Dokumentation - plattform für DANEBEN

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Dokumentation - plattform für DANEBEN
Ideenwerkstatt zum Thema Nachhaltigkeit in Alltag und Lebensstil
Vortragsreihe und Open-Space Workshop
29. April -1. Mai 2006
Burg Giebichenstein
Hochschule für Kunst und Design Halle
Dokumentation
„Ich bin Leben, das Leben will, inmitten von
Leben, das Leben will.“ Albert Schweizer
Inhalt
Eröffnungsrede
Vorträge
Öko ist uncool – zwangsläufig?
Wirksamkeit, Kreativität und Handlungsfähigkeit im Leben
Design – Konsum – Nachhaltigkeit
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Die Open-Space-Methode
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Bio-Catering
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Kontaktliste58
Impressum
Open Space – Workshops
Intelligente Verschwendung: Das „cradle to cradle“ – Konzept
Hinterfragen der Theoriegrundlagen der Ökologie aus der Wirklichkeit von Natur und Gesellschaft
Gemeinsam gegen einsam – Zukunft gemeinschaftstauglich gestalten
Design im Spannungsfeld von Materialismus und Spiritualität Auswahl von Lebensmitteln – Regionalität vs. globalem „fair trade“
Durch sinnliche Wahrnehmung ökologisches Bewusstsein schaffen – vor allem bei Kindern
Die „Hülle“ der Ware
Welche Produkte braucht unsere Idealgesellschaft
Wasser- und Nährstoffkreisläufe in der Stadt vs. Abfallwirtschaft
Sinnwelt
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Open Space – Handlungsplanung50
Hinweise und Danksagung
Die Verschriftlichungen der Referate
enthalten möglicherweise Fehler bei Transkription,
Auslassung sowie inhaltlicher Zusammenfassung.
Es gilt das gesprochenen Wort.
Die Protokolle der Open-Space-Workshops
sollen einen groben Überlick über die einzelnen
Arbeitsgruppen geben. Für die Inhalte sind nur die
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Teilnehmer der jeweiligen Gruppe verantwortlich.
Die Protokolle zeigen zudem lediglich einen Arbeitsstand und sind nicht als endgültige Weißheiten zu
verstehen.
Besonderer Dank
gilt Frau Doz. Hanelore Heise für ihre Unterstützung
beim Layout sowie Prof. Frithjof Meinel, durch dessen Impulse Ökotopia zu Professionalität gefunden
und so eine andere Dimension bekommen hat.
Vorträge
Eröffnungsrede
Filme wie: „We feed the world“, Bücher wie „Einfach
die Welt verändern“ machen uns klar, dass globale
Veränderungen etwas mit uns persönlich zu tun
haben. Das ist eine neue Erkenntnis. Wir wissen,
dass unser Konsum die Welt verändern kann. Die
Zukunft wird praktisch alltäglich. Unser Verlangen
und Wünschen hat Auswirkungen auf den globalen
Markt. Ein sensibles Umgehen damit überfordert
uns oft. Es ist unangenehm, weil unser Handeln
in Frage gestellt wird. Dass wir für gefährliche
globale Veränderungen verantwortlich sind, nervt.
Das Interesse sinkt. Der Soziologe Ullrich Beck
bezeichnet dieses kollektive Weghören als ein Akt
der Selbstverteidigung. Andererseits macht es uns
auch froh, mitentscheiden zu können. Dass was wir
täglich tun, kaufen, nutzen hat Auswirkungen. Wir
haben es mit in der Hand. Wir können vorausplanen
und damit künftigen Generationen nicht nur ein
Überleben sondern ein lebenswertes Leben sichern.
Nach dem Duden bedeutet Nachhaltig, sich auf
längere Zeit stark auswirkend und einen Eindruck
hinterlassend. Das Wort bietet weitere Assoziationen. In ihm steckt das Wort Nach wie danach
und das Wort Halt, wie Erhalten, Halt haben und
Halt machen. Entschleunigung ist das Zauberwort
der Ökobewegung. Halt aber auch wie Haushalt
und Haushalten. Wie können wir die Schnittstelle
zwischen Nachhaltigkeit und Alltag finden? Alltag
bedeutet Rhythmus, Rituale, Banalität und Alltäglichkeit. Unseren Alltag schön machen Ereignisse,
welche aus der Banalität hervorbrechen und ihn zu
etwas besonderem werden lassen. Können wir das
verbinden mit Nachhaltigkeit? Mit oft erstmal anstrengender Nachhaltigkeit? Heute und an diesem
Wochenende treffen Menschen aus verschiedensten
Hintergründen und Fachbereichen zusammen.
Wir wollen unsere Erfahrungen und Hoffnungen
einbringen, unsere eigenen Bedürfnisse unter diesen
Aspekten hinterfragen und Szenarien entwickeln,
die in Aktionen, Produkten oder anderem münden
können und uns die Frage stellen, wie wir dies
gesellschaftlich kommunizieren können. M.B.
V.l.n.r.: Prof. Dr. Linneweber, Moderator Theo Ließ, Dr. Daniel Dahm. Podiumsdiskussion im Volkspark
Vorträge
Öko ist uncool – zwangsläufig?
Mensch, Technik, Umwelt – Wechselwirkungen
aus psychologischer Sicht
Vortrag von Prof. Dr. Linneweber, Pädagoge, Sozialpsychologe, Prorektor für Studium und Lehre an der
Otto von Guericke Universität
Umweltpsychologie
Unser Verhalten zu unserer Umwelt ist technikvermittelt. +++ Bei der Umweltpsychologie geht es
um Interaktionen zwischen vielen Menschen, nicht
Einzelner zur Umwelt. +++ Anscheinend gibt es
gesellschaftlich eine Rückkehr der Relevanz der
Umweltproblematik. In Details gibt es interessante
Differenzierungen beim Gesundheitsbewusstsein in
Abhängigkeit von Umweltproblemen. Vergleichende
Untersuchungen des Heute und der Sicht auf die
Zukunft belegen, dass man im Moment selbstschützend für sich weniger Probleme wahrnimmt als man
glaubt, das sie in Zukunft kommen könnten. D.h. das
Wissen, die Annahme, dass die Umweltproblematik
später kommt, ist ausgeprägter als gegenwärtig. D.h.
es herrscht eine positive Illusion vor, eine Tendenz,
sich psychologisch vor Problemen zu schützen, die
bedrohlich wirken. Man müsste aber aktiver sein, als
man es gegenwärtig ist. Aber es gibt eine größere
Tendenz, es für einen selbst positiv zu sehen und
eine Tendenz, die Probleme eher in die Zukunft zu
verlagern. [...]
Naturbild und Handlungsrelevanz
Die unterschiedlichen Typen, wie man die Natur sieht,
können in verschiedenen Bildern gezeigt werden:
1. Eine Natur, die geduldig ist wie eine Kugel in
einer Schüssel, welche immer wieder zurück rollt.
2. Eine Natur, welche fragil und sensitiv ist.
3. Die Toleranz der Natur hat ihre Grenzen.
4. Die Natur ist unvorhersehbar und chaotisch.
Ein sehr geringer Teil der Menschen geht von einer
geduldigen Natur aus. Aus naturwissenschaftlicher
Sicht ist das Bild 3 angemessen. Das Bild 4 wird auch
von vielen gewählt. Dieses geht in Richtung des
Weltbildes der erlernten Hilflosigkeit, d.h. der
Einstellung „Ich hab keinen Einfluss, die Natur macht
was sie will, die Menschen machen mit der Natur,
was sie wollen“. Das impliziert auch, dass eigenes
Verhalten nicht geändert werden muss und ist
deswegen gefährlich.
Umweltbewegung
Der Diskurs über die Umwelt in der Gesellschaft
in der Wissenschaft, Politik, Ökonomie und in den
NGOs ist abhängig von signifikanten Ereignissen und
instabil in seiner Transparenz. [...] Vorschnelle Empfindlichkeit auf Wetterextreme ist unbegründet, die
Zunahme der Wetterextreme insgesamt wird aber als
Problem gesehen. +++ Entwicklung der Umweltbewegung in den letzten 50 Jahren:
1. Diskussion über Umweltverschmutzung – Bsp.
verschmutzte Flüsse, Seen
2. Antiatomkraft-Bewegung, individuelle Positionen
gegen techn. Veränderungen
3. Zunehmende Erkenntnis, dass Ursache und
Wirkung örtlich nicht nah beieinander liegen; Bsp.:
Saurer Regen
4. Ölkrise, Grenzen des Wachstums, der Ressourcennutzung, Tschernobyl – globale Dimension
5. Ozon, Treibhauseffekt, Club of Rome, Brundtland
6. Beleuchtung der unmittelbare Ebene, am Boden
(Bsp. Ozon)
7. Rio, Kyoto, Johannisburg
8. Deutsche Wiedervereinigung, Ökonomie, Transformationsprozesse in ehem. Staaten der Sowjetunion.
Die Konkurrenz dieser Themen widerspricht in
Deutschland der These „Öko ist uncool“. Andere
Länder beginnen Thematik aufzugreifen, z.B. China.
+++ Die Wetterextreme sind in ihrer Summe zurückzuführen auf Veränderungen der Großwetterlage.
+++ Wie entwickelt sich Diskurs weiter? Nehmen
wir Zusammenhänge zwischen unmittelbaren und
den globalen Ereignissen wahr? +++ These:
Man sollte das Humankapital, was in Wissenschaft
steckt, sprachlich vereinfachen, um zu vermitteln.
Psychologische Dimensionen
globaler Umweltveränderung
Untersuchungen von Pawlik: Was sind psycholog.
Dimensionen globaler Umweltveränderungen?
1. natur-, sozialwissenschaftliche Dimension:
Unschärfe, Wagheit
2. Unmittelbarkeit.
3. Seltenheit von klar indikativen Ereignissen.
4. Distanz zwischen Akteuren und denen, die davon
betroffen sind.
5. Geringer Anteil von nicht unmittelbarem egozentrischen Verhalten; Bsp. dafür: Plädoyer für freie
Strassen ist einfacher, als es selber zu tun, damit man
selber fahren kann und freie Strassen hat. Dies wird
bezeichnet als Commons Dilemma (Anm.d.Red.:
Vorträge
Unklarheit bei Transkription), d.h. wenn ich mich egozentrisch verhalte, werde ich immer noch belohnt für
die Nutzung der gemeinsamen Ressource; wenn es
alle tun würden, wäre die Ressource bald am Ende.
