know-how:snowboardtest

Transcription

know-how:snowboardtest
know-how:snowboardtest
Surfen
im Tiefschnee
Zwölf Modelle
unter der Lupe
K las sische Powder- Planke o der revolutionärer Ro cker? Sind Splitb o ards
mit tler weile eine echte Freeride -Alternative ? Die Te stcrew de s outdo or guide nahm
im schweizerischen Freeride Hot Sp ot Engelb erg (w w w.engelb erg.ch)
z wölf Bo ardmo delle der S aison 2 010 /11 unter die Lup e bz w. unter die Füs se.
Freeride-Boarden – Surfen im Tiefschnee. Unbestritten eines der Königsgefühle alpiner Aktivitäten. Aus
den «Snurfern», den ersten Prototypen von Surf-Boards für den Schnee,
sind mittlerweile technisch fein
ausgeklügelte Sportgeräte in unterschiedlichster Ausprägung entwickelt worden. War früher die simple
Frage, Ski oder Snowboard die entscheidende, so müssen Wintersportlerinnen und -sportler heute aus
einem ganzen Arsenal von Abfahrtshilfen entscheiden. Hier bietet der
outdoor guide Hand respektive Hilfe:
Testergebnisse und Präsentation der
getesteten Boards geben Einblick in
das Produkt Freeride-Snowboard.
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D er Liebling
Es ist wohl ein Grundsatzentscheid,
ob man sich ein spezielles FreerideBoard – ein Snowboard also, das
nicht in erster Linie auf der Piste und
im Park gefahren wird – leisten will
und kann. Denn: Einige der getesteten Boards wiesen extreme RockerKonstruktionen auf, die wegen der
stark negativen Vorspannung und
dem damit ziemlich gewöhnungsbedürftigen Umkanten sowie der geringeren Laufruhe beim Carven für
den Pisteneinsatz und bei höheren
Geschwindigkeiten weniger geeignet sind. Einige Probanden lies­sen
gar Zweifel bezüglich Fahrbarkeit
aufkommen. So befürchtete die
Test­crew bei der «Enthüllung» des
«AK SC I.» zuerst, dass Hersteller
Head versehentlich ein gebrochenes
Brett geschickt hatte, so stark war der
Rocker mit einem deutlichen Knick
im hinteren Bereich des Boards ausgeprägt. Kurios, dass ausgerechnet
dieses Brett später der Liebling aller
Tester wurde.
Aus z wei mach eins
Bis vor einiger Zeit hatten nahezu alle
Snowboards – flach abgelegt – zwei
Auflagepunkte, jeweils an der ­Spitze
und am Ende. Die Wölbung da­
Text: Moritz Becher
Foto: Simon Starkl
Illustration: Aleks Herzog
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know-how:snwoboardtest
Einteilige Freeride-Boards
Atomic «Banger»
Verfügbare Längen: 157 – 164 – 171 cm
Breite (Waist): 260 mm
Radius: 8.1 Meter
Gewicht: 3300 Gramm
Preis: CHF 699.–
Infos: Amer Sports SA, Tel. 041 784 26 26, www.atomicsnowboarding.com
Das «Banger» liess seinen Testern eigentlich keine andere Wahl, als es zu mögen.
Der Rocker-Shape gab in allen Schneearten hervorragenden Auftrieb, war aber neutral genug, um auch bei eisigen Verhältnissen gutes Handling mit entsprechendem
Kantengriff zu ermöglichen. Lediglich bei schnellen Turns in kurzen Radien liegt bei
der Drehfreudigkeit noch etwas Verbesserungspotenzial. Zieht man den attraktiven Preis bei der Entscheidungsfindung hinzu, erhalten vor allem budgetbewusste
Backcountry-Boarder mit dem «Banger» einen echten Freerider für alle Lebensund Hanglagen.
Er eignet sich insbesondere für Allround-Freerider, die nicht nur bei frischem Pulverschnee abseits der Pisten unterwegs sind und die Kontrolle bei allen Schneeverhältnissen schätzen. Durch sein einfaches Handling ist das «Banger» auch gut für
Freeride-Einsteiger und -Intermediates geeiget.
know-how:snowboardtest
zwischen ergibt sich durch die Vorspannung (auch Camber genannt)
des Bretts, die den beim Fahren
auftretenden Kräften (Gewicht des
Fahrers, Fliehkraft, etc.) entgegenwirkt. Je nach Taillierung (Sidecut)
wird so ein optimaler Kantengriff
bei gecarvten Schwüngen erreicht.
Allerdings leidet die Drehfreudigkeit eines Snowboards unter einer
starken Vorspannung. Eine RockerKonstruktion ist im Spannungsaufbau genau gegensätzlich angelegt.
Das heisst, es gibt nur noch einen
Auflagepunkt oder einen vollständig
flachen Bereich. Dieser befindet sich
zwischen den Bindungen. Gegen
Brettspitze oder -ende hin wird der
Rocker-Shape je nach Ausprägung
deutlich sichtbar. Die Folge ist eine
höhere Drehfreudigkeit mit spürbar
stärkerem Auftrieb im Tiefschnee.
Dadurch sowie durch das Verwenden immer leichterer Materialien benötigen die so konstruierten Boards
weniger Länge und Breite – bis vor
kurzem noch die Markenzeichen von
«Freeride-Planken» – für denselben
Auftrieb mit deutlich mehr Spielfreude und Wendigkeit in jeder Art
von Abseitsfahrten.
und/oder zu kurz – enden Fahrfehler
bei höheren Geschwindigkeiten auf
Grund der geringeren Abfederung
eher in Stürzen, insbesondere in
wuchtigem, zerfahrenem Gelände.
Der Nose-Radius, die Krümmung
der «Nase» beeinflusst das Fahrverhalten im Abseitsgelände enorm. Ist
sie zu flach gehalten, wird sie schnell
zur besagten Schneeschaufel. Ist die
Krümmung dagegen zu stark, kann
sich das auf zwei Arten negativ auswirken: Zum einen wird die Fahrt
bei frontalem Auffahren auf härteren Schnee manchmal abrupt abgebremst, ähnlich dem Gefühl mit dem
Vorderrad eines Mountainbikes an
einer Wurzel anzustehen – was bei
voller Fahrt durchaus unangenehm
enden kann… Zum anderen neigt
die Brettspitze in mittelsteilen Kurven dazu, den Radius zu verkürzen,
indem das Board lieber der NoseBiegung als dem angepeilten Kurs
folgen möchte und eintaucht. Im Test
ist dies beim Salomon «Burner» und
Atomic «Poacher Premium Renu»
aufgefallen.
hat sich der outdoor guide zu einem Kompromiss entschlossen: Das besagte
Modell wurde Anfang Oktober auf dem Kaunertaler Gletscher Probe gefahren.
