Benner_ Modell _2009_Strunk_Richter_Knodel
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Benner_ Modell _2009_Strunk_Richter_Knodel
Prospektive Bildungs- und Entwicklungsplanung Gerlinde Strunk-Richter In: Kämmer, Karla :Pflegemanagement in Altenpflegeeinrichtungen. Schlütersche Verlagsanstalt. Hannover 2008 Pflegemanagement – aus der Defensive in die Offensive Die Anforderungen in der stationären Altenhilfe werden immer komplexer: Die Krankenhäuser entlassen zunehmend Menschen mit hohem Hilfebedarf in die Nachsorgebereiche Die Zahl der Menschen mit Demenz und hohem Begleitungsbedarf steigt an Die Verweildauer der PflegekundInnen in der Einrichtung schrumpft auf immer kürzere Zeiträume bis auf wenige Stunden zusammen Die Leistungen der Behandlungspflege nehmen zu und werden risikogeneigter Die sich stetig ändernden Anforderungen an die Altenpflege im Allgemeinen und an Pflegeleitungen im Speziellen bergen folgende Konsequenzen in sich: 1. Personalentwicklung und Fortbildungsplanung reagieren frühzeitig auf erwartbare Entwicklungen, z. B., systematische Förderung einer handlungsorientierten Basiskompetenz und differenzierte Fachlichkeit im Bereich Gerontopsychiatrie 2. Entwicklung von Sozial- und Steuerungskompetenz, d.h. Alltags- und Zeitmanagement, kollegiale Beratung, Dienst- Ablaufplanung oder überzeugen und motivieren 3. Herausbilden von Multiplikatoren Mittels Fortbildung sollen die durch Ausbildung bzw. berufliche Tätigkeit erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten, erweitert und der Entwicklung angepasst werden. Neben fachlichen können auch soziale Kompetenzen zur Disposition stehen. Innerhalb des Bildungssektors werden folgende Fortbildungen unterschieden: Erhaltungsfortbildung Kenntnis oder Fertigkeitsverluste sollen ausgeglichen werden. Erweiterungsfortbildung Zusätzliche berufliche Kenntnisse und / oder Fertigkeiten werden angestrebt, ohne dass die betriebliche Aufgabenstellung dies unmittelbar erfordert. Anpassungsfortbildung Angleichung der Kenntnisse und / oder der Fertigkeiten an veränderte Anforderungen am Arbeitsplatz, ohne dass eine Höherqualifizierung erfolgt. Aufstiegsfortbildung 1 Kenntnisse oder Fertigkeiten werden vermittelt, die zur Bewältigung von höherwertigen Aufgaben bzw. Einnahme von höheren betrieblichen Positionen befähigt. Wissenstransfer planen und organisieren Übergreifend für die ganze Einrichtung ist es, die Aufgabe der Pflegeleitung, die Prozesse des Wissenstransfers zu initiieren, zu begleiten und die Nachhaltigkeit durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen zu sichern. Kongruenz, d. h.: Übereinstimmung der Bildungsinhalte, der Fortbildungsart und die Auswahl der Mitarbeitenden mit den definierten Zielen und der Vision der Einrichtung sind für eine Implementierung hilfreich. Wissenstransfer beginnt mit der Auswahl der erforderlichen Themen, betroffenen Mitarbeitenden und fachlich versierten ReferentInnen. Vor Beginn einer Fortbildungsmaßnahme sollte für die Mitarbeitende der vorgesehene Arbeits- bzw. Lernauftrag deutlich sein. Auch die Erwartungshaltung der leitenden Mitarbeitenden sollte eindeutig kommuniziert sein. Für einen gelingenden Wissenstransfer ist es wichtig, dass innerhalb der prospektiven Bildungs- und Entwicklungsplanung Strukturen definiert und festgelegt werden, innerhalb derer neue Erkenntnisse in die Praxis einfließen können. Denkbare Möglichkeiten sind: Themenbezogene Qualitätszirkel Arbeitsgruppen Dienstbesprechungen Fallbesprechungen Einrichtungsinterne Fortbildungen durch Mitarbeitende Kurzvorträge von Mitarbeitenden für KollegInnen Multiplikatoren- oder Expertenfunktion Neben der Struktur spielt die Verbindlichkeit, mit der vereinbarte Ziele verfolgt und eingefordert werden, eine bedeutende Rolle. Hierzu stehen: Pflegevisite Interne Audits Mitarbeitergespräche Zielvereinbarungsgespräche zur Verfügung. Gleich, für welchen Weg sie sich entscheidet, sie muss vor allem Verbindlichkeit in der Umsetzung herstellen. Das heißt, jede Pflegeperson des Hauses muss am Ende des Prozesses genau wissen, wie sie in Zukunft an das pflegerische Problem herangehen soll, welche Prioritäten zu setzen und welche konkreten Schritte einzuhalten sind. Jede Pflegeperson sollte auch über die Risiken eines nicht fachgerechten Vorgehens informiert sein. Eine zentrale Aufgabe der Fach- und Führungskräfte besteht darin, in der täglichen Pflegepraxis das neue Wissen mit dem vorhandenen abzugleichen und zu vernetzen. Dieser Prozess kann durch Mitarbeitende