SON-R 6-40 - WueCampus2

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SON-R 6-40 - WueCampus2
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Philosophische Fakultät II
Lehrstuhl für Sonderpädagogik I
Seminar: Die Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Dozent: Dr. Edwin Ullmann
Tutor: Traugott Böttinger
Referent(inn)en: Julia Belm, Philipp Eckstein
Wintersemester 2012/13
10. Dezember 2012
SON-R 6-40
Non-verbaler Intelligenztest
1
Allgemeine Hinweise
1.1
Geschichtliches
Der erste Test aus der SON-Reihe wurde im Jahre 1943 von der niederländischen Psychologin
und Wissenschaftlerin Nan Snijders-OOmen veröffentlicht. Ursprünglich wurde er zur Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit gehörloser Kinder entwickelt. (vgl. Tellegen/ Laros/Petermann 2012, 11ff.)
1.2
Zielgruppe heute
Geeignet für Kinder und Erwachsene

mit Problemen und Behinderungen im
Bereich der Sprachentwicklung und verbalen Kommunikation
 mit Sprach- und Sprechstörungen, für
schwerhörige oder gehörlose, stark gehemmte oder mutistische Kinder und
Erwachsene, sowie Kinder mit Verdacht
auf autistisches Verhalten
 mit fremd- oder zweitsprachigem Hintergrund (Migration)
 mit Verdacht auf Behinderung, Entwicklungsrückstand und/oder Intelligenzminderung
(vgl. ebd.,11ff.)
1.3
Nichtgeeignet für Kinder und Erwachsene



mit visuellen Wahrnehmungsproblemen
und schwerwiegenden Sehschwierigkeiten
mit ausgeprägten motorischen Schwierigkeiten
mit massiven Verhaltensstörungen
Warum sprachfreie Intelligenzdiagnostik?
Da Personen mit umschriebenen sprachlichen Defiziten oft allgemein entwicklungsverzögert
wirken, ohne dass tatsächlich eine Intelligenzminderung vorliegt. (vgl. ebd.,12)
1.4
Konstruktion
Um die Kulturabhängigkeit der Items so gering wie möglich zu halten, wurden bei mehreren
tausend Schülern in den Niederlanden sowie in Asien, Afrika und Südamerika verschiedene
Fassungen des Tests durchgeführt. (vgl. ebd.,16f.)
1
1.5
Eigenschaften des Tests

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



1.6
Bandbreite des SON-IQ reicht von 55 bis 145
Das Intelligenzmaß wird mit einer Gruppe Gleichaltriger verglichen
Der SON 6-40 kann vollständig auf Sprache verzichten und wird somit weniger als
bei verbalen Verfahren durch soziokulturelle Faktoren beeinflusst
Die Instruktionen können sowohl verbal als auch nonverbal gegeben werden
Feedback: Die Testperson erhält nach jeder gelösten Aufgabe eine Rückmeldung
Referenzalter: Chronologisches Alter und ‘Entwicklungsalter‘ können gegenüber gestellt werden
Differenzierungsvermögen: Vor allem für das niedrigere Leistungsniveau stehen viele
Items zur Verfügung um hier eine bessere Differenzierung zu ermöglichen
Durchführungszeit ca. 60 min (vgl. ebd.,18ff.)
Intelligenzmodell
Die Tests werden in die Zwei-Faktoren-Theorie von CATTEL (1971) eingeordnet. In den
Untertests wird überwiegend der Faktor der „fluiden Intelligenz“ erfasst.
 Annahme, dass die fluide Intelligenz von Geburt an weitestgehend angelegt und von
kulturellen und gesellschaftlichen Einflüssen unabhängig ist. (vgl. ebd.,13)
1.7
Warum bis 40 Jahre?


2
Normierung des SON-R 6-40
2.1
Planung und Durchführung der deutschen Normierung




2.2
Entwickler gingen davon aus, dass der Bedarf für die Durchführung eines Intelligenztests bei älteren Personen nicht so groß sein dürfte
Aber auch: Im hohen Alter lässt sich ein genereller Abbau der fluiden Intelligenzleistung beobachten (vgl. ebd.,15)
Grundlage der Normberechnung bilden 17 Altersgruppen (aufsteigend von 6;0 bis
40;0 Jahren)
Alter und Geschlecht der Einzelgruppen sind möglichst homogen gehalten
Kinder und Erwachsene kommen aus sämtlichen Bundesländern Deutschlands (Würzburg war ein Hauptstandort für die Testungen)
Es wurde zwischen städtischen, kleinstädtischen und ländlichen Gebieten unterschieden (vgl. ebd.,30f.)
Zusammensetzung der deutschen Normierungsstichprobe
Die Normierungsstichprobe wurde anhand folgender Kriterien erstellt:
 Demographie
 Alter und Geschlecht
 Migrationshintergrund (2011 etwa 9,5 % Menschen mit Migrationshintergrund in
Deutschland)
2


