Radtourismus am Hochrhein, 15.11.2011

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Radtourismus am Hochrhein, 15.11.2011
Erlebnisraum Hochrhein
Modul Radtourismus
Stand: November 2011
Bestandsaufnahme
'Radtourismus am Hochrhein'
Quelle: Schaffhauserland Tourismus
ERH gefördert durch:
Erlebnisraum Hochrhein: Radtourismus am Hochrhein
1.
November 2011
Ausgangslage
Der Radtourismus ist ein noch immer wachsendes Segment im touristischen Markt. Dies belegen
diverse Studien die sich turnusgemäß mit dem Thema auseinandersetzen.
Die ADFC-Radreiseanalyse 20091 beziffert den Anteil des Radtourismus an der gesamttouristischen Wertschöpfung in Deutschland mit 10 %. 5,6 Mio. Radurlauber (zusätzlich 35 Mio. Radausflügler 2007) geben dabei täglich zwischen 64 und 79 € aus.
Entsprechende Untersuchungen von Veloland Schweiz2 bestätigen die ökonomische Relevanz
des Radtourismus; 2009 wurden (nur) auf dem nationalen Veloland-Routennetz 4,8 Mio. Tagesausflüge und 230.000 Mehrtagesreisen unternommen. Bei durchschnittlichen Tagesausgaben
von CHF 128 kommen hier erhebliche Summen zusammen.
Auf Anfrage berichten Touristiker vom Hochrhein von einer deutlichen Zunahme der Radtouristen
in den letzen Jahren.
Quelle: BUND Hochrhein; www.lebendiger-hochrhein.de/Hochrheinradweg
Die Ferienregion am Hochrhein erhält als Zielregion für Radfahrer, offenbar auch infolge des großen Zulaufs am Bodensee, immer mehr Beachtung. Der Hochrhein bietet eine attraktive Landschaft mit weinigen Steigungen, eine parallele Wegeführung auf deutscher und Schweizer Seite
mit vielen unterschiedlichen Querungsmöglichkeiten, sowie zahlreiche Anlaufpunkte für eine Rast
oder eine Besichtigung. Der Hochrhein kann vom Bodensee bis nach Basel (und umgekehrt) bequem in einer Woche befahren werden; die guten ÖV-Angebote beiderseits des Hochrheins erlauben es ohne Probleme auch nur Teilstücke zu befahren.
2.
Rad(wander)wege
Die Ferienregion Hochrhein ist durch die gemeinsame Flusslandschaft geprägt und wird in beiden
Ländern von zahlreichen Radwegen durchzogen. Aus touristischer Sicht von besonderem Interesse (für Radwanderer geeignet, Reise-auslösend) sind die (Fern)Radwege, die beiderseits des
Hochrheins verlaufen. Durch die Grenzlage, besteht im Hochrheintal eine Parallelstruktur von
Radwegen auf deutscher und Schweizer Seite, die ein häufiges Wechseln über den Fluss erlauben. So ist es möglich die eigene Route ganz nach den persönlichen Vorlieben bzw. den jeweiligen Vorzügen des links- oder rechtsrheinischen Radwegs zu gestalten. Daneben besteht die
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Radreiseanalyse des Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) 2009
Kundenfeedback Veloland Schweiz 2006, Ergebnis Zählung 2009
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Möglichkeit an zahlreichen Orten auch auf abzweigende Radrouten ins jeweilige Hinterland auszuweichen.
In der angefügten Tabelle 1 sind die wichtigsten Radwanderrouten und -wege in der Ferienregion
Hochrhein kurz zusammengestellt und charakterisiert. Die den Hochrhein begleitenden Radfernwege sind hierin gelb hinterlegt. Aufgelistet sind die ausgewiesenen (beschriebenen und gekennzeichneten) Routen, nicht die befahrenen (physischen) Wege selbst.
Die flussbegleitenden Wege sind auf deutscher Seite durch Ausweisung verschiedener Routen
auf unterschiedlichen Ebenen (europäische, nationale und regionale) und durch verschiedenste
Organisationen (Tourismus-, Radfahrverbände) teilweise mehrfach ‚belegt’, jedoch eindeutig gekennzeichnet.