Mit dem eigentlichen Testverfahren kann dies indes nicht verglichen werden.
Deshalb wird das Board an dieser Stelle nur kurz vorgestellt.
Burton steht seit 33 Jahren für feine Schnee-Boards. Auch das «Supermodel»
machte eine sehr gute Figur. Ein ausgiebiger Freeride-Einsatz konnte Anfang
Oktober trotz erster Schneefälle nicht simuliert werden. Mit seiner klassischen
Camber-Konstruktion und einem recht dynamischen Flex bietet das «Supermodel» zwar auf der Piste – sowohl bei harten, eisigen als auch weicheren Verhältnissen – einen scheinbar universellen Spassfaktor. Ob es im tiefen Pulverschnee
mit der auftriebsstarken, zum Teil verspielten Rocker-Bande mithalten kann, war
zu diesem Zeitpunkt leider nicht zu beurteilen. Im Harsch oder Sulz – je nach
Tageszeit – neben den herbstlichen, planierten Gletscherpisten machte Burton’s
Freeride-Modell auf jeden Fall Lust auf mehr.
Head «AK SC I.»
Verfügbare Längen: 155 – 159 – 163 – 167 cm
Breite (Waist): 260 mm
Radius: 13.8 Meter
Die Rückkehr
de s S chwalb enschwanz
Gewicht: 3140 Gramm
Preis: CHF 800.–
Infos: Head Switzerland AG, Tel. 041 767 07 07, www.head.com
Burton «Supermodel»
Verfügbare Längen: 155 – 158 – 161 – 164 – 168 cm
Breite (Waist): 257 mm
Radius: 8.55 Meter
Gewicht: 3200 Gramm
Preis: CHF 890.–
Infos: E-Motion Sport GmbH, Tel. 056 290 13 55, www.burton.com
Die Firma Burton konnte zum angesetzten Zeitpunkt des Tests in Engelberg das angefragte Board «Burton Supermodel» nicht zur Verfügung stellen. Da allerdings ein
Snowboard-Test ohne die weltweit bekannteste Snowboard-Marke lückenhaft wäre,
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Bret t schaufel ≠
S chnee schaufel
Wichtig für den Auftrieb und das
Kurvenverhalten ist zudem die Anlage der Brettschaufel, der Nose also.
Ist sie zu lang und/oder zu weich,
gibt sie dem Brett nicht ausreichend
Führung und wird so bisweilen zur
Schneeschaufel. Auch bei zerfahrenen, harschigen Schneeverhältnissen sorgt dies für ein etwas «schlabberiges» Fahrgefühl, so dass man sich
seine Linie äusserst aktiv erarbeiten
muss, was den Testern vor allem bei
den beiden Splitboards von Prior und
Voilé negativ auffiel. Ist das Gegenteil der Fall – also die Nose zu hart
Das Ende eines Freeride-Boards, das
Tail, ist in der Regel schmäler gebaut
als die Spitze, um noch genügend
Auftrieb und Fahrstabilität zu geben,
gleichzeitig aber den Fahrer bei der
nach hinten verlagerten Körperhaltung im Tiefschnee zu unterstützen.
In ihrer Form erinnern einige Modelle an die Exemplare aus den 70er und
80er Jahren, als die meisten Bretter noch mit Schwalbenschwänzen
ausgestattet waren, so z.B. das ­Nitro
«Slash». Sie eignen sich in erster
Linie für das Fahren im Pulverschnee
neben der Piste, da der weichere Flex
gekoppelt mit dem «old-schoolDesign» bei harten ­Verhältnissen und
hohen Geschwindigkeiten schnell
Alles andere als geknickt waren die Tester nach den Fahrten mit dem «AK SC I.».
Fast wie auf einer Wippe steht der Fahrer dieses Boards – wegen des deutlich
sicht- und spürbaren Knicks unterhalb der hinteren Bindung. Dieser bewirkt,
dass sich die Nose bei angeschnalltem Brett automatisch ein Stück anhebt, was
für enormen Auftrieb und Surffeeling sorgt. Zudem ist das Brettende etwas stärker aufgebogen, was das «AK SC I.» zu einem echten Spassmobil werden lässt.
Müheloses Fakie-Fahren und verspielte Linien sind geradezu ein Muss – egal
ob enge oder weite, schnelle oder langsame Schwünge. Auf Grund des starken
Knicks sind gecarvte Schwünge auf der Piste etwas abenteuerlich und unruhig,
über ausreichend Kantengriff bei eisigen und harschigen Verhältnissen verfügt
das «AK SC I.» trotzdem.
Sein Terrain ist indes der Pulverschnee – egal ob in steilen Couloirs, engen
Waldabschnitten oder auf weiten Schneefeldern. Das Brett für «freeridende
Freestyler» oder «freestylende Freerider» – das «AK SC I.» ist für verspielte,
etwas erfahrene Fahrer geeignet, die gerne alles mit ihrem Gefährt ausprobieren
und das volle Potenzial ausschöpfen wollen. Für Allrounder ist die Form vielleicht
einen Tick zu radikal.
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know-how:snwoboardtest
K2 «Gyrator»
Verfügbare Längen: 158 – 162 – 168 cm
an seine Spassgrenzen stösst. Ein
Brett für den vielseitigen Einsatz hat
Völkl mit dem «Selecta» geschaffen.
Trotz waschechtem Freeride-Design
mit speziellem Tail für kontrolliertes
Surfen im Tiefschnee, bereitet es dem
Fahrer auch auf der Piste viel Freude.
Breite (Waist): 258 mm
Radius: 17 Meter
Gewicht: k.A.
Trend in Richtung Ro cker
Preis: CHF 959.–
Infos: K2 Switzerland GmbH, Tel. 0800 558 197, www.k2snowboarding.com
«Gyrator» – der Name verpflichtet. Wie in der Elektrotechnik auch, sorgt das
Freeride-Board von K2 für mächtig viel Spannung und einen hohen Spassfaktor
abseits der Pisten. Angriffiges Fahren mit viel Dynamik zeichnen das «Gyrator» aus.
Der vollkommen flache Belag zwischen den Bindungen und dem Rocker jeweils bei
Tail und Nose geben viel Auftrieb, egal ob fakie oder standard gefahren wird. Die
hohe Agilität wird dem «Gyrator» aber in zerfahrenem, schwierigem Gelände gerade
bei höheren Geschwindigkeiten bisweilen zum Verhängnis. Hier reagiert des Brett
etwas nervös und verlangt eine starke Führung. Durch die ziemlich progressive
Taillierung ist das «Gyrator» zwar auch recht gut auf der Piste zu fahren, bei eisigen
Abschnitten im Hinterland, wo die Turns nicht so sauber und langsamer gefahren
werden können, fällt der erhoffte Kantengriff manchmal etwas schwach aus. Wer
es gerne progressiv bis aggresiv mag, ist mit dem «Gyrator» sehr gut bedient.
