Niederlande - ziegel.com

Transcription

Niederlande - ziegel.com
Ziegel Zentrum Süd e.V.
Niederlande
PROFESSOREN-EXKURSION
20. bis 23. September 2007
27. bis 30. September 2007
www.ziegel.com
PROFESSOREN-EXKURSION 2007
IN DIE NIEDERLANDE
PROFESSOREN-EXKURSION
20. bis 23. September 2007
27. bis 30. September 2007
IN DIE NIEDERLANDE
02
INHALTSVERZEICHNIS
Stationen der Reise
Einleitung - „Architektur für den Markt“
04
06
Programm Tag 01
12
`S-Hertogenbosch - Haverleij
(Rob Krier & Christoph Kohl, u.a.)
`S-Hertogenbosch - Koning Willem I College
(Architectenbureau De Twee Snoeken)
14
Programm Tag 02
22
Almere - De Citadel (OMA, Christian de Portzamparc)
Almere - Theatre and Art Centre (SANAA)
Amsterdam - Insel IJburg
IJburg - Nescio Bridge (Wilkinson Eyre Architects)
IJburg - Bretonic Office Building (Dick Venneman)
IJburg - Block 4(Maccreanor Lavington )
IJburg - Kleine Rietlanden (Bosch Architects)
IJburg - Mutifunk (ANA Architecten)
Amsterdam - Lloyd Hotel (MVRDV)
Inseln Borneo und Sporenburg
Inseln Java und KNSM
Zeile und Stadt-Kubus (Diener & Diener)
Sporenburg - The whale (De Architecten Cie)
Borneo - Hoop, Liefde en Fortuin (Rudy Uytenhaak)
Westhaven - Silodam (MVRDV)
Das Architekturbüro De Architecten Cie, Amsterdam
24
28
30
32
33
34
35
36
40
44
46
47
48
49
50
52
18
Programm Tag 03
54
Ypenburg - Urban Plan (Frits Palmboom & Van Den Bout)
Ypenburg - De Binnen Singel (Diverse Arhcitekten)
Ypenburg - De Grote Hof (Rapp & Rapp)
Ypenburg - L-shaped Block (Maccreanor Lavington)
Ypenburg - Folded Row Housing (De Architektengroep Dick Van Gameren)
Ypenburg - Attached Housing (Bosch Architects)
Rotterdam - Kop van zuid: Manhattan an der Maas
Kop van Zuid - Restaurant Odyssee
Karte zum Architekturspaziergang über Kop van Zuid
Kop van Zuid - De Landtong (De Architecten Cie)
Kop van Zuid - Avenuewohnungen (Karelse Van der Meer Architecten)
Kop van Zuid - L-shaped Block (KCAP)
Holland, remade oder ready-made?
Breda - Chassé Terrain (Verschiedene Architekten)
Breda - Museumplein Housing (Kollhoff Architekten)
Breda - Woogebouw Het Carre (OMA)
Breda - Parkappartementen (Xaveer de Geyter Architecten)
Breda - Chassé Theatre (Hermann Hertzberger)
Breda - Patiowoningen (Van Sambeck & Van Veen)
56
58
62
63
64
65
66
70
71
72
74
76
78
81
84
86
88
90
91
Programm Tag 04
92
Erweiterung des Rathhauses von Utrecht (Enric Miralles)
Het Bolwerk (AWG Architecten CVBA, Antwerpen)
94
98
Ergänzende Projektsammlung - ohne Besichtigung
100
Amsterdam Stadtpläne - Hoteladresse
Den Haag Stadtpläne - Hoteladresse
112
114
Quellenverzeichniss
Teilnehmerlisten
Impressum
116
118
120
04
Stationen
06
Architektur für den Markt
VON FRANK-BERTOLT RAITH UND LARS HERTELT
Quelle: Baumeister 07/2003
Alle Jahre wieder wird ein signifikanter Anstieg bei “Gebäuden von der Stange”
beklagt, besonders im Einfamilienhausbau. Gestaltung, so der Vorwurf, scheint den
Kunden kaum zu interessieren: Als Auswahlkriterium beim Hauskauf spielt neben
der Lage vor allem der Preis eine zentrale Rolle, gefolgt von handfesten praktischen
Details wie dem natürlich belichteten Bad. Kaum überschätzt werden kann zudem
die Bedeutung der äußeren Umstände: von der kompetenten Beratung bei Planung
und Finanzierung bis hin zu einer seriösen Fertigstellungsbürgschaft und glaubhaften
Gewährleistungssicherheiten.
Empirische Studien belegen die Unterschiede in Bezug auf die Relevanz einzelner Kriterien: Während der Architekt „soft facts“ wie dem architektonischen Design und die
Gestaltungsfreiheit nahezu die gleiche Wichtigkeit wie Kostenkontrolle, Termintreue
und Wirtschaftlichkeit beimisst, spielen für den Bauherrn diese „hard facts“ eine alles
dominierende Rolle (...).
Eine solche Diagnose mutet indes paradox an in einer Zeit, die vom Gestaltungswahn geradezu befallen ist: Vom Auto bis zur Klobürste gibt es kaum
einen Alltagsgegenstand, der angesichts einer entfesselten „Ökonomie der
Aufmerksamkeit“ nicht die Form als zentrale Ressource ernst nähme. Wenn
alle Wohnungen mit Bad und WC ausgestattet, privater Außenbereich und
eigener Stellplatz selbstverständlich und Schallschutz und Wärmedämmung
gemäß den einschlägigen Normen gang und gäbe sind, wird Gestaltung
zum vielleicht letzten Unterscheidungsmerkmal. Längst kaufen Kunden nicht
nur objektiven Produktnutzen, sondern subjektive Nutzungsqualität. Auch
die im letzten Jahrzehnt erheblich angewachsene Flut an Wohnzeitschriften
belegt die weit verbreitete Sehnsucht des Konsumenten nach Wohnkultur,
sprich nach einem stilsicheren Ambiente. Dass architektonische Gestaltung
in vielen Fällen so stiefmütterlich behandelt wird, ist also allenfalls Beleg
dafür, dass der Wohnungsmarkt in Deutschland die Entwicklung vom Anbieter- zum Käufermarkt noch nicht bewältigt hat. Im Wettbewerb zur Wohnung
im „sanierten Jugendstilaltbau mit Stuckdecke und Dielenboden“ könnten
die meisten Vier-Zimmer-Neubauwohnungen nur durch das Angebot eines
Stellplatzes bestehen.
Wie befreiend Konkurrenz für die architektonische Gestaltung sein kann,
zeigt das niederländische Beispiel: Der Mythos vom preiswerten Bauen ist
angesichts explodierender Immobilienpreise längst Geschichte. Innovation
wird durch den Marktmechanismus getrieben: Angesichts der gegenwärtigen Produktionsoffensive mit technisch funktional häufig weitgehend substituierbaren Produkten wird die Inszenierung des Wohnens zum vielleicht
entscheidendenVerkaufsargument: mit zunehmenderWettbewerbsintensität
wächst der Zwang zum (formalen) Alleinstellungsmerkmal.
Populäre Architektur
Die deutsche Architekturszene hat Schwierigkeiten mit dem Populären, dessen vermeintliche Banalität und Oberflächlichkeit linke wie rechte Kulturkritiker seit über hundert Jahren anprangern. Aber trotz eines Wettbewerbswesens, das mit geballter Fachkompetenz nach Qualität sucht und den
sogenannten Laien systematisch ausschließt, gelingen mit wenigen Ausnahmen kaum Ergebnisse, die ein breites Publikum begeistern könnten.
Entwerfen unter dem Diktat des Marktes ist nicht voraussetzungslos: Am
Anfang steht eine Marktforschung, die dezidierte Vorgaben gerade auch
über die Gestaltung entwickelt. Unter dem Eindruck, dass es dem Kunden
insbesondere auf Individualität und die stilsichere Umsetzung des eigenen
Lebensstils ankommt, entwickelten in den letzten Jahren viele Bauträger
Geschmacks- oder Themenwelten, die (...) in vier Schritten von klassisch
über modern bis zu rustikal und mediterran reichen. Die Schlagworte beschreiben weniger historisch belegte Stile als vielmehr Grundstimmungen,
die wesentlich von den Materialien und Ausbaudetails bestimmt werden,
mit denen ein Haus „angerichtet“ wird: Modern etwa steht für klare Formen
und Linien, kühle Materialien mit viel Glas, Edelstahl und hellen Farben
– für alle, die designorientierte Produkte lieben. Das Mediterrane sehen
die bayrischen Hausbauer mit einer schlichten Gestaltung, warmen Farben
und natürlichen Materialien verbunden. Es bleibt indes der Verdacht, die
Marktforschung hätte sich auf das Durchblättern des neuesten Ikea-Katalogs beschränkt, der vergleichbare Stimmungen unter die etwas schlichteren
Stichworte „edel“, „glänzend“, „rustikal“ und „hell“ stellt.
Vom Produzenten aus gesehen meint Popularität die weite Verbreitung
seines Produkts, für den Konsumenten hingegen wird eine Form populär,
wenn sie anschlussfähig ist: „Die ökonomische Herkunft einer Ware kann
den kulturellen Gebrauchswert nicht erklären, den sie im Moment und am
Ort ihrer Rezeption annehmen kann, und sie vermag auch die Vielfalt von
Bedeutungen und Vergnügen, die diese auslösen kann, weder zu kontrollieren noch vorherzusagen.“ Geläufiges Mittel populärer Gestaltung ist
deshalb die Intensivierung atmosphärischer Qualitäten, nicht zuletzt aber
das kalkulierte Spiel mit kulturell geprägten Reizen. Populäre Gestaltung
setzt auf Vorwissen und damit auf das Wiedererkennen.
Die Atmosphäre als primärer Gegenstand der Wahrnehmung, so der
Philosoph Gernot Böhme, ist nicht unabhängig vom Betrachter zu denken,
vielmehr nur als „gemeinsame Wirklichkeit des Wahrnehmenden und des
Wahrgenommenen“.
Dabei bleibt, so Böhme, insbesonders der ontologische Status der Atmosphäre unklar. „Man weiß nicht so recht, soll man sie den Objekten oder
Umgebungen, von denen sie ausgehen, zuschreiben oder den Subjekten,
die sie erfahren.“ Atmosphäre ist damit nicht nur qua Definition authentisch, sie baut auf ein kulturelles Allgemeingut, das – ganz ähnlich wie die
verschiedenen Gattungen beim Film – die Erwartungshaltung des Wahrnehmenden konfiguriert und damit eine allgemeine Zugänglichkeit sicherstellt,
ohne deshalb Individualität und Innovation der Inszenierung einzuschränken.
Bei aller Gründung im Konventionellen erfordert die Atmosphäre geradezu eine individuelle Ausdeutung. Intensität und Frische ihrer Inszenierung
stellen geschmacks- und stilunabhängige Qualitätskriterien dar, die anders
Ein dichtes „Meer aus Häusern“
bedeckt die ehemaligen Hafenanlagen Borneo-Sporenburg im Amsterdamer Osten. Der Verkaufsprospekt
suggeriert eine romantische, nahezu
mediterrane Stimmung (s.o.)
08
als die bislang in der Architekturkritik üblichen Haltungsnoten der Vielzahl
heutiger Lebensstile gerecht werden. Es ist die Herausforderung an die Architektur, neue, unverbrauchte Inszenierungen für anschlussfähige Stimmungen zu erschließen: das Traditionelle als urbanes Stadthaus im Stile des 19.
Jahrhunderts inszenieren, aber mit aktuellen Grundrissen; das Rustikale im
Gewerbeloft entdecken; das Mediterrane als sonnendurchflutetes Wohnen,
dessen naturbelassene Materialien das Versprechen auf schadstofffreies
Wohnen geradezu bildhaft in Szene setzen… Aber auch für die Wohnwelten
einer abstrakten Moderne gibt es eine Klientel, wie begehrte Häuser in
Wien und Berlin beweisen.
Entgegen allgemeiner Überzeugung hängt Popularität also weniger von der
Frage ab, ob die jeweilige Wohninszenierung einem verbreiteten Lebensstil entspricht. Entscheidend ist vielmehr, dass der Wahrnehmende ohne
professionelles Vorwissen Zugang finden kann: Wer wäre ich, wenn ich hier
wohnen würde? Gestaltung wird zu einer Landkarte des Sozialen.
Architektur im Markt
Den Anforderungen des emanzipierten Kunden mit seinen hohen Ansprüchen ist der deutsche Wohnungsbau derzeit kaum gewachsen. Zu der
bedrückend langweiligen Durchschnittlichkeit vieler Produkte kommt die
verbreitete Nicht-Einhaltung von Kosten-, Termin- und Qualitätszielen.
Zukünftig werden am Markt nur solche Anbieter bestehen können, die die
Gleichzeitigkeit von Effektivitätssteigerung in der Produktion und Individualisierung in der Gestaltung realisieren.
Die heutigen technischen wie gestalterischen Defizite sind nicht zuletzt Folge
einer schrittweise vorgehenden, arbeitsteilig sequenziellen Organisation,
die das Bauwesen auf allen Ebenen prägt. Bei der Entwicklung eines neuen
Wohngebiets etwa durchläuft die Planung zahllose Stationen mit jeweils
anderen Beteiligten und Verantwortlichen: von der gemeindlichen Flächennutzungsplanung und dem im Bebauungsplan kodifizierten städtebaulichen
Entwurf über den Gebäudeentwurf und die konstruktive Durcharbeitung
in der Werkplanung bis zur abschließenden Aufbereitung des Projekts als
Werbebroschüre für den Verkauf. Oft wird erst ganz am Ende des Prozesses der ausdrückliche Bezug zum Kunden hergestellt – viel zu spät, um
mehr als oberflächliche Korrekturen anbringen zu können. Systematische
Produktentwicklung mit konsequenter Kundenorientierung zwingt zu einem
interdisziplinären Arbeiten, bei dem Städtebau, Freiraumplanung, Architektur, Konstruktion, Produktion, Vertrieb und Marketing über den Gesamtprozess hinweg in einheitlicher Ausrichtung zusammen arbeiten müssen – ein
„simultaneous engineering“, wie es in anderen Bereichen der Konsumgüterindustrie längst üblich ist.
Die deprimierende Eigenschaftslosigkeit vieler neuer Wohnensembles beruht nicht auf mangelnder Eignung, sondern ist Folge verhinderter Spezialisierung. Zwang zur Innovation aber entsteht vor allem durch Marketingaspekte. Wie muss man sich vom bestehenden Angebot unterscheiden?
Nicht zuletzt die Herausforderung eines gesättigten, durch erdrückenden
Leerstand geprägten Marktumfelds erklärt den Mut der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft, ein „Neues Wohnen“ mit ungewöhnlichen
Grundrissen als hochwertiges Nischenprodukt im oberen Segment zu
positionieren: mit Gebäuden von renommierten Architekten wie dem Trio
Léon Wohlhage Wernik.
Deutlich wird dieser Mechanismus im großen Maßstab, wenn Sjef Jonkers,
Baubürgermeister im niederländischen Helmond, die Überlegungen beschreibt, die zur Auswahl der Berliner Stadtplaner Rob Krier und Christoph
Kohl für das Erweiterungsgebiet Brandevoort geführt haben. Statt wie in
Deutschland mit einem rein quantitativen Programm einen städtebaulichen
Wettbewerb auszuschreiben, analysierte die Stadt mit Hilfe eines professionellen Projektentwicklers erst einmal den Markt: Um die Abwanderung gut
verdienender Haushalte in die Dörfer im Umland aufzuhalten, so Jonkers,
müsse man den Menschen das Gefühl geben, „dass sie nicht zwangsweise
in der Stadt wohnen müssen, sondern dass sie in der Stadt wohnen dürfen“.
