- Busch

Transcription

- Busch
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Shopping Malls
puls 01 | 2011
Kein Licht.
Sondern Atmosphäre.
designed by
Shopping Mall
im Wandel
Busch-iceLight®. Einleuchtendes Design. Effizient
eingesetzt. Die erste Unterputzdose mit LED-Licht
zum Wohlfühlen. Passend zu Schaltern und Steckdosen. Von Stararchitekt Hadi Teherani gestaltet. Für
neue Harmonie von Licht und Raum. Entdecken Sie
mehr Atmosphäre auf // www.BUSCH-JAEGER.de
von Atelier Plötzl
Revitalisierung der Städte –
Hadi Teherani im Gespräch
Die Zukunft des Einkaufens
Vernetzung und Energieoptimierung
im Westside Shoppingareal
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.
01 | 2011
» Editorial
Seit dem Umbau des Glatt Centers in Zürich ist
die Gestaltung von Shopping Malls für Andreas
Ramseier zu einer Kernkompetenz geworden.
Zur Sache: Moderne Einkaufswelten
puls im Gespräch mit Andreas Ramseier, Ramseier Associates
Haben Architekten lange Zeit die Möglichkei-
rialien. Zum anderen die Mall, die leicht verän-
Die Mall kommt in die Stadt zurück, da sie hier
ten, die in der Bauaufgabe Shopping Mall ste-
derbar ist und eher günstig gebaut wird. Ein
erhebliche Vorteile aufweisen kann. Ein ange-
cken, nicht erkannt?
Beispiel hierfür wäre das Einkaufscenter, das
schlossenes Parkhaus oder ein Kinderhort kön-
Architekten sind ja auch Snobs irgendwo, und
wir für die AFG Arena in St. Gallen entwickelt
nen beispielsweise für junge Familien sehr
da klingt es wahnsinnig toll, wenn man sagt,
haben. Hier kann man zum Beispiel durch ein
attraktiv sein und Geborgenheit bieten.
man entwirft jetzt beispielsweise ein span-
paar Eingriffe – einen neuen Boden etwa – ein
nendes Museum. Da galt das Shopping-Center
völlig anders Setting kreieren.
Wo kann nachhaltiges Bauen in den großen,
aufwendig beleuchteten und belüfteten
lange als ein wenig minderwertig. Es musste
aber nur ein Daniel Liebeskind kommen und
Kann in der Flexibilität die Zukunft der Shop-
Shopping Malls ansetzten?
das Westside in Bern gestalten, und plötzlich
ping Malls liegen?
Ein Einkaufszentrum kann heute extrem nach-
denken Architekten: „Wow, was da für Mög-
Ja, früher hatten die Läden eine Lebensdauer
haltig gebaut werden. Zunächst hat man eine
lichkeiten drin stecken! Man kann ja auch bei
von 12 Jahren, dann waren es zehn, jetzt sind
geschlossene Gebäudehülle und praktisch kei-
einem Einkaufszentrum sehr kreativ sein."
es nur noch sechs Jahre. Wenn eine Mall pfiffig
ne Fenster, das heißt, rings um das Gebäude
und intelligent gebaut ist, kann man auch
sind erstklassige Isolationswerte zu erreichen.
schnell reagieren und umbauen.
Mit der LED-Technik erzielt man einen gerin-
Ein Blick nach vorn: Der Konsument ändert
sich, was denken Sie, wie sich gleichzeitig die
gen Energieverbrauch bei der Beleuchtung,
Ansprüche an ein Shopping-Center wandeln?
Eine Zeit lang wanderten Einkaufszentren
gleichzeitig besteht die Möglichkeit, Wärme-
Die Entwicklung geht in zwei Richtungen:
eher aus der Stadt heraus, mittlerweile bauen
rückgewinnungsanlagen zu installieren. Ein
Zum einen gibt es das asiatische Modell – sehr
Architekten wieder fleißig Malls für den
Zentrum kann also, wenn neu gebaut oder
hochwertige Malls, mit entsprechenden Mate-
urbanen Raum.
ernsthaft saniert, sehr energieeffizient sein.
02
puls 01 | 2011
Handel und Wandel – die Wiederbelebung des
urbanen Raums > S. 4 Schnee unter Palmen –
die Mall of the Emirates > S. 14 Metamorphose
eines Discounters > S. 20 Zwischen Soho und
Souk > S. 24 Glitzer und Glamour > S. 28
„Handel ist der Ursprung der Stadtidee“ > S. 32
Corian – ein Baustoff mit Zukunft > S. 38
04
10
14
20
24
Titelbild: Werner Krug
Bildbearbeitung:
Raphael Pohland / stilradar
Macro
Handel und Wandel
Von Wilhelm Klauser
Micro
Westside – erfolgreiche Vernetzung
Von Pierre Schoeffel
Praxis I
Schnee unter Palmen – die vielen Facetten
der Mall of the Emirates in Dubai
Praxis II
PlusCity – ein Discounter wird zur Mall
Praxis III
„The Avenues“ – zwischen Soho und Souk
28
32
38
40
42
43
Visionen
Glitzer, Glamour und Gigantonomie
Zu Besuch
Interview mit Hadi Teherani,
BRT Architekten, Hamburg
Material
Ippolito Fleitz Group über Corian
News
Informationen über Produkte aus
dem Hause Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
Sako architects
» Macro
Urban Entertainment: Im
Pekinger Einkaufszentrum
„Mosaic“ gleitet der Kunde
mit spiegelnden Rolltreppen
durch die Ebenen. Keiichiro
Sako veredelte eine ehemalige
Bauruine durch eine aufregende neue Shopping Mall.
Handel und Wandel
Lange Zeit spielten architektonische Belange beim Bau von Shopping
Malls keine Rolle. Dann trat Rem Koolhaas auf den Plan und ebnete den
Weg für einladende, ästhetisch ansprechende Verkaufsareale, die den
gestiegenen Erwartungen der Konsumenten begegneten und dazu beitrugen, dass Einkaufen zur Freizeitbeschäftigung werden konnte. Mit der
Revitalisierung des urbanen Raums zeichnen sich weitere Innovationen im
Mall- und Shoppdesign ab.
Von Wilhelm Klauser
„Man nehme 40 Hektar eines geeigneten, ebenen Grund-
Erfinder ersonnen: Die Mall wurde als eine Umgebung für
stücks. Man umgebe es mit 500.000 Konsumenten, denen
„Chain-Stores“ angelegt, für Läden, die in annähernd glei-
keine anderen kommerziellen Einrichtungen zur Verfü-
chen Umgebungen immer die gleichen Sortimente anbo-
gung stehen", schreibt im Jahr 1963 Victor Gruen, der allge-
ten. Die dem Handelsgeschäft unterliegende Organisation
mein als der Erfinder der Shopping Mall gilt. Gruen riet in
hatte um 1960 so klare Bedingungen formuliert, dass sie
seinem zynisch klingenden Rezept, auf dem zur Verfügung
Basis für ein neues Geschäftsmodell werden konnten. Die
stehenden Gebiet „die besten Händler hochwertige Ware
Läden hatten Standardgrößen, Standardausstattungen und
zu niedrigen Preisen“ verkaufen zu lassen. „Man garniere
Standardsortimente. Binnen weniger Jahrzehnte schossen
das Ganze mit 10.000 Parkplätzen und stelle sicher, dass
Malls wie Pilze aus dem Boden, und das Erfolgsmodell brei-
das Zentrum über ausgezeichnete, wenig befahrene
tete sich rasend schnell auch auf anderen Kontinenten aus.
Schnellstraßen erreichbar ist. Zum Schluss dekoriere man
Die gestalterischen Anforderungen waren gering, die Ren-
das Ganze mit Sträuchern, einer Blumenrabatte und einer
diteerwartungen hoch. Architektur war vor diesem Hinter-
kleinen Skulptur und serviere es dem Kunden heiß.“ 1956
grund eine Nebensache, und die Planer zogen sich zurück.
eröffnete in Southdale die erste Shopping Mall, die Victor
Sie wurden nicht mehr gebraucht. Statt Gebäuden domi-
Gruens Handschrift trug. Victor Gruen konzipierte die Mall
nierten die Parkplätze, Landmarken wurden durch Rekla-
als neue Mitte, als öffentlichen Raum. Hier sollte es Theater
metafeln ersetzt. Die Architekten konnten den Zustand nur
und Ausstellungsräume geben, Kaffeehäuser. Gruen träum-
noch konstatieren und analysieren. 1972 veröffentlichten
te von einer europäischen Stadt in der Prärie, als die er die
Denise Scott Brown und Robert Venturi, ein Manifest, in
USA empfand. Mit der Mall schlug er Stadträume vor für
dem sich sehr deutlich die gemischten Gefühle abbilden,
eine Landschaft, die keine Städte kannte. Er wurde gründ-
die eine Umgebung bei Architekten hervorruft, auf die sie
lich fehlinterpretiert. Das Modell der Mall, das Gruen
keinerlei Einfluss mehr haben. „Learning from Las Vegas“
ersonnen hatte, machte zwar schnell Schule – allerdings
beschreibt eine Stadt, die ausschließlich dem Kommerz
ein einem vollkommen anderen Gewand als von ihrem
gewidmet ist und in der die Mall ihren Triumph feiert: Der
05
Patrick Bingham-Hall
„dekorierte Schuppen“ war Standard geworden. Es zeigte
nach dem Krieg an den zentralen Bahnstationen enorme
sich eine Gegenwirklichkeit, die vielleicht in Zukunft ein-
Verkaufsflächen entstanden. Sie profitierten von den Men-
mal dem Architekten eine andere Rolle geben würde,
schenmassen, die hier umstiegen und die diese Orte, dank
damals war er noch zum Zuschauen verdammt.