Besonders für erfahrene Freerider, die ein bisschen Zügelarbeit und den höheren
Budgetaufwand nicht scheuen, ist dieses Brett eine gute Wahl.
Nitro «Slash»
Verfügbare Längen: 161 – 166 – 171 cm
Breite (Waist): 267 mm
Radius: k.A.
Gewicht: 3200 Gramm
Preis: CHF 699.–
Infos: Nitro AG, Tel. 041 748 00 00, www.nitrosnbrds.com
Auf Grund der oben beschriebenen,
recht deutlichen Vorteile im Pulverschnee sollten sich Freerider nach
Meinung der outdoor guide-Testcrew
in Richtung Boards mit Rocker-Konstruktion orientieren. Dieser Trend
spiegelt sich auch in den meisten
Test-Boards wider. In Engelberg haben die Bretter mit stärker ausgeprägteren Shapes dieser Art im weis­
sen Hinterland deutlich mehr Spass
gemacht. Die Entwickler von Head
haben ihrem Freeride-Flagschiff
«AK SC I.» den deutlich sichtbaren
Umkehrpunkt des Rocker-Shapes
sogar erst kurz vor die hintere Bindung gelegt, damit sich die Nose
des Boards beim Fahren automatisch anhebt. Trotz gewöhnungsbedürftiger Optik ging die Rechnung
auf: das «Intelligence AK» macht im
Backcountry einfach nur Spass. Je
neutraler dagegen der Shape, desto
universeller wird das Board wieder­
um einsetzbar. Einige Hersteller
kombinieren den klassischen Camber- mit dem Rocker-Shape, um die
Vorteile beider Konstruktionsweisen
zu nutzen und so mehr Flexibilität
beim Einsatzgebiet zu gewährleisten, so z.B. beim «Ultralight XL» vom
Schweizer Hersteller Nidecker, die
diese Spannungsanordnung «Camrock» getauft haben.
Wie der ehemalige Guns’n’Roses-Gitarrist, ist auch das «Slash» der optische Paradiesvogel im Testfeld. Wie eine Tiefschnee-Diva fährt sich das Board dann auch.
Allround = Kompromis s
Beim Surfen im Tiefschnee fühlt sich das Brett mit Retro-Optik spürbar wohl, sobald man die eher seltenen reinen Powder-Paradiese verlässt, tut sich das «Slash»
indes schwer. Durch den weicheren Flex zieht sich das Board die Bodenuneben-
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Vorsicht ist allerdings grundsätzlich
bei angepriesenen Allroundern und
“Hestra goes climbing“
“When Hestra’s design team and I started
developing the new mountaineering collection,
we had three goals. We wanted to improve the
feeling and grip of the palm, compared to other
climbing gloves. We searched for the balance
between highly functional and warm materials.
And we wanted the hand to move easily and
not loose energy from a glove that is too stiff.
After tough testing in the Alps and Himalayas,
I am very happy with the high quality of the
new models.”
Stéphane Shaffter, mountain guide and professional climber, has
completed several new routes in the world’s toughest mountain areas.
He has worked with Hestra since 2009.
www.hestragloves.com
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know-how:snwoboardtest
heiten merklich zu Gemüte. Der stark Tiefschnee-orientierte Setback und die lange
Nose machen es zu einem reinen Surfer, mit dem man bei guten Bedingungen die
weichere Abstimmung wunderbar nutzen kann.
Ein Brett für erfahrene Powder-Junkies, die es sich leisten können und möchten,
ein Board ausschliesslich für Tiefschneetage parat zu haben. Auch sollten Schwergewichte eher die Finger vom «Slash» lassen, da dies die Eigenschaften eines
weichen Flex nurmehr verstärken würde.
know-how:snowboardtest
Multitalenten geboten. Ähnlich wie
im Automobilbau ist es eben kaum
möglich, einen geländetauglichen
Sportwagen zu bauen, der in jeder
Disziplin Bestnoten erreicht. Ein Allround-Board wird immer auch ein
Kompromiss sein. Ergo sollten sich
kompromisslose Fahrer tendenziell
für eine Disziplin entscheiden.
mit sogenannten Seitenwangen versehen, die an der oberen Kante mit
dem Topsheet abschliessen. Sie sollen einerseits den Kern schützen und
andererseits die Kräfte auf die Kanten übertragen. Häufig werden auch
Mischformen aus beiden Aufbauarten eingesetzt.
Radius: 9.8 Meter
Gewicht: 3400 Gramm
Preis: CHF 850.–
Infos: Amer Sports SA, Tel. 041 784 12 12, www.salomonsnowboard.com
Das «Burner» wäre in einer Schulklasse der etwas unauffällige Typ, der in der
zweiten Reihe sitzt, keinen Stress macht und immer gute Noten schreibt, ohne
damit zu prahlen. Dieses Brett ist unkompliziert, ohne viel Kraftaufwand zu fahren und bietet alles, was ein Freeride-Board braucht. Lediglich die recht abrupt
gekrümmte, etwas harte Nose läuft gerne mal auf oder taucht bei mittelsteilen
Ein Her z aus Holz
Gros se Vielfalt
Völkl «Selecta»
Verfügbare Längen: 158 – 163 – 168 – 175 cm
Breite (Waist): 266 mm
Radius: 10.25 Meter
Gewicht: 3260 Gramm
Preis: CHF 1099.–
Infos: Coniv GmbH, Tel. 081 630 4518, www.voelkl-snowboards.com
Jeder Tester, der das «Selecta» unter den Füssen hatte, war begeistert. Trotz seiner
Länge folgt das Board den Anweisungen seiner Fahrer umgehend. Mit der besten Laufruhe im gesamten Test macht das «Selecta» vor allem in langgezogenen
schnellen Kurven viel Freude. Der Rocker-Shape und die breite Nose verleihen dem
Board den notwendigen Auftrieb. Der sogenannte «Powder-Channel», die Ausbuchtung am Tail, wirkt wie eine Finne beim Surfen und wie ein Diffusor bei einem
Rennwagen gleichzeitig und verleiht dem Freerider viel Kontrolle auch bei hohen
C ap und S andwich
Das Innenleben eines Snowboards
ist in verschiedenen Schichten aufgebaut. Grundsätzlich wird dabei zwischen einer Cap-Konstruktion und
einer Sandwich-Konstruktion unterschieden. Bei der Cap-Konstruktion,
wie z.B. beim Nidecker «Ultralight
XL» oder dem Voilé «Mojo RX», wird
die oberste Schicht – das Topsheet –
seitlich mit einem deutlich sicht- und
spürbaren Absatz bis auf die Stahlkante heruntergezogen. Die Sandwich-Konstruktion, die weit häufiger
verbaut wird, ist oberhalb der Kanten
Die Zusammensetzung und Anordnung des Kerns soll eine bestmögliche Abstimmung zwischen Steifigkeit, Vorspannung und Torsion, also
die Verwindung des Boards um die
Längsachse, gewährleisten. Die gesamte Spannungsabstimmung mit
den unterschiedlichen Härtegraden
vor allem im Nose- und Tail-Bereich
wird als Flex bezeichnet. Folglich ist
der Aufbau des Kerns massgeblich
entscheidend für die individuelle
Performance des Bretts. Eingebettet
wird das Herz des Boards in zwei La-
Geschwindigkeiten.
