BullionReport

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BullionReport
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
BullionReport
Ausgabe Mai |
2013
BullionReport
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Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Wer hätte es für möglich gehalten, dass Sie
Gold noch einmal für 1.400 US-Dollar die Unze
und Silber für rund 22 US-Dollar die Unze
kaufen können. Manche Investoren und Banken
scheinen Gold vor diesem Hintergrund allerdings
ganz abgeschrieben zu haben.
Vor wenigen Tagen landete so zum Beispiel ein
Research der Credite Suisse auf meinen
Schreibtisch: „Gold: The beginning of the end of
the gold era“. Dieser Titel entlockte uns dann
doch ein Lächeln: Vor wenigen Jahren glaubten
diese Banken nicht an eine Goldrally und jetzt
eben an das Ende des Goldbullenmarktes. Dazu
gibt es eigentlich wenig zu sagen, außer
vielleicht, dass Gold seit mehr als 5.000 Jahren
begehrt ist, unser Bankensystem allerdings nur
mit Ach und Krach die letzten 50 Jahre
überstanden hat. Vielleicht endet hier eine ganz
andere Ära, nur manche wollen es noch nicht
wahr haben.
Harte Zahlen bestätigen jedenfalls, dass sich
informierte Kleinanleger auch vom aktuellen
Kurseinbruch nicht in die Irre führen lassen.
Tatsächlich wurde fast noch nie so viel
physisches Gold und Silber gekauft wie in den
ersten Monaten 2013. Das zeigen unsere
Verkaufszahlen, dass zeigen die Statistiken der
Prägeanstalten und das zeigen die Veröffentlichungen führender Analystenhäuser.
In diesem Sinne wünsch ich Ihnen eine
angenehme Lektüre,
Ihr Joachim Schwarze
Inhalt
Preise & Tendenzen
2012: Ein ganz normaler
Marktmechanismus
Seite 03
Fundamentales
Das Fundament wackelt
nicht!
Seite 06
ETF-Nachfrage
Rote Zahlen bei Gold
ETFs
Seite 08
Einzelhandel
Allen Widrigkeiten zum
Trotz
Seite 09
Silberling klärt auf!
So schön ist Amerika
Seite 11
Neues am Bullionmarkt
Leere Regale trotz Flaute
Seite 12
Impressum
Seite 14
BullionReport
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Preise & Tendenzen
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
2012: Ein ganz normaler
Marktmechanismus
Der Gold- und Silberpreis ist in den vergangenen
Wochen drastisch abgefallen. Experten machen den
Abverkauf von großen Goldpositionen verantwortlich.
1.700 $
1.650 $
Mittlerweile ist es fast Geschichte: Der Goldpreis ist um
dramatische 30 Prozent abgestürzt. Noch im November 2012
musste für eine Unze Gold 1.750,5 US-Dollar bezahlt
werden. Vor wenigen Tagen ließ sich die gleiche Menge
Gold dann für 1.350 US-Dollar erwerben. Fast Geschichte
deswegen, weil nun scheinbar eine Gegenbewegung
anstehen könnte. Vergangenen Donnerstag stürzte der
Nikkei mehr als 1.000 Punkte in den Keller und zog andere
Leitindizes wie Dax oder Dow Jones mit hinab. Auch das (für
Gold wichtige) Währungsverhältnis EUR/USD scheint am
Beginn einer längeren Abwärtsphase zu stehen.
Nun ist es definitiv etwas verfrüht an dieser Stelle den
Wendepunkt am Edelmetallmarkt lautstark einzuläuten, aber
gleichzeitig ist es ebenfalls verfrüht, das Ende des
Bullenmarktes zu prophezeien. Statt Spekulation möchten
wir an dieser Stelle aber Tatsachen sprechen lassen:
