Abrahamische Teams - Interkultureller Rat

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Abrahamische Teams - Interkultureller Rat
ABRAHAMISCHE
TEAMS
2013
DOKUMENTATION MIT BEST PRACTICE-BEISPIELEN
Gefördert durch:
Koordiniert durch:
und
Dr. Buhmann-Stiftung
Interkultureller Rat in Deutschland e.V.
ABRAHAMISCHE TEAMS
ABRAHAMISCHE
TEAMS
DOKUMENTATION MIT BEST
PRACTICE-BEISPIELEN
EIN ABRAHAMISCHES TEAM –
WAS IST DAS?
Was haben Judentum, Christentum und Islam gemeinsam?
Und was trennt sie? Gibt es in allen drei Religionen
Fastenzeiten? Warum essen Juden und Muslime kein
Schweinefleisch? Darf ein Jude eine Christin heiraten und
eine Muslima einen Juden? Was wissen wir eigentlich
über die Feste, die unser andersgläubiger Nachbar
feiert? Und kommen alle nach dem Tod in den gleichen
Himmel?
Um diese und weitere Fragen zu beantworten, tun sich
Menschen unterschiedlicher abrahamischer Religionen in
einem sog. Abrahamischen Team zusammen - in der
Regel jeweils eine Person aus dem Judentum, Christentum
und Islam. Gemeinsam besuchen sie Schulen oder andere
Einrichtungen, um über ihre Religion aufzuklären und an
Diskussionen teilzunehmen.
DURCHFÜHRUNG UND ABLAUF DER
VERANSTALTUNGEN
Antragsstellung
Bei Interesse an der Durchführung einer solchen
Veranstaltung können Abrahamische Teams über die
Geschäftsstelle des Interkulturellen Rats angefordert
werden. Der Interkulturelle Rat übermittelt den Antrag an
Teammitglieder, die in der Nähe des Veranstaltungsortes
wohnen und ermöglicht die Kontaktaufnahme mit den
Referent/-innen.
Hintergrund
Wissenschaftliche Studien belegen, dass
in der deutschen Gesellschaft
gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit noch immer ein
Problem darstellt. So sind insbesondere
antimuslimische Einstellungen stark
verbreitet. Laut BertelsmannReligionsmonitor sehen 51% der
Deutschen im Islam eine Bedrohung.
Auch antisemitische Vorurteile bestehen
nach wie vor in großen Teilen der
Bevölkerung. Da häufig ein
Informationsmangel und fehlende
Kontakte die Ursachen für die
Ablehnung Andersgläubiger sind, zielt
das Projekt der „Abrahamischen Teams“
darauf ab, diesen Wissensmangel
auszugleichen und somit zu einem guten
Miteinander beizutragen.
Das Konzept sieht vor, Menschen
unterschiedlicher abrahamischer
Religionen als sogenannte
„Abrahamische Teams“ in Schulen und
andere Einrichtungen zu entsenden, die
vor Ort sachlich zu bestimmten
Themenschwerpunkten aus Sicht ihrer
jeweiligen Religion informieren.
Schulen als Ort der Wissensvermittlung
eignen sich für solche dialogischen
Veranstaltungen besonders, da hier ein
respektvolles Miteinander erlernt wird
und der Umgang
mit Differenzen auf eine kritischreflexive Art erfolgt. Gleichzeitig ist die
Schule ein Ort, an dem Konflikte
entstehen und auch ausgetragen
werden.
Ein weiterer Vorteil des recht einfach
gehaltenen Konzepts ist, dass es sich für
alle Altersgruppen eignet und nicht an
den Religionsunterricht gebunden ist.
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ABRAHAMISCHE TEAMS
Aufgrund der Förderung des Projekts durch das Bundesministerium des Innern und die Dr. Buhmann Stiftung
können abrahamische Veranstaltungen auf Antrag auch finanziell bezuschusst werden. Ein entsprechender
Antrag auf Übernahme von Honoraren und Fahrtkosten der Referent/-innen kann beim Interkulturellen Rat
gestellt werden. Dort erhalten Sie auch Hinweise zur organisatorischen Vorbereitung.
