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ILGA-Vorstand 11.2003 * Übersetzung aus dem Englischen: Gerhard Grühn
Vorstandsbericht 2003
ILGA – Der internationale Lesben- und Schwulenverband
Manila, November 2003
Inhalt
Teil I
Teil II
Teil III
Teil IV
Teil V
Teil VI
Interne Organisation
Hauptziele
Programme/Aktivitäten
Mitgliedschaft und weitere Entwicklungen
Regionale Aktivitätsbeiträge
Informationssammelstellen und Arbeitsgruppen
Obwohl Homosexuellenfeindlichkeit aus dem Gesichtskreis unserer Welt nicht verschwunden ist, hat es einige
positive Entwicklungen für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Menschen gegeben. Rechte für Partner/innen bestimmten weiterhin einen Großteil der Diskussion in vielen "westlichen" Ländern. Das wird von
vielen Heterosexuellen und von den heterosexuellen Verteidigern/innen des Status quo als die letzte verbliebene
Festung angesehen, die gegen jene LGBT-Menschen verteidigt werden muss, die vor nichts halt machen, um
gleichberechtigt zu sein. Für den Rest der Welt außerhalb der "westlichen Länder" geht der Kampf um Anerkennung und gegen Unterdrückung und Diskriminierung in unterschiedlichen Ausmaßen weiter.
Asien ist der bevölkerungsreichste Kontinent unserer Welt und es sind mehr als achtzig Staaten darin angesiedelt. Allerdings gibt es nur fünf oder sechs asiatische Länder, in denen wir uns als Lesben, Schwule, Bisexuelle
und Transgender treffen können! In den restlichen Staaten werden LGBT-Menschen in unterschiedlichen Ausmaßen unterdrückt, indem sie mindestens ignoriert oder der Lächerlichkeit preisgegeben, oder schlimmer, in
Gefängnisse geworfen und in einigen Fällen sogar hingerichtet werden. In Taiwan werden schwule Männer
gefoltert, missbraucht und erniedrigt. Im indischen Lucknow wurden schwule Männer verhaftet, die mit
HIV/AIDS Prävention befasst waren. Ministerpräsident Mahathir von Malaysia beschuldigte seinen Stellvertreter der Homosexualität und warf ihn ins Gefängnis. Die allererste Weltkonferenz der ILGA auf dem asiatischen
Kontinent fällt mit ihrem 25-jährigen Jubiläum zusammen und findet vor diesem Hintergrund statt.
Die ILGA ist weiterhin die einzige weltweite Koalition von LGBT-Menschen und es gibt einige bemerkenswerte
Erfolgsgeschichten aus einiger ihrer Regionen zu berichten, insbesondere der lateinamerikanischen, asiatischen
und europäischen Region. Die ILGA-Asien hielt ihre erste Regionalkonferenz im Oktober 2002 im Mumbai
[Bombay], Indien, unter dem Motto "A-Z, das andere Asien" ab. Es war ein bezeichnender Augenblick in der
asiatischen LGBT-Geschichte, eine Konferenz dieses Ausmaßes in einem Staat zustande zu bringen, der für
seine Intoleranz gegenüber der Homosexualität und allem Abweichenden bekannt ist. In Indien gilt immer noch
ein Strafgesetzbuch, in dem Homosexualität unter Strafe gestellt wird, genauso wie in mehreren anderen Staaten
Asiens. Im Zusammenhang mit der asiatischen Regionalkonferenz fand der Lesben Caucus [Interessengruppe]
im indischen Mumbai am 11. Oktober 2002 statt. Ein lateinamerikanisches Projekt wurde in einigen der lateinund zentralamerikanischer Länder mit der finanziellen Unterstützung durch die Europäische Union und der niederländischen Stiftung HIVOS [niederländische Stiftung: Humanistisches Institut für Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern] durchgeführt. Es ist jetzt erfolgreich abgeschlossen worden. Die Broschüre mit den Ergebnissen des Projekts steht den Delegierten auf der Konferenz hier in Manila zur Einsicht zur Verfügung. Zwischen
der ILGA und der ILGA-Mitgliedsorganisation COC [niederländische Vereinigung zur Integration von Homosexualität] wurde eine Sondervereinbarung abgeschlossen, um das ILGA-Büro in Brüssel mit büro- und verwaltungsmäßiger Unterstützung zu versorgen. Regelmäßige Treffen wurden von Herbst 2002 an und während 2003
abgehalten. An diesen regelmäßigen Treffen nahmen Generalsekretär Kursad Kahramanoglu und Generalsekretärin Leah Sarabia sowie Yves de Matteis, Vorstandsmitglied der ILGA-Europa, teil.