Historischer Abriss Umweltpsychologie
Phasen der Umweltpsychologie:
1. In den 70er Jahren importierte die Mainstreampsychologie das Ökologiekonzept aus der
Biologie (Wechselwirkungsprinzipien, Energien)
2. Ökologische Psychologie (Netzwerke zu
Umweltthemen wie z.B. Energiesparen, Einfluss der gebauten Umwelt, Umweltbewusstsein, Mobilität, …); Problembezogene Themen
bieten Anregung zur interdisziplinäre Arbeit
(Z.B.: „Grenzen des Wachstums“, …)
3. Fachgruppe Umweltpsychologie Konsolidierungsphase, z.B. gibt es die IPU, studentische und professionelle Vereinigung mit dem Thema Umweltpsychologie, gibt Zeitschrift heraus: ‚Umwelt-psychologie‘) also
Tagungen, Konzentration der Forschungsarbeit an
einigen Standorten, z.B. Magdeburg.
Die Strukturförderung der EU für schwache Gebiete
ist anzuzweifeln, Strukturänderung mit Rückbau
ist eventuell angebrachter. Bsp.: Drohend verlas-
sene Dörfer in Mecklenburg. +++ Bald erscheint
Enzyklopädie zum Thema Umweltpsychologie. Darin
enthalten z.B. Ästhetisierung des Alltags.
Bedingungsverantwortlichkeit
Was ist Bedingungsverantwortlichkeit? Designer,
Architekten, … sind verantwortlich für die Bedingungen, wo andere leben. Das sollte ihnen
bewusst sein. Bsp.: Regenwassernutzungsmöglichkeit sollte in Bebauungsplänen auftauchen,
die Möglichkeit für Solaranschluß ebenso usw.
Wann Öko uncool ist
1. Öko = Verzicht: „ich kann es mir nicht leisten“.
2. Isoliertes Suffizienzkonzept (Ressourcen dürfen
nicht übernutzt werden, nur soweit wie es nötig ist)
ist problematisch, weil: Diese These baut auf die
Vorrausetzung, dass alle Menschen ähnlich denken
müssten wie wir. Es gibt aber unterschiedliche Milieus
mit hoher Stabilität (durch Heirat immer in den
gleichen Kreisen). Man soll von Soziologen lernen.
Milieus müssen stärker in Betracht gezogen werden.
3. Ökonomie: wenn selbstauferlegtes ökologisches
Handeln ökonomisch rentabel wird. Bei Belohnung
sinkt die Bereitschaft signifikant, sich zu engagieren,
was man vorher (aus Gründen der eigenen Identität)
freiwillig tat.
4. Erfolglosigkeit: Maßnahmen, deren Erfolg nicht
dokumentier- und vorzeigbar sind
5. Furchterregende Appelle (Bsp. Zigarettenpackung);
effektiver wirken Verbote
6. Pure Moral
7. ‚Periphere Route‘ („Ich bin Experte, das kannst du
mir ruhig glauben“).
Was macht Öko cool?
1. Umweltschutz nicht als Verzicht, sondern Ziel eigener Qualität, eigener Art
2. Bereiche schaffen, wo Ökologie und Ökonomie
verträglich sind
3. Bsp. Arbeitsplätze schaffen, neue Verquickungen
wie Bio-Catering
4. Technik + Umwelt: spaßmachend (Umweltschutz
und Technik müssen sich keineswegs ausschließen, im
Gegenteil.)
5. Nicht individualisierend, sondern sozialisierend,
Mensch in sozialen Netzen zu sehen – soziale Identität
schaffen.
6. Kooperativen, gesellschaftlichen Wettbewerb
schaffen (Bsp. Aktion Nordlicht: Einführung von Ener-
giesparlampen über sozialen Wettbewerb in Hinblick
zur Erreichung von Umweltschutzzielen) – Mensch als
Akteur umgeben von Solidarität.
7. Feedback schaffen (Bsp. Heizkostenabrechnung
nur ein mal im Jahr: negativ).
Kompatibilität von Ökonomie und Ökologie
ist anzustreben (Nachhaltigkeit). Gesellschaft
qualifiziert durch Dramaturgisierung ab.
Bilder schaffen, die Menschen verstehen
Der Mensch will verstehen. Was brauchen wir
für Bilder, die Menschen verstehen? Neben den
mächtigen monetären Anreizen existieren andere
wichtige, zum Beispiel psychologisch positiv wirksame. Bsp.: Kauf einer Regenwassernutzungsanlage
– wenn einmal bezahlt (kurzer Ärger), freut man
sich lang, egal ob ökonomischer Nutzen entsteht.
+++ Ist Öl zu schade, um es zu verbrennen?
Literatur:
Lantermann, E.-D., & Linneweber, V. (in prep.):
Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich C:
Theorie und Forschung, Serie IX: Umweltpsychologie,
Umweltpsychologie (Vol. 1). Göttingen: Hogrefe
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Vorträge
Wirksamkeit, Kreativität und
Handlungsfähigkeit im Leben
Überlegungen aus der
Potsdamer Denkschrift / Manifest 2005
Dr. J. Daniel Dahm, Humangeograph, Ökologe
„Ich bin Leben, das Leben will, inmitten von
Leben, das Leben will.“ Albert Schweizer.
Plussummenspiel vs. Nullsummenspiel
Es gibt verschiedene Arten zu denken und auch
unterschiedliche Arten Wettbewerb zu definieren.
So existieren Wettbewerbe durch Plussummenspiel,
Kooperation und miteinander Wetteifern ebenso
wie Wettbewerbe auf der Basis von Konkurrenz, von
einem Nullsummenspiel, wo möglicherweise der
Stärkere den Visionäreren, Utopischeren zu verdrängen sucht. +++ Das Potsdamer Manifest beruft sich
auf das Russel-Einstein Manifest von 1955, welches
die Vorstellung vertritt, das Mittel des Krieges als
Mittel der Konfliktbearbeitung zu verbannen, was
aber heute genauso Instrument der Politik ist wie
damals.
Erkenntnisse aus der Quantenphysik
Wir können uns als gemeinschaftlich eingebunden in
eine Beziehungswelt verstehen. Bisher existierte ein
materialistisches Weltbild auf der Grundlage materiell substanzhafter Gestalt, d.h. toter Materie. Nach
Erkenntnissen der Quantenphysik existiert Materie
jedoch nicht mehr. Aber die körnige, materialistische
Vorstellung unserer Wirklichkeit prägt uns weiter.
Faktisch gibt es einen Welle Teilchen Dualismus.
Materie ist Gestaltform einer energetischen Beziehungsstruktur. Wir haben gelernt, in Trennungen
zu denken, auch in Bezug auf die Natur, und uns
als Menschen mit einer geistig kulturellen Sphäre
zu sehen, die wir über unsere Gesellschaft, über
unsere philosophischen politischen ökonomischen
Denktraditionen in Strategien umsetzen, mit denen
wir auf diese Welt wirken können oder wirken
wollen. Wir gehen mit unserer Welt um, als wäre
die Sphäre unserer geistig kulturellen Beziehungen
eine vollkommen andere als die Sphäre unserer
materiellen Einbettung, unserer Einbettung in den
bioökologischen Komplex Erde. Dies ist nicht linear,
nicht in dem verketteten Denken unserer westlich
europäischen Denktraditionen zu verstehen. Wenn
also diese Welt immateriellen Charakter hat, ist eine
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Vorträge
geistig vernetzte Wirklichkeit in sich prälebendig
angelegt, von Grund auf, also nicht tot. Alles steht
miteinander in Beziehung. Wir sind allverbundene
Teilhaber in einer lebendigen, sich wandelnden
Wirklichkeit. Unser gesamtes Verhältnis, unsere
gesamte Steuerung, wie wir auf eine lebendige Welt
eingehen können, hat sich grundlegend verändert
und gibt uns nicht mehr die Möglichkeit, in Trennung
und Spaltung zu denken und uns abzugrenzen.
Wir benutzen bisher unsere Instrumente, um uns
unsere Wirklichkeit zu erschließen, wir können mit
Elektronenmikroskopen sehr weit noch Materie
finden. In alten Kulturen finden wir ein Wissen, dass
wir in einer Beziehungswirklichkeit stehen und dass
wir hier von Bedeutung sind. Die Welt besteht aus
Beziehungsstrukturen und wirkt in Beziehungsstrukturen und transformiert sich ständig neu. Alles, was wir
tun, hat eine umfassende und letztlich allverbundene
Bedeutung. Jedes Handeln und Nichthandeln trägt
sich über Zeit und Raum unverbunden weiter. Das
ist eine Grunderkenntnis der Quantenphysik und
lässt sich mathematisch begründen sowie empirisch
beweisen. Aber: der Sinngehalt dessen lässt sich
nicht beweisen, dies kann man nur im alltäglichen
Leben erfahren. […]
Fagmentierendes Denkens überwinden
Die Welt besteht aus Passierchen, dass was passiert.
Es ergibt sich eine gestaltbare Offenheit. Für die
Zukunft eines ökologischen Wandeln bedarf es
das Handeln, Erarbeiten und Wirken an einem
kulturellen Evolutionssprung. Es gibt ein Potenzial,
von dem wir ausgehen können aber welches wir
verlernt haben. Es geht nicht um Verschwörungstheorien, es ist keine Verschwörung. Man kann davon
ausgehen, dass wir über einen kollektiven Lernprozess über Jahrzehnte, Jahrunderte hinweg mit einer
Aneignung von geobioökoloischen Komplexen, von
Großräumen, Kulturräumen, Wirtschaftsmodellen
(weltweit) über den „Virus fragmentierenden, zerlegenden Denkens“ begonnen haben, unsere Welt
zu zerstören. Die wenigen Gewinner heute sind die
Verlierer der Zukunft, aber sind die Hauptentscheider dafür, für das was passiert. Solche Hauptentscheider, die Verlierer von morgen, sind schlechte
Ratgeber. Aber wir haben eine offene Zukunft.
Schöperisches Handeln, Kreativität, Evolution
Kreativität ist nicht zu negieren, ist nicht wünschenswert, keine Entscheidung ist, sie ist einfach da. Es ist
ein ständiges Miteinander in Beziehung treten, z.B.
in der Flussaue wie auf der Straße. Es ist ein aneinander differenzieren. Die Wirklichkeit ist nicht nur
prälebendig, sondern Wirklichkeit ist präkreativ. Das
Kreative ist zu erkennen als das sich aneinander differenzierende, das miteinander kooperativ sich integrierende, was ein jeder Organismus macht. Ein Biokomplex (statt Biosystem) ist gekennzeichnet durch
kooperative Integration von Organismen, es gibt
auch den Löwen, aber im Gesamtspiel eine immer
weitere Ausdifferenzierung. Wer nicht in der Lage ist,
sich kreativ, kooperativ zu verhalten, wird aus der
Evolution herausfallen. In so fern ist auch der Löwe
nur in der Sonderposition der Savanne möglich.