Nach einer sorgfältigen Inventarisierung der Wünsche potenzieller Kundengruppen stand fest, dass man eine völlig andere, neuartige Form von
Städtebau brauche. Eigentlich müsse man ein neues Dorf bauen. „Eine
merkwürdige Aussage“, gibt Jonkers zu, „aber wir hatten keinen besseren
Ausdruck dafür: die Atmosphäre von einem Dorf.
Mit einem Planungsauftrag wie „Wohnen in dörflicher Atmosphäre“ ist
bereits weit mehr als Wohnungstypologie und -größe beschrieben. Gestaltung ist hier kein Selbstzweck, sondern definiert maßgeblich den Kern des
Produkts: Die Leistung des Architekten wird damit nicht überflüssig, erfährt
aber eine Spezialisierung, die sich bereits seit längerem abzeichnet:
Wie der amerikanische Soziologe Robert Gutmann schon 1988 feststellte,
suche der „resourceful client“ zwar häufiger als früher die Dienste des Architekten, bestimme aber dabei präzise den Umfang und die Bedingungen
der Architektenleistung.
In der Realität des Wohnungsbaus ist die traditionelle Rolle des Architekten als Treuhänder des Bauherrn längst nur noch in Einzelfällen gültig.
Zwischen Architekt und Konsument steht in der Regel ein professioneller
Bauträger, der selber über umfangreiche Erfahrungen in Teilbereichen des
Bauens verfügt: sei es ein Projektentwickler, der systematisch Marktforschung betreibt, oder ein Bauproduzent mit eigener Konstruktions- und Fertigungsabteilung. Zukünftig wird der Konsument mit der Wahl des Anbieters
beziehungsweise Bausystems beginnen und dann mit Hilfe eines interaktiven
Entwurfsprogramms und eventuell mit der Beratung eines architektonisch
geschulten Verkäufers daraus sein individuelles Haus anrichten. (...)
Stärker als bisher wird der Architekt zukünftig Fragen wie die folgenden zu
beantworten haben: In welchem Marktumfeld bewege ich mich?
In den unterschiedlichen „Themenfeldern“ von Ypenburg findet sich
für jeden Geschmack das richtige
Haus. Claus en Kaan inszenieren
die
exklusive
Lage direkt am WasLinke
Seite: Bodendetail
ser
in
kompromissloser
Modernität
links: Halle der neuen Kirche
– und Ostseite
überspielen
mit ihrer
unterunten:
der neuen
Kirche
kühlten Abstraktion die Banalität der
kleinen Grundrisse.
10
Wie spreche ich mit meiner Gestaltung die beabsichtigte Zielgruppe an?
Wie setze ich das spezifische Produktkonzept des Auftraggebers in architektonische Formen um? Die seit dem 19. Jahrhundert die Architekten
quälende Frage nach dem Stil wird heute vom Konsumenten beantwortet.
Der gesellschaftliche Kontext der Architektur
Mit der Ausrichtung am Markt, sprich an der Nachfrage ist der privilegierte
Standpunkt des Architekten als Herrscher über die Gestaltung aufgegeben.
In Zeiten des Mangels war die Allgemeinheit auf einen vertrauenswürdigen Obmann angewiesen, der sozialen, ästhetischen und ökologischen
Mindeststandards gegen die Verwertungsinteressen des Kapitals Gehör
verschaffte. Erst die Scheinobjektivität messbarer Bedürfnisse hatte dem
Architekten den entscheidenden moralischen Vorsprung gegenüber seinen
Kunden verschafft, der in den großen erzieherischen Ambitionen und der
Tabula-Rasa-Haltung der Disziplin seinen Niederschlag fand.
Auch wenn der Kampf gegen soziale Missstände auf absehbare Zeit ein
aktuelles gesellschaftliches Thema bleiben wird, steht angesichts der seit
Jahren ungebremsten Zunahme der Wohnfläche (von derzeit durchschnittlich circa 40 qm auf prognostizierte knapp 48 qm pro Person im Jahr
2015) für eine große Mehrheit längst die Frage nach dem guten Leben
im Mittelpunkt. Während angesichts einer solchen Demokratisierung des
Luxus der Bedarf nach gesellschaftlich relevanter Gestaltung offensichtlich
sein sollte, hält sich die Architektur häufig auf Distanz und setzt auf eine
kontextunabhängige Schönheit. Die Ästhetik „hoher“ Architektur, auf die
man schon im Studium durch die internationalen Hochglanzzeitschriften
mit ihren brillanten, aber menschenleeren Fotos eingeschworen wurde,
grenzt sich ab gegenüber allgemeinen Vorstellungen des Wohnens, definiert
sich geradezu als Gegensatz zum Alltäglichen. Ihre Stichworte scheinen
mit Vorliebe einem außeralltäglichen metaphysischen Bereich entlehnt:
entschiedene Reinheit, asketische Einfachheit, vollendete Konsequenz. Das
Alltägliche, sollte es dennoch einmal erscheinen, wird zumindest ironisiert
oder auf andere Art verfremdet, so dass Idee und Konzept der Baukunst
in ihrer Geschlossenheit – als von inneren Regeln determinierte, künstlich
künstlerische Wirklichkeit – angemessen zur Geltung gebracht werden. Das
architektonische Werk will emotional distanziert gesehen und zum Gegenstand kontemplativer Betrachtung werden – als ob Kants Stichwort vom
interesselosen Wohlgefallen noch immer als Voraussetzung des Schönen
gelten könnte.
Mit diesem Verständnis von „Schönheit“ wird die Disziplin ihrem Auftrag nicht
gerecht, wie sich in der unterschiedlichen Perspektive von Architekt und Konsument zeigt. Während Erster dazu tendiert, gleiche Häuser in einer Reihe auch
gleich aussehen zu lassen, sieht der Konsument hierin höchst wahrscheinlich
nur produktionstechnische Zwänge, die seinem Wunsch nach Individualität
diametral zuwiderlaufen. Wenn der Architekt stolz von „meinem Haus“ spricht,
sieht er es als urheberrechtsfähiges Werk im Kontext anderer Werke, während
der Bewohner sein „Mein“ aus seiner Lebenswelt, mithin aus den mit diesem
Haus verbundenen Erlebnissen herleitet. Auf eine Autorenhandschrift kann getrost verzichtet werden – wie die internationale Zustimmung zu neotraditioneller
Architektur zeigt.
In Haverleij im Nordosten von
´S-Hertogenbosch verzichtete man
auf die übliche, flächig suburbane
Einfamilienhausbebauung. Einzelne, charaktervolle Großobjekte
gewinnen schon durch ihre Lage
inmitten einer neu gestalteten Freizeitlandschaft Exklusivität. Die vage
historische Ausstrahlung des Kastel
Zwaenenstede von Adolfo Natalini
übersetzt den Eindruck fürstlicher
Vornehmheit.
Brandevoort bei Helmond bietet
Wohnen in dörflicher Atmosphäre,
aber mit den Standortqualitäten
eines stadtnahen, gut erschlossenen
Neubauquartiers. Die sorgfältig differenzierten, traditionellen Hausfassaden verbinden eigene Indentität
mit einem stimmigen Gesamteindruck.
12
Tag 01
Donnerstag
20.09.07
27.09.07
ab 12.30 Uhr
Treffpunkt in Duisburg, Restaurant Hotel Mercure
(Nähe Hbf ), Mittagessen
Landfermannstr. 20, 47051 Duisburg
14.00 Uhr
15.45 Uhr
Abfahrt nach `S-Hertogenbosch, Engelen per Bus
Besichtigungen „Wohnburgen“ Haverleij
(u.a. Rob Krier)
Parcivalring, Engelen, `S-Hertogenbosch
17.00 Uhr
17.15 Uhr
Abfahrt nach `S-Hertogenbosch
Besichtigung des Student Success Center am Koning
Willem I College (Architectenbureau De Twee Snoeken)
Führung durch Nannie Van Berkum (Direktorin Student Success Centre) und
Marcel Hanegraaf (Architectenbureau De Twee Snoeken)
Vlijmenseweg 2, `S-Hertogenbosch
18.30 Uhr
19.30 Uhr
Weiterfahrt nach Amsterdam
Einchecken Hotel Vondel Park Plaza
Koninginneweg 34-36, 1075 CZ Amsterdam
20.30 Uhr
21.00 Uhr
Weiterfahrt zum Abendessen
Abendessen in Amsterdam, Café de Jaren
Nieuwe Doelenstraat 20-22, 1012 CP Amsterdam
14
Haverleij
STÄDTEBAU: SOETERS VAN ELDONK PONEC ARCHITECTEN
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR: PAUL VAN BEEK; 2005
PARCIVALRING
ENGELEN
`S-HERTOGENBOSCH, NL
Quelle: „Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“,
Frank Raith / Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
http://www.haverleij.nl
Mit Haverleij sucht die Stadt ‚s-Hertogenbosch in einer PrivatePublic-Partnership mit Heijmans und Bouwfonds nach einer radikal
neuen Form der Urbanisierung. Neun verschieden ausgeformte
Wohnkluster, „Kastelle“ genannt, gruppieren sich in freier Anordnung um ein größeres Baugebiet. Das „Schloss“ Haverleij unterscheidet sich damit tatsächlich radikal vom gewohnten Bild einer
Siedlungserweiterung: Das Baugebiet ist zersplittert in einzelne,
architektonische Objekte; es gibt keine normalen Nachbarschaften,
keine Bebauungsfelder, keine normalen Straßen, etc.
Ausgangspunkt des Entwurfs ist eine einfache Überlegung. Statt die
Landschaft unter der Decke eines gleichmäßig dünnen Wohnungsbaus verschwinden zu lassen, versucht man in Haverleij, die Bebauung zu konzentrieren und in einer harten Konfrontation Landschaft
und Wohnungsbau zu verzahnen: ein Wohnen in der Landschaft.
Anfänglich hatte Soeters konsequent eine kompakte Anlage mit
1.000 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau mit bis zu acht
Stockwerken geplant – eine Vorstellung, die jedoch von den Projektentwicklern mit dem Hinweis abgelehnt wurde, dass nur fünf bis
sechs Appartements pro Jahr überhaupt vom Markt aufgenommen
werden könnten. Um das drohende Scheitern des Projekts abzuwenden, entwickelte Soeters dann eine marktgängige Variante
aus Doppel- und Reihenhäusern, ohne jedoch die Grundidee des
harten, unmittelbaren Kontrasts von Bebauung und Landschaft aufzugeben. Die Bebauung wird verteilt auf ein größeres sowie neun
kleinere und flachere Wohnkluster, für deren Ausprägung englische
Landgüter der Renaissance – sowie im eigenen Land Anlagen wie
Waardenburg, Linschoten oder Mariëwaerdt – Pate standen.
Jedes dieser „Kastelle“ wird von einem anderen Architekten geplant
und erhält seinen eigenen Charakter, der durch eine jeweils andere
landschaftliche Umgebung unterstrichen wird: Einige der voneinander jeweils etwa 200 m entfernten Kastelle stehen im Wald, andere
auf der Wiese oder im Wasser. Obwohl nach der Marktanpassung
die Siedlungsdichte in Haverleij der der durchschnittlichen VINEXGebiete entspricht, konnte in ‚s-Hertogenbosch aus dem Erlös der
Wohnungen das Herrichten einer neuen Landschaft bezahlt werden:
mit 100 ha neuen Naturflächen, 60 ha Wald sowie einem großen
Golfplatz.
Soeters vertraute auf die Kraft der Metapher, um das innovative
Konzept unter dem Etikett des exklusiven Wohnens zu kommunizieren – mit Erfolg, wie die hohe Nachfrage seit dem Verkaufsstart im
Oktober 1999 zeigt. Interesse kam vor allem von gut situierten, rüstigen Senioren sowie von jüngeren Doppelverdienern. Während sich
erstere nicht zuletzt von den sozial kontrollierten Gemeinschaftsbereichen innerhalb der Kastelle angesprochen fühlten, zeigten sich
letztere von den Möglichkeiten der umgebenden Freizeitlandschaft
fasziniert. Was aber macht ein Kastell aus? Der Bildqualitätsplan
gibt darauf keine eindeutige Antwort, sondern sucht die Metapher
des Kastells um eine Flut assoziativer Bilder, Phantasien und Träume zu bereichern. Viele mögliche Ausformungen sind nach Soeters
denkbar: vom robusten Solitär bis zur runden Festung. Unerbitterlich
sind jedoch die Regeln in Bezug auf die Landschaft: Außerhalb der
Mauern des Kastells dürfen keine Flächen in Beschlag genommen
werden, so dass die Landschaft präzise und hart an die Mauern
stößt. Private Außenräume ebenso wie Erschließungs- und Parkierungsflächen sind innerhalb des Kastells anzuordnen.
Programm: Stadterweiterung mit ca.
1.000 Wohnungen
Planung: 1995
Ausführende Architekten für die
Kastelle: Jo Crepain, Adolfo Natalini, Lafour & Wijk, Michael Graves
Claus en Kaan, u.a.
Ausführende Architekten für das
Schloss: Rob Krier + Christoph Kohl
(Gesamtleitung), Bedaux De Brouwer Architecten BV, Soeters Van Eldonk Ponec Architecten, u.a.
Gegenüberliegende Seite:
Die verschiedenen Schichten zeigen
die Komplexität der neuen Landschaft (von oben nach unten): Volumen, Sichtlinien, Raum bildende
Bepflanzung, Grasflächen
Diese Seite:
Diagramme - von Hecken umschlossene Flächen, Wasserflächen
(Winter), Wasserflächen (Sommer),
Baumreihen und Solitäre
16
Bild oben:
Kasteel Zwaenenstede
Kasteel Zwaenenstede („Burg Zwaenenstede“)
Adolfo Natalini, 2000-2001, Programm: 55 Luxuswohnungen
Faszinierend ist allein schon die prominente Lage der Burg im Wasser, umgeben von fast unnatürlich grünen Wiesen des Golfplatzes.
Im Unterschied zu den benachbarten Wohnklustern wählt Natalini
eine komplexe Grundrissfigur, die sich aus unterschiedlich behandelten Gebäuden zusammensetzt. Im Inneren entstehen so verschiedene Bereiche, die als repräsentativer Eingangsraum, gemeinschaftlicher Kinderspielplatz sowie Besucherparkplatz unterschiedlich
genutzt werden. Die markanten Eckgebäude mit den großen
blechverkleideten Wandbereichen setzen in der flachen Landschaft
wirkungsvolle Akzente (Bild links).
Kasteel Velderwoude („Burg Velderwoude“)
Jo Crepain, 2000 – 2001, Programm: 86 Wohnungen
Skizze:
Die Vogelperspektive zeigt den gemeinschaftlichen Freibereich im Inneren der „Burg Velderwoude“
Bilder unten:
Der hohe Sockel, hinter dem sich
die Parkierung verbirgt, sowie die
weit ausgestellten Balkone erinnern
an einen Burggraben
Wie ein Bollwerk liegt das große Volumen in der Landschaft. Mit
der spröden Architektur sowie den fast schwarzen Klinkern erinnert
Kasteel Velderwoude an industrielle Großbauten und gibt dem gemeinsamen Thema des Gebiets damit eine überraschend moderne
Wendung.