1.600 $
1.550 $
1.500 $
1.450 $
1.400 $
1.350 $
1.300 $
2. Jan. 1. Feb. 3. Mrz. 2. Apr. 2. Mai.
Chart 1: Goldpreis seit Jahresbeginn 2013
32,00 $
30,00 $
28,00 $
26,00 $
Seit 2002 ist der Goldpreis kontinuierlich gestiegen. Zwölf
Jahre ohne signifikante Abweichung sind nicht nur extrem
unwahrscheinlich sondern quasi ohne Präzedenzfall. Selbst
die Finanzkrise 2008 und die damit verbundene Korrektur
fügen sich in einen langfristigen Gold-Chart quasi nahtlos
ein. Während andere Märkte die ganz normale
„Achterbahnfahrt“ der Kurse durchlebten, kannte der
Goldmarkt nur ein Ziel – nach oben. Daran hatten sich alle
Marktteilnehmer gewöhnt und umso größer war jetzt
vielleicht die Überraschung. Aus charttechnischer Sicht ist
der Einbruch allerdings keineswegs beunruhigend –
jedenfalls langfristig gesehen. Er ist nur ein Rückfall auf das
50 Prozent Fibonnacci Retracement-Niveau. Ein Blick in die
Vergangenheit zeigt auch, dass der letzte Gold-Bullenmarkt
(1970 bis 1980) zwischen 1975 und 1977 mit einer
ausgeprägten Abwärtsphase zu kämpfen hatte. Kursverläufe
sind keine Einbahnstraße und das müssen nun zum ersten
Mal auch die Goldanleger lernen.
24,00 $
22,00 $
20,00 $
2. Jan. 1. Feb. 3. Mrz.
2. Apr.
2. Mai.
Chart 2: Silberpreis seit Jahresbeginn 2013
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Preise & Tendenzen
Gleichzeitig bleibt die Frage nach den Gründen hinter dem
Absturz und hier wird es bereits schwieriger. Mittlerweile
scheint längst klar, dass am 12. April zu einer wenig liquiden
Zeit eine große Verkaufsposition in den Markt platziert
wurde. Gerüchten zufolge sollen es 124 Tonnen gewesen
sein, andere Insider sprachen sogar von 400 Tonnen. Ohne
Käufer riss diese Position den Markt in die Tiefe und löste
sukzessive weitere Verkaufsorder im Markt aus - mit den
Nachwehen haben wir noch heute zu kämpfen. Aus
charttechnischer Sicht nicht unbedingt ein ungewöhnlicher
Verlauf, aus regulatorischer allerdings schon: 124 Tonnen
entsprechen 40.000 Terminkontrakten an der COMEX. Wie
an den meisten Terminbörsen gibt es Positionslimits, die von
allen Marktteilnehmern eingehalten werden müssen.
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2000
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
2002 2004 2006 2008 2010 2012
Chart 3: Goldpreis 2002-2013
Für die CME Group, zu der die COMEX gehört, sind das
3.000 Kontrakten für den aktuell handelbaren Monat – und
nicht 40.000. Im Umkehrschluss heißt dies, dass entweder
mindestens 14 Trader zum gleichen Zeitpunkt und
unabhängig voneinander große Positionen in den Markt
gestellt hatten oder dass es irgendeine absurde
Ausnahmeregelung gegeben hat. Das eine ist hoch
unwahrscheinlich
(oder
schlichtweg
abgesprochene
Manipulation) und das andere wäre entweder gesetzeswidrig
oder ein Fehler seitens der Regulierungsbehörden.
Nun gibt es keine offizielle Bestätigung dafür, dass es
wirklich 124 Tonnen Gold waren, die auf einmal verkauft
werden sollten und das wirklich nur eine einzige Entität
dahintersteckt. Im Grunde ist es auch irrelevant, denn wie
heißt es so schön: „Was geschehen ist, ist geschehen!“.
Wichtig ist vielmehr die Motivation hinter dem jüngsten
Kurssturz zu verstehen. Man kann das Ganze Fiasko als
charttechnische Korrektur oder als Wette einiger wenigen
Spekulanten gegen den Markt betrachten. Tatsächlich
zeigen die wöchentlichen Commitment of Traders Report der
US-amerikanischen Regulierungsbehörde CFTC eindeutig,
dass nicht die Produzenten hier short gegangen sind,
sondern eben die Spekulanten. Die Produzenten, also all
diejenigen, die ein inhärentes Interesse daran hätten, sich
vor fallenden Edelmetallpreisen abzusichern, sind vielmehr
aktuell netto mit so wenig Kontrakten short, wie zuletzt im
Sommer 2008 mitten zu den Hochzeiten der Finanzkirse.
