Moodle - Pädagogische Hochschule Karlsruhe

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Moodle - Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Moodle
1 Die Moodle Lernplattform
Moodle
ist
ein
leistungsfähiges,
flexibles
und
einfach
zu
bedienenden
online
Lernmanagementsystems (LMS). Ein Lernmanagementsystem ist ein Werkzeug für die
virtuelle
Organisation
und
Betreuung
des
(webbasierten)
Lernprozesses.
Lernmanagementsysteme sind eine Form von Lernplattformen aber aufgrund deren
Verbreitung werden die Begriffe Lernmanagementsystem und Lernplattform als Synonym
verwendet (Baumgartner, 2002, S. 1). LMS’s bestehen auf folgenden Komponenten:
Präsentation von Inhalten, Werkzeuge für Übungen und Tests, Kommunikations-,
Evaluations- und Administrationswerkzeuge, die es ermöglichen, den Lernprozess zu
organisieren.
Der Name Moodle beduetet “Modular Object-Oriented Dynamic Learning Environment”.
Die Entwicklung von Moodle begann 1999 als Teil der Dissertation 1 von Martin
Dougiamas an der Curtin University of Technology in Bentley (Australien) und wird heute
zusammen mit einer weltweiten, ständig wachsenden und sehr aktiven Community
fortgesetzt.
Moodle ist in PHP programmiert und wird als Open-Source-Software (GPL-Lizenz) zur
kostenfreien Verwendung angeboten. Als Infrastruktur erfordert Moodle die bekannte
WAMP/LAMP-Umgebung (Windows/Linux, Apache, MySQL, PHP).
Seit der Veröffentlichung der ersten Version 1.0 am 20 August 2002 hat das System eine
bemerkenswerte Verbreitung weltweit erfahren. Bis jetzt (Stand Februar 2006) sind
weltweit fast 7000 Serverinstallationen in 142 Ländern beim Entwickler bekannt
(Dougiamas, 2006, S. 1) und diese Zahl steigt ständig 2 . Da eine Registrierung von
Moodle auf der Website in keiner Weise als Voraussetzung für den Betrieb der Software
erforderlich ist, kann von einer noch weit größeren Zahl an aktiven Moodle-Sites
ausgegangen werden. Moodle wird an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe seit SS
2003 eingesetzt.
2 Didaktische Grundlagen
Dougiamas begann mit der Entwicklung von Moodle da er mit dem didaktischen Einatzt
den damals vorhandenen, meist kommerziellen, Lernplattformen nicht zufrieden war.
Dougiamas war zu dieser Zeit Webmaster an der Curtin University of Technology in
Bentley (Australien) und betreute die Lernplattform WebCT der Universität. Er schreibt
auf der Moodle-Website 3 :
1
http://dougiamas.com/thesis/
Entwicklung zu sehen unter http://moodle.org/stats/
3
http://docs.moodle.org/en/Background
2
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„I also know a lot of people in schools and smaller institutions (and some big ones!) who
want to make better use of the internet but didn’t know where to start in the maze of
technologies and pedagogies that are out there. I’ve allways hope there would be a Free
alternative that such people could use to help them move their teaching skills into the
online environment.”
Im 1999 begann er im Rahmen seiner Dissertation an der Curtis Universität mit der
Arbeit an Moodle. Wie Baumgartner feststellt, „Hinter jeder Lernplattform verbirgt sich
ein organisations- und lerntheoretisches Modell und zwar unabhängig davon, ob dies
Entwicklerinnen oder Anwenderinnen bewusst ist oder nicht“ (Baumgartner et al., 2002,
S. 6). Gerade bei Moodle ist die Betonung auf dem zugrunde liegendes Lernmodell sehr
wichtig.
Die
Gestaltung
und
Entwicklung
von
Moodle
ist
von
der
Theorie
des
„social
constructionism pedagogy“ (etwa sozialer Konstruktionismus) geprägt. Auch auf der
Moodle-Website schreibt er weiter:
„My strong beliefs in the unrealised possibilities of Internet-based education led me to
complete a Masters and then a PhD in education, combining my former career in
Computer Science with newly constructed knowedge about the natuure of learning and
collaboration. I n particular, I am particurlarly influenced by the epistemology of social
constructionism – which not only treats learning as a social activity, but focusses
attention on the learning that occurs while actively constructing artifacts (such as texts)
for others to see or use.”
