Beim «Kampf der Chöre» mischt auch ein Irokese mit

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Beim «Kampf der Chöre» mischt auch ein Irokese mit
REGION KULTUR
Erica Pedretti gibt
Einblicke in ihr Leben
Das Museum Chasa Jaura im
Münstertal lädt für heute zur
Lesung – im Mittelpunkt steht
die Künstlerin Erica Pedretti.
Valchava. – In ihrem Buch «Fremd genug» erzählt Erica Pedretti vonAbreisen und Ankünften, von Stationen ihrer Lebensreise, die sie aus der Tschechoslowakei in die Schweiz brachte,
von der Schweiz in die USA und wieder zurück in die Schweiz. Heute
Abend liest die Künstlerin, die 22 Jahre lang im Engadin lebte, im Münstertaler Museum Chasa Jaura aus ihrem
Buch. Die Veranstaltung wird mit Saxofon- und Blassklarinettenklängen
umrahmt von Andri Steiner.
Pedretti wurde 1930 im nordmährischen Sternberk (im heutigen Tschechien) geboren und erlebte dort die
Kriegsjahre. Im Dezember 1945 kam
sie mit einem Rotkreuztransport zu
Verwandten in die Schweiz. (so)
Lesung: Heute 20.30 Uhr, Museum Chasa
Jaura, Valchava.
Lebenserfahren: Die Künstlerin Erica
Pedretti liest aus ihrer Biografie
«Fremd genug». Bild Gaetan Bally/Keystone
IN KÜRZE
Sabine Meyer in Celerina. Im Rahmen
des BSI-Engadin-Festivals tritt morgen Abend um 20.30 Uhr die deutsche Star-Klarinettistin Sabine Meyer
auf. Gemeinsam mit Wolfgang Meyer
(Bassetthorn) und dem CarminaQuartett bringt sie in der Kirche San
Gian in Celerina Musik vonWolfgang
Amadeus Mozart und Joseph Haydn
und Johannes Brahms zu Gehör. (so)
DIE SÜDOSTSCHWEIZ | DONNERSTAG, 5. AUGUST 2010
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Beim «Kampf der Chöre»
mischt auch ein Irokese mit
Eigentlich ist er in der Welt
des Punk zuhause. Für die
TV-Show «Kampf der Chöre»
versucht sich der Emser Musiker
Stephan «Stämpf» Schmid für
einmal jedoch als Chorleiter.
Am kommenden Montag lädt
er zum Casting nach Chur.
Von Franco Brunner
Chur. – Chorgesang und Punkrock.
Viel unterschiedlicher könnten zwei
Musikwelten wohl kaum mehr sein.
Denkt man an Chorsängerinnen oder
Chorsänger hat man das Bild einer
korrekten, äusserlich weitgehendst
unauffällig auftretenden Person vor
Augen. Beim gemeinen Punkrocker
sieht das ein bisschen anders aus.Abgewrackte Lederkluft, wilde und
meist farbenfrohe Frisur sowie jede
Menge Metal und Tattoo-Farbe in
oder auf der Haut entsprechen hier
schon eher dem Klischee. Einem
Klischee, welchem «Stämpf» alias
Stephan Schmid, Sänger und Gitarrist der Bieler Funpunk-Combo QL,
nur allzu gut und gern nachkommt. Der Musiker aus Domat/Ems ist sozusagen die Verkörperung des «Schwiegermutterschrecks». Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet
Schmid Teil der neuen Castingshow «Kampf der
Chöre» vom Schweizer
Fernsehen ist und darin als Chorleiter
auftritt.
Teilen der Schweiz stammen. Das Format von «Kampf der Chöre» sieht
nämlich einen eigentlichen Kantonskampf
vor.
Schmid tritt
als Bündner
Chorleiter
ab
dem
24.Oktober auf SF1
gegen sieben weitere
von Prominenten geführten Ensembles
an (siehe Kasten). Alle mit dem Ziel,
eine der drei Formationen anzuführen, die am 28. November im Final
stehen werden.