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Preise & Tendenzen
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Ein eindeutiges Signal? Nun auch die vermeintlich am
besten informierten Akteure an der COMEX könnten falsch
liegen, aber offensichtlich gehen sie nicht von einem Ende
des Bullenmarktes aus. Die phänomenale Nachfrage am
Schmuckmarkt und im Bullionhandel (mehr dazu auf Seite 6)
lässt sie freilich auch nicht darauf schließen. Die nächsten
Wochen und Monate werden jedoch zeigen, mit welcher
Ausdehnung sich diese erste signifikante Korrektur am
Goldmarkt wirklich präsentieren wird.
Schlussendlich darf nicht vergessen werden, dass die
Notenbanken die Gelddruckmaschinen so schnell nicht
abschalten werden. Japan wird allein in diesem Jahr seine
Geldbasis verdoppeln und insgesamt das Doppelte seines
Steuereinkommens ausgeben. Nicht nur für den Laien klingt
das nach russischem Roulette. 1,4 Billionen Dollar – ja sie
haben richtig gelesen B-I-L-L-I-O-N-E-N – wird die Bank of
Japan bis Ende 2014 ins das System reinpumpen. Das Land
der aufgehenden Sonne ist mittlerweile hinlänglich bekannt
für extreme finanzpolitische Entscheidungen, aber man
kommt nicht umhin sich zu fragen, ob sich die Japaner nun
nicht etwas verspekuliert haben. Eine solche aggressive
Finanzspritze könnte den gesamten japanischen Bankenund Anleihenmarkt zu Fall bringen. Kein Problem, sagen sie,
Japan ist weit weg? Anders als Griechenland, Spanien oder
Portugal gehört Japan zu den größten und wichtigsten
Finanzplätzen der Welt. Fällt Japan, fällt der Rest mit. Wenn
das passiert, wird sich jeder glücklich schätzen, der über
physischen Gold- und Silberpositionen verfügt. Die ersten
Ausläufer dieser Probleme konnten wir jedenfalls bereits
letzten Donnerstag beobachten.
1,50
1,40
1,30
1,20
1,10
1,00
0,90
Jan. 10 Okt. 10 Jul. 11 Apr. 12 Jan. 13
Chart 4: Japanische Geldbasis in 100
Billionen Yen, Quelle: Bank of Japan
Und Silber? Silber scheint aktuell gefangen zwischen der
weiterhin relativ unsicheren Wirtschaftslage, den Kapriolen
des Goldmarktes und einer kurzfristig relativ geringen
Nachfrage nach Sicherheit seitens der institutionellen
Anleger. Insofern überrascht der Kursverlauf nicht weiter,
allerdings spiegelt er gleichzeitig auch in keinster Weise die
fundamentalle Situation am Silbermarkt wider. Die nächsten
Monate werden zeigen, ob sich der Silberpreis vom
Goldpreis abkoppeln kann, oder ob Vorgaben aus der Politik
die Entwicklung des weiße Metall lenken werden.
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Fundamentales
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Das Fundament wackelt nicht!
Fallende Goldnotierungen sorgten im ersten Quartal
2013 für einen deutlichen Anstieg der Nachfrage.
Institutionelle Investoren haben sich jedoch deutlich
bärisch positioniert.
Der Goldpreis verfolgt seit Beginn 2013 kontinuierlich einen
Abwärtstrend. Aber spiegelt sich diese Tatsache auch in
fundamentaler Hinsicht wider? Antworten auf diese Frage
liefert ein jüngster Bericht des World Gold Councils (WGC).
Der
Branchendienst
schätzt,
dass
die
gesamte
Goldnachfrage im ersten Quartal 2013 um ganze 13 Prozent
gegenüber dem Vorjahresquartal abgefallen ist, während das
Angebot weitestgehend stabil geblieben ist.
Auf den ersten Blick scheint also, dass der rückläufige
Goldpreis auch von fundamentaler Seite Unterstützung
findet. Eine etwas differenzierte Betrachtung der Angebotund Nachfragesituation am Goldmarkt zeichnet jedoch ein
deutlich komplexeres Bild:



Vollkommen überraschend zeigte der Schmuckmarkt
im ersten Quartal mit einem Nachfrageanstieg um 12
Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgesprochene
Stärke. Insgesamt 551 Tonnen gingen über den
Ladentisch. Überraschend deswegen, weil die
Schmuckindustrie dankt schwacher Wirtschaftslage
und steigender Goldpreise in den vergangenen
Jahren stets rückläufige Zahlen vermelden musste. In
den USA, immerhin der drittgrößte Markt für
Goldschmuck weltweit, wurde sogar der erste
Nachfrageanstieg überhaupt seit 2005 festgestellt.
