01/2012 - Zeitbüro FOM

Transcription

01/2012 - Zeitbüro FOM
Ausgabe
Journal für
moderne
Arbeitszeit
01
2012
Inhalt
Editorial
01 Der Demografie-Scout – Das neue Projekt von iap und EUV
02 Zeitbüro FOM –
In-House-Workshop zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung
03 Bekannte Gesichter unter neuem Namen:
Start für das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.NRW)
04 Regionalagentur MEO, IHK Essen –
Regionales Projekt zur Teilzeitberufsausbildung wird fortgesetzt
05 10 Jahre danach:
Abschaffung des Nachtarbeitsverbots für Frauen
06 Projekt der Hessischen Berufsakademie –
Risikoerkennung für kleine und mittelständische Unternehmen
07 Erfolgreich mit flexiblen Arbeitszeiten und innovativem
Gesundheitsmanagement bei Gira
Literatur- und Veranstaltungstipps
Liebe Leserinnen und Leser,
03/2012
Editorial
einige interessante Beispiele dazu, wie alternsgerechte Arbeitsgestaltung sein kann:
sowohl die Globalisierung als auch der demografische
Wandel verändern die Arbeitswelt enorm. Die
alternde Gesellschaft stellt die Unternehmen
vor vielfältige Herausforderungen, denn es
gilt einerseits, gut qualifizierte Fachkräfte
zu rekrutieren und an das Unternehmen
zu binden und andererseits, die Gesundheit, Motivation und Arbeitsfähigkeit der
Beschäftigten bis zum Renteneintritt zu
sichern.
Das Unternehmen Gira hat beispielsweise sehr
erfolgreich familienorientierte Arbeitszeiten
etabliert und damit die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf wirkungsvoll gefördert
und die Fachkräftebindung verbessert.
Für viele junge Eltern bietet die Ausbildung in Teilzeit eine wichtige Chance,
die eigene Qualifikation für eine gute berufliche Laufbahn zu verbessern und die
Unternehmen gewinnen dabei motivierte
Fachkräfte.
Unternehmen sollten daher passende Maßnahmen einer alternsgerechten ArbeitsgestalProf. Dr. Ulrike Hellert
Das iap – Institut für Arbeit & Personal entwickelt in
tung in die strategischen Überlegungen einbeziehen. Arbeit sollte so organisiert und geplant werden, dass
Kooperation mit dem EUV (Essener Unternehmensverband)
das Personalvermögen der jüngeren und älteren Beschäf- den „Demografie-Scout“ mit individuellen Maßnahmen vor
tigten in gleichem Maße optimiert wird, also die Qualifika- allem für das Personalmanagement, damit die Unternehmen
tionen und Motivationen der unterschiedlichen Altersgrup- für den demografischen Wandel gut gerüstet sind.
pen zur Erreichung der Unternehmensziele zur Verfügung
stehen.
Dies alles sind einige Hinweise, wie in Unternehmen die
Weichen optimal gestellt werden können, damit in einer
So vielfältig die Anforderungen der Unternehmen sind, so flexiblen Arbeitswelt bei aller Komplexität der ganzheitliche
vielfältig sind die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeite- und zugleich individuelle Blick auf innovative Arbeitsgestalrinnen und Mitarbeiter, womit sich der Bedarf an maßge- tung gelenkt wird.
schneiderten und zielgruppenspezifischen Vorgehensweisen erklärt. In dieser tempora-Ausgabe erhalten Sie diesmal Ihre Ulrike Hellert
Der Demografie-Scout – Das neue Projekt von iap und EUV
01
Der demografische Wandel
mit seinen Auswirkungen auf
die Beschäftigungsstruktur in
den Unternehmen betrifft in erster Linie
zwei Bereiche des Personalmanagements:
Den Erhalt der Leistungsfähigkeit der
aktuell Beschäftigten bei verlängerter
Lebensarbeitszeit und die Erschließung
neuer Beschäftigtenpotenziale auf einem verengten und heterogenisierten
Arbeitsmarkt. Der EUV – Essener Unternehmensverband e.V. greift diese
Text: Christina Goesmann
Herausforderung auf: Er möchte seine
Mitgliedsunternehmen für das Thema
sensibilisieren und ihnen ein wissenschaftlich fundiertes Beratungsangebot bieten.
„Essen gehört zu den Städten, die
aufgrund ihrer Altersstruktur diese
Entwicklung besonders heftig zu spüren bekommen. Wettbewerbsfähigkeit
und Innovationskraft hängen zukünftig
entscheidend davon ab, wie ein Betrieb
mit diesen demografischen Veränderungen umgeht. Langfristig ist ein
Unternehmen nur erfolgreich, wenn
es präventiv Maßnahmen ergreift, um
der demografischen Entwicklung zu
begegnen“, so Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV.
Der Verband fördert daher das einjährige
Beratungsprojekt „Demografie-Scout“.
Das iap – Institut für Arbeit und Personal
an der FOM führt das Projekt durch,
die wissenschaftliche Leitung liegt bei
Prof Dr. Thomas Heupel und Prof Dr.
Ulrike Hellert.
Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV
03/2012
Projektziel
Ziel des Projektes ist es, den im Essener
Unternehmerverband organisierten Unternehmen eine Demografieberatung
anzubieten, mit deren Hilfe sie ihre
Personal- und Altersstruktur einschätzen
und geeignete Maßnahmen zur Erhöhung
der firmeninternen Demografiefestigkeit
erfolgreich umsetzen können.