der effizienten öffentlichen Verkehrsmittel, schnell erreichen konnten. In Shibuya, in Shinjuku oder in Yokohama
Einkaufen als Freizeitbeschäftigung
wurden vibrierende und tobende Zentren sichtbar. Es
2001 trat Rem Koolhaas auf den Plan und stellte in seinem
waren neuartige Städte, in denen eine scharfe Trennung
Buch „The Harvard Guide to Shopping“ Handelsarchitektur
zwischen öffentlichem Raum und Privatwirtschaft nicht
als eine Querschnittsaufgabe dar, in der Gestaltung,
mehr möglich war und in denen andauernd neue Ladenflä-
Design, Produktentwicklung, Technik, Marketing und
chen und Sortimente auftauchten. Als in Lille das dritt-
Finanzkonstruktionen zueinander fanden. Koolhaas
größte Büroquartier Frankreichs entstand, schlug Rem
bewies einmal mehr ein sicheres Gespür für Timing,
Koolhaas neben einem neuen transeuropäischen Schnell-
erkannte der Handel doch allmählich, dass er so nicht
bahnknoten eine riesige Shopping Mall vor. Sie wurde 1994
weitermachen konnte. Die Kunden waren nicht mehr
von Jean Nouvel realisiert und gab dem Ort zumindest
bereit, sich in Räume zu pressen, die ihnen nicht behagten.
einen Anziehungspunkt, den die Stapelung von Büroflä-
Die Verkaufsflächen auf der grünen Wiese wurden uninte-
chen nicht bewirken konnte. Einkaufen war als eine Art der
ressant – für den Einzelhandel eine verhängnisvolle Ent-
Freizeitbeschäftigung erkannt worden, die in einer Stadt
wicklung. Da in den saturierten Industrienationen das
Großes auslösen konnte. Die Architekten und Immobilien-
Bevölkerungswachstum stagnierte und eine Erweiterung
entwickler griffen in der Folge die Dynamik der Umsteige-
der Kaufkraft unwahrscheinlich war, mussten andere Wege
orte in immer größeren Konzepten auf und bauten hybride
gefunden werden, um Kunden zu binden. Zögerlich erst,
Orte, in denen vielfältige Funktionen zusammengeschlos-
nun aber immer kraftvoller zeigen sich seither neue Ansät-
sen wurden. Als 1997 der neue Bahnhof in Kyoto eröffnete,
ze. Es deutet sich ein Revival der Stadt an, in dem der Han-
war das ein 70 Meter tiefer, 420 Meter langer und 11 Stock-
del eine zentrale Rolle einnimmt. Um 1990 wurden die
werke hoher Riegel, in dem sich Hotels, Kaufhäuser, Shop-
Bahnhöfe der Großstädte als potenzielle Standorte für den
ping-Center und öffentlicher Raum untrennbar überlager-
Einzelhandel erkannt. Es gab Vorbilder. In Japan waren
ten, eine Stadt in sich selbst. Eine gigantische Schautreppe
06
Das Iluma Shopping-Center in
Singapur lockt den Besucher
durch seine „Diamtenfassade“.
Innen beeindrucken WOHA
durch ein 40 Meter hohes
Atrium (oben). Fuksas setzten
im Frankfurter MyZeil Center
auf einen nicht minder ungewöhnlichen, weil verwirbelten
Lichttrichter (rechts).
puls 01 | 2011
Jörg Hempel
nahm sich unter einem großen Dach wie ein Zitat aus ita-
der Innenstadt funktionieren, zeigte sich, als Jon Jerde in
lienischen Stadträumen aus, und gleichzeitig war sie Teil
Fukuoka auf Kyushu 1989 die Canal City eröffnet hatte.
einer kommerziellen Inszenierung. Die Transferia, der
Hier fand sich der Besucher in einer offenen Mall, einem
Umsteigeort, wurde als Einkaufsort zum Standard. Es gibt
karminroten Stadtmodell, das in dieser Größe bislang noch
heute keinen Flughafen, der nicht längst über ausgedehnte
in keine Innenstadt implantiert worden war. Kanäle ent-
Einkaufsflächen verfügt, in denen der Fluggast die Zeit zwi-
standen, in denen Karpfen schwammen und Bambus
schen den Flügen verträumen kann. Nach den Renovierun-
wuchs, 3D-Kinos und jede nur vorstellbare Form der Unter-
gen der Bahnhöfe in Leipzig, in München oder in Dresden
haltung gehörten zum Angebot. Die Mall war nicht länger
gibt es für den Bahnreisenden in Deutschland nun auch
ein Ort zum Einkaufen, es ging stattdessen um ein umfas-
den schwellenlosen Übergang in ausgeleuchtete Waren-
sendes „urban entertainment“, das bis dahin in dieser
welten, in denen die Mieter Höchstpreise bezahlen: Die
Radikalität nur in Disneyland praktiziert worden war. Dass
hohe Frequenz, aber auch die räumliche Qualität der alten
diese Tendenzen nicht unproblematisch sind, sei nicht ver-
Verkehrsinfrastrukturen brachte urbane Identifikations-
schwiegen. Noch immer stellt ein innerstädtisches Zen-
räume hervor, die sich zugleich als ideale Einkaufsorte
trum als große und wohlorganisierte Einheit eine Heraus-
entpuppten.
forderung für die kleinteilig strukturierten Stadtlandschaften Europas dar. In seiner professionellen Vermarktung
Urban Entertainment
und in seinem unersättlichen Mieterhunger kann die Mall
Längst ist das innerstädtische Center aus den gleichen
das Zentrum überlagern und überfordern, wenn sie nicht
Gründen zum Standard geworden. Es profitiert von einer
mit Augenmaß konzipiert ist. Dem aufmerksamen
urbanen Qualität, die in den alten Stadträumen gewisser-
Betrachter fällt auf, dass die großen Strukturen verstärkt
maßen gratis zu haben ist. Dort, wo die durch die äußeren
Probleme bekommen. Sie bieten eine homogene Umge-
Umstände vorgegebenen Rahmenbedingungen nicht so
bung, die längst nicht mehr die Anziehungskraft ausübt,
günstig sind, wandelt sich das innerstädtische Einkaufs-
die sie einst hatte, als der Warenhunger noch unersättlich
zentrum dabei zur urbanen Attraktion und zur eigenstän-
war. Erste Anzeichen, dass sich die Dinge zumindest in der
digen Erlebniswelt. Die neuen Zentren in arabischen Län-
westlichen Welt weiter verändern, sind deutlich. 1994 wur-
dern setzen hier an. Dass vergleichbare Konzepte auch in
den die Hackeschen Höfe in Berlin saniert, dabei setzte das
07
Mieterkonzept erstmals in Deutschland ausdrücklich auf
eine Vermeidung des Mainstreams. Es entstand eine nicht
überdachte Einkaufsmöglichkeit, in der erfolgreich ein
kleinteiliger Nutzungsmix durchgesetzt wurde. Das Konzept profitierte von ungewöhnlichen Hofsituationen, und
es nahm den vorgefundenen Stadtraum dezidiert als Ausgangspunkt der Entwicklung und schrieb ihn fort. Das Kon-
Die wechselnden Aussichten
sind die Attraktion: Durch die
verglasten Stirnseiten der
verschiedenen Häuser des
Vitra Showrooms bescheren
Herzog & de Meuron dem
durchs Gebäude wandelnden
Besucher einen formidablen
Rundumblick.
zept war riskant, aber die Rechnung ging auf. Zunehmend
verfolgt eine neue Generation von Händlern in der Folge
nun wieder eine eigene gestalterische Handschrift, die
passgenau auf dynamische Verkaufskonzepte eingeht und
gleichzeitig mit dem Stadtraum interagiert. Mit unerhörtem Aufwand werden dabei Produktwelten inszeniert, die
mitunter in der Umsetzung die Grenze des Machbaren
erreichen und Innovationstreiber werden. Die Fassaden des
Prada-Stores von Herzog de Meuron in Tokio bestehen aus
bombierten Gläsern, die in ihrer Größe vollkommene Neuentwicklungen sein mussten, neue Materialien werden
ausgetestet, neue Lichtkonzepte in großen Medienfassaden
umgesetzt. Die Handelsarchitektur wird wieder ein Entdeckungsraum auch für die Bau- und Immobilienindustrie.
Vielerorts entstehen Marken- und Erlebnisräume, die den
Besucher verblüffen, ihn durch sorgfältig entworfene Nutzungsüberlagerungen fesseln und die gleichzeitig Teil
eines unverwechselbaren Stadtraums sind. Die Neutralität
OMA
der Verkaufsräume, wie sie die Einkaufszentren praktizieren, wird dabei weniger bereitwillig akzeptiert. Ins Extrem
treiben den Event-Charakter der Präsentation dann PopUpStores und Guerilla-Verkäufe, die nur für kurze Zeit an
Produktwelten an der Grenze des Machbaren: Für den berühmten Prada Shop in
Soho, New York (oben) entwickelte Rem Koolhaas 2001 eine Bühne – eine ironische Geste, die im Rahmen von Modenschauen ihrer eigentlichen Bestimmung
zugeführt werden kann. Shopping mit „grünem Anstrich“ demonstriert der von
Minusk Cho entworfene Ann Demeulemeester Shop in Seoul (unten): An der
bogenförmig eingeschnittenen Fassade gedeihen krautartige Staudengewächse.
Der Empfangsbereich ist mit Moos überwachsen.
ungewöhnlichen Orten den gut informierten Kunden
ansprechen und die durchaus auch von großen Marken
konzipiert werden. In aufgelassenen Industriehallen,
abseits der gängigen Kundenströme, entstehen Angebote,
die bewusst die Großstadt als Teil ihrer Inszenierung nutzen: Dann, wenn aus alten Lastwagenplanen Taschen
genäht werden, dann sind selbstverständlich Container die
richtigen Verkaufsräume und werden deutlich sichtbar als
Signet eingesetzt. Die neuen Räume zelebrieren eine urbane und authentische Stadtlandschaft, der die Malls nichts
entgegenzusetzen haben, wenn sie sich nicht diesen neuen
Entwicklungen öffnen. Zunehmend werden die glatten
und abgeschliffenen Formen der Handelsarchitekturen
gebrochen und es wird eine neue Welt sichtbar, die noch
viele Überraschungen vorhält, weil sie sich nicht mehr vordringlich an der Ware aufhält, sondern weil sie sich wieder
Kim Yong-kwan
der Stadt zuwendet.
