren davon überzeugt, dass das Volkslied „in schwersten Tagen des Völkerringens die Kämpfer begleitet und die Sorgenvollen daheim getröstet“ hat und „das Volkslied (…) seiner Aufgabe treu gewesen“ sei. Diese Aufgabe übten Volkslieder zweifellos aus. Den Bemühungen einer politisch motivierten Funktionalisierung waren jedoch Grenzen gesetzt. Wie sich Volkslieder kaum als Plattform für kritische und moderne Gedanken und Ideen eignen, eignen sie sich auch nur sehr begrenzt als Herrschaftsinstrument. Die Adressaten der Funktionalisierung – die Soldaten ebenso wie die Bevölkerung im Hinterland – wurden zwar für Volkslieder sensibilisiert, doch scheint die Instrumentalisierung des Volksliedes sogar kontraproduktiv gewesen zu sein: Statt das Zusammengehörigkeitsgefühl zu festigen, begünstigte die Rückbesinnung auf die Lieder der verschiedenen Völker das Auseinanderdriften der Nationalitäten innerhalb der Donaumonarchie. / Text: Peter Gretzel FERN DER FRONT – MITTEN IM KRIEG ——————————————————— Niederösterreich 1914–1918 NÖ Landesbibliothek 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 3 Bis 27. 2. 2015: Mo, Mi–Fr 8.30–16.00 Uhr, Di 8.30–18.00 Uhr. Eintritt frei! Der Artikel in voller Länge und mit wissenschaftlichem Apparat ist abgedruckt in: Fern der Front – mitten im Krieg. Niederösterreich 1914–1918 (Begleitband zur Ausstellung des NÖ Landesarchivs und der NÖ Landesbibliothek), hg. v. Achim Doppler, Stefan Eminger u. Elisabeth Loinig, St. Pölten/Weitra 2014. ISBN 978-3-99028-381-3 Erhältlich im Buchhandel und in der NÖ Landesbibliothek Bücher, CDs & feine Ware / 32 AUSLAGE WURZELWERK —————————————————————— MUSIK EINER LANDSCHAFT —————————————————————— 16er Buam EUR 18,00 zzgl. Versand Erhältlich über: [email protected] Die „16er Buam“, Patrick Rutka und Klaus P. Steurer, sind aus der Welt des Wienerliedes nicht mehr wegzudenken. Sie führen behutsam fort, was sie von den Ahnen übernommen haben. Sie erneuern nicht. Sie modernisieren nicht. Die zwei Autodidakten spielen die alten Lieder, wie sie diese von den Wienern gelernt haben, und die neuen Lieder, wie sie es für gut und richtig halten. Die „16er Buam“ lieben die traditionelle, erhaltene ebenso wie die junge, lebendige „echte“ Volksmusik aus Wien. Und diese spielen sie aus Leidenschaft mit Freude und Verantwortung – und überdies gekonnt und virtuos. / MERANER CURMUSIK —————————————————————— Erika Sieder, Walter Deutsch: WeXel oder Die Musik einer Landschaft, Teil 1: Das Geistliche Lied Böhlau Verlag ISBN 978-3-205-79584-1, EUR 69,00 www.boehlau-verlag.at Band 22/1 der Enzyklopädie CORPUS MUSICAE POPULARIS AUSTRIACAE „WeXel oder Die Musik einer Landschaft – Das Geistliche Lied“ dokumentiert 192 „Leichhüatlieder“, welche im Wechselgebiet zwei Nächte lang im Hause des Verstorbenen vor dem aufgebahrten Toten gesungen wurden. Vor dem sozialhistorischen Hintergrund, ergänzt mit drei CDs (PhA, ÖAW), Melodienregister und Wörterbuch, belegt die Sammlung diesen bäuerlichen Brauch vom Jahr 1825 bis heute. Mit verpflichtender Nutzung der ab 1965 errichteten Aufbahrungshallen sind die Lieder verklungen. / 50 JAHRE MUSIKSCHULE WAIDHOFEN AN DER YBBS —————————————————————— EUR 18,10 Erhältlich über: shop.orf.at In der Donaumonarchie blühten die Kurorchester, die mit Klängen aus Oper oder Operette zur Unterhaltung des gutbürgerlichen Publikums aufspielten und mit Walzer und Galopp zum Tanzen aufforderten. Das Meraner Kurorchester soll Ende des 19. Jahrhunderts sogar das Beste des Kaiserreichs gewesen sein. Die Mitglieder des Musica Saeculorum kommen aus den besten Orchestern Europas. Geleitet wird Musica Saeculorum von Philipp von Steinaecker, der das in Südtirol residierende Orchester gegründet hat. / Musikschulverband Waidhofen/Ybbstal EUR 5,00 Erhältlich über: Tel. 07442 55455 msv-waidhofen.ybbstal.at „Unser wichtigstes Anliegen ist es, Musik zu vermitteln“ – nach diesem Motto präsentierte sich schaufenster / Kultur.Region / November 2014 der Musikschulverband Waidhofen/Ybbstal anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Musikschule im vergangenen Jahr. Die vorliegende CD zeigt einen breiten Querschnitt des Unterrichtsangebotes in verschiedenen Besetzungen und Stilen. Zu hören sind Werke von Georg Philipp Telemann über Felix Mendelssohn-Bartholdy bis hin zu traditionellen Volksweisen – interpretiert von herausragenden Schülern der Musikschule. Mit dabei sind u. a. zahlreiche Preisträger der Jugendmusikwettbewerbe prima la musica und dem NÖ Volksmusikwettbewerb. / EINE MUSIKALISCHE MÄRCHENREISE UM DIE GANZE WELT —————————————————————— Folke Tegetthoff und Trio Gemärch edition-o, EUR 14,95 Erhältlich im Buchhandel www.edition-o.at Auf eine musikalische Märchenreise um die ganze Welt begeben sich Roberto Spazzo, der kleine freche Vogel, und die Kuh, denn sie möchten wissen, ob es irgendwo auf der Welt ein Tier gibt, das alles kann. Die Abenteuer, die Roberto und die Kuh bei ihrer Reise erleben, begleitet Folke Tegetthoff als Erzähler. Die Musik stammt vom Trio Gemärch: Christian Berg (Kontrabass), Thomas Maria Monetti (Gitarre) und Hubert Salmhofer (Bassetthorn), allesamt Lehrer an der Musikschule der Stadtgemeinde Kirchschlag mit Filiale Bad Schönau. Unterstützt werden sie durch den Kinderchor der Volksschule Kirchschlag unter der Leitung von Bernhard Putz. Bei ihrer Rückkehr stellen Robert und die Kuh fest: „Niemand kann alles, aber gemeinsam können wir doch sehr viel!“ Sieger der Buchlieblingwahl 2014 (Kategorie Hörbuch). / Bücher, CDs & feine Ware / 33 ERINNERUNGEN AN HORN —————————————————————— Erich Rabl, Roland Gatterwe (Hg.): Erinnerungen an Horn, Band 2 Verlag Museumsverein Horn ISBN 978-3-902168-02-3, EUR 16,00 Erhältlich über: Museen der Stadt Horn, [email protected] Angeregt durch neue Perspektiven in der Geschichtswissenschaft wie Alltagsgeschichte und „Geschichte von unten“ erschien im Jahr 2001 der erste Band. Nun ist der zweite Band erschienen. Die 30 Beiträge im Buch widmen sich verschiedensten Themen und Aspekten. Ein Schwerpunkt sind die Museen. Ein zweiter Schwerpunkt sind Schulen und Konvikt. Eine Besonderheit ist die Wiedergabe des Tagebuchs des später weltberühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser, damals noch Friedrich Stowasser. Er hat als Schüler des Gymnasiums Horn von 1945 bis 1947 akribisch Tag für Tag seine Eindrücke aufgezeichnet. Weitere Autoren berichten vom jüdischen Leben in Horn, das im September 1938 mit der Vertreibung ein jähes Ende fand. Zwei Autoren sind in Israel beheimatet, eine Autorin lebt in England. Ein weiterer Abschnitt handelt von der Arbeitswelt, den Geschäften und Behörden der Bezirksstadt. / DAS FUNDAMENT —————————————————————— Otto Piper: Die Burgen Niederösterreichs Edition Winkler-Hermaden ISBN 978-3-9503151-0-3, EUR 29,90 www.edition-wh.at Burgenforschung. Für sein Buch „Österreichische Burgen“, erschienen in den Jahren 1902 bis 1910, untersuchte er in sieben Jahren 300 Burgen im cisleithanischen Österreich und schuf ein Standardwerk, das bis heute seine Gültigkeit hat. „Die Burgen Niederösterreichs“ vereint zum ersten Mal alle 55 Beschreibungen Otto Pipers von Burgen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich. Das Buch wird mit einem Einleitungstext des Burgenforschers Thomas Kühtreiber vom Institut für Realienkunde in Krems ergänzt. Der Beitrag behandelt den „Burgenstreit“ und „Burgen-Bauboom“ um 1900 sowie die Rezeption des Forschers Otto Piper. Alte Stiche und eigens angefertigte Illustrationen veranschaulichen den Text ebenso wie Pläne der jeweiligen Anlage, Grundrisse und Detailskizzen. / ZEITMESSER —————————————————————— WARM UMS HERZ ——————————————————— Die grauen Tage kommen. Zeit, unser Herz zu wärmen – und nicht nur dieses. Dafür eignen sich Strickwesten. Martina Fink: Keramik Zifferblätter Aus dem Archiv und den Sammlungen des Wilhelmsburger Geschirr-Museums ISBN 978-3-9503128-1-2, EUR 39,00 Erhältlich im Museumsshop und unter [email protected] Wenn es in der Küche still wird, macht sie sich bemerkbar: tick, tack, tick, tack … Die Küchenuhr war in allen Küchen zu Hause, sie ist es heute noch, doch meist als integraler Bestandteil eines Hightech-Herdes. Der