Demografiefestigkeit betrifft
nicht nur das Alter
Für Unternehmen ist es vorteilhaft, demografieorientiertes Personalmanagement nicht
ausschließlich als alternsgerecht zu verstehen,
sondern als kompetenz- und diversitätsorientiertes sowie lebensphasensensibles Personalmanagement. Die Geschäftsführung sollte
nicht darauf verzichten, die im Unternehmen
vorhandenen (latenten) Kompetenzen zu
finden und zu fördern sowie die Beschäftigten bei der Lösung von Arbeitszeit- und
Vereinbarkeitsfragen zu unterstützen. Dies
stärkt einerseits das vorhandene Potenzial
im Unternehmen und macht andererseits
als Arbeitgeber attraktiv.
Demografie-Scout
Der Demografie-Scout setzt sich aus zwei
Elementen zusammen:
• Das iap führt eine Analyse der
Altersstruktur des Unternehmens
durch. Das Ergebnis wird zeigen,
bei welchen Themenbereichen
das Unternehmen gut aufgestellt
ist und welche mit besonderer
Dringlichkeit zu optimieren sind.
• Um für das jeweilige Unternehmen
maßgeschneiderte Handlungsem pfehlungen zu geben, ist es sinnvoll, diese Themen in Unternehmens workshops zu vertiefen. Der Workshop dient der detaillierten Analyse des
jeweiligen Themenkomplexes und
der Formulierung von Zielen.
Zeitbüro FOM: In-House-Workshop
zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung
02
Die Hauptaufgabe des Zeitbüro FOM besteht darin,
Unternehmen für die Thematik der flexiblen Arbeitszeitgestaltung zu sensibilisieren und zu informieren. Dies tun wir beispielsweise über
unsere Homepage, mit unseren Informationsveranstaltungen und Knowhow-Transfers oder mit diesem regelmäßig erscheinendem Newsletter. Die
Beschäftigten, Mitarbeitervertretungen
und Unternehmensvertreterinnen und
-vertreter können sich per Mail oder
Telefon zu ihren speziellen Gestaltungsfragen in puncto Arbeitszeit an
uns wenden. Wir kommen aber auch
ins Haus. Ein Angebot, welches wir
Partizipativer Ansatz des iap
Wenn in Unternehmen Veränderungen
stattfinden sollen, hat sich in der Praxis
ein partizipativer Ansatz bewährt. So
kann vermieden werden, dass pauschale Maßnahmen für Frauen, für Migrantinnen und Migranten oder Ältere
durchgeführt werden und dabei die
Unterschiede zwischen den Gruppen
sowie die Gemeinsamkeiten innerhalb
der Gruppen übersehen werden.
Durch die Einbeziehung der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite in den Beratungsprozess wird
sichergestellt, dass Entscheidungen
getroffen werden, die für die Beschäftigten relevant und sinnoll
sind. Durch diese kooperative Herangehensweise kann eine Lösung
gefunden werden, die von allen Organisationsmitgliedern unterstützt und
getragen wird.
www.fom-iap.de
Text: Gundula Grzesik
nicht im Rahmen unserer kostenfreien
Serviceleistungen anbieten können, ist
unser „In-House-Workshop“. Häufig ist es
nicht damit getan, dass der Personalchef beim Zeitbüro FOM anruft und
sich über Möglichkeiten flexibler Arbeitszeitgestaltung informiert. Wenn
man an einer so sensiblen Stelle wie
der Arbeitszeit etwas verändern möchte, müssen alle an einem Strang ziehen
und Betriebsrat sowie Beschäftigte in
das Projekt „neues Arbeitszeitmodell“
integriert werden. Das Zeitbüro FOM
bietet Workshops im Unternehmen an,
sensibilisiert Beschäftigte, Personalleitungen und Abteilungsleitungen gemeinsam für das Thema, geht auf die
spezielle Anforderung im jeweiligen
Unternehmen ein und vermittelt wichtige Informationen für den Prozess
der Umsetzung. Ob das Unternehmen
dann unternehmensintern mit einer
eigenen Projektgruppe und/oder mit
externer Hilfe eines Beratungsunternehmens das Projekt „neues Arbeitszeitmodell“ umsetzen möchte, bleibt
diesem natürlich selbst überlassen.
Kontakt und Informationen unter:
[email protected],
Tel.: 0201/ 81004-997
Bekannte Gesichter unter neuem Namen:
Start für das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.NRW)
03
Technologischer Wandel, neue
Arbeitsformen, demografischer Wandel, internationaler
Wettbewerb... Die heutige Arbeitswelt
verlangt Betrieben und Beschäftigten
einiges ab, umso wichtiger sind gesunde Arbeitsbedingungen – von sicheren
Maschinen über ergonomisch gestaltete
Arbeitsplätze bis hin zu guter Arbeitsorganisation und gesundem Betriebsklima.
Zum Jahresbeginn ist das neue Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des
Landes Nordrhein-Westfalen (LIA.NRW)
an den Start gegangen. Schwerpunkte
sind die Aufgaben der Fachbereiche
„Gesundheitsrisiken bei der Arbeit“ und
„Gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung“ des ehemaligen Landesinstituts
für Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW):
Das LIA.NRW berät und unterstützt die
Text: Gabriele Lopian
Landesregierung und die Dienststellen
des staatlichen Arbeitsschutzes in Fragen
der Sicherheit, des Gesundheitsschutzes
und der Gesundheitsförderung in der
Arbeitswelt. Mit der Geräteuntersuchungsstelle und der Strahlenmessstelle
nimmt das Institut darüber hinaus
sicherheitstechnische Aufgaben zum
Schutz der Bevölkerung wahr.