Der Vorstand, Manila, 14. November 2003
1
Teil I: Interne Organisation
Allgemeines
•
Unsere Mission und langfristigen Ziele haben sich während des Berichtszeitraums nicht geändert.
•
Während des Berichtszeitraums wurden keine wichtigen Programmentscheidungen gefällt, weil wichtige
Programmentscheidungen auf unseren Weltkonferenzen beschlossen werden. Die ILGA hatte keine Weltkonferenz seit Oakland 2001.
Struktur
Die formale Struktur einschließlich der damit verbundenen Vollmachten, der Entscheidungsstruktur und dem
hauptsächlichen Entscheidungsprozess hat sich auch nicht verändert.
•
Die aktuelle Weltkonferenz findet in Manila, Philippinen, statt. Der Vorstand traf sich seit der letzten Weltkonferenz in Oakland, Kalifornien, zweimal zu offiziellen Sitzungen. Die meiste Arbeit wird jedoch telephonisch und per E-Mail erledigt. Der einzige Mitarbeiter des ILGA-Büros traf sich regelmäßig mit dem
Generalsekretär. Sie hielten wegen zahlreicher verschiedener Geschäftsvorgänge ständigen Kontakt. Mitarbeiter und Generalsekretär begannen in der zweiten Jahreshälfte 2002, sich mit dem COC alle zwei Monate
zu treffen. Auf diesen Treffen wurden viele Geschäftsvorgänge besprochen.
Planung, Überprüfung und Auswertung
•
Der interne Planungsprozess blieb hauptsächlich wegen der äußerst eingeschränkten Mittel der ILGA in den
Anfängen stecken. Der Büromitarbeiter und der Generalsekretär waren bemüht, alle eingehenden E-Mails,
Telephonanrufe und Briefe zu beantworten.
•
Die Finanzverwaltung der ILGA wurde von unseren außenstehenden Steuerberatern/innen, die außerdem für
die Buchführung und den Geschäftsbericht verantwortlich sind, überprüft.
•
Abgesehen von unseren üblichen Berichten, wie der vorliegende und der Konferenzbericht, den wir vorbereiten, haben wir Berichte über die Entwicklung unserer Finanzierungsgrundlagen erstellt.
Personal
•
Im Büro ist ein einziger Mitarbeiter beschäftigt. Im ersten Quartal 2003 begannen die Vorbereitungen für
die Einstellung eines/r zweiten Mitarbeiters/in. Ein Ausschreibungsverfahren wurde im Dezember fertig gestellt und die offene Stelle öffentlich ausgeschrieben.
•
Die Finanzmittel waren zu spärlich, um den Mitarbeiter irgendwie regulär auszubilden. Allerdings begann
eine umfangreiche Informationsweitergabe durch die wachsende Zusammenarbeit mit dem COC in der
zweiten Jahreshälfte.
•
Es bestehen Pläne, dem neuen Mitarbeiter eine begrenzte Ausbildung und Einarbeitung durch die Generalsekretäre und den schon beschäftigten Teilzeitmitarbeiter sowie von COC-Hilfsquellen zukommen zu lassen.
Finanzielle Situation
•
Die Einkommensquellen der ILGA waren weiterhin (a) Mitgliedsbeiträge unserer Mitglieder und (b) insbesondere von HIVOS und NOVIB [niederländische Menschenrechtsorganisation] erhaltene Zuschüsse.
Teil II: Hauptziele
Die Vorstandsarbeit richtet sich nach den Zielen, wie sie in der Konferenz von Oakland, Kalifornien, 2001 beschlossen wurden.
