Neustart im Regenbogenhaus - SCI

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Neustart im Regenbogenhaus - SCI
Ein: Blicke
Ausgabe Nr. 32
Juni 2011
Neustart im Regenbogenhaus
Für junge Menschen, die an psychischen Störungen leiden, gibt es landesweit nicht einmal eine
Handvoll geeigneter Betreuungseinrichtungen. In Meerbeck hat der SCI zwei Häuser genau für diese
Zwecke umgebaut – und die ersten Jugendlichen sind schon da.
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ie Fälle psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen nehmen in allen Industrienationen zu.
Das spürt auch der SCI:Moers, weil
er sich in verschiedenen Bereichen
mit der Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt. „Das ist eine
dramatische Entwicklung, die man
nicht einfach hinnehmen kann“, sagt
Frank Liebert, der beim SCI den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe
leitet. Schon vor einigen Jahren habe
der SCI:Moers deshalb die Situation
analysiert. Dabei stellte sich heraus,
dass es in ganz Nordrhein-Westfalen
nicht einmal eine Handvoll stationärer Einrichtungen gibt, in denen
Jugendliche mit psychischen Problemen
stationär gesunden
können, wenn das im
alten Lebensumfeld
nicht mehr möglich
ist. Seit Anfang Mai
gibt es in nun Moers
eine weitere Einrichtung dieser Art: das
sogenannte „Regenbogenhaus“. Der
SCI:Moers hat in der Bismarckstraße
zwei Häuser gekauft und umgebaut,
die insgesamt neun Wohneinheiten
für 18 Plätze bieten.
Anfang Mai haben die ersten sechs
Jugendlichen ihre Zimmer bezogen.
Betreut werden Sie von einem
multiprofessionellen
Team aus Erziehern, Sozialpädagogen, Heilpädagogen,
Arbeitspädagogen und einer Psychologin um Herbert
Lorenz (Porträt Seite 2).
Bis Ende 2011 dürften, so
Lorenz, alle 18 Heimplätze
vergeben sein, gleichzeitig wächst das Team, damit
Jeder hat ein eigenes Zimmer, teilt sich
der
Betreuungsschlüssel
aber Küche, Bad und Esszimmer mit einem
von
1:1,14
gewährleistet ist.
Mitbewohner.
24 Stunden am Tag, auch
lichen Bereich, vor allem aber ein
arbeitstherapeutisches Konzept.
Ganz wichtig für die Jugendlichen:
der Gruppengedanke.
am Wochenende, haben die jungen
Menschen einen Ansprechpartner.
Die seelischen Behinderungen der
Bewohner sind vielfältig. Der Aufnahme geht eine Diagnostik voraus,
durchgeführt durch eine Fachklinik
oder einen Facharzt. Das Aufnahmealter im Regenbogenhaus reicht von
16 bis 21 Jahre. Je nachdem, ob noch
die Schule, eine Fördermaßnahme
oder eine Ausbildung besucht wird,
gestaltet sich der Tagesablauf. „Jeder
hat eine feste, vorgegebene Tagesstruktur“, erklärt Frank Liebert, „das
ist wichtig für die Begleitung nach
der Therapie.“ Dazu gehören aber
keineswegs nur Pflichten, sondern
auch Freizeitangebote (Kochkurse,
Sport etc.), ergänzt durch arbeitspädagogische Angebote im handwerk-
Ziel ist insgesamt, dass die Jugendlichen psychisch stabilisiert werden, einen Halt im Alltagsleben
finden und ihre soziale Kompetenz
erweitern. Wer ins Regenbogenhaus
kommt, tut das freiwillig – was für
das Gelingen der Hilfemaßnahmen
von entscheidender Bedeutung ist.