w
03/2012
Die Aufgabenfelder im Überblick:
LIA.NRW unterstützt die Arbeitsschutzverwaltung bei der Planung und Auswertung
landesweiter Schwerpunktaktionen und
bei der Umsetzung der Gemeinsamen
Deutschen Arbeitsschutzstrategie
LIA.NRW entwickelt Konzepte für sicheres
und gesundes Arbeiten, begutachtet
und begleitet dazu Modellprojekte zur
betrieblichen Gesundheitsförderung in
den Betrieben
LIA.NRW bietet mit dem Internetangebot KomNet (www.komnet.nrw.de)
Beratung und Unterstützung rund um
Arbeitsschutz, Arbeitsgestaltung und
Qualifizierung, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe sowie deren
Beschäftigte,unterstützt die Gesund-
heitsberichterstattung des Landes und
stellt Daten, Berichte und Analysen zur
Gesundheitssituation in der Arbeitswelt
in NRW zur Verfügung. So befragt das
Institut z. B. regelmäßig die Beschäftigten zu ihrer Belastungssituation am
Arbeitsplatz
LIA.NRW wirkt als für den medizinischen
Arbeitsschutz zuständige Stelle des Landes
bei der Feststellung von Berufskrankheiten mit
LIA.NRW überwacht im Bereich der
Strahlenschutzvorsorge als eine von fünf
amtlichen Messstellen in NRW auch die
Umgebung von kerntechnischen Anlagen. Als Geräteuntersuchungsstelle des
Landes überprüft das Institut regelmäßig
die Qualität und Sicherheit von Geräten
und Produkten.
Das Rad muss nicht immer wieder neu
erfunden, sondern weitergedreht werden;
deswegen setzt das Institut auf Dialog
und Kooperationen mit der Praxis und der
Wissenschaft ist Mitglied im Deutschen
Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) und arbeitet mit der
Universität Wuppertal zusammen.
Als ein wichtiger Akteur und Netzwerkpartner bei der Gestaltung einer
gesunden Arbeitswelt in NRW soll das
LIA.NRW zukünftig auf dem Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen in
Bochum konzentriert werden.
Mehr zum LIA.NRW unter
www.lia.nrw.de
Regionalagentur MEO, IHK Essen
Regionales Projekt zur Teilzeitberufsausbildung wird fortgesetzt Text: Anne Schleimer
Regionalagentur MEO
Mülheim a. d. Ruhr | Essen | Oberhausen
jungen Menschen ausbilden, denn eine
Ausbildung in Teilzeit wird individuell
zwischen Betrieb und Auszubildenden
vereinbart – und soll beiden Seiten gleichermaßen gerecht werden.
04
Die Ausbildungsmöglichkeiten
Teilzeitausbildung
Modell Zukunft:
Betriebliche
undist
junger
Eltern zuAusbildung
verbessern
Familie flexibel miteinander vereinbaren.
zu einem wichtigen Thema
in der Berufsbildung geworden. Denn
vor allem junge Eltern absolvieren aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen
seltener eine Berufsausbildung – eine
der zentralen Voraussetzungen für die
Integration in den Arbeitsmarkt! Um
Betreuungsverpflichtungen gegenüber
Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen mit der Berufsausbildung zu
vereinbaren, können betriebliche Ausbildungen nach Berufsbildungsgesetz
in Teilzeit organisiert werden. Diese
Ausbildungsform ist Unternehmen und
Ausbildungsplatzsuchenden jedoch noch
bislang weitgehend unbekannt.
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Gründe genug, dass das Ministerium
für Arbeit, Integration und Soziales
des Landes NRW auch in diesem Jahr
das Förderprojekt „Teilzeitberufsausbildung – Perspektiven öffnen – Einstieg
begleiten“ aufgelegt hat. Ergebnis der
mittlerweile vierten Förderrunde: In der
Region Mülheim an der Ruhr, Essen und
Oberhausen (MEO) kann das bewährte
regionale Kooperationsprojekt fortgesetzt
werden. Damit gibt das Land wieder rund
140.000 Euro in die MEO-Region an den
Trägerverbund der Trivium gGmbH in
Oberhausen, der bbwe GmbH Mülheim
an der Ruhr und der Jugendhilfe Essen
gGmbH.
20.04.2011 13:32:56 Uhr
Unternehmen können sich melden
Zum Ausbildungsjahr 2011 konnten im
Rahmen dieser Landesinitiative in der
Region 15 Ausbildungsplätze in Teilzeit
eingerichtet und besetzt werden. Aufbauend auf diesen Erfahrungen begleitet das
Projekt 2012 sogar 30 junge Menschen
bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz – in Teilzeit, denn Ausbildung und
Familienaufgaben wollen unter einen
Hut gebracht werden. Unterstützung
erhalten auch die Unternehmen, die diese
Unternehmen, die jungen Eltern einen
Ausbildungsplatz anbieten möchten und
dabei die Unterstützung des Projekts
nutzen wollen, melden sich bei der
NRW Regionalagentur MEO, Anne
Schleimer, 0201-1892-252, [email protected], die dieses Projekt im
Auftrag des Landes in der MEO-Region
koordiniert.
Weitere Informationen zum Thema
Ausbildung in Teilzeit und Beratungsinstitutionen, die Unternehmen bei der
Einrichtung eines Ausbildungsplatzes in
Teilzeit unterstützen, sind online abzurufen unter www.regionalagentur-meo.
de/teilzeitausbildung.
03/2012
10 Jahre danach: Abschaffung des Nachtarbeitsverbots für Frauen
Nachtarbeit braucht gute Rahmenbedingungen Text: Gundula Grzesik/Claudia Staudt
05
Wie lange Frauen schon von
einem selbstbestimmten Leben
und der Gleichberechtigung
zwischen Mann und Frau träumen, ist
historisch nicht gesichert. Wohl aber die
Entwicklung der gesetzlichen Gleichbehandlung. 1918 erhielten Frauen in Deutschland
das aktive und passive Wahlrecht. 1961
wurde die Anti-Baby-Pille in der BRD
zugelassen. 1992 wurde das FrNachtAG
aufgehoben. Seit zehn Jahren dürfen
Frauen im gewerblichen Bereich also auch
nachts arbeiten: Am 28. Januar erklärte
das Bundesverfassungsgericht das Nachtarbeitsverbot für Frauen im gewerblichen
Bereich für verfassungswidrig. Jedoch sind
auch heute noch mehr als die Hälfte aller
Nachtarbeiter männlich (Quelle: Statistisches
Bundesamt).