Wilhelm Klauser studierte Architektur in Stuttgart und Paris und promovierte
in Berlin. Von 1992 bis 1998 arbeitete er in Tokio, bis 2003 in Paris. 2003
Gründung von InitialDesign in Berlin – einer Entwicklungs- und Forschungseinheit, die sich auf die Themen Einzelhandel und Logistik spezialisiert hat. Wilhelm
Klauser ist sowohl Architekt und Stadtplaner als auch Architekturkritiker.
puls 01 | 2011
vitra
» Micro
Exzentrische Shopping Mall:
Daniel Libeskind entfacht in
der Berner Westside ein Spiel
aus schiefen Wänden, Schrägen und Kanten. Weniger
augenfällig: der ausgetüftelte
Energieaustausch zwischen
den verschiedenen Gebäudeelementen.
Westside – erfolgreich vernetzt
und energieoptimiert
Im Allgemeinen stehen Shopping Malls im Ruf, umweltbelastende Energiefresser
zu sein. Dass es aber auch anders geht, beweist das Beispiel des Freizeit- und
Einkaufszentrums Westside bei Bern. Der von Daniel Libeskind entworfene
Komplex entspricht dem Schweizer Minergie-Standard und kann somit als Modell
für einen modernen und ökologischen Technikeinsatz gelten. Wegweisend: die
effiziente Wiederverwertung von Energie in einem internen Kreislauf.
Von Pierre Schoeffel Fotos Bitter & Bredt
Wer auf der Autobahn A1 Bern in Richtung Genf verlässt,
Kristalline Strukturen
stößt unweigerlich auf das Westside. Wie ein Berner Stadt-
Das zugrunde liegende Konzept sieht Gewerbe-, Freizeit-
tor thront der im Oktober 2008 eröffnete Komplex majestä-
und Wohnflächen vor, die wie in einem natürlich gewach-
tisch über der Autobahn. Zum Areal gehören das Freizeit-
senen Stadtteil Tag und Nacht belebt sind. Plätze und Gas-
und Einkaufszentrum Westside, ein Hotel und eine Senio-
sen sind von Libeskind nach dem Vorbild mittelalterlicher
renresidenz, optisch bilden die Elemente so eine Achse, die
Städte angelegt und mit Materialien und Techniken des
sich über den Bahnhof, die Altstadt bis hin zum Zentrum
21. Jahrhunderts umgesetzt. Das bekannte Libeskind’sche
Paul Klee von Renzo Piano erstreckt. Der Komplex, der nach
Formenvokabular aus spitzen Winkeln und ungeraden
der berühmten New Yorker Westside benannt wurde, ist
Wänden wurde hier auf die Bauaufgabe Mall übertragen
das Kernstück einer umfangreichen Stadtwerweiterung.
und vom Meister neu interpretiert. So sind die höheren
Bereits in den sechziger Jahren reiften Pläne, das Brünnfeld
Ebenen versetzt und gedreht, was den Blick nach oben frei
nahe dem Ortsteil Bümplitz-Bethlehem zu bebauen. 1972
gibt. Kristalle brechen aus der Fassade, dazu kommen die
machte die Ölkrise einen Strich durch die Rechnung, 1978
sogenanten Cuts, großflächige Fensteröffnungen. Das
scheiterten das Vorhaben am Veto der Berner Bürger. In
geschickte Alternieren von niedrigen und hohen Räumen,
den neunziger Jahren dann setzte sich die Idee einer mode-
Gassen und Plätzen resultiert in interessanten Perspekti-
raten Erweiterung durch, und 1999 konnte ein Architektur-
ven und Blickachsen. Auch in der 10.000 Quadratmeter
wettbewerb ausgeschrieben werden, der einen anspre-
großen Spa- und Badeanlage dominiert das Spiel mit den
chenden städtebaulichen Mix zwischen Freizeit- und Ein-
spitzen Winkeln und Perspektivwechseln. Libeskinds
kaufszentrum, Parkanlage und Wohnbaufeldern vorsah.
eigenwillige Formgebung zieht sich weiter durch alle Ele-
Der Entwurf von Daniel Libeskind vermochte die Anforde-
mente des Komplexes – sei es der Shoppingbereich mit sei-
rungen am überzeugendsten zu bündeln und stellte gleich-
nen 55 Geschäften, das eigene Kino, das über elf Säle ver-
zeitig in Aussicht, dem 34 Hektar großen Entwicklungsge-
fügt, das Hotel Holiday Inn oder die an das Areal ange-
biet eine neue attraktive Landmarke zu bescheren.
schlossene Seniorenresidenz Senecasita.
11
Rückgewonnene Abwärme
Anforderungen an die Energieeffizienz zu erfüllen, kam
Mit der Entscheidung, das Westside nach dem Minergie-
für die Planer und Systemintegratoren nur eine integrale
Standard zu zertifizieren, stellten Projektleiter und Planer
Gebäudetechnikplanung in Frage. Einzelne gute Teillösun-
von Beginn an die Weichen in Richtung eines maßvollen
gen ohne gegenseitige Rückmeldungsfunktionen hätten
Energieverbrauchs. Somit stand fest, dass der Großteil des
für die Energieoptimierung nie ausgereicht. Interdiszipli-
Energiebedarfes durch erneuerbare Energien gedeckt wer-
näres Denken über die Gewerkgrenzen hinaus, verbunden
den musste, Westside kann somit als Paradebeispiel für
mit der Vernetzung der Anlagen, ist hier das Zauberwort.
die Umsetzung modernster Erkenntnissen der Energienut-
Nimmt man die Klimatechnik als Beispiel, merkt man,
zung gelten. Durch die optimale Isolation der Außenhaut,
dass Kälte nicht nur Kälte ist, sondern ein Potenzial für
Wärmerückgewinnung und das effiziente Belüftungs- und
Heizwärme darstellt. Die Abwärme der Kältegeräte wird
Heizsystem ist der Gesamtenergieverbrauch des Gebäudes
zur Heizwärme, die über die Heizung und Lüftung verteilt
niedriger als bei vergleichbaren Objekten. Ein ausgeklü-
wird. Für das Management dieser Prozesse ist die Gebäu-
geltes Konzept sorgt dafür, dass die Abwärme der Shop-
deautomation zuständig.
Passend zur energieeffizienten Ausrichtung des Westside-Komplexes arbeitet im
Spa-Bereich (oben) eine Badewasseraufbereitungsanlage.
Ungewöhnlich für ein Libeskind-Projekt: die Holzfassade,
die den Bau erfolgreich in die
Landschaft integriert (rechts).
ping Mall zurückgewonnen und für die Beheizung des
Erlebnisbades genutzt werden kann. Dazu arbeitet im ge-
Integrale Gebäudeautomation
samten Spa-Bereich eine Badewasseraufbereitungsanlage.
Für die Kontrolle und Überwachung der Daten wurde ein
In der Seniorenresidenz sind die Fenster dreifach verglast.
ausgeklügeltes Energiemesskonzept erstellt. Als Basis
Letztlich wird der jährliche Wärmeenergiebedarf des
dient die Erfassung von Wärme, Kälte, Wasser und Strom.
Gesamtkomplexes nur zu 15 Prozent mit Heizöl gedeckt. 35
Die Beschattung der verschiedenen Gebäude sowie das
Prozent stammen aus der Wärmerückgewinnung und
Beleuchtungskonzept sind in den Prozess miteinbezogen.
rund 50 Prozent aus einer modernen Holzschnitzelheizung
Alle Gebäudeteile von Westside wie Bad, Hotel, Shopping
mit Filteranlage. Durch diese Filter werden die Luftrein-
Mall und Altersresidenz stellen für sich genommen sehr
haltevorschriften deutlich unterschritten. Um die hohen
komplexe Einzelsysteme dar. Die Anforderungen bezüg-
12
puls 01 | 2011
lich Heizung, Lüftung, Klima und Elektroinstallationen
Ethernet-Netzwerk. Sämtliche Automationsstationen,
sind zudem höchst unterschiedlich: Das Gewerbe benötigt
Server und Peripheriegeräte sind an einen Netzwerkver-
Kälte, das Bad und die Altersresidenz hingegen Wärme.
teiler angeschlossen und über Lichtwellenleiter als
Das Hotel punktet mit individuellem Komfort, den der
Gesamtnetzwerk miteinander verbunden. Diese komplet-
Gast wählen kann. Im Multiplexkino und im Bad soll die
te Vernetzung dient vor allem der Querkommunikation
Technik im Hintergrund sicher funktionieren. Hätte man
unter den Anlagen. Wichtig ist auch das präsenzabhängi-
dies alles separat automatisiert, wären die positiven ener-
ge Management der Anlagen, zum Beispiel der Beleuch-
getischen Eigenschaften des Westside in dieser Form nicht
tung. Hier sind ein übergeordnetes Türmanagement oder
zustande gekommen. Eine integrale Gebäudeautomation
die zentrale Eingabe für alle Beleuchtungszeitsteuerun-
war also erforderlich, um zum Beispiel 35 Prozent des Wär-
gen von hohem Wert. Denn während im Hotel 24-Stun-
mebedarfs durch die Abwärme der Kälteerzeugung für
den-Betrieb herrscht, werden die Geschäfte im Shopping
den Handel (gewerbliche Kälte) und durch die Abwärme
tagsüber frequentiert, das Multiplexkino hingegen
der Kälteerzeugung für die Raumklimatisierung zu
abends. Zudem ist eine beeindruckende Batterie von fort-
decken. Fazit: Durch sorgfältige Planung, den Einsatz einer
geschrittenen Alarm- und Überwachungsfunktionen für
innovativen Gebäudeautomationstechnik, wie zum Bei-
die Infrastruktur und die Sicherheit von Besuchern und
spiel KNX, und eine clevere Gestaltung der Programmie-
Mitarbeitern im Einsatz. Die Dimensionen eines solchen
rung wird im Westside kontinuierlich ein Drittel der ge-
Megaprojektes verlangen in jeder Hinsicht außergewöhn-
samten Heizenergie eingespart.
liche Leistungen der Hard- und Software und stellen hohe
Anforderungen an ihre Integration.
