MFGBND Band 7 - Bundesnachrichtendienst

Transcription

MFGBND Band 7 - Bundesnachrichtendienst
Nr. 5
MFGBND 2/2011
18. Dezember 2012
2
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
MFGBND 7/2014
3
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Mitteilungen
der
Forschungs- und
Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“
Im Auftrag des
Bundesnachrichtendienstes
Nr. 7
2014
MFGBND 7/2014
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
4
Inhalt
Seite
Vorwort
5
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt „Mr. Dynamit“
„Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus …“
6
1. Ein Kinofilm über den BND
2. Die falsche Adresse: Das Bundesverteidigungsministerium wird eingeschaltet
3. Die Verdienste der deutschen Abwehr oder das Werben um Unterstützung des
Auswärtigen Amtes
4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND wird informiert
5. „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus“: Das Interesse des Dienstes an
„Mr. Dynamit“
6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“: Übersicht der Dialoge
7. Reaktionen zum Film: Die Rolle des BND wird nicht wahrgenommen
8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus
6
9
11
14
17
20
25
28
Anhang
I.
Dokumente
Beschreibung der Dokumente
II. Faksimiles
III. Glossar
IV. Personen- und Ortsregister
Danksagung
Summary
Bildrechte
Filmfotos und -plakate: Transit Film München
Impressum
Foto C.H. Guenter aus „Der Waterloo-Effekt“, Pabel-Verlag, Rastatt, 1987
Titel Mr. Dynamit Roman Pabel-Verlag, Rastatt 1965
Bundesnachrichtendienst
Sonstige Abbildungen:
BND-Archiv
Forschungsund Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“
Gardeschützenweg 71-101
Impressum
12203
Berlin
Bundesnachrichtendienst
Forschungs- undvom
Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“
Herausgegeben
Bundesnachrichtendienst
Gardeschützenweg
71-101
Verantwortlicher
Herausgeber:
Bodo Hechelhammer
12203 Berlin
2. Auflage 2013
Herausgegeben
vom Bundesnachrichtendienst
Aktualisierte
Ausgabe
Verantwortlicher Herausgeber: Bodo Hechelhammer
Internet: www.bnd.bund.de
Internet:
www.bnd.bund.de
email:
[email protected]
email: [email protected]
ISBN 978-3-943549-07-2
978-3-943549-09-6
MFGBND 7/2014
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Vorwort
In der vorliegenden Ausgabe der Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“ wird nach der Ausgabe von 2012 zur Geschichte der SanktGeorgs-Medaille des Bundesnachrichtendienstes (BND) zum zweiten Mal ein kulturgeschichtliches Thema betrachtet. Nach
der Phaleristik wird sich nun der Filmgeschichte genähert. Die Studie behandelt in
allgemeiner Form das Genre des Agentenfilms und betrachtet dabei speziell das
Interesse des deutschen Auslandsnachrichtendienstes an dem bislang einzigen
Kinofilm über einen BND-Agenten in der
Hauptrolle aus dem Jahre 1967: „Mister
Dynamit – morgen küsst euch der Tod“.
Das Genre der Spionagefilme bzw.
Agentenfilme gibt es bereits seit der
Stummfilmzeit und etablierte sich in den
1930er und 1940er Jahren. Die weltweite
Popularität der ersten James Bond Filme
bestimmte nicht nur die Vorstellung über
den britischen Secret Intelligence Service
(SIS) bzw. MI6, sondern prägte generell
das öffentliche Bild von einem Geheimdienst in den sechziger Jahren. Die meisten anderen Agentenfilme handelten zu
dieser Zeit von der Central Intelligence
Agency (CIA) oder anderen amerikanischen Geheimdiensten. Auch das Wirken
des sowjetischen In- und Auslandsgeheimdienstes (KGB) oder der Dienste des
Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)
der DDR wurde in zeitgenössischen Kinofilmen rezipiert. Und der westdeutsche
Auslandsnachrichtendienst? Offenkundig
hatten internationale, aber ebenso nationale Produzenten und Drehbuchautoren
kein Interesse an Geschichten über Agenten aus Pullach.
5
Innerhalb des BND gab es Organisationsbereiche, die sich mit der Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit beschäftigten und sehr
genau registrierten, was über den BND
berichtet wurde. Um möglichst Mitsprache zu erlangen, wurde gezielt der Kontakt
zu den Medien oder zu anderen Bereichen
mit Öffentlichkeitswirkung gesucht. So
interessierte sich der BND zwangsläufig für
ein Filmprojekt Mitte der sechziger Jahre,
das erstmals nicht der CIA oder anderen
Diensten eine Hauptrolle zusprach, sondern diese ein Mitarbeiter der bundesdeutschen Behörde mit Sitz in Pullach verkörperte.
Die Studie beschreibt das Interesse des
BNDs an dem Kinofilm, skizziert die einzelnen Zeitabläufe von der Produktionsplanung über die Filmproduktion bis zur
Filmkritik und beleuchtet die Rolle des
BND. Bislang war der Film über den BND
nur eingefleischten Cineasten bekannt,
zumal er nicht lange im deutschen Kino zu
sehen war und nur einmal im deutschen
Fernsehen gezeigt wurde. Die umfassende
Beschäftigung mit dem Thema führte zu
einem interessanten Ergebnis: Der Spielfilm über den BND ist neu aufgelegt
worden. Im Dezember 2014 erschien die
Kinofassung von „Mr. Dynamit – Morgen
küsst euch der Tod“ bei Pidax Film als DVD
mit umfangreichem Bonusmaterial.
Dr. Bodo Hechelhammer
Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“
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6
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Der Bundesnachrichtendienst und
das Filmprojekt „Mr. Dynamit“
„Jedenfalls kommt der BND ganz
groß heraus …“
1. Ein Kinofilm über den BND
Aus den amerikanischen Armeebeständen
verschwindet eine Atombombe. Verantwortlich dafür ist der italienische Unternehmer Bardo Barretti, der damit die Vereinigten Staaten von Amerika zur Zahlung
von einer Milliarde Dollar erpressen will.
Andernfalls droht er die Bombe über
Washington explodieren zu lassen. Das
Pentagon und die CIA bitten um Amtshilfe
und schalten den Bundesnachrichtendienst (BND) ein, der sich seit geraumer
Zeit mit den Machenschaften von Barretti
befasst. Der BND betraut seinen besten
Mann mit dieser Aufgabe: Bob Urban.
Dieses ist die Grundgeschichte des
Films „Mr. Dynamit – morgen küsst euch
der Tod“, einer deutsch-spanischitalienischen Koproduktion aus dem Jahre
1967.1 Erstmalig und zugleich letztmals
spielte hierbei ein BND-Mitarbeiter in einem internationalen Kinofilm die Hauptrolle. Eine bislang singuläre Episode des
Agentenfilms.
Die Filmvorlage basierte auf einem Roman von Karl-Heinz Günther (1924 - 2005),
der ihn unter seinem Pseudonym C. H.
Guenter veröffentlichte. „Morgen küsst
euch der Tod“ erschien 1965 als Band 212
in der Agentenromanreihe beim Erich Pa1
Vgl. Jan Distelmeyer, Mister Dynamit - Morgen
küßt euch der Tod (1967), in: Freddy Bockbein trifft
Mister Dynamit, Christoph Fuchs und Michael
Tötenberg (Hg.), Hamburg 2007, S. 180 – 186.
MFGBND 7/2014
bel Verlag. Der Untertitel des Romans lautete verheißungsvoll: „Ein eiskalter Reißer“. Ein hauptamtlicher BND-Mitarbeiter,
Bob Urban, genannt „Mister Dynamit“,
war der Titelheld der Taschenbuchserie
von Guenter, die von 1965 bis 1992 im
Erich Pabel Verlag erschien. Guenter hatte
sich bewusst für einen BND-Agenten in
seinen deutschen Romanen entschieden,
Abbildung 1: Karl-Heinz Günther
um seinen Helden den weltweiten Einsatz,
ein Agieren in fremden Ländern glaubhaft
zu ermöglichen.2 Dem Autor war die Diskrepanz zwischen Fiktion in den Romanen
und dem Arbeitsalltag beim BND bewusst.
In einem Interview sagte er dazu: „Klar bin
ich mir darüber, daß beim BND in einem
Jahr nicht so viel passiert wie in meinem
MD-Roman“.3
Auf die Frage, warum er denn gerade
einen Agenten aus Pullach als Held seiner
Geschichten auserwählt habe, sagte er:
„Warum soll es immer ein CIA-Agent sein?
2
Vgl. Jörg Weigand, Ein Mann wie Dynamit. Die
Agentenserie um den BND-Mann Robert Urban, in:
Jugend-Medien-Schutz Report 15/2 (1992), S. 48.
3
Wie Anm. 2.
7
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Der Hauptmarkt für solche Bücher ist in
Europa. Nimm einen BND-Agenten, sagte
ich mir, obwohl der BND damals auch keinen besseren Ruf hatte, nämlich überhaupt keinen. Über die armen Kerle in
Pullach schreibt kein Schwein“.4
Lex Barker (1919 - 1973) ausgewählt, den
BND-Mitarbeiter zu verkörpern. Barker
hatte 1966 den Bambi als bester ausländischer Schauspieler erhalten.6 Der heute
hauptsächlich für seine Tarzan- und KarlMay-Verfilmungen bekannte Schauspieler
hat im Laufe
Für die Realiseiner Karriere
mehrfach Gesierung
des
heimagenten
Filmprojekts
zeichnete
der
gespielt.7 Nedeutsche Filmben Lex Barker
erhielten aber
produzent, Regisseur, Drehgezielt
deutbuchautor und
sche Filmstars
Schauspieler
der sechziger
Theo
Maria
Jahre größere
Werner (1925 und
kleinere
1989)
verantRollen.
Wie
Abbildung 2: Lex Barker als BND-Mitarbeiter Bob Urban
wortlich, der mit
zum Beispiel:
der Münchner Parnass-Film GmbH vor
Eddi Arent (1925 - 2013), Ralf Wolter
allem in den 1960er Jahren zahlreiche
(*1926) oder Wolfgang Preiss (1910 Agenten- und Abenteuerfilme in die Kinos
2002), die alle BND-Mitarbeiter verkörperbrachte, beispielsweise die „Kommissar
X“-Verfilmungen, die ebenfalls aus der
6
Feder C. H. Guenters stammten. Der Film
Vgl. dazu allgemein Reiner Boller und Christina
wurde von September bis Dezember 1966
Böhme, Lex Barker – Die Biografie, Berlin 2003;
Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand –
in Deutschland, Spanien und den USA geLex Barker und seine Filme, Tuningen 1994.
7
dreht.5 Für die Regie und zugleich für das
Schon sein vierter Film trug den Titel „Im Geadaptierte Drehbuch war der österreichiheimdienst“ (engl. „Cloak and dagger“, 1946).
Barker gab hier das Lichtdouble für Gary Cooper,
sche Regisseur Franz Josef Gottlieb (1930 Regie hatte Fritz Lang. 1956 entlarvt Barker in
2006) verantwortlich, der zuvor zahlreiche
„Hölle des Dschungels“ (engl. „Jungle Heat“) ein
Edgar Wallace- und Karl May-Filme gejapanisches Spionagezentrum auf Hawaii. Ein Jahr
später sucht er in „Hinter den Mauern des Kreml“
dreht hatte.
Die Hauptrolle des BND-Agenten Bob
Urban übernahm aber kein deutscher
Schauspieler. Es wurde der in dieser Zeit in
Deutschland sehr populäre Amerikaner
4
Martin Compart, From Pullach with love …, in:
www.evolver.at/stories/Mister_Dynamit_C_H_Gue
nter/, abgerufen am 11. November 2013.
5
Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1),
S. 182.
(engl. „The girl in the Kremlin – Is Stalin alive?“) als
Geheimagent, gemeinsam mit Zsa Zsa Gabor, Stalins Doppelgänger in Moskau. Laut Filmplakat „the
story behind the world’s greatest conspiracy.“ In
Deutschland kam der Film erst gar nicht ins Kino.
1961 tauchte Barker dann als FBI-Agent Joe Como
in „Im Stahlnetz des Dr. Mabuse“ auf der Leinwand
auf. Im gleichen Jahr folgte schon die Fortsetzung
mit „Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse“, vgl.
Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand.
Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o. J.]. Seine
letzte Frau Carmen „Tita“ Cervera hatte in „Mr.
Dynamit“ eine Nebenrolle.
MFGBND 7/2014
8
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
ten.8 Auch Joachim Fuchsberger (*1927)
hat einen kurzen Cameo-Auftritt als amerikanischer Militärpolizist.9 Mit Blick auf
den Erfolg an der Kinokasse sollte durch
die Zusammenführung verschiedenster
Filmstars und Genrevertreter großes Interesse geweckt werden.10
Das Drehbuch bzw. der Film sind sehr
eng an dem Roman angelehnt, Ablauf und
Szenen sind fast identisch mit der Vorlage.