Aufgenommen wird nur, wer im Regenbogenhaus gefördert und in sei-
ner persönlichen Entwicklung weiter
gebracht werden kann. Diese Ressourcen und die Bereitschaft zur Mitarbeit sind von den Bewohnern einzubringen. Bleiben dürfen die Bewohner
bis zum 27. Lebensjahr, realistisch ist
ein Aufenthalt von ein bis zwei Jahren. „Danach sollen sie in der Lage
sein, eine eigene Wohnung zu beziehen oder in eine ambulante Betreuungsform zu wechseln“, formuliert
Herbert Lorenz das, woran er und sein
Team rund um die Uhr arbeiten.
Focus
Das Gründungsteam
Z
um Start des Regenbogenhauses gehörten neben Leiter Herbert
Lorenz fünf Erzieher und
Pädagogen zum Team:
Rainer Breßer, Martina
Müller, Silke Dörrie, Gerhard Felder und Britta Schrapers. Eine Betreuung
kann so rund um die Uhr sichergestellt werden – aber auch, dass jeder
Mitarbeiter mindestens zwei Wochenenden im Monat frei hat.
Portrait
Hilfestellung für ein
eigenständiges Leben
Seit Mai arbeitet Herbert Lorenz im neuen
SCI:Regenbogenhaus als pädagogischer Leiter
und bildet die Schnittstelle zwischen Mitarbeitern, Bewohnern, Ämtern und Institutionen.
„G
enesung und Beziehungsarbeit brauchen Zeit“, sagt
Herbert Lorenz. Und diese Zeit möchte er den Bewohnern geben, die vor
kurzem in das neue Regenbogenhaus
in Moers-Meerbeck eingezogen sind.
Genauer gesagt in den Komplex aus
zwei Häusern an der Bismarckstraße.
Die 16- bis 21-Jährigen, die hier wohnen, haben allesamt eine stationäre
Behandlung hinter sich und werden
im Regenbogenhaus auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereitet.
Bevor Herbert Lorenz ins Regenbogenhaus kam, war er Heimleiter in
Mülheim an der Ruhr. Seine berufliche
Erfahrung hat ihn sehr gut auf seine
Arbeit in Moers vorbereitet. Aber
Herbert Lorenz weiß: „Alle Jugendlichen mit seelischer Behinderung
haben letztendlich auch die gleichen
Probleme, die das Erwachsenwerden
betreffen, wie alle anderen auch. Sie
haben unikat einen zusätzlichen therapeutischen Bedarf.“
Als Einrichtungsleiter hat Herbert
Lorenz im Regenbogenhaus keine
direkten Betreuungsaufgaben, sondern ist für die Koordination, Kommunikation mit den Jugendämtern,
Herbert Lorenz ist pädagogischer Leiter des neuen
SCI:Regenbogenhauses. Zusammen mit seinem Team gibt
er Jugendlichen mit psychischen Problemen ein Zuhause.
den freien Verbänden, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR),
Therapeuten, Institutionen (Schulen,
ausbildende Firmen, Fördermaßnahme-Trägern) und Angehörigen sowie
für die Einhaltung der rechtlichen
Vorgaben verantwortlich. „Ich kümmere mich also gleichermaßen um
das Wohl der Jugendlichen als auch
um die Belange der Mitarbeiter.“ Sein
Büro befindet sich im Erdgeschoss
des Hauses Nummer 7. „Natürlich
möchte ich auch direkt vor Ort für die
Jugendlichen schnell erreichbar sein.“
Herbert Lorenz freut sich darauf,
das Projekt Regenbogenhaus mit
aufbauen zu dürfen. „Beim SCI wird
kompetente Jugendhilfe geleistet.
Ich wünsche mir, dass ich das noch
viele Jahre, bis zu meiner Rente,
begleiten kann.“ Gerade jetzt in
den ersten Monaten sei noch viel
zu tun, bis alle Zimmer belegt sind.
„Ich freue mich auf die Arbeit. Die
fachliche Mischung der Mitarbeiter
ist ideal.“
Zu seiner neuen Arbeitsstätte im
Moerser Nordosten pendelt Herbert
Lorenz aus Mülheim, wo er und seine Frau unter der Woche wohnen.