Präsenzabhängiges Management
Die übergeordnete Kommunikation zwischen den Teilobjekten wie Erlebnisbad, Einkaufszentrum, Hotel, Altersresidenz und Multiplexkino übernimmt ein modernes
Dipl.-Ing. Pierre Schoeffel ist seit September 2010 Leiter der Gebäude
Netzwerk Initiative GNI in Zürich und tritt damit die Nachfolge von
Richard Staub an. Seit 1997 ist er Vorstandsmitglied von KNX Swiss.
13
» Praxis
Schnee unter Palmen
Auch Einkaufen wird in Dubai zum Superlativ:
Im Jahr ihrer Eröffnung strömten bereits
30 Millionen Besucher in die gigantische Mall
of the Emirates. Ein internationaler Reiseführer
hob das Shopping-Eldorado gar in den Rang
eines „architektonischen Weltwunders“.
Von Lasse Ole Hempel
„Shopping ist der Antrieb Dubais – ein Motor, der immer
mit Vollgas läuft“, schreibt Titus Arnu in der Süddeutschen
Zeitung. Dabei beeindrucke die Mall of the Emirates allein
durch ihre Ausmaße – hier, im größten Schaufenster des
Mittleren Ostens, fände der Konsument fast alles, was für
Geld zu haben ist: „Manche Besucher kaufen im Vorbeigehen, nachdem sie in Klein-Florenz bei Gucci und Prada
waren, gleich ein neues Apartment.“ Auch nach der
Schlagzeilen machenden Finanzklemme, als das Emirat
infolge der Lehman-Pleite auf einmal in Zahlungsnot
geriet und Beistand beim Nachbaremirat Abu Dhabi fand,
pflegt Dubai weiterhin sein Image als neue Metropole der
Superlative, in der alles möglich ist. Da Dubais Ölquellen
immer mehr versiegen, soll sich das Land in ein führendes
Zentrum für Handel, Finanzen und Freizeit verwandeln
und somit Investoren aus aller Welt anlocken. Das Tempo
in dem sich dieser Wandel vollzieht, ist weiterhin hoch,
nur geht man in Dubai offenbar mit etwas weniger AufheAbu Dhabi Schlagzeilen machen mit Aufsehen erregenden
Bauten wie der Yas Rennstrecke (siehe puls 3/2010) oder
dem jüngst eröffneten Themenpark Ferrari World.
14
F + A Architects
bens zu Werke, und lässt auch ruhig mal den Nachbarn
Shopping und Entertainment unter einem Dach
sellschaften am Arabischen Golf, die sich erfolgreich auf
Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Burj Kalifa,
Großprojekte spezialisiert hat. Als führender Architekt
das derzeit höchste Gebäude der Welt, war noch eine Bau-
wurde Andrew Feola, der Gründer des kalifornischen
stelle, als im September 2005 das Shopping-Paradies Mall
Architekturbüros F+A Architects, engagiert.
of the Emirates eröffnete. Noch im im selben Jahr zeichnete
die Jury der in London vergebenen World Travel Awards
Jede Nacht rieselt es frischen Schnee
das Center mit dem Titel „The World's Leading New Shop-
Das Center befindet sich im Herzen des nach einem
ping Mall“ aus. Seitdem wurde die Mall stetig optimiert
Gesamtkonzept entwickelten Erweiterungsbezirks New
und erweitert, das bereits bei Eröffnung opulente Angebot
Dubai – zwischen dem Hafen von Dschabal Ali und dem
– auf dem Komplex befindet sich beispielsweise das größte
Stadtzentrum von Dubai. Die Hauptattraktion des Komple-
Harvey-Nichols-Kaufhaus außerhalb Großbritanniens –
xes ist „Ski Dubai“ – die erste Hallenskipiste am Arabi-
durch weitere Shopping-Einrichtungen ergänzt. Zum Enter-
schen Golf. Jede Nacht wird die 400 Meter lange und 50
tainmentzentrum „Magic Planet“ gehören eine Reithalle,
Meter breite Skipiste und Rodelbahn mit frisch hergestell-
eine Bowlingbahn, das größte Sportgeschäft der Region
tem Schnee präpariert. Die angrenzende Einzelhandelsflä-
sowie ein Kino mit 14 Sälen. Anfang 2011 soll die Mall of the
che ist in architektonisch unterschiedliche Bereiche unter-
Emirates an die Metro angeschlossen sein. Bauherr ist die
teilt. Bei der Gestaltung entschied man sich für einen Stil-
Majid Al Futtaim Group, eine der größten Immobilienge-
mix. So wird die von der Galleria di Milano in Italien inspi-
16
Mall der Superlative: Die
18 Meter hohe Glaskuppel der
Mailändischen Galerie ist die
höchste im Nahen und Mittleren Osten (links). In der Skianlage mit ihrem künstlichen
Alpenpanorama (rechts)
herrscht konstant eine Temperatur von –2° Celsius.
puls 01 | 2011
rierte Mailändische Galerie von einer 18 Meter hohen Glas-
pflaster kommen 21 verschiedene Arten von Granit zum
kuppel mit einem Durchmesser von 36 Metern überspannt,
Einsatz, die zu einem Großteil im Amazonasbecken abge-
die somit als größte halbkugelförmige Glaskuppel im
baut wurden. In Portugal wurde das Material geschnitten,
Nahen und Mittleren Osten gelten darf. In einem anderen
poliert und in verschiedenen Größen zugeschnitten, um
Bereich, den Maurischen Arkade, dringt diffuses Licht
am Ende auf dem Boden in Rundbögen und Mustern arran-
durch die von Bronzeelementen unterteilten Holzarbeiten,
giert zu werden.
was an die Dramatik eines arabischen Basars, wie z. B. in
Damaskus oder Kairo, erinnert. Zu dieser modernen Inter-
Alpenszenerie in Miniatur
pretation einer altertümlichen Marktlandschaft gehören
Das Skigebiet im Innenbereich kann als Miniaturausgabe
auch Fachwerkträger aus Massivholz, traditionelle Mara-
einer europäischen Alpenszenerie umschrieben werden.
besha-Trennwände und arabische Mosaiken. Andere mau-
Passend dazu kommen überwiegend rustikale und natürli-
rische Gestaltungselemente kopieren die arabisch beein-
che Materialien zum Einsatz. Während sich die Außentem-
flusste Architektur Marokkos und Südspaniens mit Brüs-
peratur in Dubai zwischen 15,5° und 57° Celsius bewegt,
tungen, runden Siegel, gemusterten Bodenbelägen und
werden die Skipiste und der gesamte Wintersportbereich
stark gebogenen, spitz zulaufenden Bögen. Der aufwendig
konstant auf –2° Celsius gehalten. Die in der Skihalle zur
gestaltete Granitfußboden erstreckt sich über den gesam-
Schneeherstellung und Temperaturregulierung eingesetz-
ten Komplex: Auf nahezu 27.900 Quadratmetern Stein-
ten Anlagen ähneln den umfassenden Systemen zur Auf-
17
Nordansicht
Westansicht
Längsschnitt
Querschnitte
Die 400 Meter lange Skipiste
wird von einer „Brücke“ aus
Stahl und Beton getragen, die
den darunter liegenden Bereich
für zukünftige Bauvorhaben
freihält (s. 2. Reihe von oben).
Die vertikalen Stahlbetonpfeiler beherbergen Treppen und
Versorgungsräume.
Grundriss
18
puls 01 | 2011
» Praxis
Ein Gespür für Schnee: Durch
die Skipiste wird die Mall of
the Emirates zu einem spektakulären Center mit einem umfangreichen Freizeitangebot.
bewahrung von frischen Lebensmitteln im nahe gelegenen
Hafen von Dschabal Ali. Die Technik wurde erneuert, damit
sie auch in größerem Maßstab und in einem neuen Kon-
Projektbeteiligte
text funktioniert. In den Boden der Skipiste integrierte
Kühlschlangen sorgen für eine Grundschicht aus Eis. Eine
elektronisch reguliertee, in die Decke eingelassene Vorrich-
Bauherr
tung zerstäubt Wasser zu Dunst und lässt es zu Schnee ge-
Majid Al Futtaim Group, Dubai
frieren, der über dem gesamten Wintersportgebiet herabrieselt. Unter einer Schicht frischen Puderschnees, die jede
Architekten
Nacht neu aufgesprüht wird, liegt eine gut 60 Zentimeter
F+A Architects, Pasadena, USA
dicke Schneeschicht. In den übrigen Räumen des Komplexes, einschließlich der Bereiche, die durch Trennwände aus
Bauingenieure
Glas den Blick auf die Skipiste freigeben, sorgen Klimaanla-
Mott MacDonald
gen das ganze Jahr für eine angenehme Temperatur. An
Samstagen stehen die Einheimischen und Touristen Schlan-
Vermietbare Fläche
ge, um für umgerechnet 30 Euro ein Gespür für Schnee zu
233.467 Quadratmeter
entwickeln – Fahrt im Sessellift und Mini-Gipfel inklusive.
Das Treiben in dieser für westliche Augen höchst unge-
Integrierte Produkte von ABB
wöhnlichen Schneelandschaft lässt sich nicht nur durch
Beleuchtungssteuerung mittels Timer und Visualisie-
große Glasfronten der angrenzenden Cafés und Restau-
rungs-Software. Beleuchtungssteuerung im Außen-
rants betrachten. Das erstklassige Hotel Kempinski bietet
bereich durch Helligkeitssensor
im dritten Stock Suiten mit Sicht auf die Skipiste an.
19
» Praxis
Metamorphose
eines Discounters
Ungewöhnlich liest sich die Geschichte des Megastores PlusCity in Pasching
bei Linz, die große Ähnlichkeiten mit dem Märchen vom hässlichen Entlein hat.
In den vergangenen Jahren ist aus dem ehemaligen Plus Supermarkt nebst
einigen wenigen Geschäften ein Shopping Center erster Güte geworden, und
die Erfolgsstory ist noch lange nicht zu Ende.
Von Hanna Dietrich Fotos Werner Krug
Seit dem Ausbau des 1964 errichteten Plus-Areals hat sich
binnen weniger Jahre die PlusCity, eines der ersten großen
das Gesicht der kleinen Gemeinde Pasching, zehn Kilome-
und modernen Einkaufszentren in Österreich. Der Konkur-
ter südwestlich von Linz gelegen, stark verändert. In der
rent zog zwei Jahre später mit dem Uno-Shopping Center in
Hauptsache ist dies Ernst Kirchmayr zu verdanken, dem
der Nachbargemeinde nach – keine 700 Meter vom Stand-
damaligen Geschäftsleiter des kleinen Plus Kauflandes und
ort der PlusCity entfernt.