guten alten Küchenuhr ist der erste Band gewidmet und ist der Beginn einer Reihe aus dem Archiv und den Sammlungen des Wilhelmburger Geschirr-Museums. Windmühlenmotive aus der beliebten Delfter Serie, bunte Blumen aus dem Dekor Alpenland, geometrisches Design im Stile der Wiener Werkstätte, Spritzdekor der 1930er Jahre – das Ziffernblatt der Küchenuhren ist aus Keramik, oft im gleichen Dekor wie das Service, und mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik. / Otto Piper (1841–1921) ist neben August von Cohausen der Begründer der wissenschaftlichen schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Die Galerie der Regionen hat ausgewählte Modelle von renommierten Trachten-unternehmen in die Kollektion aufgenommen. Ihnen gemeinsam ist – abgesehen von der edlen Wollqualität – ein klassischer bzw. reduzierter Trachtenstil. Die Strickwesten sind von Geiger aus Tirol und den Seeshaupter Werkstätten am Starnberger See sowie der Figur schmeichelnde Strickboleros von Astrifa, ebenfalls Bayern. Erhältlich in der Galerie der Regionen, EUR 120,00–190,00 GALERIE DER REGIONEN ——————————————————— 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Öffnungszeiten: Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr Niederösterreichische Kulturpreise 2014 / 34 Volkskultur und Kulturinitiativen GRENZEN ÜBERWINDEN Die niederösterreichischen Kulturpreise werden am 7. November im Festspielhaus St. Pölten überreicht. Schaufenster Kultur.Region stellt die Preisträger der Sparte Volkskultur und Kulturinitiativen vor. Den Würdigungspreis erhält Kulturaktivist Hannes Wöhrer. weiterer Meilenstein: Die Sanierung des ehemaligen Café Trofer, einem Jahrhundertwende-Fachwerkbau. Denn damit wurde erstmals in Fischau ein ehrenamtliches Projekt realisiert. Lange Zeit das Vereinslokal des Forums, ist das Trofer heute an eine Vinothek verpachtet, die zahlreiche kulturelle Veranstaltungen anbietet. Kulturaktivist Hannes Wöhrer, Bad Fischau. Fotos: Helmut Lackinger Ideen für seine Heimat haben, Partner und Unterstützer dafür gewinnen, die Umsetzung vorantreiben, Engagement in überregionalen Gremien zeigen, sich von Schwierigkeiten, von Gegnern und Besserwissern nicht verunsichern lassen und unbeirrt die eigenen Ziele verfolgen – Hannes Wöhrer verkörpert den Prototyp des engagierten Entwicklers. Von Beruf Bauingenieur, war er stets an zahlreichen weiteren Themen interessiert. Im Kern ist er sich dabei immer treu geblieben: Sein Herzensanliegen ist die Entwicklung seiner Heimat und seiner Region und ein hohes Interesse für die Kunst. Hannes Wöhrer hat den Kulturverein Forum Bad Fischau 1985 ins Leben gerufen und 25 Jahre als Obmann geführt, hat die Gründung des Regionalverbandes Schneebergland initiiert, die Blau-Gelbe Viertelsgalerie des Landes NÖ und das Regionalbüro der Kulturvernetzung in Bad Fischau etabliert, hat seinen Anteil am Erfolg der LEADER-Region Schneebergland und war in der Dorferneuerung aktiv, als Obmann vor Ort und als Vorstandsmitglied im Landesverband. Er hat das Künstlersymposium Art Regia 98 abgewickelt, mit Teilnehmern aus acht europäischen Ländern und einer weltweiten Jury samt Bewertung per Internet. Bad Fischau war 2003 ein äußerst erfolgreicher Standort des Viertelfestivals; im darauffolgenden Jahr wurde ein Symposium mit Künstlern aus Österreich, der Slowakei und Ungarn organisiert. Gezeigt wurden dann die Arbeiten in Bad Fischau, Wien, Bratislava, Budapest, Sopron und Poprad. Ein schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Allen Aktivitäten von Hannes Wöhrer ist eines gemeinsam: Sie wurden mit einem hohen Maß an ehrenamtlichem Engagement, an Spirit und Kreativität umgesetzt und sind optimal auf die Bedürfnisse des Ortes und der Region abgestimmt. Allen gemeinsam ist eine Vision. Nämlich eine Vorstellung davon, wie das Zusammenleben in einer Region funktionieren kann. Und diese Aktivitäten sind so erfolgreich und langfristig, dass man sich um die Weiterführung keine Sorgen machen braucht, obwohl sich Hannes Wöhrer nach mehr als 25 Jahren zuletzt als Obmann des Forum Bad Fischau zurückgezogen hat. „Ich komme aus dem Baugewerbe und habe in den Gesprächen mit den Künstlern eine ganz andere Lebenseinstellung kennen gelernt. Mit der Kunst kann man Grenzen überwinden.“ In diesem völligen Fehlen von Scheuklappen und Berührungsängsten, in der Bereitschaft, sich jederzeit mit neuen Themen und Aufgabengebieten auseinanderzusetzen, wenn sie nur dem Fortkommen des Ortes und der Region dienen, liegt vielleicht die wahre Lebensleistung von Hannes Wöhrer. Denn die Welt ist voller Bedenkenträger. / Text: Josef Schick Niederösterreichische Kulturpreise 2014 / 35 Volkskultur Kulturinitiativen KLINGENDE WALLFAHRT DIE ALLESMACHER Anerkennungspreise für das Netzwerk Mostviertler Musikanten … … und den Kulturverein Hirschbach im Waldviertel. Christoph Berger (links) und Alfred Luger am Sonntagberg … ... und die Herren vom Kulturverein Hirschbach am Granitstein. Das Netzwerk Mostviertler Volksmusikanten lädt seit sechs Jahren zur Volksmusikantenwallfahrt auf den Sonntagberg ein. Um die 250 Musikerinnen und Musiker nehmen daran teil. Damit vereinen sich wichtige Identifikationen des Mostviertels: allen voran die lebendige Volksmusikszene sowie der Sonntagberg mit der weithin sichtbaren Wallfahrtsbasilika als ein Wahrzeichen der Region. Und auch der Tag – der letzte Sonntag im April – ist bewusst gewählt. Er wird als „Tag des Mostes“ gefeiert. Die Idee dazu stammt vom, wie er sich selbst bezeichnet, „spätberufenen Volksmusikanten“ Alfred Luger. „Einerseits sind wir Musikanten viel unterwegs, oft bis spät in der Nacht. Die Wallfahrt ist in erster Linie Dank dafür, nach langen Abenden immer wieder gut nach Hause zu kommen. Andererseits wollen wir die Volksmusik in die Kirche bringen. Wir achten bei der Zusammenstellung auch darauf die Vielfalt zu präsentieren.“ Durchgeführt wird die Musikantenwallfahrt von Christoph Berger von der „Stubenmusik Berger“ und dem Netzwerk Mostviertler Volksmusikanten. Das Netzwerk entstand durch persönliche Freundschaften und Kontakte. Neben Informationen, Veranstaltungshinweisen, Feldforschung und Seminaren trägt vor allem die Volksmusikantenwallfahrt auf den Sonntagberg dazu bei, die Volksmusik einem größeren Publikum näherzubringen. / Als man 1999 in Hirschbach daran ging, einen bestehenden Vereinssaal neu auszurichten, waren die Rahmenbedingungen nicht gerade einfach. Das Objekt war 25 Jahre alt und von beeindruckender Größe. In der technischen Infrastruktur musste vieles erneuert werden, von der Bühne über Licht und Ton bis zur Bestuhlung; ein neues Nutzungskonzept wurde ebenfalls benötigt. Heute steht in Hirschbach ein bestens ausgelastetes Haus, das zugleich eine Heimstatt für mehr als zehn Vereine mit über 600 Aktiven und ein in Stein gefasstes Symbol für eine vorbildliche Dorfgemeinschaft ist. Hier logiert nicht nur die Kulturwerkstatt, hier proben auch der Männerchor und der Musikverein, Jugendheim und Kegelbahn sind ebenfalls integriert, die Theatergruppe spielt regelmäßig, die Kinder studieren jedes Jahr ein neues Stück ein. Die Veranstaltungen finden wahlweise in der kuscheligen Kellerbühne oder im großen Saal statt, der Platz für mehr als 600 Menschen bietet und damit zu den größten Locations im Waldviertel zählt. Inhaltlich haben die beiden Masterminds Franz Mayer und DI Robert Bruckner von Anfang an konsequent auf eine Doppelstrategie gesetzt: Neben dem Engagement von bekannten Profikünstlern sind die Leute vor Ort immer willkommen, mit Kindertheater, Jugendveranstaltungen, Amateurtheater, Musik und Kabarett. Die Kulturwerkstatt Hirschbach kann mit Stolz auf 15 höchst erfolgreiche Jahre mit rund 220 Events zurückblicken. Noch heuer wird der 50.000. Gast begrüßt. / Text: Mella Waldstein Text: Josef Schick schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Lehrgänge / 36 Museumskustoden / Kulturvermittlung „EINE BUNTE GRUPPE FINDEN“ Das Museumsmanagement Niederösterreich bietet profunde Ausbildungslehrgänge an. Die Absolventen der Lehrgänge für Museumskustoden und Kulturvermittlung 2013/14 erhielten ihre Zertifikate und sprachen über ihren