Die Radwege entlang des Hochrheins eignen sich hervorragend für naturverbundene und Kulturinteressierte Radwanderer, da es zahlreiche Sehenswürdigkeiten entlang der Radwege gibt. Auch
für Familien sind die Strecken gut geeignet; Flussradwege sind bei Familien besonders beliebt.
Die Strecke ist leicht in einer Woche zu bewältigen und bietet vielfältige Abwechslung und durchgehend leichtes Gefälle vom Bodensee bis Basel.
2.1
Rhein-begleitende Wege
Die wichtigsten Radwanderwege in der Ferienregion Hochrhein sind die beiden den Hochrhein
begleitenden nationalen / regionalen Routen
• die linksrheinisch verlaufende 'Rheinroute 2`auf Schweizer Seite
• die rechtsrheinisch verlaufende 'Rheintal-Radweg' auf deutscher Seite.
Dabei tritt der Rheintal-Radweg (in Teilabschnitten) auch unter anderem Namen auf (s.a. Tab. 1)
auf. Die beiden Wege sind aus Gästesicht als ein Angebot anzusehen, begleiten Sie doch den
Hochrhein, vom Bodensee her kommend bis zum Beginn des Oberrheingrabens bei Basel, wo
sie an andere Wege entlang des Oberrheins anbinden.
Beide Wege wurden im Interreg-Projekt 'Rheinradweg'3 gemeinsam vermarktet. Aus dem Projekt
ist einen Flyer zur Gesamtstrecke (von der Schweiz bis Holland) und eine Website hergegangen,
die grob über Verlauf, Angebote und Sehenswürdigkeiten informiert.
Das aktuelle Interreg-Projekt 'Demarrage'4, dass sich ebenfalls auf den gesamten Verlauf des
Rheins bezieht, will den Ausbau des Dienstleistungsangebots im Radfernverkehr bis 2013 unterstützen. Hierzu wurde eine Marktanalyse durchgeführt, eine Website erstellt und ist die Qualifizierung der Rhein-Radwege beabsichtigt. Die Geschäftsstelle steht im Austausch mit den Projektverantwortlichen, um gegebenenfalls Synergien zu nutzen.
Der deutsche Rheintal-Radweg’ ist außerdem Teil des europäischen Fernradweges Euro Velo 6
Atlantik-Schwarzes Meer, zu dem es ebenfalls einen Webauftritt gibt. Insgesamt ist diese Initiative aber noch im Aufbau. Dies gilt auch für das deutsche D-Netz (Premium-Radfernwege), das
einst aus 12 ‚Bundesradrouten’ mit einheitlicher Beschilderung und optimaler Infrastruktur bestehen soll. Zwei D-Routen (Donau- (Nr. 6) und Rhein-Route(Nr. 8)) nutzen die deutschen Radwege
am Hochrhein.
Die Parallelstruktur durch die nationale Grenze am Hochrhein bietet gegenüber anderen Regionen einige Vorteile, wie:
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www.rheinradweg.eu/de
www.demarrage.eu
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• größere Variabilität / Auswahl an Strecken, je nach Gusto oder Attraktivitäten
• viele Querungsmöglichkeiten (auch mit Fähren, über Kraftwerkstege)
• Grenzübertritte (innerhalb eines Europas ohne Grenzen)
• gutes ÖV-Angebot, durch eine Bedienung von beiden Seiten
• weniger Dichte; Verteilung der Radtouristen.
2.2
An den Hochrhein führende Wege
Daneben gibt es zahlreiche Verknüpfungen mit nationalen, regionalen oder lokalen Radwegen in
Deutschland und der Schweiz, die fast nie eine Fortsetzung auf der jeweils anderen Seite finden.
Die wichtigsten, den Hochrhein anbindenden, Radwege sind ebenfalls in Tab. 1 aufgeführt und
kurz beschrieben. Weitere Radwege finden sich auf lokaler Ebene, sind in der Tabelle aber nicht
aufgeführt.