Zum Antrag: http://www.interkultureller-rat.de/projekte/abrahamisches-forum/
Vorbereitungen
Veranstaltungen mit Abrahamischen Teams können ganz unterschiedlich aussehen. Es kann in Form von
Podiumsdiskussionen diskutiert werden, auch Vorträge sind möglich. Aktiver geht es hingegen bei Projekttagen
oder Workshops zu bestimmten Themen zu.
Die geplanten Schwerpunktthemen sollten zuvor mit den beteiligten Lehrenden ausgewählt und möglichst mit
den Referent/innen abgesprochen werden. Zum Beispiel könnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede im
Glauben besprochen werden. Beliebte Themen sind auch das Geschlechterverhältnis, interreligiöse Ehen und
Partnerschaften, die Fastenzeiten in den einzelnen Religionen oder Speise- oder Kleidungsvorschriften. Auch
Religionskritik kann Gegenstand der Diskussionen sein, solange die Auseinandersetzung bestimmten Prinzipien
folgt, die einen respektvollen und gleichberechtigten Dialog zum Ziel haben.
Ablauf
Mindestens 90 Minuten sollten als Zeitrahmen für eine solche Veranstaltung veranschlagt werden. Sofern die
Veranstaltung in einer Schule stattfindet, ist es wünschenswert, dass Schüler/innen die Moderation
übernehmen und auch Lehrende aktiv bei der Veranstaltung mitwirken.
Zu Beginn erfolgen eine kurze Vorstellung der jeweiligen Referent/-innen und eine Darstellung ihrer
persönlichen Motivation für die Dialogarbeit.
Dann folgen kurze Impulsreferate der jeweiligen Referent/-innen zu dem Veranstaltungsthema.
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REFERENTINNEN
ABRAHAMISCHEN
TEAMS
IMmain
KURZINTERVIEW
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Frauen, die regelmäßig bei den Abrahamischen Teams des
Interkulturellen
Ratstext
mitwirken,
sind Petra Kunik
(Judentum)
und Birgit
Aminah
Bach (Islam).
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Die
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interreligiösen Arbeit tätig und besuchte im Oktober 2001 als Referentin bei der ersten Veranstaltung mit
Abrahamischen Teams eine Mainzer Schule. Regelmäßig referiert sie zusammen mit Muslimen und Christen in
Schulen oder bei anderen Veranstaltungen mit abrahamischem Bezug.
Birgit Aminah Bach (BB), eine deutsche Muslima, die bereits vor mehr als 30 Jahren zum Islam konvertierte,
gründete im Jahr 2008 die „Multikulturelle Gesprächsgruppe Merzig" und bietet seitdem regelmäßige Treffen zu
verschiedenen Themen an. Auch sie engagiert sich für den jüdisch-christlich-islamischen Dialog und arbeitet seit
2010 in Abrahamischen Teams mit.
Wie läuft eine Veranstaltung mit Abrahamischen Teams in der Regel ab?
PK: Grundsätzlich gibt es bei den Veranstaltungen keine Stereotype. Jede Veranstaltung kann anders ablaufen. In
den Veranstaltungen, die ich mitkonzipiere, geben wir meist ein Zeitraster vor: Je 5 Minuten stellen sich die
ReferentInnen biografisch vor, danach referiert jede/r ca. 10-15 Minuen zum Thema der Veranstaltung.
Anschließend hat das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. In der Regel dauert eine Veranstaltung mit
Schülern zwei Schulstunden, eine mit Erwachsenen zwei volle Stunden.
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ABRAHAMISCHE TEAMS
BB: Wir sprechen in der Regel die Themen ab und laden dann über Presseverteiler und E-Mailverteiler die
interessierten Menschen ein, an der Veranstaltung teilzunehmen. Wir treffen uns in unterschiedlichen Räumen, mal in
der Moschee, der Synagoge oder dem Kulturzentrum Villa Fuchs. Wir servieren türkischen Tee aus dem Samowar
um eine entspannte und gemütliche Atmosphäre zu kreieren. Dann stellen die Referentinnen und Referenten ihre
Themen und Sichtweisen anschaulich vor. Danach gibt es viel Zeit für Fragen und zum Gespräch miteinander.
Wie reagieren die Zuhörer auf Abrahamische Teams? Kann man typische Reaktionen bei den Zuhörern
beobachten? Kann schon direkt nach der Veranstaltung eine Art Umdenken im Vergleich zum Beginn
beobachtet werden?