2.3
Normierungsmodell und Standardwerte



3
Der SON-IQ basiert auf der Summe der vier normierten Untertests
Dieser Wert wurde in eine Verteilung mit einem Mittel von 100 und einer Standardabweichung von 15 umgerechnet
Die Bandbreite des SON-IQ beträgt 55 – 145
(vgl. ebd.,38f.)
Durchführung des SON-R 6-40
3.1
Besonderheiten der Durchführung:





3.2
Bildungsspezifischer Aspekt (jeweiliger Schultyp)
Schulisches Bildungsniveau (höchster schulischer Bildungsabschluss der Eltern)
(vgl. ebd.,30f.)
Nonverbale Instruktionen möglich
Geben von Feedback nach jedem Item
Adaptiver Testeinstieg  Konzentration/Motivation bleibt erhalten
Durchführungsdauer ca. 1 Std
Anpassungsmöglichkeiten der Instruktionen bei Testpersonen mit Beeinträchtigungen
(vgl. ebd.,26f.)
Subtests und Aufgabenbeschreibung
Subtest
Analogien
Mosaike
Kategorien
Zeichenmuster
Aufgabenbeschreibung
Abstraktes Denken:
Eine geometrische Figur ändert sich nach einem bestimmten Prinzip. Dieses soll erkannt und bei einer anderen Figur angewendet werden.
 36 Items
Räumliches Vorstellungsvermögen:
Mit roten, weißen und rot-weißen Quadraten sollen verschiedene Muster
in einem Rahmen nachgelegt werden
 26 Items
Abstraktes Denken:
Zwei Bilder sollen drei anderen Bildern so zugeordnet werden, dass sie
eine Gruppe mit einer gemeinsamen Eigenschaft bilden
 36 Items
Räumliches Vorstellungsvermögen:
Das fehlende Teil in einem Muster soll so eingezeichnet werden, dass es
wieder ein vollständiges Muster ergibt
 26 Items
 124 Items gesamt
(vgl. ebd.,23ff.)
3
4
Auswertung und Interpretation

Ökonomische Auswertung.
o Gebrauch des Protokollbogens und der Normtabellen
o Schnellere Auswertung mit Hilfe des Computerprogrammes
 Interpretation des SON-R 6-40
o Test gibt auf verschiedenen Ebenen (Untertests, Gesamtwert) und auf unterschiedliche Art (Referenzalter, Beobachtungen) Auskunft über verschiedene kognitive
Funktionen
o SON-IQ ist stabilster und zuverlässigster Wert des Tests und ist ein guter Indikator
für das Intelligenzniveau
o IQ-Wert nicht als absolut ansehen
(vgl. ebd.,73ff.)
5
Gütekriterien SON-R 6-4

Durchführungsobjektivität durch standardisierte Vorgaben und eindeutige Bewertungskriterien gegeben
 Interpretationsobjektivität durch normierte Wertetabellen gegeben
 Mittlere bis hohe Korrelation mit anderen Intelligenztests (WISC-IV; WIE)
 Eine Retest-Reliabilität ist gegeben. Für alle Altersgruppen beträgt die Korrelation
zwischen .90 und .93.
 Hohe Stabilität des SON-IQ
(vgl. ebd.,41-71)
6
Zusammenfassung
Mit dem SON-R 6-40 ist es möglich, vielfältige Intelligenzfunktionen bei Kindern und Erwachsenen zu untersuchen, ohne von Sprache abhängig zu sein. Durch das ansprechende
Testmaterial, die unterschiedlichen Aufgaben, das Auslassen zu einfacher und zu schwieriger
Aufgaben wird der Test auch für die Untersuchung weniger intelligenter oder schwer testbarer
Kinder und Erwachsener zu einem attraktiven Instrument. (vgl. ebd.,87ff.)
4
7
Fazit
Positiv
 Schnelle und übersichtliche Auswertung
 Modernes, stabiles und handliches Material
 Aktuelle Normen
 Sprachfreie Erfassung der Intelligenz
 Adaptives Verfahren mit Einstiegsund Abbruchregeln
 Intensives Feedback
 Gut verständliches Manual
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Negativ
 Non-verbale Durchführung gewöhnungsbedürftig
 Preis von ca. 2000 €
Quelle
(2012): SON-R 6-40. Non-verbaler Intelligenztest.
I. Technisches Manual. Göttingen. Hogrefe Verlag
T ELLEGEN, P.J., LAROS , J.A., PETERMANN, F.
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