Die Investmentnachfrage im weltweiten Einzelhandel
verzeichnete ebenfalls positive Zahlen. Laut dem
WGC wurden zwischen Januar und März insgesamt
377,7 Tonnen im Form von Barren, Münzen und
Medaillen nachgefragt – ganze 10 Prozent mehr als
noch ein Jahr zuvor.
Die Zentralbanken befinden sich weiterhin auf der
Käuferseite: Mit 109,2 Tonnen zeichnet sich eine
konstante Nachfrage des offiziellen Sektors ab.
1200
1100
1000
900
800
700
600
Chart 5: globale Goldnachfrage in Tonnen
Quelle: World Gold Council
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ETF-Nachfrage


Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Schwache Vorgaben aus der Wirtschaft führten
jedoch zu einem gleichermaßen schwachen Ergebnis
in Punkto industrieller Nachfrage. Für elektronische
Komponenten, Zahnmedizin und andere industrielle
Anwendungen wurde im ersten Quartal 2013 mit
102,0 Tonnen 4 Prozent weniger nachgefragt als im
Vorjahresquartal. Mit einem Anteil von 11 Prozent an
der Gesamtnachfrage nimmt die Industrienachfrage
jedoch eher eine untergeordnete Rolle im Gesamtbild
ein.
Größter und quasi einziger negative Posten war die
Nachfrage von institutionellen Investoren über ETFs
und ähnliche goldgedeckte Anlagevehikel. Laut dem
WGC wurden in diesem Sektor Abflüsse von 176,9
Tonnen verzeichnet. Im ersten Quartal 2012 wurden
im Gegensatz dazu noch 53,2 investiert.
In der Summe fiel die Nachfrage im ersten Quartal 2013 also
um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 963,0
Tonnen. Im Detail zeigt sich jedoch, dass sich allein die
preisbestimmenden institutionellen Anleger bärisch positioniert haben, während der große Rest des Marktes mit deutlich
positiven Zahlen glänzen konnte.
Auch auf der Angebotsseite lässt sich keine dramatische
Wende der Situation skizzieren. Die Minenproduktion stieg
mit 688,0 Tonnen zwischen Januar und März 2013 um rund
4 Prozent an. Der schwache Goldpreis, insbesondere eine
gute Ernte im Schlüsselmarkt Indien sorgte gleichzeitig aber
dafür, dass weniger Altgold auf den Markt kam – insgesamt
366,6 Tonnen oder 4 Prozent weniger als im
Vorjahresquartal. Aufaddiert stieg damit das gesamte
Goldangebot im ersten Quartal 2013 um ein minimales
Prozent auf 1.051,6 Tonnen an.
750
700
650
600
550
Chart 6: globales Minenangebot für Gold
Quelle: World Gold Council
Aus fundamentaler Sicht lässt sich also abschließend sagen,
dass der Goldmarkt durchaus mit soliden Zahlen glänzt und
einzig und allein die Spekulanten aktuell nicht an eine
Fortsetzung des Bullenmarktes glauben. Das ist sicherlich
nicht zu unterschätzen, denn Gold war und ist ein wichtiges
Anlagevehikel im Interbankenmarkt. Gleichzeitig werden
eben diese Spekulanten Tatsachen wie Gesamtverbrauch
oder Förderkosten nicht beliebig ignorieren können.
Irgendwann holt der Markt sie alle ein.
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ETF-Nachfrage
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Rote Zahlen bei Gold ETFs
Die physischen Bestände der weltweiten Gold-ETFs sind
drastisch abgefallen. Silber-ETFs zeigen sich im
Gegensatz dazu überraschend stark.
Das war wohl nichts: Nach phänomenalen Zuwächsen im
vierten Quartal 2012 auf ein neues Allzeithoch bei 83,0
Millionen Unzen, schlossen die 22 von uns verfolgen
physisch hinterlegen Goldfonds das erste Quartal 2013
deutlich negativ ab. Drastische 5,6 Millionen Unzen Gold
flossen zwischen Januar und März aus den Tresoren von
SPDR Gold Trust, ZKB & Co. Mitte Mai befanden sich dann
nur noch 68,5 Millionen Unzen (2.161,0 Tonnen) Gold in den
weltweiten Gold-ETFs. Das letzte Mal verwalteten die
weltweiten Gold-ETFs im Juni 2011 so wenig Gold.