PK: Sofern die Schüler gut vorbereitet wurden, ist bei ihnen im Vergleich zu Erwachsenen die Bereitschaft, Fragen
zu stellen, größer.
Bei Veranstaltungen für Erwachsene (z.B. in Kirchengemeinden) ist die Bereitschaft mitzudiskutieren und Fragen zu
stellen, größer, wenn sie schon einmal ein Abrahamisches Team miterlebt haben.
Bei reinen Frauenteams ist mir aufgefallen, dass die Fragen der Schülerinnen an die Referentinnen oft
alltagsbezogen sind. Besonders muslimische Schülerinnen stellen häufiger Fragen, wenn eine Muslima als
Religionsvertreterin auf dem Podium sitzt.
BB: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind in der Regel begeistert, einmal in so offener Atmosphäre Fragen stellen
zu können und so viel zu lernen. Ein kleines Beispiel besonderer Art: Ein Teilnehmer sagte: Sie servieren mir hier Tee
(von einer türkischen Frau) ohne dass Sie mich kennen, das berührt mich sehr. Besonders Rivka Hollaender, unsere
liebe jüdische Freundin erreicht immer das Ohr und Herz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch ihre
wunderbare und herzliche Art die Dinge kompetent zu erläutern und vorzutragen.
Welches sind die Unterschiede zwischen Schülern und erwachsenen Zuhörern?
PK: Bei Erwachsenen sind Themen wie Himmel und Hölle, Religionsstifter, Geschwisterlichkeit, Todesbrauchtum,
Alter, Krankheit in den unterschiedlichen Religionen sehr gefragt.
BB: Für Schüler ist es besonders wichtig, Fragen stellen zu können oder Dinge einmal anfassen zu können.
Gibt es bestimmte Fragen/ Themen, die besonders häufig angesprochen werden?
PK: Bewährt haben sich Veranstaltungsthemen wie „Abraham“, „Sarah und Haga“, „Speisegesetze“ oder die
Frage „Wie können wir ein friedliches Zusammenleben fördern?“. Beliebte Themen bei Erwachsenen sind „Himmel
und Hölle“, „Religionsstifter“, „Geschwisterlichkeit“ oder Themen wie „Todesbrauchtum“, „Alter“ oder „Krankheit“.
Besonders interessante Fragen ergeben sich, wenn ein gewisses Vertrauen zwischen den Referenten und den
Zuhörern hergestellt worden ist und die Fragen an die Personen auf dem Podium fast privat werden: „Wie halten
sie es mit ihrer Religion und an welche Gesetze der Religion halten Sie sich?“.
BB: Oft gibt es Fragen zu den gemeinsamen Ansichten von jüdischer und islamischer Tradition. Häufig wird auch
nach den familiären Hintergründen gefragt.
Sehen Sie Chancen zur Ausweitung/ Weiterentwicklung des Projekts? Wie könnte diese aussehen?
BB: Wir möchten unsere Projekte noch mehr Menschen zugänglich machen, besonders das Projekt „Auf dem Weg
des Friedens – von der Moschee zur Synagoge“ möchten wir noch bekannter machen und viele verschiedene
Menschen damit erreichen. Außerdem möchten wir den Zugang zu Gruppen ebnen, die sich für Dialog und das
Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen einsetzen.
PK: Zusätzlichen Handlungsbedarf sehe ich in der LehrerInnen und PfarrerInnen-Ausbildung. Wichtig sind mir auch
Veranstaltungen, mit denen Multiplikatoren erreicht werden in der Erwachsenenbildung, bei Frauengruppen und in
der Sozialarbeit. Hier benötigen wir noch viel Bewusstseinsbildung für unsere Dialogarbeit und die Bereitschaft,
auch in diesen Bereichen aktiv zu werden.
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ABRAHAMISCHE TEAMS
Im Jahr 2013 fanden insgesamt 24 Veranstaltungen mit Abrahamischen Teams an Schulen und Einrichtungen
für Erwachsenenbildung in den Bundesländern Hessen, Berlin, Saarland, Baden-Württemberg, NordrheinWestfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Hamburg statt, die vom Interkulturellen Rat in
Deutschland begleitet wurden.