Erkenntnisgewinn. vermittlungslehrgang wird in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems durchgeführt. Qualitätssiegel für Museumsmanagement Die Lehrgänge werden vom Museumsmanagement Niederösterreich organisiert. Auch das Museumsmanagement Niederösterreich wurde ausgezeichnet. ICOM (International Council of Museums) verlieh den Qualitätssiegel „Ausgezeichnet mit dem ICOM Österreich Qualitätssiegel für Weiterbildungsangebote im Museumsbereich“. Kulturvermittlung Die neu aufgestellte Siegfried-Charoux-Sammlung im Langenzersdorf Museum. Hier wurden die Zertifikate verliehen. Foto: schultz+schultz „Die beiden wichtigsten Buchstaben in Ihrem Zertifikat sind das E und das C. Sie stehen für European Certificate, dieses ermöglicht den Transfer und die Mobilität zu europäischen Universitäten“, so Dr. Andreas Weissenbäck, der Leiter der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/ Krems (KPH) bei seiner Rede anlässlich der Zertifikatsverleihung an die Absolventen des Lehrgangs für Kulturvermittlung. Die Absolventen des Lehrgangs für Kulturvermittlung erhielten das Berufskompetenzzertifikat „Zertifizierte/r Kulturvermittler/ in“ nach ISO 17024 und die Hochschulanerkennung von 15 ECs gemäß ECTS. Die Absolventen des Museumskustodenlehrgangs erhielten ein Zeugnis. Beide Lehrgänge werden in Modulen an Wochenenden angeboten und eignen sich dadurch als berufsbegleitende Ausbildung. Der Kultur- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Die Absolventen des Lehrgangs Kulturvermittlung 2013/2014 kamen aus dem Museumsdorf Niedersulz, aus der Kunstmeile Krems, dem Archäologischen Park Carnuntum und dem Museum Mödling, auch private Interessenten nahmen daran teil. Mag. Julia Schlager, Kulturvermittlerin aus Carnuntum, in ihrem Resümee: „Sich bei jeder Vermittlung auf die Besucher neu einzustellen, das ist der Kern unseres Berufsbildes.“ Der Basislehrgang Kulturvermittlung richtet sich an Personen, die im Kunst- und Kulturvermittlungsbereich tätig sind sowie an Mitarbeiter von Museen und Sammlungen. Darüber hinaus an Pädagogen, die sich weiterbilden und qualifizieren möchten, und an Privatpersonen, die für sich ein neues Berufsfeld erschließen wollen. So wie für Mag. Birgit Kolbeck aus Hollenburg an der Lehrgänge / 37 Bei der Verleihung der Zertifikate im Langenzersdorf Museum. V. l. n. r.: Univ.-Lekt. Dr. Georg Schörner, Mag. Gregor-Anatol Bockstefl, GGR Ingeborg Treitl, Dr. Helmuth Schwarzjirg, Mag. Stefan Zehetner, BM Mag. Andreas Arbesser, Mag. Ulrike Vitovec, Eva Elisabeth Rath, MMag. Zuzana Ràczovà, Dr. Andreas Weissenbäck, Mag. Klaus Michael Nedelko, Mag. Julia Schlager, Helga Steinacher, Eva Schafranek, Mag. Birgit Kolbeck, Pia Hasitzka, Beate Trölss, Josef Schick. Donau, die nun im Rahmen von „Kirchen am Fluss“ Kirchenführungen anbieten will. „Ein wichtiger Punkt im Lehrgang war für mich der Umgang mit der Sprache“, erzählt Birgit Kolbeck. „Diese kann viel bewirken – im Positiven und Negativen. Ein einfaches Beispiel dafür ist nicht immer zu sagen: ‚Hier sehen Sie …‘“ Pia Hasitzka, die im Museumsdorf Niedersulz arbeitet, weiß nun, dass das Hintergrundwissen einen stärkt und selbstbewusster macht. Auch haben die Kulturvermittler von ihrer Referentin Mag. Helga Steinacher das Werkzeug mitbekommen, verschiedene Methoden bei Führungen anzuwenden und diese auch zu wechseln, wenn man als Kulturvermittler draufkommt, dass eben diese bei einer Gruppe nicht so ankommt. Eva Schafranek von der Kunstmeile Krems über die Lerninhalte des Kurses: „Für mich war die Selbstreflexion ein wichtiger Aspekt des Lehrgangs.“ Museumskustoden Der Museumskustodenlehrgang richtet sich speziell an Betreuer von Lokal- und Regionalmuseen. In Vorträgen und praktischen Übungen werden grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten für die tägliche Museumsarbeit vermittelt. Der Lehrgang findet im Brandlhof in Radlbrunn, wo eine Werkstätte, Seminarräumlichkeiten und eine gemütliche Gaststube zur Verfügung stehen, und im Haus der Regionen in Krems-Stein statt. Dr. Georg Schörner, der beeideter Luftgutachter war und an der TU Wien unterrichtet, hat den Museumskustodenlehrgang abgeschlossen: „Ich komme aus einer museumsaffinen Familie und bin somit vorbelastet. So kam es auch, dass ich für meinen Großvater Heinrich Zita, der Bildhauer und Medailleur war, ein Museum einrichten will.“ bestimmen und zu inventarisieren, sondern sie auch zu reinigen und eventuell instand zu setzen – vor allem hat sie nun Kontakte zu Museen und Museumsmitarbeitern und mit dem Museumsmanagement eine kompetente Anlaufstelle. Das Museum für Heinrich Zita – er hat den österreichischen Schilling entworfen – wird 2015 eröffnet. „Der Anfang des Schillings“ wird das Museum heißen, „denn bei Zita denkt jeder an die letzte Kaiserin“, so Georg Schörner. Seine Erfahrungen im Kurs fasst er zusammen: „Was wir gelernt haben ist, wie es hinter den Kulissen ausschaut sowie die Grundlagen der Inventarisierung, der Betriebsführung und des Marketings.“ Für ihn war neben den fachlichen Kenntnissen vor allem das Netzwerk, das sich durch Kolleginnen und Kollegen sowie bei Exkursionen ergeben hat, der Mehrwert des Lehrgangs. Dass die „bunte“ Gruppe, die sich in den Lehrgängen zusammengefunden hat, sich dafür eignet, Netzwerke aufzubauen und Freundschaften zu schließen – darüber sind sich alle Absolventen einig. / Für MMag. Zusana Ráczová, die an der Universität Wien als Archivarin arbeitet, bot die Ausbildung eine Erweiterung ihres Berufsspektrums. „Als Archivarin kommt man mit Musealobjekten in Berührung, so war der Kustodenlehrgang eine Möglichkeit, mich weiterzubilden. Dass er an Wochenenden stattfindet, war für mich ein ausschlaggebender Faktor.“ Die Slowakin, die in Wien lebt, arbeitet auch an anderen Projekten. So hat sie für den Karmeliterorden in Wien das Archiv geordnet, auch Gemeinden wenden sich an sie, wenn sie ihr Archiv professionell aufgestellt haben wollen. Mit der Museumskustodenausbildung hat sie nun die Basis, die Objekte eines Archivs nicht nur zu schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Text: Mella Waldstein LEHRGÄNGE ——————————————————— Lehrgang Museumskustoden 2014/15 Der Lehrgang läuft bereits, doch alle Module können einzeln gebucht werden. Lehrgang Kulturvermittlung 2014/15 Der Lehrgang mit vier Modulen und Anschlussmodulen hat Mitte Oktober begonnen, doch alle Module können einzeln gebucht werden. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich 3100 St. Pölten, Neue Herrengasse 10/3 Tel. 02742 90666 6116 [email protected] www.noemuseen.at Neueröffnung / 38 Hainfeld Museum STADTGESCHICHTE LEBENDIG ERZÄHLT Die Eröffnung des Hainfeld Museums, das mit Bürgerbeteiligung und hohem Identifikationswert konzipiert wurde. Wem die Stadt Hainfeld auch außerhalb der Bezirksgrenzen ein Begriff ist, der verbindet den Namen entweder mit dem Hainfelder Bier – die Brauerei befindet sich seit über 200 Jahren in Familienbesitz – oder mit dem Einigungsparteitag der Sozialdemokratischen Partei 1888/89. Nun bekommt die Kleinstadt mit weniger als 4.000 Einwohnern, die an den Rändern des Wienerwaldes und des Mostviertels angesiedelt ist, erstmals ein Museum, das sich näher mit der Geschichte und Identität der Stadt beschäftigt. Das neue Hainfeld Museum ist im „Alten Gericht“ neben dem „Museum Historischer Bierkrüge“, das von dem Sammler Mag. Johann Hasenauer geleitet wird, angesiedelt. Als Kuratorin wurde die in Hainfeld ansässige Historikerin Dr. Margarete Kowall bestellt. Call for objects Nach Wiener Neustadt war Hainfeld im Zweiten Weltkrieg die am zweitmeisten zerstörte Stadt Österreichs – verursacht wurde der Schaden durch die Flammenwerfer der abziehenden SS. Daher verfügt das Hainfelder Archiv kaum über Objekte – eine Tatsache, die für die Ausstellungsmacherin die große Frage aufwarf, was sie denn eigentlich präsentieren sollte. Mit Aufrufen in lokalen Medien und facebook versuchte Margarete Kowall daher Menschen zu erreichen, die bereit wären, private Gegenstände dem Museum zur Verfügung zu stellen. Weniger die objektive Wertigkeit, sondern die Geschichte der Dinge und ihr HainfeldBezug standen dabei im Vordergrund. Die meisten Ausstellungsgegenstände wurden zum Thema „Bauern und Beständigkeit“ gesammelt – z. B. dieses Butterfass. Foto: Claus Schindler schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Neueröffnung / 39 Einer der wenigen wirklich alten Ausstellungsgegenstände: ein Glockenkopf aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Claus Schindler Das Konzept ging auf, es meldeten sich zahlreiche Personen, die mit ihren Gegenständen auch der Ausstellungsgestaltung eine Richtung gaben. Margarete Kowall: „Natürlich hatten wir ein Grundkonzept für die Stationen, aber Flexibilität war und ist in hohem Maße gefragt. Denn noch immer werden uns interessante neue Gegenstände angeboten.