Allein das dramatische Ende weicht davon
ab.11 Erst ab Seite 53, von 174 Seiten, treten der BND und sein „bester Mann“ Bob
Urban in Erscheinung. Auf knapp zwei Seiten werden zunächst idealtypisch die Eigenschaften und Kenntnisse eines bun8
Weitere Schauspieler waren neben Lex Barker
Brad Harris, Maria Perschy, Amedeo Nazzari, Eddi
Arent, José Suarez, Wolfgang Preiss, Gustavo Rojo,
Ralf Wolter, Dieter Eppler, Ulrich Haupt, Raoul
Retzer, Werner Fuetterer, Karl Rapp, Siegfried
Rauch, Antonio Pica, Pino Mattai, Tita Cervera,
Gisela Hahn, Sylvia Solar, Miguel de la Riva, Birgit
Adenau, Damaso Muni, Werner Hauff, Luis Induni,
Charles Fawcett, Gerald Landry, Carl Lange, Giancarlo Bastianoni. Blacky Wallace (i.e. Joachim
Fuchsberger), Hercules Cortés, Howard Haggan,
Francisco Cebrian, Gustovo Re, Wilhelm Cervera,
Georges Rigaud, Uta Levka, Joachim Teege, Werner
Peters; vgl. Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. Monthly
Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59.
9
Joachim Fuchsberger übernahm in dem Film eine
kleine Rolle und hatte einen kurzen CameoAuftritt. Da Fuchsberger unmittelbar neben den
Bavaria-Filmstudios wohnte, fragte ihn der mit ihm
befreundete Regisseur Gottlieb kurzerhand, ob er
mal kurz in die Studios kommen und eine Filmszene abdrehen könnte. Ohne Kenntnis des Drehbuchs und ohne Gage spielte er mit, nur als
Freundschaftsdienst und weil er Spaß an dem Film
hatte. Zeitzeugengespräch Bodo Hechelhammer
mit Joachim Fuchsberger am 19. August 2013; vgl.
Christos Tses, Der Hexer, der Zinker und andere
Mörder: Hinter den Kulissen der Edgar-WallaceFilme, München 2002, S. 210.
10
Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1),
S. 183.
11
Auch die erotischen Schilderungen sind im Buch
deutlich zurückhaltender als im Film.
MFGBND 7/2014
desdeutschen Agenten vorgestellt: Abitur
1950, Ingenieurstudium (Hochfrequenz
und Maschinenbau), davon acht Semester
an der TH München bzw. Berlin, Dolmetscherexamen in Französisch, Englisch und
Spanisch. Neben einer technischen Ausbildung und sprachlichen Fähigkeiten verfügt
der BND-Mann auch noch über herausragende sportliche Fähigkeiten: olympiareifer Fünfkämpfer und „Pistolenmeister“.
Ergänzt wird das Paket eines Vorzeigeagenten durch eine entsprechende militärische Ausbildung: Pionieroffizier mit
diversen Militär-Flugscheinen (bis Düsenjäger), zwei Jahre zur Marine abkommandiert („Patent A5, Steuermann auf großer
Fahrt“).12 Der BND-Mitarbeiter mit einem
Intelligenzquotienten von 123, verfügt
über eine hohe Intelligenz, obgleich er
nicht als Superhirn gilt, und durchlief zudem eine Ausbildung beim Bundeskriminalamt. Vom BND, der verkürzt und falsch
verstanden als „Abwehr“ bezeichnet wird,
ist er schließlich angeworben worden, weil
diese „[…] für das heikelste Geschäft die
Besten brauchten“.13
12
Vgl. C. H. Guenter, Morgen küßt euch der Tod.
Ein eiskalter Reißer, Rastatt 1965, S. 54f. Außerdem hat er, so steht es in seiner Hollerith Akte,
eine Vorliebe für rothaarige Frauen, „mit einem
Stich ins Blonde“, Tolstoi und Flamencomusik.
13
Ebd., S. 54.
9
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Guenter versucht trotz der sehr idealtypischen Ausgestaltung der Charaktereigenschaften seines Helden, den nachrichtendienstlichen Rahmen des deutschen
Auslandsgeheimdienstes so authentisch
wie möglich zu gestalten. Er bemühte sich,
an der Realität zu bleiben, soweit ihm diese aus Veröffentlichungen bekannt war. So
wird Pullach als Ort der BND-Zentrale
mehrfach erwähnt und als „[…] bestgesichertes Gelände der Bundesrepublik
Deutschland […]“ bezeichnet.14 Der BNDPräsident wird mit Herr General, in Anspielung an den militärischen Dienstgrad
Generalmajor a.D. von Reinhard Gehlen
(1902 – 1979), angeredet. Zudem spricht
der CIA-Direktor bei der ersten Kontaktaufnahme seinen präsidialen Counterpart
mit „Doktor“ an, eine weitere Anspielung
auf Reinhard Gehlen, der im Dienst tatsächlich den Decknamen (DN) „Dr. Schneider“ trug.15 Auch der CIA-Chef trägt nach
dem Vorbild des langjährigen CIADirektors Allen W. Dulles (1893 – 1969),
den Vornamen Allen.16 Technische Beschreibungen über Autos, Waffen und
Flugzeuge werden mit Fakten scheinbar
realistisch beschrieben. Mehrfach wird auf
Urbans Dienstnummer („Code“) 18 hingewiesen. Eine Anspielung auf andere
Codebezeichnungen von Agenten, analog
zur „007“ von James Bond. Jedoch verfügten auch die BND-Mitarbeiter über eine
eigene, ihnen allein zugeteilte Nummernfolge. Diese Verwaltungsnummer (V-Nr.)
14
Ebd., S. 55.
„Wir stecken da in einer scheußlichen Klemme,
Doktor“, ebd., S. 53; Bodo Hechelhammer (Hrsg.),
Nachrichtendienstliche Begriffsbestimmungen der
„Organisation Gehlen“ und des frühen Bundesnachrichtendienstes (Mitteilungen der Forschungsund Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ 4), Berlin
2012, S. 11.
16
Allen Dulles war Direktor der CIA von 1953 bis
1961.
15
Abbildung 3: Buchcover der Romanvorlage von 1965
war aber keineswegs ein Hinweis auf eine
Lizenz zum Töten, sondern eine eindeutige
Nummernfolge zum Zwecke der Administration.
2. Die falsche Adresse: Das Bundesverteidigungsministerium wird eingeschaltet
In der Romanvorlage von „Mr. Dynamit –
morgen küsst euch der Tod“ spielt von
behördlicher Seite neben der amerikanischen CIA vor allem der bundesdeutsche
BND die zentrale Rolle. Deren Agenten
agierten im Verbund mit militärischem
Gerät vom U-Boot, Flugzeugträger über
Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Um
die Filmproduktion so realitätsnah wie
möglich zu gestalten, beabsichtigte die
Münchner Parnass-Film GmbH die entsprechenden Behörden über das FilmvorMFGBND 7/2014
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
10
haben zu informieren und um Unterstützung zu bitten.
Ein knappes halbes Jahr vor Beginn der
Dreharbeiten und noch bevor ein fertiges
Drehbuch zum Film überhaupt vorlag, bemühte sich der Produzent Werner um eine
entsprechende Unterstützung des Filmprojektes durch die seiner Meinung nach
zuständigen und relevanten bundesdeutschen Behörden. Obwohl der BND in dem
Film die Hauptrolle spielte, wurde er zunächst nicht kontaktiert. Dieser sollte in
der Reihe der behördlichen Kontaktaufnahmen erst an letzter Stelle angesprochen werden. Offenkundig war man der
Ansicht, dass man auch bei einem Film
über den BND zunächst das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) der erste
Ansprechpartner sei.
Im Mai 1966 nahm die Parnass-Film
GmbH Kontakt zum BMVg auf und bat um
Unterstützung des Projektes, speziell um
eine Dreherlaubnis auf einem Truppenübungsplatz. Zudem beabsichtigte man
Aufnahmen von deutschem Militärgerät in
den Film einzubauen. Der Mitarbeiter der
Parnass-Film, Herr Teschauer, telefonierte
zunächst mit Oberstleutnant Büchner vom
BMVg, stellte das Projekt vor und wollte
als ersten konkreten Schritt am 13. Mai
1966 den Roman von H. C. Guenter übermitteln. Neben dem weltweiten Vertrieb
der Produktion hob die Parnass-FilmGesellschaft geradezu patriotisch die Einzigartigkeit des Films als Argument hervor.
Er sei die einmalige Chance zu einem internationalen Prestigegewinn, da „[…] zum
ersten Mal die Geschichte eines deutschen
Agenten, und zwar aus dem Bundesnachrichtendienst erzählt [wird], und somit
geeignet ist, unter anderem auch unseren
MFGBND 7/2014
Beitrag in der NATO [North Atlantic Treaty
Organization] wirkungsvoll in das Licht
einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken“.17
Zudem werde der BND-Agent durch den
populären amerikanischen Schauspieler
Lex Barker verkörpert, der, aufgrund seiner Karl-May-Verfilmungen, gewissermaßen schon „eingedeutscht“ sei.18 Interessanterweise glaubte die Filmgesellschaft
noch zusätzlich gerade gegenüber dem
BMVg damit punkten zu können, dass man
durch Starfighter-Aufnahmen, die in dem
Film gezeigt werden sollten, auch eine
„[…] positive Public Relations […]“ für diesen betreiben könne.19 Gerade der Starfighter war für das Verteidigungsministerium ein äußerst heikler Punkt, stand er
doch durch seine häufigen Abstürze seit
Jahren öffentlich massiv in der Kritik und
speziell zu Beginn des Jahres 1966.20
Am 1. Juni 1966 übersandte die Parnass-Film dem BMVg, der Abteilung S
VII/5, drei Exemplare des Romans zum
Film, auf dem auch ein StarfighterFlugzeug das Coverbild schmückte.21 In17
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Parnass-Film an das Bundesverteidigungsministerium
Abt. S / VII-5 vom 13. Mai 1966.
18
Siehe auch Jan Distelmeyer, „Das war deutsch,
wenn ich mich nicht irre“ Mit dem besten Mann
vom BND zum Genrekino der 1960er Jahre?, in:
Rainer Rother / Julia Pattis (Hg.): Die Lust am Genre. Verbrechergeschichten aus Deutschland, Berlin,
2011, S. 65: "Dem Star sei, heißt es [im Presseheft
des Verleihs], »diese Rolle des deutschen AbwehrMannes« auf den Leib geschrieben, und so wirkt
der Duktus der PR, »unser strahlender blonder
Recke«, beinahe wie ein verunglückter Ariernachweis: »Er könnte vom Typ her sehr gut Deutscher
sein: ein Teil seiner Vorfahren kommt aus Dänemark.«"
19
Ebd.
20
Vgl. Spiegeltitelthema „Die Starfighter-Affäre“, in
DER SPIEGEL 5 vom 24. Januar 1966.
21
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Parnass-Film an das Bundesverteidigungsministerium
Abt. S / VII-5 vom 1. Juni 1966.
11
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
nerhalb des Ministeriums waren in der
Zwischenzeit Stellungnahmen zum Filmprojekt eingefordert und dazu das Informations- und Pressezentrum (IPZ) auf der
Bonner Hardthöhe eingeschaltet worden.22 Im IPZ las man daraufhin den Roman und kam zu einem eindeutig abschlägigen Urteil. Nach Sichtung der Vorlage
wurde dem zuständigen Referat S VII 5
geantwortet, dass aufgrund von „[…] derartig vielen Unrichtigkeiten über die Arbeit
des BND […]“ keine Unterstützung durch
die Bundeswehr gegeben werden sollte.23
Dennoch war man sich unsicher über den
richtigen Umgang mit der Anfrage, zumal
die angebotene Möglichkeit, ein positives
Bild der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu vermitteln, vermutlich eine Rolle
spielte. Da aus Sicht der Bundeswehr hierbei primär nachrichtendienstliche Belange
betroffen waren, schlug der zuständige
Hilfsreferent, Oberstleutnant Siegel, vor,
zunächst auch das Amt für Sicherheit der
Bundeswehr (ASBw), das ab 1984 in Militärischer Abschirmdienst (MAD) umbenannt wurde, um eine Stellungnahme zu
bitten und der Parnass-Film zunächst noch
keine abschlägige Antwort zu übermitteln.
Zudem solle das Drehbuch angefordert
werden, da der Roman offenkundig als
ungeeignet für eine abschließende Beurteilung gehalten wurde. Auf der Bonner
Hardthöhe hatte sich inzwischen eine Idee
entwickelt: Wenn dem Bundesminister für
Verteidigung Kai-Uwe Hassel (1963 - 1966)
ein Mitspracherecht bei der Abfassung des
endgültigen Drehbuchs zuerkannt würde,
dann wolle man eine Unterstützung durch
die Bundeswehr prüfen. Ein vom Verteidi-
gungsministerium inhaltlich mitgestalteter
Film über den BND war also zu diesem
Zeitpunkt zumindest für diskussionswürdig
erachtet worden.
22
24
BND-Archiv, Signatur 150.089, Notizen zum Parnass-Film vom 13. Mai 1966.
23
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben IPZ an S
VII 5 vom 6. Juni 1966.
Nun begutachtete das ASBw das angedachte Filmprojekt über den BND. In der
Stellungnahme des ASBw, S II 6, vom 16.
