Tatjana Timoschenko / Angelika Meier / Christoph Schäfer (Hgg.): Alte

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Tatjana Timoschenko / Angelika Meier / Christoph Schäfer (Hgg.): Alte
Zitierhinweis
Alexander Juraske: Rezension von: Tatjana Timoschenko / Angelika
Meier / Christoph Schäfer (Hgg.): Alte Geschichte multimedial:
Analyse, Realisierung und Evaluation. Beiträge einer Tagung in
Sankt Katharinen vom 14.04.-15.04.2005, Gutenberg: Computus
2009, in sehepunkte 11 (2011), Nr. 2 [15.02.2011],
URL:http://www.sehepunkte.de/2011/02/17051.html
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sehepunkte 11 (2011), Nr. 2
Tatjana Timoschenko / Angelika Meier /
Christoph Schäfer (Hgg.): Alte Geschichte
multimedial: Analyse, Realisierung und
Evaluation
Der nun vorliegende Sammelband Alte Geschichte multimedial ist
Ergebnis einer Tagung mit dem Titel "Alte Geschichte multimedial:
Analyse, Realisierung und Evaluation", die vom 14.04. bis zum
15.04.2005 in St. Katharinen stattgefunden hatte. Trotz der seither
vergangenen Zeit ist den einzelnen Beiträgen ihre Aktualität nicht
abzusprechen.
Nach einer knappen Einführung der Herausgeber (7-8) stellt das
Autorenteam Christian Bärmann, Kerstin Dross, Stefanie Schmidt und
Sarah Velte in seinem Beitrag "Hassia Exploranda - Geschichte Erleben
in Hessen" - eine Projektidee der Studierenden des Seminars für Alte
Geschichte der Philipps-Universität Marburg (9-24), ein - bis dato - noch
nicht umgesetztes Konzept zu einem Informationsmedium zur römischen
Vergangenheit Hessens, vor. Das aus drei Teilen - einer Multimedia-DVD,
einem Historischen Geoinformationssystem und einem Internet Portal bestehende Arbeitsinstrument soll sowohl die Vermittlung als auch die
Erforschung von historischen Inhalten befördern und wendet sich an ein
breites Zielpublikum, vom historisch interessierten Laien bis zum
wissenschaftlichen Profi.
Sabine Panzram untersucht in ihrem Artikel "Neue Medien in der Alten
Geschichte. Zum Einsatz der Lernplattform WebCT im
Proseminar" (25-44) den Nutzen der internetgestützten Lehre am
Beispiel der leicht zu bedienenden Web-Course-Tools (WebCT). Die
Webressourcen - aufgeteilt in die sechs Themengebiete
Wissenschaftliches Arbeiten, Quelleninterpretation, Historische
Geographie, Historiographie, Chronologie, Geschichtstheorie wie in die
drei Grunddisziplinen Numismatik, Epigraphik und Papyrologie - sollen
die Präsenzveranstaltung unterstützen und durch Übungen erweitern.
Der Aufwand der Aufbereitung der Materialien und deren digitaler
Umsetzung erweist sich für die Autorin zwar als beträchtlich, gerade
aber in Hinblick auf eine mehrmalige Verwendung als lohnenswert (43). [
1]
Stand im letzten Beitrag die Vermittlung von historischen Inhalten im
Vordergrund, zieht Martin Scholz in seinem Artikel "Studentische
Multimediaproduktion im wissenschaftlichen Unterricht - Ein
Erfahrungsbericht" (45-59) eine Bilanz der studentischen Leistungen in
seiner Lehrveranstaltung "Geschichte multimedial". Dabei standen die
Erhöhung der Vermittlungskompetenz und die Verbesserung der
Präsentationsfähigkeiten, eingebettet in eine Stärkung der allgemeinen
Projektmanagementfähigkeiten, im Mittelpunkt der didaktischen
Zielsetzung. In den entsprechenden Umsetzungen zeigen sich für Scholz
Problemfelder, die weniger in den mangelnden technischen Fähigkeiten
begründet waren als vielmehr die inhaltlichen Defizite in der
Beschäftigung offenbarten. Bezugnehmend auf die visuellen
Präsentationen nähert sich der Autor der Frage der Rekonstruktion im
Allgemeinen, der Dominanz der visuellen Darstellung, den
Schwierigkeiten im Umgang mit dem "szenischen Zitat" und deren
Berücksichtigung bei der Verwendung der Neuen Medien.