Ziel 1: Organisationskapazität aufbauen (umfasst Tätigkeiten für Anwerbungsaktivitäten, Unterstützung regionaler Entwicklung)
•
Neue Mitglieder werben und bestehende Mitgliedschaften pflegen: Anwerbung und Aufrechterhaltung der
Mitgliedschaft von Schlüsselgruppen der Mitglieder zum Ziel haben
•
Regionale Organisationen und Mitgliedschaft aufbauen
2
•
Engere Zusammenarbeit mit anderen LGBT-Organisationen entwickeln
•
Engere Zusammenarbeit und Partnerschaften mit anderen Organisationen entwickeln
•
Die finanzielle Grundlage der ILGA stärken, eine langfristige Strategie entwickeln, um Einnahmen, Vermögen und Hilfsmittel zu maximieren.
Ziel 2: Das Profil und den Einfluss der ILGA aufbauen (umfasst Kampagnen, politische
Lobbyarbeit, Entwicklung von Einfluss und Medienprofil, Forschung und Programmentwicklung)
•
Kampagnen zur Förderung der Anerkennung von LGBT-Rechten als Menschenrechte
•
Die Anerkennung von LGBT-Rechten in allen Lebensbereichen voran bringen
•
Kampagnen zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen
•
Berichte über Menschenrechtsfragen ausarbeiten und veröffentlichen
•
Entwicklung von "programmatischen Erklärungen" auf der Grundlage der ILGA-Politik und durch Konferenzen festgelegt zum Gebrauch bei Lobby- und Kampagnenaktivitäten
•
Die Politikentwicklung in internationalen Einrichtungen beeinflussen
•
Eine Medienstrategie zur Förderung der ILGA und unseres Einflusses entwickeln
Ziel 3: Die Mitgliederbeteiligung verbessern und die interne Demokratie stärken, um
Transparenz und Verantwortlichkeit zu gewährleisten (umfasst demokratischen Strukturen, Konferenzen und Wahlen, Erfüllung satzungsmäßiger/rechtlicher Anforderungen)
•
Mitgliederbeteiligung auf ILGA-Konferenzen und –veranstaltungen aufbauen
•
Regionale Konferenzen entwickeln
•
Mitwirkung und Repräsentanz in all unseren Strukturen aufbauen
•
Die Verfahren verbessern, durch die Mitglieder auf die Formulierung und Entwicklung des Programms
Einfluss nehmen können
•
Strukturen überprüfen ILGA-Bestimmungen aktualisieren, um den zukünftigen Anforderungen an die Organisation gerecht zu werden
Ziel 4: Unsere Informations- und Kommunikationsstruktur verbessern
•
Die Kommunikation mit Mitgliedern verbessern: Bulletin, Website und E-Mail Kommunikation, regionale
Mitteilungsblätter
•
Den Informationsaustausch zwischen Regionen verbessern
•
Die Website aktualisieren und weiterentwickeln: zugänglicher und benutzerfreundlicher
•
Eine Informationsstrategie in Hinsicht auf wichtige Kontaktpersonen in Institutionen Einrichtungen, NGOs
und anderen relevanten Gremien entwickeln
Ziel 5: Entwicklung der ILGA-Infrastruktur (einschließlich der organisatorischen Systeme und Finanzverwaltung, der Ausbildungsprogramme für Belegschaft und Ehrenamtler/innen sowie Entwicklungsprogramme)
•
Eine ordnungsgemäße Aufnahme von Mitgliedern und Mitgliedsverwaltung ausgestalten, Dienstleistungsstandards für die Bearbeitung von Mitgliedsanträgen und Anfragen
•
Die Arbeitsmethoden des Vorstands verbessern
•
Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand/Büro und den Regionen verbessern
•
Verfahren für Auswertungs- und Leistungsindikatoren entwickeln
•
Ein besser ausgestattetes zentrales Büro entwickeln
•
Programme für Belegschaft und Ehrenamtler/innen entwickeln
3
Teil III: Programme/Aktivitäten
•
Die ILGA hat die Neugestaltung und Modernisierung ihrer Website in Angriff genommen.
•
Mit der ILGA-Europa ist ein gemeinsamer Versuch gestartet worden, um eine neue Büroräumlichkeit für
die ILGA-Welt zu finden.
•
Die ILGA-Bulletins wurden neu gestaltet und sieben Bulletins herausgegeben.
•
Mit dem COC hat die Zusammenarbeit zur Unterstützung der Verwaltung des Büros begonnen.
•
Als Teil der regionalen Entwicklung wurde die Konzentration auf die asiatische Region eingeleitet.