Wird die Strategie des Löwen, wird die Strategie des
reißenden Wolfes, des Homo econimicus von Adam
Smith, der in der Denke der sozialistisch, marxistischen Ideologie genauso enthalten ist wie in der
Denke der kapitalgesteuerten marktökonomischen
Ideologie, nämlich die Vorstellung, den Menschen
nur am Wert seiner eigenen Produktivität zu messen,
an dem was man als wertschöpfend betrachtet,
dann ist man im Bild des reißenden Wolfes. […]
Die Begegnung der Wirklichkeit ist primär durch
Werben geprägt, das heißt durch mein Handeln.
Hannah Arendt bezeichnete dies als schöpferisches
Handeln, wir haben dies durch Herstellen und das
Arbeiten ersetzt. Durch schöpferisches Handeln
finden wir Identität. +++ Es ist nicht in erster Linie
„Ich denke, also bin ich“ sondern: „Ich begegne,
also bin ich“. Wenn ich begegne und Unterschiedlichkeit wahrnehme, dann beginne ich zu denken.
Es beginnt aber erst mal über das Ahnen. […]
Nichtlinerare Wirklichkeit
Mit 95% Wahrscheinlichkeit ist die Summe der
Klimaphänomene durch den Menschen bedingt.
Man kann nicht über 12 Tage hinaus das Wetter
sicher bestimmen, das wird nie gehen, weil wir in
einem offenen Komplex leben. Hier spielen sich
die Unterschiedlichkeit der Welt so sehr hoch, der
Schmetterlingsschlag schlägt durch, so dass ich
niemals zu einer linearen,sicheren Aussage komme.
Ab dem 12. Tag wird das Chaos zu groß. Wir
haben es mit einer undeterminierten Wirklichkeit zu
tun. Die Zukunft ist offen. +++ Zu Prof. Linewebers
Aussage: „ Die Wissenschaft muss lernen, sich gut
zu vermitteln“ steht konträr die Auffassung, dass
das gelernte Denken der Erkenntnissuche zu wieder
kommt. Verstehen wir Schamanen? Verstehe ich
das mit meinem Raster, wir wir gelernt haben, in
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Vorträge
Verkettungen zu denken, die Medizin, den Heilungsprozess als kausalem Prozess zu begreifen? Es ist
nicht zu verstehen. Wir haben ein bestimmtes Netz
ausgeworfen, mit einer bestimmten Maschenweite
[…] Alles, was wir nicht messen, als dingliche Realität manifestieren können, ist für uns keine Realität.
Dynamische Stabilisierung vs.
lebensfeindlicher, starrer Konstruktionen
Der Bereich des Ahnens. Wir sehen unterschiedliches, es ist aber nur in seinen Beziehungen untereinander verstehbar. Aus diesen Einsichten ergibt
sich eine dynamische Stabilisierung für zukunftsfähiges Handeln. +++ Sustainability ist offener als
das Wort Nachhaltigkeit, weil es die Möglichkeit
(Abitiy) enthält, d.h. die Möglichkeit zu wirken. Für
mich ist eine Definition von Nachhaltigkeit oder
sustainability: das Leben lebendiger werden lassen.
+++ Dynamische Stabilisierung heißt z.B. wir
fallen von einem Fuß auf den anderen. Je starrer
wir Konstruktionen bauen (wie ökonomische Konstruktionen), desto stärker entfernen wir uns von der
Lebendigkeit, desto stärker grenzen wir Lebendigkeit in ihren Entfaltungsmöglichkeiten wie in ihren
Differenzierungsmöglichkeiten ein und entziehen
uns der Kreativität und Innovation. Wir versuchen
über Mittelwerte unsere Wirklichkeit zu beschreiben,
und bewerten Lebensräume, Biokomplexe in dieser
Art. Es geht aber vielmehr darum, den Komplex in
seinem ständigen Transformieren zu erkennen. […]
Man kann z.B. auch die Attacke 9/11 als Ausdruck
von Lebendigkeit betrachten, welche hier hoch
destruktiv wirkt. Das tut sie, wenn wir uns nicht
Konstruktionen schaffen, in denen Bewegung und
Differenzierung stattfinden kann.
Falsch verstandene Markt- und
Finanzwirtschaft ist wie Russisch-Roulette
In der Arbeitsgesellschaft wird 2/3 des Arbeitsvolumens Deutschlands und mind. 7/8 des Arbeitsvolumens der Welt nicht durch Geld erbracht. 95% der
Wertschöpfung auf der gesamten Erde sind natürliche Wertschöpfung. Die anderen 5% geschehen
durch den Menschen. Dabei findet über die Hälfte
außerhalb von Geldsystemen statt. (Nach einer Art
energetischen Wertschöpfungskette.) +++ Zum Bereich der Subsistenz, der Selbstversorgung (außerhalb marktwirtschaftlicher Strukturen): Unbegrenzte
Kapitalwachstumsmöglichkeit assoziiert in dem
begrenzten biologischen Komplex Erde ein offenes
System der Ökonomie, der Ressourcennutzung,
was wir in Wirklichkeit nicht mehr erfahren können.
Konsequenzen für unser Handel müssen sein:
– Dezentralisierung unser Versorgungsprozesse
– Verringerung der Geldmenge weltweit, Kapitalvernichtungsmaschinen in Finanzkreisläufe bringen,
d.h. Geldmenge stabilisieren
– Markt von wesensfremden Elementen befreien.
Markt basiert auf Vertrauen. Vertrauen ist Vorrausetzung, dass miteinander gehandelt werden kann.
Unsere Marktwirtschaft basiert nicht auf Vertrauen,
wir produzieren keine Plussummenspiele, sondern zerstören langfristig Lebensgrundlagen. Es
ist wie Russisch Roulette, aber Russisch Roulette
am Kopf meines eigenen Kindes. D.h. die Gefahr
des Eintritts des Risikos multipliziert sich mit dem
Schaden. +++ Wir denken in Zentralisierungen,
nicht in geschlossenen Stoff- und Prozesskreisläufen
und lernen nicht von der bioökologischen Natur.
Wir erleben die Gleichschaltung aller Werte und
Wohlstandsvorstellungen, wirtschaftlicher, politischer
Ordnungsstrukturen. Über Machtstrukturen (Gewaltmuster auf vielen verschiedenen Ebenen) zerstören
wir kulturelle Modelle und ökonomische und soziale
Beziehungsvorstellungen durch Wohlstandsvorstel-
lungen und Konsumgewohnheiten der westlichen
Welt und manövrieren uns damit in immer weitere
Krisenszenarien. Wir müssen rauskommen aus
dem Denken, dass es keine Alternative gibt, wir
sind gestaltungsfähig. Wir können handeln. […]
Tranzdisziplinäres Querdenken
gegen gestörtes Verhältnis zur Natur
Zum Thema der Immatrialitität: Wir können geistige
kulturelle Sphären nicht mehr in Ablösung von
der uns umgebenen bioökologisch-natürlichen
Sphäre sehen, sondern Lebendigkeit transdisziplinär
betrachten. Querdenken heisst quer zu den Disziplinen denken. Es soll eine Fakultät für Lebenswissenschaften 2009 an der Humbold-Uni in Berlin
eingerichtet werden, d.h. ein transdisziplinärer
Lehrstuhl. Im Moment ist in Deutschland überhaupt
nichts möglich, was die bestehenden Denkmuster
in Frage stellt. +++ Unsere Kultur leidet zunehmend an geistiger Verarmung, gleichzeitig an einem
massivern Seelenleiden. Unsere Gesellschaft leidet
an eine tiefgreifenden sozialen Neurose, man
könnte sogar sagen, Psychose, weil: sie leidet ja
nicht mal offenkundig. Das Menschensbild, was
wir vorgesetzt bekommen, ist nicht das Bild des
17
Vorträge
Menschen, der Mensch ist viel komplexer. Aussagen
wie: „Wir sind kooperationsfähig“ stehen eher als
Dogma im Raum, als (nicht begründete) Aufforderung. Die starre Auftrennung von Ökonomie, Natur,
Philosophie und Menschenbild ist aufzubrechen.
Bei Darwin ist ‚the fittest‘ der kooperationsfähige.
Wir haben ein zutiefst gestörtes Verhältnis zur
Natur in unserer Gesellschaft, und ich glaube, die
Deutschen schon mal besonders, und in gewissen Maße natürlich zu Recht, weil wir einen völlig
verqueren Naturalismus mal als Grundlage der
Rassenlehre verwendet haben. +++ Die Psychologie ist wie die Ökologie bis heute als weiche
Wissenschaft keine anerkannte Wissenschaft, weil
sie sich mit Beziehungsstrukturen beschäftigt und in
Bereich hinein kommt, die schwer messbar sind.
Michael Suckow beim Vortrag, Villa Neuwerk 7
Auf einem Wunschmarkt
geht es auch um den Austausch von sozialen
Beziehungen. Ein Markt, der sich an dem Maßstab
einer gegen X wachsenden Geldmenge orientiert,
neigt dazu, den Lebenskomplex, den Ökokomplex
zu überfordern und zwar auf der Ebene der Kultur,
der sozialen Beziehungen genau so, wie auf der
Ebene der Ökologie. Wir müssen die Pluralität von
Austauschbeziehungen anerkennen. Ökonomie
ist nicht gleich kapitalgesteuerte Kapitalwirtschaft.
+++ Was macht das eigene Handeln aus? Was
ist eigene Wirklichkeit und sind Konflikte, auf die
man stößt? +++ Tim Kässer befasste sich 2004
mit umfassende empirische Untersuchung zu
Materialismus und Wohlstandsempfinden: Sobald
die Schwelle der Armut überschritten ist (wo die
Armut das eigene Handeln unter Druck setzt) führt
die Zunahme des materiellen Besitzes zu einer
Abnahme des Wohlstandsempfindens. Die Bereitschaft, sich intrinsisch, also aus eigenem Antrieb in
Arbeit, in produktive Tätigkeiten hineinzubringen
nimmt vor allem bei jüngeren zu. Die Bereitschaft
zum Ehrenamt ist höher denn je. Das Sein gewinnt
gegenüber dem Haben immer mehr an Bedeutung.
+++ Wir können tiefgreifend unser Denkmodell
in Frage stellen. Wenn wir dies nicht tun, bleibt
es Symptombekämpfung, d.h. wir müssen auch
unser Kulturmodell in Frage stellen. +++ Die
Illusion von Börsenwerten und Bruttoinlandsprodukt
gaukelt falsche Maßstäbe vor, da ja der größte
Wertschöpfungsprozess wo anders statt findet. Das
Bruttoinlandsprodukt oder die tägliche Börsenwerte
zeigen nicht die Produktivität unserer Gesellschaft.
