Eine Königin der Koloratur

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Eine Königin der Koloratur
Eva
Lind
Eine Königin der Koloratur
editorial • inhalt
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Vor längerer Zeit, das heißt, genau seit
dem 17. Mai 2002, steht der Tierschutz als
Staatsziel im Grundgesetz. Der Präsident
des Deutschen Tierschutzbundes Wolfgang
Apel stellte seinerzeit dazu fest: „Wir haben
jahrzehntelang für diese höchste rechtliche
Anerkennung der Mitgeschöpfe gekämpft. Wir werden nun
pragmatisch und konsequent handeln, damit das auf dem
Papier beschlossene Ziel mit Leben erfüllt wird.“ Auch unser Magazin „Zeit für Tiere“ lobte in höchsten Tönen diese
überfällige Entscheidung, dem Tierschutz Verfassungsrang
einzuräumen. Trotzdem hat sich seitdem an der realen Situation der Tiere wenig geändert. Vom hehren Staatsziel ist
nur eine verbale Luftblase geblieben. Deshalb fordern der
Deutsche Tierschutzbund und die über 700 ihm angeschlossenen Tierschutzvereine eine grundlegende Novellierung des
Tierschutzgesetzes.
Denn es ist immer noch bittere Realität, dass das Tierschutzgesetz eher zu einem Nutzgesetz für Industrie und Agrarwirtschaft verkommen ist, als dass es Tiere schützt und Leid
erspart. In der Landwirtschaft werden Tiere immer noch für
ihre Haltung „zurechtgestutzt“. Beispielsweise werden Hühnern die Schnäbel abgeschnitten, Ferkel ohne Betäubung
kastriert, Rinder unter Schmerzen enthornt. In Wissenschaft
und Industrie müssen Tiere noch immer leiden und sterben,
obwohl tierversuchsfreie Alternativen verfügbar wären.
Bereits diese wenigen Beispiele zeigen, dass eine umfassende, grundlegende Überarbeitung und ein ergänzender
Nachtrag zum Tierschutzgesetz erfolgen müssen. Die Zeit für
lautstarke Proteste wäre mal wieder gekommen. Denn die
Wahl im September des nächsten Jahres bietet die Chance,
dass sich die Parteien wegen dem anstehenden Wahltermin genau so wie seinerzeit zu einem geschlossenen Votum durchringen werden. Ein klitzekleiner Lichtblick: Das
Bundeskabinett hat im Mai 2012 entschieden, dass die EUTierversuchsrichtlinie auf Drängen Brüssels bis Ende 2012
in nationales Recht umgesetzt werden muss.
Die Leser unseres Magazins können sicher sein, dass wir im
Rahmen unserer Möglichkeiten die gesamte Weiterentwicklung und Neuordnung aufmerksam verfolgen und redaktio­
nell begleiten werden.
Herzlichst Ihr
i n ha lt
4 Feedback
5 News International
6 VIP-Lounge: Eva Lind
Eine Königin der Koloratur
cover-Foto: pri vat
E d i to r ial
10 Season
Urlaub – Wohin mit dem Haustier?
12 TV-News
Tiere suchen ein Zuhause
14 Mensch & Tier
Menschen und ihre Hunde
16 Pro & Kontra
Ein Katzenleben in der Stadt
18 Im Fokus
Haben Tiere einen „sechsten Sinn“?
20 Rasseporträt: Tibet-Terrier
Die Hüter des Glücks
22 Vorsorge
Hunde vor der Sommerhitze schützen
24 Körpersprache
Versteht mich mein Hund?
26 Mensch & Tier
Haustiere senken Allergierisiko bei Kindern
28 Gesundheit
Die Schattenseite einer hohen Lebenserwartung
30 Job-Börse
Hobby wurde zur Berufung
32 Kaleidoskop
Vermischtes für Alt und Jung
33 Preis-Rätsel
Gesucht: Zwei Tiere, eine Gemeinsamkeit
34 Buchtipp
Zwischen Verstand und Gefühl
Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93 | 3
Feedback
Leser-Echo
Foto: ddp / Mi c hael G ottsc halk
Ihr Artikel über Bettina
Böttinger war speziell für
mich sehr interessant, da
ich vor einigen Jahren in
Köln bei der Nominierung für den „Deutschen
Fernsehpreis“ die TVModeratorinnen Bettina
Böttinger und Barbara Schöneberger live erleben konnte.
M. Gottschalk per E-Mail
Vorsicht: Spielverderber! (II. Quartal 2012)
Wir lieben die Natur. Deshalb sind wir mit unseren beiden
Hündinnen „Luna“ und „Stella“ natürlich häufig im Wald.
Um unsere Vierbeiner gegen Zecken zu schützen, haben wir
schon viele Mittel ausprobiert. Ob Tropfen, Halsbänder und
Sprays, sogar diverse „Hausmittelchen“. Vieles davon wirkt
entweder gar nicht oder zu schwach und nur für einen zu
kurzen Zeitraum. Manche riechen schon so chemisch, dass
wir das unseren Tieren nicht antun wollen. Erst durch den
Artikel in Ihrem Magazin sind wir überhaupt auf einen chemiefreien, bioenergetischen Halsbandanhänger aufmerksam
geworden. Leider mussten wir uns erst mal erkundigen, wo
es diesen zu kaufen gibt. Seit April tragen unsere beiden
Lieblinge nun den 3 Jahre lang wirkenden Bio-Pend. Bei
Luna haben wir bis jetzt nur eine einzige Zecke am Bauch
entfernen müssen. Stella hatte in der kompletten Zeit bis
heute nicht eine einzige Zecke.
Julia Kleinschmidt per E-Mail
Leben in einer anderen Welt (II. Quartal 2012)
Foto : ddp / Nor ber t Millauer
Es kann gar nicht genug über
diese unvorstellbar tragische
Krankheit berichtet werden. Ärzte und Altenpfleger bestätigen:
Auf kranke und pflegebedürftige
Menschen, die nicht in der Lage
sind, sich selbst um ein Haustier
zu kümmern, haben Kontakte mit
Tieren eine sehr positive Wirkung. Allein schon die Anwesenheit eines vierbeinigen Besuchers
reicht, um bei alten Menschen wieder mehr Lebensfreude
und Anteilnahme an der Umwelt zu bewirken. Auch die Einwohner unseres Seniorenzentrums erfreuen sich bereits seit
über zehn Jahren am regelmäßigen Besuch von Vierbeinern.
Bei der „Streichelstunde“ fehlt kaum einer. Die Senioren
leben richtig auf, auch stark demenzkranke Bewohner, die
4 | Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93
normalerweise nicht besonders kontaktfreudig sind, zeigen
positive Reaktionen.
Seniorenzentrum „Albert Schweitzer“, Doberlug-Kirchhain
Vorlesestunde für Kinder (III. Quartal 2011)
Zu Ihrem Artikel können wir Ihnen ergänzend mitteilen, dass
Vorlesestunden für Kinder nicht nur vom „Verein Therapiehunde Brandenburg e. V.“ angeboten werden. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund RV Bad Windsheim e. V. bietet jetzt dieses
Konzept der „Vorlese-Hunde“ im Rahmen seines „Besuchshundedienstes” an. Der Besuchshund ist abzugrenzen vom
ausgebildeten „Therapiehund“.
Dennoch trägt ein Besuchshund
nicht nur zu mehr Lebensfreude
bei, sondern auch zu einer besseren Gesundheit. Der freundliche
und ehrliche Charakter eines Tieres überwindet schnell soziale Barrieren, öffnet Herzen und schafft
eine entspannte Atmosphäre. Jede
Woche kommen unsere Besuchshunde in die Schule, um Kindern
Hilfe beim Lesen zu bieten. Jedes leseschwache Kind hat seinen „eigenen“ Vorlese-Hund und liest ihm aus einem speziell
geeigneten Buch vor. Vorlese-Hunde helfen die Freude am
Bücherlesen zu entdecken, die Lesefähigkeiten zu verbessern
und die Angst vorm Vorlesen zu verlieren. Eine tolle Sache,
die von den Kindern dankbar angenommen wird, denn der
Hund hört zu und kritisiert nicht! Zudem tut es dem Kind gut,
den Hund zu streicheln und seine Nähe zu spüren. Ängste
und Hemmungen, die durch Misserfolge beim Vorlesen in der
Schule normalerweise entstehen, werden abgebaut.
Christine Schöll, ASB RV Bad Windsheim e. V.
Impr ess u m
Erscheinungstermin: vierteljährlich
Erscheinungsort: Nürnberg
Druck:
Hofmann Druck, Nürnberg
Herausgeber:
ARAS Tiernahrung
Vertriebsgesellschaft mbH, Nürnberg
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Redaktion:
Klaus Werner Duve, Ingrid Edelbacher,
Bärbel Jost, Robert Derbeck,
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Foto: asb RV Bad Windsheim e. v.
Deutschlands beliebteste Talklady (II. Quartal 2012)
news international
Foto: dapd / Clemens Bi lan
Paris (Frankreich) – Soviel Aufmerksamkeit wie seinem
neuen vierbeinigen Familienmitglied schenkt Chanel-Chefdesigner Karl Lagerfeld nicht
jedem. Eigentlich sollte der Modezar nur die Urlaubsbetreuung
für die kleine weiße Siam­katze
„Choupette“ übernehmen, doch
zwei Wochen reichten dem
Kätzchen, um sich einen festen
Platz in Lagerfelds Leben und
Herzen zu sichern. „Sie isst
mittags und abends mit mir am
Tisch, bekommt natürlich ihr
eigenes Essen“, erzählt der Designer einem Modeportal. Auch
wenn Lagerfeld beruflich viel unterwegs ist, fehlt es seinem
Schützling an nichts, denn es kümmern sich zwei Nannys
von morgens bis abends um die Samtpfote.
Dog with a blog
F oto: Fotol ia
Los Angeles (USA) – Der amerikanische Kinder-TV-Sender
„Disney Cannel“ ist im Hundefieber. Ab Herbst 2012 steht
bei ihm die neue Familien-Sitcom „Dog with a blog“ auf
dem Programm. Mittelpunkt dieser Serie ist der 4 Jahre
alte Mischling „Kuma“ alias Stan, der seine fünfköpfige
Patchworkfamilie gehörig auf Trab hält.
Der bellende Star als
neuer Stern am Hollywoodhimmel muss
weit mehr können
als nur ein treuer und
hilfsbereiter Freund zu
sein. Sein Geheimnis:
Er kann reden und ist auch ein begeisterter Blogger. Seine
tierischen Weisheiten versprüht der aufgeweckte Vierbeiner über das Internet. Produziert wird die Sitcom bereits ab
Juni. Im Deutschen Fernsehen wird sie aber wohl erst 2013
zu sehen sein.
Lernen mit Hund
Wien - Österreich hat als erstes Land einen Leitfaden für
den Einsatz von Hunden in Schulen herausgegeben. Aktuelle Studien zeigen, dass unter den richtigen Voraussetzungen schon die bloße Präsenz eines Hundes Stress bei
Kindern und der Lehrperson reduzieren kann. Die Pädagogin
und Lehrbeauftragte der Pädagogischen Hochschule Wien,
Andrea Vanek-Gullner,
erarbeitete in ihrer
Dissertation die erste
wissenschaftliche hundegestützte therapeutische Methode für Kinder. Unter Beteiligung
von Experten aus den
Bereichen Psychologie,
Verhaltensforschung,
Pädagogik und Tierschutz wurde daraus nun ein Leitfaden
für hundegestützte Pädagogik. Mit einer derartigen Richtlinie für Schulleiter und Lehrer ist Österreich auf diesem
Gebiet Vorreiter in Europa.
Mehr Hunde als Kinder
Mailand (Italien) – Die sprichwörtliche Kinderliebe der Italiener geht den Bach runter. Jüngster Beweis: In Mailand leben
derzeit mehr Hunde als Kinder. Laut Daten der Mailänder
Stadtverwaltung sollen zwischen 100.000 und 120.000 Vierbeiner in der lombardischen Hauptstadt beheimatet sein.
Dem stehen gerade einmal 83.605 Kinder zwischen null und
sechs Jahren gegenüber. Das Ungleichgewicht ist dadurch
zu begründen, dass die Einwohner immer älter werden und
sich gerade viele dieser Menschen oft die Gesellschaft von
Vierbeinern suchen.
Extravagante Hundekollektion
Nürnberg - Harald Glööckler (46) gehen die Ideen für neue
Kollektionen wohl nie aus. So kreierte der extravagante
Modeschöpfer und „Prince of
Fashion“ unter anderem Mode,
Kosmetik, Tapeten und Haus­
einrichtungen. Doch damit
nicht genug: Nun ist Glööckler
im wahrsten Sinne des Wortes
auf den Hund gekommen und
stellte im Rahmen der „Interzoo“ seine exklusive Hundekollektion „Glööckler Dog
Couture by Karlie“ vor. Denn
seit sein eigener Hund „Billy
King“ sein Herz erobert hat,
liegt ihm das Wohl der Vierbeiner besonders am Herzen. Ab Herbst werden seine Kreationen wie Leinen, Spielzeug, Futternäpfe und strassbesetzte
Halsbänder, Mäntel sowie edel verarbeitete Hundekörbchen
im Zoo-Fachhandel zu haben sein.
F oto: dapd / Tim Schamberge r
Choupette ist jetzt Lagerfelds Muse
Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93 | 5
Foto: ddp / Mi c hael U rban
animal world
vi p lounge
Eva Lind: Eine Königin
der Koloratur
W
Foto : pr ivat
as ist bei der attraktiven
Sie stand mit Plácido Domingo, Luciano Pavarotti und
Ausnahmekünstlerin Eva
José Carreras auf der Bühne, und gilt international als heraus­
Lind mehr zu bewundern?
ragende Sopranistin: Eva Lind. Den Mittelpunkt ihrer künstle­
Die glockenreine Stimme als weltweit
gefragte Sopranistin oder ihr aktives
rischen Tätigkeit bildet weltweit die Opernbühne. Ihre bewun­
Engagement als passionierte und überdernswerte Vielseitigkeit zeigt sich jedoch auch bei ihren vielen
zeugte Tierschützerin, Buchautorin und
TV-Auftritten als Moderatorin. Zudem ist die Sängerin eine
Moderatorin? Für die Freunde der klassischen Musik und für eingefleischte
absolute Hundeliebhaberin und engagiert sich ehrenamtlich für
Opernfans ist das Votum für die am
den Tierschutz.