•
Wir haben den Prozess zur Stärkung der finanziellen Grundlage der ILGA in Angriff genommen,
einschließlich der Einnahmenmaximierung aus Mitgliedsbeiträgen, der Entwicklung einer systematischen
Herangehensweise bei der Anwerbung neuer Mitglieder und der Entwicklung von Vorschlägen zur
Akquirierung von Zuschüssen aus verschiedenen Quellen. Zu diesem Zweck haben wir ein
Ausschreibungsverfahren eingeleitet, um einen neuen Finanz- und Verwaltungsmitarbeiter einzustellen.
•
Die allererste Regionalkonferenz der ILGA-Asien fand in Mumbai [Bombay], Indien, im Jahr 2002 statt.
Ergebnisse
•
Wir erwarten, dass die Modernisierung unserer Website die Nutzung dieses bereits häufig von Männern und
Frauen in Anspruch genommenen ILGA-Angebots steigern wird.
•
Das wird uns in die Lage versetzen, Erfindungsreichtum mit unseren Regionen zu teilen und so der gesamten Organisation zugute kommen.
•
Attraktive Bulletins erreichen Gegenden, die andere Veröffentlichungen nicht erreichen können. Das wird
der allgemeinen Anwerbung neuer Mitglieder und der Fähigkeit der Organisation, Kampagnen durchzuführen, nutzen.
•
Die Zusammenarbeit mit dem COC wird uns in die Lage versetzen, praktische Unterstützung für Aufgaben
zu erhalten, die wir zur Zeit nicht wahrnehmen können.
•
Konferenzen in Asien werden neue Türen öffnen, die bis jetzt für LGBT-Menschen in der Region verschlossen waren. Wir erwarten insbesondere Vorteile für Frauen, weil der Mangel an Sichtbarkeit von Lesben ein
ernstes Problem in der asiatischen Region darstellt.
•
Die breitere Streuung und Steigerung unserer Spender/innenzuwendungen wird der Organisation langfristige
Vorteile und Stabilität bringen. Das ist ein langfristiger Ehrgeiz und Plan der ILGA und wird die Organisation flexibler und funktionsfähiger machen.
•
Die sehr erfolgreiche Regionalkonferenz ebnete den Weg für die Weltkonferenz 2003 in Manila und an
beiden nahmen Männer und Frauen teil, die noch nie zuvor eine internationale LGBT-Konferenz besucht
hatten.
Obgleich die ILGA nicht ihr gesamtes finanzielles Unterstützungspotential, wie ins Auge gefasst, realisieren
konnte, war sie in der Lage, einige ihrer wichtigen langfristigen Programme in Angriff zu nehmen, wie die Entwicklung der asiatischen Region und das Menschenrechtsprojekt in Lateinamerika und der Karibik. Ein neuer
Finanzierungsschub ist jetzt in die Wege geleitet worden und der IlGA-Vorstand glaubt, dass es auf unserer
nächsten Weltkonferenz möglich sein wird, über viele Verbesserungen unserer jetzigen Situation zu berichten.
Teil IV: Mitgliedschaft und weitere Entwicklungen
Unsere Mitgliedschaft
Unseren Mitgliedern sind all die Fortschritte zugute gekommen, die wir im Jahr 2002 gemacht haben, insbesondere denjenigen, die an unserer asiatischen Regionalkonferenz in Indien teilgenommen haben. Über 75 Personen
haben an der Konferenz in Mumbai teilgenommen und die Ausgewogenheit der Geschlechter betrug annähernd
50/50.
Wie immer ist die ILGA der Meinung, dass die Zusammenarbeit mit anderen LGBT-Organisationen nicht nur
ihre Mitglieder stärkt, sondern auch die ILGA in die Lage versetzt, mehr zu erreichen. Wir gehen von mehr
Beteiligung von anderen internationalen Menschenrechts- und LGBT-Organisationen an der ILGAWeltkonferenz in Manila aus.