“ Die Kuratorin weiter: „Das Museum besteht aus drei Räumen und ist mit seinen knapp 100 Quadratmetern räumlich bescheiden. Umso behutsamer und kreativer muss mit dem Raum umgegangen werden, um ihn nicht zu überfrachten und trotzdem Geschichte möglichst lebendig und vielseitig darzustellen.“ Im ersten großen Raum des Hainfeld Museums wird die Stadtgeschichte erzählt, wobei diese in zwei Präsentationskonzepte geteilt ist. Die Geschichte ab dem 20. Jahrhundert wird in Form eines Setzkastens erzählt, wo aneinander gereihte Dinge für wichtige Stadtereignisse stehen. Ein Radio aus der Hainfelder Hornyphon-Erzeugerfamilie erzählt beispielsweise über das erste Radiokonzert, ein Tintenfass aus Munitionsteilen über den Ersten Weltkrieg, ein Geschirrtuch über den in Hainfeld erfundenen Frischkäse Picotta. Puppen erzählen Großes Interesse in der Bevölkerung haben schon lange vor der Eröffnung allerdings jene Stationen ausgelöst, die die Geschichte bis 1900 erzählen. Es sind dies zehn Themenstationen, die Informationen zu Begriffen wie Bauern, Gerechtigkeit, Verwaltung, Das Hainfeld Museum ist im „Alten Gericht“ in der Wiener Straße 16 angesiedelt. Foto: Witzmann Industrie oder Soziales aufbereiten. Repräsentiert werden diese Themen von historischen Hainfelder Persönlichkeiten, die in Form einer Puppe dargestellt werden. Dafür wurde die Wiener Puppenmacherin Zita Schrott („Zitadoll“) engagiert, die in liebevoller Detailarbeit aus alten Bildern und Beschreibungen die Figuren quasi zum Leben erweckt und ihnen Würde und Eleganz verliehen hat. Die Personen haben aber nicht nur ein Aussehen, sondern auch eine Stimme bekommen, mit der sie über ihr Leben und das jeweilige Thema erzählen. Diese Texte werden von Hainfeldern gesprochen, die ihrerseits eine Verbindung zum Thema haben. Unternehmer leihen ihre Stimme den Hammerherren und Industriellen von damals, Gemeinderäte den Ratsherren vergangener Zeiten etc. Diese intensive Bürgerbeteiligung soll nicht nur Geschichte lebendig erzählen, sondern auch neugierig auf Museum und Geschichte machen, so die Kuratorin. Ein solch aufwändiges Konzept braucht viel Organisation im Vorfeld. Margarete Kowall: „Ich danke besonders meiner Mitarbeiterin Mag. Alexandra Eichenauer-Knoll für ihre sprühenden Ideen und dem Stadtarchivar und Alt-Bürgermeister Karl Jägersberger für seine zahlreichen Tipps und Hilfestellungen. Erfreulicherweise konnten für die Stationen auch Sponsoren gefunden werden, die einen unternehmerischen Bezug zum Thema haben. So unterstützt die Stadtapotheke die Station Soziales, ein Steinbruchbesitzer die Station Grundherrschaft.“ schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Der zweite Raum ist dem Gedenken an den Einigungsparteitag 1888/89 gewidmet. Geht es im ersten Raum um die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger, so ist diese Ausstellungsfläche für die Geschichte einer politischen Gruppierung vorgesehen. „Hier ist uns eine klare Abgrenzung wichtig gewesen“, so die Kuratorin. „Daher haben wir für dieses Thema auch eine Mutation des Logos in Rot mit einem anderen Leitspruch entwickelt. Aber eine Idee haben wir auch hier weiterverfolgt – diese Geschichte sollte ebenfalls lebendig erzählt werden.“ In diesem Fall geht es um jene Reden und Diskussionen, die damals zur Jahreswende 1888/89 in Hainfeld protokolliert worden waren. In Lese- und Hörstationen werden Textzitate näher gebracht, spielerisch kann Wissen darüber erfahren und dann auch abgetestet werden. Der komplette Text wurde übrigens digital erfasst und erscheint in Buchform. Ort des Selbstverständnisses Für die Kuratorin soll ein Museum nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung sein, sondern auch zu einer Heimat und einem Ort des Selbstverständnisses werden – und zwar für alle Schichten und politischen Gruppierungen. Darum war es von Anfang wichtig, trotz der räumlichen Begrenztheit Platz für Wechselausstellungen zu bieten, um Themen vertiefend aufbereiten und damit auch neue Zielgruppen interessieren zu können. Die erste Sonderausstellung ist aus aktuellem Anlass dem Ersten Weltkrieg gewidmet. Sie wurde von dem Hainfelder Alfred Kapfenberger gestaltet, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Thema auseinandersetzt und interessante Zeitdokumente dazu gesammelt hat. / Text: Alexandra Eichenauer-Knoll HAINFELD MUSEUM ——————————————————— 3170 Hainfeld, Wiener Straße 16 Tel. 0676 842246 288 Öffnungszeiten: Fr–So und Fei 15.00–19.00 Uhr Führungen auf Anfrage www.hainfeldmuseum.at Ybbsitz / 40 Eisen ICH HAB’ HALT EISEN IM BLUT Eine Sonderausstellung im FeRRUM Ybbsitz zeigt das Porträt einer starken Frau: Waltraud Welser, Seniorchefin eines eisenverarbeitenden Unternehmens. Schwarze Gräfin Waltraud Welser, geb. Link, aus Köln heiratete ins Mostviertel. „Schwarze Grafen“ kennt man. So bezeichnete man im Mostviertel die Hammerherren, die durch die Eisenverarbeitung zu Wohlstand gekommen waren. Sensen und Pfannen, Nägel, Pflugscharen, Messer, Schlösser und vieles mehr wurden bis in den Orient vertrieben. Es entwickelte sich eine vielteilige Arbeitswelt, vom Köhler bis zum Proviantträger, vom Messerschleifer bis zum Hammerherren. Doch „schwarze Grafen“ gibt es nicht mehr, denn die Zeit ist nicht stehen geblieben. Heute trägt eine Frau diesen Titel. Waltraud Walser (geb. Link) kommt aus Nordrhein-Westfalen. Schon die Ur-Urgroßväter waren Hammerherren. Aufgewachsen ist sie in Köln, sie besucht das Gymnasium, das in Kriegstagen mit der „Notreife“ abgeschlossen wird. Zum Arbeitsdienst wird die 17-Jährige als Schaffnerin in Bonn eingezogen. Dort lernt sie einen jungen Soldat aus dem Mostviertel kennen. Man lernt einander näher kennen. Der Krieg geht weiter, Alte Beschläge aus der Sammlung der Familie Welser. Fotos: FeRRUM man verliert sich aus den Augen. Doch Josef Welser aus der seit 1664 bestehenden Schmiede Au bei Ybbsitz und Waltraud Link aus Köln treffen sich wieder. Nach dem Krieg an der Zonengrenze bei Schärding. Man beschließt auf der Stelle zu heiraten – und so kommt die junge Frau aus dem urbanen, bürgerlichen Milieu in einen Schmiedebetrieb mit angeschlossener Landwirtschaft: Kühe melken, Ferkel ziehen, Fuhrwerk lenken, Kinder großziehen. „Ich hab’ so getan, also ob ich nie etwas anderes getan hätte.“ Denn die „Deutsche“ lässt sich nicht unterkriegen. Die Schmiede, die sich auf Produktion von Striegeln spezialisiert hat, muss, um zu überleben, neue Wege gehen. Mit der Produktion von Profilen und einer neuen Verfahrensweise zur Herstellung dieser schafft der traditionelle Schmiedebetrieb den Absprung zu einem modernen Technologiebetrieb. schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Die Ausstellung, die der „schwarzen Gräfin“ Waltraud Welser gewidmet ist, zeigt den Weg von der Pfannenschmiede zu einem europaweit agierenden Unternehmen mit etwa 1.800 Mitarbeitern sowie den Lebensweg dieser Frau. Den O-Ton ihrer Erinnerungen liefern die Hörstationen. Frau Welser hat aber nicht nur gemeinsam mit ihrem Mann und nach seinem Tod alleine das Unternehmen gemanagt, sie hat auch große Verdienste um die Wiederbelebung des Schmiedehandwerks in Ybbsitz. Nicht zuletzt hat sie auch das „Schwarze Haus“ in Ybbsitz gekauft, das nun als Herberge für Schmiede offen stehen wird. Dem internationalen Netzwerk der Schmiede, das sich um sie gebildet hat, erschien es selbstverständlich, ein symbolhaftes Zeichen zu setzen – und den Hut vor der „schwarzen Gräfin“ zu ziehen. / Text: Mella Waldstein DIE SCHWARZE GRÄFIN ——————————————————— Ferrum Ybbsitz 3341 Ybbsitz, Markt 1 Tel. 07443 85300 Öffnungszeiten bis 31. 