Geschäftsbericht 2015

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Geschäftsbericht 2015
Geschäftsbericht 2015
Inhalt
Albertina
Seite 4
Sammlung
Seite 4
Ausstellungen
Seite 5
Kulturvermittlung
Seite 9
Bibliothek und Archiv
Seite 10
Forschung und Publikationen
Seite 11
Öffentlichkeitsarbeit
Seite 12
Veranstaltungen
Seite 13
BesucherInnen
Seite 13
Freier Eintritt
Seite 13
Budget
Seite 14
Perspektiven
Seite 14
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Albertina, Außenansicht
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Albertina
Die Albertina ist das Bundesmuseum für österreichische und internationale Kunst der Zeichnung,
Druckgrafik und Fotografie. Kernkompetenz der Albertina sind Zeichnungen, Druckgrafiken,
Fotografien und andere Werke auf Papier. Ergänzende Kompetenzen der Albertina sind Pläne, Skizzen
und Modelle der Architektursammlung sowie Plakate und Miniaturen. Die Schausammlung der
Albertina umfasst insbesondere Werke der internationalen Malerei der Klassischen Moderne aus
Dauerleihgaben.
Leitung Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, Geschäftsführer
Kuratorium Ök.-Rat Dr. Christian Konrad, Vorsitzender | Dr. Bernd Rießland, stellvertretender
Vorsitzender | MR Dr. Ilsebill Barta | Sylvia Eisenburger-Kunz | Günter W. Havranek | Helmut Myslik |
Fritz Neugebauer | Dr. Barbara Schaller
Genderverteilung
Einzelpräsentationen
Künstlerinnen
Kuratoren
Kuratorinnen
II 2
IIIII 5
Künstler
Kuratoren
II 2
IIIIIIII 8
Sammlung
Die Sammlung umfasst fünf große Bereiche: die Grafische Sammlung, die Architektursammlung, die
Sammlung für Gegenwartskunst, die Fotosammlung und die Sammlung Batliner. Für das Jahr 2015
verzeichnet die Albertina insgesamt 1.275 Neuzugänge. 1.134 Neuerwerbungen beziehen sich auf die
Grafische Sammlung, die Sammlung für Gegenwartskunst und die Sammlung Batliner. Davon sind 203
Werke Ankäufe (u. a. Arbeiten von Salomon Kleiner, Jacob M. Schmutzer, Martha Jungwirth, Hans
Staudacher und Erwin Bohatsch), 579 Werke sind Schenkungen (u. a. Werke von Paul Klee, Georg
Baselitz, Jim Dine, Alex Katz, Arnulf Rainer und Max Weiler) und über 300 Werke von Gerhart Frankl
kamen als Legat in die Sammlung. An Dauerleihgaben (insgesamt 18) sind besonders Werke von
Auguste Rodin, Paul Gauguin, Hubert Scheibl und Toba Khedoori hervorzuheben. Die Sammlung von
Herbert und Rita Batliner wurde u. a. um ein großformatiges Gemälde von Anselm Kiefer und
Keramiken von Pablo Picasso erweitert. Die Fotosammlung weist für das Berichtsjahr einen Zuwachs
von 141 Objekten auf. Wichtige Neuerwerbungen betrafen zwei Konvolute bedeutender
österreichischer Fotografen: Rudolf Kopitz und Manfred Willmann.
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Ausstellungen
Im Jahr 2015 fanden in der Albertina 14 Sonderausstellungen statt. Fünf Sonderausstellungen wurden
unter Beteiligung internationaler Partnerinstitutionen produziert oder an diese weitergegeben.
Degas, Cézanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musée d’Orsay. Die Ausstellung wurde mit
120 Werken aus dem Musée d’Orsay, Paris, realisiert. Die Auswahl wurde bestimmt von den Themen
Traum, unterdrückte Gedanken und verbotene Sehnsüchte, die dem Dunkel entfliehen und
Seelenlandschaften abbilden: die schmerzhafte Innenschau der Künstler, ihre Suche nach einer
tieferen Wahrheit, ihre Hoffnung auf eine neue Wirklichkeit, die Ängste vor dem anderen Geschlecht.
In dieser Zerrissenheit nisten sich in der Psyche neben der Lebensfreude Furcht und Zweifel ein. Ein
Archiv der Träume konserviert Sehnsüchte, Unbewusstes, versteckte Leidenschaften.