Diese
zugrunde
(constructionism),
liegende
des
Lerntheorie
sozialen
stehen
Konstruktivismus
Konzepte
(social
des
Konstructionismus
constructivism)
und
des
„Verbundener Wissens“ (connected knowing) zugrunde (Dougiamas, EDMEDIA 2003, S.
1).
Der Begriff „constructionism“ wurde von Papert eingeführt (Schulmeister, 2005, S. 79).
Das Konstruktionismus behauptet, dass Lernen besonders effektiv ist, wenn der
Lerninhalt für andere aufbereitet - also aktiv angewandt wird. Dies kann durch einen
gesprochenen Satz oder einen Diskussionsbeitrag, die Erstellung eines Bildes oder einer
Software erfolgen (aktiv wiedergeben statt passiv konsumieren).
Der sozialer Konstruktivismus betont neben dem konstruktivistischen Ansatz, nachdem
Wissen – wie im Kapitel 1 schon erläutert – u.a. durch aktive Interaktion mit der
Umgebung auf der Basis bereits vorhandener Denkstrukturen konstruiert wird, auch
besonders den sozialen Aspekt, nachdem gemeinschaftliches Lehren und Lernen in einem
sozialen und gesellschaftlichen Kontext stattfindet.
Die Idee des „connected knowing“ hebt das Bestehen von zwei verschiedenen Lernarten,
„separate knowing“ und „connected knowing“, hervor. Verbundener Wissender tendieren
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zum gemeinsamen Lernen, sind mehr ansprechend und mehr bereit, auf Ideen der
Anderen aufzubauen. Separater Wissender tendieren seinerseits zu einer kritischen und
argumentative Haltung bei Lernen. Studien haben gezeigt, dass diese zwei Lernarten
voneinander unabhängig sind (Galotti et al., 1999; Galotti et al., 2001). Sie sind
außerdem nur eine Widerspiegelung der Einstellung zum Lernen und kein Indiz für LernLeistungsvermögen oder die intellektuelle Kraft.
Diese theoretischen Grundsätze werden im Moodle einerseits durch die Bereitstellung von
Übungen, Tests und Quizzes, die zu einer individuellen Auseinandersetzung mit den
Lernstoff anregen soll, verwirklicht. Darüber hinaus wird eine Vielzahl an Kollaborationsund Kommunikationswerkzeuge bereitgestellt, die die Zusammenarbeit in der Gruppe
fördern. So können Lernende gemeinsam Lernunterlagen mit Hilfe von Glossars, WikiSeiten oder etwa über das komplexe Workshop-Modul (welche Lernende-Lernende
Bewertung
-„peer-assessment“-
ermöglicht)
bearbeiten.
Verschiedene
Kommunikationswerkzeugen, sowohl synchron als auch asynchron, werden bereitgestellt,
um ein Austausch der Lernenden untereinander bzw. mit den Lehrenden zu ermöglichen.
Eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Werkzeuge folgt.
3 Funktionen, Lernaktivitäten und Kollaborationswerkzeuge
Moodle bietet zahlreiche Möglichkeiten für die online Unterstützung des Unterrichts an,
die sich wesentlich in zwei Bereiche unterteilen lassen:
•
Die
Verwendung
der
Plattform
als
Distributionsmedium
(Ressourcen-
Bereitstellung)
•
Kommunikations- und Kollaborationsfunktionen
Moodle ist, wie viele andere Lernplattformen, Kursorientiert aufgebaut. Ein Kurs bietet
das methodische und technische Framework für Ressourcen und Aktivitäten, die der
Lehrende für eine bestimmte Lehrveranstaltung (Vorlesung, Seminar, Übung usw.) den
Lehrenden zur Verfügung stellt. Der Kursablauf kann wöchentlich, thematisch oder
diskussionsorientiert
angezeigt
werden.
