arbeitsverhältnisse der spieler in der nfl

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arbeitsverhältnisse der spieler in der nfl
ARBEITSVERHÄLTNISSE DER SPIELER IN DER NFL
Draft
Ein Spieler der NFL wird normalerweise in der Draft – einer zweitägigen Veranstaltung Ende April jeden
Jahres in New York – aus dem College Football von einem Team ausgewählt. Es gibt 7 bis 8 DraftRunden. Es können somit maximal 256 von etwa 2.500 College-Spielern, die sich jährlich zur Draft
anmelden in der NFL einen Arbeitsplatz ergattern. Ein gedrafteter Spieler wird dadurch zu einem sog.
Rookie, der für 3 Jahre an den Club gebunden ist, der ihn ausgewählt (gedraftet oder gepickt) hat.
Zwei Monate zuvor muß sich jeder Spieler, der an der Draft teilnimmt, im sog. NFL Scouting Combine
(abgehalten jedes Jahr Anfang Februar in Indianapolis) medizinischen und sportlichen Leistungstest
unterziehen. Dabei werden an den Spielern auch Drogen- und Dopingtests vorgenommen und sie müssen
an einem Intelligenztest teilnehmen. Zugleich werden sie dabei von unzähligen Scouts, Trainern und
Club-Offiziellen interviewed und gecheckt.
Collective Bargaining Agreements (CBA)
Erstmals im Januar 1994, Fortschreibung des Vertrages im Mai 2001 mit Laufzeit bis zum Jahr 2007,
einigten sich die Eigentümer der NFL-Clubs und die Spielergewerkschaft, die NFL Footbal Players
Association (NFLPA), auf einen Tarifvertrag, die Collective Bargaining Agreements (CBA). Damit
wurde sowohl die ungefähre Ausgeglichenheit der NFL bewahrt, die Spielergehälter explodierten nicht wie
in der NBA oder NHL und den Spielern wurde gleichzeitig die Möglichkeit der freien Wahl des
Arbeitsplatzes geöffnet. Alle im Draft gepickten Spieler eines Jahres dürfen zusammen nur eine an den
Einnahmen der Liga orientierte Summe jährlich verdienen (ab 2001 ca. 2 Millionen Dollar pro Club). Ab
2001 betrug das Mindesteinkommen eines Spielers 225.000 Dollar. Spieler im zweiten NFL-Jahr
verdienen mindestens 300.000 Dollar, im dritten NFL-Jahr 375.000 Dollar, im vierten NFL-Jahr 450.000
Dollar, im fünften und sechsten NFL-Jahr mindestens 525.000 Dollar und im siebten bis neunten NFLJahr mindestens 650.000 Dollar. Für Spieler mit 10 oder mehr Jahren NFL gibt es mindestens 750.000
Dollar pro Spielzeit.
Eine Profi-Karriere dauert im Durchschnitt allerdings nur 6 bis 7 Jahre. Diesen hohen Gehältern
gegenüber steht die stete Möglichkeit einer Entlassung. Football-Profis können jederzeit, auch während
der Saison ausgemustert werden. Eine Ausnahme davon bilden allerdings Spieler, die mindestens vier
Jahre in der Profiliga gespielt haben (sog. Veteran Player). Sie können während der Saison nur
verliehen, aber nicht entlassen werden. Bei einem verletzten Spieler verhält es sich ebenso: Solange die
Verletzung anhält, darf der Club ihn bis zum Ende der Saison nicht entlassen.