Albertina Contemporary VII und VIII. Die Albertina zeigt in der Reihe Albertina Contemporary jeweils
eine andere Auswahl aus ihren umfangreichen, 20.000 Werke zählenden Beständen zeitgenössischer
Kunst. Dabei werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, die die facettenreichen Bestände
spiegeln und den BesucherInnen auch Neuzugänge präsentieren.
Elaine Sturtevant. Drawing Double Reversal. Mit der Ausstellung des beinahe gesamten
zeichnerischen Werks von Elaine Sturtevant präsentierte die Albertina die Vorläuferin und Begründerin
der Appropriation Art zum ersten Mal in Österreich. Bereits seit den frühen 1960er Jahren wiederholt
Sturtevant Kunstwerke von Roy Lichtenstein, Jasper Johns, Andy Warhol, Frank Stella oder Joseph
Beuys bewusst und zeitnah zur Entstehung der Werke der Künstler. Mit dieser ästhetischen Geste wirft
sie die Frage nach individueller Kreativität, Ori ginalität und geistigem Eigentum von Kunst auf: zwei
Jahrzehnte bevor die zur Konzeptkunst zählende Bewegung der künstlerischen Repetition, der
Paraphrase und Wiederverwendung von vorgefundenen Kunstwerken ihren Namen »Appropriation
Art« erhält.
Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler Erzherzog Johanns. Die Albertina präsentierte den
Höhepunkt österreichischer Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts: die wertvolle Sammlung des
habsburgischen Visionärs Erzherzog Johann (1782 – 1859). Seine bahnbrechenden Initiativen in Politik,
Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst kulminierten in einer hochwertigen Sammlung von annähernd
1.400 Aquarellen. Künstler wie Jakob Gauermann, Matthäus Loder und Thomas Ender wurden als
»Kammermaler« beauftragt, Darstellungen von Veduten, regionalen Trachten und Ansichten von
frühen Industrieanlagen anzufertigen. Von besonderem Reiz sind zusätzlich die bildlichen
Schilderungen des Lebens von Erzherzog Johann – allen voran die berühmte Liebesgeschichte mit der
Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl.
Lee Miller. Die Ausstellung gab anhand von rund 100 Werken einen Überblick über das vielfältige Werk
der US-amerikanischen Künstlerin Lee Miller. Neben surrealistischen Bildern, die sie in Paris ab 1929
in enger Zusammenarbeit mit Man Ray anfertigte, wurden auch Mode-, Reise- und Porträtfotos
gezeigt. Ein Fokus der Ausstellung lag auf Millers subjektiv-dokumentarischen Reportagefotos, die sie
gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa aufnahm. Bilder der Befreiung der Konzentrationslager
Buchenwald und Dachau zählen ebenso dazu wie kurz nach Kriegsende aufgenommene Fotos des
zerstörten Wien, die in der Ausstellung erstmals zu sehen waren.
Drawing now. Seit dem 20. Jahrhundert hat sich die Zeichnung deutlich emanzipiert. Die Zeichnung
der Gegenwart scheint keine Grenzen zu kennen, weder was die Themen noch was Technik und
Dimensionen betrifft. Die Werke zu Beginn der Ausstellung waren eindrückliche und aktuelle Beispiele
für diese Entwicklungen. Die großformatigen Arbeiten von Los Carpinteros sprengen das Format des
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üblichen Bogen Papiers, bei Lotte Lyon bewegt sich die Zeichnung vom Papier weg direkt auf die Wand
und hinauf an die Decke, während sich die Linie bei Monika Grzymala und Fritz Panzer als Zeichnung
in den Raum erstreckt oder von David Shrigley in seinen Videoanimationen in Bewegung versetzt wird.
Drawing now, Ausstellungsansicht
Abstraktion. Die Sammlung Ploner. Anlässlich der Schenkung der Sammlung Ploner zeigte die
Albertina eine Ausstellung zu den wichtigsten Facetten der Entwicklung der abstrakten Malerei und
Zeichnung in Österreich seit 1960. Die Sammlung, die ab 1997 von Heinz Ploner aufgebaut wurde,
vertieft die hauseigenen Bestände mit hervorragenden Arbeiten von Erwin Bohatsch, Herbert Brandl,
Gunter Damisch, Josef Mikl, Hubert Scheibl u. a. und folgt dabei dem der Albertina wichtigen Grundsatz
der Gleichwertigkeit von Grafik und Malerei.