14. Juni 1966 in Innsbruck geborene
Text: Klaus-Werner Duve
Sängerin klar und nur zu verständlich.
Denn im zarten Alter von nur 19 Jahren feierte Eva Lind 1985 bereits ihr
sensationelles Debüt als „Königin der
madonnen und gilt bis heute als eine
Fledermaus gesungen hatte, bestritt sie
Nacht“ in Mozarts „Zauberflöte“ an der
der größten Herausforderungen für
etliche Gastengagements mit AuftritKoloratursoprane. Beide Arien sind
Wiener Staatsoper. Sie begeisterte mit
ten auf den Bühnen der bedeutendsten
der anspruchsvollen und bekannten
so etwas wie unerbittliche Prüfstücke
Opern- und Konzerthäuser der Welt.
„halsbrecherischen“ Arie „Der Hölle
auf Stimmhöhe und Gesangstechnik.
Rache kocht in meinem Herzen“, die
Und genau diesen Kriterien wurde Eva
Ihr Herz schlägt für die Oper
sich viele ihrer Primadonnen-KolleginLind gerecht und überzeugte selbst die
Den Schwerpunkt ihrer künstlerischen
nen erst im reiferen Alter zutrauen. Die
strengsten Kritiker.
Tätigkeit bildet die Opernbühne, auf
der sie unzählige Rollen ihres Fachs
blutjunge Eva Lind meisterte mit BraDer Grundstock für ihre steile Karriere
vour den schwierigen Part der Oper,
war gelegt. Denn obwohl sie ab 1986
glanzvoll zu interpretieren und zu verderen Tonumfang über zwei Oktaven
fünf Jahre als Mitglied an der Wiener
körpern versteht. Die österreichische
Diva überzeugt sowohl als Sängerin
geht und von der Interpretin verlangt,
Staatsoper verpflichtet war und dort
wie auch als Darstellerin. Eva Linds
dass sie sich als eine wahre Königin
Partien wie die Nanetta in Falstaff, die
Zusammenarbeit mit renommierten
der Koloratur erweist. Von der SänSophie im Rosenkavalier, die Sophie
Dirigenten wie Riccardo Muti, Claugerin werden in dieser Arie dauerhaft
in Werther aber auch die Adele in der
dio Abbado, Sir
klangschöne Töne mit einem
Timbre in der notwendigen Neben ihrer Karriere als Sängerin engagiert sich Eva Lind für gemeinnützige Projekte Georg Solti, Sir
Neville Marriner,
Lautstärke gefordert. Das gilt
Kurt Masur, Sir
auch für die von Eva Lind
André Previn oder
im gleichen Jahr am Theater
Sir Colin Davis an
Basel übernommene Partie
der Seite der Klasder „Lucia“ in Gaetano Dosik-Superstars wie
nizettis Oper „Lucia di LamJosé Carreras, Almermoor“. Berühmt geworfredo Kraus, Luciden ist besonders die Wahnano Pavarotti oder
sinnsarie der Lucia „Il dolce
Placido Domingo
suono – Spargi d’amaro piist in zahlreichen
anto“ (Die Kerzen leuchten /
Tondokumenten
Weihe mir eine Träne), ein
festgehalten. Die
reines Bravourstück für Pri6 | Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93
Foto: dapd / Norbert Millauer
Neben ihrer Präsenz auf der Opernbühne zeigt die Sopranistin Eva Lind auch auf dem Konzertpodium ihr großes Können
„Die Schöpfung“ von Haydn und den
Kompositionen von Brahms „Ein deutsches Requiem“, dem „Lobgesang“ von
Mendelssohn, der „Carmina Burana“
von Orff, und letztlich mit „Gloria“
von Poulenc einen besondern Platz in
ihrem Schaffen ein.
In den Medien gilt die charmante
Sängerin als eine der bekanntesten
Sopranstimmen Europas. Eine große
Boulevardzeitung titelte: „Jetzt feiert
die ganze Welt ihre Stimme“.
Als gern gesehener Gast trat Eva Lind
auch bei den bedeutendsten Festivals
auf. So bei den Salzburger Festspielen,
dem Schleswig-Holstein Musikfestival, sowie beim Glyndebourne Festival
und den Münchner Opernfestspielen,
um nur einige zu nennen. Ganz ak-
tuell wurde die Star-Sopranistin Eva
Lind jetzt für die Schlossfestspiele
Schwerin verpflichtet, die alljährlich im Alten Garten vor der Kulisse
des Schweriner Schlosses stattfinden.
In diesem Sommer vom 15. Juni bis
zum 22. Juli kommt es zu einer einmaligen „Bajazzo“‑Inszenierung, bei
der Theater- und Zirkuswelt zu einer
Einheit verschmelzen. Präsentiert wird
als Weltpremiere die Oper von Ruggero
Leoncavallo „I Pagliacci“ (Der Bajazzo)
in Zusammenarbeit mit dem Zirkus
Roncalli in einem 1200 Zuschauer fassenden Zirkuszelt. Eva Lind übernimmt
dabei die Rolle der Nedda, als untreue
Gattin des Principals Canio. Für sie war
Freitag, der 15. Juni, nicht nur der Tag
der Premiere, sondern es war auch
s
Grazie und Anmut ihrer Erscheinung
sowie eine Fokussierung in Bezug auf
Persönlichkeit, Ausstrahlung, Stimmlage und -pflege sowie die ausgeprägte
überzeugende stilistische Sicherheit
ihrer Stimme – selbst in den Spitzentönen – fügen sich bei der Interpretin
Lind zu einem harmonischen in sich
stimmigen Gesamtbild zusammen.
Auch als Lied- und Konzertsängerin
ist Eva Lind gefragt. Zur elitären Kunst
des Gesangs zählen bei ihr die Lieder
u. a. von Mozart, Schubert, Brahms,
Wolf, Strauss, Schumann, Mendelssohn, Berg, Fauré, Debussy, Satie sowie Gustav Mahler. Auch nimmt ihr
Konzertrepertoire mit der „Missa in
c‑Moll“ von Mozart, „Missa Solemnis“
sowie der „Neunten“ von Beethoven,
Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93 | 7
Fotos: swr / schulze, pri vat
vip lounge
„Musikalischen Reise durch die Ostschweiz“ mit Udo Jürgens
s
das erste Mal, dass sie in ihrer Laufbahn die Rolle der Nedda zum Besten
gab. Für Opernliebhaber ist es zudem
eine seltene Möglichkeit, die weltberühmte Arie „Lache Bajazzo“ nicht auf
der Theaterbühne, sondern in einer
echten Zirkusatmosphäre zu erleben.
Ihre Stimme verzaubert
das Publikum
An der Seite von Klassik-Superstars wie Placido Domingo
mit Eva Lind seit 2009 das sehr erfolgreiche gemeinsame Programm „Frühling im Herzen“ als große Klassik- und
Opern-Gala mit den renommiertesten
Orchestern. Egal, ob sie die „Galanacht
der Operette“ im Gewandhaus Leipzig
ihrem Publikum vorstellte, oder ob sie
bei der „Sommernacht der Klassik“ im
Schlosspark Tüssling mit Unterstützung
der Berliner Symphoniker die schönsten Melodien aus Carmen, Rigoletto, La
Traviata, Schwanensee oder der Lusti-
gen Witwe zum Klingen brachte, Eva
Lind verzaubert mit ihrer Stimme ihre
Zuhörer, die dankbar diese Leistung mit
gewaltigem Applaus honorieren. Genau
wie bei ihrer „Musikalischen Reise durch
die Ostschweiz“ mit Udo Jürgens oder
dem „Chorfest der Volkslieder“, das Eva
Lind mit Marc Marshall moderierte und
gesanglich begleitete. Ihr nächster TVAuftritt ist für die Live-Show in der ARD
„Immer wieder sonntags“ am 22. Juli ab
10 Uhr fest eingeplant.
Eva Linds künstlerische Vielseitigkeit
zeigt sich jedoch nicht nur auf der
Bühne, sondern auch bei
vielen TV-Auftritten. Die
Hun denärri n E v a L i n d
Künstlerin kennt dabei keine
Berührungsängste. Sie gehört Als wortgewandte Autorin erzählt Eva Lind in ihrem im Aquensis-Verzu den wenigen ganz großen lag erschienenen Buch „Meine schönsten Hundegeschichten“ humorStimmen, die es verstehen, in voll und unterhaltsam die kuriosesten und unglaublichsten Erlebnisse
der E- wie auch in der U-Mu- mit ihren Hunden. Es sind Geschichten, rund um ihr Zusammenleben
sik zu bestehen. Hier offen- mit den Vierbeinern, die sie zu Hause oder während ihrer Konzert­
bart sie ihre Wandlungsfähig- reisen erlebt hat – nicht zuletzt auch mit vielen prominenten Kollegen.
keit, die sie bis ins populäre So haben ihre Hunde Luciano Pavarotti zu einer Sachertorte verholfen.
Repertoire führt. In der ARD- Ihre Dackelmischlingsdame „Cindy“ brachte eine Premiere mit José
Fernsehreihe „Straße der Lie- Carreras fast zum Platzen, da sie unmittelbar vor dem Auftritt in der
der“ präsentierte Eva Lind Garderobe Sechslinge zur Welt brachte. Auch gehen die Episoden
von 2003 bis 2008 mit dem einer Schnitzeljagd in Versailles und die EntInitiator und Moderator Gott- führung von Giorgio Armanis Hund auf das
hilf Fischer, Chef der Fischer- Konto ihrer Vierbeiner. Die herzerfrischenden
Chöre, die musikalische Reise und humorvollen Geschichten sind mit zahlreials Samstagabend-Sendung. chen Fotos aus Eva Linds Opern- und Hundewelt
Mit Showmaster und Sänger illustriert.
ISBN 978-3-937978-65-9
Gunther Emmerlich gibt es
8 | Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93
Tierliebe wurde ihr in die
Wiege gelegt
Als ambitionierte Hundehalterin ist sich Eva Lind
sicher: „Die Liebe zu Vierbeinern wurde mir schon
in die Wiege gelegt, denn
auch meine Mutter ist eine
große Tierfreundin, die immer Hunde hatte.“ Schon als
Kind kümmerte sich Eva um
zwei Katzen, wünschte sich
aber immer einen eigenen
Hund. Bis ihre Eltern ein
Einsehen in diesen kindlichen Wunsch hatten,
verging eine ganze Zeit.
Erst im Alter von 8 Jahren bekam Eva endlich
Fotos: pri vat, dapd / frank hormann
vip lounge
Ein besonderes Highlight: Eva Linds Auftritt im Juli 2010 in
der Rolle der „Gilda“ in Verdis „Rigoletto“ neben Leo Nucci
beim Opernfestival in Solothurn (Schweiz)
auch auf Tourneen. „Ich bin beruflich
viel unterwegs. Und die beiden sind für
mich ideale Begleiter, da sie nicht zu
groß, aber doch „richtige Hunde“ sind.
Dazu sind sie intelligent, gelehrig, kinderlieb und sehr anschmiegsam. Während der Vorstellung warten Anni und
Emil brav und geduldig in der Garderobe.“
wegt dabei, wenn es um die Unterstützung für einen guten Zweck geht. Ob
im Rahmen einer Spendengala bei der
5. HOPE-Gala in Dresden, bei der sie
gemeinsam mit Udo Lindenberg zum
ersten Mal eine Spendensumme von
100.000 Euro für die Deutsche AidsStiftung einsammeln konnte oder bei
einer Charity-Gala, die von Prinzessin
Caroline in Monaco inszeniert wurde,
Tiere liegen ihr einfach am Herzen
bei der auch eine gewaltige SpendenDoch eine Würdigung der begnadeten
summe zusammen kam. Im Juli des
Künstlerin bleibt unvollständig, wenn
letzten Jahres wurde Eva Lind zur Botman ihre soziale und gemeinnützige
schafterin der ZNS–Hannelore-Kohl
Arbeit unerwähnt ließe. Eva Lind enStiftung ernannt. Natürlich dürfen bei
gagiert sich für vielfältige Projekte. Mit
ihrem ehrenamtlichen Engagement
Leidenschaft und Verve ist sie unentdie Tiere nicht zu kurz kommen, denn
„Tiere liegen mir einfach am
Während der Vorstellung warten die Hunde in der Garderobe Herzen.“ Als Vorstandsmitglied im Tierschutzverein Tirol setzt sich die Sopranistin
dafür ein, dass ausgesetzten
oder kranken Tieren so effektiv wie möglich geholfen
werden kann. Ihren Namen
und ihr Gesangstalent stellt
sie beispielsweise für Benefizkonzerte gerne zur Verfügung. Die Erlöse solcher
Veranstaltungen kommen
dem Tierheim Innsbruck direkt zugute. n
Foto: Ch ristine Steimer
ihren ersten Hund: Einen blonden
Labradormischling aus dem Tierheim.
„Meine Freude hätte nicht größer sein
können, ich war im siebten HundeHimmel!“, erinnert sich die Opernsängerin. „Die Liebe zu Hunden hat mich
nie wieder losgelassen“. Kein Hund an
ihrer Seite? Für Eva Lind nicht vorstellbar. Im Laufe der Jahre hatte sie
Vierbeiner unterschiedlichster Rassen,
diverse Mischlinge aus dem Tierheim,
aber auch Straßenhunde aus Spanien.
„Einmal hatte ich sogar acht Hunde
gleichzeitig, als meine Dackelmischlingsdame Cindy sechs Junge bekam“,
erinnert sich die herzliche Künstlerin.