Juni 1966 wurde daraufhin mitgeteilt, dass
die Belange der Bundeswehr nur indirekt
und die des ASBw überhaupt nicht berührt
würden, sowie dass auch keine der Bundeswehr abträglichen Tendenzen enthalten wären. Da aber die Interessen von CIA
und vor allem BND angesprochen würden,
sollte der BND nach Fertigstellung des
Drehbuchs eingeschaltet werden.24
Daraufhin teilte das BMVg der ParnassFilm am 21. Juni 1966 mit, dass eine endgültige Entscheidung bzgl. der angefragten
Unterstützung durch die Bundeswehr erst
nach Vorlage des Drehbuchs und erst nach
Bewilligung eines Mitspracherechts bei
der endgültigen Abfassung durch den
Bundesminister erfolgen könne.25 Auch
die Einbindung der bei der Bundeswehr
gedrehten Filme würde von einer Ansichtsvorführung abhängig sein.
3. Die Verdienste der deutschen Abwehr
oder das Werben um Unterstützung
des Auswärtigen Amtes
Nachdem die Anfrage beim Verteidigungsministerium um Unterstützung bei
den Dreharbeiten von militärischen Szenen lief, wandte sich Werner nun auch an
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S II 6 an
S VII 5 vom 16. Juni 1966.
25
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 5
an die Parnass-Film GmbH vom 21. Juni 1966.
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12
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, um diplomatische Unterstützung für den Hauptdrehort Spanien zu
erhalten.
Er schrieb deshalb am 28. Juni 1966 an
den im Bundespresse- und Informationsamt zuständigen Filmreferenten, Kurt
Betz. Darin informierte er diesen, dass er
ab dem 19. September 1966 einen „[…]
modernen Abenteuerfilm […]“ mit Lex
Barker in der Hauptrolle und dem Titel
„Mr. Dynamit – morgen küsst euch der
Tod“ in Spanien zu drehen beginne, der im
Januar 1967 im Verleih der NORA erscheinen soll.26 Er hoffe auf die Unterstützung
der spanischen Behörden, da es um die
Geschichte eines deutschen BND-Agenten
ginge, der mit der NATO zusammenarbeite. Ein Kontakt zum Bundesverteidigungsministerium zwecks Unterstützung
sei bereits erfolgt. Er erhoffte sich vom
Presseamt, dass es die deutsche Botschaft
in Madrid bäte, das Filmprojekt, namentlich den Repräsentanten vor Ort, Gustav
Hlawacek, zu unterstützen.
Aufgrund des außenpolitischen Hintergrundes informierte das Presseamt das
Auswärtige Amt am 14. Juli 1966 über die
Anfrage.27 Zuständigkeitshalber wurde
dort an den Filmreferenten Dr. Franz Rowas verwiesen, der für das Auswärtige
Amt in der vom Innenministerium eingesetzten, siebenköpfigen Bonner Prämienkommission saß, die über die Vergabe von
26
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95,
365, 14668, Schreiben Parnass Film GmbH an Presse- und Informationsamt der Bundesregierung vom
28. Juni 1966.
27
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95,
365, 14668, Schreiben Presse- und Informationsamt der Bundesregierung an das Auswärtige Amt
Referat IV 6 vom 14. Juli 1966.
MFGBND 7/2014
Filmgeldern entschied. Dieser war zuvor
Filmkritiker des Katholischen FilmDienstes und Mitarbeiter von Monsignore
Koch in der kirchlichen Hauptstelle für
Bild- und Filmarbeit gewesen.28 Er galt,
wie seine Kollegen im Gremium, als konservativ und war dafür bekannt, den deutschen Film eher zu behindern, als zu fördern.29 Dr. Rowas forderte eine neuerliche
konkrete Mitteilung ein, welche Art von
Unterstützung sich die Parnass-Film GmbH
überhaupt erhoffe, und verwies vorsorglich darauf, dass sich das Auswärtige Amt
aufgrund negativer Erfahrungen bei solchen Filmprojekten nicht offiziell einschalten würde.30
Theo Maria Werner berücksichtigte die
Wünsche des Filmreferenten des Auswärtigen Amtes und legte Dr. Rowas am 25.
Juli 1966 die Besonderheiten des Filmprojektes detailliert dar, die eine Unterstützung seitens des Amtes rechtfertigen würden. Dabei versucht er das Vorhaben quasi
in eine außen- und sicherheitspolitische
Dimension zu heben. Das geplante Projekt
sei „[…] der erste deutsche Spielfilm, der
sich mit dem Bundesnachrichten-Dienst
befasst und die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen dem Bundesnachrichten-Dienst und dem CIA im Hinblick auf
das gemeinsame Zusammenwirken in der
28
Vgl. Alimente für Dr. Mabuse. Spiegel-Gespräch
mit dem Filmproduzenten Artur Brauner, in: DER
SPIEGEL 45 vom 1. November 1961, S. 30-39.
29
Vgl. Michaela S. Ast, Der Junge Deutsche Film
1960 bis 1967. Ein Beitrag zur Genealogie, Bochum
2007 [Inaugural-Dissertation], S. 149f.; Guido Marc
Pruys, Die Rhetorik der Filmsynchronisation. Wie
ausländische Spielfilme in Deutschland zensiert,
verändert und gesehen werden, Tübingen 1997, S.
74.
30
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95,
365, 14668, Schreiben Auswärtiges Amt Referat IV
6 an Theo Maria Werner vom 25. Juli 1966.
13
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
NATO, im Rahmen einer spannenden
Spielhandlung herausstellt“.31 Es sei ein
Film, der „[…] erstmals die Verdienste der
deutschen Abwehr hervorheben soll […]“,
wobei Werner natürlich nicht die Abteilung Ausland/Abwehr der ehemaligen
Wehrmacht, sondern den BND, analog zur
Romanvorlage, verstand. Aus diesen übergeordneten, politischen Gründen bat er
das Auswärtige Amt erneut darum, für die
Unterstützung der Filmproduktion in Spanien zu werben. Dabei verwies Werner
erneut auf eine bereits bestehende Verbindung zum Bundesverteidigungsministerium.
um das Projekt schmackhaft zu machen,
indem er eine breite nationale wie internationale Unterstützung hervorhob, die es
de facto zu diesem Zeitpunkt aber gar
nicht gab. Er argumentierte, dass die Amerikaner und Spanier den Film unterstützen
würden und er deshalb berechtigter Hoffnung sei: „[…] daß das Bundesministerium
der Verteidigung bei dieser gewiß wirkungsvoll filmisch zubereiteten populären
Glorifizierung eines deutschen Bundesnachrichten-Dienstlers seine ‚SchützenHilfe‘ im wahrsten Sinne des Wortes nicht
versagen wird“.33
Daraufhin wandte sich der Produzent
Werner an Herrn Peiffer vom BMVg, und
nahm am 29. August 1966 zum Sachstand
der Filmproduktion Stellung. Aufgrund der
angedachten Hilfestellung aus Spanien
würde sich die Unterstützung der Bundeswehr alleine auf die Szene Nr. 26, die
Szene auf dem Truppenübungsplatz beschränken. Diese müsste, bevorzugt im
bayrischen Raum, in Deutschland gedreht
werden, um den Helden des Films entsprechend einzuführen. Werner versuchte
dabei dem Bundesverteidigungsministeri-
Wiederum ließ das BMVg den neuen
Sachstand im Hause prüfen. Am 31. August 1966 übermittelte das Referat S VII 5
dem Referat S VII 6 das Anschreiben der
Parnass-Film GmbH sowie das inzwischen
fertig gestellte Drehbuch und bat um Stellungnahme zur Richtigkeit der Darstellung
des BND und der erbetenen Unterstützung
durch die Bundeswehr.34 Das Referat S VIII
6 kam am 7. September 1966 zu dem Urteil: „Insgesamt ist die Figur „Bob Urban“
nicht schlecht gezeichnet. Es ist jedoch
untragbar, daß alle BND-Angehörigen als
Offiziere oder Dienstgrade der Bundeswehr dargestellt werden, weil hiermit bei
den Zuschauern der Eindruck entstehen
wird, als ob der BND eine Einrichtung der
Bundeswehr sei. Gerade dies muß unter
allen Umständen vermieden werden.“35
Daher wurde empfohlen, die Filmgesellschaft zu veranlassen, im Drehbuch die
Dienstgradbezeichnungen bei allen BNDMitarbeitern wegfallen zu lassen. Tatsäch-
31
33
Kurz danach, am 3. August 1966 informierte Dr. Rowas seinen Kollegen, Korvettenkapitän Hauenstein, zuständig für
Filmprojekte im Bundesverteidigungsministerium, und überprüfte die Richtigkeit
der Angaben, zu deren Kontakten zur Parnass-Film und der Bereitschaft des BMVgzur Unterstützung.32
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95,
365, 14668, Schreiben Theo Maria Werner an Dr.
Rowas vom Auswärtigen Amt Referat IV 6 vom 25.
Juli 1966.
32
BND-Archiv, Signatur 150.089, Notiz vom 3. August 1966.
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo
M. Werner an das Bundesverteidigungsministerium vom 29. August 1966.
34
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 6
an S VII 5 vom 7. September 1966.
35
Ebd.
MFGBND 7/2014
14
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
lich werden in der Romanvorlage alle
BND-Mitarbeiter mit Dienstgrad angesprochen, z. B. der Präsident als General,
der Abteilungsleiter als Oberst oder Urban
als Major.
Noch immer war der BND bis zu diesem
Zeitpunkt offiziell nicht eingebunden.
4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND
wird informiert
Noch während die Verhandlungen mit den
Behörden um Unterstützung der Produktion liefen, begannen am 19. September
1966 die Dreharbeiten zu dem Film in
Spanien, u. a. in Barcelona und Madrid.36
Die Innenaufnahmen wurden im Studio
Balcazar in Barcelona sowie in den Bavaria-Studios in München-Geiselgasteig gedreht; die Außenaufnahmen in Washington, Madrid, Barcelona und Cartagena.
Der enge Produktionszeitplan sah vor,
dass bis Dezember des Jahres die Filmaufnahmen abgeschlossen sein sollten.
Die Zeit drängte und persönliche Gespräche ersetzten nun den Briefwechsel.
Zwei Gespräche zwischen Theo Maria
Werner und Korvettenkapitän Hauenstein
fanden im Ministerium sowie in der Filmstelle in Bad Godesberg statt.37
Gegenüber dem Bundesverteidigungsministerium betonte Werner am 10. Oktober 1966, dass, nach Rücksprache mit
dem Regisseur, die inhaltliche Kritik inzwischen umgesetzt worden sei. Werner stellte heraus, dass „[…] sofort alle BNDSzenen dergestalt geändert [wurden], dass
die zivile Institution des BND daraus klar
hervorgeht“.38 Auch wurde die Szene auf
dem Panzerübungsplatz so geändert, dass
der BND-Agent Urban eindeutig als Reserveoffizier der Bundeswehr bezeichnet
wird. Die entsprechende Szene sollte zwischen dem 28. November und 3. Dezember 1966 gedreht werden, worum Werner
bat. Zudem konkretisierte er, dass er das
vom Bundesverteidigungsministerium zur
Verfügung gestellte Filmmaterial mit den
Titeln „Panzer, Funker, Grenadiere“, „Der
Bundespräsident im Munsterlager“ und
einen noch nicht fertiggestellten Musterfilm über den Panzer „Leopard“ gerne
verwenden würde. Konkret würden von
der Bundeswehr vier Panzer benötigt, einzelne Mannschaftseinheiten sowie ein
Hubschrauber mit Piloten.39 Die entsprechenden Szenen mit der Bundeswehr sollten, so erklärte es Werner, dem Verteidigungsministerium vorab zur Sichtung und
Prüfung vorgelegt werden.
Nachdem die Parnass-Film die zuständigen Ministerien wegen einer Unterstützung bei Dreharbeiten von militärischen
Szenen und gegenüber spanischen Behörden angefragt hatte, entschied man sich
nun auch, nach dem Beginn der Dreharbeiten, beim BND selbst anzufragen,
ob dieser die Filmproduktion bei den
Drehaufnahmen ebenfalls unterstützen
würde. Auf Anraten von Korvettenkapitän
36
Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1),
182;
BFI/Film
&
TV
Datenbank,
S.
http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/42860, abgerufen
am 6. Dezember 2013.
37
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo
Maria Werner an das Bundesverteidigungsministerium vom 10. Oktober 1966.
MFGBND 7/2014
38
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo
Maria Werner an das Bundesverteidigungsministerium vom 10. Oktober 1966.
39
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo
Maria Werner an das Bundesverteidigungsministerium vom 10. Oktober 1966.
15
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Hauenstein kontaktierte die Parnass-Filmproduktion zunächst fälschlicherweise das
Bundesinnenministerium, welches aufgrund des BND-Bezugs zuständigkeitshalber an das Bundeskanzleramt weitervermittelte.40 Werner bat um eine direkte
Kontaktaufnahme mit einem leitenden
Beamten vom BND. Das Bundeskanzleramt verwies ihn nach Bad Godesberg, an
das dortige Büro des BND.
möglich, positiv darauf Einfluss zu nehmen.42
Wann genau der BND bzw. Weiß in Erfahrung bringen konnte, dass 1966 ein
Kinofilm über den BND produziert werden
soll, geht aus den Akten nicht tagesgenau
Bis zu diesem Zeitpunkt ist der BND
weder von der Filmgesellschaft, noch von
anderen Behörden offiziell über das Filmprojekt, immerhin der erste Kinofilm über
den BND selbst, unterrichtet worden. Dies
bedeutete aber nicht, dass er keinerlei
Kenntnis von dem Filmvorhaben hatte.