19
Vorträge
Normale Haushalt z.B. wie auch unsere Volkswirtschaft sind Mischökonomien, d.h. plural ökonomische Strukturen mit einem Teil der gesellschaftlich
akzeptiert und einem anderen Bereich, der außerhalb von erwerbswirtschaftlichen Strukturen liegt,
wie z.B. das Ehrenamt. Dies funktioniert primär über
Kooperation, nicht über Konkurrenz, wie auch die
Ökologie. Es ist ein komplementärer, synergetisch
mit unseren anderen wirtschaftlichen Produktionsbedingungen verbundender Bereich. […] Mensch
ist viel komplexer, wir sind kooperationsfähig,
das Paradigma der Ökonomie aber auch der
politischen Sozialwissenschaften ist anzuzweifeln.
Denkkonstrukte, wie Menschen sich verhalten, wie
Austauschmechanismen funktionieren, was Anreize
schafft (These: wir haben Deutungsgewalt) stehen
dem gegenüber, dass wir mit all unseren Wissenschaften durch harte Wissenschaft geprägt sind und
es bei weichen Wissenschaften wie z.B. der Psychologie einer langen Etablierung bedurfte, bedarf.
Liebe, Fehlerfreundlichkeit, Ahnen
Liebe und Empathie sind Bestandteil des Miteinanderlebendigseins als eine Grundlage von Gesellschaft und Kultur, als Grundstruktur in unserer
Welt. Schon auf Quantenbasis ist festzustellen,
dass das spontane Erzeugen und Vernichten von
Quanten Ausdruck vom Erzeugen und Vernichten von Ideen ist. Dieses spielt sich dann hoch in
eine Beziehungswirklichkeit. Miteinander vernetzt
kommt es dann zu einer Potenzierung, wo sich
dieses Grundelement des Miteinander in Beziehungtretens bis in die Biosphäre durchschlägt und
damit als Grundelement vorhanden ist, auf das
man sich verlassen kann. Vorrausetzung: Würde,
Respekt vor Andersartigkeit. +++ Zum Bereich des
Ahnens und Fehlerfreundlichkeit: Auch menschliches Versagen ist Ausdruck von Lebendigkeit wie
auch ein Reaktorunfall kein technisches Versagen
sondern menschliches Versagen ist. Das Instabile,
Wandelnde steht dem immer perfekter sein wollen
gegenüber. Das Ahnen hat etwas mit eigenem
Nachgehen, mit Langsamkeit zu tun, mit einer Suchbewegung, dass man es sich manchmal schwerer
macht und nicht unbedingt effizient ist. Perfektionisierung hat es schon immer gegeben, doch die
Homogenisierung von P. über die Welt ist neu. […]
Gesellschaft lernt aus den eigenen Kräften,
etwas tragen zu können. Wir sind nicht in einer
Gesellschaft, die die Spinnerei des Kreativen
wirklich gut zulässt, sonder nur im Rahmen der
angelernten und bestehenden Denkmuster.
Plurale Wertschöpfungsmodelle
als ökonomische Zukunftsmodelle
Es geht um einer Umstrukturierung unserer Ökonomischen Modelle. Plural ökonomische Lösungen
sind gefragt (teils institutionalisiert), zum Beispiel
Tauschringstrategien (Komplementärwährung). Man
arbeitet mit regionalen Dienstleistungs- und Güterkreisläufen und ergänzt diese um die internationalen,
marktlich dynamisierten Prozesse. Dadurch entstehen
plurale Wertschöpfungsmodelle. Nicht alles kann
institutionalisiert werden, weil dann das selbstorganisierte und dann auch das intrinsische Motiv fehlt (weniger Motivation). In neuerem Buch: zusätzlich zur 24
h Woche Verpflichtung zur Bürgerarbeit, Einkommen
außerhalb von Euros aufbessern und dadurch die
Lohnnebenkosten einsparen (Versicherungen, etc.).
Aber: in dem Moment, wo es eine verpflichtende
Struktur gibt, geht die Kraft raus. Eine Gesellschaft
muss lernen, sich wieder aus seinen eigenen Kräften
heraus sich selbst organisiert, etwas tragen zu können. Wir sind natürlich besonders entmündigt bzw.
auf die Versorgungsstruktur von außen konzentriert.
Literatur:
Dahm, Daniel: „Halbtagsgesellschaft“ (in
prep.), Hannah Arendt: “Vita activa”
Dahm, Daniel; Dürr, Hans-Peter; Zur Lippe,
Rudolf (2005): Potsdamer Manifest 2005 „We have
to learn to think in a new way“
Dahm, Daniel; Scherhorn, Gerhard (2005):
Urbane Subsistenz als Infrastruktur der Stadt. Abschlussbericht. Wuppertal, Stuttgart
Dahm, Daniel (2003): Zukunftsfähige Lebensstile
- Städtische Subsistenz für mehr Lebensqualität
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Vorträge
Design – Konsum – Nachhaltigkeit
Herr Michael Suckow, Kulturwissenschaftler, lehrt
Designtheorie an der HKD Burg Giebichenstein in
Halle.
Einige unökologische Thesen zur
Beförderung des Nachhaltigkeitsprinzips:
– Rehabilitation des Gebrauchswertes gegenüber
dem Tauschwert bzw. Emanzipation des Gebrauchswertes vom Tauschwert
– Erweiterung der Gebrauchs- und Beurteilungskompetenz: Bildung / Erziehung / Indoktrination
/ mentale Zurichtung der Verbraucher in Richtung
Qualität und Gebrauchsbewusstsein
– Aufklärung (!) und Kommunikation der Zusammenhänge
– Aktivierung (Teilnahme an produktiven Prozessen,
aktives Finishen der Produkte, Einfluss- und Aneignungsmöglichkeiten …)
– Kampf der Entfremdung (Produzent-KonsumentenVerhältnis)
– Besteht das Produkt aus Rohstoffen, die ohne
Unterdrückung gewonnen wurden?
– Ist es in sinnvollen, unzerstückelten Arbeitsgängen
hergestellt?
– Ist es vielfach verwendbar?
– Ist es langlebig?
– In welchem Zustand wirft man es fort und was wird
dann daraus?
– Lässt es den Benutzer von zentralen Versorgungen
oder Services abhängig werden, oder kann es
dezentralisiert gebraucht werden?
– Privilegiert es den Benutzer, oder regt es zur Gemeinsamkeit an?
– Ist es frei wählbar, oder zwingt es zu weiteren
Käufen?
(Lucius Burckhard 1985)
Individualität durch symbolisch-distinktiven Gebrauch von „stylischen“ Produkten vs. Individualität
durch tätig-produktiven-genussvollen Gebrauch von
„funktionalen“ Produkten
statisch-formales Denken vs. Denken in Strukturen,
in Systemen, in Bewegung, in Relation +++ Produktkritik vs. Warenwerbung +++ Kommunikation
vs. Kooperation
„Die Schuh die sin for ze verkaafe - un nit for drine
rumzulaafe.“ – eine Schuhmacherregel aus dem
Pfälzischen.
Design ist das Entwerfen eines integrierten Zusammenhangs von Funktion, Struktur und Gestalt eines
Produktes und dessen Beziehung zu seinem Kontext.
Dieser Zusammenhang ist die Form.
Literatur:
Claude Schnaidt: Umweltbürger
und Umweltmacher, Dresden 1982:
Funktionalismus
Gestaltkritik -> Strukturkritik
Funktionskritik -> Kontextkritik
Wolfgang Fritz Haug: Kritik der
Warenästhetik, Frankfurt/Main, 1971:
– Modellierung der Ware (Styling, Gebrauchsversprechen, Surrogate)
– Modellierung des Konsumenten (Sinnlichkeit,
Bedürfnisse, Leitbilder)
– Modellierung des Konsums (Erlebnisversprechen,
Rationalisierung)
Lothar Kühne:
Gegenstand und Raum, Dresden 1981:
– Behutsamkeit (Langlebigkeit, Bewusstheit, Achtung,
Sensibilität)
– Reichtum (materielle Opulenz, Verschwendung,
abstrakter Reichtum, Reichtum an Beziehungen und
Handlungsmöglichkeiten)
– Individualität – Sinnlichkeit – Genuss
Lucius Burckhardt: Die Kinder
fressen ihre Revolution, Köln 1985
„Design ist unsichtbar!“
Walter R. Stahel: Institut für
Produktdauerforschung, Genf:
Produktbiografie, Ressourcenbilanz, Systemeingriffe
23
Open-Space – ‚Marktplatz‘
Open-Space – Workshops
Biologischer Nährstoffkreislauf: Materialien sind
bioabbaubar und aus nachwachsenden Rohstoffen
hergestellt und kompatibel mit der Biosphäre. Sie
dürfen also in die Natur gelangen, verrotten dort oder
werden gezielt wieder als Mulch oder ähnliches verwendet. Wichtig ist, dass die Materialien an sich nicht
giftig sind und die Benutzer oder Verarbeiter krank
machen, durch Ausgasen, Hautkontakt etc.
Intelligente Verschwendung: Das „cradle to cradle“ - Konzept
Produktentwicklung mit den Herstellern: Das
Institut EPEA von Prof. Michael Braungart hilft den
Herstellern, schrittweise die Qualität ihrer Produkte
zu verbessern, bis schließlich ein 100% vertretbares
Produkt entsteht.
Kernaussage des Konzepts:
Keine Effizienz, stattdessen “Öko-Effektivität”. Nicht
sparen, intelligent verschwenden!
Die Naturist auch nicht effizient: Jeden Frühling „verschwendet“ sie eine Pracht und Vielfalt an Material
und Formen. Genauso können unsere Produkte
geartet sein: Jeden Frühling eine neue Kollektion,
aus frischen, kreislauffähigen, gesunden Materialien!
Nährstoffkreisläufe: Produkte = Nährstoffe. Es gibt
keinen Müll! Alles landet irgendwann, irgendwie,
Chemikalienbewertung: EPEA listet alle in dem bestehenden Produkt vorhandenen Substanzen auf (bei
einer Sportjacke bspw. ca. 500 Stück) und unterwirft
sie einer Bewertung von A (super) über B und C bis X
(völlig inakzeptabel). In der ersten neuen Produktgeneration werden alle X-Materialien rausgeschmissen
und durch alternative Materialien ersetzt. Wo dies
nicht geht, hilft EPEA bei der Neuentwicklung von
Alternativmaterialien. Ziel ist ein Produkt mit ausschließlich A-Materialien, plus eine Erfüllung weiterer
irgendwo und kann (muss) wieder Grundlage für
Neues werden. Kein Stoff ist an sich problematisch
oder schlecht, solange er im richtigen Kontext bleibt.