Black & White. Mit der Ausstellung Black & White etablierte die Albertina ein neues
Ausstellungsformat. Aus ihrem reichhaltigen, rund 100.000 Fotos umfassenden Bestand zeigt die
Fotosammlung ab 2015 regelmäßig wechselnde Präsentationen, die in den erst kürzlich eingerichteten
Galleries for Photography stattfinden. Black & White eröffnete die Reihe mit einer Auswahl von rund
110 Meisterwerken. Die Exponate gaben einen Einblick in bedeutende fotografische Strömungen und
verschiedene Genres wie Porträt-, Architektur- und Landschaftsfotografie.
Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft. »Von den heutigen Zeichnern schätze
ich Sie ganz besonders«, schrieb Alfred Kubin am 25. November 1912 an Lyonel Feininger. Nachdem
die beiden Künstler Zeichnungen miteinander getauscht hatten, begannen sie einen intensiven
Briefwechsel, der ihre kurze, aber innige Freundschaft begleitete. Die Ausstellung beleuchtete mit rund
100 Gemälden und Grafiken aus der Albertina und von internationalen Leihgebern die künstlerische
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Entwicklung der beiden so gegensätzlichen Künstler und präsentierte erstmals auch jene Werke, die
Feininger und Kubin miteinander tauschten.
Edvard Munch. Liebe, Tod, Einsamkeit. Die Ausstellung präsentierte Munchs Meisterwerke der
Druckgrafik, die oft nur in einem einzigen Exemplar existieren, darunter die berühmtesten Themen:
Der Schrei, Madonna, Der Kuss und Melancholie. Munchs Schaffen nimmt eine Sattelstellung zwischen
Symbolismus und Expressionismus ein. Die grundsätzlichen Fragen des Menschen – Liebe, Tod und
Einsamkeit – sind die bis heute aktuellen Themen seines Werks. Die Ausstellung würdigte das
unermüdliche Bestreben Munchs, nicht nur neue Themen und Motive zu erforschen, sondern auch die
künstlerischen Produktionsprozesse der Farblithografie, der Radierung und des Holzschnitts
experimentell zu revolutionieren – ohne Rücksicht auf akademische Konventionen.
Spurensuche. Die Sammlung Arthur Feldmann und die Albertina. Die Albertina hat mit der
Kabinettausstellung eine außergewöhnliche Schenkung von 30 Meisterzeichnungen gewürdigt, die aus
der Sammlung des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Arthur Feldmann (1877 – 1941) stammen. Diese Blätter
italienischer, deutscher, französischer sowie holländischer Künstler wurden der Albertina zwischen
2011 und 2014 vom Enkel des Sammlers, Uri Peled-Feldmann, übergeben. Die ab den 1920er Jahren
aufgebaute Privatsammlung Arthur Feldmanns zählte zu den bedeutendsten ihrer Zeit. 1939 wurde
seine Villa mitsamt den Kunstwerken beschlagnahmt. Auf die Enteignung der bedeutenden
Zeichnungssammlung folgten ihre Auflösung und Zerstreuung. Im Laufe der Jahre konnte die Familie
die Blätter der Sammlung durch akribische Recherchen aufspüren und ihre Restitution erwirken. Die
Ausstellung sowie die Begleitpublikation entstanden in Zusammenarbeit mit der für
Kunstrückgabeangelegenheiten zuständigen Abteilung im Bundeskanzleramt.
Welten der Romantik. Die epochalen Ideen der Romantik haben bis heute nichts an ihrer Faszination
verloren. In Wien, einem der Geburtsorte dieser bedeutenden Strömung, zeigte die Albertina in
Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste eine Ausstellung mit
rund 160 Werken ihrer wichtigsten Vertreter. Zahlreiche Meisterwerke von Caspar David Friedrich
über Karl Blechen bis Francisco de Goya zeichneten ein vielseitiges Bild der Romantik: Themen wie die
Verklärung der Vergangenheit, das romantische Freundschaftsbild oder die Welt der Träume, Visionen
und Abgründe fanden ihre Darstellung in der groß angelegten Schau.
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Ausstellungen
Degas, Cézanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musée
d’Orsay, 30. Jänner bis 3. Mai 2015
Tourneeausstellungen
Albertina Contemporary VII, 7. Februar bis 12. April 2015
Blow-Up, C / O Berlin, 24. Jänner bis 5. April 2015
Elaine Sturtevant. Drawing Double Reversal,
14. Februar bis 10. Mai 2015
Arnulf Rainer Retrospektive, Museum Frieder Burda BadenBaden, 28. Februar bis 3. Mai 2015
Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler
Georg Baselitz, State Russian Museum
Erzherzog Johanns, 27. Februar bis 31. Mai 2015
St. Petersburg, 16. Juli bis 19. Oktober 2015
Lee Miller, 8. Mai bis 16. August 2015
Elaine Sturtevant. Drawing Double Reversal, Museum
Albertina Contemporary VIII, 20. Mai bis 23. August 2015
Drawing now, 29. Mai bis 20. September 2015
Moderner Kunst Frankfurt, 1. November 2014 bis 1. Februar
2015; Hamburger Bahnhof Berlin, 30. Mai bis 23. August 2015
Rainer Prohaska. Drawing an Orange Line, 29. Mai bis 20.