4
Teil V: Regionale Aktivitätsbeiträge
Asien
Herausforderungen
Kriminalisierung von Homosexualität
Polizeischikane, willkürliche Verhaftungen und Inhaftierung
Soziales Stigma
Zwangsheterosexualität
Religiöse und kulturelle Probleme
Homosexuellenfeindlichkeit und Gewalt
Ergebnisse (Erfolge) Fortschritte
Regionalkonferenz der ILGA-Asien
Die ILGA-Asien hielt ihre erste Regionalkonferenz im Oktober 2002 in Mumbai, Indien, unter dem Motto "A-Z,
das andere Asien" ab. Es war ein bezeichnender Augenblick in der asiatischen LGBT-Geschichte, eine Konferenz dieses Ausmaßes in einem Land zustande zu bringen, das für seine Intoleranz gegenüber der Homosexualität und allem Abweichenden bekannt ist.
Regionaler Lesben Caucus der ILGA-Asien
Im Zusammenhang mit der asiatischen Regionalkonferenz fand der Lesben Caucus im indischen Mumbai am 11.
Oktober 2002 statt. 26 Frauen nahmen an dem Caucus teil und die offene Diskussion führte zu einer Reihe von
Entscheidungen, die in Hinsicht auf die Aktivitäten in der Region und der Rolle der ILGA bei der Ermutigung
von Frauen, sich noch gewichtiger für die Verwirklichung ihrer Ziele in ihren Ländern zu beteiligen, gefällt
wurden.
Mitgliedschaftskampagne
Einer der Hauptinhalte auf der Regionalkonferenz der ILGA-Asien und ihrer Aktivität nach der Konferenz bestand darin, regionale Organisationen zu ermutigen, der ILGA beizutreten. Wir sind hoch erfreut, zu berichten,
dass viele Organisationen dem Aufruf gefolgt sind und die Mitgliedschaft beantragt haben, die auf dieser Weltkonferenz bestätigt werden wird.
Intervention
Es gab viele Fälle, bei denen das Regionalsekretariat der ILGA-Asien aufgefordert wurde, Briefe oder Faxe an
Regierungsvertreter/innen in vielen Ländern hinsichtlich von Problemen zu schreiben, die ungerechtfertigte
Festnahmen und Inhaftierungen, Schikane und Diskriminierung gegenüber LGBT-Personen in Ägypten, den
Philippinen, Taiwan, Korea, Indien und anderen Staaten betrafen. Die ILGA-Asien intervenierte außerdem von
Zeit zu Zeit mit Lobbyaktivitäten zur Unterstützung wichtiger Gesetzgebungsvorhaben, über die in mehreren
Staaten abgestimmt wurde und deren Auswirkung auf die LGBT-Community in dem jeweiligen Staat äußerst
vorteilhaft sein wird.
Präsentationen und Repräsentationen
Im Dezember 2002 hatte die Vertreterin der ILGA-Asien Gelegenheit, vor dem schwedischen Parlament zu
sprechen und den vielen im Stockholmer Parlament versammelten Abgeordneten eine asiatische Sichtweise
darzustellen. Später konnte die Vertreterin der ILGA-Asien gemeinsam mit Generalsekretär Kursad Kahramanoglu die Ministerin für Demokratie und Integration, Frau Mona Sahlin, treffen.
Website
Die ILGA-Asien startete ihre Website vor der Regionalkonferenz in Mumbai im Juli 2002. Bis zur Regionalkonferenz im Oktober verzeichnete sie mehr als 1000 Zugriffe und veranlasste das Weltkonferenzkomitee, die Website der ILGA-Asien für die Verbreitung der Weltkonferenznachrichten zu nutzen. Die Website war ein Hauptinstrument zur Verbreitung regionaler Informationen an die Community Asiens.