Die
Abbildung
zeigt
ein
Abschnitt
eines
thematisch organisierten Kurses („Physik und Umwelt“, WS 2005/06):
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Abbildung 5.1: Präsentation der Lernunterlagen
Für die Bearbeitung eines Kurses wechselt man im Bearbeitungsmodus, das nur für
Benutzer mit Autorenrechte (i.d.R. Lehrende) zugänglich ist. Die Bearbeitungsansicht von
Abbildung 5.1 sieht so aus:
Abbildung 5.2: Bearbeitung der Präsentation der Lernunterlagen
In
jeder
Kurseinheit
(Woche,
Thema
oder
Forum)
kann
man
unterschiedliche
Arbeitsunterlagen bzw. Lernaktivitäten hinzufügen.
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Abb. 5.3: Auswahlmenü der
Abb. 5.4 : Auswahlmenü der
Arbeitsunterlagen
Lernaktivitäten
Arbeitsunterlage können im Moodle direkt online erstellt bzw. fertig erstellte Unterlage im
System integriert werden(Abb. 5.3). Sie können online sowohl als reine Textseiten als
auch als Webseiten erstellt werden. Für das Erstellen von Webseiten bietet Moodle einen
WYSIWYG-Editor, so dass man keine speziellen HTML-Kenntnisse benötigt. Offline
erstellte
Unterlage
in
jedem
Format
(Word-Dokumente,
PDF-
Dateien,
Powerpointpräsentationen, Grafiken, Applets, Videos etc. ) können hochgeladen und dem
Kurs zugewiesen werden. Die online Darstellung der verschiedenen Formate hängt
selbstverständlich von im Browser installierten Plugins ab. Innerhalb des Kurses können
die Dokumente einzeln bzw. als ganzen Ordner eingebunden werden. Es ist aber nicht
möglich, Unterlagen plattformübergreifend zur Verfügung zu stellen. Externe Dokumente
bzw. beliebige Inhalte (z.B. Java Bibliotheken) im Web können auch verlinkt und im Kurs
integriert werden.
Moodle bietet eine umfangreiche Liste an Lernaktivitäten, die als Module in das System
eingebunden werden. Diese Modularität erlaubt das Erweitern des Systems mit weiteren
Modulen. In Abbildung 5.4 sind die Lernaktivitäten, die bei der Installation vom Moodle
1.5 eingerichtet werden, dargestellt. Weitere Zusatzmodule können nach Bedarf von der
Moodle-Website gewählt und hinzugefügt werden bzw. es ist möglich eigene Module zu
erstellen und im System zu integrieren. Ab Version 1.6 wird das Modul „Journal“ durch
ähnliche Funktionalität im Modul ersetzt. Diese Änderung ist nicht unkommentiert
geblieben, wie man in der Diskussion im Benutzerforum der Moodlesite verfolgen kann.
Es zeigt sich dort, wie aktiv die Benutzer-Community in der Weiterentwicklung des
Systems sich engagiert.
In Folgendem werde ich den verschiedenen Modulen kurz beschreiben. Moodle stellt für
jeder eine unfangreiche Online-Hilfe zur Verfügung. Neben eine allgemeine Beschreibung
des Moduls werden meist zusätzlichen Erklärungen bei den Eingabefeldern bzw. bei der
Auswahl von Optionen angeboten. Abbilddung 5.5 zeigt die Maske zur erstellen eines
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Quiz. Klick man an dem Fragezeichnen, öffnet sich ein Popup-Fenster, das einen Hilfetext
anzeigt.
Abb. 5.5 : Online-Hilfe bei der Erstellung einer Aktivität
Moodle bietet die Erstellung von Aufgaben, die entweder auf eine online oder eine offline
Aktivität bestehen können. Bei der online Aufgabe sind die Studierenden angefordert, die
Lösung in einem Editorfenster einzutragen. Bei früheren Moodle-Versionen (unter 1.5)
wurde diese Funktionalität vom Modul Journal übernommen. Bei den offline Aufgaben
wird die Aufgabebeschreibung bereitgestellt und die Studierende reichen ihre Ergebnisse
in digitaler Form bis zum Stichtag. Bei den Aufgaben kann eingestellt werden, ob sie
mehrmals gelöst bzw. eingereicht werden dürfen. Der Dozent kann die Aufgaben
bewerten und mit Kommentaren versehen.