Diverse andere Radfernwege, bzw. Ausweisungen auf nationaler Ebene (blau hinterlegt), binden
an die Hochrhein-Radwege an. Dadurch eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten der Kombination
in der Routenwahl. Die Radfernwege sind meist ausführlich beschrieben und durch unterschiedliches Infomaterial hinterlegt. Für Mountainbiker, weniger für Rennradfahrer, sind entsprechende
Routen ausgewiesen (s.a. Tab. 1).
Nur wenige Radwege finden eine Fortsetzung über die Grenze hinaus. Die vorhandenen sind
meist einem Thema unterstellt und als Rundweg ausgeführt. Solche Wege sind überwiegend aus
einer grenzüberschreitenden Initiative bzw. einem Projekt entstanden und haben eine einheitliche
Kennzeichnung und gemeinsame Informationsprodukte hervorgebracht. Als Beispiel sei der 'Dreilandradweg' (große und kleine Runde) in der Region Basel-Dreiland genannt, der als grenzüberschreitender Rundweg angelegt und dokumentiert ist.
Thematische Wege, wie der 'Pilgerweg' (reg. Route 41) auf Schweizer Seite oder der 'Literarische
Radweg' (Etappe 7: auf Johann Peter Hebels Spuren) gibt es am Hochrhein nur wenige, obwohl
sich verschiedene Themen (z.B. Römer, Burgen, Juden am Hochrhein) für eine grenzüberschreitende Umsetzung anbieten würden. Die Ausweisung entsprechender Themenwege (auf vorhandenen Routen) würde die grenzüberschreitende Vernetzung des Radwege-Systems am Hochrhein verbessern und das Angebot für Reise- wie Freizeitradler aus der Region mit vertretbarem
Aufwand deutlich aufwerten.
Die Kennzeichnung der Radwege ist mittlerweile als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Mitunter ist
die Fülle der vorhandenen Symbole sogar verwirrend. Die unterschiedlichen Standards auf deutscher (FGSV-Beschilderung mit grüner oder roter Schrift auf weißem Grund) und Schweizer Seite
(Veloland-Beschilderung mit weißer Schrift auf rotem Grund) haben sich angenähert und bereiten
dem Nutzer keine Probleme. Die Kennzeichnung von Alternativen (parallel verlaufende Routen
auf anderer Rheinseite, Querungsmöglichkeiten) im grenzüberschreitenden Verkehr ist vereinzelt
noch ausbaufähig (Schwachstellen auffinden).
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3.
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Informationsquellen
Die oben bereits benannte ADFC-Radreiseanalyse 2009 hat abgefragt, welche Medien zur Planung eines Radurlaubs genutzt werden. Die meisten Radurlauber nutzen hierfür Karten (64 %),
das Internet allgemein (58 %) und spezielle Radreiseführer (49%). Alle anderen Medien (Broschüren, Radzeitschriften, Online-Portale (11 %), etc.) fallen demgegenüber deutlich ab.
Es ist zu vermuten, dass für die Schweiz die Zahlen etwas stärker in Richtung Web-Protale verschoben ist, wegen der frühen Web-Präsenz von Veloland Schweiz.
3.1
Druckmedien
In der Schweiz, wie in Deutschland, gibt es eine Vielzahl (s.a. Tabelle 2: Informationen) von gedruckten Broschüren, Führern, Karten und sonstigen Printerzeugnissen, die entweder einen spezifischen Radweg beschreiben oder – meist an den politischen Grenzen (Landkreis, Kanton) orientiert – einen Teilraum der Hochrheinregion. Zahlenmäßig überwiegen bei den (in Tabelle 2 aufgeführten) Veröffentlichungen (insgesamt 86 aufgelistet) die Karten (29), vor den Radführern (23)
und den Broschüren (14).
Von den in der Liste aufgeführten Medien (86) sind nur 18 (gelb hinterlegt) ganz oder überwiegend auf die Hochrheinregion bzw. -radwege bezogen. Alle anderen Veröffentlichungen sind entweder Sammelwerke, die u.a. auch einen Hochrhein-Radweg mit aufführen, oder sie beziehen
sich (meist) auf den Bodensee oder Südschwarzwald und behandeln noch ein Stück Hochrhein
(bis Stein am Rhein oder Schaffhausen) mit.