Eigentlich kommt die Familie aus
einem 1000-Seelen-Ort bei Mars-
berg im Sauerland und verbringt
auch immer noch ihre Wochenenden an ihrem Erstwohnsitz. Das
Ehepaar hat drei erwachsene Kinder
im Alter von 24, 26 und 27 Jahren.
In seiner Freizeit zieht es den Sauerländer und seine Frau auf den Motorroller. Gerade in Moers und Umgebung gibt es für ihn mit seiner
Piaggio noch viel zu entdecken: „Von
Moers kenne ich leider noch nicht
viel. Manche Gegenden erinnern
mich allerdings an das Sauerland“,
sagt er und lässt seinen Blick mit
Augenzwinkern in Richtung Halde
Rheinpreußen schweifen.
Kinder und Jugendliche
„Die Jugendlichen
brauchen solche
Plätze“
Ende September läuft die bisherige Förderung
des Projekts „MaJoCa“ aus. Ein Ende des Cafés
wäre für die Jugendlichen des Stadtteils ein
schwerer Verlust.
O
bwohl es sich bewährt hat und
vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sogar
als vorbildliches Projekt seiner Art
ausgezeichnet worden ist, steht die
Zukunft des Jugendcafés „MaJoCa“
infrage. Seit sechs Jahren wird das
Projekt, örtlich inzwischen angesiedelt auf der Leipziger Straße im
Moerser Stadtteil Mattheck, vom
BAMF gefördert. Diese Förderung
läuft Ende September 2011 aus. Da-
nach wird das Jugendcafé nur fortbestehen können, wenn die Stadt
Moers oder ein anderer Förderer die
notwendigen Mittel bereitstellt. Die
Kommune hatte bisher immerhin
einen Anteil von einem Viertel der
Kosten beigesteuert.
„Vielleicht ist für die Stadt Moers
eine Umverteilung von Landesmitteln möglich“, hofft Frank Liebert,
Leiter des Fachbereichs Kinder- und
Monika Kositzki, die das MaJoCa leitet, hat die Hoffnung
auf einen Fortbestand des Cafés noch nicht aufgegeben.
Jugendhilfe beim SCI:Moers, der die
Maßnahme trägt. „Die Jugendlichen
brauchen schließlich solche Plätze“,
ist sich Liebert sicher und verweist
darauf, wie wichtig für die 14- bis
21-Jährigen die Funktionen sind, die
das „MaJoCa“ erfüllt (die Abkürzung
steht für Mattheck-JosefsviertelCafé). Dazu gehören unter anderem
die Drogen- und Gewaltprävention
durch vielfältige Sport- und Freizeitangebote, konkrete Hilfen bei der
beruflichen Entwicklung der Jugendlichen, der Abbau von Vorurteilen
gegenüber anderen Ethnien und Kulturen – vor allem aber das Bereit-
stellen eines eigenen Raumes und
einer persönlichen, freundlichen Ansprache.
In Kamp-Lintfort, wo der SCI:Moers
den dortigen Jugendlichen ein ähnliches Café in der Fußgängerzone bietet, haben sich die Stadträte entschieden, das Projekt weiter zu
finanzieren – wenn auch an einem
anderen Ort. Eine Bedarfsanalyse
war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass die Stadt den unter
20-Jährigen einfach zu wenige
Treffpunkte bietet. Das allerdings
dürfte in Moers nicht anders sein.
Kinder
Hereinspaziert
in die Zwergenburg!
Seit Anfang Juli werden zwanzig Knirpse im neuen Anbau betreut.
Mithelfen heißt teilhaben: die ersten Zwergenbürger.
D
ie Gruppenräume sind eingerichtet, das Spielzeug liegt an
seinem Platz: Die ersten zwanzig
Kinder können jetzt in der neugebauten „Zwergenburg“ spielen, basteln und toben. Die Zwergenburg
wurde an den Integrativen Kindergarten in der Kirschenallee angebaut und ist nun Tummelplatz für
Kinder unter drei Jahren.