Die stark plastisch gestaltete Fassade sowie der alternierender
Wechsel der Wohnungstypen (mit Terrasse im EG beziehungsweise
OG) überspielt den bescheidenen Maßstab der einzelnen Reihenhauseinheiten (Skizze links und Bilder unten).
Zeichnungen diese Seite:
Grundrisse Muurwoningen
(„Mauerwohnungen“)
Slot Haverleij („Schloss Haverleij“)
Rob Krier + Christoph Kohl (Gesamtleitung und Bauteile 1. Phase),
Planung: 2001, Realisierung: seit 2002, Programm: 450 Wohnungen
Ausführende Architekten: Rob Krier + Christoph Kohl, Bedaux De
Brouwer Architecten BV, Soeters Van Eldonk Ponec Architecten, u.a.
Schloss Haverleij bietet zwei exklusive Wohnanlagen: Während die
Mauerwohnungen am Rand der Anlage über einen großartigen
Blick über die weite Landschaft verfügen, werden die Wohnungen
im Inneren als individuelle Bürgerhäuser inszeniert. Abwechslungsreiche Platzfiguren entlang der inneren Achse sowie die neue Schule
im Zentrum der Anlage verleihen den 450 Wohnungen einen inneren Bezugspunkt.
18
Studienfach-Testzentrum,
Koning Willem I College
ARCHITECTENBUREAU DE TWEE SNOEKEN, 2004
VLIJMENSEWEG 2
`S-HERTOGENBOSCH, NL
Quelle: Callwey, Brick ‘06, Brick Award 2006
‘S-Hertogenbosch, die Provinzhauptstadt im Süden der Niederlande, ist eine historische Festungsstadt mit reicher militärischer
Vergangenheit. Auf dem Gelände der ehemaligen Koning Willem
I Kaserne befindet sich heute eine neue Bildungseinrichtung. Das
Koning Willem I College bietet eine höhere Berufsausbildung für
14.000 Schüler aus allen Teilen der Welt. Diese in jeder Hinsicht
bunte Studentengesellschaft war einer der kreativen Ausgangspunkte für die wunderschön gemischte Fassadengestaltung, wobei
das Mosaik der Ziegelwand ein Raffinement in der Architektur
darstellt.
Das Willem I College bietet an verschiedenen Standorten der
Hauptstadt Brabants eine breite Palette von Tages-, Teilzeit- und
Abendlehrgängen. Hinsichtlich des Standorts sind die Schulgebäude
auf dem ehemaligen Kasernengelände sowohl Visitenkarte als auch
Augenstern des College. Hier ist auch die so genannte Schule der
Zukunft untergebracht.
Im Januar 2004 legte die Schulverwaltung den Standort fest, um
„Die Hauptrolle in diesem Haus
spielt, neben den Schülern, die
Ziegelfassade“
dort das Student Success Center zu errichten: ein Beratungs- und
Testzentrum für angehende Studenten, die noch nicht genau wissen,
welche Studienrichtung sie wählen sollen. Ein Gebäude, das neben
Sprechzimmern, offenen Lernzentren, einem Ausstellungsraum und
einer Dunkelkammer auch einer integrierten Unternehmens- und
Geschäftsgalerie Platz bieten sollte, wo Studenten die diversen Studienrichtungen „beschnuppern“ können.
Ein ehrgeiziges Vorhaben, bei dem die Schulverwaltung allerdings
darauf bestand, dass der Bau vor Beginn des neuen Schuljahres
– im September! – fertig gestellt werden sollte. Und das mit einem
limitierten Budget. Bauen mit geringen Mitteln stellt eine große
Herausforderung an die Kreativität des Architekten dar, wie auch
das Bauen unter enormem Zeitdruck. Beratungen mit dem zuständigen Bauherrn führten daher zu einem weisen Beschluss: die Kunst
des Weglassens würde bei diesem Projekt kein Stilmerkmal, sondern
bittere Notwendigkeit sein.
Die Kosten und die erforderliche Bauzeit wurden dadurch reduziert,
dass eine Fassadenkonstruktion mit Sandwichpaneelen und Geländern aus Fertigteilen gewählt wurde. Dies „erlöste“ den Bauherrn
zugleich von der Errichtung sonst üblicher Hohlwände, da die Isolierung bei einer fabrikmäßig gefertigten Fassade bereits im Werk an
der Betonkonstruktion befestigt wird, um sie später dann als Ganzes
zu montieren.
Schlau und rasch bauen – dennoch nahm Edwin Smolders, Architekt von ‚De Twee Snoeken’, die Herausforderung an, ein ganz besonderes Projekt zu verwirklichen. Er suchte und fand eine kreative
und bezahlbare Lösung, sowohl für die Fassaden als auch für die
Innenseite der Konstruktion. Und zwar ausgehend von einem Konzept, das die Verschiedenartigkeit von Lehrgängen und Studenten
der Schule in einer bunt gefärbten Fassade zum Ausdruck bringen
sollte. Smolders, mit einem Zitat aus der niederländischen Fachzeitschrift Stedenbouw: „Raues Mauerwerk in knalligen Farben und mit
dunklen Fugen. Das bringt die Vielseitigkeit der Lehrgänge zum Ausdruck. Und ist außerdem symbolisch für die Studenten, die aus allen
Teilen der Welt stammen.“
20
Das Konzept schien anfänglich leicht zu realisieren. Mit äußerster
Sparsamkeit wurde bei Wienerberger eine bunte Sammlung von
Ziegel-Restposten gekauft, ergänzt mit Ziegelsteinen, die bereits in
Produktion waren. Smolders: „Eine solche Vorgehensweise bei der
Wahl des Materials fällt auch unter die Kunst des Weglassens. Für
jedes Problem sucht man alternative Lösungen, die sich günstig auswirken.“ Mit einer willkürlichen Reihenfolge der Ziegelsteine sollte
der gewünschte Effekt zunächst auf einfache Weise erzielt werden.
Aber die praktische Verarbeitung der in diversen Farben glasierten
Ziegelsteine erwies sich jedoch als problematisch, da durch eine
willkürliche Positionierung unausgeglichene und unerwünschte
Farbeffekte auftreten könnten. Um dies zu vermeiden, und um die
richtige Farbpalette der Fassadenziegel zusammenzustellen, wurde
daher – unterstützt von dem scharfen Auge eines Zimmermanns
– am Computer eine genaue Farbkomposition erstellt. Es wurden
mehrere Optionen entwickelt mit ständig variierenden Prozentanteilen der verschieden gefärbten Ziegelsteine. Der richtige Farbton und
die gewünschte Ausstrahlung der Fassade ergaben sich schließlich
nach längerem Durchspielen der zahllosen Möglichkeiten. In der
schlussendlich gewählten Komposition war der Avenue-rote Ziegelstein klar tonangebend. Mit etwa 30% der insgesamt verwendeten
Ziegel stellte dieser Stein den bei weitem größten Anteil. Gefolgt
von den schwarzen, ockergelben, blauen und grauen Ziegelsteinen,
jeweils mit einem Anteil von etwa 12%. Die Zentropa-weißen, gelben, blauen und roten Ziegelsteine wurden sparsam eingesetzt; noch
keine 2% je Sorte. Und im endgültigen Entwurf wurde der Anteil
an rosa Ziegeln gesenkt (5%), während grüne hinzugefügt wurden
(7%).
Elf unterschiedliche Strangpressziegel mussten also in einem vorgefertigten Außenfassadenelement im Läuferverband eingearbeitet
werden, wobei es in einem solchen Fall ratsam ist, vorangehende
Überlegungen mit der Ziegelfabrik anzustellen. Um bei dem gewählten Läuferverband eine Gleichmäßigkeit in den Stoßfugen zu
erhalten, müssen die Maßunterschiede zwischen den Ziegelsteinsorten gering gehalten werden, was hohe Anforderungen an die
Vermassung stellt.
„Die bunt gefleckte Fassade ist ein
fröhliches Spektakel für alle, dei sich
dem Gebäude nähern“
Der größte Teil der Ziegelsteine für dieses Projekt wurde in der
Maßklasse I geliefert, gemäß NEN 2489 „Normziegel“. Dies bedeutet einen maximalen Unterschied in der Länge der Ziegelsteine
pro Sorte von +2 mm und – 2 mm, die die Gewähr waren für ein
perfektes Ergebnis.
Bei der Erreichung der richtigen Mischung von Strangpreßziegeln
sind die Anweisungen des Architekten von großer Bedeutung. Die
Menge, in der die verschiedenen Ziegelsteine pro Quadratmeter
vorkommen sollen, muss genau festgelegt werden. Anhand der
Angaben des Architekten kann die Ziegelfabrik wiederum für die
Zusammensetzung der Mischung sorgen.
Diese Mischung von Ziegelsteinen wird dann auf Paletten an den
Verarbeiter der vorgefertigten Fassadenelemente geliefert. Dort in
der Fertigteilfabrik ist ein Mischen dann nicht mehr erforderlich. Eine
zusätzliche Garantie, dass das exakte Farbbild, das der Architekt vor
Augen hat, auch tatsächlich entsteht.
Der Architekt Edwin Smolders machte auf wunderschöne Weise
aus der Not eine Tugend. Das Prinzip von „rau und simpel“ für die
Außenseite wurde konsequent im Inneren weiter umgesetzt, wo die
Konstruktion des Gebäudes größtenteils sichtbar geblieben ist. In
knapp neun Monaten und mit einem beschränktem Budget hat
Smolders ein schmuckloses Gebäude errichtet, das unverhohlen
zeigt, woraus es sich zusammensetzt. Gleichzeitig verbirgt sich ein
Raffinement in dieser Architektur. Ein lokales, relativ kleines Projekt,
das alles in allem ausreichend Format besitzt, um als ein interessantes Beispiel im internationalen Vergleich heutiger Verwendung
von Ziegelstein zu gelten.
Frank Kuylaars
22
Tag 02
Freitag 21.09.07
28.09.07
07.30 Uhr
08.30 Uhr
09.15 Uhr
Frühstück
Abfahrt nach Almere
Besichtigung Neues Stadtzentrum Almere
(Rem Koolhaas, SANAA, De Architecten Cie.,
Portzamparc, u.a.)
Citadel, Almere Stad
11.15 Uhr
11.45 Uhr
Weiterfahrt zur Insel Ijburg
Besichtigungen Insel Ijburg, Infocentrum und Siedlung
21.09.07: Treffen mit Herrn van Dongen (de Architecten Cie.), der uns den
restlichen Tag begleitet.
28.09.07: Treffen mit Frau Rinzema (de Architecten Cie.), die uns den
restlichen Tag begleitet.
Expo Amsterdam IJburg, IJburglaan 628 (Verkaufszentrum Ijburg)
12.30 Uhr
12.45 Uhr
Rückfahrt nach Amsterdam
Mittagessen im Lloyd Hotel, anschließend Führung
durchs Hotel (MVRDV)
Oostelijke Handelskade 34, 1019 BN Amsterdam
15.15 Uhr
17.45 Uhr
Weiterfahrt per Boot
Besichtigung Osthafen
Besichtigung Westhafen, inkl. Landgang am Silodam
(MVRDV), anschließend per Boot zum Büro de Architekten Cie.
Vortrag von Frits van Dongen „W + H + U = Holland“
über die Entwicklung des niederländischen Bausektors
Keizersgracht 126, 1000 AN Amsterdam
18.45 Uhr
19.15 Uhr
Rückfahrt zum Hotel
Hotel Vondel Park Plaza
Koninginneweg 34-36, 1075 CZ Amsterdam
20.00 Uhr
20.30 Uhr
Weiterfahrt zum Abendessen
Abendessen in Amsterdam, Brasserie Harkama
Nes 67, 1012 KD Amsterdam
24
“Fliegender Teppich”
Wohn- und Geschäftshaus in
Almere
OMA, CHRISTIAN DE PORTZAMPARC, SANNAA, DE ARCHITECTEN CIE, U.A., 2006
DE CITADEL
ALMERE, NL
Quelle: DBZ 4/2007,
“Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Im niederländischen Almere wurde ein mehrschichtiger Wohn- und Geschäftsblock
von Christian de Portzamparc fertig gestellt. Das kompakte Stück „Stadt in der Stadt“
ist Teil der Masterplanung von Rem Koolhaas zur Verdichtung des Stadtkerns.
Christian de Portzamparc
Geboren 1944 in Casablanca. In
den frühen Sechzigern studierte er
Malerei und Architektur an der Akademie der schönen Künste in Paris.
Zwischen 1965 und 1970 setzt er
sich mit Architekturdoktrinen und systemen kritisch auseinander. Am
Anfang seiner ungewöhnlichen Karriere arbeitete Christian de Portzamparc intensivst in der Theorieforschung. 1994 erhielt er im Alter von
50 Jahren als erster französischer
Architekt den begehrten Pritzker
Preis für Architektur. 2006 richtete
das „Collège de France“ einen 53.
„Lehrstuhl“ für den Bereich Kunst
(Artistic Création) ein, und beriefen
Christian de Portzamparc als ersten
auf diesen.
Das Zentrum von Almere gleicht seit geraumer Zeit einer einzigen Baustelle. Denn
um die Urbanität der Polderstadt zu erhöhen, wird der Innenstadtbereich gegenwärtig nach einer städtebaulichen Planung vom Rem Koolhaas/OMA großflächig neu
strukturiert und verdichtet. Die ersten Projekte der überwiegend durch renommierte
internationale Büros wie David Chipperfield, SANAA oder Gigon Guye ausgeführten
Planung sind inzwischen realisiert – darunter auch der Wohn- und Geschäftsblock
„De Citadel“ des französischen Architekten Christian de Portzamparc. Der hoch
verdichtete Innenstadtblock bietet 54 Eigentumswohnungen mit insgesamt 10000 m²
Wohnfläche, 50 vermietbare Ladeneinheiten mit insgesamt 35.000 m² Geschäftsfläche sowie eine Tiefgarage mit 1.350 PKW-Stellflächen.
„Die Stadt Almere wurde erst vor etwa 30 Jahren gegründet und hatte bislang kein
wirkliches Zentrum“, beschreibt Projektarchitekt André Terzibachian vom Atelier
Portzamparc die Ausgangslage. „Der Neubau der Citadel ist jetzt ein wichtiger Baustein, um die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen.“ Das mehrschichtige, über einer
Fläche von rund 130 x 130 m errichtete Projekt wurde nach dem städtebaulichen
Entwurf von Rem Koolhaas über einer mächtigen, leicht ansteigenden Sockelplatte
errichtet, die hier bis zu sechs Meter hoch über der Tiefgarage sowie über dem Autound dem separat geleisteten Busverkehr aufsteigt. Die komplexe Gesamtstruktur
erschließt sich dabei nur aus der Vogelperspektive oder im Modell – „dann wirkt es
fast als sei hier ein überdimensionaler fliegender Teppich mitten im Zentrum von Almere gelandet“, so André Terzibachian. Aus der Perspektive der Stadt betrachtet, sind
jedoch von sämtlichen Standorten aus lediglich Teilansichten möglich, so dass der
Entwurf trotz seiner gewaltigen Größe einen menschlich erfahrbaren Maßstab behält.