Gleiche Chancen im Beruf
Es war im Jahr 1906, als sich die gekrönten Häupter Europas einig wurden: Im
Berner Abkommen hielt man fest, dass
es „allen Arbeiterinnen ohne Unterschied
des Alters“ verboten sei, nachts gewerblicher Arbeit nachzugehen. Dem Berner
Abkommen entsprechend legte 1983 auch
die deutsche Arbeitszeitordnung (AZO)
fest, dass „Arbeiterinnen in der Nachtzeit
von 20 bis sechs Uhr und an den Tagen
vor Sonn- und Feiertagen nicht nach 17
Uhr arbeiten dürfen“. Nach wie vor gilt
diese Regelung für werdende und stillende
Mütter. Jede andere Frau aber darf arbeiten – auch nachts. Das Nachtarbeitsverbot
für Frauen verstoße gegen Artikel 3 des
Grundgesetzbuches, entschieden die Richter vom Bundesverfassungsgericht. Denn
dort heißt es: „Männer und Frauen sind
gleichberechtigt.“ Eine Ungleichbehandlung,
die an das Geschlecht anknüpft, ist damit
verfassungswidrig. Hinsichtlich des Zugangs
zur Beschäftigung, zur Berufsausbildung
und zum beruflichen Aufstieg soll eine
Gleichbehandlung beider Geschlechter
herrschen.
Nachtarbeit birgt gesundheitliche
Risiken
Und so steigt der Frauenanteil an Nachtund Schichtarbeit. Nach DESTATIS (2010) ist
der Frauenanteil an Nachtarbeit von 1999
bis 2009 um 0,9 Prozentpunkte auf 5,7%
gestiegen. Für Frauen ist Nachtarbeit jedoch
eine besonders belastende Arbeit, da diese
in der Regel auch noch den größten Teil
der Familien- und Hausarbeit übernehmen.
(Zeitbudgeterhebung 2001/2002). Durch
diese zusätzlichen Aufgaben verringert sich
die Zeit für Erholung und Schlaf. Häufig
können Frauen nur nachts arbeiten, da
eine Kinderbetreuung anders nicht zu
gewährleisten ist. Und so arrangieren
sich die Nachtarbeiterinnen mit den Gegebenheiten.
Nachts zu arbeiten ist jedoch nicht förderlich
für die Gesundheit. Nachtarbeit wird von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
seit 2007 als Krebsrisiko eingestuft. Weitere gesundheitliche Auswirkungen von
Nachtarbeit können sein:
• Erhöhtes Risiko für Diabetes 2
• Magen-Darm-Erkrankungen
• Hoher Blutdruck als Folge von
verschobenem Schlaf-Wach-Rhythmus
• Erhöhtes Herzinfarktrisiko
• Schlafprobleme
Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein
Nach einer Nachtschichtphase sollte eine möglichst
lange Ruhephase folgen. Sie sollte auf keinen Fall
weniger als 24 Stunden betragen
Geblockte Wochenendfreizeiten sind besser
als einzelne freie Tage am Wochenende
Schichtarbeiter sollten möglichst mehr
freie Tage im Jahr haben als Tagarbeiter
Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden
werden, d. h. immer vorwärts rotieren
Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen
Die Nachtschicht sollte möglichst früh enden
Zugunsten individueller Vorlieben sollte auf
starre Anfangszeiten verzichtet werden
Die Massierung von Arbeitstagen oder Arbeitszeiten
auf einen Tag sollte begrenzt werden
Schichtpläne sollten vorhersagbar und
überschaubar sein
(nach: BAuA, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, www.
baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/
Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/Arbeitszeitgestaltung/Nacht-%20und%20
Schichtarbeit.html)
Die Schichtscheibe zeigt Schichtarbeitenden je nach Schichttyp, wann
günstigerweise geschlafen und gegessen werden sollte. Je dicker
der rote Pfeil, desto ungünstiger wirken sich koffeinhaltige Getränke
auf den Schlaf aus. Bei Früh- und Nachtschicht wird ein Kurzschlaf
empfohlen und zwar nach der Frühschicht bzw. vor der Nachtschicht
Quelle und Copyright: Prof. Dr. Hellert in: Praxis der Nacht- und
Schichtplangestaltung, Berlin, 2008
Nachtarbeit nach arbeitswissenschaftlichen
Erkenntnissen gestalten
Da unsere Gesellschaft jedoch nicht
ohne Nacht- und Schichtarbeit auskommt gilt es, gute Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Hier sind
sowohl die Unternehmen als auch
die Beschäftigten selbst gefragt. Die
Nacht- und Schichtarbeit sollte nach den
arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen
geplant werden, aus denen folgende
Handlungsempfehlungen resultieren:
Für die eigene Gesundheit sorgen
Zudem können die Beschäftigten selbst
etwas für ihre Gesundheit tun. Da der
Tagschlaf den Nachtschlaf nicht ersetzen kann, sollte zumindest alles dafür
getan werden, den Schlaf so erholsam
wie möglich zu gestalten und für Ruhe
und Dunkelheit gesorgt werden. Zudem
spielt die richtige Ernährung in der Nacht
eine bedeutende Rolle für den Körper.