selbst angestoßen werden, wenn sie z. B. aus Fortbildungen zurückkehren oder durch äußere Einflüsse, die vom Gesetzgeber, externen Organisationen, wie z. B. dem 2 deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) oder dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) vorgegeben werden. Neues Wissen umzusetzen – selbst dann, wenn man verstanden hat, worum es geht – ist nicht leicht. Zu vertraut sind die gewohnten Handgriffe und Abläufe, zu groß die Unsicherheit vor Neuem. Die Rückfallgefahr in nicht mehr aktuelle Pflegeroutinen ist hoch. Wissensmanagement muss gesteuert werden und die Organisationskultur muss zur Implementierung von neuem Wissen Strukturen vorhalten. Die Führungskraft hat Lotsenfunktion, sie begleitet die Prozesse, unterstützt Mitarbeitende, überprüft, korrigiert und spricht Mut zu. Pflegedienstleitungen geben Orientierung und Gestaltungsfreiheit. Sie haben Vorbildfunktion, was im Wesentlichen heißt, selber das zu tun, was von Mitarbeitenden verlangt wird. Diese kleinschrittige Begleitungsarbeit ist selten spektakulär, manchmal zerrt sie ganz schön an Geduld und Nerven. Aber mit den Mitarbeitenden gemeinsam ein Ziel zuverlässig zu verfolgen schafft Vertrauen. Und das zählt am Ende. Patricia Benners Modell - Stufen zur Pflegekompetenz Wird von Bildungs- und Entwicklungsplanung gesprochen, lohnt es, sich mit den Stufen zur Pflegekompetenz von Patricia Benner auseinander zusetzen. Denn jede Stufe benötigt innerhalb der Fortbildung andere Methoden, Niveaus Aufgabenstellungen. Darüber hinaus können Pflegende der verschiedenen Kompetenzstufen unterschiedliche Aufgabengebiete abdecken (s. Tabelle Stufen zur Pflegekompetenz). Patricia Benner legt ihren Stufen zur Pflegekompetenz das Modell des Kompetenzerwerbs der Brüder Dreyfus zu Grunde. Dabei handelt es sich um ein Kontext abhängiges und situatives Modell. Erfahrungen mit realen Situationen spielen eine große Rolle. Sie unterscheidet zwei Ebenen des Kompetenzerwerbs: a. Ebene wird durch schulisch vermittelbare Grundsätze und Theorien erreicht. b. Ebene, auf der die Fähigkeit zu kontextabhängigem Handeln erworben wird. Dies ist nur in realen Situationen möglich. Beim Durchlaufen der Kompetenzstufen werden drei Aspekte der Leistungsfähigkeit sichtbar: Weg vom Befolgen abstrakter Grundsätze, hin zum paradigmatischen (im Sinne von, als Muster dienend) Rückgriff auf konkrete Erfahrungen. Die Wahrnehmung verändert sich. Situationen werden weniger als Summe gleich wichtiger Einzelheiten gesehen, sondern immer mehr als vollständiges Ganzes, in dem nur bestimmte Teile wichtig sind. Die Entwicklung führt von unbeteiligten Beobachtern zu engagierten Handelnden. 3 Die Kompetenzstufen beziehen sich auf das praktische Wissen und die Handlungsfähigkeit von Pflegenden in realen Situationen. Benner unterscheidet sechs Aspekte des praktischen Wissens: 1. Sensibilität für feine qualitative Unterschiede Die Sensibilität beruht auf menschliche Wahrnehmungsfähigkeit und ist nicht auf zusammenhangsfreie oder analytische, quantitative Messungen reduzierbar. Das bedeutet, dass feine Veränderungen erst durch den früheren und den momentanen Zustand eines Bewohners eine spezielle Bedeutung gewinnen. 2. Ein gemeinsames Verständnis Es kann beispielsweise ein gemeinsames Verständnis darüber geben, was in bestimmten Situationen hilfreich, heilsam und förderlich ist. Hierbei handelt es sich um das für selbstverständlich erachtete Hintergrundwissen, das nicht mehr Gegenstand der Verständigung ist. Es ermöglicht eine direkte Kommunikation, ohne dass es einer Interpretation oder Übersetzung bedarf. 3. Annahmen, Erwartungen und Einstellungen Sie entwickeln sich in der Praxis und werden durch Erfahrungen geprägt. Sie nehmen Einfluss auf die Art und Weise mit einer Situation umzugehen. 4. Paradigmatische Fälle und persönliches Wissen Paradigmatische Fälle sind spezielle Ereignisse, die zu einer Veränderung des klinischen Wissens führen. Laut Benner sind Erfahrungen nur dann Erfahrungen, wenn sie das Vorwissen verfeinern, erweitern oder verwerfen. Diese Erfahrungen leiten PflegeexpertInnen in ihrer Wahrnehmung und in ihrem Handeln. Sie ermöglichen ein schnelles Erfassen einer Situation. Unter persönlichem Wissen werden die eigene Geschichte, die intellektuellen Möglichkeiten und die persönliche Lernbereitschaft verstanden. Diese Aspekte fließen in das spezielle klinische Wissen ein. 5. Maximen Mit Maxime werden Grundsätze bezeichnet, die eine Regel oder einen Handlungsgrundsatz bezeichnen. Solche Maximen werden in Teams häufig implizit oder explizit gelebt und Handlungen nach ihnen ausgerichtet. Polanyi versteht hierunter auch verschlüsselte Anweisungen, die ein vertieftes Verständnis von Situationen voraussetzen. Solche positiven Maximen spiegeln sich auch in einer gemeinsamen Sprache wieder. Für die Entwicklung einer positiven Kultur in einem Pflegeteam sind positive Maximen eine Richtschnur, die handlungsweisend sind und Orientierung bieten können. 