Mittlerweile hat Eva Lind ihre Lieblingsrasse für sich entdeckt: Französische Bulldoggen. „Ich weiß es noch wie
heute: Auf dem Weg zu einer Vorstellung in der Wiener Staatsoper kam mir
ein Mädchen mit einer dunkel gestromten Französischen Bulldogge entgegen
– da war’s um mich geschehen! Ich
fand dieses drollige Muskelpaket mit
den riesigen abstehenden Fledermausohren einfach unglaublich süß!“ Bereits
ein paar Monate später war sie stolze
Besitzerin von Lucy, einer Bulldoggendame aus England. Jetzt begleiten die
Opersängerin die 10 Monate alten Bulldoggen-Geschwister „Anni“ und „Emil“
Eva Lind: Weltpremiere bei den Schlossfestspielen Schwerin
Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93 | 9
season
Urlaub – wohin mit
dem Haustier?
ti e r e u n d u r la u b
Der Wunsch nach mehr Individualität, die Sehnsucht nach Erlebnis,
Vergnügen und persönlicher Entwicklung stehen im Vordergrund,
wenn es um die Planung einer Urlaubsreise geht. Doch die schöns­
te Zeit des Jahres hat für Tierhalter in der Regel einen Makel:
Immer wieder aufs Neue stellt sich die Frage: Wohin mit dem
geliebten Haustier? Denn wer seinen Vierbeiner nicht in die Ferien
mitnehmen will oder kann, der muss sich rechtzeitig nach
geeigneten Lösungen für Hund, Katze und Co. umsehen.
Text: Bärbel Jost
„
10 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
von den gesundheitlichen Risiken in
fernen Ländern.
Bleibt der Hund zu Hause, müssen
sich Herrchen und Frauchen rechtzeitig nach einer verlässlichen Betreuung
für ihren Liebling umsehen. Am besten funktioniert die Urlaubsbetreuung
durch gute Freunde, liebe Verwandte
oder nette Nachbarn, denn sie kennen
das Tier und seine Eigenheiten und
das Tier wiederum kennt seinen „Sitter
auf Zeit“. Dabei muss sich der Tierhalter am wenigsten Sorgen machen, es
herrscht eine solide Vertrauensbasis.
Einige Hunde wollen ihre gewohnte Umgebung nicht unbedingt verlassen
Foto s: schanz foto -design (2 )
N
icht ohne meinen Hund!“ Viele
Hundebesitzer möchten nicht
ohne den geliebten Vierbeiner
verreisen. Mittlerweile sind Hunde in
vielen Ferienunterkünften, Pensionen
und Hotels gern gesehene Gäste und
somit steht einem gemeinsamen Urlaub
nichts im Wege. Doch verantwortungsvoll mit Tieren zu leben bedeutet gerade auch vor einer Urlaubsreise, sich
und sein Haustier vernünftig vorzubereiten. Eine kleine Checkliste kann dabei hilfreich sein, damit die Reise nicht
ins Wasser fällt (siehe Kasten S. 11).
Doch die meisten Haustiere, insbesondere Katzen, aber auch alte und
kranke Hunde, finden es in der Regel
gar nicht so toll, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen. Wenn eine Flugreise in den sonnigen Süden zu weit
entfernten Traumzielen geplant ist, ist
es sowieso besser für den Hund, wenn
er zu Hause bleiben kann. Der Stress,
dem ein Hund bei einem mehrstündigen Flug im dunklen Frachtraum eines
Flugzeuges ausgesetzt ist, rechtfertigt
nicht unbedingt die möglichen exotischen Urlaubsfreuden am anderen
Ende der Welt. Mal ganz abgesehen
Jedes Jahr werden in den Sommermonaten fast 70.000 Haustiere – vor allem
Hunde und Katzen - von ihren Besitzern
ausgesetzt.
„Nimmst du mein Tier, nehm’ ich dein
Tier“, unter diesem Motto steht die alljährliche Urlaubsaktion des Deutschen Tierschutzbundes in Zusammenarbeit mit den
örtlichen Tierschutzvereinen und bietet
damit eine Lösung für diejenigen, die ihr
Haustier nicht mit in den Urlaub nehmen
können. Dabei werden viele Tausende
engagierte Tierbesitzer und Tierliebhaber,
die sich als „Frauchen oder Herrchen auf
Zeit“ anbieten, zusammengeführt.
www.tierschutzbund.de/urlaubs-hilfe.html
hu n dge r e c hte C h e ck l is t e
v or r e i se a n tr i tt
• Bei Auslandsreisen Informationen über
Einreisebestimmungen, internationalen
Impfpass, tierärztliches Gesundheitszeugnis oder ggf. weitere erforderliche
Papiere für das jeweilige Urlaubsland
besorgen.
• Spätestens 4 Wochen vor Reiseantritt
sollten alle notwendigen Impfungen
durchgeführt und dokumentiert sein.
• Maulkorb (in vielen Ländern Vorschrift),
Adressanhänger, Fress- und Trinknapf,
Reiseapotheke besorgen
• Kopie der Hundehaftpflichtversicherung
mitnehmen
• Am Tag vor der Abreise sollte der Hund
wenig Futter und viel Auslauf bekommen.
• Vor Antritt der Reise bekommt der Hund
nichts zu fressen, lediglich ausreichend
zu trinken
• Bei Autoreisen alle zwei Stunden eine
Rast einplanen und immer für genügend
Flüssigkeitszufuhr sorgen
• Bei nervösen Tieren empfehlen sich vom
Tierarzt verordnete Reisetabletten, welche mögliche Angst- oder Panikattacken
verhindern können
Der Aufenthalt in einer Pension kann sogar zur Therapie und Wellnesskur werden
My Home is my castle
Gerade Katzen lieben in der Regel so
wenig Veränderung wie möglich. Speziell für ältere Stubentiger sollte aus
gesundheitlichen Gründen ein Wohnungswechsel nicht in Erwägung gezogen werden. Überhaupt spricht vieles
für eine Urlaubsbetreuung im eigenen
Heim. Da Katzen relativ selbstständig
sind, reicht es aus, wenn tagsüber jemand nach ihnen schaut, sie versorgt,
die Katzentoilette säubert, mit ihnen
ein bisschen spielt und schmust. Bei
Freigängern muss natürlich kontrolliert
werden, ob sie wieder nach Hause finden. Kann die Betreuung daheim durch
Nachbarn oder Freunde nicht erfolgen,
dann gibts auch Hilfe von außen, so
z. B. bei Katzensitterklubs, deren Mitglieder sich gegenseitig unentgeltlich
aushelfen. Aber auch ein Tiersitterdienst, der in die Wohnung kommt, ist
eine Alternative. Die Urlaubslösung Kat-
zenpension ist nicht ideal und sollte nur
im äußersten Notfall eine Option sein.
Tierpension – Trauma oder
Traumurlaub?
Bei Hunden geht die Betreuung im eigenen Zuhause nicht so einfach. Viele
Hunde würden zwar auch am liebsten
in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, doch brauchen sie im Gegensatz
zu Katzen eine Ganztagsbetreuung
mit menschlichem Anschluss. Zwar
können auch sie in der Regel ein paar
Stunden alleine bleiben, doch keinesfalls den überwiegenden Teil des Tages.
Außerdem ist alle vier bis fünf Stunden Gassigehen angesagt.
Eine gute Lösung für Bello und Co., die
nicht bei Verwandten und Bekannten
bleiben können, sind Tierpensionen
oder -hotels. Es ist ein falsches Vorurteil, wenn man denkt, die Tierpension sei eine Zumutung für den Hund.
Ganz im Gegenteil: Denn wenn man
die Hunde befragen könnte, ob sie es
als ein Trauma empfinden, mit netten
Artgenossen zusammen zu sein und
die hündische Kommunikation wieder
aufleben zu lassen, dann würde die
positive Zustimmung überraschen.
Eine gut geführte Tierpension bietet für
ihre vierbeinige Klientel Unterhaltung
und Erholung pur. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Pension oder
das Hotel rechtzeitig unter die Lupe
genommen wird, denn auch hier gibt
es natürlich schwarze Schafe. Ideal ist
es, wenn der Hund rasch ein Vertrauensverhältnis zu seiner „Bezugsperson auf Zeit“ und seinen vierbeinigen
Hotelgästen aufbauen kann. Selbst
sensible Tiere werden so die Gegenwart und Gesellschaft anderer Hunde
genießen. In diesem Sinne kann ein
Aufenthalt in einer Pension sogar zur
Therapie und Wellnesskur werden. n
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 11
Foto: wdr, fotolia, Fotomontage: htm-design
TV-NEWS
Der Titel ist Programm.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten
wird die Fernsehserie
„Tiere suchen ein Zuhause“
vom WDR im Rahmen der
Reihe „Servicezeit“ aus­
gestrahlt. Mit Sicherheit eine
der beliebtesten Tiersendungen
im deutschen Fernsehen.
Im Mittelpunkt steht die
Vermittlung von Haustieren,
die in der Sendung von
verschiedenen Tierheimen
oder Tierschutzvereinen
vorgestellt werden.
Text: Klaus-Werner Duve
12 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
A
b dem 6. Mai 2012 präsentiert
und ihr Händchen für Tiere hinlänglich
sich die traditionsreiche sonnunter Beweis gestellt. Ein riesiger Pluspunkt.
tägliche Sendung rundum erneuert. Gemäß neuem Konzept wird
Dem breiteren Publikum wurde sie
mehr Augenmerk auf Service-Eleals Assistentin von Jürgen von der
mente gelegt.
Lippe bei der ARD-Show „Geld oder
Durch die Sendung führte zum ersten
Liebe“ bekannt. Seit 2009 spielt die
Mal Simone Sombecki. Sie
übernahm damit die Nachti e r e s u c he n e i n z u ha u se
folge von Claudia Ludwig.
„Tiere suchen ein Zuhause“ ist seit 20 Jahren fester
Die 38-jährige Diplom-PäBestandteil
des WDR-Fernsehprogramms. Rund 20.000
dagogin Sombecki ist eine
Tiere
wurden
im Verlauf der zwei Jahrzehnte vorgestellt
Frau mit vielen Talenten. Sie
und die Vermittlungsquote ist sehr hoch. Auch am Senist Moderatorin und Schaudeplatz wird nicht gerüttelt. Die Ausstrahlung ist immer
spielerin, stammt aus Marl
Sonntags von 18.15 bis 19.10 Uhr. Mit der Umsetzung
und hat ein großes Herz für
des neuen Konzeptes möchte der Sender nun mehr und
alles, was da „kreucht und
neue Zuschauer erreichen. Vor diesem Hintergrund sind
fleucht“. Bereits seit einem
die Veränderungen zu sehen: Eine abwechslungsreiche
Jahr wirkte sie als AußenTiervermittlung, neue Gesichter, Schwerpunkte bei der
reporterin bei der Sendung
Themensetzung, Filmberichte, das modernisierte Studio
„Tiere suchen ein Zuhause“
und weiterhin die Präsenz der Tierheime sind die Grundmit. Dabei hat sie ihre ungedanken.
bedingte Einsatzbereitschaft
Das neue Team: Antje Jatzlau,
Simone Sombecki, Sami El Ayachi
Schauspielerin in der Fernsehserie
„Ein Fall für die Anrheiner“. Privat macht sich die Besitzerin zweier
„geretteter“ Mischlingshunde seit
langem für den Tierschutz stark.
Zeit für einen Tapetenwechsel
Teamarbeit wird ab sofort bei „Tiere
suchen ein Zuhause“ großgeschrieben.
Der Moderatorin und den Zuschauern
stehen daher im neu gestalteten Studio die Tierärztin Antje Jatzlau sowie
verschiedene Tiertrainer und weitere
Experten mit Rat und Tat zur Seite.
Fragen rund um die artgerechte Tierhaltung und die medizinische Versorgung kranker Haustiere wird auf diese
Weise mehr Raum gegeben als zuvor.
Das Studio wurde ordentlich durchgelüftet. Licht und hell ist es jetzt, die
Einrichtung moderner. Die Haustiere
werden in einem neuen Umfeld präsentiert, das einem optimalen Zuhause
entspricht: Dort sitzt man nicht mehr
auf Stroh, sondern auf einem Sofa.
Nach über 20 Jahren war es eben einfach Zeit für einen Tapetenwechsel.
Die meisten Tierheime sind überfüllt, weil viele Menschen
sich scheuen, ein Tier aus dem Heim aufzunehmen
vor Haustiere aller Art. In Einspielfilmen werden unter anderem Tiere in
ihrem neuen Zuhause besucht. Nach
wie vor steht aber auch der Tierschutz
voll im Mittelpunkt der Sendung. Es
werden Tiere vorgestellt, die misshandelt oder ausgesetzt wurden, oder aus
Not und Überforderung ins Tierheim
kamen.
Oberstes Gebot ist und bleibt, dass
diese Tiere nur in richtige Hände abgegeben werden. Daher werden die
Foto: wdr
Foto: wdr
Foto: dapd / patri c k si ndelka
TV-NEWS
Ein großes Herz für alles,
was da „kreucht und fleucht“
Tiere, ihre Persönlichkeit und ihre Eigenheiten in der Sendung eingehend
beschrieben, damit der Zuschauer
weiß, welcher Vierbeiner oder welches Federvieh wirklich zu ihm passt.
Was wäre die Fernsehsendung ohne
anrührende Tiergeschichten? In ihnen übernehmen ausgewählte Tiere
die Hauptrolle. Auch sachdienliche
Informationen rund um das Zusammenleben von Mensch und Tier werden weiterhin kompakt vermittelt. n
Simone Sombecki übernahm die Nachfolge von Claudia Ludwig bei der sonntäglichen Sendung
Bewährtes bleibt
Foto : Simone J acob
Der Titel der Sendung ist Programm.
Egal ob Hund oder Katze, Vogel oder
Meerschweinchen, die Sendung sorgt
dafür, dass aus Heim- wieder glückliche Haustiere werden.
