Reisebericht aus Indien

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Reisebericht aus Indien
Reisebericht INDIEN
Reisebericht aus Indien:
„We put people before profits“
Grußkarten,
Kinderportemonnaies
oder Baumwolltücher – die kunstvoll
gefertigten Produkte aus Indien faszinieren nicht nur wegen ihrer aufwendigen Gestaltung. Hinter jedem
Produkt verbirgt sich ein Mensch und
seine Geschichte. Eine 15-köpfige EL
PUENTE-Delegation aus Vertretern
der Weltläden brach unter der Leitung
von Walter König im Februar 2011
nach Indien auf, um die Handelspartner und deren Lebenssituation
genauer kennenzulernen. In knapp
drei Wochen führte sie ihre Route von
Mumbai, an der Westküste Indiens,
hinab in den Süden nach Bangalore,
und in den Osten nach Kalkutta. Der
Auszug aus dem Reisebericht gibt einen Eindruck davon, welch interessante Begegnungen die Gruppe in dem
bevölkerungsreichen Land hatte.
Alle Zitate in diesem Bericht stammen
aus den Reiseprotokollen der Mitreisenden. Wir danken allen Teilnehmern, die
uns mit ihren lebhaften Berichten erfreut
haben und an den Eindrücken der Reise
teilhaben lassen!
Donnerstag 3.2. (2. Reisetag)
Nach einer sehr kurzen Nacht gab es am
Morgen ein typisch indisches Frühstück
mit Reis, scharfen Saucen sowie zuckersüßem Tee und Kaffee. Um 10.00 Uhr
machten wir uns in unserem Bus auf den
Weg zur Exportorganisation Asha Handicrafts Association.
Die 1975 gegründete Organisation wurde 1995 Mitglied der International Fair
Trade Association (IFAT), heute World
Fair Trade Organisation (WFTO). Aus
Sanskrit übersetzt bedeutet „Asha“
Hoffnung. Hoffnung für viele indische
Handwerker, die es schwer haben, ihren
Lebensunterhalt zu verdienen. Asha hilft
ihnen und vor allem auch marginalisierten Gruppen (Alleinerziehende, Behinderte, Frauen) und gibt ihnen durch
ihre Unterstützung die Möglichkeit zu
arbeiten und damit ihre Würde zurück.
Ashas Philosophie: „We put people before profits“, das heißt, der Gedanke des
fairen Handels ist wichtiger als Profit.
Natürlich muss auch Asha Gewinne machen. So achten sie darauf, zumindest so
viel Gewinn zu erzielen, dass man Rücklagen für schlechtere Zeiten hat, in denen
Lebhaft – Auf den Straßen Indiens herrscht reges Treiben
andernfalls Mitarbeiter entlassen werden
müssten. Mit dem Überschuss aus dem
Handel werden zudem Fortbildungen
und soziale Projekte unterstützt.
Besonders wichtig ist Asha die Qualität
der produzierten Produkte („We are very
quality­conscious!“). Man möchte nicht,
dass die Käufer aus den Industrienationen Produkte nur unter dem Wohltätigkeitsgesichtspunkt erwerben; man soll
sie auch gebrauchen können.
Nach dem Mittagessen fand er dann
statt: unserer erster Produzentenbesuch.
Und zwar bei Ramprasad Patwa, einem
Schmuck-Produzenten.
Allein der Weg dorthin war anstrengend.
Für viele von uns stellte es eine recht
große Herausforderung dar, bei den
Menschenmassen, der Verkehrssituation, den schnell vorauseilenden indischen
Guides und dem gleichzeitigen Verlangen, auch noch Fotos zu schießen, den
Anschluss zu behalten.
Bei Ramprasad Patwa, der seit 1989 mit
Asha zusammenarbeitet, sind wir sehr
freundlich empfangen worden – mit
Räucherstäbchen und einer Blumenkette aus echten, duftenden Blumen, die
Blumengruß – Bei Ramprasad Patwa
wurde die Reisegruppe herzlich empfangen
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Reisebericht INDIEN
Montag 7.2. (6. Reisetag)
Unser Weg führte uns zu Bunder Kalamkari Blockprinting nach Pedana, 70 km
östlich von Vijajavada und fast am Bengalischen Golf gelegen („But please, we
won’t swim! It’s too dirty!“).
Nach einer erfrischenden 2-stündigen
Fahrt kamen wir in Pedana, einem hübschen indischen Dorf an und fielen bei
Bunder Kalamkari Blockprinting und
seinem Besitzer Nagendra ein. Das Unternehmen stellt bedruckte Stoffe und
fertige Artikel in Blockprinting mit Naturfarben her, eine alte indische Tradition.
Nagendra arbeitet seit 1976 mit Asha zusammen und ist damit einer der ältesten
Partner. Selbstsicher, redefreudig und
unterhaltsam führte er uns durch sein
Unternehmen und berichtete, dass es das
erste Design, das er damals an Asha geliefert hat, heute noch im Angebot gibt.
Zunächst besichtigten wir die „Blockprinterei“, die in einem eigenen Haus
untergebracht ist. Rund zehn Arbeitsplätze sind unter einem schattigen Dach
mit offenen Seiten eingerichtet. In die-
ser kleinen Einheit arbeiten nur Frauen,
vor allem Witwen und Unverheiratete,
die durch die Arbeit bei Nagendra ein
sicheres Einkommen finden. Wir beobachteten die wie so oft sehr zurückhaltenden Frauen bei der Arbeit und waren
beeindruckt von der Geschwindigkeit
und Präzision, mit der sie den Druckstempel auf den Stoff setzten: anfärben,
peilen, setzen, bumm-bumm, anfärben,
peilen…
Je nach Farb-Muster sind 1-3 verschiedene Druckdurchgänge mit unterschiedlichen Farben erforderlich und
wir bewunderten die Druckstöcke, die
zueinander gehören und die Fertigkeit,
die dazu gehört, diese herzustellen. Die
Druckerinnen achten beim Drucken
auf Markierungen, die anzeigen, wo der
zweite oder dritte Druckstock angesetzt
werden muss, damit die verschiedenen
Farben das richtige Muster ergeben.
Der Meister weiß, wie scheinbar leicht
das Drucken aussieht. Er lud uns herzlich ein, es selbst einmal zu probieren.
Nachdem die Qual der DruckstockWahl beendet war, und mit Hilfe der
freundlichen, führenden Hand der Mitarbeiterin von Nagendra, hielten wir alle
– mehr oder weniger erfolgreich – unser
Erstlingswerk in den Händen. Von vielen
unserer Versuche muss man allerdings sagen: eine glasklare Reklamationsware!
Gegen 18 Uhr waren wir zurück. Nach-
Druckreif – Geschickt bedrucken die
Mitarbeiterinnen den Stoff
Selbstversuch – Das Blockprinting
sieht einfacher aus, als es ist
jedem von uns um den Hals gehängt
wurde. Die „Produktionsstätte“ des
Schmucks bestand aus einem Raum, in
dem die insgesamt acht Arbeiterinnen
auf einem Teppich in einer Runde saßen
und Perlen auf Fäden zogen.
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dem wir eines der letzten echten Abenteuer der Moderne überstanden hatten
– Überqueren einer indischen Großstadtkreuzung zu Fuß im Feierabendverkehr – haben wir uns in einer Bäckerei
bei Tee und Kaffee gelabt.
Freitag 11.2. (10. Reisetag)
Heute heißt es wieder früh aufstehen,
denn um 8:10 Uhr geht unser Flieger
nach Kolkata (Kalkutta). Als wir uns um
6 Uhr morgens vor dem Gästehaus zur
Abfahrt versammeln, ist den meisten die
Müdigkeit doch deutlich anzusehen.
Nach einem angenehmen und kurzweiligen Flug, landen wir planmäßig in
Kolkata. Dort nimmt uns Saratha von
SASHA in Empfang. Manche von uns
steigen eher unwillig in den großen Bus,
auf dessen Vorderscheibe in riesigen
Lettern das Wort „TOURIST“ prangt.
Schließlich hilft das nicht gerade, sich
etwas unauffälliger ins Stadtbild zu integrieren. Trotzdem genießen wir den
Komfort, dass fast jede/r einen Fensterplatz beanspruchen kann, und das Bildnis von Mutter Theresa über der Fahrerkabine stimmt uns darauf ein, wo wir
sind: hier in Kolkata hat Mutter Theresa
gewirkt.
Wir fahren nun Richtung Innenstadt,
denn wir werden im SASHA-Shop, dem
SASHA-eigenen „Weltladen“ vor Ort,
erwartet. Dort angelangt, sind wir positiv beeindruckt – der Laden liegt zwar
in einer Hofeinfahrt, doch er ist wirklich groß und alles ist sehr schick und
großzügig eingerichtet. Die Beleuchtung
stimmt und die Produkte werden gut
präsentiert.
Wir werden herzlich von einigen SASHA-Mitarbeitern begrüßt. Debasish
Raychoudhuri ist der Geschäftsführer
der Organisation SARBA SHANTI
AYOG (Kurz: SSA) – diese ist so etwas
wie die Mutterorganisation von SASHA, denn einige Jahre lang gab es nur
eine einzige Organisation, bevor SASHA
Mitte der 1980er Jahre als eigenständige Fair Trade Marketing Organisation
gegründet wurde. SSA wurde 1978 mit
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Modern – Im SASHA-Shop werden die eigenen Produkte präsentiert
dem Ziel gegründet, die Lebenssituation
von Kunsthandwerkern zu verbessern.
Dieser Fokus ist auch heute aktuell und
die beiden Organisationen SSA und SASHA arbeiten „Hand in Hand“ für dieses
Ziel.
SASHA arbeitet heute mit ca. 100 verschiedenen Produzentengruppen zusammen. In jeder Gruppe arbeiten im
Durchschnitt ca. 45 HandwerkerInnen.
Vermarktet werden ausschließlich Produkte aus Ostindien, hauptsächlich
Kunsthandwerk, z. B. Textilien, Metall-
arbeiten, Holzarbeiten, Leder und Produkte aus natürlichen Materialien wie
Jute oder Bambus. Die Produkte werden
möglichst umweltschonend und meist in
Handarbeit hergestellt. Häufig stellt das
jeweilige Kunsthandwerk eine lokale Tradition dar.
Die Schaffung eines Marktzugangs für
die ProduzentInnen und die Verbesserung der Marktfähigkeit ihrer Produkte
(z. B. durch eine gemeinsame Weiterentwicklung des Designs) sind zwei Hauptaufgaben von SASHA. Einen weiteren
Pause – Zwischendurch stärkt sich die Gruppe mit indischen Leckereien
wichtigen Auftrag sieht SASHA darin,
die Produzentengruppen dabei zu unterstützen, dass sie eigenständig gut
wirtschaften können und perspektivisch
nicht zwingend auf die Hilfe SASHAs
angewiesen sind. „Unabhängigkeit“, betont Debasish, „ist sehr wichtig, denn
was würde sonst geschehen, wenn SASHA eines Tages nicht mehr sein sollte.“
Zurzeit arbeiten insgesamt 45 Personen
für SASHA – in der Mehrzahl Frauen.
Die Organisation macht einen Jahresumsatz von ca. 2 Millionen $ – das
meiste hiervon über den Fairen Handel
nach Übersee (ca. 80 – 85%). Exportiert
wird vorrangig in die EU, aber auch in
die USA, Kanada, Japan, Australien und
nach Neuseeland.
Obwohl sich der Faire Handel in Indien
selbst nur langsam etabliert, hat SASHA
das Potenzial des heimischen Marktes
früh erkannt. Den SASHA-Shop, in dem
wir uns gerade befinden, gibt es bereits
seit 25 Jahren! Natürlich hat sich seit den
Anfängen auch hier einiges verändert –
früher mussten sich Shop und SASHAHauptbüro zum Beispiel den Platz teilen,
den heute der Shop ganz allein beanspruchen darf. Und dieses schön eingerichtete Geschäft nehmen wir nach dem Vortrag direkt unter die Lupe – Shopping !!!
Am Abend kommen wir für ein leichtes
Abendessen zusammen und werden von
den Küchenmeistern sehr freundlich
umsorgt. Wir sind sehr gespannt was die
Woche noch bringen wird!
Freitag 18.2. (17. Reisetag)
Auch dieser letzte Tag unserer lehrreichen
Reise sollte uns wieder zu einem besonderen Projekt in Kolkata führen. Eine
Vertretung von SILENCE holte uns mit
dem Bus ab. Wieder tauchten wir ein in
Kalkuttas Alltag mit dem unbeschreiblichen Verkehr, andauerndem Hupen,
der sichtbaren Armut vieler am Straßenrand lebender Menschen – darüber die
bunten, Lebensfreude vortäuschenden,
großen Reklameplakate und die schwüle
Hitze. Nach ca. einer Stunde erreichten
wir unser Ziel. Als wir den Bus verlassen
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Reisebericht INDIEN
hatten und die schmale Straße betraten,
fiel gleich das große Firmenschild in hellblauer Farbe auf: SILENCE.
Unser Begleiter Walter zeigte seine Freude: „Vor ca. 10 Jahren war hier kaum
gebaut. SILENCE bestand aus einem
kleinen Haus mit ein bis zwei Stockwerken.“ Nun ist es ein stattliches Gebäude
von drei bis vier Stockwerken mit Aufzug
und vielen Arbeitsräumen. Das 1977 in
Kalkutta gegründete Behinderten-Selbsthilfeprojekt namens SILENCE (also
„Ruhe“) war bis 2001 relativ unbekannt.
Die vorbildliche Institution für Stumme,
Gehörlose und andere „Menschen mit
besonderen Begabungen“ – wie hier die
Behinderten genannt werden – ist gleichzeitig eine Ausbildungs-, Rehabilitationsund Integrationseinrichtung. SILENCE
wurde 1977 von einer kleinen Gruppe
tauber Künstler gegründet. Sie stellten
handgearbeitete Grußkarten her, die sie
zu verkaufen versuchten, um irgendwann
ihre Träume von einer gewissen Selbstständigkeit zu verwirklichen. Heute stellt
SILENCE neben den handgezeichneten,
-gemalten und -gedruckten Karten auch
Kerzen verschiedener Art, Räucherwerk,
Seifen, Modeschmuck, Dekorationsgegenstände aus Pappmaschee, Holz oder
Ton her.
SILENCE hat ca. 130
Angestellte, wovon 15
auf Probe arbeiten und
40 Auszubildende sind.
Die Organisation hebt
sich auch durch den vergleichbar hohen Lohn
(bis zu 150% über regionalem Mindestlohn)
ab. Alle Mitarbeiter sind
dem staatlichen Rentensystem sowie der staatlichen
Krankenkasse
angegliedert.
Letztere
gewährleistet die medizinische Versorgung aller
Familienangehörigen.
Außerdem besteht für alle
Angestellten eine Unfallversicherung.
Die knapp drei Wochen
in Indien waren voller
erschütternder, aber auch Eindrücke - Schöne und auch erschütternde Erfahschöner
Erfahrungen. rungen prägten die Indien-Reise
Wir sahen große Armut
an den Straßen und in den Elendsvierteln, trotz allem aber auch viele Kinder,
deren Lebenssituation sich durch die
verbesserten Verdienstmöglichkeiten der
Familien und die Bildungs- und Ausbildungschancen positiv verändert hat.
Handgemacht – Bei SILENCE werden Grußkarten oder Kerzen von Gehörlosen gefertigt
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Reisebericht INDIEN
Bilder einer Indienreise
Im Jahr 2011 habe ich mit Angela Lepa,
Einkäuferin von EL PUENTE eine Reise
zu den indischen Kunsthandwerkern gemacht, deren Produkte ich schon lange
kenne.
Eine meiner Aufgaben während dieser
Indienreise war das Fotografieren der
Kunsthandwerker in ihrer Arbeitsumgebung für die Öffentlichkeitsarbeit von
EL PUENTE. Entstanden sind Bilder
einer Reise, Bilder, die das Ergebnis der
Interaktion zwischen den Handwerkern
und mir als Fotografin sind und insofern
meine Haltung zu ihnen und umgekehrt
dokumentieren.
Indien mit allen Sinnen erleben ist unbeschreiblich. Ein Land voller Gerüche.
Erdig-würzig – ein bisschen wie Heumahd, rauchig – wie ein Brennetag, und
unbekannt warm und duftig wie ein
Kräutertee.
Die Geräusche haben eine mir bisher unbekannte Dimension: Hupen, Sprachgemurmel, alles ist immer geräuscherfüllt.
Inder müssen Deutschland als sehr geräusch- und farblos empfinden.
Die Farben: meine Inspirationsquelle.
Frauen in ihren farbenprächtigen Saris,
Stoffe, Schmuck und dekorierte Fahrzeuge. Autos, Rikschas und LKWs sind
bemalt und geschmückt. Die Liebe zum
Ornament ist unübersehbar. Möchte ich
gerne festhalten. Ein Thema, das eine eigene Reise wert wäre.
Und die Menschen, freundlich und stolz! Handwerker und Lieferanten empfangen
uns herzlich mit würzigem „Chai“, zu
Mittag werden wir oft bekocht
wie bei Muttern, nur eben indisch. Bettina Schneider ist 40 Jahre alt und lebt
mit ihrem Mann in Nette in der Nähe von
Hildesheim. Sie ist Produktdesignerin und
freie Künstlerin und arbeitet seit vielen Jahren als Designerin für EL PUENTE.
Die Zusammenarbeit ist fruchtbar, teilweise werden während
der Musterauswahl spontan
neue Ideen entwickelt oder Produkte gemeinsam für den deutschen Markt überarbeitet. Ich erlebe einen fairen Handel
zwischen den Partnern. Wenn
gute Produkte zu hochpreisig
sind, wird nach Möglichkeiten
gesucht, den Preis zu reduzieren ohne ihn zu drücken. Das
kann ein Materialwechsel sein,
Verzicht auf ein Element, Verkleinerung des Produktes. Immer im Sinne des Produzenten.
Handeln mit dem Zweck, beide
Partner zufrieden zu stellen.
Wir besuchten einfache Werkstätten im heimischen Wohnzimmer, bis hin zu professionell
eingerichteten Betrieben.
Ein Bild bleibt mir im Kopf:
Drei Frauen, drei Generationen
sitzen auf einem Teppich und
ziehen Perlen auf. Sie erzählen,
lachen während der vierjährige
Sohn schlafend im Schoß seiner
Mutter liegt.
Honoriert werden für die geleistete Arbeit, mit den Arbeitsbedingungen zufrieden sein:
Eine bessere Motivation gibt es
kaum.
Mein persönliches Fazit:
Ich möchte Indien wiedersehen.“ Bettina Schneider
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Produzentenrundreise Südafrika
Produzentenreise
nach Südafrika November 2010
Ich steige gerade aus dem Flugzeug aus
und es liegt Schnee, bei Minusgraden
Ende November. Gleich in den nächsten
Flieger zurück nach Südafrika, denke ich
mir. Am südlichsten Punkt des Kontinents trifft sich ganz Europa auf kleinem
Raum. Nein, es sind nicht nur die Touristen aus aller Welt. Es ist die Geschichte, das Klima und die wunderschöne und
artenreiche Landschaft, die man schnell
im Auto oder per Luft erforschen kann.
So voller Schönheit das Land auch ist,
entdeckt man auf den zweiten Blick ein
Land großer Unterschiede. Die Schere
zwischen arm und reich ist, in einfachen
Worten ausgedrückt, krass und nicht zu
übersehen. Beide Seiten habe ich auf der
zweiwöchigen Reise erlebt. Einerseits
wird man von Prunk und Protz, Shopping Malls, schicken Landhausvillen und
teuren Restaurants überrollt und auf der
anderen Seite findet man Townships vor,
wo Tausende von Menschen täglich von
der Hand in den Mund leben, wo HIV,
Armut und eine ungewisse Zukunft den
Alltag bestimmen. Es hat mich traurig,
aber vor allem nachdenklich gemacht
und letztendlich froh, dass ich so einen
tiefen Blick in den südafrikanischen Alltag wagen durfte.
Bei unserem Exportpartner Turqle Trading, der für uns zwölf Produzentengruppen betreut, habe ich einen kompetenten Ansprechpartner für viele Fragen
gefunden, die sich mir im Laufe der
Reise stellten. Turqle Trading hat einen
anspruchsvollen, eigentlich jedoch ganz
simplen, Ansatz. Gebt den Menschen
eine Arbeit, spornt die Frauen zu bisher
nicht da gewesenem Selbstbewusstsein
an und fördert die Kinder der Arbeiter.
Sie erheben nicht den Anspruch, die
südafrikanische Welt von heut auf morgen auf den Kopf zu stellen, sie tun aber
alles dafür, der nächsten Generation (den
Kindern der Arbeiter) eine gebildete,
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aufgeklärte Zukunft, voller Chancen
und Möglichkeiten zu bieten. Anders als
es ihre Eltern erfahren haben.
Bei Turqle Trading arbeiten vier Personen, zwei waren zuvor in der Entwicklungszusammenarbeit bei NGOs
tätig und arbeiteten sogar selbst als
Streetworker in den Townships. Für die
Herkunft und Hautfarbe. In Südafrika
leben neben den Weißen und Schwarzen
heute noch viele Farbige, deren Vorfahren aus dem asiatischen Raum kamen
und als Sklaven in der südafrikanischen
Landwirtschaft arbeiten mussten. Außerdem werden Flüchtlinge aus angrenzenden afrikanischen Ländern als große
Gemeinsam in Südafrika – Martin Boon (Fair Trade Original), Anja Brachmüller
(EL PUENTE), Pieter Swart (Turqle Trading), Margot van Veldhuisen (Fair Trade
Original), Isolde Steinbrecher (EL PUENTE), Rain Morgan (Turqle Trading) v.l.n.r
fortbestehende Produktqualität sorgen
die Qualitätssicherung und eine Produktentwicklerin. EL PUENTE arbeitet
mit fünf der zwölf Gruppen zusammen
und importiert Senf, Saucen, Essig und
Gewürze. Turqle Trading zahlt 2,5% des
Exportumsatzvolumens in einen Fond.
Daraus werden die Schulgebühren aller
Kinder der Arbeiter finanziert, aber auch
speziell einzelne Arbeiter gefördert, wenn
zum Beispiel das Geld für einen Führerschein fehlt oder der Job Computerkenntnisse erfordert und eine Schulung
notwendig ist. Darüber hinaus kommen
die Angestellten, darunter ein hoher Anteil von Frauen, aus sozialen Brennpunkten.
Spannungsfelder sind immer wieder
Konkurrenz angesehen. Sie arbeiten sehr
hart und erledigen jeden Job, nur um das
verdiente Geld an die daheimgebliebene
Familie schicken zu können. Turqle Trading bietet auch zu diesem Brennpunkt
Workshops an, damit sich die Arbeiter
innerhalb einer Firma besser kennen
und akzeptieren lernen. Das positive
Ergebnis ist mir bei unserem Gewürzmühlenlieferanten Cape Herb & Spice
aufgefallen. Teamwork, Freundlichkeit
und Verantwortung gegenüber dem Produkt, Kollegen und Maschinen prägten
den Arbeitsalltag. Aber auch so genannte
Life Skills werden in Seminaren gelehrt.
Hier stehen vor allem die Arbeiterinnen
im Vordergrund. Haushaltsführung und
Aufklärung werden ebenfalls immer wie-
Produzentenrundreise Südafrika
der thematisiert. Bei diesen Workshops
leisten die einzelnen Firmen finanzielle
Zuschüsse und stellen die Arbeiter für
die Teilnahme frei.
Die meisten unserer Partner verkaufen ihre Produkte in kleineren lokalen
Läden, aber auch im Supermarkt. Die
Qualitätsansprüche an die Produkte sind
hoch, ebenso professionell arbeiten die
Mitarbeiter. Auf der Reise wurde wieder
die eine oder andere leckere Neuigkeit
verkostet. Ich bin gespannt wie unser
Vertrieb darauf reagiert und freue mich
jetzt schon darauf, das bunte Sortiment
aus Südafrika zu erweitern.
Eine weitere wichtige Etappe meiner Reise war der Besuch der neuen Wupperthal
Roibos Copperative, die sich nach vielen
personellen Problemen Anfang 2010 neu
formierte und in dem kleinen abgeschiedenen Wupperthal einen Neuanfang begann.
Die spannendsten, jedoch auch traurigsten Momente der Produzentenreise
erlebte ich in Kwa Zulu Natal, bei dem
kleinen Familienbetrieb Wedgewood
Nougat. Die drei Brüder John, Paul
und Steve leiten das Unternehmen, das
ihre Eltern gründeten. Die Rezepturen
kommen von Mutter Gilly, die Technik
steuerte Vater Taffy bei, beide nun im
Ruhestand. Die Mitarbeiter Wedgewood
Nougats kommen aus einer sehr armen
Zulu-Gemeinde und leben im Township
Impopomeni. Damit alle Angestellten
pünktlich zur Arbeit kommen und die
Produktionsprozesse einwandfrei ablaufen können, haben die Brüder einen Bus
angeschafft. Mit einem Augenzwinkern
wurde uns berichtet, dass sich einige
Mitarbeiter um die Aufgabe des Fahrers
gerissen haben. Damit alle sicher zur Arbeit kommen, wurde der Mitarbeiter als
Fahrer auserwählt, der am langsamsten
fährt. So kommen die Angestellten aus
der Zulu-Gemeinde gemeinsam zur Arbeit und fahren auch wieder gemeinsam
nach Hause.
Der Arbeitsalltag beginnt mit einem Zulu-Gebet. Das wurde auf Wunsch der Belegschaft eingeführt und ist inzwischen
zur morgendlichen Tradition geworden.
Nachdem die Arbeitskleidung angelegt
und Schuhe und Hände in der Schleuse,
die zur Produktionshalle führt, gereinigt
wurden, wird das Gebet gesungen. Ich
habe zwar kein Wort Zulu verstanden,
aber das Lied hörte sich richtig toll an.
Eine Hörprobe finden Sie übrigens hier:
http://www.waltersnougat.com/aboutus. Einen ganzen Tag lang konnte ich
mir zusammen mit unserer Qualitätssi-
cherung Isolde Steinbrecher einen Einblick in die Nougatproduktion verschaffen. Dabei wurden wir in alle Prozesse,
vom Rohwareneinkauf, über Lagerung,
Verarbeitung und Versand, involviert.
Naschen durften wir auch.
An unserem zweiten Reisetag besuchten
wir die umliegenden Dörfer und uns
wurde der traurige Alltag außerhalb der
Fabrik gezeigt. Er ist von Armut und
Krankheit geprägt. Ein Teil der Umsatzerlöse von Wedgewood Nougat fließt
in das Projekt Ethembeni. HIV-Positive,
Aidskranke und deren Familien erhalten
durch das Projekt vielfältige Hilfeleistungen. Neben einer guten ärztlichen
Versorgung steht den Betroffenen beispielsweise eine Kindertagesstätte zur
Verfügung, in der Kinder, unter ihnen
viele Waisen, psychologische Betreuung
sowie warme Mahlzeiten bekommen.
Wir haben sowohl das Hospiz, als auch
die Kindertagesstätte besucht, die zum
Projekt Ethembeni gehören. Dort wurden wir sehr herzlich empfangen und
auch hier wurde uns ein Einblick in den
Alltag gewährt. Obwohl die Helfer des
Projekts grandiose Arbeit leisten und den
Betroffenen viel Wärme, Fürsorge und
Hoffnung schenken, ändert es nichts an
den Tragödien und Schicksalsschlägen,
mit denen sich so viele Familien Tag
für Tag auseinandersetzen müssen. Uns
motiviert es, die Geschäftsbeziehung zu
Wedgewood Nougat weiter zu vertiefen
und die Produktpalette zu erweitern.