Das «Selecta» ist leicht zu handhaben und verlangt keine spezifischen Fahrerqualitäten, um es zu beherrschen. Fortgeschrittenen Freeridern sind eine Menge
Konstruktion gepaart mit Freeride-Eigenschaften eignet sich das «Burner»
Herzstück jedes Snowboards ist der
Kern, ­Hauptverwendungsmaterial
ist Holz. Dabei werden zum Teil auch
unterschiedliche Holzarten in Streifen gemischt eingesetzt, um deren
individuelle Eigenschaften zu nutzen. In der Regel werden die Holzkerne durch andere Baustoffe wie
z.B. Carbon, Aramid, Aluminium-­
Waben oder Fiberglas ergänzt. So
verwendet z.B. Rad-Air beim «Tanker» – neben einer kompletten Carbon-Fiberglas-Lage unterhalb des
Kerns – zusätzliche Streifen aus Carbon- und Aramid-Fiberglas-Fasern,
die von der Ober- und der Unterseite in den Vollholzkern eingelegt
sind, um die Torsionssteifigkeit zu
erhöhen. Im Ergebnis hat das «Tanker» seinem Namen auch alle Ehre
gemacht. Es war das härteste Board
unter den Testkandidaten und ist
entsprechend für stabilere, nicht arbeitsscheue Fahrer geeignet.
Weitere Unterscheidungsmerkmale
der einzelnen Board-Bau-Philosophien liegen in der Art des Aufbaus
und der dabei verwendeten Materialien. Ein wichtiges Kriterium für
abseitsorientiertes Fahrvergnügen ist
die Anordnung der Inserts, also der
im Brett fixierten Einsteckmuttern
für die Bindungsschrauben. Wird
häufig im Tiefschnee gefahren – was
ja die Grundmotivation beim Free­
riden darstellt – sollten die Inserts
etwas weiter nach hinten, also gen
Tail, versetzt sein, damit das Board
vorne mehr Auftrieb hat und die
Fahrerinnen und Fahrer entspannter
im Powder-Modus fahren können.
Das Ausmass der Versetzung der Inserts wird im «Boarder-Latein» als
Setback bezeichnet.
Endorphine garantiert, wenn sie das volle Potenzial aus dem Brett rausholen.
Salomon «Burner»
Verfügbare Längen: 160 – 163 – 166 – 171 cm
Breite (Waist): 260 mm
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Turns ein, was ein aktives Gegensteuern erfordert. Durch die klassische Camberauch sehr gut als Allround-Brett. Ein Snowboard also für Freeride-Einsteiger und
-Intermediates, die sich noch nicht vollständig dem Hinterland verschreiben
wollen und gerne auch mal etwas Abwechslung auf der Piste suchen.
Rad-Air «Tanker»
Verfügbare Längen: 167 – 172 – 177 – 182 – 187 – 200 cm
Breite (Waist): 272 mm
Radius: 10.75 Meter
Gewicht: 3400 Gramm
Preis: CHF 1059.–
Infos: Rad-Air Snowboards, Tel. 055 412 86 56, www.rad-air.com
Das Revier des «Tanker» ist unberührter Tiefschnee. Mit vorbildlicher Laufruhe
zieht das Brett seine Lines durch die Schneefelder aller Gefälle. Weite, schnelle
Turns sind seine Spezialität. Die breite Schaufel kombiniert mit einem durchgehenden Rocker-Shape, liefert den passenden Auftrieb dafür. Will der Fahrer aller­
dings eine etwas verspieltere Gangart einlegen, weist ihn das «Tanker» schnell
in seine Grenzen. Schwünge in engen Radien und mit verminderter Geschwindigkeit erfordern recht viel Kraft. Ordentlich arbeiten muss der Freerider, sobald
er in zerfahrenes Gelände steuert. Der sehr harte Flex verzeiht Fahrfehler nur
ungern und so legt sich das «Tanker» mit jeder Bodenunebenheit an. Gemessen
am Gesamtspektrum erhältlicher Längen war unser Test-Board eher kurz. Die
«Tanker»-Familie besetzt mit ihren Ausmassen und spezifischen Charakteristika
somit eher eine Nische unter den Freeridern. Die äusserst robuste Bauweise
des «Tanker» mit mehrfachen Carbon- und Aramidfasereinlagen hat ihren Preis.
Das «Tanker» ist für erfahrene, etwas stämmigere Freeride-Puristen geeignet,
die für Highspeed-Surfen im Tiefschnee gerne bereit sind, die etwas bockigen
Abwurfversuche des Boards auf der zerfahrenen Talabfahrt in Kauf zu nehmen.
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know-how:snwoboardtest
Nidecker «Ultralight XL»
Verfügbare Längen: 158 – 163 – 163XL – 167XL cm
Breite (Waist): 260 mm
Radius: 8.2 Meter
Gewicht: 2820 Gramm
Preis: CHF 1329.–
Infos: Nidecker Snowboard Factory, Tel. 021 822 33 33, www.nidecker.com
Ultraleicht – und ultrateuer. Edle Optik gepaart mit – nomen est omen – minimaler
Erdanziehungskraft, was es für Touren mit Tragepassagen sehr attraktiv macht.
Diese Leichtigkeit des Seins beschert dem Fahrer des «Ultralight XL» absolute
FREERIDE MOUNTAINEERING
gen doppelt, drei- oder vierfach quer
und längs verwobener Glasfaserfolie,
den Ober- und Untergurten. Diese
schützen zum einen den Kern, zum
anderen verringern sie durch die verwinkelte Faseranordnung die Torsion
und den Flex. Um die Leistungsfähigkeit der Ober- und Untergurte zu
erhöhen, integrieren einige Hersteller weitere Materialien wie Aramidund Carbonfasern sowie Legierungen aus Titanal. Häufig werden auch
gummierte Schichten unterhalb der
Bindungen oder über den Stahlkanten eingesetzt, um Schläge und Unebenheiten abzudämpfen.