85
83
81
79
77
75
73
71
69
67
65
Jan '11 Sep '11 Mai '12 Jan '13
Chart 7: Gold-ETF-Bestände in Mio. Unzen
Der Grund liegt scheinbar auf der Hand, denn die negative
Entwicklung des Goldpreises seit Jahresbeginn war nicht
unbedingt ein schlagkräftiges Argument für den Aufbau
neuer Goldpositionen bei institutionellen Anlegern. Ein
weiterer wichtiger Grund für den Abfall der Gold-ETFBestände muss ebenfalls genannt werden: Mitte Februar
wurde bekannt, dass George Soros seine Anteile am SPDR
Gold Trust weitestgehend abgestoßen hatte. Inmitten der
negativen Preisentwicklung dürfte diese Nachricht bei
diversen Hedge-Fonds und Vermögensverwaltern zu einer
unreflektierten Kurzschluss-Reaktion geführt haben. Mittlerweile scheint der Abverkauf seine Berechtigung gefunden zu
haben, fraglich dabei bleibt aber, wie viel des Preissturzes
genau durch diese Vorlage ausgelöst wurde.
520
510
500
490
480
470
460
450
Jan '11 Sep '11 Mai '12 Jan '13
Chart 8: Silber-ETF-Bestände in Mio. Unzen
Im Gegensatz dazu präsentiert sich die Lage bei den SilberETFs wesentlich positiver, nachdem zwischen Juli 2011 und
Juli 2012 quasi stillstand herrschte. Genauer betrachtet
wurden die Silber-ETF-Bestände kurzfristig sogar auf ein
neues Allzeithoch katapultierte: Mitte April befanden sich
insgesamt 520,0 Millionen Unzen (16.171,4 Tonnen) Silber in
den weltweiten Silber-ETFs. Objektiv betrachtet lieferte auch
die Entwicklung der Silbernotierungen im ersten Quartal
2013 wenig Grund zu Freude. Seitdem ist der Silberpreis
drastisch eingebrochen, mit aktuell 497 Millionen Unzen
präsentieren sich die Silber ETFs jedoch weiterhin
erstaunlich stark. Ein fast panikartiger Abverkauf, wie bei den
Gold-ETFs, ist hier nicht festzustellen.
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Einzelhandel
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Allen Widrigkeiten zum Trotz
Bullionprodukte erfreuten sich im deutschen Einzelhandel im ersten Quartal 2013 großer Beliebtheit. Auch
in den USA waren die Verkaufszahlen stark!
Die ersten Monate dieses Jahres stellten langfristige
Edelmetallanleger wahrlich auf die Probe. Statt der von so
vielen Analysten versprochenen Rally sanken die Preise
unaufhörlich ab. Auf dem Papier wurden Investoren durch
die Bank weg von roten Zahlen begrüßt. Gleichzeitig rief das
erneute Aufflammen der Eurokrise jedem Anleger die
Tatsache zurück ins Bewusstsein, dass gerade diese
Papierwährung alles andere als sicher ist! Die Deutschen
konnten sozusagen live miterleben was passiert, wenn
Sparguthaben eingefroren werden. Insofern lässt es sich
recht leicht erklären, warum physische Gold- und
Silberprodukte weiterhin gefragt waren.