Die zwanzig Knirpse werden in zwei
Gruppen in der Zwergenburg betreut und gefördert. Das neue Domizil wurde schon sehnsüchtig erwartet, wie Leiterin Christine Joliet
erzählt: „Seit November war eine U3-Gruppe mit 13 Kindern im großen
Haus provisorisch in der Turnhalle
untergebracht. Mit den sieben neu
aufgenommenen Kindern konnten
wir also mit insgesamt zwanzig Kindern in die Zwergenburg einziehen.“
Schon nach den Sommerferien werden die ersten Zwerge die Burg allerdings wieder verlassen – sie kommen dann in die Gruppen für Kinder
ab drei Jahren. Für sie rücken dann
neue Zwergenkinder nach.
Durch einen Durchgang ist der Neubau mit dem „alten“ Kindergarten
verbunden. Auf den 300 Quadratmetern Nutzfläche der Zwergenburg befinden sich zwei Gruppenräume für jeweils zehn Kinder, zwei
Schlafräume und ein Mehrzweckraum, der zugleich als Ort für die
Bewegungstherapie der integrativen Kinder dient. Die Einrichtung
soll vor allem Möglichkeiten für
Veränderungen offenlassen, erklärt
Christine Joliet: „Wir haben gar kein
fest eingebautes Spielmobiliar, wie
es heute häufig zu sehen ist. Dafür
gibt es Geräte und Matten, Ständer
und Leitern, die wir flexibel einsetzen und anschließend wieder wegräumen können. In beiden Gruppen
gibt es ein kleines Puppenschloss
für entsprechende Rollenspiele. Die
Kinder verändern sich in diesem Alter sehr schnell – und wir möchten
das Raumkonzept so gestalten, dass
wir auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen können.“
Durch die U-3-Betreuung kann
der Integrative Kindergarten sein
bisheriges pädagogisches Angebot erweitern. Die zwanzig Zwerge
werden 35 Stunden in der Woche
betreut, und zwar von 7.30 Uhr bis
14.30 Uhr. Der Tagesablauf soll für
die Kleinsten, ebenso wie bei den
„Großen“ nebenan, vor allem rhythmisch gestaltet werden. Viel Bewegung, Musik und immer wiederkehrende Rituale gehören zum Konzept.
„Wir wollen den Kindern vor allem
eine gute Atmosphäre schaffen, damit sie die neue Kindergartenwelt
begreifen und erforschen können“,
beschreibt Christine Joliet. Am Herzen liegt ihr aber auch, dass die Kinder eine vollwertige Bio-Ernährung
erhalten, zubereitet in einer hauseigenen Küche.
Als Anfang Juli die ersten Zwergenkinder eingezogen sind, waren die
Räumlichkeiten zwar bezugsfertig,
aber ein paar Kleinigkeiten bei der
Ausstattung fehlten noch. „Alles
Weitere wird noch wachsen“, verspricht Christine Joliet. Dazu gehört
etwa der „Zwergengarten“, der noch
nicht ganz fertig geworden war. Damit die Kniprse trotzdem bei schönem Wetter draußen herumtollen
können, benutzen sie für die erste
Zeit den bestehenden Garten der
„Großen“ nebenan.
Nachgefragt
„Die Jugendlichen
sind motiviert!“
In einem Projekt des SCI, des Jugendamtes und des
Jobcenters Kamp-Lintfort bauen junge Erwachsene
Spielplätze in Kamp-Lintfort um. Der pädagogische
Leiter Wolfgang Angerhausen erklärt Einzelheiten.
Herr Angerhausen, wer wird mit Fächern, um auch für andere Berufe
dem Projekt angesprochen?
fit gemacht zu werden.