XPLOR’AIR WITH 80MM WIDTH
CRUS’AIR WITH 90MM WIDTH
Wendigkeit und spielerisches Handling. Der Kunde hat die Wahl zwischen einer
klassischen Camber- oder einer mit Aufpreis verbundenen «Camrock»-Konstruktion. Letzere kombiniert den Camber-Shape mit einem Rocker an Nose und Tail,
wodurch sich das «Ultralight XL» auch gut auf harten Pisten fährt. Optional kann –
wie bei unserem Test-Board – auch eine besondere Stahlkante namens «Ultimate
Grip» bestellt werden. Die rechteckig gezackte Kantenlinie sorgt tatsächlich für den
besten Kantengriff aller Probanden – fraglich nur, ob sich der Aufpreis für diese
Sonderausstattung bei einem Freeride-Board lohnt. Betrachtet man die Perfor-
POWD’AIR WITH 100MM WIDTH
Der Fahrbelag bildet quasi die Unterseite eines Snowboards. Gesinterte Beläge aus P-Tex haben sich für
Freeride-Boards bewährt, da sie widerstandsfähig sind, eine hohe Gleitfähigkeit aufweisen und Heisswachs
gut aufnehmen.
2011 CARBON SKI PROGRAM
SCOTT OFFERS A GROUP OF 3 CARBON SKIS
mance bei schnellen, langen Turns könnte das Schmuckstück aus der Schweizer
Edelschmiede etwas mehr Laufruhe vertragen. Vielleicht ist hier gerade das Fliegengewicht kontraproduktiv, so zumindest der Eindruck der Testcrew.
Das «Ultralight XL» sucht Fahrer mit dem nötigen Kleingeld, die ein Allround-Board
Splitb o ards scheiden
die Geister
wollen, das sie sowohl auf pickelharten Pisten als auch daneben sicher und spassbetont ins Tal bringt. Auch für Tourengeher, die ihr liebstes Stück auf der Suche
nach dem weissen Gold des Öfteren auf dem Rücken tragen, ist das Fliegengewicht
die passende Wahl.
Splitboards
Atomic «Poacher Premium Renu»
Verfügbare Längen: 157 – 161 – 164 cm
Breite (Waist): 258 mm
Radius: 12 Meter
Gewicht: 3050 Gramm
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Eine Möglichkeit, die vor allem bei
Touren mit erheblichen positiven
Höhenmetern eine Alternative darstellt, ist der Einsatz von Splitboards.
Dabei wird die Pulverschneeabfahrt
mit dem Komfort eines Aufstiegs per
Ski kombiniert, indem ein je nach
Modell und Konzept zwei- bzw.
dreiteiliges Board für den Aufstieg
zerlegt und anschliessend wieder
zusammengebaut wird. Die Bindung
wird entsprechend gedreht, sodass
der Fahrer im Tourenski-Modus
mit passenden Fellen aufsteigen
kann. Richtig durchsetzen konnten
sich die erhältlichen Splitboards bis
dato allerdings eher weniger, weil
sie sowohl im Handling als auch in
der Performance eine relativ hohe
Kompromissbereitschaft von ihrem
Nutzer einforderten und viele Tourengeher, die Aufstiegskomfort mit
DOWN LIGHT JACKET
Sehr leichte Daunenjacke mit minimalem Packvolumen,
die sich optimal als zusätzliche Wärmeschicht im Rucksack verstauen lässt.
Als Damen- und Herrenmodell erhältlich.
www.bergans.com
Foto: Fredrik
Sc
henholm
LIGHTWEIGHT
HIGH PERFORMANCE
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outdoor guide|winter|10|11|149
© SCOTT SPORTS SA 2010 | PHOTO: TERO REPO
© SCOTT SPORTS SA 2010 | PHOTO: TERO REPO
know-how:snwoboardtest
Preis: CHF 1449.–
Infos: Amer Sports SA, Tel. 041 784 26 26, www.atomicsnowboarding.com
Das «Poacher» macht sich vor allem durch die Ski-ähnlichen Aufstiegsqualitäten einen guten Namen. Auch in der Abfahrt kann es in allen Schneearten mit den einteiligen Boards mithalten. Unter dem im Aufstieg angenehmen harten Flex mit hoher
Torsionssteifigkeit leiden allerdings Schwungeinleitung und -wechsel insbesondere
in eng gefahrenen Radien. Das straffe Fahrwerk beeinflusst zudem den Kantengriff
bei eisigen und harschigen Verhältnissen. Bei neutraler Gewichtsverteilung z.B.
know-how:snowboardtest
Surffeeling kombinieren wollen, auf
breite Freerideskis mit Tourenbindung setzen. Die neueste Generation
der teilbaren Boards diverser Hersteller hat allerdings deutlich aufgeholt. Vor allem das Atomic «Poacher
Premium Renu» konnte sich zwischen den einteiligen Boards ordentlich behaupten.
beim Querfahren neigt die Nose zum Abtauchen, was nach etwas Eingewöhnung
aber gut zu handeln ist. Insgesamt hinterlässt das «Poacher» in der Kombination von Anstieg und Abfahrt auf Grund seiner Universalität von allen getesteten
Ökologie als Plus
Splitboards den besten Eindruck. Wie alle Splitboards ist aber auch das «Poacher»
nur bedingt für Pistenfahrten geeignet. Das Brett für Tourengeher, denen Komfort
und Performance beim Aufstieg mindestens so wichtig sind wie eine geschmeidige
Abfahrt danach. Auf Mehrtagestouren mit vielen Anstiegen ist das «Poacher» sicher
die richtige Wahl.
Aufstieg und Umbau: Die mitgelieferte und eigens für das «Poacher» konzipierte
Bindung ist schnell und stressfrei mit den dazugehörigen Harscheisen auf- und
umgebaut. Das Zusammenbauen des Boards verläuft unkompliziert anhand von
zwei Schnappverschlüssen und einem Drehriegel an der Nose.
