Geboren in schwerer Zeit

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Geboren in schwerer Zeit
Bernhard Röckle
Geboren in
schwerer Zeit
Karl Fix und die Entstehung der
Volksmission entschiedener Christen
Von 1933 bis 1945
Selbstverlag der Volksmission entschiedener Christen
Impressum
1. Auflage Oktober 2002
entschiedener Christen, Sitz Stuttgart
©(copyright) 2002 Volksmission
Herausgeber:
Volksmission entschiedener Christen,
Sitz Stuttgart, Güglinger Straße 4, 70435 Stuttgart
Zu beziehen durch:
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Tel. (0 71 42) 98 06 07, Fax (0 71 42) 98 06 08
eMail: [email protected]
Satz und Umschlaggestaltung: Ideeal Werbung, Uhingen
Druck: Schönbach Druck GmbH, 64390 Erzhausen
Vorwort
Im Rahmen meiner Vorstandstätigkeit für die Volksmission
hatte ich im Juni/Juli 2000 die Gelegenheit, auf einer Berlinreise
die Ursprünge dieser Gemeindebewegung an Ort und Stelle kennenzulernen. Dies veranlasste mich, die packende Entstehungsgeschichte zu Papier zu bringen.
Während 1933 aus dem braunen Sumpf des Nationalsozialismus
Adolf Hitler zum Reichskanzler emporstieg und seinen totalitären Führerstaat errichtete, entwickelte sich in der Stadt Berlin
eine neutestamentliche Gemeinde, deren Leiter, Karl Fix, mutigen Widerstand leistete.
Weder das 1934 erteilte Versammlungsverbot noch die permanente Gestapoüberwachung konnten den brennenden Eifer der
Neubekehrten eindämmen. Weit über 1000 Gottesdienstbesucher, von denen viele außergewöhnliche Heilungen erlebten, wurden 1934 gezählt.
Durch die Schriftenmission, in der Fix etwa zwei Millionen
Traktate in über 12 Ländern verteilte, breitete sich die Bewegung rasch bis über die deutschen Grenzen aus. Sein prophetischer Blick ermutigte ihn, in aller Offenheit vor dem selbsternannten „Führer“ zu warnen.
Der Schweizer Historiker Walter Hollenweger publizierte 1969
sein Standardwerk Enthusiastisches Christentum – Die Pfingst-
bewegung in Geschichte und Gegenwart. Darin erwähnt er die
Volksmission nur in einer Randnotiz, ohne auf ihre geschichtliche Bedeutung einzugehen. Ziel und Absicht dieser Arbeit ist
deshalb, nach einem kurzen Abriss der Entstehung der Pfingstbewegung in Deutschland den Beitrag der Volksmission zu dieser aufzuzeigen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Gründungsphase in den Jahren 1933-1945. Die Theologie des Gründungsvaters soll in Bezug auf Heilslehre, Wasser- und Geistestaufe sowie hinsichtlich seines prophetischen Blicks anhand
seiner zahlreichen Veröffentlichungen abschließend aufgezeigt
werden.
Herzlich danken möchte der Autor allen, die ihm Quellenmaterial aus den Anfängen zur Verfügung gestellt haben.
Bernhard Röckle
Geislingen
Zum Geleit
Schon lange war es uns ein Anliegen, die faszinierende Geschichte der Volksmission entschiedener Christen unseren Gemeinden
und Freunden in dieser Form zugänglich zu machen. Nun ist es
uns eine Freude, mit diesem ersten Band dem Wunsch vieler zu
entsprechen.
Mein lieber Freund und Kollege Bernhard Röckle hat mit der
ihm eigenen Akribie sorgfältigst nachgeforscht, zusammengetragen, aussortiert, zusammengestellt und das Ergebnis zu einer
Lektüre verarbeitet, die den Leser nicht mehr loslässt. Sein prägnanter Stil, der kein überflüssiges Wort duldet, führt hinein in
Gottes Wunderwirken während der dunkelsten Zeit des deutschen Volkes im vergangenen Jahrhundert und zeigt auf, wie dieser Gott durch einen Mann namens Karl Friedrich Fix anfängt,
das Licht des Lebens für viele neu leuchten zu lassen. Es ist ein
Buch der Hoffnung für Hoffnungslose, weil Jesus Christus gestern und heute und in alle Ewigkeit derselbe ist.
Es gelingt dem Autor meisterhaft, die geistliche Situation
jener Tage mit dem damals vorherrschenden politischen Spannungsfeld in Bezug zu setzen und die Verbindung zwischen der
Entstehung der Volksmission und dem erwecklich-pfingstlichen
Aufbruch in Deutschland nachzuweisen. Somit ist dieses Buch
ein Geschichtsbuch der Extraklasse, weil es in übersichtlicher
Weise viele Komponenten vereinigt, Prägungen, Hintergründe
und Zusammenhänge aufzeigt, Antworten auf Fragen bietet und
in dem allen Gottes souveränes Handeln in der Welt und in Seiner
Gemeinde offenbart, ganz so wie es Karl Fix wohl selber präsentiert hätte.
Die biographischen Züge des Gründers der Volksmission
werden sehr sachlich geschildert, aber gerade deshalb wirken sie
ungeheuer schlagkräftig und inspirierend. Bekehrung und Ruf
von Karl Fix vibrieren mit göttlichem Wirken; seine Vision, sein
Kampf, sein Pioniergeist, sein humorvolles und cholerisches
Temperament, sein Unternehmungsgeist, seine kernige, volkstümliche Verkündigungsart, seine Aufgeschlossenheit für neue
Wege der Evangelisation, seine Liebe zu Jesus, all das reißt mit
und spornt an. Er war sicher ein „auserwähltes Rüstzeug“ seines
Herrn, ein Apostel Jesu Christi, voller Güte, Scharfsinn und steter Hilfsbereitschaft, der seiner Generation in völliger Hingabe
diente.
Nie macht er es sich leicht, noch sucht er je einen bequemen Weg.
Er kämpft sich selbst durchs theologische Unterholz jener Tage,
er prüft, er ringt sich zu Überzeugungen durch, pflegt Gemeinschaft mit international bewährten, ausgewogenen Männern Gottes und bleibt standhaft. Ein Mann nach dem Herzen Gottes.
Er zeichnet sich aus durch Liebe zu den Verlorenen, den
Armen, Elenden, Mühseligen, Ausgestoßenen und Abgeschriebenen. Sein Schlachtruf, besonders in seiner unermüdlichen Arbeit in der Schriftenmission, bleibt bis zuletzt: „Für alle Welt ist
Rettung da im Gnadenstrom von Golgatha.“
Es war mein Vorrecht, auch durch meine Freundschaft mit
seinem Sohn Johannes, ihn persönlich zu kennen und ihm in
Stuttgart und Berlin, wenigstens eine Zeitlang, die Aktentasche
tragen zu dürfen. Die Verbindung zu ihm brach selbst während
meines Dienstes in Afrika nicht ab. Jeden Monat kam ein persönlicher Brief von ihm an. Einmal meinte er scherzhaft, alle
Dinge hätten zwei Seiten, nur seine Briefe nicht. Aber diese eine
Seite hatte es jeweils in sich!
Die Lebensbeschreibung von Missionar Karl Keck, dem ersten offiziellen Vorsitzenden der Volksmission, bildet den letzten
Teil dieses Buches. In gekonnter Weise skizziert Pastor Dieter
zum Felde diesen herausragenden Gottesmann für uns auf. Karl
Keck hat die Leiterschaft der Nachfolgegeneration innerhalb der
Volksmission wie kein anderer mitgeprägt. Zu ihr gehört unter
anderem auch Pastor Gottlob Ling, Vorstandsvorsitzender i.R.,
der das Vorwort für diesen Abschnitt schrieb: „Karl Keck, der
Leiter ohne Terminkalender.“
Als Vorstand der Volksmission entschiedener Christen schätzen wir uns glücklich, das uns überlassene Vermächtnis hiermit
unserer verehrten Leserschaft zum geistlichen Gewinn herzlich
weiterzuempfehlen.
Herbert Ros
Vorstandsvorsitzender
Volksmission entschiedener Christen, Sitz Stuttgart
Inhalt
1. Entstehung der Pfingstbewegung in Deutschland
9
1.1 Heiligungs- und Gemeinschaftsbewegung
bahnen den Weg
1.2 Wales rüttelt wach
1.3 R. A. Torrey auf der Jahreskonferenz der
Evangelischen Allianz
1.4 Jonathan Paul und Emil Meyer besuchen
T.B.Barrat
1.5 Heinrich Dallmeyer und die norwegischen
Missionarinnen in Kassel
1.6 Die Bewegung entgleist
1.7 Paul empfängt die Geistestaufe und Dallmeyer
distanziert sich
1.8 Erste Pfingstkonferenz in Hamburg
1.9 Die Berliner Erklärung
1.10 Die Mülheimer Erklärung
1.11 Weitere Pfingstbewegungen
2. Das Missionswerk der Volksmission entsteht
in Berlin und breitet sich nach Süddeutschland aus
21
2.1 Hindenburg erlässt die Notverordnung
„Zum Schutz von Volk und Staat“
2.2 Hitler erlässt das Ermächtigungsgesetz
2.3 Gleichschaltung
2.4 Karl Fix findet zu Christus
2.5 Fix gründet die „Deutsche Volksmission“
2.6 Öffentliche Versammlungen in der Linienstraße
2.7 Vereinsgründung und -verbot
2.8 Umzug in die Höchstestraße
2.9 Aufbau der Schriftenmission
2.10 Die GESTAPO beschlagnahmt „Grausen,
Grausen“
2.11 Alle Pfingstgemeinden werden verboten
2.12 Außenstationen entstehen
2.13 Der Weckhof in Süddeutschland
2.14 Schweiz und Österreich
2.15 Der II. Weltkrieg bricht aus
2.16 Das Lazaruskrankenhaus wird zur neuen
Heimat
2.17 Wie die Volksmission nach Stuttgart kam
3. Theologische Prägung der Volksmission
46
3.1 Schriftenmission floriert
3.2 Deutsch-schweizerische Arbeitsgemeinschaft für
Volksmission
3.3 Glaubensgrundsätze und Vereinsgründung in
Stuttgart
3.4 Heilslehre
3.5 Krankenheilung
3.6 Glaubenstaufe
3.7 Geistestaufe
3.8 Prophetischer Blick
4. Schlussbemerkungen
74
5. Bibliographie
77
6. Karl Keck
86
1
Entstehung der Pfingstbewegung
in Deutschland
1.1
Heiligungs- und Gemeinschaftsbewegung
bahnen den Weg
Die Pfingstbewegung in Deutschland ging aus der deutschen Gemeinschaftsbewegung hervor, welche in den siebziger Jahren des
19. Jahrhunderts stark von der Heiligungsbewegung in England
beeinflusst war. Eine Reihe deutscher Theologen nahm an den
Konferenzen von Oxford teil. Die durch Moody und Sankey auf
die Britischen Inseln gebrachte Evangelisationsbewegung übte
auch auf Deutschland ihre Wirkung aus. Die überall sich bemerkbar machende geistliche Belebung fand ihren breiten Kanal in
dem „Deutschen Verband für Gemeinschaftspflege und Evangelisation“, dem sogenannten „Gnadauer Verband“. In den Predigten
wurde die Notwendigkeit persönlicher Heilsgewissheit durch
Buße und Glauben sowie die Notwendigkeit der Heiligung betont.
Die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Jesu sowie die
Wahrheit vom Leib Christi und seiner Einheit waren zentrale
Themen. Einige bezeugten auch die göttliche Heilung. Die Neubekehrten sammelten sich in christlichen Vereinen und Gemeinschaften, ohne sich jedoch von den offiziellen Kirchen zu trennen. Glaubenskonferenzen wurden durchgeführt, Kreise für Bibelstudium entwickelten sich, und neue Missionsgesellschaften
wurden gegründet.
1.2 Wales rüttelt wach
Die Erweckungsbewegung in Wales begann 1904. Unter dem
Dienst von Evan Roberts (1878-1947), Seth Joshua, Joseph
Jenkins und Jessie Penn-Lewis soll es zu etwa 100 000 Bekehrungen gekommen sein.1 Diese Ereignisse rüttelten auch die
Suchenden in Deutschland wach. Der bekannte Pastor Otto
Stockmayer und andere schauten sich das Phänomen vor Ort an.
Die Berichte von den außerordentlichen Vorgängen in Wales wurden weit verbreitet, und man sah in diesem Aufbruch ein Wirken
1
Allen, D., The Unfailing Stream a Charismatic Church History in Outline, Sovereign World,
Kent 1994, S. 110-111. Zur Erweckung in Wales siehe auch Evans, E., The Welsh Revival of
1904, Evangelical Press, London 1969
9
Gottes, das Vorbote noch größerer Dinge sein würde. Man stellte
sich darauf ein, dem Heiligen Geist auch die Bahn für große
Dinge in Deutschland zu bereiten.
1.3
R. A. Torrey auf der
Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz
Im August 1906 predigte der amerikanische Evangelist Dr. R. A.
Torrey auf der Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz in Bad
Blankenburg (Thüringen) über „Die Taufe im Heiligen Geist“,
welche er nach Apostelgeschichte 1:8 als Empfang der „Kraft aus
der Höhe für den Zeugendienst“ deutete.2 Der unter den Zuhörern weilende Generalleutnant von Viebahn bezeugte, eine ganz
neue Kraft zum Evangelistendienst empfangen zu haben. Neue
Erweckungen waren die Folge.
1.4
Jonathan Paul und Emil Meyer besuchen
T.B.Barrat
Im Frühjahr 1907 reiste Pastor Jonathan Paul3 nach Norwegen,
um dort die durch Pastor T. B. Barrat ins Leben gerufene Pfingstbewegung in Christiana/Oslo kennenzulernen.4 Bereits 1896 hatte
Paul ein Buch mit dem Titel Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen veröffentlicht. Darin hatte er, zehn Jahre vor den
Ereignissen in der „Azusa Street“,5 festgestellt:
Weil es der heutigen Zeit so sehr an Geistesfülle fehlt, so
fehlt es auch an Geistesmacht und damit auch an den
Gnadengaben des Geistes.6
2
3
4
5
6
10
Steiner, L., Mit folgenden Zeichen. Eine Darstellung der Pfingstbewegung, Verlag Mission für das
volle Evangelium, Basel 1954, S. 17
Jonathan Paul (1853-1931) wurde nach seinem Universitätsstudium Pfarrer von Ravenstein
und diente ab 1899 als freier Evangelist. Eine ausführliche Studie über sein Leben und Werk
hat Pfarrer Dr. Ernst Giese erstellt (Giese, E., Jonathan Paul, ein Knecht Jesu Christi. Leben und
Werk, Missionsbuchhandlung und Verlag, Altdorf bei Nürnberg 1965)
Wessler, G., „Ein Stück Kirchengeschichte.“ 75 Jahre BFP freikirchliche Pfingstbewegung in
Deutschland, Erzhausen 1982, S. 4
Über diesen bemerkenswerten Aufbruch in Los Angeles schrieb Witt, E. in Wie Pfingsten
nach Los Angeles kam (deutsche Übersetzung des Berichts von Pastor Frank Bartlemann),
Philadelphia-Verlag Leonberg, o.J.
Paul, Jonathan, Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, Deutsche Evangelische
Buch- und Tractatgesellschaft, Berlin 1896, S. 187
Paul schrieb nach seiner Rückkehr aus Norwegen in dem
Heftchen Zur Dämonenfrage:
Ich fand in den Pfingstversammlungen in Christiana eine
Erweckungsbewegung, bei welcher es sich um tiefere Reinigung durch das Blut Jesu und um das Trachten nach stärkerer Geistesausgießung und Geistesgaben handelte.7
Neben Paul reiste 1907 auch der Leiter der Hamburger Stadtmission nach Norwegen, Emil Meyer, der später maßgeblichen Einfluss auf Karl Fix, den Gründer der Volksmission, hatte. Er brachte von dort zwei Missionarinnen, Dagmar Engström8 und Agnes
Telle mit, welche die Gabe der Zungenrede empfangen hatten.
1.5
Heinrich Dallmeyer und die norwegischen
Missionarinnen in Kassel
In Hamburg hörte sie Heinrich Dallmeyer aus Kassel, lud sie ein
und begann am 07. Juli 1907 im Kasseler Blaukreuzheim mit Veranstaltungen.
Auch Berichten späterer Gegner zufolge verliefen die Versammlungen anfangs ruhig und harmonisch. Otto Kaiser schreibt
in Erlebnisse und Erfahrungen mit der Pfingstbewegung (1948, S.
8-10), und wird so von Christian Krust zitiert:
Am Mittwochnachmittag besuchte ich die von Bruder
Dallmeyer gehaltene Bibelstunde, in der ganz plötzlich und
von allen unerwartet eine der Norwegerinnen in Zungen
redete. Ihre Botschaften wurden übersetzt. Es waren fast
durchweg Zeugnisse der Heiligen Schrift, die in erschütterndem Ernst zu der Versammlung sprachen. Die Atmosphäre in der Versammlung war trotz der ernsten Botschaften so, dass man glaubte, man sei im Himmel und werde
von Gott selbst angesprochen. Viele der Teilnehmer brachen
in stilles Weinen aus, das sowohl aus dem Glück tiefer Beu7
8
zitiert nach Krust, C., 50 Jahre Deutsche Pfingstbewegung Mülheimer Richtung, Missionsbuchhandlung und Verlag, Altdorf bei Nürnberg 1958, S. 46
Oberkirchenrat Kurt Hutten (1901-1979) gibt den Nachnamen mit „Gregersen“ an (Hutten,
K., Seher Grübler Enthusiasten. Sekten und religiöse Sondergemeinschaften der Gegenwart, Quell
Verlag, Stuttgart, 9. Auflage 1964, S. 490)
11
gung als auch einer tiefen Glückseligkeit floss. Zum Schluß
wurde der Versammlung durch die Norwegerin das Verheißungswort Lukas 2:32 zugerufen: „Fürchte dich nicht,
du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen euch
das Reich zu geben…“9
1.6 Die Bewegung entgleist
Später nahmen die Versammlungen allerdings einen lauten und
unruhigen Verlauf. Die Presse berichtete über die Veranstaltungen. Oft versammelten sich Menschen vor dem Blaukreuzheim, um
sich von draußen grölend über die Teilnehmer lustig zu machen.
In diesen Veranstaltungen begannen andererseits Menschen Christus zu vertrauen, und Kranke wurden geheilt.
In dieser Zeit hatte Dallmeyer ein Erlebnis, dessen Beginn
Paul Fleisch so schildert:
Am 19. dachte ein Bruder während eines Gebets um Christi
Wiederkunft: Der Herr kommt so bald noch nicht. Da kam
der Geist über ihn, er fiel wie tot zu Boden und fühlte einen
heftigen Schmerz in der Brust. Als die Versammlung nach
Hause ging, bekam er Offenbarungen von 10.30 Uhr bis
1.00 Uhr nachts, etwa 32. Nach jeder schloss der Geist: „Abwarten“. Dann vergingen 2-3 Minuten bis zur nächsten.10
Ernst Giese bemerkt zu den Vorfällen:
Hier muß nun gefragt werden: Hatte H. Dallmeyer das Gotteswort vergessen 1. Korinther 14:32: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“? Musste nicht der
merkwürdige Zwiespalt, in dem sich dieser Mann befand,
die eigenartige und medial-okkulte Weise, in der der Liegende die Wahrsagungen aussprach, und vor allem die Mahnung Schrenks, er solle sich hüten vor falscher Prophetie,
ihn darauf aufmerksam werden lassen, dass er in dieser
9
10
12
ibid. S. 47
Fleisch, Paul, Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900-1950, Verlag der
Francke-Buchhandlung, Marburg 1983 S. 38 (Das Buch erschien früher unter dem Titel Die
Pfingstbewegung in Deutschland: Ihr Wesen und ihre Geschichte in fünfzig Jahren, Heinriche
Feesche Verlag, Hannover 1957)
Nacht, wo er eine Privatoffenbarung suchte, der Wahrsagerei zum Opfer gefallen war? Gottes Heiliger Geist hatte
ihn immer wieder durch die interpretierten Sprachenreden
der Norwegerinnen gemahnt, „dass man das Echte vom
Unechten unterscheiden soll“.11
Von diesem Zeitpunkt an entgleiste die Bewegung in Kassel. Die
Haltung der Norwegerinnen wird bei Fleisch und Giese unterschiedlich geschildert.12 Beide sind sich aber einig, dass sie vor
Vorkommnissen gewarnt hatten, die nicht vom Heiligen Geist in
den Versammlungen gewirkt waren. Als sie nicht gehört wurden,
verließen sie die Versammlungen und folgten einer Einladung in
die Schweiz.
Immer mehr muss es in den Kasseler Versammlungen zu
Entgleisungen gekommen sein. So soll ein Mann in Ekstase mit
der Bibel auf eine sitzende Frau eingeschlagen haben, und ein zu
Boden gefallener Pastor presste die Zähne zusammen und suchte
die Luft einzuziehen, so dass es sich wie das Zischen einer
Schlange anhörte, und dabei schlängelte er sich dann einer
Schlange gleich zwischen den Stühlen der Zuhörer durch. Ein
Zungenredner rief in Ekstase fortwährend „Dallmeyer, Dallmeyer, Dallmeyer“, und eine Frau zerriss im Fallen ihre Bluse
dermaßen, dass man mehr als wünschenswert zu sehen bekam.13
Nachdem sensationslüsterne Zeitungsreporter einige Artikel
veröffentlicht hatten, kamen solche Massen von Neugierigen,
dass schließlich die Polizei mit Hunden patrouillieren und für
Ordnung sorgen musste. Schließlich wurde Dallmeyer von der Polizeiverwaltung dringend gebeten, die seit vier Wochen täglich
stattfindenden Versammlungen zu schließen.
Christian Krust stellt fest:
Wer das, was in Kassel geschah, sachlich beurteilt, wird vor
allem feststellen, dass es den für die Leitung verantwortlichen Brüdern an der nötigen Besonnenheit mangelte. Man
lässt eine Veranstaltung zum Zwecke der Evangeliumsver11
12
13
Giese, Ernst, Und flicken die Netze: Dokumente zur Erweckungsgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Herausgegeben von Prof. O.S. von Bibra, Ernst Franz Verlag, Metzingen 1987, S. 58
ibid. S. 67
Fleisch op. cit. S. 41
13
kündigung nicht so ausarten, wie es hier geschah. Zum anderen wird offenbar, dass es der Leitung auch an der Fähigkeit und Nüchternheit fehlte, das, was vom Geist Gottes
gewirkt war, und das, was aus der menschlichen Seele heraus gemacht wurde, – also das ganze Gemisch von Fleischlich-Seelischem und Geistlichem, wie es sich mehr und mehr
entfaltete – klar voneinander zu unterscheiden und entsprechend korrigierend einzugreifen.14
1.7
Paul empfängt die Geistestaufe.
Dallmeyer distanziert sich
Da in Kassel Besucher aus ganz Deutschland angereist waren,
breitete sich die Erfahrung der Geistestaufe rasch aus. Am 15.
September 1907 empfing Pastor Jonathan Paul die Geistestaufe
„auf dem Wege von Esra 8:23“, nachdem er in Christiana der
Versuchung widerstanden hatte, sich von Geschwistern die
Hände auflegen zu lassen, die mit Zungen redeten. Er wollte nicht
„in das Schlepptau eines Geistes kommen, den er noch nicht genügend kannte.“15 Paul berichtete auf der XIII. schlesischen Konferenz – vom 23. bis 26.09 in Breslau – von seiner Erfahrung. Später wurden die Prediger Eugen Edel (1872-1951) und Regehly zu
Führern der Pfingstbewegung.16
Während sich so die Bewegung ausbreitete, kam es gleichzeitig zu Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinschaftsbewegung. Heinrich Dallmeyer distanzierte sich, und sein Bruder
August stellte in der Zeitschrift Reichsgottesarbeiter fest:
Die Gaben in dieser Bewegung sind nicht echt, sie sind ohne
Ausnahme alle vom Teufel gewirkt. Durch sie ist Satan
unter die Heiligen gekommen. In der Los Angeles Bewegung
ist ein großer Lügengeist tätig.17
14
15
16
17
14
Krust, C., 50 Jahre Deutsche Pfingstbewegung, op. cit. S. 50
Fleisch op. cit. S. 57-60 und Giese, Ernst, Jonathan Paul, Ein Knecht Jesu Christi Leben und
Werk, Missionsbuchhandlung und Verlag Altdorf bei Nürnberg, 1965 (2. Auflage), S. 128-130
Fleisch op. cit. S. 59 und 62
Fleisch op. cit. S. 66
1.8 Erste Pfingstkonferenz in Hamburg
Vom 8. bis 11. Dezember 1908 trafen sich erstmals in Hamburg
im Hause der dortigen Strandmission Vertreter der neuen Bewegung zu einer Konferenz. Daran nahmen auch Gäste aus England,
Holland, Norwegen, Schweden und der Schweiz teil. Krust führt
folgende Namen auf:
„Mr. Cecil Polhill, London; Alexander A. Boddy, Sunderland
(Pfarrer); T. B. Barratt, Christiana (Pastor); J. Paul (Pastor), J.
Koch (Evangelist), Blankenburg, S. E. Cooke-Collis, Schweiz; G. R.