Vermittelt werden in Zusammenarbeit
mit verschiedenen Tierheimen und
Tierschutzvereinen im NRW nach wie
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 13
mensch & tier
Für uns ist es ganz selbstver­
ständlich, dass wir mit Hunden
unser Leben teilen. Doch wie
kam es eigentlich ursprünglich
dazu, dass der Mensch ausge­
rechnet mit dem Wolf in eine
so enge Verbindung trat? Und
was können wir von den
Vorfahren der Hunde lernen,
um mit unseren Vierbeinern
sinnvoll zu kooperieren statt
sie zu dominieren.
Text: Carolin Schulz-Osterloh
N
Vom Wolf zum Hund
Inzwischen wird allerdings eine andere Theorie favorisiert, da man davon ausgeht, dass der frühe Mensch
nicht so viele Nahrungsabfälle übrig
hatte und selbst manchmal hungern
musste. Auch, wenn es aus heutiger
Sicht für viele von uns merkwürdig
erscheint, ist die Wahrscheinlichkeit
groß, dass der Mensch im Wolf anfangs nur einen Fleischlieferanten sah
und sich Jungtiere holte, um einen
14 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
Menschen und
ihre Hunde
essbaren Vorrat zu haben. Da Wölfe
jedoch extrem scheu sind, kann man
nicht davon ausgehen, dass sie sich
unter den Bedingungen einer Gefangenschaft fortpflanzten. Allerdings
gab es unter diesen Tieren wohl auch
hellere Farbvarianten, die aufgrund
ihrer genetischen Veranlagung weniger scheu und stressanfällig waren
und sich auch in der Gefangenschaft
vermehrten. Nur dadurch konnte der
Beginn einer Zucht überhaupt entstehen.
Wie ist der Mensch auf den Hund
gekommen?
Durch die Auswahl bestimmter Tiere
konnte der Mensch die Eigenschaften
der Nachkommen seinen Bedürfnissen
gemäß züchten. Die ursprünglichen
Aufgaben der Hunde waren es, als Jagdgehilfe, Wächter und Lastentier zu fungieren. Bei Nomadenvölkern konnten
Hunde auch zum Wärmen der Kleinkinder dienen, wie es beispielsweise bei den
Eskimos bis heute der Fall ist. Im Laufe der Evolution züchtete der Mensch
Fotos: tier fotoagentur r ichter (2)
ach Ansicht der meisten Wissenschaftler begann die Domestikation des Wolfes vor
etwa 13.000 bis 17.000 Jahren. Eine
gängige Theorie der Forschung geht
davon aus, dass es allerdings gar nicht
die ersten Menschen waren, die Wölfe
bewusst zähmten, sondern dass sich
diese ihnen freiwillig anschlossen,
um von Nahrungsabfällen zu profitieren. Umgekehrt machten sich die
noch wilden Vierbeiner dafür nützlich, indem sie vor Feinden warnten
und bei der Jagd behilflich waren. Erst
als Menschen sesshaft wurden, begannen sie gezielt, Hunde mit Merkmalen
zu züchten, die für sie besonders von
Nutzen waren.
me nsch & tier
verschiedene Gebrauchshundrassen
wie Jagdhunde, Herdenschutzhunde,
Laufhunde und Begleithunde. Heute erfüllen die meisten Hunde jedoch nicht
mehr diese ursprüngliche Funktion als
Gebrauchshund, sondern sind für den
Menschen in erster Linie Sozialpartner.
Den Menschen in seinem Alltag zu begleiten ist eine komplexe Aufgabe, an
die sich kein anderes Haustier so angepasst hat wie der Hund. Dies gelingt,
weil der Hund noch das ausgeprägte
Sozialverhalten des Wolfes in sich trägt
und somit den Wunsch hat, mit seinem
Umfeld zu kooperieren. Lebt er in seiner
Prägungsphase nicht nur mit Menschen,
sondern auch mit anderen Haustieren
zusammen, ist er bereit, diese ebenfalls
in sein Umfeld mit aufzunehmen.
Dominieren statt kooperieren?
Dennoch unterscheidet sich der Hund
nicht in so vielen Punkten von seinen
Urahnen, den Wölfen, als dass man
bei ihm von einer eigenen Art sprechen könnte, denn nach wie vor überwiegen die Gemeinsamkeiten. Daher
kann wölfisches Verhalten noch immer
Aufschluss darüber geben, wie wir am
besten mit unserem Vierbeiner umgehen. Doch leider hält sich hartnäckig
die Auffassung, man müsse seinen
Hund dominieren, um mit ihm ein
harmonisches Zusammenleben führen
zu können.
Dies wurde aus der Beobachtung
von Wölfen abgeleitet, die sich eine
Rangordnung erkämpften. Allerdings
beruhten diese Erkennt­nisse auf der
Untersuchung von Gehegewölfen,
die unter unnatürlichen Bedingungen
eingesperrt werden, und untereinander
fremden Wölfen keine Möglichkeit zur
Abwanderung bieten. Dagegen leben
Wölfe in freier Natur in einem Familienverband, in dem es eine klare,
friedliche Eltern-Kind-Hierarchie gibt.
Alpha-Wölfe sind die Elterntiere, die
durch ihre überlegene Erfahrung und
mentale Stärke in ihrer Funktion vom
Nachwuchs praktisch nicht in Frage
gestellt werden. Sie bestrafen ihren
Nachwuchs bei Fehlverhalten nur
sehr milde, maximal mit einem Überschnauzengriff, und zeichnen sich in
ihrer Erziehung durch große Geduld
aus.
Der Hund – ein soziales Wesen
Auch, wenn ein Hund erkennt, dass
seine Halter keine Artgenossen sind,
so kann der Mensch für die Erziehung
seines Vierbeiners aus dem Verhalten
der Wölfe trotzdem einiges lernen.
Ein Vierbeiner, der seinem Besitzer vertraut, wird keine Probleme machen
ti pp z u m wei te r lese n
Günther Bloch, der seit über 20 Jahren
das Verhalten von frei lebenden Wölfen in
Kanada erforscht, und die Wolfsforscherin
Elli H. Radinger beschäftigen sich in ihrem
Buch „Affe trifft Wolf“ mit der Frage, wie
die Ko-Evolution von Urmenschen und
Hundeartigen, die seit Jahrtausenden
existiert, heute weitergeht
und wie Tierhalter davon
profitieren können. Sie geben
Antworten darauf, wie man
unter Berücksichtigung ganz
individueller Persönlichkeiten
lernen kann, mit Hunden zu
kooperieren statt sie zu dominieren, um so eine harmonische
Beziehung aufzubauen.
Kosmos Verlag – ISBN 978-3-440-13206-7
Übermäßige Härte und Bestrafung sind
für die Ausbildung eines Hundes weder
nötig noch sinnvoll. Erkennt der Hund
in seinem Menschen eine mental starke
Persönlichkeit, die ihm durch positive
Verstärkung klar verständliche Regeln
und Grenzen bietet, wird er freiwillig
kooperieren wollen, da er ein soziales
Wesen ist. Übertriebenes Dominanzgehabe wie beispielsweise lautes Schreien wird vom Hund aber eher
als Schwäche ausgelegt.
Die Folge ist, dass er seinem
Menschen nicht zutraut,
sinnvolle Entscheidungen
zu treffen und sie folglich
lieber selbst trifft, mit den
unterschied­lichsten Problemen im Zusammenleben
wie Leinezerren, schlechter
Abrufbarkeit und Aggressionsverhalten. Ein Hund
braucht in der menschlichen
Welt eine für ihn nachvollziehbar handelnde Vertrauensperson, neben der er
sich entspannen kann. Ein
Vierbeiner, der seinem Besitzer vertraut, wird in den
seltensten Fällen Probleme
machen. n
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 15
Foto: fotoli a
pro & Kontra
„In meiner Straße habe ich sicher Vorrang“
Katzen sind die beliebtesten Haustiere. Wahrscheinlich deshalb,
weil sie so angenehme Hausgenossen sind: relativ still, säuber­
lich, eigenständig und liebevoll verspielt. Sie sind uns sogar in
die ziemlich anstrengende Großstadtgesellschaft gefolgt. Doch
verlangt die Haltung von Katzen in der Stadt ein hohes Maß an
Verantwortung und Sorgfalt. Speziell Freigängerkatzen in der
Stadt leben gefährlich, da sie sich liebend gerne unter geparkten
Autos, zwischen Hochhäusern, auf schmalen Grünflächen zwi­
schen Hauptverkehrsstraßen, auf steilen Dächern oder finsteren
Plätzen aufhalten.
Text: Bärbel Jost
Ein Katzenleben
in der Stadt
K
atharina von der Leyen stellt
in ihrem Buch „Stubentiger &
Hauslöwen“ die Frage, ob man
Katzen in der Stadt überhaupt halten
sollte. Das Thema führt auch unter
Katzenliebhabern immer wieder zu
hitzigen Diskussionen, weil das Halten von Katzen in der Wohnung nicht
Die Krallen am Kratzbaum zu schärfen ist besser als das Sofa dafür zu benutzen
tierfreundlich und nicht katzengerecht
sei. Manche Leute glauben, dass Katzen als halbwilde Jägernaturen einfach
nicht glücklich werden können, wenn
sie als reine Wohnungskatzen gehalten
werden. Die Autorin ist der Meinung:
„Papperlapapp, Wohnungskatzen können mit der richtigen Ernährung und
Pflege 15, 20 Jahre oder älter werden,
dagegen leben die meisten Katzen mit
Freigang in der Stadt sehr gefährlich.
Wenn sie wirklich großes Glück haben,
werden sie nur einen Bruchteil
dieses Alters erreichen.
Denn es kann so unendlich
viel passieren da draußen, es
gibt so viele Gefahren, angefangen bei Autos – nicht nur,
dass Katzen in Autos hineinlaufen können, viele Katzen
sitzen gerne unter den warmen
Motoren und können ernstlich
verletzt oder getötet werden,
wenn das Auto angelassen
wird – sondern auch durch
fremde Hunde, die begeistert
Katzen jagen. Eine nicht zu
unterschätzende Gefahr für
freilaufende Katzen geht von
Ratten- oder Pflanzengiften
aus oder dass sich die Tiere
durch andere Artgenossen
alle möglichen Krankheiten
einfangen können.
16 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
Foto s: schanz foto -design (3 )
Wohnungskatzen
leben länger
pro & Kontra
sie als ausgesprochen menschenfreundliche Tiere leicht
anzulocken, da helfen weder
Chip noch Tätowierung im
Ohr.
Mittel gegen Einsamkeit
„Dieser neue Baum ist gewöhnungsbedürftig, er ist einfach ein wenig zu rutschig!“
Andererseits, wenn Katzen in der
Wohnung gehalten werden, können
sie sehr fröhlich als ausschließliche
Wohnungskatzen leben. „Sie leben
normalerweise mit Menschen zusammen, die ihre Samtpfote abgöttisch
lieben, ihr das beste Futter zubereiten
und sich auch sonst um jeden einzelnen Wunsch ihrer vierbeinigen Mitbewohnerin kümmern und rund um die
Uhr ihre Schönheit bewundern“, sagt
Katharina von der Leyen. Die meisten
Stubentiger versäumen rein gar nichts,
wenn sie in katzengerecht gestalteten
Räumen leben. Der Vorteil für Woh-
nungskatzen ist, dass es eigentlich
ganz egal ist, wo man wohnt. Viele Züchter geben ihre Rassekätzchen
ohnehin nur in Wohnungshaltung ab.
Mit gutem Grund: Denn das opulente Fell einer Perserkatze ist nicht für
Streifzüge geeignet, ebensowenig wie
die mit einem zarten Flaum versehene
Haut der Sphynx. Und das ist längst
nicht alles, was verantwortungsvollen
Züchtern und Katzenbesitzern Sorge
bereitet. Sie fürchten die Diebstahlsgefahr. Rassekatzen haben nun einmal
ihren Preis, und wenn eine von ihnen
scheinbar „herrenlos“ herumläuft, sind
Katzen habe sich vor etwa
9500 Jahren dem Menschen
angeschlossen: Die Ägypter
hielten sich Katzen wohl
zum Schutz ihrer Getreidelager und verehrten sie außerdem als Gottheit, deren
Tod richtig betrauert wurde. Über Italien gelangten
sie schließlich nach Europa.
Mittlerweile hat sich eine
sehr intensive Freundschaft
zwischen Mensch und Katze entwickelt. Längst ist erwiesen, dass Katzen nicht
nur Mäuse jagen, sondern
ihre Besitzer gesund erhalten können. Eine Katze im
Haus senkt Pulsschlag und
Blutdruck und ist ein fabelhaftes Mittel gegen die wohl
zermürbendste Krankheit
unserer Zeit – die Einsamkeit. Gerade in der anonymen Großstadt, in der immer mehr Singles wohnen,
zwingt sie uns Verantwortung zu übernehmen und
wenigstens ab und zu ins
Gespräch mit den Nachbarn zu kommen. Schließlich muss jeder Katzenbesitzer für sich
selbst entscheiden, ob er sein Tier dem
Risiko eines „freien Stadtlebens“ aussetzen will.
n
K ATZE N HALTE N MIT
VERGNÜGEN
Das verspricht Erfolgsautorin Katharina
von der Leyen in ihrem amüsanten
und zugleich informativen Ratgeber
„Stubentiger und Hauslöwen“, herausgegeben im BLV Verlag München.
ISBN 978-3-405-16698-4
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 17
im fokus
Text: Carolin Schulz-Osterloh
Z
ugegeben – nicht alle Haustiere sind gleich intelligent. Und
manch einem Tierhalter mag es
so vorkommen, als würde sein Liebling
wohl eher zu den weniger schlauen gehören. Doch das kann manchmal täuschen, denn Tiere nehmen viel mehr
kleine Details in ihrer Umgebung wahr,
als Menschen sich vorstellen können.
Sie sind in der Lage, Unterschiedlichstes von ihren Besitzern zu lernen und
zu übernehmen. So schätzt man beispielsweise, dass ein durchschnittliches
Haustier etwa sechzig Worte versteht.