6. Nicht vorgesehene Aufgaben Hierzu gehören all jene Tätigkeiten, welche von anderen Berufsgruppen an die Pflege delegiert werden; z. B. die Überwachung neuer diagnostischer oder therapeutischer Verfahren. Zu Beginn der Berufstätigkeit ist ausschließlich theoretisches Wissen vorhanden. Durch die Konfrontation mit realen Situationen kommen Erfahrungen dazu, und es baut sich langsam praktisches Wissen und Kompetenz auf. Daran wird deutlich, wie wichtig eine qualitativ gute Ausbildung, aber auch Fortbildung ist. PflegeexpertInnen vereinen theoretisches mit praktischem Wissen und leisten den Transfer von theoretischem Wissen auf die Handlungsebene. 4 Tab. 41: Stufen zur Pflegekompetenz und deren Bedeutung Neulinge Definition • haben keine Erfahrung mit realen Pflegesituationen • arbeiten regelgeleitet Konsequenz für die Weiterbildung brauchen: • angeleitete Analyse von einfachen Praxisbeispielen • Vermittlung von Fakten / Inhalten • Unterweisung Fortgeschrittene Anfänger • verfügen über Erfahrungen • erkennen wiederkehrende, bedeutsame Aspekte Kompetente Pflegende • handeln zielgerichtet • planen bewusst und überlegt • setzen Prioritäten • betrachten abstrakt und analytisch Probleme Erfahrene Pflegende • nehmen Situationen intuitiv als Ganzes auf • planen auf längerfristige Ziele hin • nehmen Nuancen von Veränderungen wahr • begreifen Situationen spontan und stoßen zum Kern des Problems vor • handeln nach Maximen Pflegeexperten können: • unterschiedliche Aspekte einer Situation aufzeigen • Prioritäten festlegen • üben im Planen und Koordinieren von vielschichtigen Situationen mit Entscheidungs- und Handlungsbedarf - mittels Plan- oder Rollenspielen - anhand von Fallbeispielen • lernen an komplexen, herausfordernden Fallbeispielen aus der eigenen Praxis - positive als auch negative Beispiele • tauschen vergleichbaren Beobachtungen aus • halten kritische, bedeutsame Ereignisse schriftlich fest • entwickeln eine gemeinsamen Sprache • erfassen Situationen intuitiv • stoßen direkt zum Kern des Problems vor • handeln auf der Grundlage eines umfassenden Verständnisses der Gesamtsituation • verfügen über eine hohe Sicherheit im wahrnehmen von Nuancen • haben den Blick fürs "Machbare" 5 Neulinge Bedeutung • erlernen den für die Einsatz von: Einrich- Checklisten tung - Standards - Verfahrensanweisungen • können keine Führungsverantwortung übernehmen • brauchen Begleitung bei der Erstellung einer Pflegeplanung Ziel • benötigen Hilfe beim Sammeln von Erfahrung in und mit realen Situationen • bauen praktisches Wissen auf Fortgeschrittene Anfänger • erhalten Begleitung durch Praxisanleiter oder Mentor • erlernen den Einsatz von Richtlinien Kompetente Pflegende • arbeiten in Qualitätszirkeln mit • übernehmen z. B. die Schichtleitung und • Selbstständiges Erarbeiten einer Pflegeplanung Erfahrene Pflegende • übernehmen Anleitung von Auszubildenden und Kollegen sowie • Durchführen von hausinternen, themenspezifischen Fortbildungen Pflegeexperten • sammeln Erfahrungen sammeln • erkennen immer mehr Aspekte einer Situation, Rangfolge/Priorität • bauen praktisches Wissen auf • beherrschen sicheres Festlegen von Prioritäten • erkennen Handlungsbedarf • treffen Entscheidungen • erweitern ständig ihr praktisches Wissens • generieren neue Wissensbestände und leiten daraus Handlungsanweisungen für die Praxis ab • beschreiben die eigene "Pflegekunst", damit kompetente Pflegende die Chance erhalten, eine Stufe weiterzukommen • übernehmen Beratung von Kollegen 6 Kompetenzen der Mitarbeitenden evaluieren mit einem systematischen Vorgehen Dieses Verfahren bietet Pflegeleitungen die Möglichkeiten, bestehende Stärken festzustellen. Potenziale, d. h.: vorhandene Fähigkeiten, die zu echten Stärken ausgebildet werden können, zu erkennen, den erforderlichen Hilfebedarf zu benennen und Ressourcen, die der Mitarbeitende mitbringt, zu eruieren. Beispiel: Frau Müller verfügt über Stärken in den Bereichen Dienstplangestaltung, Einarbeitung neuer Mitarbeitenden und Moderation der Teamsitzungen. Ihr