Leichten Gerichten ist immer der Vorzug
vor schweren Mahlzeiten und Fastfood
zu geben (mehr unter: Hellert, U.: Praxis
der Nacht- und Schichtplangestaltung,
mit Ernährungsempfehlungen von W.
Sichert-Hellert).
So hat die Abschaffung des Nachtarbeitsverbots aus dem Blickwinkel der Gleichberechtigung eine wichtige Botschaft gesendet.
Eines bleibt für Männer und Frauen gleich
– Nachtarbeit ist eine schwere Arbeit, in der
gegen den natürlichen Rhythmus gelebt
und gearbeitet wird. Diesen erschwerten
Bedingungen sollte mit entsprechenden
Maßnahmen entgegengewirkt werden,
um die Gesundheit der Beschäftigten zu
schützen.
03/2012
Projekt der Hessischen Berufsakademie
Risikoerkennung für kleine und mittelständische Unternehmen Text: Jessika Jelinek/ Claudia Staudt
Die Unternehmensinsolvenzen steigen
stetig. Besonders häufig trifft es KMUs.
Das aktuelle Projekt der Hessischen
Berufsakademie „Entwicklung und
Erprobung von innovativen Bildungsprodukten zur Risikoerkennung, -vermeidung und -beseitigung in KMU“,
befasst sich mit genau diesem Thema.
Das Projekt wird gefördert durch das
Hessische Ministerium für Wirtschaft,
Verkehr und Landesentwicklung und
den Europäischen Sozialfonds.
„KMU erkennen Risiken meist erst dann,
wenn sie existenzbedrohende Ausmaße
angenommen haben“, sagt Professor Dr.
Lutz Hoffmann, der wissenschaftliche
Leiter des Projektes. Erste Ergebnisse
zeigen, dass sich annähernd 90 Prozent
der befragten Unternehmen einem Risiko
ausgesetzt sehen. Doch welche Risiken
sind das? Und wie kann man frühzeitig
und präventiv dagegen angehen?
ein Arbeitgeber-Frühstück statt (siehe
Veranstaltungshinweis Seite 8 ). Alle
Teilnehmer erhalten ein Zertifikat der
Hessischen Berufsakademie und der
FOM Hochschule für Oekonomie und
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das in einer dynami
gesucht wird.
Workshops starten Mitte März
Kostenfreie Workshops der Hessischen
Berufsakademie sollen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sowie Führungskräfte fit
machen, Risiken rechtzeitig zu erkennen
und wirkungsvoll zu bekämpfen. Dabei
ist es ausdrücklich erwünscht, dass die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene
Problematiken und Themenstellungen in
die Workshops mit einbringen. „Mit den
Workshops wollen wir einen wichtigen
Beitrag zur Beschäftigungssicherung
und Wettbewerbsfähigkeit leisten“, so
Professor Dr. Lutz Hoffmann.
An der Hessischen Berufsakademie
finden zwei Abend-Workshops und
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Workshopangebot
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28.03.2012 und 24.04
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jeweils 18:00 - 21:00
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Workshop-Angebot:
Krisenerkennung in KMU
Mitarbeiter von KMUs an, in denen Erkennung und BekämpAnsprechpartnerin fung wirtschaftlicher
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Die Inhalteeder Workshops basieren auf den Ergebnissen
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teten: Welche Analysemöglichkeiten und Techniken nuthops: bei der Risikoerkennung?
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Know-how Workshop:
Intuition ist gut, Controlling ist besser!
Praxisworkshop: Tools für die Risikoerkennung
und -beseitigung in KMUs
anhand von Beispielen besprochen.
Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis und Workshops
in kleinen Gruppen wird den Teilnehmern aufgezeigt, wie
unternehmerische Risiken früh erkannt und gebannt werden
können. Der zweite Workshop ist praktisch orientiert und
baut inhaltlich auf dem ersten auf, jedoch ist der Besuch des
vorherigen Termins nicht verpflichtend.
Referent: Prof. Dr. Lutz Hoffmann
liches
oder ein persön
Termin: Mittwoch, 28. März 2012, 18:00 - 21:00 Uhr
Informationen
Verfügung:
Wünschen Sie nähere
Ihnen gerne zur
steht
tteam
Die
weltweite
Wirtschaftskrise zeigt sich zunehmend in den
Prof. Dr. Lutz Hoffmann, Experte für Turnaround-ManageProjek
Gespräch? Das
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Insolvenzen
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mittelständischer Unternehmen, die
ment, stellt Methoden zur Erkennung und Strategien zur
Berufskleiner
che
Bekämpfung von Risikosituationen vor. Dabei werden z. B.
Projektleiter Hessis den Herausforderungen der Wirtschaftslage nicht gewachsen
Moser
sind und häufig erst zu spät auf finanzielle Engpässe reagieren. ein typischer Krisenverlauf von der Führungskrise bis zur
Mark
fm.
Dipl.-K
Ab 2012 bietet die Hessische BA in Frankfurt Workshops für
Insolvenz und die einzelnen Phasen der Krisenbekämpfung
weiteres Plus für die Teilnehmer: Probleme und Fragestellungen aus dem eigenen Berufsleben können eingebracht
und mit den Experten und anderen Teilnehmern diskutiert werden. Mit den Workshops möchte die Hessische
BA einen aktiven Beitrag zur Beschäftigungssicherung
und Wettbewerbsfähigkeit der KMU leisten.
-ba.d
www.hessische
e
BA400_F – 03/12
06
Attraktive Arbeitszeitmodelle
können bei Fachkräften für
die Auswahl eines zukünftigen Arbeitgebers ausschlaggebend sein.
Lässt sich im Umkehrschluss folgern, dass
ein schlechtes Arbeitszeitmanagement
einen Mangel an Fachkräften verursachen könnte? Könnte ungünstiges oder
unvorteilhaftes Arbeitszeitmanagement
eines Unternehmens sogar zu einem Risikofaktor für das Unternehmen werden?