Nur ein Teil der aufgeführten Informationsquellen ist grenzüberschreitend angelegt (37 von 86),
wobei auch hier die meisten sich auf den Bodensee beziehen, der als grenzüberschreitende Destination auch entsprechend präsentiert wird.
Die Hälfte der auf den Hochrhein bezogenen Veröffentlichungen sind Karten, die bis knapp hinter
die nationale Grenze, in mehreren Blättern die Hochrheinregion mit ihren Radwegen abbildet. Lediglich eine Karte widmet sich dem Rhein-Radweg / Rheinroute 2 (Leporello Rheinradweg 2).
Immerhin drei Radführer beschreiben explizit Hochrhein-Radwege mit unterschiedlichen Ausgangs- und Endpunkten. Zwei davon (Esterbauer und Bichler) beschreiben die links- und rechtsrheinischen Radwege gleichermaßen.
'Unterm Strich' fehlt es vor allem an grenzüberschreitendem Kartenmaterial (Radwanderkarte,
Fluss- und Wanderkarte bzw. Freizeitkarte) für die Ferienregion Hochrhein. Die vorhandenen Radführer für die Hochrhein-Radwege weisen noch Schwächen in der grenzüberschreitenden Abstimmung auf, die mit den Verlagen aufgearbeitet werden sollten.
Für den Gast von auswärts stellt die Hochrhein-Region aus radtouristischer Sicht keine Einheit
dar, weil die zahlreichen Angebote nicht zusammenhängend aufbereitet und präsentiert werden.
Die oben angeführten Vorteile der Grenzlage werden nur unzureichend genutzt.
Die Suche nach 'Hochrhein' führt im Zusammenhang mit Radfahren oftmals zu 'keinen Treffern'
(z.B. interne Suche BVA-Verlag), obwohl Produkte vorhanden sind. Der 'Hochrhein' ist als radtouristisches Ziel noch nicht etabliert.
Generell leidet die Übersichtlichkeit und Abdeckung der Hochrheinregion mit Karten daran, dass
die Region als Raddestination nicht bekannt ist. Nahezu sämtliche Karten behandeln die grenzüberschreitende Region nur am Rande; d.h. es bedarf immer mehrerer Karten um die Region gesamthaft abzubilden.
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3.2
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Internet
Das Internet als Informationsmedium für den Radtourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Einerseits informieren Anbieter, Gemeinden und Tourismuseinrichtungen über das jeweilige (eigene) Angebot. Andererseits offerieren entsprechende (Radreise)-Portale konkrete Informationen
zu zahlreichen Radrouten. Diese Angebote werden immer mehr genutzt, weil die Technologien
(GPS, Portale, Apps) und die angebotenen Inhalte immer besser und anwenderfreundlicher werden.
Die Webportale bieten ihre Inhalte meist kostenlos, zum Teil nur gegen Anmeldung, dem Nutzer
an. Neben Radtouren werden oft auch weitere Freizeit- bzw. Outdoor-Aktivitäten (Wandern,
Flusswandern, Reiten, Wintersport, etc.) angeboten. Die Suche erfolgt jeweils über direkte Eingabe eines Suchbegriffs (Radwege, Region, Ort) oder über das Anklicken von Angeboten auf einer
Karte. Im Ergebnis erhält der Nutzer unterschiedlich weit gehende Informationen über die jeweilige Radroute (Strecke, Etappen, Höhenprofil), die Sehenswürdigkeiten und ggf. die vorhandenen
Dienstleister (Übernachtung, Reparatur, etc.). Manche Portale binden auch den Öffentlichen Verkehr mit ein. Die Daten können ausgedruckt oder auf ein GPS-Gerät geladen werden, wobei letzteres auf der Route eine komfortable Navigation erlaubt.
Die wichtigsten Portale sind nachfolgend (und in Tab. 2: Informationen) aufgeführt:
• Initiative 'Schweiz Mobil' / 'Veloland Schweiz'
• GPS-Tracks.com
• ADFC5-Tourenportal
• Radroutenplaner Baden-Württemberg
• Outdoorportal outdooracitve.com.