„Die Sache mit Zypern hat unseren Kunden wirklich zu
schaffen gemacht. Plötzlich vor dem Schalter der Bank Ihres
Vertrauens zu stehen, um festzustellen, dass sie keinerlei
Zugriff mehr auf ihre Altersvorsorge haben – für viele ein
Horrorszenario!“, kommentierte Joachim Schwarze von
silberling.de die Lage im deutschen Einzelhandel. „Klar, die
Preise fallen. Aber warum fallen sie? Weil große Fonds und
Spekulanten ihre Absicherungs-Positionen abstoßen. Zypern
hatte vor wenigen Wochen sogar angedeutet, dass sie ihre
Goldreserven verkaufen müssen. Gut, dafür sind
Notreserven nun mal da, aber das alles charakterisiert doch
keinen gesunden Markt. Wer sich davon täuschen lässt,
argumentiert mehr als nur kurzfristig.“
Offensichtlich geben sich nur wenige Anleger der Illusion hin,
dass 2013 ein solides Jahr mit einem weltweit
wirtschaftlichem Aufschwung werden wird und kaufen
stattdessen Gold und Silber. Auch in den USA sind sich die
Anleger dessen bewusst, dass hinter jeder positiven
Nachricht aus der Wirtschaft im Grunde nur die
Gelddruckmaschinen der Fed stehen. Allein im ersten
Quartal 2013 verkaufte die US Mint 40 Prozent (!!!) mehr
Silver Eagles als im Vorjahr; und 2012 war schon ein
ausgesprochenes Rekordjahr. Insgesamt gingen in der
Bullion-Variante 14,2 Millionen Unzen über den Ladentisch.
BullionReport
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Einzelhandel
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Eine unvorstellbare Menge, die gleichzeitig zeigt, dass Silber
in den USA inzwischen in der Mitte der Gesellschaft
angekommen ist und längst kein Randphänomen
esoterischer Krisenpropheten mehr ist. Die US-Amerikaner
sind sich der Krise offenkundig bewusst und besinnen sich
auf die alten Werte: Wer in die Verfassung der Vereinigten
Staaten blickt, findet einen in diesen Tagen vielzitierten
Passus, der vorsieht, dass Geld allein aus Gold und Silber
ausgemünzt werden darf. Diese Einschätzung wird auch
durch die Verkaufszahlen des Monat Aprils bestätigt.
Während der Gold- und Silberpreis beinahe durch wichtige
langfristige Unterstützungen gekracht ist, fragten die
Amerikaner weitere 4,097 Millionen Silver Eagles nach.
Allerdings scheint aktuell der Fokus tatsächlich auf Silber zu
liegen, denn die Verkaufszahlen der US-Mint legen nahe,
dass die Goldprodukte der führenden Prägeanstalt des
Landes weniger beliebt sind. Zwischen Januar und März
wurden insgesamt nur 157.500 Unzen in Form von der
Bullionversion des American Gold Eagles verkauft. 2012
wurde im gleichen Zeitraum mit insgesamt 210.500 Unzen
rund 27 Prozent mehr Gold verkauft. Erst die Tiefstpreise im
April lockten die Goldanleger aus der Reserve: Mit 209.500
verkauften Unzen Gold wurde tatsächlich das beste
Verkaufsergebnis seit Dezember 2009 erzielt.
7
6
5
4
3
2
1
Apr 13
Jan 13
Okt 12
Jul 12
Apr 12
Jan 12
Okt 11
Jul 11
Apr 11
Sicherlich darf nicht vergessen werden, dass die USAmerikaner auch Krügerränder und Philharmoniker kaufen,
trotzdem lässt sich die Diskrepanz zwischen Gold und Silber
nicht leugnen. Mit Blick auf die aktuelle Gold-Silber-Ratio
könnte man die Präferenz der US-amerikanischen Anleger
auch Weitsicht nennen: Mit 61 Zählern ist Silber meilenweit
von der ursprünglichen Ratio des amerikanischen Bimetallstandards von 15 zu 1entfernt, der bis 1873 bestand hielt.
Jan 11
0
Chart 9: Silver Eagle Verkäufe Jan `11
bis Apr `13 in Mio Unzen Silber
Allgemein bleibt festzustellen, dass der Bullionmarkt aktuell
von massiven Engpässen gekennzeichnet ist. Aus Nordamerika kommt so gut wie keine Ware nach Europa – fast
die gesamte Produktion der US Mint bzw. Canadian Mint
wird vom einheimischen Markt aufgesogen. In Australien hat
die Perth Mint die Produktpalette stark beschränkt, während
die Münze Österreich nun auf Schichtbetrieb umstellen
musste und den Verkauf stark kontingentiert hat.
BullionReport
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10
Silberling klaert auf!
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
So schön ist Amerika
Die America-the-Beautiful-Münzserie der US Mint wird
mittlerweile auch in Europa von vielen Anlegern und
Sammlern geschätzt. Ein Kunde ließ uns folgende Frage
zukommen:
Zitiert:
Hallo Zusammen,
ich hab vor kurzem bei Ihnen zwei ATB Münzen
gekauft. Ware ist so weit in Ordnung, nur fehlen da
nicht die Echtheitszertifikate? Außerdem interessieren
mich die Auflagen von 2010 und 2011. Wie sieht es da
aus? Gibt es die noch irgendwo? Könnten Sie mir da
vielleicht aushelfen? Ich würde gerne die Sammlung
komplett haben.