Nordamerika
Seit der Konferenz in Oakland, Kalifornien, haben sich die Vertreter/innen der ILGA-Nordamerika hauptsächlich auf den ILGA-Antrag an die Vereinten Nationen zur Wiedereinrichtung der NGO-Rechtsstellung innerhalb
des ECOSOC [Wirtschafts- und Sozialrat] konzentriert. Neben der Vervollständigung des Antrags und der Vorbereitung von Präsentationen für eine Reihe von ECOSOC-Treffen, erforderte das außerdem die Einflussnahme
5
auf UN-Delegierte zur Unterstützung des Neuantrags der ILGA. Beständigerweise stammen unsere am meisten
befürwortenden UN-Delegierten aus Kanada, Deutschland, Frankreich und den USA. Besonderer Dank geht an
die Coalition Gaie et Lesbienne du Quebec (CDLQ) [Schwulen- und Lesbenkoalition von Quebec] für ihre vollständige technische und finanzielle Unterstützung der nordamerikanischen Vertreter/innen, die Präsentationen
auszuarbeiten und an den vielen Treffen in New York teilzunehmen. Diese Organisation hat zugesichert, den
ILGA-UN-Prozess mit ihrem neuen Geschäftsführer fortzusetzen, der ebenfalls ein Rechtsanwalt ist. Die ILGANordamerika vertrat die ILGA außerdem auf dem weltweiten Treffen des internationalen Netzwerks lesbischer
und schwuler Amtsträger/innen (INGLO) in Puerto Rico. Die ILGA-Nordamerika veranlasste und führte Treffen
von LGBT-Organisationen in New York durch, die sich für weltweite Fragen interessieren. Die Vertreter/innen
der ILGA-Nordamerika waren erheblich bei der Formulierung des neuen Gesetzes zu zivilen Partnerschaften in
Quebec behilflich. Das hat bei der kanadischen Regierung auch dazu geführt, die CGLQ bei der Entwicklung
ihres eigenen Gesetzentwurfs zur gleichgeschlechtlichen Heirat zu konsultieren. Während dieser Zeit wurden
Organisationen auf der E-Mail-Liste der ILGA-Nordamerika über die ILGA-Aktivitäten auf dem Laufenden
gehalten. Eine nordamerikanische Regionalkonferenz wurde während der Konferenz "Creating Change" [Veränderung schaffen] der National Gay and Lesbian task Force [Nationale Schwulen- und Lesbeneinsatzgruppe]
abgehalten.
Europa
Das ist eine Periode mit beträchtlichem Wachstum und Fortschritt in der europäischen Region gewesen. Die
ILGA hat weiterhin eine Sockelfinanzierung von der Europäischen Kommission für Aktivitäten in Hinsicht auf
die Europäische Union (EU) erhalten. Im Jahr 2002 ermöglichte das die Erweiterung der Belegschaft auf vier
Mitarbeiter/innen im Büro der ILGA-Europa in Brüssel und die Einstellung der Geschäftsführerin Ailsa Spindler. Das hat die ILGA-Europa in die Lage versetzt, ein umfangreiches Aktivitätenprogramm in Bezug auf die EU
durchzuführen.
Allerdings waren andere wichtige Arbeitsbereiche bis heute von ehrenamtlichem Einsatz abhängig. Eine besonders bemerkenswerte Entwicklung ist deshalb der Erfolg der ILGA-Europa im Juni 2003 bei der Absicherung
einer Finanzierung (durch die im Vereinigten Königreich angesiedelte Sigrid Rausing Stiftung) der Aktivitäten
in drei wichtigen Arbeitsbereichen, die nicht durch den Zuschuss der EU abgedeckt werden: Osteuropa, Europarat und Transgenderfragen.
Das wird genutzt, um einen für Aktivitäten in allen drei Bereichen verantwortlichen Geschäftsführer zu beschäftigen und ein Büro mit drei Mitarbeitern/innen in Osteuropa einzurichten, um die Entwicklung der LGBTBewegung in allen östlichen und südöstlichen europäischen Staaten (außer den zehn neuen EU-Mitgliedstaaten)
zu fördern. Der Geschäftsführer ist eingestellt worden und wird sein Amt am 01. Januar antreten; es ist geplant,
das Osteuropabüro bis zum Sommer 2004 einzurichten.
Es sind außerdem bedeutende Meilensteine für die LGBT-Gleichstellung gesetzt worden. Am 01. August ist mit
dem Inkrafttreten eines neuen Strafgesetzbuches in Armenien das letzte Gesetz in einem europäischen Staat, das
gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisierte, abgeschafft worden. Im Anschluss an die Lobbyarbeit der
ILGA-Europa ist Armenien durch die Parlamentarische Versammlung des Europarats aufgefordert worden, sich
zu verpflichten, das Gesetz als eine Bedingung für die Aufnahme als Mitglied im Europarat aufzuheben.