Und welchen Risiken sind kleine und
mittelständische Unternehmen (KMU)
sonst noch ausgesetzt?
Die Themen werden unter anderem anhand eigener
Umfrageergebnisse diskutiert. Beantwortet werden
zahlreiche Fragen wie beispielsweise
Welche Signale deuten auf Risiken hin?
Ab wann ist ein Risiko existenzbedrohend?
Wie und wie häufig sollten Risiken überprüft
werden?
Was sind endogene und exogene Risikofaktoren?
Wie läuft eine Unternehmens-Sanierung?
Nach dem Vortrag werden Beispiele aus der Praxis
diskutiert und Lösungswege für verschiedene Problemstellungen erarbeitet.
Referent: Prof. Dr. Lutz Hoffmann
Termin: Dienstag, 24. April 2012, 18:00 - 21:00 Uhr
Einführend werden verschiedene Typen von Risiken,
z. B. Marktrisiken, rechtliche Risiken oder strukturelle
TeilnehRisiken, vorgestellt. Anschließend lernen die Teilneh
mer in praktischen Übungen, welche Analyseverfahren
Unternehmensbeund Prognosetechniken für welche Unternehmensbe
reiche sinnvoll sind.
RisiDarüber hinaus werden Strategien der effizienten Risi
Kennzahlensystekoabwehr erläutert, beispielsweise Kennzahlensyste
me, die der Festlegung effizienter Ressourcennutzung
dienen können. Anhand praktischer Beispiele – auch
Teilaus den realen Unternehmensbedingungen der Teil
bespronehmer – werden verschiedene Situationen bespro
chen und mögliche Strategien zur Erkennung und
Überwindung von Krisen aufgezeigt.
rt a. M. |
Essen | Frankfu
dt | Duisburg |
| Bremen | Darmsta
| Magdeburg |
Berlin | Bochum
| Krefeld | Leipzig
nen
g | Kassel | Köln
ch | Siegen | Unna-Bö
Hagen | Hambur
| Nürnberg | Offenba
München | Neuss
Nähere Informationen:
[email protected]
Erfolgreich mit flexiblen Arbeitszeiten und innovativem Gesundheitsmanagement. Kunststoff- und Gebäudetechnikspezialisten bei Gira Text: Gundula Grzesik
07
Im bergischen Radevormwald
ist die Giersiepen GmbH &
Co. KG (Gira) zuhause. Die
Kunststoff- und Gebäudetechnikexperten
erhielten den X Plus Award 2011 für die
beste Marke. Ein Vorbild sind die traditionsreichen Gira-Spezialisten jedoch nicht
nur bei ihren Produkten – Steckdosen,
Schaltern und Kunststoffen sondern auch
beim Personalmanagement.
Als es vor einigen Jahren aus produktionstechnischen Gründen notwendig
wurde, in der Kunststoffproduktion rund
um die Uhr zu arbeiten, standen die Geschäftsführung und der Betriebsrat vor
der Herausforderung, diese Arbeitszeiten
für die Mitarbeiter neu zu organisieren.
Statt eines wochenweisen Wechsels von
Früh-Spät-Nacht sollte nun ein innovatives
Modell entwickelt werden, das auch die
Gesundheit der Beschäftigten nicht zu
sehr beansprucht.
„Die Beschäftigtenbeteiligung an Entscheidungen hat Tradition bei Gira“,
bestätigt Personalleiter Martin Brochhaus,
„Solche wichtigen Dinge besprechen wir
immer mit unseren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern.“ Zudem zog man noch Experten hinzu. Sowohl dem Personalleiter
als auch dem Betriebsrat stand jeweils
ein Arbeitszeitberater ihres Vertrauens
zur Seite und gemeinsam erarbeiteten
sie einen Vollkonti-Schichtplan,der die
Betriebsrat Lutz Faßbender, Giersiepen GmBH & Co. KG
Beschäftigten zunächst vor Herausforderungen stellte.
In einer Testgruppe wurde auf 2x Früh
– 2x Spät – 2x Nacht umgestellt. Ein
gewählter Mitarbeitersprecher sorgte
für den notwendigen Austausch zwischen der Testgruppe und den Verantwortlichen. Nach einem Jahr wurde
dann abgestimmt und keiner der Beschäftigten, die sich zunächst mit dem
neuen System schwer taten, wollte in
den alten Schichtplan zurückkehren.
„Natürlich hat es etwas gedauert, bis die
Kolleginnen und Kollegen sich an das
neue Schichtsystem gewöhnt hatten“,
erinnert sich Betriebsrat Lutz Faßbender,
„Da musste ja das gesamte Familien- und
Freizeitleben umorganisiert werden und
das ist zunächst einmal mühsam. Aber
es hat sich gelohnt – nach drei Jahren
Umstellung möchte niemand mehr
zurück in die langen
03/2012
Nachschichtfolgen.“ Es weiteres wichtiges
Ziel bei der Erstellung des Schichtplans
war es außerdem, so viele Wochenenden
wie möglich frei zu haben. Denn durch
Nacht- und Schichtdienst ist es sowieso
schon schwierig, an einem „normalen“
Sozialleben teilzunehmen. Schließlich
müssen die Beschäftigten häufig dann
arbeiten, wenn Freundeskreis und Familie
Feierabend haben.
Im Sommer allerdings geht es offiziell
zurück in den alten Schichtplan. In den
Sommerferien soll damit möglichst vielen
Beschäftigten ermöglicht werden, drei
Wochen am Stück Urlaub zu machen.