Besonders schlaue Zeitgenossen sogar
mehrere hundert.
Phänomenale Wahrnehmung
Neben der puren Intelligenz verfügen
Tiere auch über besonders feine Sinne. Dem außergewöhnlichen Geruchs18 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
Haben
Tiere
einen
„sechsten
Sinn“?
sinn von Hunden verdankt so mancher
Verunglückte sein Leben. Im Alltag des
Menschen leisten die Vierbeiner mit
ihren Sinnen einen großen Beitrag bei
der Rettung und Bergung, aber auch bei
der Verbrechensbekämpfung. Hunde
können sogar Duftspuren erschnüffeln,
Tiere nehmen viel mehr Details in ihrer
Umgebung wahr, als Menschen sich
vorstellen können
die bereits mehrere Tage alt sind, denn
sie verfügen über 80 bis 220 Millionen
Geruchszellen. Damit stellen sie den
Menschen mit nur zwei bis
zehn Millionen Riechzellen
ganz gewaltig in den Schatten. Und nicht nur das: Hunde hören auch noch doppelt
so gut wie Menschen. Katzen
sogar noch besser. Vor allem
im hochfrequenten Bereich
bis zu 70.000 Hertz, in den
auch das Fiepen von Nagern
fällt. Zum Vergleich: Ein
Mensch kann Töne bis 20.000
Hertz wahrnehmen, ein Hund
bis 50.000. Und damit nicht
genug, auch das nächtliche
Sehvermögen von Hund und
Katze ist besser als das des
Menschen. In ihrer Umwelt
Tiere wissen oft Minuten
vorher, dass Herrchen gleich
nach Hause kommt
Foto s: f otol ia (3)
Haustierbesitzer haben
bestimmt schon oft über ihre
Vierbeiner gestaunt und sei
es darüber, dass die Katze
schon Minuten vorher weiß,
dass Herrchen gleich nach
Hause kommt und sich in
Warteposition zur Haustür
begibt. Oder warum der Hund
bemerkt, dass es jetzt gleich
zum Tierarzt geht und deshalb
seine Rute einkneift. Haustiere
verfügen über erstaunlich
leistungsfähige Sinnesorgane
und oft auch eine hohe
Intelligenz. Doch das allein
scheint als Erklärung nicht
immer auszureichen. Haben
manche Tiere den berüchtigten
sechsten Sinn?
im fokus
Es gibt viele Geschichten, in denen Haustiere ihre Besitzer vor herannahenden Erdbeben, Hurrikans oder anderen Katastrophen gewarnt haben
orientieren sich Katzen an optischen
und akustischen Reizen und sind in der
Lage, diese als sogenannte Hörbilder abzuspeichern. Deshalb gelingt es ihnen
auch über sehr weite Distanzen immer
wieder nach Hause zu finden.
Allerdings lassen sich nicht alle Fähigkeiten von Katzen so einfach erklären.
Denn es gibt auch Katzen, die nach
einem Umzug viele Kilometer weit zurück nach Hause an ihren ursprünglichen Wohnort laufen und diesen auch
finden – obwohl sie den Weg niemals
zuvor zurückgelegt haben.
Die innere Uhr
Es liegt also nahe, dass Tiere mit ihren
Sinnen wesentlich mehr leisten können, als Menschen normalerweise vermuten. Es gibt unzählige Geschichten,
in denen Haustiere ihre Besitzer vor
herannahenden Erdbeben, Lawinen,
Hurrikans oder anderen Katastrophen
gewarnt haben. Teilweise weigern sich
Tiere bereits mehrere Tage vor einem
Erdbeben, sich zurück in ihren Stall
oder die Wohnung führen zu lassen.
Diese Sensibilität nutzen die Chinesen
sogar für die Erdbebenvorhersage. Man
nimmt an, dass die Tiere herannahende
Katastrophen durch geringste Veränderungen des Wasserspiegels, des Luftdrucks, der Temperatur und Spannungen im Erdmagnetfeld wahrnehmen.
Ähnlich sensibel nehmen Haustiere
auch die Gefühle ihres Halters wahr.
Sie spüren, ob er gerade fröhlich, traurig oder gestresst ist. Und reagieren
dementsprechend entweder mit Annäherung, Trostversuchen oder Unsichtbar-Machen.
Tiere verfügen über Fähigkeiten,
die der Mensch selbst nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen
kann. Dennoch lohnt es sich, die eigene Wahrnehmung für diese Talente
zu schärfen und bei seinem Haustier
zu fördern. Je mehr Zeit man in eine
liebevolle Beziehung zu seinem Vierbeiner investiert, desto häufiger wird
man sich darüber freuen können, was
er alles lernt und wahrnimmt. Denn:
Gemeinsames Spielen und Trainieren
macht schlau und bringt die Sinne in
Schwung. n
b u c hti pp
Wer noch mehr zu diesem Thema erfahren
möchte, findet in Bill Schul’s Werk „PSI bei
Tieren. Die unglaublichen Fähigkeiten in der
Tierwelt“ außergewöhnliche Berichte über
paranormale Fähigkeiten bei Tieren. Erschienen ist das Buch im Aquamarin Verlag.
ISBN 978-3-89427-597-6
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 19
Die Hüter des Glücks
Tibet-Terrier sind eine der ältesten Hunderassen der Welt. Seit
beinahe 2000 Jahren gelten die Wach- und Hütehunde der tibe­
tischen Nomaden als die ultimativen Glücksbringer. Einem alten
Aberglauben zufolge bringen Tibet-Terrier dem Haushalt Glück.
Der Wunsch, sich dieses Glück zu bewahren, hielt die Besitzer
davon ab, ihre Hunde zu verkaufen oder sie mit anderen Rassen
zu kreuzen. Lediglich als Dankeschön wurden die liebenswerten
Vierbeiner jedoch schon mal verschenkt. Und so kamen die vier­
beinigen Glückssymbole irgendwann nach Europa – und wurden
zu beliebten Familienhunden.
Text: Bärbel Jost
leicht zu erkennen, welche Bedeutung
diese Hunde für die Menschen in Tibet
haben.
Die englische Ärztin Dr. Agnes Greig
war eine der ersten Tibetreisenden,
die ein solches Gastgeschenk erhielt.
Anfang der 1920-er Jahre operierte
sie dort erfolgreich eine begüterte Tibeterin und bekam von deren Familie
aus Dankbarkeit gleich zwei vierbeinige Glücksbringer geschenkt. Sie war
auch diejenige, die 1930 in England
eine Zucht mit den tibetischen Hunden
begründete.
Apso statt Terrier
D
ie harten Umweltbedingungen
im Hochland Tibets – dem Dach
der Welt – haben über Jahrhunderte aus den dort gehaltenen Hunden
der Nomaden ganze Kerle gemacht.
Tibet-Terrier gehören wie Lhasa Apso,
Tibet-Spaniel und Shih Tao zu den ältesten Hunderassen überhaupt. Über
viele Generationen in einer kargen
Naturlandschaft sorgfältig gezüchtet,
repräsentieren sie eine gesunde und
schier unverwüstliche Rasse. Außer-
20 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
dem punkten die Hunde auf ganzer Linie durch ihr freundliches, lernwilliges,
zuverlässiges und niemals aggressives
Wesen. Jeder kleine Hund mit zotteligem Fell wird in Tibet „Apso Seng
Kyi“, Löwenhund, genannt. Niemals
wurden diese Hunde verkauft, sie wurden im Ausnahmefall Besuchern als
Glücksbringer mitgegeben. Auf der
tibetischen Nationalflagge sind zwei
dieser Löwenhunde abgebildet, die
das Rad des Lebens tragen. Daran ist
Den Engländern ist die verwirrende
Namensgebung des Tibet Terriers zu
verdanken. Da sie in jedem exotischen
Neuzugang immer nur die Abbilder
ihrer eigenen landestypischen Hunde
sahen, wurden kurzerhand aus den
zotteligen Hirtenhunden eben „TibetTerrier“. Doch diese Bezeichnung ist
völlig fehl am Platze und schlichtweg
falsch. Denn mit einem „Bodenhund
= Terrier“ haben die mittelgroßen tibetischen Hunde nicht das Geringste
zu tun, vielmehr sind sie waschechte
Fotos: schanz foto- desi gn (2)
Als Dankeschön
wurden die liebenswerten Tibet-Terrier
auch schon mal
verschenkt
rasseporträt
Foto: T i erfotoagentur Ri c hter
Wach- und Hütehunde und
Mönche zwar treu und anmüssten eigentlich richtihänglich, aber Fremden gegerweise Tibet Apso heißen.
genüber umso reservierter.
Schließlich war es ja ihre
(Apso ist abgeleitet vom tibetischen Wort „Rapso“, was
Aufgabe, Vieh und Haus zu
soviel heißt wie zottelige
bewachen. Die modernen
Tibet-Terrier sind hingegen
langhaarige Bergziege).
sehr aufgeschlossen und
Es muss hinterfragt werden,
keineswegs die typischen
ob die Tibet-Terrier als klassische „Rassehunde“ überWachhunde. Trotzdem sind
haupt bezeichnet werden Eine englische Ärztin begann 1930 eine Zucht mit den kleinen Hunden
sie aufmerksame und zuverkönnen. Denn sie sind keine
lässige Gefährten. Egal ob
Sommer oder Winter, sie lieben viel
nach präzis vorgegebenen VorstellunHüten des Viehs nur bedingt geeignet
Bewegung und möchten am liebsten
gen gezüchteten Hunde, wie z. B. der
waren. Sie wurden von den Mönchen
im Familienverbund den ganzen Tag
Deutsche Schäferhund oder der Boxer,
als ständige Begleiter und „Bethunde“
Spaß und Abwechslung haben. Die
die gleichsam am „Reißbrett“ nach ihgerne angenommen. Bis heute sind
Hunde mögen besonders das Wasser
die feinen, asiatisch runden Formen
ren äußeren Erscheinungs-, Wesensund Charaktermerkmalen entwickelt
sowie die besondere verträgliche und
und sind auch einem ausgiebigen Bad
nicht abgeneigt.
und gezüchtet wurden. Vielmehr sind
liebenswerte Art der Klosterhunde erdie Tibet Terrier fast so ursprünglich
halten geblieben.
geblieben, wie sie schon vor über 2000
In der nunmehr über 80 Jahre wähGründliche Haarpflege – ein Muss
renden europäischen ZuchtgeschichJahren als Nomaden- und KlosterhunDas Haar des Tibet Terriers prägt maßte haben sich die Nachkommen der
de gelebt haben. Reist man heute in die
geblich seine Erscheinungsform als
tibetischen Hunde durch eine gezielexotisch-asiatische Hunderasse und
autonome Region Tibet, so könnte man
te Zuchtauswahl im Wesen so gut
macht einen wesentlichen Teil seiner
auf den Straßen der Hauptstadt Lhasa
wie überhaupt nicht verändert. UrAttraktivität aus. Das Haarkleid ist
durchaus Hunden begegnen, die dem
zweischichtig und besteht aus einem
europäischen „Rassehund“ Tibet-Terrier
sprünglich zeigten sich die Hütehunde
langen, kräftigen, aber dennoch gezum Verwechseln ähnlich sehen.
der Wanderhirten und Begleiter der
schmeidig-glanzvollen Deckhaar und
Jeder kleine Hund mit zotteligem Fell wird in
Viehhüter der Nomaden einer ausgeprägten Unterwolle. DeckTibet „Apso Seng Kyi“, Löwenhund, genannt
Begleiter der Mönche
haar und Unterwolle schließen sehr
viel Luft ein und wirken deswegen
Tibet-Terrier entwickelten sich aus zwei
in hohem Maße isolierend - und das
Zuchtlinien. Zum einen züchteten die
Hirtennomaden des tibetischen Hochnicht nur gegenüber Kälte und Nässe,
plateaus, das in einer Höhe von mehr
sondern auch gegen Hitze.
als 4000 m liegt, Hunde zum Hüten
Nach einem langen erlebnisreichen
ihres Viehs. Wendigkeit, Sprung- und
Hundetag ist deshalb bei diesem Rasse­
Klettergewandtheit sowie eine robuste
hund auf jeden Fall Fellpflege angeGesundheit gehen auf diese Zucht zusagt. Das Fell verfilzt kaum, wenn es
rück, genauso wie das doppelschichtieinmal täglich gründlich durchgebürsge Haarkleid – lange Deckhaare, dichte
tet wird. Schon im Welpenalter sollte
Unterwolle – das gegen eisige Kälte,
damit begonnen werden, den Hund
Wind, Nässe und Hitze schützt. Als
an Kamm und Bürste zu gewöhnen.
ein besonderes Erbe hat sich bei dieGeduld, Ausdauer und FingerspitzenTi bet- t e r r i e r
sen Hunden bis heute eine gewisse Zugefühl sind dabei vonnöten.
rückhaltung gegenüber Fremden und
Der Haarschleier vor den Augen sollte
Ausführlichere Informationen zu Herkunft,
auch der ihnen eigene selbständige
ursprünglich die Hunde in ihrer Heimat
Merkmalen, Haltung, Gesundheit und
Charakter, der keine Unterwürfigkeit
vor dem sehr starken Wind und den
Pflege des Tibet Terriers bietet das ganz
kennt, erhalten. Die zweite Zuchtlinie
damit verbundenen Sand- und Staubneue, im Kynos Verlag erschienene Buch
geht auf die tibetische Klosterzucht
stürmen schützen. Hierzulande rafft
von Adolf Kraßnigg „Unser Hund - Der Tibet
zurück. Als Weihegaben schenkten die
man ganz einfach das Haar mit einer
Terrier.
Viehhirten den Klöstern besonders ihre
Spange zusammen und verschafft so
ISBN 978-3-942335-57-7
kleinen zierlichen Hunde, die für das
dem Hund eine freie Sicht.
n
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 21
vorsorge
Kaum genießen Mensch und Tier die ersten sommerlich
heißen Tage, schon gibt es Notfallmeldungen über Hunde,
die in letzter Minute aus überhitzten Autos befreit werden
mussten. Trotz wiederholter Warnungen von Medizinern und
Tierschützern scheinen sich die Gesundheitsgefahren, die den
Vierbeinern durch Hitze drohen, noch nicht bis zu allen Tier­
haltern herum­gesprochen zu haben.