Bereits seit Monaten war Pullach das Projekt bekannt.
Für Pressekontakte und die Informationsbeschaffung aus dem Bereich Presseund Öffentlichkeitsarbeit war die „Strategische Aufklärung“ verantwortlich. Der
Leiter dieser Organisationseinheit war
Kurt Weiß (Dienstname Winterstein, 1916
– 1994).41 Ein Film über den BND lag im
Fokus des Interesses von Weiß, dessen
Aufgabe es auch war, frühzeitig in Erfahrung zu bringen, wann und wo etwas über
den BND berichtet wurde, und, wenn
40
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquarium an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966.
41
Weiß, Kurt (Dienstnamen Winterstein, Weitz,
Holm), 1916 –1994, bis 1945 Offizier der Wehrmacht, 1952 Eintritt in die Organisation Gehlen als
Mitarbeiter der politischen Aufklärung, 1954–1969
Leiter der Außenpolitischen Aufklärung, 1969–
1971 Leiter der Nachrichtenbeschaffung des BND,
1971–1981 Leiter der Schule des BND, Pensionierung, 1984–1990 Wiederanstellung im BND-Archiv.
Abbildung 4: Kurt Weiß
hervor. Allerdings notierte er bereits am
17. Juni 1966 in seinem Besprechungskalender den Punkt „Und morgen küsst Dich
der Tod …“.43 Von Anfang an scheint die
Idee eines Kinofilms über den BND für ihn
interessant und reizvoll gewesen zu sein,
wenngleich er der Verfilmung im Grunde
zunächst skeptisch gegenüberstand. Welches Potential er dennoch im Sinne einer
positiven Öffentlichkeitsarbeit dabei er42
Vgl. Winfried Meyer, „Nachhut“-Gefechte. Die
Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Abwehr-Angehöriger (AGEA). Der Bundesnachrichtendienst und
die Geschichtsschreibung über den Deutschen
Militärischen Nachrichtendienst im Zweiten Weltkrieg, in: Journal for Intelligence, Propaganda and
Security Studies 6/2 (2012), S. 45 - 79, hier S. 64f.
43
Tagebücher Kurt Weiss, Band 48, S. 4.
MFGBND 7/2014
16
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
kannte, lässt sich aus einer weiteren kurzen Notiz ablesen. Hinter dem Filmtitel
notierte er die entscheidende Botschaft:
„BND = CIA“.44 Denn in dem Film sollte
erstmals der BND gleichberechtigt mit der
CIA als Geheimdienst in Szene gesetzt
werden. Die Informationen über die geplante Produktion dürfte der BND vermutlich über das Auswärtige Amt, direkt über
Dr. Rowas, erhalten haben. Denn zum
Thema tauschte sich ein BND-Mitarbeiter
ebenfalls am 13. September mit Dr. Rowas
telefonisch aus.45 Dabei vereinbarte man,
dass der Dienst nun mit der Parnass-Film
Gesellschaft sprechen wolle und über das
Ergebnis Dr. Rowas wiederum unterrichten werde. So wurde ein persönliches Gespräch zwischen dem Filmproduzenten
Werner und dem BND für Anfang Oktober
vereinbart. Am 3. Oktober 1966 nahm
Theo Maria Werner erstmals persönlich
Kontakt mit einem Vertreter des BND auf.
Er reiste nach Bad Godesberg, wo er in der
Dienststelle des BND mit der Tarnbezeichnung „Aquarium“ mit einem BNDMitarbeiter zusammentraf.46 Dabei händigte Werner dem BND auch ein Exemplar
des Drehbuchs aus.47
Während die Filmgesellschaft inzwischen mit dem BND direkt verhandelte,
kam man auch im Bundesverteidigungsministerium auf die Idee, den Auslandsnachrichtendienst über das Filmprojekt
zum Thema BND zu informieren. Denn
nach erneuter Rücksprache im Bundesverteidigungsministerium wurde dort am 20.
44
Tagebücher Kurt Weiss, Band 48, S. 4.
BND-Archiv, Signatur 150.089, Notiz vom 13.
September 1966.
46
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquarium an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966.
47
Dieses ist leider im BND-Archiv nicht mehr erhalten bzw. derzeit nicht auffindbar.
45
MFGBND 7/2014
Oktober 1966 entschieden, die eigene
Vorgehensweise nun ganz vom Votum des
BND abhängig zu machen.48 Das Bundesverteidigungsministerium schaltete daraufhin zuständigkeitshalber den BND ein
und informierte diesen am 20. Oktober
1966 schriftlich darüber. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Dienst bereits seit rund
vier Monaten Kenntnis von dem Filmvorhaben.
Der BND, respektive Weiß, interessierte
sich dabei nicht zum ersten Mal für einen
Agentenfilm. So ist das persönliche Interesse Reinhard Gehlens auch an einem
anderen Filmprojekt belegt, über den ihn
wiederum der Bereich von Weiß im Jahre
1960 informiert hatte. In der sogenannten
„Sonderkartei“ des Präsidenten, auf die
nur Reinhard Gehlen Zugriff hatte, ist der
Hinweis überliefert, dass auch ein Schreiben zu dem Filmprojekt „Im Namen des
Teufels“ aus dem Jahre 1960 dokumentiert wurde. Der 1962 in die Kinos gekommene Film handelt von einem Doppelagenten, einem ehemaligen Abwehroffizier namens Georg Droste, der in der
DDR einer jungen Ungarin verfällt. Dieser
deutsche Agent arbeitete, so der Film, in
den Jahren 1947 bis 1955 abwechselnd
gleichzeitig für Ost und West in Berlin und
Wien, in den USA und Korea. Die Romanvorlage „Im Namen des Teufels. Aufzeichnungen eines Geheimkuriers“ stammt aus
dem Jahre 1956/58. Verfasser war der
österreichische Schriftsteller und Journalist Hans Habe alias Janos Bekessy (1911 1977). Ob der BND sich auch in dieses
Filmvorhaben in irgendeiner Form eingeschaltet hat, ist unbekannt.
48
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 5
an UR Referat S II 6 vom 20. Oktober 1966.
17
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
5. „Jedenfalls kommt der BND ganz groß
heraus“: Das Interesse des Dienstes an
„Mr. Dynamit“
denten Reinhard Gehlen vorgesehen: Ein
absolutes Novum für diese Zeit. 50 Die
Filmgesellschaft fragte nun beim BND direkt an, ob dieser die entsprechenden
Filmaufnahmen vor Ort, zur Herstellung
einer „ […] echten Atmosphäre […]“, gewähren würde. Der BND überprüfte zunächst in seinem Karteiwesen, ob etwas
gegen die Person Werner vorläge. Dabei
sollte in erster Linie eine mögliche pro
kommunistische Haltung in Erfahrung gebracht werden. Da das Ergebnis aber negativ
ausfiel,
wurde
entschieden, mit
Werner in München persönlich
zu
sprechen.
Vor dem Gespräch
sollte
nun das Drehbuch gelesen,
bewertet und
die Rolle des
BND kurz skizziert werden.51
Der BND erhielt „offiziell“ auf zwei Wegen
Kenntnis bzw. Unterlagen zum Filmprojekt. Von ministerialer Seite und durch die
direkte Vorsprache von Werner, allerdings
erst zu einem sehr späten Zeitpunkt. Das
Drehbuch war bereits fertig geschrieben,
die Dreharbeiten in vollem Gange und die
Möglichkeit, den Inhalt des Films im Sinne
des BND zu
beeinflussen
nur
noch sehr
gering. So
kritisierte
Weiß besonders das
späte Einschalten
des
BND
durch das
Verteidigungsministerium.
Abbildung 5: Brad Harris als CIA-Agent Cliff (links) und Lex Barker als BNDEs war nun
Während
Mitarbeiter Bob Urban (rechts) im Einsatz
die Aufgabe von
der
Film
Weiß für den Präsidenten ein entscheinur in einer Szene die Bundeswehr bedendes Votum abzugeben, ob der BND
rührt, diejenige Szene mit dem Truppendieses Projekt unterstützen solle. Er kam
übungsplatz (die letztendlich sogar gestridabei zu einem fast schon euphorischen
chen wurde), spielte der BND in mehreren
Ergebnis: „Hauptperson des ganzen Stüwichtigen Szenen in der Zentrale in
ckes ist Bob Urban, ein Agent des BND. Er
Pullach. Nach Ansicht von Weiß hätte der
macht die tollsten Sachen. Wird in ZuBND bei früherer Kenntnis besser versusammenarbeit zwischen BND und CIA für
chen können, sich „[…] zumindest aus der
49
den CIA eingesetzt […] Jedenfalls kommt
dominierenden Rolle herauszubringen“.
der BND ganz groß heraus […] Der Film ist
Dabei waren laut Drehbuch u.a. Originalein Reisser, bzw. wird ein Reisser werden,
aufnahmen auf dem Gelände der BNDZentrale in Pullach und im Büro des Präsi50
49
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK
an 106 pers. vom 2. November 1966.
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquarium an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966.
51
Ebd.
MFGBND 7/2014
18
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
in dem CIA und BND sehr gut wegkommen. M. E. für unsere Belange sehr unerheblich, da völlig unpolitisch. Man kann
wohl gar keine Einwände haben, wenn
man sich nicht daran stößt, dass der BND –
wie es geplant ist anscheinend – überhaupt dann noch mit tatsächlichen Aussenaufnahmen bei solchen Sachen mitspielt. Aber dagegen kann man wohl
nichts einwenden.“52 Reinhard Gehlen
schloss sich der Meinung von Weiß an. Am
12. Oktober 1966 notierte der BNDPräsident zu dem Vorgang: „Im Prinzip
keine Bedenken, aber keinerlei Aufnahmen in der Zentrale! Zufahrt zur Zentrale
und Tore von außen ja“.53 Originalaufnahmen des Präsidentenbüros wurden
nicht gestattet. Aber die gewünschten
Außenaufnahmen des BND-Geländes stellten auch seitens des für die Sicherheit
zuständigen Bereichs keine Probleme dar.
Bereits zwei Jahre zuvor waren entsprechende Drehaufnahmen für einen Dokumentarfilm, teilweise sogar innerhalb
der Liegenschaft, bei der WDR-Fernsehdokumentation von Günter Müggenburg
(1926 - 2002) und Rudolf Rohlinger (1926 2011), „Von Fremde Heere Ost zum Bundesnachrichtendienst“, ermöglicht worden.54 Den Drehaufnahmen stand somit
seitens des BND nichts mehr im Wege.
BND war nicht einfach von dieser Unterstützung beeindruckt, er wollte diese Informationen auch über seine nachrichtendienstlichen Kontakte überprüfen. Dazu
wurde nun auch bei der CIA nachgefragt.
„Mr. Dynamit“ war zum offiziellen Gesprächsgenstand zwischen CIA und BND
geworden. Am 4. November 1966 wandte
sich Weiß, unter seinem Dienstnamen
Holm, an die CIA-Verbindungsstelle in
Pullach und informierte diese über den
geplanten BND-Film.55 Dort ließ man die
Information nicht etwa im Hause auf den
Arbeitsebenen überprüfen, sondern informierte sogleich den Direktor der CIA,
Richard McGarrah Helms (1913 - 2002),
persönlich über das Projekt. Der Leiter des
CIA-Verbindungsstabes in Pullach, unter
der BND-Tarnbezeichnung 801, schrieb an
Präsident Gehlen, unter dessen entsprechender Bezeichnung 363. Die CIA hatte
bis zur Unterrichtung durch den BND keinerlei Kenntnis von dem geplanten Film,
ebenso wie das Pentagon und andere Militärbehörden der Parnass-Produktionsgesellschaft keinerlei Unterstützung in
Aussicht gestellt hatten.56
Neben der Unterstützung der Bundeswehr hatte die Parnass-Film GmbH auch
noch aufgeführt, dass selbst die USA, etwa
durch Drehgenehmigungen des Pentagons, das Projekt unterstützt würde. Der
Um auf den Film noch öffentlichkeitswirksam im Interesse des BND einwirken
zu können, traf Theo Maria Werner den
Spin-Doktor des BND, Kurt Weiß, am 23.
November 1966 persönlich.57 Ein früheres
Treffen zwischen beiden konnten aufgrund der produktionsbedingten Abwesenheit Werners nicht realisiert werden.
Über das Ergebnis des Gesprächs infor-
52
55
BND-Archiv, Signatur 150.089, Zusammenfassung Mr. Dynamit – Morgen küsst Euch der Tod.
53
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 106/XX
an 106/I vom 5. Oktober 1966, handschriftliche
Notiz von Reinhard Gehlen vom 12. Oktober 1966.
54
Vgl. Abendzeitung vom 27./28. Juni 1964; Der
Tagesspiegel vom 28. Juni 1964
MFGBND 7/2014
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an
363 vom 2. Dezember 1966; vgl. Tagebücher Kurt
Weiß, Band 49, S. 40.
56
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an
363 vom 2. Dezember 1966.
57
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK
an 106 pers. vom 28. November 1966.
19
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
mierte Weiß Präsident Gehlen am 28. November 1966 persönlich. Nach Aussagen
Werners, der in dem BND-Bericht als „außerordentlich cleverer, skrupelloser Geschäftsmann“ beschrieben wird, sei der
Film fast abgedreht.