Anja Brachmüller
Lebensmitteleinkauf EL PUENTE
QR-Code fürs Handy: Eine Hörprobe
vom morgendlichen Zulu-Lied
Gruppenfoto - Ein Teil der Mitarbeiter des Familienbetriebs Wedgewood Nougat
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Produzentenrundreise Faire Woche
Produzentenrundreise zur Fairen
Woche 2011
Die Produzenten Ivan Carvalho von
ASHA aus Indien und Ileana Cordón
von CreArte aus Guatemala folgten der
Einladung EL PUENTEs und reisten
im Rahmen der Fairen Woche durch
Deutschland. Beide haben insgesamt
25 Veranstaltungen besucht und
dabei verschiedene Weltläden gesehen,
engagierte Menschen kennengelernt und
interessante Gespräche geführt. Ileana
Cordón und ihre Begleitung Anna
Piquardt berichten für EL PUENTE
informiert, wie sie die Reise durch die
Republik erlebt haben.
„Ich fühle mich beschenkt“ – Anna
Piquardt begleitete den Gast aus
Guatemala
In der zweiten Hälfte der diesjährigen
Fairen Woche, vom 22.-29. September,
hatte ich die Freude Ileana Cordón
auf ihrer Reise durch die Weltläden zu
begleiten. Sie ist Geschäftsführerin von
CreArte, einer Organisation des Fairen
Handels aus Guatemala, die meist
indigene KunsthandwerkerInnen bei der
Vermarktung ihrer Produkte unterstützt.
Sie wurde von EL PUENTE eingeladen,
um von ihrer Arbeit bei CreArte und den
Auswirkungen des Fairen Handels zu
berichten. Durch ihren Besuch sollte sie
auf der anderen Seite aber auch die FairHandels-Bewegung hier in Deutschland
kennenlernen.
Die
persönliche
Begegnung sollte einen direkten
Austausch ermöglichen. Sieben Tage lang
waren wir täglich in einer anderen Stadt,
auf der nördlichen Ost-West-Achse…ein
wenig im Zickzack… wie das Leben…
Hannover, Stade, Röbel-Müritz, Bernau,
Halle,
Lüdenscheid,
Wittenberg,
Ludwigslust und Hildesheim, um
abends einen Vortrag über die Arbeit
von CreArte zu halten. Dreimal waren
wir vormittags auch an Schulen, um
auch schon Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene (unseren zweiten
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Vortrag hielten wir in Stade vor 250
SchülerInnen der BBS 3 Haushaltslehre)
für den Fairen Handel zu sensibilisieren.
In Bernau wurde Ileana darüber hinaus
eingeladen während des Gottesdienstes,
der auf den Fairen Handel ausgerichtet
war, zu sprechen.
Auf der Reise lernte ich viel über
Guatemala – die Lust, das Land
einmal in natura zu erleben, wuchs
– über Deutschland, mit seinen
unterschiedlichen Geschichten – und
über den Fairen Handel; die engagierten
Ehrenamtlichen
der
Weltläden
bekamen Gesichter. Obwohl wir den
Vortrag täglich hielten, manchmal
sogar zweimal, wurde es nie langweilig.
Auch bei den Gesprächen mit den
WeltladenmitarbeiterInnen vor und nach
dem Vortrag nicht. Jedes Mal kamen
andere Aspekte des Fairen Handels
hinzu:
•Der Lernprozess der WeltladenMitarbeiter hier – man kauft nicht
aus Mitleid, sondern aus dem
Empfinden von Gerechtigkeit
•Wie fair ist der Faire Handel, wenn
er darauf angewiesen ist, dass die
Produkte hier ehrenamtlich verkauft
werden müssen?
•Ändert der Faire Handel tatsächlich
etwas an den großen Strukturen, wie
der ungerechten Landverteilung?
In den vielen Stunden im Zug führten
Ileana und ich unsere Gedanken und
Gespräche fort. Es wurde immer
klarer, dass die Vermarktung von
Kunsthandwerk schwierig ist. Die
traditionellen Textilien lassen sich aus
verschiedenen Gründen (Zeitaufwand,
Größe, Design, Kosten) oft nicht so
einfach vermarkten. Wenn indigene
Frauen jedoch nur noch kleine
innovative Produkte für einen fremden
Markt produzieren, finde ich das auch
problematisch. Hoffentlich kann man
für diesen Sachverhalt Lösungen finden.
Die Reise war sehr bereichernd und ich
fühle mich beschenkt. Das Engagement
der vielen Menschen gibt Kraft. Die
Herzlichkeit, mit der wir aufgenommen
wurden, selbstgemachtes Essen, schön
gedeckte Tische und Blumen waren
immer mit dabei, rührt mich noch
jetzt. Der Faire Handel gibt viel. Ein
Grundbedürfnis von uns Menschen ist es
einen Beitrag zu leisten. Der Faire Handel,
als System aus Produzenten, Export- und
Import-Gesellschaften, Weltläden und
Konsumenten, wie es Ileana bei all ihren
Vorträgen so lebendig vermittelt hat,
bietet dafür Handlungsmöglichkeiten.
„Man wird Teil eines wichtigen
Veränderungsprozesses.“
Anna Piquardt, M.A. Lateinamerikanistin, Freischaffende im Fairen Handel, angehende Weberin und Studentin der Gaia
Action Learning Akademie
„Der Faire Handel verbindet uns“ –
Ileana Cordón auf Produzentenrundreise in Deutschland
Ich möchte EL PUENTE danken. Und
all den ehrenamtlichen und engagierten
Männern und Frauen der Weltläden.
Dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, ihre
Aktionen und Beiträge zur Förderung
des Fairen Handels kennenzulernen
Produzentenrundreise Faire Woche
und durch meine Vorträge beteiligt
gewesen zu sein. Ich glaube, dass so
Handelskanäle für Produkte, die von
indigenen guatemaltekischen Männern
und Frauen bei CreArte gefertigt werden,
geschaffen werden können.
Einer der befriedigendsten Eindrücke
dieser Reise war die Tatsache, die von
EL PUENTE importierten Produkte
von CreArte neben dem schönen
Kunsthandwerk und den Lebensmitteln
anderer Länder der Welt in den
Weltläden zu sehen: die Sorgenpuppen,
Jonglierbälle, gehäkelten Täschchen
und die Babytragetücher. Wir von
CreArte danken für Ihre Bemühung,
diese Produkte zu fördern. Jetzt, wo ich
wieder zurück in Guatemala bin, habe
ich noch immer die Eindrücke von den
Besuchen in den verschiedenen Städten
in Deutschland in meinem Kopf. Ich
erinnere die lächelnden und freundlichen
Gesichter all der Freiwilligen. Vor allem
erfüllt es mich mit viel Emotion erlebt
zu haben, mit welcher Verbindlichkeit
und welchem Engagement sie sich
für den Fairen Handel einsetzen,
welch großen Beitrag sie leisten,
um
Kunsthandwerkerinnen
und
Kunsthandwerkern der benachteiligten
und verletzbaren ländlichen Bevölkerung
eine Einkommensgrundlage zu schaffen.
Für mich waren die Besuche an den
Schulen sehr wichtig, wo ich Kinder und
Jugendliche verschiedenen Alters erlebt
habe. Mich hat überrascht, dass viele
von ihnen schon wussten, was der Faire
Handel ist. Sie waren immer sehr bereit
etwas über Guatemala, die Produzenten,
die Produkte und das tägliche Leben dort
zu lernen. Vor allem waren sie bereit die
Produkte des Fairen Handels zu kaufen,
um so ihren Beitrag zur wirtschaftlichen
Entwicklung der Kunsthandwerker und
Kunsthandwerkerinnen zu leisten. Mich
beeindruckte diese kritische Masse von
Jugendlichen, die ja die verantwortlichen
Konsumenten von morgen sind. In diese
Richtung müssen wir die Förderung
und Sensibilisierung des Fairen
Handels weiter stärken, damit sie sich
dieser Bewegung anschließen können,
als
Konsumenten,
ehrenamtliche
Mitarbeiter und Multiplikatoren. Dafür
müssten die Programme zur Verbreitung
und Förderung des Fairen Handels
strukturierter weiterentwickelt werden.
Außerdem sollte die Stärkung der
kommerziellen Kanäle der Weltläden
unterstützt werden, unter Beachtung
der großen Basis von Weltläden und
Freiwilligen in ganz Deutschland.
Wir, als CreArte, wiederholen unseren
Dank an EL PUENTE, an Walter für die
Einladung und Organisation, an Anna
für die Begleitung und Übersetzung und
vor allem an all die Menschen, denen ich
die Ehre hatte, zu begegnen und mich
mit ihnen zu unterhalten. Ich bedanke
mich bei denjenigen, die uns privat
beherbergt haben, was dazu beigetragen
hat, dass diese Reise sehr viel intensiver
wurde. Ich danke Richard Bruns von EL
PUENTE für seine Gastfreundschaft
am letzten Abend in Deutschland.
Aus meinem Aufenthalt hat sich ein
neuer Arbeitsauftrag konkretisiert,
der zunächst in die Hände der
Kunsthandwerker gelangen wird und
später zu Euch.
Es besteht kein Zweifel: der Faire Handel
verbindet uns. Vielen Dank für diese
Erfahrung.
Ileana Cordón, Geschäftsführerin von
CreArte, http://www.crearte.com.gt
Feedback der Weltläden
Ludwigslust
Ileanas Hiersein war sehr, sehr gut,
bewegend und so authentisch hat sie uns
mit nach Guatemala genommen...
Gerechter Welthandel e. V., Suhl
Schön, dass Sie mit Ivan in Suhl
waren! Ich habe, besonders von
den Mitarbeiterinnen, viele positive
Botschaften erhalten.
Weltladen Regentropfen, Offenburg
Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf
der Veranstaltungen mit Ivan. Von der
Schule kamen positive Rückmeldungen.
Die Ausführungen von Ivan waren sehr
informativ, die Gestaltung interessant.
Eine Welt e.V. Schwerin
Uns hat Euer Besuch sehr gefallen herzlichen Dank noch einmal für Euer
Engagement!
Dazugelernt - Auch die Kleinsten hörten
Ileana aufmerksam zu
QR-Code fürs Handy:
Internetseite von CreArte
Klasse - Ivan erzählt vom Fairen Handel und
seinem Leben in Indien
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Meldungen
Kirchentag in Dresden
Sonne, Musik, gute Stimmung, leere
Costa-Rica-Cola-Kisten und warme
Schokolade… Das ist unsere Bilanz des
diesjährigen Kirchentages in Dresden.
Der Stadt ist es gelungen, die Kirchentagsbesucher in ihren Bann zu ziehen:
Bei herrlichstem Wetter hat sie sich
von ihrer besten Seite gezeigt und viel
Gelegenheit zu kulturellem Begleitprogramm geboten! Besucher waren es so
viele wie nie zuvor, allerdings haben bei
saunahaften Temperaturen – verständlicher Weise – nicht ganz so viele wie
sonst den Weg zum „Markt der Möglichkeiten“ gefunden. Ohne ein Lüftchen im Inneren unserer Zelte hatten
die Standdienste in diesem Jahr ein
wirklich schweres Los.
Temperaturmäßig ging es unserem
Ausschank-Team im Café Himmelsthür in der klimatisierten Messehalle etwas besser, nur haben die langen
Schlangen bis nach Veranstaltungsende
um 22 Uhr Verschnaufpausen kaum
möglich gemacht. Alles in allem waren es wieder Erlebnisse, die wir nicht
missen möchten, und Tage, an die wir
gerne zurückdenken!
Alle freiwilligen Helfer, die gerne das Eine-Welt-Café oder den Eine-Welt-Laden
beim „Markt der Möglichkeiten“ betreuen möchten, sollten sich schon einmal
den 1.-5. Mai 2013 vormerken. In dieser
Woche wird der Kirchentag in der Hansestadt Hamburg gefeiert.
Erfrischung – Die Costa Rica Cola war bei den Kirchentagbesuchern
sehr beliebt
Produzentenkalender
Indien für 2012
Mit EL PUENTE durch das Jahr 2012:
Eine Besonderheit im Weihnachtskatalog 2011 war der Kalender „Now I
can make my family happy – Indische
Kunsthandwerker über sich selbst und
die Bedeutung des Fairen Handels“. In
dem großzügig gestalteten Familienplaner stellen sich Kunsthandwerker aus Indien vor, mit denen EL PUENTE bereits
seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Sie
erzählen in kleinen Texten von ihrem Leben und dem Wandel, den sie durch ihre
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Arbeit im Fairen
Handel erfahren
haben. Der Kalender beinhaltet
viele Fotos, ist
stilvoll gestaltet
und eine ganz
besondere Geschenkidee!
Meldungen
Weltgebetstagsaktion Chile
Ein Jahr lang haben wir intensiv an der
Entwicklung des Sortiments der Weltgebetstagsaktion Chile 2011 gearbeitet.
Auf verschiedenen Reisen war es uns
möglich, insbesondere unser Lebensmittelsortiment erheblich auszubauen. Ein
Teil davon, wie beispielsweise der neue
Weißwein, die Rosinen (auch schokoliert) sowie die Salsa picante, war bereits
bekannt und auch schon in unser reguläres Sortiment aufgenommen. Ein großer Teil kam aber noch hinzu: farbenfrohe
Wandbehänge, hochwertiger Schmuck
aus Kupfer und Bronze oder verschiedene Fruchtaufstriche.
Im Oktober und November wurden die
letzten Etiketten gestaltet, die Informationstexte zu Produkten und Produzenten
geschrieben, Fotos sortiert und die Weltgebetstagsmaterialien fertig gestellt. So
dass die Ware aus dem Weltgebetstagskatalog ab Anfang Januar bestellbar war.
2012 steht der nächste Weltgebetstag in
Malaysia unter dem Titel „Steht auf für
Gerechtigkeit“.
Kaffee bei EL PUENTE:
Wir interessieren uns für die Bohne
Kaffee ist in aller Munde. Nach dem
Rohöl ist er das wichtigste Handelsgut
weltweit. In Deutschland trinkt jeder
Bundesbürger im Jahr durchschnittlich
150 Liter des koffeinhaltigen Getränks.
Damit liegt Kaffee an Platz eins der
Rangliste, vor Mineralwasser und Bier.
Auch bei EL PUENTE drehte sich schon
lange und besonders in diesem Jahr, alles um das beliebte Heißgetränk. Seit
sich die Entwicklungen auf dem Kaffeemarkt in diesem Frühjahr überschlagen
haben, haben wir uns auf vielfältige Weise bemüht, Weltläden bei der Beratung
und dem Verkauf des teureren Kaffees
zu unterstützen. Denn unser Anliegen
ist es, unseren Kaffeeproduzenten, den
Kleinbauern in den Kooperativen, ein
verlässlicher Partner zu sein. Wir wollen
es ermöglichen, den Absatz trotz Preissteigerungen zu halten. Darum ist es uns
wichtig, das Wissen über Sorten, Anbau,
Pflege, Weiterverarbeitung, Röstung und
Sensorik weiter zu vertiefen. Denn wenn
Weltladenmitarbeiter zu kompetenten
Kaffeeberatern werden, wird der Fachhandelscharakter der Weltläden gestärkt.
Doch wie wird man zu einem kompetenten Kaffeeberater? Wie hilft man
jemandem, seinen Lieblingskaffee zu
finden? Warum ist die Qualität der fair
gehandelten Kaffees eigentlich so hoch?
Und worin besteht der Unterschied von
naturmildem und Schonkaffee? Eine
Antwort auf all diese Fragen gab EL PUENTE unter anderem bei verschiedenen
Workshops in diesem Jahr. Das Konzept
der Mitarbeiterschulung für Fachgeschäfte des Fairen Handels soll auch im
nächsten Jahr fortgeführt werden. Außerdem gab EL PUENTE erstmals einen
Kaffeekatalog heraus, der nicht nur um-
fassende Informationen zu den verschiedenen Produkten bietet, sondern auch
nützliches Wissen rund um die braune
Bohne. Mit der fachlichen Beratung
und dem Katalog kann das umfängliche
Wissen über das Lieblingsgetränk der
Deutschen auch direkt an den Endkunden weitergegeben werden. So wird jeder
Kaffeekenner überzeugt sein!
Anna-Maria Brinkop
EL PUENTE Öffentlichkeitsreferat
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Meldungen
Veränderungen im Öffentlichkeitsreferat
Nach über sieben Jahren im Öffentlichkeitsreferat von EL PUENTE habe ich
zum 30. September 2011 meinen Hut
genommen. Der Abschied nach dieser
langen Zeit fällt mir nicht ganz leicht.
Ich habe die Arbeit aufgenommen, nachdem das Öffentlichkeitsreferat über viele
Jahre lang nicht fest besetzt war und so
konnte ich meine Aufgaben von Anfang
an frei gestalten. Ich verlasse diese Stelle
mit einem lachenden und einem weinenden Auge und übergebe meinen Platz
am 1. Oktober an zwei Nachfolgerinnen:
Anna-Maria Brinkop und Jannika Froch
sind ab sofort Eure Ansprechpartnerinnen.
Juliane Palm
Anna-Maria Brinkop
Für mich beginnt der neue Lebensabschnitt mit einem Ortswechsel. Von Lüneburg aus stehe ich der Fairhandelsbewegung, die ich weiter begleiten möchte,
Jannika Froch
ab sofort freiberuflich zur Verfügung.
Ich bedanke mich bei Euch allen für die
Jahre der guten Zusammenarbeit!
Juliane Palm (Jule)
EL PUENTE ist erneut Fair-Trade-Cup Sieger
Morgens halb sechs in Nordstemmen; fast
alle erschienen an diesem Samstag pünktlich. Mit lustigen Gesprächen und kurzen
Pausen genossen wir die 4,5-stündige
Fahrt nach Dresden.
Dank unseres guten und treuen Navigationsgerätes fanden wir den Sportplatz inmitten Dresdens innerhalb kürzester Zeit.
Nach dem Eintreffen wurden wir von der
F.A.I.R.E. Dresden, dem Ausrichter des
diesjährigen Fair-Trade-Cups, herzlichst
empfangen.
Nachdem die weiteren elf Mannschaften
(Weltladen Neustrelitz, Verbrauchergemeinschaft Dresden, GEPA, dwp, FAIRHandelszentrum Rheinland, RFZ Berlin,
Weltladen Leipzig, Weltladen Schrankenlos Nordhausen, Weltladen Weißwasser
und Freie Schule Rietschen, Laden Café
aha und die F.A.I.R.E. Warenhandels eG)
nach und nach eingetroffen und umgezogen waren, konnte das Turnier endlich
beginnen. Bei sonnigem, warmem Wetter
kämpften wir uns den ganzen Nachmittag auf hartnäckigen Kunstrasen bis zum
Finale. Für das leibliche Wohl wurde mit
belegten Brötchen, frischem Obst und
durststillenden Getränken gesorgt. In den
Pausen konnten sich alle am Buffet bedie-
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nen und somit wieder zu Kräften kommen. Trotz bestehender Unterschiede bezüglich Ausdauer und Kondition zwischen
einzelnen Teilnehmern, spielten wir uns als
Team auf den ersten Platz und holten uns
den Pokal – der Spaß hat uns angetrieben.
Nachdem das Ergebnis und unser Sieg bekannt gegeben wurden, konnte jeder unsere Siegesschreie hören und wir konnten
der Sektdusche nicht entgehen.
Die Siegerehrung fand am Abend im Rahmen der 15-jährigen Geburtstagsfeier der
F.A.I.R.E. im Tusculum statt. Hier wurde
uns ein Specksteinpokal überreicht, der
extra für das Turnier von der kenianischen
Produzentengruppe Smolart, mit der wir
schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, hergestellt wurde.
Hiermit bedanken wir uns nochmal bei
der F.A.I.R.E für den gelungenen Tag
und wünschen alles erdenklich Gute zum
15-jährigen Geburtstag. Weiterhin hoffen
wir natürlich auf eine gute Zusammenarbeit.
Wir freuen uns bereits jetzt auf den nächsten Fair-Trade-Cup in Berlin. Getreu
dem Motto: Fair Play, Fair Win!
Anika Kaiser
Vertriebsmitarbeiterin bei EL PUENTE
Meldungen
Azubi-Fahrt 2011
Auch dieses Jahr ging es für die Auszubildenden der EL PUENTE GmbH
wieder ein paar Tage lang um das Thema
Teamwork und Zusammenarbeit. Um
zu erfahren, was der Begriff „Fair Trade“
nicht nur bezogen auf unsere Produkte
bedeutet, sondern vielmehr auch auf das
gerechte und gemeinschaftliche Arbeiten
miteinander.
Es ging in diesem Jahr geradewegs in
Richtung östliches Ruhrgebiet, zum
Seepark Ternsche. Das Wetter war den
Auszubildenden leider eher weniger
freundlich gesonnen, so dass es nicht
immer spaßig war, die Nächte im Zelt
zu verbringen. Jedoch war das schlechte Wetter schnell vergessen, als es um
das gemeinsame Anpacken bei diversen
Team-Veranstaltungen wie dem Bau einiger Floße oder der Zubereitung eines
deftigen Abendessens ging!
Alles in allem war es ein gelungenes
Team-Projekt, welches jeden einzelnen
der Auszubildenden forderte und bei
dem jeder das ein oder andere für seinen
späteren beruflichen Weg mitnehmen
konnte.
Florian Frenschkowski
Auszubildender zum Groß- und
Außenhandelskaufmann bei EL PUENTE
Praktikumsbericht
Drei Wochen habe ich bei EL PUENTE
überaus zufrieden und ebenso gutbeschäftigt verbracht.
Als mein Studium der Politikwissenschaft mich dazu drängte, Berufserfahrungen einzuholen, verwandelte ich diese
universitäre Auflage in eine beeindruckende Erfahrung für mich selbst – im
Öffentlichkeitsreferat von EL PUENTE
verband sich die Pflicht mit dem Interesse. Hier durfte ich noch intensiver vom
partnerschaftlichen Handel erfahren,
sowohl in praktischer Arbeit als auch im
Büro und Internet.
Nach dem vielen Schreibtischbüffeln des
Unilebens tat es mir gut, das eindrucksvolle Lager EL PUENTEs erforschen zu
dürfen: „So viele Produkte? Hier sollte
man öfter reinschauen….“ Nachdem
ich tagelang wieder und wieder neue
Produkte beim Zusammentragen der
Ware für Bestellungen bestaunen durfte,
begann auch schon meine Büroepisode.
Ich recherchierte, trug Informationen
zusammen, die es glücklicherweise zur
Genüge gibt, und schuf daraus neue Präsentationen. Endlich fertig, und gleich
an den nächsten Job: Videos schneiden,
zusammenfügen, ins Internet stellen –
bei EL PUENTE ist immer viel los! Ich
arbeitete am Onlinekatalog der Firma,
bearbeitete dort die Suchmaschine so
lange, bis ich das Gefühl hatte, es den
Kunden noch etwas leichter gemacht
zu haben, gewünschte Artikel finden zu
können. Toll war, bei all der Arbeit Informationen aufzusaugen, die für andere
hier Alltag darstellen: Wer sind die Produzenten? Woraus entstanden die Kooperativen? Wo lag noch einmal… dieses
Land?
Das Fremdeste war sicherlich das Simpelste: den Alltag mit seinen Fragen zwi-
schen Kollegen begleiten zu dürfen, zu
sehen, wie zwischen einzelnen Bereichen
der Firma Arbeit voneinander abhängt.
Hanne Vogelpohl
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Agenda-Kaffee Verden
Agenda-Kaffee im niedersächsischen Verden
Im September wurde im
Verdener Weltladen „Ölzweig“ in Ergänzung des
vorhandenen
Sortiments
ein neuer Kaffee präsentiert,
dessen Tüten mit ganz speziellen Etiketten versehen
sind.
Schon seit längerer Zeit hatten sich die Mitarbeiter des
Weltladens vorgenommen,
die Aktion „Agenda-Kaffee“
der Fairhandelsorganisation EL PUENTE auch in
Verden umzusetzen. Diese
Aktion bezieht sich auf die
Agenda 21, einem 1992 in
Rio von der UN beschlossenen Programm für das
21. Jahrhundert, in dem es
um nachhaltige Wirtschaft-,
Umwelt- und Entwicklungspolitik geht.
Auf allen Ebenen soll im Sinne dieses
Programms gehandelt werden. Ein konkretes Beispiel für die lokale Umsetzung
der Agenda 21 ist das Projekt „Fairer
Kaffee in Ihrer Stadt“, das schon von
verschiedenen Städten, Initiativen und
Vereinen durch den Verkauf einer Kaffeesorte mit selbst gestaltetem Erscheinungsbild realisiert wurde.
Die Aktion „Stadtkaffee“ möchte den
Verkauf von Kaffee aus fairem Handel
fördern und somit einen Beitrag zur
Verbesserung der Lebensverhältnisse von
Kleinstproduzenten und Kooperativen
leisten, aber auch eine Möglichkeit eröffnen, „Verantwortung zu erkennen und
zu handeln“. Und eben hier entstand
die Idee, Schüler mit der Gestaltung der
Etiketten des Verdener Stadtkaffees zu
beauftragen.
Für 24 Schüler des Gymnasiums am
Wall mit Schwerpunktfach „Kunst“
im 11. Jahrgang hieß es nun: „Global
denken – lokal handeln“. Nach einem
Informationsbesuch im Weltladen beschäftigten sie sich mit der Gestaltung
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der Etiketten, wobei einerseits der faire
Handel, andererseits der Bezug zur Stadt
Verden Berücksichtigung finden sollten.
Aus der Fülle der gelungenen Entwürfe
einen einzigen Entwurf als Besten auszuwählen, fiel der aus Ladenmitarbeitern, Kunsterziehern und Daniela Baron
(Stadtmarketing Verden) gebildeten Jury
schwer. Also machten gleich drei Entwürfe das Rennen, die nun die Tüten des
milden Biokaffees „Sonrisa“ aus Mexiko
schmücken. Die prämierten Entwürfe stammen von Gesa Hoops, Caroline
Schuldeis und Marit Eileen Winter.
Ab sofort ist der Verdener Stadtkaffee im
Weltladen erhältlich.
Ursel Kiekebusch
Weltladen Ölzweig
Reisebericht Kenia
Reise zur Eröffnung des Smolart Community
Resource Centre
Karibu Kenya! Willkommen in Kenia!
Unzählige Male riefen uns die vielen
freundlich winkenden, lachenden Menschen diesen Satz zu. Insbesondere sie
waren es, die diesen viel zu kurzen Besuch von neun Weltladenmitarbeitern zu
einem unvergesslichen Erlebnis werden
ließen.
Wir waren der Einladung von Smolart
gefolgt, der Einweihung ihres Gemeindezentrums beizuwohnen. Smolart, uns
allen bekannt für die vielen kleinen und
großen Kunstwerke aus Kisii-Speckstein,
hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die
Lebensbedingungen der Mitglieder
zu verbessern, sondern auch die Bildungschancen aller Bewohner der Gemeinde zu erhöhen. Dafür wurde mit
Unterstützung von EL PUENTE ein
Gemeindezentrum errichtet, das sowohl
eine Bibliothek als auch einen Computerpool mit 10 PCs umfasst. Für die
Bibliothek spendeten viele Weltläden
Bücher und sowohl Jim Kenyanya, der
Geschäftsführer, als auch Moses Ongessa, der gewählte Vorsitzende der Kooperative, wurden nicht müde zu betonen,
wie wichtig diese Unterstützung gewesen
sei.
Der Besuch bei Smolart gab uns auch die
Möglichkeit, den Weg eines Specksteins
bis hin zum fertigen Produkt zu verfolgen: Angefangen von der Freilegung des
Gesteins, über den Abbau der Steine
im Steinbruch, bis zur Entstehung des
Kunstwerkes – Schnitzen, Schleifen, Färben, Wachsen.
Neben Smolart in Tabaka besuchten wir
drei weitere Produzenten. In Machakos
waren wir zu Gast bei MCU (Machakos Cooperative Union). Schon bei der
Diskussion mit dem MCU Geschäftsführer Martin Malila wurde deutlich,
dass der Markt gesättigt scheint und der
Umsatz an Handwerksprodukten zurückgeht. Und so war auch eine gewisse
Resignation bei den von uns besuchten
Produzentengruppen zu spüren, sowohl
bei der Yatta-West-WomenGroup, einer Frauengruppe,
die Sisaltaschen flicht, als
auch bei den Katangi Wood
Carvers (Holzschnitzern). Die
Sisaltaschen-Herstellerinnen
zeigten uns, wie zunächst aus
Agavenblättern Sisalfasern gewonnen werden, die zu Kordeln gedreht werden und aus
denen schließlich die Körbe
geflochten werden. Ein bis
zwei Wochen braucht eine
Frau für diesen aufwendigen
Herstellungsprozess. Wunderschöne Körbe und Taschen präsentierten
sie uns und hoffen auf neue Aufträge.