Polmann (Evangelist), Amsterdam; P. Oltmann (Amsterdam);
Emil Humburg, Mühlheim a. d. Ruhr; Evangelist Edel, Brieg;
Andrew Johnson, Orebro, Schweden; Voget (Pastor), Bunde; E.
Meyer (Strandmission), Hamburg; u.a.“18
Zu dem Thema des ersten Tages „Mitteilungen über Erfahrungen
und Beobachtungen“ berichtete A. Boddy (1854-1930)19:
Mit 40 oder 50, die die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen haben, haben wir dreimal in der Woche Versammlungen, und da ist vollkommene Freiheit im Gebet und Lobgesang. Obgleich der Böse mit aller Macht kommt, obgleich
das Fleisch manchmal arbeitet, so danken wir dem Herrn
doch für diese Pfingstbewegung. Wir danken Ihm, dass wir
ein Teil des großen Leibes einer Pfingstgemeinde sein dürfen. Auch hierher sind wir gekommen, um Segen zu empfangen. 20
Auf dieser Konferenz wurde auch beschlossen, unter dem Namen
Pfingstgrüße ein „periodisch erscheinendes Blatt zur Orientierung über die neueste Geistesbewegung“ herauszugeben, dessen
Schriftleitung Pastor J. Paul übertragen wurde.21
18
19
20
21
Krust, C., 50 Jahre Deutsche Pfingstbewegung, op. cit. S. 59
Einen guten Überblick über Leben und Wirken von Alexander Boddy gibt William Kay in seiner Doktorarbeit (Kay, W., A History of British Assemblies of God, doctoral thesis for the
University of Nottingham, 1989) S. 18-40; siehe auch Allen, D., Signs and Wonders. The
Origins, Growth, Development and Significance of Assemblies of God in Great Britain and
Ireland 1900 - 1980, thesis submitted for the degree of Ph.D. (University of London), 1989,
S. 38-57
Krust, C., 50 Jahre Deutsche Pfingstbewegung, op. cit. S. 60
ibid. S. 64
15
Bemerkenswert ist die erste Stellungnahme zum Zungenreden,
welche zeigt, dass „initial evidence“ (der Anfangsbeweis) kein
Thema war:
Niemand möge denken, dass das Zungenreden für uns ein
„Schibboleth“ ist, und als schätzten wir irgendein Gotteskind, das diese Gabe nicht empfängt, geringer. Dies ist
durchaus nicht der Fall. Wir sind nicht der Meinung, dass
nur diejenigen den Heiligen Geist empfangen haben, welche
zum Zungenreden gelangt sind. Ebenso ist uns das Zungenreden an sich kein Beweis dafür, dass jemand mit dem Heiligen Geist erfüllt ist. Wir wissen, dass wir an den Früchten
sehen können, mit wem wir es zu tun haben (Matthäus 7,
16). Darum ist uns die Frucht des Geistes (Galater 5, 22)
die Hauptsache. Wo sich dieselbe findet, da hat der Geist Gottes im Herzen Wohnung gemacht. Das Zungenreden möchten
wir in keiner Weise höher werten, als es die Bibel tut.22
Krust resümiert, „dass mit dieser Konferenz die Deutsche Pfingstbewegung ins Leben getreten ist“ und ihre weitere Entwicklung
ab hier datiert werden muss.23
Pastor Jonathan Paul, Prediger Eugen Edel (Brieg im Osten)
und Emil Humburg (Mühlheim a. d. Ruhr im Westen) kristallisierten sich als die Führer der Bewegung heraus. Emil Meyer veröffentlichte einen Aufruf an die, die nicht hatten teilnehmen können, in dem er zum Lesen der Pfingstgrüße aufforderte.24
Inzwischen breitete sich die Bewegung in ganz Deutschland
aus, nicht zuletzt durch die im Juli 1909 beginnenden Mühlheimer Pfingstkonferenzen. Waren es auf der ersten Konferenz
vom 14.-16. Juli 1909 etwa 1700 Teilnehmer, so zählte man auf
der zweiten Mühlheimer Konferenz bereits 2500 Teilnehmer.
1.9 Die Berliner Erklärung
Etwa 60 leitende Gemeinschaftsbrüder kamen am 15. September
1909 in Berlin zusammen. Dem vorliegenden Material zufolge
22
23
24
16
Pfingstgrüße Nr. 1, Februar 1909, zitiert in Krust, op. cit. S. 64
Krust, op. cit. S. 65
Fleisch op. cit. S. 82
glaubten sie, eine Erklärung herausgeben zu müssen, in welcher
endgültig festgestellt wurde, dass die in der Pfingstbewegung
praktizierten Geistesgaben nicht vom Geiste Gottes, sondern von
„dämonischen Abgrundsgeistern“ stammten. Nach einer neunzehnstündigen Sitzung wurde die sogenannte Berliner Erklärung
verabschiedet, in der es unter anderem heißt:
Die Bewegung steht in untrennbarem Zusammenhang mit
der Bewegung von Los Angeles, Christiana, Hamburg,
Kassel, Großalmerode … Die sogenannte Pfingstbewegung
ist nicht von oben, sondern von unten; sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr
Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und
Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen.
In vielen Fällen haben sich die sogenannten „Geistbegabten“ nachträglich als besessen erwiesen. An der Überzeugung, dass diese Bewegung von unten her ist, kann uns die
persönliche Treue und Hingebung einzelner führender Geschwister nicht irre machen, auch nicht die Heilungen,
Zungen, Weissagungen … Schon oft sind solche Zeichen mit
ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z. B. mit dem
Irvingianismus, ja selbst mit der „Christlichen Wissenschaft“ (Christian Science) und dem Spiritismus … Der
Geist dieser Bewegung führt sich durch das Wort Gottes ein,
drängt es aber in den Hintergrund durch sogenannte „Weissagungen“ (vergleiche 2. Chronik 18, 18-22)… Die Übermittler sind meist Frauen. Das hat an verschiedenen Punkten der Bewegung dahin geführt, dass gegen die klaren
Weisungen der Schrift Frauen, ja sogar junge Mädchen, leitend im Mittelpunkt der Arbeit stehen. In der sogenannten
Pfingstbewegung steht in Deutschland J. Paul als Führer
vor der Öffentlichkeit. An Aussprache mit ihm und an Ermahnungen im engeren und weiteren Brüderkreis hat es
nicht gefehlt. Nachdem alles vergeblich war, müssen wir
nun um seinet- und der Sache Gottes willen hiermit aussprechen: Wir können ihn als Führer und Lehrer in der Gemeinde Jesu nicht mehr anerkennen und befehlen ihn der
zurechtbringenden Gnade des Herrn an … Wir erwarten
nicht ein neues Pfingsten; wir warten auf den wiederkom17
menden Herrn. Wir bitten hierdurch alle unsere Geschwister um des Herrn und seiner Sache willen, welche Satan verderben will: Haltet euch von dieser Bewegung fern! Wer
unter die Macht dieses Geistes geraten ist, der sage sich los
und bitte Gott um Vergebung und Befreiung.25
Man wollte keine Verständigung und sah die Rettung der deutschen Gemeinschaftsbewegung nur in einer klaren Scheidung von
den „dämonischen“ Pfingstkreisen. Nur pfingstgegnerische Brüder waren zu diesem Treffen eingeladen worden. Das Urteil wurde gesprochen, ohne dass der Angeklagte überhaupt gehört worden wäre. Nachdem in der darauf folgenden Sitzung des Gnadauer Verbandes diese Verurteilung bestätigt wurde, legte man
allen Mitgliedern auf, mit Brüdern der Pfingstbewegung keine
Arbeitsgemeinschaft zu haben. Ein Zuwiderhandeln gegen diesen
Beschluss wurde „für nicht vereinbar mit der Stellung im Gnadauer Verband“ erklärt.26
1.10 Die Mülheimer Erklärung
Auf ihrer dritten Konferenz in Mühlheim im Oktober 1909 antworteten die Anhänger der Pfingstbewegung auf die Berliner Erklärung mit der Mülheimer Erklärung, in der sie unter anderem
feststellten:
Wir danken dem Herrn für die jetzige Geistesbewegung.
Wir sehen sie als den Anfang einer göttlichen Antwort auf
die jahrelangen Glaubensgebete um eine weltumfassende
Erweckung. Wir erkennen also in ihr eine Gabe von oben
und nicht von unten … Im einzelnen möchten wir hervorheben, dass selbstverständlich auch in dieser Bewegung sich
nicht nur Göttliches, sondern auch Seelisches bzw. Menschliches und unter Umständen auch Dämonisches geltend
macht. Es ist das eine Erscheinung, die wir bei jeder Erweckung finden.27
25
26
27
18
Krust op. cit. S. 67-71
ibid. S. 71
ibid. S. 73-77
Trotz verschiedener weiterer Treffen und Erklärungen war die
Pfingstbewegung ab 1910 mehr oder weniger isoliert. Am 2. Februar 1914 wurde die „Christliche Kolportage-Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu Mühlheim-Ruhr“ gegründet.28 Geschäftsführer wurde Emil Humburg. Bereits zu Weihnachten 1914
brachte die Gesellschaft – trotz des Beginns des Ersten Weltkriegs
– Das Neue Testament (Mühlheimer Ausgabe) in der Sprache der
Gegenwart in der ersten Auflage heraus, der seither mehrere
Auflagen gefolgt sind.29
1.11 Weitere Pfingstbewegungen
Bereits ab 1907 entstanden freie Pfingstgemeinden u.a. in Velbert/
Rheinland, Duisburg-Hamborn und Berlin. Mit ihnen begann die
Geschichte der freikirchlichen Pfingstbewegung. Diese unterschied sich vom Mülheimer Verband, welcher an der Säuglingstaufe festhielt, durch die Praxis der Glaubenstaufe.30
Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen im Bereich Lehre
und Praxis wollten sich seit 1911 einige Brüder nicht mehr dem
„Hauptbrüdertag“ der Mülheimer Bewegung unterstellen. Zwei
dieser Brüder, Heinrich Vietheer und Benjamin Schilling, wurden zu Gründungsvätern des freikirchlich-täuferischen Zweigs
der deutschen Pfingstbewegung.31
Der 1865 geborene Benjamin Schilling stammte ursprünglich
aus dem Baptismus und war maßgeblich vom baptistisch-pfingstlichen Kongregationalismus Schwedens geprägt. In seinen neugegründeten Gemeinden in Berlin plädierte er auch für eine etwas
freiere Ausübung der Geistesgaben als J. Paul, der ihm zu vorsich28
29
30
31
Am 17. Februar 1938 wurde vom Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten folgendes
Schreiben erlassen: „Nach dem Gesetz zum Schutze von Bezeichnungen der NSDAP vom
7.4.1937, RGBl. I, S. 442, dürfen die Bezeichnungen, die die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei, ihre Gliederungen und ihre angeschlossenen Verbände für ihre Amtsträger,
ihren Aufbau, ihre Einrichtungen und Symbole führen, von anderen Vereinigungen weder
allein noch in Verbindung von Zusätzen geführt werden.“
Da auch die Bezeichnung „Bewegung“ oder „Reichsbewegung“ unzulässig war, wurde der
bisher als „Deutsche Pfingstbewegung“ bezeichnete Gemeinschaftsverband, juristisch vertreten durch die „Missionsgesellschaft m.b.H. Mühlheim-Ruhr“, ab 29.4.1938 in „Christlicher
Gemeinschaftsverband G.m.b.H. Mühlheim Ruhr umbenannt (Krust S. 174).“
ibid. S. 122-123
Krüger, Richard, Helles Feuer oder Glut unter der Asche? 90 Jahre Deutsche Pfingstbewegung –
50 Jahre BFP in Wort & Geist, Nr. 10, Oktober, 1997, S. 5
Morris, Philipp, Die Geschichte der neuzeitlichen Pfingstbewegung, EBS, Rudersberg, 1995,
S. 44
19
tig war und „mit gezogener Bremse fuhr“. Nach seinem Tod wurde 1934 der in Schweden ausgebildete Erwin Lorenz sein Nachfolger. 1937 wurde die Gemeinde durch die GESTAPO32 verboten.33
Seit 1922 arbeitete der Evangelist Heinrich Vietheer mit der
Berliner Zeltmission zusammen und gründete viele ELIM-Gemeinden. Andere Gemeinden schlossen sich diesem Verband an.
1938 erfolgte aufgrund der politischen Lage der Zusammenschluss der Elim-Gemeinden mit Baptisten und Darbisten zum
„Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden“ (BEFG).
Von der Bibelschule in Danzig aus erfolgte seit 1928 eine
weitreichende missionarische Aktivität mit Hilfe der „Assemblies of God“ Nordamerikas unter Leitung der Brüder Herbert
Schmidt und Gustav Kindermann. Im Jahre 1931 unterrichtete
dort auch erstmalig Donald Gee, der große Pfingstpionier Großbritanniens.34 Die Pfingstbewegung breitete sich dadurch in
Osteuropa unter Deutschen, Polen und Russen aus und führte
zum Entstehen der „Freien Christengemeinden“.
32
33
34
20
Die Geheime Staatspolizei war im nationalsozialistischen Deutschland der Sicherheitspolizei
angegliedert. Das allgemeine Polizeirecht fand auf sie keine Anwendung. Ihre Verfügungen
unterstanden nicht der Nachprüfung durch die allgemeinen Verwaltungsgerichte. Sie ist verantwortlich für massenhafte, in einem willkürlichen, summarischen Verfahren ausgeführte
Todesurteile und wurde im Nürnberger Prozeß als „verbrecherische Organisation“ verurteilt.
Schmidgall, Paul, 90 Jahre deutsche Pfingstbewegung, Leuchter Verlag, 1997, S. 96-97
Massey, R., Another Springtime. The Life of Donald Gee, Pentecostal Leader and Teacher,
Highland Books, Guildford, Surrey, 1992, S. 86
2.
Das Missionswerk der Volksmission
entsteht in Berlin und breitet sich nach
Süddeutschland aus
2.1
Hindenburg erlässt die Notverordnung
„Zum Schutz von Volk und Staat“
Die nach dem I. Weltkrieg (1914-1918) im Jahre 1919 entstandene Weimarer Republik35 wurde in den nur 15 Jahren ihres Bestehens von schweren wirtschaftlichen und politischen Krisen
erschüttert. Schließlich erließ am 28. Februar 1932 der 84-jährige Reichspräsident von Hindenburg auf Veranlassung Hitlers die
Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“. Sie bedeutete
das Ende der von der Verfassung garantierten persönlichen
Freiheit. Die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) wurde
umgehend verboten und politische Gegner ohne rechtsstaatliche
Verfahren ausgeschaltet. Trotzdem verfehlte die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) bei den am 5. März
stattfindenden Neuwahlen die absolute Mehrheit. Die 81 Mandate der KPD wurden sofort eingezogen, und das neue Parlament
trat am 21. März in der Garnisonskirche von Potsdam zusammen.
288 Nationalsozialisten, 52 Deutsch-Nationale, 73 Zentrumsvertreter und einige Vertreter aus den Splittergruppen feierten den
„Tag von Potsdam“. Die durch Verhaftungen von 120 auf 94 Abgeordnete geschrumpfte SPD36-Fraktion war erst zwei Tage später
anwesend und stimmte geschlossen gegen das von den anderen
441 Abgeordneten angenommene Ermächtigungsgesetz, das die
erste deutsche Republik endgültig liquidierte.37
35
36
37
Eine Bundesrepublik von 17 Ländern, selbst und in den Ländern demokratisch und parlamentarisch regiert. Gesetzgebendes Organ war der Reichstag mit ganz beschränkter Mitwirkung des
Reichsrates. Oberstes Vollzugsorgan war der Reichspräsident, der Reichskanzler und Reichsregierung ernannte.
Unter dem Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) entstand im Jahre 1890
nach Aufhebung des Sozialistengesetzes die Sozialdemokratie neu. Die wachsende Stärke der
Berliner SPD spiegelte sich in den Ergebnissen der Reichstagswahlen wider. 1880: 126 317
Stimmen, 1893: 151 122 Stimmen, 1898: 155 411 Stimmen, 1903: 218 238 Stimmen, 1907:
251 215 Stimmen - das entsprach einem Anteil von 66,2 Prozent. 1912 waren es gar 74,9
Prozent; mit anderen Worten: Dreiviertel aller Berliner wählten sozialdemokratisch (Berger,
J., Berlin freiheitlich & rebellisch, Goebel Verlag, Berlin 1987, S. 121).
Gödeke, Peter, Schlagzeilen unseres Jahrhunderts – Was die Welt bewegte, Naumann & Göbel
Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1995, S. 78
21
2.2 Hitler erlässt das Ermächtigungsgesetz
Am 30. Januar 1933 hatten die rechts stehenden Parteien endlich
ihr Ziel erreicht: Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler. Alle Bedenken des greisen Hindenburg wurden mit Hinweisen auf Koalitionszwänge seitens der NSDAP und auf die aktuellen Machtverhältnisse im Parlament beschwichtigt. Die Demokratie war schon tot, sie wusste nur noch nicht, wohin sie fallen sollte, hatte ein Beobachter nachträglich gesagt. Und tatsächlich ging Hitler sofort daran, die Demokratie endgültig zu beseitigen. Er ließ Neuwahlen ausschreiben, die letzten, wie er stolz
verkündete, und setzte dabei zur Unterstützung seiner Partei alle
Machtmittel ein, während alle anderen Parteien schutzlos dem
Terror der SA38 ausgeliefert waren. Den Reichstagsbrand nahm er
zum Anlass, die Kommunistische Partei zu zerschlagen. Trotzdem gewann er auch jetzt keine absolute Mehrheit. Die NSDAP
erzielte nur 44% der abgegebenen Stimmen, und Hitler brauchte
einen Koalitionspartner für die Regierungsumbildung. Aber er
wollte mehr als nur die absolute Mehrheit. Er wollte mit
Zweidrittelmehrheit „legal“ die Verfassung außer Kraft setzen.
Am 23. März 1933 versammelten sich in der Krolloper die
Reichstagsabgeordneten. Marschmäßig, in brauner SA-Uniform,
rückten die Nationalsozialisten ein. Viele Abgeordnete fehlten.
Die Mitglieder der KPD-Fraktion waren verhaftet worden, ebenso viele Sozialdemokraten. Die Regierung hatte einen Gesetzesentwurf vorgelegt, durch den sie ermächtigt werden sollte, für die
nächsten vier Jahre ohne Zustimmung des Reichstages nach Gutdünken selbst Gesetze zu verabschieden, auch solche mit die Verfassung änderndem Inhalt. „Schlagt Brüning tot“, riefen die Wachmannschaften der SA, als dieser, der ehemalige Reichskanzler
und Abgeordnete der katholischen Zentrumspartei den Saal verlassen wollten, um sich der Stimme zu enthalten. Nur die Sozialdemokraten widerstanden:
Wir stehen zu den Grundsätzen des Rechtsstaates, der
Gleichberechtigung, des sozialen Rechtes, die in der Verfassung von Weimar festgelegt worden sind. Wir deutsche
Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen
38
22
SA = „Sturmabteilung“, die militärisch ausgebildete Kampfgruppe der NSDAP
Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit
und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus.
Kein Ermächtigungsgesetz gibt ihnen die Macht, Ideen, die
ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten.
Das war für 12 Jahre die letzte freie Rede in Deutschland, mit der
der Abgeordnete und Fraktionssprecher Otto Wels (1873-1939)
die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes durch die SPD begründete. Aber Hitler bekam seine Zweidrittelmehrheit.39
2.3 Gleichschaltung
Es folgte die Ausdehnung der Verhaftungswelle auf alle anderen
politischen Parteien, Verhaftungen nicht durch die Staatsorgane,
sondern durch SA oder SS40, verbunden mit Misshandlungen und
Einlieferungen in die ersten Konzentrationslager, „ganz unbürokratisch“, wie die nationalsozialistischen Zeitungen rühmend hervorhoben. Eine erste Emigrationswelle setzte ein. Die Parteien,
ihrer Führer beraubt, unsicher geworden, gespalten, bespitzelt,
resignierten und lösten sich auf. KPD und SPD wurden verboten.
Die Gewerkschaften wurden zerschlagen, die Länderverfassungen aufgehoben, die Presse „gleichgeschaltet“ und das Erziehungswesen und die Kunst einheitlich im Sinne des nationalsozialistischen Staates ausgerichtet. Nur die Gleichschaltung der
Kirchen gelang nicht vollkommen. Im Protestantismus bildete
sich die sogenannte „Bekennende Kirche“41, die entschieden Widerstand leistete. Auch die katholische Kirche widersetzte sich
teilweise der geistigen Gleichschaltung,42 nachdem sie zuerst
39
40
41
42
Schildt, Gerhard, Geschichte Europas, Westermann, Braunschweig, 1988, S. 240-247
SS = Abkürzung für „Schutzstaffel“, die ursprüngliche Leibgarde Hitlers, die nach dem
„Röhm-Putsch“ und mit dem Aufstieg Himmlers die vollständige Macht im Staat bekam und
die „Herrenschicht“ in Europa heranzüchten sollte.
Widerstandskirche, die sich seit 1933 gegen die „Deutschen Christen“ nationalsozialistischer
Richtung wandte. Am 21.09.1933 wurde unter Führung von Pfarrer Martin Niemöller (18921984) und Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) der „Pfarrernotbund“ gegründet, der 1934 zur
ersten freien Synode tagte und der staatlichen Anmaßung in Glaubens- und Gewissensfragen
mutig entgegentrat. Nach Kriegsende waren die Führer der Bekennenden Kirche maßgeblich
am Neuaufbau der kirchlichen Ordnung beteiligt.
Als Beispiel sei hier Rottenburgs Johannes Baptista Sproll genannt, der von Anfang an unter
besonderer Überwachung der Gestapo stand, weil er immer wieder gegen die nationalsozialistische Weltanschauung predigte und am 10.04.1938 der Volksabstimmung zum Anschluss
Österreichs fernblieb.
23
durch das Angebot eines großzügigen Konkordats, eines Staatsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl,
verwirrt worden war.
Dies war das politische Umfeld, in dem am 1. Januar 1934 die
erste öffentliche Versammlung der Volksmission in Berlin stattfand.
2.4 Karl Fix (1897-1969) findet zu Christus
Karl Friedrich Fix, der Gründer der Volksmission entschiedener
Christen, wurde am 14.08.1897 in Kupferzell bei Künzelsau in
Baden-Württemberg geboren und verbrachte seine Kindheit in
Löwenstein bei Heilbronn. In jungen Jahren begeisterte er sich
für Mystik und Philosophie, insbesondere für F. Nietzsche und
hatte auch Berührung mit spiritistischen Kreisen, mit Hellsehern
und Wahrsagern.43 Fünf Monate nach Abschluss seiner Ausbildung zum Textilkaufmann nahm er im März 1914 als „Kriegsfreiwilliger“ am I. Weltkrieg teil44 und war an dessen Ende mit 21
Jahren „krank an Leib, Seele und Geist“.45 Vom „Nie-wiederKrieg“ der SPD angezogen, fand er den Weg zur Politik und wurde Sozialist. Da er schon in früher Jugend ein talentierter Schreiber gewesen war, wurde er Journalist bei der „Heilbronner Stimme“.46 Dort betätigte er sich als Lokalreporter, Filmkritiker und
Pressevertreter und war von 1928-1932 „Berichterstatter über
unzählige politische Versammlungen“.47 Vom übermäßigen Trinken48 an Leberzirrhose schwer erkrankt, wurde er von den Menschen aufgegeben.49 In seinem Traktat Volle Erlösung in Christo
Jesu, aus dem ein Auszug in der Zeitschrift Der feste Grund abgedruckt wurde, schrieb der, welcher einst Spottgeschichten gegen
den Glauben verfasst hatte:50
43
44
45
46
47
48
49
50
24
Fix, K., Frevel - Grauen - Grausen: Selbstmord, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Heilbronn 1948, S. 41
Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden … Ein Zeugnis über das Werden unserer Schriftenmission, Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf, 2. Auflage
1957, S. 4
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn 30 Jahre Volksmission entschiedener Christen Berlin 1. Januar
1934 bis 1964, Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1964, S. 5
Gast, H.J., Heimat für Heimatlose in 60 Jahre Volksmission Berlin 1934-1994. Festschrift,
Berlin, Volksmission Berlin 1994, S. 11-12
Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden … op. cit. S. 5
Fix K., Bibel und Krankheit, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Vaihingen/
Enz 1951, S. 17
Gast op. cit. S. 12
Velke H., Erlebte Gnade, Missionsverlag Gottlob Ling, Bauschlott, 2. Auflage 1994, S. 18
Mein ganzes Leben
war von frühester Jugend an eine einzige
Unruhe, ein dauerndes Suchen und Nichtfinden. Ich fraß mit
Gier alles Wissen, versäumte Schlaf und
Pflicht. Oft war ich
schwermütig und wollte mir das Leben nehmen. Schließlich war
ich derart geistig gebunden, dass es oft
schien, als wollten
meine eigenen, finsteren Gedanken mich
verzehren. Von den
Ärzten bekam ich viel Gift, Brom usw. Gegen meine
Verzweiflung kämpfte ich mit Rauschmitteln, von denen ich
bestimmte Dosen brauchte, um leben zu können. Gifte und
Gebundenheiten zerfraßen mich. Ein hoffnungsloser Fall.
Vor einem Selbstmordversuch wurde ich durch ein Kind
gerettet. Ich war eine wandelnde Leiche und wurde mir
selbst und anderen zur Last.51
Viele Menschen hatten Anteil daran, dass er zum Glauben fand.
