Ezzes zur Krisenbewältigung für Negaraten

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Ezzes zur Krisenbewältigung für Negaraten
Ezzes zur Krisenbewältigung für Negaraten
Ja inzwischen sind es fünf Jahre und gefühlte hundert Folgen, dass ich, der Menschenfreund, Sie mit meinen Ezzes zum Massel begleite.
Wir könnten diese Jahre in Ihrem und meinem Leben jetzt
Revue passieren, lassen. Aber wozu? Ich bin genauso
gut, wenn nicht noch besser als damals, und Sie, Sie sind
es nicht, Sie sind nur - noch - älter geworden. So ist das
Leben. Und ob das nun stimmt, dass ich genauso gut,
wenn nicht besser als früher bin, oder auch nicht, ist gar nicht so wichtig. Hauptsache, ich
glaube es. Was Sie glauben oder nicht ist Ihr Problem und nicht meines. Soviel zum Menschenfreund.
Sie meinen, mein Erfolg Ihnen zum Erfolg zu verhelfen wäre ohnehin eher bescheiden gewesen. Sie wären immer noch nicht Papst,
und weder Pamela Anderson noch Kati Witt
würden Ihnen nach einem gar nicht so
schweren Arbeitstag die Füße massieren
und ihnen in der Combinäge das Bier bringen, sowie die ÖVP Frauen den ÖVP Männern in der Belangsendung? Erstens ist das nur eine billige Werbesendung, mit der das matriachilistisch-konservative Großkapital, uns proletarischen Massen verdummen und knechten will, und nicht das Leben.
Haben Sie übrigens gewusst, dass laut Forbes nicht nur die Chefin
des
Weltwährungsfonds eine Frau ist, sondern
auch der reichste Mensch der Welt eine
Sheila, also eine Australierin? Sie sagen das
macht Ihnen keine Angst das kapitalistische
Matriachat? Na dann schauen Sie sich einmal
die Fotos von Frau Rinehart und Lagarde an. Die lehren auch Ihnen das Fürchten und das
Lachen vergeht Ihnen.
Und wo´s ein Erstens gibt, gibt’s auch ein Zweitens, und zweitens habe ich Ihnen nie
Erfolg versprochen, sondern bestenfalls das Massel also das Glück.
Seien Sie doch einmal ehrlich und schauen Sie sich in den Spiegel. Wie soll jemand, der
so ausschaut wie Sie, Erfolg haben? Bei wem denn? Erfolg muss
man sich verdienen; womit wollen Sie sich was verdienen?
Massel, Glück hat man einfach, das braucht man sich nicht
verdienen.
So jemand wie Sie muss schon froh sein, wenn er eine Masn hat.
Mehr ist nicht drin. Das einzige was Sie selber zu Ihrem Glück
beitragen können, ist erstens ihm nicht davon zu laufen, sondern
geduldig warten, dass es zufällig und völlig unverdient einschlägt,
wie der Blitz, und zweitens damit zufrieden zu sein was Sie haben. Sind Sie erst einmal
wunschlos sind sie bald auch glücklich.
Bescheidenheit führt zwar nicht zum Erfolg, aber immerhin zur Zufriedenheit, der großen
und nicht etwa kleinen Schwester des Glücks. Bescheiden Sie sich also. Angesichts der
aus dem hellenischen Südosten und iberischen Südwestens heraufziehenden Krisengewitterwolken, wird Ihnen ohnehin nix anderes überbleiben.
Zum Beispiel können Sie sich bei Ihren Hobbies bescheiden. Keine Interkontinentalreisen
mehr, Cabriolets, Motorräder. Opernbesuche mit anschließendem Überfall auf die Sushibar sind nicht nur zu teuer, sondern seien Sie ehrlich: Das hat Ihnen noch nie wirklich ge fallen: Zuerst hindert einen dieses Gekreische, wie bei einer Sau, die abgestochen wird,
am Nickerchen, und dann rohen Fisch auf lauwarmen Reis und nicht einmal ein gscheides, kaltes Bier. Das haben Sie doch immer nur für die Frau Gemahlin gemacht. Und der
hat's auch nicht gefallen. Die wollte es nur der Nachbarin erzählen können.