Der erste Eindruck, den man von Norden her kommend wahrnimmt, ist die leichte,
für niederländische Verhältnisse fast alpine Steigung der mitten in der Stadt implementierten Sockelplatte. Weiter den „Berg“ hinauf trifft der Blick dann auf die
Außenfront des Blocks mit der doppelgeschossigen, komplett transparent gestalteten
Ladenzeile. „Gemeinsam mit dem Projektentwickler der Geschäftsflächen, der MAB
Ontwikkeling aus Amersfoort, haben wir uns bei der Planung der Ladeneinheiten
ganz bewusst gegen eine einheitliche Fassadengliederung entschieden, um den
Inhabern so weit gehende Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Ladeneinheiten zu
ermöglichen“, so André Terzibachian. Als verbindendes Element fungiert stattdessen
das direkt oberhalb der Glasflächen abgesetzte horizontale Fassadenband aus rötlich
gefärbtem – vom Designer Martin Wallace mit tiefen Furchen gestalteten – Polyester-Beton, aus dem wie aus einem Fels zwei- oder dreigeschossige Reihenhäuser
emporsteigen.
Durch einen breiten Durchgang in
der Ladenzeile gelangt man in das
Zentrum des Blocks mit dem am
höhsten Punkt des Hügels sich kreuzenden Einkaufsstrassen
Durch einen breiten Durchgang in der Ladenzeile, und unter der durchgehenden
Häuserreihe hindurch, gelangen die Besucher schließlich ins Zentrum des Blocks mit
den beiden am höchsten Punkt des Hügels sich kreuzenden Einkaufsstraßen. Viele
der Geschäfte bieten aufgrund der bewegten Topografie sogar zwei Eingänge: den
unteren in der Außenzeile, den oberen im höher gelegenen Kern des Blocks. Bei
der Planung der Straßenführung schwebte Christian de Portzamparc von Anfang an
ein abwechslungsreicher dynamischer Verlauf vor: „Damit wollte ich ganz bewusst
eine Einladung schaffen, das Innere der Citadel zu betreten“, so der Architekt. „Als
Inspiration dienten mir dabei unter anderem meine Studien zur mittelalterlichen Innenstadt von Metz: Denn um kommerziell erfolgreich zu sein, setzte man damals auf
die Strategie, mit einem unregelmäßigen Straßenverlauf den Blick der Passanten auf
verschiedene Ziele zu lenken, um so den Anreiz zu erhöhen, der Straße weiter zu folgen. Das gleiche Prinzip habe ich jetzt auch in Almere verfolgt“. Lediglich zu erahnen
von den Straßen aus ist dagegen die sechs Meter über Passagen-Niveau platzierte
„Oberstadt“ der Citadel – ein ganz bewusst lediglich für die Bewohner zugängliches Stück niederländische Landschaft, das tatsächlich wie ein fliegender Teppich
über dem übrigen Block zu schweben scheint. Eingesäumt von den am Außenrand
des Blocks platzierten Reihenhäusern – und von den beiden unten verlaufenden
Einkaufsstraßen in vier „Inseln“ unterteilt -, wurde hier im Auftrag des Rotterdamer
Projektentwicklers Blauwhoed Eurowoningen ein begrüntes, überraschend ruhiges
Hochplateau inmitten der Stadt geschaffen. Besonders gelungen zeigt sich dabei die
Gestaltung der 46 niederländisch verspielten Reihenhäuser mit ihren zum Innenbereich des Plateaus hin farbenfroh in Weiß, Orange oder Hellblau gestalteten Fassaden und den variantenreich ausgebildeten Loggias, Patios oder Terrassen. Weitere
sechs Appartements finden sich in dem mittig platzierten, genau am Kreuzungspunkt
der beiden Einkaufsstraßen emporsteigenden sechsgeschossigen Wohnhochhaus.
„Die Bewohner genießen hier oben nicht nur die Nähe zur angrenzenden Einkaufspassage und den direkten Zugang zur Tiefgarage, sondern profitieren auch von
der Ruhe sowie dem attraktiven Ausblick über die Stadt und dem weiter südlich
gelegenen Binnensee ‚Weerwater’“, beschreibt André Terzibachian das Konzept. Eine
wichtige Rolle spielt dabei die südwestliche „Insel’“ oberhalb des fünfgeschossigen
Kaufhauses Vroom & Dreesman, dessen beide obere Ebenen unter einem Grashügel verborgen wurden: „Damit auch die Passanten die weite Aussicht erleben und
genießen können, haben wir dort eine weit auskragende, frei über der Passage
schwebende Café-Terrasse sowie ein großes ellipsenförmiges Oberlicht integriert, das
von außen als gläserne Öffnung inmitten des Grashügels erscheint.“
Die vertikale Erschließung der übereinander gestapelten Ebenen erfolgt über Treppen, Fahrstühle und eine Rolltreppe, die von der Tiefgarage aus direkt im Zentrum
der Passage mündet. „Der Zugang zu den Liften in die Wohnebene ist dabei nur mit
Schlüssel oder nach Betätigung der Freisprechanlage möglich, um so dem Bedürfnis
26
nach sicherem Wohnen inmitten der Stadt nachzukommen“, so André Terzibachian.
„Für die Bewohner und Besucher des Wohnhochhauses führt der Lift direkt in das
gewünschte Geschoss. Die Bewohner der Reihenhäuser gelangen dagegen in den
gemeinschaftlichen Zugang im Sockel des Wohnhochhauses, von wo aus dann ein
schmaler Fußweg mit zwei schmalen Brücken über die Passage die vier Inseln miteinander verbindet.“
„Ich betrachte den Neubau als einen interessanten Hybrid zwischen modernem
Urbanismus und der historischen Stadt“, charakterisiert Christian de Portzamparc
das Projekt. In einer gewachsenen europäischen Stadt wäre dieser neue Typus eines
Stadtzentrums jedoch eher problematisch und kaum zu vermitteln. Für Almere liegt
der Fall freilich anders. Denn die komplett am Reißbrett entstandene Polderstadt
wurde erst Mitte der 1970er Jahre gegründet – nach der Errichtung der 1.800 km²
großen Provinz Flevoland, die zwischen 1932 und 1968 komplett den Fluten des
IJsselmeeres abgerungen wurde. Mit inzwischen rund 180.000 Einwohnern hat sich
Almere seitdem zur mittlerweile siebtgrößten Stadt der Niederlande entwickelt. „Trotz
– oder gerade wegen – dieses Atem beraubenden Wachstums wirkte Almere lange
wie eine verschlafene Vorstadt des nur 20 km entfernten Amsterdam“, so André
Terzibachian. „1994 hatte daher Rem Koolhaas den Auftrag erhalten, die Innenstadt
großflächig umzustrukturieren und nachzuverdichten.“
Um Architektur, Städtebau und Verkehr nahtlos miteinander zu verbinden, schichtete
Koolhaas kompromisslos und wenig sentimental eine zweite, ausschließlich Fußgängern vorbehaltene Ebene über die bestehende Stadt – eine Strategie, die die ohnehin
vorhande „Künstlichkeit“ von Almere konsequent fortführt und gleichzeitig eine
bewusst ironische Abwechslung in der ansonsten absolut flachen Polderlandschaft
schafft. „Mit unserem Entwurf haben wir diesen Kerngedanken der Masterplanung
weiterentwickelt“, so André Terzibachian. „Dabei haben wir allerdings das von OMA
vorgegebene Raster durchbrochen und ganz bewusst eine autonome ‚Wohnebene’
gestaltet, die zwar unmittelbar an die Geschäfts- und Fußgängerebene angebunden ist, die sich aber gleichzeitig vom Rest der Stadt löst und eine eigene Welt
birgt.“ Parallel dazu gelang es den Architekten mit ihrem hoch differenzierten neuen
Stück „Stadt in der Stadt“, die von Koolhaas intendierte fließende Verbindung vom
nördlich angrenzenden Bahnhofsquartier zur südlich gelegenen Uferpromenade am
Weerwater mit Leben zu füllen. Was im Ergebnis so homogen miteinander verwoben
ist, hatte zuvor jedoch einer langwierigen Planung bedurft. Als große Herausforderung erwies sich dabei insbesondere die Abstimmung und Koordination der teilweise
divergierenden Belange der beiden Auftraggeber sowie der Stadt Almere, die für
die Anpassung der Infrastruktur und die Errichtung des Parkhauses verantwortlich
zeichnete. „Die eigentliche Bauphase verlief dagegen ohne größere Schwierigkeiten“,
so André Terzibachian. Wobei allerdings erwähnt werden muss, dass die gesamte
Detailplanung vor Ort durch das Büro Beekink + Molenaar aus den Haag realisiert
wurde.“
Ein Jahr nach der Fertigstellung haben die Bürger der Stadt Almere das Projekt
uneingeschränkt als zentrales Element ihrer neuen Stadtmitte angenommen. Das
belegen nicht nur Umfragen unter der Bevölkerung und den Bewohnern – die
Reihenhäuser sind inzwischen fast alle verkauft und auch das Wohnhochhaus ist inzwischen fertig gestellt und kann bezogen werden -, sondern auch die guten Umsätze
der Einzelhändler, die ein Jahr nach der Eröffnung der Passage trotz der Mieten von
300 bis 750 €/m² im Monat weit gehend zufrieden sind. Inzwischen sind sämtliche
Ladeneinheiten vermietet – neben einem Café und einigen kleineren Geschäften
haben sich das Kaufhaus Vroom & Dreesman sowie zahlreiche internationale Ketten
(...) mit Filialen vor Ort niedergelassen.
Ähnlich überzeugt wie Besucher, Bewohner und Ladenbesitzer zeigte sich zuletzt auch
die hochrangig besetzte Jury des „Architecturprijs Almere 2006“, die das Projekt vor
kurzem als bestes Gebäude von 30 Jahren Architekturgeschichte in der Stadt ausgemacht hat. Denn nachdrücklich würden mit dem Projekt die Ambitionen von Almere
unterstrichen, eine moderne Stadt mit einem urbanen Zentrum zu sein. Jetzt endlich,
30 Jahre nach der Gründung!
Robert Uhde
Niveau 2A, Wohnungen über der
Einkaufsstrasse.
28
Theatre And Art Centre De
Kunstlinie
SANAA, TOKYO, 2006
ESPLANADE 10/12
ALMERE, NL
Quelle: “Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Considering all the big-city facilities that have been taking shape
in its new city centre, Almere would seem to be ready to make the
quantum leap from dormitory city for Amsterdam to autonomous,
self-contained city. The most recent embellishment is SANAA’s theatre, which stands on the most forward location in OMA’s city centre
plan, on the spot, where two diagonal axes meet, partly on land,
partly cantilevering out over the Weerwater lake. Kazuyo Sejima and
Ryue Nishizawa received the commission for the Kunstlinie Theatre
after winning an international competition held by the city in 1998.
In the midst of the raucous recent products of Almere’s passion
for collecting architecture (Alsop, Van Zuuk, Portzamparc), the
effect of SANAA’s theatre is one of deafening silence. The building
uses just one material (glass), one colour (white) and one form
(cube): to achive a subtle and benignly monumental effect. The
scale of the theatre is deceptive: it appears much smaller than the
100m x 100m dimensions. It is a flat, one-storey slab, topped by
three cubes for three auditoriums. The plan can be read as a vast
labyrinthine carpet, a succession of rectangular spaces without any
obvious hierarchy or identifiable function. This is deliberate. Corridors and circulation areas have been avoided as much as possible;
routes consist simply of a sequence of different spaces, one behind
the other. The absence of spatial hierarchy and the avoidance of
programmatic specificity results in intermediate spaces suitable for a
multiplicity of uses.
The physical boundaries between the various spaces are wafer-thin;
the emphasis is on visual interconnections. Three long axes through
the building prevent the labyrinthine aspect from dominating. From
the entrance hall, for example, there is a view through the whole
building, to the water. And the many patios ensure that water and
sky are visible on all sides.
SANAA, together with engineering consultants ABT, consistently
sought the thinnest and finest materialization, in a laborious process
of reduction and refinement, of which the special construction for
the inner walls, the slender roof, and the 25-metre-high glass foyer
wall are the most striking results.
The interior is minimalist, but by no means cold. This is due to the
use of unconventional combinations of grey velvet wallpaper and
expanded metal in the large auditorium, but also to the stainless
steel counters with a row of lights above them, the white metal spiral
staircases, and the spectacular round metal walkway for VIP guests.
The single, stunning exception to the restrained colour scheme is
the enormous mural in the foyer. Inspired by a batik-based idea of
Michael Lin, it was designed by Jos Reniers and produced by Vlisco.
30
IJburg - Urban planning
DE ARCHITEKTEN CIE, 2000 - 2012
IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle:De Architekten Cie.
opdrachtgever/client:
Gemeente Amsterdam,
Waterstad IJburg CV
programma/programme:
Total opgave/Total assignment
7.062 woningen/housing
263.500 m² voorzieningen/facilities
ontwerp/design:
Frits van Dongen,
de Architekten Cie.
Felix Claus,
Claus en Kaan Architecten
Ton Schaap, Schaap en Stigter
projectteam/project team:
de Architekten Cie.:
Frits van Dongen,
U. Garritzmann, R. van Houten,
H. Schmidt
datum opdracht/
date of commission:
1999
Besucherinformation:
Bezoekerscentrum IJburg
IJburglaan 648
1087 CE AMSTERDAM
Phone 020-4689695
Fax 020-6681325
Where the territory of Amsterdam reaches the IJmeer, the biggest
lake of the Netherlands, a major urban extension is being developed: 18.000 dwellings on a chain of six newly to be made islands.
The first phase, which consists of the western part of the so called
‘Haveneiland’ (Harbour island) and ‘Rieteilanden’ (Reed islands) is
now under construction.
The ‘Haveneiland’ constitutes the centre of IJburg, and has an
urban density and character. The ‘Rieteilanden’ are suburban in
character and have soft banks, detached housing and dike houses
with gardens running down to the reedy borders. The design for the
‘Haveneiland’ is based on a grid which can be described in terms
of three layers: landscape design, urban design and distribution of
programme functions. The grid expresses the binding conditions,
the public space, via the streets, while leaving room for a variety of
uses, and thus for diversity, in the shape of blocks. In principle, all
positions within the grid are equal. The total programme is evenly
spread across the grid. All the blocks have a proportionally equal
density and there is no hierarchy in types of housing between them.
An architect and a principal work out each block as a partial urban
design scheme.
Public spaces, a (market) square and two parks with playgrounds,
have been planned at regular distances and connected to the
longitudinal streets in the plan. An internal waterway transects the
grid and opens up the structure of the otherwise closed blocks. The
plan features prominently placed buildings called ‘solids’. Solids are
loft-like structures with high storeys and floorbays that can be freely
arranged, and are capable of incorporating a great diversity of programme. In between the (market) square and the IJburglaan, and
near the point of access to the ‘Haveneiland’, is the shopping centre. The exceptions transform the grid and ensure that its dominance
is toned down, creating a layer of natural variation within the grid.
32
NESCIO BRIDGE
IJBURG
WILKINSON EYRE ARCHITECTS, LONDON, 2006
WESTERLIJKE MERWEDEKANAALDIJK, IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle:“Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Holland’s first suspension bridge is a reality: the Nescio Bridge links
IJburg elegantly with the eastern part of Amsterdam, thereby giving
the lie to the assumption that the soft Dutch ground is unsuitable
for this type of bridge in which the forces are absorbed horizontally
rather than vertically and for which the usual sturdy pile foundation
will not suffice. A suspension bridge can cope with long spans; it
consists of two tall pylons between which a thick cable is strung.