Die gläubige Mutter und eine Kusine, die über 15 Jahre für ihn
gebetet hatte, sowie einen leitenden Bruder der Mennoniten hebt
Fix in seiner Schrift Preiset mit mir den Herrn besonders hervor.
In seiner ihm eigenen Ausdruckskraft schildert er, wie ihm jener
Bruder, auf einer Friedhofsbank vor dem Grab seiner ersten Frau
sitzend52, immer wieder den einen Satz in die Nacht seines Lebens
51
52
Grunewald E., Segenstage in Berlin, Der feste Grund, Nr. 15, 6.Jahrgang (1. August 1935), S.
2. Ausführlich erzählt Fix seine Geschichte in Frevel – Grauen – Grausen: Selbstmord, op. cit.
S. 40-45
Am 14. Februar 1932 starb nach knapp 10 Ehejahren seine Frau Hermine, geb. Nübel. Mit
seinem 9-jährigen Sohn Wolfgang allein gelassen, versank Fix in tiefe Depressionen.
Wolfgang fiel in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges im sogenannten „Volkssturm“ im
Osten (mündliche Information von Johannes Fix am 27.05.2001 und 8. Januar 2002).
25
sprach: „Und wenn Dir auch niemand mehr helfen kann, Einer
kann Dir immer noch helfen, und das ist der Herr Jesus Christus,
gestern, heute und derselbe in Ewigkeit.“53 Dieser Prediger, den
er als „Freund“ bezeichnete, aktivierte Gebetskreise zum Gebet
für Fix und versorgte ihn mit christlichen Schriften. Besonders
angesprochen wurde er durch ein Büchlein von Fritz Binde54 Vom
Atheisten zum Evangelisten. Der Mennonitenprediger und Schweizer Geschäftsmann Alfred Geistlich brachte Fix dann in Verbindung mit dem Evangelisten Emil Meyer, der dafür bekannt war,
dass durch ihn viele Zeichen und Wunder geschahen. Dieser
sandte Fix seine Schrift Aus Satans Bann. Nachdem er diese studiert hatte, schrieb Fix:
Beim Lesen dieser Schrift wurde mir das Gesetz der Sünde
und des Todes innerlich völlig klar; meine absolute Verlorenheit und Verstrickung in den Banden der Finsternis.
Auf der anderen Seite gab es ja nur eine Hilfe: die Erlösung
durch unseren Herrn Jesus Christus.55
Als Fix Emil Meyer bei einer Evangelisation in Kassel hören wollte, war er so schwach, dass er dort erst ein Hotel aufsuchen musste, um sich mit seinen starken Medikamenten zu kräftigen. Dr.
Bircher-Benner, der weltbekannte Arzt aus Zürich, hatte ihm
1925 schon attestiert, dass sein Leben „nur noch an einem Faden
hänge und ganz unmittelbar der Tod eintreten könne“.56
Evangelist Meyer betete über einen Zeitraum von 8-10 Tagen
täglich mit ihm, bis er, wie er schreibt, die Kraft Gottes erlebte
und nach Leib und Seele heil wurde. Fix berichtet:
Jeden Tag hatten wir mindestens zwei Versammlungen,
Sprechstunden und Gebetsstunden. Mit einer ungeheuren
53
54
55
56
26
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 5
Fritz Binde (1867-1921) war Sozialist und Anarchist gewesen, ehe er zum Glauben kam.
Nach seiner Bekehrung arbeitete er zunächst mit der Deutschen Zeltmission, später als freier
Evangelist, Seelsorger und Schriftsteller (Bauer H. und andere, Eine Saat geht auf. 75 Jahre
Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation und Gemeinschaftspflege 1910-1985, Stuttgart,
Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, Stuttgart 1985, S. 12)
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 6
Fix, K., … und rufe mich an in der Not, so will ich Dich erretten!, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf, S. 6
Wucht wurde das Wort Gottes an mich herangetragen. Ich
hörte auch viele Zeugnisse von Menschen, die Gott erlebten,
und war interessiert, sie alle aufzuschreiben, kam ich doch
von der Presse und war gewohnt, aus allem Geschehen Geld
zu machen. Aber an jenem Abend sagte eine Stimme zu
mir: „Was tust Du denn eigentlich hier? Du passt doch gar
nicht zu diesen frommen Leuten!“ In dieser Erkenntnis hat
mich ein tiefes Weh ergriffen über meine innerste Verlorenheit – und plötzlich war alles da! Die Kraft Gottes kam so
gewaltig über mich, dass es mir die Menschen ansahen, hier
war etwas Besonderes geschehen. Ich habe in meinen Elendsjahren viele, viele Nächte trotz stärkster Mittel nicht geschlafen und sah immer „schwarz in schwarz“. Nun kam
die erste Nacht meines Lebens, in der ich vor lauter Wonne
und Freude nicht schlafen konnte. Etwa 24 Stunden habe
ich überhaupt meinen Mund nicht mehr zugebracht vor
lauter Freude. Da war das Große geschehen: Gott hat sich
meiner erbarmt!57
Fix folgte dem Vorschlag, Evangelist Meyer auf seiner nächsten
Evangelisations-Kampagne in Berlin zu begleiten. Er stellte seine
Beziehungen zur Presse in den Dienst Meyers und half ihm bei
der Öffentlichkeitsarbeit. Bald übergab ihm Meyer seine Verlagsarbeit und die Redaktion seiner Monatszeitschrift Gott mit uns58
mit den vielsagenden Worten: „Sie können bei mir in einem Vierteljahr mehr lernen als sonst in 3 Jahren auf einer Bibelschule.“59
2.5 Fix gründet die „Deutsche Volksmission“
Sechs Monate lang wurden, beginnend in den Garde-Sälen der
Sophienstraße am 1.01.1933, in ganz Berlin Großveranstaltungen
abgehalten, bei denen viele Zeichen und Wunder geschahen und
Fix seine ersten „Zeugnisse“ geben durfte. Neben überströmendem Glück berichtet Fix aber auch von Anfechtungen auf dem
Weg, sich in die Welt der gläubigen Christen einzuleben:
57
58
59
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 8
Sommer G., Anfänge freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutschland zwischen 1907 und 1945,
unveröffentlichte wissenschaftliche Hausarbeit, vorgelegt im Fachbereich Historische Theologie der FTA, Gießen, April 1998, S. 56
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 9
27
Man muss da so unendlich viel lernen. Man kennt sie alle
nicht, die verschiedenen Gruppen und Vereinigungen. Man
weiß nicht, was ein „Methodist“ ist, ein „Baptist“, ein
„Pfingstler“. Man weiß als Außenstehender gar nichts von
den Gruppierungen, von den Hecken und Zäunen, von den
kleinen und großen Päpsten. Ich muss zu meiner großen
Schande gestehen, dass ich erst in Berlin erfahren habe,
dass es in meiner schwäbischen Heimat ein „Möttlingen“60
gab.61
Im Juni 1933 hörte Fix zum ersten Mal durch einen Glaubensbruder das Zeugnis von der biblischen Geistestaufe. Trotz einigen
Widerstandes gegen die Art und Weise des Empfangens war sein
Sehnen gemäß Lukas 4:18-19, „… dass auch auf mich der Geist
des Herrn kommen möchte als heilige Salbung, gesandt und befähigt, das Evangelium zu verkünden den Armen“, welches dann
im Herbst 1933 in einer der Außenstationen in Sachsen erfüllt
wurde. Fix berichtet:
Erstmals habe ich einen Kreis gläubiger Menschen erlebt,
wie sie in 1. Korinther 14:26 gezeichnet sind. Da waren
geistige Kräfte mächtig, Gesichte, Zungen, Offenbarungen,
Auslegungen. Dort hörte ich einmal in einer besonders
geweihten Gebetsstunde den Ruf Gottes: „Wen soll ich senden? Wer will mein Bote sein?“ Und in meinen Herzen tönte
es mit Zittern und Zagen: „Herr, sende mich (Jesaja 6,8).62
Fix deutete diesen Ruf so, dass er in Berlin ein selbständiges
„Werk des Glaubens“ mit dem Namen „Deutsche Volksmission
entschiedener Christen Berlin“ beginnen sollte.
Inspiriert durch 1. Timotheus 2:7 – „Gott will, dass allen
Menschen geholfen werde und sie zu der Erkenntnis der Wahr60
61
62
28
Durch das Wirken von Pfarrer Johann Christoph Blumhardt (geb. 16.07.1805) kam es in dem
kleinen Dorf Möttlingen bei Calw zu einer Erneuerungs- und Bußbewegung, die landesweite
Auswirkungen hatte. Aufschlussreich ist hier der Bericht über die Krankheits- und Heilungsgeschichte von Gottliebin Dittus in Blumhardt J.C., Die Krankheitsgeschichte der Gottliebin
Dittus in Möttlingen. Der Tatsachenbericht an die vorgesetzte Kirchenbehörde, 1844, Verlag
Goldene Worte, 15. Auflage, Stuttgart 1975
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 9
ibid. S. 12
heit kommen“ – umreißt Fix in seiner Zeugnisschrift diesen
Auftrag folgendermaßen:
Und das war nun der Grund für die Volksmission. Für
Menschen, die in Sünden und Gebundenheiten und auch in
Krankheitsnöten leben, zu beten und ihnen so das Leben zu
retten nach Leib, Seele und Geist… Missionsgemeinde zu
sein, kann ja nie Selbstzweck sein, sondern sie ist gesetzt,
dass Seelen gerettet werden. Seelenrettung ist auch die erste
Voraussetzung zu einer biblischen Gemeinde.63
Karl Fix im Sommer 1953
2.6 Öffentliche Versammlungen in der Linienstraße
Es war eine Glaubensschwester namens Selma Bischof aus der
Niederlausitz, der Gott während des Gebets den inneren Eindruck gab, dass Karl Fix im Nordosten Berlins, wo die Ärmsten
der Armen lebten, eine Gemeinde gründen sollte, „die das Zeugnis des vollen Heils in Christus Jesus auf den Leuchter stelle“.64
Der „Verein für Urchristen“ stellte Fix einen Saal in der
Linienstraße zur Verfügung, den er einige Monate mieten konnte.
Am 1.01.1934 fand die erste Versammlung statt. Jeden Morgen
63
64
ibid. S. 13-14
Gast, H.J., Heimat für Heimatlose op .cit. S. 12
29
war Gebetsstunde, und jeden Abend fand eine Evangelisationsversammlung statt. Tagsüber wurden Freiversammlungen in den
großen Berliner Hinterhöfen durchgeführt.
Fix schreibt, dass etwa 95% der im ersten Jahr weit über 1.000
Versammlungsbesucher Jesus als ihren Arzt erlebten und viele von
Gebundenheiten und Lastern befreit und geistgetauft wurden.65
2.7 Vereinsgründung und -verbot
Obwohl Fix zunächst keine offizielle Gemeinde gründen wollte,
ließ er sich von seinem Quartiergeber, einem älteren Ehepaar,
raten, dies zu tun. So wurde die Gemeinde am 27.06.1934 mit 35
Mitgliedern und etwa 75 Freunden ein eingetragener Verein. Nur
acht Tage später bekam Fix eine Vorladung zur Polizei. Der
Reviervorsteher erklärte ihm, dass er gegen einen gewissen Paragraphen verstoßen habe, deshalb seien nun die Versammlungen
verboten. „Dass Sie sich nicht noch einmal unterstehen, im Raum
von Großberlin einen solchen Laden aufzumachen!“, sagte der
gestrenge Herr bei der Verabschiedung.66
Vorübergehend traf sich die Gemeinde heimlich in Stubenversammlungen, bis nach wochenlangen Nachfragen und dem
Studium des Reichsgesetzblattes der Paragraph, aufgrund dessen
das Verbot erlassen worden war, in Erfahrung gebracht werden
konnte: „Verkauf und Handel mit unerlaubten Arzneimitteln“.
Der Polizeipräsident von Berlin-Pankow erklärte Fix, indem
er aus dem Heilsboten Nr.7 Fixen's Artikel Willst du gesund werden vorlas, dass die Ursache des Verbots in der Bezeugung der
Krankenheilung lag. Schließlich wurde mit dem Polizeipräsidenten folgende Abmachung getroffen: Versammlungen dürfen
nur unter Aufsicht des Polizeireviers stattfinden, vorausgesetzt,
dass sich die Besucherzahl höchstens aus einem Drittel Freunden
und aus zwei Drittel Mitgliedern zusammensetzt. Freiversammlungen wurden verboten, und die Zeitschrift Der Heilsbote durfte
nicht mehr gedruckt werden.
Mitglieder und Freunde wurden von der GESTAPO vernommen, was besonders auch in Hinblick auf die sozialistische Ver65
66
30
Fix, K., Volksmission entschiedener Christen. Weg und Werk, Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1956, S. 9
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 17
gangenheit von Karl Fix nicht ungefährlich war. Als der ältere
Glaubensbruder Kuttler über Fix und seinen politischen Hintergrund vernommen wurde, sagte er: „Früher war er Sozialist,
aber jetzt betreiben wir himmlische Politik.“ Auf die Nachfrage,
was dies für eine sei, sagte Kuttler: „Wir warten auf den wiederkommenden Herrn.“ Verächtlich klappte der Beamte mit den
Worten „der kommt ja doch nicht“ sein Buch zu, und Fix
bemerkt: „Damit war diese Gefahr für mich vorbei.“67
Selbst die Gebete wurden von den emsigen Gestapobeamten
mitstenographiert, und über jedes Wort musste Rechenschaft
abgelegt werden.68
Rückblickend schreibt Fix über diese Zeit der Bedrängnis:
Und das sei nach Römer 8:28 mit allem Nachdruck gesagt:
Durch dieses Verbot wurde erst richtig unsere Arbeit befestigt. Ich selbst hatte Zeit fürs Gebet und das Wort Gottes.
Der Herr sprach zu mir in dieser Zeit besonders über den
biblischen Gemeindebau. Aber auch unsere Mitglieder wurden befestigt. Wir wussten jetzt aufs Allergewisseste, wer zu
uns gehört. Der Name „Deutsche Volksmission entschiedener Christen Berlin“ war fortan amtlich registriert,69 es
lagen Akten bei der Behörde über uns vor, man wusste, wer
wir waren und was wir wollten. Wir hatten eine unserer
ersten Bewährungs- und Feuerproben bestanden.70
Fix zählte zur Gemeinde nur diejenigen, welche großgetauft71
waren, und nur solche Menschen konnten auch am Gedächtnismahl teilnehmen.72
67
68
Im folgenden zitiert aus: Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 18
Fix schildert, wie er von einem Gestapobeamten auf der Behörde vernommen wurde: „Es
hatte da eine Schwester gebetet: ‚Herr Jesus, sage doch der Schwester Meier, sie soll nicht
mehr auf ihren kranken Fuß schauen, sondern auf Dich, Herr Jesus.‘ Was das wohl zu bedeuten habe?“ (Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 19)
69 Die Satzung der Berliner Gemeinde aus dem Jahre 1938 weist unter § 8 darauf hin: „Die
Volksmission ist bei der geheimen Staatspolizei Berlin C unter V 3270/V 3250/34 mit
Personenverzeichnis und Glaubensbekenntnis registriert, im NSDAP-Vereinsregister unter
No. 1391/38 (Kreis Berlin) verzeichnet.“
70 ibid. S. 20
71 Immer wieder traten bei der Taufe auch Heilungen ein. Helene Velke, die 1935 zur Volksmission
stieß, berichtet in ihrem autobiographischen Lebenszeugnis Erlebte Gnade, wie sie bei ihrer Taufe
von starken Kniebeschwerden, verursacht durch Kalkablagerungen, spontan geheilt wurde (S. 22).
72 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 34
31
Eine große Stütze für Fix war Erna Müller, die ursprünglich aus
der Mädchengruppe von Fräulein von Treskow kam und in den
Anfangstagen zum Werk der Volksmission dazustieß, Glaubensheilung von schwerer Krankheit erfuhr und sich am 24.04.1935
mit Fix vermählte.73 Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:
Helmut, der am 26.08.1936 zur Welt kam und 1991 in StuttgartZuffenhausen starb, und die Zwillingsbrüder Karl und Johannes
(genannt Hans), die am 16.04.1938 geboren wurden. Karl starb
im Alter von eineinhalb Jahren an Keuchhusten. Hans dient
heute noch dem Herrn in großem Segen, unter anderem bei
„Christus für alle Nationen.“
2.8 Umzug in die Höchstestraße
Rasches Wachstum und Spannungen mit dem Vermieter „Verein
für Urchristentum“ drängten zur Suche nach eigenen Räumlichkeiten. Schließlich konnte ein ehemaliger Tanzsaal in der
Höchstestraße 27, der zwischenzeitlich einer Obstbaugroßhandlung als Lagerraum gedient hatte und Platz für 200 Personen
bot,74 angemietet werden. Übersprudelnde Freude kennzeichnete
den Einweihungsgottesdienst. Fix berichtet:
Kaum mit dem Lobpreis angefangen, fing unser lieber, alter
Bruder Fritz Döhring plötzlich zu stottern an und ist in die
Zungensprache durchgebrochen … Die Botschaft, die ich
hörte, ging in mich hinein: „Friede sei mit Euch! Das ist der
Weg. Folget mir nach. Ihr müsst durch viel Anfechtung in
das Reich Gottes eingehen. Aber fürchtet euch nicht. Ich,
der Herr, bin bei euch. Ich stärke euch …“ Was weiter geschah, das ist ja nun nicht zu berichten. Wenn es im Psalm
36 heißt: „Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wonne wie mit einem
Strom, denn bei dir ist die Quelle, und in deinem Licht
sehen wir das Licht“, so ist uns das ein buchstäbliches, gewaltiges Erlebnis geworden. Trunken in himmlischer
Wonne! Meinen lieben Geschwistern ist es ähnlich ergangen, und damit wurden wir zusammengeschweißt im guten
73
74
32
ibid. S. 13
Gast, H.J., Geschichte der Volksmission Berlin, unveröffentlichtes Typoscript, Berlin 2000, S. 1
Heiligen Geist zu einer bestimmten Sendung … Wir waren
fortan vereint, getauft in Seinem Geist. Zu seinem Leib vereint mit dem Bund der Liebe, des Heiligen Geistes und mit
einer göttlichen Dienstverpflichtung.75
Der geladene Festredner, Pastor Martin Gensichen,76 erklärte
dann anhand von 2. Chronik 1:7 am Nachmittag die morgens aufgetretenen Phänomene und die Bedeutung der Geistestaufe.
2.9 Aufbau der Schriftenmission
Einen Schwerpunkt setzte die Volksmission in Berlin mit der
Schriftenmission. Nachdem sie durch den Umzug in die Höchstestraße einem neuen Polizeirevier zugeordnet worden war und
sich die Beziehungen zu den Behörden kontinuierlich verbessert
hatten, fand die Überwachung jetzt nur noch „in Stichproben“
statt. Die Beamten kamen zu den Versammlungen als „Geheime“.77
Ein Büchertisch durfte wieder geführt werden. Er wurde über die
Liebenzeller Mission, zu der damals gute Beziehungen bestanden,
der Reichsschrifttumskammer angeschlossen.78 Traktate wurden
aus der Schweiz vom „Verein für entschiedenes Christentum in
Basel“ bezogen, aber dies war für Fix nur ein kümmerlicher Notbehelf. Dem ganzen deutschen Volk sollte die Botschaft des vollen
Heils in Christus nahegebracht werden, als Gegenpart zur
„Hochflut der nationalsozialistischen Propaganda, mit der das
Volk überschwemmt wurde“.79 Fix schreibt:
Und so bedrängte ich Gott unter Beten und Fasten um eine
Schriftenmission und machte ihm auch ein klares Ver75
76
77
78
79
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 22
Martin Gensichen, geboren 1879, Sohn des Berliner Missionsdirektors, bekehrte sich am
3.12.1900 durch Stöcker, und hatte bereits 1905 eine Geistestaufe Torreyscher Art empfangen.
Unter Ohly in der Berliner Stadtmission tätig, geriet er 1908 mit diesem in Konflikt, weil dieser verlangte, dass er seine Predigen niederschreibe (Fleisch, P., Geschichte der Pfingstbewegung
in Deutschland von 1900-1950, S. 83). Als weitgereister Mann in den USA, Kanada und England „erfreute er sich der Bekanntschaft des großen Donald Gee“ (Dietze, R. „Schwimmgnade“
nicht „Knöchelgnade“, unveröffentlichte Ordinationsarbeit, Erzhausen, BFP-Archiv, 1993, S. 13)
Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden … op. cit. p. 10
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 23. Die Satzung von 1938 vermerkt unter § 8: „Für
den Schriftverkehr ist der Missionsleiter persönlich durch die Liebenzeller Mission, Bad
Liebenzell, unter VA 207/BII/19231 dem Bund Reichsdeutscher Buchhändler (innerhalb der
Reichsschrifttumskammer) einverleibt.“
Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden … op. cit. S. 10
33
sprechen, dass ich hier nichts für mich suche, es soll auch
auf keiner Schrift ein Postscheckkonto zu lesen sein. (Ich
sah, dass das Geld da und dort im Reich Gottes, samt dem
Postscheckkonto, eine recht üble Rolle spielte!) Die Traktate
sollten möglichst umsonst verteilt werden.80
Traktat der Schriftenmission
Kurz darauf wurde Fix von Otto Gohlke, einem Landwirt aus dem
deutsch-polnischen Grenzgebiet, aufgesucht. Dieser hatte mit
einigen Brüdern die Meseritzer Schriftenmission gegründet, die
Traktate und Schriften herausgab. Die Präsentation nach außen
war jedoch etwas mangelhaft, und so wurde Fix gebeten, die
Schriftleitung und den Druck in Berlin zu übernehmen. Neben
der Herausgabe der Traktate wurde auch eine prophetische Abhandlung über das Volk Israel verfasst, die aber auf dem Postweg
abhanden kam. Nicht nur, dass sie diese nie wiederbekamen,
auch die „Meseritzer Schriftenmission“ wurde kurz darauf verboten.81
80
81
34
ibid. S. 11
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 23
Fix brachte nun im Selbstverlag82 Schriften heraus, die er mit folgendem Vermerk verteilen ließ: „Diese Blätter werden kostenlos
verteilt. Die seither erschienenen werden bei Angabe der Adresse nachgeliefert. Sorgt für die Verbreitung dieser Schriften, betet
dafür.“83 Die ersten 5000 Traktate kosteten 60 Mark.
2.10 Die GESTAPO beschlagnahmt „Grausen, Grausen“
Das vierte Traktat, mit dem provozierenden Titel „Grausen!
Grausen! Wehe denen, die auf der Erde wohnen …“, zeugt von
Fix' prophetischen Blick bezüglich der kommenden Katastrophen
des Zweiten Weltkriegs. Fix schreibt zu dessen Entstehung:
Mit dem Traktat „Grausen! Grausen!“ hatte ich eine besondere Herzensnot. Ich hörte viele Weissagungen über das
kommende Verderben, Gesichte und Botschaften. Mir war
das kommende Verderben offenbar, und ich hätte gerne
noch einmal alle gewarnt. Aber ich wusste auch, dass das
nie gut ausgehen kann, wenn auf der anderen Seite das
„Tausendjährige Reich“ proklamiert wird. Da war ein langer Kampf in mir „für und wider“. Zuletzt sagte ich mir:
Wenn man in einem Hause wohnt und man weiß, dass es
brennt, dann muss man wenigstens einmal „Feurio“ rufen,
wenn auch die andern sagen: Sei still – es ist alles in bester
Ordnung.84
82
83
84
Die Traktate bekamen den Vermerk Karl Fix, Deutsche Volksmission entschiedener Christen,
Berlin N 58, Chorinerstr. 61 (Fix, K., Lasset uns fortfahren mit der Heiligung in der Furcht des
Herrn, Nr. 11, Datum unbekannt)
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 24
ibid. S. 25; 1955 schrieb Fix rückblickend:
Als vor dem letzten Weltkrieg Mussolini seinen ersten Staatsbesuch bei Hitler in Berlin machte, da waren in diesen Tagen einmal etwa 2 Millionen Menschen auf dem Maifeld angetreten.
Damals hat der „Führer“ vor aller Welt verkündigt: „Wenn es morgen einen Krieg in Europa
gibt, dann wird es übermorgen in Europa keine Juden mehr geben!“ Alle Welt hat diese
Voraussage gehört. Aber niemand hatte die Macht, diese Katastrophe abzuwenden. Ich selbst
habe damals an einer Warnschrift gearbeitet. Ich wollte mit dieser Schrift die Menschen in
den besonders gefährdeten Gebieten des nächsten Krieges warnen. Das mussten nach der
Bibel die Länder in Europa sein, in denen am meisten Juden wohnten. Das waren Polen,
Rumänien, Ungarn. Ich bin damals mit dieser Schrift nicht durchgekommen. Eine Warnschrift wurde mir direkt in der Druckerei von der GESTAPO beschlagnahmt (Fix, K.,
Millionen Menschen müssen sterben! Ein Mahnruf an alle, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1955, 7. Auflage 1962, S. 66).
35
Nachdem die erste Auflage über 5000 Stück bereits verteilt worden war, beschlagnahmte die GESTAPO das Traktat und brachte
die zweite Auflage direkt von der Druckerei in das Präsidium.