Das Themenspektrum der Veranstaltungen war breit gefächert, darunter unter anderem:
•
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Nachhaltigkeit aus der Sicht der Religionen Judentum, Christentum und Islam
Die Frommen und die Toleranz
Auferstehung bzw. Leben nach dem Tod in Judentum , Christentum und Islam
Umgang und Pflege mit/ von älteren Menschen in den Religionen Judentum, Christentum und Islam
Quiz der Religionen
Abraham aus Sicht des Judentums, Christentums und des Islam
Das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in Deutschland
Weiblichkeit in den abrahamischen Religionen und in der Spiritualität
Die nachfolgende Dokumentation einiger ausgewählter Veranstaltungen, die im Jahr 2013 durchgeführt
wurden, zeigt beispielhaft, welch vielfältige Möglichkeiten es gibt, Abrahamische Teams einzusetzen.
“Was die drei
Religionen verbindet” IGS West
Frankfurt/ Main Höchst
Am 21.06.13 fand an der Integrierten Gesamtschule West in Frankfurt Höchst
eine Veranstaltung zum Thema „Was die drei Religionen verbindet“ statt.
Zielgruppen waren Schüler und Lehrpersonal. Die Teilnehmenden erörterten
zusammen mit den Referentinnen gemeinsame Werte und andere
Gemeinsamkeiten der drei Religionen. Gegenstand war außerdem Abraham als
„Stammvater“ sowie die verschiedenen Fragen seitens der SchülerInnen.
Veranstaltungsankündigung
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ABRAHAMISCHE TEAMS
“Die Frommen und die
Toleranz” –
Saarburg
Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Tag und Nacht für Toleranz“ fand am
15.04.2013 in der KulturGießerei/ MGH in Saarburg eine Podiumsdiskussion
unter dem Motto „Die Frommen und die Toleranz“ statt. Veranstalter der
Diskussion waren der Arbeitskreis "Integration in der VG Saarburg" und der
Jugendmigrationsdienst der Caritas.
Geleitet von der Moderation des Pastoralreferenten bei der katholischen Kirche
Horst Steffen diskutierten Menschen vier verschiedener Religionen miteinander:
der evangelische Pfarrer Peter Winter, der Muslim Zine Artebas, die Baha’i
Saskia Law sowie die Jüdin Rachel Kyll.
Flyer zur Veranstaltung
Aufgeworfen wurde die Frage, ob
Religiosität vor gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit schütze. Dies verneinte
man umgehend. Vielmehr fördere
Religionszugehörigkeit ablehnende
Einstellungen gegenüber einiger
Minderheiten oder Andersgläubiger.
Die Vertreter der drei größten Religionen
zeigten sich auch selbstkritisch hinsichtlich
der Historie der eigenen Religion. Der
Trierer Volksfreund schreibt über die
Gesprächsrunde: „Übereinstimmend erklären
die [...] drei Vertreter, dass sich in ihren
Religionen erst in jüngster Vergangenheit
eine Kultur der Toleranz gegenüber
Andersgläubigen gebildet hat.
Voraussetzung sei der Dialog mit anderen
Religionen. Problematisch war und ist es
immer dann, wenn Machtstreben und
politische Interessen unter dem doktrinären
Deckmantel des Glaubens in den
Vordergrund treten.“
Flyer - Innenseite
Zeitungsbericht zur Veranstaltung in der Wochenzeitung des
Bistums Trier „Paulinus“
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ABRAHAMISCHE TEAMS
“Was kommt nach
dem Tod?” –
Frankfurt/Main
Die Abendveranstaltung am 07.05.13 im Kirchencafé der Dietrich-BonhoefferKirche in Frankfurt/Main befasste sich mit den Jenseitsvorstellungen
(Auferstehung/ Leben nach dem Tod) in den drei größten abrahamischen
Religionen. Vertreten wurden diese durch Petra Kunik (Jüdische Gemeinde
Frankfurt/Main) für das Judentum, Ulrich Schaffert (EKHN) für das Christentum
sowie Jasmina Makarevic (Kompetenzzentrum muslimischer Frauen) für den
Islam. Die Moderation übernahm Ilona Klemens, Pfarrerin für den interreligiösen
Dialog.
Im Lauf der Veranstaltung stellten die Referenten/innen die unterschiedlichen
Vorstellungen der jeweiligen Religionen von einem „Leben nach dem Tod“ vor.