Anmerkung: Läuft die CBA im nächsten Jahr (2007) aus, ohne daß sich die Eigner und die NFLPA auf
einen neuen Vertrag einigen, ist die Saison 2007 eine sog. Uncapped Season, in der die Spielergehälter
aller Voraussicht nach explodieren werden. Die Teams, die reiche Besitzer haben oder geographisch in
wirtschaftlich gesunden Regionen und vor allem im Bereich großer TV-Märkte ansässig sind, werden
außerordentlich gut prosperieren (Ballungsräume der amerikanischen Großstädte). Naturgemäß werden
diese Teams dann den anderen Teams (Mittlerer Westen, Nordwesten, Südwesten) langfristig den Rang
ablaufen. Das relativ ausgeglichene wirtschaftliche und sportliche Gefüge der NFL – was deren Spannung
zum erheblichen Teil ausmacht – wird zerstört werden. Es werden sich wieder langfristig FootballDynastien herausbilden, die die NFL für lange Zeit untereinander beherrschen, analog dem europäischen
Vereinsfußball. Um diese leider drohende Entwicklung der NFL zu verdeutlichen, ein noch extremeres und
schon reales Beispiel: Die NFL würde genauso langweilig werden wie die Fußball-Bundesliga in
Deutschland oder die Fußball-Liga in Schottland, in der - mit seltenen Ausnahmen - immer nur der
FC Bayern München bzw. Celtic Glasgow oder Glasgow Rangers Meister werden und wo in Deutschland
die Bayern eigentlich in jeder Saison mit 20 Punkten Vorsprung Meister werden müßten ...
Salary Cap
Im Salary Cap wird den Clubs eine, nach einer komplizierten Formel errechnete, Höchstsumme der
Gesamtsumme der Spielergehälter einer Saison vorgegeben, die sie nicht überschreiten dürfen. Der
grenzenlosen Gehaltsexplosion wird ein Riegel vorgeschoben.
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 Gehaltsobergrenze (Salary Cap):
Höchstens 67 Prozent der Liga-Brutto-Einnahmen dürfen für Spielergehälter aufgewendet werden. Wird
die Obergrenze der Gesamtgehaltssumme der Spieler überschritten, müssen die Teams die Gehälter
wieder bis zur Obergrenze senken (Salary Cap).
Der Salary Cap lag für die Saison 2005 bei 85,5 Millionen Dollar pro Team. Team-Roster max. 53 Player.
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
 Gehaltsuntergrenze:
Mindestens 64 Prozent der Liga-Brutto-Einnahmen müssen den Spielern als Gehalt ausgezahlt werden.
Die CBA, der Salary Cap und die Free Agency führte zwar zu einer relativen Gleichheit der
wirtschaftlichen Stärke der Vereine und zu langsam aber stetig steigenden Durchschnittsgehältern der
Spieler, es zeigen sich jedoch für die Spieler auch zwei nachteilige Entwicklungen:
1. Innerhalb einer Mannschaft bildet sich vor allem durch den Salary Cap und die Unarten des Signing
Bonus eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit wenig extrem gut bezahlten Stars und vielen
unterdurchschnittlich verdienenden Teamplayers, denn inzwischen erhalten nur 20% der Spieler 60% der
Gesamtsumme der Spielergehälter einer Mannschaft. Dadurch verbleibt für 80% der Spieler eines Teams
nur ein Anteil von etwa 40% der Gehaltssumme.
Beispielrechnung: Salary Cap des Teams 80 Millionen US$. Im Roster sind 50 Spieler. Dann erhalten 10 Spieler jeweils im
Schnitt 4,8 Millionen US$ und die übrigen 40 Spieler des Teams jeweils durchschnittlich nur 800.000 US$.
2. Auch den Altstars geht es wirtschaftlich irgendwann schlechter, denn die gut verdienenden Veteran
Player (4 Jahre Profi in der NFL) werden vermehrt von den Clubs freigesetzt, damit wieder „Luft“ für
höhere Gehälter anderer Stars oder Spielerneueinkäufe ist. Hiervon werden auch Superstars, die den
Leistungszenit überschritten haben, nicht verschont und werden von ihren Clubs zum Waiver erklärt.