Potenzial liegt in der Beziehungsgestaltung zu BewohnerInnen. Daraus resultiert ein Hilfebedarf in Form von Anleitung und Fortbildung zu den Themen Kommunikation, personenzentrierte Ansätze und psychosoziale Betreuung. Als Ressource ist die Bereitschaft zu nennen, an Fortbildungen teilzunehmen. Personalentwicklungs- bzw. Mitarbeitergespräche Personalentwicklungs- oder Mitarbeiterentwicklungsgespräche haben die Stärken und Schwächen des einzelnen Mitarbeitenden im Blick. Sie zielen somit auf die Förderung des einzelnen Mitarbeitenden ab. Ergebnis eines solchen Gespräches kann sein, dass für die Mitarbeitenden Weiterbildung, z. B. eine Fachweiterbildung, festgelegt wird. Pflegevisite Die Pflegevisite offenbart neben der geleisteten Dienstleistungsqualität auch die Stärken und Schwächen der Mitarbeitenden. Daher kann der Fortbildungs- und Entwicklungsbedarf daraus abgeleitet werden. Anforderungen von außen Gesetzgeber, z. B. Änderungen im SGB XI oder Qualitätssicherungsgesetz Zuwachs an neuen und veränderten evidenzbasierten Wissensbeständen in der Pflege und Begleitung durch Forschung und Entwicklung Medizinischer Dienst der Krankenkassen (MDK), z. B. neue Prüfkriterien Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), z. B. Nationaler Expertenstandard Kontinenzförderung Rahmenempfehlungen z. B. zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz 7 Bildungsbedarf erfassen In der Erhebung des Fortbildungsbedarfes geht es u. a. darum, ein Bild des ISTZustandes anzufertigen (z. B. der Pflegequalität in einem bestimmten Bereich). Außerdem werden die Fähigkeiten, die gefördert werden können und Hinweise für notwendige Veränderungen, z. B. aus dem Zuwachs an Risikosituationen, festgehalten. Pflegeleitungen beschäftigen sich in dieser Phase mit der Frage: Wo stehen wir in unserer Arbeit, wo wollen wir stehen, bzw. wohin soll es gehen? Auf diesem Hintergrund stellen sie Vorschläge für Fortbildungen zusammen. Mehr und mehr geht man dazu über, mögliche Ziele zusammen mit Mitarbeitergruppen bzw. in Mitarbeitergesprächen zu entwickeln und mit diesen dann auch Vorschläge für die Fortbildungsarbeit zu machen. Neben den "notwendigen" Fortbildungen sollen auch Angebote aufgenommen werden, die Mitarbeitende sich wünschen, ohne dass hier ein deutliches Problem/Defizit vorliegt oder ein unmittelbarer Gewinn für die Einrichtung zu erwarten ist. Diese Angebote haben vor allem das Ziel, Mitarbeitende persönlich zu fördern und die Arbeitszufriedenheit zu erhalten bzw. zu steigern. Im Folgenden werden Möglichkeiten aufgezeigt, anhand derer sich der Bildungsbedarf für die Einrichtung als Ganzes und für den einzelnen Mitarbeitenden ermitteln lässt. Anforderungen aus der Bewohnerstruktur und den vorgehaltenen Wohnformen ermitteln: Risikopotenzialanalyse Die Risikopotenzialanalyse (RiP®) ist ein Verfahren, das eine Risikoeinschätzung für die häufigsten Risiken in der Pflege alter Menschen ermöglicht, die zentralen Risiken in einer gestuften Tabelle während der Überprüfung der Pflegedokumentation zeitsparend zu erfassen und systematisch einzuschätzen. Eingeschätzt werden 21 Risikopotenziale und 25 Einflussfaktoren auf Gesundheit und/oder Pflegeaufwand. Ermitteln des erforderlichen fachlichen Know-hows: Welche Kompetenzen, welches Wissen werden benötigt? Kompetenzen bzgl. überwiegend körperlichem Hilfebedarf; wie Sturz, Dekubitus, Kontrakturen, Wundmanagement, Ernährungssituation Kompetenzen bzgl. Überwiegend gerontopsychiatrischem Hilfebedarf; wie Eigengefährdung, Hin- und Weglauftendenz, gestörte Tagesablaufplanung Wohnformen Hausgemeinschaften, Wohngruppen, Beschützende Abteilungen und integrative oder segregative Wohnbereiche stellenunterschiedliche fachliche Anforderungen, weil sie für verschiedene Bewohnerstrukturen gedacht sind. Hausgemeinschaften benötigen Mitarbeitende, die vor allem über Fähigkeiten und Wissen im hauswirtschaftlichen Bereich, in der Beziehungsgestaltung, der Motivation von BewohnerInnen und der Alltagsgestaltung verfügen Wohngruppen benötigen je nach Ausrichtung unterschiedliches Wissen von Mitarbeitenden. 