Text: Heike Wells
M
anche bedenken nicht den
ginnen und dann langsam in Richtung
schnellen Weg der Sonne am
Herz weiterzugehen. Niemals das Tier
Himmel, der binnen weniger
mit einem vollen Eimer Wasser überMinuten einen schattig-kühlen in eigießen oder den direkten Wasserstrahl
nen von der prallen Sonne aufgeheizauf den Körper des Tieres richten, da
ten Fahrzeuginnenraum verwandeln
hierdurch ein tödlicher Schock ausgekann. Tierschutzverbände appellieren
löst werden kann. Doch dann sollte
jedes Jahr aufs Neue, den vierbeinigen
man den Hund so schnell wie möglich
Freund in der warmen Jahreszeit nicht
zur Kreislaufstabilisierung zum Tierim Auto zu lassen, und sei es nur für
arzt bringen.
kurze Zeit und bei geöffneten Fenstern.
Hunde können nämlich nicht schwitSchattiges Plätzchen gefragt
zen wie die Menschen, deshalb kann
Aber wer will es schon so weit kommen lassen? Vorbeugung ist darum
bei ihnen schnell ein Hitzschlag droTrumpf, auch im sonstigen Alltag.
hen bis hin zum tödlichen Kollaps.
Dass Gefahr im Verzug ist, erkennt
Denn nicht wenige Hunde, besonders
man an verstärktem Hecheln, beschwere, kräftige Vertreter mit dickem
schleunigtem Puls, erhöhter KörperFell haben bei hohen Temperaturen,
temperatur, Speicheln und
eventuell stark geröteten Dösen lässt Hunde die Hitze besser ertragen
Schleimhäuten. Im fortgeschrittenen Stadium treten
Erbrechen, Schock und Bewusstlosigkeit ein. Ist der
Notfall eingetreten, sollte
man den Hund zunächst
behutsam mit feuchten Tüchern langsam abkühlen,
mit Dusche oder Gartenschlauch abbrausen. Dabei
ist es sehr wichtig, stets bei
den äußeren Extremitäten
(Pfoten und Läufen) zu be22 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
insbesondere mit schnellem Witterungswechsel, ohnehin zu kämpfen.
Vor allem ältere oder kreislaufgeschädigte Hunde sind an heißen und
schwülen Tagen besonders gefährdet.
Ihre Menschen sollten den Vierbeinern
darum in der warmen Jahreszeit das
Leben erleichtern, indem sie ihnen ein
schattiges, gut belüftetes (aber nicht
zugiges!) Plätzchen anbieten und stets
frisches Trinkwasser bereithalten sowie
Anstrengungen wie Spiel, Sport und
lange Gassigänge auf die Morgen- und
Abendstunden legen.
Wenn Menschen ins Schwitzen kommen, kühlen sie sich mit leckerem Eis,
kalten Getränken, einer erfrischenden
Dusche oder durch einen Sprung ins
kühle Nass ab. Wie aber
kommen unsere tierischen
Freunde mit der sommerlichen Hitze zurecht? Um heiße Sommertage unbeschadet
zu überstehen, hat die Natur
den Tieren einige Strategien
mitgegeben: Hecheln, Dösen, Baden.
Hecheln – Zunge als
Thermoregulator
Die wohl bekannteste Abkühlung bei Vierbeinern ist
das Hecheln, das Hundebe-
Foto s: schanz foto -design (3 ), fotolia
Hunde vor der
Sommerhitze schützen
vorsorge
Für Hunde eignet sich am
besten eine Stelle am See,
an der das Ufer flach in das
Wasser übergeht
kommen, sein schattiges Plätzchen zu verlassen, um stattdessen
bei praller Sonne aktiv zu werden. Genügend Zeit zum Dösen
sollte man deshalb
dem Tier unbedingt
gönnen. Ideal dafür
wäre ein natürlicher
und kühler Schattenplatz.
Baden – Spaß im
kühlen Nass
sitzer von ihren Partnern auf vier Pfoten bestens kennen. Einer der Gründe
für die erhöhte Empfindlichkeit gegenüber hohen Temperaturen ist die eingeschränkte Möglichkeit der Temperaturregulation bei unseren Haustieren.
So können Hunde nicht am ganzen
Körper, sondern nur an den Pfoten
schwitzen, was für einen Temperaturausgleich bei Hitze nicht ausreicht.
Deshalb übernimmt in erster Linie die
Zunge die Regulierung der Körperwärme: Hunde atmen die kühlere Außenluft durch die Nase ein und die im
Körper erwärmte Luft durch den Fang
wieder aus; der verdampfte Speichel
kühlt über den Luftaustausch den Körper. Die Zunge fungiert durch die Verdunstung von Feuchtigkeit (Speichel)
gewissermaßen als Thermoregulator.
Je schneller der Hund atmet, umso
schneller sinkt auch die Körpertemperatur. Verstärktes Hecheln bei Hitze,
wie es auch bei Anstrengung geschieht,
ist darum ein gesunder Mechanismus
des Hundekörpers. Allerdings funktioniert das geschilderte Prinzip nur,
solange die Körpertemperatur höher ist
als die der Außenluft. Tritt der umge-
kehrte Fall ein – was im Innenraum
von Autos sehr schnell geschehen
kann – droht ein Hitzschlag.
Dösen – Warten auf kühlere Zeiten
Hunde brauchen ab und an ihre Ruhe.
Erst recht im Sommer, denn speziell in
der warmen Jahreszeit ist das Verdösen des Tages praktisch ein Mittel, um
Hitze besser ertragen zu können. Kein
Hund würde von sich aus auf die Idee
Temperaturausgleich durch Hecheln
Baden macht nicht
nur Menschen im
Sommer Spaß. Auch
Vierbeiner lieben diese Art der Abkühlung. Am besten eignet sich eine ruhig gelegene Stelle an
einem Fluss oder See, an der das Ufer
flach in das Wasser übergeht. Der Hund
kann so ganz sicher und langsam seine
ersten Schritte ins Wasser wagen. Doch
wenn diese Möglichkeit nicht geboten
ist, tun es auch Wanne, Schüssel oder
ein aufblasbares Planschbecken, um
die Körpertemperatur etwas zu senken. Manchen Hunden kann es nicht
schnell genug gehen, sich ins Wasser
zu stürzen. Bei großer Hitze kann man
selbst wasserscheuen Hunden zu einem
Erfrischungsbad verhelfen, und sei es
mit Hilfe von Spielzeug oder einem
Leckerli.
n
P RAX I S -W I S S E N
Die reguläre Körpertemperatur von Vierbeinern beträgt deutlich mehr als die von
Zweibeinern. Je nach Größe und Alter des
Hundes liegt sie zwischen 37,5 und 38,5
Grad, bei Welpen ist sie sogar um ein Grad
höher. Gemessen wird die Körpertemperatur beim Hund rektal mit einem marktüblichen Fieberthermometer.
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 23
körpersprache
Mimik und Körpersprache
Versteht mich
mein Hund?
Der Hund beobachtet seinen Besitzer sehr genau. Viel genauer
als der seinen Hund. Der Vierbeiner bemerkt durch seine sensib­
len Antennen ganz genau, wie gut Herrchen oder Frauchen drauf
sind, ob sie einen schlechten Tag hatten, nervös, gestresst oder
sogar unglücklich sind. Trotzdem kann der Hund völlig falsch
verstehen, was der Mensch mit seinen Gesten ausdrückt. Es ist
also wichtig, dass Hundebesitzer ganz bewusst auf ihre eigene
Körpersprache achten, damit dem Vierbeiner keine ungewollten
Botschaften vermittelt werden.
Text: Ingrid Edelbacher
Hund mit einem anderen spielen will,
kniet er sich gerne mit den Vorderpfoten auf den Boden und streckt seinen
Schwanz in die Höhe. Das nennen Experten Spielverbeugung. Der Hund hat
genau diese Haltung bei der knienden
Suche gesehen und dementsprechend
interpretiert.
Menschen können sich mit Worten verständigen. Für Hunde sind die meisten
sprachlichen Äußerungen des Menschen jedoch absolut unverständlich.
Sie müssen stattdessen den Menschen
über dessen Körpersprache verstehen.
Sie stellen sich teilweise zu stark auf
die Körpersignale des Menschen ein,
so dass sie oft dadurch Botschaften beMissverständnisse sind
kommen, die der Zweibeiner gar nicht
vorprogrammiert
beabsichtigt hat.
Eines der häufigsten MissverständSo wird zum Beispiel die verEin erhobener Kopf vermittelt Selbstbewusstsein
zweifelte Suche nach einer
Kontaktlinse auf dem Boden
vom Hund als Spielaufforderung verstanden. Und was
macht er? Er springt auf
den Rücken seines Besitzers
oder rennt wie wild im Kreis
und bellt. Der Hund ist sich
vermeintlich sicher, dass
jetzt gespielt wird. Entnervt
schimpft sein Herrchen und
schiebt ihn von sich weg. Der
Vierbeiner ist tief enttäuscht.
Er hat seinen Menschen
falsch verstanden. Wenn ein
24 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
nisse zwischen Hund und Mensch
entsteht, wenn Vierbeiner im Garten
scheinbar nur so vor sich hin bellen.
Irgendwann ist es genug, und das
lautstarke Kommando „Ruhe“ oder
„Schluss jetzt“ animiert den Hund,
dass er voll Begeisterung weiter bellt,
da er eine für ihn widersprüchliche
Botschaft erhalten hat. Der Hund
deutet die Anweisung als Anerkennung und meint, dass Herrchen jetzt
mit ihm gemeinsam bellt. Also ist der
Hund nicht unfolgsam
oder böswillig, sondern
er hat es nicht besser verstanden.
Auch mit den Händen und Füßen zu reden, vermittelt Hunden
oft falsches Verhalten.
Sie mögen es nicht, mit
ausladenden Gesten und
ausgebreiteten Armen begrüßt zu werden. Hunde
sind nicht so direkt, denn
sie nähern sich Fremden
stets von der Seite und
bewegen sich langsam.
Foto s: f otol ia (4)
W
as
der
Hund
mit
Schwanzwedeln, Winseln
oder einem hinreißenden
Augenaufschlag ausdrücken will,
ist für den Besitzer meist erkennbar.
Andererseits verrät der Mensch dem
Hund mit Körperhaltung, Geste oder
Gesichtsausdruck eine ganze Menge
über seine Gefühle und Absichten.
Signale wie der Griff zur Leine oder
zum Futternapf sind völlig klar. Hunde
haben einen unglaublichen Scharfblick
und bemerken auch Winzigkeiten, die
an Menschen spurlos vorübergehen.
Kleinste Änderungen der Körperhaltung oder ein zuckendes Augenlid
werden von Hunden sofort wahrgenommen und analysiert. Sie erkennen
auf den ersten Blick, ob Frauchen oder
Herrchen glücklich oder traurig sind,
ob sie sich wohl fühlen oder sich über
etwas ärgern – und vor allem: ob sie
zum Spielen oder für einen Spaziergang aufgelegt sind.
körpersprache
„Was will er mir mit diesen Handbewegungen sagen?“
Darum schrecken sie oft zurück, wenn
sich ihnen jemand rasch und energisch nähert. Schnelle Handbewegungen können Hunde erschrecken oder
verärgern. Aufgrund ihrer Veranlagung ist alles, was sich rasch bewegt,
entweder eine potenzielle Beute oder
ein Angreifer. Daher sind Hunde sofort auf der Hut, wenn man ihnen mit
raschen Bewegungen kommt.
Signale falsch interpretiert
Der Hund vergisst nicht, wenn er miterlebt hat, dass unangenehme und
lautstarke Telefonate geführt wurden,
und reagiert aufgeregt immer, wenn
das Handy läutet. Denn fast unbemerkt
verändert sich unter Stress und bei Ärger die menschliche Stimme, sie wird
rau und hektisch. Der Hund bekommt
auch Stress, da er glaubt, dass er der
Hunde erkennen, ob Frauchen glücklich ist und sich wohl fühlt
Grund für die schlechte Laune seines
Herrchens ist und wird in der Folge
nervös, wenn das Telefon klingelt.
Wer wütend nach Hause kommt und
die Tür aufreißt, tut sich nichts Gutes
und schon gar nicht seinem Tier. Der
Ärger überträgt sich sofort auf den
Hund. Wiederum wird er glauben,
dass Herrchen oder Frauchen böse
auf ihn ist. Deshalb ist es ratsam,
sich auf die Hundeseele einzustellen
und das Tier möglichst gelassen zu
begrüßen.
Welche menschliche Körpersprache
Hunde besonders mögen? Ein Auftreten mit erhobenem Kopf und zurückgezogenen Schultern. Das vermittelt ihnen Selbstbewusstsein und
Zuversicht. Das respektieren sie. Wer
dazu noch einen selbstsicheren und
forschen Gang hat, erleichtert den
Umgang mit Hunden. Ein solcher
Mensch imponiert den Vierbeinern.
Sie akzeptieren, dass der Zwei­beiner
das Sagen hat und sich um alles
kümmert. n
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 25
mensch & tier
Haustiere senken Allergi
Hunde und Katzen sind für
Kinder nicht nur Spielkame­
raden, sondern trainieren auch
deren Immunsystem und sen­
ken damit das Allergierisiko.
Das fand das Forschungsteam
um Dr. Joachim Heinrich vom
Helmholtz-Zentrum München
in einer groß angelegten
Studie heraus.
Text: Dr. Christine Kary
26 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
K
leinkinder und Tiere im selben Haushalt – wie gut oder
schlecht verträgt sich das?
Überwiegen die positiven Effekte,
wenn ein Kind schon sehr früh engen
Kontakt mit Vierbeinern hat, oder die
Risiken? Darüber sind die Meinungen
geteilt.