„Damit haben wir sehr gute Erfahrungen
gemacht und meistens können wir die
Urlaubswünsche auch erfüllen“, bestätigt
Martin Brochhaus.
Bei Gira gibt es unternehmensweit flexible
Arbeitszeiten. Im Schichtbereich wirkt sich
dies so aus, dass bei weniger Aufträgen
auch weniger Personal benötigt wird und
damit die Möglichkeit zum Ausgleich des
Arbeitszeitkontos besteht. Es gibt viele
verschiedene Arbeitszeitmodelle beim
bergischen Kunststoffspezialisten. Über
Teilzeit mit unterschiedlichen Prozentanteilen bis hin zur Vertrauensarbeitszeit.
Diese flexiblen Angebote zahlen sich
wirtschaftlich aus und sind bei den
Beschäftigten sehr beliebt. „Wir haben
eine sehr geringe Fluktuation“, berichtet
Lutz Faßbender, „Zudem sind wir ein
attraktiver Arbeitgeber für Familien, da
die Familienarbeit leichter mit flexiblen
Arbeitszeiten zu vereinbaren ist. Auch
die Väter fragen verstärkt nach diesen
Möglichkeiten.“
Doch nicht nur flexible Arbeitszeiten sollen
attraktivitätssteigend in der Konkurrenz
um die besten Fachkräfte wirken, Gira
sorgt sich auch um die Gesundheit der
Beschäftigten. Als sich 2008 herausstellte,
das die Krankenstände im Hause Gira
höher waren als branchenweit üblich,
entstand akuter Handlungsbedarf. Personalreferentin Ricarda Soyck-Lockner
nahm sich des Themas, gemeinsam mit
Betriebsrat Lutz Faßbender an. Ziel war
es, zu ermitteln, warum die Fehlzeiten
entstehen und was man dagegen unternehmen kann. „Wir konnten und wollten
die Zahlen nicht ignorieren“, erinnert sich
Ricarda Soyck-Lockner, „aber wir wollten
auch ein gute Methode entwickeln, die
es ermöglicht, vertrauensvoll mit den
Beschäftigten über das sensible Thema
der Fehlzeiten reden zu können.“
So entwickelten sie einen mehrstufigen
Plan: Wenn die Beschäftigten am ersten
Arbeitstag nach einer Abwesenheit wieder
erscheinen – und dabei spielt es keine
Rolle ob wegen Krankheit oder Urlaub,
– wird ein „Begrüßungsgespräch“ mit
dem Vorgesetzen geführt. Inhalt ist es,
den Beschäftigten auf eventuelle Änderungen oder Geschehnisse während
der Abwesenheit hinzuweisen und auch
nach dem persönlichen Befinden zu
fragen. Fehlt ein Mitarbeiter häufiger,
werden die Gespräche protokolliert.
Stellt sich beispielsweise heraus, dass
eine Schulterverletzung aufgrund zu
schweren Tragens „Über-Kopf“ Grund
für die Krankschreibung war, dann ist es
Aufgabe des Vorgesetzten, hier Abhilfe
zu schaffen. Ist der Mitarbeiter erneut
krank und es handelt sich wieder um eine
Schulterverletzung, die aus der gleichen
Ursache resultiert, ist klar, dass hier von
betrieblicher Seite nichts unternommen
wurde. So kann durch das Analysieren
der gesundheitlichen Beschwerden,
sowohl auf Beschäftigen- als auch auf
betrieblicher Seite, vieles bewegt werden.
Neben den innerbetrieblichen Maßnahmen
steht allen Beschäftigten zudem ein Gesundheitscenter zur Verfügung. An zwei
Standorten können sie kostenfrei Sport- und
Reha-Angebote nutzen – davon machen
auch 30% der Belegschaft Gebrauch.
Auch das Angebot, eine psychologische
Hotline zu nutzen, wird angenommen.
„Wir haben festgestellt, dass häufig nicht
die Arbeit, sondern der private Bereich
Ursprung von Erkrankungen ist“, berichtet
Lutz Faßbender, „Die privaten Probleme
werden dann aber mit zur Arbeit gebracht.“
Gira hilft es an dieser Stelle, dass mit der
Lösung eines privaten Problems auch wieder leistungsfähige Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zu Verfügung stehen. Diese
Maßnahme lässt sich das Unternehmen
auch etwas kosten, allerdings rechnet
sich diese Investition. „Wir haben große
Ziele“, so Personalleiter Martin Brochhaus,
„Wir wollen der attraktivste Arbeitgeber
der Branche werden, um auch künftig die
besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
für uns gewinnen zu können.“
GIRA Produktionsgebäude
03/2012
Literatur- und Veranstaltungstipp
Literatur und Links:
Termine 2012:
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA),
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Aller guten Dinge sind
drei. Altersstrukturanalyse, Qualifikationsbedarfsanalyse, alter(n)sgerechte Gefährdungsbeurteilung – drei Werkzeuge für ein
demografiefestes Unternehmen. Dortmund
2011, http://www.inqa.de/Inqa/Redaktion/
Zentralredaktion/PDF/Publikationen/allerguten-dinge-sind-drei,property=pdf,berei
ch=inqa,sprache=de,rwb=true.pdf
Informationsveranstaltungen des Zeitbüro
FOM-Termine zum Thema „Chancen
flexibler Arbeitszeitgestaltung“ im 1.
Halbjahr 2012:
Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
Ausschuss für Arbeitsmedizin: Psychische Gesundheit im Betrieb. Arbeitsmedizinische Empfehlung. Berlin 2011,
http://www.bmas.de/SharedDocs/
Downloads/DE/PDF-Publikationen/a450psychische-gesundheit-im-betrieb.pdf?
blob=publicationFile
Hellert, Ulrike: Nacht- und Schichtarbeit
modern gestalten. Mit Empfehlungen für
die Ernährung bei Nacht- und Schichtarbeit von Dr. Wolfgang Sichert-Hellert.