8 Beschützende Abteilungen erfordern u.a. Fähigkeiten von Mitarbeitenden im Umgang mit herausfordernden Situationen und Verhaltensweisen und Fachwissen im Bereich der gerontopsychiatrischen Pflege. Integrative Wohnbereiche benötigen Kompetenzen von Mitarbeitenden, sowohl bei körperlichem als auch gerontopsychiatrischem Hilfebedarf. Darüber hinaus gilt es, den Alltag für Menschen mit und ohne Demenz zu gestalten und zwischen diesen beiden Gruppen vermittelnd bzw. ausgleichend tätig zu sein. Segregative Wohnbereiche benötigen je nach Spezialisierung ganz unterschiedliche Qualifikationen der Mitarbeitenden (z. B. Beatmungen im Heim). Assessmentinstrumente Zur weiteren Ausdifferenzierung und Identifizierung erforderlicher Qualifikationen und Kompetenzen können z. B. der MMSE oder CMAI herangezogen werden. Der Mini Mental State Examination (MMSE) gibt Auskunft über Fähigkeiten bzw. Defizite bzgl. Orientierung, Merkfähigkeit, Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Rechenfähigkeit, Lesen, Schreiben und visu-konstrukrive Fähigkeiten. Daraus lässt sich der Unterstützungsbedarf bei BewohnerInnen ableiten. Damit die Diagnose Demenz gestellt werden kann, müssen selbstverständlich weitere Tests und Untersuchungen durchgeführt werden. Das Cohen-Mansfield Agitation Inventory ermittelt die Häufigkeit von Verhaltensweisen der BewohnerInnen, die entweder ihnen selbst oder anderen Personen Schaden zufügen oder diese belasten und ihrem Wohlbefinden abträglich sind. Hieraus lassen sich Schlussfolgerungen sowohl für die Tagesstrukturierung als auch auf de-eskalierende Fähigkeiten der Mitarbeitenden schließen. Diese und andere Instrumente finden Sie in der Fachliteratur und im Internet (z. B. www.dialogzentrum-demenz.de) MultiplikatorInnen und ExpertInnen Oft sind unterschiedliche fachliche Entwicklungs- und Anleitungsaufgaben sowie die Vermittlung von Fortbildungsinhalten zur gleichen Zeit wahrzunehmen: z. B. Nationale Expertenstandards implementieren (wie: Schmerzmanagement ) oder personenzentriertes Handeln im Bereich der Gerontopsychiatrie. Um die Zuständigkeit auf viele Schultern zu verteilen, ist es sinnvoll, ein MultiplikatorInnensystem aufzubauen. Unter MultiplikatorInnen sind Mitarbeitende zu verstehen, die sich ein Spezialwissen angeeignet haben und es den Mitarbeitenden des Hauses zur Verfügung stellen. Für diese Funktion kommen Personen in Frage, die rasch akzeptiert werden, ihr Wissen "gut an die Frau/den Mann bringen" können und Spaß daran haben, in ihrem speziellen Fachgebiet auf dem Laufenden zu bleiben. Sie übernehmen Anleitungs-, Beratungs- und Begleitungsaufgaben. Alle Mitarbeitenden können sich mit entsprechenden Fachfragen an sie wenden. In welchen Bereichen sind MultiplikatorInnen sinnvoll? 9 Ausschlaggebend ist die Bedarfssituation der Einrichtung, die anhand der folgenden Fragen ermittelt werden kann. Welche fachlichen Aspekte sollen oder müssen weiter entwickelt werden? - z .B. Kontinenzförderung, Basale Stimulation, Einarbeitung neuer Mitarbeitender Gibt es gesetzliche und rechtliche Rahmenbedingungen, die es nahe legen, neue Kompetenzen aufzubauen? - z. B. die Funktion "Hygienebeauftragte" Sind neue Anforderungen dazugekommen, neue Schwerpunkte in Angebotsstruktur gesetzt worden? - z. B. in der Begleitung von älteren Menschen mit apallischen Syndrom oder Bedarf an palliativer Pflege? Wie werden MultiplikatorInnen auf ihre Tätigkeiten vorbereitet? Sie besuchen z. B. Fortbildungen in ihrem Spezialgebiet und/oder hospitieren in Heimen oder Krankenhäusern, um ihr Wissen zu entwickeln und zu festigen. Sie stimmen mit der Pflegeleitung ihren Zeit-, Aufgaben- und Kompetenzrahmen ab. Ergänzend zum Fachwissen sollten Gruppenleitungs- und Moderationsfähigkeiten entwickelt werden. MultiplikatorInnen, die sich als PraxisanleiterInnen mit Ausbildungsfragen beschäftigen, pflegen enge Kontakte zu den Altenpflegefachseminaren. Voraussetzungen für die Multiplikatoren- bzw. Expertenrolle Eindeutige und transparente Kompetenzen: z. B. - Beratungs- und Gruppenleitungsfunktion - AnsprechpartnerIn in ihrem Fachbereich - Tätigkeit über den eigenen Wohnbereich hinaus Geklärte Kooperations- und Kommunikationswege: z. B. - Die MultiplikatorIn unterhält, bezogen auf ihren Fachschwerpunkt und die Projekte, einen beständigen Kontakt zur Pflegeleitung und ggf. zur Wohnbereichsleitung. - In regelmäßigen Abständen erstattet sie in den übergreifenden Dienstbesprechungen Bericht Verfügbare und klar definierte Ressourcen: z. B. - Wie viel Zeit steht für die MultiplikatorInnentätigkeit im Durchschnitt zur Verfügung? - Welche finanziellen Möglichkeiten sind vorhanden? - Welche Unterstützung kann von außen hinzugezogen werden durch Firmenkontakte oder Kooperation mit Altenpflegefachseminaren? Stellung der MultiplikatorInnen und Experten in der Hierarchie der Einrichtung 10 Sie bleiben in ihrer Position, z. B. als Fachpflegeperson eines Wohnbereiches. In ihrem Spezialgebiet sind sie als Stabstelle der Pflegeleitung tätig. In größeren Einrichtungen können die speziellen Fachaufgaben, z. B. bei Praxisanleitern, so umfassend werden, dass Teile einer oder auch eine gesamte Stelle entsprechend beschrieben werden. Multiplikatoren können erheblich zum Wissenstransfer und zur Implementierung neuer Arbeitsmethoden beitragen. Kompetenzmanagement-Modell Angelika Knodel Stellt man Führungspersonen die Frage nach dem Wert der Organisation, so bekommt man oft die Antwort: „Das Wissen und die Kompetenzen unserer Mitarbeitenden.