Prior «Spearhead»
Verfügbare Längen: 161 – 166 – 172 – 178 cm
Breite (Waist): 265 mm
Radius: 10 Meter
Gewicht: 4400 Gramm
Preis: CHF 1499.–
Infos: 4mountains Sport-Import, Tel. 044 586 40 12, www.4mountains.ch
Die «Spearhead Range» bezeichnet eine Mehrtages-Traverse zwischen den Blackcomb und den Whistler Mountains in Kanada. Genau dafür ist das «Spearhead»
auch ausgelegt. Im weichen Tiefschnee fühlt sich das Splitboard wohl, hier kann die
lange Nose ihren mächtigen Auftrieb voll ausspielen. Sobald der Schee allerdings
schwerer und die Bedingungen härter werden, sinkt auch die Leistungsbereitschaft
des Kanadiers etwas ab. Vor allem in harschigem und zerfahrenen Schnee fallen
Schwungeinleitung und Wechsel etwas schwer. Insgesamt hatten die Tester das
Gefühl, dass das «Spearhead» für seine Länge und den Spannungsabfall durch den
Split etwas zu weich geraten ist. Deutlich spürbar wird dies, wenn harter Kantengriff
gefragt ist oder bei langen schnellen Kurven die Laufruhe etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Pisten sollten mit dem «Spearhead» nur zu Transferzwecken besucht
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guide|winter|10|11
Die Besonderheit dieses Upgrades
zum bereits bekannten «Poacher
Premium Renu» ist der ökologische
Aspekt, den die Österreicher bei der
Entwicklung haben einfliessen lassen. Ein Teil des in der Normalversion verwendeten Fiberglases wurde
durch Jute-Lagen ersetzt, die nicht
nur ökologisch vertretbarer sondern
zugleich auch leichter sind. Dafür wurde dem «Poacher Premium
Renu» der ISPO Eco Responsibility
Award 2010 verliehen.
Auch die amerikanische Marke Venture bietet mit dem «Storm-R» ein
ziemlich taugliches Freeride-Board
an, dem man in punkto Ausgeglichenheit und Fahrverhalten nur selten anmerkt, dass man gerade ein
Splitboard unter den Füssen hat.
Marktführer Voilé konnte mit dem
getesteten «Mojo RX» dagegen in der
Abfahrt nicht überzeugen. Die lange
Nose wirkte bei höherer Geschwindigkeit recht unruhig und wollte sich
bei tieferen Kurven gerne mal in den
Schnee eingraben, was nur durch
aktives Gegensteuern verhindert
werden konnte. Eine ähnliche Anfälligkeit stellten die Tester beim Modell «Spearhead» des kanadischen
Herstellers Prior fest. Das deutliche
Setback von «Spearhead» und «Mojo
RX» ist zum Teil der Tourenski-ähnlichen Bindungsanordnung geschuldet. Insgesamt hatten alle Fahrer das
Gefühl, dass diesen beiden Proban-
den der für ihre Länge notwendige
härtere Flex fehlt, was sich auch beim
schwachen Kantendruck im Aufstieg
und beim Traversieren bemerkbar
machte. Dass es anders geht, machte
das «Poacher Premium Renu» vor. Im
Aufstieg wie auch beim Traversieren
überzeugte es die Tester in Sachen
Handhabung und Verhalten ähnlich wie ein breiter Freerideski mit
tourentauglicher Bindung. Der härtere Flex mit stärkerer Vorspannung
verlangt allerdings bei der Abfahrt
auch etwas mehr Beinarbeit. Zudem könnte beim «Poacher Premium
Renu» – im Gegensatz zu den Modellen von Prior und Voilé – die Nose
etwas länger sein, da gerade grössere
Fahrer auf dem Brett leicht frontlastig
unterwegs sind und dadurch bei gemässigtem Tempo oder beim Queren
öfter ungewollt «abtauchen».
Das Splitboard von Atomic ist ausschliesslich im Set mit der eigens entwickelten und patentierten Bindung
fahrbar. Allerdings liegt es inklusive
Bindung auf ungefähr gleicher Preis­
ebene wie die Konkurrenten aus
Nordamerika – nur, dass bei diesen
keine Bindung dazugehört. Somit erhält der Kunde am Ende fürs nahezu gleiche Geld eine speziell für das
Board entwickelte Lösung dazu.
werden, da durch den erhöhten Stand auf dem Voilé-System das Kantengefühl
etwas an Raceboards erinnert, nur eben ohne Raceboard unter der Bindung.
Was den Geldbeutel betrifft, so liegt das «Spearhead» noch über dem im Verhältnis leichteren Atomic «Poacher Premium Renu», das aber zudem noch eine
spezielle, gut funktionierende Bindung im Preis inbegriffen hat. Hier sollten die
anderen Splitboard-Hersteller vielleicht auf Augenhöhe kommen. Ein Brett für
erfahrene Tourengeher, die wissen, wie man den Ski richtig auch auf schwierigen
Passagen setzt und die auch bei Spitzkehren routiniert sind.
Aufstieg und Umbau: Der Aufstieg mit dem «Spearhead» verlangt vom Tourengeher Gutmütigkeit, Trittsicherheit und Erfahrung. Vor allem der Kantendruck
lässt sich auf Grund der weichen Abstimmung schwierig aufbauen, was ein gelegentliches Abrutschen beim Auftreten zur Folge hat. Die beiden Board-Hälften
müssen sehr genau gesetzt werden, da man sonst entweder oft auf die eigenen
Spitzen der langen geteilten Nose steigt oder – tauscht man die Hälften seitenverkehrt – mit der Taillierung zu kämpfen hat. Der Umbau erfolgt ziemlich schnell
und problemlos, nur braucht man bei sehr kalten Verhältnissen etwas Kraft, um
die vereisten Bindungen auf die Plastikschienen des Voilé-Systems zu schieben.
Venture «Storm-R»
Verfügbare Längen: 152 – 156 – 157 – 160 – 161 – 162 – 165 – 166 – 170 –
171 – 180 – 181 cm
Breite (Waist): 260 mm
Radius: 9.3 Meter
Gewicht: 4200 Gramm
Preis: CHF 1499.–
Das System von Voilé, das auf allen
anderen getesteten Splitboards zum
Einsatz kam, lässt sich mit jeder normalen Snowboard-Bindung kombinieren. Der Schweizer Distributor
von Voilé, Prior und Venture 4mountains empfiehlt allerdings die Verwendung einer speziell auf das VoiléSystem konzipierten Bindung, wie
z.B. die Voilé «Light Rail» oder die
Spark «R & D Fuse». Eine Alter­native
um im Aufstieg und beim Traversieren mehr Kantendruck zu erhalten,
wäre der Gebrauch von Hard- oder
Tourenskiboots mit entprechender
Bindung. Dies wiederum schränkt
Infos: 4mountains Sport-Import, Tel. 044 586 40 12, www.4mountains.ch
Ein gerockertes Splitboard mit einem flachen Shape zwischen den Bindungen
– das klingt für Aufstiegsambitionen etwas schwierig. Venture hat es mit dem
«Storm-R» aber ziemlich brauchbar umgesetzt. Im Pulverschnee zeigt es seine
volle Stärke. Doch auch wenn Wendigkeit und Dynamik gefragt sind, ist es ein
voll einsetzbares Freeride-Board. Der etwas härtere Flex macht diese AllroundQualitäten möglich. Zudem bietet Venture mit Abstand die meisten Längen- und
Breiten-Variationen. Ein spannender Aspekt, der für das «Storm-R» spricht, ist
die Produktionsweise. Venture setzt bei der Herstellung seiner ausschliesslich
in den USA produzierten Snowboards stark auf Nachhaltigkeit. So stammen die
Holzkerne von speziell für den Holzbau genutzten Plantagen, beim Leim wird
auf Petroleum verzichtet und stattdessen auf Bio-Leim gesetzt, basierend auf
Kiefernharz. Die Energie für die Produktion wird gänzlich aus Windkraftwerken
bezogen. Ein «Storm-R»-Fahrer sollte das Freeride-Handwerk beherrschen und
auch bereits erste Tourenerfahrungen haben. Egal ob Feierabend-Tour am Haus-
outdoor guide|winter|10|11|151
know-how:snwoboardtest
berg oder Mehrtages-Abenteuer in entlegene Tiefschneewinkel, der Sturm-Rocker
wird dabei ein guter Begleiter sein.