Das Konzept unterscheidet zwei Nährstoffkreisläufe:
Technischer Nährstoffkreislauf: Synthetische,
menschgemachte Materialien wie z.B. Polyamide oder
Metalle werden so entwickelt, dass sie endlos recyclebar sind. Es wird eine Logistik aufgebaut, welche die
wertvollen Materialien den Verarbeitern zurückführt.
Kriterien des Cradle-to-Cradle-Programms wie ein
Energie-Konzept oder Wasserschutz, Unternehmensrichtlinien zu Arbeitsbedingungen etc.
Fazit: Gesundheits- und umweltverträgliche Produkte
sind technisch machbar und können auch großen
wirtschaftlichen Erfolg haben (Beispiel:
„Mirra-Chair“ von Hermann Miller, entwickelt nach
dem Cradle-to-Cradle-Konzept) Trotzdem wird
das Konzept noch nicht im großen Stil umgesetzt
- warum?
William McDonough und Michael
Braugart:
cradle-to-cradle,
Remaking the way we
make things,
ISBN 0-86547-587-3
27
Open-Space – Workshops
Designer: Noch zu wenig Info über die Vielfalt des
technisch („ökologisch“) Machbaren und über konzeptionelle Lösungsansätze.
Hersteller: Zu wenig Einblick in die langfristigen
(auch ökonomischen) Vorteile
Wissenschaft: Zu wenige Vorzeige-Beispiele / Mittel,
um Hersteller zu überzeugen und das Konzept attraktiv zu präsentieren.
Offene Fragen: Wie können sich DesignerInnen das
Konzept für ihre Projekte nutzbar machen?
Wie kann man „vernünftige“ Produktionen starten?
Wie können DesignerInnen Verbraucher für gesunde
Produkte sensibilisieren?
www.epea.com
www.mbdc.com
Einberufen hat: Steffen Katz
Teilnehmer: Rita, Yi-Cong, Michael, Ann, Stephanie,
Manuel, Eva, Achim, Sebastian M., Christian, Holger,
Sebastian T.
Hinterfragen der Theoriegrundlagen der Ökologie aus
der Wirklichkeit von Natur und
Gesellschaft
These:
Gesellschaftliche Bewegungen (wie die ökologische)
sind dauerhaft nur dann erfolgreich, wenn sie im
Prinzip (welt)ganzheitlich ansetzen.
Die Ganzheitlichkeit bedeutet, dass alle UrsacheWirkungsbeziehungen im Prinzip bei der Definition
des jeweiligen Problemkreises und dann auch in
den möglichen Lösungsalternativen, berücksichtigt
werden können.
Aussagenansatz A, das Problem:
Die (ganze) Welt (Tao) , also Geist, geistige Welt,
Pflanzen, Tiere, Menschen, tote Materie, entwickelt
sich nach Harmonieregeln von Ursachen und
Wirkungen.
Diese schaffen (geschichtliche) Realitäten.
Der Mensch hat sich mit der Anwendung von Technik aus den natürlichen Wirklichkeitsbedingungen,
oder einfach aus der Natur, geschichtlich gesehen,
entfernt. Die Verletzung von natürlichen Harmonien
kann tödlich sein, nicht nur in und für die der Natur,
sondern auch für die Menschen.
Aussagenansatz:
A Im Lösungsbereich.
Kritische Wertung:
Die Ökologiebewegung hat das Problem in der
Realität erkannt, ganzheitlich nur mit Einschränkung.
Das Ergebnis war bisher, daß aus der individuellen
Vernunft heraus handelnd, auf die Gesellschaft
praktisch und bewußtseinsbildend eingewirkt worden
ist und wird.
These:
Dieses Wirkungsprinzip ist in unserer Zivilisation in
der Wirksamkeit nicht zureichend.
Bei Völkern, bei denen die Götter, die Seelen der
Ahnen und das individuelle Denken und die Natur
noch eine Einheit bilden, gibt es das ökologische
Problem nicht.
Was können wir tun, um die natürliche Harmonie
(s.o.) wieder mit Erfolg zu gewinnen?
Was können wir prinzipiell zusätzlich tun, zudem
was derzeit getan wird?
Mögliche Antwort:
Die derzeitige Zivilisation sollte hinterfragt werden
betreffs:
1. Der Sinnhaftigkeit politischer Machtstrukturen als
Selbstzweck, oder zur Durchsetzung pseudoreligiöser, gesellschaftlicher Ideenkonstrukte?
2. Die Rolle des Staates in der Durchsetzung (ganzheitlicher) Allgemeininteressen?
3. Neue Formen des Lebens geistiger Inhalte, in
Bezug zum Beispiel zu den Glaubensinhalten unserer Vorfahren zur Unsterblichkeit der individuellen Geistseele?
4. Die Philosophie der Ästhetik sollte einmal angesehen werden, inwieweit sie auf das Problem Mensch
und Natur Aussagemöglichkeiten bietet.
Einberufen hat: Joachim Leuchter
29
Open-Space – Workshops
Gemeinsam gegen einsam –
Zukunft gemeinschaftstauglich
gestalten
Umfrage:
1. Was ist Einsamkeit?
2. Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung sind
oft einsam?
3. Sind wir heute einsamer als vor 50 oder 100
Jahren?
4. Mein Geheimtip gegen Einsamkeit.
1. Allein sein und das Gefühl, allein zu bleiben.
Verlorenheit, niemand hört zu, niemand bezieht
Stellung. Niemanden zu haben, der einen spiegelt, mit dem man seine Stärken und Schwächen
teilen kann, zu dem man offen sein kann. Physisch:
allein sein. Emotional: sich mit seinen Gedanken
alleine fühlend. Ein Gefühl, und zwar ein negatives. Wenn man nicht genug Austausch und
Rückhalt in einer Gemeinschaft hat. Trennung
von meinen Mitmenschen. Mentale Isolation,
unabhängig der menschlichen Begegnung.
2. Durchschnitt: 52,1%
3. Alle: Ja
4. Mit Menschen in der Einkaufwarteschlange
Kontakt aufnehmen. Bewegung und mit Freunden
reden bzw. telefonieren. Tagebuch schreiben. Auf
jemanden angewiesen sein. Die Begegnung suchen,
auch wenn ich gerade nicht in Stimmung dazu bin.
Freundlich zu sich selber sein. Denn meine Umwelt
spiegelt mich wider. Mit mir selbst ins Reine kommen. Aktivität. Überwindung des inneren Schweinehunds. Schaffen von sozialen Strukturen. Rituale.
beseelt sein. Gestalter muss aus Gemeinschaft selbst
kommen (Bsp.: selbst geplantes Jugendzentrum)
Was können Gestalter tun?
Hardware liefern, genutzt werden muss sie selber. Kommune/Ökodorf: Kann Dorfstruktur Modell für
Zukunft sein? Regionales Produzieren stärkt soziale
Bindung, man muss persönliche Bindung zum
Produkt haben. Gemeinschaftlich arbeiten bedeutet
Identifikation mit den anderen und mit dem Hersteller.
Anlässe für Kontakt können sein:
1. Kind oder Hund dabei
2. Kontaktpersonen haben beide das gleiche sichtbare Produkt mit persönlichem Hintergrund (oder produzierte Situation – Tipp für Nichtraucher: zwei
gleiche Kulis dabei haben und unterjubeln
– Intervention mit Doppel)
3. Minderheiten, die positiv besetzt sind (nicht:
Arbeitslose)
Einsamkeit persönliches Problem, selbst schuld?
Keine architektonischen, sondern organisatorische
Bedingungen schaffen. Vergleich Massenuni – Burg: Anonymität vs. Klassenverband. Architektur schafft
Stimmungen, kann beeinflussen; muss lebendig bzw.
Warum ist die Küche auf Partys so attraktiv?
1. Man spürt Leben (Kochen, Wärme, Essen).
2. Rumsauen und Selbstbedienung erlaubt.
Potentiale anlegen ist möglich, aber Reaktionen
sind nicht planbar – möglichst flexible Bedingungen
schaffen, aber Leute selber machen lassen (veränderbarer Raum, Möbel).
+++ Berliner U-Bahn: Denkblasen über Köpfen,
die Assoziationen anbahnen können. Materialien
können assoziativ sein. +++ Gemeinschaftsbildend: Humor. Dinge, die nur zu zweit benutzbar
31
Open-Space – Workshops
sind. Dinge, die bei Gebrauch unterschiedliche
Gefühle hervorrufen (Luftkissen). Dinge, bei denen
Alltag außer Kraft gesetzt wird (man ausrutscht).
+++ Zu bedenken ist: Darf man gezwungen
werden? Oder ist es nur nachhaltig, wenn grundlegende Offenheit mitgebracht wird?
Einberufen hat: Manuel Großmann
Design im Spannungsfeld von Materialismus und Spiritualität
Teilnehmer: Stephanie Knust, Ann Rose, Manuela
Born, Yi-Cong Lu, Eva Amina Kreuter, Michael Antons, Holger Schapenberg, Steffen Katz
Arme Menschen sind oft glücklicher.
Gibt es Produkte mit Seele?
Spirituelle Zeremonien, Anbetung von Götzen (Materialisierung von göttlichen Symbolen).
In unserer Kultur: „Götze Auto“.
Intuition und Unterbewusstsein als leitende Funktionen. Andere Kulturen – andere Männer- und
Frauenbilder. Wir leben in einer materiellen Kultur
(Abhängigkeit von Ressourcen).
Psychische Bedürfnisse sollten mehr berücksichtigt
werden (Umdenken!)
Neue Religionen oder politische Partei als Lösung?
Askese – Verzicht als angenehm empfinden!?
Design – Beschränkung auf das Notwendige.
Was ist notwendig?
Trennung: geistige Welt – materielle Welt. Neue
Einheit?
Einberufen hat: Sebastian Trippner
Teilnehmer: Rita Lass, Christian Steinberg, Joachim
Leuchter, Sebastian Trippner
Auswahl von Lebensmitteln – Regionalität vs. globaler „fair trade“
Food Coop Rübchen
Seit 1997 existent.
Anfänglich 30 Leute, heute 170 Mitglieder.
Absatzmöglichkeit für umgebende Bauern, welche
ökologisch dynamisch wirtschaften wollen; basiert
auf Verhandlungen, aber der Druck kann auch von
der Food-Coop aufgeübt werden. Ziel: alles Bio.