Doch die kommen nicht. Ähnlich sieht
es bei den Holzschnitzern aus. Noch vor
zwei Jahren hatten sie ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche. Doch die suchen nun lieber in der Stadt nach Arbeit,
denn für die Holzschnitzer gibt es diese
kaum. Der Markt ist mit Billigimporten
aus China überschwemmt. Dieser Tag
berührte uns sehr, zeigte er doch, dass
auch der Faire Handel auf Angebot und
Nachfrage beruht. Und so führten wir
lange Diskussionen über Möglichkeiten,
die Nachfrage für vorhandene Produkte
zu erhöhen oder das Angebot zu ändern.
Ein hoffnungsvolles Beispiel sahen wir
am Ende unserer Reise. Der aus Ghana stammende Martin Monda versucht
mit der traditionellen Herstellung von
Glasschmuck, neben dem Export, insbesondere auch lokale Märkte zu erschlie-
ßen. Ein großes Augenmerk legt er dabei
darauf, den gesamten Produktionsprozess in der Region zu belassen und diese damit Schritt für Schritt zu stärken.
Seine sechs Festangestellten zerkleinern
Flaschen und füllen die entstehenden
Glassplitter in Tonformen, in denen diese geschmolzen werden. Abgekühlt und
geschliffen ergeben sie Glasperlen, die
dann zu Ketten aufgefädelt werden. Die
benötigten Glasflaschen werden von lokalen Glassammlern erworben, die Tonformen von Töpfern aus der Umgebung
gebrannt.
Und so geht eine Reise zu Ende, die viele
Eindrücke hinterlassen, viele Antworten
gegeben und noch mehr Fragen aufgeworfen hat.
Auf ein baldiges Wiedersehen! Kwaheri
ja kuonana!
Angelika Hirrle
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Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Geburtstagsfeier: 10 Jahre EL PUENTE Stiftung
Exakt 10 Jahre nach der Stiftungsgründung am 28. September
2001 um 17.15 Uhr hat die EL PUENTE Stiftung mit der Feier
ihres 10. Geburtstages begonnen.
Diese Feier hat sich in vier Bereiche gegliedert:
17.15 Uhr: Eröffnung mit der Festrede des Schirmherrn
Landessuperintendent Eckhard Gorka
18.00 Uhr: Ökumenisches Friedensgebet
18.30 Uhr: Geburtstagsfeier mit Spezialitäten aus den
Partnerländern
20.00 Uhr: Konzert des Gospelchors JOIN HANDS
Begrüßungsrede des Stiftungsvorsitzenden
Kurt Warmbein
Ich begrüße Sie ganz herzlich, verehrte Damen und Herren,
hier, heute, zum Geburtstag der EL PUENTE Stiftung.
Ja, man kann sagen, wir sind ein wenig stolz auf die 10 Jahre,
und dass wir sie anständig verbracht und etliches erreicht haben. Und wir sind auch stolz darauf, dass Sie heute gekommen
sind, diesen Geburtstag mit uns zu feiern.
Mein Name ist Kurt Warmbein, ich bin der Vorsitzende des
Vorstandes. Zusammen mit meinen Kollegen Jörg Zöllner aus
Schwarmstedt und Stephan Wolpers aus Bad Nenndorf kümmere ich mich um die täglich anfallende Arbeit der Stiftung.
Als wir vor 10 Jahren hier, an diesem Ort, zu gleicher Zeit, die
Stiftung gründeten, waren wir zwar von der Wichtigkeit überzeugt, haben uns eine solche Entwicklung aber nicht vorstellen können. Wir sind 2001 mit einem Stiftungskapital von
50.000 € angefangen und besitzen heute, wenn wir die Beteiligung an der EL PUENTE GmbH mit einrechnen, etwa
500.000 €. Aus den Erträgen können wir in diesem Jahr
etwa 15.000 € an Projekte auszahlen.
Danke an Sie, unsere Stifter und Zustifter, und Danke aber
auch an die EL PUENTE GmbH, die uns regelmäßig sehr
reichlich bedenkt.
2001, bei der Gründung, waren wir der Meinung, dass das, was
der Verein begonnen hatte, also über die Lage in den Ländern
der damals so genannten 3. Welt zu informieren, für sie Lobby
sein und einen fairen Umgang mit ihnen zu fordern, wohl so
schnell nicht erledigt sein würde. Vermutlich würde sogar ein
ganzes Vereinsleben – und Vereine leben lange – dafür nicht
ausreichen.
Im Dezember 1961 riefen die Vereinten Nationen auf Anregung
des damaligen Präsidenten Kennedy die Jahre 1960-1970 zur
internationalen Entwicklungsdekade aus. Die Zuversicht war
groß, dass die Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländer innerhalb dieser 10 Jahre entscheidend verringert
werden könnten. Nach den Erfahrungen mit dem Marshalplan
für Europa schien das auch nicht unvernünftig zu sein. Wobei
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mit Entwicklung auch eine Richtung gemeint war, nämlich die,
die auch Europa gegangen war.
Es kamen dann noch weitere Dekaden und zum Schluss sogar
ein ganzes Jahrtausend und die Erkenntnis, dass es bei allen Bemühungen irgendwie nicht klappt. Geld allein war es nicht! Bill
Clinton brachte es später unnachahmlich auf den Punkt: It’s the
economy, stupid – es ist die Wirtschaft, Dummkopf. Was soll
ein tolles Stahlwerk irgendwo in Indien, wenn niemand den
erzeugten Stahl kaufen will? Was soll eine schicke Kaffee-Farm
irgendwo in Tansania, wenn später niemand den Kaffee haben
will - oder nur zu Preisen, dass der Farmer und seine Familie
davon nicht leben können?
An dieser Stelle kommt EL PUENTE ins Spiel: tolle Projekte
hin oder her, es ist die Wirtschaft. Wenn der Bauer für seine
Ernte gutes Geld bekommt, müssen die Kinder nicht mitarbeiten, können zur Schule gehen und haben später viel bessere
Lebenschancen. Und wenn dann mal jemand krank wird, kann
auch ein Arztbesuch bezahlt werden.
Allerdings, wenn wir meinen, so sollte es sein, müssen wir uns
vom billigen Kaffee verabschieden. Unsere Gesellschaft ist auf
billig und auf Schnäppchen getrimmt. Welcher Preis angemessen ist, fragt niemand, kann aber auch kaum jemand entscheiden.
Aus dieser Spannung kommen wir in unserer Gesellschaft nicht
heraus. Wir möchten einmal – natürlich – gerecht sein. Aber
ein Schnäppchen hat auch seinen Reiz. Beim Produzenten
kommt dieser Reiz dann oft bitter an.
Sie erkennen, dass es noch lange Zeit notwendig sein wird, für
die Belange der Menschen in der 3. Welt einzutreten. Da ist die
Perspektive einer Stiftung vielleicht so falsch nicht: auf Dauer
angelegt, jedenfalls auf sehr lange Zeit.
Die EL PUENTE Stiftung ist der Teil einer Bewegung. Wir
sind eine der Graswurzeln dieser Bewegung und das finden wir
gut. Wie heißt es doch in unserer Präambel? „Die EL PUENTE
Stiftung verfolgt das Ziel, das Bewusstsein der Menschen in
der Bundesrepublik Deutschland für die Belange der Entwicklungsländer zu erweitern. Ein Schwerpunkt ist der alternative
Handel.“
In diesem Sinne sind wir auf gutem Wege. Vielen Dank.
Stiftung
Festrede des Schirmherrn
Landessuperintendent Eckhard Gorka
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Patente Rezepte
Und ich kann ihm nicht folgen
Ich hör höflich zu
Nun kommt er noch auf
Die dritte Welt
Als hätte er
Sie selber nummeriert
Und ich weiß, dass nur ein Mann gefällt
Der sich nicht unterkriegen lässt
Und mit Zynismus über Wasser hält
Auf die Gefahr hin
Die Leute vor den Kopf zu stoßen
Bleib ich hier stehen
Bis jemand mich hört
Der Schirmherr Landessuperintendent Eckhard Gorka bei
seiner Festrede
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schwestern und Brüder,
verehrte Festversammlung!
Sehr gern habe ich zugesagt, als ich gebeten wurde, heute
Abend zum zehnjährigen Bestehen der EL PUENTE Stiftung
zu reden. Und das nicht nur, weil ich damals zusammen mit Bischof Josef Homeyer und Frau Staatssekretärin Friederike Witte
als Schirmherr dabei sein konnte, als die Stiftungsurkunden der
EL PUENTE Stiftung feierlich unterzeichnet wurden. Sondern
auch und vor allem deshalb, weil es mehr als einen Grund gibt,
die Entwicklung und die Arbeit der Stiftung öffentlich zu würdigen. Ich nenne gleich deren drei. Aber bevor ich das tue, wähle ich einen vielleicht etwas ungewöhnlichen Zugang für meine
Würdigung.
Ich lese uns aus dem Text eines Liedes des holländischen Liedermachers Hermann van Veen:
Bis jemand mich hört
Für stocktaube Ohren
Reicht ein 100-Watt-Verstärker
Nicht aus, um zu hören
Dass jemand in Not ist
Mir zittern die Hände
Mir beben die Knie
Und der Spezialist fragt, ob ich rauch?
Gegen das nagende Gefühl im Bauch
Verschreibt er mir
Rohe Endivien
Mir zittern die Hände
Mir beben die Knie
Doch er gibt mir nur
Das Leben ist hart
Ich sehne mich so
Nach einem positiven Geräusch
Da ist einer in Not angesichts des Zustandes dieser Welt. Vor
allem aber wegen der stocktauben Ohren, auf die er stößt.
Es sind nicht die Folgen des Rauchens, es ist der Zynismus, mit
dem sich mancher angesichts der Weltlage über Wasser hält, der
ihm zu schaffen macht: „Nun kommt er noch auf die Dritte
Welt. Als hätte er sie nummeriert.“
Am Ende beschließt der Sänger, solange einfach stehen zu bleiben, bis jemand ihn vielleicht hört. Und sehnt sich selber doch
nach einem positiven Geräusch…
Eigentlich muss man das Ganze gesungen hören (gucken Sie
mal bei Youtube). Dann rückt einem diese Mischung aus Hilfund Ratlosigkeit, aus Trotz und leiser Hoffnung noch näher.
In diesem Lied des Holländers wird für mein Empfinden gut
die Lage beschrieben, in der sich die Arbeit der EL PUENTE
Stiftung seit nunmehr zehn Jahren vollzieht:
Angesichts der Ambivalenzen des Prozesses, den wir mit dem
großen Stichwort „Globalisierung“ bezeichnen, mit dem Blick
auf positive Entwicklungen, die zwar im Gange sind, aber
einem insgesamt zu wenig erscheinen müssen, lauert auch für
Menschen, die sich für die „Eine Welt“ engagieren, die Gefahr
der Mutlosigkeit und manchmal vielleicht sogar des Zynismus.
Besonders dann, wenn immer noch von der „Dritten Welt“ geredet wird, als hätte man „sie nummeriert“, um sie damit auf
Abstand zu halten.
Was gibt einem die Kraft, dennoch bei der eigenen Sache zu
bleiben, „bis jemand hört“ - und nicht mutlos oder gar zynisch
zu werden?
Und woher kommt ein „positives Geräusch“, das uns Mut
macht, wenn wir ihn in unserem Engagement brauchen?
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Stiftung
Damit bin ich bei meinem ersten Grund:
Die EL PUENTE Stiftung ist aus meiner Sicht ein kleines, aber
deutliches Zeichen gegen immer wieder drohende Mutlosigkeit
und Zynismus.
Ich erinnere nur an den Anfang:
Am 28. September 2001 war „nine-eleven“ gerade einmal gut
zwei Wochen her. Was war das für ein Ungeist, der die Attentäter die Flugzeuge kapern und zu Mordwaffen riesigen Ausmaßes machen ließ? Und wie sollte man auf diese Untaten reagieren? Mit einem „war against terror“?
Ich zitiere aus dem Grußwort des nun schon verstorbenen Bruders Bischof Homeyer von vor 10 Jahren:
„Nach dem 11. September müssen alle Reden neu geschrieben
werden. Das gilt allemal für diesen Festakt zur Gründung der
Stiftung EL PUENTE. Allemal – weil das Erschrecken unter
den politisch, sozial und kulturell Aufmerksamen groß ist…
So zeigen sich in diesem Erschrecken und in den ersten vorsichtigen Versuchen des Lernens Rückfragen: Was ist mit unseren großen Leitbegriffen Gerechtigkeit, Solidarität, Teilhabe
im 21. Jahrhundert? Stimmen die politischen Optionen des
vergangenen Jahrhunderts von Globalisierung, Ökonomie und
Multikulturalismus noch für die nächsten Jahrzehnte? …
Wir stehen nun, da das 21. Jahrhundert mit apokalyptischen
Schrecken begonnen hat, vor einem Fragegebirge. Wir müssen
das Projekt des „Eine Welt-Werdens“ neu denken…
In diesem Einschnitt kommt es m.E. darauf an, dass wir unsere
Visionen nicht aufgeben. Wie kann das gelingen?“
Zehn Jahre später sind wir um weitere Erfahrungen „reicher“:
Wir fragen uns etwa, ob und wie für Afghanistan eine wirkliche
Perspektive gewonnen werden kann?
In den Nachrichten konkurrieren die Meldungen von Hungersnöten in Afrika mit dem täglichen Starren auf die Börsenkurse
angesichts von Banken- und Finanzkrise… „und nun kommt er auch noch auf die Dritte Welt, als hätte er
sie nummeriert“:
Dass wir in einer Welt leben, ist einerseits so klar, wie die Versuchung andererseits groß ist, doch wieder säuberlich zwischen
„hier“ und „da“ zu trennen. Haben wir nicht genug „mit uns“
zu tun? Sollen und können wir „die ganze Welt retten“?
Die EL PUENTE Stiftung zeigt mit der von ihr geförderten
Bildungsarbeit beharrlich auf, dass solche scheinbar berechtigten Fragen in eine falsche Richtung führen, weil sie unter der
Hand falsche Alternativen aufmachen. Es ist ja nur vordergründig richtig, dass wir uns ohne „die Dritte Welt“ retten können.
Denn wir können uns ja nicht aus dieser Welt davonstehlen.
Wohin auch? Ob wir es wahrnehmen oder davor die Augen
zu verschließen suchen: Wir leben in einer Welt und sind mit-
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für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
einander verbunden. Wir atmen die gleiche Luft, wir benutzen
das gleiche Wasser, wir leben von dem, was die eine Erde uns
wachsen lässt – allerdings weltweit sehr ungleich verteilt.
Hannah Arendt formuliert zu Recht: „Die Dritte Welt ist keine
Wirklichkeit, sie ist Ideologie.“
Mit der Förderung von Infoveranstaltungen und Bildungsabenden, Ausstellungen und Bildungsmaterialien, Präsentationen und Uniseminaren trägt die Stiftung EL PUENTE
beharrlich dazu bei, diese Ideologie des „Hier und Da“ zu entlarven. Und sie setzt positive Zeichen für die Eine Welt.
Damit bin ich bei meinem zweiten Grund für diese Würdigung:
„Das Leben ist hart. Ich sehne mich so nach einem positiven
Geräusch“, singt Hermann van Veen.
Offensichtlich ist das „Geräusch“, das von der EL PUENTE
Stiftung ausgeht, mehr als positiv. Sonst wäre es wohl kaum zu
der Entwicklung des Stiftungskapitals gekommen. Vor zehn
Jahren mit 50.000 € Startkapital begonnen, verfügt die Stiftung
heute über annähernd 500.000 € Kapital. Es ermöglicht mit
seinen Erträgen, eine Vielzahl kleinerer und größerer Vorhaben
der entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Die jährlichen Berichte geben jeweils einen lebendigen Eindruck und Überblick über die Arbeit. Zu
dieser Entwicklung kann ich nur von ganzem Herzen gratulieren.
Und ich kann Sie, ganz gleich, wo und wie Sie sich engagieren,
nur dazu ermutigen, beharrlich zu bleiben: „Auf die Gefahr hin,
die Leute vor den Kopf zu stoßen, bleib ich hier stehen, bis
jemand mich hört.“
Ich nehme das nicht als eine Aufforderung, durch ungeschicktes
oder gar verbissenes Auftreten möglichst oft unangenehm aufzufallen.
Ich höre darin vielmehr den Willen, sich nicht entmutigen zu
lassen, wenn der Eindruck übermächtig wird, dass der eigene
Einsatz von anderen nicht ausreichend gewürdigt wird. Wenn
das eigene Engagement scheinbar nur kleine Früchte trägt.
Wenn die Resonanz wieder einmal nicht so ist, wie sie sein
könnte.
Entwicklungspoltische Bildungsarbeit und der Einsatz für
die Eine Welt überhaupt brauchen einen langen Atem. Und
sie haben ihn auch. Das zeigt der lange Bogen, der sich etwa
von der Gründung des Weltladens in der Osterstraße hier in
Hildesheim im Jahr 1974 über die Gründung der EL PUENTE
Handelsorganisation im Jahr 1977 bis heute spannt. Und dann
ist es keine Pflicht, sondern schlicht angemessen und eine
große Freude stellvertretend für alle Aktivisten die Namen von
Richard Bruns und Kurt Warmbein zu nennen. Im Vorgespräch
Stiftung
habe ich Sie „Dinosaurier“ genannt, aber der heutige Tag und
die ganze Woche zeigen, dass der Begriff nicht falscher gewählt
sein konnte. Die Dinos sind ausgestorben, aber Sie beide sind
hoch vital – seit Jahrzehnten. Dafür gebührt Ihnen unser aller
herzlicher Dank.
Der Einsatz einzelner und vieler an vielen Orten ist nicht
ohne Wirkung und Erfolg geblieben. So gibt ja heute in ganz
Deutschland nicht nur ca. 800 Weltläden und Aktionsgruppen.
Auch der Handel mit Fair-Trade-Produkten ist über die Jahre
kontinuierlich gestiegen, allein im Jahr 2010 um mehr als 23
Prozent.
Aber auch Erfolg kann Probleme mit sich bringen:
Suchte man vor längerer Zeit in einem normalen Lebensmittelladen noch vergeblich nach Fair-Trade-Produkten, so ist das
heute anders. Nicht immer, aber immer öfter findet man in den
Regalen auch der Discounter Waren mit dem Fair-Trade-Siegel.
Einerseits dürfen alle, die über Jahrzehnte für fairen Handel
eingetreten sind, doch stolz sein auf diese Entwicklung. Das
beharrliche Fragen nach fair gehandelten Produkten hat Erfolg
gehabt. Gerade diese Erfolgsgeschichte nötigt aber nun die
Weltläden, ihr Konzept neu zu bedenken. Wenn ich den fair gehandelten Kaffee oder Wein jetzt im Supermarkt kaufen kann,
mache ich mich nicht noch auf den Weg in den Weltladen.
Ich wünsche Ihnen für diese Suche nach einer neuen Profilierung in einer „bunten Zukunft“ des fairen Handelns die notwendige Beharrlichkeit, gute Ideen und Erfolg!
Ein dritter und letzter Grund für die heutige Würdigung:
Nach meiner Recherche kommt der Gedanke der „Einen Welt“
in Deutschland erstmalig in Reden zum Ausdruck, die der
damalige Kirchenpräsident der hessisch-nassauischen Kirche,
Martin Niemöller, 1964 unter dem Titel „Eine Welt oder keine
Welt“ veröffentlicht hat.
Lange bevor etwa in der Politik die Redeweise von der „Dritten
Welt“ durch die von der „Einen Welt“ abgelöst wurde, betont
Niemöller, dass die Menschheit in Zukunft nur noch „miteinander“ und „in gemeinsamer und wechselseitiger Verantwortung“ sowie „in einer wirklichen und bedingungslosen Solidarität“ leben können wird. Niemöller erinnert an den Psalm 133,
der mit den Worten beginnt: „Siehe, wie fein und lieblich ist es,
wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“ (heute würden
wir die Schwestern ausdrücklich mit nennen).
Entgegen der in den sechziger Jahren vorherrschenden öffentlichen Meinung, in der die sogenannte „Dritte Welt“ neben
den beiden Blöcken der „ersten“ Welt unter der Führung der
USA und der „zweiten“ Welt unter der Führung der Sowjetunion, kaum eine Rolle spielte, sah Niemöller voraus, dass die
Aufspaltung der „weißen Welt“ in eine „freie“ und eine „kommunistische“ Welt, nicht das Hauptproblem bleiben werde,
da die (wie er es ausdrückte) „farbige Welt“ dank der Bevölke-
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
rungsentwicklung sowie der wirtschaftlichen und technischen
Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen würde. Die
Worte aus Psalm 133 könnten die Sehnsucht wecken nach
einem „Völkerfrieden, in dem sich alle Kräfte … für das Ganze
der Menschheit zusammenfinden“.
Wenn ich die Arbeit der EL PUENTE Stiftung in diese Linie
einzeichne, dann will ich nicht alle die, die sich nicht ausdrücklich aus christlichem Glauben für das Denken und Handeln
in der Einen Welt engagieren, einfach vereinnahmen. Ich glaube zudem, dass Christen immer auch auf die Bundesgenossenschaft mit allen Menschen guten Willens angewiesen sind,
wenn sie etwas für andere erreichen wollen.
Und ich hoffe vor allem, dass wir alle in unserem Einsatz von
der Hoffnung profitieren, die der von Martin Niemöller zitierte
Psalm am Ende ausspricht, wenn es heißt: „Denn dort verheißt
der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit“.
Das ist für mich das ganz und gar „positive Geräusch“, nach
dem sich Hermann van Veen so sehnt. Oder – anders gesagt:
Das ist hoffnungsvolle Versprechen, das uns in dieser einen
Welt mit auf den Weg gegeben ist:
Wo wir mit unserer endlichen Kraft dafür eintreten, dass Menschen in wirklicher Eintracht zusammenleben, dürfen wir für
unseren Einsatz auf Gottes Segen und für diese Welt auf gelingendes Leben für alle Menschenkinder hoffen.
In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass diese „Eintracht“
nicht von alleine kommt. Und wir sind noch dabei zu lernen,
dass Eintracht nicht einfach Einheitlichkeit oder Vereinheitlichung meint, sondern den fairen Umgang der verschiedenen
Kulturen und Religionen in gegenseitigem Respekt und wechselseitiger Achtung voreinander. Und auch im Ringen um
dieses Miteinander der Kulturen und Religionen gibt es nicht
nur Fortschritte, sondern immer wieder auch Rückschläge.
Der Psalm 133 ruft uns die Verheißung Gottes in Erinnerung,
die wir uns nicht selber sagen müssen. Die wir für unterwegs
brauchen, damit uns Kraft, Mut und Ausdauer zuwachsen.
Ich wünsche uns heute Abend, dass dieses Versprechen Gottes
uns ganz persönlich beflügelt. Und auch die Arbeit der Stiftung
EL PUENTE in den nächsten zehn Jahren.
Ökumenisches Friedensgebet
Jeden Mittwochabend findet um 18 Uhr in der Begegnungskirche St. Jakobi das ökumenische Friedensgebet statt. Die EL
PUENTE Stiftung hat dieses Gebet bewusst in die Geburtstagsfeier eingebettet. Denn der Verein EL PUENTE ist 1972
aus dem ökumenischen Arbeitskreis Entwicklungshilfe der
evang. und kath. Jugend hervorgegangen. Landessuperintendent Gorka leitete dieses Friedensgebet, das vom EL PUENTE
19
Stiftung
Vereinsmitglied Eva-Maria Padszierny an der Orgel musikalisch
begleitet wurde.
Geburtstagsfeier mit Spezialitäten aus den
Partnerländern
Jetzt war es an der Zeit, neben dem Geist auch den Körper zu
stärken.
Vereinsmitglieder und Weltladenmitarbeiterinnen hatten ein
köstliches Buffet mit Spezialitäten aus Bolivien, Brasilien, Chile, Marokko, Spanien und Deutschland gezaubert, größtenteils
aus fair gehandelten Produkten von EP PUENTE hergestellt.
Die EL PUENTE Stiftung dankt diesen engagierten Mitarbeiterinnen, die mit ihren Gaumenfreuden die vielen Gäste köstlich bewirtet haben.
Dabei gab es auch noch Grußworte von Anders Steinert als
Sprecher der von der Stiftung geförderten Projektpartner und
dem EL PUENTE Geschäftsführer Stefan Bockemühl als
Hauptsponsor der Stiftung sowie vom Oberbürgermeister Kurt
Machens:
Gaumenfreuden aus aller Welt
Grußwort von Oberbürgermeister Machens
Bei der Arbeitsaufnahme der noch jungen Stiftung riet ich ihren Mitgliedern zu einem langen Atem und dazu, die Zukunft
mit Mut und Zuversicht anzugehen. Mit der Feier des 10-jährigen Bestehens im September diesen Jahres, haben sie den langen Atem bewiesen. Zu diesem Jubiläum gratuliere ich der EL
PUENTE Stiftung ganz herzlich.
Die Stiftung hat zwischen Deutschland, zwischen Hildesheim
und Asien, Afrika und Südamerika Brücken geschlagen. Unter dem Motto „Eine gerechte Welt“ stehen die Mitglieder für
interkulturelles Lernen, Entwicklungszusammenarbeit, globale
Kooperation und Solidarität, internationale Partnerschaften,
interreligiöse Verständigung und Fairen Handel ein.
Die EL PUENTE Stiftung unterstützt Projekte der Universität
Hildesheim, der Volkshochschule sowie Initiativen und Vereine in der Stadt Hildesheim, aber auch niedersachsen- und
deutschlandweit.
20
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Ich danke allen Stiftungsmitgliedern für ihr Engagement im
Rahmen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung des Bewusstseins für globalisierten Handel, den Ursprung
von Waren und das Leben der Erzeuger.
Ich freue mich, dass sich die
EL PUENTE Stiftung in der
Stadt etabliert hat, bewusst
wahrgenommen wird und
sich unter den zahlreichen
Hildesheimer
Stiftungen
einen Namen gemacht hat.
Allen Mitgliedern wünsche
ich weiterhin viel Kraft und
Beharrlichkeit zur Unterstützung der Völkerverständigung.
Konzert des Gospelchors JOIN HANDS
JOIN HANDS heißt „sich die Hände reichen“. Mit diesem Namen ist auch die Geschichte des Chores verbunden: Als 2007
ein Gospelchor aus Lebowakgomo in Hildesheim gastierte, lud
er die Gastgeber zu einem Gegenbesuch nach Südafrika ein.
Seit September 2010 proben 80 Sänger aus 10 verschiedenen
Chören. In diesem Jahr waren zwei weitere Gospelchöre aus
Südafrika zu Gast in der Region Hildesheim. Mit mehreren
Auftritten bereitete sich JOIN HANDS auf den Gegenbesuch
in Südafrika vom 15. – 29. Oktober vor. Mit dem 3. Konzert
begeisterte der Chor die Gäste in der City Kirche St. Jakobi
und setzte damit einen würdigen Rahmen zum Abschluss der
Geburtstagsfeier der EL PUENTE Stiftung. Als Anerkennung
für ihren gelungenen Auftritt konnten die Chormitglieder neben dem Honorar auch noch den Spendenbetrag in Höhe von
346,60 € von den Festgästen für ihre Partnerchöre in Südafrika
mitnehmen.
Der Stiftungsvorstand hat anlässlich des 10. Geburtstages eine
16-seitige Broschüre herausgegeben.