Eine Landmarke in der Linzer
Umgebung: Schon von Weitem
leuchtet die auf Abstand montierte Glasfassade in der Dunkelheit und gibt bereits Blicke
ins Innere der Mall preis.
heutigem Direktor der PlusCity. Kirchmayr überzeugte in
den achtziger Jahren die Großhandelsfamilie Pfeiffer, in
American Way of Life
seine Vision eines neuen Einkaufszentrums zu investieren:
Doch das war lediglich der erste Streich. Bis in das neue
Er ebnete damit den Weg für ein Shopping- und Freizeit-
Jahrtausend hinein wurde Etappe für Etappe an der
center, das mehr als das reine Konsumieren zum Zweck
PlusCity aus- und weitergebaut. Kirchmayr, der nicht nur
hatte. Das überregionale Einzugsgebiet und eine logistisch
Kaufhausmagnat, sondern auch Immobilienentwickler,
sehr gute Lage an Bundesstraße und Linzer Autobahn
Multimillionär und Autorennfahrer ist, ließ sich für die
boten sich dafür geradezu an. Aber die Idee kam nicht von
Gestaltung der PlusCity auf seinen vielen Reisen in die USA
ungefähr, denn der bestehende Markt war zu dieser Zeit
vom „American Way of Life“ inspirieren. Das macht sich
nicht mehr wirtschaftlich, und die Konkurrenz plante
besonders in den Innen- und Außenbereichen des Centers
bereits ein überregionales Shopping Center unweit des
deutlich bemerkbar. Der gesamte Komplex besteht aus
Plus-Standortes. Man investierte schlussendlich, erwarb die
Stahl, Beton und Glas und entspricht einer klassisch-ameri-
nötigen Flächen neben dem bestehenden Discounter und
kanischen Shopping Mall, die mittig im Gebäude positio-
kam so dem Konkurrenten mit der eigenen Planung zuvor.
niert ist. Entsprechend zentral liegen die einladenden
Unter der Federführung des Linzer Architekturbüros Ate-
Zugänge in die Mall, während die Nebenräume für Sanitär-
lier Plötzl entstand an der Stelle des Lebensmittelmarktes
anlagen, Verwaltung und Lager an der Außenfassade zu
durch zusätzliche 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche
finden sind und Geschlossenheit demonstrieren. Eine auf
20
puls 01 | 2011
Abstand vorgehängte Glasfassade bildet den äußeren
denen bis zu 1.000 Besucher Platz finden. Die Kuppel
Abschluss der Gebäudehülle. Sie schützt die eigentliche
basiert auf einer filigranen Stahlkonstruktion, die auch in
Außenwand und die davor verlaufenden Fluchtbalkone vor
der übrigen Mall für die Überkopfverglasung eingesetzt
Wind und Wetter und ist mit unzähligen farbigen Leucht-
wurde. Die differenzierte Raumgestaltung wirkt sich dabei
stoffröhren bestückt, die das Center auch nachts meilen-
durch den hohen Wiedererkennungswert auch positiv auf
weit als Landmarke aufleuchten lassen. Nur einzelne
die Orientierung im Center aus. Der rechteckige Leonardo
Gebäudeabschnitte sind mit gedämmten Metallkassetten
da Vinci Platz, der durch eine prächtige Brunnenanlage
verkleidet und heben sich durch ihre silbrig schimmernde
und zwei raumhohe griechische Portale inklusive dorischer
Oberfläche von der Glashülle ab. Das Center erstreckt sich
Säulen geprägt ist, wird von einem flachen 45 Meter langen
über zwei Ebenen entlang der Mall, die von mehreren auf-
Glasbogen überspannt. Die mit Tageslicht durchflutete
wendig inszenierten Plätzen unterbrochen wird. Diese
Mall reagiert so auf den Wunsch nach Weite und Helligkeit
strukturieren die Mall räumlich und tragen dabei Namen
beim Einkauf. Um auch im unteren Geschoss den natür-
wie Marcusplatz oder Atlantisplatz und sorgen für ein
lichen Lichteinfall und den großzügigen Luftraum wahr-
mediterranes Wohlfühl-Ambiente. Der Marcusplatz – einer
nehmen zu können, wurde die obere Verkaufsebene um
italienisch-mittelalterlichen Stadt nachempfunden – bildet
einige Meter zurückgesetzt. Galerien und Atrien lockern
das Zentrum des Centers und ist der sogenannte Food
die Struktur der Mall zusätzlich auf und lassen dabei viel-
Court der Anlage. Über beide Verkaufsebenen gruppiert
fältige Blickbezüge durch den Raum zu. Effektvoll leuchtet
sich hier unter einer riesigen raumüberspannenden Glas-
abends die Glasdecke in tiefem Mitternachtsblau – dank
kuppel der Hauptanteil gastronomischer Einrichtungen, in
moderner Lichtleitfasertechnik.
22
Dem Himmel so nah: Durch
die filigrane Stahlkonstruktion
und die Verglasung über den
Plätzen und Wegen der Mall
scheint sich der Raum nach
oben zu öffnen.
puls 01 | 2011
Megakino, Gokartbahn und Tenniscenter
Ergänzt wird der Einkaufstempel durch ein integriertes
Gesundheits- und Wellnesszentrum, einen 2500 Quadrat-
Projektbeteiligte
meter großen Büro- und Verwaltungstrakt über den
Dächern der Mall und durch die vielfältigen Freizeitmög-
Bauherr
lichkeiten im Außenbereich. Die Einrichtungen reichen
PlusCity Betriebsg.m.b.H. & Co. KG, Linz
vom Megakino über eine Gokartbahn bis hin zum Tenniscourt und einen Baumarkt nebst Gartencenter. Regelmäßig
Architekt
finden Gokartrennen um und durch die PlusCity statt, oder
Atelier Plötzl Plötzl Arch + Ing, Linz
es werden schon mal prominente Gäste geladen. Die Besucherzahlen sprechen für sich: Etwa zehn Millionen Käufer
Vermietbare Fläche
strömen im Jahr in die PlusCity und shoppen auf 70.000
75.000 Quadratmeter
Quadratmetern Verkaufsfläche, während rund zwei Millionen Besucher auch das Entertainmentangebot in Anspruch
Integrierte Produkte von ABB
nehmen. Damit ist das Center mit seinen 2.000 Mitarbei-
Jalousiesteuerung mittels KNX Aktoren und Wetter-
tern das drittgrößte Einkaufszentrum in Österreich. Aber
station. Integrierte Reiheneinbauzähler zur Span-
Kirchmayr gibt sich damit nicht zufrieden. Er hat schon
nungs-, Strom- und Leistungsmessung
längst das nächste Projekt im Blick: die Shopping Mall Lentia City in der Linzer Innenstadt.
23
» Praxis
Zwischen Soho
und Souk
Bereits jetzt gehört die Shopping-Mall „The
Avenues“ zur absoluten Sonderklasse der
Einkaufscenter. Nach Abschluss der letzten
Bauphase kann der Konsument in Kuwaits
Hauptstadt frei zwischen mehreren, höchst
unterschiedlichen Einkaufswelten wählen.
Von Britta Rohlfing
Mit architektonisch waghalsigen und ungewöhnlichen
Projekten hat man in Kuwait Erfahrung: So stellen weiterhin die futuristischen, technischen Optimismus ausstrahlenden Kuwait Towers, die in den siebziger Jahren erbaut
wurden, das bedeutendste Wahrzeichen des arabischen
Golfstaats dar. Derzeit plant man nicht nur eine Umgestaltung der Türme, die ihre Funktion als Wasserspeicher verloren haben – mit der künstlichen Stadt Madinat al-Hareer
läuft die Planung für eine Retortenstadt, die auf einer Halbinsel entstehen soll. Über mehrere Brücken könnte von hier
aus eines Tages sogar eine Zugtrasse bis nach Damaskus,
Bagdad, den Iran und sogar Israel verlaufen. Vielleicht wird
die Stadt sogar den höchsten Turm der Welt ihr eigen nennen können: 1001 Meter soll der Burj Mubarak al-Kabir
eines Tages in den Himmel ragen und damit alle anderen
Mega-Hochhäuser in den Schatten stellen. 2030 sollen die
Arbeiten an der Stadt beendet sein, so steht es zumindest
in den von Superlativen gespickten Pressemeldungen.
Projekte wie die Shopping Mall „The Avenues“, die 2007
eröffnet wurde und seitdem kontinuierlich vergrößert und
24
Gensler
Neue Geschäftsfelder erobern
erweitert wird, müssen vor dem Hintergrund betrachtet
Außenbereichen dazu. Mit der Phase 3 drei soll das Areal
werden, dass hier ein erdölreicher, mit einer enormen
nun hochklassig vollendet werden, dafür entschied man
Kaufkraft gesegneter Golfstaat versucht, neue Geschäftsfel-
sich für das international aktive Architekturbüro Gensler,
der zu erobern und das eigene Image in der Welt aufzupo-
das von Los Angeles und London aus agiert.