Dabei kam man immer wieder auf die Frage zurück, wie diese Vorstellungen das
Leben im Hier und Jetzt prägen.
Veranstaltungsankündigung
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Auf dem Weg des
Friedens von der
Bosnischen Moschee
zur Synagoge“ Saarbrücken
Die Multikulturelle Gesprächsgruppe Merzig organisierte am 14.06.13 diese
Veranstaltung, die einen Besuch der Bosnischen Moschee sowie der Synagoge in
Saarbrücken zusammen mit einem Abrahamischen Team umfasste. Rivka
Hollaender vertrat dabei das Judentum, Karin Köhler vom Interreligiösen
Gesprächskreis Saarbrücken das Christentum und Amel Artebas vom
Internationalen Verein Sufi den Islam.
In der Moschee informierte der Imam zum muslimischen Gebet und einzelnen
Elementen im Gebetsraum. Er erläuterte außerdem die Geschichte des
Gotteshauses, des bosnischen Kulturzentrums und der dortigen muslimischen
Gemeinde.
Themen in der Synagoge waren ebenfalls Teile des Gebets, wichtige Elemente im
jüdischen Leben sowie die Geschichte der Saarbrücker Synagoge. Auch
Mitglieder der Synagogengemeinde stellten sich den Besuchern vor. Zudem
wurde in der Synagoge ein Schautisch installiert Die Referenten stellten hier auch
Reflektionen aus christlicher und islamischer Sicht an.
Die Veranstalter sprachen von sehr interessierten Besuchern und einer freundlichen
Atmosphäre. Es habe Gespräche zwischen Besuchern und mit Referenten
stattgefunden. Erstmals habe mit Frau Holländer eine Jüdin die Bosnische
Moschee besucht.
Besuch der Synagoge
Moscheebesuch
Zeitungsberichte zur Veranstaltung
Gesprächsrunde
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Zeiten
lebensbedrohlicher
Krankheiten” Frankfurt/ Main
Im Rahmen der „2. Woche der Stille – Frankfurt beruhigt“ wurden am 12.09.13
die drei abrahamischen Religionen einmal aus einer sehr realitätsnahen
Perspektive betrachtet. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Zeiten
lebensbedrohlicher Krankheiten“ und richtete sich an interessierte Erwachsene. An
der Gesprächsrunde beteiligten sich sowohl Einwohner des Pflegeheims als auch
Angehörige.
Lebensbedrohliche Krankheiten stoppen das aktive Lebensgefühl der Betroffenen
und auch der Angehörigen. Was bedeutet Krankheit in den drei monotheistischen
Religionen für die Betroffenen und ihre Angehörigen? Ist es Strafe oder
Schicksal? Kann Krankheit auch als eine Chance begriffen werden? Welche
Aufgaben haben die Angehörigen?
In allen drei Religionen wird Krankheit nicht als Strafe definiert, sondern ist
Ausdruck des vergänglichen Lebens. Die zentrale Frage ist die nach der
unterschiedlichen Integration von Krankheiten aber auch vom Sterben und dem
Tod in die Lebensgeschichte. In der jüdischen Tradition gehört Krankheit zur
kollektiven Erfahrung, die den Umgang mit sich selbst und Gott verändert. Im
Islam wird dem Kranken Heil und Vergebung zugesprochen, wenn er seine
Krankheit in Demut annimmt. Sowohl im Judentum als auch im Islam hat die
Fürsorge und Betreuung der Kranken durch die Angehörigen eine besondere
Bedeutung. Im Gespräch wurde außerdem deutlich, wie wichtig das Aufgehoben
sein in der Zusage Gottes/ Allahs für Kranke und Angehörige ist, dass Krankheit
keine Strafe bedeutet.
Nach den Darstellungen der ReferentInnen kam es zu einem offenen Gespräch mit
dem Publikum.
Webseite zur “Woche der Stille”
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Übersetzen und
Brücken bauen“ Rüsselsheim
Der vom Bendorfer Forum veranstaltete Studien- und Praxistag mit Anregungen von
Annemarie Schimmel fand am 21.09.13 unter dem Motto „Übersetzen und Brücken
bauen“ in Rüsselsheim statt. Unter den Teilnehmenden befanden sich hauptsächlich
MultiplikatorInnen, Lehrpersonal sowie andere Erwachsene. Als Referenten des
Abrahamischen Teams sprachen Rivka Holländer (Judentum), Pfarrerin Anja Harzke
(Christentum) und Dr. Abdelmalik Hibaoui (Islam).