Beste Grüße….
Zunächst einmal möchten wir allgemein für Klarheit schaffen:
Bei Bullionmünzen ist es eher untypisch, dass ein
Echtheitszertifikat oder eine Seriennummer mitgeliefert wird.
Viele dieser Produkte kommen als Massenware mit einer
Auflage von mehreren Millionen Stück auf den Markt und
werden auch von den Kunden selten einzeln gekauft. Es
wäre einfach unpraktisch und mit zusätzlichen Kosten
verbunden,
hier
Echtheitszertifikate
mitzuliefern.
Auch die America the Beautiful (ATB) Münzen werden von
der US Mint in Tubes à 10 Stück geliefert. Garant für die
Echtheit ist hier die hohe Prägequalität und die leichte
Vergleichbarkeit mit gleichartigen Produkten.
Auch darf nicht vergessen werden, dass die meisten
Bullionmünzen offizielles Zahlungsmittel sind und seitens der
Notenbank des jeweiligen Landes ein inhärentes Interesse
besteht, möglichen Fälschungsversuchen nachzugehen.
Zuletzt zeigt sich in Gesprächen mit unseren Kunden immer
wieder, dass ein Großteil das Vertrauen in unser Papiergeld
verloren hat. Es wäre zumindest eigenartig, wenn nicht gar
inkonsequent, vor diesem Hintergrund einem anderen
Stückchen Papier Vertrauen zu schenken.
Orginal Münztubes für ATB-Münzen;
Fassungsvermögen: 10 Stück à 5 oz.
BullionReport
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Neues am Bullionmarkt
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Jedoch verlaufen die Grenzen zwischen dem Bullionbereich
des Münzmarktes und der klassischen Numismatik fließend.
Oftmals geben Prägeanstalten Versionen von beliebten
Bullionprodukten in einer Sonderausgabe als polierte Platte
oder high relief heraus. Diese Auflagen werden dann in der
Tat häufig in speziellen Präsentationsboxen und mit einem
Zertifikat (oftmals auch mit einer Seriennummer) ausgeliefert.
Wie dem auch sei: Die ATB Münzen werden von der US Mint
jedenfalls ohne ein solches Echtheit verbriefendes Papier
herausgegeben. Andere Prägeanstalten würden bei Münzen
mit einer ähnlich beschränkten Auflage und ähnlich
anspruchsvollen Motiven vielleicht anders verfahren.
Vielleicht weckt dies bei einigen Kunden eine gewisse
Erwartungshaltung.
Abschließend möchten wir Sie gerne darauf hinweisen, dass
es durchaus noch möglich ist, ausgewählte Münzen älterer
Jahrgänge der ATB Münzen über uns zu beziehen.
Allerdings sind die Jahrgänge 2010 und 2011 von der US
Mint schon längst aus dem Programm genommen worden.
Insofern möchten wir Sie bitten, uns Ihre verbindliche
Anfrage per E-Mail zukommen zu lassen und ggf. mit Blick
auf die Auslieferung etwas terminliche Nachsicht zu zeigen.
Leere Regale trotz Flaute
Die Produktvielfalt im Bullionhandel ist derzeit stark
eingeschränkt. Grund ist die Rekordnachfrage nach
Münzen und Barren in Gold, Silber, Platin und Palladium.
Die Prägeanstalten haben aktuell massiv Probleme der
gigantischen Nachfrage im Einzelhandel nachzukommen.
Klar, für jeden der an einen langfristigen EdelmetallBullenmarkt glaubt, bieten sich aktuell traumhafte Einkaufspreise. Der große Nachteil: Die Verfügbarkeit einiger
Produkte ist aktuell stark eingeschränkt. Umso mehr freuen
wir uns, dass wir Ihnen beispielsweise den Philharmoniker in
Gold und Silber aktuell zur sofortigen Lieferung anbieten
können und das obwohl die Münze Österreich den Verkauf
selbst für Großhändler stark kontingentiert hat.