Trotzdem wurde das Werk und die Schriftenmission nicht verboten. Sie erfuhr sogar bis Juli 1939 durch den Kontakt zu dem
schwedischen Evangelisten E. Grunewald, der im Sommer 1935
auf Einladung von Fix eine Evangelisation durchführte und ihn
mit Adressen von schwäbischen Gemeinden in Ungarn und Jugoslawien versorgte, eine internationale Ausweitung. Als dann
die Schriftenmission verboten wurde, waren über zwei Millionen
großer, vierseitiger Traktate in zwölf Länder versandt worden,
bis hin nach Kanada und Brasilien. Dabei ist zu bedenken, dass
zu jener Zeit das freie Verteilen von christlichen Traktaten wegen
Erregung öffentlichen Ärgernisses in Deutschland verboten war
und jeder Schriftensendung ein besonderes Rundschreiben mit
dem Vermerk „Das öffentliche Verteilen dieser Traktate ist verboten“ beigefügt werden musste. Beanstandete Schriften durften
nur noch ins Ausland versandt werden. Jede Neuerscheinung,
auch die Manuskripte, mussten vor Drucklegung der GESTAPO
vorgelegt werden. Im Juli 1939 wurde schließlich dann die
Schriftenmission endgültig und als Ganzes verboten.85 Dazu Fix:
Man brauchte sich darüber keinen Illusionen hinzugeben:
vor der Türe stand der Zweite Weltkrieg. Seit Monaten
hatte ich schon einen Wehrpass mit einem Gestellungsbefehl
für den ersten Mobilmachungstag. So schrieb ich für alle
meine Freunde der Schriftenmission einen Rundbrief zum
Abschied mit dem herrlichen Trostwort Hebr. 13:5b und
packte für jeden noch ein Schriftenpäckchen. Das war mein
letzter großer Schriftenversand im Dritten Reich. Am
nächsten Tag wurde ich „Fahrer“ bei der 3. Batterie A. R.
176 Potsdam.86
Der letzte Schriftenversand zog eine strenge Hausdurchsuchung,
mit Einzug nahezu sämtlicher Schriften, nach sich. Der Protest
85
86
36
Ein Grund dafür war der pazifistische Inhalt, dokumentiert durch Aussagen wie „Liebet eure
Feinde …“ (Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden … op. cit. S. 18)
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S .29
von Erna Fix „Da wird sich ja mein Mann freuen im Felde, wenn
ich ihm dies schreibe“ wurde so kommentiert: „Das ist sein
Glück, dass er dort ist, sonst würden wir ihn mitnehmen.“87 (Karl
Fix wurde bald danach aus gesundheitlichen Gründen dem OKW
in Berlin zugestellt und konnte so der Gemeinde in Berlin dienen.
Siehe Seite 41)
2.11 Alle Pfingstgemeinden werden verboten
Obwohl die Volksmission von 1935-1945 von der GESTAPO kontinuierlich überwacht wurde und Fix ständig Vorladungen zum
Polizeipräsidium Folge leisten musste, war sie, im Gegensatz zu
den Pfingstgemeinden, nicht verboten worden. Das anfängliche
Erheben der Hände beim Singen und Beten, welches später als
irreführende Nachahmung des „Hitlergrußes“ galt, unterließ Fix,
und auch der Aufforderung anderer Pfingstkreise: „Schließt euch
unserem Bund an, sonst werdet ihr verboten!“ widersetzte sich
Fix mit Berufung auf Jesaja 8:12-13:
Ihr sollt nicht sagen: Bund. Dies Volk redet von nichts denn
von Bund. Fürchtet ihr euch nicht also, wie sie tun, und lasset euch nicht grauen; sondern heiligt den Herrn Zebaoth.
Den lasset eure Furcht und Schrecken sein.88
Auf die Frage der GESTAPO nach dem Unterschied zwischen
den Pfingstgemeinden und der Volksmission bezog sich Fix mit
Verweis auf 1. Korinther 14:33.40 vor allem auf die Gottesdienstpraxis: „Wir achten auf geordnete Versammlungen.“89 Hauptgrund, warum die Volksmission nicht verboten wurde, war aber
sicherlich deren Engagement für die Armen und Hilfsbedürftigen. Allein ein Drittel des monatlichen Überschusses wurde für
die Bedürftigen verwendet.90
87
88
89
90
ibid. S .30
So hatte es Fix auch in § 7 der 1938 erstellten Satzung festgelegt: „Da die D.V.e.C. der Allgemeinheit ohne besondere konfessionelle Bindung dienen will – sie selbst hat in ihrer Mitte
Protestanten, dann ehemalige Katholiken, Baptisten, Methodisten, freikirchliche Gemeinschaftler u.s.w. –, so betreibt sie von sich aus keine Anschlussbewegung.“
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 31
ibid. S. 32
37
2.12 Außenstationen entstehen
Das Anliegen, neue Gemeinden zu gründen, trieb Fix ständig um.
So wurden in Großberlin Außenstationen in Birkenwerder,
Friedrichsfelde, Borkheide, Klein-Machnow und Moabit gegründet.91 Seine „Sachsenreisen“ führten ihn nach Zittau, GroßSchönau und Waltersdorf. Krankenheilungen wurden oft zum
Grundstock neuer Gemeinden.92
2.13 Der Weckhof in Süddeutschland
Im Jahre 1935 kam Fix durch seine Verwandtschaft in Süddeutschland mit dem „Weckhof“, einem kleinen Weiler im Hohenloher Land nahe seines Geburtsorts Kupferzell, in Berührung
und half mit, die junge Gemeinde zu stabilisieren.93 Die „Gründerin“ der Weckhof-Gemeinde, Marie Primmer94, geb. Wolf (1873),
war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert und muss von der Erweckung 1906 in Los Angeles gehört
haben. Im Juli 1925 kam sie für einen zweijährigen Aufenthalt
nach Deutschland zurück und hielt in den Wohnungen der Verwandtschaft Stubenversammlungen ab, in denen sie das Wort
Gottes las und erklärte. Ihre Nichte Rosa Munzinger berichtet,
dass bereits am 9. August 1925 drei Jugendliche „mit dem heiligen Geist getauft wurden und in neuen Zungen redeten“.95 Wassertaufen wurden in der Kupfer durchgeführt und umliegende
Ortschaften per Fuß und Fahrrad evangelisiert. Nachdem die Erweckungsbewegung von kirchlicher Seite heftig bekämpft wurde,
kam es zum fast geschlossenen Kirchenaustritt der Weckhöfer.
Am 23. Juni 1928 wurde ein eingetragener Verein unter dem
Namen „Freie Pfingstgemeinde Weckhof e.V. gegründet.“96 Georg
91
92
93
94
95
96
38
Ros H. und Kaupp G. (eds), Missionarisch in die Zukunft – 50 Jahre Volksmission entschiedener
Christen 1945-1995, Volksmission entschiedener Christen e.V., Stuttgart, 1995, S. 65
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 34-35
Breuninger, W., 50 Jahre Missionsgemeinde entschiedener Christen e.V. Weckhof, Missionsgemeinde Weckhof e. V., 1975, S. 13
In Breuninger, W., 50 Jahre Missionsgemeinde entschiedener Christen e.V, op. cit. wird der
Nachname der Gemeindegründerin mit „Brümmer“ angegeben. Korrekt ist aber „Primmer“,
siehe Schreiben von Taubert, M. vom 26.02.2001, der auf einen handschriftlichen Brief verweist, auf dem eindeutig als Absender „Primmer“ zu lesen ist.
Munzinger, R., Augenzeugenbericht über die Entstehung der Weckhof-Gemeinde, unveröffentlichtes Typoscript, Künzelsau 1998. R. Munzinger berichtet, wie ihr elfjähriger Bruder nach
der Taufe im Heiligen Geist prophezeite, dass noch viele – auch von weither – auf den
Weckhof kommen würden .
Breuninger, W., 50 Jahre Missionsgemeinde entschiedener Christen e.V, op.cit. S. 3-5
Breuninger wurde zum Gemeindeleiter berufen. Nachdem er an
Bibelkursen von Benjamin Schilling97 in Berlin teilgenommen
hatte, knüpfte er dort Verbindungen zu Gemeinden in Leipzig,
Thüringen, in der Schweiz und in Wien. In den Jahren 1931-1939
dienten die Brüder Benjamin Schilling, Ernst Hebeisen und Hans
Lack (Schweiz) sowie Karl Fix, der den „Weckhof“ als seine zweite geistige Heimat bezeichnete,98 mit Predigtdiensten.99 Die Festschrift anlässlich des 50-jährigen Jubiläums bezeugt die Standhaftigkeit der Gemeinde und die Verblüffung der amerikanischen
Besatzer am Ende des Krieges:
Da der ganze Ort dem Nationalsozialismus von Anfang an
ablehnend gegenüberstand, fand sich in keinem Haushalt
weder eine Fahne, ein Hakenkreuz noch ein Hitlerbild. Als
der befehlshabende Offizier den damaligen Versammlungsraum im Hause Breuninger/Eissele betrat, bemerkte er sofort an der Gestaltung und Einrichtung, dass dies ein Gottesdienstraum war. Als ihm erklärt wurde, dass am Ort
eine Pfingstgemeinde bestehe, war er sehr überrascht und
erfreut. Er gab sofort den Befehl, den ganzen Ort mit allen
Einwohnern und den zahlreichen Evakuierten zu schonen …
Es kam zu keinen Diebstählen, Plünderungen, Hausräumungen usw.100
2.14 Schweiz und Österreich
Die Schweizer Brüder Hebeisen und Lack luden nun Fix in ihre
Arbeit ein, und mit der schwer erkämpften Ausreiseerlaubnis der
Gestapo durfte Fix im „Verein entschiedener Christen“, Klingentalgraben 7 in Basel dienen.101
Nachdem der österreichische Bundeskanzler Dollfuß am
25.07.1934 einem nationalsozialistischen Anschlag zum Opfer gefallen war, versuchte sein Nachfolger Schuschnigg, sich mit dem
97
Schilling war in den Jahren 1928/29 auf dem Weckhof. Es wird von Wunderheilungen berichtet, die durch ihn geschahen (Taubert, M., Info über Weckhof-Gemeinde, unveröffentlichtes
Typoscript, Künzelsau 1998)
98 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 34
99 Taubert M., Gemeinde auf dem Weg 75 Jahre Missionsgemeinde entschiedener Christen
Künzelsau, Künzelsau, Missionsgemeinde e. C., 2000, S. 8
100 Breuninger, W., 50 Jahre Missionsgemeinde entschiedener Christen e.V, op.cit. S. 8
101 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 34
39
inzwischen mächtig gewordenen Nationalsozialismus zu verständigen. Er konnte aber nicht verhindern, dass am 13.03.1938 die
deutschen Heere einmarschierten und Österreich dem deutschen
Reich „angeschlossen“ wurde, in dessen Staatsverband es dann
am II. Weltkrieg teilnehmen musste. Die „Heimkehr ins Reich“102
war gewaltsam vollzogen worden.
Die in den 20er Jahren in Wien von schwedischen Missionaren der Stockholmer Filadefiaförsamlingen gegründete Pfingstgemeinde bekam 1936 Versammlungsverbot. Öffentliche Gottesdienste von staatlich nicht anerkannten Religionsgemeinschaften
durften nicht mehr stattfinden, Gemeindelokale wurden behördlich versiegelt, und ausländische Missionare mussten das Land
verlassen.103 Hier ereilte 1938 Fix der Ruf eines österreichischen
Eisenbahners, etwas für die verbotenen Gemeinden zu tun.104 Die
Einverleibung Österreichs wirkte sich für die Pfingstgemeinde in
Wien insofern nicht schädlich aus, als es Fix gelang, „das Versammlungsverbot aufzuheben und die Gemeindearbeit unter dem
Namen „Volksmission entschiedener Christen“ weiterzuführen.“105 Am 14.08.1938 wurde in Zusammenarbeit mit Gabriel
Germ die Missionsgemeinde in Wien neu eröffnet. Fix war es
möglich, die Gemeinden in Salzburg, Wien und Graz zu besuchen.
Auf seiner letzten Missionsreise im Frühjahr 1939 predigte er erneut in den freundschaftlich verbundenen Gemeinden in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz, um sie „auf das Kommende mit Psalm 91:14-16 vorzubereiten“.106
2.15 Der II. Weltkrieg bricht aus
Ende August 1939 wurde Karl Fix einberufen. Er übertrug die
stellvertretende Gemeindeleitung an Fritz Döhring. Rudolf
Lehmann aus der Steglitzer Gemeinde wurde beauftragt, den Predigtdienst zu versehen. Nach einem Jahr Einsatz an der Westfront
wurde seine Kompanie als Besatzungstruppe in den Osten ver-
102 Bracher D. in Unser Jahrhundert im Bild – Die dreißiger Jahre 1933-1939, Bertelsmann Verlag,
Gütersloh 1964, S. 488
103 Winter K., und Bergmair A. Eine Bewegung stellt sich vor. 50 Jahre Freie Christengemeinden in
Österreich 1946-1996, Lebensbotschaft-Eigenverlag, Salzburg 1997, S. 16-17
104 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 37
105 Winter K., Eine Bewegung stellt sich vor op. cit. S. 17
106 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 37
40
legt. Dort führte sein Weg als Führer einer Munitionskolonne
über Ungarn, Rumänien, Bulgarien bis an die russische Winterfront. Geschwächt durch das Wolhynische Fieber, welches wohl
von einem Rückendurchschuss herrührte, wurde er schließlich
am 20.04.1942 in ein deutsches Lazarett eingeliefert und so vor
dem Weg nach Stalingrad bewahrt.107 Fix betrachtete es als ein
Wunder, dass er durch Vermittlung eines Kameraden zum Stabsquartier OKW (Oberkommando West) in die Chiffrierabteilung,
eine Geheimdienststelle der ausländischen Rundfunküberwachung, versetzt wurde.108 Da er hauptsächlich nachts Dienst
hatte, konnte er weiter die Versammlungen besuchen und der
Gemeinde in der schlimmsten Notzeit vorstehen,109 bis im April
1945 sein Wehrmachtsführungsstab in den Süden, 50 km von
Salzburg entfernt, verlegt wurde. Da der führende General die
Heeresgruppe den Amerikanern übergab, kam Fix in den Genuss
einer vorzeitigen Entlassung in seine süddeutsche Heimat, wohin
seine Familie bereits 1943 evakuiert worden war.110 Das ehemalige
Wohnhaus war allerdings zerstört, aller Besitz verbrannt und geplündert worden, so dass seine Frau mit ihren zwei Kindern
(Helmut und Johannes) zunächst in einem Notquartier im Schulhaus des Nachbarortes unterkommen musste.111
Gerade in der Notzeit der Bombardements kamen viele Menschen zum Glauben. So veröffentlichte gar der Präses und Bischof
der Berliner Landeskirche, Kurt Scharf, in der Festschrift „Wir
sind doch Brüder“ zum 1. Kirchentag in Berlin unter dem Titel
„Die verborgene Gemeinde“ das Zeugnis der früheren SPD-Abgeordneten im preußischen Landtag, Frau Dr. Hildegard Wegscheider.
Er kündigte es mit den Worten an:
„Dass Berlin heute wieder lebt, nach dem furchtbaren
Nervenfieber der Hitlerherrschaft und der letzten Monate des
Zweiten Weltkrieges, ist das Verdienst seiner verborgenen Ge107 Interview mit Johannes Fix am 5.06.2001
108 Hier war seine Dienststelle direkt Admiral Wilhelm Canaris (1887-1945), Chef der Abwehr
im Kriegsministerium, unterstellt, der als Widerstandskämpfer am 9.4.1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde.
109 Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 39
110 Fix, K., 20 Jahre Volksmission entschiedener Christen Stuttgart September 1945 bis September
1965 – Weg und Werk –, Schorndorf, Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen
1965, S. 3
111 ibid. S. 3
41
meinde von Christen. Ich bringe dafür als ein beweisstarkes Zeugnis die Aussage eines unverdächtigen Zeugen bei, den Schluss der
Lebenserinnerungen der, als sie dieselben schrieb, 76-jährigen
Hildegard Wegschneider, die von ihren Besuchen in der Volksmission berichtet“:
Es war alles ganz anders, als es meinen Lebensgewohnheiten entsprach. Meine ästhetischen Empfindungen wurden nicht befriedigt. Aber da waren ein paar hundert Leute,
viele von ihnen alte Frauen wie ja auch ich, die hingegeben
einem Redner lauschten, der in Feldwebeluniform ganz
schlicht vor uns stand, aber von einer inneren Wahrhaftigkeit erfüllt war, die mir ans Herz griff. Ich ging wieder und
wieder hin, ganz allmählich überwand ich die Fremdheit,
es wuchs in mir eine große Hoffnung: Die Menschen dort
halfen mir, als sie sahen, wie notwendig das war, und unter
unsäglichen Tränen konnte ich ein ganz neues Leben beginnen … Es hat lange gedauert, sehr alte Gewohnheiten des
Denkens und Fühlens mussten absterben, neue traten an
ihre Stelle. Wie anders war es jetzt, wenn die Sirene erklang. Ich wusste, hier entschied sich ein Stück Weltgeschichte, nicht durch unser Eingreifen oder Handeln, sondern durch göttliche Kraft. Die großen Kämpfe der Menschen auf den Schlachtfeldern waren nur ein Abbild der
großen Wandlung der Menschheitsgeschichte.
Scharf kommentiert:
Dies hat eine bekannte Sozialistin geschrieben, als ihr, wie
durch einen Zufall, eine verborgene, bekennende Gemeinde
begegnet war. Aus solchen gesunden Zellen hat der aus tiefen
Wunden blutende, vom Wundfieber geschüttelte Organismus unserer zerstörten Heimatstadt seine Lebenskraft erneuert. Das Gebet und die Zuversicht von ein paar tausend
Greisen und Frauen unter Millionen und ihr so manches
Mal unsinnig verwegenes Bekenntnis einer Liebe, die sich
nicht erbittern und nicht enttäuschen ließ, sind die Bunkerwände aus Beton gewesen, die das Feuer der sonst alles er42
greifenden Vernichtung nicht zu durchdringen vermochte.
Unter ihrem Schutz hat Gott so viel Saatgut erhalten, als er
brauchte, um neue Frucht wachsen zu lassen.112
2.16 Das Lazaruskrankenhaus wird zur neuen Heimat
Am 18.03.1945, kurz vor der bedingungslosen Kapitulation am
8.05.1945, gingen die Wohnviertel um den Friedrichshain und
somit auch die Versammlungsstätte der Volksmission im Bombenhagel in den Flammen auf.113 Da die Volksmission auch in Moabit
einen kleinen Saal hatte, konnten vorübergehend dort Versammlungen abgehalten werden, bis schließlich die Gesamtgemeinde in
der Kapelle des Lazaruskrankenhauses in der Bernauer Straße
für 3 Jahre und 6 Monate eine Herberge fand. Dies erreichten
treue Diakonissen, die sich der Volksmission zugehörig fühlten
und sich im Krankenhaus so gut bewährt hatten, dass „die Frau
Oberin und der Herr Pfarrer Diekmann in freundlichem Entgegenkommen ihre Kapelle zur Verfügung stellten.“114
Da Fix keinen „Mangelberuf“ (Maurer oder ähnliches) aufzuweisen hatte, wurde ihm von der Behörde Ostberlins der dauernde Aufenthalt verweigert, so dass er seinen ständigen Wohnsitz in Vaihingen/Enz in Württemberg bezog.115 Dennoch besuchte er des öfteren die Berliner Gemeinde, welche er den Händen
von August Witt anvertraut hatte.116 Bereits am 8.09.1946 konnte
wieder ein Taufgottesdienst durchgeführt werden.117
2.17 Wie die Volksmission nach Stuttgart kam
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg hatte eine namentlich nicht bekannte Glaubensschwester während eines längeren Amerikaaufenthaltes eine Pfingstgemeinde kennen gelernt. Daraufhin legte sie jeden Sonntagnachmittag in einer „Stubenversammlung“ in
der Hördtstraße 2 in Zuffenhausen bei Schwester Richt das Wort
Gottes aus. Die Hausgemeinde bekam Kontakt zur „Freien Pfingst112
113
114
115
116
117
Scharf, K., Wir sind doch Brüder – Festschrift zum 1. Kirchentag in Berlin, S. 41-46
Gast, H.J., Geschichte der Volksmission Berlin op. cit. S. 1
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 53
Fleisch, P., Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900-1950, S. 364
Fix, K., Preiset mit mir den Herrn op. cit. S. 53
Gast, H.J., Geschichte der Volksmission Berlin op. cit. S. 1
43
gemeinde Weckhof e. V.“, und als die Schwester altershalber die
Versammlungen nicht mehr halten konnte, übernahmen neben
anderen die Brüder Breuninger und Egner von der Gemeinde
Weckhof diese Aufgabe. Besonderer Höhepunkt war im Jahre
1937 oder 1938 eine Bibelstunde, die Karl Fix hielt.118
Christophorus-Zelt
Parallel zu diesem Kreis, der Karl Fix Heimat und Absteigequartier wurde, entwickelte sich eine Gebetsstunde ähnlicher Art in
der Brackenheimer Straße, etwa 10 Minuten Fußweg von der
Hördtstraße entfernt. Hier leitete Paula Gassner, die bei einem
Gastaufenthalt in London im Kensington-Tempel die Geistestaufe
erlebt hatte,119 die „Stunden“. Zu den tragenden Säulen dieser Versammlung gehörten auch Otto Stegmüller und Adolf Schnegelsberg.120 In den Jahren 1938/1939 nutzte Fix die Möglichkeit, dort
zu dienen.121
Als Karl Fix am 18.06.1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Heilbronn entlassen worden war, nahm Paula
118 Ros, H., 40 Jahre Volksmission entschiedener Christen Stuttgart in Volksmissionar , Nr. 11,
Oktober 1985, S. 4
119 Gassner, P., In des Töpfers Hand – Die Autobiographie von Paula Gassner, Selbstverlag der
Biblischen Glaubens-Gemeinde, Stuttgart 1977, S. 31
120 Adolf Schnegelsberg (1911-1991) war später langjähriger Gemeindeleiter der Volksmission
Stuttgart
121 Fix, K., 20 Jahre Volksmission entschiedener Christen Stuttgart op. cit. S. 4
44
Gassner wegen Verlagsangelegenheiten mit ihm Kontakt auf. Da
der eingeladene Festredner für die erste öffentliche Versammlung
der Stuttgarter Hauskreise nicht erschien, wurde Fix spontan angefragt, die Wortverkündigung am Sonntag, dem 9.09.1945 in der
angemieteten Hohensteinschule, in der sich ca. 50 Besucher eingefunden hatten, zu übernehmen.122
Zu Paula Gassner und Karl Fix kam 1946 Missionar Karl Keck
von der Liebenzeller Mission hinzu. Diese drei waren nun für die
Freiversammlung auf dem Schlossplatz in Stuttgart
Versammlungen und die Missionsarbeit verantwortlich. Im September 1946 fand die erste öffentliche Taufe, die von vielen Heilungen begleitet war, mit 250 Taufwilligen im Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim statt.123 Durch Zeltversammlungen und Freiluftgottesdienste breitete sich die Volksmission rasch in Süddeutschland aus, so dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt ca. 60
Gemeinden, neben der Berliner Enklave, in Süddeutschland bestehen.
122 Näheres dazu findet sich im Zeugnisbericht des Schuhmachermeisters Otto Stegmüller in Ros
H., Der Mann aus China – Leben und Wirken des Oskar Siering, Missionsverlag Gottlob Ling,
Pforzheim 1982, S. 114-115
123 ibid S. 19
45
3.
Theologische Prägung
der Volksmission
3.1 Schriftenmission floriert
Nach dem Sieg der Alliierten brachen insbesondere im Westen
Deutschlands neue Freiheiten an, die die Verbreitung des Evangeliums in Wort und Schrift förderten. Natürlich benötigte man
hierzu die Erlaubnis der Besatzungstruppen, was sich jedoch, mit
Ausnahme des Ostsektors, als nicht schwierig erwies. Gutes Englisch war hilfreich in den Verhandlungen, und so erhielt Paula
Gassner vom Offizier der amerikanischen Besatzung einen Ausweis, der sie dazu berechtigte, „das volle Evangelium zu verkündigen“.124 Auch bei der Genehmigung des Versammlungsraumes
wurde wohlwollend Hilfe zugesagt.