Es gibt noch weitere Portale (private, Anbieter, Verbände, Tourismus und Kombination verschiedener) die radtouristische Inhalte aufbereiten, sich dabei aber konkurrenzieren, und somit für den
Endnutzer die Übersichtlichkeit erschweren. Manche Portale (Veloland, ADFC) sind nur national
ausgerichtet, die meisten aber grenzüberschreitend.
Während das Veloland- und das ADFC-Portal geschlossene Portale darstellen, die jeweils nur
eigene (den eigenen Qualitätsanforderungen entsprechende) Routen enthalten, besteht bei den
offenen Portalen die Möglichkeit individuelle Routen einzugeben und zu veröffentlichen. Hierdurch
erweitert sich das Angebot (Qualität?) an Routen ungemein.
GPS-basierende Angebote (aktuell 10 % der Radwanderer) erfahren eine zunehmende Bedeutung, weil das Angebot an nutzerfreundlichen GPS-Geräten (auch zur Miete) und digitalen Karten
(s.o.) ständig zunimmt und entsprechend preiswerter wird. Mit der zunehmenden Verbreitung von
Smartphones wird die Nutzunge dieser Angebote auch durch entsprechende Apps immer weiter
um sich greifen.
Nur wenige Projektpartner bieten entsprechende Touren bereits selbst an oder verweisen auf die
entsprechenden Anbieter / Portale. Ein erster Test der Portalangebote lässt vermuten, dass vom
Hochrhein vergleichsweise wenige (Rad)Touren eingestellt sind. Aus Sicht der Geschäftsstelle
besteht hier Handlungsbedarf sowohl beim Einstellen von Touren als auch bei der Information
über diese Angebote.
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Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V., Bremen
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4.
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Dienstleistungen
Für Radreisende ist die Verfügbarkeit von quantitativ und qualitativ hinreichenden radtouristischen
Dienstleistungen entlang der gewählten Strecke eine Grundvoraussetzung für eine komfortable
Reise. Für die Region bzw. die Dienstleister vor Ort sind die Radtouristen eine zunehmend bedeutsame Einkommensquelle. In erster Linie handelt es sich hier um Anbieter von
- Beherbergung (unterschiedlichste Kategorien),
- Gastronomie (ebenfalls für verschiedenste Ansprüche und Geschmäcker),
- weiteren Dienstleistungen: Werkstatt, Mietvelo, Aufbewahrung, Infostellen, ..) sowie
- Verkehrsdienstleistungen und
- Reiseveranstalter.
Alle profitieren von zunehmenden Gästezahlen, müssen damit aber auch steigenden Qualitätsanforderungen genügen.
Auf Radreisende ausgerichtete Unterkünfte können über die auf Schweizer wie deutscher Seite
vorhandenen nationalen Unterkunftsportale (s.a. Tab. 2: Aktivität ‚Übernachten’) ermittelt werden.
Hier gibt es Verzeichnisse von kommerziellen Anbietern (alle Kategorien) und Übernachtungsverzeichnisse 'auf Gegenseitigkeit', über die kostenlose Übernachtungen bei Gleichgesinnten vermittelt werden. Die jeweiligen Datensammlungen werden bei den größeren Portalen auch in käuflichen Broschüren zusammengefasst. Für die Berücksichtigung in entsprechenden Portalen werden Mindeststandards (auch eine Nacht, Fahrradunterbringung, Trockenraum, kleine Werkstatt,
etc.) vorausgesetzt. Daneben gibt es andere, hier nicht erfasste Beherbergungsbetrieben, die aber wohl nicht (optimal) auf Radreisende eingestellt sind.
Um einen Überblick über die Dichte entsprechender Betriebe am Hochrhein zu erhalten, wurden
die entsprechenden Listen von Veloland Schweiz (Rhein-Route 2: 44 Anbieter) bzw. Bett+Bike
(Rheintal-Radweg: 30 Anbieter) gesichtet. Danach gibt es entlang dieser beiden Routen 74 auf
Radfahrer eingerichtete Beherbergungsbetrieben (inkl. Campingplätze) unterschiedlichster Kategorien. Der Rhein-Radwegführer von Esterbauer weist grenzüberschreitend 117 Übernachtungsoptionen auf, ohne hierfür aber Standards vorauszusetzen. Die anderen Radwege in der Hochrheinregion wurden nicht entsprechend untersucht.