“ Fragen Sie jedoch Ihre Kollegen einmal, was sie unter Kompetenzen verstehen, dann bekommen Sie viele unterschiedliche Antworten. Was steckt hinter diesem Begriff, und warum erscheint es notwendig, sich mit dem Kompetenzmanagement näher zu beschäftigen? Die Anforderungen an die stationären Altenpflegeeinrichtungen steigen stetig an. Gefordert wird Professionalisierung, Qualitätsentwicklung und -sicherung sowie der Transfer von neuem Wissen in die Praxis. Dem gegenüber stehen oft steigende Kosten, hohe Fluktuationszahlen und fortschreitender Wettbewerb. Für Führungspersonen bedeuten diese Anforderungen Weitblick, hohe Flexibilität und ein strategisches Vorgehen zu zeigen. Weiterhin müssen die Mitarbeitenden eine Vielzahl an Fertigkeiten besitzen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Jedoch zeigen sich vor allem in der pflegerischen Praxis erhebliche Schwierigkeiten. Es wird sogar von einer Transferproblematik oder der „Kluft zwischen Theorie und Praxis“ gesprochen und das trotz ausreichender Angebote in Fort- und Weiterbildung. Aus dieser Situation heraus entstand der Ruf nach einem systematischen Kompetenzmanagement. Alle Mitarbeitenden einer Organisation müssen in der Lage sein, Informationen aufzunehmen, schnell zu verarbeiten, Entscheidungen zu treffen und diese effektiv umzusetzen. Kompetenzen müssen identifiziert, entwickelt, vernetzt und sichergestellt werden. Doch was ist eigentlich Kompetenz? North und Reinhardt definieren Kompetenz als „…die Fähigkeit, situationsadäquat zu handeln. Kompetenz beschreibt die Relation zwischen den an eine Person oder Gruppe herangetragenen oder selbst gestalteten Anforderungen und ihren Fähigkeiten bzw. Potenzialen, diesen Anforderungen gerecht zu werden.“ Um Kompetenzen auszubilden, muss das Wissen also in konkretes Handeln umgesetzt werden. Zur Handlung gehört als Antrieb eine Motivation der jeweiligen Personen. Kompetenzen konkretisieren sich erst in der Wissensanwendung. Was bedeutet das für das Management von Organisationen? „Kompetenzmanagement geht als Kernaufgabe wissensorientierter Unternehmensführung über das traditionelle Verständnis von Aus- und Weiterbildung hinaus, indem Lernen, 11 Selbstorganisation, Nutzung und Vermarktung der Kompetenzen integriert werden. Kompetenzmanagement ist eine Managementdisziplin mit der Aufgabe, Kompetenzen zu beschreiben, transparent zu machen sowie den Transfer, die Nutzung und Entwicklung der Kompetenzen, orientiert an den persönlichen Zielen des Mitarbeiters sowie den Zielen der Unternehmung, sicherzustellen.“ Die drei Phasen zur erfolgreichen Umsetzung Das Kompetenzmanagement enthält Methoden, Verfahren und Werkzeuge zur effektiven Nutzung und das Können in der gesamten Organisation. Dadurch entsteht die Grundlage für einen nachhaltigen Theorie-Praxis-Transfer. Es lässt sich, wie auch in Abb. 48 Phasen des Kompetenzmanagements zu sehen, grob in drei Phasen einteilen: • • • Definitionsphase Einführungsphase Produktivphase Abb. 48 - Phasen des Kompetenzmanagements. Sorgfältige Planung als Grundlage – Die Definitionsphase Die Einführung von systematischem Know-how-Transfer erfordert eine detaillierte Planung und Vorbereitung. In der Definitionsphase geht es darum, grundsätzliche Entscheidungen bezüglich des einzuführenden Kompetenzmanagements zu treffen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine reibungslose Einführung ermöglichen. 