September 2015
Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft,
Internationale Tage Ingelheim, 24. Mai bis 2. August 2015
Abstraktion. Die Sammlung Ploner, 10. Juni bis 6. September
2015
Lee Miller, NSU Museum of Art Fort Lauderdale, 4. Oktober 2015
bis 14. Februar 2016
Black & White. Meisterwerke aus der Fotosammlung der
Albertina, 27. August 2015 bis 17. Jänner 2016
Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft, 4.
September 2015 bis 10. Jänner 2016
Edvard Munch, 25. September 2015 bis
24. Jänner 2016
Spurensuche. Die Sammlung Feldmann und die Albertina, 16.
Oktober bis 29. November 2015
Welten der Romantik, 13. November 2015 bis 21. Februar 2016
Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner, Permanente
Ausstellung in den Kahn Galleries 2015
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Kulturvermittlung
Die Kulturvermittlung der Albertina ging 2015 viele Kooperationen ein und unternahm zahlreiche
erfolgreiche Initiativen, wie etwa die Kindergartenführungen, die im Vergleich zum Vorjahr eine
Steigerung von 60 % verzeichnen konnten. Mit der Wien-Aktion des Bundesministeriums für Bildung
und Frauen oder der Kulturschultüte, die allen Kindern die Teilhabe am österreichischen Kulturangebot
kostenfrei ermöglicht, besuchten SchülerInnen aus dem In- und Ausland die Schausammlung.
Auf Einladung von Kulturtransfair entstand gemeinsam mit Interface das Projekt Albertina 360°, bei
dem neu zugewanderte Jugendliche in Workshops und Rundgängen die Albertina für sich erschlossen.
Daraus resultierte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Verein Hunger auf Kunst und Kultur. Die
große Anzahl an unbetreuten minderjährigen Flüchtlingen in Wien veranlasste die Albertina, mit einem
Sonderbudget das Offene Atelier einzurichten, das Jugendliche über einen künstlerischen Zugang bei
der Integration in Österreich und Europa unterstützt. Ein Höhepunkt in der schulischen
Vermittlungsarbeit war der Aktionstag Schule schaut Museum, an dem SchülerInnen sowie
Begleitpersonen kostenfrei Vermittlungsprogramme in der Albertina erleben konnten. Ein wichtiger
Programmpunkt sind die Ferienspiele, die wieder während der ersten Sommerferienwoche als
Kooperation mit der KinderUniKunst stattfanden. Bei den Meisterklassen, den wöchentlichen
Kunstkursen der Albertina, gelang es, vor allem junge BesucherInnen bis 15 Jahren mit einem
attraktiven Angebot als Stammgäste an das Haus und seine Sammlungen zu binden.
Die Audioguides als mediale Form der Kunstvermittlung in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch,
Russisch, Spanisch und Tschechisch haben sich erneut für BesucherInnen aus dem Ausland als
besonders hilfreich erwiesen.
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Bibliothek und Archiv
Die Bibliothek der Albertina ist eine öffentliche wissenschaftliche Spezialbibliothek. Sie umfasst mit
einem Gesamtbestand von rund 200.000 Medien die Schwerpunkte Grafik, Malerei, Architektur und
Fotografie, einen wertvollen Bestand an Werkkatalogen und Künstlermonografien sowie eine große
Sammlung an Katalogen nationaler wie internationaler Ausstellungen der u. a. 50 ständigen
Tauschpartnerinstitutionen der Albertina. Besonders hervorzuheben sind die historischen
internationalen Auktionskataloge und die Bestände der Bibliothek der Grafischen Lehr- und
Versuchsanstalt. Der Bestand der Bibliothek wurde 2015 um 3.362 Medien ergänzt. 876 Monografien
wurden durch Kauf, 827 als Geschenk, 374 im Tausch und 179 als Belegexemplare erworben. Mit
Jahresende können 82.800 Mediensätze über den Onlinekatalog abgerufen werden. Die
Katalogisierung der Periodika der fotohistorischen Bibliothek der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt
konnte durch eine Mitarbeiterin der Stiftung Bonartes im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Die
Bestandsangaben zu rund 450 Zeitschriftentiteln sind nun im Österreichischen Verbundkatalog
abrufbar.