Sie können sie direkt bei der Stiftung bestellen oder finden
sie im Internet unter: www.el-puente-stiftung.de/aktuell/
Broschuere-10Jahre-Stiftung.pdf
Kontakt: [email protected]
QR-Code fürs Handy:
Internetseite der Stiftung
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Finanzielle Entwicklung der EL PUENTE Stiftung 2010
Stiftungskapital am 31.12.2009:
341.767,68 €
Kapitalanlagen zum 31.12.2010:
1 Zustiftung im Jahr 2010
20.000,00 €
Darlehen EL PUENTE GmbH
3 Spenden für Stiftungskapital
10.353,39 €
Sparbriefe Umweltbank Nürnberg
60.000,00 €
Sparkasse Hildesheim
50.000,00 €
Volksbank Hildesheimer Börde
60.000,00 €
Photovoltaikgenosschenschaft Diekholzen
20.000,00 €
1/3 Überschuss aus 2009 (Zuführung)
Stiftungskapital am 31.12.2010:
Gesellschafteranteil am 31.12.2010
5.410,00 €
377.531,07 €
50.500,00 €
185.000,00 €
Buch Jürgen Knop: Ich lebe gern
1.382,67 €
376.382,67 €
Kapitalerträge im Jahr 2010
Spenden
Gesamtertrag:
18.014,23 €
250,00 €
Gesellschafteranteil EL PUENTE GmbH
50.500,00 €
18.264,23 €
Bilanz der EL PUENTE Stiftung:
AKTIVA:
Aufwendungen für den Stiftungszweck:
Weltladendachverband:
Seminar ATO-TÜV
1.000,00 €
Leipzig: Äthiopienkoffer (Restzahlung)
660,00 €
ATP: Adivasi Seminar in Landau
Goslar: Information Kleinkredite
in Benin
Kapitalanlagen
376.382,67 €
Festgeldkonto Umweltbank und
Sparkasse
4.961,08 €
500,00 €
Girokonto Sparkasse
12.510,84 €
Girokonto Volksbank
2.854,24 €
200,00 €
Beteiligung EL PUENTE GmbH
50.500,00 €
Kassel: Kolumbienausstellung
225,00 €
Sondervermögen Bolivien
46.000,00 €
Hildesheim: Stiftungstag
100,00 €
Hildesheim: Runder Tisch Eine-Welt
200,00 €
2.885,00 €
493.208,83 €
PASSIVA:
Stiftungskapital
Rücklagen
Aufwendungen für Geschäftsführung:
Kontoführung und Depotgebühren
154,98 €
Fahrt-, Reise-, Portokosten,
Seminargebühr
181,63 €
Notargebühren für Gesellschafteranteile
4.813,95 €
Jahresergebnis
14.363,81 €
Gesellschafteranteile
50.500,00 €
Sondervermögen Bolivien
Gesamtaufwendungen im Jahr 2010
3.369,17 €
Zuführung zum Stiftungskapital
6.000,00 €
46.000,00 €
493.208,83 €
147,56 €
484,17 €
(1/3 der Kapitalerträge von 18.014,23 €)
377.531,07 €
Der Stiftungsvorstand dankt allen
Zustiftern und Spendern!
Weitere Zustiftungen (ab 1.000 €) und Spenden
sind jederzeit willkommen!
Stiftungskonto Nr. 55 55 55 bei der
Sparkasse Hildesheim, BLZ 259 501 30
Anträge an die Stiftung sind zu richten an:
EL PUENTE Stiftung
c/o Kurt Warmbein
Körnerstr. 51, 31141 Hildesheim
Mail: [email protected]
Kurt Warmbein
EL PUENTE Stiftung
Der Gospelchor Join Hands
bei seinem Auftritt in der
St. Jakobi Kirche
21
Stiftung
2. Hildesheimer
Eine-Welt-Woche:
„Eine gerechte Welt
ist möglich“
22
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
23
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Stiftungsvorhaben 2011
Im Jahr 2011 sind bisher folgende Vorhaben gefördert worden:
Bei folgenden Vorhaben wurde eine Förderung zugesagt:
Hildesheim: Eine-Welt-Woche
5.000 €
Hildesheim: Gospel Chor Join Hands
500 €
Goslar: 15 Jahre Entwicklung eines Dorfes in Benin
250 €
Lübeck: Multivisionsschau „Im Reich der Maya“
355 €
Wennigsen: Lebenssituation der Adivasi in Indien
266 €
Stiftungsanteil EL PUENTE informiert 2011
500 €
Stiftungsanteil Weltgebetstagsbroschüre Chile
500 €
Stiftungsanteil EL PUENTE informiert 2012
Stiftungsanteil Weltgebetstagsbroschüre Malaysia
Hannover: Interkulturelles Kochbuch
500 €
500 €
600 €
2. Hildesheimer Eine-Welt-Woche:
„Eine gerechte Welt ist möglich“
Zur zweiten Hildesheimer Eine-Welt-Woche hatten 35 Initiativen – Eine-Welt-Gruppen, Kirchengemeinden, Schulen,
Vereine und interkulturelle Gruppen – aus der Stadt und der
Region unter dem Motto: „Eine gerechte Welt ist möglich – Solidarisch handeln“ eingeladen. Von Montag, 26. September bis
Sonnabend, 1. Oktober organisierte der Initiativkreis Runder
Tisch Eine Welt Hildesheim ein umfangreiches Programm von
Ausstellungen, Theaterabend, Konzerten, Podiumsgespräch
und anderen Aktionen.
Die Eine-Welt-Woche wurde im Rahmen der bundesweiten
Fairen Woche und parallel zur Interkulturellen Woche abgehalten. Der Initiativkreis Runder Tisch hatte sich nach der ersten Hildesheimer Eine-Welt-Woche 2009 gegründet, um eine
Wiederholung zu planen. Ziel war es, dieses Mal noch mehr
Menschen anzusprechen und die Arbeit der beteiligten Gruppen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Dies ist besonders durch die Eine-Welt-Meile am Samstag, 1. Oktober in der
Hildesheimer Fußgängerzone hervorragend gelungen.
tionale Köstlichkeiten gereicht. Abschließend führte ein Rundgang die
Besucher durch die Ausstellung in
der Andreaspassage. Dort präsentierten 22 Initiativen ihre EineWelt-Arbeit auf den Stellwänden.
Diese Ausstellung war in der gesamten Woche zu besichtigen.
Unterstützend strahlte der Lokalsender Radio Tonkuhle in
diesem Zeitraum jeweils von
16 bis 17 Uhr unter dem Titel
„Tagtäglich Eine Welt Hildesheim“ Gespräche und Musik zur Eine-Welt
Thematik aus und verschiedene Initiativen stellten ihr entwicklungspolitisches Engagement vor.
Hier nun ein Überblick über den Ablauf der Eine-Welt-Woche:
Eröffnung der Eine-Welt-Woche
in der Andreaspassage
Den Auftakt bildete am Montag, dem 26. September, in der
Andreaspassage die Eröffnung der Eine-Welt-Woche sowie
der Interkulturellen Woche. Nach dem musikalischen Auftakt durch die Trommelgruppe der Grundschule Pfaffenstieg
und der Begrüßung durch Richard Bruns als Hauptorganisator führte Stadtdechant Wolfgang Voges in die Thematik ein.
Daniel Gad von der Universität Hildesheim referierte über das
Thema „Bei uns ein Eine-Welt-Bewusstsein wecken“. Umrahmt
wurde die Eröffnung durch Lieder des Internationalen Chores
und einer russischen Folkloregruppe. Danach wurden interna-
24
Trommelgruppe der Grundschule Pfaffenstieg spielt zur
Eröffnung der Eine Welt Woche
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
dicke Lügen, etliche Brühwürfel Berliner Politik, die Sonne
über Afrika – alles serviert mit heißen Rhythmen. Das brisante
Theater wurde in eine witzig-unterhaltsame Geschichte eingepackt, in der die Küche eines Dorfgasthofs zum Widerstandsnest gegen einen scheinbar übermächtigen Stromkonzern wird.
Kontakt: [email protected]
www.berlinercompagnie.de
Der EL PUENTE-Informationsstand in der Andreaspassage
Kinder erproben Musikinstrumente
aus aller Welt
Am Dienstagnachmittag, dem 27. September, konnten im
Weltmusikzentrum Timotheusplatz die Kinder unter Anleitung
von Rolf Irle Musikinstrumente aus aller Welt kennen lernen
und erproben.
Podiumsdiskussion „Jugend weltwärts – in der
Einen Welt unterwegs“
In der Volkshochschule fand am Donnerstag, dem 29. September, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Jugend weltwärts“
statt. Junge Leute aus Deutschland, Bolivien, Brasilien und
Südafrika berichteten über ihre Erfahrungen beim sozialen
Einsatz im Partnerland. Diese spannende Diskussion unter der
Moderation von Claus-Ulrich Heinke wurde umrahmt von eigenen Kompositionen des Duos schönundgut.
Konzert für Amazonien mit der Grupo Sal
Mit einem „Konzert für Amazonien“ feiert die Grupo Sal das
30. Jahr ihres Bestehens. Die Band, die sich als „Stimme Südamerikas“ versteht, konnte im Rahmen der Eine-Welt-Woche
mit ihrem Jubiläumsprogramm am Freitag, dem 30 September,
Musiktheater „So heiß gegessen wie gekocht“
der Berliner Compagnie
Als „Gebrauchstheater“ im Sinne Bertolt Brechts versteht sich
die Berliner Compagnie. 1981 ist sie aus der Friedensbewegung
heraus entstanden, seither ist sie in ganz Europa mit Stücken
unterwegs, die sich mit den gesellschaftlichen und politischen
Lebensbedingungen der Gegenwart auseinandersetzen.
Zur Eine-Welt-Woche trug die Berliner Compagnie Dienstag,
dem 27. September, im Audimax der Universität ihr brand-
weltwärts-Teilnehmer berichten über ihre Erfahrungen
In der Küche der Berliner Compagnie geht es heiß her
neues Stück „So heiß gegessen wie gekocht“ vor. Darin ging es
um jede Menge Kohle- und Atomkraftwerke, dicke Schlitten,
in der UNESCO Kirche St. Michaelis rund 150 Besucher begeistern.
Die außergewöhnliche Begegnung mit Abadio Green, dem
führenden Vertreter des indigenen Volkes der Tule, stand im
Mittelpunkt des Abends. Im Gespräch mit Thomas Brose vom
Klima-Bündnis vermittelte er die Magie des Regenwaldes und
schilderte eindringlich die Bedrohung dieses Lebensraums.
Dazu spielte die Grupo Sal die leidenschaftliche Musik Südamerikas. Die sechs Musiker aus Argentinien, Chile, Portugal
und Deutschland mischten zeitgenössische Musikelemente mit
traditioneller Folklore. Kulturenübergreifend kreiert die Gruppe damit seit fast 30 Jahren Musik, die Spaß macht und zum
Nachdenken anregt.
Das „Konzert für Amazonien“ berührte alle Sinne. Denn der
Lichtkünstler Mehrdad Zaeri schaffte mit ungewöhnlichen Bil-
25
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
dern und Formenspielen, die vor den Augen des Publikums auf
dem Lichtprojektor gemalt und gleichzeitig projiziert wurden,
eine ganz eigene und bewegende Interpretation der Thematik.
Kontakt: [email protected]
www.grupo-sal.de
Eine-Welt-Meile in der Hildesheimer
Fußgängerzone
Abschluss und Höhepunkt der Eine-Welt-Woche bildete die
Eine-Welt-Meile vom HUCKUP bis zur City Kirche St. Jakobi
am Sonnabend, den 1. Oktober. Über 35 Eine-Welt-Initiativen
und Gruppen präsentierten sich bei strahlendem Sonnenschein
mit kreativen Mitmach-Aktionen zwischen 11 und 16 Uhr der
Öffentlichkeit. Viele Kunden unterbrachen ihre Einkäufe und
informierten sich an den Ständen an beiden Seiten der Fußgängerzone oder ließen sich zum Mitmachen beim Basteln oder
Tanzen animieren.
Die Eine-Welt-Woche wurde gefördert von: EL PUENTE
Stiftung, Bingo-Umweltstiftung, Friedrich-Weinhagen-Stiftung, Evangelischer Entwicklungsdienst, Bistum Hildesheim,
Bürgerstiftung Hildesheim, Sparkasse Hildesheim, Volksbank
Hildesheim, Volksbank Hildesheimer Börde, Andreas-Passage
und LABORA.
www.eineweltwoche.wordpress.com
Richard Bruns
Aus alten EL PUENTE-Katalogen basteln Kinder
Schmetterlinge sowie Flugzeuge und die Erwachsenen
Einkaufstüten
Multivisionsshow „Im Reich der Maya“
in Lübeck
Im Rahmen der 10. Fairen Woche lud der Weltladen Lübeck
im September zur Multivisionsshow „Im Reich der Maya“ ein.
Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner, zwei freie Fotografen
und Journalisten, die sich auf die Themen Fairer Handel und
nachhaltiger Tourismus spezialisiert haben, nahmen die Zuschauer mit auf eine stimmungsvolle Reise durch das Reich der
Maya. In eindrücklichen Bildern, die von den Referenten live
kommentiert wurden, stellten sie Fairtrade-Kooperativen vor
und porträtierten das Leben der Produzenten und ihrer Familien in Südmexiko, Guatemala und El Salvador. Untermalt von
Musik und Originaltonaufnahmen erzählten sie eindrucksvoll
von persönlichen Reisen und Begegnungen.
In der Pause schenkte der Weltladen Lübeck fair gehandelte
Säfte und Weine aus und bot Süßwaren zur Verkostung und
zum Kauf an. Etwa 40 Interessierte erlebten so in der Schul-Aula des Johanneums zu Lübeck einen spannenden, anregenden
und sehr informativen Abend. Die Multivisionsshow diente
dabei als niedrigschwelliges Angebot, um den Einstieg in den
Fairen Handel zu erleichtern und ihn in Lübeck noch bekann-
26
Mit einer eindrucksvollen Mulitvisionsshow berichteten
die Journalisten von ihrer Reise durch Mittelamerika
ter zu machen. Lübeck ist gerade im Begriff „Fairtrade-Town“
zu werden und so sprach die Veranstaltung ein sehr heterogenes
Publikum an.
Anne Elbers
Kontakt: [email protected]
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
15 Jahre beninisch-deutsche Zusammenarbeit
„Was soll ich denn den Freunden von EL PUENTE Goslar sagen, wenn ich sie im Oktober treffe?“ fragte Pascal Gbenou die
Bewohner des Dorfes Kakanitchoé im Süden Benins, bevor er
Deutschland besuchte.
„Sag ihnen nicht, dass wir ihnen dankbar sind für die jahrelange
Hilfe zur Entwicklung unseres Dorfes. Sag ihnen, dass sie stolz
darauf sein können, uns als Partner gefunden zu haben und
dass sie uns Kraft und Mut gegeben haben, unsere
Probleme gemeinsam mit ihnen zu lösen.“ Den Ehrentitel „das deutscheste Dorf in Benin“ haben die alten Männer vom „Rat der Weisen“ geprägt und damit
ihren Stolz und ihre Freude über 15 Jahre beninischdeutsche Zusammenarbeit ausgedrückt.
Pascal Gbenou skizzierte auf der Informationsveranstaltung des EL PUENTE-Weltladens in Goslar am
8. Oktober die Ergebnisse einer nachhaltigen Partnerschaft. Nachdem er nach einer landwirtschaftlichen
Ausbildung eine erste Musterfarm aufgebaut hatte
und diese von neidischen Nachbarn zerstört wurde, startete er vor 15 Jahren in Kakanitchoé einen
zweiten Versuch zur Gründung einer Farmschule.
Unverständnis und Probleme waren auch hier seine
ständigen Begleiter. Doch es gelang ihm, die Bewohner des 2.000-Seelen-Dorfes zu begeistern. Das erste
Projekt war, den Weg zum nächsten Ort ganzjährig begehbar
zu machen, dann wurde eine Grundschule errichtet, zunächst
unter einem Schattendach mit 50 Kindern und einem Lehrer.
Es folgte ein Gesundheitsposten, das Brunnenbauprogramm
"Sauberes Wasser für Kakanitchoé", danach die Gründung
einer landwirtschaftlichen Schule und schließlich die Aktion
"keine Familie ohne Latrine".
Für jede Aktion wurde ein Komitee der Dorfbewohner gegründet, es gab viele Probleme, Enttäuschungen und Niederlagen
– aber auch große Erfolge. Pascal Gbenou wird inzwischen mit
dem Ehrentitel "Doyen" respektvoll gegrüßt. Bei seinem Mut,
immer wieder neue Probleme anzugehen, konnte er auf die Hilfe und Unterstützung von Freunden aus Deutschland bauen.
Diese unterstützten die Projekte durch finanzielle Hilfe, scheuten sich aber auch nicht, selbst vor Ort mitzuarbeiten und wurden nach 15 Jahren Kooperation zu Ehrenbürgern des Dorfes
oder Mitgliedern im "Rat der Weisen" ernannt. "Wir helfen
uns selbst und unsere Freunde lassen uns nicht allein", so das
Fazit der Bewohner von Kakanitchoé.
Pascal Gbenou ist natürlich daran interessiert, weitere Verbündete und Mitstreiter für zukünftige Projekte zu gewinnen. Auf
sie warten zwei bescheidene Unterkünfte, afrikanisches Essen,
viel Gastfreundschaft und die Hoffnung auf tatkräftige Mithilfe.
Horst Oldekamp
Kontakt: [email protected]
27
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Bineet Mundu berichtet über
die Lebenssituation der Adivasi in Indien
Der indische Sozialwissenschaftler und Aktivist Bineet Mundu
war in diesem Sommer anlässlich der Veröffentlichung seiner
Studie „Development and Displacement – Who Pays the Price“
zu Gast in Deutschland. Sein Thema ist die Lebenssituation der
Adivasi, der indigenen Bevölkerung Indiens, die heute in ihrer
traditionellen Lebensform zunehmend bedroht ist. Eine Station der Reise war das Indische Haus in Wennigsen am Deister.
Wennigsen – ein kleiner Ort für einen internationalen Gast?
Ja! Bineet Mundu ist weit gereist und nun ist er da. Er referiert
in Jeans und T-Shirt, Laptop und Digitalkamera gehören zu
seiner Grundausstattung. Er ist voll in der Moderne angekommen – und doch schlägt in ihm das Herz eines Adivasi, der sich
Sorgen um die Zukunft seiner Ethnie und ihrer Kultur macht.
Bineet Mundu ist Wissenschaftler und Aktivist in einer Person.
Er wuchs als Sohn einer sehr traditionsbewussten Adivasi-Familie in der Großstadt Delhi auf, ging dort zur Schule und zur
Universität – um danach nach Ranchi, der Hauptstadt Jharkhants zurückzukehren und sich als Sozialforscher der Situation
seiner Volksgruppe intensiv zu widmen. Später erhielt er ein
Stipendium um nach Norwegen zu gehen und arbeitete mit
verschiedenen Nichtregierungsorganisationen in Indien und
Europa zusammen. Er ist also ein „moderner“ Adivasi-Weltbürger. Wenn er spricht, verkörpert er eine tiefe Verbindung
zur indigenen Kultur seiner Familie. Er beherrscht ihre Sprache
– sowie auch „unsere“ internationale Sprache Englisch und ist
in beiden Kulturen zuhause.
Gespannt lauschen die Zuhörer dem Vortrag des Gastes. Die
Adivasi haben traditionell eine sehr enge Beziehung zu dem
Land, auf und von dem sie leben. Daher bedeutet für sie die
Vertreibung, der sie in den letzten Jahrzehnten im Zuge der
zunehmenden Industrialisierung ausgesetzt waren, eine existenzielle Bedrohung. Neben den Rechtsverletzungen, die sie
in Indien erdulden müssen, bedroht die Vertreibung auch den
Erhalt ihrer Kultur, da diese unmittelbar mit dem Herkunftsort verknüpft ist. Es sind die Art der Ernährung, die Früchte
und Tiere des Waldes, der fruchtbare Acker, die traditionellen
Baumaterialien, die Materialien des kreativen Ausdrucks, die
an anderen Orten fehlen und die Fortsetzung der traditionellen
Lebensweisen gefährden.
Bineet Mundu berichtet uns von einem Beispiel. Bereits in den
späten 50er Jahren wurden Adivasi zu Gunsten des Baus des
Rourkela Stahlwerkes vertrieben – diese erste große deutschindische Kollaboration wird noch heute in Industriekreisen als
Meilenstein gefeiert. Doch die vertriebenen Menschen sind
nicht angemessen entschädigt worden – dies belegen Studien
mit Interviews der betroffenen Familien. Indiens Industrialisie-
28
Bineet Mundu mit Schülern in Wennigsen
rung schreitet immer weiter voran und so prallen die Land- und
Menschenrechte der Indigenen direkt auf die staatlichen Entwicklungspläne der Regierung. Konfliktpotential gibt es reichlich – und die Auseinandersetzungen finden auf allen Ebenen
statt, von der Graswurzel bis zum obersten Gerichtshof.
Dieser spannende Einblick in eine ganz andere Lebenswelt hinterließ die Besucher des Vortrags nachdenklich. Doch nicht nur
mit Erwachsenen wollte Bineet Mundu in Deutschland sprechen – mittags besuchten wir die 8. Klasse der Sophie-SchollSchule in Wennigsen. Dort stand uns mit den SchülerInnen
eine Doppelstunde zur Verfügung, um ihnen einen Einblick in
die Lebenssituation der Adivasi und in Bineet Mundus Arbeit
zu geben. Im Anschluss ging es weiter nach Berlin, wo die offizielle Präsentation seiner Studie auf einer Tagung der AdivasiKoordination in Deutschland e.V. auf dem Programm stand.
Zur Vertiefung des Themas eignet sich die Internetseite der
Adivasi-Koordination in Deutschland e.V.: www.adivasi-koordination.de. Dort stehen die aktuelle Studie von Bineet Mundu „Development and Displacement – Who Pays the Price“
und viele weitere Dokumente zum Download zur Verfügung.
Sabine Meyer
Kontakt: [email protected]
Stiftung
für entwicklungspolitische
Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit
Interkulturelles Kochbuch –
ein Integrationsprojekt
Der Internationale Kulturelle Jugendaustausch e.V. startete in
Hannover in diesem Jahr ein besonderes Projekt: die Erarbeitung eines Interkulturellen Kochbuchs.
An fünf Sonntagen im Januar und Februar trafen sich jeweils
drei KochkursleiterInnen aus verschiedenen Ländern in der
KHG und ESG Hannover sowie der Evangelischen und Katholischen Familienbildungsstätte und bereiteten Gerichte aus
ihren Ländern zu. Am letzten Abend im Februar schwang Helga Bruns für EL PUENTE den Kochlöffel und sorgte so dafür,
dass das Land Bolivien mit leckeren Quinoa-Gerichten vertreten war.
An jedem Kochtermin nahmen etwa 20 bis 30 Studierende und
Jugendliche aktiv teil und zum Essen kam jedes Mal noch eine
große Anzahl von Gästen hinzu. Insgesamt nahmen so ca. 200
Personen aus über 20 Ländern an dem gemeinsamen Projekt
teil.
Während des Kochens und bei den gemeinsamen Mahlzeiten
gab es von den Teilnehmenden ständig positive Rückmel-
dungen. Viele Vorurteile gegenüber verschiedenen Ländern
konnten abgebaut werden. Die Jugendlichen lernten nicht
nur die unterschiedlichen Kochkünste voneinander kennen,
sondern knüpften auch neue Kontakte und schlossen Freundschaften.
Um die Arbeit zu dokumentieren, war bei jedem Termin eine
Video- und Fotokamera mit dabei. Parallel wurden die Kochrezepte aufgeschrieben, um sie für das Interkulturelle Kochbuch
zu verwenden. Neben dem Kochbuch konnte so ein begleitender Dokumentarfilm erstellt werden.
Nach einer aktuellen Einschätzung der Finanzmittel für das
Projekt werden die von der EL PUENTE Stiftung zugesagten
Fördergelder in Höhe von 600 € doch nicht benötigt. Dennoch
wird EL PUENTE als Partner im Buch genannt und auch am
Ende des Filmes gezeigt.
Tornike Murtskhvaladze
Kontakt: [email protected]
„Ich lebe gern“ –
Ein Buch über Jürgen Knop
Die EL PUENTE Stiftung gab 2009 gemeinsam mit dem Annastift Hannover ein über 100 Seiten starkes Buch zu Ehren
unseres langjährigen Vereinsmitglieds Jürgen Knop heraus (siehe EL PUENTE informiert 2010 und 2011). Als Mensch mit
einer schweren Behinderung engagierte sich Jürgen Knop in
den 1970er Jahren entwicklungspolitisch als Sprecher der Aktion Dritte Welt Handel. Bekannt wurde er als Schriftsteller, der
authentisch das Leben als schwerbehinderter Mensch beschrieb.
Das Werk mit dem Titel „Ich lebe gern“ enthält mehr als 50
Andachten, Kurzgeschichten und Rückblicke sowie ein Geleitwort der ehemaligen Landesbischöfin Margot Käßmann.
Allen EL PUENTE Kunden wird bei einer Bestellung pro Band
nur der Sonderpreis von 4,– € in Rechnung gestellt, damit die
Weltläden ihre Kosten beim empfohlenen Verkaufspreis von
6,- € decken können. Bei der Bestellung ist unbedingt anzugeben: WELTLADEN. Hinzu kommt eine einmalige Versandkostenpauschale in Höhe von 5,– €. Die Mindestabnahme beträgt fünf Exemplare.
Bestellungen sind zu richten an:
Annastift e.V.,
DienstLeistungsCenter im BBW
Annastift,
Expo Plaza 11,
30539 Hannover
Tel. 0511-8669-716
oder -717
Fax 0511-8669-718
Mail [email protected].
Richard Bruns
Kontakt: [email protected]
29
Jürgen Trittin bei EL PUENTE
Jürgen Trittin besucht
EL PUENTE in Nordstemmen
Am 13. August besuchte Jürgen Trittin,
Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 /
DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag, die EL PUENTE Fairhandelszentrale. Nach einer Führung durch das Weltlager fand ein reger Erfahrungsaustausch
statt. Richard Bruns als Initiator von EL
PUENTE betonte, dass er über sein entwicklungspolitisches Engagement 1979
zur Grünen Liste Umweltschutz (GLU),
die 1977 hier in Nordstemmen als erste
grüne Partei in Deutschland gegründet
worden ist, gestoßen sei. So sei er dann
auch einer der 1.023 Gründungsmitglieder der Partei DIE GRÜNEN in
Karlsruhe im Januar 1980 geworden.
Jürgen Trittin erklärte, dass sich die
GRÜNEN bei einer zukünftig geführten
rot-grünen Bundesregierung für mehr
Partnerschaft in der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen würden, indem eine
breitere Unterstützung der Basis vor Ort
statt der von Minister Niebel propagierten knallharten deutschen Wirtschaftspolitik in den Fokus gestellt werden
müsse.
Von Seiten der grünen Gemeinderatsmitglieder aus Nordstemmen wurde die
EL PUENTE Welthandelsorganisation
als wichtiger Arbeitgeber vor Ort, vor
allem in der Ausbildung junger Menschen, sowie als ein verlässlicher Steuerzahler gewürdigt.
Der Besuch der GRÜNEN wies auch für
EL PUENTE einen positiven Effekt auf,
denn der EL PUENTE e.V. konnte sich
über vier Neuzugänge freuen.
Richard Bruns
Studienbegleitprogramm
zum 3. Mal bei EL PUENTE
Bereits in den beiden vergangenen Jahren
besuchten ausländische Studierende auf
Einladung des Studienbegleitprogramms
STUBE der Evangelischen Kirche die
Zentrale von EL PUENTE. So fanden
auch in diesem Jahr rund 20 Besucher,
darunter eine junge Mutter mit ihrem
Baby, den Weg nach Nordstemmen, um
sich über den partnerschaftlichen Welthandel zu informieren.