An dem Projekt nehmen insgesamt
15 junge Erwachsene bis 25 Jahre Welche Spielplätze betrifft das
teil, darunter zwei Mädchen, die noch und was wird gemacht?
keine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle Das sind unterschiedliche Plätze in
gefunden haben. Sie werden in 30 Kamp-Lintfort, die nach und nach
Wochenstunden an
bearbeitet
werden.
die Arbeit des GartenManche sind schon
und
Landschaftsfertig, andere stehen
bauers herangeführt.
noch aus. Bis SeptemAn zwei Tagen in
ber sollen alle wieder
der Woche bekomgenutzt werden könmen sie zusätzlich
nen. Was genau gemacht wird, kommt
im
Jugendzentrum
Kamp-Lintfort Schulauf den einzelnen
unterricht in MatheSpielplatz an: Manche müssen komplett
matik, Deutsch und
allgemeinbildenden
Wolfgang Angerhausen. abgebaut werden, an-
dere werden neu bepflanzt oder bekommen neue Spielgeräte.
Was soll durch das Projekt erreicht werden?
Die jungen Erwachsenen sollen
Schritt für Schritt wieder an die Arbeit herangeführt werden. Manche
möchten im Anschluss an das Projekt eine Ausbildung machen, andere
ihren Schulabschluss nachholen und
wieder andere möchten lieber direkt arbeiten gehen. Ziel ist es, alle
Jugendlichen nach Abschluss in einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz
zu vermitteln oder eine Vermittlung
durch weitergehende Qualifizierung
und in Kooperation mit der Arge zu
erleichtern.
Für den praktischen Teil der Spielplatzumbauten
ist Werkanleiter Lutz Niebaum zuständig.
Wie könnte man die Teilnehmer
beschreiben?
Das sind junge Erwachsene mit den
unterschiedlichsten Hintergründen.
Viele haben ihren Halt verloren, weil
beispielsweise die Eltern gestorben
sind. Andere haben die Schule abgebrochen, weil sie entweder nicht
motiviert genug waren oder es einfach nicht geschafft haben, da sie
mitunter noch nicht über die nötigen
Sprachkenntnisse verfügen.
Wie kann ihnen dieses Projekt
helfen?
Die jungen Erwachsenen sollen sich
an regelmäßige Arbeit gewöhnen
und ihren Tag mit Inhalten füllen.
Außerdem sollen sie ihre Kenntnisse
im schulischen und handwerklichen
Bereich erweitern. Dadurch verbessern sie gleichzeitig ihre beruflichen
Perspektiven.
Sind Sie denn auch beim Spielplatzumbau dabei?
Nein, dafür ist der Werkanleiter
Lutz Niebaum zuständig. Er ist mit
den Jugendlichen vor Ort auf den
Spielplätzen und Ansprechpartner
für fachliche Fragen rund um den
Umbau. Ich stehe als pädagogischer
Leiter für persönliche Schwierigkeiten und Perspektivaufbau der jungen
Menschen bereit. Ich motiviere sie,
hake bei Problemen nach, spreche
mit dem Jobcenter.
Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit den Teilnehmern?
Entgegen aller Vorurteile kann ich
sagen: Die jungen Menschen sind
mit großer Motivation bei der Sache. Sie wissen, dass das eine große
Chance ist, ihr Leben in den Griff zu
bekommen und beruflich einen ersten Schritt zu machen.
Aktuelle Projekte
Keine Angst
vorm Radfahren
Im Rahmen des Projekts MaJo-Bike bietet
der SCI:Moers diverse Kurse an. Einige
davon richten sich ganz speziell an Frauen.
Anfängerkurs an, in dem das
Radfahren von der Pike auf
gelernt wird. Seit November
letzten Jahres haben bereits
drei Kurse stattgefunden,
die bei den Frauen in der
Mattheck und im Josefsviertel gut angekommen
sind: Alle waren schnell ausgebucht.
Am Anfang brauchen die Frauen
noch kleine Hilfestellungen.
F
ür die meisten ist es das Normalste der Welt, aufs Fahrrad zu
steigen und in die Pedalen zu treten.