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Forschung und Publikationen
Im Jahr 2015 betreuten die MitarbeiterInnen der Albertina zahlreiche Forschungsprojekte. Die
umfassende Forschungstätigkeit der Albertina-MitarbeiterInnen spiegeln zahlreiche Publikationen
wider. An erster Stelle sind die Kataloge zu den Ausstellungen und für Ausstellungskooperationen mit
anderen Museen zu nennen, die sich häufig auch wichtigen Beständen der Albertina widmen. Im
Rahmen von Vortragsreihen sowie nationalen und internationalen Symposien und Tagungen hielten
Albertina-MitarbeiterInnen viel beachtete Vorträge.
Forschungsprojekte (Auswahl)
Restaurierungsprojekt Ein monumentaler Scheibenriss von Jan
de Beer? (Eva Michel und Hannah Singer in Zusammenarbeit mit
Niels Borring vom SMK Kopenhagen und Aafke Weller von der
Universität Amsterdam)
Die Sammlung Arthur Feldmann und die Albertina
(MitarbeiterInnen
aus
Grafischer
Sammlung,
Provenienzforschung und Restaurierung unter Leitung von Achim
Gnann)
Die Wiener Hofburg. Forschungsprojekt zur Bau- und
Funktionsgeschichte,
Österreichischen
Akademie
der
Wissenschaften / Institut für Kulturwissenschaften und
Theatergeschichte mit Unterstützung des Fonds zur Förderung
der wissenschaftlichen Forschung (Projektmitarbeit Christian
Benedik)
Die wissenschaftliche Erforschung der französischen
Zeichnungen des 18. Jahrhunderts der Albertina (Christine
Ekelhart)
Walter Moser, Klaus Albrecht Schröder (Hrsg.):
Ostfildern 2015
Lee Miller,
Achim Gnann, Beiträge zum Ausstellungskatalog Il Primato del
Disegno. I disegni dei grandi maestri a confront con i dipinti della
Pinacoteca di Brera. Dai Primitivi a Modigliani, Mailand 2015
Marietta Mautner-Markhof, Hana Usui: Schwarzer Regen, in:
Peter Dittmar (Hrsg.): Hana Usui, Berlin 2015
Christof Metzger: Feuer und Eis. Matthias Grünewalds »Moses
unter dem brennenden Dornbusch« und der Aschaffenburger
»Maria-Schnee-Altar«, in: Linien – Musik des Sichtbaren.
Festschrift für Michael Semff, Berlin, München 2015
Walter Moser: Ernst Haas – Moving Pictures, in: John Jacob
(Hrsg.): Ernst Haas – On Set, Göttingen 2015
Vorträge (Auswahl)
Walter Moser: Eikoh Hosoe – Kamaitachi, Shashin
Symposium: Photography from Japan, New York
Geschichte österreichische Fotografie 1970 – 2000
Public Library, 1. / 2. April 2015
Raphael als Zeichner (Achim Gnann)
Christof Metzger: Im Zeichen des Saturn. Überlegungen zu Hans
Baldung Grien und Melancholiekonzepten in der Kunst der
Dürerzeit, Universität Bremen, Tagung Disease, Disability &
Medicine in Medieval Europe, 4. bis 6. Dezember 2015
Die Dürer-Zeichnungen der Albertina
(Christof Metzger)
Pieter Bruegel d. Ä. – Zeichnungen und Druckgraphik (Eva Michel
und Laura Ritter)
Publikationen, Aufsätze (Auswahl)
Drawing now: 2015, München 2015, mit Beiträgen von Elsy
Lahner
Spurensuche. Die Sammlung Arthur Feldmann und die Albertina,
Wien, Köln, Weimar 2015 (Schriftenreihe der Kommission für
Provenienzforschung – Sonderband), mit Beiträgen u. a. von
Christine Ekelhart, Julia Eßl, Achim Gnann, Angelika Marinovic,
Christof Metzger, Eva Michel, Martina Pichler und Heinz Widauer
Ulrich Luckhardt (Hrsg.): Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine
Künstlerfreundschaft, Ostfildern 2015, mit Beiträgen u. a. von
Eva Michel Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler
Erzherzog Ferdinands, München 2015, mit Beiträgen u. a. von
Maria Luise Sternath und Stefanie Hoffmann-Gudehus
Eva Michel: Scrolling the Emperor’s Life and Triumph,
Courtauld Institute, London, Workshop Continuous
Page: Scrolls and Scrolling from Papyrus to Hypertext,
22. / 23. Juni 2015
Christian Benedik: »Zur Wiedererinnerung der gesehenen
Merckwürdigkeiten« – Erzherzogin Marie Christine und Herzog
Albert bereisen 1776 Italien, Karl-Franzens-Universität Graz,
Tagung Habsburg unterwegs – Reisen und ihre Auswirkungen im
langen 18. Jahrhundert, 22. / 23. Oktober 2015
Lehrtätigkeit
Anna Hanreich: Umbrüche Wechselwirkungen Einflüsse:
Fotografische Positionen von 1880 – 1930, Universität Wien,
Institut für Kunstgeschichte, Wintersemester 2015
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Datenbank. Der komplette Zeichnungsbestand der Albertina, ein umfangreicher Teil der
Druckgrafiksammlung, die gesamte Fotosammlung sowie große Teile der Architektursammlung sind in
der internen TMS-Datenbank der Albertina mit 255.000 Datensätzen erfasst. Davon sind rund 194.000
mit einem Image versehen. Diese Datenbank wird laufend durch Nachinventarisierungen und
Neuzugänge erweitert.