Dass Heimtiere der psychischen Entwicklung gut tun, wird kaum mehr
bezweifelt, aber in Bezug auf die Hygiene sind zwangsläufig gewisse Abstriche zu machen. Tierhaare auf dem
Teppich, vom Vierbeiner liebevoll
abgeleckte Kinderhände, gemeinsam
benutztes Spielzeug: Die häuf­igste Befürchtung vieler Eltern ist, dass dabei
Parasiten und Krankheitskeime vom
Tier übertragen werden und das sich
Tierhaarallergien entwickeln können.
Sie vermuten, dass die Kinder mit
potentiellen Allergenen in Kontakt
kommen, bevor sich ihr Immunsystem
entwickelt hat und halten deshalb ihre
Sprösslinge bewusst von Tieren fern.
Doch eher das Gegenteil ist der Fall:
Gerade das Aufwachsen der Kinder
in einer überhygienischen, fast schon
sterilen Umgebung kann das Entstehen von Allergien sogar begünstigen,
weil dann das völlig unterforderte Immunsystem des Kindes überreagiert,
wenn es plötzlich mit einem Allergen
konfrontiert wird.
Foto s: t ier fotoagentur r ichter ( 3)
Bei frühem Kontakt mit Hunden zeigten sich weniger Allergien gegen Hundehaare
me nsch & tier
erisiko bei Kindern
Körpereigene Abwehr
wird gestärkt
In diese Richtung deuten nun auch
Ergebnisse einer in den USA durchgeführten Langzeitstudie, die am Henry
Ford Hospital in Detroit von dem
Forscherteam der Ärztin und Biostatistikerin Ganesa Wegienka ausgewertet und im Fachblatt „Clinical and
experimental allergy“ veröffentlicht
wurde. Die Untersuchungen belegen,
dass ein früher Kontakt mit Heimtieren das Allergierisiko bei Kindern
nicht erhöht, sondern tendenziell sogar senkt. An der Studie in Detroit
nahmen Kinder der Geburtsjahrgänge
1987 bis 1989 teil. Ihre Lebensumstände und ihre Gesundheit wurden
jährlich ermittelt und dokumentiert.
Unter anderem wurde untersucht,
welche Kinder wann und wie lange
Hunde und/oder Katzen hatten. Im
Alter von 18 Jahren gaben 565 Teilnehmer Blutproben ab, die auf Antikörper gegen Hunde- und Katzenallergene untersucht wurden.
terschieden im Umgang mit
den Vierbeinern. Das aber
ist nicht mehr als eine vage
Vermutung.
Im ersten Lebensjahr dürfte sich das Zusammenleben
mit Haustieren signifikant
auf die spätere Allergieneigung auswirken. Später scheint es dagegen nur
mehr einen sehr geringen
oder gar keinen Einfluss auf
die weitere Entwicklung des
Immunsystems zu haben.
Kleinstkinder profitieren
besonders
Zu diesen Ergebnissen kam
auch ein Forscherteam
Heimtiere tun der Entwicklung gut
des Helmholtz-Zentrums
in München unter der Leitung von
Katzenhaarallergie als ihre Altersgenossen ohne schnurrende Samtpfoten.
Dr. Joachim Heinrich.
Bei frühem Kontakt mit Hunden zeigten
Im Rahmen dieser Studie wurden über
sich ähnliche Auswirkungen – allerzehntausend Kinder von ihrer Geburt
dings überraschenderweise nur bei
an begleitet, über Jahre hinweg wieJungen und nicht bei Mädchen. Woran
derholt untersucht und sowohl sie als
das liegen könnte, darauf gibt es bis
auch deren Eltern über das häusliche
Ergebnis der Langzeitstudie –
jetzt keine Antwort. Vielleicht an UnUmfeld und Erkrankungen befragt.
Mut zur Hautierhaltung
Dadurch sollte herausgefunDie
erste
Zeit
nach
der
Geburt
ist
für
das
Immunsystem
besonders
wichtig
mit Kindern
den werden, welche FaktoDas Resultat: Kinder, die
ren, wie etwa Ernährung,
mit Hunden oder Katzen
Umwelt, Verkehrsbelastung
aufwuchsen, hatten nicht
das Auftreten von Allergien
häufiger Tierallergien als
bewirken könnten. Zehn
jene, die in einem tierlosen
Prozent der teilnehmenden
Haushalt lebten. Außerdem
Kinder hatten einen Hund
zeigte sich an Hand der Da– und diese wiesen deutlich
ten, dass die erste Zeit nach
weniger Blutmarker für ein
der Geburt für die EntwickAllergierisiko auf als die
lung des Immunsystems beohne Hund aufgewachsenen
sonders wichtig ist. In dieser
Kinder. Und zwar besonders
Lebensphase haben Tiere
dann, wenn sie bereits in ihim selben Haushalt sichtrem ersten Lebensjahr Kontakt zum Vierbeiner hatten.
lich einen positiven Effekt.
Kinder, die in ihrem ersten
Ein Hund im Haus ist also
Lebensjahr mit einer Katze
sichtlich kein Allergie-Risizusammenlebten, hatten
kofaktor – ganz im Gegenspäter nur halb so oft eine
teil. n
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 27
gesundheit
Die Schattenseite einer
hohen Lebenserwartung
28 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
„Ich bin nicht alt, ich bin in den
besten Jahren!“
und können so bedeutend werden,
dass sie fast untragbar sind. So mancher Tierbesitzer hat sich schon über
das Verhalten seines vierbeinigen Seniors gewundert. Plötzlich steht der
Stubentiger im Raum, maunzt und
scheint nicht mehr zu wissen, wo die
Katzentoilette steht. Oder Frauchen ist
genervt von der plötzlichen
Rastlosigkeit des Hundes in
der Nacht, in der er kaum
noch schläft und unentwegt
bellt.
Für Tierärzte ist es zwar
nichts Neues, dass bei alten
Hunden und Katzen unerwünschte Verhaltensänderungen auftreten können,
aber Veränderungen, die mit
zugrundeliegenden Erkrankungen des Nervensystems
zusammenhängen, werden
nur selten näher untersucht.
Inzwischen weiß man aber,
Foto s: schanz foto -design (3 )
H
unde und Katzen können im
die Übertragung von Signalen im Gehöheren Alter all jene gesundhirn behindern.
heitlichen Probleme bekommen, die menschlichen Senioren das
Wenn Vergesslichkeit auf der
Leben schwer machen. Angefangen
Tagesordnung steht
vom nachlassenden Seh- und HörverViele Verhaltensänderungen des geliebten Haustieres entwickeln sich
mögen über Diabetes, Arthrose- und
langsam und werden oft vom MenGelenkbeschwerden, Bluthochdruck,
Herzerkrankungen, Schilddrüsenüschen nicht erkannt. Im fortgeschritberfunktionen bis hin zu Alzheimer
tenen Alter nehmen diese aber jäh zu
oder Demenz. Durch die
Alterung der Organsysteme Hunde können an den selben Krankheiten wie Menschen leiden
leidet auch das Gehirn. Die
Veränderungen der Blutgefäße führen zu Sauerstoffmangel und zur Ablagerung
von Stoffwechselprodukten.
So haben Forscher festgestellt, dass das Bad-Protein,
das beim Menschen die Demenzerkrankung auslösen
kann, auch bei Katzen und
Hunden in der Hirnrinde
vorkommt. Es bilden sich
so genannte Beta-Amyloide
in den Nervenzellen, welche
Foto: fotolia
Ein umsorgtes und beschütztes Leben, eine gesunde und aus­
gewogene Ernährung und eine allumfassende tiermedizinische
Versorgung haben das Durchschnittsalter von Haustieren enorm
gesteigert. Wer heute Freundschaft mit einer Katze schließt,
kann sich darauf freuen, mit ihr 15 bis 20 Jahre zu verbringen.
Gleiches gilt für Hunde, die heute - je nach Rasse und Größe zwischen 12 und 16 Jahre alt werden können. Mit dem hohen
Alter der Tiere nimmt der Anteil der geriatrischen Patienten zu,
die ähnlich wie beim Menschen an Demenz oder Alzheimer
erkranken können.
Text: Bärbel Jost
gesundheit
Die Tiere sollten von ihren Besitzern geistig auf Trab gehalten werden, beispielsweise mit Suchspielen und abwechslungsreichen Spielideen
dass einige Verhaltensprobleme im
Alter Symptome der kognitiven Dysfunktion (CS-Syndrom) – auch Hundeoder Katzen-Alzheimer genannt – sein
können.
Würdevoll altern ist trotzdem
möglich
Eine Erkrankung sollte auf jeden Fall
vom Tierarzt sicher diagnostiziert sein,
denn auch andere Beschwerden, wie
z. B. Schmerzzustände, können Ursache für Verhaltensänderungen sein.
Der Krankheitsverlauf der Altersdemenz bei Haustieren kann zwar nicht
aufgehalten, jedoch mit Hilfe von Medikamenten, Nahrungsergänzungen
sowie gezieltem „Gehirnjogging“ fast
immer verlangsamt werden. Je früher
das Tier in Behandlung kommt, desto
besser. Neben der tierärztlichen Be-
treuung brauchen demenzkranke Tiere
vor allem verständnis- und rücksichtsvolle Menschen. Auch kann eine gezielte Therapie daheim die Symptome
mildern. Die Tiere sollten von ihren
Besitzern besonders geistig auf Trab
gehalten werden. Hunde können mit
Suchspielen, neuen Kommandos und
Spaziergängen in fremder Umgebung
fit gehalten, Katzen mit abwechslungsreichen Spielideen trainiert werden.
Gleichzeitig sollte aber der Tagesablauf eine feste verlässliche Struktur
haben. Letzten Endes liegt es ganz in
der Hand der Tierhalter, wie würdevoll
die vierbeinigen Lieblinge den Lebensabend auch mit Demenz verbringen.
Es gibt kaum Hinweise darauf, dass
derartig beeinträchtigte Tiere irgendwelche Scham über ihr nachlassendes
Verhalten empfinden würden. n
or i e n ti e r u n gs los ?
Der kontinuierliche Verfall der kognitiven
Fähigkeiten führt zu Verhaltensänderungen bei Hund und Katze, die möglichst
früh erkannt werden sollten.
Für eine beginnende Demenz gibt es
verschiedene Anzeichen:
• Inaktivität, wenig Interesse an
der Umgebung
• Vergesslichkeit von Kommandos
• Reduzierte Kontaktaufnahme
• Weniger enthusiastische Begrüßung
• Reduktion der Lern- und Erinnerungsfähigkeit
• Zeitliche und räumliche Desorientierung
• Planloses und rastloses Umherwandeln
• Gestörter Schlaf-Wachzyklus
• generell vermehrter Schlaf
• Nächtliches Schreien oder Bellen
• Unsauberkeit und Inkontinenz
Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93 | 29
job-börse
Kontakt zu Mensch und Tier
macht Freude
Also startete ich schnellstmöglich, begann kostenlose Nahrungsproben an Hundebesitzer
zu verteilen, obwohl ich zu
diesem Zeitpunkt noch nicht
wirklich verstanden hatte, warum sich jemand so viel Gedanken um die Ernährung von
Hunden machte. Nachdem ich
30 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
Foto: aras
20
Jahre meines Lebens
habe ich dem Vertrieb der
ARAS-Produkte gewidmet.
Ich bin immer noch froh und stolz,
Tierbesitzer bei der Wahl der Nahrung
für ihre Hunde und Katzen tatkräftig
unterstützen zu können, ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen und sie von der umfassenden
Serviceleistung profitieren zu lassen.
Es ist nunmehr gut 20 Jahre her, dass
ich mich von meinem „Lehrerdasein“
getrennt habe, um mich intensiv um
die Transportfirma meines Mannes
zu kümmern. Die berufliche Veränderung machte mir zwar Spaß, doch bald
merkte ich, dass etwas fehlt – nach
2 Jahren fingen die Bürowände an,
mich zu erdrücken. Durch puren Zufall
fiel mir die Zeitschrift „Geschäftsidee“
in die Hände, in der ich die Anzeige
einer Firma fand, die für die neuen
Bundesländer einen Heimliefer-Service für Tiernahrung anbot. Auf dieses Inserat meldete ich mich sofort,
da ich eigentlich einen neuen Transportauftrag witterte. Im August des
Jahres 1992 erfuhren mein Mann und
ich in einem persönlichen Gespräch
mit der ARAS-Tiernahrung in Nürnberg, worum es bei diesem Geschäft
„ARAS-Heimliefer-Service“ eigentlich
geht. Nicht ein Transportauftrag wurde
geboten, sondern der direkte Kontakt
zu Mensch und Tier war gefordert.
Und genau dieser Umstand kam mir
sehr gut zupass, fand ich doch dabei
wieder den mir fehlenden Umgang
mit Menschen, und dass der mit Tieren noch dazukommen sollte, war für
mich okay.
Der Kontakt zu Mensch und Tier macht Marion Mehnert sehr viel Spaß
Hobby wurde
zur Berufung
Die Rubrik „Jobbörse“ ist in unserem Magazin inzwischen zu
einer ständigen Einrichtung geworden. In dieser Ausgabe stellt
Marion Mehnert aus Chemnitz ihre Existenzgründung und die
Entwicklung ihres Geschäftes „ARAS Heimliefer-Service für
Tiernahrung“ vor.
den Vierbeinern angenommen wurde und dass sich nach kurzer Zeit die
Tiere positiv veränderten. Diese ersten
Erfolge spornten mich an, das „Hobby
ARAS“ weiter auszubauen. Sehr bald
hatte ich die ersten 20 Kunden zu betreuen und regelmäßig zu beliefern.
Der Kontakt zu Mensch und
Tier machte mir sehr viel
Info
Spaß und war für mich die
willkommene Abwechslung
ARAS-Tiernahrung sucht auch weiterhin Existenzgründer:
zum Büroalltag.