12. 2014: Mo 13.00–17.00 Uhr, Di–So 9.00–17.00 Uhr ab 1. 1.–31. 3. 2015: Mo–Fr 13.00–17.00 Uhr, Sa 9.00–13.00 Uhr www.ferrum-ybbsitz.at Museumsdorf Niedersulz / 41 Gartenkultur KRAUT & RÜBEN Wie man mit Kraut und Rüben durch den Winter kommt. Der Krautacker im „Hintaus“ mit obligatem „Dodamaun“ im Vordergrund. Gemüseanbau hatte in früheren Zeiten ganzjährig Saison. Was für uns heute oft eine entspannende und befriedigende Freizeitbeschäftigung sein mag, und unter dem Begriff „Gardening“ zusammengefasst wird, war früher überlebensnotwendig. Vor allem der Anbau von Wintergemüse, also Gemüsesorten, die vorwiegend im Winter geerntet werden und die durch ihre gute Lagerfähigkeit den ganzen Winter verzehrt werden konnten, hatte große Bedeutung. Im Hausgarten oder im weinviertlerischen „Hintaus“ wurde Gemüse angebaut. Verschiedenste Sorten von Kraut, Rüben, Bohnen oder Erdäpfel wuchsen auf eigenen kleinen Feldern hinter den Stadln oder etwas außerhalb des Dorfes, wo sich Kleinhäusler weniger wertvolle Gründe von der „Gmoa“ oder einem wohlhabenden Bauern pachten bzw. die Pacht erarbeiten konnten. Dabei war das Hauptaugenmerk vor allem auf lagerfähiges Gemüse gerichtet, damit man die oft vielköpfige Familie gut über den Winter bringen konnte. Über Generationen tradiert, haben sich bewährte Methoden schaufenster / Kultur.Region / November 2014 zum Einlagern der für die jeweilige Gegend am besten geeigneten Sorten entwickelt. Die kräftigsten Pflanzen markierte man bereits am Feld und grub sie mit den Wurzeln aus. In eine Kiste mit etwas Erde eingeschlagen überwinterten diese am Dachboden, man pflanzte sie im sehr zeitigen Frühjahr, sobald die Erde wieder „offen“ war, im Gartl’ aus. Die Strünke begannen daraufhin bald zu blühen und Samen anzusetzen – mit dieser Methode sicherte man das Überleben der Sorte, wie sie auch schon zu „Urgroßmutters Zeiten“ angebaut wurden. Leider hat die Museumsdorf Niedersulz / 42 Spitzkraut – alte Sorte, zum „Einschneiden“ von Kraut verwendet. Bedeutung und der regionale Anbau von Wintergemüse in der heutigen Zeit durch den globalisierten Handel und die ganzjährige Verfügbarkeit der meisten Gemüsesorten sowie die Intensivierung der Landwirtschaft stetig abgenommen. Vitamin- und Nährstoffbombe Sauerkraut Das „Einschneiden“ oder „Einsalzen“ war die gebräuchlichste Art, Kraut haltbar zu machen bzw. zu konservieren. Bei der Herstellung des Sauerkrauts waren in früheren Zeiten alle Frauen und Kinder der Familie beschäftigt. Von den Frauen wurde das Kraut mit riesigen Krauthobeln in Bottiche geschnitten, wo die Kinder es mit ihren Füßen traten und stampften, bis es weich wurde und sich lagenweise in Holzfässer pressen ließ. Dabei wurde es mit Salz und Gewürzen wie etwa Lorbeer, Kümmel oder Wacholder vermischt. Danach wurde es mit einem Holzdeckel abgedeckt und einem großen Stein beschwert. Einige Wochen dauerte es, bis die Milchsäuregärung abgeschlossen war und aus dem frischen Kraut ein lang haltbares Sauerkraut geworden war. Wichtig war Sauerkraut vor allem als Vitaminlieferant und zur Vorbeugung gegen Mangelerscheinungen in der frischgemü- searmen Winterzeit; denn der Vitamin-CGehalt von Sauerkraut ist im Vergleich zum frischen Kraut um bis zu 2.000-mal höher und trug so wesentlich zur Gesundheit der Familie bei. Und mehr noch: Sauerkraut präsentiert sich generell als wahre Nährstoffbombe – es ist reich an Milchsäure, Vitamin A, B, C, K und Mineralstoffen, zudem ist es kalorienarm (etwa 80 kJ bzw. 19 kcal je 100 g) und praktisch fettlos. Bereits im 18. Jahrhundert entdeckte man, dass der Verzehr von rohem Sauerkraut die Vitaminmangelerkrankung Skorbut verhindert. Deshalb wurde es auch gerne als Proviant bei den Seefahrern eingesetzt, die oft wochenlang auf den Weltmeeren unterwegs waren. Bis zur Etablierung neuerer Konservierungsmethoden gehörte Sauerkraut vor allem in den Wintermonaten in zentraleuropäischen Staaten wie Deutschland oder den Niederlanden, aber auch in den osteuropäischen Staaten zu den traditionell verarbeiteten Zutaten in der Ernährung. Vielleicht deshalb wurde während der Zeit des Zweiten Weltkriegs im englischen Sprachraum häufig die stereotypisierende Bezeichnung „Kraut“ bzw. „Krauts“ für Deutscher bzw. die Deutschen verwendet. Und auch Wilhelm Busch schreibt 1865 in seinen legendären sieben Streichen der schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Lokale Sorte einer Steckrübe. Bubengeschichte von „Max und Moritz“: „Eben geht mit einem Teller / Witwe Polte in den Keller, / Dass sie von dem Sauerkohle / Eine Portion sich hole, / Wofür sie besonders schwärmt, / Wenn er wieder aufgewärmt.“ Welches Kraut sich zum Einschneiden am besten eignete, war von Region zu Region unterschiedlich. Es gab spitze und flachgedrückte Krautköpfe, manche mit „langem“ Schnitt und großen, festen Köpfen. So entwickelten sich das „Tullner“, „Wagramer“ oder „Znaimer“ Kraut – Sorten, die in keiner offiziellen Sortenliste zu finden sind, da sie seit jeher selber vermehrt wurden. Seltener waren speziell im Weinviertel die roten Krautsorten zu finden. Doch durch den Einfluss mährischer Landwirtschaft und der Experimentierfreudigkeit einiger Lehrer, deren Aufgabe es war, neue Sorten auszuprobieren, wuchsen manchmal roter Pflückkohl oder rotes Spitzkraut am Krautacker. Zum Unterschied von Kohl, der erst dann gut schmeckt, wenn es gefroren hat, wartet man mit der Ernte von Weißkraut nicht so lange. Die Feuchtigkeit des Spätherbstes fördert den Pilzbefall der äußeren Blätter, sie werden oft fleckig oder schwarz. Daher schneidet man die Köpfe, sobald sie groß Museumsdorf Niedersulz / 43 Rotes Spitzkraut. und fest genug sind. Diejenigen, die nicht für Sauerkraut verwendet wurden, „mietete“ man ein oder lagerte sie in einem frostfesten Stadl oder Keller. Für eine Miete hob man das Erdreich, (optimalerweise im Löß) 40 bis 80 Zentimeter tief aus, kleidete es mit Laub oder Stroh aus und legte Kraut, aber auch Wurzelgemüse wie Petersilie, Sellerie oder Karotten darauf. Die Krautköpfe legte man mit dem Strunk nach oben und von den äußeren Hüllblättern befreit hinein, dabei durften sie sich gegenseitig nicht berühren. Nur das gesündeste und schönste Gemüse wurde eingelagert. Auf jede Schicht kam eine Lage Stroh, es entstand so nach und nach ein trapezförmiger Hügel, der wiederum mit Stroh abgedeckt wurde. Zum Abschluss kam das ausgehobene Erdreich circa zehn Zentimeter dick auf die Miete, dabei ließ man einen Büschel Stroh zur Belüftung herausschauen. Bunte Rübenvielfalt Neben Kraut spielten Rüben eine wichtige Rolle in der winterlichen Gemüseversorgung. Die Halm- („Hoim“-) oder Stoppelrübe mit ihrer kurzen Kulturdauer war eine dankbare Folgefrucht nach der Getreideernte. Sie wurden direkt in die „Stoppeln“, also ins abgeschnittene Stroh, gesät und Roter Pflückkohl in den Gartenanlagen des Museumsdorfs. wuchsen bis zum Winter noch zu beachtlicher Größe heran. Die weißen, oft violett überhauchten Rüben schnitt man wie Sauerkraut ein, sie kamen als saure Rüben, häufig zur „Blunzn“, auf den winterlichen Mittagstisch. Aber auch als „einbrennte Ruabn“ kannte man sie. Dafür wurden die im Keller oder Miete gelagerten Rüben in Streifen oder kleine Stücke geschnitten und mit einer Einbrenn aus Schmalz und Mehl angedickt. Oft mit dem Kohlrabi verwechselt wird die Kohlrübe. Diese wächst, im Unterschied zu ihrem zarten Verwandten, gänzlich als Rübe unter der Erde. Auch sie zeichnet sich durch eine gute Lagerfähigkeit aus. Die Kulturdauer ist wesentlich länger als bei der Halmrübe, die man bereits nach sechs Wochen ernten kann. Die Kohlrübe wird zeitig im Frühjahr angesät und verpflanzt, weshalb sie auch Steckrübe genannt wird. Sie bleibt bis zum Spätherbst am Acker, wobei auch die zarten, jungen Blätter wie Spinat gegessen wurden. Während die Halm- und Kohlrübe früher hauptsächlich als Speiserübe verwendet wurde, baute man die Runkel- oder Burgunderrübe schon immer als Futterrübe an. Diese Rüben wachsen zylindrisch und werden besonders groß und schwer, manchmal schaufenster / Kultur.Region / November 2014 bis zu 60 Zentimeter