Waiver
[engl.; Verzichtserklärung]. Ein Club erklärt öffentlich den Verzicht auf einen Spieler. Der Spieler wird also
entlassen. Dieser Spieler kommt auf das sog. Waiver Wire. Unter der Voraussetzung, daß sein Gehalt
gleich bleibt, können in der Off-Season innerhalb von 10 Tagen die anderen 31 Teams diesen Spieler
versuchen, vertraglich an sich zu binden, d.h. sie »claimen« den Spieler [engl.; to claim = Anspruch
erheben auf, beanspruchen]. In der Zeit von Anfang Juli bis Ende Dezember muß der Spieler innerhalb
von 24 Stunden(!) von anderen Teams „geclaimed“ werden.
Versuchen mehrere Teams, sich einen Waiver zu sichern, entscheidet das momentane inverse won-lost
Team-Standing, d.h. das schlechteste Team hat den ersten Zugriff auf diesen Spieler. Claimed kein Team
diesen Spieler, ist er ein Free Agent und kann mit jedem Verein, auch mit seinem alten Verein, einen
neuen Vertrag aushandeln. Erhält der Player keinen neuen Vertrag, ist er arbeitslos – faktisch von der
NFL gefeuert, ohne daß sein Club ihm gegenüber irgendwelche finanziellen Verpflichtungen hat.
Free Agency
Die anfängliche Befürchtung, daß durch die Free Agency die Ausgeglichenheit der Liga - bis dahin nur
garantiert durch das System der Draft junger College Athleten - aufgehoben würde und somit auf Dauer
nur die finanzstarken dann logischerweise auch erfolgreicheren Clubs die NFL dominieren würden, hat
sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, die Macht der Footballdynastien (wie z.B. Pittsburgh in den 70er
Jahren und San Francisco in den 80er Jahren) ist endgültig vorbei, denn der Salary Cap verhindert dies.

 Restricted Free Agent
Ein Spieler der 3 Jahre in der NFL gespielt hat und dessen Vertrag ausläuft.
Der Spieler erhält nach Ablauf des Vertrages von seinem alten Club ein Angebot für einen 1Jahresvertrag, dessen Höhe von der Spielergewerkschaft und der NFL festgelegt wird. Der Spieler kann
bis zum 16. April 2006 mit allen Clubs verhandeln. Findet er keinen neuen Club, läuft der mit der
Spielergewerkschaft ausgehandelte Vertrag mit dem alten Club für 1 Jahr weiter. Erhält der Spieler ein
höheres Angebot von einem anderen Club, kann der alte Club entscheiden, ob er mit dem Angebot
gleichzieht und den Spieler damit behält. Ansonsten kann der Spieler den Club wechseln.
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 Unrestricted Free Agent
Ein Spieler der 4 Jahre in der NFL gespielt hat und dessen Vertrag ausläuft.
Franchise Tag – Franchise Player
Jeder Club kann einen einzigen seiner Spieler zu Beginn der Wechselperiode (derzeit bis zum Ende des
3. März 2006) mit dem Franchise Tag oder dem Transition Tag belegen und damit zum Franchise Player
oder Transition Player erklären. Der gleiche Spieler kann in der nächsten Saison durchaus wiederum für
ein Jahr zum Franchise Player erklärt werden. Es gibt bei diesem Verfahren drei Varianten:
1. Exclusive Franchise Player
Bis zum 3. März 2006 Jahres kann ein Club sich einen Spieler fest für ein weiteres Jahr sichern, indem er
den Spieler mit einen Franchise Tag belegt [„tagged“; Tag; engl.; Namens oder Preisschild] und zum
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Exclusive Franchise Player erklärt. Der so „getaggte“ Spieler darf dann mit keinem anderen Club
verhandeln. Der Spieler erhält dafür aber einen neuen Einjahresvertrag mit entweder 120% seines letzten
Gehalts oder in Höhe des Durchschnittsgehalts der 5 bestbezahlten Spieler auf seiner Position, je
nachdem was höher ausfällt. Nach diesem weiteren Jahr ist er wieder ein Unrestricted Free Agent.