Wie können wir sowohl respektvoll in Anerkennung der Verschiedenheit als auch in einer
gemeinsamen Wertestruktur das Zusammenleben und Miteinander gestalten? Welche
Erwartungen/ Wünsche haben wir aneinander? Was brauchen wir vom jeweils anderen,
damit wir uns in unseren Rechten und Ansprüchen gewürdigt sehen? Diesen Fragen ist man
in mehreren Themengruppen anhand konkreter Fragestellungen in spezifischen Kontexten
nachgegangen:






Schule (Austausch über gelungene Dialogprojekte; Fragen, die sich im
Zusammenleben an Schulen ergeben).
Sport (Unterschiedliche Zugänge zum Körpererleben, zur Geschlechtlichkeit, zum
geschlechtergetrennten und gemischten Erleben des Sports).
Kultur (Was ist eigentlich „Kultur“? Wie viel Kultur des Respektes braucht es, um in
einer gemeinsamen Kultur zu leben, welche Anregungen können wir uns in unserer
Verschiedenheit geben, um eine gemeinsame plurale Kultur zu gestalten?)
Soziales Zusammenleben in Gemeinwesen (Wer kann auf welche Weise einen
Beitrag leisten? Wo erkennen wir gute und konkrete Ansätze zum Zusammenleben,
die fortgesetzt werden können?)
Nächstenliebe und Solidarität (Wo und bei wem finden Bedürftige Aufnahme? Wie
können die diakonischen Einrichtungen unterschiedlicher religiöser und nicht religiöser
Gruppen gut zusammenarbeiten? Welche Ausbildung/ welche Standards brauchen
wir, um hier angemessen auf den Bedarf zu antworten?)
Jugend (Gibt es eine gemeinsame Jugendkultur? Wie und wo findet kulturelle
Begegnung in Jugendkulturen statt? Wie können die praktisch und faktisch
vorhandenen Orte der Begegnung und gelungener Dialogerfahrungen für andere
Kontexte genutzt werden?)
Zum Rahmenprogramm zählte außerdem eine Eröffnung des jüdischen Shabaths durch die
Referentin Rivka Holländer, die auch das jüdische Laubhüttenfest mit seinen religiössittlichen Hintergründen zur Sprache brachte, der Besuch einer Moschee zum
Mittagsgebet sowie ein christliches Vespergebet in der zentralen Stadtkirche.
Ein Musterbeispiel der interkulturellen Zusammenarbeit zeigte in diesem Fall auch die
Organisation und technische Durchführung des Studientags durch religiös unterschiedlich
geprägte Gemeinden und Organisationen.
Flyer "Übersetzen und
Brücken bauen"
Veranstaltungsankündigung – Flyer Innenseite
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Quiz der Religionen”
Berlin
Bereits zum achten Mal fand in diesem Jahr das „Quiz der Religionen“ im
Rahmen der Interkulturellen Wochen in Berlin statt, diesmal im Jüdischen
Gymnasium Moses Mendelsohn. 60 SchülerInnen sowie Lehrpersonal und
MultiplikatorInnen nahmen daran teil. Als ReferentInnen des Abrahamischen
Teams waren Gesa Ederberg (Judentum), Dr. Matthias Fenski (Christentum) sowie
Meho Travljanin (Islam?) zugegen.
Vier Schulen spielten im „Quiz der Religionen“ gegen- und miteinander. Die
Gastgeberschule begrüßte Vertreter der Evangelischen Schule Neukölln, der
Katholischen Schule St. Marien und der Wals-Oberschule Charlottenburg. Eine
ökumenische Expertenrunde bestätigte die korrekten Antworten, erklärte die
Fragen und diskutierte bei Bedarf über strittige Punkte.
Die Schulteams mussten u.a. Fragen zum Beginn der unterschiedlichen Kalender,
der Religionsgeschichte, den heiligen Schriften oder religiösen Festen im
Judentum, Christentum und Islam beantworten. Den knappen Sieg trug schließlich
die Wald-Oberschule davon. Allerdings erhielten auch die anderen Schulen einen
Scheck für schulische Projekte.