lang. Sie haben oft intensive Farben wie Gelb oder Rotorange. In Notzeiten, oder wenn der Winter besonders lang und streng war, ernährten sie nicht nur das Vieh, sondern auch unsere Vorfahren. Solche bezeichneten „Rübenwinter“ blieben in schlechter Erinnerung und trugen wohl dazu bei, dass in guten Zeiten immer weniger Rüben gegessen wurden. Bis in die heutige Zeit als reine Gemüsekultur gebräuchlich ist die Rote Rübe. Verwandt mit Spinat und Mangold gibt es auch von ihr Farbvarianten in Weiß und Gelb, manchmal sogar gestreift. Sie schmecken wesentlich milder als die Kohlrübenarten, die manchmal eine Schärfe wie Kren oder Senf entwickeln können. Rote Rüben eignen sich sehr gut zum Lagern, wurden aber als der bekannte Rote Rübensalat auch oft in Gläsern eingelegt und durch Erhitzen haltbar gemacht. / Text: Ulrike Nehiba & Freya Martin Essay / 44 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs STRICH PUNKT STRICH Notizen aus Gegenwart und Geschichte der Grenze. Punkt-Strich auf den Landkarten vermerkt. Grenzen waren nicht immer Linien, eine messerscharfe Trennung zwischen Hier und Dort. Die Grenze war in ihrer ursprünglichen Wahrnehmung eine Abgrenzung gegen die Wildnis, gegen Unbekanntes, gegen Bedrohungen. Eine Abgrenzung vor dem Nichts. Die Siedlungen der Frühzeit bildeten die bekannte Welt, die sich von der unbekannten Welt des Waldes und der Welt dahinter abschirmte. Die Wälder zu betreten, um zu jagen, Beeren oder Kräuter zu sammeln, war eine Grenzüberschreitung, die nur bestimmten Mitgliedern der Gesellschaft erlaubt war. Charakteristische Steine, Bäume und Quellen in der Wildnis Wald wurden mit Mehrwert aufgeladen und zu Kultplätzen, weil sie als „Außenposten“ der Zivilisation fungierten. Grenze in der Flussmitte der Thaya. Foto: WikiCommons Grenze wirkt. M. und G. leben in einem kleinen niederösterreichischen Dorf. Sie sind jung. Das Dorf liegt zwischen der Grenze und dem Fluss Thaya. Der Fluss bekam unlängst eine neue Brücke. Wegen der Bauarbeiten konnten die Dorfbewohner – sie sind an zwei Händen abzuzählen – nur über eine lange Umleitung „die Welt“ jenseits der Thaya erreichen. Als der Brückenbau in die fünfte Woche ging, erzählte M., dass sie nun endlich auf die Idee gekommen seien, im tschechischen Dorf das Frühstücksgebäck zu kaufen. Jenseits der Grenze – keine drei Kilometer entfernt – liegt das tschechische Dorf. Also keine Baustelle und keine Umleitung, aber auch keine Passkontrolle, keine Grenzöffnungszeiten. Hüben kauft man Semmeln, drüben Rohlíky. Das ist der Unterschied. Seit 25 Jahren ist diese Grenze offen. Nicht, dass M. und G. nicht gewusst hätten, dass es jenseits der Grenze ein Dorf und ein Geschäft gäbe. Nicht, dass die jungen Leute Vorurteile hätten. Nein, sie sind nicht einmal aus der Gegend gebürtig, wo Kinder mit der Muttermilch immer noch das kurz und hart hingeworfene „de Behm“ in sich aufsaugen. Nichts von alldem. Trotzdem wirkt Grenze gründlich. Grenze ist eine unsichtbare Linie; als Strich- schaufenster / Kultur.Region / November 2014 –·– Lenka und Otakar B. kauften einen Pfarrhof in Mähren. Aus den Fenstern wucherten Büsche. Jeder, der die beiden besucht, kann die Fotos sehen: vorher eine Ruine, nachher ein Schmuckkästchen. Die beiden emigrierten in den 1970er Jahren aus der Tschechoslowakei nach Wien. Erfolgreich in ihren Berufen, suchten sie bald nach der Grenzöffnung ein Haus im Grünen – und hätten Dutzende gefunden, die vielleicht mehr Haus und weniger Ruine gewesen wären. Sie aber wollten das an der Grenze. Durch die Besetzung der Grenze wurde sie besiegt. Gleichzeitig bleibt sie unter ständiger Beobachtung, weil die Erfahrung lehrt, dass Grenzen verschiedene Aggregatzustände annehmen können. Essay / 45 Für das Kind M. war die Grenze absolut. Es wuchs an einem Ort auf, an dem nur drei Himmelsrichtungen existierten – Westen, Süden, Osten. Im Norden war eine Terra prohibita. Für die Älteren gab es Erzählungen und Erinnerungen an die Zeit vor dem Eisernen Vorhang. Für sie waren Änderungen im Grenzsystem denkbar. Für das Kind nicht. Sein erster Berufswunsch war durch die Grenze beeinflusst. Es wollte Zöllner werden, „Finanzer“ nannte man sie im Volksmund, die auf österreichischer Seite die Grenze bewachten. Sie schritten mit ihren langen grauen Mänteln stundenlang den Wald ab. Achtung! Staatsgrenze verläuft am Wegrand. Foto: WikiCommons Die Landschaftsinszenierungen des 19. Jahrhunderts wussten mit der Grenze zu kokettieren. Auf den ehemaligen Liechtenstein’schen Besitzungen von Feldsberg/Valtice und Eisgrub/Lednice steht ein Lustbau, ohne Zweck behaftet und den verspielten Gedanken der Romantik folgend, die ebenso verschlungen sind wie der Lauf der Thaya, die den Landschaftspark von Lednice durchfließt. Das Grenzschlösschen steht exakt auf der ehemaligen Landesgrenze zwischen Österreich und Mähren. Die Herrschaft Feldsberg gehörte bis zu den Verträgen von St. Germain 1920 zu Österreich, die Herrschaft Eisgrub zu Mähren. „Zwischen Österreich und Mähren“ ist auf der Mittelfront des Bauwerks zu lesen. Durch die Schlossmitte, aus der Urne einer Nymphe entspringend, floss der Grenzbach in den Teich vor der Terrasse. –·– Der Eishockeyklub Orli Znojmo hat ganz nebenbei mehr zum beidseitigen Verständnis getan, als viele Förderprogramme es zu tun vermögen. Er hat eine Menge treuer österreichischer Fans, aus der Hollabrunner Gegend, aus Retz und dem Waldviertel, die alle Spiele ihres Klubs besuchen. „Znojmo jedeme!“, rufen sie, während sich im Gäste- sektor die Wiener für die Vienna Capitals ins Zeug legen. –·– Die March ist ein Grenzfluss. Die Möglichkeiten, in das Nachbarland Slowakei zu fahren, sind 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eingeschränkt. Bei Hohenau verbindet eine einspurige Brücke Österreich mit dem Nachbarstaat Slowakei. In der Nacht herrscht aus Naturschutzgründen ein Fahrverbot. Davor gab es hier eine Brücke, die nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt wurde. 1994 ermöglichte eine behelfsmäßige Pontonbrücke den Übergang, die dann von der einspurigen Brücke (einer umgerüsteten Eisenbahnbrücke) abgelöst wurde. Bei Schlosshof können seit zwei Jahren Radfahrer und Fußgänger – also die „unbedenklichen“ Grenzgänger – die March auf der „Brücke der Freiheit“ queren. Bei Angern an der March quert man den Fluss auf einer kleinen Fähre. Die Bevölkerung sprach sich mit einer beinahe Zweidrittelmehrheit gegen den geplanten Brückenbau aus. –·– schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Die Grenze erzeugt einen Rand, aber für das Kind war sie ein Mittelpunkt, um den die Gedanken kreisten. Die Grenzen musste durchbrochen werden. Seinen ersten Grenzübertritt unternahm es mit neun Jahren. Die Grenze verläuft streckenweise neben der Straße. „Achtung Staatsgrenze“: Die Schilder stehen heute ebenso dort wie damals. Diese Stelle wählte es für die erste Grenzüberschreitung. Das Mädchen fuhr mit dem Rad. Dann fingierte es einen Sturz. Warf sich in den Straßengraben hinter dem Staatsgrenze-Warnschild. Blieb dort einige Minuten – oder waren es nur Sekunden? – regungslos liegen. Und nichts geschah. Stieg aufs Rad und fuhr als Heldin nach Hause. –·– Im Taumel der ersten Tage nach der Grenzöffnung ging ich zu Fuß und immer wieder zu Fuß über die Grenze. Und ich war nicht allein, scharenweise zogen die Menschen hin und her. Dieses Gefühl musste hautnah gespürt werden. In den weiteren 25 Jahren sind grenzüberschreitende Projekte ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Reisen führen fast zwangsweise hinter den ehemaligen Eisernen Vorhang. Die Grenze zieht sich Strich-Punkt-Strich durchs Leben. / Text: Mella Waldstein Kultur.Region / 46 FORTBILDUNG EIN SPAGAT IST DOCH KEIN KUNSTSTÜCK —————————————————————— Do, 6. 11. 