Die Durchschnittsgehaltshöhe für jede Spielerposition errechnet sich aus dem Basisgehalt, plus den
Bonuszuschlägen, plus dem in diesem Jahr angerechneten Signing Bonus. Stichtag ist der 16. April 2006.
2. Non-Exlcusive Franchise Player
Die andere Variante des Franchise Tag ist, einen Unrestricted Free Agent im Prinzip frei mit allen Clubs
verhandeln zu lassen, man offeriert ihm aber einen Vertrag in Höhe von 120% seines letzten Gehalts oder
in Höhe des Durchschnittsgehalts der 5 bestbezahlten Spieler auf seiner Position. Man belegt den Spieler
mit einem Franchise Tag und erklärt ihn zum Non-Exclusive Franchise Player. Erhält der Spieler von
einem anderen Club ein höheres Angebot, so kann der alte Club entscheiden, ob er mit dem Angebot des
neuen Clubs gleichzieht oder auf den Spieler verzichtet und ihn ziehen läßt. Läßt der alte Club den Spieler
gehen, erhält der Club dafür als Kompensation (Entschädigung) vom neuen Club zwei Erstrunden-Picks in
der nächsten bzw. auch übernächsten Draft (je nachdem, ob der neue Club zwei oder nur einen
Erstrunden Draft-Pick hat).
Diese zusätzlichen Draft-Picks sind die für Außenstehende überraschenden Picks außerhalb der
eigentlichen Draft-Order, die ja im Prinzip die umgekehrte Reihenfolge der Plazierung der Teams der
abgelaufenen Saison darstellt.
Signing period für Non-Exclusive Franchise Player ist vom 3. März 2006 bis 9. November 2006, d.h. bis
zur 10. Spielwoche der Regular Season.
3. Transition Tag – Transition Player
Jeder Club kann nur einen Spieler mit einem Transition Tag oder mit einem Franchise Tag belegen. Die
dritte Variante, der Transition Tag, unterscheidet sich vom Franchise Tag zum einen dadurch, daß der
Spieler grundsätzlich ein Angebot von einem anderen Club erhalten kann. Der zweite Unterschied zum
Franchise Tag liegt in der Höhe dieses Vertragsangebotes. Der Transition Tag beinhaltet entweder eine
20%-ige Gehaltserhöhung oder das Durchschnittsgehalt der 10 bestbezahlten Spieler auf dieser Position
und liegt damit immer niedriger als der Durchschnittsgehalt des Franchise Players. Der alte Club darf das
Angebot des neuen Clubs innerhalb von 7 Tagen ablehnen und mindestens gleichziehen. Überbietet der
alte Club das Angebot des neuen Clubs, so bleibt der Spieler beim alten Club. Überbietet der alte Club
das Angebot des neuen Clubs nicht, wechselt der Spieler zum neuen Club. Der alte Club erhält jedoch
keine Kompensation.
Für Transition Player währt die Signing period vom 3. März 2006 bis 22. Juli 2006.
Diese komplizierten Regularien der Vertragsverhandlungen bieten sowohl für den Club als auch für den
Spieler, die sich meist durch mehr oder weniger clevere Anwälte oder Agents vertreten lassen (siehe auch
den Film „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“, Tom Cruise als Sport Agent), zahlreiche taktische
Möglichkeiten bei den Vertragsverhandlungen. Sichert man sich einen Spieler als Exclusive Franchise
Player oder tagged man einen Spieler, der zu teuer wird, nur zum Schein als Transition Player?
Verhandelt der Restricted oder Unrestricted Free Agent nur taktisch mit einem anderen Club oder meint er
es ernst? Schiebt man einen Spieler wegen des Salary Caps ab oder will man nur zwei neue Draft Picks?
Alles ist möglich ...
© MONTANA
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