Auf den ersten Blick scheint die Dichte ausreichend, doch wird sie von Seiten eines Veranstalters
als eher knapp beurteilt. Dies gilt Insbesondere für die radtouristisch qualifizierten Betriebe, wo
dem Gast nicht allzu viel Auswahl bleibt. Der Zuwachs an Radtouristen ist eine reale Chance, sofern sich noch mehr Zimmervermieter auf Radtouristen einstellen.
Die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten in den o.g. Portalen erfolgt am besten anhand des
konkreten Radwegs. Hier sind aber exakte Eingaben erforderlich (verschiedene Radwege am
Hochrhein), um fündig zu werden. Eine Suche nach dem Begriff 'Hochrhein' wird wenig erfolgreich
sein, weil die Region radtouristisch nicht bekannt ist. Die jeweiligen Angebote sind national vorsortiert, da sie sich am nationalen Radweg orientieren.
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Gastronomiebetriebe finden sich entlang der Radwege in der Hochrheinregion überall, sie sind
entsprechend sortiert allerdings nicht gelistet. Es ist davon auszugehen, dass Auswahl und Qualität mit der touristischen Bedeutung der Teilregion zunehmen. In den Radführern sind die Gastronomiebetriebe nur teilweise aufgeführt; sie müssen über die jeweiligen Tourist-Informationen erfragt werden.
Aus Sicht des Reiseveranstalters, wiederum bezogen auf die Hochrhein-Radwege, wird das Angebot als zu knapp eingestuft. „Man hat sich großenteils noch nicht auf die Radtouristen eingestellt“ (Abstellplatz im Sichtbereich, Radler-Getränke, Reparaturset, Schließzeiten, Informationen).
Man wünscht sich auch hier ein größeres und qualitativ breiter gestreutes Angebot.
Auch die sonstigen Dienstleister sind in der Hochrheinregion zu finden, allerdings nicht zwingend
entlang der Radwege. Die Betriebe finden sich in dichter besiedelten Gegenden, da sich allein
aus dem Radtourismus kein Geschäft halten könnte. Es fällt schwer hier Zahlen zu nennen, zumal
diese Dienstleister in der Radführern / -karten nicht immer erwähnt bzw. dargestellt sind.
Bei den Servicestellen / Werkstätten sind bspw. entlang der Rhein-Route 2 auf Schweizer Seite
allein 20 Stationen ausgewiesen. Ein Veranstalter führt für seine Hochrheintour 23 Radstationen
grenzüberschreitend am Hochrhein auf. Es ist davon auszugehen, dass auf deutsche Seite etwas
weniger Radgeschäfte einen entsprechenden Service anbieten. Da diese Dienstleistung nur ausnahmsweise (bei Defekten oder Unfall) in Anspruch genommen werden muss, sollte diese aber
Dichte ausreichend sein.
Mietvelos findet man in der Schweiz bei größeren SBB-Bahnhöfen, in Deutschland ebenfalls bei
einigen Partnerunternehmen der Deutschen Bahn. Daneben vermieten manche Radhändler und
wenige Tourist-Infos Mietfahrräder.
Gleiches gilt für Elektrofahrräder, die an immer mehr Orten zu leihen sind. Ein Beispiel dafür ist
die Initiative 'Mit viel Rückenwind das Baselbiet entdecken’; ähnliche Angebote gibt es auch seitens der Schwarzwald Tourismus GmbH. Akkuwechsel- oder Ladestationen entstehen zunehnend. Eine gesamthafte Übersicht gibt es hierzu am Hochrhein noch nicht.
Beim öffentlichen Verkehr ist die Hochrheinregion, zumindest in der Tallage, durch die beiderseits
verlaufenden Bahntrassen der Schweizer SBB bzw. der deutschen DB AG, gut ausgestattet. Gewisse Abstriche sind (auf deutscher Seite) für den angrenzenden Südschwarzwald zu machen,
auch wenn hier in der Saison zusätzliche Wander- und Fahrradbusse verkehren. Somit kann die
Radreise relativ einfach unterbrochen bzw. abgekürzt werden.