Als ehemaliger Journalist wusste Fix um die Macht des geschriebenen Wortes. Leider sind nahezu keine Schriften aus der
Vorkriegszeit erhalten geblieben.125 Vieles wurde von der GESTAPO konfisziert, um nie wieder aufzutauchen. Fix schreibt:
Was über den „Umbruch“ für die Schriftenmission gerettet
war, das bin ich, der durch die Gnade Gottes der Schriftleiter sein durfte; weiter die Schreibmaschine, die ich im Jahre
1933 kaufte …126
Karl Fix war überzeugt, dass Gott Deutschland durch die Reformation zum besonderen Segensträger im Herzen Europas bestimmt
124 Gassner, P., In des Töpfers Hand op. cit. S. 115
125 Einige Schriften hat Fix später erneut aufgelegt: Sein Büchlein … und rufe mich an in der Not
leitet Fix so ein: „Diese Schrift erschien in unserer alten Traktatserie unter Nr. 20. Sie wurde
1939 verboten und beschlagnahmt. Wir bringen sie jetzt wieder als geeignete Fortsetzung der
Schrift Nr. 1 (Fix, K., und rufe mich an in der Not, so will ich Dich erretten!, Karl Fix Verlag
Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf, S. 2) heraus.“
Zur Neuauflage von Den ganzen Weg mit Jesu von R. Fris schreibt Fix: „Diese Schrift des
bekannten Bibellehrers Rikard Fris wurde früher von uns in großen Massen als Traktat überall hin vertrieben. Während des Krieges haben wir sie dann noch einmal als kleine Broschüre
drucken lassen. Dann wurde sie plötzlich verboten. Wegen „pazifistischen“ Inhalts. Sie enthält vier biblische Sätze über Feindesliebe. Eine recht gefährliche Angelegenheit.“ Fris, R.,
Den ganzen Weg mit Jesu, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen,
Schorndorf, o.J., S. 2
126 Fix, K., Aus dem Kleinsten sollen tausend werden. op. cit. S. 19
46
Einladung zum Chrisophorus-Zelt in Stuttgart, Schlossplatz
hatte. Weil es aber dann den „Verführungen der Hitler-Dämonie
verfallen war,“127 benötigte es einen neuen Ruf-, Weck- und Mahndienst. Deshalb begann Fix entsprechende Traktate und Broschüren zu entwerfen. Im Januar 1946 bekam er durch das positive
Zeugnis seines einstigen Chefredakteurs von der Militärregierung
die vorläufige Druckgenehmigung für einzelne Volksmissionshefte und Ende Februar dann auch die heißbegehrte Verlegerlizenz US-W-1056.128 Auch „gewisse Herren der evangelischen
Landeskirche“, die ihm vorgeworfen hatten, das ganze Land mit
„christlichem Schund“ zu überschwemmen, und schließlich bewirkt hatten, dass ihm über die damalige Militärregierung das Papier gesperrt wurde, konnten Fix nicht abhalten, „sein ganzes
Missionsprogramm als Zeugnis-Schriften des vollen Heils in
Christus zu drucken.“129 Von überall her wurde Altpapier gespendet; einzelne opferten gar ihre kostbaren Bibliotheken. Bereits
vor Ausbruch des Krieges konnte Fix die Übersetzung einer
127 ibid S. 20
128 ibid S. 21
129 ibid S. 21
47
Schrift von Donald Gee ohne Genehmigung der Reichsschrifttumskammer drucken und verbreiten,130 und auch dieser Dienst
wurde mit der neu gewonnenen Freiheit intensiviert.
In seinem zeugnishaften Bericht über die Entstehung der
Schriftenmission Aus dem Kleinsten sollen tausend werden schrieb
Fix zum Ziel der 49 bereits erschienenen Hefte: „Mit diesen
Schriften sollte der neuen Geistesbewegung vor allem eine gesunde innere Ausrichtung vermittelt werden.“131 Evangelistisch-missionarische Bemühungen nach außen wurden durch die TraktatMission vorangetrieben. 1952 schrieb Fix:
Augenblicklich haben wir ein Lager von über 50 Titeln.
Einzelne Schriften haben eine Auflage über 100 000 erlebt,
so dass wir in aller Bescheidenheit sagen dürfen: Wir haben
in den letzten Jahren etliche Millionen Traktate durch die
Gnade Gottes verbreiten können.132
3.2
Deutsch-schweizerische Arbeitsgemeinschaft
für Volksmission
Am 30. Juli 1949 gründete Karl Fix mit Hans Lack in Aarburg
(CH) die „Deutsch-schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Volksmission“, die sich folgende Ziele setzte und sofort ihre Arbeit aufnahm:
1. Die Verkündigung des vollen Heils in Christus Jesus durch
Wort und Schrift.133
2. Austausch biblischen Schrifttums zwischen beiden Ländern.
3. Kostenloser Versand von Schriften, Bibeln und Neuen Testamenten in die Ostzone für Heilshungrige und Verlangende sowie Unterstützung der dortigen Missionsgemeinden.
4. Anschaffung eines Missionszeltes für die dringende Evangelisation in Deutschland.
130
131
132
133
48
ibid S. 18
ibid S. 21
ibid S. 22
Die Arbeitsgemeinschaft wurde in Deutschland vertreten durch den Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Karl Fix, (14a) Vaihingen/Enz und in der Schweiz durch den
„Harfe-Verlag“, Prediger Hans Lack, Aarburg (Aargau).
5. Eröffnung eines Jugendheimes für gefährdete Mädchen
und Knaben in Berlin.134
Christophorus-Zelt Berlin-Wedding
Im Jahre 1956 schätzte Fix die Anhängerschaft der Volksmission
in der Berliner Missionsarbeit und in den Arbeitsgebieten in Süddeutschland, wo zu diesem Zeitpunkt ca. 70 Außenstationen und
Gebetskreise bestanden, auf rund 5000. Ca. 100 Verlagstitel und
60 Traktate waren erschienen. Zusätzlich publizierte die Bewegung seit 1949 die Zeitschrift Der Volksmissionar, welche zunächst
„je nach Bedarf“ erschien.135
3.3
Glaubensgrundsätze und
Vereinsgründung in Stuttgart
Nachdem sich Paula Gassner 1951 von der Volksmission getrennt
und die „Biblische Glaubensgemeinde“ in Stuttgart gegründet
hatte, trafen sich am 18.05.1951 58 Glieder der Volksmission im
Versammlungslokal Stuttgart-Heslach, Schreiberstr. 22, zur Gründungsbesprechung des Vereins.136 Die Notwendigkeit der Vereins-
134 Fix K., Das Christophoruszelt eine Posaune Gottes! Ein kurzer Zeltbericht des I. Zeltjahres 1950,
Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Vaihingen/Enz 1950, S. 3
135 Der Volksmissionar Nr. 1, 1949, S. 4 (1949 erschienen 6 und 1950 9 Ausgaben)
136 Ros H. und Kaupp G. (eds), Missionarisch in die Zukunft op. cit. S. 21-22
49
gründung sah Fix in dem Umstand, dass dadurch die rechtlichen
Voraussetzungen zum Erwerb eines Grundstücks und zum Bau
eines Missionsheims geschaffen wurden.137 Bezirksnotar G.
Geiger ließ im Vereinsregister Stuttgart unter VR 558 den Namen
„Volksmission entschiedener Christen e. V., Sitz Stuttgart“ eintragen.138 Das Hauptanliegen des „unabhängigen Missionswerks evangelisch-bibelgläubiger Christen“ wurde in § 1 der Satzung so definiert:
Der Zweck der Volksmission entschiedener Christen ist, in
freier, von kirchlicher Organisation unabhängiger Weise
das wahre Evangelium – das volle Heil in Christo Jesu – der
Heiligen Schrift in Wort und Schrift unter allen Menschen
zu verkündigen, getreu dem Missionsauftrag ihres erhöhten
Herrn, im Sinn und Geiste Jesu Christi, um dadurch christliches Leben zu wecken und zu pflegen.139
Als Voraussetzung zur Mitgliedschaft wurde festgelegt:
Mitglied des Vereins kann werden, wer im Glauben und
Wandel auf dem Boden des Wortes Gottes steht. Ein Zeugnis
der Wiedergeburt und ein Bekenntnis zur biblischen Glaubenstaufe nach 2. Tim. 3:15-17 und Apg. 2:38-39 sind erforderlich.140
Wohl um dem Vorwurf der Sektiererei zu entgehen, forderte Fix bewusst keinen Kirchenaustritt und verweist ausdrücklich darauf,
dass keine „Sonderlehren“ verkündigt und auch nicht gegen andere Kirchen polemisiert wird. In seiner 1965 erschienenen Schrift
20 Jahre Volksmission Stuttgart 1945-1965 schrieb er deshalb:
So gehören zur Volksmission Evangelische und Katholiken,
Angehörige der großen Freikirchen und viele Gläubige, die
137 Fix, K., Volksmission entschiedener Christen. Weg und Werk, S. 13
138 Dieser Name entwickelte sich aus der „Deutschen Volksmission“ von Karl Fix und der
„Internationalen Volksmission“ von Paula Gassner (Ros H. und Kaupp G. (eds), Missionarisch in die Zukunft op. cit. S. 22).
139 Fix, K., 20 Jahre Volksmission entschiedener Christen Stuttgart op. cit. S. 2
140 § 5.1 der Satzung vom 18.05.1951
50
aus allerlei Not heraus, aus Gebundenheiten und Krankheiten, den Weg zu Gott und zu einem neuen Leben gefunden haben.141
Als Glaubensgrundsätze wurden unter der Überschrift „Was wir
glauben und lehren“ Folgendes festgelegt:142
1. Die Bibel ist das inspirierte Wort Gottes und deren Inhalt
unfehlbare göttliche Offenbarung und daher unanfechtbare Autorität für den Glauben und Wandel. (2.Tim.3:14-17;
2.Petr.1:19-21; Luk.24:25-27; 44-45)
2. Der alleinige Gott, Schöpfer, Erhalter und Richter aller
Menschen, der sich offenbart in drei Personen, Vater, Sohn
und Heiliger Geist. (Röm.1:19-20; Jes. 45:5-6; Mt. 28:19;
Joh.15:26)
3. Der Sündenfall der ersten Menschen und die erbliche Verdorbenheit aller Menschen. (1.Mo.3:1-7; Röm. 3:23; 5:12;
1.Mose 8:21)
4. Die Menschwerdung Christi, des Sohnes Gottes, seine am
Kreuze vollbrachte Versöhnung und Erlösung für alle
Menschen, seine leibliche Auferstehung und Himmelfahrt.
(Gal.4:4; 1.Kor.15:3-4; 1.Joh.2:2; Apg. 10: 40-41; Apg. 1:9)
5. Das einzige ewige Heil für alle Menschen allein durch den
Glauben an Jesum Christum, den Sohn Gottes. (1.Tim.
2:5-6; Apg. 4:12; Gal.2:16. Joh. 3:16)
6. Buße, Bekehrung und Wiedergeburt sowie Heiligung zur
Vollkommenheit in Christo und Vollendung durch Glaubensgehorsam. (Apg. 17:30; 26:20; Joh.3:3-8; Mt. 5:48;
1.Petr.1:15-16; Hebr. 12:14; 1. Thess. 5:23; Hebr. 10:10 u. 14)
7. Die Wassertaufe (durch Untertauchen) für Gläubiggewordene und das Abendmahl als Gedächtnismahl Christi
für die Gemeinde. (Mt. 28:19; Apg. 2:38; 8:36-38;
1.Kor.11:23-29)
141 Fix, K., 20 Jahre Volksmission entschiedener Christen Stuttgart op. cit. S. 15
142 Dieses Glaubensbekenntnis wurde auch nach Neufassungen der Satzung am 1.10.1977,
14.05.1988, 10.06.1995 und 23.05.1998 unverändert beibehalten.
Hollenweger führt ein nahezu wortgleiches Bekenntnis für die „Schweizerische Pfingstmission“ auf (Hollenweger W., Enthusiastisches Christentum. Die Pfingstbewegung in Geschichte und Gegenwart, Brockhaus Verlag, Wuppertal 1969, S. 591-592)
51
8. Die Taufe im Heiligen Geiste mit den schriftgemäß folgenden Zeichen. (Luk.3:16; Apg. 1:4-5; 2:4; 10:44-46; 11:1516; 19:6)
9. Die Geistesgaben und biblischen Ämter zur Erbauung des
Leibes Christi. (Eph. 4:7-16. 1.Kor.12:1-31)
10.Die göttliche Heilung von Krankheit des Leibes auf Grund
des vollbrachten Erlösungswerkes von Golgatha. (Jes. 53:4;
Mt. 8:16-17; Jak.5:14-16)
11.Die Wiederkunft Christi und die Entrückung der Gläubigen vorgängig dem tausendjährigen Reich Christi auf
Erden. (Apg. 1:11; 1.Kor. 15:22-24; 1.Thess. 4:13-18;
1.Kor. 15:51-57; Offb. 20:1-6)
12.Das End-(Jüngste-)Gericht. Das ewige Heil aller Gottseligen und die ewige Bestrafung aller Unbußfertigen. (Offb.
20:11-15; Röm.2:2-16. Mt.12:36; Joh.3:36; 5:24-29;
Mt.25:31-46; 2.Thess.1:7-10)
3.4 Heilslehre
Bereits in der Vorrede zu seiner ersten Schrift im Januar 1946 betont Fix seine Überzeugung von der Verlorenheit der Menschheit
und sieht den größten Verlust des deutschen Volkes in dem „Verlust an biblischer Gottes- und Selbsterkenntnis“. Ziel der neuen
Heftchen sollte sein, „dass viele Menschen gerettet werden von
der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“.143 Als Beweis der
Gottesexistenz verweist Fix unter Bezugnahme auf Apostelgeschichte 14:17 und auf Römer 1:28 auf Gottes Zeugnis in der
Schöpfung.144 Den Niedergang des Dritten Reiches und die daraus
folgenden Konsequenzen deutet er als „Zuchtruten des heiligen
Gottes“, zeigt aber gleichzeitig die Option der Heilsaneignung
gemäß 1. Thessalonicher 5:9,10 und Hesekiel 18:23 auf145 und verweist dabei auf sein eigenes Beispiel.146 Alttestamentarische Bundeszusagen an das jüdische Volk wie in 5. Mose 4:31 deutet Fix
auch im Hinblick auf die notleidenden Menschen seiner Zeit.147
143 Fix, K., Brauchen wir heute noch einen Gott?, Neue Schriften der Volksmission, Nr. 1, Karl Fix
Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Heilbronn 1946, S. 2
144 Fix, K., Brauchen wir heute noch einen Gott? op.cit. S. 7
145 ibid S. 8-9
146 ibid S. 10-11
147 Fix, K., … und rufe mich an in der Not op. cit. S. 3
52
Seine persönlich erlebte übernatürliche Heilung sieht Fix als Auftrag, die Rettungsbotschaft allen Menschen zu verkündigen
(Psalm 118:17). Mit tiefer Besorgnis stellt Fix die Rekordzahlen
des Selbstmordes fest, die es nach dem Umbruch 1945 gab. Diesen
Verzweiflungstaten will er mit seiner Schrift Frevel – Grauen –
Grausen: Selbstmord begegnen. Er zitiert in diesem Zusammenhang den französischen Existenzphilosophen und Nobelpreisträger so:
Es gibt nur ein wirklich ernsthaftes philosophisches Problem, das ist der Selbstmord. Das Leben für lebenswert oder
für nicht lebenswert halten, heißt auf die fundamentale
Frage der Philosophie antworten. Alles übrige, ob die Welt
drei Dimensionen, ob der Geist neun oder zwölf Kategorien
hat, kommt erst danach. Das sind Spielereien; erst heißt es
antworten.
Hier fühlt sich Fix herausgefordert, eine lebensbejahende Antwort
zu geben, und nimmt neben den abschreckenden biblischen Beispielen eines Königs Saul und des Judas Iskarioth auch Walther Rathenau zum Zeugen, der in seinen Briefen an eine Liebende feststellt:
Ich halte dies Ende für ein metaphysisches Unrecht, für ein
Unrecht am Geiste. Es ist ein Mangel an Vertrauen zur ewigen Güte, Auflehnung gegen die innerste Pflicht, dem Weltgesetz zu gehorchen … Wir sind dazu da, vom Leiden der
Welt etwas auf uns zu nehmen, indem wir unsere Brust darbieten, nicht es zu vermehren, indem wir Gewalt tun.148
Den Tod Jesu, der schon im Alten Bund „abgeschattet“149 ist, interpretiert Fix als „Lösegeld für die Menschheit“150 Dabei wendet
er sich gegen die Prädestinationslehre: „Dieser Heiland Jesus
Christus … breitet heute noch weit die Arme aus und sucht selig
zu machen, wer immer es werden will.“151 Gleichzeitig betont er
148 Fix, K., Frevel – Grauen – Grausen: Selbstmord op. cit. S. 7-9
149 Fix, K., Brauchen wir heute noch einen Gott? op.cit. S.3
150 Fix, K., Ein reines Herz durch Christi Blut. Ein Gottes-Geschenk für Gott-Suchende. Karl Fix
Verlag Volkmission entschiedener Christen, Vaihingen/Enz, o.J., S. 6
151 Fix, K., … und rufe mich an in der Not op. cit. S. 3
53
aber in seiner Auslegung zu Offenbarung 21:1-8, dass es am Ende
eine klare Scheidung zwischen denen, die „drinnen“ und
„draußen“ sind, gibt.152 So publiziert er 1946 die Schrift des Evangelisten Fritz Göttler Ist mit dem Tode alles aus?, die bereits vor
dem Krieg drei Auflagen erlebt hatte. Göttler statuiert Folgendes:
Es gibt eine Richtung unter den Protestanten, die die Prädestinationslehre vertritt, die da behauptet, ein Teil der
Menschen sei für den Himmel und der andere für die Hölle
bestimmt. Da wäre Gott allerdings ein grausamer Despot,
wenn dies der Fall wäre! Aber das ist nicht wahr, sondern
nach 1. Timotheus 2:4 „will Gott, dass allen Menschen geholfen werde.“153
Von ausschließlichen „Bußpredigten“ hält Fix aber nichts: „Es
ziemt sich nicht, einfach jedem den Revolver auf die Brust zu setzen: Du musst dich bekehren!“154 Werbend und einladend soll der
Ruf zu Christus sein, und hier ist Pastor John Nelson-Parr
(Assemblies of God, England) für Fix beispielhaft. Nachdem dieser anlässlich einer Arbeitstagung der „Freien Gemeinden“ in
Bremen-Rönnebeck im Januar 1950 als Gastprediger gedient hatte,
veröffentlicht Fix eine Schrift mit seinen Vorträgen unter dem
Titel Werdet Seelenretter!155 Seelenretter müssen sich auch den sozial Schwachen zuwenden. Fix' Engagement für soziale Randgruppen wird deshalb bereits in § 2 der 1938 erstellten Satzung
der Berliner Gemeinde deutlich:
Der Zweck der Volksmission ist die Verkündigung des wahren Evangeliums an Arme, Kranke, Elende, Gebundene nach
Lukas 4:18-19. „Wir predigen keine Dogmen, bestimmen
keine Theologie (halten uns auch religiösen Streiten fern).
152 Fix, K., Drinnen oder draußen? Wo wirst du die Ewigkeit zubringen?, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf
153 Göttler, F., Ist mit dem Tode alles aus?, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener
Christen, Schorndorf, S. 8-9
154 Fix, K., ... und rufe mich an in der Not op. cit. S. 7
155 Fix, K., Werdet Seelenretter! Eine dringende Mahnung an alle Christen, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1950, S. 2, Seinen Werdegang beschreibt
J. N. Parr in seiner Autobiographie (Parr, J.N., Incredible, Fleetwood 1972)
54
Liebe, dienende Liebe wollen wir üben, helfen und retten
wollen wir. Wir vernehmen den Schrei der Verirrten, der an
unser Ohr tönt, und wissen, dass wir der Not unserer Mitmenschen gegenüber Schuldner sind. Wir versuchen ihnen
zu helfen und sind fest überzeugt, dass unsere Mission vom
Herrn aus bestätigt wird. Wir wollen gern unser Leben
dafür einsetzen, dem Herrn in dieser Weise zu dienen. Besonderes Mitleid haben wir mit Gebundenen aller Art,
Trinkern usw., auch mit unheilbar Kranken.“
3.5 Krankenheilung
Im Februar 1946 befasste sich Fix in seiner Reihe „Neue Schriften der Volksmission“ ausführlich mit dem Thema Krankenheilung.156 Aufgrund des neutestamentlichen Befundes zeigt er mit
Verweis auf Markus 1:27 und Lukas 5:26 wie Jesus, „derselbe
gestern und heute und in Ewigkeit“ (Hebräer 13:8), gleich zu Beginn seines Dienstes Krankenheilungen und Exorzismen bewirkt.157 Dann begegnet er dem Argument, Wunderwirkungen seien
mit dem apostolischen Zeitalter zum Abschluss gekommen. Er
verweist auf die Bevollmächtigung Jesu in Markus 16:17-18 für all
diejenigen, „die da glauben“.158 1. Korinther 12:9 und Jakobus
5:14-16 sind für ihn Beweis, dass Heilungen nicht zeitlich limitiert sind. Er sieht sich hier mit Andrew Murray, aus dessen Buch
„Heilung für die Kranken“ er ausführlich zitiert, in guter Gesellschaft.159 Fix macht dann einen Streifzug durch die Kirchengeschichte, beginnend bei den Kirchenvätern Clement und Justin,
den Märtyrer, den er so zitiert:
Unzählige Besessene in der ganzen Welt, die von denen, die
Zauberei und Heilmittel gebrauchen, nicht geheilt werden
156 Fix, K. Du bist der Gott der Wunder tut! Heilt Gott heute noch Kranke?, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf. Diese Schrift ist im Wesentlichen eine
Kurzfassung von Bibel und Krankheit, 1939 in Berlin erstmals aufgelegt, welche Fix 1951 in
fünfter Auflage mit folgendem Vorwort herausbrachte: „… Während des 2. Weltkrieges
wurde die Schrift in der Schweiz verlegt. Seit Pfingsten durften wir auch in Deutschland
schon wieder 10.000 Exemplare verbreiten.“
157 ibid S 4-5
158 ibid S. 6
159 Fix, K., Wenn du könntest glauben! Worte der Besinnung für Kranke, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf, o.J., S. 9-12
55
konnten, wurden von christlichen Männern geheilt auf den
Namen Jesu Christi, von Pontius Pilatus gekreuzigt.160
Irenäeus, Tertullian, Origenes folgen der Liste und schließlich
Clemens, auf den er hinsichtlich von Krankenbesuchen so Bezug
nimmt: „Lasst sie daher mit Fasten und Beten Fürbitte einlegen
als Männer, welche die Gabe gesund zu machen besitzen zur Ehre
Gottes.“161 Über die Waldenser und Zinzendorf, Luthers Gebet für
den kranken Melanchton, Richard Baxter und Bengel kommt Fix
auf den Heilungsdienst von Dorothea Trudel (Männedorf) im 19.
Jahrhundert zu sprechen. Als Zeugen der Neuzeit dienen ihm
Seckendorf, Blumhardt, Seitz, Stockmeyer, Paul und Stanger mit
seinem Glaubensheim in Möttlingen. Fix schreibt: „Über das große
Versagen einer liberalen Theologie führt Gott selbst seine Kinder
zu wahrem Gotterleben und baut so allenthalben selbst sein Reich,
fest und unvergänglich.“162 Heilungsgrund ist für Fix laut Psalm
12:6 Gottes Erbarmen. Immer wieder streut Fix neben seinem eigenen Zeugnis aktuelle Heilungsberichte ein, wie jener von einem
jungen Mädchen, „das von frühester Jugend an heftigen Krämpfen
litt“ und schließlich durch die Salbung mit Öl geheilt wurde.163
Zwar geschieht Heilung aus Gnade, wird aber bewirkt durch
Glauben: „Glaubensheilung entspringt einzig und allein den Wunden des auferstandenen und erhöhten Heilandes, wird gewirkt
und vermittelt durch den Heiligen Geist, und erlangt durch den
Glauben.“164 Entschieden wehrt sich Fix gegen die „fromme Meinung“, dass Krankheit von Gott kommt, ein Segen ist oder zur
Läuterung dienen soll. Für ihn ist Krankheit „Gericht Gottes“,
was er mit den Beispielen der vom Aussatz befallenen murrenden
Mirjam (4. Mose 12), des Götzen befragenden Ahasja (2. Könige
1:4) und des gottlos regierenden und schließlich an schlimmen
Schmerzen sterbenden Joram (2. Chronik 21:14,19) belegt. Als
neutestamentliche Beweisstellen zitiert er den ehrfurchtslosen
König Herodes (Apostelgeschichte 12:23), die „zu früh Entschlafenen“ der korinthischen Gemeinde (1. Korinther 11:30) und die in
160
161
162
163
164
56
ibid S. 7
ibid S. 8
ibid S. 10
ibid S. 15
Fix K., Bibel und Krankheit op. cit., S. 3
Thyathira wirkende götzendienerische Isebel, welche mit ihren
Kindern dem Seuchentod anheimfallen soll (Offenbarung 2:20).165
Für Fix ist Heilung im Erlösungswerk Jesu eingeschlossen.
Mit Hinweis auf Matthäus 8: 16,17 und 1. Petrus 2:24 schreibt er:
Wenn nun der Herr Jesus die Schrift erfüllt hat, die Krankheiten und Schmerzen getragen hat, müssen wir sie auch
noch weiter tragen, oder hat er's auch für uns vollbracht?
Klar tritt uns aus dem ganzen Zeugnis Jesu entgegen: Heil
für Leib, Seele und Geist ist in der Erlösung eingeschlossen!166
Fix entgegnet auf das Argument, „man habe um Christi Willen
Leiden und Trübsale“, dass es sich hier „um Feindschaft um Jesu
willen handle, die der Christ erleidet.“ Anhand der Anweisungen
von Jakobus 5:13,14: „leidet jemand unter euch, der bete …, ist jemand krank, der rufe die Ältesten“, versucht er, den Unterschied
zwischen „Leiden um Jesu willen“ und „Krankheit“ aufzuzeigen.