2014, 18.00 Uhr Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Referentin: Aurelia Staub Wenn wir von Tanz sprechen, müssen wir uns einigen, worüber wir reden. Es gibt unzählige Richtungen, Stile und Formen. Kann die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigener Beweglichkeit den Blick auf den Bühnentanz schärfen? Wie lassen sich das Grundbedürfnis nach Bewegung und die künstlerische Ausdrucksform Tanz zusammenbringen? Und welche anderen Methoden stehen Kulturvermittlern heute zur Verfügung? Kennenlernen der Facetten der Kommunikation. Kommunikation bedeutet den Austausch von Nachrichten (Ideen, Botschaften, Informationen) mit dem Ziel, etwas beim Gesprächspartner zu bewirken. Die vorgestellten Kommunikationstheorien lassen verschiedenste Abläufe besser verstehen und zeigen, wie zukünftig bestimmte Fehler in der Kommunikation vermieden werden können. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung _ AUFBEWAHRUNG UND HANDHABUNG VON KUNST- UND KULTURGUT Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung _ —————————————————————— KÖRPERSPRACHE Präventive Konservierung in Depot und Ausstellung, Leihverkehr, Transport und Verpackung; Objektsicherheit und Notfallplanung. —————————————————————— Fr, 14. 11. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Referentin: Helga Steinacher Eine authentische Körperhaltung sagt einiges über die innere Haltung aus. So wird vor allem das „Wie“ in der Vermittlungsarbeit in den Fokus gerückt. Dabei werden Außenwirkung, Status und Präsenz überprüft sowie Erkenntnisse über das „Bauen von Brücken“ und das „Setzen von Grenzen“ gewonnen. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung _ WER SPRICHT? —————————————————————— Sa, 15. 11. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Referent: Mag. Erich Kremsmair Fr, 21.–Sa, 22. 11. 2014 Brandlhof, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 Referenten: Mag. Barbara Schönhart und Dipl.-Restaurator Valentin Delić Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung _ TEAMS UND MOTIVATION MUSIK UND MONETEN —————————————————————— Di, 11. 11. 2014, 9.00–18.00 Uhr Hotel Römerhof, 3430 Tulln, Hafenstraße 3 Referent: Mag. (FH) Christian Wagner Vielen Musikern, Labels und Tonstudios fehlt das Wissen über die Zusammenhänge und Mechanismen in der Musikindustrie. Dieser Workshop soll einen Überblick über eine Branche geben, die seit Jahren in der Krise steckt und trotzdem kaum an Anziehungskraft verloren hat. Wie kann man (heute) in der Musikbranche Geld verdienen? Was bedeuten Begriffe wie Urheber, Leistungsschutz, Lizenzen, Tantiemen …? Was sind Verwertungsgesellschaften und welche Rolle spielen sie? Was ist der Unterschied zwischen einem Label und einem Verlag? Wie komme ich zu Förderungen? Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ Tel. 02639 2552 [email protected] _ TANZMUSIKANTENSCHULUNG 2014/II —————————————————————— Sa, 22. 11.–So, 23. 11. 2014 Bildungswerkstatt Mold, 3508 Horn Für alle die ein beliebiges Volksmusikinstrument schon halbwegs beherrschen, auch wenn sie noch nie Volksmusik gespielt haben. —————————————————————— Anmeldeschluss: Sa, 15. 11. 2014 Fr, 28.–Sa, 29. 11. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Anmeldung & Information Franz Fuchs Tel. 0664 9804315 [email protected] www.volksmusik.cc _ Referent: Dr. Leo Hemetsberger Themen: Grundlagen erfolgreicher Teamführung, Arbeitsfelder und Kompetenzen, Arbeit mit Freiwilligen, Arbeitsbeziehungen und Konfliktlösung, Umgang mit Feedback und Kritik. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung _ schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Dem Schaufenster Kultur.Region ist ein Erlagschein beigelegt. Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie damit unser Magazin unterstützen. Kultur.Region / 47 Zwischen Himmel und Erde Kultur.Region INTERN WIR GRATULIEREN! Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: Gottfried Kloimwieder (80), Ybbsitz, 2. November Anton Oezelt (65), Hafnerbach, 4. November Prof. Hermann Jagenteufel (75), Zellerndorf, 5. November Hubert Jobst (65), Straß im Straßertal, 16. November Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Ehrenmitglied: OSR Isolde Kerndl, Langschlag, 1. November Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Maria Knöpfl, Heiligeneich, 1. November Christiana Hutterer, Loimersdorf, 10. November Zur Sponsion zum Magister Artium (MA) gratulieren wir: Rainer Maria Kalchhauser Zur Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Bundeslandes Niederösterreich gratulieren wir: Prof. Dr. iur. Rotraud Perner, BTh NEUE MITGLIEDER Unterstützende Mitglieder: Hans Svoboda, Wien; Patricia Bustos, Wien; Margot Lederbauer, Mank; Herta Rothbauer, Tulln; Nadia Pinzini, Wr. Neustadt AUFRUF – WIR BITTEN UM IHRE MITHILFE! 1912 veröffentlichte Arthur Halberstadt (1874–1950) mit seinem Buch „Eine originelle Bauernwelt. Das Volksleben im Semmeringgebiete“ die erste volkskundlich-musikalische Gesamtdarstellung einer geschlossenen Landschaft. Hierin beschreibt er das Leben, die Bräuche und die Volkspoesie der Kreuzberger. Auch Lieder, Jodler und Weisen zeichnete er darin auf. Darüber hinaus überlieferte er in verschiedenen Zeitschriften, was er selbst gehört hatte. Um 1935 hielt er volkskundliche Vorträge im Semmeringgebiet. Dabei wurde er von den Kreuzbergsängern und einigen Musikanten aus der Umgebung begleitet. Die Volkskultur Niederösterreich und das Steirische Volksliedwerk arbeiten derzeit an der Erforschung und Dokumentation des Lebens und Wirkens Arthur Halberstadts. Falls Sie einen Beitrag zur Person Halberstadt oder zur Region des Semmering leisten können (Fotos, Erzählungen, Noten, Hinweise zu erwähnten Personen), kontaktieren Sie uns bitte. Jeder kleinste Hinweis hilft! NÖ Volksliedarchiv Tel. 0664 8485386 (Dr. Peter Gretzel) [email protected] PFLANZE DER HOFFNUNG Wir weigern uns, Feinde zu sein. Zwischen Himmel und Erde ist Bethlehem ein ganz besonderer Ort. Neben der Geburtskirche von Jesus habe ich vor wenigen Tagen ungefähr neuen Kilometer südwestlich von Bethlehem einen anderen beeindruckenden Ort kennen gelernt. Dort lebt auf einem 42 Hektar großen Grundstück, auf dem Weinstöcke und Obstbäume gepflanzt sind, Daoud Nassar, ein palästinensischer Christ. Den Grund hatte sein Großvater im Jahr 1916 von den damaligen Machthabern erworben. Seit 23 Jahren setzt sich die Familie vor israelischen Gerichten gewaltlos für die durch osmanische, britische, jordanische und israelische Dokumente verbrieften Besitzrechte ein. Rund um sein Grundstück in dem von Israel besetzten palästinensischen Gebiet des Westjordanlands sind sechs israelische Siedlungen entstanden, manche mit bis zu 40.000 Einwohnern. Weitere werden gebaut. Schikanen bestimmen das tägliche Leben der Familie Nassar. Da werden über Nacht mit Bulldozern 200 Olivenbäume zerstört, weil sie angeblich auf öffentlichem Grund standen. Da sind eines Morgens hunderte Weinstöcke vernichtet. Da wird die direkte Zufahrtsstraße mit riesigen Steinen unpassierbar gemacht. Den letzten Kilometer zu seinem Grundstück kommt man bis heute nur zu Fuß. Bei seinem Eingangstor aber liegt ein großer Stein, auf dem mit bunter Farbe steht: „Wir weigern uns Feinde zu sein.“ In beeindruckender Weise schildert Daoud Nassar, dass in diesem Gebiet, in dem die politischen Mächte der ganzen Welt rat- und hilflos sind, die Lösung nur in einem gerechten und gewaltlosen Miteinander von Israelis und Palästinensern, von Moslems, Juden und Christen liegen kann. Jeder Gewalteinsatz kenne nur einen Sieger, die Radikalen. Daoud Nassar redet nicht nur, er handelt auch danach, ohne Rücksicht auf seine persönlichen Nachteile. Und auf einmal kommen Menschen, auch Juden und Moslems, die ihm Olivenbäume und Weinstöcke bringen, um wieder aufpflanzen zu können. Der Weinberg nahe Bethlehem ist eine Pflanze der Hoffnung inmitten der Resignation und der Mutlosigkeit. Hoffentlich wird sie nicht zertreten. / Superintendent Paul Weiland Kultur.Region / 48 Kultur.Region.Niederösterreich NACHSCHAU HERBSTFEST IN NIEDERSULZ DIRNDLGWANDSONNTAG Bereits zum vierten Mal rief Präsidentin Sissi Pröll (3.v. r.) zum Herbstfest auf – und viele prominente Gäste aus Medien, Wirtschaft, Kultur und Politik folgten der Einladung: LH Erwin Pröll (3. v. l.), Moderator Wolfram Pirchner, TV-Talkerin Vera Russwurm, Metropol-Wien-Chef Peter Hofbauer, die beiden Kultur.Region. Niederösterreich-Geschäftsführer Dorli Draxler (2. v. r.) und Edgar Niemeczek (l.) und NÖ Militärkommandant Rudolf Striedinger (re.) stellten sich in den Dienst der guten Sache und kauften eifrig Lose. Die Einnahmen kamen direkt der Initiative „Hilfe im eigenen Land“ zugute. Auch Moderatorin Barbara Stöckl (2. v. l.) oder das Ensemble der Militärmusik Niederösterreich stellten ihre Leistungen – ganz im Sinne des Benefizgedankens – selbstverständlich gratis zur Verfügung. _ Von Atzenbrugg bis Zwettl, von Sierndorf bis Reinsberg – ganz Niederösterreich feierte den landesweiten Dirndlgwandsonntag am 14. September. Epizentrum des Dirndlgwandsonntags war dieses Jahr Reinsberg. Als Ehrengäste begrüßte Dorli Draxler u. a. Vorstandsdirektor der EVN, Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr, und den Gen.