Beide Bahnunternehmen transportieren Fahrräder jedenfalls im Regionalverkehr, der - bis auf die
Schweizer Strecke zwischen Bad Zurzach und Laufenburg - bedient wird. Allerdings unterscheiden sich die Konditionen bzw. Tarife für Fahrradmitnahme teilweise erheblich.
Bei den Busunternehmen sieht es unterschiedlich aus. Die Schweizer ‚Postautos’ transportieren
Fahrräder (Elektrovelos nur eingeschränkt), sofern genügend Platz im Fahrzeug vorhanden ist.
Das Velo muss vom Besitzer begleitet und selbst verladen werden. Neben einem Kurzstreckenbillet, gibt es Wochen- und Jahreskarten; entsprechende Ticket der SBB werden anerkannt.
Auf deutscher Seite ist die Südbadenbus GmbH in der Region für den Busverkehr zuständig. In
den Bussen der SBG ist die Fahrradmitnahme grundsätzlich ausgeschlossen; allerdings sind die
Fahrer angehalten, wenn ausreichend Platz ist, Fahrräder mitzunehmen. Auch hier muss der Be-
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sitzer das Fahrrad selbst verladen. Die Preise variieren je nach Tarifverbund; es gibt Einzelfahrten
und Tageskarten.
Die Radwege in der Hochrheinregion werden sowohl in Eigenregie, als auch organisiert, befahren
und sind bei einigen Radreiseunternehmen im Programm. Überwiegend angeboten werden
- die Hochrhein-Radwege (deutsche und Schweizer Route)
- auf deutscher Seite noch der Schwarzwald- und der Südschwarzwaldweg
- auf Schweizer Seite die Nord-Süd- und die Aare-Route und
- die grenzüberschreitenden Dreiland- und Bodenseeradwege.
Die Angebote folgen nicht immer diesen Hauptrouten; oftmals werden diese bzw. auch Abschnitte
von ihnen, mit anderen, regionalen Routen kombiniert. Zahlen zu den tatsächlichen Nutzern am
Hochrhein waren leider nicht zu finden. Ein Veranstalter schätzt in der Saison (April bis Oktober)
etwa 500 Veranstalter-Gäste am Hochrhein und etwa 7.000 Radler, die mehrtägig, selbst
organisiert am Hochrhein unterwegs sind. Dazu kämen dann noch etwa 35.000 Ausflugsradler.
Die Radreiseunternehmen sind nicht zwingend auch Veranstalter. Am Hochrhein agieren auf deutscher Seite zwei Veranstalter (Velotours und Radreise-Service GmbH, beide in Konstanz) und auf
Schweizer Seite ein Veranstalter (SwissTrails GmbH, Oberweningen). Alle anderen Anbieter
bedienen sich dieser drei Unternehmen zur Ausführung ihrer Angebote.
Abschließend wurde der Veranstalter noch befragt, weshalb die Gäste an den Hochrhein kämen.
„Die Landschaft, der Fluss, Romantik und Grenze bzw. Grenzwechsel“ wurden genannt. Auf die
Frage, was am meisten fehle, wurde angegeben „das Außenmarketing, das bislang keiner macht.
Die Region am Hochrhein hat keinerlei Image nach außen“.
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Stärken und Schwächen
Aus der groben Bestandsaufnahme der radtouristischen Situation am Hochrhein sollen hier erste
Ableitungen (Stärken und Schwächen) für eine Diskussion in der Steuerungsgruppe über die weitere Handhabung dieser Aussagen gemacht werden.
Stärken / Potentiale
ª Radtourismus ist wachsendes Segment im touristischen Markt;
erfahrene Radreisende suchen immer neue Strecken
ª hervorragende natürliche Voraussetzungen am Hochrhein: Flusslandschaft, doppelte Wege-
führung, viele Querungsmöglichkeiten (auch mit Fähre)
ª Vorteile aus der Grenzlage: Grenze als Thema, gute ÖV-Angebote (durch Doppelstruktur)
ª zahlreiche Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten
ª mögliche Optimierungen benötigen vergleichsweise geringe Investitionen in Infrastruktur,
Information und Ausstattung Dienstleister
ª Kennzeichnung der Radwege ist national recht gut
ª Einbindung in nationale und europäische Radwegesysteme vorhanden / geplant
ª Weiterführung der Gäste vom Bodensee her ist denkbar.