Richard Bruns informierte über 40 Jahre
partnerschaftliche Handelsbeziehungen
mit ProduzentInnen in Afrika, Asien
und Lateinamerika. Kaffee, Schokolade, Kunsthandwerk, Textilien und vieles
mehr werden direkt importiert. EL PUENTE unterstützt und fördert Kleinbetriebe und Genossenschaften durch
Import und Vertrieb ihrer Produkte in
der Bundesrepublik Deutschland. Die
direkte Zusammenarbeit mit Projekten
30
in diesen Kontinenten eröffnet den
Partnern Chancen, sich auf dem internationalen Markt zu gerechteren Bedingungen zu behaupten und dadurch bessere Lebensperspektiven zu erreichen.
Zum Themenbereich Soziale Gerechtigkeit sollte diese Exkursion auf anschauliche Art die Funktionsweise und Realisierung von Fairem Handel vermitteln.
Dazu gehörten eine Führung durch die
Lagerhallen, eine inhaltliche Einführung
in das Thema Fairer Handel, Diskussionen und schließlich Einkaufsmöglichkeiten vor Ort.
Die TeilnehmerInnen waren sehr interessiert und stellten viele Rückfragen. Ein
Teilnehmer nahm diese Exkursion zum
Anlass, um den Referenten für eine Veranstaltung in Braunschweig mit Rückkehrern des Programms weltwärts zu
verpflichten. Besonders angetan waren
Die ausländischen Studierenden
besuchten die EL PUENTE Zentrale
die Studierenden von dem Mittagessen,
das Helga Bruns aus Quinoa, dem Wunderkorn der Inka, hergestellt hatte. Es
mundete allen köstlich.
Kontakt: [email protected]
www.stube.ked-niedersachsen.de
Weltwärts-Rückkehrer
Weltwärts-Rückkehrer
treffen auf EL PUENTE-Gründer
Es war nicht nur ein Treffen zweier Generationen, sondern ein Treffen von
Menschen, denen die Verbesserung der
Situation von Personen in benachteiligten Strukturen am Herzen liegt.
Der „weltwärts Stammtisch“ aus Braunschweig traf sich an einem Samstag im
Juni mit Richard Bruns, der sich seit
vierzig Jahren für den Fairen Handel
einsetzt. Im Gepäck hatte der Gast nicht
nur viele Flyer, eine Quinoa-Pflanze und
leckeres Essen, sondern auch ein Leben
voller Erfahrungen um und mit Fairtrade.
Unser Stammtisch besteht aus jungen
Studenten, die einen 3- bis 12-monatigen
Freiwilligendienst in Entwicklungsländern verbracht haben. Die Zeit im Ausland hat uns stark geprägt und motiviert
uns nun, uns weiterhin entwicklungspolitisch zu engagieren. Die Geschichte
von Richard Bruns ist unglaublich reich
an Erfahrung. Wir klebten stundenlang
förmlich an seinen Lippen, während er
uns von der Entstehung und Entwicklung EL PUENTEs erzählte.
Was könnte für uns faszinierender sein,
als motivierte Jugendliche, die heute
herrschende Weltstrukturen ändern wollen? Was waren die Jugendlichen, die EL
PUENTE damals ins Leben riefen, anderes als wir heute? Es freut uns umso
mehr, dass durch ihren Einsatz tatsächlich eine Alternative geschaffen wurde.
Richard Bruns stellte uns anschaulich
dar, wie durch Vernetzung und Engagement mit einer guten Idee viel bewegt
werden kann. Gemessen am Marktvolumen mag Fairtrade noch nicht so groß
sein. Aber die Bedeutung von Fairtrade
wächst und fair gehandelte Produkte
werden immer mehr nachgefragt. Nun
liegt es an uns, etwas dazu beizutragen.
In der ESG der TU Braunschweig befin-
Der weltwärts-Stammtisch in Braunschweig
det sich schon seit längerem ein kleiner
Weltladen, den wir vermehrt in die Mensa bringen wollen. Zudem wollen wir
in Braunschweig eine konsumkritische
Stadtführung etablieren, um die Menschen zu sensibillisieren.
Wir bedanken uns für die Motivation
und die eindrücklichen Einblicke!
Johanna Blöcher
Kontakt:
[email protected]
30 Jahre EL PUENTE Weltladen Goslar
Zu einer gemütlichen Geburtstagsfeier
bei Kaffee und Torte hatte die ehemalige Vorsitzende Veronika Filke alle Mitglieder des Vereins und der Ladengruppe
in die Seniorenresidenz Schwiecheldthaus geladen und es waren mehr als
zwanzig Personen erschienen. Alle stellten sich vor und erzählten ein wenig aus
ihrem Privatleben, denn vor kurzem hatte die Ladengruppe fünf neue Mitglieder
bekommen. Auf ganze dreißig Jahre Mitgliedschaft konnte nur Horst Oldekamp
zurückblicken.
Robert Seltmann hatte vor drei Jahrzehnten den Verein und gleichzeitig
einen „Dritte-Welt-Laden“ gegründet
und ein Jahrzehnt lang geleitet. In für
den Verein und Laden wirtschaftlich
kritischen Zeiten hatte es Peter Dörr
im zweiten Jahrzehnt geschafft, mit sei-
ner Fachkenntnis, Akribie und Geduld
den Laden aus der Verlustzone herauszuholen. Mit seiner Hilfe erfolgte die Umfirmierung in den "Eine-Welt-Laden"
und der Verein konnte sogar über die
Verwendung der erzielten Verkaufsüberschüsse befinden. Letztere wurden vor
allem aus Verkaufsständen bei Adventsund Weihnachtsveranstaltungen sowie
der Weltgebetstagsteilnahme erzielt.
Dass der Eine-Welt-Laden heute immer
noch besteht, ist auch den „Veteraninnen“,
die seit einem Vierteljahrhundert unermüdlich die Ladenöffnungszeiten
garantieren sowie der „Finanzchefin“
Edda Wallat zu verdanken. Veronika
Filke hat die Abteilung „Schmuck und
Kunsthandwerk“ zu unerhofft hohen
Umsatzsteigerungen geführt. Sie hat sich
jedoch aus der Vereinsarbeit verabschie-
det und Erika Oldekamp ist als Interimsvorsitzende eingesprungen. Sie setzte ihre
Energie und Phantasie dafür ein, die „30
Jahre Vereins- und Ladengeschichte EL
PUENTE Goslar“ am 24. September mit
einem gelungenen „Tag der Offenen Tür“
zu bereichern. Die Besucherzahlen bewegten sich ebenso wie die erzielten Verkaufserlöse im dreistelligen Bereich.
Doch auf den Lorbeeren ausruhen kann
sich so recht niemand. Während der Adventszeit müssen die verlängerten Ladenöffnungszeiten abgedeckt werden und
für die etwas ins Hintertreffen geratene
Bildungs- und Informationsarbeit bieten
sich die Herbst- und Wintermonate geradezu an, so dass auch weiterhin viel zu
tun ist.
Horst Oldekamp
Kontakt: [email protected]
31
EL PUENTE e. V.
Mitgliederversammlung des
EL PUENTE Vereins am 1. April 2011
Mitgliederzahl:
91 Mitglieder gehörten dem Verein
EL PUENTE am Jahresende 2010 an.
4 Eintritten im Jahr 2010 standen 2
Streichungen wegen Nichtbezahlung gegenüber.
Gewinn- und Verlustrechnung:
Mitgliedsbeiträge:
2.884 €
Spenden: 672 €
Zinsen:
1.177 €
Gesamterträge:
4.733 €
Diverse Kosten:
Erdbebenhilfe Chile: Gesamtaufwendungen: Jahresüberschuss:
12 €
Bilanz:
Rücklagen: 6.179 €
Anteil EL PUENTE GmbH:120.000 €
Entwicklungsfond:
270.346 €
Gesamtbilanz: 396.525 €
Spenden:
Comparte, Chile: EMA, Kalkutta: 11.748 €
400 €
12.148 €
1.873 €
2.848 €
4.721 €
Bericht aus dem Verein und
der Weltladengruppe 2011
Von den Aktivitäten des EL PUENTE
e.V. und der Weltladengruppe im Jahr
2011 sollen acht näher beschrieben werden:
Februar:
Weltgebetstag Chile
Februar:
Film. Heut schon fair gekauft?
März:
Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung
April:
Besuch Weltladen Lübeck und Umstrukturierung im Weltladen
32
Mai:
Bolivianische Musikgruppe im Kreuzgang
September:
Besuch des Weltladen Detmold
September:
15 Jahre WALIKI
Oktober:
Light-Night-Shopping in der Roten
Meile
EL PUENTE e. V.
Vorträge zum Weltgebetstag Chile
Mit großer Freude habe ich im Februar
2011 anlässlich der Weltgebetstagaktion
Chile Vorträge über mein Heimatland
Chile gehalten, begleitet mit Bildern,
Musik, Gesang und kulinarischen Spezialitäten des Landes.
Der erste Vortrag fand am 7. Februar in
der katholischen St. Martinus Kirchengemeinde in Himmelsthür statt. Er war
sehr gut besucht: 80 Frauen kamen zum
Frühstück, auch von der evangelischen
St. Paulus Gemeinde. Ich wurde sehr
herzlich aufgenommen. Die Frauen waren sehr interessiert an Land, Leuten und
den Gebräuchen. Mit Bildern und
Gesang endete die Begegnung.
Beim zweiten Vortrag am 9. Februar in der evangelischen St.
Matthäus Gemeinde folgten ca.
20 Frauen dieser Einladung. Sie
waren sehr neugierig auf die sozialen Themen des Landes und auf
das Kunsthandwerk.
Der dritte Vortrag am 4. März in
der katholischen St. Godehard Das EL PUENTE Produktsortiment zum
Basilika begann in der Kirche mit Weltgebetstag in Chile
einem chilenischen Lied, das ich
in Begleitung meines Mannes gesungen mein „Zuhause“ empfinden – und von
habe: "Gracias a la vida - Ich danke dem diesem „Zuhause“ aus kann ich mit viel
Leben" von Violeta Parra. Danach gab es Freude über meine „Heimat“ Chile erdas gemeinsame Abendessen im Pfarr- zählen.
haus mit Informationen übers Land und
Rosita Jung-Concha,
noch mehr Gesang. Es gab viele fleißige
1. Vorsitzende EL PUENTE e.V.
Hände, die alles so schön für fast 90
Frauen vorbereitet haben, es war toll.
Kontakt: [email protected]
Für mich war es eine großartige Chance
über meine Heimat berichten zu können. Möglich wurde mir dies durch den
Verein EL PUENTE, dem ich seit 1973
angehöre. So kann ich Deutschland als
Bolivianische Musikgruppe im Kreuzgang
der Kreuzkirche
Die Innenstadtgemeinde Heilig Kreuz
hatte am 27. Mai eine bolivianische Musikgruppe zu Gast.
Im abgeschiedenen Kreuzgang der
Kreuzkirche begeisterten die bolivianischen Gäste mit den mitreißenden
Rhythmen ihrer lateinamerikanischen
Musik die Besucher, die beschwingt mitklatschten oder mittanzten.
Der EL PUENTE e.V. hatte die Bewirtung übernommen. Besonders begehrt
waren die herzhaften Fingerfoodartikel
aus Quinoa, dem Wunderkorn der Inka,
die mit den Dipps von EL PUENTE gewürzt werden konnten.
Melli König füttert den jungen
Mann mit Quinoa-Bällchen
Die bolivianische Musikgruppe spielt
im Kreuzgang
33
EL PUENTE e. V.
Filmprojekt: „Heute schon fair gehandelt?“
„EL PUENTE“, das war für mich bis
zum Februar 2011 nur der Name eines
kleinen Ladens in der Osterstraße. Als
Stadtmuffel machte ich meine Einkäufe
einmal die Woche beim Discounter und
war zufrieden damit. Doch die Fairtrade-Schokolade, die ich regelmäßig von
unseren Einkäufen mitbrachte, ließ
mich häufig nachdenken. Wäre es nicht
sinnvoll, mehr Menschen mit der Idee
des Fairen Handels bekannt zu machen?
Man müsste einen Film drehen!
Ein Anruf bei meiner Tochter Marie
Ortsiefer, die selbst gern Filme erstellt,
gab den Anstoß: „Es gibt einen Filmwettbewerb zum Thema Fairer Handel!“
erzählte sie mir und wir wurden uns
schnell einig, auch mitzumachen.
Deutschlandweit hatte das Forum
Fairer Handel zu dem online-basierten
Filmcontest REC A FAIR aufgerufen.
Gesucht wurden Video-Clips, die auf
unterhaltsame und pointierte Art über
Ungerechtigkeiten im Weltmarkt aufklären und die alternative Idee des Fairen
Handels auf Videoplattformen im Internet verbreiten. Unter allen Einsendungen
wurden die fünf besten Kurzfilme von einer Fachjury ausgezeichnet.
Die darauffolgenden Wochen der Vorbereitung waren anstrengend und interessant. Von der Idee, in einem Supermarkt
zu drehen, brachte meine Tochter mich
ab. Wenn schon fairer Handel, dann richtig! Also kamen wir auf EL PUENTE,
das deutsche Urgestein im fairen Handel, seit über 40 Jahren mit dabei. Die
Ladengruppe um Richard Bruns fand die
Idee gut und wir brauchten für den Dreh
nur ein paar Glühbirnen auswechseln,
der Laden mit seiner bunten Vielfalt war
schon die ideale Kulisse.
Wir luden Freunde und Verwandte ein,
in dem Film mitzuwirken und hatten
tatsächlich am Drehtag gut 30 Menschen
vor Ort, die mitmachten. Eine kurze
Spielszene wurde vorab gedreht und
dann eine Menschenkette in dem Bereich vor dem Weltladen in Gang gesetzt.
Alle hatten viel Spaß dabei, die Passanten
wurden neugierig und der Laden voll, als
wir schließlich alle dort gelandet waren.
Viele waren zum ersten Mal im Weltladen, fanden die Idee des Fairen Handels
wunderbar und kauften gleich ein. Bei
einem anschließenden Vortrag im Gemeindehaus unserer Kirchengemeinde
konnte Richard Bruns das Thema ver-
tiefen und viele interessante Fakten zu
EL PUENTE und dem Fairen Handel
vermitteln.
Der Film war im Kasten, wir hatten
alle etwas gelernt und auch Spaß dabei
gehabt. Die meiste Arbeit hatte dann
meine Tochter mit dem Schneiden und
Vertonen des Filmes, denn nicht alle
Aufnahmegeräte hatten auch verwendbares Material geliefert.
Doch das Ergebnis der Mühen kann sich
sehen lassen. Beim Videoportal YouTube bekam unser Film von allen Einsendungen zu dem Wettbewerb anfangs die
meisten „Daumen hoch“. Dass wir dann
nicht unter den Preisträgern waren, war
aber nur fair, denn die fünf prämierten
Kurzfilme sind tatsächlich alle sehr originell und sicher eine gute Werbung für
den fairen Handel.
Unser Video findet man auf YouTube
unter seinem Titel „Heut schon fair
gehandelt?“, und alle anderen Videos
auf dem YouTube-Kanal „recafair“.
Unser Fazit der gesamten Aktion ist
heute: Der Faire Handel verdient unsere
Unterstützung und kann durch kreative
Ideen und Aktionen neue Freunde hinzugewinnen. Die Mühe lohnt sich. Wer
selbst auch einmal einen Film zu dem
Thema drehen möchte, kann uns gerne
nach unseren Erfahrungen fragen, per
Mail unter [email protected].
Axel Renneke
Schmeckt - Diese Filmmutter muss vom fairen
Handel erst überzeugt werden
34
EL PUENTE e. V.
Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung
Unter dem Motto „Gemeinsam gegen
Genitalverstümmelung“ hat die Projektgruppe „Frauenrechte sind Menschenrechte“ elf Tage lang, vom 22. März bis
zum 2. April, in der Citykirche St. Jakobi
mit einer bekannten Wanderausstellung
von Terre des Femmes auf ein brisantes
Thema aufmerksam gemacht. Die Ausstellung unter dem Titel „Sie versprachen mir ein herrliches Fest. Über den
ungeheueren Schmerz hat mir niemand
etwas gesagt“ mit dazu passenden Informationsveranstaltungen und einem Kulturprogramm machte darauf aufmerksam, dass das Problem nicht nur Afrika
betrifft. Denn alle 10 Sekunden wird ein
hilfloses Mädchen gewaltsam und meist
unter miserablen hygienischen Bedingungen genital verstümmelt. Und Monat für Monat stirbt jede Vierte davon an
den Folgen des schweren Eingriffs, etwa
so viele, wie die Stadt Hildesheim Einwohner besitzt. 150 Millionen Frauen
sind beschnitten, das ist weltweit jede
20ste Frau. Durch zunehmende Migration wird auch Deutschland immer
mehr mit diesem Thema konfrontiert
werden, denn bereits heute finden auch
in Deutschland Verstümmelungen statt.
Die vier Initiatorinnen der Projektgruppe waren über das Buch „Wüstenblume“
von Waris Dirie auf das Thema gestoßen
und hatten sich seitdem intensiv damit
beschäftigt: Waris Dirie, ein Nomadenkind aus Somalia wurde als kleines
Mädchen grausam beschnitten. Über
verschiedene Stationen gelangte sie als
junge Frau nach London, wo sie als Model entdeckt wurde und ihre Bekanntheit
zur weltweiten Information über Genitalverstümmelung nutzt.
Als Höhepunkt der Veranstaltungsreihe
muss der Eröffnungsvortrag von Fadumo
Korn genannt werden. Als selbst Betroffene, Buchautorin, Dolmetscherin und
Aktivistin, las die Somalierin bei der Eröffnungsveranstaltung in der voll besetzten Kirche aus ihren Büchern, berichtete
sehr eindrucksvoll und anrührend und
stand für Fragen zur Verfügung.
Der Gynäkologe Dr. med. Christoph
Zerm aus Herdecke hielt einen Vortrag
mit medizinischem Schwerpunkt. Er
fährt regelmäßig nach Eritrea, engagiert
sich dort politisch und medizinisch
im Rahmen eines Hilfsprojektes gegen
Genitalverstümmelung – mit großem
Die Ausstellung klärte die Besucher umfassend über das Thema auf
Erfolg. Zu Beginn seiner Tätigkeit war
noch fast jede Frau betroffen, inzwischen
hofft er, das Ende dieser Praktik in Eritrea noch erleben zu können.
Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag
von Christian Schnapauff, Vorstandsmitglied vom Netzwerk Rafael, das sich
in Tansania engagiert. Er konnte sehr
anschaulich anhand eigener Fotos und
Kurzvideos über das Projekt und seine
Erfolge berichten. Neben der Abendveranstaltung referierte Christian Schnapauff auch an zwei Vormittagen vor Schulklassen.
Georg Poddig vom Bistum Hildesheim
berichtete von dem Missio-Projekt in Kenia, wo die Ordensschwester Ephigenie
sehr erfolgreich arbeitet. In Kenia wird
versucht, den GenitalverstümmelungsRitus durch einen anderen, christlichen
Initiations-Ritus zu ersetzen.
Die in Hildesheim lebende, geboreneÄgypterin Abeer Will, Inhaberin einer
Bauchtanzschule, berichtete wie sie selbst
nur knapp der Beschneidung entgangen
ist.
Blick von der Empore auf den
EL PUENTE-Stand
35
EL PUENTE e. V.
typische Speisen und Getränke vorgestellt und angeboten, die von einem
Koch aus Nigeria zubereitet worden
waren. An diesem Tag präsentierten
auch Mitglieder von EL PUENTE afrikanische Spezialitäten und boten fair
gehandelte Produkte ihrer afrikanischen
Partner zum Verkauf an.
Die EL PUENTE GmbH hatte während
der Ausstellung eine Reihe von größeren
afrikanischen Kunsthandwerksartikeln
als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Fadumo Korn liest aus ihrem Werk
„Geboren im großen Regen“
Außerdem wurden die thematisch passenden Filme „Wüstenblume“ von Waris
Dirie und „Maimouna“, der ein erfolgreiches Projekt in Burkina Faso vorstellt,
gezeigt.
Am Mitmachtag ließen ein afrikanischer
Basar, Dekorationen, Trommelgruppen,
Gospelchor und Tanzgruppen den Zauber Afrikas aufkommen. Nach afrikanischer Tradition wurden verschiedene
Die Veranstaltungen waren gut, bzw.
durchschnittlich besucht (30 – 200 Besucher).
Täglich kamen angemeldete Klassen in
die Ausstellung. Den einführenden Vortrag nahmen die Schüler sehr interessiert
auf, es kam fast immer zu lebendigen
Gesprächen und aktiver Auseinandersetzung. Eine Schule präsentierte von den
Schülern und ihren Lehrkräften selbst
einstudierte Theaterstücke zu dem The-
ma. Es konnten weit über 400 Schülerbesuche verzeichnet werden. Insgesamt
informierten sich über 1.700 Besucher
umfassend in der City Kirche. Für die
Projekte von Terre des Femmes nach
Burkina Faso („Bangr Nooma“) und
Sierra Leone („AIM“) konnten ein beträchtlicher Spendenbeitrag überwiesen
werden.
Agnes Engelke
Kontakt: [email protected]
Infos zu den Förderprojekten:
www.frauenrecht.de/projektefgm
Der Link für den Bistum-Film:
http://www.bistum-hildesheim.de/
bho/dcms/sites/bistum/div/infoboxen_startseite/genitalverstuemmelung/video.html
Veränderungen im EL PUENTE
Weltladen Osterstraße
Rund 20 Jahre lang hat Inge Röpke den
EL PUENTE Weltladen in Hildesheim
mit ihrer langjährigen Erfahrung geleitet
und für die reibungslosen Abläufe bei
der Besetzung des Ladendienstes und der
rechtzeitigen Bestellung der Fairhandelsprodukte gesorgt. Aus Altersgründen hat
sie dieses Amt zum 30. Juni abgegeben.
Da gleichzeitig mit Inge Plaumann eine
weitere engagierte Mitarbeiterin ausgeschieden ist, mussten neue Mitarbeiterinnen in den Ladendienst eingearbeitet
werden. Dabei wurde eine Umstrukturierung vorgenommen, indem die
verschiedenen Aufgaben (Abrechnung,
Warenbestellung, Einsortieren) zukünftig auf mehrere Ladenmitarbeiterinnen
verteilt werden.
Um über den Tellerrand des eigenen
Weltladens hinauszublicken, besuchten
am 30. April acht MitarbeiterInnen den
Weltladen in Lübeck. Dieser Weltladen
hat vor einigen Jahren seinen Standort
gewechselt und ist näher zur Innenstadt
gerückt. Dies hat sich auf die Motivation
der MiarbeiterInnen und auf den Warenumsatz positiv ausgewirkt. Mit vielen
neuen Anregungen traten die Hildesheimer ihre Heimreise an.
Es ist weiterhin geplant, eine Aktionsgruppe aufzubauen, die über den Weltladen hinaus mit neuen Ehrenamtlichen
den Gedanken des Fairen Handels in der
Öffentlichkeit verbreitet.
Richard Bruns
Das Ladenteam verabschiedet sich
von beiden Inges mit einem Gruppenbild
Rosita Jung-Concha und Richard
Bruns überreichen Inge Röpke einen
Präsentkorb mit fair gehandelten
Produkten
Kontakt: [email protected]
36
EL PUENTE e. V.
Weltladenteam aus Detmold besucht
EL PUENTE Weltladen
Die Mitglieder des Weltladens Detmold
haben am 21. September im Anschluss
an eine Stadtführung dem EL PUENTE
Weltladen einen Besuch abgestattet.
Fast 20 Personen bevölkerten den Laden und stärkten sich an fair gehandelten Produkten. Sie schauten sich um,
informierten sich und tauschten mit
den Ehrenamtlichen von EL PUENTE
Erfahrungen aus. Dieser einstündige
Austausch war bei einer entspannten Atmosphäre für beide Weltladenteams ein
Gewinn.
Richard Bruns
Leckere Quinoa-Torten versüßten
den Tag
Gespräch vor dem Weltladen mit den
Gästen aus Detmold
15 Jahre WALIKI Fachgeschäft in Hildesheim
Im Jahr 1992 wurde in La Paz, Bolivien
das Sozialunternehmen WALIKI gegründet. Aus den Kontakten im Rahmen der
Partnerschaft der katholischen Kirche des
Bistums Hildesheim mit der Kirche Boliviens, etablierte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen WALIKI Bolivien
und der katholischen Pfarrgemeinde St.
Mauritius in Hildesheim.
Aufgabe dieser Partnerschaft ist der Vertrieb der Produkte WALIKIS durch
die Mitglieder der Pfarrgemeinde in
Hildesheim. Hierfür wurde die WALIKI
GmbH (Deutschland) gegründet, die als
Importeur und Großhändler die Strickwaren von WALIKI Bolivien vertreibt.
Im Jahr 1996 eröffnete das Unternehmen
in der Kramerstraße in Hildesheim ein
Ladengeschäft.
Das Produktsortiment besteht ausschließlich aus Strickwaren aus Alpakaund Lamahaar, die von WALIKI Bolivien
hergestellt werden, sowie textilem Kunsthandwerk aus der Andenregion. WALIKI
versteht sich als Sozialunternehmen für
exklusive Alpakamode.
WALIKI Bolivien hält 70% der Anteile,
die übrigen 30% halten zwei Vertreter der Pfarrgemeinde St. Mauritius in
Hildesheim. WALIKI (Deutschland) ist
somit eine Handelsorganisation neuen
Typs, denn eine im Mehrheitsbesitz der
ProduzentInnen befindliche Verkaufsorganisation ist wohl einmalig in der Fair
Handelsbewegung.
Heute besteht WALIKI aus ca. 500 Mitarbeitern, die in 75 Werkstätten an der
jeweils aktuellen WALIKI-Kollektion
stricken und weben. WALIKI ist übrigens
ein Wort aus der Sprache der Ureinwohner, der Aymara, und bedeutet „Das Gute
im Menschen".
Anlässlich des 15. Ladengeburtstages waren die Wegbegleiter von WALIKI eingeladen. Als Vertreter von EL PUENTE
nahmen die Vereinsvorsitzende Rosita
Jung-Concha und der Aufsichtsratsvor-
sitzende Richard Bruns an der Feierstunde teil. In seiner Grußbotschaft erinnerte Richard Bruns daran, dass die EL
PUENTE GmbH in den Anfangsjahren
WALIKI logistisch unterstützt habe, indem sie die Einfuhr der Strickwaren nach
Deutschland für WALIKI abgewickelt
habe. Deshalb freue es ihn besonders,
dass WALIKI so schnell eigenständig geworden sei und mit seinen hochwertigen
Artikeln in Deutschland eine Marktlücke
im Fairen Handel bediene.
Richard Bruns
Kontakt: 05121 / 131714
[email protected]
37
EL PUENTE e. V.
Weltladen EL PUENTE
beim Light-Night-Shopping
Das dritte Hildesheimer Light-NightShopping im Oktober 2011 war ein großer Erfolg, was sicher auch dem mildem
Wetter zu verdanken war. Der Weltladen
EL PUENTE hielt in seinem Quartier
Osterstraße eine besondere Attraktion
bereit: Holger Jung, Ehemann der Vereinsvorsitzenden Rosita Jung-Concha,
heizte mit seiner Schülerband die Stimmung an. Angelockt von den Blues- und
Soulrhythmen bildeten sich große Trauben von Passanten vor dem Weltladen.
Als dann noch seine Frau Rosita das berühmte chilenische Lied von Violeta Parra „Gracias a la vida“ – „Ich danke dem
Leben“ sang, war die Stimmung perfekt.
Schon vorher hatte der Chor von Radio
Antonia mit deutschen Volksliedern für
regen Zuspruch gesorgt. Die EL PU-
ENTE Mitarbeiterinnen hatten wieder
einen roten Teppich ausgerollt und so
strömten die Besucher zahlreich in den
Weltladen, um sich bei einem Gläschen
chilenischen Wein über die fair gehandelten Produkte zu informieren.
Abends feierten dann noch acht Mitglieder des Weltladens Wetzlar, die sich
tagsüber in der EL PUENTE Zentrale in
Nordstemmen über den partnerschaftlichen Handel informiert hatten, mit.
Auch dieses Event war eine gelungene
Werbung für den fairen Handel. Der
Weltladen EL PUENTE wird sich auch
am nächsten Light-Night-Shopping beteiligen.