Trotz Ansiedlung eines Bioladens in unmittelbarer
Nähe kam es zu keiner Beeinträchtigung von Umsatz
oder Mitgliederzahl, im Gegenteil: es scheint sich
darauf positiv auszuwirken.
Die Einschränkung auf regionale Produkte stellte
sich als nicht ausreichend heraus. Durch Erweiterung
der Angebotspalette um Luxusgüter wie Süßwarenar33
Open-Space – Workshops
tikel, Früchte aus Übersee usw. wurde die Attraktivität gesteigert und die Mitgliederzahl erhöht. Problem
dabei: Bei Regionalität gibt es eine Transparenz der
Wege (man kennt sich), aber bei den nicht regionalen Produkten existiert dieses Vertrauensverhältnis
nicht. Es müssen vertrauensbildende Maßnahmen
wie Kommunikation über geeignete Medien usw.
durchgeführt werden. Worin aber muss ein Unterschied zu Kampagnen von etablierten Unternehmen
bestehen? Effekt, der zu beobachten war: überregionale Produkte förderten die Regionalen. Die Steigerung der Attraktivität hat die Kaufkraft gesteigert und
der anfänglich kleine Absatzmarkt konnte vergrößert
werden.
Nach wie vor gilt: Jede Frucht hat ihre Zeit (Saisonalität).
Ein Einkauf bei Rübchen ist ein multidimensionales
Erlebnis (multisensuelles Erlebnis und soziale Komponente).
Prinzip: Das was aus Übersee kommt, muss ökologisch, aus kontrolliert biologischen Anbau und aus
fairem Handel stammen (ethische Gesichtspunkte)
sowie: es dürfen keine regionalen Alternativen
bestehen.
Was soll unterstützt werden? Darüber gibt es einen
Diskurs. Soll man „nur“ ökologisch Angebautes vertreiben oder soll auch der Gedanke von „Fair-Trade“
unterstütz werden? Zum Beispiel bei Bananen. Soll
man zum Beispiel Bananen von „Banafair“ aufnehmen? Diese sind wesentlich teurer als die üblichen,
was aus einer entsprechenden Entlohnung des
Bananenbauern resultiert.
Anfänglich gab es nicht genügend zertifizierte
Bio-Zulieferer. Bis heute ist der Wunsch nach BioProdukten gestiegen. Damit stieg auch die Anzahl
dynamisch-biologisch produzierender Baueren.
Somit kann Rüchen heute sich seine Zulieferer
weitestgehend selber aussuchen. Dadurch bestehen Wechselwirkungen, zum Beispiel auf weitere
Zulieferer, um diese zu einem zertifiziertem Label zu
bewegen.
Die ‚Teekampagne‘, eine Aktion von Prof. Faltin aus
Berlin ist ein Beispiel für Synergie von Handel und
Naturschutz. Dort werden zum Beispiel festgefahrene
Bezugswege aufgebrochen (Großpackungen, Internetvertrieb, ohne Zwischenhändler). Geldrückfluss in
Wiederaufforstungsprojekte.
Momentan sind ökologische und ethisch unbedenkliche Produkte teurer. Aber es gibt auch Menschen,
die diesen Preis bezahlen.
Für eine Marke ist eine gutes Design, ein guter
Auftritt wichtig. Beispielhaft sind hier genannt: das
gestalterische Selbstverständnis von Max Hamelar
(Mirco, Schweiz) im Vergleich zu Gepa. Möglicherweise ist dadurch der Geschäftserfolg von Micro
mitbegründet. Micro, eine Genossenschaft/ Supermarktkette („Großer Bruder“ von Gepa), darf keine
Gewinne erwirtschaften. Die Gewinne finanzieren
die Volkshochschulen der Schweiz.
Siegel sind wichtig. Gibt es in Deutschland ein
Siegel für die Kombination von ethisch + ökologisch
positiven Handels?
Food Coop scheint zu funktionierten. Ist einen TextilCoop denkbar, mit Möbeln, Einrichtungsgegenständen? Zum Beispiel Coop Thüringer Fichte? Die
Erfahrungen sind aber nicht eins zu eins übertragbar.
Es treten neue, andere Wechselwirkungen und
Problemfelder auf.
Überschwemmung mit Zertifikaten. Bedenklicher
Einsatz von Zertifikaten (Shell hat die meisten für
Guten Umgang mit der Natur; die kleinen können
sich dass sowie so nicht leisten) Es gibt kein Siegel
welches Nachhaltigkeit in den drei Gebieten Ökonomie, Soziales & Ethik, Ökologie verbindet.
Produkte, welche in der Zweidrittelwelt für die
Eindrittelwelt produzierte werden, sollten für bessere
Absatzchancen entsprechend designt sein. Dadurch
kann erst die durchaus bestehende hohe Kaufbereitschaft nachhaltig aktiviert werden. Es geht um
reale Wirtschaftsbeziehungen, nicht um caritativ
anmutende Handels- und Geldströme, welche
Almosencharakter tragen. Ausführungen über ein
entsprechendes Projekt sind im Projektbericht über
Senegal zu finden. (Spielzeug vom Schweizer)
Wie kann abfallendes Material von hochtechnologisierten Fabriken (Lederrest der Automobilindustrie
in Mexiko, Kupplungsstangen ebenso dort) genutzt
und umfunktioniert werden, um am hiesiegen Markt
platziert zu werden. Eine Infrastruktur für Transportwege existiert ja bereits für den Transport der
Hochprodukte. Doppelnutzung von bestehenden
Infrastrukturen besser als Entwicklungshilfe.
Regionales Siegel als Werbestrategie? Zum Beispiel
das Sachsenanhalt/Thüringen-Siegel, um Produkten
einen Mehrwert zu implizieren (Vermarktungsvorteil).
Oder lieber Vertrauen schaffen über Herkunftsnachweise, Inhaltslisten --> für Transparenz sorgen.
Siegelvertrauen. Siegelüberschwemmung. Siegeltod.
Und was lernen wir daraus? Renate können wir
vertrauen!?!? Ein Mindeststandart für Bioprodukte
35
Open-Space – Workshops
wurde mit dem Bio-Siegel „nach EG-Ökoverordnung“ eingeführt. Dies schützt vor inflationärem
Missbrauch der Marke ‚Bio‘. Schützt das auch vor
Global Playern (Beispiel: wenn Produktpiraterie
möglich ist, dann ist Labelmissbrauch eine Kleinigkeit, Beispiel: NEC, Transrapid)
Einberufen hat: Holger
Teilnehmer: Eva Kreuter, Cong, Christian, Markus,
Manuela, Rita, Steffen, Stephanie, Ann, Sebastian M,
Sebastian T.
Durch sinnliche Wahrnehmung ökologisches Bewusstsein
schaffen – vor allem bei Kindern
Einführende Übungen
zur sinnlichen Wahrnehmung.
1. Experiment, Sensibilisierung durch Ruhe/Konzentration: Augen zu, Fenster zu – Fenster auf. „Was
geht Dir dabei durch den Kopf?“
Person A: Fenster geschlossen: Von Lösungsmitteln
durchtränkter/gesättigter, stickiger, warmer Raum – in
sich geschlossen; Situation Fenster geöffnet: kühler
Luftzug – Straßen/Autolärm, aber relativ gedämpft
– Vogelzwitschern, Taubengurren – Blätterrauschen,
vorbeifliegendes Blatt – angenehm befreiendes Gefühl
– gehen wir raus?
Person B: Fenster geschlossen: Computergeräusch
stört, Fenster geöffnet: Raum wird/scheint größer –
mehr Luft zum Atmen −> Freiheit – Autos in der Ferne
(von links oder rechts?) −> Wahrnehmungsraum wird
räumlich größer – Ruhe gleich Entspannung – Vögel
und Menschen in der Ferne −> Wahrnehmungsbereich wird inhaltlich größer – lange Zeit, Ungeduld
Person C: Fenster geöffnet: Wahrnehmung erweitert
sich angenehm – Naturgeräusche und Autos in zufriedenem Abstand – Luft riechen und spüren – Fokus
auf Umkreis von ca. 1m verstärkt sich
Person D: Fenster geöffnet: kühl, frisch – Geräusch
vom Öffnen zweites Fenster, aber kein Gefühl, ob es
wirklich auf ist – Autos wie Meeresrauschen – Wird es
zu kalt? – Nicht schon 3 min. um? – Endlich fertig!
2. Experiment, Wirkung auf Körper: Draußen,
Hände hoch, hoch schauen, einatmen – Hände
fallen lassen, Blick folgt, ausatmen, „Wie fühlst Du
Dich?“ Vorher – nachher.
Person A: Vorher: unbestimmt – erwartungsvoll
– Sonne und Luft sind angenehm; Währenddessen:
Kreislaufprobleme; Nachher: Hunger – Ruhe – Vogel-gezwitscher sehr dominant – Sonne wärmt
Person B: Vorher: lustig/belebt – fröhlich −> Sonne
– angenehme Gemeinschaft – munter und gesund;
Nachher: Arme kribbeln – leichte Gleichgewichtsstö37
Open-Space – Workshops
rungen – Sonne wärmt angenehm mein Gesicht
Person C: Vorher: entspannt – aufgeschlossen
– etwas faul. Nachher: latente Faulheit verkehrt sich
in ein aktives Gefühl – bin aufgeladen
Person D: Vorher: sonnenverstrahlt – allergiebesorgt – geblendet. Währenddessen: Blick in Richtung
Hände −> Vorbeifliegen schön, Himmel und Erde.
Nachher: Angst vor Allergie (Warnstufe) – Sollte es
mir sonst besser gehen? – Vogelruf in Ferne
3. Experiment, Wahrnehmung als Vorgang
bewusst machen:
Memory-Karten und darauf abgebildetes Obst/Gemüse: „Beschreibe, was das ist!“
Person A: zuerst Objekt Banane, dann Karte Banane
Person B: zuerst Karte Banane, dann Objekt Banane
Person C: zuerst Karte Kartoffel, dann Objekt
Kartoffel
Person D: gleichzeitig Karte Kartoffel und Objekt
Kartoffel
(Intellektuelle Differenzierung zw. Realität und Abbild
und sinnlicher Wahrnehmung der beiden „Realitäten“
Karte und Objekt)
Person A: Objekt Banane: Darf ich die essen?