Suspended from this are the vertical cables that carry the bridge
deck. The main difference from a type more frequently used in the
Netherlands, the cable-stayed bridge, is that in the latter the cables
are connected directly, at an angle, to the pylons, which consequently absorb (vertical) compressive forces rather than (horizontal)
tensile forces, as in the case of a suspension bridge.
Right from the start of the IJburg development there was talk of a
pedestrian/cycle bridge over the Amsterdam-Rhine Canal. As far as
home-work traffic was concerned, the cycle network in and around
IJburg turned out to be best served by a connection somewhere in
Diemen-Noord and then under the A1 motorway and the railway
line, linked to a connection to the Ringdijk at Science Park Watergraafsmeer. With some 60,000 ships plying these waters every year,
a ferry was unacceptable for Rijkswaterstaat (the waterways authority) and a tunnel too expensive and unsafe.
The elegant, curved bridge lies a few centimetres within
Amsterdam’s municipal boundaries (neighbouring Diemen wanted no part of it), is high enough not to obstruct shipping and is a
mere 150 metres from the A10 orbital road. Rijkswaterstaat initially
rejected the bridge on the grounds that it was much too close to the
bridge and the motorway – to avoid a black hole in the reception, a
ship’s radar needs a clear space, in this case at least three hundred
metres from the A10. However, a computer simulation carried out
by TNO demonstrated that the bridge could be closer than this
without interfering with radar reception.
Above land on either side, a large part of the route has been built
in the form of a bridge for ecological reasons (grass snakes).
DEDATO
Betronic Office Building
DICK VENNEMAN, DEDATO, 2004 - 2006
Pedro de Mendinalaan 11, IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: “Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Anyone seeing this office building, with its flexible floor plan and
rationalized structure of precast concrete, glass and steel, will be
automatically reminded of the 1920s. With their clever use of a
precast concrete system for low-cost factory buildings, the architects
have made a robust statement here. This is another possibility: chic
but affordable, attractive and sturdy, fitting in with its surroundings,
yet also defining the entrance to IJburg.
What you see is what you get; everything here is clear and comprehensible. Almost the entire elongated building site is used as a parking pit in which the actual building stands. The flexible floor plan
means that there is virtually no difference between net and gross
floor area. Behind the clearly visible slit that separates the building
into a front and a back section, are the stairs, lifts and wet services.
The rough structure is at the same time the finished structure.
Normally that would be a cause for concern, especially in housing
construction, but here it has become a strength. The architect has
turned the precast panels around, so the rough side faces inwards
where it gives the walls an extra something. The smooth side faces
outwards and makes the building rather seductive and decidedly
strokable. Even from outside one can see how light and air flood
the interior, and how the striking, convex ‘windows’ in the side elevations contribute to that. These, incidentally, are standard plastic
domed skylights which meant that the openings could be included
in the prefab process. Thanks to these kinds of smart solutions,
the building has the aura of a one-off artwork custom-made for a
single user.
34
LINEAR BLOCK
IJBURG
MACCREANOR LAVINGTON, 2003
BLOCK 4, IJBURGLAAM 500-612, IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
http://www.maccreanorlavington.com
The project is the culmination of investigations that started with
the Lux Building; London (1995) and developed through, among
others, the Westerdokseiland plan (1997) and the essay, ‘Adaptability’ (see a+t 12, 1998). That essay proposed a concept for an
‘transfunctional and multifunctional building that could allow the
possibility of changing use; living into working, working into leisure
or be a container of several uses simultaneously’. It expresses activity; whether living or working is not our concern. Units are typically
7.5 m wide, 3.2 m floor to ceiling and 22 m deep. Each unit is
entered at ground level, from the street side rather than the kade
side and each unit has a central void giving light into the middle
of the deep floor plan, thereby allowing many variations in internal
layout.
Kleine Rieteilanden, Row
Houses With Courtyard
BOSCH ARCHITECTS, 2004
KLEINE RIETEILANDEN, IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The office is supervisor over the development of 140 villas and
designer of 8 villas. The urban plan attempts to open up the field of
research by creating conditions that encourage experimenting with
the spatial qualities of interiors.
The ground floor is densified to the maximum as one compact volume. It is an introvert space. Two patios are cut out of the volume,
one for the car, the other for the terrace. The ground floor is divided
into two zones. There is one very long space extending over the
whole depth of the house, containing day functions. The other zone
contains a number of big rooms and the patio. A stair connects the
ground floor with an entirely glazed room. This glass box, located in
the midst of the grass covered roof offers a scenic view over the water and Diemerpark. The top level is a black box, offering a retreat
from the house and a round window to see the park und the skies.
36
“Alleskönner”
Wohn- und Gewerbebau
Multifunk in IJburg
ANA ARCHITECTEN, 2006
IJBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: Baumeister 12/2006
Der Block besteht aus drei Gebäudetypen, die unterschiedlich erschlossen werden: Im fünfgeschossigen Bauteil A an der Hauptstrasse
können je nach Bedarf zwischen
den Treppen und Liftkernen Flure
eingezogen werden. Bauteil B und
C dagegen haben zentrale Treppenhäuser und vermitteln in der Höhe
zwischen Bauteil A und D, den Reihenhäusern mit eigenen Eingängen.
Unten: Drei von vielen Nutzungsmöglichkeiten des Blocks. Die Büround Gewerbeflächen (grau) lassen
sich auch vollständig in Wohnungen
umbauen.
Nicht umsonst haben ANA Architekten ihren Baublock auf IJburg „Multifunk“ getauft.
Seinen Namen verdankt er in erster Linie der Tatsache, dass Multifunktionalität sein
Leitmotiv ist und er sich laut den Architekten ebenso gut für kombiniertes Wohnen und
Arbeiten wie für Büros, ein Studentenwohnheim oder ein Hotel eignet. Aber dank seines ungewöhnlichen Fassadenmaterials ist er durchaus auch ein bisschen funky.
Multifunk ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen. 2003 lud die Gemeinde Amsterdam mehrere Teams aus Projektentwickler und Architekturbüro ein, einen Entwurf für
das Grundstück auf dem Steigereiland im neuen Archipelstadtteil IJburg einzureichen.
Das junge Amsterdamer Büro ANA, 1995 von Marcel van der Lubbe und Jannie Vinke gegründet, gewann den Wettbewerb gemeinsam mit dem ebenfalls recht jungen
Projektentwickler Lingotto. Van der Lubbe zufolge lag das unter anderem daran, dass
ihr Entwurf auf die besonderen Anforderungen des Nicht-Ortes reagierte. Denn zu der
Zeit, als der Wettbewerb stattfand, existierte das Grundstück noch nicht einmal.
IJburg soll bis 2012 sieben künstliche Inseln umfassen und Wohn- und Arbeitsraum für
45.000 Menschen bieten. Mit der Aufschüttung der ersten Inseln wurde 1999 begonnen, und Ende 2002 bezogen die ersten frischgebackenen Insulaner ihre Wohnungen
auf dem Haveneiland und Grote Rieteiland. Zwar hat der Inselstadtteil das Embryonalstadium inzwischen hinter sich, und die Bautätigkeit ist auch auf dem Kleine Rieteiland
und dem Steigereiland in vollem Gange. Aber wo heute der Multifunk-Block steht, gab
es noch vor drei Jahren nur frisch aufgeschütteten Sand, eine einsame, schnurgrade
Straße und viel Wasser. „Eigentlich weiß selbst jetzt noch keiner so genau, wohin der
neue Stadtteil sich einmal entwickeln wird“, meint Van der Lubbe. Ein multifunktionaler,
flexibler Gebäudekomplex, der auf alle zukünftigen Veränderungen reagieren kann,
schien deshalb für diesen Standort einleuchtend.
Ruhepol im Chaos
Der Multifunk-Komplex überbrückt aber auch einen Maßstabssprung. Er steht an der
wichtigsten Kreuzung auf dem Steigereiland, das eine sehr gemischte Bebauung nach
dem „Collage City“-Prinzip erhält. Entlang der IJburglaan als zentraler Achse des Inselstadtteils werden sich einmal bis zu sechsgeschossige Blöcke aufreihen. Während
dahinter ein Viertel mit niedrigen Einfamilienhäusern liegt, die größtenteils von privaten Bauherren realisiert wurden und die dementsprechend kleinteilig und – wohlwollend formuliert – abwechslungsreich geraten sind. Der U-förmige Multifunk-Komplex
setzt sich deshalb aus mehreren Volumina zusammen: einem fünfgeschossigen Riegel
an der IJburglaan, zwei viergeschossigen Bauteilen, die jeweils quer an den Riegel
anschließen, sowie zwei wiederum daran anschließenden Zeilen niedriger Reihenhäuser. Im Innenhof befinden sich außerdem ein kleiner Pavillon, der voraussichtlich
als Kindergarten dienen wird, sowie fünf Grundstücke für Wohnhäuser von privaten
Bauherren. Auf diese Weise vermittelt der Block zwischen der Großmaßstäblichkeit
der IJburglaan und der Kleinmaßstäblichkeit der Bebauung im Inselinneren. An die
Kakophonie der bunten Häusermischung soll er jedoch nicht anschließen. „Beim Architekturrummel auf dem Steigereiland spielt unser Bau nicht mit“, sagt Van der Lubbe.
„Er ist außen eher zurückhaltend, hat aber eine starke innere Logik.“
Diese innere Logik basiert auf einer fixen Casco-Struktur mit freier Einteilung im Inneren. Funktionale Veränderungen sollen auf dem Niveau der einzelnen Units, der
Erschließung, aber auch der gesamten Gebäude denkbar sein. Ermöglicht wird das
durch eine tragende Fassade, die in den Bauteilen mit großen Spannweiten durch
einen oder zwei mittige Unterzüge ergänzt wird.
Gestaffelt und geschichtet
Der höchste Bauteil an der IJburglaan ist 18 Meter tief und hat eine Deckenhöhe von
3,60 Meter. Die Wohnungen werden vom Hof, die Büroräume von der Straße aus erschlossen. In der Mitte jeder Etage liegt ein Korridor, der über zwei Erschließungskerne
mit je einem Lift für die Büros und einem für die Wohnungen zu erreichen ist. Zwei
Lichtschächte sorgen für Helligkeit, können aber auch zu Treppenhäusern umgewandelt werden, um mehrere Stockwerke miteinander zu verbinden. Die beiden daran anschließenden, viergeschossigen Baublöcke sind über Erschließungskerne mit je einem
Aufzug und einem Doppelspiral-Treppenhaus zugänglich und haben gewöhnliche
Deckenhöhen. Überhaupt nicht flexibel sind die Reihenhäuser, die in konventioneller
Schottenbauweise errichtet wurden.
Die Multifunktionalität beschränkt sich also, abgesehen von der flexiblen Einteilbarkeit der Innenräume, im Wesentlichen auf den Baublock an der IJburglaan. Dennoch
rechnen die Architekten sogar die Loggien, die hinter der thermischen Haut liegen,
als besondere Flexibilitätsmerkmale – obwohl sie im niederländischen Wohnungsbau
kostengünstiger Standard sind.
Ganz und gar kein Standard ist dagegen die Fassadengestaltung von Multifunk. Die
Fenster aller Volumina haben schlanke Aluminiumrahmen, deren Laibungen in subtilen
Wellenbewegungen tiefer und wieder flacher werden. Als Fassadenmaterial benutzten
ANA für die drei höheren Bauteile recycelte schwarze Kunststoffelemente mit Holzmaserungsmuster. „Dafür gibt es zwei Gründe“, erklärt Van der Lubbe. „Einerseits drückt
die Bretter-Optik den Selbstbau-Charakter des Komplexes aus. Andererseits haben
die wiederverwerteten Plastikelemente bereits einen Funktionswechsel hinter sich, den
auch das Gebäude einmal durchmachen könnte.“ Nur die Reihenhäuser erhielten,
wohl aus Gründen der Verkäuflichkeit, eine konventionelle Backsteinfassade.
Momentan umfasst der Multifunk-Komplex 80 Wohnungen und 3400 Quadratmeter
Bürofläche – ein Verhältnis, das laut ANA ohne viel Aufwand umkehrbar ist. Einmal
hat sich die Flexibilität des Konzepts sogar bereits bewährt. Drei Wochen bevor der
Bauantrag abgeschickt werden sollte, entschied der Projektentwickler sich angesichts
des lahmenden Markts für Gewerberäume dazu, einige Büros doch noch in Mietwohnungen umzufunktionieren. Laut Marcel van der Lubbe war das schnell erledigt.
Anneke Bokern
Der U-förmige schwarze Block fügt
sich mit seiner gestaffelten Kubatur
in die heterogene Umgebung: Ein
fünfgeschossiger Riegel flankiert die
Hauptstraße, während die daran anschließenden Bauteile zur Rückseite
des Grundstücks bis auf die Höhe
der Reihenhäuser abfallen. Die
Nutzung des Blocks lässt sich frei
gestalten – im Moment sind dort 88
Wohnungen und 3500 Quadratmeter Bürofläche untergebracht. In der
Hofmitte war Platz für einen Kindergarten. Erst bei näherem Betrachten
fällt auf, dass die leicht glänzende
Fassade bis auf einen zwei Meter
hohen Ziegelsockel mit recycelten
Kunststoffpaneelen verkleidet ist.
38
Feste Einbauten:
Flexible Einbauten:
tragende Fassade
Leitungsschächte
Erschließungsbereich
schächten
Trennwände
Nasszellen
Loggien
mit
Licht-
Diverse Projekte Ijburg
2007
IJBURG
AMSTERDAM, NL
Fotos: Ziegel Zentrum Süd e.V., N. Pflug-Dämpfling
40
Kulturbotschaft
Lloyd Hotel
MVRDV, ROTTERDAM, 1998 - 2004
OOSTELIJKE HANDELSKADE 34
1019 BN AMSTERDAM, NL
Quelle: DBZ 02/2005
http://www.lloydhotel.com
Das Amsterdamer Lloyd Hotel hat eine lange Tradition. Nach einem radikalen
Umbau zeigt es sich nun unkonventionell. Ein Besuch wird zu einem Kunst- und
Kulturerlebnis – immer wieder neu und überraschend.
„Es ist ein Abenteuer und muss ein Abenteuer bleiben“, sagt Suzanne Oxenaar, eine der vier Initiatoren. Im Jahr 1996 gewannen sie
einen Ideenwettbewerb der Stadt Amsterdam mit dem Konzept, eine
Symbiose aus Hotel und Kulturbotschaft, die so genannte „Culturele
Ambassade“, zu formen. Diese kulturelle Wiederbelebung des Lloyd
Hotels sollte sich zudem positiv auf die neuen Wohngebiete der
Inseln Borneo und Sporenburg auswirken.
Von Beginn an waren, neben den Initiatoren, die Rotterdamer Architekten MVRDV an der Umsetzung der Vision beteiligt.
Sie schienen mutig genug, radikale Eingriffe zu wagen und schreckten nicht vor der erlebnisreichen Vergangenheit des Bauwerkes
zurück.