Wiener Philharmoniker, 1 oz Silber
BullionReport
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Neues am Bullionmarkt
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Ähnliches gilt für die Perth Mint. Auch die Australier kommen
mit dem Prägen kaum mehr hinterher und sprechen offiziell
von Rekord-Verkaufszahlen. Das Bullionprogramm ist vor
diesem Hintergrund für Silber aktuell auf drei Münzen
beschränkt (Kola in der Stückelung 1 Unze und 1 Kilo sowie
der 1-Kilo-Kookaburra). Gleichzeitig läuft die Produktion der
Lunar-Serie mit dem Jahrgang 2014 auf Hochtouren. Wir
werden Sie selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder
rechtzeitig informieren, wann und wie Sie das Pferd 2014
vorbestellen können. Auch möchten wir Sie schon jetzt
darauf hinweisen, dass vom 2014er Kookaburra statt eine
Million Exemplare nur noch 500.000 geprägt werden.
Gleiches gilt für die diesjährige Ausgabe. Auf der Webseite
der Perth Mint hieß es dazu:
„In dieser nachfragestarken Zeit erlaubt uns diese
Entscheidung uns vollkommen auf die unlimitierte Ausgabe
von 1-Unzen Koalas in Silber zu konzentrieren.“
Offiziell will man damit vor allem den Sammlern und treuen
Kunden entgegenkommen, inoffiziell werden es aber
höchstwahrscheinlich Produktionsengpässe sein, die als
Motivation hinter dieser Entscheidung stehen.
Der Blick in die USA lässt ebenfalls kaum auf eine
Entspannung der Lage hoffen: 20,9 Millionen Silver Eagles
wurden dieses Jahr bereits verkauft – fast nichts davon ist
nach Europa gekommen. Als kleiner Trost: Ab sofort ist auf
silberling.de das neueste Motiv aus der America-theBeautiful-Serie zu bestellen – der „White Mountain National
Forest“. Die erste 2013er Ausgabe der 5 Unzen schweren
Silbermünze kann mit einem äußerst pittoresken Abbild des
1064 Meter hohen „Mount Chocorua“ aus dem Bundesstaat
New Hampshire überzeugen. Für Anleger mit einem
schmäleren Geldbeutel oder aber auch als Geschenk könnte
sich hingegen das neue Quarter-Proof-Set aus der ATBSerie eignen (hier klicken).
Unabhängig von diesen Angeboten bleibt zu fragen, wie
lange die US Mint mit der Rekordnachfrage noch Schritt
halten werden kann. Da die Prägeanstalt per Gesetz dazu
verpflichtet ist, allein im Inland gefördertes Silber zu
verarbeiten, könnten theoretisch bald Rondenengpässe die
Produktion beinträchtigen.
Amerian The Beautiful, Motive 2013
Quelle: The US-Mint
BullionReport
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Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Noch ist die Lage „nur“ angespannt, man sollte jedoch im
Hinterkopf behalten, dass sie potenziell bald eskalieren
könnte. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass die US
Mint die Produktion nachfragebedingt zeitweise einstellen
musste oder den Verkauf stark kontingentiert hat.
Zum Abschluss möchten wir Ihnen noch eine Neuaufnahme
in unseren Produktkatalog vorstellen: Ab sofort werden auf
silberling.de auch die limitierte Motivbarren der Pamp Suisse
angeboten. Damit kommen wir vermehrten Kundenanfragen
entgegen, die sich Bestellmöglichkeiten für die besonders
edlen Barren der weltweit renommierten Schweizer Prägeund Scheideanstalt gewünscht hatten. Starten möchten wir
dieses Angebot in den Stückelungen 1 Unze und 100
Gramm. Beide Barren überzeugen durch ein attraktives
Drachenmotiv und sind jeweils in einer sogenannten
CertiPAMP™ Blisterkarte – inklusive Echtheitszertifikat –
eingeschweißt. Wir möchten Sie allerdings darauf hinweisen,
dass zumindest dieses Angebot begrenzt ist, die Barren sind
wie gesagt auflagenbeschränkt.
Motivbarren Drache, 100 Gramm Silber
Quelle: Pamp Suisse
BullionReport
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Impressum & Disclaimer
Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013
Impressum & Disclaimer
Herausgeber dieser Publikation:
silberling.de
Inhaber: Joachim Schwarze
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