– kalt, glatt, mit kreisrunden Vertiefungen, die
braunrot verfärbt sind, sonst gelb – fühlt sich an wie
mit dünner Kreideschicht überzogen – Banane! – an
einer Seite leicht gebogen – rautenförmiger Aufkleber „bioBANANAS BanaFair Equador“ – riecht nach
Banane und unbestimmtem, typischen Bananenschalengeruch. Karte Banane: Pappkarte, beidseitig
kaschiert, glatt – quadratisch, ca. 6 x 6 cm, 1,8 mm
dick – Bild von gelber Banane mit wenigen (fünf)
kleinen braunen Stellen – riecht süßlich nach Keks
– wirkt weit weg
Person B: Karte Banane: gelbe Banane mit
schwarzen Stellen – starker Kontrast zu dunkelblauem Hintergrund – macht Lust, sie zu essen, ist
aber fast schon zu reif – kein grün mehr zu sehen
– leichte Spiegelungen des Lichtes auf linker Seite
– wahrscheinlich würde sie mir zu mehlig schmecken.
Objekt Banane: Banane ist zu alt, zu viele braune
Stellen – zu weich, riecht auch schon so oll und alt
– Oberfläche nicht mehr glatt und straff, sondern
stark porig – Stiel vertrocknet – schwarze Kratzer und
Punkte – negativer Bananengeruch (es gibt auch
positiven)
Person C: Karte Kartoffel: Reihenfolge der
Wahrnehmung: Kartoffel – blau-gelb – Memory39
Open-Space – Workshops
Karte – weißer Rand. Zu „Beschreibe, was das ist!“:
Kartoffel – schon etwas abgelagert – in angenehmer
Farbabstimmung zum Hintergrund fotografiert – Gegenstand (Karte) ist unverkennbar Teil eines MemorySpiels älterer Auflage. Objekt Kartoffel: Kartoffel vom
letzten Jahr – sehr lecker
Person D: (Gleichzeitig Karte Kartoffel und Objekt
Kartoffel): Objekt Kartoffel: Kartoffel – dreckig
(normal für Kartoffel) – schwer – weich – riecht nach
Parfüm, nicht nach Kartoffel – rötlich – staubig – erdig. Karte Kartoffel: dunkle Stellen ergeben lustiges
altes Gesicht – Kartoffelchips – Asteroid
Einberufen hat: Eva
Teilgenommen haben: Manuel, Steffi, Steffen, Ann,
Rita, Christian, Holger
Open-Space – Workshops
Die „Hülle“ der Ware
Was macht die Hülle aus?
Unmittelbarkeit.
Natürlichkeit.
Nachvollziehbarkeit.
Faktor der Gebrauchsfunktion.
Faktor der Prestigefunktion.
Verpackung muss folgendem Prozessablauf genügen: Produktionsstätte – Transport – Markt/ Verkauf
– Transport – Gebrauch(sort):
Gibt es Möglichkeiten im Verlauf dieses Prozesses
Funktionen und Informationen am Produkt abzustreifen, weil sie im weiteren Verlauf nicht mehr
benötigt werden?
Wenn man schon nicht die Werbung aufhalten
kann, sollte ich dann nicht einen Strich ziehen und
sie nicht mit in mein Haus nehmen?
Es gibt ästhetische Verpackung wie Lavazza-Dose,
die man gerne behält.
Produkte und deren Verpackung zuhause geben
Auskunft über den Verbraucher: „Zeig‘ mir deinen
Müll und ich sag dir wer du bist.“
Viele Produkte werden Zuhause sofort in andere
Behälter umgefüllt.
Zum Beispiel bei Kornflakes wird der Karton meistens schon im Supermarkt weggeschmissen.
Gefärbte Wurst, Licht als Verpackung.
Auf der Verpackung klebt noch mal eine unveränderte Abbildung der Ware auf der Klarsichtfolie.
Verpackung zeigt, was die Ware kann.
Umfüllsysteme scheitern am Schummeln des Kunden/Diebstahl und aus hygienischen Gründen.
Einberufen hat: Yi-Cong Lu
Teilnehmer: Ann, Sebastian M. , Anton, Cong
Welche Produkte braucht unsere Idealgesellschaft
Frage nach dem Potenzial des Designs, Sozialutopien zu verhandeln.
Grundsätzliche Fragestellung nach einer Idealgesellschaft.
Ist es überhaupt möglich mit dem Design, im Falle
eines konkreten Produktes mit den Kategorien
Material, Form, Gebrauchswert, Konzept auf den
Benutzer Einfluss zu nehmen im Sinne einer „Erziehung“ des Einzelnen?
Das Potenzial des Materials zur Vermittlung gesellschaftlich relevanter Fragen wurde hierbei als erstes
verhandelt am Beispiel recyclebarer Materialien und
Naturverbundstoffe.
Die Rolle des Konzeptes innerhalb des Produktes
wurde diskutiert am Beispiel der KompostierungsParkbank-Maschine von Droog-Design und der
Kunststoffrecycleplatte. Wobei die Platte verdeut–
licht, dass Material als Träger konzeptioneller Ideen
fungiert.
Bei der Übertragung von ökologischen, ökonomischen oder sozialen Modellen ist ein tief greifendes
Verständnis des Modells nötig um oberflächliche,
formalistische Imitation zu vermeiden (nicht die
Erscheinung der Systeme nachahmen, sondern
begreifen). Als Beispiel hierzu das dezentralisierte
Taxisystem von Yaounde in Kamerun. Dieses agiert
ähnlich eines Ameisenvolkes.
Die Dezentralisierung macht vor allem Sinn, um
43
Open-Space – Workshops
komplexe Systeme fassbarer und klarer zu machen
und vor allem große Systemvernetzungen, folglich
Abhängigkeiten, abzubauen. Gerade zentralisierte
Systeme neigen zu innerstrukturellen Abhängigkeiten.
Auch der einzelne Benutzer verlangt nach Klarheit
der Systeme, die man ihm anbietet.
Überraschenderweise sucht auch die Wirtschaft nach
neuen, unhierachischen Netzwerkformen.
Wenn man in Modellen und Kontexten denkt, dann
wird der Designer nicht mehr nach dem Prinzip der
klassischen Formgestaltung arbeiten.
Welches Selbstverständnis haben die Designer unter
den Teilnehmern von ihrer Profession.
Letztendlich liegt die Kernkompetenz des Designer in
der Beherrschung von „Sprachen“.
Einberufen hat: Sebastian Müllauer
Teilnehmer: Markus, Ann, Sebastian T , Anton, Cong,
Manuela, Sebastian M.
Wasser- und Nährstoffkreisläufe in der Stadt vs. Abfallwirtschaft
Problem Wasserklosett: Verschwendung von Unmengen Trinkwasser und Entzug von Nährstoffen,
die der Natur nicht in der Form zurückgegeben
werden, sondern in schwer verdaulicher Form.
Fäkalien sind kein Abfall, sondern es gibt Möglichkeit der Aufarbeitung. Dazu ist es wichtig die beiden
Kreisläufe nicht zu mischen, sondern getrennt zu
lassen: Zwei Körperöffnungen. Zwei Kreisläufe.
Dadurch Vermeidung von Fäulnis.
Die Nutzung von Fäkalien war vor der Industrialisierung üblich, heute noch in Nepal u.a. Ländern, Kulturen. Es gibt schon lange Konzepte für Komposttoiletten, mit der Entwicklung von Wasserklosett
wurde der Abfall weggespült: aus den Augen, aus
dem Sinn, Problem für Flüsse, …
Erfindung der Kanalisation – kurzfristige Lösung
von hygienischen Problemen, aber vor allem für
wasserarme Gebiete nicht tragbar bzw. längerfristig
auch nicht in humiden Gebieten.
Trennung von Kreisläufen unbestritten ökologisch
notwendig, aber wie Umsetzung?
Entwicklung abhängig von Medienabbild. Idealbild
des asiatischen und afrikanischen Marktes ist das
Wasserklosett, es ist ein Fortschritt zu Plumpsklo (Mischung von Kreisläufen ohne Aufbereitung).
Was sind Bedürfnisse?
Reinheit, Hygiene, angenehme Atmosphäre, ...
Muss Abwassersystem umgebaut werden? Wenn ja,
Kosten zu hoch?
Derzeitiges Problem von Abwassersystemen:
Trinkwasser muss zugeführt werden, da sich das
Spülverhalten durch die Spartaste verändert hat, bei
getrennter Ableitung von organischen Feststoffen
muss Abwassersystem theoretisch nicht umgebaut
werden.
Problem der Zugaben bei Kompostklos, um C-N
Verhältnis positiv zu beeinflussen: Papier, organische
Abfälle, Rindenmulch, ...
Problem des Stinkens durch Belüftung zu lösen =
Steuerung des Luftzuges, kein Umkippen in Fäulnisprozess.
Wartungsintensiver als WC? Wirklich?
Ist unser Abfall durch Schadstoffbelastung zu
vertreten? Sind wir noch vollständig biologisch
abbaubar?
Konservierungsstoffe, Medikamente, Schwermetalle
45
Open-Space – Workshops
Wohin mit der Erde in der Stadt, muss sie abtransportiert werden?
Wasser- oder Papiereinigung, Papier positiv für Prozesse. Bei anderer Ernährung evtl. kein Klopapier
oder weniger nötig.
Warum gibt es das noch nicht? WasserklosettLobby? Umsetzung zu schwierig, ökonomisch noch
nicht erforscht?
Technik noch nicht gut genug entwickelt.
Designbedarf.
Kann man mit Umbau Geld verdienen?
Komposttoilette muss ökonomisch sein, man müsste Modell durchspielen, wie ich damit Geld spare.
Möglichkeit, bei Neuerschließungen, Neubebauungen möglichst diese Systeme einzuführen.
Vorgehensweise:
Modell bauen – Testpersonenkreis – Infrastruktur
schaffen
Kann man das kommunizieren? Klo tunen; Name
Eco San ist schon mal besser als Komposttoilette.
Prototyp bauen.
Oft werden Testprojekte in Entwicklungsländern
probiert, die dort aber nur durch geschützte Zone
und Geld funktionieren, aber oft nur solange wie
sie gefördert werden, unter anderen Bedingungen
ökonomisch nicht tragbar.
Vs.: Infrastruktur entsteht nach gutem Produkt.
These: Man muss nicht Wasser sparen, wie Organismus, der intensiv durchspült wird. Man muss
nicht Wasser sparen, wenn die Abwässer die Natur
nicht überfordern, nicht dreckiger als nötig sind.
Beispiel: In Deutschland verordnete Abbaubarkeit
der Waschmittel.
Gegen das Sparen, man kann solange duschen wie
man will, gleicher Kreislauf möglich.
Verdünnung Urin, Wasser 1:6 günstiger als Dünger.
Sinnwelt
Einberufen hat: Manuela
Vorstellung eines neuen Projekts von Marcus
„SinnWelt“: Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft
mit der Einbeziehung der drei Aspekte Ökonomie,
Ökologie und der Ethik.