Teilnehmende SchülerInnen “Quiz der Religionen”
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Abrahamsfest Marl” Marl
Als feste Institution gilt mittlerweile das Abrahamsfest Marl, welches vom
28.09.13 bis 17.12.13 bereits zum dreizehnten Mal stattfand und mit gleich
zwei Auftaktveranstaltungen (jeweils am Nachmittag und am Abend) eröffnet
wurde.
Die abendliche Veranstaltung, bei der auch ein Abrahamisches Team anwesend
war, füllte die große Synagoge in Recklinghausen mit 250 Teilnehmenden bis auf
den letzten Platz.
Veranstaltungsankündigung in Türkisch und Deutsch
Interkulturell aufmerksame Erwachsene waren in der Synagoge, etliche nach
eigenen Aussagen zum ersten Mal. Es hat sich bewährt, dass das in Marl
beheimatete Abrahamsfest einmal auch nach Recklinghausen einlädt, wo die
Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen – seit 2001 verlässlicher Partner
bei jedem Abrahamsfest – ihr Zentrum hat. Zum Thema „Gesänge und
Hoffnungsworte“ traten das jüdische Volksensemble unter Leitung von Svetlana
Fomenko, der ökumenische christliche Projektchor um den Kirchenchor St.
Barbara Marl unter Leitung von Johanna Poczkaj und ein gemeinsamer
Projektchor für Ilahi-Gesang mit Sängern der drei Marler Moscheen Fatih, Kuba
und Yunus Emre auf. Dazwischen sprachen die Hoffnungsworte Isaak Tourgman
(Vorbeter und Kantor der jüdischen Gemeinde), Roland Wanke (evangelischer
Pfarrer In Marl) und Mehmet Ucak (Vorsitzender der Yuns Emre Moschee). In
ihren Grußworten unterstrichen Dr. Mark Gutkin als Gastgeber, Landrat Cay
Süberkrüb und die evangelische Superintendentin Katrin Göckenjan, wie wichtig
die Zusammenarbeit im Namen Abrahams sei – und dass das Abrahamsfest Marl
einen guten Ruf im Lande habe. Dieser wohltuende Abend begann am Ende vom
Sabbat, diesem „göttlichen Geschenk der Freude“, wie Isaak Tourgman im
Eingangsritus unterstrich.
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ABRAHAMISCHE TEAMS
„Religionen – Impulse
für die Zukunft, oder
Auslaufmodelle” Berlin
Der interreligiöse Gesprächsabend unter dem Motto „Religionen: Impulse für die
Zukunft oder Auslaufmodelle?“, der am 8.10.13 in der Evangelischen SamariterKirche in Berlin stattfand zählte mit mehr als 50 Teilnehmenden zu einer ebenfalls
sehr gut besuchten Veranstaltung mit einem Abrahamischen Team.
Auf dem Podium vertrat Rabbiner Rothschild das Judentum, die
Gemeindepädagogin Lauschutz das Christentum sowie Imam Tariq den Islam.
Anwesend waren auch eine Vertreterin des Buddhismus und ein Atheist.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde zunächst erörtert, welche Rolle die Religion
im Leben des Einzelnen spielen kann (positive und negative Aspekte). Die
Religionen wurden außerdem nach der Weltanschauung und der Einhaltung der
Menschenrechte bewertet.
Nachdem sich die einzelnen Podiumsteilnehmer vorgestellt hatten, teilte man sich
mit ihnen in einzelne Gruppen auf, so dass die Möglichkeit bestand, Fragen an
diese zu stellen und mit ihnen zu diskutieren.
Dabei wurden Fragen erörtert wie „Ist Gott gewalttätig bzw. allmächtig?“,
„Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den Religionen?“, oder auch „In
wieweit sind Gottes Gebote Auslegungssache bzw. verbindlich?“
Insbesondere bezüglich des Islam und des Buddhismus wurden einige Klischees
richtiggestellt, was zur Aufklärung beitrug.
Einig war man sich schließlich darüber, dass die Gemeinsamkeiten in den
Religionen gefunden und stärker gefördert werden sollten.
Veranstaltungsankündigung
Diskussionsrunde
Zeitungsbeiträge zur Veranstaltung
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