Ein weiteres Werkzeug von Moodle ist das Glossar. Mit Hilfe von Glossars können sowohl
kursintern als auch Plattform überreichend verfügbare Wörterbücher angelegt und
gepflegt werden. Innerhalb eines Kurses kann man mehrere Glossars erstellen (z.B.
ein Hauptglossar plus Nebenglossars) und die Einträge aus einem Glossar in ein
anderes exportieren. Während nur der Dozent im Hauptglossar Einträge einfügen
darf, kann man beim Nebenglossar einstellen, das Studierende dieses pflegen
können. Es gibt verschiedene Formaten, wie die einzelne Einträge innerhalb eines
Glossars
angezeigt
werden
können:
wie
ein
konventionelles
Wörterbuch,
als
fortlaufende Liste, wie in einem Forum mit oder ohne Name des Autors, als eine
Enzyklopädie mit der Möglichkeit Bilder einzufügen oder als FAQ, d.h. als Liste von
Frage und Antwort. Man kann auch festlegen, wie das Glossar durchsucht werden
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kann: nach Kategorie, nach Datum, nach speziellen Zeichnen, in alphabetischer
Reihenfolge oder alle Einträge zusammen. Es ist dazu möglich, automatische
Verknüpfungen zu einzelnen Glossareinträgen innerhalb des gesamten Kurses zu
erstellen. Die Einträge im Glossar können auch bewertet werden.
Mit Lektionen kann man eine Lernlogik im Kurs einfügen. Eine Lektion besteht im Prinzip
auf mehreren Seiten, wobei jeder Seite normalerweise mit einer Frage endet. Jeder Frage
ist normalerweise eine Reihe von Antworten zugeordnet. Es ist auch möglicht, für eine
Frage nur die Wahl zwischen Falsch und Richtig anzubieten. Für jede Antwortmöglichkeit
kann bestimmt werden, ob der Lehrende zur nächsten, zur vorherigen oder auch zu
jeder beliebigen (auch noch mal die aktuellen) Seite geführt wird. So kann man z.B.
bei einer falschen Antwort auf eine ausführlichere Theorieseite bzw. bei der richtigen
Antwort auf der Theorieseite eines neuen Abschnitts verlinkt werden. Lektionen können
auch ohne Fragen angelegt werden, in dessen Fall vor“ und „zurück“ Navigationsschalter
den Ablauf der Lektion steuern. Lektionen bieten vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, die
ihrem Aufbau, Bewertung und Ablauf bestimmen. Eine Lektion kann auch als „Slide
Show“ bzw. in der Bauform angezeigt werden. Es kann auch festgelegt werden, ob eine
Lektion nur einmal durchlauf oder ob sie mehrmals wiederholt werden darf. Wenn die
Lektion als Prüfung eingesetzt wird, sollte nur ein einmaliges Bearbeiten erlaubt
werden. Handelt es sich bei der Lektion um Lernstoff, der durchgearbeitet werden
soll, ist die Einstellung für ein mehrmaliges Bearbeiten sinnvoll. Lektionen können
bewertet werden. Wenn eine Lektion wiederholt werden darf, kann man eine
Durchschnittsnote berechnen bzw. die Bestnote aller Versuche als Endnote ermitteln.
Eine Lektion kann als Praxislektion angelegt werden, im dessen Fall keine Bewertung
erfolgt.
Mit der SCORM-Aktivität kann ein sog. SCORM-Packet im System hochgeladen und in
den Kurs genutzt werden. Ein SCORM Paket ist ein Bündel von Online Lerninhalten,
die nach dem SCORM Standard für Lernaktivitäten strukturiert sind. Dieses Paket
kann Webseiten, Grafiken, Javascript Programme, Flash Präsentationen sowie alle
Inhalten, die mit einem Web-Browser dargestellt werden können, enthalten. SCORM
steht für „Sharable Content Object Reference Model“ und es handelt sich dabei um
einen
Standard
von
ADL
(Advanced
Distributed
Learning),
einer
Initiative
des
amerikanischen Verteidigungsministeriums und des Ministeriums für Forschung und
Technologie. Ziel des Standards ist es, elektronische Lerninhalte wieder verwendbar,
kompatibel mit verschiedenen Lernumgebungen, dauerhaft (und unabhängig von
Betriebssystemen) nutzbar und jederzeit zugänglich zu machen.