Aufstieg und Umbau: An die Aufstiegsqualitäten des Atomic «Poacher» kommt
das «Storm-R» nicht heran, jedoch gefällt es durch seine stärkere Vorspannung
und dem damit verbundenen durchaus Ski-ähnlichen Verhalten. Vor allem beim
Traversieren ist der Kantendruck verlässlich und gibt dem Tourengeher ein sicheres
Gefühl. Der Umbau erfolgt analog zu den Modellen von Prior und Voilé.
Voilé «Mojo RX»
Verfügbare Längen: 154 – 161 – 166 – 171 cm
Breite (Waist): 260 mm
Radius: 10.3 Meter
Gewicht: 4000 Gramm
Preis: CHF 1299.–
Infos: 4mountains Sport-Import, Tel. 044 586 40 12, www.4mountains.ch
know-how:snowboardtest
die Flexibilität und Wendigkeit bei
der Abfahrt ein. Egal für welche Art
man sich entscheidet, beim VoiléSystem steht der Fahrer immer etwas
erhöht über dem Board. Beim Aufstieg bringt das gewisse Vorteile, da
der seitliche Überstand der Bindung
etwas mehr Raum zum Schnee hat,
bei der Abfahrt leidet aller­d ings nach
Meinung der outdoor guide-Testcrew
das Gefühl für Board und Untergrund.
Insgesamt betrachtet sollten sich
Freeride-ambitionierte Fahrer überlegen, wie oft sie tatsächlich auf längeren Touren unterwegs sind, bei
denen Splitboards ohne Zweifel ihre
Stärken ausspielen können. Schliesslich ist dies bei VK-Preisen weit jenseits der 1000-Franken-Marke nicht
nur eine Funktions- und Performance- sondern auch eine BudgetFrage.
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Das «Mojo RX» fährt sich ein bisschen wie ein Chopper. Genussvolles Cruisen auf
weiten, flachen bis mittelsteilen Hängen ist das Wohlfühl-Terrain mit dem Splitboard
Finale Abstimmung
aus dem Hause Voilé. Enge Radien in steilen Abschnitten oder schmalen Couloirs
sind nicht ganz seine Kragenweite. Insgesamt wirkt das «Mojo RX» etwas schwerfällig, kein Vergleich zu den wieselflinken einteiligen getesteten Boards. Findet der
Fahrer keine Optimalbedingungen für das «Mojo RX» vor, muss er intensiv arbeiten,
um das Brett auf dem gewünschten Kurs zu halten. Ein Brett für Snowboard-Tourer
der eher klassischen Schule, dem komfortables Aufsteigen wichtiger ist als eine
Action-geladene Adrenalin-Abfahrt.
Aufstieg und Umbau: Im Gegensatz zu der Freeride-Performance macht das «Mojo
RX» im Aufstieg eine gute Figur. Nur im steilen, harschigen Gelände fühlt man sich
etwas unwohl, da die Kanten bei Vollbelastung bisweilen nachgeben. Hier ist gutes
Spuren gefragt. Das bewährte und seit längerem unveränderte Voilé-System erlaubt
einen weitgehend mühelosen Umbau, solange die Schienen unter den Bindungen
sich beim Umstecken mit den Kunststoffführungen anfreunden.
152 |outdoor
|outdoor guide|winter|10|11
guide|winter|10|11
Das finale «Feintuning» bei der
Boardauswahl sollte stark vom Fahrer selbst abhängig gemacht werden.
Dazu zählen zum einen anatomische
Gegebenheiten wie Körpergrösse,
Gewicht und Schuhgrösse. Letztere
entscheidet vor allem darüber, welche Breite – auch Waist genannt –
das Board an der schmalsten Stelle
haben sollte. Da Freerider mit dem
vorderen Fuss in der Bindung meist
in einen Winkel zwischen +30 und
+10 Grad und mit dem hinteren Fuss
zwischen +5 und –5 Grad gemessen
am Lot zur Board-Längsachse stehen, sollten die Schuhe – in der Regel
Softboots – möglichst wenig über die
Board-Kante hinausragen. Personen, die auf besonders grossem Fuss
leben oder besonders schwer sind,
sollten also bei der Board-Auswahl
auch auf eine entsprechende Breite
achten. Zum anderen muss sich der
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know-how:snowboardtest
>> tour carbon iii
kompletten Abfahrt die Boards gewechselt wurden. Entsprechend mussten die
mangelhaft
flach-mittel < 30°, enge Radien
A
A
A
B
B
A
C
A
B
B
B
B
flach-mittel < 30°, weite Radien
A
A
A
B
A
A
B
A
A
B
A
B
steil >30°, enge Radien
A
A
A
B
A
B
B
A
B
B
B
C
steil >30°, weite Radien
A
A
A
B
A
A
B
A
A
B
A
B
Schwungwechsel A
A
A
B
A
A
B
A
B
B
B
B
Gewichtung Kriterium in Prozent
Splitboards
Voilé «Mojo RX»
1
Venture «Storm-R»
ausreichend
Prior «Spearhead»
schwer
2
Atomic «Poacher Premium Renu»
C
Nidecker «Ultralight XL»
befriedigend
Rad-Air «Tanker»
mittel
3
Salomon «Burner»
einfach
B
Völkl «Selecta»
von unterschiedlichster Statur. Die Testreihen waren so angelegt, dass nach jeder
A
gut
Nitro «Slash»
Die outdoor guide-Testcrew bestand aus sechs erfahrenen Freeride-Boardern
sehr gut
4
K2 «Gyrator»
✚ absolute leichtbauweise
So hat der outdoor guide getestet
5
Head «AK SC I.»