So definiert er auch den von Paulus erwähnten „Pfahl im Fleisch“
(2. Korinther 12:7) nicht als Krankheit, sondern als Auswirkung
seiner Schwachheiten, die da sind: „Misshandlungen, Nöte, Verfolgungen.“167
Arzneimittel sah Fix eher als Hinderungsmittel,168 und so riet
er einer von Nieren- und Gallenschmerzen sehr geplagten Glaubensschwester, die nach ausführlichem Studium der Heilungsbelege meinte, ihren Gesundheitstee weiter trinken zu können:
„Wenn ich zu Gott um Heilung bete und denke zugleich an meinen
Tee, der mir helfen soll, was ist das schon für ein Gebet!“169
Kranken kann Fix nur den Rat geben, Gott nach der Ursache zu
fragen und aufgedeckte Schuld dann zu bekennen. Bestehende
Krankheit muss als Feind erkannt werden:
165
166
167
168
ibid S. 11
ibid S. 12
ibid S. 13-14
Allerdings legt Fix in seiner Reihe „Neue Schriften der Volksmission“ mit Nr. 83 ein Heft mit
der Predigt von Pfarrer Otto Witt auf, die dieser in Leonberg am 19. August 1945 gehalten
hat. Dort räumt dieser in seinen Schlussfolgerungen zum Thema Krankenheilung ein: „Das
schließt nicht aus, dass die ärztliche Kunst in ihrem Bereich dankbar in Anspruch genommen
wird (Witt, O., Er hat alles wohlgemacht!, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf, o.J., S. 16).“
169 Fix K., Bibel und Krankheit op. cit., S. 14
57
Man muss innerlich von der Krankheit los sein, muss sie als
einen sündig-satanischen Fremdkörper erkennen, der durch
den Sündenfall erst über die Menschheit gekommen ist.170
Glaube ohne Zweifel und die Überzeugung, „dass es Gottes Wille
ist, dass ein Mensch gesund sei“, sind unabdingbare Voraussetzungen für die Glaubensheilung, wobei hier auch der Glaubensmangel innerhalb der gesamten Gemeinde oft hinderlich ist.171 Fix
legt Wert auf Vergebung für: „Hurerei, Ehebruch, Selbstbefleckung,
Blutschande, Diebstahl, heimliche Morde (Abtreibung), Sünden
nach 3. Mose 18:22,23 und Römer 1:24, 26,27,29, Besprechen von
Mensch und Vieh, Kartenlegen, Wahrsagen, Horoskope-Stellen.“172
1963 griff Fix das Thema „Krankenheilung“ erneut auf. Einleitend schreibt er in dem in der Reihe „Neue Schriften der Volksmission Nr. 98“ erschienenen Heftchen: „Dieses Heftchen ist
eine neu bearbeitete Teil-Ausgabe unserer 1939 erstmals erschienenen Broschüre Bibel und Krankheit, die seit zwei Jahren vergriffen ist.“ Fix benutzt hier im Wesentlichen dieselbe Argumentation wie vorgehend und zitiert Arthur Richter zur Bestätigung
seiner Thesen so:
Nach dem Gesamtzeugnis der Bibel gehört die Krankheit
nicht zur Schöpfungsordnung Gottes; sie ist die Folge des
Falls, der Sünde. Nach dem Willen des Schöpfers sollte der
Mensch in harmonischer Ordnung und in gesundem Zusammenklang von Leib, Seele und Geist vor ihm leben. Durch
die Sünde ist es anders geworden. Eure Verschuldungen
haben die Ordnung gestört (Jeremia 5:25), entwickelt er
doch eine moderatere Haltung zur Ursache der Krankheit:
„… ein oberflächliches Zurückführen einzelner Leiden oder
Krankheitsfälle auf bestimmte Sünden wird deutlich abgelehnt, weil es der Tiefe der Zusammenhänge nicht gerecht
wird (Buch Hiob; Johannes 9:2-3; 11:4).“173
170
171
172
173
58
ibid S. 20
ibid S. 22
ibid S. 22
ibid S. 8
In Bezug auf die Ärzte zitiert er Pfarrer J. C. Blumhardt:
Der Arzneikunde gebührt hier das Lob, trotz ihres baren
Unglaubens an und für sich (ich rede hier nicht von einzelnen Ärzten) unendlich treuer gearbeitet und gewirkt zu
haben als die Träger des Evangeliums, die insbesondere bei
Geisteskranken, neben der treuen Rührigkeit und Sorgfalt
der Ärzte, in der Regel seltsam sich ausnehmen, sofern sie,
sei's auch mit den schönsten Trostsprüchen, nichts wissen
außer dem Jakobischen: „Gott berate euch!“ (Jakobus 2:16),
während ursprünglich den Dienern des Evangeliums eine
reale Gotteskraft zugedacht war.
Fix ergänzt: „Es gibt, Gott sei Dank, auch heute noch Ärzte (oder
erst wieder neu?), die bibelgläubig sind und die neben der Verabreichung heilungsfördernder Medikamente mit ihren Kranken beten.“174 Daraus, ob ein Kranker den Arzt befragen darf oder nicht,
will Fix „kein Gesetz machen“ und verweist darauf, dass wahrhaftige Gotteskinder immer zuerst um Leitung und Führung des
Heiligen Geistes beten. In seiner Literaturempfehlungsliste erscheint dann neben H. v. Seckendorffs „Hausandachten – Zeugnisse
über Glaubensheilung“, O. Stockmayers „Krankheit und Evangelium“
und Hans Mallaus „Wenn du könntest glauben“ auch Donald Gees
„Trophimus ließ ich krank zurück. Probleme der Glaubensheilung“.175
Fix ist sich durchaus auch der heilsamen Wirkung des Fastens bewusst und greift dieses Thema in seiner Jubiläumsnummer
100 der Serie „Neue Schriften der Volksmission“ auf.176 In einem
Abriss des Alten Testaments über Moses’ vierzigtägiges Fasten
(2. Mose 34:28), Elias Wüstenwanderung (1. Könige 19:8) und
Davids Fastenübungen für seine Feinde (Psalm 35:13) kommt Fix
zu Jesu Versuchungsgeschichte in der Wüste, seine Aufforderung
an die vollmachtslosen Jünger (Matthäus 17:21) und der dynamischen Ausbreitung der Gemeinde zu Antiochien (Apostelgeschichte
13). So zeigt er, wie Fasten in der Schrift praktiziert wurde.177
174 ibid S. 14
175 ibid S. 16
176 Fix, K., Beten und Fasten – Das Heilfasten, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf
177 ibid S. 3-6
59
Neben diesem spirituellen Fasten verkennt Fix aber auch nicht die
wiederherstellende Wirkung des Heilfastens und zitiert Prof. Dr.
med Alfred Brauchle, Dr. Franz Mayr mit seiner „Mayr-Kur“ und
schließlich Dr. Buchinger sen., den er im biblischen Alter von 85
Jahren als Redner erleben durfte, als Propagandisten des „Heilfastens“.178 Zu Letzerem bemerkt er:
Sehr interessant und besonders auch für Bibelfreunde wichtig, stellt Dr. Buchinger die Unterscheidung zwischen Krankheiten und chronischen Leiden heraus. Unsere chronischen
Leiden sind die Summe all der vielen kleinen Fehler, Untugenden und schlechten Gewohnheiten unseres Lebens.179
Dr. Kapferers Empfehlung der vollen Nahrungsenthaltung bei fieberhaften und entzündlichen Krankheiten bezeugt Fix des öfteren erfolgreich exerziert zu haben.180
3.6 Glaubenstaufe
Im Mai 1946 beschäftigt sich Fix erstmals mit der „biblischen
Glaubenstaufe“, die er auch „Großtaufe“ im Gegensatz zur „Kindertaufe“ nennt. Ausdrücklich betont er, dass er kein „Tauffanatiker“ sei, „sich aber dieser biblischen Wahrheit letzten Endes auch
niemals verschließen kann und darf“.181 In der Großtaufe sieht er
einen „Gehorsamsakt“ und bezeugt aus eigenem Erfahren, dass
bei den Taufen unmittelbar viele Heilungen geschehen sind und
viele sich auch taufen ließen, „um nach Apostelgeschichte 2:38
die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen“.182 Völliges Untertauchen drückt für ihn symbolisch das „Begraben des alten Menschen“183 aus.
Im Alten Testament sieht Fix Vorbilder für die Taufe und
erwähnt in diesem Zusammenhang den Akt der Beschneidung (1.
Mose 17; Kolosser 2:11-12), die Sintflut (1. Petrus 3:21) und den
178
179
180
181
ibid S. 7-13
ibid S. 14
ibid S. 10
Fix, K., Die biblische Glaubenstaufe, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener
Christen, Schorndorf, S. 2
182 ibid S. 4
183 ibid S. 5
60
Zug der Israeliten durchs Meer (1. Korinther10:1-2).184 Fix argumentiert weiter, dass Jesus selbst großgetauft wurde und bei seinem Abschied in Matthäus 28:18-20 den Taufbefehl gab. Markus
16:16 mit der Zusage, „wer da glaubt und getauft wird …“ ist für
ihn der Beweis, dass im Neuen Testament keine Kindertaufe
praktiziert wurde:
In diesem Taufbefehl tritt schon klar zutage, dass damit nie
die heutige Kindertaufe gemeint sein kann, so wie sie die
Kirche handhabt. Das bezeugen selbst viele Pfarrer. Ein Säugling kann weder gelehrt werden, noch glauben; es kann ihm
weder etwas befohlen werden, noch kann er etwas halten.185
Gegen eine Nivellierung der Taufe wehrt sich Fix entschieden:
Es gibt in Deutschland eine Glaubensbewegung, die sagt,
großgetauft oder nicht, das ist nicht wichtig; die Hauptsache ist, man ist mit dem Heiligen Geist getauft!186 Der
Apostel Petrus lehrt uns aber hier etwas anderes. Es heißt
in Apostelgeschichte 10:48: „und befahl sie zu taufen in
dem Namen des Herrn.“187
In der Wiederholung der Taufhandlung der Zwölf zu Ephesus
(Apostelgeschichte 19:1-7) erkennt Fix die Legitimation für eine
„erneute“ Taufe bei denen, die als Kind getauft wurden.188 Mit
Verweis auf Epheser 4:5 und 1. Korinther 12:13 sieht Fix die
Taufe als Ausdruck des neuen Menschen in Christus und als das
Bindeglied aller Gläubigen:
Die Gemeinde Gottes ist weltweit, aber sie ist eins in ihm, sie
braucht nicht organisatorisch geeint zu werden, sie wächst
184 ibid S. 6-7
185 ibid S. 9
186 Hier richtet sich Fix wohl gegen die Praxis des Mülheimer Gemeinschaftsverbands, der zur
Wassertaufe so Stellung nimmt: „Hinsichtlich der Ausübung der Taufhandlung respektieren
wir die Führung Gottes und die Gewissensüberzeugung des Einzelnen …“ (Krust, C., Was wir
glauben, lehren und bekennen, Missionsbuchhandlung und Verlag, Altdorf bei Nürnberg 1980,
S. 136).
187 Fix, K., Die biblische Glaubenstaufe op. cit. S. 11
188 ibid S. 12
61
organisch zusammen, „erbaut auf den Grund der Apostel
und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist …, zu
einer Behausung Gottes im Geist.189
Anstatt der Kindertaufe empfiehlt Fix die „Darbringung“ und
„Segnung“ durch die Ältesten der Gemeinde und verweist dabei
auf Markus 10:13-16.190
Die im Sommer 1947 erschienene Schrift des Schweizer Theologieprofessors Karl Barth Die Kirchliche Lehre von der Taufe
führt dazu, dass sich Fix im Jahre 1953 erneut mit dem „frommen
Massenbetrieb“, wie er in der „Kindertaufe“ gehandhabt wird,
auseinandersetzt.191 In dem Bewußtsein, dass sich die evangelische
Kirche durch Barths Schrift angegriffen fühlt, zitiert ihn Fix so:
Die Befürworter der Kindertaufe zeigen mit ihrem Suchen
nach neutestamentlichen Argumenten, dass es sinnlos ist,
die exegetische Frage zu stellen …, da es mit der neutestamentlichen Begründung der Kindertaufe mehr als schwach
bestellt ist.192
Aber nicht nur Barth dient Fix als willkommener Garant, sondern auch Otto Baumgarten mit seiner Schrift „Die Gefährdung
der Wahrhaftigkeit durch die Kirche“193 sowie die Real Enzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche194 bestätigen für
Fix gleichermaßen sein Verständnis der Taufpraxis.195 Fix, als Begründer einer Freikirche, findet in Baumgarten vor allem seine
Bestätigung:
189 ibid S. 13
190 ibid S. 14
191 Fix. K., Kindertaufe oder Erwachsenentaufe, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Vaihingen/Enz, 2. Auflage 1953, S. 2
192 ibd S. 3; Barth, K., Die kirchliche Lehre von der Taufe, Christoph Kaiser Verlag, München 1947,
S. 32
193 Fix zitiert: „In der Kindertaufe ist der Traditionalismus des evangelischen Kirchenwesens verankert.“ Baumgarten, O., Die Gefährdung der Wahrhaftigkeit durch die Kirche, Gotha 1925, S. 23
194 Fix zitiert: „Dass im Neuen Testament sich keine direkte Spur der Kindertaufe findet, darf
als festgestellt gelten; die Versuche, ihre Notwendigkeit aus den Einsetzungsworten, ihre
Übung aus Stellen wie Apg. 2:39; 1. Kor. 1:16 zu beweisen, leiden an dem Mangel, dass das
zu Beweisende vorausgesetzt wird.“ (2. Auflage 1885, Band 15, S. 219)
195 Fix. K., Kindertaufe oder Erwachsenentaufe op. cit. S. 5
62
Wirklicher Heilsglaube, rettender Vollglaube, protestantischer Überzeugungsglaube kann weder durch die Kindertaufe noch durch den Kinderkatechumenat übermittelt,
kann nur durch persönliche Selbstübergabe an den Heiland
und durch die Aufnahme in eine wirkliche Gemeinde der
Heiligen gesichert sein. Aber wer mit diesen Gedanken Ernst
macht, der verzichtet zugleich auf eine kirchliche Volksgemeinschaft, die auf die Gesamtheit der evangelisch Geborenen und Getauften Anspruch erhebt, und kommt konsequenterweise zu einer Freikirche oder Sekte.196
3.7 Geistestaufe
Nachdem sich Fix in seiner Schrift Nr. 24 mit der Thematik Wassertaufe beschäftigt hatte, wendete er sich im Mai 1946 in seiner
nachfolgenden Schrift Nr. 25 erstmalig dem Thema „Geistestaufe“ zu.197 Hierbei fühlt er sich vom Geist geleitet und stellt einleitend fest:
Es wäre mir nicht möglich, von dem guten Heiligen Geist zu
zeugen, wenn er sich mir nicht geoffenbart hätte und wenn
er mir jetzt nicht selber zu Hilfe käme und die Leitung
übernehmen würde.198
Nachdem Fix erneut darauf hingewiesen hatte, dass ihn nach seiner Bekehrung wohl „jede Mission als Schüler oder Mitarbeiter
abgewiesen hätte“,199 berichtet er, wie er durch einen Glaubensbruder „auf die Verheißung des Vaters“ (Apostelgeschichte 1:4)
aufmerksam gemacht wurde.200 Einerseits gibt der dabei empfangene Heilige Geist Fix eine vermehrte Zeugniskraft, andererseits
ist er für ihn der „wunderbare Tröster“ und mit Verweis auf
Epheser 1:13-14 „das Siegel, Angeld und Pfand unserer Erlösung“. Fix verweist mit 1. Johannes 2:20-27 darauf, dass er durch
den Empfang des Geistes auch die Lehrbefugnis erhalten hat:
196 ibid S. 6
197 Fix, K., Wie empfangen wir die Geistestaufe? Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Heilbronn 1946, S. 2
198 ibid S. 3
199 ibid S. 4
200 ibid S. 5
63
In der Salbung des Heiligen Geistes empfangen wir einen gesegneten Durchblick im Worte Gottes, so dass wir über allem
Zweifel auch schriftgemäß andere lehren können, ohne selbst
in dieser Hinsicht von Menschen abhängig zu sein.201
Fix berichtet, wie er in seinem drei Monate dauernden Ringen
um den Empfang des Geistes immer wieder von Gläubigen gewarnt wurde, dass er einen falschen Geist bekommen und auf Irrwege gelangen könnte, er aber Trost in der Zusage von Lukas
11,13 fand: „So denn ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern
gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den
Heiligen Geist geben, denen, die ihn bitten.“202 Diesen ersten, eher
zeugnishaften Teil, schließt Fix mit einem klaren Bekenntnis ab.203
Im zweiten Kapitel seines Büchleins setzt sich Fix mit der
Problematik auseinander, wie die Gemeinde zur Geistestaufe und
Geistesfülle geführt werden kann. Nach dem Studium vieler Schriften zu diesem Themenkomplex bezeugt Fix, wie er durch den
Geist Gottes für sich persönlich folgende Antwort erhalten hat:
Führe sie zum Kreuz! Aus den durchgrabenen Wunden fließt
Leben und Heil, volles Genüge, alles, auch die Geistestaufe.204
So beschränkte er sich darauf, „das volle Heil in Christo zu verkündigen, einschließlich der Wahrheit der Geistestaufe“ und es
„Gott zu überlassen, an den Seelen zu wirken, wie er will.“ Als
Voraussetzung für die Geistestaufe ist nach Fix mit Verweis auf
Apostelgeschichte 2:38 Buße erforderlich. Dies bedeutet, sich von
seiner Sünde bekehren und reinigen lassen:
Niemand bete um den Heiligen Geist, der sich nicht zuvor
reinigen lasse im Blute des Lammes und der sich nicht in
dieser fortlaufenden Reinigung befindet.205
201
202
203
204
205
64
ibid S. 6
ibid S. 9
ibid S. 9
ibid S. 10
ibid S. 12
Weiter hält Fix die Wassertaufe auf den Namen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes als Schritt zum Empfang der
Geistestaufe als notwendig und berichtet, dass „er solche kennt,
die bei der Wassertaufe die Geistestaufe erlebten.“206 Fix weiß um
Apostelgeschichte 10, wo „der Geist auf Menschen fiel, die noch
nicht getauft waren“, erklärt aber, dass Petrus trotzdem die Wassertaufe anordnete.207 Mit Hinweis auf Apostelgeschichte 5:32 und
Lukas 11:13 sieht Fix Gehorsam und Gebet als weitere Voraussetzungen für den Empfang der Geistestaufe. Der Behauptung
einiger „Freunde“, dass sie den Heiligen Geist bei der Bekehrung
und Wiedergeburt empfangen haben, begegnet Fix so:
Es ist ein Unterschied, ob der Heilige Geist in uns, wie in
jedem Gläubigen, in einem verborgenen Heiligtum wohnt,
manchmal ohne dass wir uns selbst dessen bewusst sind,
oder ob er völligen Besitz von seinem Tempel nimmt, uns leitet und regiert (1. Korinther 6,19).208
In der Neuauflage seiner Schrift Wie empfangen wir die Geistestaufe im Jahre 1956 benützt Fix dann schon eine deutlichere
Sprache, wenn er von den „vielen Stimmen“ spricht, die „gegen
die Geistestaufe zeugen und vor ihr warnen“, und meint mit Verweis auf Matthäus 12:31-32, „das ist da und dort sogar eine vermessene, gotteslästerliche Kühnheit“.209 Er stellt fest, „dass die
Gegner der Geistestaufe viele unnütze Reden verbreiten, einer
dem anderen nachredet und man mit zugkräftigen Beschwörungsformeln das Kind mit dem Bade ausschüttet.“ Fix statuiert:
Das Ergebnis ist das satanische Blendwerk unserer Zeit:
Eine Christenheit ohne Kraft aus der Höhe.210
Die Geistestaufe ist für Fix nun „der Triumph der Erlösung“ und
der Heilige Geist „versiegelt die Gotteskindschaft, erschließt die
206
207
208
209
ibid S. 12
ibid S. 13
ibid S. 14
Fix, K., Wie empfangen wir die Geistestaufe? Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1956, S. 3
210 ibid S. 3
65
heimliche Weisheit Gottes und gibt Blicke in die Tiefen der
Gottheit (1. Korinther 1:18 - 2:16).“ 211 In der Schilderung seines
persönlichen Zeugnisses erwähnt Fix auch erstmalig, dass er beim
Empfang seiner Geistestaufe in neuen Zungen redete:
Unvergesslicher Tag und Stunde. Ich wußte nicht mehr, wie
mir geschah. Ein Strom der Freude drohte mich zu sprengen. Und dann pries ich Gott in neuen Zungen. „Maranatha:
unser Herr kommt!“ soll das erste Zeugnis gewesen sein, das
ich redete, sagten nachher die Zeugen dieser ersten Stunde.212
Zwischenzeitlich hatte Fix in T.B. Barrat einen weiteren Verfechter für seine Thesen gefunden und dazu dessen Schrift Das Wesen
der Geistestaufe als Heft Nr. 45 in seiner Serie „Neue Schriften
der Volksmission“ verlegt.213 Dort stellte Barrat die These auf, dass
das „Reden in Zungen“ als „äußeres Zeichen der Geistestaufe gewertet werden kann“.214 Bereits 1948 hatte Fix Donald Gees Schrift
God's Grace and Power for Today nach der Übersetzung von
Johann Justus Meier unter dem Titel Gottes Gnade und Kraft für
heute verlegt, nachdem er, wie er in seinem Einleitungswort feststellt, Gees Schriften Über die geistlichen Gaben und Gottes große
Gabe bereits als Traktate veröffentlicht hatte.215 Unter empfehlenswertes Schrifttum listet er als weitere Schriften von D. Gee:
•
•
•
•
Die Gaben Christi für den geistlichen Dienst.
Die Früchte des Geistes.
Pfingsten.
Gottes große Gnade.216
211 ibid S. 4
212 ibid S. 10
213 Barrat, T.B., Das Wesen der Geistestaufe, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen,
Vaihingen/Enz, o.J.
214 ibid S. 12, Kurz nach seiner Schrift Wie empfangen wir die Geistestaufe hat Fix in seinem
Verlag auch Otto Witts im Jahre 1946 erstellte Übersetzung des Norwegers W. Skibstedt, Die
Geistestaufe im Licht der Bibel, verlegt. Dort findet sich ein ausführlicher Lebenslauf von
Pastor T.B. Barrat (Skibstedt, W., Die Geistestaufe im Licht der Bibel, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Vaihingen/Enz, o.J., S. 120-125).
215 Gee, D., Gottes Gnade und Kraft für heute. Das Erlebnis des Erfülltwerdens mit dem Heiligen
Geist, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Heilbronn 1946, S. 2
216 Barrat, T.B., Das Wesen der Geistestaufe op. cit. S. 15
66
Seine Verehrung für Gee kommt in seinem Vorwort zu Gottes
Gnade und Kraft für heute zum Ausdruck:
Wir dürfen ihn ohne Übertreibung als einen gottbegnadeten
Lehrer der Christenheit des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Was
ihn uns besonders teuer macht und was ihn von so vielen
„Bibelauslegern“ vorteilhaft unterscheidet, ist seine große Ehrfurcht vor dem geschriebenen Worte Gottes, die aber nie und
nirgends in eine einseitige Buchstabendogmatik ausartet.217
1949 legte Fix Andrew Murrays Abhandlung Der volle Pfingstsegen auf und bemerkt einleitend:
Die Schriften von Andrew Murray haben uns alle schon
viel zu sagen gehabt und tiefe Segnungen vermittelt. Eine
dieser Gesegnetesten scheint aber doch im Sturm der Zeit
„verschüttet“ gewesen zu sein. Wir haben sie vergeblich in
der Schweiz und in Deutschland als deutsche Ausgabe
gesucht. Wir verstehen dies. Zum Teil gehört schon etwas
Mut dazu. Aber es bleibt dabei, heute erst recht. „Das Eine,
was not ist, ist der volle Pfingstsegen. Wir haben selten eine
so klare und überzeugende Schrift gelesen, die uns diese
unumstößliche Wahrheit so dringend vor Augen stellt.218
Pfingsten 1958 äußerte sich Fix, indem er Hermann Ditterts Thesen auflegte, erneut zur Thematik „Wiedergeburt und Geistestaufe“, „um denen entgegenzuwirken, die behaupten, wer wiedergeborenes Glied am Leibe Jesu Christi ist, der ist auch geistgetauft.“219 Diese Schrift, welche sich zum Ziele setzte, nachzuweisen, dass Jesu Verheißung der Geistestaufe nur den Wiedergeborenen galt220 und der Geist nur auf die fiel, die zuerst bekehrt
und gerettet waren,221 wurde von Fix „als Gegenwehr gegen viele
seichte unbiblische Angriffe herausgegeben.“222
217 Gee, D., Gottes Gnade und Kraft für heute op.cit., S. 4
218 Murray, A., Der volle Pfingstsegen. Das Eine, was not ist, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Vaihingen/Enz 1949, S. 6
219 Dittert, H., Wiedergeburt und Geistestaufe, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1958
220 ibid S. 4
221 ibid S. 5
222 ibid S. 2
67
1964, fünf Jahre vor seinem Tod, wendet sich Fix mit seiner
Schrift Versiegelt mit dem Heiligen Geist erneut der „Pfingstwahrheit, die vielen heute nichts mehr zu sagen hat“, zu.223 Anhand
von Johannes 14:21-23 versucht Fix nachzuweisen, dass Jesus
zuerst davon spricht, sich zu „offenbaren“ und dann „Wohnung
zu machen“.224 Zwar anerkennt Fix mit Verweis auf Römer 8:1416, dass „ein wahrer Christ das Zeugnis der Gotteskindschaft
durch den Heiligen Geist in seinem Herzen trägt“ und gemäß
Galater 4:4-7 „den Geist der Kindschaft besitzt“225, sieht nun allerdings die „Versiegelung durch den Heiligen Geist“ als eine nachfolgende Erfahrung, welche die ersten Christen am Pfingstfest
und die samaritischen Gläubigen durch den Dienst der Apostel
(Apostelgeschichte 8) empfingen. Auch die Gläubigen zu Ephesus,
so Fix mit Hinweis auf Epheser 1, empfingen die „Versiegelung“
erst, als ihnen Paulus zum Empfang des Geistes die Hände aufgelegt hatte.226 So stellt Fix fest:
Wir können hier von zwei Erfahrungen sprechen: 1. des vorbereitenden Wirkens des Geistes Gottes an uns und 2. Seiner
tatsächlichen Einwohnung in das Herz jedes einzelnen
Christen.
