BAUVORHABEN GRANDHOTEL MARIENBAD, CZ

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BAUVORHABEN GRANDHOTEL MARIENBAD, CZ
BAUVORHABEN GRANDHOTEL MARIENBAD, CZ
FOTO: PORR-ARCHIV
Dipl.-Ing. Ivan Janecek
Bauzustand im Winter
FOTO: PORR-ARCHIV
Die Stadt Marienbad, das jüngste Kleinod in dem bekannten westböhmischen Kurdreieck, wurde erst am Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet. Der Kurort liegt in
einem bewaldeten Tal auf 630 m Seehöhe. Dieses Tal ist
reich an natürlichen Heilquellen, in der Stadt entspringen
40, in der näheren Umgebung mehr als 100 Mineralsäuerlinge. Ihre Heilkräfte bei Erkrankungen von Nieren
und Harnwegen, bei Lithiase, Nierensteinen, Erkrankungen der oberen Atemwege, des Verdauungstraktes, bei
Osteoporose, Blutarmut oder bei Problemen mit dem
Blutdruck sowie bei Stoffwechselerkrankungen entdeckten
im 18. Jahrhundert die Prämonstratenser-Mönche vom
Kloster „Tepla“. Sie errichteten in diesem ungastlichen,
morastigen Gebiet eine der schönsten Städte. Zu ihrem
Aufbau luden sie bekannte Architekten ein, z.B. den
Wiener Architekten Josef Schaffer, der Marienbad durch
viele wunderschöne Bauwerke bereicherte.
Zum Kuraufenthalt, zum Vergnügen, aus politischen und
auch aus geschäftlichen Interessen kamen hierher die
Persönlichkeiten aus aller Welt: Aristokraten, Sultane,
Schahs, Künstler, Wissenschaftler. Wir können unter an-
deren nennen König Eduard VII., Kaiser Franz Josef,
Goethe, Wagner, Strauss, Chopin, Twain, Edison, Freud,
Kafka ... Ein Kuraufenthalt im Marienbad wurde ein gesellschaftliches Ereignis.
Mit dem Eintritt des Sozialismus nach dem Zweiten
Weltkrieg verschwand Marienbad für lange Zeit aus der
Liste der europäischen Sehenswürdigkeiten. Dank der
„Samtenen Revolution“ im Jahre 1989 hat sich die Situation nachhaltig gebessert, und wieder, obgleich langsam, befindet sich die Stadt auf dem Rückweg zu ihrer
ehemaligen Stellung. Die Hotels und die Wohnungshäuser werden renoviert und es kommen ausländische Gäste
sowie Investoren.
Einer der ausländischen Investoren, die dem Wiedererblühen von Marienbad helfen, ist die FalkensteinerGruppe. Diese entschied sich, im Stadtzentrum einen
Hotelkomplex in der 4-Stern-Kategorie mit einer Kapazität von 150 Gästezimmern zu errichten. Außer Restaurants, Cafés und Unterkunft werden hier den Gästen der
Balneologiebetrieb, Wellness- und Beautysalons, Sauna,
Dampfbäder und sämtliche Begleitdienstleistungen zur
Verfügung stehen. Nicht nur die Hotelgäste, sondern
auch andere Besucher und Einwohner der Stadt finden
hier unter anderem verschiedene Geschäfte, Friseur- und
Kosmetiksalon, fünf Schwimmbäder und Gartenterrassen. Die Grundlage des ganzen Komplexes ist das bestehende – seit 12 Jahren unbenutzte und deshalb auch
stark zerstörte – Objekt des ehemaligen balneologischen
Forschungsinstituts, das 140 Jahre alte Kurhaus Pelnar.
Das Haus kehrt also nach der aufwändigen Rekonstruktion zu seinem ursprünglichen Zweck zurück und wird
mit den Neubauten Haus Ferdinand, Orangerie und Kurpalais verbunden sein.
HAUS PELNAR
Rohbaubeginn
Die Abmessungen des Objektes, das aus einem Untergeschoss, vier Obergeschossen und einem Dachgeschoss
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ter Interieurs Projects München) und den Statikern (Büro Neuner Innsbruck, J-Projekt Praha) ständig den teilweise unvorhersehbaren Gegebenheiten der Substanz
der Bestandsobjektes anzupassen.
NEUBAU
Die Abmessungen des Neubaues Grandhotel sind ca.