Rosita Jung-Concha
Gucklöcher regen die Neugierde an
Reger Andrang vor dem Weltladen
Kontakt: [email protected]
Weltladen EL PUENTE Hildesheim
jetzt auch bei facebook
Unser Weltladen ist nun auch im Internet präsent. Wenngleich unsere Kunden
den Laden natürlich am liebsten persönlich besuchen, erhoffen wir uns von
unserer neuen facebook-Seite auch Aufmerksamkeit durch neue Interessierte.
Gibt man bei facebook die Stichworte
„EL PUENTE“, „Weltladen“ oder
„Hildesheim“ ein, so erscheint nun auch
unser Laden unter den Suchergebnissen.
Der Name der Seite wurde deshalb bewusst lang gewählt: „Weltladen EL PUENTE Hildesheim“.
Der Weltladen hat bei facebook bisher
52 Freunde, doch es dürfen gerne mehr
werden. Besonders freuen würden wir
uns, wenn jeder, dem die Seite gefällt,
sie auch unter seinen anderen facebookFreunden bekannt macht. Nur durch
eine weite Bekanntheit unseres Ladens
38
können wir auch über das Internet neue
Freunde und Kunden gewinnen.
Bedenken, dass die Administratoren alle
Infos ihrer Freunde einsehen können,
sind unnötig, denn die Seite wird bei facebook nicht zu den „Freunden“ gezählt,
sondern gibt einfach die eigenen Informationen durch die Statusmeldungen
an ihre Fans weiter, ohne selbst bei den
anderen mitlesen zu können.
So bleibt jeder, dem der Weltladen gefällt, auf dem Laufenden, wenn es etwas
Neues zu berichten gibt, weiß bei Sonderaktionen und Veranstaltungen rechtzeitig Bescheid und kann auch seinen
Kommentar dazu beitragen.
In den Fotoalben kann man etwas über
die Partnerorganisationen von EL PUENTE in aller Welt lernen und auch die
Produktfotos einmal in Ruhe zu Hause
anschauen. Dazu ist unsere Seite auch
noch mit vielen anderen interessanten
facebook-Seiten verbunden, die mit dem
fairen Handel zu tun haben. Es gibt für
jeden etwas Neues zu lernen.
Die Weltladen MitarbeiterInnen freuen
sich also auch über jeden virtuellen Besuch, was man an ihrem freundlichen Lächeln über der Seite unschwer erkennen
kann. Bis bald bei facebook?
Axel Renneke
Kontakt: [email protected]
Vortrag Richard Bruns
Rhein-Zeitung, Kreis Altenkirchen vom 16.05.2011
Einladung zu den EL PUENTE Erlebnistagen
Weltläden, Kirchengemeinden, Aktionsgruppen und Schülerfirmen sind herzlich zu
den EL PUENTE-Erlebnistagen eingeladen. Das Angebot umfasst:
Die Erlebnistage können 1 – 2 Übernachtungen umfassen.
• Information über den partnerschaftlichen Welthandel
• Besuch der EL PUENTE-Zentrale mit Lagerführung
• Kennenlernen der Betriebsabläufe bei EL PUENTE
• Gelegenheit zum Einkauf der Fairhandelsartikel vor Ort
• Übernachtung bei Familie Bruns in Privatquartieren
• Gespräche am Kamin abends und beim Frühstück
• Auf Wunsch Kochen mit Quinoa, dem Wunderkorn der Inka
• Stadtführung durch Hildesheim/Weltkulturerbe der UNESCO
Rückfragen und Anmeldungen bitte
direkt bei:
Helga und Richard Bruns
Tel. 05121/264032
Mail: [email protected]
39
Erlebnistage bei EL PUENTE
Jubiläumsreise zu EL PUENTE anlässlich
30 Jahre Weltladenarbeit in Wermelskirchen
Unser Festjahr haben wir mit Aktionen
in Wermelskirchen rund um das Thema
„Fairer Handel“ gestaltet. Zur Einstimmung hatten wir uns aber etwas Besonderes überlegt. Als Gruppe von rund
20 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
machten wir uns an einem Wochenende
im Frühjahr nach Hildesheim auf. EL
PUENTE ist der zweitgrößte Lieferant
der vielen wunderschönen Waren, die
wir in unserem Ladenlokal verkaufen.
Da bot es sich an, die Offerte von Helga und Richard Bruns anzunehmen, EL
PUENTE vor Ort kennen zu lernen,
sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen und mal alle Fragen loszuwerden, die
man so hat.
Gutgelaunt kamen wir am Samstagmittag in Nordstemmen an, warfen einen
ganz kurzen Blick auf die imposanten
Lagerhallen – und fuhren erstmal zur
zum nahegelegenen Schloss Marienburg, um dort im stimmungsvollen Restaurant, einem umgebauten Pferdestall,
ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen. Begleitet wurden wir von Richard
Bruns und der Auszubildenden Marina
Matthiesen von EL PUENTE. Erste
Fragen zum Hintergrund, ihrer Arbeit
bei EL PUENTE und zu alltäglichen
Abläufen wurden angesprochen und diskutiert. Hier beeindruckte uns besonders
das Konzept der Ausbildung, welches EL
Als Nachtisch gibt es Pralines und
Kuchen
40
PUENTE anbietet.
Der Nachmittag war bis oben hin gefüllt mit Informationen: Richard Bruns
schaffte es, sein umfangreiches Hintergrundwissen über fairen Handel, die
„Geburt“, die Entwicklung und die
heutigen Strukturen von EL PUENTE
in überaus engagierter Art und Weise zu
vermitteln. Geradezu ansteckend war
seine Begeisterung und seine Leidenschaft für den fairen Handel. Ich habe
selten jemand erlebt, der so mitreißend
und überzeugend sein Anliegen vertritt!
Beeindruckend wurde der Aufbau von
EL PUENTE dargestellt, das sich inzwischen vielschichtig entwickelt hat mit
Verein, Weltladen, der großen Handelsorganisation und der 2001 gebildeten
Stiftung. Wichtig ist es und war es immer
schon, neben dem Warenhandel auch
entwicklungspolitische Bildungs- und
Informationsarbeit zu betreiben.
Fast wie von selbst füllten sich anschließend unsere Einkaufswagen, so eine
Gelegenheit bietet sich schließlich nicht
jeden Tag: Vor Ort im Lager, welches
nach dem sogenannten „Chaos“-System
geführt wird, stöbern zu können. Da
machte das Einkaufen und Aussuchen
nochmals soviel Spaß! Ohne jedes „Chaos“ managte Marina die Abrechnung
und wir freuten uns: Viele schöne neue
Artikel für unseren Laden würden unseren Kunden in Wermelskirchen Freude
bereiten!
Den Abend verbrachten wir im Hause
Bruns. Die Gastgeber haben ihr Haus so
umgestaltet, dass es ihnen möglich ist,
„faire“ Gruppen bei sich aufzunehmen.
Das Abendessen stand dabei unter einem
besonderen Thema: Quinoa. Helga
Bruns hatte uns ein Buffett vorbereitet,
welches keine Wünsche offenließ. Ganz
herzlichen Dank nochmals hierfür! Es
schmeckte hervorragend, und für jeden
Geschmack war etwas dabei, von Suppe
zum Salat über Auflauf bis zum Dessert.
Die Vielseitigkeit von Quinoa kam bestens zur Geltung.
Besichtigung der Michaeliskirche, Weltkulturerbe der UNESCO
Sonntagvormittag nahmen wir am Gottesdienst in der berühmten Michaeliskirche in Hildesheim teil. Vorher hatte
ich die Gelegenheit, Richard Bruns von
seiner temperamentvollen Seite kennen
zu lernen: Ich fuhr in seinem Wagen mit
– auf der Suche nach verlorengegangenen
Teilnehmern unserer Gruppe sausten wir
mit viel Esprit durch die Gegend. Wer
schon beim Autofahren soviel Schwung
entwickelt, bei dem kann ich mir gut
vorstellen, dass er so einiges auf die Beine
gestellt bekommt!
Nach dem Gottesdienst erhielten wir
noch eine kurzweilige und mit vielen
kleinen Geschichten angereicherte Führung durch die Michaeliskirche und die
Altstadt von Hildesheim. Zum guten
Schluss war schon wieder lecker Essen
angesagt: im originalgetreu wiederaufgebauten Knochenhaueramtshaus gab es
vorzüglichen Flammkuchen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: An
diesem Wochenende war stets gut für
unser leibliches Wohl gesorgt, aber auch
für den Kopf gab es reichlich Nahrung.
Wir fuhren gut gestärkt in jeder Hinsicht
nach Hause, neu motiviert und mit der
festen Absicht, unsere Anstrengungen für
die Verbreitung des Fairen Handels noch
zu intensivieren.
Gertraud Liebig
Kontakt: [email protected]
Erlebnistage bei EL PUENTE
Partnerschaftsgruppe Eine-Welt-Laden Unna
bei EL PUENTE
Nachdem mit EL PUENTE-Urgestein
Richard Bruns alle Anreise-, Informations- und Besichtigungsmodalitäten
abgesprochen waren, machte sich die
Partnerschaftsgruppe Unna am 6. Mai
auf die Reise nach Nordstemmen.
Richard Bruns empfing uns gutgelaunt
mit einem großen Programm im Hinterkopf, ließ uns aber die Wahl, sich erst
einmal auf Schloss Marienburg zu stärken. Schon hier wusste er als Mitbegründer von EL PUENTE viel zu erzählen
und neugierig zu machen, EL PUENTE
in Augenschein zu nehmen.
Im EL PUENTE-Shop holten wir uns
Anregungen für unseren anstehenden
Ladenumbau, es wurde eingekauft und
auch gleich eine größere Bestellung aufgegeben. Vor allem hatten wir Gelegenheit mit einigen Azubis in Lager und
Verwaltung zu sprechen oder der Lebensmittelchemikerin bei der sensorischen
Kontrolle zuzuschauen. Schon beeindruckend, dass auch nach Geschäftsschluss
am Freitagabend die beiden Geschäfts-
führer uns umfassend Antwort und Informationen zu Fragen der Kaffeepreisentwicklung, zur Zukunft der Weltläden,
aber auch zur positiven Umsatzentwicklung von EL PUENTE gaben.
Fazit: EL PUENTE ist ein gesundes,
kundenorientiertes Unternehmen mit
weltweiten Kontakten zu mehr als 100
Kooperativen und Genossenschaften,
das es sich leisten kann, Produzenten
und Kunden in die Warenauswahl mit
einzubeziehen.
Ein wenig erschöpft bezogen wir am
Abend unsere Quartiere bei der Familie
Bruns. Helga Bruns hatte für uns ein
viergängiges Quinoa-Menü vorbereitet,
das allen hervorragend mundete. Bei
Quinoa-Pralinen und einem Glas Wein
bzw. einem Tee ließen wir den Tag am
Kamin ausklingen.
An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an
Helga und Michaela Bruns für die liebevolle Gastfreundschaft. Nach einem üppigen Frühstücksbuffet ging es am nächsten Tag nach Hildesheim, wo Richard
Bruns uns mit reichem Wissen und kleinen Anekdoten durch die Stadt führte.
Zum Ausklang gehörte an diesem Tag
natürlich noch ein Besuch des EL PUENTE-Weltladen in Hildesheim, von
dem wir neben einigen Einkäufen auch
weitere Anregungen mit nach Unna nahmen. In der Tat zwei großartige Erlebnistage bei EL PUENTE und der Familie
Bruns!
Willi Schittenhelm
Kontakt: [email protected]
Hauswirtschaftsmeisterinnen der Region Düren
auf Exkursion in Hildesheim
Am Fronleichnamstag unternahmen vier
Kolleginnen, begleitet von zwei Ehemännern, eine Reise nach Hildesheim. Dort
angekommen, wurden wir durch das
Ehepaar Helga und Richard Bruns sehr
herzlich empfangen. Die beiden haben
ein großes Haus mit wunderbarem Garten, wo wir für die Dauer unseres Aufenthaltes wohnen konnten.
Am Abend folgte eine Einführung von
Helga Bruns über Quinoa, das Wunderkorn der Inka, welches sämtliche
notwendigen Aminosäuren enthält und
dadurch besonders wertvoll für unsere
Ernährung ist. Zusammen mit der Gastgeberin haben wir drei Rezepte aus dem
von ihr entwickelten Kochbuch nachgekocht und dabei die Eigenschaften der
Sorten weiß, schwarz und rot kennen
gelernt. Alles in allem war das ein ausfüllender Abend mit schmackhaften Gerichten.
Am nächsten Morgen hat uns Richard
Bruns nach Nordstemmen begleitet und
uns durch das große Auslieferungslager
von EL PUENTE, der partnerschaftlichen Welthandelsorganisation, geführt.
Von diesem Lager werden hauptsächlich
Eine-Welt-Läden und Kirchengemeinden beliefert. Auch auf Kirchentagen ist
die Organisation immer mit einem Stand
vertreten. Wir hatten dort auch Gelegenheit einzukaufen. Am späten Nachmittag
hat uns Richard Bruns durch Hildesheim geführt. Das Abschlussessen wurde im Knochenhauer Amtshaus, dem
schönsten Fachwerkhaus in Deutschland, verzehrt.
Am Samstagvormittag haben wir das
Ägyptischen Museum besucht. Anlässlich der 100-Jahrfeier wurden Exponate
aus verschiedenen anderen Museen gezeigt. Dort sind zu einem großen Teil
ausgegrabene Schätze von einem ehemaligen Friedhof in Giza zu sehen, die zwei
Hildesheimer Archäologen in den 30er
Jahren von dort mitgebracht haben. Diese Ausstellung war überaus umfangreich
und hat uns sehr beeindruckt.
Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken
im Domkaffee traten wir nach drei erlebnisreichen Tagen die Heimreise an.
Marlies Reuter
Kontakt: [email protected]
41
Erlebnistage bei EL PUENTE
Weltladen Wetzlar besucht EL PUENTE
Verkauf im Weltladen ist das eine, Hintergrundwissen ist das andere. Unter
diesem Blickwinkel hat der Weltladen
Wetzlar in den vergangenen Jahren begonnen, sich verstärkt zu vernetzen, andere Weltläden zu besuchen sowie sich
vor Ort bei den Lieferanten zu informieren. Deshalb war es nur folgerichtig,
dass im Oktober endlich ein Besuch bei
einem unserer größten Lieferanten, EL
PUENTE in Nordstemmen, auf dem
Programm stand.
Acht MitarbeiterInnen des Ladens
machten sich am Freitagmorgen in zwei
PKW auf Richtung Norden, wo wir
dreieinhalb Stunden später von Richard
Bruns, einem der Gründer von EL PUENTE, begrüßt wurden. Nach dem
sehr herzlichen Empfang entspannten
wir uns erst einmal bei Kaffee und dem
hauseigenen Gebäck und Richard Bruns
gab uns einen spannenden Bericht über
die Anfänge des Unternehmens. Er erinnerte daran, wie ein paar hochmotivierte,
kirchlich engagierte Jugendliche beeindruckt von der Aufforderung des damaligen Entwicklungshilfeministers Erhard
Eppler, „Seid ihr Jugendlichen die Lobby
der Dritten Welt“, sich zu konkretem
Handeln entschlossen und die ersten
Handelsbeziehungen zu Lateinamerika
knüpften. Richard Bruns musste noch
immer schmunzeln, als er erzählte, welche Schwierigkeiten die wenigen, aber
breit gefächerten Produkte beim Import
dem Zoll bereiteten. Seine anschauliche
Beschreibung vom ersten Warenlager im
Kuhstall und dem ersten Laden in einem
ehemaligen Fischgeschäft ließ die Einrichtungen mit allen Geruchseindrücken
vor unserem geistigen Auge (und Nase)
entstehen. Bedenkt man, dass keiner der
Beteiligten irgendeine wirtschaftliche
Ausbildung hatte und stattdessen alles
über „learning-by-doing“ lief, kann man
den Mut, das Engagement und das persönliche finanzielle Risiko der Beteiligten
nur als „Abenteuer“ bezeichnen.
42
Besonders interessant für uns als Besucher war, dass EL PUENTE allen seinen Produzenten anbietet, als Teilhaber
der Firma mit ins Boot zu kommen, so
dass auf diese Weise einander stets auf
Augenhöhe begegnet wird. Wichtig sei
EL PUENTE, ergänzte Bruns, dass das
dörfliche Handwerk und die Kleinbauern, aber auch die Frauenförderung unterstützt werden.
Bei der Begehung der Räumlichkeiten
und der Begegnung mit den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden
uns zudem die hohen Qualitätsstandards
und auch die Kontrollmechanismen bezüglich der Produkte erläutert. Denn
gerade die Frage „Wer kontrolliert das
denn?“, die oft von Kunden im Laden
gestellt wird, wurde uns von den beiden
Mitarbeiterinnen im Einkauf und in der
Qualitätskontrolle anschaulich erläutert.
Wieder ein Stück schlauer!
Doch bei aller Unterstützung von Kleinbauern und Kunsthandwerkern ist EL
PUENTE auch ein Unternehmen und
zwar inzwischen ein ziemlich großes. Die
beeinduckenden Zahlen, die Richard
Bruns uns nannte, wurden anschaulich
unterstrichen durch die Besichtigung der
drei Lagerhallen. Und neue Projekte sind
schon in Planung: So ein neues Gebäude
für die EL PUENTE-Stiftung, die unter
anderem Bildungsarbeit und Seminare
sowie Kleinkredite finanziert.
Nach der „Arbeit“ folgte am frühen
Abend dann das Vergnügen, denn wir
hatten das Glück, dass in Hildesheim
die Light-Night mit viel Kultur und
geöffneten Geschäften bis Mitternacht
stattfand. Dies verbunden mit einem für
Ende Oktober unglaublich milden Wetter lud uns alle zum Bummeln ein. Nach
einem leckeren Abendessen im Knochenhaueramtshaus konnten wir die in
den unterschiedlichsten Farben beleuchtete Stadt kennenlernen und besuchten
auch den dortigen Weltladen, wo wir
noch verschiedene Kostproben erhielten
und mit Livemusik unterhalten wurden.
Nach einem schönen Ausklang im Hause
unserer Gastgeber (Vielen Dank nochmals an Helga und Richard Bruns !) und
einer geruhsamen Nacht, starteten wir
am nächsten Morgen mit einem üppigen
fairen Frühstücksbuffet. Ganz nebenbei
erhielten wir von der Fachfrau Helga
Bruns noch vielfältige Informationen
zum Thema Quinoa. Sie erzählte so interessant und intensiv von ihren Erfahrungen mit diesem Wunderkorn aus Bolivien, dass wir spontan einen Kochkurs
mit ihr im kommenden Jahr bei uns in
Wetzlar verabredet haben.
Danach lernten wir Hildesheim auch bei
Tageslicht kennen, denn Richard Bruns
führte uns durch die geschichtsträchtige
Stadt. Da leider schon die nächsten Termine drängten und zudem der Dom,
immerhin ein Weltkulturerbe der UNESCO, wegen Bauarbeiten geschlossen
war, haben wir es nicht geschafft, alle
Sehenswürdigkeiten anzusehen. Aber
auf diese Weise haben wir auch eine zusätzliche Motivation zu einem weiteren
Besuch in hoffentlich nicht allzu ferner
Zukunft!
Annette Greier
Kontakt: [email protected]
Projektpartnerausschuss
Aus der Arbeit des EL PUENTE-Projektpartnerausschusses 2011
Etwa viermal im Jahr tritt der Projektpartnerausschuss (PPA) von EL PUENTE
zusammen. Das Gremium befindet über
bestehende sowie neue Projektpartnerschaften der Fair-Handels-Organisation.
Den Entscheidungen liegen dabei die
Projektkriterien von EL PUENTE zu
Grunde. Auf diese Weise kontrolliert der
PPA kontinuierlich die Tätigkeiten der
GmbH.
Das Gremium besetht aus fünf vom EL
PUENTE e.V. gewählten Vereinsmitgliedern. Außerdem sind sechs Weltläden
aus Berlin, Göttingen, Goslar, Hannover,
Kirchzarten und Wolfsburg dabei. Im
Jahr 2011 fanden drei Sitzungen statt,
davon eine erst nach Abfassen dieses Berichts.
Im vergangenen Jahr beschäftigte sich
der PPA mit folgenden Themen:
Transparenz
Die Diskussion über die existenzsichernde Bezahlung war auch im Jahr
2011 ein zentrales Thema. Wir wollen
diese Entlohnung nicht nur für unsere
Produzenten sicherstellen, sondern mehr
und mehr auch für die Lohnarbeiter im
Fairen Handel. Dies wollen wir gegenüber der Kundschaft und anderen Dritten
transparent machen. Dazu wurde der
EL PUENTE-Fragebogen für die Produzentengruppen weiterentwickelt. Das
führte zwischenzeitlich zu einer wahren
Papierflut, als für die Maisitzung der alte
und neue EL PUENTE-Fragenbogen
sowie der Fragenbogen des niederländischen Weltladendachverbands durchgearbeitet werden mussten. Dabei zeigte
sich erneut der große Wert der direkten
Kontakte EL PUENTEs. Den Fairen
Handel von EL PUENTE machen auch
seine langjährigen und engen Kontakte
in Lateinamerika, Asien und Afrika aus.
So werden viele unserer Nachfragen
zum Fragebogen von den EL PUENTEMitarbeitern aufgrund der Kenntnisse
beantwortet, die sie vor Ort gewonnen
haben, oder sie können sie meist bis
zur nächsten Sitzung klären. Auch bei
der Bewertung des staatlich festgelegten
Mindestlohns kommen uns immer
wieder die Ortskenntnisse der GmbHMitarbeiter zugute, da es insbesondere
bei großen Ländern wie Indonesien, Malaysia oder Indien durchaus gravierende
regionale Unterschiede bei den tatsächlichen Lebenshaltungskosten gibt, die in
die Diskussion mit einfließen.
Projektpartner
Auf den Treffen am 18. Mai und 31. Au-
gust wurden besprochen:
KTS (Kumbeshwar Technical School) in
Nepal
Comparte in Chile
Manos Amigas in Peru
Beim Blick auf den Weltgebetstag 2012,
der von christlichen Frauen in Malaysia
vorbereitet wird, wurden drei Projektpartnergruppen aus diesem asiatischen
Land erstmals besprochen: das Women’s
Development Centre der Protestant
Church in Sabah, das Women Ministry
for the Promotion of Traditional Craft
der Basel Christian Church Malaysia
und Sarakraf.
Mitarbeit und Gäste
Zwei langjährige Mitglieder sind in diesem Jahr leider aus dem PPA ausgeschieden. Inge Röpke beendete im Juni ihre
Mitarbeit im EL PUENTE-Weltladen
und gleichzeitig im PPA, in den sie als
Vertreterin des EL PUENTE Vereins gewählt war. An ihre Stelle tritt die Brasilianerin Maria Fonteles-Thiele, aus dem
EL PUENTE-Weltladen Osterstraße.
Martin Müller von der Weltlädenbasis in
Gelsenkirchen wird vorübergehend pausieren. Beiden gilt unser Dank für ihre
sachkundige und engagierte Mitarbeit
über viele Jahre.
Unsere Sitzungen sind öffentlich und die
Termine für das Jahr 2012 werden ab
Dezember 2011 auf der EL PUENTE
Internetseite bekannt gegeben.
Also: Herzlich willkommen!
Georg Poddig, PPA-Vorsitzender
(Stand des Berichts: 21.11. 2011)
43
Reisebericht Fair Trade Lebanon
Reisebericht: Fair Trade Lebanon
In der Zeit von September 2010 bis
Juni 2011 habe ich ein Auslandsstudienjahr im Libanon verbracht. Ich studiere
evangelische Theologie auf Pfarramt und
habe bereits drei Jahre studiert, bevor ich
für neun Monate zum Studium der Ostkirchenkunde, der Ökumene und des Islam nach Beirut gegangen bin. Während
meines Jahres im Libanon hatte ich die
Möglichkeit, über die deutsche Fair-Trade-Organisation EL PUENTE mit deren
libanesischer Partnerorganisation Fair
Trade Lebanon, einige Produktionsorte
zu besuchen, von denen EL PUENTE
Waren bezieht. So habe ich Eindrücke und Fotos gesammelt und sie nach
Deutschland weitergeleitet.
erzählte mir, dass es dennoch eine große
Umstellung für sie gewesen sei, wieder
in den Libanon zu kommen, da sie eine
völlig andere Mentalität der Diskussionsund Kritikkultur in Frankreich kennengelernt habe. In Frankreich dächten die
Menschen viel freier und idealistischer.
Zu allen möglichen Themen gäbe es öffentliche Diskurse, während im Libanon
alles von einem verengten, politisch-religiösen und meist auf Geld ausgerichteten
Blickwinkel betrachtet würde. Sie habe
durch ihr Auslandsstudium vor allem ein
Verständnis für die größeren wirtschaftlichen Zusammenhänge erhalten.
Philipp ist maronitischer Christ. Mit
ihm konnte ich mich besonders gut über
Bereist – Anna-Katharina lernte im Libanon Land und Leute kennen
Die Ausflüge mit den Französisch, Englisch und Arabisch sprechenden Mitgliedern von Fair Trade Lebanon waren für
mich ein tolles Erlebnis: So bot sich mir
die Möglichkeit, einen weiteren Kontakt
zu politik- und ortskundigen Libanesen
zu knüpfen. Besonders der libanesische
Organisationsleiter Philipp und seine
rechte Hand Randa haben sich als sehr
gute Reisebegleitung herausgestellt. Randa ist wie ich 23 Jahre alt und hatte in
Frankreich Wirtschaft studiert. Nun
wollte sie aber, im Gegensatz zu vielen
Libanesen, in ihrer Heimat arbeiten. Sie
44
Zum Wohl – Anna-Katharina und Randa stoßen auf Fair Trade Lebanon an
die unterschiedlichen religiösen Gruppen im Libanon unterhalten. Offiziell
besteht die Bevölkerung im Libanon aus
einem Drittel Sunniten, einem Drittel
Schiiten und einem Drittel Christen. In
diesem Verhältnis konstituiert sich auch
das sektiererische politische System des
Landes. Dieses gewährleistet, dass keine
religiöse Gruppe, die im Mittleren Osten auch identisch mit ihrer ethnischen
Gruppenidentität ist, als Minderheit
politisch unterdrückt wird. Durch diese
Gleichsetzung von religiöser und politischer Identität spielt im Libanon die
Religion eine große Rolle. Zum großen
Bedauern Philipps wird diese aber häufig
für politische Zwecke instrumentalisiert.
Eine Politisierung der Christen ist aber
in einem auch islamisch geprägten Land
unausweichlich, da es im Islam keine
Unterscheidung zwischen Religion und
Politik gibt bzw. im Islam Religion mit
politischem Gestalten einhergeht. Wollen sich also die Christen nicht unter eine
islamische Herrschaft begeben, so müssen sie an der Parlamentsbildung beteiligt sein. Der Libanon ist somit das einzige Land im Mittleren Osten, das sich
nicht unter einer islamischen Regierung
befindet, was in vielen Fällen eine Sharia-gemäße Verfassung bedeutet. Für die
Christen ist das Leben im Mittleren Osten deswegen zumeist sehr eingeschränkt
in Bezug auf ihre Religionsfreiheit, wie
an den Beispielen Saudi-Arabien, Ägypten, aber auch Jordanien und Syrien und
sogar der offiziell säkularisierten Türkei
deutlich wird. Der Libanon bietet hier
eine große Ausnahme.
Als im Januar 2011 im Libanon für fünf
Monate die Regierung zusammengebrochen ist, haben mir die Gespräche mit
Philipp sehr geholfen, die politischen
Zusammenhänge besser zu verstehen.