Mit den Tests bietet Moodle verschiedene Formen der Lernüberprüfung an. Ein Test kann
aus Multiple Choice Fragen, Richtig/Falsch Fragen und/oder Fragen mit kurzen
Antworten bestehen. Diese Fragen liegen in einer kategorisierten Datenbank und
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können innerhalb eines Kurses sowie Plattform übergreifend benutzt werden. Tests
können in mehreren Versuchen durchlaufen werden. Jeder Versuch wird automatisch
bewertet und der Dozent kann daraufhin entweder ein Feedback geben oder die
korrekten Antworten aufzeigen. Man kann die Zeitspanne, bei der ein Test verfügbar
sowie eine Zeitbegrenzung für ihre Bearbeitung einstellen. Ein Test kann so angelegt
werden, dass nur ein Versuch möglich ist ( z.B. in einer Prüfung ) bzw. mehrere
Versuche erlaubt werden ( z.B. der Test als Übung bzw. Lernaktivität ). Je nachdem,
wie
oft
ein
Test
wiederholt
werden
darf,
gibt
es
verschiedene
Bewertungsmöglichkeiten: Durchschnittspunkte, erster bzw. letzter Versuch oder
höchste Bewertung, d.h. die beste Ergebnis in irgendwelchem Versuch. Hier sollte
man die Kritik von Schulmeister an diesen, bei den Lernplattformen übliche
Testformen. Sie seien „allesamt behavioristischen Ursprungs und dienen lediglich der
Wissensüberprüfung“. In diesem Punkt bescheinet er den Lernplattform-Entwicklern
Mangel an „didaktische Phantasie“ (Schulmeister, 2005, S. 154).
Wikis
ermöglichen
die
gemeinsame
online
Bearbeitung
von
Texten.
Frühere
Versionen eines Textes werden nicht gelöscht und können einfach wieder hergestellt
werden. Die Zugriffberechtigung auf das Wiki kann für den Kursleiter, für eine
Gruppe oder für Einzelne festgelegt werden. Man kann wählen, ob die Wiki-Seiten
direkt in Wiki-Syntax (d.h. WikiWörter für die Formatierungen benutzen) oder als
HTML-Seiten mit dem eingebauten Editor bearbeiten werden. Wiki-Seiten können
miteinander bzw. mit externen Seiten verlinkt werden. Für jede Wiki-Seite lässt sich
anzeigen, welche andere Seiten auf diese verlinkt sind. Es ist auch möglich das
Einbinden von Bildern zuzulassen oder verbieten.
Das Workshop Modul baut auf dem Aufgabe Modul auf. Dabei werden Übungsaufgaben
bearbeitet und die Lösungen sowohl durch den Dozent als auch durch andere
Studierende kommentiert (qualitativ) und bewertet (quantitativ). In einem iterativen
Prozess kann die abgegebene Arbeit von den Lehrenden kontinuierlich verbessert
werden. Das Modul implementiert das Prinzip des Peer-Assessment (Evaluation unter
Gleichen). Der Wechsel der Rollen zwischen Bearbeiter und Bewerter verstärkt die
Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt. Die Workshop Aktivität kann mit der Bewertung
von Musterlösungen (z.B. aus früheren Kurse) beginnen. Diese Musterlösungen, die
gleiche bzw. ähnliche Aufgabestellungen darstellen, werden zuerst bearbeitet, um die
Anforderungen an die Aufgabestellung zu begreifen. Nachdem diese Phase abgeschlossen
ist, werden die eigentlichen Aufgaben zur Verfügung gestellt. Wenn diese eingereicht
wurden sind andere Lehrende aufgefordert Ihre Bewertung abzugeben. Diese besteht in
der Regel aus Kommentierungen und einer Note. Dafür können unterschiedliche
Bewertungskategorien vorgegeben werden. Zusätzlich kann natürlich eine Bewertung
durch den Dozent vorgesehen werden. Das Erstellen eines Workshops ist ziemlich
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komplex und erfordert eine sehr bewusste Entwicklung des Überprüfungs- und
Bewertungskonzepts. Das Modul kann sowohl als Prüfungsinstrument wie auch als
Instrument der Lernprozessteuerung mit integrierter Bewertung angesehen werden.