Albertina online. Über das Portal Sammlungen online besteht eine Zugriffsmöglichkeit auf drei große
Datenbanken der Albertina (Bilddatenbank, Bibliothek und Biobibliografie zur Fotografie in
Österreich). Die recherchierbaren Objekte konnten gegenüber 2014 um 10.000 Objekte erweitert
werden, sodass per Dezember 2015 im Netz rund 74.000 Kunstwerke mit Bild und erweitertem
Grunddateneintrag zugänglich sind. Davon sind über 11.000 Objekte mit Katalogtexten und
vertiefenden wissenschaftlichen Kommentaren versehen. Zudem wurden die Verlinkungen des Portals
mit Normdatenbanken wie GND (http://www.dnb.de/gnd) und RKD (http://website.rkd.nl/home)
sowie anderen Forschungsstrukturen (Deutsche Biographie, Österreichisches biographisches Lexikon)
weiter ausgebaut. Das Werkverzeichnis der Papierarbeiten Max Weilers, das 3.500 Objekte umfasst,
wurde 2015 fertiggestellt und online publiziert (http://maxweiler.albertina.at). Die Veröffentlichung
von Forschungsergebnissen zu den Sammlungen der Albertina erfolgt neben den
Ausstellungskatalogen primär im Portal http://sammlungenonline. albertina.at. Dieses wird
kontinuierlich ergänzt und erweitert.
Studiensaal. Die wichtige Forschungseinrichtung der Albertina hat weiterhin eine gute Auslastung und
erhielt 2015 wieder ein überaus positives Feedback. Dies resultiert aus dem direkten Zugang zu den
Datenbanken der Albertina, die eine rasche und besucherfreundliche Betreuung der nationalen und
internationalen ForscherInnen und Studierenden sowie des interessierten Publikums ermöglicht.
Öffentlichkeitsarbeit
Das Ausstellungsprogramm der Albertina war auch im Jahr 2015 wieder durch eine große Vielfalt
geprägt. Neben den großen Ausstellungen Degas, Cézanne, Seurat im Frühjahr und Edvard Munch im
Herbst wurde ein Schwerpunkt auf die Kommunikation struktureller Veränderungen des Hauses
gelegt, die sowohl bauliche als auch inhaltliche Konzepte der Albertina betrafen. Mit den Tietze
Galleries for Prints and Drawings wurden im Jänner 2015 Ausstellungsräume geschaffen, die
ausschließlich der Präsentation der Kunst der Zeichnung und Druckgrafik gewidmet sind. Im Mai folgte
die Eröffnung der Galleries for Photography, in denen exklusiv Ausstellungen zur Fotografie gezeigt
werden. Auf großes Medieninteresse stießen deshalb auch die Ausstellungen der Fotosammlung der
Albertina. Die Schau Lee Miller wurde international häufig rezensiert, die Ausstellung Black & White,
die den Auftakt der neu etablierten Reihe an Präsentationen aus der eigenen Sammlung darstellte,
wurde vom heimischen Feuilleton ebenfalls gut aufgenommen. Ein weiteres Highlight war die Schau
Drawing Now, die von einer Intervention an der Fassade des Palais sowie einer hochkarätig besetzten
Vortragsreihe, den 15 minutes, begleitet wurde.