87 x 50 m. Das Objekt besteht aus zwei Untergeschossen
und bis zu fünf oberirdischen Geschossen. Die Obergeschosse sind in drei Einzelobjekte geteilt, die den Souterraingrundriss nur teilweise abdecken. Die freien Flächen über dem Souterrain dienen als Erholungsterrassen
und Kommunikationskorridore zur Verbindung der einzelnen Hotelteile. Die Kellergeschosse sind großteils in
den Felsen eingelassen.
Die Baugrubensicherung wurde mittels gebohrter, in
mehreren Niveaus geankerten Mikropfählen und genagelter Spritzbetonwand ausgeführt. Während der Realisierung wurde der Zustand der Baugrubensicherung
ständig kontrolliert und mit einem auf den Nachbarhäusern angebrachten System von Messpunkten konnten
eventuelle Bewegungen laufend kontrolliert werden.
Die Neubauobjekte wurden als Stahlbeton(STB)-Konstruktion projektiert. Das Kellergeschoss ist ein Skelett
mit monolithischer Umfangswand und einem System
von Stützsäulen in Kombination mit den Tragwänden.
Die Deckenkonstruktion bildet eine STB-Platte mit
einem Unterzugssystem. Die verbleibenden oberirdischen Geschosse sind als monolithische Tragwände und
Decken ausgeführt.
Für die Realisierung des Rohbaues hat der Investorvertreter (Hotelplan & Partner Mühlbach) nach einer anspruchsvollen Ausschreibung unsere Firma PORR (Praha) a.s. gewählt.
Die Arbeiten wurden im September 2002 begonnen und
werden im Herbst 2003 im Wesentlichen abgeschlossen
sein. Die Eröffnung des Hotels ist im Frühjahr 2004 geplant.
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besteht, beträgt ca. 32 x 45 m. Das Haus wurde in der
Vergangenheit mehrfach umgebaut. Bei diesen Rekonstruktionen wurden Anbauten, Verstärkungen bestehender Konstruktionen, deren Abbruch oder Abmauerung
im Rahmen des jeweiligen Bedarfs. Dies hatte zur Folge, dass der wirklichen Zustand erst bei der Entfernung
des Putzes oder während der Durchführung neuer Baueingriffe festgestellt werden konnte.
Die von PORR (Praha) a.s. durchzuführenden Umbauarbeiten umfassen folgende Leistungen:
– Unterfangung der bestehenden Fundamente mit druckinjizierten Mikropiloten, die auf dem gewachsenen
Felsen aufsetzen.
– Abbruch von Holztramdeckenkonstruktionen und Herstellung von monolitischen STB-Decken, die mit Taschen auf das bestehende Tragmauerwerk aufgelagert
sind. Einzelne Deckenkonstruktionen im Nordflügel
werden durch Stahlträger ersetzt. Teilweise werden die
bestehenden Träme mittels Bolzen und Stahlbetonplatte als Holz-Betonverbundkonstruktion ausgeführt.
– Herstellung neuer, auf Grund der Dispositionsänderung erforderlichen Öffnungen und Aussparungen.
– Schwimmbeckenherstellung im Bereich des Kellergeschosses. Diese Schwimmbecken reichen unter die bestehenden, mittels injizierter Mikropiloten unterfangenen Fundamente. Die Beckenwände sind so dimensioniert, dass sie die Horizontalkräfte aus den Tragwänden und der Unterfangung aufnehmen und so deren
Verschiebung verhindern.
– Die STB-Decke mit einer monolithischen Brüstung
über dem vierten Obergeschoss, welche die Horizontalkräfte des Dachstuhls in die Deckenkonstruktion
überträgt.
– Kellerwandverstärkung mittels mit Baustahlgitter armiertem Spritzbeton, der mit eingebohrten und geklebten Dornen mit dem Mauerwerk zum Verbund gebracht wird.
– Ausbildung einer neuen Deckenkonstruktion über dem
Schwimmbecken, die mit einer Zugstange statisch mit
dem Geschoss über diese Konstruktion verbunden ist.
Bei der Realisierung dieses komplizierten Umbaues war
es erforderlich, die oben beschriebenen Methoden unter
der Leitung von erfahrenen Führungskräften der PORR
in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten (Vorrei-
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Rohbau
Fertigstellung
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