Das Umfrage-Modul bietet eine Reihe vorgefertigte und wissenschaftlich belegte
Umfragen, die genutzt werden können, um ein Feedback zum Kurs zu erhalten bzw.
die Einstellung der Lernenden zu bestimmten Fragestellungen zu erfahren. Im Moodle
1.5 sind folgende Umfragen vorhanden: COLLES, ATTLS und „Critical Incident
Survey“.
In der COLLES Umfrage wird nach der Meinung der Lernenden gefragt, wie gut den
Kurs ihr Lernen unterstützt hat. Mit dem ATTLS Fragebogen wird versucht, über die
Einstellungen der Lernende im Bezug auf Denken und Lernen zu erfahren. Sowohl
beim COLLS als auch beim ATTLS werden bestimmte Ansichten vorgegeben, die nach
einer Skala bewertet werden können. Beim „Critical Incident Survey“ wird der
Lernende gebeten, in eigenen Worten zu bestimmten Fragen Stellung zu nehmen.
Die Ergebnisse eine Umfrage können grafisch dargestellt werden. Dessen Daten
können als Excel-Tabelle oder als Textdatei herunter geladen werden.
4 Kommunikationswerkzeuge
Im Abschnitt 4.2 habe ich die Module beschrieben, die Lernaktivitäten ermöglichen, die
einzeln bzw. gemeinsam durchgeführt werden. Im jetzigen Abschnitt möchte ich solche
Module beschreiben, die zur Unterstützung der Kommunikation zur Verfügung gestellt
werden.
Moodle bietet sowohl asynchrone ( zeitversetzt ) als auch synchrone ( zur gleichen Zeit )
Kommunikationswerkzeuge. Asynchrone Kommunikation wird in der Form von Foren
realisiert. Es können mehrere Foren zu verschiedenen Themen eingereicht werden. Ein
spezielles Forum ist das Nachrichtenforum, welches bei Kursen im Wochen- oder
Themen-Format
erscheint.
Dies
ist
eine
gute
Möglichkeit
um
Neuigkeiten
zu
veröffentlichen. In der Standard-Einstellung wird jeder Teilnehmer in diesem Forum
eingeschrieben und erhält alle Mitteilungen aus diesem Bereich per E-Mail.
Je nach Konfiguration kann man den Zugang zu einem bestimmten Forum einschränken,
so dass nur einzelne Gruppen Zugriff haben. Für jedes Forum kann man bestimmen, ob
•
nur Antworten an der erstellten Frage bzw. dem erstellten Kommentar
•
Antworten und Diskussionen
•
Weder Antwort noch Diskussionen,
erlaubt werden. Im letzten Fall dient das Forum nur für das Veröffentlichen von
Mitteilungen.
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Man kann auch einstellen, ob alle Kursteilnehmer im Forum automatisch eingetragen
werden und die Forumsbeiträge per E-Mail zugesandt bekommen, oder sie selbst nach
Wünsch in einem Forum eintragen dürfen. Eine weitere Einstellung erlaubt es, eine
Bewertung der Beiträge nach bestimmten Kriterien anzugeben. Die Bewertung erfolgt
entweder auf Grund einer eingegebenen Höchstpunktezahl (max. 100), oder einer vom
Administrator
oder
Kursleiter
angelegten
Bewertungsskala,
welche
z.B.
dem
österreichischen Schulnotensystem mit "Sehr Gut, Gut, Befriedigend, Genügend, Nicht
Genügend" entsprechen könnte. Für Bewertungen ist ein Zeitraum einstellbar, das heißt
nur Beiträge, welche in diesem Zeitraum verfasst werden, werden bewert. Man kann
dazu bestimmen, wer berechtigt wird, die Beiträge zu bewerten: nur der Dozent oder
auch die andere Kursteilnehmer und auch, ob der Autor des Beitrags die Bewertung
sehen kann.