lieren. Im Al Rai Distrikt der Hauptstadt Kuwait City gelegen, sollte mit „The Avenues“ ein Zeichen für die Region
Champs-Elysees am persischen Golf
gesetzt werden. Die Initiatoren sprechen gar von einem
Gensler verspricht für die Zukunft von „The Avenues“ ein
neuen Shopping-Ereignis und einem Meilenstein der Ent-
„komplett neues Einkaufskonzept“. In Anlehnung an be-
wicklung. Kuwait, das über etwa 10 Prozent der geschätzten
kannte globale Metropolen soll das Areal fünf verschiede-
weltweiten Erdölreserven verfügt, soll sich in den nächsten
ne Bereiche präsentieren, die jeweils für sich eine andere
Jahren in eine Region verwandeln, in der Business und
Atmosphäre bieten: „Luxury Mall“, „Grand Avenue“, „The
Handel betrieben werden und die für ausländische Investo-
Mall“, „SoKu“ und „The Souk“. Die Mall soll sowohl als
ren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Unterteilung
Erweiterungs- als auch als Verbindungseinheit fungieren
in verschiedene Bauphasen ist bei „The Avenues“ namens-
und teilweise direkt an die bestehenden Gebäude anschlie-
gebend: Phase 1 und Phase 2 bezeichnen zwei Komplexe
ßen. Eine Reihe von Plätzen mit Cafés und Restaurants wird
innerhalb des Areals. Eröffnet wurde das Einkaufsparadies
das Angebot prägen. In Anlehnung an den berühmten
im Jahr 2007. Zu den 230 Geschäften dieses Bauabschnitts
Champs-Elysees ist „Grand Avenue“ als ansprechende, von
gehört bereits ein Ikea-Showroom. Ein Jahr später kamen
Bäumen gesäumte Einkaufsstraße angelegt, die sich unter
mit dem Abschluss von Phase 2 Passagen mit 200 Bouti-
einem großen Glasdach befindet. Die 425 Meter lange und
quen und eine größere Restaurant-Zone mit großzügigen
24 Meter breite „Grand Avenues“ stellt die kreisförmige
26
Eintauchen in die Welt der
Souks: Trotz aller Modernität
soll eine der Sektionen von
„The Avenues“ ganz den traditionellen arabischen Einkaufsstraßen, den Souks, nachempfunden sein (links). Plätze und
Cafés gehören als Erholungsorte und Orientierungspunkte
zum Konzept (rechts).
puls 01 | 2011
Hauptader des Komplexes dar und dient zugleich dem Besucher als Orientierungspunkt. Die Fassaden der Ladenflächen sind variantenreich gestaltet: Europäische, regionale
Projektbeteiligte
und zeitgenössische Elemente existieren nebeneinander.
Das Areal „SoKu“ ist voll und ganz urbane Einkaufslandschaft und an New Yorks Bohème-Viertel Soho angelehnt.
Bauherr
Mit „Souk“ bieten Gensler architects eine zeitgenössische
Mabanee Company SAK, Kuwait
Interpretation des traditionellen Souks, des verschachtelten traditionellen arabischen Marktgebildes. Die „Luxury
Architekten
Mall“ soll dem Besucher das ultimative Einkaufserlebnis
Gensler London
bieten. Haute Couture und Luxusmarken werden in einem
exklusiven, teilweise intimen Rahmen versammelt. Mit
Vermietbare Fläche
den Erweiterungsarbeiten soll die Mall „The Avenues“ ab
400.000 Quadratmeter (im Jahr 2012)
2011 auf über 400.000 Quadratmetern den Kunden berauschen. In Kuwait stellt sie bereits heute die größte Shop-
Integrierte Produkte von ABB
ping Mall dar, mit der Erweiterung würde sie in der ganzen
Beleuchtungssteuerung mittels Timer und
Region des Nahen Ostens zu den Shopping-Giganten gehö-
Visualisierungs-Software. Dimm-Kontroll-Technik
ren. „The Avenues“ kann auch als Vorbote von weiteren
für Besprechungsräume und Atrien
spektakulären Bauten betrachten werden, mit denen das
Emirat in den nächsten Jahren Schlagzeilen machen wird.
27
Love Architecture
Glitzer, Glamour und Gigantonomie
Einkaufen war gestern. Die architektonischen Einkaufsszenarien der Zukunft vernetzen
zunehmend unterschiedliche Bereiche miteinander – Shopping wird zum Event und
ganzheitlichen Ereignis, das manchmal sogar Kommerz mit Ökologie vereint.
Love Architecture: GTS, Sofia
Bereits von Weitem sollen die „Grand Towers“ in Sofia den Konsumenten anlocken und das Stadtviertel am innerstädtischen Ring neu
beleben. Auf der ehemals militärisch genutzten Brachfläche hat das Wiener Architekturbüro Love Architecture im Zuge der Nachverdichtung der bulgarischen Hauptstadt das Büro-, Geschäfts- und Konferenzzentrum GTS als futuristisches Szenario entworfen: Aus
einem achtgeschossigen Sockel steigen drei eigenständige Türme als überdimensionales Ensemble empor, das Shopping Mall, Büros,
Hotel und Appartments vereint. Die ersten Ebenen des 110 Meter hohen und 28 Obergeschosse umfassenden Komplexes sind auf 22.000
Love Architecture
Quadratmetern vollflächig dem Warenverkauf vorbehalten. Darüber schließen sich Büros und ein Hotel an, die Türme wurden im
Dreieck und mit möglichst großem Abstand zueinander angeordnet, um das Tageslicht optimal auszunutzen und attraktive Aussichten
zu gewährleisten. Am Fuß der drei Türme kann der Besucher zwischen Hotellobby, Konferenzsälen und Gastronomie wählen oder in die
grün angelegten Außenbereiche zwischen den Türmen hinaustreten. Die begrünten Terrassen rahmen als Galerien zwei gigantische
Lichthöfe ein, die in Form umgekehrter Pyramiden den gesamten unteren Gebäudeteil mit Tageslicht versorgen und die Form der drei
Türme bis zum Straßenniveau nachzeichnen. Bemerkenswert erscheinen auch die höher gelegenen „Green Levels“, die sich über mehrere Ebenen erstrecken und sowohl zur Naherholung als auch zur Klimatisierung der Hochhäuser genutzt werden sollen.
28
puls 01 | 2011
» Visionen
OMA: Porsche Towers, Dubai
Für die Business Bay in Dubai interpretierten OMA und Porsche Design das
Motiv der Zwillingstürme neu: Die Porschetower I und II ergänzen sich durch
Gegensätzlichkeit statt durch Ähnlichkeit.
Die zwei zylinder- beziehungsweise kastenförmigen Hochhäuser bieten auf über
120.000 Quadratmetern luxuriöse Wohnund Büroräume. In das Bürogebäude ist
eine Shopping Mall integriert, während
im zylindrischen Wohnturm eine versenkte Plaza mit Cafés und Restaurants vorgesehen ist. Die bisher nur als Entwurf existierenden Gebäude wurden dem Klima in
Dubai angepasst: Die Architekten um Rem
Koolhaas gestalteten die Baukörper so,
dass die Fassadenöffnungen möglichst im
selbst vor der sengenden Sonne schützen.
© OMA
Eigenschatten stehen und sich dadurch
ECE: Quartier am Mailänder Platz, Stuttgart
Kaum einem deutschen Fernsehzuschauer und Zeitungsleser dürfte es entgangen sein: Durch das politisch hart umkämpfte Projekt Stuttgart 21 und
die Verlegung eines Großteils der Bahngleise unter die Erde entstehen Freiflächen in der Stadt, die ob ihrer Kessellage kaum zu wachsen vermag. Im
November 2010 legten die Hamburger Projektentwickler ECE erste Pläne vor, wie ein Teil des Areals genutzt werden könnte. Das vom Stuttgarter
Oberbürgermeister unterstützte Konzept sieht ein neues Stadtensemble vor, das Quartier am Mailänder Platz. Hier sollen in einer Mischnutzung
Wohnungen, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten eine Einheit bilden. Im Zusammenspiel mit der ebenfalls an Ort und Stelle entstehenden
Bibliothek 21 sehen die Planer die Chance, der Stadt einen neuen urbanen Treffpunkt zu bescheren. Die Geschäfte für den Einzelhandel konzentrieren
die Planer in drei eigenständigen Gebäuden, die durch transparente Brücken im ersten Obergeschoss miteinander verbunden sind. Bei der derzeitigen Planung des Quartiers legen die Verantwortlichen Wert auf eine nachhaltige und klimaschützende Umsetzung, was sich insbesondere im schonenden Einsatz von Energie und Ressourcen niederschlägt. So sollen die 43.000 Quadratmeter umfassenden Flächen für den Einzelhandel natürlich
ECE
und ohne elektrische Kühlung belüftet werden. Eine Zertifizierung durch die Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wird angestrebt.
Holzer Kobler Architekturen
Holzer Kobler Architekturen:Ebisquare,Luzern
Die zersiedelte Struktur des Rontals zwischen Luzern und Zug, wo Grünflächen rar geworden sind und die alten Dorfzentren ihrer Bedeutung beraubt wurden, steht für
das Züricher Büro HolzerKobler beispielhaft für die „schwindende Landschaft“. Hier glauben die Architekten, die ideale Kulisse für ihren höchst ungewöhnlichen Einkaufsund Begegnungsort „Ebisquare“ gefunden zu haben: Als Antithese zur klassischen Shopping Mall amerikanischer Bauart soll im Komplex die „Mall Creation“ an die Szenerie offener, großzügiger Landschaftsräume erinnern – reduziert auf die nach Meinung der Architekten typischen landschaftlichen Elemente der Schweiz: See, Berg und
Wiese. In die vorgesehenen Gebäudevolumen wird die Mall als neuer publikumswirksamer Raum, ähnlicher einer Möbiusschleife, eingebettet. Wenn der Besucher auf
geschwungenen Weg durch die Geschosse flaniert, begleiten ihn auf Schritt und Tritt collagierte und abstrahierte Landschaften. Orchestriert wird das naturnahe und doch
künstliche Shoppingerlebnis durch medial aufbereitete Naturphänomene – da kann das Getöse eines Gewitters schonmal das Klingeln der Kasse übertönen.
Sparch: Vision City, Kuala Lumpur
Ursprünglich sollte Vision City – ein Komplex aus
Shopping Mall, Büro- und Wohntürmen noch vor der
Jahrtausendwende in Kuala Lumpur eröffnet werden.