Letzteres beschreibt Fix zufolge die „Versiegelung“, und gemäß
Offenbarung 7:2-8 und 9:4 werden nur die Menschen mit dieser
Erfahrung in den „Endkatastrophen der Völkerwelt“ nicht dem
Verderben anheimfallen.227
Fix schlägt dann eine Brücke zu denen, die nicht an eine
„Geistestaufe“ glauben, und schreibt:
Geistestaufe und Versiegelung können zusammentreffen, es
braucht aber nicht so zu sein. Viele glauben nicht an eine
biblische Geistestaufe und können sie daher nicht erleben,
da aber auch sie das Zeugnis der Kindschaft im Herzen tra223 Fix, K., Versiegelt mit dem Heiligen Geist, Karl Fix Verlag Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1964, S. 2
224 ibid S. 6
225 ibid S. 7
226 ibid S. 12,13
227 ibid S. 11,12
68
gen durch die Wiedergeburt, haben auch sie die Versiegelung
mit dem Geist der Kindschaft in ihrem Herzen, der da
schreit: „Abba, lieber Vater.“228
3.8 Prophetischer Blick
In seinem dritten Band in der Reihe „Neue Schriften der Volksmission“ gibt Fix Einblicke in sein prophetisches Denken und berichtet rückblickend über die Entstehung seines Traktates Grausen, Grausen …
Während Vermessene auf der Erde schrien: „Freut euch des
Lebens!“, während sie grölend ein ewiges irdisches Reich
gründeten und mit der knochenerweichenden Lehre von der
Lebensverneinung, vom Jammertal dieser Erde … – dem
Christentum – gründlich aufräumten, da war schon das
Urteil über diese Welt gefällt: „Da sie sich für Weise hielten,
sind sie zu Narren geworden.“ Und der Geist Gottes bezeugte das kommende große Weltgericht: „Wehe, denen, die auf
Erden wohnen!“ Ja, und dann entlud sich furchtbar das
„Grausen“ über die alte Erde.229 Als ich vor rund 10 Jahren
über den kommenden Krieg musste immer wieder Zeugnis
ablegen, da haben mich viele ausgelacht, diese werden nun
im Anblick der Ruinen schweigen.230
Die „Achsenmächte“ mit ihren Führern Hitler und Mussolini
hält Fix von Dämonen und Finsternismächten beeinflusst. Hitler
hatte seine eigene Sternwarte, um besondere Glückstage berechnen zu können, und Mussolini ließ sich vor wichtigen Entscheidungen von einer Wahrsagerin beraten. „Satan hatte willige Werkzeuge gefunden, sein Zerstörungswerk hier auf Erden auf die
Spitze zu treiben …“231
In Krieg, Schwert, Hunger und Tod sieht Fix die apokalyptischen Endzeitreiter, die von der Bibel angekündigt und von
228 ibid S. 14
229 Fix, K., Was sollen wir tun? Eine Frage von vielen – und eine Antwort an Alle!, Karl Fix Verlag
Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Heilbronn 1946, S. 4
230 ibid S. 6
231 ibid S. 10
69
Dante und Dürer beschrieben worden sind.232 Die Untergangsprophetie über den babylonischen König in Jesaja 14:15-17233 deutet Fix
nach dem verlorenen Krieg auf das deutsche Volk. Für ihn war mit
der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs die von Daniel angekündigte „trübselige Zeit“ (12:1) mit einer Kette göttlicher Gerichte,
angebrochen. Er beruft sich dabei auch auf die „ersten Staatsmänner“, die „im Angesicht der Atombombe“ anfingen, vom Untergang
zu sprechen.234 Mangelnde Bußfertigkeit deutet Fix mit Verweis auf
Offenbarung 9:21 und Römer 1:28-32. In diese Situation hinein
erklingt der Ruf des Petrus: „Lasset euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Tut Buße!“ (Apostelgeschichte 2:37-42).235
Zwei Weltkriege hatte Fix miterleben müssen. Der 1946 beginnende „Kalte Krieg“ zwischen den Mächtegruppierungen des
Westens (besonders der USA) und des Ostens (besonders der
UdSSR) in Verbindung mit der atomaren Aufrüstung versetzte
den scharfsinnigen Beobachter des Zeitgeschehens in tiefe
Besorgnis. Mit dieser apokalyptischen Bedrohung setzte er sich in
seinen Schriften Millionen Menschen müssen sterben236,Wie sollen
wir dem kommenden Verderben entfliehen?237 und Welt im Verderben238 auseinander.
Um die bevorstehende Katastrophe einer atomaren Auseinandersetzung zu verdeutlichen, zitiert Fix namhafte Wissenschaftler und Philosophen, wie zum Beispiel Karl Jaspers, der
1958 in Die Atombombe und die Zukunft der Menschheit schrieb:
Seit jeher sind neue Zerstörungswaffen zunächst für verbrecherisch erklärt worden, einst die Kanonen, zuletzt die
warnungslose Torpedierung durch U-Boote im Ersten Weltkrieg. Doch bald wurde durch Gewöhnung ihr Dasein eine
fraglose Gegebenheit.
232 ibid S. 3
233 „Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte? Der den Erdboden
zur Wüste machte und die Städte darin zerbrach und gab seine Gefangenen nicht los?“
234 ibid S. 6-7
235 ibid S. 8
236 Fix, K., Millionen Menschen müssen sterben! Ein Mahnruf an alle, Karl Fix Verlag Deutsche
Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1955 (7. Auflage 1962)
237 Fix, K., Wie sollen wir dem kommenden Verderben entfliehen? Jeder hat eine Chance …, Karl Fix
Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen, Schorndorf 1962
238 Fix, K., Welt im Verderben, Karl Fix Verlag Deutsche Volksmission entschiedener Christen,
Schorndorf 1967
70
Auch Albert Einstein, der Begründer der Relativitätstheorie und
Nobelpreisträger, wird mit einer Erklärung, die er 1955, kurz vor
seinem Tod unterzeichnet hatte, so von Fix zitiert:
Für den Fall einer massenhaften Verwendung von Hydrogenwaffen ist mit dem plötzlichen Tod eines kleinen Teils
der Menschheit und mit qualvollen Krankheiten und
schließlichem Absterben aller Lebewesen zu rechnen.239
In Chemiker Otto Hahn (1879-1968), der 1944 mit dem Nobelpreis
(Atomspaltung) ausgezeichnet wurde, sowie in dem Physiker
Max Born (1882-1970), der entscheidenden Anteil an der Entwicklung der modernen Quantentheorie hatte (Nobelpreis 1954),
sieht Fix weitere Warner vor der bevorstehenden Katastrophe.240
Das Wettrüsten versteht Fix als „Programm des Teufels und
der Hölle: Die Vernichtung aller und von allem.“241 Fix ist sich bewusst, dass er, so wie Robert Oppenheimer (1904-1967), ein unbequemer Mahner ist. Er zitiert diesen Pionier der Atombombenentwicklung mit seinem weit beachteten Warnruf Atombomben
und amerikanische Politik:
Wir können einen Zustand der Dinge voraussagen, in dem
zwei Großmächte in der Lage sein werden, das Ende der
Zivilisation herbeizuführen, freilich bei dem Risiko auch
der eigenen Vernichtung.242
Der Feststellung Churchills in seiner Unterhausrede vom
1.03.1955, „dass der künftige Friede die Tochter der Furcht ist“
und es im Zeitalter der Wasserstoffbombe nur die Verteidigung
durch Abschreckung gebe, entgegnet Fix:
Wir als Christen glauben nicht, dass diese Theorie richtig
ist. In unserer Bibel steht: „Was der Gottlose befürchtet, das
wird ihm widerfahren“ und: „Wenn sie sagen Friede,
Friede, wird sie das Verderben plötzlich überfallen.“243
239
240
241
242
243
Fix, K., Millionen Menschen müssen sterben! op. cit. S. 6
ibid S. 7
ibid S. 8
ibid S. 10
ibid S. 13
71
Die Drohungen des nach dem Sturz von Malenkow (1955)244
erstarkten Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow, der 1960
in einer dreieinhalbstündigen Marathonrede vor 1300 Delegierten des Obersten Sowjets erklärte, dass Moskau einen potentiellen Angreifer mit seinem ganzen Land und den Ländern seiner
Verbündeten ausradieren könne, kommentierte Fix so:
Hier spielt Herr Chruschtschow vorab eine Gipfelfigur des
kommenden Weltreiches – eben der Endkatastrophen der
Völkerwelt – genau so, wie die Bibelchristen in der Offenbarung des Johannes lesen können. Chruschtschows Rede ist
ein Alarm für die Völkerwelt und vor allem für alle Christen, auf die Zeichen der Zeit zu achten und sie zu prüfen!
Lukas 12:54-57245
Angesichts der Entwicklung der Wasserstoff- und Kobaltbombe
und schließlich der bakteriologischen und psycho-chemischen
Kampfmittel sieht Fix als „einziges Heilmittel die geistige
Wiedergeburt der Menschheit, im Eingehen auf den Heilsplan
Gottes durch den Glauben an die vollbrachte Erlösung Jesu
Christi“.246
Hier stimmt Fix bezüglich der Zerrissenheit der Christenheit
Dr. Oswald Smith zu, den er so zitiert:
Unter uns allen gibt es Meinungsverschiedenheiten über
Lehrfragen, aber in einem Stück sollten wir uns immer finden und uns einigen können: In der Verkündigung der
„Frohen Botschaft“. Wenn wir sonst in keinem anderen
Stück übereinstimmen können: um verlorene Männer und
Frauen für unseren Herrn Jesus Christus zu gewinnen,
wenn es sich um die Verkündigung des Evangeliums handelt, dann sollten Pfarrer, Prediger und Laien aller Kirchen
und Benennungen miteinander Hand in Hand arbeiten
können.“247
244 Georgij Malenkow (1902-1988) war seit 1946 Stellvertreter Stalins und nach dessen Ableben
1953 Vorsitzender des ZK der KPDSU
245 Fix, K., Millionen Menschen müssen sterben! op. cit. S. 17
246 ibid S. 24
247 ibid S. 25
72
So wie Joseph von Gott gebraucht wurde, das hereinbrechende
Gericht über Ägypten abzuwenden, sieht Fix „die bibelgläubigen
Christen als Botschafter“ in die Pflicht genommen.248 Er zieht als
Zeugen für seine Aufforderung zu einer neuen Hinwendung zu
Gott folgende Männer heran249: Billy Graham, der am 24.06.1954
bei seinem Besuch in Deutschland feststellt: „Wir sind am Ende
– in der Politik, in der Wissenschaft und mit uns selbst. Gott
allein kann uns helfen“; Harold Talbott, den amerikanischen
Minister für Luftfahrt, der im November 1954 erklärte: „Nur
Gott kann uns helfen“; und US-Präsident D. Eisenhower, der
nach einer Besprechung der Lage nach einem möglichen atomaren Luftangriff gesagt haben soll: „Da hilft nur beten.“
Bei seiner Analyse der „7 Zeitalter“,250 bei der er sich auf
Fünning Das feste prophetische Wort, auf F.P.Keller Das harrt ihrer
und auf Erich Sauer Das Morgenrot der Welterlösung beruft,251
stellt Fix fest, dass „die Siegel- und Posaunengerichte der Offenbarung bereits angelaufen sind“.252 Fix war überzeugt, dass als Ende
des „Kalten Krieges“ ein Atomkrieg unmittelbar bevorsteht253 und
schließt seine aufrüttelnde Schrift mit einem Aufruf an Gottes Volk:
Die kommenden Katastrophen lassen sich ja nicht „wegbeten“, aber es werden, wenn wir mit Gott rechnen und wenn
wir treu unsere Pflicht als Gotteskinder tun, noch viele Menschen gerettet werden können.254
Wenn sich auch die für Fix unmittelbar bevorstehende atomare
Auseinandersetzung glücklicherweise bisher nicht ereignet hat,
so war er doch schon zu einer Zeit ein kühner prophetischer Rufer, als fast ganz Deutschland dem „Führer“ zujubelte und jede
Kritik lebensgefährlich war.
248 ibid S. 38
249 ibid S. 41
250 Abgeleitet ist diese Meinung wohl von Scofield, der in seiner Bibel schrieb: “a dispensation is
a period of time during which man is tested in respect of obedience to some specific revelation
of the will of God (Berkhof, L., Systematic Theology, The Banner of Truth Trust, Edinburgh
1958, S. 290)”
251 Fix, K., Millionen Menschen müssen sterben! op. cit. S. 44
252 ibid S. 60
253 ibid S. 63
254 ibid S. 71
73
4.
Schlussbemerkungen
Plötzlich und unerwartet starb Karl Fix am 19.01.1969 in Leutenbach, nachdem er kurz zuvor mit seiner Ursprungsgemeinde
Berlin deren 35-jähriges Jubiläum gefeiert hatte. Selbst der 1979
verstorbene Kirchenrat Dr. Kurt Hutten, Sektensachverständiger,
langjähriger Leiter der „Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ und erster „Pressepfarrer der württembergischen Landeskirche“, dessen immer wieder aktualisiertes Buch
Seher, Grübler, Enthusiasten inzwischen in der 15.Auflage erschienen ist255 und der in seinen Artikeln des „Evangelischen Gemeindeblattes“ die Volksmission als Pfingstbewegung immer wieder heftig kritisiert hatte,256 musste, was den Verkündigungsstil
von Karl Fix anging, in seinem Materialdienst zugestehen, dass
auch einige Pfarrer diesen äußerst positiv bewerteten:
Nie wirkte er irgendwie weich, sondern immer sehr männlich. – Die Stimme ist klangvoll und gewinnend, nicht exaltiert. Der Mann hat „Distanz zwischen den Schultern“,
spricht gutes Deutsch, ist nicht ohne rhetorische Begabung.
– Seine Verkündigung trägt im guten Sinn das Gepräge der
Heiligungsbewegung eines Stockmayer …257
Die Geschichte der Volksmission, die seit 1988 durch ihre Mitgliedschaft im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) die
Körperschaftsrechte besitzt, ist untrennbar mit dem Wirken von
Karl Fix verbunden. Bis zum letzten Atemzug war er Inspirator
und Motor dieses heute ca. 60 Gemeinden umfassenden Verbandes und gab ihm eine gesunde theologische Prägung. Seine Fürsorge für ältere und pflegebedürftige Senioren führte dazu, dass
unter seiner Regie 1962 der Verein „Haus Elim, Alters- und Er255 Hub, D., Sektenexperte und Vorkämpfer evangelistischer Publizistik. Zum 100. Geburtstag von
Kurt Hutten, dem einstigen Schriftleiter des Gemeindeblattes, Evangelisches Gemeindeblatt für
Württemberg, Nr. 9, 2001, S. 10
256 Fix, K., Der Fromme-Leute Schreck: Die Pfingstbewegung, Der Volksmissionar, Nr. 20, 1951, S. 2
257 Sommer, G., Die Sammlung deutscher freikirchlicher Pfingstgemeinden in der Zeit des Wiederaufbaus 1945-1955 zur Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (ACD) –
Entwicklung und Selbstverständnis, unveröffentlichte Licentiate Thesis für die Evangelisch
Theologische Fakultät der FTA, Giessen, August 1999, S. 132
74
holungsheim Leutenbach“ gegründet wurde, welcher heute zwei
Alten- und Pflegeheime unterhält.258 Seinem außenmissionarischen
Blick ist es zuzurechnen, dass die Volksmission nach dem Zweiten Weltkrieg als erste Pfingstgemeinde in Deutschland mit Heinz
Battermann im Jahre 1956 einen Missionar nach Kenia, Ostafrika,
aussenden konnte.259
Möge sein unerschütterlicher Glaube und hingegebenes Leben die
nachfolgende Generation zum vorbehaltlosen Einsatz für ihren
Herrn Jesus Christus anspornen.
1957 Brüderfreizeit, Karl Fix in der Mitte
258 Ros H. und Kaupp G. (eds), Missionarisch in die Zukunft op. cit. S. 29
259 ibid S. 134
75
1952 Abschied beim Jugendtag in Esslingen a.N.
Versammlung im Christophorus-Zelt
76
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82
Briefe von und an Karl Fix
83
84
85
Karl Keck
Von Dieter zum Felde
86
Vorwort von Gottlob Ling
Karl Keck, der Leiter ohne Terminkalender!
Gott hat für jede Zeit und in jeder Generation seine spezifischen
Leute, die er dann auf seine Weise gebraucht.
Mose wuchs im Hause des Pharao auf und wurde dort ausgebildet, König David war in seiner Jugendzeit ein einfacher Hirtenjunge; Petrus und fast alle Jünger waren Fischer und einfache
Handwerker, Paulus dagegen ein Pharisäer der strengsten Sekte
und hoch gebildet. Karl Fix war ein Volksredner, der große Versammlungen liebte, Karl Keck dagegen roch geradezu die verborgenen, kleinen Anfänge und half Einzelpersonen, dass zunächst
Hauskreise und dann Versammlungen zustande kamen.
Karl Keck bekam seine Weisungen meistens gegen 4.00 Uhr
morgens im Gebet und im persönlichen Umgang mit Gott. Beim
Aufstehen hieß es dann: heute fahren wir nach Bayern, oder in
den Schwarzwald oder auf die Schwäbische Alb. Überall gab es
kleine und bescheidene Stützpunkte. Nicht selten wurde ihm bei
seiner Ankunft versichert: „Gut, dass du gekommen bist. Wir
brauchen deine Hilfe“. Ich weiß es deshalb, weil ich ihn auf diesen Reisen in der Regel chauffierte.
Diese Zeit kam mir für meinen späteren Dienst sehr zugute.
Mit Karl Keck konnte ich über alles sprechen. Zuweilen hat er
mich schroff zurechtgewiesen und gleichzeitig war er doch stolz
auf meine Schlagfertigkeit. Ich denke, dass er auch von mir manches gelernt hat.
Sein plötzlicher Tod war ein schrecklicher Einschnitt in
mein Leben. Es war fast so, wie wenn ein Adler sein Junges aus
dem Nest wirft. Für mich und meine Brüder und späteren Kollegen wie Ernst Göhner, Albert Bühler und Dieter zum Felde folgte
eine echte Bewährungsphase, die eine notwendige Voraussetzung
für die große Verantwortung schuf, die sich anbahnte, das Werk
der Volksmission nicht nur fortzuführen, sondern auch in größere
Zusammenhänge zu bringen, wie dies durch den Beitritt in den
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) einige Jahre nach
dem Heimgang von Missionar Oskar Siering geschehen ist.
Karl Keck war besonders der jüngeren Generation ein gütiger
Vater in Christo, älteren Brüdern gegenüber konnte er unerbittlich sein. Auch Karl Fix hat er die Stirn geboten, was ich einmal
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zu meinem Erstaunen miterlebte. Geistgeleitet konnte er sagen:
„Umwickle dein Schwert nicht mit Lappen der Menschengefälligkeit.“ Das machte ihn gütig und gerecht zugleich. Von langen Terminkalendern wollte er nichts wissen.
Ich freue mich, dass mein lieber Freund Dieter zum Felde
einige Anekdoten aus seinem Leben für uns festgehalten hat.
Möge sie der Herr für uns zum geistlichen Gewinn werden lassen.
Gottlob Ling, Vorstandsvorsitzender i.R.
Volksmission entschiedener Christen, Sitz Stuttgart
Missionar Karl Keck – ein Vater in Christo
1. Zur Einführung
Missionar Karl Keck war ein Original, das man nicht nachahmen
kann.In großer Treue und unermüdlicher Tätigkeit diente er Gott
in seinem Leben. Die letzten 12 Jahre innerhalb der Volksmission
können als die „Hochzeit“ seiner Laufbahn bezeichnet werden.
Für seinen himmlischen Herrn hat er Jahrzehnte lang gekämpft, gearbeitet und gelitten. Unerschrocken bezeugte er Jesus
Christus auch an schwierigen Plätzen, wo man ihm drohte, auflauerte und ihn schlug. Hierüber sprach er nicht. Er segnete seine
Feinde.
Karl Keck, ein Vater in Christo, der für viele Zeit hatte, jedes
Anliegen geduldig anhörte und unsagbar viel Kleinarbeit tat. Sein
Rat war oft nicht leicht, aber weise und heilsam. Er konnte warten, doch auch überraschend schnell reagieren und handeln. Jede
Altersgruppe war ihm gleichermaßen wichtig.
Er strahlte Güte und Liebe aus, ging jedoch gegen Sünde und
Ungerechtigkeit hart vor. Er betete viel und schlief wenig. Manche
Nacht verbrachte er in Fürbitte. Karl Kecks Leben und Wirken
war eingebettet in ein wunderbar klares, herzliches Verhältnis
zum Herrn. Seine Botschaft lautete: „Jesus rettet, Jesus heilt, Jesus
tauft mit dem Heiligen Geist und Jesus kommt wieder.“ Der Herr
bestätigte den Dienst von Karl Keck durch mitfolgende Zeichen.
In seinem Nachruf am Grab von Karl Keck fasste Karl Fix zusammen: „Wir verlieren einen Ältesten, wie wir ihn vielleicht nur
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einmal haben konnten. Wir verlieren einen treuen Vater in Christo,
einen lieben Freund und einen treuen Fürbitter.“
Diese kurze Biographie möchte dazu dienen, Karl Keck denen,
die ihn kannten, in Erinnerung zu halten und den nächsten Generationen sowie allen Lesern ein Ansporn zu sein, seinem Glauben
nachzufolgen.
Was wir erlebt haben und zusammenstellen konnten, legen
wir in des Lesers Hände, mit der Bitte um einen Segen, wie ihn
Bruder Karl Keck sicher auch gewünscht hätte.
2. Vom Segen der Vorfahren
und seine Ausbildung
Von der Zuffenhäuser Hohensteinschule her schallte einladender
Gesang. Wir betraten etwas verspätet den Saal. Von uns nahm
kaum jemand Kenntnis. Eine gut besuchte Versammlung war mit
Gesang und Liederbüchern beschäftigt. Nur der untersetzt wirkende Leiter im dunklen Anzug am Rednerpult, mit der kurz geschnittenen Frisur und dem Oberlippenbart winkte uns mit einem herzlichen Lächeln ein Willkommen zu – und sang weiter. Er liebte
die Heilslieder. Da trat der Chorleiter an ihn heran und sagte:
„Bruder Keck, du singst ins Mikrophon!“ Sofort nahm Karl Keck
Abstand und bedankte sich; denn er konnte den Ton nicht halten.
Wie dankbar waren wir für Bruder Keck! Er stammte aus
dem Schwarzwald und wurde am 7.09.1892 in Unteriflingen,
Kreis Freudenstadt, geboren. Sein Vater, Johannes Keck, war Landwirt und Bürgermeister vom Ort. Die Mutter, Christine, geb.
Link, stammte aus Dürrenmettstetten und hatte 12 Kinder. 8
Buben und 4 Mädchen.
Die Mutter war eine gläubige Frau. Sie besuchte die Süddeutsche Vereinigung in Unteriflingen. Ebenso die Großmutter
Barbara, die oft kniend mit den Enkeln betete. Ähnlich wie einst
Timotheus, kam Karl Keck durch diese Vorbilder zum Glauben
und besuchte gern die Gottesdienste der „Stundenleute.“
Nach seiner Schulzeit absolvierte er in Basel bei einem gläubigen Bäckermeister die Lehre zum Bäcker. Während dieser Ausbildung übergab Karl Keck sein Leben bewusst Jesus Christus
und empfand den Ruf zum hauptamtlichen Missionsdienst.
Nach den Wanderjahren besuchte Karl Keck die Missions- und
Bibelschule der Liebenzeller Mission, deren Gründer und Leiter
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Heinrich Coerper war. In ihm fand der junge Mann einen Vater
in Christo und einen Freund, der offen für geistliche Wirkungen
war und den Dienst von Karl Keck durch sein Vorbild mit prägte.
Sicher lernte der Bibelschüler hier, wie sich ein Glaubensvater zu
benehmen hat und was man von ihm erwartet, nämlich, dass aus
ihm die Weisheit des Ewigen wider leuchtet, die Milde, die Güte,
das Verstehen und das allzeit hilfsbereit sein. Von Pastor Coerper
erzählte Bruder Keck manches Mal. Er wäre gern in die
Außenmission gegangen, hieß doch das Werk „Liebenzeller
Mission im Verband der China-Inland-Mission“. Doch sein Vater
ließ es nicht zu.