Nach den wissenschaftlichen Inhalten beschäftigt sich Jan Linke in
seinem Artikel "Computer-basierte Historische Visualisierung (CBHV):
Computer-grafische Bilder und Bildwelten zur Veranschaulichung
historischer Sachverhalte" (61-85) mit den Gestaltungs- und
Anwendungsmöglichkeiten von CBHVs. Der relativ theoretisch gehaltene
Abschnitt, der auf den Überlegungen von David Staley [ 2 ] basiert,
versucht den Einsatz von Hilfsmedien zu begründen, entwirft eine
Typologie für Historische Visualisierungen (HV) und konkretisiert deren
Anwendungsbereich.
Im Beitrag "Bilder des Denkens - study.log - ein Knowledge-ConstructionTool" (87-104) stellt Stephan Münte-Goussar ein datenbankbasiertes,
digitales Studienmaterial-Organisationssystem vor [ 3 ], welches den
Studierenden die Möglichkeit eröffnet, Arbeitsmaterialien - im Sinne
eines optimalen geisteswissenschaftlichen Forschens - ideal zu
vernetzen. Die mit dem Fachbereich Informatik der Universität Hamburg
entwickelte web-basierte Kommunikations-Plattform CommSy soll dabei
die Zusammenarbeit bei Projekten verbessern und bietet die Möglichkeit,
Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu
machen.
Danny Schlumpf präsentiert in "E-Learning und Evaluation. Das Beispiel
Geschichte der Antike. Ein multimedialer Grundkurs" (105-113), ein am
Fachbereich für Alte Geschichte in Zürich produziertes E-LearningProgramm, welches besonderes Augenmerk auf den Erwerb von
historischem Grundwissen sowie die Ausbildung analytischer und
sprachlicher Fähigkeiten legt (106). In einer vom Autor durchgeführten
Evaluation erweist sich die Verwendung von E-Learning-Programm und
Studienbuch als sinnvolle Kombination.
In "Kriterien zur Evaluation von Multimedia-Projekten in der Alten
Geschichte" (115-129) entwirft Wolfgang Spickermann einen als
Denkanstoß zu verstehenden, praxisorientierten Kriterienkatalog für die
Evaluation von altertumswissenschaftlichen Multimediaprojekten.
Im abschließenden Beitrag "Darstellung von Antike in historischen
Fernseh-Dokumentationen: Geschichte, Inszenierung und
Wissenschaftlichkeit - Werkstattbericht eines
Dissertationsvorhabens" (131-143) widmet sich Tatjana Timoschenko den
in der Forschung weitgehend unbehandelten TV-Dokumentationen mit
althistorischer Thematik. Dabei versucht die Autorin Kategorien zu
entwickeln, mit deren Hilfe die wissenschaftliche Auswertung von
Fernsehbeiträgen möglich wird und gleichzeitig die Eignung dieser
Produktionen für den didaktischen Einsatz in Schule und Universität
untersucht werden kann. Sie schildert die historische Entwicklung von
den Anfängen in den 1960er Jahren bis zum Aufschwung von
Fernsehdokumentationen mit antiken Themen ab den 1980er Jahren
durch ein generell gesteigertes Geschichtsbewusstsein und den Ausbau
der öffentlich-rechtlichen Programme. Bei den einzelnen Produktionen
unterscheidet sie drei Grundformen - erstens die szenische
Nachgestaltung von geschichtlichen Ereignissen, zweitens den an die
Abbildung monumentaler Überreste und historischer Schauplätze
geknüpften Sachvortrag sowie drittens die Fiktion eines aktuellen
Magazins, welches althistorische Entwicklungen simuliert - wobei
Timoschenko die überwiegende Anzahl der Produktionen der zweiten
Variante zuordnet. Die einzelnen Fernsehbeiträge versucht die Autorin
sowohl historiographisch als auch medienanalytisch interdisziplinär zu
verarbeiten. Dabei zeigt Timoschenko in ihren am Ende des Beitrags
formulierten Thesen (139-142) erste Ergebnisse - etwa die ab 1990
zunehmende Verwendung von Spielszenen oder die Hinwendung zu
alltagsgeschichtlichen Themen - auf.
Der gut zusammengestellte Tagungsband bietet einen trefflichen
Überblick über die möglichen Varianten, welche multimedialen
Entwicklungen für das Forschungsgebiet Altertumskunde in Forschung
und Lehre Verwendung finden können.
Anmerkungen :
[ 1 ] In der Zwischenzeit wurden die verwendeten Einheiten unter dem
Titel "Basiswissen Proseminar Alte Geschichte" als CD-ROM
veröffentlicht, siehe http://hup.sub.uni-hamburg.de/products-page/
publikationen/44/ (18.01.2011).
[ 2 ] David Staley: Computers, Visualization and History. How new
technology will transform our understanding of the past, Armonk (NY)
2003.
[ 3 ] Siehe http://mms.uni-hamburg.de/blogs/studyblog (18.01.2011).