-Dir. NÖ Versicherung, Dr. Hubert Schultes, sowie den 2. Landtagspräsident Mag. Johann Heuras (v. l. n. r.). Nach dem ORF Radio NÖ Frühschoppen in der Burgarena Reinsberg unterhielten noch zahlreiche Volkstanz- und Volksmusikgruppen der Region die Gäste mit ihren Vorführungen. _ 60 JAHRE ATZENBRUGG NIEDERÖSTERREICHERIN DES JAHRES Für das soziale Engagement als Präsidentin der „Hilfe im eigenen Land“ wurde Sissi Pröll als Niederösterreicherin des Jahres 2014 geehrt. Das Magazin die „Niederösterreicherin“ verlieh den Award an die Siegerinnen in sechs Kategorien. V. l. n. r.: Claudia Kloihofer (Aufsteigerin des Jahres), Michaela Koblmüller (Kunst & Kultur), Mag. Claudia Tanner (Wirtschaft), NÖ-Herausgeber Josef Rumer, „Die Niederösterreicherin“Chefredakteurin Dr. Angelica Pral-Haidbauer, Sissi Pröll (Soziales Engagement), Gundula Prüller (Kind & Karriere), Mag. Sybille Rasinger in Vertretung Dr. Karin Haider (Gesundheit). Foto: Caro Strasnik _ Strömender Regen tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Marktgemeinde feierte und verlieh Ehrenbürgerschaften an LH Dr. Erwin Pröll und an den Geschäftsführer der Kultur.Region NÖ, Dr. Edgar Niemeczek. V. l. n. r.:Vizebürgermeister Franz Mandl, Sissi Pröll, LH Dr. Erwin Pröll, Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführende Gemeinderätin Mag. Edith Mandl, Bürgermeister Ferdinand Ziegler. _ schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Kultur.Region / 49 DAS GLÜCK LIEGT SO NAH Vorschau TOP-TERMINE 2015 Das neue Buch von Sepp Forcher („Das Glück liegt so nah. Warum wir auf Österreich stolz sein können“, erschienen im Brandstätter Verlag) wurde am 30. September im Festsaal im Haus der Regionen in Krems-Stein vorgestellt. LH Dr. Erwin Pröll betonte, wie wichtig es für unsere schnelllebige Gesellschaft ist, dass es Menschen wie Sepp Forcher gibt, die mit ihrer Authentizität und Bodenhaftung Orientierung bieten. V. l. n. r.: Vorstandsdirektor EVN Peter Layr, Gen.-Dir. NV Hubert Schultes, LH Dr. Erwin Pröll, Autor Sepp Forcher, Dorli Draxler, GF Volkskultur NÖ, NÖ Militärkommandant Rudolf Striedinger. Foto: Helmut Lackinger _ ZEHN JAHRE ZINNFIGURENWELT KATZELSDORF Fr, 30. 1. 2015 , Eröffnung: 20.30 Uhr NÖ Trachtenball, Grafenegg Sa, 14. 3. 2015, 19.30 Uhr aufhOHRchen im Festspielhaus, Festspielhaus St. Pölten So, 22. 3. 2015, 9.30 Uhr NÖ Museumstag, Stift Seitenstetten Mi, 15. 4. 2015 Saisoneröffnung Museumsdorf Niedersulz Sa, 25. 4. 2015, 14.00 Uhr Landespreisträgerkonzert prima la musica, Festspielhaus St. Pölten Fr, 1. 5. 2015 Familienfest NÖ Kreativ Fr, 8. 5. 2015 Tag der Musikschulen Do, 14. 5. 2015 (Christi Himmelfahrt), 9.30 Uhr Zehn Jahre Brandlhof, Radlbrunn So, 17. 5. 2015 Internationaler Museumstag Sa, 6. 6. 2015, 19.00 Uhr Zehn Jahre Chorszene Niederösterreich, Grafenegg Zum 10-jährigen Bestehen der Zinnfigurenwelt am 16. September kamen Besucher aus Nah und Fern, 75 Gäste aus Deutschland scheuten nicht die weite Anreise, um mit dem Museumsteam das Jubiläum zu feiern. Beim Festakt konnten Bürgermeisterin Hannelore Handler-Woltran und Museumsleiter Franz Rieder u. a. begrüßen: LAbg. Ing. Franz Rennhofer, Bezirkshauptmann Andreas Strobl sowie Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer Kultur.Region NÖ, und Mag. Ulrike Vitovec, Geschäftsführerin des Museumsmanagement Niederösterreich. Prof. Gerhard Tötschinger, ein großer Freund der kleinen Figuren, unterhielt das Publikum mit einer launigen Rede, der auch unser Gönner, Kammersänger Heinz Zednik, lauschte. V. l. n. r.: Zinngießer, Franz Rieder, Dr. Edgar Niemeczek, Hannelore Handler-Woltran, Mag. Ulrike Vitovec, LAbg. Ing. Franz Rennhofer. Foto: Paul Draxler _ So, 7. 6. 2015, 13.00 Uhr Kinder- und Spielefest, Museumsdorf Niedersulz Do, 11. 6.–So, 14. 6. 2015 aufhOHRchen 2015, Region um Allentsteig So, 15. 8. 2015, Gaming Goldhaubenwallfahrt, Gaming Sa, 12. 9. 2015, 10.00 Uhr Naturgartenfest, Museumsdorf Niedersulz So, 13. 9. 2015 Dirndlgwandsonntag So, 4. 10. 2015 Handwerksmarkt, Brandlhof, Radlbrunn Mo/Di, 7. und 8. 12. 2015, 19.00 Uhr NÖ Adventsingen, Grafenegg (Auditorium) _ schaufenster / Kultur.Region / November 2014 Die letzte Seite / 50 2nd LIFE Die gute alte Küchenkredenz – Rundholzmöbel mit Schleiflack, Glasschiebetüren und dazwischen geklemmt bunte Ansichtskarten. Experten aus dem angewandten Pflegebereich haben gemeinsam mit Kura- toren von section.a und Architekten von gaupenraub die Küchenkredenz als „Memobil“ umgebaut, um sie als Brücke in der Kommunikation mit Demenzkranken einzusetzen. Das Vermögen und die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme ist stark eingeschränkt, Kommunikation funktioniert oft nur schwer. Anreize und Werkzeuge für eine gelungene Kommunikation fehlen. Da soll das „Memobil“ helfen, denn in der Betreuung demenzkranker Menschen nimmt die Beschäftigung mit den Gewohnheiten der Betroffenen, ihrer Lebensgeschichte und Kultur einen besonderen Stellenwert ein. / www.memobil.at Landeinwärts LIEBE HORCHER! Der Jubilar ist 90. Wiewohl hochbetagt, immer up to date und Tag und Nacht auf den Beinen. Kaum ein Jahr alt, hatte er bereits 100.000 Menschen, die ihm zuhörten. Diese begrüßte er mit „Liebe Horcher und Horcherinnen“. Er ist zuverlässig, in jeder Lebenslage ist auf ihn zu zählen. Er ist unsere Homebase. Sein Wecker lässt uns gut gelaunt den Tag beginnen. Und wem das zu gut gelaunt daherkommt, startet mit einem Guten Morgen Niederösterreich in den Tag oder wartet lieber gleich auf Sonntag, wo er uns seit dem Jahre 1945 mit Gedichten aus den Betten holt und uns zuflötet: Du holde Kunst! Früher servierte er dazu einen launigen Gugelhupf. Um uns international ein bisserl fit zu machen, gab’s auch Continental Breakfast. Auch jetzt lässt er uns nicht verhungern und lädt zum Frühstück bei mir. Er ist nicht nur Von Tag zu Tag zuverlässig, er es auch blitzgescheit und eröffnet uns mit Dimensionen die Welt der Wissenschaft. Da er mittlerweile 90 Jahre alt ist, möge es ihm verziehen sein, dass er uns nicht mehr zu einem Fit mach mit animiert. Mag man sich heute nicht mehr andächtig um ihn herum versammeln – als er zum Turnier auf der Schallaburg einlud, tat man es noch. Autofahrer unterwegs begleitete er 15.153 Mal schaufenster / Kultur.Region / November 2014 just zu einer Uhrzeit, als wir Österreicher nicht so sehr im Auto, sondern vielmehr pünktlich am Mittagstisch saßen. Heute lässt er dafür Ö3ver arbeiten. Nächtens erschloss er uns mit Melodie exklusiv Musikwelten – und das tut er heute noch mit in seinen Spielräumen aus allen Richtungen. Apropos Klassik – er ist in der Opernwerkstatt ebenso zu Hause wie er uns wöchentlich mit Solid Gold beschenkt und dienstags immer wieder aufhOHRchen lässt. Für Generationen von Kindern war er als Traummännlein unterwegs, heute erklärt er ihnen als Rudi! ein kleines Stückchen Welt. Schonungslos setzte er uns den Schalldämpfer an die Schläfe. Diesen vermissen wir ebenso wie Trost und Rat, den er uns an Sonntagabenden spendete. An diesen landen wir dafür manchmal Im Sumpf. Happy Birthday, Rundfunk! / Mella Waldstein Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von finanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at Foto: © Grafenegg 7. und 8. Dezember 2014 · 19.00 Uhr Auditorium Schloss Grafenegg NIEDERÖSTERREICHISCHES ADVENTSINGEN Karten und Information Auditorium Grafenegg · T. 02735 5500 · www.grafenegg.com Tonkünstler-Kartenbüro · T. 01 586 83 83 Karten: EUR 15,00 bis EUR 25,00 In grat klusive is Ei n zum tritt Gra fen Adv egger ent