Aus finanziellen Gründen musste das Projekt jedoch
auf halbem Wege abgebrochen werden. Für die Bauruine der Mall entwickelte das Londoner Büro Sparch
ein neues Konzept: Die Architekten brachen aus dem
vorhandenen Monolithen die Mitte heraus und schafften so ein negatives Volumen, das trotz natürlicher
Belichtung und Belüftung durch eine Glasüberdachung vor Regen geschützt ist. Dieser flexibel nutzbare
Raum ist nicht an die Öffnungszeiten der ansässigen
Shops gebunden, sondern als öffentlicher Platz darüber hinaus rund um die Uhr zugänglich. Ein vertikaler
Spalt in der 200 Meter langen Hauptfassade leitet den
Sparch 2008
Besucher von der Straße nach innen, und über treppenartige, begrünte Terrassen zu einer großzügigen
Gartenanlage, die zwei Stockwerke über der Straßenebene höchste Aufenthaltsqualität bieten soll.
puls 01 | 2011
Zaha Hadid: Freitag (Zürich Airport Circle)
Mit der Überbauung des Butzenbühls am Züricher
Flughafen soll ein rund 200.000 Quadratkilometer
großes und 685 Millionen schweres Dienstleistungszentrum mit Büros, Hotels und Shopping Mall entstehen. Den mit absoluter Archtiktenprominenz
besetzten Wettbewerb entschieden Anfang 2010
Riken Yamamoto & Field Shop mit dem Entwurf
„Divers(c)ity“ für sich. Den spektakuläreren Entwurf
lieferte Zaha Hadid, die in dem dreistufigen Wettbewerb am Ende Platz zwei belegte. Wie nicht anders
zu erwarten, lieferte Hadid einen ikonographisch
interessanten Solitär: Die in London beheimatete
Architektin entwarf eine urbane Skulptur, die mit
fließenden Räumen durchzogen wird. So soll eine
Interaktion zwischen verschiedenen Gebäudemodulen wie „Health & Beauty“, „Brands & Dialogue“ oder
„Culture & Event“ ermöglicht werden. Großzügige
Einschnitte, Hadid spricht hier von „Canyons“, weisen auf die drei Zugänge hin, sorgen für räumliche
Komplexes. Auf dem Dach ist ein Areal für hochwertige Marken und Showrooms vorgesehen – inszeniert
nach dem Vorbild eines beliebten Boulevards.
Zaha Hadid Architects
Tiefe sowie eine bessere Orientierung innerhalb des
» Zu Besuch
„Handel ist der Ursprung
der Stadtidee“
Leicht verspielter Charme trifft auf geschliffene technische Eleganz – die
Bauten des Hamburger Büros BRT Architekten konnten in den letzten Jahren
bravourös ganze Stadtviertel aufwerten. Hadi Teherani, der alle Entwürfe des
Büros zeichnet, erzählt im Gespräch mit puls von seiner Leidenschaft für
Urbanität und seiner Vision moderner Shopping-Welten.
Von Lasse Ole Hempel
Die Liste bedeutender urbaner Bauten, die BRT seit Grün-
Der spezifische Reiz liegt vor allem darin, eine typische
dung im Jahr 1991 realisierte, ist lang: Dem Kölner Rheinau-
Hamburger Straßenschlucht architektonisch mit Brücken
hafen bescherten sie 2009 mit den „Kranhäusern“ ein
und Galerien auch vertikal zugänglich zu machen und mit
imposantes architektonisches Signal für Aufbruch und
ihren erhaltenen angrenzenden Häusern zu einem äußerst
Optimismus. In Hamburg haben die Architekten mit Büro-
ungewöhnlichen Funktionsgefüge zu verschmelzen, dank
häusern wie dem „Berliner Bogen“ oder dem „Dockland“
der Komplexität von Park-, Passagen- und Büroebenen.
erfolgreich das Erscheinungsbild der Stadt geprägt. Die Tri-
Struktur und Wegeführung der Europa Passage sind dazu
as Jens Bothe, Kai Richter und Hadi Teherani wurde bereits
aus dem bestehenden Stadtgrundriss gewonnen. Die neue
in den siebziger Jahren geschmiedet, als alle drei an der TU
Passage entspricht dem Verlauf der alten Straße. Da die
Braunschweig studierten. Seit 2002 hat das Büro seinen
Passage nicht nur ebenerdig verläuft, sondern über insge-
Standort in der HafenCity, zum ganzheitlichen Ansatz des
samt fünf Ebenen, gelangen die Stadtwanderer heute bis
Büros gehört die Hinwendung zu innovativen innenarchi-
zur Dachrinne der ehemaligen Straßenrandbebauung.
Gläserner überdachter Boulevard: Mit der Europa Passage
verfolgten BRT Architekten ihr
Ideal eines urbanen Shoppingareals, das ein vielfältiges,
modernes Angebot elegant in
einem übersichtlichen Komplex vereinigt.
tektonischen Lösungen, die in der 2003 gegründeten Hadi
Teherani AG gebündelt sind.
Ihr Ideal ist der vitale Innenstadtraum, in dem sich alle
Lebensbereiche – vom Wohnen bis zum Einkaufen – über-
Herr Teherani, etwas mehr als vier Jahre sind vergangen,
schneiden und berühren. Wie muss ein Shopping Areal
seitdem die von Ihnen gestaltete Europa Passage in Ham-
aussehen, um sich in dieses urbane Konzept zu integrieren?
burg eröffnet wurde. Nutzen Sie Ihre Passage manchmal
Handel ist historisch der Ursprung der Stadtidee. Diese
selbst, um Ihre Vision des „flanierenden Konsumenten“
Ursprünglichkeit lässt sich heute noch auf attraktiven
in der Realität zu überprüfen?
Wochenmärkten nachvollziehen. Wenn Handel nicht mehr
Paris wollte vor 140 Jahren seine Boulevards gläsern über-
als Motor des Stadtbetriebs funktioniert, leidet darunter
dachen, was technisch damals noch gar nicht möglich war.
nicht zuletzt die allseits geschätzte Stadtkultur. Beides ist
In Hamburg ist es uns mit der Europa Passage gelungen.
nicht voneinander zu trennen. Darum ist es so wichtig,
32
puls 01 | 2011
Jörg Hempel
Jörg Hempel
» Zu Besuch
Urbanität und Handel miteinander zu verbinden und
architektonisch zu verankern. Im Wettbewerb der Städte
genügt es nicht mehr, Handel nur zu ermöglichen. Die
Menschen suchen das besondere Erlebnis. Das Produkt wird
zur bleibenden Erinnerung, es verkörpert die Atmosphäre
und den Charme einer komplexen urbanen Situation. Das
genau ist die architektonische Aufgabe.
Nach der Übernahme der Kaufhauskette Karstadt durch
Nicolas Berggruen wird viel über die Zukunft des Kaufhauses gesprochen. Ist diese Form des Einkaufens gegenüber den spezialisierten Flagship Stores oder dem anonymen Einkaufen im Internet überhaupt konkurrenzfähig?
Das Kaufhaus ist so wenig tot wie die Idee der Passage, der
Geschäftsstraße oder der Markthalle. Dazu ist seine Funktion viel zu allgemein und zu wichtig. Die Struktur des
Kaufhauses muss nur lebendiger und dynamischer werden,
im Sinne eines vielfältigen Basars auf mehreren Ebenen.
Weil man heute alles und jedes auch digital im Internet
kaufen kann, vom Tee bis zum Auto, ist es umso wichtiger,
die analoge, urbane Gegenposition aufrechtzuerhalten und
weiter zu verbessern. Das ist die Aufgabe der urbanen und
sich gerne an einen Kauf im Internet, aber alle wollen Stadt
erleben.
Macina
architektonischen Inszenierung „Stadt“. Niemand erinnert
Stadt erleben: Einer gut funktionierenden Geschäftsstraße nachempfunden sind die Szenerien,
die BRT für ein Einkaufszentrum in der weißrussischen Hauptstadt Minsk ersonnen hat (oben).
Maritime Symbolik kommt in der Europa Passage besonders in den freigestellten, parabelförmigen Bogenkonstruktionen zum Tragen (links und unten). Durch Brücken und Galerien wird für den
urbanen Flaneur eine typische Hamburger Straßenschlucht auch vertikal zugänglich.
Welche Voraussetzungen muss ein Shopping Areal im 21.
Jahrhundert erfüllen, um den gewachsenen Ansprüchen
des Konsumenten zu entsprechen?
Im Grunde muss das Geschäftsviertel der Stadt, so hieß das
früher, selbst Stadt sein. Die beste Shopping Mall ist doch
die gut funktionierende Geschäftsstraße mitten in der
Stadt, mit all ihren Reizen und Verlockungen darüber hinaus. Jeder Laden hat seinen eigenen Auftritt im öffentlichen Raum, die Geschäftsleute versuchen, sich im Kampf
um den Kunden gegenseitig zu überbieten, durch besondere Angebote, durch besonderen Service. Der Kunde selbst
hat einen ganz anderen Auftritt, wenn er persönlich
begrüßt wird und ihm seine Wünsche von den Augen
abgelesen werden, weil er schon sehr lange Kunde ist. Das
ist das ganze Geheimnis. Sobald man versucht, diese sinnliche Komponente des Handels auf zu leichte, zu wenig komplexe Art zu synthetisieren, wird man langfristig scheitern.
Das kann das Internet nämlich viel besser.
Sie räumen dem städtischen Raum, wie wir ihn kennen,
aber durchaus noch eine Chance ein, mit den sich rasch
Notwendig sind die Vielfalt und Komplexität des alten
Stadtmodells, gesteigert um die Attraktivität neuer Baumethoden und Materialien. Eine Dynamik aus Wochenmarkt,
Jörg Hempel
wandelnden Ansprüchen mithalten zu können?
35
» Zu Besuch
Seit 2002 haben BRT Architekten ihren Standort im Bürohaus Deichtor in der HafenCity (links). Mit dem Designer Sören
Jungclaus entwickelte Hadi Teherani für Busch-Jaeger die innovative Schalterlösung Busch-iceLight (rechts).