Schwächen / Defizite
– 'Hochrhein' ist als Radwander-Destination nicht so bekannt
(Suche nach ‚Hochrhein’ wenig erfolgreich)
– verschiedene Ausweisungen (Namen) auf rechtsrheinischer Strecke verwirren
– grenzüberschreitende Verlinkung und Kennzeichnung der Radwege verbesserungsfähig
– stellenweise unattraktive Wegeführung am Hochrhein; Potential noch nicht ausgeschöpft
(z.B. CH: Rekingen bis Zurzach, D: Grenzach-Wyhlen)
– zollrechtliche Probleme für Gepäckservice-Angebote (wenn grenzüberschreitend)
– wenig Präsenz vom / des 'Hochrheins' auf den einschlägigen Routenportalen
– unzureichende Hinweise in Radführern auf die Doppelstruktur (größere Varianz);
ausgenommen Esterbauer und Bichler
– sehr schwache Präsenz in 'Deutschland mit dem Rad entdecken' (Tourismus Marketing B-W)
– ausbaufähige (quantitativ und qualitativ) Ausstattung mit auf Radreisende ausgerichteten Be-
herbergungs-, Gastronomie- und Servicebetrieben
– Informationsstellen nicht immer auf Radtouristen eingestellt
(Informationen, Karten / Guides, Tipps, …)
– erst wenige Anbieter sind am Hochrhein aktiv
– auf deutscher Seite sind fast keine Routen zertifiziert (ADFC-Qualitätsrouten, D-Routen);
nur der Südschwarzwald-Radweg ist (mit großem Markterfolg) zertifiziert
– wenige Packages: z.B. 'Radfahren und Schifffahrt' zu finden.
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Handlungsvorschläge
Aus der Stärken / Schwächen-Analyse können die nachfolgend grob strukturiert aufgelisteten
Maßnahmenvorschläge abgeleitet werden. Diese Maßnahmenvorschläge sind im Moment weder
priorisiert noch bestimmten Akteuren zugeordnet. Einige Vorschläge sollen gemäß Beschluss der
Steuerungsgruppe ERH bereits im Rahmen dieses Projekts (fett dargestellt) umgesetzt werden,
andere vielleicht in (regionalen) Nachfolgeprojekten.
Infrastruktur:
• Schwachstellen-Analyse der Routen erstellen; Schwächen ausmerzen
• Radwege grenzüberschreitend thematisch (z.B. Burgen) verknüpfen
• Gästebefragung (über Veranstalter) zur Radinfrastruktur durchführen
• ADFC-Qualifizierung für bspw. den Rheintal-Radweg anstreben / unterstützen
• eine (aus Sicht des Radtouristen) optimale, grenzüberschreitende Route definieren
Information:
• grenzüberschreitende Produkte (Karten, Führer, Flyer) auf den Weg bringen
• Hinweise zur Doppelstruktur in bestehenden Veröffentlichungen stärken
• Flyer zu den diversen Radwegen am Hochrhein erstellen (Transparenz schaffen)
• Gewährleisten, dass die Hochrhein-Routen in wichtigen Portalen präsent sind
• Sensibilisierung der Tourismusbüros entlang der Strecke hinsichtlich Radtourismus
Vermarktung:
• die Hochrhein-Region als radtouristische Marke etablieren ('Hochrhein' als Suchbegriff
derzeit nicht zu gebrauchen!)
• (gemeinsame) Werbung für die Hochrhein-Radwege am Bodensee / in den dortigen Medien
• stärkerer Auftritt von Baden-Württemberg / Hochrhein in der Veröffentlichung 'Deutschland per
Rad entdecken' (Routenübersicht ADFC, einzelne Routen, Leitstory)
• Presse- / Anbieterreise organisieren
• mehr Koppelangebote (z.B. Wasser und Rad, Burgen und Rad) initiieren
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