Die Presseabteilung der Albertina veranstaltete im Jahr 2015 insgesamt zwölf Pressekonferenzen. Im
Russischen Museum in St. Petersburg zeigte die Albertina die Ausstellung Georg Baselitz mit 70 Werken
aus der eigenen Sammlung, die durch die bereitgestellten vielfältigen Presseinformationen für eine
große Präsenz in den russischen Medien sorgte. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die
Vermarktung der Albertina und ihrer Ausstellungen im Ausland gelegt. Zehn Verkaufsreisen und
touristische Workshops wurden unternommen. Das Hauptaugenmerk lag auf der permanenten
Sammlung, den Habsburgischen Prunkräumen sowie den Sonderausstellungen.
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Auf die Vermittlung von Kunst an ein Zielpublikum zwischen 20 und 35 Jahren wurde auch 2015 wieder
großer Wert gelegt. Aus diesem Grund wurde das bestens besuchte Art-Clubbing Albert&Tina im
Sommer fortgesetzt. Hinzu kam eine verstärkte Präsenz des Museums auf diversen Social-MediaKanälen. Neben Facebook, Twitter und Google+ werden seit 2015 auch Instagram und Pinterest mit
großem Erfolg bespielt.
Veranstaltungen
Im Jahr 2015 wurden insgesamt 220 Events in der Albertina organisiert und betreut, davon 75
Eigenveranstaltungen, allen voran Ausstellungseröffnungen, Previews für Sponsoren, Partner und
Spezialzielgruppen sowie insgesamt Sonderveranstaltungen für den Verein der Freunde der Albertina.
Die Veranstaltungsreihe Albert&Tina lockte von 1. Juli bis 4. September neue Besucherschichten in die
Ausstellungen und auf die Bastei der Albertina, wo DJ-Musik und Getränke zum Verweilen einluden.
Zu den Chill-Out Partys kamen insgesamt 35.970 BesucherInnen – ein auffallend junges Publikum, das
vor allem über Facebook eingeladen wurde.
BesucherInnen
Im Jahr 2015 haben 648.989 Personen die Albertina besucht. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies
einer Steigerung der Besucherzahlen in Höhe von 8 % (2014: 600.121 BesucherInnen).
Der Anteil der BesucherInnen aus Wien mit 27,3 % der zuordenbaren BesucherInnen befindet sich
weiterhin auf einem erfreulich hohen Niveau. Ausstellungen mit Bezug zu Österreich erweisen sich als
besonderer Anziehungspunkt für diese Besuchergruppe – erwähnenswert ist in diesem
Zusammenhang die im Frühsommer 2015 gezeigte Ausstellung Von der Schönheit der Natur. Die
Kammermaler Erzherzog Johanns. Rund 63,2 % der BesucherInnen kamen 2015 aus dem Ausland.
Deutschland bleibt mit 23,9 % der wichtigste Quellmarkt im Besuchersegment Ausland.
Freier Eintritt
Im Jahr 2015 ist der Anteil der BesucherInnen unter 19 Jahren im Verhältnis zu den
GesamtbesucherInnen leicht gesunken (2014: 17,3 %, 2015: 14,7 %). Insgesamt haben 95.481
Personen unter 19 Jahren die Albertina besucht. Bei den sonstigen Gratiseintritten wurde 2015 ein
merklicher Anstieg um 21,8 % verzeichnet, was einem Plus von rund 12.000 BesucherInnen entspricht.
Zurückzuführen ist dies einerseits auf zwei Eröffnungen, die durch Zusammenlegung mit der
Veranstaltungsreihe Albert&Tina einen hohen Besucherzustrom verzeichnen konnten, und
andererseits auf die erstmalige Veranstaltung von Social-Media-Tagen, die von dieser Zielgruppe sehr
gut angenommen wurden.
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Budget
Die Entwicklung der Umsatzerlöse ist im Wesentlichen auf erhöhte Einnahmen aus Eintritten,
Eventvermietungen und Sponsorerträgen zurückzuführen. Sonstige betriebliche Erträge enthalten
Erträge aus unentgeltlich erworbenem Sammlungsvermögen in Höhe von TEUR 12.698. 2015 erhielt
die Albertina großzügige Schenkungen, u. a. von Georg Baselitz, Jim Dine und aus dem Nachlass von
Max Weiler. Im Bereich der Sonstigen Aufwendungen verzeichneten die Materialaufwendungen
(Sonstige bezogene Leistungen inkl. der Aufwendungen für ausstellungsbezogene Leistungen und der
Wareneinsatz Shop) einen Rückgang von insgesamt 13 %. Sonstige betriebliche Aufwendungen stiegen
im Vergleich zum Vorjahr um 6 %, weil Renovierungen und Wartungsarbeiten durchgeführt werden
mussten. Die Entwicklung der Personalkosten (plus 3 %) ist auf die Valorisierung der Gehälter und
Rückstellungsanpassungen zurückzuführen. Der Stand an Beschäftigten (in Vollzeitäquivalent) blieb
mit 129 leicht unter dem Vorjahr (2014: 130).