Bündner Stimmen gesucht
Die Aufgabe der Chorleiter ist nicht
einfach. So müssen sie an einem eintägigen Casting eine 20-köpfige
Gruppe zusammenstellen, die Lieder
auswählen, ihr Team auf die Sendungen vorbereiten und sie dort durch
das Konzert führen. Schmid geht am
14. August im Churer Tanzlokal «Selig» auf die Suche nach passenden
Bündner Stimmen. «Diese
Aufgabe ist für mich eine
grosse
Herausforderung», sagt der Punkmusiker.
Denn
schliesslich will man
ja nicht gleich als
erstes Team aus
der Sendung fallen. Keine Frage, Schmid hat
der Ehrgeiz ohnehin schon
gepackt.
«Ich will gewinnen, das ist doch klar»,
sagt er lachend.
«Kampf der Chöre» sei ein besonderes Casting-Format, erklärt Schmid.
«Da werden nicht wie in anderen
Shows künstliche Stars herangezüchtet.» Vielmehr stünde «Otto Normalverbraucher» im Mittelpunkt – und
dies nicht als Einzelperson, sondern
alsTeil einer Gruppe. Dass seine Bündner Gruppe Chancen auf den Sieg hat,
davon ist Schmid überzeugt. «Wir
Bündner haben viel mehr zu bieten als
nur unsere Berge», sagt Schmid. So
lautet denn auch sein Motto für die
Show: «Lasst es uns diesen Unterländern zeigen.» Zuerst muss der NeoChorleiter aber am kommenden Montag beim Churer Casting seine Gesangs-Mannschaft überhaupt erstmal
zusammenstellen, bevor er zum überkantonalen Angriff blasen kann.
Weitere Infos und Anmeldeformulare im Internet unter www.kampfderchoere.sf.tv. Anmeldeschluss für das Churer Casting: Montag, 9. August.
Deutschschweizer
Sänger-Konkurrenz
Stephan «Stämpf» Schmid tritt in
«Kampf der Chöre» gegen sieben
weitere prominente Chorleiter an.
So bekommt es sein Bündner Ensemble ab dem 24. Oktober in den
TV-Shows mit der Zürcher Auswahl von Volksmusikerin Maja
Brunner ebenso zu tun wie mit
derjenigen von der Luzerner Sängerin Fabienne Louves, der von der
Stadtzürcher Opernsängerin Noëmi Nadelmann, der vom Schwyzer
Sänger Padi Bernhard, der vom
Freiburger Musiker Gustav, der
von der Berner Mundartsängerin
Sandee sowie derjenigen vom
St. Galler Chansonier Michael von
der Heide. Nach jeder Sendung
muss sich eines der Teams verabschieden, bevor am 28. November
die Finalsendung mit den drei verbleibenden Chören auf dem Programm steht. (fbr)
Rockige Töne
Wenn ein Punkmusiker in einer TV-Show
einen Chor leitet, darf
guten Gewissens von einer speziellen «Chorsendung» gesprochen werden. «Klar, in ‘Kampf
der Chöre’ geht es nicht um den klassischen Chorgesang», sagt Schmid
denn auch. So wird zum Beispiel die
Songauswahl für «seinen» Bündner
Chor eher rockig ausfallen, wie der
Emser verrät. Damit erhofft er sich einenVorteil im Kampf gegen seine Mitstreiter, die aus den verschiedensten
Harmonische Reinheit – von der Flöte bis zur Tuba
Zurzeit ist die Landwirtschaftliche Schule Plantahof in Landquart fest in musikalischen
Händen. Bereits zum 20. Mal
treffen sich dort junge Instrumentalisten im Rahmen einer
Kantonalen Musikwoche.
Von Emil Hartmann
Landquart. – Die Stimmung unter
den rund 60 jugendlichen Musikantinnen und Musikanten in den Räumen der Landwirtschaftlichen Schule
Plantahof in Landquartist ist fröhlich.
Und einhellig ist auch die Meinung
der auf ihre Erwartungen angesprochenen Kursteilnehmer: «Wir möchten uns musikalisch weiterbilden, dabei aber auch gute Kameradschaft
pflegen.» Das entspricht exakt den
gesteckten Zielen des Graubündner
Kantonalen Musikverbands (GKMV)
und der verantwortlichen Organisatoren. Seit 1996 bekleidet Not Janett
aus Silvaplana das Amt des Lagerleiters. Ihm zur Seite steht seit Jahren
Roman Sommer aus Bergün, der ab
kommendem Jahr als Janetts Nachfolger die Lagerleitung übernehmen
wird.