2. Überarbeitete Auflage mit Schichtscheibe. 69 S. LIT Verlag, Münster 2011,
ISBN 978-3-8258-0997-3
Naegele, Gerhard (Hrsg.) 2010: Soziale
Lebenslaufpolitik. Wiesbaden: VS.
Naporra, Florian M. 2011: Demografischer
Wandel. Von der Bedrohung zum Wettbewerbsvorteil. Konkrete Schritte zur Analyse
und Bewältigung für das Personalmanagement. Hamburg: Diplomica
Impressum
Herausgeber:
Zeitbüro FOM, Institut für Arbeit und Personal,
an der FOM Hochschule
Redaktion:
Gundula Grzesik, Prof. Dr. Ulrike Hellert
Autorenteam dieser Ausgabe:
Jessika Jelinek, Prof. Dr. Ulrike Hellert,
Gundula Grzesik, Christina Goesmann,
Claudia Staudt, Anne Schleimer
Fotos und Bildmaterial:
Prof. Dr. Ulrike Hellert, Giersiepen GmbH & CO,
FOM Hochschule, Meo Essen,
Unternehmerverband Essen
Projektträger
29. März, FOM Berlin, Bismarkstr. 107,
10625 Berlin, 17:00 – 19:00 Uhr, Referenten: Gundula Grzesik & Christian Damke
(beide Zeitbüro FOM)
26. Juni, FOM Stuttgart, Rotebühlstr. 121,
70178 Stuttgart, 17:00 – 19:00 Uhr, Refereten: Christian Damke (Zeitbüro FOM), Dr.
Hans- Dieter Schat (FOM Stuttgart)
Die Teilnahme an diesen Informationsveranstaltungen ist kostenfrei. Wir bitten jedoch
um schriftliche Anmeldung. Bei Interesse
wenden Sie sich gerne an: zeitbuero@fom.
de oder nutzen Sie die Anmeldeformulare
auf unserer Homepage unter: http://www.
zeitbuero.fom.de/aktuelles/veranstaltungen.html
In unserer Workshop-Reihe „Know-howTransfer“ bieten wir im 1. Halbjahr 2012
drei Veranstaltungen zu verschiedenen
Schwerpunktthemen an:
18. April, FOM Köln, Bayer Chempark, Gebäude C 153, Düsseldorfer Str. 500, 51061
Köln, „Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen
Fachkräfte binden und rekrutieren“, 13:00
–17:00 Uhr, Kosten 95 Euro, Referenten:
Gundula Grzesik & Christian Damke (beide
Zeitbüro FOM), Corinna Jäger (Institut für
angewandte Arbeitswissenschaften)
03. Mai, FOM Siegen, Birlenbacher Str.17
(Bildungsvilla), 57087 Siegen „Gestaltung
von Nacht- und Schichtarbeit“, 13:00 –
17:00 Uhr, Kosten: 95 Euro, Referenten:
Gundula Grzesik & Christian Damke (beide
Zeitbüro FOM), Dr. Christiane Lindecke
(Arbeitszeitberaterin)
07. Mai, FOM Nürnberg, City Park Center, Zeltnerstr. 19, 90443 Nürnberg,
„Innovative Arbeitszeiten als Schlüsselfaktor
für Personalbindung“, 9:30 – 15:30 Uhr,
Kosten: 95 Euro, Referenten: Prof. Dr. Ulrike
Hellert (Zeitbüro FOM), Prof. Dr. Rolf Otto
Seeling (FOM Nürnberg), Claudia Lazai
(Datev eG)
fachlich begleitet durch
im Rahmen der Initiative
Bitte melden Sie sich schriftlich für die Knowhow-Transfers an. Den Anmeldungsflyer
finden Sie in Kürze auf unserer Homepage
unter: http://www.zeitbuero.fom.de/aktuelles/veranstaltungen.html
Weitere Veranstaltungstipps:
Workshops des Projektes: Risikoerkennung für KMU der Hessischen BA.
Veranstaltungsort: Hessische BA, Grüneburgweg 102, Frankfurt am Main:
28. März, Know-How-Seminar: Intuition
ist gut, Controlling ist besser! Referent:
Prof. Dr. Lutz Hofmann, 18:00 – 21:00 Uhr
24. April, Praxisseminar: Tools für die Risikoerkennung und -beseitigung in KMUen.
Referent: Prof. Dr. Lutz Hofmann, 18:00
– 21:00 Uhr
Know-How-Seminar und Praxisseminar
bauen inhaltlich aufeinander auf, können
aber auch separat gebucht werden. Anmeldungen: [email protected]
9 – 10. Mai, Erfolgsfaktor Gesundheit,
Wolfsburg, Das Zentrale Gesundheitswesen
der Volkswagen AG veranstaltet gemeinsam
mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin und der DLR, Projektträger
Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen,
auf dem MobileLifeCampus eine Tagung
zum Thema „Erfolgsfaktor Gesundheit
– Gesundheit in einer sich wandelnden
Arbeitswelt“. Die Initiative Neue Qualität
der Arbeit (INQA) ist Partner der Veranstaltung. http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/
Service/termine,did=260142.html
22. Mai, Arbeitgeber-Frühstück an der Hessischen BA, Grüneburgweg 102, Frankfurt
am Main, 9:00 – 11:00 Uhr. Thema: Was
wird in den KMU gebraucht? Wo sehen
KMU Risiken? Wie begegnen sie diesen?
Welches Know-How fehlt? Wie werden
die Mitakteure bewertet?, Referent: Prof.
Dr. Lutz Hoffmann
Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen
und des Europäischen Sozialfonds