Produkt: Handgemachtes Spielzeug aus Senegal,
das als Träger/Medium senegalesischer Erziehungslieder und Lebensweisheiten dienen soll. Marcus
stellt sich ein Modul aus Containern mit einem
kleinen Büchlein mit einer Geschichte vor. Das Produkt wird in Senegal aus überschüssigem Halbzeug
hergestellt und ist genau auf die Bedürfnisse des
deutschen Markts angelegt. Es würde also eine faire
Teilnehmer: Steffen, Sebastian T., Holger, Markus,
Christian, Rita, Eva
Literatur:
Uni Kassel: Abwassersysteme
Lorenz-Laderer: Komposttoiletten, Ökobuch-Verlag
Zunächst Vorstellung der Arbeit „Space Walk“:
Initiative von Künstlern und Wissenschaftlern, in
der Marcus mitgewirkt hat, die als Lösung für ein
Problem einen jeweiligen Rahmen schafft, der von
den Betroffenen mit Inhalt gefüllt wird.
Beispiel: Integrationsproblem in einem Ballungsgebiet vieler unterschiedlicher Kulturen: Projektionen
auf die Fassade eines Hochhauses mit Bildern der
Bewohner, die ihre persönlichen Vorstellung von
Glück darstellen.
47
Open-Space – Workshops
Entlohnung stattfinden.
Marcus möchte wissen, wie die Teilnehmer sein
Projekt bewerten.
Vorgesehenes Modul aus Containern könnte zu systematisch sein bzw. ist nicht der geeignete Träger für
die poetischen Geschichten, mit dem es aufgeladen
werden soll.
Problem: Was kann der Verbraucher noch für
Spuren der Produktion aus Senegal erkennen?
Problem:
Sollte man nicht versuchen, die jetzigen wirtschaftlichen Strukturen komplett zu ändern? Oder
sollte man die bestehenden Strukturen so hinnehmen und sie fairer gestalten?
Einberufen hat: Markus
Teilnehmer: Steffi, Ann, Cong, Sebastian T., Eva,
Rita, Antons, Christian, Manu, Holger, Sebastian M
Open-Space – Handlungsplanung
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Open-Space – Handlungsplanung
Was ist Open Space?
(Der folgende Text wurde der Quelle entnommen:
www.joconsult.de/pup/space-de-kurz.pdf)
Harrison Owen organisierte 1983 eine Konferenz,
bei der sich anschließend alle einig waren: Das
Beste waren die Pausen. Er fragte sich daraufhin, wie
die Lebendigkeit und Produktivität einer Kaffeepause
mit der Ergebnisorientierung einer Konferenz zu
verknüpfen seien. Die Suche führte ihn zu Urformen
menschlicher Kommunikation:
Dem Kreis – Bedeutendes findet im Kreis statt. Im
Kreis gibt es kein Oben und Unten, kein Wir und
Sie. Dem Atmen – Wenn wir „außer Atem“ sind, läuft
nicht viel. Wir müssen erst wieder „Tritt fassen“, damit
sich Zusammenarbeit und Lernen entfalten können.
Dem Schwarzen Brett – damit teilen sich Menschen
gegenseitig ihre Interessen mit. Dem Marktplatz
– hier wählen wir zwischen Angeboten und können
einen Handel zum gegenseitigen Nutzen eingehen.
Open Space wurde „wieder entdeckt“, wie Owen
zu sagen pflegt, ein neues-altes Verfahren wieder
belebt. Er probierte es. Es funktionierte! Heute wird
Open Space in 91 Ländern eingesetzt. Boeing ent-
wickelte ein neues Design für Flugzeugtüren, AT&T
entwarf seinen Pavillon für die Olympischen Spiele in
Atlanta, das Berufsbildungswerk plante Schritte zum
Unternehmensleitbild, die Deutsche Bahn AG plante
einen Fusionsprozess, … und das alles im Open
Space. Was passiert genau?
Unter folgenden Voraussetzungen gelingt Open
Space wirklich gut:
1. Die Aufgabenstellung ist komplex und tendenziell
konfliktträchtig.
2. Die Lösung unbekannt.
3. Das Thema brennt allen unter den Nägeln.
4. Die Gruppe ist ein Spiegel des ganzen Systems.
Im Open Space wird vor allem der Fähigkeit
von Gruppen, sich selbst zu organisieren, Raum
gegeben. Es gibt zunächst nur eine leere Wand
(das Schwarze Brett), an der die Teilnehmenden ihre
Anliegen veröffentlichen. Anschließend werden die
Anliegen in vorbereiteten Räumen zu unterschiedlichen Zeiten von Kleingruppen bearbeitet. Es gibt
die Möglichkeit, jederzeit zu wechseln. Open SpaceVeranstaltungen dauern zwischen vier Stunden und
mehreren Tagen. Optimal sind 16 Stunden, am
besten auf drei Tage verteilt. Erfolgreich gearbeitet
wurde mit Gruppen von weniger als zehn und mehr
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Die Open-Space-Methode
als 2000 Menschen. Die Kleingruppen veröffentlichen ihre Arbeitsergebnisse an der Doku-Wand.
So kann jeder Einzelne nachvollziehen, was in den
anderen Kleingruppen passiert ist. Nach Abschluss
aller Gruppenarbeiten liegt die vollständige
Dokumentation der Ergebnisse einschließlich einer
aktualisierten Kontaktliste vor. Danach treffen die
Teilnehmenden selbstorganisiert Verabredungen und
machen diese allen zugänglich. Zur Zwischenbilanz
und Planung nächster Schritte gibt es sechs bis zwölf
Wochen später ein Nachtreffen.
Open Space ist oft effektiver als herkömmliche
Herangehensweisen, da die Teilnehmenden bereits
während der Veranstaltung beginnen, Verantwortung für die Umsetzung der nächsten Schritte zu
übernehmen. Es ist ein stark handlungsorientierendes Verfahren. Die oft verborgenen Ressourcen
des gesamten Systems werden aktiviert. Es schafft
größere Effektivität und Verbindlichkeit als herkömmliche Planungsworkshops. Was ist der Rahmen für
Selbstorganisation?
Vier Grundsätze, ein Gesetz und eine Ermahnung:
1. Grundsatz: „Die da sind, sind genau die Richtigen“ Ich wende mich ausschließlich den Menschen
zu, die hier mit mir zusammen sind und lasse mich
auf sie ein.
2. Grundsatz: „Was auch immer geschieht: Es ist
das Einzige, was geschehen konnte“
Alles, was hätte geschehen sollen, können oder
müssen, ist völlig unbedeutend.
3. Grundsatz: „Es fängt an, wenn die Zeit reif ist“
Der geniale Einfall und die bahnbrechende Idee
kommen nicht auf Bestellung. Ich kann gelassen den
richtigen Zeitpunkt erwarten.
4. Grundsatz: „Vorbei ist vorbei / Nicht vorbei ist
nicht vorbei“ Ich gehe mit meiner Zeit produktiv
um. Wenn eine Aufgabe erledigt ist, dann wende
ich mich anderen Dingen zu. Wenn die vereinbarte
Zeit jedoch schon abgelaufen ist und es gerade erst
beginnt, spannend zu werden, dann verabreden wir
uns neu.
Das Gesetz der zwei Füße: Ich ehre eine Gruppe mit
meiner Abwesenheit, wenn ich weder etwas lernen
noch etwas beitragen kann. Dies erweckt „Hummeln“ und „Schmetterlinge“ zum Leben. Hummeln
sind diejenigen, die von einer Gruppe zur anderen
ziehen und damit die guten Ideen weitertragen.
Schmetterlinge sind solche, die keine aktive Rolle
einnehmen. Aus ihrem Freiraum heraus entwickeln
sie besondere Impulse für den Prozess der gesamten
Gruppe.
Die Ermahnung: Augen auf! Mit Überraschungen ist
zu rechnen! Damit Raum für Neues und Überraschendes entstehen kann, alte Ideen und Lieblingsvorstellungen zum aktuellen Thema für die Dauer
der Veranstaltung zur Seite legen!
Welche Rolle haben BegleiterInnen? Sie halten
sich aus der Arbeit der Kleingruppen raus. Indem sie
nicht eingreifen, erweitern sie den Raum für Selbstorganisation. Die BegleiterInnen wissen von der
Kompetenz der Teilnehmenden und der Fähigkeit der
Gruppe, ihre Arbeit selbst zu gestalten – auch wenn
sie sehr konfliktreich ist. Sie versuchen sowohl
präsent als auch unsichtbar zu sein. Gelingt diese
hohe Kunst, erhöht sich der Grad der Beteiligung
gegenüber herkömmlichen Planungs- und Entscheidungsverfahren erheblich.
www.openspaceworld.org
www.openspaceworld.com
www.joconsult.de
www.michaelmpannwitz.de
www.openspace-landschaft.de
www.boscop.de
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Bio-Catering
Bio - Catering
Nicki und Anne von der Reilstraße 78 e.V. sorgten
für das leibliche Wohl der Teilnehmer. Neben dem
ständigen kalten Buffet gab es morgens leckere
Schnittchen und Brötchen und mittags eine warme
vegane Mahlzeit. Man konnte essen, wann man
wollte und das gut, gesund und ungewöhnlich.
Dass das Essen keine Unterbrechung des Prozesses
darstellt, ist für einen erfolgreichen Open-SpaceWorkshop sehr wichtig.
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Kontaktliste
Teilnehmer
Antons, Michael
Born, Manuela
Großmann, Manuel
Katz, Steffen
Kissling, Markus
Knust, Stephanie
Kreuter, Eva Amina
Lass, Rita
Leuchter, Joachim
Lu, Yi-Cong
Müllauer, Sebastian
Rose, Ann
Scharpenberg, Holger
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Kontaktliste
Steinberg, Christian
Halle/Saale
Trippner, Sebastian
Halle/Saale
Wüstenhagen, Sven
Halle/Saale
Begleiter
Neumann, Juliane
Iwa, Karolina
Platz für weitere Adressen
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Impressum
Impressum
Herausgeber:
plattform für daNeben
Neuwerk 7
06108 Halle/Saale
Redaktion:
Teilnehmer des Workshops
Layout:
Manuela Born, Manuel Großmann,
Christian Steinberg
Erschienen:
Juli 2006
Druck:
Name der Druckerei
In Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Sachsen-Anhalt. Unterstützt durch die Youthbank Halle,
ein Modul der Regionalen Servicestelle Jugendbeteiligung in Halle – ,klar! und die ghg halle,
Grüne Hochschulgruppe Halle.