Zum ersten Mal ist dieses Jahr der
Bündner Roman Caprez verantwort-
lich für die musikalische Gesamtleitung der Kantonalen Musikwoche. In
Blasmusikkreisen kennt man den Präsidenten der Musikkommission des
GKMV vor allem als Dirigent der
Brass Band Sursilvana.
Erst Gesamt-, dann Registerprobe
Die von Caprez am Dienstagnachmittag geleitete Gesamtprobe gibt denn
auch bereits Aufschluss darüber, wie
mit den jungen Musikanten das Optimum erreicht werden kann. So sind
innerhalb einer Viertelstunde bereits
Fortschritte in rhythmischer Genauigkeit feststellbar, und trotz kleinen
Stimmungsproblemen vor allem im
Klarinettenregister entwickeln die 60
Instrumentalisten einen beachtlichen
Blasorchester-Sound. In den an-
Blasmusikklänge im Plantahof: Junge Musikanten üben im Harmoniespiel das
Stück «When you believe» von Whitney Houston.
Bild Marco Hartmann
schliessenden Registerproben nehmen zehn durchwegs professionelle
Musiklehrer Stärken und Schwächen
jedes einzelnen Kursteilnehmers näher unter die Lupe und führen ihre
Schützlinge konsequent und mit viel
Gespür durch die teils recht anspruchsvolle Literatur.
Im «Flötenzimmer» sind zwei Flötistinnen am Werk, Nadia Monn und
Antonia Orlik, beides Mitglieder der
Musikgesellschaft Zizers. Unter der
Taktangabe eines Metronoms üben
sie ihre perlenden Variationen in Carl
Wittrocks «Lord Tullamore». Zum
ersten Mal mit dabei ist die 17-jährige Posaunistin Christina Stoffel von
der Musikgesellschaft Alpenrösli Safien. Sie ist von froher Natur, spricht
aber auch ungeschminkt über bestehende Vereinsprobleme in den Bündner Talschaften: «Viele unserer Mitglieder wohnen gar nicht mehr im Safiental.»
Bereits zum zweiten Mal nimmt die
14-jährige Elena Pola von der FilarmonicaAvvenire Brusio auf dem Cornet an der Musikwoche teil. Mit ihrem
sympathischen Akzent erklärt sie:
«Ich möchte musikalisch profitieren,
aber auch Spass haben.» Ähnlich positiv äussert sich der 15-jährige Martin Sauter, Klarinettist bei der Jugendmusik Zizers und in der Kadettenmu-
sik der Kantonsschule: «Ich bin schon
zum dritten Mal dabei, und immer
wieder ist es lehrreich und toll.» Zwei
Freundinnen aus der Jugendmusik
Prättibeaters sind ebenfalls begeisterte Teilnehmerinnen der Kantonalen
Musikwoche. Und erfreulicherweise
sind auch dieses Jahr nicht wenige aus
dem italienischsprachigen Graubünden angereist.
Die stolzen Eltern auf Besuch
Den Eltern der Kursteilnehmer bot
sich am Dienstag die Möglichkeit, in
den Musikbetrieb hineinzuschauen.
So meinte Antonia Signer, selbst Saxofonistin in der Musikgesellschaft
Zizers und Mutter von Sidonia Signer:
«Meine Tochter ist begeistert und
macht erfreuliche Fortschritte auf ihrem Es-Alt-Saxofon.»
Über die Zusammenarbeit mit der
Landwirtschaftlichen Schule Plantahof befragt, gerät Lagerleiter Janett
regelrecht ins Schwärmen. «Neben
der Aula stehen uns nicht weniger als
neun Zimmer für Registerproben zur
Verfügung», sagt er. «Dazu kommen
eine hervorragende Küche und perfekte Übernachtungsmöglichkeiten –
einfach einmalig.»
Abschlusskonzert der Musikwoche: Samstag,
7. August, 20.30 Uhr, Lärchensaal, Zizers.