Der 02. Dezember 2003 ist gemäß der EU-Beschäftigungsrichtlinie der letzte Termin zur Umsetzung für die
fünfzehn EU-Mitgliedstaaten, um eine Gesetzgebung einzuführen, mit der die Diskriminierung in der Arbeitswelt aus Gründen der sexuellen Orientierung verboten wird. Die zehn neuen Mitgliedstaaten müssen die Richtlinie vor dem Beitritt im Mai 2004 umsetzen. Die ILGA-Europa hat eng mit Mitgliedsorganisationen zusammen
gearbeitet, um die Umsetzung zu verfolgen und sich mit Befürchtungen in Hinsicht auf einige Staaten beschäftigt.
Über die Aktivitäten der ILGA-Europa während der vergangenen zwei Jahre wird ausführlich in ihren Tätigkeitsberichten für 2001/2 und 2002/3 sowie ihren vierteljährlichen Newslettern, zugänglich auf ihrer Website
www.ilga-europe.org berichtet [in englischer Sprache, teilweise in Deutsch übersetzt auf www.lglf.de].
Seit der letzten Weltkonferenz wurden drei erfolgreiche Regionalkonferenzen abgehalten: Rotterdam, Niederlande (2001), Lissabon, Portugal (2002) und Glasgow, Schottland (2003). Die nächste Regionalkonferenz findet
im Oktober 2004 in Budapest, Ungarn, statt.
6
ANZAPI (Aotearoa, Neuseeland, Australien, Pazifische Inseln)
Die ANZAPI-Region ist im ILGA-Vorstand von Tess Lomax (Aotearoa/Neuseeland) und Wayne Roberts (Australien) repräsentiert worden. Die Region ist eine der schwächsten der ILGA in Hinsicht auf Mitgliedschaften
geblieben, obwohl es zahlreiche gut organisierte Lesben-, Schwulen und LGBT-Gruppen in Australien und Neuseeland gibt. Die Mehrzahl australischer Staaten und Territorien sowie Neuseeland haben fortschrittliche Gesetze, die LGBT-Menschen schützen. Vom Rest der Region ist nur Fidschi unter den ILGA-Mitgliedern durch
Women's Action for Change [Frauenaktion für Veränderung] vertreten. Die Ziele der ANZAPI-Vertreter sind
während der vergangenen zwei Jahre gewesen, die Sichtbarkeit der ILGA in der Region zu steigern, mit Informationen für und von LGBT-Gruppen und für das und von dem ILGA-Büro zu versorgen, Kampagnen wie Free
the Cairo 52 [Freiheit für die 52 Inhaftierten in Kairo] und der UN-Abstimmung zur Sexualität Nachdruck zu
verleihen, die 22. ILGA-Weltkonferenz voran zu bringen und Gruppen sowie Einzelpersonen in der Region
aufzufordern, ILGA-Mitglieder zu werden.
Der Vertreter konnte den Vorstandssitzungen in Brüssel 2002 und in Manila 2003 beiwohnen. Beide Generalsekretäre hielten sich zu Konferenzteilnahmen während der Gay Games im Oktober und November 2002 in Sydney
auf und trugen zu mehr Sichtbarkeit der ILGA in der Region bei. Die LGBT-Beratergruppe der Antidiskriminierungskommission von Queensland hat Wayne Roberts um einen Bericht über die 22. Weltkonferenz gebeten.
Afrika
Seit der letzten Weltkonferenz verlor der ILGA-Vorstand seine beiden afrikanischen Vertreter. Beide Vertreter
Afrikas im ILGA-Vorstand suchten und fanden Asyl außerhalb Afrikas. Das allein macht die unerträgliche
Situation in Afrika deutlich, in der sich LGBT-Aktivisten/innen auf dem afrikanischen Kontinent ausgesetzt
sehen können. Allerdings hat die ILGA die Situation in Afrika weiterhin verfolgt und es wird ein afrikanischer
Caucus auf der Weltkonferenz in Manila stattfinden.
Lateinamerika Karibik (ILGA-LAC)
Latein- und Zentralamerika ist die zweitaktivste Region der ILGA. Die kürzlich erfolgreiche Beendigung des
Lateinamerikaprojekts der ILGA hat zur Entwicklung dieser Region beigetragen und geholfen, das Profil der
ILGA in dieser Region zu schärfen.