Das Hotel wurde 1921 von Evert Breman entworfen und diente als
Unterkunft für Emigranten. Auf dem Weg von Osteuropa nach Südamerika stoppten viele für einen kurzen Aufenthalt in Amsterdam,
um ihre Reise mit dem nächsten Schiff fortzusetzen.
Im Zweiten Weltkrieg annektierten die deutschen Besatzer das Gebäude und nutzten es als Gefängnis.
Bis ins Jahr 1989 behielt es diese Funktion, zuletzt beherbergte der
Bau eine Jugendstrafanstalt.
Seitdem ist das Lloyd Hotel (www.lloydhotel.com) die Heimat zahlreicher Künstler. Früher arbeiteten sie hier in Ateliers, heute sind sie
Gäste und Gastgeber.
Während der Umbauphase wurde das Bauwerk, welches aus der
Zeit der Amsterdamer Schule stammt, unter Denkmalschutz gestellt.
Infolgedessen zeigt sich das Lloyd Hotel auch heute noch in seinem
symmetrisch angelegten Ziegelkleid.
Doch die äußere Strenge täuscht. Hat man die kleine gelbe Rezeptionsbox passiert, öffnet sich dem Besucher das neue Herzstück des
Gebäudes: eine lichtdurchflutete Halle, deren Luftraum sich unbeirrt
in die Höhe reckt und der seine Begrenzung erst nach sieben Geschossen in einem verglasten Dach findet.
So ergeben sich im gesamten Gebäude ständig neue Blickbeziehungen. Einzig verbindendes Element ist die Treppe. Helle Holzstufen, eingefasst von schwarzen pulverbeschichteten Stahlwangen
und Geländer aus getöntem Glas stehen im Kontrast zum weiß
verputzten Raum.
Bühne
Auf den Galerien der Kulturbotschaft befindet sich eine öffentlich
zugängliche Kunstbibliothek. Ferner hat der Besucher hier die
Möglichkeit, sich über die Amsterdamer Kunstszene zu informieren
oder selbst als ein Teil dieser zu agieren. Events werden geplant und
Tickets gebucht. Ebenso gut kann man aber auch die Bilder gerade
residierender Künstler an den großzügigen Galerie- und Wandflächen betrachten. Manchmal wird das Gebäude selbst zur Inspirationsquelle neuer Projekte, z.B. von „LI-tribune“, einer Serie kurzer
Videofilme, die sich mit Themen aus der Vergangenheit des Lloyd
Hotels auseinandersetzen.
Begleitet von Text und Musik sollen sie an verschiedenen Stellen
im Gebäude projiziert werden. Eine dynamische Interaktion des
Hotels mit seiner Architektur, seiner Geschichte und seinen Nutzern
entsteht.
Mehr als Übernachten
Jedes der 120 Hotelzimmer ist ein Einzelstück. Sie werden wahlweise über die große zentrale Haupttreppe oder über die Treppenhäuser an den Kopfseiten des Gebäudes erschlossen. In den
Seiteflügeln wurden Zwischengeschosse eingefügt, um die Zimmeranzahl zu erhöhen. Die Räumlichkeiten im Norden stehen unter
Denkmalschutz und befinden sich noch im Originalzustand. Neue
Elemente wurden sehr subtil und behutsam hinzugefügt. So verbirgt
sich beispielsweise ein Doppelbett in einem ehemaligen Liftschacht.
Vor dem Fenster einer weiteren Unterkunft wehen die „Vorhänge des
Verlangens“. Kreiert vom Künstler Christiaan Bastiaans, erinnern sie
an die Sehnsucht der Aussiedler nach Amerika. Für andere Räume entwarfen die Architekten gemeinsam mit Bureau Lakenvelder
maßgeschneiderte Badezimmereinheiten, die eine flexible und
effiziente Nutzung ermöglichen. Mal verwandelt sich die Badewanne in einen Tisch, an anderer Stelle lässt sich der Wandschrank zu
einem geräumigen Duschbad aufklappen. Für Workshops bietet es
sich an, Zimmer zu buchen, in denen man seine Gäste um einen
großen Tisch versammeln und bekochen kann. Wer hingegen eine
gemütliche Jamsession bevorzugt, mietet eines der beiden Musikzimmer. Joep van Lieshout gestaltete hierfür Raumskulpturen aus
Polyester, in denen sich gleichzeitig das Badezimmer verbirgt. Das
klassische Musikzimmer ist zusätzlich mit einem Flügel ausgestattet.
Auf einer Galerie befindet sich ein Vier-Personen-Bett. Auf dieses
Highlight trifft man ebenfalls im schalldichten Musikzimmer, das mit
seiner hellen Holzverkleidung einer finnischen Sauna ähnelt. Hinter
Klappläden eröffnet sich dem Gast eine wunderbare Aussicht. Man
Bauherr / Nutzer - Woonstichting
de Key, Amsterdam
Bauleitung / Projektsteuerung Office for architectural engineering,
Bureau Bouwkunde, Amsterdam
Innenarchitekt - Roukens and Van
Gils, Gouda
Fachplaner - Schreudergroep,
Heerhugowaard
Peutz and Associates, Zoetermeer,
London
Badgestaltung - Bureau Lakenvelder, Rotterdam,
MVRDV, Rotterdam,
Atelier van Lieshout, Rotterdam
Konstruktion - Ingenieursbureau
Van Rossum, Amsterdam
Tragwerksplanung - Bouwbedrijf
Van de Hengel, Soest
Nutzfläche (NF)
8 300 m²
42
kann den Blick weit über die Stadt schweifen lassen und zugleich
am Leben, unten in der großen Halle teilhaben.
Dort wird im Restaurant „Snel“ in ungezwungener Atmosphäre
gespeist. Den Gegenpol bildet das exklusive Lokal „Sloom“. In
Absprache mit dem Koch kann der Gast bestellen, worauf er gerade
Appetit hat. Eine Karte gibt es nicht.
In allen Räumen entdeckt man Ausstattungsobjekte bekannter
niederländischer Designer, wie Christoph Seyferth, Claudy Jongstra
und Irene Hans. Die Stücke wurden zum Teil speziell für das Lloyd
Hotel entworfen. Meist sind sie kombiniert mit alten Möbeln aus der
Entstehungszeit des Hauses, z.B. mit Stühlen und Tischen von De
Bazel.
Trotz aller gestalterischen Raffinesse versteht sich das Lloyd Hotel
nicht als Kunst-Hotel. Vielmehr ist es ein Ort, an dem Kunst und
Kulturgeschichte entstehen.
Mit der Verbindung von Hotel und Kulturbotschaft bereichern sich
die Amsterdamer und ihre Gäste gegenseitig. Natürlich darf auch
bleiben, wer keinen eigenen kulturellen Beitrag im Hotel leistet.
Solange er bereit ist, sich auf ein Abenteuer einzulassen.
Cornelia Schwarte
44
Borneo Sporenburg
DIVERSE ARCHITEKTEN, 1993
BORNEO SPORENBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: „Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank
Raith / Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Ein dichtes „Meer aus Häusern“, organisiert in sechs Streifen,
überzieht von Ost nach West die beiden 25 ha großen Halbinseln.
Die homogene Textur der Häuser wird durch drei große, expressiv
skulpturale Wohnobjekte gestört, die so genannten Meteoriten, die
als städtebauliche Dominanten Sichtlinien zu den benachbarten
Inseln und der Stadt aufbauen. Der Kontrast zwischen der Offenheit
der großen Wasserflächen der IJ und dem höchst investorenfreundlich auf ein Minimum reduzierten öffentlichen Raum, zwischen der
Homogenität der niedrigen Bebauung und der Expressivität der
monumentalen Objekte führt zu einer ästhetischen Überhöhung
jedes einzelnen Elements. Gut zwei Drittel der Wohnungen wurden
von der eigens als Public-Private-Partnership gegründeten Entwicklungsgesellschaft New Deal erstellt und vermarktet. Trotz der großen
Resonanz am Markt gibt es auf Borneo Sporenburg knapp 550
Sozialwohnungen und gut 200 geförderte Eigentumswohnungen,
die sich jedoch äußerlich nicht von den frei finanzierten Wohnungen
unterscheiden.
Der Städtebau von West 8 sucht nach einer modernen Interpretation traditioneller Stadtquartiere: Vorbild war das Amsterdamer
Quartier Jordaan mit seinen typischen tiefen Grachtenhäusern
und den irregulär eingestreuten großen Fremdkörpern der Kirchen.
Konsequent dem Vorbild der alten Stadt folgend entwirft Geuze
die niedrige Bebauung als serielle Addition eines standardisierten
Grundbausteins: Das Patiohaus stellt, obwohl Teil eines größeren
Ganzen, im Inneren eine autarke Einheit dar, da die Wohn- und
Lebensweisen der Bewohner allein aufeinander bezogen sind: das
„eigene Heim in der Stadt“. Ein strenges Bildmanagement erzeugt
Vielfalt in der Einheit: Das einzelne Haus wird durch eine leichte
Schattenfuge an der Fassade herausgestellt, gleichzeitig werden die
einzelnen Hausentwürfe in relativ kurzen Abschnitten gemischt, so
dass kein einzelner Entwurf straßenbeherrschend wirkt. Das mit 3,50
m ungewöhnlich hohe Erdgeschoss erzeugt eine dem historischen
Vorbild vergleichbare Straßenproportion: Autos wirken kleiner, weil
große Teile des Erdgeschosses trotz der im Straßenraum liegenden
Stellplätze nicht durch das Blech verdeckt werden. Zudem erinnert
die hohe Erdgeschossfront an die Offenheit historischer Architektur,
auch wenn sich teilweise hinter der Öffnung nur die Einfahrt sowie
ein Abstellraum verbergen.
Angesichts der geringen Achsbreite von 4,20 m weisen die Patiohäuser jedoch gravierende Nachteile auf: Die räumliche Spannung mit
vielfältigen Blickbeziehungen innerhalb der verschiedenen Bereiche
des Hauses wird erkauft mit einer geringen Nutzungsflexibilität sowie
einer teilweise schwierigen Belichtung. Ideal ist die tiefe Hausscheibe allenfalls für den modernen flexiblen Zweipersonenhaushalt des
„Stadtnomaden“ mit seinen, wie Adriaan Geuze sagt, ständig wechselnden Persönlichkeiten und Rollen: mit einem teilweise separat
erschlossenen Arbeitsbereich an der Straße – gleichsam Auge und
Ohr des Hauses -, mit einem um den Patio organisierten privaten
Wohn- und Essbereich auf der Beletage sowie einem Studio-Schlafzimmer mit Dachterrasse im obersten Geschoß.
Städtebaulicher Entwurf: West 8 in
Zusammenarbeit mit dRO (Stadtplanungsamt Amsterdam)
Gestaltung öffentlicher Raum: dRO
(W. Hendriks, J. Brouwer)
Planung: 1993
Programm: dRO 2.152 Wohnungen, ca. 5.000 qm Gewerbefläche, 2.625 qm Gemeinbedarfseinrichtungen
Ausführende Architekten: Kees
Christiaanse, Claus en Kaan, Neutelings Riedijk Architecten, Köther
& Salman, M3H, José Luis Mateo,
Enric Miralles, OMA, Rempt van
der Donk, Van Sambeek & Van
Veen, Rudy Uytenhaak, Ruth Visser,
Zeinstra Van der Pol, u.a.
Architekten „freie Grundstücke“:
Inbo, Ruimtelab, MVRDV, Tekton
Architekten, Höhne & Rapp, de
Architectengroep, Faro, CASA Architecten, Herren 5, Koen van Velsen, Gunnar Daan, Kwau, Klingma
Roorda architecten, u.a.
46
Java- and KNSM- Eiland
DIVERSE ARCHITEKTEN, 1991 - 2001
JAVA-EILAND
AMSTERDAM, NL
Quelle: http://www.amsterdamtourist.nl/
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Masterplan: Soeters Van Eldonk Ponec Architecten
Planung: 1991-1993
Realisierung: bis 2001
Programm: ca. 1.300 Wohnungen
Gestaltung öffentliche Räume: dRO
(Jan Stigter, Ton Schaap) mit IBA (Y.
Feddes, F. Lewis)
Grachtenbrücken: Rombouts &
Droste mit Quist Wintermans Architekten
Ausführende Architekten: Jo Crepain, Cruz & Ortis, Kees Christiaanse, Soeters van Eldonk, Geurst
& Schulze, Rudy Uytenhaak, Karelse
van der Meer, Zeinstra Van der Pol,
u.a.
Grachtenbebauung: Art Zaaijer,
Martine de Maeseneer, Marlies
Rohmer, René van Zuuk, D. Ponec,
J. van Eldonk, J. Bosch, Bjarne
Mastenbroek, A. Steketee, Dick van
Gameren, A. Marx, B. Galis, R. Onsia, u.a.
Sorgfältig werden verschiedene Maßstäbe inszeniert: Von außen
erscheint die in den großen Wasserflächen der IJ liegende Halbinsel
als homogen bebauter Superblock, auf der Landzunge selbst jedoch
vermittelt die abwechslungsreich parzellierte Blockrandbebauung
eine durchaus städtische Atmosphäre. Entlang der vier schmalen
Quergrachten, die neu durch die Landzunge gegraben wurden,
ist das Straßenniveau abgesenkt, so dass im Zusammenspiel mit
den verspielten kleinteiligen Grachtenhäusern ein geradezu intimer
Maßstab entsteht. Gleichzeitig verleihen die Grachten der an sich
langweiligen Binnenlage eine besondere Qualität: Schließlich
verbindet sich hier der Komfort eines Neubauquartiers mit dem
Charme des berühmten Amsterdamer Grachtengürtels.
Insbesondere die vom Durchgangsverkehr befreite Südseite wird
als großzügige Kaianlage inszeniert, deren urbane Robustheit nicht
zuletzt durch die selbstverständliche Integration der Stellplätze vor
den Gebäuden verstärkt wird. Während die Erschließung schleifenförmig in einzelne Abschnitte getrennt bleibt, steht dem flanierenden
Fußgänger ein durchgehender, durch die witzigen Brücken des
belgischen Designerpaars Rombouts & Droste abwechslungsreich
gestalteter Weg entlang des Ufers zur Verfügung. Java präsentiert
sich hier als kleinteiliges, von Grachten durchschnittenes Archipel
voll verspielter Brückchen und ungewöhnlicher, wenn nicht offen
exaltierter Grachtenhäuser.
Dennoch bleibt die Bebauung auf Java immer auch eine klassisch
modernistische Wohnanlage. Die Parzellierung der Blockränder
wird durch gemeinsame Grün- und Parkierungsanlagen unterlaufen. Die Blockinnenbereiche bleiben öffentlich und werden durch
einen durchgehenden Fuß- und Radweg verbunden. Die Gebäude
halten sich sklavisch an das einheitlich vorgegebene Bauvolumen.
Die Parzelle tritt nicht als strukturierendes Element in Erscheinung,
sondern ist lediglich Maßstabsbildner für das Straßenbild. Da alle
Häuser zudem auf einem einheitlich durchlaufenden Sockel stehen,
hinter dem sich die halbversenkte Tiefgarage verbirgt, fühlt man sich
unweigerlich an ein unterschiedlich drapiertes Großobjekt erinnert.