Um Einfluss nehmen zu können, zeigte
sich Weiß nicht hundertprozentig von dem
Nutzen des Films für die eigene Behörde
überzeugt und übermittelte Werner zunächst einmal die Ansicht, dass eine derartige cineastische Reklame für den BND
höchst unerwünscht sei. Dabei führte er
einige Kritikpunkte an der Machart des
Filmes auf, woraufhin Werner sehr darum
bemüht war, die Bedenken des BND sogleich zu entkräften. Um den BND für seinen Film zu gewinnen, war er auch zu Veränderungen im Drehbuch bereit. So bestätigte er, dass er inzwischen die „[…] militärischen Ränge der beteiligten BNDMitarbeiter weggelassen habe […] und
zudem bereit sei, […] bestimmte Formulierungen zu streichen bzw. abzuändern
[…]“.58 Dabei stellte Werner letztendlich
nur die Punkte in Aussicht, die bereits vom
Bundesverteidigungsministerium kritisiert
worden waren, um den BND nicht fälschlicherweise als militärische Einrichtung erscheinen zu lassen. Interessant wurde es
für den BND auch, als dieser nun erfuhr,
dass angeblich die amerikanischen Behörden zunächst zwar eine umfassende Unterstützung des Filmprojektes zugesagt
hätten, einschließlich von Aufnahmen auf
einem Flugzeugträger. Dann aber Anstoß
daran genommen hätten, dass der Bösewicht im Film durch einen US-General verkörpert wurde. Abschließend wurde der
Wunsch geäußert, Weiß solle sich gegen-
über dem Präsidenten des BND dafür einsetzten, dass er als Produzent sowie der
Autor der Mr. Dynamit-Hefte, Günther,
einmal persönlich mit Reinhard Gehlen
sprechen dürften. Zudem wollte er noch
einige Außenaufnahme in Pullach von
Zaun und Mauer der Liegenschaft drehen
und bat nochmals um behördliche Unterstützung seitens BND gegenüber der Bundeswehr.
Ob es tatsächlich noch zu Filmaufnahmen des BND-Geländes in Pullach kam, ist
in den Akten nicht überliefert, jedoch eher
zu bezweifeln. Denn der Film wurde bereits am 4. Dezember 1966 abgedreht,
keine Woche nach den letzten Verhandlungen zwischen Werner und Weiß.59 Die
bereits durch den BND-Präsidenten genehmigten Filmaufnahmen in Pullach
werden wohl nicht mehr durchgeführt
worden sein. Ebenso wird damit keine
Unterstützung mehr seitens der Bundeswehr erfolgt sein können, da diese ihr
Mitwirken vom BND abhängig gemacht
hatte. Eine Berücksichtigung der Interessen des BND bei diesem Filmprojekt konnte somit nicht mehr umgesetzt werden.
Eine Einflussnahme im Sinne Weiß‘ war
nicht mehr gegeben. Allerdings erkannten
beide Seiten das Potential für die Zukunft
und stellten schon Überlegungen an, wie
der BND-Agent Urban in weiteren Filmen
positiv in Szene gesetzt werden könnte.
Werner gab vor, dass das Interesse an der
Verfilmung des BND-Agenten durch Lex
Barker international jetzt schon so groß
sei, dass bereits der nächste Film zum
Thema mit dem Titel „3.000 Särge“ vorbe-
59
58
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK
an 106 pers. vom 28. November 1966.
BFI/Film & TV Datenbank,
http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/42860 abgerufen
am 6. Dezember 2013.
MFGBND 7/2014
20
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
reitet werden würde.60 Um sich die Unterstützung des BND für das Folgeprojekt zu
sichern, hob Werner gegenüber dem BND
noch einmal die herausgehobene Bedeutung des Films, sowie die Chance zum
Imagegewinn hervor, nämlich dass „[…]
endlich ein deutscher Agent die Hauptrolle
spiele […]“ und nicht immer die amerikanischen „Supermänner“.61
BND-Mitarbeiter, anders als in der Romanvorlage, gestrichen worden.
Wie im Buch taucht der BND erst spät
in der Geschichte auf; in der Kinofassung
erst nach 20 Minuten. Da der BND nicht
über Aufnahmen an Originalschauplätzen
dargestellt wird, kommt den Dialogen eine
besondere Bedeutung zu. Nur die Dialoge
vermittelten dem Zuschauer den Hinweis,
dass es sich um BND-Mitarbeiter bzw. um
BND-Objekte handelte. Lediglich in acht
Filmszenen wird der deutsche Auslandsnachrichtendienst dabei im Rahmen von
Dialogen explizit genannt. Im Folgenden
sind die entsprechenden Dialogstellen
nach der deutschen Kinofassung in Originalzitaten erfasst.
1. [Filmdauer 20:41 min]
Innen. Der CIA-Direktor informiert den USLuftwaffen-General
Abbildung 6: Filmplakat von 1967
6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“:
Übersicht der Dialoge
Tatsächlich sind, entsprechend den Ankündigungen Werners gegenüber dem
BND von November 1966, in der Kinofassung die militärischen Bezeichnungen der
60
Bei der von Werner bereits in Aussicht gestellten
zweiten Verfilmung handelte es sich wiederum um
eine Romanvorlage von Guenter, die als Band 250
in der Mister Dynamit-Reihe 1966 erschienen ist.
61
BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK
an 106 pers. vom 28. November 1966.
MFGBND 7/2014
CIA-Direktor: Der deutsche BND beschäftigt sich mit Baretti schon einige Zeit, aber
man konnte ihm noch nichts nachweisen.
Auf die Frage des Generals, ob man bereits
Agenten angesetzt habe, antwortet dieser:
US-General: Unsere Spitzen-Agenten, allerdings noch sparsam dosiert.
CIA-Direktor: Warum denn?
US-General: Da sich bis jetzt ausschließlich
in Europa die Randgeschehnisse abspielen,
ist es besser, wenn sich vorerst der deutsche BND mit Baretti beschäftigt.
21
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Abbildung 7: Die BND-Mitarbeiter Prof. Strahlmann und Urban im BND-Labor
Anschlussszene.
2. [Filmdauer 21:00 min]
Innen. Blende ins Lagezimmer des BND,
große Europa-Karte an der Wand.
BND-Abteilungsleiter: Wie gesagt Herr
Urban, gemäß den Bestimmungen des
NATO-Vertrages sind wir verpflichtet, die
Amerikaner in jeder Form zu unterstützen.
Urban: Seit wann braucht der große CIA
den kleinen BND?
BND-Abteilungsleiter: Seit heute. Sie reisen als Doktor Karl Bierbaum nach Spanien. Beruf: Tierarzt.
Urban: So, aber Frauenarzt wär‘ mir
lieber.
BND-Abteilungsleiter: Der Kontakt zu
Tonio, unserem Verbindungsmann, den
wir auf Baretti angesetzt haben, ist
schwierig geworden, aber wozu nennt
man Sie in Fachkreisen Mister Dynamit?
Anschlussszene.
3. [Filmdauer 21:50 min]
Innen. Blende ins BND-Labor.
Strahlmann: Hände hoch!
Urban: Was ist das, Professor?
Strahlmann: Sehen sie, das macht jeder,
diese Bewegung. Und dann schlagen sie
zu! Ich habe sie Schreckfeder getauft.
Urban: Wann haben sie eigentlich diese
Einfälle?
MFGBND 7/2014
22
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Strahlmann: Also auf die Idee mit der
Aus dem off: „Professor Strahlmann sofort
Schreckfeder kam ich, als ich die Frau des
Chefs zum ersten Mal sah.
Urban: Das werde ich ihr sagen.
Strahlmann: Kennen Sie sie?
Urban: Nein.
Strahlmann: Eben. So, hier die Uhr. Einfach drücken.
Urban: Jaja, ich weiß. Minibandgerät.
Strahlmann: Gut! Die Tauchnuss. Einfach
auf die Nase setzen und schon können sie
zum Chef.“ Strahlmann, schlägt Hacken
hörbar zusammen.
eine Stunde und 75 Minuten unter Wasser
bleiben. Bitte sehr.
Urban: Ist ja phantastisch. Was ist das?
Zigarren?
Strahlmann: Schlauchboot. Wenn sie auf
diese beiden Knöpfe drücken, wächst daraus ein Schlauchboot. Und diese Antriebsdüse reicht für dreißig Seemeilen.
Urban: Enorm. Funktionierts?
Urban: Es tut mir leid Professor. Ich weiß,
Sie sind die Seele unseres Nachrichtendienstes.
Strahlmann: Oh ja, ich habe drei Jahre
daran gearbeitet. Zu treuen Händen. Die
Anti-Nebelpillen. Wo sind jetzt meine AntiBaby-, äh Anti-Nebelpillen. Wo sind denn
Nebelwerfer. Eine Tablette in den Mund
nehmen, etwas anfeuchten, sofort ausspucken und in einer Minute ist alles vernebelt.
Urban: Und wenn ich sie runterschlucke?
Strahlmann: Wieso?
Urban: Na, das könnte doch passieren.
Strahlmann: Ja, dann, das habe ich noch
meine Anti-Nebelpillen?
gar nicht ausprobiert.
Urban: Was ist das hier?
Strahlmann: Das sind Potenzpillen, die
brauchen SIE nicht!
Urban: Woher wissen sie? Professor, Sie
müssen etwas ganz anderes erfinden.
Strahlmann: Und das wäre?
MFGBND 7/2014
Strahlmann: Jawohl, ich komme.
Urban lacht: Das müssen Sie erfinden.
Strahlmann: Vergleichen Sie doch bitte ihr
Bauchreden nicht mit meinen Erfindungen, auch wenn Sie Mister Dynamit genannt werden und der Stolz des Bundesnachrichtendienstes sind.
Strahlmann, wirft sich Tabletten ein.
Strahlmann: Ja. Ich weiß, das bin ich auch.
Urban: Herr Professor, die Pillen.
Strahlmann: Keine Angst, ich habe auch
4. [Filmdauer: 43:30 min]
Innen, BND Chef-Büro.
Drei Herren, davon einer, der tatsächlich
Reinhard Gehlen ähnlich sieht, hören sich
das von Urban beschaffte Tonband mit
Barettis Erpressungsforderung an.
Dicker BND-Mann: Klare Erpressung. Widerlich!
BND-Abteilungsleiter: Tonio können wir
abbuchen. Baretti hat ihn erledigt.
„BND-Präsident“: Er war nicht einer unserer Besten.
BND-Abteilungsleiter: Dennoch, ein Toter!
23
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Dicker-BND-Mann: Diese Insel, Mise-
BND-Mitarbeiter Spiegel übernimmt Frau
ricordia, ist wohl der Nabel für Barettis
Vorhaben.
BND-Abteilungsleiter: Das finden die
Amerikaner auch. Aufgrund der Informationen, die von uns geliefert wurden, haben
sie Bob Urban angefordert. Wo ist Bob
Urban?
und Wagen.
Aus dem Funkgerät: „Verlängertes Wochenende Chef.“
BND-Abteilungsleiter: Wollen mal sehen
wo. Schaltet Karte ein, Licht bei Nizza
leuchtet auf. Gestern noch in München,
heute an der Cote d‘ Azur. Ich wette, das
Reiseziel ist brünett.
6. [Filmdauer: 48:00 min]
Innen, Baretti wird informiert.
Baretti-Mitarbeiter: Signore, das U-Boot
landet heute Nacht auf Misericordia, das
restliche Material wird dann ausgeladen.
Überall sind Spitzel der CIA. Auch der BND
hat sich eingeschaltet. Ich glaube, man
weiß auch Ihren Namen Signore.
Baretti: Fabelhaft. Die Amerikaner wissen
alles, die Deutschen wissen viel.
7. [Filmdauer: 51:10 min]
Innen, CIA-Büro.
Anschlussszene.
CIA-Chef: Vor einer militärischen Aktion
müssen wir wissen, wo die Bombe steckt.
5. [Filmdauer: 45:55 min]
Außen, Strand, Brünette, Mercedes SL Cabrio mit Hamburger Kennzeichen (HH VX
888). Kuss-Szene vor dem Wagen. Alarm
aus dem Funkgerät.
Bis dahin besteht kein Zweifel, dass Baretti
der Stärkere ist. Unter anderem läuft zur
Zeit auch eine Aktion der CIA in Zusammenarbeit mit dem deutschen BND.
Urban: Ja, hier 18. Ja, okay.
Ein Hubschrauber fliegt ein.
Brünette: Was ist denn Bob?
Urban: Beruf, Baby.
Brünette: Aber Du bist doch Kühlschrankvertreter.
Urban: Eben drum.
Brünette: Aber wer will denn ausgerechnet jetzt einen Kühlschrank?
8. [Filmdauer: 1:30:26]
Innen, Lagerraum Pentagon.
Auf dem Höhepunkt der Spannung, nur
noch wenige Minuten vor Abwurf der
Atombombe auf Washington. Der CIA-Chef
betritt mit Urban den Raum und verkündet, dass man nicht zahlen wird. Urban
verkündet, dass alles nur ein Bluff war.
General Burch, der für das angebliche Verschwinden der A-Bombe verantwortlich ist,
flieht aus dem Raum. Urban folgt ihm.