✚ 1. tüv-zertifiziertes
aussenverstellsystem
Bewertungen
Atomic «Banger»
✚ aergon griff -Passt
Perfekt in Jede hand
aktionsschnelligkeit gefragt sind?
Die Bedürfnisfrage muss der Kunde schliesslich selbst beantworten.
Zum Abschluss muss auf jeden Fall
festgehalten werden, dass es zwar
grundsätzliche Orientierungshilfen
und Empfehlungen für den ­perfekten
Pulverschnee-Begleiter gibt, die finale
Wahl des Bretts aber an den eben genannten Bedürfnissen der Fahrerin­
nen und Fahrer festzumachen ist.
Sofern möglich empfiehlt der outdoor
guide, die Boards aus der engeren
Auswahl vor dem Kauf zu testen und
sich so ein eigenes Urteil zu bilden.]
Gewichtung Kriterium in Prozent
Einteilige Freeride-Boards
sie geniessen die
natur – wir geben
ihnen sicherheit!
zukünftige Rider an Terrain und individuellen Vorlieben orientieren:
Eher verspielt und sehr drehfreudig
oder doch mächtiger Schneepflug
mit perfekter Laufruhe in langen,
schnellen Kurven? Soll eine dynamische Reaktion auf die Boden- und
Schneebeschaffenheit erfolgen oder
lieber ein sanftes dafür etwas trägeres «Glattbügeln» aller Unebenheiten? Ist man tendentiell eher auf
weiten Schneefeldern in der Abfahrt unterwegs oder werden enge
Couloirs oder auch Waldabschnitte
bevorzugt, wo Wendigkeit und Re-
Schwungeinleitung
Laufruhe
Kleinen auch die grossen und umgekehrt testen. Gefahren wurde fast ausschliesslich abseits von Engelbergs Pisten. Die Abschnitte bedienten alle Lebens- und
Hanglagen eines Freeriders, von Waldfahrten abgesehen, da zum Zeitpunkt des
Tests die Talabfahrten nicht mehr möglich waren. Oberste Priorität bei der Beurteilung hatte die Abfahrts-Performance der jeweiligen Testbretter. So nahmen an
unserem Test wie im Haupttext beschrieben auch einige Splitboards teil, jedoch
galt der Fokus nicht deren spezifischen Konstruktionen. Auch wenn die getesteten
flach-mittel < 30°, weite Radien
10%
4.5
4.6
4.2
3.5
4.8
4.0
4.3
3.4
5%
3.9
3.0
4.0
3.5
steil >30°, weite Radien
15%
4.0
4.8
4.1
3.3
4.6
4.0
4.3
3.1
10%
3.8
3.7
3.7
2.8
4.0
4.1
3.9
3.3
4.6
4.3
4.7
3.1
4.0
3.5
3.7
3.3
10%
4.2
3.6
3.1
2.1
4.3
4.1
3.0
4.4
5%
2.8
2.2
3.3
2.2
kurzer Radius, schnell gefahren (gecarvt)
15%
3.9
4.9
4.4
3.5
3.9
4.3
2.7
4.6
10%
3.7
2.8
3.3
2.7
kurzer Radius, langsam gefahren (gerutscht)
5%
4.0
4.9
4.4
3.3
3.5
4.1
3.0
4.8
5%
3.3
3.2
3.2
2.3
Pulver
20%
4.8
4.8
4.6
4.3
4.8
4.3
4.8
3.9
20%
3.4
4.5
4.5
4.3
Verfahrener Schnee
5%
4.0
4.8
4.2
3.4
4.5
3.6
4.5
3.8
5%
3.0
4.0
4.0
4.0
weiche Schneeverhältnisse
5%
4.0
4.6
4.3
3.5
4.3
4.5
3.0
3.5
3.5
2.0
3.7
2.3
harte Schneeverhältnisse
5%
3.8
3.1
3.3
1.8
3.4
3.0
3.0
4.0
2.9
2.0
3.5
1.7
geradeaus
Kantengriff
Splitboards sicherlich ihre Vorzüge bei Touren im Aufstieg und beim Traversieren
haben, so werden diese Eigenschaften – ebenso wie Umbauzeit und -aufwand – bei
den entsprechenden Kandidaten zwar beschrieben und beurteilt, diese Bewertung
fällt jedoch nicht in das Gesamturteil mit ein, da diese Kriterien bei den einteiligen
Snowboards auch nicht zur Debatte stehen. Die Schnittstellen zwischen Schuh und
Drehfreudigkeit
Brett bildeten stets die eigenen Bindungen 1, sodass die Wechselabläufe am dritten
Tag in punkto Schnelligkeit einem Boxenstopp in der Formel 1 durchaus ähnlich
waren. Wie bei Fahrten abseits gesicherter Pisten üblich, musste sich die Testcrew
mit oberster Priorität nach den äusseren Bedingungen richten. In den drei Apriltagen offerierte uns Engelberg alle denkbar möglichen Wetterbedingungen: Sonnen-
Auftrieb
schein, Nebel, Schnee und sogar Nieselregen. Entsprechend mussten Tester und
Testgeräte mit Pulverschnee, Harsch, Eis und Nassschnee in jungfräulicher bis hin
zu stark zerfahrener Form zurechtkommen. Bei jedem Wechsel wurden die Bretter
von ihren Testern bewertet. Die sich daraus errechnete Durchschnittsbewertung
in
no
va
tio
nen
seit
1948
wurde in einigen Punkten gemäss ihrer Relevanz für Freeride-Boards spezifisch
d
un
t
154 |outdoor
täguide|winter|10|11
ali
u
q
n
führend i
Fahrgefühl Piste
gewichtet. Die mathematische Gesamtbeurteilung spiegelt den Eindruck der outdoor
guide-Testcrew wider. Sie darf als Anhaltspunkt betrachtet werden. Die Leserinnen
und Leser werden aber ermutigt, sich anhand der für sie oder ihn relevanten Kriterien einen individuellen Überblick zu verschaffen. Ein persönliches Urteil auf Grund
einer eigenen Testfahrt ist hier die Empfehlung für den nächsten Schritt.
Ausnahme war wie oben beschrieben das Splitboard «Atomic Poacher Premium Renu», das eine eigene,
spezifische Bindung benötigt, die im Lieferumfag enthalten ist.
1
Umbauaufwand und -funktionalität Splitboards
15%
4.3
3,8
3,8
3,8
Aufstiegsqualität und Gehmechanismus
15%
5.0
3,0
4,0
4,0
3.9
3.6
3.8
3.4
Gesamtbeurteilung*
4.3
4.6
4.1
3.4
4.4
4.1
3.8
3.9
* Die Gesamtbeurteilung entspricht nicht dem arithmetischen Mittel aller Noten, sondern basiert auf den gewichteten Bewertungen der relevanten Kriterien.
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