Nix mehr Wellnesswochenende in einem 3-5 Sternehotel und Golfen. Bestenfalls noch ein
5 Stern Metaxa einmal im Monat zu € 9.99 bei Real. Ja auch eine philanthropische Jubiläumssendung braucht ihre Sponsoren, und ich wär mir
nicht einmal für den Aldi und den Hofer zu gut. Nur nein, die Raiffeisenkasse und die ÖVP nicht, für die wär sogar ich mir zu schade.
Ja, ein bisserl was ham Sie schon drauf, die
Griechen mit Metaxa und Ouzo.
Und bitte wozu geht man Golfen? Damit man
Leute kennenlernt, die einem dann irgendwie weiter helfen
können, bei irgendwas. Dort gehen doch nur Leute wie Sie
hin, die sich selbst nicht helfen können, wie sollen die Ihnen
helfen, etwa so wie Sie denen? Absurd, Sie haben es erkannt.
Damit Sie jetzt unbeschadet und sogar glücklich über die verschiedenen Krisen kommen,
die Finanzkrise, die Energiekrise, die Midlifekrise und sogar die Sinnkrise, gibt's von mir
jetzt ein paar Ezzes für eine sinn- und glücksstiftende Freizeitgestaltung.
Sie brauchen keine Angst haben, ich erzähl' Ihnen jetzt nix über Tupperwaredoserln-imWald-Suchen, vulgo Geocaching. Auch nicht über Mud Wrestling, obwohl das vielleicht
schon interessanter wär als Top Less Golfen. Nein nichts von alle dem.
Um rauszufinden wie Sie trotz Ihres traurigen Selbsts glücklich werden
können, habe ich im unendlichen Erfahrungsschatze meines langen und
überaus interessanten Lebens, das bei Wikipedia scheinbar dennoch keine
Sau
interessiert, gesucht und bin im proletarischen Wien der späten 70er Jahre,
genau in Floridsdorf, dem fäakischen Garten Eden, bei meinem Lieblingsonkel fündig
geworden. Der Mann war ein Genie und offensichtlich Hinterbergers reale Vorlage für den
literarischen Antagonisten zu Molières Misanthtrop, dem Philantrop, Herrn Edmund
Sackbauer, auch ein unsinkbarer Wiener.
Warum wurden wir damals glücklich? Wo wir doch so arm waren, nix
aber auch gar nix hatten. Ganz einfach. Der gute Mann hatte doch ein
bisserl was, nämlich, an der Alten Donau eine Jolle mit Trailer liegen.
Keine Yacht, kein Motorboot, nicht einmal ein neppiches Segelboot mit
Spinnaker oder wie der Blödsinn heißt. Gut die Jolle hatte einen 1 PS E-Motor, aber den
hat's zum Glück nicht wirklich gebraucht, das war schon überflüssiger Luxus, so wie alles
an einem Mann außer seinem Bierbauch.
Wenn die Tante zu viel gemotschkert hat, hat er sich da rein gesetzt, ist ein paar hundert Meter weiter zur nächsten Anlegestelle
mit Schanigarten vis-à-vis vom Gänsehäufel geschippert. Und weil
er mein Lieblingsonkel war, hat er mich manchmal mitgenommen.
Da sind wir dann im Schanigarten gesessen, im antrenzten T-Shirt.
T-Shirt kannten wir damals noch gar, wir waren so arm, dass wir uns die gar nicht hätten
leisten können. Drum trugen wir, zwei Männer von Welt, antrenzte, zu unseren Unterhosen passende Leiberl in Feinripp. Er saß beim Bier, ich in meiner
frühsten Kindheit beim aufgespritzten Himbeerwasser, später auch
ich beim Bier und wir haben uns ein paar ausgeschnappst, eine Dreier - die Antwort der Austria
Tabakwerke auf Galloise - zwischen den gelb
gegilbten Fingern.