Linear Block And Closed
City Block
DIENER & DIENER, 2001
JAVA EILAND
AMSTERDAM, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The proposal for two apartment buildings in the transitional area
formed by the two strips of land known as KNSM and Java refers
to the Y-shaped island as part of the historical harbour area of
Amsterdam. The existing old buildings of the shipping companies all face outwards, towards the quay. Towards the inside, they
remain separate and unconnected. The two planned buildings are
designed to place these disparate parts in relation to each other.
Together, they form a composition of parts that maintains a somewhat unstable equilibrium. The relationship to warehouse refers
to the internal context that the projected buildings create in conjunction with the old port buildings. Above and beyond the spatial
plan, these links between similar building plans and structures and,
ultimately, between the bricks connect and distinguish the old and
new buildings.
Section through the courtyard
First floor plan
Third floor plan
48
The Whale (“Der Wal”)
DE ARCHITEKTE CIE., FRITS VAN DONGEN, 1995 - 2001
BORNEO SPORENBURG
AMSTERDAM, NL
Quelle: De Architekten Cie.,
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA,
“Idensity - New Collective Houses” a+t
Der Wal ist eines der drei als „Meteoriten’“ bezeichneten Großobjekte, die das Meer der dreigeschossigen Patioreihenhäuser auf
Borneo Sporenburg strukturieren und für eine weithin sichtbare
Silhouette sorgen.
Der expressive Umriss sowie die einheitliche Blechverkleidung der
Wände verleihen dem Wal eine dynamische Ausstrahlung, die den
Maßstabssprung gebührend in Szene setzt. Die Schmalseiten des
enormen Gebäudes sind hochgebogen und ermöglichen einen
Blick längs durch den Innenhof, der so trotz der großen Höhe der
Seiten überraschend und freundlich wirkt.
Programm: 214 Wohnungen
Hoop, Liefde en Fortuin
RUDY UYTENHAAK, 2002
BORNEOLAAN
AMSTERDAM, NL
Quelle: http://www.amsterdamtourist.nl/
Rietlanden
Hoop, Liefde en Fortuin ist Teil der
Rietlanden. Das Viertel Rietlanden
ist ein Drehpunkt zwischen der
Innenstadt und dem Östlichen Hafengebiet. In den Rietlanden finden
Sie die wichtigsten Einkaufs- und
Freizeiteinrichtungen sowie Grünflächen des Östlichen Hafengebiets.
An der Nordseite der Rietlanden sehen Sie sofort die Konturen des
markanten ‘Hoop, Liefde en Fortuin’ (‚Hoffnung, Liebe und Glück’).
Der Komplex wurde vom Architekten Rudy Uytenhaak entworfen.
Drei Mühlen
Der Wohnkomplex Hoop, Liefde en Fortuin wurde 2002 fertiggestellt. Hoop, Liefde en Fortuin wurde so genannt nach den drei
Mühlen, die früher in diesem Gebiet gestanden haben. Das Gebäude hat an der Nordseite eine schräg ansteigende monumentale
Fassade. Die Fassade dominiert dank ihrer Form schon von Weitem
das Bild dieses Viertels. Hinter der Fassade versteckt sich ein Wohnkomplex mit Stadtwohnungen, Appartements und Seniorenwohnungen. Das Gebäude besteht aus sich überschneidenden Flächen,
die mit verschiedenen Materialien verkleidet sind. Der Entwurf des
Architekten wurde mit dem Zuiderkerkpreis des Städtischen Wohnungsamts Amsterdam ausgezeichnet.
50
Silodam
MVRDV, 2002
WESTERDOKSDIJK
AMSTERDAM, NL
Quelle: “Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Residential building on the IJ
The Silodam near Oude Houthaven is a longitudinal dike which
was constructed in the late nineteenth century in order to build
the grain warehouse Korthals Altes on it. The residential building,
which was completed in 2002, at the end of this dam is also called
‘Silodam’. It is a sturdy, brightly coloured building. The piles on
which the building rests refer to the fact that Amsterdam is built on
piles. Underneath the building, between the piles, is space for jetties
where residents can moor their boats.
The building has a public panorama balcony above the IJ, beneath
which is space for a ‚grand café‘. Plans for a communal barbecue
terrace and a crèche in the building were scrapped for financial reasons. The nine-storey building gives the impression that it consists
of four vertical sections which have as it were been stuck together.
It contains 160 dwellings and a wide variety of dwelling types.
Some dwellings extend over one, one and a half or two floors and
have different heights. One type of dwelling is compact, another
is wide and shallow, while other dwellings meander over the entire
depth of the block. The dwellings are grouped according to type
around a communal internal access space. The walls and floors of
these spaces have a different colour in each block. Each cluster of
dwellings has its own expression on the exterior too, because each
type has a different facade cladding and a different window arrangement.
Amsterdam - Zahlen und Fakten
Einwohner von Amsterdam:
743.027
Einwohner von Groß-Amsterdam:
1.514.050
Nationalitäten: 173
Bürgermeister: 1
Fahrräder: 600.000
Bäume: 220.000
Blumenzwiebeln in Parks und Grünanlagen: 600.000
Parks: 28
Straßenbahnen: 232
Fähren: 9
Märkte: 21
Blumenmarkt: 1
Geschäfte: 6.179
Antiquitätengeschäfte: 165
Diamantschleifereien: 24
Grachten: 165
Brücken: 1.281
Hölzerne Zugbrücken: 8
Magere Brücke: 1
Rundfahrtboote, inklusive Salonboote: 110
Tretboote: 120
Hausboote: 2.500
Häuser und Gebäude aus dem 16.,
17. und 18. Jahrhundert: 6.800
Historische Giebelsteine: 654
Königlicher Palast: 1
Standbilder und Skulpturen an
öffentlichen Stellen: 302
Windmühlen: 6
Museen: 51
Galerien: 141
Gemälde von Rembrandt: 22
Nachtwache: 1
Gemälde von Van Gogh: 206
Wachsfiguren bei Madame
Tussauds: 140
Tiere in Artis: 6.100
Drehorgeln: 4
Glockenspiele: 9
Historische Kirchenorgeln: 42
Konzerte und Theatervorstellungen
pro Jahr: 16.000
Konzerte und Theatervorstellungen
pro Tag: 40
Theater und Konzertsäle: 55
Köningliches Concertgebouworchester: 1
Musiktheater: 1
Kinosäle: 61
Kneipen und Bars: 1.215
Diskotheken: 36
Restaurants: 1.250
Hotelbetten: 37.763
Campingplätze: 5
Übernachtungen von ausländischen
Gästen pro Jahr: 7.037.000
52
De Architekten Cie.
VORTRAG VON FRITS VAN DONGEN :”W + H + U = HOLLAND” ÜBER
DIE ENTWICKLUNG DES NIEDERLÄNDISCHEN BAUSEKTORS
de Architekten Cie. Is an internationally active architecture firm with
four partners: Pi de Bruijn, Frits van Dongen, Branimir Medić and
Pero Puljiz. Cie. is based in Amsterdam, with subsidiaries in Zagreb,
Croatia, and Shanghai, China, as well as active representation in
Trieste, Italy.
The firm’s sphere of activity includes urban planning, architecture,
interiors, research and spatial development. The distinguishing features of Cie. are the consistently high quality of its work and optimal
process management.
As a bureau of considerable size, Cie. is specialized in complex and
long-term projects. For large-scale urban development projects,
Cie. is often involved in the role of process manager or supervisor.
Besides urban expansion areas and inner-city transformations, an
appreciable portion of the firm’s work involves the design of buildings and interiors.
No matter what the project, the strength of Cie. lies in its versatility
and experience at all stages of the design and construction process,
from preparatory research to design and execution.
In 2006, the name de Architekten Cie. was shortened to Cie.:
Creativity, Innovation, Experience.
de Architekten Cie.
Keizersgracht 126
Postbus 576 | P.O.Box 576
NL – 1000 AN Amsterdam
The Netherlands
T +31 (0) 20 5309 300
F +31 (0) 20 5209 399
E [email protected]
www.cie.nl
Frits van Dongen
Frits van Dongen completed his studies in Architecture at the Delft
University of Technology in 1980. From then on he worked on a series of stirring experimental design studies and publications with Kas
Oosterhuis. For his first commission, the Natal residential complex
in Rotterdam, he established his own bureau in 1985: Van Dongen
Architekten in Delft. In 1988, along with Carel Weeber, Pi de Bruijn
and Jan Dirk Peereboom Voller, he was a co-founder of de Architekten Cie., in which he has been a partner ever since.
Large-scale complexes, such as De Landtong at Kop van Zuid in
Rotterdam’s former harbour area and The Whale, an iconic residential complex in Amsterdam’s former harbour district, are exemplary
for his impressive oeuvre of housing complexes. Other examples of
his work include the Cap Gemini headquarters in Utrecht and the
mixed-use Spazio development in Zoetermeer. As an urban planner and supervisor, Frits van Dongen was involved with developing
IJburg, an urban expansion in Amsterdam, and an urban expansion of Bolzano, Italy. The diversity and high quality of this work, as
well as his designs for De Harmonie theatre Leeuwarden, multiplex
cinema Pathé ArenA and Heineken Music Hall, Amsterdam and
concert hall Philharmonie, Haarlem earned him the oeuvre award,
the Kubus of the Royal Institute of Dutch Architects (BNA) in 2006.
Frits van Dongen was a guest professor at the Universitat Internacional de Catalunya, Barcelona and gives lectures at universities and
academies of architecture throughout the world.
Medewerkers/employees:
100
ontwerpers/designers:
30
projectleiders/
project managers:
8
tekenaars/draughtsmen:
22
bestek en begroting/
budgeting and specifications:
2
onderzoek & ontwikkeling/
research and development:
5
bureaumanagement/
office management:
3
financiële administratie/
financial administration:
2
ICT/ICT:
3
secretariaat/
secretarial relations:
5
public relations/
public relations:
5
stagiairs/trainess:
15
nationaliteiten/nationalities:
21
gemiddelde leeftijd/
average age:
34,1 jaar
opleiding/education:
universitair/academic:
35 %
HBO/higher intermediate:
60 %
MBO/intermediate:
5%
19 jaar Cie. projecten/
19 years Cie. in projects:
575
kantoorgebouwen/
offices:
40 %
openbare gebouwen/
public buildings:
35 %
woongebouwen/
residential buildings:
15 %
stedenbouw/
urban planning:
10 %
54
Tag 03
Samstag 22.09.07
29.09.07
07.30 Uhr
08.30 Uhr
09.30 Uhr
Frühstück
Aufbruch nach Ypenburg, Den Haag
Besichtigung neue Siedlung Ypenburg
Ypenburgse Boslaan, Ypenburg, Den Haag
11.00 Uhr
11.30 Uhr
Weiterfahrt nach Rotterdam
Besichtigung Kop van Zuid Süd
Wilhelminapier, Rotterdam
12.15 Uhr
Treffen im Restaurant „Odysee“ zum Mittagessen
Antoine Platekade 1017-1021, 3072 ME Rotterdam
13.30 Uhr
Besichtigung Kop van Zuid Nord
Zuidkade, Rotterdam
15.30 Uhr
16.30 Uhr
Weiterfahrt nach Breda
Besichtigung des Chassé Terrain
(versch. Architekten - OMA, Hertzberger, Kohlhoff, EEA,
West 8, u.a.)
22.09.07: Führung durch Herrn Hans Thoolen (Projektleiter Chassé Park),
Treffpunkt am Golden Tulip Hotel Keyser, Keizerstraat 5
29.09.07: Offizielle Einweihung Chassé Park mit diversen Besichtigungsmöglichkeiten
Claudius Prinsenlaan 8, Breda
17.30 Uhr
18.30 Uhr
Rückfahrt nach Den Haag
Einchecken Parkhotel Den Haag
Molenstraat 53, BJ Den Haag
19.30 Uhr
20.00 Uhr
Weiterfahrt nach Den Haag/Scheveningen per Tram
Abendessen im Kursaal Restaurant
Steigenberger Kurhaus Hotel in Scheveningen
Gevers Deynootplein 30, 2508 GR Den Haag/Scheveningen
Rückfahrt zum Hotel per Tram
56
Ypenburg - Urban Plan
FRITS PALMBOOM & VAN DEN BOUT, 1995 -
YPENBURG
DELFT - DEN HAAG, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
Ypenburg is located between Delft and The Hague and consists of five sectors: Singels, Waterwijk, Boswijk, De Venen and De Bras. Each of these has its own identity:
canals, water, woods, reservoir, dock. The urban plan was developed under supervision of Frits Palmboom. The total surface area is 340 hectares. There are 11,937
dwellings. The total density: 35 dwellings per hectare.
Average size of each dwelling: 150 m².
SUBPLAN 1 (picture left above)
The structuring principle of the plan is a hierarchical system of public spaces: a canal, an urban avenue with a paved central reservation, wide tree-lined roads, residential streets and public gardens.
In order to transcend the scale of the individual dwelling and the
row of houses, large residential complexes were introduced. Three
of them were situated along the south edge of the plan area, in a
coherent composition of a six-storeyed residential block, terraced
houses, patio houses around an interior courtyard and townhouses
constituting street elevation.
SUBPLAN 2 (picture left in the middle)
The main intention of the design is to create a new housing neighbourhood that is strongly connected to its surroundings. Thus, unlike
most parts of Ypenburg, it does not become an isolated fragment of
housing.
SUBPLAN 6 (see pages 58 - 61, „De Binnensingel“)
The main structure is formed by a system of long avenues and
broad boulevards. The plan contains 481 low-rise dwellings and
152 apartments in various price categories, a school and a sports
centre.
Three special places are voids in the web: a park in the north, a
public garden with an intimate atmosphere and the boulevard. Each
dwelling is situated on one of these public spaces or on a street that
leads to one of them. The three public spaces have their own identity, which is illustrated by a specific open space development.
SUBPLAN 10 (picture left below)
Within the Ypenburg housing area, Waterwijk takes up a special
position. Compared to other plans in this region Waterwijk strives to
have the most watery environment. The housing area is proposed as
an archipelago of inhabited islands. In accordance with the basic
assumptions of the urban development, the working possibilities
of the archipelago are increased by using as many different interpretations of the islands as possible. This diversity is initiated by the
choice of as many different living environments as possible for each
group of islands: patio houses, garden houses, houses around a
court, apartments and reed houses. The vaiations of the houses on
each island are amplified by the choice of different green facilities,
different ecological measures, different lighting, different pavement
and different material and colours for the roofs and facades.
58
De Binnen Singel in
Ypenburg
WEST 8, DIENER & DIENER, KARELSE VAN DER MEER,
DE ARCHITEKTEN CIE., TOPOS, 2006
DE BINNENSINGEL, YPENBURG
DELFT - DEN HAAG, NL
Quelle: Baumeister 07/2003
Diese Seite: Einer der Haustypen
von de Architecten Cie., Entwurf:
Frits van Dongen.
Bei den meisten Häusern fällt das
Pultdach einheitlich zum Garten ab.
Dadurch wird nicht nur das Obergeschoss überhöht, so dass im Inneren ein angenehm großzügiger
Raumeindruck entsteht, sondern
auch die Straßenfassade wirkt stattlich-städtisch.