MFGBND 7/2014
24
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
CIA-Chef auf die Frage, warum man Burch
zwischen Prof. Strahlmann vom BND und
denn aus dem Raum lässt (ein Oberst:
„Aber der haut doch ab.“): Mister Urban
vom BND, den sie vorhin gesehen haben,
der macht das schon.
dem Quartiermeister „Q“ des MI6 ist offensichtlich. Andererseits werden eigene
bundesdeutsche Attribute aufgezeigt, die
symptomatisch für die Tätigkeit und den
Auftrag des BND sein sollen: ein ziviler
Nachrichtendienst, dessen
Hauptauftrag
geopolitisch
nicht nur in
Zur Verdeutlichung und Orientierung
für
den Zuschauer,
in welcher Ge-
heimdienstzentEuropa
liegt
rale man sich
und gleichwergerade befindet,
tig mit der CIA
hängt in dem
zusammenarCIA-Büro eine
beitet. Immer
große Karte von
wieder
wird
Nordamerika,
dabei
der
Abbildung 8: Der BND-Mann Urban im Pentagon
während sich in
übergeordnete
dem BND-Büro eine Europakarte befindet.
NATO-Rahmen als roter Faden direkt bzw.
Verstärkt wird dieses Bild dadurch, dass im
Sicherheitsbüro der CIA [Filmdauer:
implizit betont.
1:08:10 min] im Bildhintergrund ein Foto
von Präsident Lyndon B. Johnson (1908 –
1973) neben einer USA-Fahne an der
Wand hängt. Dagegen ist in dem BNDBüro das Portrait des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke (1894 – 1972)
zu sehen [Filmdauer: 44:00 min].
Im Verlauf des Films landet Urban mit
seinem von Baretti gestohlenen SportFlugzeug auf einem US-Flugzeugträger. Die
Szenen sind dabei so geschnitten, dass
Original-Filmmaterial von einem Träger
und Aufnahmen Urbans in einem Cockpit
aufeinanderfolgen. Vollends unglaubwürdig ist allerdings das Ende, als CIA und US-
Die zitierten Filmstellen zur Rolle des
BND in Mister Dynamit zeigen zum einen,
wie sehr die damals (und bis heute) so
erfolgreichen James Bond Filme adaptiert
wurden. Der Agent als unbesiegbarer Superheld, ausgestattet mit sexistischem
Humor, Wunderwaffen und Traumautos
an exotischen Drehorten. Die Parallele
Militär den BND-Agenten allein den verräterischen US-General Burch durch
Washington jagen lassen. Gleichzeitig
wurde jedoch auch mit der Aufnahme der
Legende „Kühlschrankverkäufer“ ein tatsächlicher Aspekt des Agentenlebens aufgenommen; das Leben unter einer möglichst banalen Legende.
MFGBND 7/2014
25
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Abbildung 9: Standbild des „BND-Präsidenten“ im Film (links) und Fotoaufnahme von Reinhard Gehlen (Mitte und
rechts)
Erstaunlich ist die Aufnahme eines offensichtlichen „Gehlen-Doubles“, der in
der Tat Reinhard Gehlen ähnlich sieht.
Interessant, da zum damaligen Zeitpunkt
kaum Fotos von Gehlen existierten und er
einer breiteren Öffentlichkeit nur namentlich bzw. über ein Foto bekannt war. Die
These von der bewussten Anspielung auf
die Person Gehlens dürfte der Umstand
sein, dass im Film der Präsident mit
schwarzer Sonnenbrille zur Bürobesprechung erscheint. Die Assoziation zu den
zeitgenössischen bekannten Abbildungen
Gehlens mit Sonnenbrille ist frappierend.
7. Reaktionen zum Film: Die Rolle des
BND wird nicht wahrgenommen
Im Dezember 1966 wurde der Film planmäßig abgedreht. Die Produktionskosten
des BND-Films sollen sich auf insgesamt
2.085.600,00 DM belaufen haben.62 In den
nächsten Wochen und Monaten plante die
62
Anfang 1969 veröffentlichte „Filmecho“ die Produktionszahlen zu Filmen, die in deutscher und
italienischer Co-Produktion entstanden sind.
Verleihfirma den Film nun zu vermarkten.
Die Hoffnung, dass der Film über den BNDAgenten einen Erfolg darstellen würde,
hatten nicht nur Weiß vom BND, sondern
auch die Produktionsgesellschaft und Lex
Barker.
Ende Januar 1967 berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den
Besuch Lex Barkers in Deutschland. Barker
erzählte im Interview, dass er nun, nachdem man ihn in den USA nur als Tarzan
und Western-Darsteller kannte, „[…] endlich auch mal richtige Rollen übernehmen
[könne], wie sie sich ein Schauspieler
wünscht.“63 Dieses bezog sich aktuell auch
auf seinen Auftritt in der Hauptrolle als
deutscher BND-Agent. Der FAZ-Autor
vermutete interessanterweise, dass es sich
um die Rolle eines Agenten des Militärischen Abschirmdienstes handeln würde,
„[…] ob in Uniform oder als ‚Staatsbürger
in Uniform‘ in Zivil.“64 Auch in entsprechenden Biographien wird der BND-
63
„Old Shatterhand in Nöten“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Januar 1967, S. 19.
64
Ebd.
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Mitarbeiter fälschlicherweise als „Mann
der deutschen Abwehr“ bezeichnet.65
Der Evangelische Film-Beobachter, eine
der führenden Zeitschriften für Filmkritik
in Deutschland, bewertete 1967 den Film
positiv und erkannte „[…] eine recht saubere Arbeit“. Der BND scheint, nach Auffassung des Film-Beobachters, gut getroffen zu sein, da vor allem „[…] das spannungsreiche Geschehen […] zusätzlich
durch Lex Barkers angenehm zurückhaltendes Spiel in der Rolle des deutschen
Agenten Urban [gewinnt]“.66 Man könnte
meinen, der Kritiker hätte den Film nicht
gesehen.
In weiteren Zeitungen und Zeitschriften
wurde, ganz im Sinne der gewünschten
Image-Kampagne von Weiß, Werbung für
den Film und damit auch indirekt für den
BND gemacht. So wurde in der Bravo Nr. 8
Abbildung 10: Das französische Filmplakat
65
Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.],
S. 140. Im Presseheft des Verleihs ist ebenfalls von
der "Rolle des deutschen Abwehr-Mannes" die
Rede. Dieses Missverständnis war also haus- bzw.
verleihgemacht. Vgl. Distelmeyer: "Das war
deutsch, wenn ich mich nicht irre", S. 65.
66
Vgl. „Mister Dynamit – morgen küßt euch der
Tod“, in: Evangelischer Film-Beobachter, Jahrgang
19. Nummer 350, München 1967, S. 350.
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Abbildung 11: Das spanische Filmplakat
von 1967 Lex Barker als BND-Agent der
jugendlichen Leserschaft vorgestellt.67
Auch in Ausgabe Nr. 10 von 1967 wurde
der Film „Mr. Dynamit“ besprochen.68 Die
Kinoplakate warben für den Film mit einem Bild Lex Barkers in Anzug und Krawatte, die Pistole in der einen und das „Dynamit-Girl“ Maria Perschy (1938 - 2004),
im Kleid mit üppigem Ausschnitt, in der
anderen Hand.69 Während ab Mitte der
sechziger Jahre die Präsidentschaft
Reinhard Gehlens faktisch politisch am
Ende war, der BND noch immer mit den
Folgen der Krisen des Verratsfalls Heinz
Felfe (1918 - 2008) oder der Spiegel-Affäre
zu kämpfen hatte und der gesamte Dienst
auf einen Neuanfang wartete, bot auch
der Film die Chance auf einen Imagewechsel in der Öffentlichkeit.
67
BRAVO 8 (1967).
BRAVO 10 (1967).
69
Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.],
S. 141 f.
68
27
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Die Welturaufführung des Films war am
25. Mai 1967 in Wien.70 Wenige Monate
später, am 11. August 1967, erschien er
auch in den Kinos in Italien unter dem Titel
„Mister Dinamita, muori lentamente … te
la godi di più“. Erst eine Woche später
erfolgte die Uraufführung des Films in
Deutschland unter dem Titel „Mister Dynamit – Morgen küsst euch der Tod“ am
18. August 1967.71 Allerdings wurde der
deutsche Kinostart zu diesem Zeitpunkt
offenbar in keiner großen Tageszeitung
besprochen. 1968 wurde der Film unter
dem Titel „Die slowly, you´ll enjoy it more“
in Großbritannien, ebenso wie beispielsweise in Finnland, aufgeführt. In Spanien
wurde der Film als „Mañana os besará la
muerte“ in Madrid am 3. August 1970
erstmals gezeigt.72 In den USA scheint der
Film nie in die Kinos gekommen zu sein.73
Der vom BND erhoffte Imagegewinn erfüllte sich nicht. Wenn der BND-Film in
deutschen Zeitungen nach dem tatsächlichen Kinostart im Februar 1968 überhaupt
besprochen wurde, dann wurde in verschiedenen Kritiken, beispielsweise in der
„Nacht-Depesche“ oder im „Telegraf“,
durch eine nicht korrekte Organisationsbezeichnung immer wieder implizit der
falsche Bezug hergestellt. Nämlich dass es
sich um einen Film über die „deutsche
70
Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2.
Die deutschsprachige Filmfassung hatte eine
Länge von 2635m und eine Spieldauer von 111
Minuten, vgl. Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. Die
englische Fassung war 9,300 ft lang und hatte damit eine Spieldauer von 103 Minuten, Monthly
Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59.
72
Vgl. www.gustavo-rojo.de/page5.php abgerufen
am 16.08.2013.
73
Vgl. Schriftliche Aussage der Academy of Motion
Picture and Sciences gegenüber der Forschungsund Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ vom 20.
August 2013.
Abwehr“ handele. Andere, wie „Der Tagesspiegel“, haben den Film vollkommen
falsch verstanden und ordneten die
Hauptfigur, den BND-Agenten Urban, einfach in gewohnter Art und Weise dem CIA
zu. 74 Offenbar war der Leserschaft schwer
zu erklären, dass auch die Bundesrepublik
Deutschland einen geheimen Auslandsnachrichtendienst hat, der analog zur CIA
oder zum MI6 international adäquat tätig
ist. Ein bis heute wiederkehrendes Moment, wird doch der Filminhalt vereinzelt
noch immer, z. B. in der amerikanischen
Fachliteratur, unscharf widergegeben und
Urban nicht explizit als BND-Mitarbeiter,
sondern allgemeiner als NATO-Agent bezeichnet.75 Offenbar sollte er für das amerikanische Publikum, das den deutschen
Auslandsnachrichtendienst
überhaupt
nicht kannte, verständlicher werden. In
der österreichischen „Filmkunst. Zeitschrift für Filmkultur und Filmwissenschaft“ Nr. 51 von 1968 wurde der Film
wie folgt bezeichnet: „Bob Urban, genannt
’Mister Dynamit’, das As des amerikanischen Geheimdienstes, wird eingesetzt,
um eine gestohlene Atombombe wieder
herbeizuschaffen; es gelingt ihm nach vielen Abenteuern auf einer Insel in der Karibischen See die Bande und ihren Chef ausfindig und unschädlich zu machen, bevor
deren teuflischer Plan gelungen ist.“ 76 In
der folgenden, englischen Ankündigung
wird aus Urban sogar „[…] the superman
71
74
Nacht-Depesche 3. Februar 1968; Telegraf 4.
Februar 1968; Der Tagesspiegel 4.Februar 1968.
75
“In 1965, harris starred with Lex Barker in Spy
Today, Die Tomorrow. They played NATO agents
after a madman with a deadly laser he´ll use to
destroy Washington, D.C., unless a huge ransom is
paid”, in: Wesley A. Britton, Onscreen and undercover: the ultimate book of movie espoionage,
Westport 2006, S. 147f.
76
Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2.
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
of the American Intelligence Service“.77
Die Besonderheit, dass es sich bei der
Hauptrolle um einen bundesdeutschen
Agenten handelte, wurde in entsprechenden Handlungsbeschreibungen von Kinokritiken fast nie erwähnt.78
Eine auffällige Ausnahme ist hierbei die
Süddeutsche Zeitung, die den BND, wohl
nicht zuletzt aufgrund der geographischen
Nachbarschaft, sehr wohl kannte und auch
beim Namen nannte: allerdings amüsierte
sie sich über dessen Hauptrolle in einem
Kinofilm. In ihrer Ausgabe vom 20. Dezember 1967 machte man sich in einer
Filmkritik sogleich darüber lustig, dass in
einem internationalen Agentenfilm der
BND die Hauptrolle spielte. So lautet deren sarkastischer Kommentar: „Es wirkt
ein bißchen komisch, wenn internationale
Großgangster, amerikanische Generäle
und Leute vom CIA im Film achtungsvoll
vom BND, der Abkürzungsformel unseres
bundeseigenen Geheimdienstes, sprechen. Der Held dieses neuesten deutschen
Agentenfilms (Lex Barker) ist nämlich ein
deutscher Geheimdienstmann“.79
77
Der Film wird hier mit den weiteren Alternativtiteln „Mister Dynamit – Tomorrow you will be kissed by death“ und „Monsieur Dynamite – Dinamite
au Pentagon“ angekündigt.