davon
vollzahlend
ermäßigt
nicht zahlend
davon
Perspektiven
Die Albertina konnte 2015 alle Vorhaben und Zielvereinbarungen erfolgreich erfüllen. Der finanzielle
Status der Albertina blieb auch in Zeiten eines weiterhin niedrigen Wirtschaftswachstums und einer
schwer kalkulierbaren Entwicklung des Besucherverhaltens der in- und ausländischen Gäste sehr
stabil. Trotz der dafür erforderlichen zusätzlichen Investitionen besitzt eine kontrollierte
Kostenentwicklung und die Einhaltung der budgetären Vorgaben oberste Priorität.
Das bedeutendste Forschungsprojekt der Albertina hat die wissenschaftliche Autopsie und Analyse der
historischen Druckgrafikbände der Albertina zum Inhalt. Mit 900.000 Blättern stellt der druckgrafische
Bestand der Albertina den größten Teil der Sammlungen dar, dem in der Qualität nur die Bestände
weniger Museen ebenbürtig sind. Der größte Teil der Druckgrafiken ist in historischen Klebebänden
montiert: Die 1.436 Volumina mit ihren nach spezifischen Systematiken geordneten Blättern spiegeln
Wissen und Ästhetik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts wider. Diese sollen digital erfasst und
wissenschaftlich bearbeitet werden. Das Projekt wird unsere Kenntnis über die Ästhetik des Sammelns
erheblich erweitern. Die Online-Stellung wird zu einem intensiven Diskurs unter ForscherInnen
weltweit führen.
Die Erwartungen des Publikums an Ausstellungen und Präsentationen sind seit 2003 unterschiedlichen
Veränderungsprozessen unterworfen. Die Analyse dieser Prozesse veranlasst die Albertina, unter
Beibehaltung ihrer wichtigen Säulen – Sonderausstellungen, Schausammlung und Habsburgische
Prunkräume – strukturelle Veränderung vorzunehmen, die insbesondere inhaltliche Konzepte des
Hauses betreffen. Als Zeitdokument der Aufklärung und der Gründungsgeschichte der Albertina sollen
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die Habsburgischen Prunkräume verstärkt als ein kultur-politisch einzigartiger Ort der österreichischen
Geschichte wahrgenommen werden. Die Präsentation von großformatigen Gemälden, die geänderte
Aufstellung der Möblierung und die Sichtbarmachung bislang verborgener Ausstattung wird die
historische Dimension und Bedeutung dieser Räumlichkeiten noch stärker veranschaulichen. Dazu
trägt auch ein neues, umfangreicheres Informationssystem bei, das die vielschichtige Lebenswelt der
habsburgischen
Linie
Österreich-Teschen
gemäß
den
verschiedenen
Zielgruppen
museumspädagogisch und didaktisch aufbereitet.
Die Sonderausstellungen werden sich wie bisher auf die Kernbereiche der Sammlungen beziehen, von
denen die Albertina bedeutende Meisterwerke oder zusammenhängende Werkgruppen besitzt. Damit
wird gewährleistet, dass das Haus weiterhin als das Museum wahrgenommen wird, in dem große
Retrospektiven und große Themenausstellungen von der Renaissance bis zur Gegenwartskunst
stattfinden. Die vielfältigen Fragestellungen und Perspektiven im Hinblick auf die sich rasch
verändernden sozioökonomischen Strukturen werden weiterhin in der Ausstellungsreihe Drawing now
kontextualisiert.
Eine wichtige Grundlage für die Attraktivität der Albertina im In- und Ausland bildet die
Schausammlung des Museums, die sich vor allem aus Werken der Sammlung Batliner rekrutiert. Diese
bietet den BesucherInnen einen konzisen Überblick über die Bewegungen der Malerei der Moderne
von Monet bis Picasso und gewährt durch wechselnde Präsentationen mit unterschiedlichen
Schwerpunktsetzungen differenzierte Einblicke in die Kunst der Klassischen Moderne. Werke aus der
Sammlung Batliner bilden darüber hinaus einen wichtigen Bestandteil innerhalb der temporären
Sonderausstellungen und Kooperationen mit ausländischen Institutionen.
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