So wirkte Karl Keck im Inland als Liebenzeller Prediger und
begann 1930 eine neue Aufgabe als Stadtmissionar in Nördlingen.
In Bayern gewann er viele Freunde, gründete einige Hauskreise
und Versammlungen u.a. in Nördlingen, Wassertrüdingen, Dentlein-Kaierberg, die sich später mit ihm der Volksmission anschlossen. Manche Leute bekehrten sich in seinen Evangelisationen, unter ihnen 1940 Rudolf Nanz.
Karl Keck blieb mit seinen leiblichen Geschwistern eng verbunden. Er schrieb ihnen und besuchte sie. Wenn er nach Unteriflingen zur Barbara oder in der Erntezeit zu Gustav auf den Lotenberg bei Heiningen kam, griff er gleich zum Werkzeug und arbeitete mit. Er sagte: „Wer bei der Arbeit nichts taugt, taugt auch im
Reich Gottes nichts.“
3. Dienst in schwerer Zeit
Mit der Politik der Nazis war Karl Keck nicht einverstanden. Sein
Vorsatz blieb die Verkündigung des Reiches Gottes. Hierin scheute
er keine Anstrengung und kein Opfer. Er führte ein Leben der
Entsagung und wusste um seine göttliche Erwählung zu Dienst
und Leiden. Er praktizierte, was er verkündigte. So war er mit
ganzer Hingabe unterwegs. Einiges aus 2. Korinther 11, 26 ff traf
bei ihm zu. Als seine Braut die Verlobung löste, blieb er hinfort
allein, was er jungen Leuten durchweg nicht empfahl. Seine Braut
hatte Kontakt zu einer Gruppe bekommen, welche die Ehelosigkeit lehrte.
Während des Krieges fand sein hauptamtlicher Dienst eine
plötzliche Unterbrechung. Karl Keck wurde „kriegsdienstverpflichtet“ und musste im Kreiskrankenhaus Freudenstadt als
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Pförtner arbeiten. Dadurch ergaben sich für ihn gute Möglichkeiten, abends Stubenversammlungen zu halten. Während dieser
Zeit erlebte er sein persönliches Pfingsten und großartige Führungen Gottes nahmen ihren Lauf.
Eines Tages lud ihn eine Frau an der Krankenhauspforte in
den Hauskreis von Gertrud Zeeb ein. Dorthin ging er häufig und
sprach schon von einer inneren Weisung, dass der Herr ihn in ein
größeres Werk führen werde.
Nach dem Einmarsch der Franzosen wirkte Karl Keck einige
Monate in Wälde, half beim Aufbau des Hauses seiner Schwester
Maria und hielt bei Familie Geiser Versammlungen. Ein Bruder
schrieb aus Wälde: „Seine Predigten haben uns Schulkinder und
Jugendliche sehr angesprochen, so dass wir nicht zum Besuch der
Versammlungen aufgefordert werden brauchen. Bei anderen dagegen wurde uns schrecklich langweilig.“
Paula Gassner bekam von den Alliierten die Genehmigung,
öffentliche Gottesdienste durchzuführen, was sie im Namen der
„Internationalen Volksmission“ in Zuffenhausen in der Hohensteinschule mit Karl Fix begann. Sie hörte einiges über Karl Keck
und traf ihn im Hauskreis in Freudenstadt bei Gertrud Zeeb, wo
sie ihn nach Stuttgart einlud. Auf diese Weise kam er mit den Anfängen der Volksmission und mit Karl Fix in Verbindung. Er sah
sich vom Herrn in die neue Aufgabe gestellt und wurde daher und
auf Grund seines Bekenntnisses zur Pfingstwahrheit von der Liebenzeller Mission durch Pastor Möller entlassen.
Auf Enttäuschungen und Schwierigkeiten reagierte Karl
Keck gern mit dem Vers von Paul Gerhardt: „Mein Herze geht in
Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud’ und
Singen, sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist
mein Herr Jesus Christ, das, was mich singen machet, ist, was im
Himmel ist.“
4. Was „Schwere Zeit“ bedeutet
Einerseits hatte die Not unseres Volkes dem Evangelium Eingang
verschafft, denn es brachen überall geistliche Erweckungen auf.
Andererseits brachte sie den Verkündigern viele Hindernisse.
Der „totale Krieg“ war verloren. Es gab nur wenige Familien, die
nicht Hab’ und Gut, Heim, Heimat oder Angehörige verloren hatten. Viele waren arm geworden. Unzählige hatten dem Tod in die
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Augen gesehen. Mit großer Mühe ging es an den Wiederaufbau.
Zwei junge Brüder trafen sich am Bahnhof Pforzheim.
Bruder Keck hatte sie geschickt. Sie sollten aus einem Erdbunker
einen Versammlungsraum machen. Er meinte, wie ihr das macht,
werdet ihr schon sehen und gab etwas Geld mit.
Die beiden waren behindert: Furunkel, der eine, und hohes
Fieber, der andere. Sie konnten nicht mehr weiter und stellten
ihre „Schottische Karre“, beladen mit Balken und Brettern, an
den Straßenrand und setzten sich auf den Kantstein. – Ein sichtbarer Ausdruck von „schwerer Zeit“! Am Abend war die Erschöpfung derart, dass einer von ihnen das Kopf- mit dem Fußende des Bettes verwechselte und es nicht einmal merkte. Nach
Tagen ging die Meldung an Bruder Keck: „Erdbunker in Pforzheim fertig zum Gottesdienst.“ Es gab Versammlungen wie in den
Katakomben. Das war Gemeinde-Beginn!
Ein gelernter Arbeiter verdiente 94 Pfennige in der Stunde.
Unbezahlte Überstunden hielt man für selbstverständlich. Es war
vorerst nicht möglich, hauptamtlichen Nachwuchs zu versorgen.
Die Verkehrsmittel hießen Straßen- und Eisenbahn. Auf dem
Land: Fuhrwerk und Fahrrad. Schusters Rappen mussten oft herhalten. Als „Vergütung“ für einen Dienst gab es auf dem Land
Naturalien: Einige Eier oder zwei Bratwürste oder ähnliches.
Wenn es Geld war, reichte es gerade für neue Schuhsohlen. Hieraus wird deutlich, mit welchen Hindernissen Bruder Keck es zu
tun hatte, wenn er den vielen Aufgaben nachkommen wollte.
Später wurde es etwas besser, gab es aber noch mehr Arbeit.
Allein schaffte er es nicht mehr. Wenn er einen Bruder zum
Dienst brauchte, rief Bruder Keck in der Bibelschule an: „Was
machst du morgen Abend?“ Oder er ging zu Albert Bühler auf die
Baustelle. Die Bauarbeiter kannten ihn bereits und sagten zu ihrem
Meister: „Dein Prediger steht da unten!“ Als Albert Bühler verunglückte, er war vom Gerüst gestürzt und schwer verletzt, besuchte
ihn Bruder Keck jeden Tag im Krankenhaus und betete mit ihm.
Mehrmals stand für Bruder Keck und seinen Begleiter – er
nahm gern junge Brüder mit sich, bei denen er eine Gabe zum
Dienst erkannte – nur ein Bett zur Verfügung. Vor den Quartiersleuten wusste er humorvoll einen Ausweg: „Ich schlafe im Bett
und er unter dem Bett.“ Für jeden stand dann ein halbes Bett zur
Verfügung.
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In einer bayerischen Stadt bestand im Haus ein Defekt an der
Gasleitung. Die Übernachtungen sind in der Küche, wo zugleich
das „Gastzimmer“ war, nur mit weit geöffneten Fenstern (in der
kalten Jahreszeit!) risikolos gewesen. Das Sofa als Bett während
einer Bibelwoche maß nur 1,20 Meter. Die Beine ab dem Knie
lagen außerhalb. – Die Reihe ließe sich fortsetzen.
5. In der Volksmission
Der Schwerpunkt von Karl Keck war der geistliche, prophetische
Dienst. Unzählige hörten ihn gern, wenn auch manche, die kein
gutes Gewissen hatten, sich lieber nicht zu weit nach vorn setzten. Seine Verkündigung war klar, treffend, biblisch fundiert und
originell. Mit einer hervorragenden Bibelkenntnis erbaute er seine
Hörer. So konnte er auch ein Mann des Ausgleichs sein.
Wenn es allerlei Ansichten und Meinungen gesetzlicher und
auch sehr freier Art gab, musste und konnte er ausgleichen. Wer
meint, die Anfangsjahre der Volksmission wären nur himmlisch
gewesen, hat entweder ein schlechtes Gedächtnis oder lebt in
Wunschgebilden. Die Gefahren von Spaltungen wegen verschiedener Lehrfragen wie Kopfbedeckungen, Fußwaschung, Frisuren,
Kleidung, Mitgliedschaft, enthusiastischer oder stiller Versammlungsabläufe etc. standen oft vor der Tür. Probleme gab es schon
immer. Bruder Keck konnte hier oft in Liebe und auch in Strenge
ausgleichen, wobei er weise Antworten und gute Lösungen parat
hatte.
Das betraf ebenso seine umfangreiche Korrespondenz. Er erhielt viele Briefe verschiedenen Inhalts. Es war ihm ein Anliegen,
möglichst schnell zu antworten. So traf er sich häufig mit einem
jungen Bruder, der eine Reiseschreibmaschine mitbrachte, und
diktierte stundenlang direkt und flüssig in die Maschine. Vorher
zog er den mit Gummiband zusammengehaltenen Stoß Briefe und
Postkarten von 20 bis 30 cm Höhe aus seinem Koffer. An einem
Nachmittag nahm der Stoß etwa 5 cm ab (von oben, wo die ältesten Eingänge lagen, neue fügte er unten an). Sein erstaunliches
Gedächtnis über die Inhalte der Briefe ist erwähnenswert.
Bei der Erledigung der Post gab es nur einmal einen Zwischenfall:
Bruder Keck war sehr müde. Er diktierte im Liegen vom Sofa aus
und schlief dabei ein. Der Schreiber merkte es und sagte: „Ich bin
soweit.“ Bruder Keck fragte: „Was hasch geschrieben?“ Der
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Schreiber las vor – und wieder war es still. Nach dreifacher Wiederholung ging der Schreiber leise zu den Hausleuten hinaus und
erzählte ihnen den Vorfall. Alle lachten und schon stand Bruder
Keck da und sagte: „Du bist mir ein Schöner, läufst einfach davon!“ Der junge Bruder erzählte den Vorgang, worauf Bruder
Keck lachend meinte: „Jetzt wird aber geschrieben.“ Er schlief
nicht mehr ein.
Bei der Einheitskonferenz der „Freien Pfingstgemeinden in
Deutschland“ vertrat Karl Keck die Volksmission vom 21.-23.09.
1948 in Hamburg. Es war die zweite Konferenz und führte zur
Gründung der späteren ACD. Karl Keck liebte brüderliche Verbindungen, was auch in der Bachstraße in Hamburg deutlich
wurde. Er half hier sehr aktiv, Weichen für die Zukunft zu stellen. Sein Motiv war: „Altes und Neues“!
Bruder Keck predigte nicht nur, er machte außerdem unermüdlich Hausbesuche bei Geschwistern, Einsamen, Kranken und
Ungläubigen. Plötzlich und unerwartet stand er vor der Tür und
zeigte mit Erfolg sein Hirtenherz.
Das Werk breitete sich aus und es erstanden nach und nach
Chöre, die weitere Mitarbeiter benötigten. Bruder Keck setzte sie
gern ein. Die längeren Dienste wie Evangelisationen, Bibelwochen
und Rundreisen durch ein Gebiet konnten nur von hauptamtlichen Leuten versehen werden. Mit ihnen kam Bruder Keck etwa
alle zwei Monate zusammen: Christian Gross, Heinrich Wolf,
Bruder Schulz (Rentner aus Plochingen), Käthe Keppler (ehemalige Liebenzeller Schwester), Marie Luise Linse (ehemals Liebenzeller Chinamissionarin) und ein junger Bruder als Anfänger.
Bruder Keck stellte die Frage: „Wer geht nächste Woche nach
Bayern?“ Fast alle waren anderweitig festgelegt, bis auf eine
Schwester, die in Hemmingen wohnte. Sie meinte, dass sie in
Bayern Hemmungen hätte. Bruder Keck etwas lieb-energisch:
„Das ist doch klar, dass man in Hemmingen Hemmungen hat – du
gehst also nach Bayern!“ Wie er am Schluss der Dienstbesprechung für die Mitarbeiter betete, machte auf den einzig aus diesem
Kreis heute noch Lebenden einen tiefen Eindruck.
Für die Gründung einer Außenmission brachte Bruder Keck
wohl schon von seiner Ausbildungszeit einen klaren Blick und
festen Wunsch mit. Er holte 1951 die Chinamissionare Oskar und
Martha Siering von Velbert nach Stuttgart. Eines Tages gab er
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ihnen die väterliche Anweisung: Sorgt ihr, die ihr Missionare
gewesen seid dafür, dass die Volksmission eine Außenmission
bekommt. 1956 war es soweit. Der erste Missionar Heinz
Battermann – zugleich der erste Missionar der deutschen Pfingstbewegung nach dem Krieg – wurde nach Kenia ausgesandt. Bruder Keck ließ es sich nicht nehmen, mit jungen Brüdern nach
Neapel zu fahren, um Heinz Battermann dort im Hafen zu verabschieden. Im gleichen Jahr begann der Bau der Zentrale in der
Güglinger Straße 4.
Seit 18. August 1951, dem Tag der Eintragung des Vereins
„Volksmission entschiedener Christen“ war Karl Keck Vorstandsvorsitzender und Karl Fix dessen Stellvertreter geworden. Paula
Gassner gab den Namen „Internationale Volksmission“ und Karl
Fix den Namen „Deutsche Volksmission“ auf. Die Geschäftsstelle
lag in Stuttgart-Uhlbach, Uhlbacherstraße 203 im Hause Ortlieb,
wohin Geschwister Siering zogen.
Die „Troika“ – Karl Fix, Paula Gassner, Karl Keck – arbeitete
erfolgreich zusammen, was bei den unterschiedlichen und starken
Persönlichkeiten nicht immer leicht ging. Karl Keck glich auch hier
aus, bis die schmerzliche Trennung unaufhaltbar wurde. Paula
Gassner gründete die „Biblische Glaubensgemeinde“. In die entstandene Lücke stellte sich im gleichen Jahr 1951 Oskar Siering,
der es verstand, sich in der neuen „Troika“ gut einzuordnen.
6. Vorbild und Vollmacht
Karl Keck besaß eine ausgeprägte Gabe der Geisterunterscheidung. Oft sagte er den Leuten ihr Fehlverhalten auf den Kopf zu.
Dadurch war er in der Lage, eine gute seelsorgerliche Arbeit zu
leisten. In seiner Predigt hielt er plötzlich inne, blickte in eine
Richtung und sagte dahin zeigend: „Hier ist jemand, der Streit
mit seinem Nachbarn hat. Versöhne dich mit ihm!“ Obwohl er
davon keine Ahnung hatte, bekam er vom Geiste Gottes derartige
Einblicke geschenkt. Es stimmte genau, weshalb manche meinten, man habe ihn vorher informiert.
Bruder Keck hatte gute Fähigkeiten zu evangelisieren, ohne
ein ausgesprochener Evangelist zu sein. In einem Dorf sprach er
eine Woche lang im Saal der Gaststätte. Es gab noch keine Gemeinde im Ort. Im Saal drängten sich etwa 200 Personen. Karl
Keck kam richtig „in Fahrt“, zeigte das laue Christentum auf und
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nannte viele vorhandene Sünden beim Namen. Am Wochenende
gab es einen Durchbruch. Leute drängten sich nach vorn und
taten weinend Buße. Es waren wenige, denen nicht Tränen über
die Wangen liefen. Der Schmied bat die Anwesenden um Verzeihung, weil er zu hohe Rechnungsbeträge gefordert hatte. Ergreifend! Es war Freude im Himmel.
An einem Ort fand nachts eine Gebetsgemeinschaft statt.
Bruder Keck gab die Anweisung, kurz und lieber mehrmals zu
beten, weil lange Gebete die Zuhörenden ermüden. Um 24 Uhr
gab es ein großes Spektakel. Alle Kühe im Stall tobten. Die Bauersleute rannten zum Stall. Aber Bruder Keck erkannte die Situation,
gebot dem Feind – und augenblicklich war er still.
In Echterdingen evangelisierte Bruder Keck. Der Chorleiter
reiste mit der Straßen- und Filderbahn an. Wo er einstieg, stieg
seine spätere Frau aus. Sie wusste noch nichts von seiner Zuneigung. Doch er war über die kurze, unerwartete Begegnung hoch
erfreut und betrat in dieser Freude die Stube, in der Bruder Keck
saß. Da sieht er den jungen Mann an und sagt laut: „Nur nicht
immer ans Heiraten denken! Jetzt wird erst für den Herrn gearbeitet!“ Der Chorleiter antwortetete: „Aber Bruder Keck, jetzt
sagen wir erst ‚guten Abend’.“ Jener lachte sofort und begrüßte
ihn väterlich. Der junge Bruder praktizierte den Rat, dass der
Herr und sein Werk Vorrang haben – und wurde sehr glücklich.
Karl Keck machte jungen Männern Mut, für die passende
Frau im Leben zu beten. Erst kürzlich bei einem Treffen überlegten wir und kamen zu dem Ergebnis: Es war uns keine der damals
geschlossenen vielen Ehen innerhalb der Volksmission bekannt,
die gescheitert wäre. Zahlreiche Kinder dieser Ehen führen heute
des Herrn Werk im In- und Ausland fort. Eine Frucht der Väter
in Christo, die Gottes Wort lebten. Zu ihnen gehörte Karl Keck.
Gemeindebau, Hauskreise, Bibelwochen, Evangelisationen –
waren immer Bruder Kecks Themen. So prägte er auch die jüngeren Brüder. Er appellierte zugleich an die Treue und Hingabe
der nächsten Generation: „Denn in wenigen Jahren tragt ihr die
Verantwortung!“
6. Unter jungen Leuten
fühlte sich Bruder Karl Keck wohl. Er war ein Vater in Christo
für Jung und Alt und besaß ein Herz für junge Brüder. Er förder96
te sie ohne sie zu verwöhnen. Reisen mit ihm waren eine praktische Bibelschule; lehrreich, abhärtend, Mut machend. Es konnte
vorkommen, dass er seine Predigt abbrach und zu dem jungen Begleiter sagte: „Jetzt machst du weiter!“
Gern ließ er sich sogar von jungen Brüdern etwas sagen.
Plötzlich fragte er einen: „Was machst du, wenn wir beide Streit
bekommen?“ Der „Geprüfte“ überlegte kurz und antwortete: „Das
stelle ich mir so vor: Du bist der Gescheitere und der Gescheitere
gibt nach.“ – Eine Antwort, wie sie Bruder Keck liebte.
Albert Bühler und Dieter zum Felde kamen durch ihn in den
Predigtdienst. Hans Kirschner sen., Gottlob Ling, Ernst Göhner
und Heinz Battermann verdanken es ihm, dass sie als die ersten
Brüder der Volksmission auf die Bibelschule gehen konnten.
Die jungen Leute beteiligte Bruder Keck gern am Gottesdienst. Er ließ den Chor mehrmals singen und die Jugend die
Einzelgebete übernehmen. In manchen Versammlungen erbat er
Zeugnisse. Es kam vor, dass jemand im Eifer zu lange sprach, was
Bruder Keck von seinem Platz aus mit einem merklichen Ziehen
am Jackett des Betreffenden beendete. Wenn derjenige trotzdem
weitermachte, folgte ein doppeltes, stärkeres Ziehen, was bestimmt zum Schluss führte. Der Vorteil dieser Taktik: Die Versammlung merkte nichts von den Signalen und erfuhr mehr Würze, die in der Kürze liegt.
Karl Keck und seine „Jungs“
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Bruder Keck drängte es, an Orten im Umkreis einer Gemeinde
Versammlungen oder Evangelisationen zu halten. Er suchte dafür
Helfer. Wenn die jungen Männer zögerten, erfolgten Sprüche, von
denen Bruder Keck oft Gebrauch machte: „Dann liegst halt ins
Bett.“ Oder: „Lass dich in einen Glasschrank einschließen.“ Es
zeigte sich immer wieder: Er war humorvoll, direkt, treffend, ernst
Karl Keck und Chor
1955 Jugendtreffen in Schorndorf, in der Mitte Karl Keck
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und streng in seinen Äußerungen, sowohl im persönlichen Umgang, als auch in den Versammlungen.
Mancher Ausspruch ist den damals jungen Leuten heute
noch in Erinnerung:
„Der Geiz gibt nichts und der Hochmut nimmt nichts.“
„Der Schwatzgeist vertreibt den Heiligen Geist.“
„Manche tragen einen siebenfachen Gerechtigkeitskittel.“
„Loben und Danken vertreibt den Teufel.“
„Gestern ist vorbei, heute hilft der Herr und morgen ist
noch nicht da.“
Bei seinen vielen Reisen ergab sich für Bruder Keck ab und zu
eine Mitfahrgelegenheit. Da scheute er sich nicht, bei einem jungen Bruder auf das Motorrad zu sitzen. Einmal war er unterwegs
mit einem jungen Mann, der einen kleinen Lastwagen fuhr. Da
gab es eine Reifenpanne. Während des Radwechsels sagte Bruder
Keck mehrmals im Blick auf den Zeitverlust, die Mühe und die
schmutzigen Hände: „Das Autofahren hat auch seine Vor- und
Nachteile!“
Als junger Praktikant besaß Gottlob Ling als erster ein Auto.
Er war damit mehr Chauffeur von Bruder Keck als Praktikant
einer Gemeinde. Doch diese Zeit kam Bruder Ling in seiner weiteren Laufbahn sehr zugut.
Anfang der fünfziger Jahre fuhren zwei junge Brüder per
Fahrrad nach Unteriflingen. Bruder Keck sollte dort sein. Sie fanden ihn aber nicht. Am Ortsende begegnete ihnen ein Ochsengespann, das Mist transportierte. Sie wollten den Kutscher, der
auf dem Bock saß, nach Karl Keck fragen, als jener das unverkennbare herzliche Lächeln zeigte. Es war tatsächlich der Gesuchte, den sie unrasiert und in der Arbeitskleidung mit dem
alten Hut nicht erkannt hatten. Sofort ließ er das Gespann zum
Anwesen seiner Schwester Barbara fahren und sagte: „Ihr seid
sicher hungrig, kommt herein zum Vesper.“ Er bewirtete mit
Brot, Rauchfleisch und Milch. Dazu gab es an jenem Morgen
eine kostbare Gemeinschaft. Das war Bruder Keck unter jungen
Leuten. Wir waren ihm so wichtig, dass er seine Dinge zurückstellte.
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7. Abschied und Nachruf
Kurz vor seinem Schlaganfall besuchte Bruder Keck eine Gemeinde und wünschte sich dort das Lied:
„Wenn wir vollendet am Throne Gottes steh’n,
alle gewaschen in Jesu Blut uns seh’n,
alle gekleidet in Seide, weiß und rein;
o, wie wird uns dann sein!
Herrlich verklärt, halleluja, auf ewig daheim.“
Bald darauf hielt er im März 1957 eine Evangelisation in Tailfingen-Truchtelfingen, heute ein Stadtteil von Albstadt. Am
13.03.1957, dem letzten Tag seines Dienstes, ereilte ihn am Schluss
der Verkündigung ein Schlaganfall. Er war bewusstlos und kam
ins Krankenhaus. Die Brüder Reinhard Beck und Walter Leibfritz
nahmen sich seiner an. Nach einigen Tagen wurde er in das Kreiskrankenhaus Freudenstadt verlegt. Bruder Keck war bei sich und
konnte wieder etwas sprechen, sollte sich aber nicht mehr erholen. Am 21. März 1957 war er um 17.00 Uhr auf ewig daheim.
Der für den Herrn Jesus ständig Reisende hatte das Ziel erreicht.
Am 24. März 1957 traf sich eine große Trauergemeinde in
dem lieblichen Schwarzwaldort Unteriflingen. Die Straße hinunter stand Autobus an Autobus, fünf allein von Stuttgart.
Bruder Karl Fix hielt die Predigt am offenen Grab und sagte
u.a.:
„Genau vier Wochen vor seinem Heimgang war Bruder Karl
Keck mit der Leitende und Redende, als wir das Richtfest unseres
werdenden Missionsheims in Stuttgart-Zuffenhausen feierten.
Und nun, da er abberufen ist, ist es mir, als wollte er sagen: Der
Rohbau ist nun fertig. Da habe ich als erster mitgetragen, mitgebetet, mitgezogen. Und jetzt, liebe Brüder und Schwestern, seht
zu, wie ihr weiterbaut. Seht zu, dass ihr das Werk Gottes vollendet, das wir in aller Schwachheit beginnen und fördern durften.“
Karl Fix beschloss seinen Nachruf: „So ist uns dieser Heimgang eine Mahnung zum Weiterwirken. Lasst uns auch Frucht
bringen für die Ewigkeit. Es wird gesät in Schwachheit, mit vielen Fehlern und vielen Mängeln, aber es wird auferstehen in
Kraft und Herrlichkeit, so wahr unser Herr Jesus lebt!“
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