12 Analyse und Datenerhebung – Die Einführungsphase Die einzelnen Schritte der Einführungsphase stellen den ersten Zyklus der Datenerhebung dar. In der Organisationsanalyse werden die strategischen Ziele der gesamten Organisation, Anforderungen und Bedürfnisse des Marktes und damit der Kunden ermittelt. • • • • • • • • Welche Anforderungen und Bedürfnisse haben die Kunden heute? Welche Veränderungen werden bezüglich der Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden zukünftig zu erwarten sein? Wie ist die jetzige Marktsituation einzuschätzen und welche Entwicklungen sind zu erwarten? Wie ist die Wettbewerbssituation einzuschätzen? (Welche direkten Wettbewerber können identifiziert werden, und welche Kernkompetenzen werden bereits durch diese Wettbewerber angeboten?) Welche strategischen Entscheidungen und Ziele müssen aus der Organisationsanalyse abgeleitet werden? Welche Organisationsstrukturen müssen vorliegen? Welche Kernkompetenzen müssen weiter bzw. neu entwickelt werden? Welche Dienstleistungsangebote ergeben sich daraus? Weiterhin werden in der Einführungsphase Soll-Kompetenzprofile und ein Kompetenzkatalog erstellt, die zur Erfüllung der Aufgaben, des Leistungsangebots und der damit einhergehenden Anforderung sowie der Erreichung der strategischen Ziele notwendig sind: • Welche Fach-, Methoden-, Sozialkompetenzen, Personale Kompetenzen sollten die Mitarbeitenden in ihren Arbeitsbereichen haben? • Welchen Schwerpunkt, welche Spezialisierung hat der Arbeitsbereich, und welche Auswirkungen haben sie auf die Kompetenzen? • Welche Ziele sind laut den Ergebnissen der Organisationsanalyse vom Arbeitsbereich anzustreben, und welche Kompetenzen werden dafür benötigt? • Wer sollte welche Soll-Kompetenzen haben? Beispiel: Pflegefachkraft? Pflegehilfskraft? Beide? Der letzte Schritt in der Einführungsphase dient der Erhebung der IstKompetenzen durch eine Selbstbeurteilung, eine Fremdbeurteilung und dem Mitarbeitergespräch. Bei der Selbstbeurteilung schätzen die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen anhand des entwickelten Fragebogens nach festgelegten Skalierungsstufen selbst ein. Hierbei liegt die Annahme zu Grunde, dass jeder selbst am besten weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen, und derjenige auch an seiner Weiterentwicklung arbeiten möchte, wenn ihm keine Nachteile daraus entstehen. Durch die Fremdeinschätzung können die Ergebnisse überprüft und relativiert werden. Die Fremdeinschätzung erfolgt, wie auch die Selbstbeurteilung, anhand des Fragenkatalogs. Als dritte Beurteilungsmethode wird das Mitarbeitergespräch zur Kompetenzevaluation hinzugezogen. Ziele des Mitarbeitergesprächs sind: 13 • • • Kompetenzen, Potenziale und Kompetenzentwicklungsbedarf herauszustellen individuelle Zielvereinbarungen zu treffen geeignete Maßnahmen zu planen – Zeitplanung Individuell geeignete Maßnahmen zu planen bedeutet, dass über das herkömmliche Fort- und Weiterbildungskonzept hinausgedacht werden soll. Hierbei sind folgende Methoden in Betracht zu ziehen: • • • • • Coaching Training Beratung / kollegiale Beratung Mentoring Fort- und Weiterbildung Aus dem Vollen schöpfen – Die Produktivphase Die Produktivphase beginnt nach der ersten Befüllung des Kompetenz-Pools mit Kompetenzdaten. Hier werden alle Kompetenzdaten zentral erfasst und für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Diese Kompetenzdaten können dann beispielsweise zur: • • • Identifikation von Kompetenzträgern effektiven Planung von Fort- und Weiterbildungen Unterstützung von strategischen Entscheidungen • Verbesserung im Personalmanagement verwendet werden. Generell können diese Arbeiten wie in Abb. 49 Zyklus der Produktivphase zyklisch dargestellt werden. 14 Abb. 49 - Zyklus der Produktivphase. Wichtige Informationen über: • Kompetenzbestand • Kompetenzlücken • Ziele • Fort- und Weiterbildungsbedarf und • Entwicklung der Mitarbeitenden können aus dem Kompetenz-Pool generiert und für die gesamte Organisation nutzbar gemacht werden. Die Vorteile auf der Hand – So profitieren Sie vom Kompetenzmanagement Die systematische Entwicklung und Einführung von Kompetenzmanagement führt zu spürbaren Vorteilen in der gesamten Organisation. Einige davon sollen im Folgenden aufgezeigt werden: • Durch das Gegenüberstellen von Soll- und Ist-Kompetenzen haben Sie jederzeit der Stand und den Kompetenzbedarf der Mitarbeitenden vor Augen • Alle Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, die genauen Anforderungen an ihre Stelle ablesen und weiterhin ebenfalls ihr Ist-Kompetenzprofil mit dem Soll-Kompetenzprofil anderer Stellen vergleichen, um beispielsweise ihre Entwicklungschancen abschätzen zu können • Führungspersonen werden durch die Transparenz der Kompetenzen darin unterstützt, Mitarbeitereinsatzplanungen unter qualitativen Aspekten zu entwerfen und Potenziale einzelner Mitarbeitender gezielt zu fördern • Die kontinuierliche Aufzeichnung von Kompetenzdaten schafft die Basis zur Auswertung von Kompetenz-Entwicklungen der Mitarbeitenden und des