Seit der ILGA-Weltkonferenz 1995 in Rio wurde Brasilien einer der bedeutendsten Mitspieler in den internationalen Menschenrechtskreisen im Allgemeinen und in der UN im Besonderen. Brasilianische Mitglieder der ILGA und andere Mitglieder in dieser Region spielten eine wichtige Rolle bei dieser ziemlich ermutigenden Entwicklung.
Die nächste Regionalkonferenz der ILGA-LAC wird im April 2004 in Chile stattfinden. Wir sind zuversichtlich,
dass diese Region von Erfolg zu Erfolg eilen wird. Wir laden Delegierte zur Konferenz in Manila ein, um die im
Rahmen des Projekts erstellte Broschüre einzusehen und für unsere neue Website, die zur Zeit erstellt wird,
vorzusehen.
Teil VI: Informationssammelstellen und Arbeitsgruppen
ILGA-Informationssammelstelle für Bisexuelle
Die Informationssammelstelle für Bisexuelle (BIB) er ILGA ist von dem australischen Bisexuellennetzwerk seit
der Weltkonferenz in 1995 in Rio betrieben worden. Während der vergangenen zwei Jahre war BIB bestrebt,
bisexuelle Menschen und Gruppen zu erreichen, um die ILGA zu fördern und mit Informationen über Bisexualität und Bisexuellenfragen und –veranstaltungen zu versorgen. Das Aufmerksammachen von ILGA-Mitgliedern
und der umfassenderen LGBT-Community auf internationale Welt- und Regionalkonferenzen Bisexueller –
7ICB Sydney 2002, ECB2 Dublin 2003, 2NACB San Diego 2003 und 8ICB Minneapolis 2004 - sowie die Förderung von ILGA-Mitgliedschaften von Bisexuellengruppen waren die Hauptanliegen von BIB. Das australische
Bisexuellennetzwerk wird nach einem anderen ILGA-Mitglied Ausschau halten, das die Betreuung der ILGAInformationssammelstelle für Bisexuelle in den kommenden Monaten übernimmt.
7
ILGA-Informationssammelstelle für Gewerkschaften
Die Mitglieder dieser Sammelstelle spielten eine entscheidende Rolle beim Zustandebringen von "Workers
Out!", der zweiten Konferenz für LGBT-Arbeiter/innen in Sydney im Zusammenhang mit den Gay Games.
Diese Konferenz war äußerst erfolgreich und die nächste wird in Montreal während der Gay Games 2006 stattfinden.
ILGA-Arbeitsgruppe für Mitglieder von Commonwealthländern
Diese Arbeitsgruppe wurde auf dem Weltgipfel in Oakland, Kalifornien, gegründet. Das Hauptziel war, eine
Repräsentation der ILGA auf den Sozialen Foren des Treffens der Regierungschefs des Commonwealth vorzuhalten. Infolge des 11. Septembers 2001 wurde das Treffen der Regierungschefs des Commonwealth, das in
Brisbane, Australien, im November 2001 abgehalten werden sollte, verschoben. Wayne Roberts, Vorstandsmitglied aus Australien, konnte eine Forumpräsentation im Namen der ILGA abgeben. Die meisten anderen Programme wurden abgesagt und das neu angesetzte Treffen im Jahr 2002 in Coolum, Australien, war hochgesichert und nicht zugänglich. Der Arbeitsgruppe war es nicht möglich, sich einem Engagement für das Soziale
Forum des Treffens der Regierungschefs des Commonwealth im November 2003 in Nigeria zu widmen. Eine EMail-Liste wurde eingerichtet, um Mitglieder über zukünftige Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
Der Internationale Lesben- und Schwulenverband möchte seinen Dank aussprechen an:
HIVOS, NOVIB, PSI, IBM, UNISON, PINOY PRIDE, Astraea Lesbian Foundation For Justice, Century
Park Hotel, BBDO Guerrero Ortega, Philippine Convention & Visitors Corporation, Bayview Park Hotel
und lokales Organisationskomitee in Manila, ILGA Mitarbeiter Tom Hoemig und Stephen Barris.
Quelle: ILGA-Vorstand, Manila, 14. November 2003 * Übersetzung aus dem Englischen: Gerhard Grühn *
Anmerkungen des Übersetzers in eckigen Klammern * In Texten verwendete und nicht erläuterte Abkürzungen:
LGBTI = Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender,
intersexuell)
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