Fahrradfahren macht unabhängig
und selbstständig – aber es gibt
eben auch viele Menschen, die es
nie gelernt haben oder sich auf dem
Rad nicht mehr sicher fühlen. Um
Frauen die Angst vor dem Radfahren
zu nehmen, bietet der SCI:Moers in
seinem Projekt „MaJo-Bike“ einen
Maximal zehn Teilnehmerinnen besuchen einen Kurs.
Jede hat ihre ganz eigene
Geschichte: Einige haben
das Fahrradfahren in ihrer
Kindheit schon mal gelernt,
sich dann aber aufgrund
eines Unfalls oder anderer schlechter Erfahrungen
nicht mehr getraut. Anderen wurde es schlichtweg nie beigebracht – das betrifft oft Frauen,
die aus Ländern kommen, die nicht
so eine Fahrradkultur haben wie
Deutschland.
Vier Wochen dauert ein Kurs, der
dienstags und donnerstags von zehn
bis zwölf Uhr stattfindet. Die Teilnehmerinnen treffen sich auf dem
Schulhof der Annaschule, damit sie
in einem geschützten Rahmen ohne
andere Verkehrsteilnehmer in klei-
nen Schritten das Radfahren lernen.
Geleitet wird der Kurs von Therese
Ziegler, Leiterin des Projektes MaJoBike, mit Unterstützung von Volker
Vorländer und Hans Rink vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club
(ADFC).
„Ein bis zwei Übungsstunden brauchen die Frauen, um ihre Angst zu
überwinden“, erklärt Therese Ziegler.
Und deshalb stehen am Anfang einfache Übungen auf dem Plan: Aufund Absteigen, Gleichgewichthalten.
Dazu werden in den ersten Stunden
die Pedalen abgeschraubt und der
Sattel heruntergesetzt. „Wir haben
die Erfahrung gemacht, dass die
Frauen in der vierten Stunde bereits
fahren können.“ Auch die lockere Atmosphäre in der Gruppe hilft beim
schnellen Erfolg: „Hier wird niemand
ausgelacht, wenn einmal etwas nicht
so gut klappen sollte.“
Hans Rink (links), Volker Vorländer (Mitte) und
Therese Ziegler (rechts) helfen den Frauen, in
kleinen Schritten Radfahren zu lernen.
und parkenden Autos oder frischt die
Verkehrsregeln auf.
Auch ein Pannenkurs für Frauen
findet im Rahmen des MaJo-BikeProjekts statt. An einem Vormittag
lernen die Frauen die Grundkenntnisse der Fahrradreparatur: Wie ziehe ich den Reifen ab? Wie stopfe ich
das Loch? Wie mache ich mein Licht
funktionstüchtig? Peter Neumann,
der sogenannte Bike-Doc des SCI, übt
mit einer Gruppe von maximal fünf
Frauen in der MaJo-Bike-Projektwerkstatt, die sich in der Radstation
am Moerser Bahnhof befindet.
Voraussichtlich im September und
November werden die nächsten
Frauenlern- und Pannenkurse stattfinden. Wer sich anmelden möch-
Haben die Frauen dann erst mal raus,
wie man richtig Fahrrad fährt, kann
es im Fortgeschrittenenkurs weitergehen: Hier wagt man sich dann das
erste Mal gemeinsam auf die Straße
und lernt den Umgang mit fahrenden
Nach ein paar Stunden klappt das Radfahren dann meistens schon ganz gut.
te, ruft einfach unter Tel. 9399144
an. Die Teilnahme ist kostenlos. Für
die Fahrradlernkurse wird den Teilnehmern kostenlos ein Fahrrad gestellt. Auch darüber hinaus besteht
die Möglichkeit, ein Fahrrad für den
täglichen Gebrauch zu leihen: Für
Frauen, die schon mal an einem Kurs
teilgenommen haben, kostet das 15
Euro für ein halbes Jahr. Für alle anderen Bürger aus der Mattheck und
dem Josefsviertel kostet es zwölf
Euro pro Monat.