Deutschland +49(0911) 5 88 85-34 www.aras.de
Und so ist es bis heute geÖsterreich +43(01) 879 23 78
www.aras.at
blieben. Monat für Monat
Schweiz
+49(0911) 5 88 85-34 www.aras-vertrieb.ch
meine Kunden zu beliefern,
Interessierte können sich unverbindlich über die vielfältigen
zu sehen, wie gut es Hund
Möglichkeiten informieren.
und Katze schmeckt, wie
aber die ersten Interessenten und auch
sehr schnell Kunden für die besondere ARAS-Hundenahrung auf Frischfleischbasis, garantiert frei von synthetischen Zusatzstoffen, gewonnen hatte,
merkten ich und meine Kunden sehr
schnell, wie toll diese Nahrung von
job-börse
ARAS überzeugen konnten, aber erst
am 22. Mai habe ich durch ihre Hilfe
wieder einen neuen Kunden gewinnen
können.
Ich beliefere Kunden vor allem in
Chemnitz und der näheren Umgebung,
im Erzgebirgskreis, in Zwickau und in
Leipzig. Das Tolle am ARAS-Geschäft
ist die Kundentreue. Auch wenn Tiere
verstorben sind, melden sich die Kunden, sobald sie sich einen
neuen Vierbeiner angeschafft haben, wieder, um
die ARAS-Nahrung weiter
zu beziehen. Selbst ehemalige Kunden, die sich aus verschiedensten Gründen kein
Haustier wieder anschaffen, besuchen meine Stände
auf Messen und Festen, um
einfach Hallo zu sagen. Ich
wage zu bezweifeln, dass es
in anderen Vertrieben so viel
Verbundenheit und Herzlichkeit gibt. n
Foto: aras
vital und gesund die Tiere sind und
Das Tolle ist die Kundentreue
wie zufrieden und glücklich es die jeKunden wie die Familie Klauß aus
Großpösna bei Leipzig, die ich bei
weiligen Besitzer macht, bereitet mir
einer Messe in dieser Region vor
Freude. In all den Jahren sind aus
20 Jahren gewinnen konnte, halten
Kundenbeziehungen auch regelrechte
Freundschaften geworden. So helfen
mir bis heute die Treue und sind seitmir immer mehr meiner zufriedenen
dem von der Qualität der Nahrung
Kunden auch dabei, weitere Hundeund dem Heimlieferservice begeisund Katzenbesitzer von den ARAS–
tert. Ich habe nicht gezählt, wie viele
Tierbesitzer sie im Laufe der Zeit von
Fertigmenüs zu überzeugen.
Konnte ich zu Beginn meiner
Tätigkeit immer nur Positives Marion Mehnert mit ihrem Mann bei einer Messe
von meinen Kunden hören, so
kann ich inzwischen auch aus
eigener Erfahrung nur Gutes
von dieser Nahrung berichten.
Seit 11 Jahren wohnen unser
Hauskater „Moritz“ und seit
2 Jahren unsere Norwegerin
„Cyntia“ bei uns. Sie erfreuen sich bester Vitalität und
Gesundheit, und den Tierarzt
kennen sie nur durch regelmäßige Wurmkuren und Vorsorgeimpfungen.
iebe Tierfreunde,
L
Es lockt das Fernweh und die Sehnsucht nach Sommer, Sonne, Strand
und Meer? Doch sollte man das nächste Urlaubsziel ruhig einmal mit
Hundeaugen betrachten. Die würden wahrscheinlich eher von kühlen
Almwiesen und klaren Gebirgsseen träumen. Sie würden gerne durch
Felder und Wiesen stöbern, die nach Freiheit duften. Ganz unkompli­
ziert, belebend und landschaftlich reizvoll kann auch ein Urlaub abseits
von Strand und Meer sein. Mensch und Tier können in der unberührten
Natur ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen.
Schöne und erlebnisreiche Ferien wünschen
Bärbel & Moritz
Wanderlizenz für Hunde
Was ist speziell bei Wanderungen oder Bergtouren von
zwei- und vierbeinigen Bergkameraden zu beachten?
Wanderer und Bergsteiger rüsten sich selbst vor einer
Tour meist bestens aus. Hundehalter jedoch vernachlässigen es oft, ihre Vierbeiner auf Begegnungen in freier
Natur vorzubereiten. Bei vielen Hundebesitzern herrscht
ein hohes Maß an Unsicherheit bezüglich des richtigen
Umgangs mit Hunden auf der Alm. Um Hund und Hundehalter zu einem eingespielten Team in den Bergen zu machen, bietet das „Sonnenhotel
Zaubek“ auf der Gerlitzen Alpe in Kärnten (Österreich) daher einen speziellen Alm-HundeFührerschein an, der Berg-Spaziergängern, Wanderern und Bergsteigern das Rüstzeug gibt,
wunderschöne Natur- und Bergerlebnisse gemeinsam mit ihrem Hund zu erleben.
Hätten Sie’s
gewusst?
Warum leuchten Katzenaugen im Dunklen?
Auch wenn die leuchtenden
Augenpaare von Katzen
in der Dunkelheit ziemlich
gespenstisch wirken, haben
diese ganz und gar keine übersinnliche Ursache.
Vielmehr ist dafür die sogenannte Spiegelschicht im
Foto : fotolia
Die Generation der quicklebendigen Senioren wird in den
kommenden Jahrzehnten zur wichtigsten Gruppe von Verbrauchern in Deutschland. Immerhin buchen die sogenannten „Best-Ager“ mittlerweile 35 Prozent aller verkauften
Pauschalreisen und 80 Prozent der Kreuzfahrten. Für viele
Senioren sind aber auch ihre Vierbeiner lieb gewonnene und
wichtige Gefährten ihres Lebens. Klar, dass diese auch im Urlaub mit dabei sein sollen. Ob Hundewandern im Allgäu oder
Nordic Walking rund um die Müritzer Seenplatte, Senioren,
die das mit ihrem Hund erleben, sind längst keine Seltenheit
mehr. Besonders beliebt sind Erlebnis- und Gruppenreisen
mit hohem Komfort und hundefreundlichen Ausflügen.
Entdecken und verstehen
„Natur und Tiere“ ist die erste App der Reihe „Bertelsmann Junior! Entdecken & verstehen“, die Kindern Wissen über ihre Welt in einer sicheren und werbefreien Umgebung
vermittelt. Die App zeigt Tiere in liebevoll gestalteten Animationen. Zu jedem Tier
werden interessante Hintergrund-Informationen oder Geschichten vorgelesen. Tiere im
Wald, auf dem Bauernhof oder im Wasser: In sechs verschiedenen Lebensräumen lässt
sich mit einem kurzen Fingertippen Interessantes zu Fuchs, Mistkäfer, Seeschlange und
Co. abrufen. Die ersten zwei Lebensräume sind in der Starter-Version enthalten, die
übrigen vier können bequem über In-App-Purchase nachgerüstet werden.
32 | Zeit für Tiere
•
Ausgabe Nr. 93
Foto: fotolia
Senioren reisen gern mit Hund
hinteren Teil des Katzenauges verantwortlich, die das
Licht bündelt und zurückwirft. So kann die Samtpfote
in der Dämmerung oder im
Dunkeln das wenige Licht
doppelt nutzen. Dabei lässt
das zurückgeworfene Licht
die Augen aufleuchten.
Zwei Tiere, eine Gemeinsamkeit
Fotos: S c hanz- Fotodesi gn, T IE RFOTOAG E NT U R
Mitmachen und gewinnen!
Gesucht wird der Begriff für die
heißesten Tage im Jahr
Rätsel
n
ache
m
t
i
M nd
u
!
nnen
gewi
Gesucht wird das
richtige Lösungswort
aus nebenstehendem
Schwedenrätsel.
1. Preis
Das Hörbuch
„Warrior Cats –
Sonnenuntergang“,
gelesen von Marlen Diekhoff,
5-Cds aus dem Hause Beltz &
Gelberg in Weinheim
2.-5 Preis
Für Tierfreunde ein Trendartikel.
Exklusiv je 1 T-Shirt mit Hunde- oder
Katzenmotiv, designt vom Hunde- und
Katzen-Shop www.aimeesdelight.de
6. Preis
Auftakt zu Erin Hunters
neuer Tierfantasy-Reihe
„Seekers Die Suche beginnt“
Fotos: Fotolia, Schanz-Fotodesign
Auflösung und Gewinner
des Schwedenrätsels aus der
Ausgabe 92 / 2. Quartal 2012
welpen
war das gesuchte Lösungswort
Den Großen Brockhaus aus dem WissenMediaverlag Gütersloh in 1 Band gewinnt
• Horst Rösemeier, 31840 Hess. Oldendorf
Der Filidae Roman „Schandtat“ geht an
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Die Hundespiele Box aus dem GU Verlag:
• Britta Paul, 69118 Heidelberg
Je ein Hundequiz von Martin Rütter
aus dem Kosmos Verlag gewinnen
• Monika Schedewi, 06618 Schönberg
• Maike de Haan, 28357 Bremen
Allen Gewinnern herzlichen Glückwunsch!
(Band 1) von der Verlagsgruppe
Beltz
7.-10. Preis
Je eine aktuelle CD
Erlebnis Meer
Tierstimmen und
Geräusche an
Meer und Küste
incl. Beiheft mit vielen Informationen
vom Musikverlag „Edition Ample“
Das Lösungswort unseres Schwedenrätsels
senden Sie per Post oder E-Mail an:
Zeit für Tiere, Redaktionsbüro
Gewinnspiel
Hauptstraße 76/5,
A-2372 Gießhübl/Wien
[email protected]
(Absender nicht vergessen)
und schon nehmen Sie an der Verlosung der
ausgesetzten Preise teil!
Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93 | 33
bUchTIPP
u n sere buc h empfe hlun ge n
Dr. Eberhard Remmers
persönlicher Buchtipp
Rex and the City
Bei aller wissenschaftlichen Gründlichkeit
kommen praktische Tipps, Humor und
Spaß bei McGreevy nie zu kurz - dieses
Buch macht Mut für ein weiteres Kapitel
in der langen Geschichte der MenschHund-Beziehung.
Paul McGreevy
Kynos Verlag
ISBN 978-3-942335-58-4
Filou – Ein Kater auf Abwegen
Kater Filou ist überglücklich. Bei der kleinen Marla hat er ein Zuhause gefunden.
Und: Filou ist verliebt in Josephine, die
mit ihren Katzenkindern auch bei Marlas
Familie lebt.
Sophie Winter
Page & Tuner
ISBN 978-3-442-20397-0
Herrchen will nur spielen
Einfallsreich, witzig und frech. Ein Buch,
das jeden Hundehalter zum Schmunzeln bringt. Mit zahlreichen pointierten
Zeichnungen von Nathalie Brink.
Michael Frey Dodillet
HEYNE Verlag
ISBN 978-3-453-20016-6
Das Wohlfühlbuch für Wohnungskatzen
Hier erfährt der Leser, wie er die natürlichen Bedürfnisse seiner Katze nach
Bewegung ebenso wie nach Rückzugsmöglichkeiten in den eigenen vier
Wänden erfüllen kann.
Susanne Vorbrich
Cadmos Verlag
ISBN 978-3-8404-4012-0
Hoffnung auf Freundschaft
Das erste Jahr des Hundes
Welche Bedürfnisse hat ein kleiner Hund?
Was lernt er – was sollte er lernen? Ein
spannendes und bewegendes Buch, ein
Plädoyer für das Leben.
Michael Grewe / Inez Meyer
Kosmos Verlag
ISBN 978-3-440-12762-9
34 | Zeit für Tiere
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Ausgabe Nr. 93
Zwischen Verstand
und Gefühl
Der amerikanische Autor Hal Herzog hat sein viel beachtetes
Buch „Wir streicheln und wir essen sie“ vorgelegt. Der Professor für Psychologie ist ein führender Experte für MenschTier-Beziehungen an der Western Carolina University und
lebt zusammen mit seiner Frau Mary Jean und der Katze
Tilly in den Great Smoky Mountains im US-Staat North
Carolina.
Für ihn ist das Verhältnis der Menschen zu Tieren paradox,
denn wir Menschen lieben und verwöhnen unsere Hunde
und Katzen oft wie die eigenen Kinder, doch das Schicksal
von Millionen Mäusen und Tausenden Affen, an denen wir
Laboruntersuchungen vornehmen, lässt uns kalt. Wir sind
entrüstet über grausame Hahnenkämpfe, lassen uns Brathähnchen aber schmecken. Wir züchten Rinder als Rohstoff
für die Fleischindustrie und weil uns ihr Fleisch schmeckt.
Doch warum schleppen Mopsbesitzer ihre Lieblinge zum
Hunde-Yoga und machen sich anschließend bedenkenlos
über ein Kalbsschnitzel her?
In Herzogs Buch werden wir mit vielen Fragen konfrontiert:
Lässt sich das Essen von Tieren moralisch rechtfertigen? Ist
die Liebe zum Haustier angeboren? Gehen Frauen mit Tieren
anders um als Männer? Ist ein Menschenleben unbedingt
immer wertvoller als ein Tierleben? Sind Delfine wirklich
gute Therapeuten?
Seriös wissenschaftlich, unglaublich humorvoll und ohne
erhobenen Zeigefinger präsentiert Herzog den ewigen Zwiespalt zwischen „Tiere essen“ und „Tiere streicheln“. Alles in
allem ist das Buch eine faszinierende und ausgesprochen
unterhaltsame Entdeckungsreise sowie ein schonungsloser
Führer durch den moralischen Dschungel der Mensch-TierBeziehungen und ein wahrer Parforceritt durch das ethische
Minenfeld.
Hal Herzogs Buch gehört zum Besten, was in den letzten
Jahren zu Thema Mensch-Tier erschienen ist. Nach der Lektüre dieses Buchs denken die Leser nicht nur anders über
Tiere, sondern auch über sich selbst.
Hal Herzog: Wir streicheln und wir essen sie
Unser paradoxes Verhältnis zu Tieren
Carl Hanser Verlag, München
ISBN 978-3-446-42922-2