Da die Regierungsmitglieder sich im
Normalfall traurigerweise gegenseitig
blockieren und somit die Regierung oft
arbeitsunfähig ist, war deren Auflösung
Reisebericht Fair Trade Lebanon
für die einheimischen Libanesen kein
beunruhigendes Geschehen. Die finanzielle Abhängigkeit der einzelnen Denominationen und Parteien vom Ausland
(Amerika, Türkei, Iran etc.) binden die
unterschiedlichen Parteien vor allem an
ausländische Interessen, was sich zu Ungunsten der Innenpolitik auswirkt. Es
sei sehr schwierig, die Idee des Fairen
Handels unter diesen politischen Bedingungen umzusetzen, erklärte mir Philipp. Da ohne staatliche Sozialsysteme
jeder nur auf sein eigenes Wohl und
Überleben fixiert sei, meinten viele Leute
im Libanon, dass ein Fairer Handel ein
Ding der Unmöglichkeit sei. Auch gäbe
es Probleme mit den einzelnen Produktionsgemeinschaften. Auf Grund von
fehlender Bildung hätten diese teilweise
keinen Überblick über das Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer Produktion. Fair
Trade Lebanon sei daher nicht nur beim
Abverkauf der Waren zu angemessenen
Preisen behilflich, sondern leiste auch
wichtige Unterstützung beim Erstellen
und Prüfen von Kalkulationen.
Unsere erste Fahrt diente zur Besichtigung zweier Produktionsgemeinschaften
in der fruchtbaren Bekaa-Ebene im Osten des Libanon und stand unter dem
Motto: Women´s Rural Day. Die wirtschaftliche Situation im Libanon ist laut
Angaben von Fair Trade Lebanon erschreckend: Durch das Abwandern vieler
Männer in die Städte sind es vor allem
die Frauen, welche zu den Protagonisten
im Bereich der ländlichen Arbeit werden. Oft leben die Frauen am Existenzminimum und ihre Analphabetenrate ist
hoch.
Die Arbeit reicht von der Produktion
von Lebensmitteln bis hin zum Marketing. Nach einer Studie im Jahr 2002 der
libanesisch-katholischen Universität St.
Joseph macht die Landwirtschaft 6 %
des Bruttoinlandsproduktes des Libanon
aus. Die Armutsrate variiert von einem
Landstrich zum anderen und erreicht fast
23 % der Bevölkerung in der nördlichen
Bekaa-Ebene. In dieser Region sind nur
Gestärkt – Fair Trade Lebanon möchte vor allem die Frauen in der Bekaa-Region
unterstützen
10 % Frauen in der Landwirtschaft aktiv, weswegen sie unter ökonomischen
Schwierigkeiten leiden.
Fair Trade Lebanon konzentriert sich
auf insgesamt 14 Produktionsgemeinschaften, denen insgesamt 350 Personen
angehören. Dabei geht es vor allem darum, Frauen zu unterstützen. Sie machen allein insgesamt 52 % der Arbeiter
in der Bekaa-Region aus, die so vom
Fairen Handel profitieren. Die erste Gemeinschaft, welche ich besucht habe,
besteht aus christlichen Frauen, die sich
vorrangig mit der Wein-Ernte und der
Herstellung von Essig, aber auch vielen
weiteren Produkten, wie zum Beispiel
Kürbismarmelade, ein kleines Zubrot
verdienen. Anlässlich des Tages der offenen Tür waren neben den Leuten von
Fair Trade Lebanon, welche die Hauptabnehmer der Produkte sind, auch viele
Journalisten anwesend. Wir ließen uns
von den Frauen, vor allem von der Organisationsleiterin Loretta, die Essigpresse
erklären. Besonders faszinierend fand ich
das Kochen des Essigs. Die arabischen
Erklärungen wurden mir von Philipp
und Randa auf Englisch übersetzt, so
dass ich alles gut nachvollziehen konnte. Die Frauen wirkten routiniert und
man konnte sehen, dass alle Maschinen
und Geräte zur Herstellung neu und
in gutem Zustand waren. Philipp und
Randa scherzten viel mit ihnen und als
diese schließlich einen ganzen Tisch mit
erwirtschafteten Produkten vorstellten,
war die Stimmung fast ausgelassen.
Der zweite Besuch galt einem Zusammenschluss drusischer Frauen, die uns,
aber vor allem den Männern, sehr viel
distanzierter begegneten als die christliche Frauengemeinschaft. Sie arbeiten in
einem neu errichteten Betonhaus, in dessen oberer Etage später das Bürgermeisteramt einziehen soll. Doch leider war
nach dem Fertigstellen der Arbeitsräume
den Drusinnen das Geld ausgegangen,
so dass sich die zweite Etage noch vollkommen baufällig zeigte. Die Räumlichkeiten der Arbeitsgemeinschaft waren
jedoch brandneu und sauber, ebenso wie
die Arbeitsgeräte. Einige der Damen trugen weiße Kopftücher und wollten nicht
fotografiert werden. Andere wiederum
liefen unverschleiert herum und lächelten frech in die Kamera. Sie zeigten uns,
wie sie Granatäpfel schälen, Nüsse knacken und Feigen trocknen. Nach der Besichtigung schauten wir zur großen Aufregung der Drusinnen gemeinsam eine
45
Reisebericht Fair Trade Lebanon
gefilmte Dokumentation über ihre Produktion, die vor Kurzem im Fernsehen
ausgestrahlt worden war. Anschließend
waren wir alle zu einem opulenten Mahl
eingeladen, das ich wegen der vielen
fremdartigen Spezialitäten sehr genoss.
Am Ende meines Aufenthaltes im Libanon bin ich ein zweites Mal mit Fair
Trade Lebanon in die Bekaa-Ebene gefahren, um ein weiteres Unternehmen zu
besuchen. Es handelt sich um das Familienunternehmen eines Müllers namens
Fawzi Sleilati, der die ersten zwanzig
Jahre seines Lebens in der Armee verbracht hatte, um dann, vor zehn Jahren,
in die Landwirtschaft einzusteigen. Als er
uns herumführte und die Arbeitsgeräte
zum Wässern und Trocknen des Weizens zeigte, berichtete er stolz, er habe
alles selber installiert und zum Laufen
gebracht. Auf dem Dach seines Hauses
wurde der Weizen in der Sonne ausgelegt
und gewendet, bis er ganz trocken war.
Bei einem Tee und leckeren Früchten
beantwortete Fawzi Sleilati eine Menge
Fragen, die Randa für mich auf Arabisch
übersetzte. Neben Fawzi Sleilati arbeiten
noch vier männliche Angestellte in der
Mühle – keine Frauen, da die Arbeit körperlich sehr hart sei, gab er uns zu verstehen. Besonders beeindruckend fand ich,
dass Fawzi Sleilati trotz des geringen Einkommens und jeglicher fehlender Gesundheits- oder Altersversicherung dennoch zu Festtagen Weizen an bedürftige
Familien in der Umgebung verschenkt.
Der Müller führte aus, dass die Situation
seiner Berufsgruppe sich gerade durch
die Schließung der syrischen Grenze sehr
zugespitzt habe: Für einen Großteil des
Weizens habe er neben dem inländischen
Verkauf auch bereits Abnehmer in Syrien
gefunden. Aber seit sich die Situation
dort verschärft hat und der Handel gestoppt ist, bleibt Fawzi Sleilati auf seinem Getreide sitzen. Er habe nicht die
Geräte, um den Weizen haltbar aufzubewahren, weswegen er so gut wie nicht
ins weiter entfernte Ausland verkaufen
könne. Viel werde einfach unter seinen
Augen schlecht. Bulgur, Linsen und Ki-
46
chererbsen gelangen über Fair Trade Lebanon an EL PUENTE in Deutschland.
Diese Möglichkeit des Handels sei eine
große Chance für das Kleinunternehmen
zu fairen Preisen zu verkaufen.
Wir fuhren dann gemeinsam zu einem
von Fawzi Sleilatis Feldern. Anschließend ließ er es sich nicht nehmen, uns –
das sind Randa, Philipp, ein Fahrer und
ich – in einem luxuriösen Restaurant zu
einem Vier-Gänge-Menü einzuladen. Ich
hatte dabei ein schlechtes Gewissen: Besitze ich doch bereits als Studentin wahrscheinlich fast mehr Geld, als dieser hart
arbeitende Mann. Aber eine Ablehnung
wäre eine Beleidigung in der libane-
scheint es mir fast unwirklich – befinde
ich mich doch schon seit mehreren Monaten wieder in Deutschland. Die Erfahrungen, die ich im Libanon machen
durfte, scheinen mir nun noch einmal
wertvoller, werde ich doch so schnell
nicht wieder Zeit und Geld finden, um
auf einen Besuch dorthin fliegen zu können. Einmal mehr habe ich zu schätzen
gelernt, in was für einem sicheren und
relativ reichen Land ich eigentlich lebe.
Aber bin ich auch dankbar dafür, was mir
hier so schnell wieder selbstverständlich
erscheint?
Anna-Katharina Diehl
Sonnenbad – Fawzi Sleilati und Anna-Katharina beim Trocknen des Weizens
sischen Kultur. Also versuchte ich durch
begeistertes In-mich-Hineinstopfen dem
alten Mann eine Freude zu machen,
was auch ganz gut gelingt. Außerdem
probierte ich meine geringen Arabischkenntnisse aus, worüber sich Fawzi Sleilati auch sehr freute. Wir tranken eine
Menge Pastis, so dass Fawzi Sleilati uns
schließlich singend und unter arabischer
Musik zu seiner Mühle zurückfuhr.
Wenn ich heute an meine Ausflüge mit
Fair Trade Lebanon zurückdenke, so er-
Teebauern in Tansania
Erfreuliche Entwicklungen
in den Usambarabergen
Schon seit vielen Jahren vertreibt EL
PUENTE Tee aus Tansania. Im Nordosten des Landes, in den Usambarabergen,
wird der Tee das ganze Jahr über von
Kleinbauern angebaut und gepflückt.
Die frischen grünen Blätter werden vor
Ort weiterverarbeitet und als fertig verpacktes Produkt nach Deutschland geliefert, so dass die gesamte Wertschöpfungskette im Land verbleibt. In diesem
Jahr war es wieder einmal Zeit für einen
Besuch vor Ort, um die aktuellen Entwicklungen mit den Produzenten zu erörtern und zu schauen, ob Probleme, von
denen uns in der Vergangenheit erzählt
wurde, gelöst werden konnten. Und wie
sich schnell herausstellte, hatten die Bauern einiges zu berichten!
Auf den Teefeldern wachsen die Pflanzen in sattem Grün
Doch zunächst zur Vorgeschichte: Als es
im Jahr 2005 Gerüchte gab, den Bauern
werde von der lokalen Teefabrik das Geld
für die abgelieferten Teeblätter vorenthalten, stand schnell fest, dass wir dies vor
Ort überprüfen mussten und brachen
zu einer Reise nach Tansania auf. Im
Südwesten des Distrikts Lushoto gab es
schon damals zwei Teefabriken, in denen
die Teeblätter getrocknet und fermentiert
werden. Die Fabriken waren in der sozialistischen Ära "Volkseigentum", wurden
aber in der großen Privatisierungswelle
der 1990er Jahre vom Staat an Privatpersonen verkauft. Die Herculu Estate Factory erwarb ein indischer Großkonzern
und die New Mponde Tea Factory wurde zu 50% von einem Unternehmer aus
Tansania gekauft. Dieser versprach einer
extra dafür gegründeten Genossenschaft
von 5.400 Teebauern einen Kredit zu geben, damit sie die restlichen 50% erwerben konnten. Der Kredit sollte aus den
Überschüssen der Fabrik zurückgezahlt
werden. EL PUENTE entschied sich damals, den Tee von der New Mponde Tea
Factory zu beziehen, weil wir an die genossenschaftliche Beteiligung der Bauern
an der Fabrik glaubten.
Bei dem Besuch im Jahr 2006 vor Ort
und in vielen Gesprächen mit den Bauern stellte sich sehr schnell heraus, dass
die Genossenschaft der Teebauern nur
auf dem Papier bestand. Es gab weder
Mitgliederverzeichnisse noch regelmäßige Treffen und Geschäftsberichte oder
gar eine Buchführung. Der Vorstand bestand aus einem Mitglied des nationalen
Parlaments und einigen lokalen Honoratioren, die für ihre "Tätigkeiten" von
der Teefabrik bezahlt wurden. Die New
Mponde Tea Factory legte eine Buchführung vor, die belegen sollte, dass in all
den Jahren seit der Privatisierung noch
nie ein Überschuss erzielt werden konnte. Von dem Kredit, der angeblich der
Genossenschaft gewährt wurde, war kein
einziger Cent zurück gezahlt.
Der erste Gedanke nach dieser erschütternden Feststellung war damals, sofort die Geschäftsbeziehungen zur New
Mponde Tea Factory abzubrechen und
stattdessen Tee von der Herculu Estates
zu beziehen. Diese war inzwischen von
FLO zertifiziert und verkaufte ihren Tee
bereits erfolgreich mit dem FairtradeSiegel nach Europa. Doch die Bauern
erhoben Einspruch, da die New Mponde
Tea Factory den Bauern 85 Schilling pro
Kilo Teeblätter bezahlte, während sie bei
Herculu Estates lediglich 75 Schilling
bekamen.
Doch was war dran an dem Gerücht,
dass den Bauern die abgelieferten Teeblätter nicht bezahlt wurden? Bei der
Herculu Estates konnten die Bauern
alle 14 Tage das Geld für die gelieferten Teeblätter persönlich in bar bei der
Fabrik abholen, allerdings nach einem
ca. vierstündigen Fußmarsch. Die New
Mponde Tea Factory hatte die Auszahlung auf ein anderes Modell umgestellt:
Eine Vertrauensperson aus jedem Dorf
erhielt einmal monatlich einen Scheck
und sollte damit die Bauern bezahlen.
Das Problem war jedoch, dass die nächste Bank in Lushoto, der gleichnamigen
Provinzhauptstadt, lag. Diese Bank war
mit einem Auto in etwa eineinhalb Stunden relativ problemlos zu erreichen − aus
den Dörfern hatte jedoch niemand ein
Auto und einen geregelten Busverkehr
gab es auch nicht. Daher blieben die
Schecks teilweise über Monate hinweg in
den Dörfern liegen. Im schlimmsten Fall
gingen sie ganz verloren und die Bauern
47
Teebauern in Tansania
mussten auf ihr Geld warten.
Immer mehr Dörfer verkauften daher
ihre Teeblätter lieber an die Herculu Estates und die New Mponde Tea Factory
konnte nicht mehr genug Tee produzieren, um alle ihre Kunden zu beliefern.
Im Sommer 2006 hatte ein Dorf diese
Konkurrenzsituation genutzt und mit
der New Mponde Tea Factory so lange
verhandelt, bis diese sich bereit erklärte,
in Zukunft alle 14 Tage einen Vertreter
der Fabrik ins Dorf zu schicken. Dieser zahlte den Bauern das Geld für die
Teeblätter nun ebenfalls in bar aus, und
zwar 85 Schilling pro Kg. Das positive
Beispiel machte schnell Schule. In den
folgenden Monaten verlangten alle Dörfer eine entsprechende Behandlung. Bald
hatte die Herculu Estates wiederum zu
wenig Teeblätter für die Produktion und
erklärte sich bereit, zu den gleichen Bedingungen zu kaufen. Seitdem hat es nie
wieder Klagen der Bauern gegeben.
Bei unserem diesjährigen Besuch bei den
tansanischen Teebauern kam dann die
große Überraschung. Die Produzenten
hatten gelernt, dass die Teefabriken auf
sie angewiesen waren − und diese Situation genutzt. Sie hatten den beiden konkurrierenden Fabriken immer wieder mit
Lieferstopps gedroht und damit die Preise für ihre Teeblätter im Laufe von fünf
Jahren um fast 90% auf nun 160 Schilling pro Kilo steigern können. Für das
Jahresende war bereits eine Erhöhung
auf 200 Schilling vereinbart. In Dar Es
Salaam erfuhren wir vom nationalen Tea
Board, dass bisher keine der tansanischen
Teefabriken mehr als 186 Schilling für
ein Kilo Teeblätter bezahlte, und dies
sogar für höhere Qualitäten als in den
Usambarabergen wachsen.
Eine Bäuerin erzählte, dass sie in einer
Stunde etwa 7 Kilo Teeblätter pflückt.
Das entspricht einem Stundenlohn von
1.120 Schilling, während der gesetzliche
Mindestlohn pro Stunde bei 930 Schilling liegt.
Aber die Bauern haben deutlich mehr erreicht, als nur eine bessere Bezahlung. Als
die New Mponde Tea Factory versuchte,
den Kredit, der den Bauern angeblich bei
der Übernahme der Fabrik gewährt wurde, einzufordern, machten sie die Praktiken der Fabrikführung so erfolgreich
öffentlich, dass sogar das tansanische
Parlament darüber debattierte. Der Ministerpräsident kam persönlich zu Gesprächen mit den Bauern und empfahl
ihnen, eine Kooperative zu gründen um
sich besser wehren zu können. Bisher
war allerdings das einzige Ergebnis dieser
landesweiten Aufmerksamkeit, dass der
Präsident der angeblichen Teebauerngenossenschaft seinen Sitz im Parlament
verlor − und dass seither niemand mehr
von der Rückzahlung eines Kredits gesprochen hat.
Seit 2009 ist die „Mponde Tea Producers
and Marketing Cooperative Society Ltd“
nun amtlich registriert. Sie hat heute 553
Walter König besuchte die Teebauern in Tansania
48
Der Tee für EL PUENTE kommt aus
dem Nordosten Tansanias, aus den
Usambarabergen
Mitglieder, einen gewählten Vorstand
und hält regelmäßige Versammlungen.
Sie führt für alle Dörfer die Preisverhandlungen mit den Fabriken, und dies
offensichtlich sehr erfolgreich. Und sie
hat noch große Pläne. So gab es mit beiden Fabriken Verhandlungen darüber,
dass diese die Verarbeitung der Teeblätter
für die Bauern im Lohnauftrag durchführen sollten. Die Kooperative wollte
den fertigen Tee dann selber verkaufen.
Nachdem dieser Versuch gescheitert
war, kaufen sie inzwischen fertigen Tee
von der Herkulu Estates und verkaufen
ihn lokal mit wachsendem Erfolg, zum
Beispiel direkt neben dem Werkstor der
New Mponde Tea Factory und in vielen
Läden vor Ort. Die New Mponde Tea
Factory hatte Gespräche mit der Kooperative grundsätzlich abgelehnt.
Aber die Kooperative hat noch weitere
große Pläne: Die Mitglieder wollen eine
eigene Teefabrik bauen, damit ein größerer Teil der Wertschöpfung bei ihnen
verbleibt. Die Zusage der staatlichen Investmentbank für einen Kredit über 100
Millionen Schilling haben sie bereits erhalten. Um das Vorhaben zu realisieren
muss noch ein Investor gefunden werden, der Erfahrung in der Teeproduktion
und in lokaler wie auch internationaler
Vermarktung hat. Wir wünschen den
Bauern viel Erfolg bei ihren Bemühungen und sind gespannt auf ihre nächsten Erfolge.
Walter König
Reisebericht KOLUMBIEN
Reisebericht – Kolumbien
Im Mai besuchten wir die Kaffee-Kooperativen Juan Tama und Red Escolsierra
in Kolumbien. Unsere Reise führte uns
zunächst nach La Plata. Eine Stadt die
mehr als 400 km südlich von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá entfernt
liegt. Dort holt uns eine Delegation von
Juan Tama ab. Bereits seit 2007 importieren wir den Kaffee der Organisation.
Als Dachverband der regionalen Entwicklungsinitiativen übernimmt Juan
Tama die Durchführung und Stärkung
von Entwicklungsprogrammen nach den
Grundsätzen der ökonomischen, sozialen und kulturellen Nachhaltigkeit.
Nach einer zweistündigen Fahrt zu unserer Unterkunft stößt auch Adrian Valdez, unser Ansprechpartner für den Kaffee, zu uns. Nach einer schnellen Tasse
heißen Kaffees geht es gleich zur ersten
Finca. Sie gehört Alonso Dilio Medina,
der uns sehr überzeugt und fernsehreif
nicht nur seine Finca zeigt, sondern auch
den ökologischen Anbau in den höchsten Tönen lobt.
Die Finca ist in einem guten Zustand,
die Kaffeebäume hängen voller grüner
und roter Kirschen. Hier in Cauca wird
im Prinzip über das ganze Jahr geerntet,
die Haupternte ist aber in den Monaten
Dezember und Januar. Die bevorzugte
Kaffeesorte ist die Típica variedad colombia, aber auch Caturra ist auf der
Plantage vorhanden. Don Alonso macht
Für die Kooperative Red-Ecolsierra
betreiben die Bauern ökologischen
Kaffeeanbau
seinen Dünger selbst, als Besonderheit
gewinnt er aus dem Kompost einen natürlichen Sud, der die Pflanzen stärkt
und mit dem er die Kaffeesträucher auch
gegen bestimmte Krankheiten spritzen
kann.
Am nächsten Tag treffen wir in Inza, im
Bürogebäude von Juan Tama, auf die
Vorsitzende Avelina Pancho Aquiete,
die gerade wiedergewählt worden ist.
Sie stellt uns die Arbeit der Asociación
de Cabildos Indígenas Juan Tama vor.
Die Hauptaufgabe ist es, die Interessen
der indigenen Bevölkerung, der Nasa, in
den acht Gemeinden (ca. 28.000 Einwohner) um Inza herum zu vertreten.
Zum Beispiel betreiben sie eigene Schulen und auch ein Ausbildungszentrum
für Erwachsene. Einen Teil ihres Kaffees
vermarktet Juan Tama in Kolumbien.
Dazu hat sich die Organisation in ihrem
Ausbildungszentrum eine kleine Rösterei
aufgebaut.
Nach dem Besuch bei Juan Tama führt
uns unsere Reise in den Norden nach
Santa Marta. Dort treffen wir uns mit
den Verantwortlichen von Red Ecolsierra. Victor und Paula stellen uns die
Arbeit der Kooperative vor. Neben den
Aktivitäten in der ökologischen Kaffeeproduktion wird auch Honig hergestellt,
der auf dem einheimischen Markt verkauft wird. Als neues Projekt ist auch die
Vermarktung von Kakao geplant.
Am nächsten Tag brechen wir früh in die
Sierra Nevada auf, um noch einige der
Fincas dort zu besuchen. Auf der vierstündigen Fahrt durch zum Teil schwieriges Gelände erzählen unsere Begleiter
einige Geschichten über Guerillas und
Paramilitärs. Es sind viele Opfer zu beklagen. Wie uns berichtet wurde, hatten
es auch die Bauern der Kooperativen sehr
schwer. An einem Tag haben die Guerillas
einige Hühner von den Bauern erpresst,
am nächsten Tag wurden sie von den Paramilitärs als Kollaborateure beschuldigt.
Endlich auf der ersten Finca von Mildred
Der Kaffee von Juan Tama wird unter
biologischen Bedingungen angebaut
und verarbeitet
Niebels angekommen, fängt es wie aus
Eimern an zu regnen. Wir ziehen uns
in das Haus zurück und nach und nach
kommen Bauern aus der Nachbarschaft
dazu. Wir diskutieren über den biologischen Anbau und die Verwendung
der Mehrpreiszahlungen. Hier hat die
Gruppe entschieden, eine Verbesserung
der Häuser zu finanzieren. Es wird uns
das neue Küchenhaus vorgeführt, in dem
endlich nicht mehr der Rauch des Küchenfeuers in die Hütte zieht, sondern
über einen Kamin abgeführt wird.
Im Gegensatz zu Juan Tama haben die
Mitglieder bei der Red Ecolsierra Kosten
für Erntehelfer. Sie zahlen ihnen in der
Regel 5.000 Pesos über den Mindestlohn
von 25.000 Pesos pro Tag. Ist die Ernte
gut, wird auch nach Menge bezahlt.
Wir besichtigen die Nassaufbereitungsanlage, die hier mit einer Sortierungsrinne arbeitet, was noch einmal die Qualität
des Kaffees erhöht. Auch werden uns die
neuen Wasserreinigungsfilter vorgeführt,
eine Entwicklung der Kooperative, von
der alle Bauern profitieren. Hier wird mit
einfachen Mitteln das vom Kaffeewaschen verschmutzte Wasser gereinigt und
für die erneute Verwendung aufbereitet.
Der Regen hält immer noch an. Die Situation auf den Straßen und Wegen verschlechtert sich. Aufgrund des schlechten Wetters beschließen wir unsere Reise
zu beenden und zur Rückfahrt aufzubrechen.
Stefan Bockemühl
Geschäftsführer EL PUENTE
49
Reisebericht RUANDA
Reisebereicht Ruanda
„Nach der Kaffeeernte erfüllen wir uns unsere Herzenswünsche“
Tadeusz Makulski von Polskie Stowarzyszenie Sprawiedliwgo Handlu, der
polnischen Fairhandelsgesellschaft, reiste
im Juni 2011 für EL PUENTE nach Ruanda. Im Land der tausend Hügel herrschen gute Bedingungen, um besonders
hochwertigen Kaffee anzubauen. Hier
erfährt er, wie der Kaffee verarbeitet
wird und wie besonders die ruandischen
Frauen von dem Anbau der braunen
Bohne profitieren.
Seine Reise führte Tadeusz Makulski
zunächst in die Landeshauptstadt Kigali. Dort besuchte er den Projektpartner Misozi, der EL PUENTE mit dem
„Kopakama“-Kaffee beliefert. Als Marketing- und Exportorganisation betreut
Misozi acht unabhängige Kaffeekooperativen. Für eine bessere Positionierung am
Markt haben sich die Kaffeebauern 2006
zu einem Kooperativen-Dachverband
zusammengeschlossen und im darauf
folgenden Jahr in eine eigenständige Gesellschaft umfirmiert, deren Eigentümer
die Mitgliedskooperativen sind. Insgesamt vereint die Organisation über 7.000
kleine Kaffeebauern und übernimmt die
Qualitätskontrolle, Vermarktung sowie
den Export für die Mitgliedskooperativen.
Auf dem Weg in die Kaffeetasse –
Rund 500 Tonnen Kaffeekirschen
werden jährlich bei Kopakama
verarbeitet
50
Der Name „Misozi“ bedeutet Hügel,
und nimmt Bezug auf das Landschaftsbild der Region, in der die einzelnen Kooperativen verteilt liegen. Hervorragende
klimatische Bedingungen an den Hängen der Hochgebirgsausläufer sowie der
vulkanische Boden sorgen für eine langsame Reifung der Kaffeekirschen und
somit für einen reichhaltigen Geschmack
und ein volles Aroma. Zwischen Februar und Mai werden die reifen Kaffeekirschen geerntet. Die Weiterverarbeitung
des Kaffees wird am Sitz der einzelnen
Kooperativen vorgenommen.
Eine der Misozi-Kooperativen ist Kopakama, von der EL PUENTE den
gleichnamigen Kaffee bezieht. Auch hier
wird Tadeusz Makulski herzlich empfangen. Als Gründungsmitglied von Misozi
vereint die Kooperative 390 Mitglieder.
Bei der Besichtigung der „Washing Station“ erfährt Tadeusz, dass hier im Jahr
rund 500 Tonnen Kaffeekirschen verarbeitet werden. Die Bauern schälen die
Kirschen, lassen die Bohnen fermentieren und waschen sie anschließend.
Zum Trocknen werden sie dann auf gut
belüfteten, erhöhten Tischen ausgebreitet. Geschützt vor Regen und direkter
Sonneneinstrahlung trocknen die Kaffeebohnen langsam und entwickeln so
ihren charakteristischen natürlichen Geschmack.
Die Kaffeeernte ist besonders für die
Frauen der Kopakama-Kooperative von
großer Bedeutung. Vor dem Erlass des
neuen Erbschaftsrechts im Jahr 2000
durften sie keinen eigenen Kaffeegarten
besitzen. Das ist jetzt Geschichte. Viele
ruandische Frauen haben von ihren
Ehemännern ein eigenes, kleines Stück
Land mit Kaffeepflanzen erhalten, um
es zu bewirtschaften, zu ernten und den
Ertrag zu verkaufen. Für die Frauen bedeutet das zum ersten Mal ein eigenes
Einkommen. Mit dem Erlös aus dem
Verkauf können sie die Schulgebühren
Hügelig – In Ruanda herrschen beste
Bedingungen für den Kaffeeanbau
Kennengelernt - Julienne Nyanzira erzählte
Tadeusz von ihrer Geschichte
für die Kinder bezahlen, Medikamente
oder Haushaltswaren kaufen.