Aber nicht nur die Frauen möchte der
SCI:Moers mit seinem Projekt MaJoBike mobil machen. Das Projekt richtet sich auch an andere Zielgruppen
von Kindern bis zu Senioren. Weitere Informationen gibt es unter www.
majo-bike.de.
Impressum
Herausgeber:
sci:moers gGmbH
Gesellschaft für Einrichtungen
und Betriebe sozialer Arbeit
Kirschenallee 35, 47443 Moers
Telefon 02841/9578-0
Telefax 02841/957878
eMail: [email protected]
V.i.S.d.P.:
Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)
Redaktion:
Blattwerkstatt
Fotos:
Peter Oelker
Kurz & Knapp
Mit dem SCI Deutsch lernen
Für Frauen, die kein oder nur wenig Deutsch
sprechen, bietet der SCI im Herbst wieder
Sprachkurse im Nachbarschaftshaus in der
Annastraße 29a an. Sie sind für Anfänger
oder Fortgeschrittene gedacht und eine
Vorbereitung auf die Intergrationskurse
der Volkshochschule. Für Nimet GüllerKaya, Leiterin des Nachbarschaftshauses, ist es wichtig, dass das Sprechen
Spaß macht: „Es soll nicht zu viel Grammatik dabei sein. Wichtiger ist, dass
die Frauen mal rauskommen und lernen, sich zu verständigen.“ Dabei geht es
in den Kursen um Themen des täglichen Lebens: Erziehung, Gesundheit, das
Schulsystem oder Behörden. Ein Kurs dauert 20 Stunden und ist kostenlos.
„Viele Frauen leben schon seit Jahren hier und sprechen die Sprache noch
nicht richtig. Für sie freuen wir uns besonders, wenn sie sich nach kurzer Zeit
in den Pausen mit anderen Frauen unterhalten können.“
Neuer Imagefilm des SCI.
Mit einem Imagefilm präsentiert sich
der SCI jetzt auf seiner eigenen Website, auf Videokanälen wie YouTube
und demnächst auch auf dem neuen
Moerser Stadtportal. Der Film gibt
einen Überblick über die Konzepte
des SCI, für junge und benachteiligte
Menschen neue Chancen zu schaffen. Im Fokus stehen Einblicke in die
Kerneinrichtungen: Der Film zeigt anschaulich, wie Kinder und Jugendliche
im Integrativen Kindergarten spielen, in den Lern- und Jugendwerkstätten werkeln oder bei der Grundschulbetreuung lernen. Außerdem wird der
Fachbereich Arbeitsförderung vorgestellt, der die Wiedereingliederung ins
Berufsleben erleichtern soll. Dazu gehören das Zentrum für Gemeinwohlarbeit in Rheinkamp sowie die Zweckbetriebe, die Arbeit und Selbstständigkeit
fördern. Wer einmal reinschauen möchte: www.sci-moers.de.
Gestaltung und Produktion:
Agentur Berns
Steinstraße 3, 47441 Moers
www.agenturberns.de
Wer ist der Service Civil International?
Der Service Civil International wurde
1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole
gegründet. Ceresole lehnte jeglichen militärischen Dienst ab. Stattdessen wollte
er durch freiwillige Arbeit an gemeinnützigen Projekten den Frieden unterstützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun
in Frankreich, fand der erste Einsatz von
Freiwilligen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz statt. Sie halfen
mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder
aufzubauen. Heute ist der sci in 25
Ländern weltweit als Friedensbewegung
organisiert. Seine Aufgaben sind vielfältig, sie reichen von der Förderung von
Verständnis und Solidarität zwischen den
Menschen bis zu gemeinnützigen Projekten und Arbeiten im Natur und Umweltschutz. Oberstes Gebot ist die Integration
von sozial benachteiligten Gruppen.