gesamten Unternehmens • Die im Soll-Kompetenzprofil festgelegten notwendigen Kompetenzen für eine Stelle bieten eine exzellente Vorlage für die Personalabteilung bei der NeuBesetzung einer Stelle. Ähnlich wie bei der Erfassung der Ist-Kompetenzen kann demnach auch die Einschätzung von Bewerbern durchgeführt werden und damit die Eignung festgestellt werden 15 • • Multiplikatoren können identifiziert und gefördert werden. Damit werden Kosten im Bereich von Fortbildungen und externem Coaching gesenkt. Durch die hohe Verfügbarkeit der Multiplikatoren in der gesamten Organisation ist eine deutliche Qualitätssteigerung zu realisieren Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Theorie-Praxis-Transfer: Er wird durch gezielte und effektive Schulungsmaßnahmen intensiviert. Alle Mitarbeitenden werden genau nach ihrem Kompetenzbedarf trainiert und damit gezielt auf ihre heutigen und zukünftigen Aufgaben vorbereitet Gerade die systematische Gestaltung des Theorie-Praxis-Transfers in einem Bereich wie der Pflege, in dem ständig neue Erkenntnisse aus der Praxis und der Wissenschaft hinzukommen, ist für das Bestehen am Markt bzw. für den Ausbau der Marktposition von elementarem Wert. Neben der qualitativen Verbesserung der Pflege wird die Einführung von Kompetenzmanagement - auch bei geeigneter Kommunikation nach außen – zu einer werbewirksamen Maßnahme. Die Einführung eines Qualität steigernden Konzeptes steigert die Wettbewerbsposition nachhaltig. Die Investitionen, die zur Einführung, Umsetzung und für den Betrieb des Kompetenzmanagements nötig sind, rechnen sich. Das Ausschließen von unnötigen und uneffizienten Schulungsmaßnahmen, die langfristige Ausrichtung der Organisation an den Bedürfnissen der Kunden und des Marktes und der Effizienzgewinn im Pflegealltag durch kompetente Mitarbeitende sind nur drei Punkte, an denen die Investitionen gegenzurechnen sind. Die Einführung von Kompetenzmanagement kann als Chance für Organisationen der Altenpflege gesehen werden, die Qualität der Pflege durch effizienten Theorie-Praxis-Transfer, die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeitenden sowie die Position am Markt mittels einer Maßnahme dauerhaft zu verbessern. Bildungsmaßnahmen realisieren Die speziellen Aufgaben der Pflegedienstleitungen liegen bei der Bedarfsanalyse, der Beratung und Motivation von Mitarbeitenden zur Fortbildung, der Planung und Nachbereitung von Maßnahmen und in der Unterstützung der Transfersicherung. .Prospektive Bildungs- und Entwicklungsplanung bedarf sorgfältiger Vorbereitung, Umsetzung und Evaluierung. Zu nennen sind folgende Teilschritte: Bedarfsermittlung Nähere Erläuterungen finden Sie unter Bildungsbedarf erfassen. Festlegen der erforderlichen Fortbildungen Die Ergebnisse der Bedarfsermittlung bilden die Grundlage für die Entscheidung, welche Themen, welche Fortbildungsart und welche Mitarbeitende teilnehmen sollen. Aus der konkreten Zielsetzung ergibt sich die Maßnahmenplanung. Festlegen der Zielsetzung Kongruenz zwischen Ziel, Inhalt und Erwartungen der Pflegeleitung und der TeilnehmerInnen ist sowohl für die Akzeptanz der Bildungsmaßnahme, als auch für den Wissenstransfer und erwünschter Veränderungen von großer Bedeutung. 16 Auswahl der ReferentIn Anhand von Referenzen, Veröffentlichungen, Bereitschaft zur Gestaltung von Inhouse Seminaren oder gezielten Anleitungssituationen in der konkreten Situation. Absprachen Für eine erfolgreiche Durchführung von Bildungsmaßnahmen sind Absprachen mit der Referentin bezüglich Thema, TeilnehmerInnen, Zielsetzung, Erwartungen seitens der Pflegeleitung, Zeitumfang, Ort, Methoden und Medien erforderlich. Durchführung Die Bildungsmaßnahme findet wie geplant statt. Transfersicherung Der Erfolg einer Maßnahme ist wesentlich von der Sicherung des Theorie-PraxisTransfers abhängig. Dazu finden sie weiterführende Informationen im Kapitel Wissenstransfer planen und organisieren. Auswertung Fortbildungen werden unter den Aspekten Inhalt, Praxisrelevanz, Lernmöglichkeit und Akzeptanz des Referenten ausgewertet. Der Erfolg einer Maßnahme kann in einer erneuten Erhebungsphase festgestellt werden. Um Erfolg messbar zu machen, ist schon bei der Planung einer Fortbildung und bei ihrer Durchführung zu definieren, woran der Erfolg gemessen werden soll und entsprechende Kriterien zu entwickeln. Erfolg kann sich sehr unterschiedlich ausdrücken: in verbesserten Pflegeverfahren, in weniger Betriebsunfällen, in angemessenen Umgangsformen und einem positiveren Arbeitsklima. 17