78
1969 schrieb der britische Monthly film bulletin:
„A humdrum addition to the seemingly endless
cycle of secret agent comic-strip. Mister Dynamite's encounter with a gadget-obsessed professor
is mildly amusing, but in all other respects this is
the mixture as before: athletic hero, viIlains who
can't shoot straight, an excess of glamour girls, and
not a spark of originality in the whole flimsy concoction.”, Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59.
79
„Mister Dynamit – Morgen küßt euch der Tod“,
in: Süddeutsche Zeitung vom 20. Dezember 1967,
aus: LaBi (SP551), Pressedokumentation HFF „Konrad Wolf“, Mister Dynamit – morgen küßt euch der
Tod.
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Der Film verschwand schnell wieder aus
den Kinosälen und lief nur noch selten in
verschiedenen Ländern im Fernsehen.80
Im deutschen Fernsehen wurde der Film
bislang sogar nur einmal, am 25. Februar
2000, auf dem Kanal „Super RTL“, gezeigt
und war zuvor nur als Super-8-Film und
auf Videokassette im Vertrieb der „toppic“
erhältlich.81
Abbildung 12: Deutsches Kinoplakat von 1967
8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus
Der prognostizierte „Reißer“ wurde „Mr.
Dynamit – morgen küsst euch der Tod“
nicht. Die Erwartungen aller beteiligten
Seiten sollten sich nicht erfüllen.
Die großen Hoffnungen der Produktionsfirma wurden enttäuscht. Ein zweiter
Film, der unter frühzeitiger Einbindung
und größerer Unterstützung durch den
BND noch realitätsnaher gestaltet werden
sollte, konnte nicht mehr in Angriff genommen werden. Schuld daran waren
interne Probleme innerhalb der Produktion. Schon bei den Dreharbeiten kam es zu
Unstimmigkeiten, an deren Ende der
80
Etwa in den USA.
Mail RTL Televisions GmbH an die Forschungsund Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ vom 14.
August 2013.
81
29
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Hauptdarsteller Lex Barker seine Gage
einklagen musste. Daraufhin hatte dieser
kein Interesse mehr an weiteren Verfilmungen mit ihm als BND-Agent. Aus der
angedachten Serie von BND-AgentenFilmen wurde ein Solitär: Das Projekt endete nach nur einer Produktion. Für Lex
Barker bedeutete der BND-Film ebenfalls
nur eine Episode und markierte nicht seinen erhofften Durchbruch in das Agentengenre und einen langfristigen Imagewechsel. Noch bis heute denkt man bei Lex Barker an Tarzan oder Old Shatterhand, nicht
etwa an seine Verkörperung als BNDAgent.
gleichwertiger Partner etwa der CIA bewusst zu werden. Der Kontext zum BND
wurde schlichtweg meist übersehen oder
äußerst skeptisch, weil nicht glaubwürdig,
bewertet. So wäre es auch zu erklären,
dass offenbar sogar die zuständigen Bereiche des MfS, die sonst sämtliche Aspekte
mit dem Kontext BND sammelten und
analysierten, diesen Kinofilm nicht in einem größeren Zusammenhang mit dem
BND gesehen haben. Zumindest konnten
keine Hinweise im Archiv des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU)
zu diesem Thema aufgefunden werden.
Unabhängig von diesen Überlegungen
dokumentiert der Film eine bislang unbekannte Facette des Interessensprofils des
BND: der Kinofilm als Medium zur Imageverbesserung. So „amüsant“ aus heutiger
Perspektive diese Episode auch anmutet,
wurde das Projekt 1966/67 auf höchster
Ebene als ernsthaft wahrgenommen, besprochen und befürwortet. Es zeigt sich,
dass der BND nicht nur um Einflussnahme
etwa bei der Presse bemüht war, sondern
auch so weit dachte, auch einen Spielfilm,
wenn möglich, im eigenen Sinn zu nutzen.
So bleibt der Kinofilm von 1967 der bislang
einzige Versuch, die Tätigkeit des deutschen Auslandsnachrichtendienstes in
einem Kinofilm einem breiten Publikum
näher zu bringen und öffentlichkeitswirksam zur Imagesteigerung zu nutzen.
Abbildung 13: Das italienische Plakat
Dr. Bodo Hechelhammer
Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“
Auch für den BND haben sich die großen Pläne nicht erfüllt, durch einen erfolgreichen Kinofilm einem breiten Publikum
als leistungsstarker Geheimdienst und
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
I. Dokumente
Beschreibung der Dokumente
Die in der vorliegenden Mitteilung aufgeführten Dokumente werden alle als Faksimile wiedergegeben. Es sind diejenigen Unterlagen zum Filmprojekt „Mr. Dynamit – morgen küsst
euch der Tod“ über die es im BND-Archiv eine eigene Akte mit der Archivsignatur 150.089
gibt. Die insgesamt 18 Dokumente sind chronologisch geordnet, nummeriert und werden
vollständig wiedergegeben.
Nr. 1.
Nr.2.
Nr. 3.
Nr. 4.
Nr. 5.
Nr. 6.
Nr. 7.
Nr. 8.
Dokument 1 vom 13. Mai 1966 ist das erste Schreiben der Parnass-Film, verfasst
und unterschrieben vom Produzenten Theo M. Werner, an das Verteidigungsministerium. Er bitte um die volle Unterstützung unserer Bundeswehr für das Filmprojekt
„Mr. Dynamit“.
Das zweite Dokument ist ein interner Vermerk des Verteidigungsministeriums vom
20. Mai 1966, mit dem Auftrag, weitere Exemplare der Romanvorlage zu bestellen
und diese dann mit einer Stellungnahme wieder vorzulegen. Dazu sollte eine Stellungnahme zur Firma Parnass-Film angefertigt werden.
Brief 3, vom 1. Juni 1966, ist das Begleitschreiben zu den angeforderten, weiteren
drei Exemplaren des „Mister Dynamit“-Romans.
Das Informations- und Pressezentrum des BMVg legt am 6. Juni seine knappe Einschätzung vor. Der Roman enthalte „…derartig viele Unrichtigkeiten über die Arbeit
des BND, dass eine Unterstützung [...] durch die Bundeswehr nicht gegeben werden
sollte.“ Dennoch wird gebeten, das ASBw um eine Stellungnahme zu bitten und auf
das Drehbuch zu warten.
Zehn Tage später legt das Referat S II 6 seine Stellungnahme zum Roman vor. Darin
wird den „wehrtechnischen und organisatorischen Einzelheiten“ des Buches bescheinigt, dass sie auf Tatsachen beruhen. Zur Geheimdiensthandlung solle jedoch
der BND eingeschaltet werden.
Im Antwortschreiben des BMVg vom 21. Juni 1966 an die Parnass wird eine Unterstützung von der Zusage eines Mitspracherechts für den Verteidigungsminister „bei
der endgültigen Abfassung dieses Drehbuches“ abhängig gemacht.
Das siebte Dokument ist das Antwortschreiben der Parnass-Film an das BMVg vom
29. August 1966. Das Drehbuch wird übersandt (leider in der BND-Akte nicht erhalten) und die Unterstützungsbitte konkretisiert. Zur „populären Glorifizierung eines
deutschen Bundesnachrichten-Dienstlers“ soll eine Szene auf einem bayerischen
Truppenübungsplatz gedreht werden.
Das Schreiben vom 31. August 1966 ist eine Kurznotiz innerhalb des Ministeriums,
die nur noch nach Bedenken gegen die erbetene Unterstützung fragt.
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Nr.9.
Die innerhäusige Antwort vom 7. September 1966 empfiehlt, von der Produktions-
firma zu verlangen, keine Dienstgradbezeichnungen zu verwenden. Es solle nicht
der Eindruck entstehen, alle BND-Angehörigen wären Soldaten.
Nr. 10. Dokument Nummer 10 ist ein BND interner, handschriftlicher Vermerk des Telefonats vom 13. September 1966. Der Filmreferent des Auswärtigen Amtes informiert
sich über eine mögliche Unterstützung des Filmprojektes und bekundet seine Zweifel. Der BND verabredet mit Werner ein Treffen in Bonn.
Nr. 11. Das BND interne Schreiben 11 dokumentiert die Kontaktaufnahme Werners mit der
BND Außenstelle „Aquarium“ in Bad Godesberg am 5. Oktober 1966.
Nr. 12. Das zwölfte, undatierte Dokument zeigt eine BND interne Auswertung des Drehbuchs und des Treffens in Bonn als Anlage zu Dokument 11.
Nr. 13. Dokument 13 ist wiederum ein interner Vermerk des BND vom 5. Oktober 1966 zur
weiteren Vorgehensweise und enthält den handschriftlichen Vermerk des BNDPräsidenten zur eingeschränkten Unterstützungszusage.
Nr. 14. Am 10. Oktober konkretisiert Werner in seinem Schreiben an das BMVg seine Wünsche zur Unterstützung der Dreharbeiten durch das Heer und bestätigt, dass die
Einwände des BND bereits umgesetzt seien.
Nr. 15. Mit Schreiben vom 20. Oktober wird BMVg intern die (offizielle) Einholung einer
BND Meinung erbeten.
Nr. 16. Am 2. November 1966 wird der BND-Präsident von 27VK offiziell über die Dreharbeiten und das Drehbuch unterrichtet, nachdem die Informationen aus dem BMVg
eingegangen waren.
Nr. 17. In Schreiben 17 berichtet 27VK dem BND-Präsidenten am 28. November 1966 vom
Treffen mit Werner.
Nr. 18. In diesem Dokument bedankt sich der US-Geheimdienst beim BND für die Informationen zum Filmprojekt und bestätigt, dass die Amerikaner nicht über dieses Vorhaben unterrichtet wurden.
Nr. 19. Das letzte Dokument ist eine weitere, undatierte Auswertung des Drehbuchs.
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II. Faksimiles
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III. Glossar
Im Folgenden werden die im Essay und den Dokumenten vorkommenden Organisationsabkürzungen in jeweils numerischer Reihenfolge aufgeschlüsselt.
BND-Dienststellen
27VK
84
106
Strategische Aufklärung
Personelle und materielle Sicherheit
Bezeichnung für BND-Präsident (1961-1968)
106/I
106/II
106/G
106/XX
363
801
Büro Präsident
Sonderaufträge
Steuerung für Beschaffung und Auswertung
Verbindungsbüro des BND-Präsidenten in Bonn
Bezeichnung für BND-Präsident (1958 - 1961)
CIA-Verbindungsstab in Pullach
Dienststellen im Bundesministerium der Verteidigung82
Fü S
Fü S II 6
Fü S VII
Fü S VII a
Fü S VII 5
Fü S VII 6
82
Führungsstab der Streitkräfte
Referat „Militärische Sicherheit, COSMIC- und ATOMAL-Kontrolloffizier“ in der
Unterabteilung „Militärisches Nachrichtenwesen“
Unterabteilung „Allgemeine Wehrfragen“
nicht aufgeführt
Referat „Film - Bild – Ton“
Referat „"Psychologische Kampfführung“
Angaben nach Organisationsplan des BMVg, Stand 1. Februar 1966, Blatt 5, Bundesarchiv-Militärarchiv.
MFGBND 7/2014
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
IV.
Personen- und Ortsregister
Adenau, Birgit 8
Arent, Eddi 7
Barker, Lex 7, 10, 12, 19, 25, 26, 27, 28, 29, 33,
39, 45, 50, 51, 54, 55, 62, 65
Bastianoni Giancarlo 8
Betz, Kurt 12
Blacky Wallace, siehe Fuchsberger, Joachim
Büchner (Oberstleutnant) 10, 32
Cebrian, Francisco 8
Cervera, Tita 8
Cervera, Wilhelm 8
Cooper, Gary 7
Cortés, Hercules 8
Dulles, Allen W. 9
Eppler, Dieter 7
Fawcett, Charles 8
Felfe, Heinz 26
Fuchsberger, Joachim 8
Fuetterer, Werner 8
Gabor, Zsa Zsa 7
Gehlen, Reinhard 9, 15, 16, 17, 18, 19, 25, 26, 64
Gottlieb, Franz Josef 7, 9, 32, 33, 48, 62
Guenter, C. H. 6, 8, 10, 19, 20, 55, 62
Günther, Karl-Heinz, siehe Guenter, C. H.