Abbildung 5.6 zeigt die Antworten zu einem Forumsbeitrag in geschachtelter Form.
Neben dem Forum, das für allen sichtbar und nachlesbar ist, gibt es das integriertes
Messaging Feature zur direkten Kommunikation zwischen Kursteilnehmer (z.B. ein
Dozent und ein Studierende oder zwischen zwei Studierenden). Messaging gibt es erst ab
Version 1.5, bei den früheren Versionen brauchte man dazu das Zusatzmodul „Dialoge“,
das ab Version 1.6 nicht mehr vorhanden wird.
Unter dem Kommunikationswerkzeuge kann man auch die Abstimmung einordnen. Bei
einer Abstimmung wird eine Frage bzw. eine Behauptung erstellt und mehrere
verschiedene Antworten vorgegeben. Die Abstimmung kann erstellt werden, um z.B. das
Nachdenken über einen Thema anzugeben, die Meinung der Studierenden über einen
Sachverhalt zu erforschen bzw. ihnen die Möglichkeit zu geben, bei der Themenwahl mit
zu bestimmen. Die Anzeige der Abstimmung kann zu einem gegebenen Zeitraum
begrenzt werden. Die Ergebnisse können für alle, nur für einige bzw. für keine der
Kursteilnehmer sichtbar sein.
Für die Unterstützung der synchronen Kommunikation wird ein Chat angeboten, welcher
ähnlich wie das Forum optional auch kursübergreifend vorhanden ist. Dem Chat werden
ein Name, sowie eine Beschreibung zugewiesen. Weiters besteht die Möglichkeit eine
Chatsitzung zu planen und deren Start- und Endzeiten zu veröffentlichen. Legt man für
den Chat ein Zeitintervall fest, so werden im Kurs-Kalender die Chatzeiten automatisch
veröffentlicht. Zum angegebenen Zeitpunkt steht der Chat dann zur Verfügung. Ebenso
ist die Chatsitzung als Serientermin mit wöchentlicher bzw. täglicher Wiederholung
konfigurierbar. Es gibt eine weitere Einstellung, welche allen Usern das Einsehen
vorheriger Chatsitzungen ermöglicht. Mit dem Chat-Modul kann man z.B. virtuellen
Sprechstunden oder Expertenrunden bereitstellen.
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Quellen:
Baumgartner, P., Häfele, H. und Maier-Häfele, K.: Evaluation von Lernplattformen:
Verfahren, Ergebnisse und Empfehlungen .Version 1.3 (2002), Online:
http://www.bildung.at/statisch/bmbwk/lernplattformen_evaluation_und_ergebnisse_1_bi
s_3.pdf
Baumgartner, P., Häfele, H. und Maier-Häfele, K. (2002). E-Learning: Didaktische und
technische Grundlagen. CD Austria (Sonderheft des bm:bwk), 5, 4-31.
Dougiamas, M. (2005): Moodle Community Newsletter, Issue 01, November 05.
Online://download.moodle.org/download.php/newsletter/moodle-newsletter-1.pdf
(20.01.2006)
Galotti, K. M., Clinchy, B. M., Ainsworth, K., Lavin, B., & Mansfield, A. F. (1999): A New
Way of Assessing Ways of Knowing: The Attitudes Towards Thinking and Learning Survey
(ATTLS). Sex Roles, 40(9/10), 745-766. Online:
http://www.findarticles.com/p/articles/mi_m2294/is_1999_May/ai_55844303
[24.01.2006]
Galotti, K. M., Reimer, R. L., & Drebus, D. W. (2001). Ways of knowing as learning
styles: Learning MAGIC with a partner. Sex Roles, 44(7/8), 419-436. Online
http://www.findarticles.com/p/articles/mi_m2294/is_2001_April/ai_79856433
[24.01.2006]
Schulmeister, R. (2005): Lernplattformen für das virtuelle Lernen. Evaluation und
Didaktik. 2 Aufl. München Oldenburg.
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