Markthalle, Geschäftsstraße, Passage, Kaufhaus, Restau-
Was hat Sie dazu bewogen, zusätzlich zum Büro BRT ein
rants, Büros, Wohnungen und Kultur, die ganze Palette des
eigenes Unternehmen für Design zu gründen?
urbanen Lebens. Dann spielen selbst unsere nordisch
Wenn man als Architekt die rein funktionale oder rein
schwierigeren Wetterverhältnisse gar keine große Rolle.
visuelle Betrachtung und Bewertung von Architektur ver-
Warum sollte man nicht wieder Vordächer und Arkaden
lässt, um die menschlichen Sinne zum wesentlichen Krite-
einsetzen? Man muss wieder die Stadt insgesamt in den
rium der Raumerfindung zu machen, dann ist der architek-
Blick nehmen, nicht nur einzelne urbane Bausteine.
tonische Anspruch umfassender und schließt das Design
Neue Landmarke am Arabischen Golf: Mit dem Zayed
Water Palace soll Abu Dhabi
ein neues Wahrzeichen erhalten. In den 12 nutzbaren Ebenen soll neben Wohnungen,
einem Hotel und Konferenzräumen auch eine Shopping
Mall Platz finden.
ein. Ich möchte beide Arbeitsebenen der Gestaltung zu
Sie haben mit Ihren Arbeiten das Gesicht der Hansestadt
einer schlüssigen Synthese führen, um die gesamte Umge-
geprägt und verändert. Von den Fenstern Ihres Büros in
bung des Menschen beeinflussen zu können. Der wahre
der HafenCity können Sie den Wandel tagtäglich verfol-
Luxus ist immer der Raum, alle anderen gestalterischen
gen. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
Elemente wirken emotional verstärkend oder illustrierend.
In der Speicherstadt habe ich schon als Kind gearbeitet. Da
gab es viele persische Teppichhändler. Diese Atmosphäre
Sie haben früher auch als Modeschöpfer gearbeitet. Flos-
voller wilder, exotischer Düfte und Gerüche in den alten
sen diese Erfahrungen auch in Ihre Architektur ein?
Speichern. Das ist einfach alles ein Stück Heimat. Womit ich
Das war auch ein kleiner Trick, um Interessierten die
nicht sagen will, dass mich die HafenCity architektonisch
Schwellenangst zu nehmen, auch gleich mal in mein Archi-
oder städtebaulich schon voll und ganz zufriedenstellt. Der
tekturbüro zu schauen, das ein Stockwerk höher lag. Die
große Reiz ist einfach das Leben und Arbeiten unmittelbar
Leidenschaft für Stoffe und Kleidung haben mir schon mei-
am Wasser, ohne diesen dramatischen Bezug zum Wasser
ne Eltern vermittelt. Aber grundsätzlich geht es in der
wäre Hamburg für mich wahrscheinlich nur halb so viel
Gestaltung immer um dieselben Fragen, ganz gleich, ob es
wert. Beide Büros und meine Wohnung liegen unmittelbar
sich um eine Obstschale, einen Anzug, einen Bürostuhl,
am Wasser. Diese Leidenschaft für Urbanität am Wasser
einen Türbeschlag oder ein kleines oder großes Gebäude
kann ich nicht unterdrücken.
handelt. Die Antworten liegen stets auf funktionaler, emotionaler, aber auch ökonomischer Ebene und in der Interpretation einer spezifischen Aufgabe oder Person.
36
puls 01 | 2011
Macina
» Material
Corian
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Material-Klassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Ippolito Fleitz Group, Stuttgart
Welche Materialeigenschaften haben Sie dazu bewogen, für die
Wandgestaltung der Konzerthalle im „Palace of International
Forums Uzbekistan“ in Taschkent Corian zu wählen?
Das Material musste schallreflektierend sein, da es sich hier um den
zentralen Veranstaltungs- und Konzertsaal handelt. Wir hatten für
Entwurf, Planung und Realisierung des Projekts nur fünfeinhalb
Monate Zeit. Ein entscheidender Faktor war deshalb, dass wir die
Wände so weit wie möglich vorfertigen lassen konnten. Eine große
Herausforderung stellte die thermische Ausdehnung dar: Der Einbau erfolgte bei 40 Grad Außentemperatur, der Raum wurde dann
aber auf 20 Grad konditioniert. Die Transluzenz von Corian nutzten
wir, indem wir die Wände hinterleuchteten.
Welche Eigenschaften wünschen Sie sich noch für das Material?
Von Vorteil wäre sicherlich eine noch widerstandsfähigere Oberfläche. Aber diese Schwäche des Materials, sein hoher Acrylanteil, ist ja
auch gleichzeitig seine eigentliche Stärke, nämlich dass es thermisch verformbar ist und zu praktisch jedem Design verarbeitet
werden kann. Bislang gibt es Corianplatten nur in einer Stärke von
6 Millimetern. Da wir das Material oft im Innenausbau verwenden,
würden wir uns zusätzlich eine 3 Millimeter dicke Platte wünschen.
Wo liegt die Zukunft von Corian?
Einerseits im großen Maßstab in der Außenanwendung, zum Beispiel in Fassaden, wobei deren Langlebigkeit noch zu beobachten
ist. Zum anderen in kleinerem Maßstab im Produktdesign, wo die
Palace of International
Forums Uzbekistan
Andreas J. Focke / Hasenkopf (l.); DuPont™ Corian®
Vorteile des Materials noch nicht wirklich ausgereizt scheinen.
Busch-iceLight – Licht in einer neuen Dimension
Licht ist eine entscheidende Komponente in der Architektur. Sie kann ein Gebäude im wahrsten Sinne
des Wortes ins rechte Licht setzen und so die Stärken einer Architektur herausstellen. Das neue BuschiceLight, das in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Architekten und Designer Hadi Teherani entwickelt wurde, gibt Architekten in diesem Sinne ein flexibles Gestaltungsmittel an die Hand: Busch-iceLight setzt Akzente in der Raumbeleuchtung, es weist als Orientierungslicht den richtigen Weg oder
kreiert ein harmonisches Ambiente. Ausgestattet mit innovativer LED-Technologie genügt Busch-iceLight eine ganz normale Unterputzdose – und ergänzt so die traditionellen Möglichkeiten der Unterputzverkabelung für Schalter um eine innovative Leuchtenserie auf Wand und Decke. „Ohne den Raumbedarf konventioneller Leuchten werden damit sehr spezifische, in die Architektur integrierte Lichtsituationen möglich – emotional gestimmt oder zur Orientierung und Information“, so Theherani. Das
Material spielt dabei eine zentrale Rolle, weil es Lichtführung und Atmosphäre entscheidend prägt.
Teherani wählte transparentes Acryl, das in der verwendeten Stärke „eine sehr tiefgründige, einem
leuchtenden Edelstein vergleichbare Wirkung und Faszination entwickelt.“ So wird nicht nur das Licht,
Flexible Einsatzmöglichkeiten:
Busch-iceLight als Wandmodul Ambiente und Wandmodul
Orientierung (von oben).
40
sondern auch die kaum auftragende Leuchte zum Blickfang. Mit Busch-iceLight ist ein neuartiges
Unterputz-Lichtmodul entstanden, das durch seinen modularen Aufbau nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten bietet: Lichtrichtung und Lichtaustritt können beispielsweise exakt definiert werden.
Das Acrylglas-Element kann das Licht einerseits gezielt nach unten oder oben austreten lassen oder es
puls 01 | 2011
» News
an allen vier Seiten gleichzeitig abstrahlen. Je nach Einsatzzweck
schafft Busch-iceLight auf diese Weise Atmosphäre oder bietet
Orientierung und Sicherheit. Drei Farbtemperaturen stehen zur
Auswahl: warmweiß, neutralweiß oder kaltweiß, und es besteht
die Möglichkeit zur zweistufigen Einstellung der Grundhelligkeit.
Als Orientierungsleuchte kann Busch-iceLight mit unterschiedlichen Designblenden und Piktogrammen bestückt werden. Diese
aus Metall gefertigten Symbole und Raster in moderner Formensprache unterstreichen einmal mehr die wertige Anmutung von
Busch-iceLight. Es kann mit den Busch-Jaeger Schalterprogrammen c a r a t ®, pur edelstahl, s o l o®, Busch-axcent® und f u t u r e®
linear kombiniert werden und passt sich damit perfekt dem Erscheinungsbild vorhandener Elektroinstallationen an. Busch-iceLight ist
ein ganzheitliches, modulares System, dessen Systematik zu eigenen Gestaltungsideen verlockt. Gerade im Shopbereich sind eine
Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten denkbar, wie etwa als Lichtinstallation mit dekorativem Charakter oder als Licht mit Leitfunktion.
Busch-iceLight zur schnellen Orientierung: 30 unterschiedliche Piktogramme bieten klare Informationen – für nahezu alle Anforderungen im geschäftlichen oder
halb öffentlichen Bereich. Weitere Designblenden auf Anfrage möglich.
41
» Denkanstoß
Wie viele Besucher finden
unter der Glaskuppel des
PlusCity Centers Platz?
Werner Krug
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine
Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine
Belohnung in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 02/2011:
Medical + Wohnen im Alter
Antwort
Gegenwärtig entstehen viele innovative Gebäude
Unter der Glaskuppel des PlusCity Centers finden
Residenz. puls 2/2011 stellt eine Auswahl vor.
in den Bereichen Diagnostik, Behandlung und
Besucher Platz.
Name
Stefan Müller-Naumann
Büro
Straße
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
Fax
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
E-Mail
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger je ein
Exemplar der Bücher Shopping.
Architecture now, erschienen im
Taschen Verlag, sowie Staging
Space, erschienen im Gestalten Verlag. Einsendeschluss: 15. März 2011.
Der/die Gewinner/in wird in der
nächsten Ausgabe veröffentlicht.
Gewinner des letzten Preisrätsels:
Josefine Kollmeier aus 83075 Bad
Feilnbach und Helmut Keller aus
67373 Dudenhofen
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer,
Christiane Schulte, Mirko Simon
Redakteure Gesellschaft für Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel, Britta Rohlfing
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Shopping Malls
puls 01 | 2011
Kein Licht.
Sondern Atmosphäre.
designed by
Shopping Mall
im Wandel
Busch-iceLight®. Einleuchtendes Design. Effizient
eingesetzt. Die erste Unterputzdose mit LED-Licht
zum Wohlfühlen. Passend zu Schaltern und Steckdosen. Von Stararchitekt Hadi Teherani gestaltet. Für
neue Harmonie von Licht und Raum. Entdecken Sie
mehr Atmosphäre auf // www.BUSCH-JAEGER.de
von Atelier Plötzl
Revitalisierung der Städte –
Hadi Teherani im Gespräch
Die Zukunft des Einkaufens
Vernetzung und Energieoptimierung
im Westside Shoppingareal
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.
01 | 2011