Am Tisch stand zwischen Krügerln, Dreierpackerln und der Quick, ein eigens fürs Glück
angeschaffter Hochleistungs-Feldstecher ohne Richtmikrofon.
Mit dem haben wir, mal er, mal ich, dann an und ab und zu,
rüber geschaut und gespechtelt in den FKK
Bereich
des
Gänsehäufels.
Aus
der
Jukebox, Wurlitzer hieß das damals noch bei
uns, ertönte der Lieblingsong des Frauenminister, von Bob Marley. No
Woman No Cry.
Bitte was braucht der Mensch mehr? Das ist besser als das Paradies.
Die Evas im gebotenen Sicherheitsabstand
auf der anderen Seite der Drecklacke. Ein unüberwindbarer
Wassergraben um unsere Burg der Untugenden. Wir konnten
sie im Feldstecher zwar sehen, aber nicht hören und ließen uns
von Ihnen nicht zu verbotenen Früchten überreden und deshalb
gerieten wir auch nicht in die ewige Ver-dammnis, wie der
andeppate Adam. Mehr als ein rauschiger Schädel is uns nie passiert.
Und die Evas im passenden Kostüm, haben sich nicht über unsere antrenzten Leiberl und
unseren kultivierten Körpergeruch, eine Mischung aus Schweiß, Bier, den Dreiern, dem
Knofel auf den Langos beschwert, weil die konnten sie gar nicht sehen und abwindig gar
nicht riechen. Und hat der Wind gedreht und sie rochen ihn doch, konnte uns das auch
wurscht sein, weil wir ihr Motschkern durch den Feldstecher nicht hörten, der hatte ja wie
gesagt kein Richtmikrofon.
Ja, in Erinnerung an diesen mit Abstand schönsten und idyllischsten Teil meiner Kindheit
in Wien und aus genau diesem Grund habe ich letzte Woche meine gesamten
Euroreserven auf den Markt geworfen, bevor die Inflation und das
Großkapital sie frisst und hab mir und meinem Sohn ein
Gummiboot bestellt bei Amazon, und ein Stechpaddel, eine
Kühlbox, ein Deck französisches Blatt und last not least einen
Feldstecher ohne Richtmikrofon und bin mit dem ganzen Zeug an
den nächsten Münchner Baggersee gefahren. Ich bin sicher mein Sohnemann wird es mir
danken, wenn er dann so alt ist wie ich und in die Midlifekrisis kommt und dann trotzdem
weiß, was zu tun ist, mit seinem Sohn oder Neffen.
Und Sie, ja Sie wissen das jetzt auch. Und genau, ein bisschen Dankbarkeit, für dieses
unermesslich großzügig Verteilen meiner unermesslichen Weisheit an Sie, also quasi Per-
len vor die Säue, wäre durchaus angebracht. Ich werd' einen Paypalspendenknopf auf
meiner Website einrichten, wenn mir mal fad ist zwischen zwei Krügerln, damit Sie Ihre
Dankbarkeit auch zeigen können. Sie brauchen sich auch keine Sorgen machen, darüber,
wofür Ihr Geld verwendet. Nichts von Ihrem Geld kommt der Hamas,
der Hizbollah oder gar der ÖVP und auch nicht dem SOS Kinderdorf
zugute. Ihre großzügigen Zuwendungen fließen zur Gänze in die Kulturförderung. Sie
werden Mäzen.
Davon kauf' ich mir Zigaretten, Metaxa wie gesagt bei Real, und
Gummiboote
und
Feldstecher
bei
Amazon,
um
meine
Hauptsponsoren nicht unerwähnt zu lassen. Und wenn Sie ganz
besonders spendabel sind, geht sich dafür noch eine Tüte von
dem Stoff aus dem die Träume sind aus. Die dreh' ich mir nach
der Bauanleitung vom Marley Bob und zieh sie mir auf Ihr Wohl
und Ihre Kosten mit der Pamela rein.