Habe, Hans 16
Haggan, Howard 8
Hahn, Gisela 8
Harris, Brad 7, 17
Hassel, Kai-Uwe 11
Hauenstein (Korvettenkapitän) 13, 14, 44, 47, 49
Hauff, Werner 8
Haupt, Ulrich 7
Helms, Richard McGarrah 18, 57
Hlawacek, Gustav 12
Induni, Luis 8
Johnson, Lyndon B. 24
Koch (Monsignore) 12
Landry, Gerald 8
Lang, Fritz 7
Lange, Carl 8
Levka, Uta 8
Lübke, Heinrich 24
Mattai, Pino 8
May, Karl 7, 10, 33, 62
Müggenburg, Günter 18
Muni, Damaso 8
Nazzari, Amedeo 7, 51
Perschy, Maria 7, 26, 51
MFGBND 7/2014
Peters, Werner 8
Pfeiffer 13, 38, 39, 41
Pica, Antonio 8
Preiss, Wolfgang 7, 51
Rapp, Karl 8
Rauch, Siegfried 8
Re, Gustovo 8
Retzer, Raoul 8
Rigaud, Georges 8
Riva de la, Miguel 8
Rohlinger, Rudolf 18
Rojo, Gustavo 7
Rosenhauer 37, 49
Rowas, Franz 12, 13, 15, 43
Siegel (Oberstleutnant) 11, 36
Solar, Sylvia 8
Stalin, Josef 7
Suarez, José 7
Teege, Joachim 8, 51
Teschauer 10, 32, 33
Wallace, Edgar 7, 62
Weiß, Kurt 15, 16, 17, 18, 19, 25, 57, 64
Weber 35
Werner, Theo Maria 7, 10, 11, 12, 13, 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20, 30, 31, 33, 40, 43, 44, 45, 46,
48, 50, 52, 54, 62, 63, 64, 65
Wolter, Ralf 7, 51
Bad Godesberg 14, 15, 16, 31, 47, 64
Barcelona 14
Berlin 8, 63
Bonn 10, 11, 31, 32, 35, 36, 37, 39, 40, 42, 44,
47, 49
Cartagena 14
Grafenwöhr 45, 56
Madrid 12, 14, 26
München 7, 8, 9, 14, 17, 32, 35, 38, 39, 44, 45,
58, 62, 63
Pullach 5, 7, 9, 15, 17, 18, 19, 45, 58
Rastatt 8, 62
Washington 14, 45
Wien 26, 47, 48, 65
Die Insel „Misericordia“ wurde nicht aufgenommen, da sie nicht existiert.
61
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Danksagung
Den Entstehungsprozess dieser Mitteilung haben verschiedene Institutionen und Personen
durch Hinweise, Gespräche oder Recherchen unterstützt, denen daher in alphabetischer
Reihenfolge im Folgenden gedankt werden soll.
Es ist zu danken: dem Pabel-Moewig Verlag Rastatt, dem Deutschen Filminstitut Wiesbaden,
Prof. Dr. Jan Distelmeyer Europäische Medienwissenschaft (Fachhochschule Potsdam und
Universität Potsdam), Joachim Fuchsberger München, dem US Nationalarchiv Washington,
den Bavaria Studios & Production Services München, dem Presse- und Informationsstab des
Bundesministeriums der Verteidigung, der Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr, der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Margaret Herrick Library) Hollywood, dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, der RTL Televisions GmbH, der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin, der Transit Film GmbH und
Ralf Wolter München.
Berlin, Februar 2014
MFGBND 7/2014
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
62
Summary
The Bundesnachrichtendienst and
the movie project Mr. Dynamit
This retrospect shines a light on the spy
film genre in general and in particular on
the BND’s interest in the only film to star a
BND agent, which was made in 1967: “Mr.
Dynamite - Die Slowly, You’ll Enjoy It
More”
The international popularity of the first
James Bond movies dominated not only
the image the man on the street had of
the British Secret Intelligence Service (SIS)
or the MI6 but shaped the people’s concept of secret services in the nineteen
sixties. Most other spook films at the time
were about the Central Intelligence Agency (CIA) or other US secret services. There
were also films highlighting the activity of
the Soviet KGB or the GDR’s secret police
(Stasi). But how about West Germany's
foreign intelligence service? Obviously,
neither national nor international
filmmakers and scriptwriters were interested in a story about agents from Pullach,
Germany.
A nuclear bomb disappears from US
Army stockpiles. The man who pulls the
strings is Bardo Barretti, an Italian businessman, who wants to extort US$1bn in
ransom money from the United States
of America. Otherwise, Barretti threatens
to set off the bomb over Washington. Pentagon and CIA request administrative assistance from the German intelligence
MFGBND 7/2014
agency,
the
Bundesnachrichtendienst
(BND). The organization sends in its top
man: Bob Urban alias Mister Dynamite.
That is, in a nutshell, the plot of the
German-Spanish coproduction “Mr. Dynamite – Die Slowly – You'll Enjoy it More”
from 1967. For the first – and the lasttime, a BND agent played the leading role
in an international movie.
The screenplay was based on a novel by
Karl-Heinz Günther (1924 – 2005), whose
nom de plume was C. H. Guenter. “Spy
today – Die Tomorrow” appeared in 1965
in the spy novel series by Erich Pabel Verlag, Rastatt.
The film project was realized by Theo
Maria Werner (1925-1989), a German
filmmaker, producer, scriptwriter and actor, who, primarily in the nineteen sixties,
made numerous spook and adventure
films in association with the Munich-based
Parnass-Film GmbH. The movie was shot
between September and December 1966
in Germany, Spain and the United States.
Producer and man in charge of adapting
the screenplay was the Austrian Franz
Josef Gottlieb (1930 - 2006), who had shot
numerous Edgar Wallace and Karl May
films.
The role of BND agent Bob Urban was
not played by a German. The man chosen
for the role was Lex Barker (1919 - 1973),
an American actor who was very popular
in Germany at the time.
63
Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
In the book, Mr. Dynamite was de-
federal government agencies. In May
scribed as follows: In 1950 Abitur (graduation from secondary school), followed by
engineering studies, including eight semesters at TU München (University of
Technology, Munich) and in Berlin; highfrequency and mechanical engineering
studies; degrees in interpreting in French,
English and Spanish. In addition to technical training and language skills, Mr. Dynamite is very athletic: He is a pentathlete
1966, Parnass Film contacted the Federal
Ministry of Defence in order to request
support for the project. Werner tried to
lift the project to a level of foreign policy
and security relevance. He described the
project as “[…] the first German movie to
feature the Bundesnachrichtendienst and
to shine a light on the significance of cooperation between BND and CIA in NATO
– all wrapped up in a thrilling plot.” The
with Olympic qualities and allowed to carry the title “gun master”. The star agent
also has hard military training under his
belt: engineer officer equipped with various pilot's licenses (including jet fighter);
two-year stint at the naval forces (A5 Patent (Mate’s Certificate) “Steuermann auf
großer Fahrt”). The BND agent has an IQ
of 123. Furthermore, he underwent train-
first movie “[...] to acknowledge the merits of German counterintelligence […]“,
with Werner, of course, not referring to
the Wehrmacht “Abteilung Abwehr” but
to the BND. Werner tried to drum up support from the Federal Ministry of Defence
by pretending that the project was already
receiving broad national and international
support -which, at that point, was de facto
ing at the German Federal Office of Criminal Investigation (BKA). He was wooed
not true- and that the project was receiving support from Spain and the United
away by the BND “[…] because only the
best are good enough for the most delicate jobs.”
States and that he was cherishing reasonable hopes “[…] that also the Federal Ministry of Defence would like to “back up"
this cinematic approach to showcasing
and glorifying a BND agent and his merits”. The Bundeswehr promised to lend its
support. In return, Parnass-Film accepted
content-related criticism expressed by the
In the movie, the agents operate military equipment including submarine, aircraft carrier, helicopter and combat aircraft. In order to create a most realistic
background for the movie production, the
Munich-based Parnass-Film intended to
inform relevant authorities about the film
project and to request support.
About six months before the start of
shooting, film maker Werner made efforts
to win the support of -in his eyes- relevant
Bundeswehr and underlined, for example,
that the BND was a civilian, non-military
government agency.
As a matter of fact, the BND was interested in the first film project in the midsixties that did not focus on the CIA or
other intelligence agencies but on the
MFGBND 7/2014
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Bundesnachrichtendienst. The BND unit
then contacted the BND, directly request-
responsible for press contacts and public
relations was “Strategische Aufklärung
(Strategic Intelligence). At the time, the
head of Strategische Aufklärung was Kurt
Weiß, cover name Winterstein, (19161994). Kurt Weiß was highly interested in
a film about the BND. Among other things,
it was his job to know at an early stage
when and where reporting on the BND
was planned and to exert positive influ-
ing permission for “[…] on-site shooting to
create an authentic setting […].“ First, the
BND checked on Werner in its files for a
possible pro-communist stance. As the
result was negative, the decision was taken to meet Werner in Munich. The plan
was to read and assess the script and to
outline the role of the BND prior to the
meeting.
ence, if possible. Notes in his office calendar tell us more about the positive PR potential he believed the film might have.
Behind the film title, he wrote the decisive
message: BND = CIA. It was not the first
time that a spook film attracted the BND’s
– and Weiß’ - attention. It is documented
that Reinhard Gehlen himself was interested in “In the Name of the Devil" anoth-
Now, it was Weiß’ job to prepare a
presidential memo for or against the movie. The result was almost euphoric: “The
main character of the film is Bob Urban, a
BND agent. He can do the craziest things.
Showcasing collaboration between BND
and CIA […], the BND is making it big […]
the film is bound to become a blockbuster,
making CIA and BND look very good. In my
er film project from 1960. It was again
Weiß’ unit that had brought that movie to
eyes, the film does not involve any problems because it is absolutely non-political.
Gehlen’s attention in 1960.
It is actually not possible to find fault with
the movie –only if you mind that the BNDas planned- tolerates on-site outdoor
shooting. However, it is hardly possible to
raise objections to this.” Reinhard Gehlen
concurred with Weiß. On 12 October
1966, the BND President made a note on
the issue: “Basically no objections, but no
On 3 October 1966, Theo Maria Werner
contacted a BND representative for the
first time. Werner travelled to Bad Godesberg, where he met a BND staffer in a
cover office. At the time, the screenplay
was finished and the shooting had already
begun. Thus, Weiß’ influence on the film
was therefore very limited.
The original script envisaged also onsite shooting at the BND headquarters in
Pullach and at the office of BND President
Reinhard Gehlen. That was an absolute
novelty at the time. The film company
MFGBND 7/2014
shootings inside of the headquarters!
Driveway to the headquarters and gates
from the outside – yes”. Original shootings
of the presidential office were not permitted. However, the requested on-site outdoor shootings at the BND compound
were no problem. No objections from the
security perspective.
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Parnass Film claimed that in addition to
again highlighted the special significance
Bundeswehr support, the United States
had issued shooting permission for the
Pentagon. The BND was impressed by that
degree of support but wanted to verify the
information using the organization’s intelligence contacts. To that end, the BND
contacted also the CIA. Mr. Dynamite became an issue for discussion between CIA
and BND! On 4 November 1966, Weiß,
using his operational alias Holm, contact-
of the movie, the chance to polish the image of the BND, namely that "[...] at long
last a German agent plays the leading role
[...]” instead of the “US supermen” as usually.
ed the CIA liaison office in Pullach in order
to inform the CIA about the planned BND
film. Rather than verifying the information
at in-house expert level, the liaison office
informed CIA Director Richard McGarrah
Helms (1913-2002) himself about the project. Up until the BND memo, the CIA had
no knowledge of the planned film. The
same applied to the Pentagon and other
tled Mister Dinamita, muori lentamente …
te la godi di più. It took another week before the premiere of “Mister Dynamit Morgen küsst euch der Tod” took place in
Germany on 18 August 1967.
military authorities. None of them had
promised to support Parnass Film.
sible to start a second movie with the early involvement and the support of the
There were plans to showcase BND
agent Urban in other movies. Werner pretended that the BND movie starring Lex
Barker had aroused so much international
interest that the follow-up movie entitled
”3,000 Coffins” was already being prepared. In order to secure the BND’s sup-
BND. The reasons were internal production-related problems. Frictions arose already during the shooting. In the end, Lex
Barker, the impersonator of the BND
agent, had to file a suit for his fee. After
that, he was no longer interested in starring as a BND agent in other productions.
The planned series of BND spy films ended
port for the follow-up project, Werner
up as a flash in the pan.
The world premiere of the film was celebrated in Vienna on 25 May 1967. A few
months later, on 11 August 1967, the
movie came into the theaters in Italy, enti-
The film failed to become a blockbuster. The high hopes of the production
company were shattered. It was not pos-
MFGBND 7/2014
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Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit
Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe
„Geschichte des BND“ (MFGBND)
herausgegeben vom
Bundesnachrichtendienst
Bisher erschienene Bände:
Nr. 1: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Berlinkrise 1958 und Schließung der Sektorengrenzen in Berlin am
13. August 1961 in den Akten des Bundesnachrichtendienstes, Berlin 2011, 31 S., ISBN 978-3-943549-00-3
Nr. 2: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Walther Rauff und der Bundesnachrichtendienst, Berlin 2011, 46 S., ISBN
978-3-943549-01-0
Sonderausgabe: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Kassationen von Personalakten im Bestand des BND-Archivs,
Berlin 2011, 22 S., ISBN 978-3-943549-02-7
Nr. 3 Band 1: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und die Kuba-Krise, Berlin 2012,
78 S., ISBN 978-3-943549-04-1
Nr. 3 Band 2: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und die Kuba-Krise, Berlin 2012,
88 S., ISBN 978-3-943549-05-8
Nr. 4: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Nachrichtendienstliche Begriffsbestimmungen der „Organisation Gehlen“
und des frühen Bundesnachrichtendienstes, Berlin 2012, 40 S., ISBN 978-3-943549-03-4
Nr. 5: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und seine Sankt-Georgs-Medaille, Berlin
2012, 49 S., ISBN 978-3-943549-06-5
Nr. 6: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Dokumente der „Organisation Gehlen“ zum Volksaufstand am 17. Juni
1953, bearbeitet von Ronny Heidenreich, Berlin 2013, 423 S., ISBN 978-3-943549-08-9
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