Die Kooperativen-Mitglieder erzählten
Tadeusz Makulski, wie der Faire Handel ihr Leben verändert hat. Julienne
Nyanzira berichtet dem polnischen Gast,
dass sie sich dank ihres Einkommens
regelmäßige Besuche bei einem Facharzt
leisten und so ein schmerzfreies Leben
führen kann. Zwar ist die Arbeit auf ihrer Parzelle, auf der sie etwa 150 Kaffeepflanzen kultiviert, oft hart und anstrengend, doch am Ende zahlt sich die Mühe
aus: „Nach der Kaffeesaison erfüllen wir
uns unsere Herzenswünsche,“ sagt Julienne zufrieden und stolz.
Tadeusz Makulski / Anna-Maria Brinkop
WFTO Zertifizierung
Entwicklungen bei der Zertifizierung durch
die WFTO
Die diesjährige Konferenz der World Fair
Trade Organisation (WFTO) in Kenia
hat das Konzept zur Zertifizierung von
Fairhandelsorganisationen verabschiedet.
Ziel der Auszeichnung ist es, ganze Fairhandelsorganisationen zu zertifizieren,
die dann alle ihre Produkte mit dem Siegel auszeichnen können.
Vier Jahre wurde an mehreren Entwürfen gefeilt und um ein gemeinsames Verständnis gerungen. Besonders aus Europa
kamen bis zuletzt die größten Vorbehalte. So wurde erst in letzter Minute ein
Konsens erzielt. Dies liegt nicht zuletzt
daran, dass die WFTO-Zertifizierung
einen ganz anderen Ansatz als die Fair
Trade Labelling Organizations (FLO),
dem Dachverband der deutschen Siegelorganisation TransFair, verfolgt und in
Wettbewerb dazu tritt.
Der Beschluss: Das Fair Trade
System
Die neue Beschreibung „Fair Trade System“ löst das inzwischen zwar bekannte aber weiterhin unausprechliche Sustainable Fair Trade Management System
(SFTMS) ab. Das SFTMS steht für einen
vierjährigen Entwicklungsprozess, der
nun in einem Konzept zur Zertifizierung
von Fairhandelsorganisationen mündet.
Dieses Fair Trade System schließt auch
die bereits bestehenden Verfahren zur
Aufnahme eines Mitglieds (membership)
und die weiteren Kontrollmechanismen
(monitoring) mit ein und entwickelt sie
weiter.
Dabei wurde die Begrifflichkeit an internationale Gepflogenheiten bei Zertifizierungen angepasst. Die 10 Standards sind
weiterhin die Grundsätze der WFTO,
werden aber nun die 10 Principles genannt. (Download der 10 Principles
unter: www.el-puente.de, Downloads
– Sonstiges) Diese sind die Grundlage
für den neuen Standard des Fair Trade
Systems (ehemals als SFTMS Standard
bezeichnet), und wurden in Kenia dieses
Jahr in ihrer letzten Version Nr. 04 verabschiedet.
Um es deutlich zu machen: Die 10 Principles der WFTO sind die Grundlage von
allem. Der Standard wiederum macht die
Principles konkreter, übersetzt sie gleichermaßen in eine Richtschnur für unsere tägliche Arbeit. Spezifische Maßstäbe
müssen noch entwickelt werden.
Das wichtigste Verfahren für die Aufnahme als Mitglied und für das Monitoring war bisher das Self-Assessment, die
Selbsteinschätzung der Mitgliedsorganisationen. Dieses wird nun ersetzt durch
das Baseline Assessment, also die grundlegende Einschätzung der Organisation,
der Boden, auf dem die Fairhandelsorganisation steht.
Das Baseline Assessment ist ein Werkzeug, um den Standard messbar zu machen: Über die bisherige Selbsteinschätzung hinaus werden zu jedem Punkt
die Veränderungen erfragt. Es wird
analysiert, ob sich die Praxis verbessert
oder verschlechtert hat, zugleich werden
diese Veränderungen mit Noten bewertet. Damit wird ein genauerer Nachweis
darüber als bisher gefordert, ob nicht
nur die Grundsätze und Visionen einer
Fairhandelsorganisation, sondern auch
ihre tägliche Praxis den 10 FairhandelsGrundsätzen entsprechen.
Veränderung statt Fakten
Der entscheidende Maßstab bei der
WFTO-Zertifizierung ist die positive Veränderung einer Organisation. Hier liegt
der große Unterschied zum Ansatz von
FLO (Fairtrade Labelling Organizations).
Bei FLO stehen Fakten wie der Mindestpreis und Preisaufschläge (Premium) für
das Produkt im Mittelpunkt. Die Palette
von FLO gesiegelten Produkten ist viel
kleiner und übersichtlicher als bei der
WFTO. Dort hat man es mit abertausenden, überwiegend Handwerksprodukten zu tun. Im Mittelpunkt stehen
daher die Produzenten und ihre Exportorganisationen. Der Maßstab ist, wie
sie sich in ihrer Ausübung, ihrer Praxis,
verbessern oder verschlechtern. Das ist
gewöhnungsbedürftig und wird von vielen europäischen Mitgliedern, die an 20
Jahre FLO-System gewöhnt sind, nur
schwer verstanden und akzeptiert.
Das Monitoring soll alle vier Jahre durch
qualifizierte Prüfer der WFTO wiederholt werden. Damit werden die Organisationen nochmal von außen einer Überprüfung nach dem Standard der WFTO
und ihrer Umsetzung unterworfen. Zwi-
51
WFTO Zertifizierung
schendurch ist ein Fortschrittsbericht
vorgesehen, in dem die Organisationen
einen Zwischenbericht über den Stand
der beabsichtigten Verbesserungen vorlegen. Dieses Verfahren ist für alle Mitglieder verpflichtend.
innerhalb der Organisationen durchgeführt werden. Dies führt zu einem
immensen Aufwand für die Mitglieder
selbst, senkt aber den externen Prüfungsaufwand auf geschätzte max. 700 Euro
im Jahr der Prüfung.
Die Zertifizierung
Alle Mitglieder müssen die Prozeduren
zur Aufnahme als Mitglied und das vierjährige Monitoring erfolgreich absolviert
haben, um das Siegel zu erlangen, mit
dem sie ihr gesamtes Produktsortiment
versehen können. Es wird jedoch nicht
notwendig sein, sich als einzelnes Mitglied zertifizieren zu lassen. Die WFTO
wird das Fair-Trade-System als Ganzes
zertifizieren. Dadurch wird das Zertifikat für jedes einzelne Mitglied wirksam.
Ein Mitglied wird also durch ein erfolgreiches Monitoring, frühestens nach vier
Jahren, als Fairhandelsorganisation zertifiziert und darf das WFTO Siegel dann
auf alle seine Produkte aufbringen.
Wie geht’s weiter?
Es gibt noch viel zu tun. Es gibt über
80 pilots, Produzentenorganisationen,
die die Entwicklung in den letzten vier
Jahren praktisch begleitet und umgesetzt
haben. Für diese gilt es Übergangsregelungen zu finden. So ist zum Beispiel der
langjährige EL PUENTE-Handelspartner Asha im Rahmen des Pilotprojekts
von der WFTO bereits zertifiziert worden.
Akten statt Kosten
Fairtrade-Zertifizierungen sind inzwischen recht teuer. Bei FLO kostet die
Zertifizierung eines Produzenten mittlerweile um die 2.000 Euro Lizenzgebühren
noch nicht mitgerechnet. Entsprechend
argwöhnisch wurde die Entwicklung
des Konzepts der WFTO verfolgt. Beim
Zertifizierungsverfahren der WFTO soll
zur Vermeidung von externen Prüfungskosten möglichst die gesamte Dokumentation über die Umsetzung des Standards
Eine Auflage der Konferenz in Kenia ist,
Mindestanforderungen zu definieren, die
nicht unterschritten werden dürfen. Diese müssen noch erarbeitet werden, denn
Verbesserungen alleine reichen nicht aus.
So muss etwa sichergestellt werden, dass
die Produzenten ein gewisses Einkommensniveau nicht unterschreiten.
Martin Moritz
Geschäftsführung EL PUENTE GmbH
Was passiert, wenn der Kunde unfaire
Handelspraktiken an den Tag legt, Preise drückt, nicht vorfinanziert oder überhaupt nicht zahlt? Bis jetzt kann man
nur die Produzentenorganisationen, die
Verkäufer, dafür zur Rechenschaft ziehen, dass sie sich überhaupt auf solch ein
Geschäft eingelassen haben.
Der Vorstand der World Fair Trade Organisation
52
Was auch noch fehlt, ist die Ebene der
Vermarktungsorganisationen
(traders
scope). Bis jetzt geht es um die Produzenten und ihre Exportorganisationen.
Die Stärke des neuen Siegels wird jedoch
auch davon abhängen, dass damit nun
endlich ein Siegel für alle Fairhandelsprodukte verfügbar ist. Ob doch noch
eine Kooperation mit FLO möglich ist,
erscheint fraglich. Es ist die WFTO, die
die kleinen Produzenten im Blick hat
und dazu gibt es keine Alternative. Aber
man wird es Organisationen leichter machen, sich zu beteiligen, wenn, wie beabsichtigt, ihre bereits bestehenden Zertifizierungen von FLO oder auch anderen
seriösen Fairhandels-Siegeln anerkannt
werden.
Die Teilnehmer der WFTO-Konferenz kamen in Kenia
zusammen
EL PUENTE Jahresbericht
Jahresabschluss bei EL PUENTE
Im vergangenen Geschäftsjahr konnten
wir unsere Umsätze erneut steigern, diesmal mit einem Plus von 10% gegenüber
dem Vorjahr. Die Umsätze im Bereich
Kunsthandwerk haben bei dieser Entwicklung mitgehalten. So konnten wir
wie in den letzten Jahren einen Anteil
des Kunsthandwerks in Höhe von etwa
einem Drittel des Gesamtumsatzes verzeichnen.
Die stärksten Zuwächse erzielten wir jedoch bei den Lebensmitteln. Besonders
Snacks und Confiserie kamen in diesem
Jahr gut an und durch die Weltgebetstagsaktion zu Chile konnte der Rückgang beim Wein aufgehalten werden.
Beim Kaffee spüren wir derzeit deutlich
das Interesse von immer mehr Kunden
an den Sorten von EL PUENTE. Die
Tatsache, dass die Marken von EL PUENTE nur in ihrem Weltladen als Fachgeschäft des Fairen Handels und nicht zu
günstigeren Preisen im Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden, stößt auf
großen Zuspruch.
Einen sprunghaften Anstieg registrierten
wir im vergangenen Jahr beim Warenlager. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass die Kaffeepreise drastisch gestiegen
sind. Wir haben daher bei gleichem physischen Kaffeebestand fast doppelt so viel
Wert am Lager. Trotzdem gestalteten wir
die notwendige Preiserhöhung gegenüber unseren Kunden moderat, um die
für Weltläden wichtigen Kaffeeverkäufe
nicht zu gefährden. Bislang geben uns
die Verkaufszahlen mit dieser Strategie
recht.
Der Grund für die Verteuerung sind die
massiven Preissteigerungen, die derzeit
nicht nur beim Kaffee, sondern auch bei
vielen anderen Rohstoffen beobachtet
werden können – ausgelöst durch gestiegene Nachfrage und Börsenspekulationen. Führte dies bei uns lediglich zu
einem erhöhten Geldbedarf für das Warenlager und zu steigenden Verbraucher-
Körper und Seele 3%
Kaffee 28%
Spiel und Musik 4%
Tee 6%
Textilien und Schmuck 13%
Getränke 4%
Wohnen 13%
Speisen 14%
Snacks 14%
preisen, so bedeutet die Spekulation mit
Lebensmitteln für viele Menschen in den
ärmsten Ländern den Hungertod und
gehört endlich verboten.
Unser Rohgewinn, also das, was nach der
Bezahlung der Einkaufsrechnungen für
die Deckung der Betriebskosten übrig
bleibt, wird beim Kaffee in diesem Jahr
stark sinken. Wir haben dies bei der Vorausschau auf das kommende Geschäftsjahr berücksichtigt.
Dabei gelangen wir zunehmend an die
Kapazitätsgrenzen bei der Aufnahmefähigkeit unseres Lagers. Auch von unseren
Kunden erhalten wir ähnliche Rückmeldungen. Wir machen uns daher Gedanken um eine bessere Gliederung des
Sortiments und der Kataloge in ein zeitloses und beständiges Sortiment, ergänzt
durch Saison- und Aktionsprodukte, die
nur vorübergehend verfügbar sein müssen. Anregungen hierzu nehmen wir gerne entgegen!
Der Katalog wurde in diesem Jahr wieder um viele neue Produkte erweitert.
Sehr erfolgreich war in diesem Jahr die
Weltgebetstagsaktion. Wir hatten mit
Übersicht
2008/09
Zum
Vorjahr
2009/10
Zum
Vorjahr
2010/11
Zum
Vorjahr
Anteil
2011/12
Vorschau
Zum
Vorjahr
Gesamterlös
6.880.000
12%
7.312.000
6%
8.077.000
10%
100%
8.100.000
0%
Rohgewinn
2.709.000
11%
2.784.000
3%
2.982.000
7%
37%
2.750.000
-8%
Personal
1.059.000
7%
1.028.000
-3%
1.112.000
8%
14%
1.180.000
6%
Zinsen Betrieb
42.000
-7%
28.000
-33%
30.000
7%
0%
33.000
10%
Zinsen für
Immobilien
28.000
-15%
24.000
-14%
20.000
-17%
0%
17.000
-15%
Werbung
160.000
2%
168.000
5%
191.000
14%
2%
200.000
5%
Versand
257.000
9%
275.000
7%
301.000
9%
4%
300.000
0%
Spenden
43.000
23%
330.000
330.000
0%
4%
230.000
-30%
Andere Kosten
617.000
15%
633.000
3%
659.000
4%
8%
590.000
-10%
Kosten gesamt
2.206.000
9%
2.486.000
13%
2.643.000
6%
33%
2.550.000
-4%
Betriebsergebnis
neue JPGs von Martin
503.000
298.000
339.000
200.000
53
EL PUENTE Jahresbericht
dem diesjährigen Partnerland Chile sozusagen ein Heimspiel, da wir die Aktion
mit langjährigen Handelspartnern wie
Comparte durchführen konnten. Jedoch
planten wir zunächst die Aufnahme von
deutlich mehr Gebetstagsprodukten ins
Stammsortiment, als uns letztlich mög-
Vermögen
Zum
Vorjahr
30.06.2010
Zum
Vorjahr
30.06.2011
Zum
Vorjahr
16%
2.192.000
16%
2.045.000
-7%
2.390.000
17%
Immobilien
1.039.000
-4%
998.000
-4%
957.000
-4%
916.000
-4%
269.000
7%
287.000
7%
272.000
-5%
267.000
-2%
538.000
-2%
528.000
-2%
517.000
-2%
540.000
4%
418.000
2%
425.000
2%
484.000
14%
751.000
55%
382.000
16%
442.000
16%
847.000
92%
541.000
-36%
Betriebs- und
Geschäftsausstattung
Forderungen an
Kunden
Vorfinanzierungen an
Projektpartner
Herkunft
Eigenkapital
Private Darlehn
Geschäftskredite von
Banken
Immobilienkredite von
Banken
Verbindlichkeiten an
Lieferanten
Betriebliche
Alterssicherung
Sonstiges
Passiva
54
30.06.2009
1.894.000
Aktiva
Bei der kommenden Weltgebetstagsaktion zu Malaysia stehen daher im Jahr
2012 auch Produkte im Mittelpunkt,
die von der Kultur und den besonderen
Fertigkeiten der KunsthandwerkerInnen
aus den Provinzen Sarawak und Sabah
auf der Insel Borneo künden. Unser beliebtes Chipssortiment aus Indonesien
werden wir zum Weltgebetstag um neue
Knabbereien aus Malaysia ergänzen –
Zum
Vorjahr
Warenlager
Sonstiges
lich war. Diese Situation reflektierten
wir nach der Aktion eingehend und
beschlossen, uns künftig anlässlich der
Weltgebetstage verstärkt auf die Einführung von Produkten zu konzentrieren,
für die wir auch im Stammsortiment ein
gutes Potenzial sehen. Das Aktionssortiment könnte ergänzend aus hochwertigen Einzelstücken bestehen. Als solche
sind besonders kulturell wertvolle Produkte geeignet, welche die künstlerische
und kulturelle Vielfalt des Partnerlandes
repräsentieren.
30.06.2008
4.540.000
30.06.2008
4.872.000
Zum
Vorjahr
30.06.2009
5.122.000
Zum
Vorjahr
30.06.2010
5.405.000
Zum
Vorjahr
30.06.2011
Zum
Vorjahr
2.072.000
24%
2.575.000
24%
2.863.000
11%
3.203.000
12%
837.000
5%
879.000
5%
904.000
3%
913.000
1%
240.000
-77%
55.000
-77%
90.000
64%
130.000
44%
717.000
-12%
629.000
-12%
523.000
-17%
467.000
-11%
171.000
7%
183.000
7%
186.000
2%
135.000
-27%
127.000
2%
129.000
2%
125.000
-3%
94.000
-25%
376.000
12%
422.000
12%
431.000
2%
463.000
7%
4.540.000
4.872.000
denn auch die Leute aus Sarawak können
fantastische Chips brutzeln, allen voran
Manioksticks und Chilibananenchips!
Wie im Vorjahr haben wir auch im vergangenen Jahr wieder in großem Umfang
Spenden an den Entwicklungsfonds des
EL PUENTE e.V. und an die EL PUENTE Stiftung geleistet. Der Entwicklungsfonds unterstützt vor allem unsere
Handelspartner in der Durchführung
von Projekten, deren Umsetzung über
die Möglichkeiten des Fairen Handels
hinausgeht. Die EL PUENTE Stiftung
fördert die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit hierzulande, vornehmlich von Weltläden und Aktionsgruppen. Berichte zu den Tätigkeiten
der Stiftung und des Vereins finden Sie
ebenfalls in dieser Ausgabe der EL PUENTE informiert.
Wir danken allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, den ehrenamtlich Enga-
5.122.000
5.405.000
gierten in den Gremien, allen Gesellschafterinnen und Gesellschaftern sowie
unseren Darlehensgeberinnen und Darlehensgeber für ihre treue und engagierte Mitwirkung am Partnerschaftlichen
Welthandel im zurückliegenden Geschäftsjahr.
EL PUENTE GmbH
für die Geschäftsführung, Martin Moritz
EL PUENTE Entwicklungsfonds
EL PUENTE Entwicklungsfonds
Der Entwicklungsfonds ist eine Einrichtung des Vereins EL PUENTE e.V. und
unterstützt unsere Projektpartner bei
Maßnahmen, die über die Möglichkeiten
des Fairen Handels hinausgehen und
nicht durch Vorfinanzierung, langfristige
Zusammenarbeit und Mehrpreiszahlung
alleine finanziert werden können.
alten Anlagen zur Zuckerherstellung zu
bewerkstelligen war. Das Lagerhaus von
Pakta Mintalay und die Zuckerverarbeitungsanlangen der Kooperative Cumbres
de Ingapi wurden daher erweitert.
Februar 2011, Projekte Nr 1.1 und 1.2
Zuschuss 29.000 US-Dollar entspricht
ca. 22.000 Euro
Mit dem Entwicklungsfonds können
Maßnahmen weltweit gefördert werden,
die
1) Investitionen in Entwicklungsaufgaben des Partners ermöglichen,
2) zur Verbesserung von Entwicklungschancen beitragen (capacity building),
3) internationale Kooperation und Begegnung fördern.
Im vergangenen Jahr wurden folgende
Maßnahmen gefördert:
Pakta Mintalay, Ecuador (ec2): Darlehn und Zuschuss für einen Umlagefonds für die Verbesserung der
Eigenkapitalbasis, den Ausbau des
Lagerhauses und der Herstellung von
Bio-Vollrohrzucker
Mit dem Schritt des Projektes Pakta Mintalay in die Eigenständigkeit wurde auch
auf kirchliche Unterstützung verzichtet,
wodurch nun eine Stärkung der Eigenmittel notwendig wurde. Mit der Selbstständigkeit wird ein weiteres Wachstum
angestrebt, das nicht mehr in den bisherigen Räumlichkeiten und mit den
Smolart Self Help Group, Kenia (ke7):
Community Ressource Centre
Unser Partner für kenianische Specksteinprodukte hat in Tabaka, dem Dorf
der kenianischen Specksteinkunst, bei
Kisii sein Büro und Lager. Der Mitgliederzuwachs hat eine Erweiterung der
Räumlichkeiten erfordert, um gemeinsame Treffen abhalten zu können. Dies
war für die Kooperative die Gelegenheit,
um gleichzeitig auf den dringenden Bedarf der Kommune nach einem Gemeinschaftshaus zu reagieren und die neuen
Räumlichkeiten für ganz Tabaka zur Verfügung zu stellen. In dem Gebäude wird
es auch ein Computerzentrum und Kurse für Existenzgründer sowie eine öffentliche Bibliothek geben. Der Grundstock
hierfür wurde von vielen WeltladenmitarbeiterInnen gelegt, der Fonds hat den
Schiffstransport der Bücher aus Deutschland finanziert.
Das Dorfgemeinschaftszentrum wurde
im November 2011 eröffnet, eine Reisegruppe von EL PUENTE mit WeltladenmitarbeiterInnen war dabei.
März 2011, Projekte Nr 1.4 und 2.5
Zuschuss 27.500 US-Dollar entspricht
ca. 20.000 Euro
Südafrika (sa2): Schuluniformen für
die Maasrust Grundschule
Auf der Rotbuschfarm von Franz van
der Westhuizen wird der Rotbusch der
Wupperthal Kooperative, unserem Partner für Rotbuschtee, verarbeitet. Die
Mitarbeiter schicken ihre Kinder auf die
Grundschule in Maasrust, in der Nähe
von Clanwilliam. Dort hat man uns um
Unterstützung der Familien beim Kauf
von Schuluniformen gebeten. Schuluniformen sind besonders wichtig für die
Überwindung sozialer Ungleichheit. Sie
sorgen dafür, dass alle Kinder eine gleiche Ausgangssituation haben.
September 2011, Projekt Nr. 1.7
Zuschuss 9.000 Südafrikanische Rand
entspricht ca. 900 Euro
Kaffeekooperative ASCON, Panama
(pa1): Unterstützung bei der BioZertifizierung
Die indigene Kaffeekooperative ASCON
ist zu klein, um die Hürden einer teuren
Bio-Zertifizierung alleine zu meistern.
Dies war daran zu merken, dass unser
Panamakaffee im letzten Jahr von den
Bauern zwar genauso hergestellt wurde
wie zuvor, aber plötzlich nicht mehr zertifiziert war. Damit dies nicht noch einmal passiert, unterstützt der Fonds die
Kooperative in diesem Bereich. Die erste Inspektion der lateinamerikanischen
Agentur für Bio-Zertifizierung Biolatina
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EL PUENTE Entwicklungsfonds
war bereits erfolgreich.
September 2011, Projekt Nr. 2.1
Zuschuss 2.295 US-Dollar entspricht ca.
1.600 Euro
Internationale ‚colour charts‘ für
Modedesign
Um eine erfolgreiche Produktentwicklung bei Modeartikeln wie z.B. Seidenschals oder Lederprodukten zu gewährleisten, ist es notwendig sich über
Farben zu verständigen. Dies geht per
E-Mail, führt jedoch oft zu Missverständnissen („Ich habe mir purple aber
ganz anders vorgestellt…“). Wir haben
daher alle unsere Textilpartner mit professionellen Farbkarten für die nächste
Saison ausgestattet. Da dies der gesamten
Produktentwicklung der Partner, nicht
nur in der Zusammenarbeit mit EL PUENTE, zugute kommt, unterstützt der
Fonds diese Maßnahme.
August 2011, Projekt Nr. 2.2
Zuschuss 2.000 Euro
Comparte (ch1): Weiterbildung
Design und Marktstudie
Um nach der diesjährigen Weltgebetstagsaktion einen nachhaltigen Absatz
durch moderne, attraktive Produkte zu
fördern, hat der Fonds die chilenische
Organisation Comparte beim Besuch
der Frankfurter Messe Ambiente finanziell unterstützt und begleitende Weiterbildungsmaßnahmen gefördert.
Dezember 2010, Projekt Nr. 2.3
Zuschuss 1.900 US-Dollar entspricht ca.
1.500 Euro
Asha Handicrafts, Indien(in0): WFTO
Fairtrade Zertifizierung – Befähigung
der Produzentengruppen
Die Welthandelsorganisation für Fairen
Handel (WFTO) strebt, wie bekannt
(und an anderer Stelle in dieser Ausgabe erläutert), eine Zertifizierung an, die
bei allen Produkten des Fairen Handels
angewandt werden kann. Jede Produzentengruppe muss dabei einen aufwendigen Prüfungsprozess durchlaufen – ein
Prozedere, das unseren Partner Asha
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Handicrafts aus Mumbai stark gefordert hat. So entstand die Idee, die über
40 Produzentengruppen selbst in die
Lage zu versetzen, ihre eigene Arbeit zu
überprüfen und Fragebögen auszufüllen.
Dies bedeutet nicht nur eine Arbeitserleichterung für Asha, sondern gleichzeitig die Vollziehung eines emanzipativen
Prozesses.
Juni 2011, Projekt Nr. 2.6
Zuschuss 3.000 Euro
Mitra Organik, Indonesien (id3):
Anschubfinanzierung
Damit sich die Maniokbauern besser
organisieren können, hat die Entwicklungsagentur Profil Mitra Abadi (PMA),
unser Partner für Chips, Bio-Cashewnüsse und Bio-Palmzucker, die Genossenschaft Mitra Organik ins Leben gerufen. Die Miete, die im ersten Jahr für
Lager- und Büroräume anfällt, hat der
Fonds übernommen.
August 2011, Projekt Nr. 2.7
Zuschuss 3.000 Euro
Begegnungsreise des PaCo e.V.:
WeltladenmitarbeiterInnen reisen zu
indischen Partnerprojekten
PaCo (Partner Comité) e.V., gegründet
von den Handelspartnern EL PUENTEs
und gleichzeitig Gesellschafter der EL
PUENTE GmbH, veranstaltete im Februar dieses Jahres eine Begegnungsreise zu seinen indischen Mitgliedern.
Zielgruppe der Reise, die u.a. zu SIPA,
SASHA und EMA führte, waren MitarbeiterInnen von Weltläden. Die Kosten,
die über einen festgelegten Eigenanteil
hinausgingen, wurden vom Entwicklungsfonds getragen.
März 2011, Projekt Nr. 3.4
Zuschuss 12.940 Euro
Produzentenkalender
2012 mit indischen
Partnerprojekten
Eine Reise zu unseren indischen Partnern hat unsere
Designerin so begeistert,
dass sie ihnen einen Kalender gewidmet hat. Der
Familienplaner ist zweisprachig und wurde mit
Förderung des Entwicklungsfonds in Indien für
unsere dortigen Partnerprojekte gedruckt.
August 2011, Projekt Nr. 3.5
Zuschuss 2.000 Euro
Ausblick:
Die oben erwähnte Wupperthal Rotbusch Kooperative braucht für notwendige Erweiterungen bald frisches Kapital.
Das bereits im letzten Jahr vorgestellte
Schulprojekt der Frauenkooperativen
für Hibiskus aus Burkina Faso ist noch
offen, wir erwarten derzeit noch aktuelle Informationen zum Zeitplan. PaCo
e.V. führte Ende 2011 wieder eine Begegnungsreise mit WeltladenmitarbeiterInnen durch, für die Zuschüsse gewährt
werden. Silence, unser Partner für Kerzen aus Kalkutta, und Modellprojekt für
die Inklusion von Behinderten, braucht
einen behindertengerechten Aufzug.
EL PUENTE e.V.