Die neue Stadt Ypenburg auf dem ehemaligen Militärfluggelände im Gebiet Den
Haag / Rijswiijk / Delft macht auf Anhieb deutlich, dass anders als bei den in der BRD
zur Genüge bekannten Stadt- und Bausparkassen-Neubaugebieten Nutzerwünsche
durchaus interpretations- und auslegungsfähig sind. Und dass herausragende Architektur auch für diese Bedürfnisse zu realisieren ist. Geplant für 30.000 Einwohner und
mit einer den niederländischen Eigentumsverhältnissen adäquaten Verteilung von 70
Prozent Eigentum und 30 Prozent Miete werden innerhalb des weiten Umgehungsringes sämtliche städtischen Infrastrukturen zur Verfügung gestellt mit Ausnahme von
Gewerbe- und Industrieansiedlungen. Diese sind außerhalb teils traditionell, teils neu
entstanden. Daneben runden bestehende und verdichtete Wohngebiete wie Boswijk
(Waldviertel) südlich der Autobahn A4 und noch nicht entwickelte Anschlussflächen
das Umfeld ab.
Die Szenerie innerhalb des Rings von Ypenburg weckt beim vorbeifahrenden Betrachter Neugier: Man ist gespannt auf die ablesbare differenzierte Struktur der permanenten Reihung und auf die
szenische Wiederholung kleinteiliger Wohnbebauung. Der Kernbereich folgt dem Muster der Ringgrabenstruktur, sowohl mit einem
wasserführenden Grabensystem als auch mit seinen Marginalen;
sinnbildlich lässt sich die Beschreibung auch auf die Bauweise der
geschlossenen Blockstrukturen übertragen. Mit einer äußeren Umgehungsstraße versucht Ypenburg das Modell der Verkehrsberuhigung auf das gesamte Stadtgebiet auszudehnen; dementsprechend
sind die Zufahrten auf ein Minimum reduziert.
Hat man mit viel Glück eine der wenigen Öffnungen ins Innere von
Ypenburg gefunden, beginnt sogleich eine für deutsche Autofahrer
verblüffende Erfahrung: Der konsequente Einbau mehr oder weniger regelmäßiger, vom Pflasterbelag homogen überzogener Schwellen auf den beengten Straßen lässt keinerlei Neigung aufkommen,
die innerstädtisch zulässige Höchstgeschwindigkeit auszunutzen.
Spontan und widerspruchslos akzeptiert jeder die kinderfreundliche
und lärmarme Geschwindigkeit, die den Raser auf Kutschentempo
drosselt und die wenigen aufgestellten 30 km-Schilder bald gänzlich
überflüssig machen wird. Das stringente Einhalten dieses Prinzips
lässt besonders deutlich werden, dass quer gestellte Blumenkübel,
Stadtmobiliar und Starenkästen nur halbherzige Versuche sind, die
ADAC-hörige Nation in die Fahrschranken zu weisen.
Masterplan der Stadtplaner und
Landschaftsarchitekten West 8 für
das Ypenburger Teilgebiet 6,
„BinnenSingel“. Vier Architekturbüros sorgen mit leicht variierenden
Gebäuden dafür, dass die Straßenzeilen wie „gewachsen“ aussehen:
1 Kanal
2 Allee
3 Schule
4 Park
5 Sporthalle und Park
Die niederländische Reihung
Durchstreift man derart gebremst eines der Siedlungsgebiete im
Kern, überrascht die vielfältige Mischung des simplen Prinzips Reihenhaus. Geradezu als sinnbildliche Übertragung aller bekannten
Muster der europäischen Gemeinschaft und mit dem integrativen
Anspruch gegenüber einer multikulturellen Gesellschaft ist ein weit
gefächertes Variationsspektrum realisiert. Es bleibt klar ablesbar,
dass hier weder an Bestehendes angeknüpft noch ein historischer
Aufguss versucht wird.
Alles ist seit 1996 neu gebaut worden. Und dennoch kommt das
Gefühl auf, diese oder jene Addition in abgewandelter Form schon
einmal bei Streifzügen durch Europa gesehen zu haben. Die assoziative Vielfalt im Erscheinungsbild hat ihren Ursprung in der Material- und Formensprache, die zeilen- oder auch blockweise einheitlich
gehalten ist. Festlegungen wie Geschosszahl und Dachformen
sind in den Blöcken und Zeilen beibehalten; aber Geschoss- oder
Traufhöhen, Erker- oder Gaubenformen, Öffnungsformate und Verblendmaterialien sind von Haus zu Haus geringfügig Wandlungen
unterworfen, um der Gefahr der Eintönigkeit vorzubeugen.
Das östlich des zukünftigen Zentrums von Ypenburg im Bau befindliche Teilgebiet „de BinnenSingel“ auf der Basis des Masterplans
von West 8 stellt auch für Ypenburg eine Besonderheit und Weiterentwicklung des Modells „Reihung“ dar. Mit einem streng festgelegten Formen- und Modulationskanon werden neben den schwerpunktmäßig errichteten Zeilen der zwei- und dreigeschossigen
Einfamilienhäuser auch eine integrierte innerstädtische Verdichtung
mit bis zu 16-geschossigen Punkthäusern gebaut.
Die vier für die bauliche Umsetzung verantwortlichen Architektenteams Diener & Diener, de Architecten Cie., Karelse Van der
Meer und Topos bauen selten mehr als zwei gleiche Typen nebeneinander. Der beständige, aber geringfügige Wechsel führt zu einer
Lebendigkeit, die ein natürliches kontinuierliches Entstehen der
Zeilen suggeriert, was aber nicht gegeben ist: Jeweils ganze Zeilen
werden nach einem festen Baukastenprinzip hochgezogen.
Mit nur schmalen Vorgärten an die verkehrsberuhigten Zugangsstra-
Die Atmosphäre des Städtischen
entsteht hier auch durch repräsentative Straßen- und Platzräume mit
viel Grün, die sich mit schmalen
Gassen ohne einen einzigen Baum
abwechseln.
Unten: Haustyp von Diener & Diener, Basel. Die Autos parken hier
wie überall im rückwärtigen Grundstücksteil. Eine Gasse im Blockinneren bildet die zweite Erschließung.
60
Die abwechslungsreiche Höhenentwicklung der Straßenfassaden bezieht sich auf historische belgische
Vorbilder wie Brüssel oder Oostende. Immer wieder unterbrechen
punktuell mehrgeschossige Apartmenthäuser die Reihen wie hier
Häuser am Park (Bild rechts).
Die Kunst der Mischung von insgesamt 639 Gebäuden bestand darin,
trotz der Abwechslung ein stimmiges
Gesamtbild zu erhalten. Daher werden gelegentlich kleine Gruppen
gleicher Häuser zusammengefasst
Unten: Ein dreigeschossiger Haustyp
von Karelse Van der Meer
ßen angeschlossen, haben die jetzt realisierten Zeilen rückwärtige
Wirtschaftswege, die den Block durchziehen und so den ruhenden
Verkehr in die Carports ans Grundstücksende führen. In Verbindung
mit einem Gartenhaus sind damit auch alle Verkehrsmittel der Kinder und das Sommermobiliar untergebracht.
Rationell bauen
Durch den konsequenten Verzicht auf die Unterkellerung ist sicherlich ein ganz wesentlicher Einsparungsfaktor gegeben. Die auf die
konventionelle Gründung aufgesetzte Konstruktion der Häuser weckt
in ihrem Grad an Vorfertigung Anklänge an das viel diskutierte
sogenannte industriell Bauen ohne jedoch an das Ergebnis „Platte“
anzuknüpfen. Duo-Wände und Filigranplatten werden mit hohem
Präzisionsgrad und vorbereiteten Installationsführungen gefertigt
und vor Ort verbaut; Deckenfugen sind in der Regel so präzise,
dass sie nahezu ohne weitere Behandlung belassen und lediglich
zusammen mit der Decke überstrichen werden. Alle Öffnungsabschlüsse der Fassaden, Türen, Fenster, geschosshohe Fenstertüren
mit integrierten Lüftungsflügeln und so fort, sind ebenfalls vollständig bis hin zu den umlaufenden bauphysikalischen Anschlussfolien
und der Verglasung vorgefertigt und eingesetzt. Großformatige,
geklebte, nicht tragende Innenwände hat man aufgestellt und verspachtelt.
Nach Estrich- und Fliesenbesatz ist der wesentliche Ausbau abge-
Linke Seite: Bodendetail
links: Halle der neuen Kirche
unten: Ostseite der neuen Kirche
schlossen. Offene Treppenkonstruktionen mit niederländischem Steigungsmaß verbinden die Ebenen entweder in winzigen Treppenräumen oder sind als begehbare Skulpturen frei in den Raum gestellt
– wie etwa die Wendeltreppen bei Diener & Diener. Konventionell ist
das Verblendungsmauerwerk der Fassaden, das beispielsweise bei
den Apartmenthäusern nach dem Einsetzen der Öffnungselemente
sofort geschossweise mit hochgezogen wird.
Die offenen Raumstrukturen haben eindeutig städtischen Charakter.
Die Architektur ist ebenso resistent gegenüber der verschnörkelten
Nostalgiewelle wie der unterkühlten Moderne. Gleichsam als würde
die Architektur neutralisierend, integrierend wirken. Und sie verträgt den individuellen Ausbau im Vorgarten- und Terrassenbereich
ohne Qualitätsverlust. Hier entsteht zweifellos eines der interessantesten Wohnungsbaumodelle in formaler, gestalterischer als auch
in städtebaulicher Hinsicht. Auch der Verdacht nach niederländischer Billigbauweise, mit der vermeintlich bundesrepublikanische
bauaufsichtliche Anforderungen unterschritten werden, lässt sich
keineswegs belegen. Hier sind ganz einfach Strukturen des Immobilienmarkts in das Regelwerk einer ganzheitlichen städtebaulichen
Planung integriert. Qualitative Anforderungen werden nicht gegen
entsprechende Bezahlung und nach individuellem Geldbeutel im
Einzelfall erfüllt. Im Rahmen eines überzeugenden Gesamtkonzepts,
das ökonomische Zwänge berücksichtigt, sind sie zeilen- und blockweise als durchgängiges Leitmotiv erkennbar.
Foto oben und Zeichnung unten:
Haustyp von Topos Architecten,
Projektleiterin Judith Barth.
62
De Grote Hof, Ypenburg
RAPP+RAPP, 1997 - 2007
ZONNENHOF 1-246, NOOTDORP
YPENBURG, NL
Quelle: “Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
In Ypenburg, a patchwork urban extension not far from The Hague, the enclave known as ‘de Venen’ is taking on a very distinctive
character. The new houses have been conceived as large courts
amongst the existing ribbon development. Focused on the interior,
surrounded by a ‘moat’, completely introvert, this housing scheme
would appear to be everything that real estate agents insist that the
average home buyer doesn’t want – there is no parking in front of
the house, most outdoor areas are communal, individual houses
are indistinguishable from their neighbours. Or is this perhaps the
new, safe neighbourhood spirit with its own identity set in stone?
Four smaller courts, each with their own communal area, surround
a large court that has been raised so that all the cars can be swept
underneath. The development is based on a tight, 2.6 metre grid.
The facades have been designed with subtle differences in composition and brick colour. The infilling of the grid differs from court to
court: narrow French balconies with strip steel fences, large areas of
glass with outward opening sections and wide ribbon windows with
brick apron walls. Different types of dwellings have been brought together here – terrace houses, back-to-back houses and apartments.
The typological differences do not extend to an increase in diversity
and individuality; they simply make it possible to construct the complicated geometrical figure of the five linked courts and to keep it
all clear-cut. Together with chic materials like natural stone, ceramic
tiles and genuine fired and hence expensive brick, an incredibly
powerful and grand image has been achieved here with affordable
dwellings as building blocks.
L-shaped Block
MACCREANOR LAVINGTON, 1998
SINGELS. SUBPLAN 1
YPENBURG, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
Complex spatial arrangements are deliberately avoided with the interiors of the dwelling having simple rooms with large windows and
a traditional internal layout. The houses do not describe or dictate a
way of living by introducing new typologies but allow through their
straightforward arrangements a less defined, less controlled use.
The project is developed through the section which enhances the
distinction between the public and private realm. It presents tall
facades to the streets and public green space and shorter facades
to the more intimate interior.
First floor plan
Ground floor plan
64
Folded Row Housing
DE ARCHITECTENGROEP DICK VAN GAMEREN, 2000
SINGELS. SUBPLAN 2
YPENBURG, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The building blocks integrate with the neighbouring areas to the
east by continuing its orthogonal pattern of roads and blocks. As
the new housing blocks move toward the park area on the western
side, they start to fold open towards the green space. This folding
enables a large proportion of the houses to have a view of the open
space, and at the same time allows the greenery to intrude into the
housing area.
Attached Housing
BOSCH ARCHITECTS, 2003
Waterhoeve 1
YPENBURG, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The design consolidates houses into ensembles situated around a
courtyard.
From the outside the blocks of houses look like one big house. These houses, nine in total, are situated on three longitudinal embankments surrounded by water. The houses are of different dimension,
which cause an alternating pattern of houses with open spaces in
between, where cars can be parked. The parking squares, quays
and houses are made of the same material, reddish brown brick.
The courtyard forms a common space where the entrances of the
houses open onto. The courtyard gets optimal sunlight due to the
shape of the roof. In contrast with the bricks on the outside soft
materials dominate the courtyards. The ground level consists of
different kinds of (artificial) grass. The windows frame the interiors of
the houses of which the facades are overgrown with ivy.
66
Manhattan an der Maas Metamorphose des Rotterdamer Stadtquartiers
Kop van Zuid
ROTTERDAM, NL
Quelle: Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online
(...) Die Gegensätze zwischen Amsterdam und Rotterdam sind seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich stärker geworden: Während sich die pittoreske, historisch gewachsene
Innenstadt von Amsterdam nach wie vor durch eine homogene Höhe auszeichnet,
erinnern in Rotterdam nur noch wenige Straßenzüge und Einzelbauten an die Zeit vor
1940, als deutsche Bomben die Stadt weitgehend zerstörten. Nach dem Krieg wurde
die Maas- Metropole fast vollständig in neuen Formen wiederaufgebaut. Sie bietet
heute fast das Bild einer amerikanischen Stadt.
Musterstadt der Moderne
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hatte sich die Bebauung Rotterdams noch ausschließlich auf die Bereiche nördlich der Maas
erstreckt. Erst als die Hafenbecken nach und nach zum südlichen
Ufer hin verlegt wurden, begann sich die Stadt zunehmend auch
hierhin auszubreiten. Im Verlauf von nur 25 Jahren wurden mehr als
120 Hektar Agrarland zum Hafengebiet umgewandelt. Die stetig
ansteigende Einwohnerzahl - die Bevölkerung Rotterdams wuchs um
1900 jährlich um rund 10 000 Menschen - führte seit 1916 zum
Bau zahlreicher öffentlicher Wohnkomplexe, darunter bedeutende
Projekte von Michiel Brinkman und dem damals neu eingesetzten
Stadtarchitekten Jacobus J. Oud, der zwischen 1919 und 1930
Siedlungen in den Stadtteilen Spangen, Tusschendijken und Kiefhoek schuf. In der Folge entwickelte sich Rotterdam zu einer regelrechten Musterstadt der Moderne. Aus der gleichen Zeit stammt
auch die im Nordwesten Rotterdams gelegene Van-Nelle-Fabrik von
Brinkman & Van der Vlugt (1925-31), die noch heute als Ikone des
Neuen Bauens gefeiert wird.
Nach dem deutschen Angriff im Mai 1940 blieben nur noch wenige
innerstädtische Gebäude erhalten, darunter das Rathaus von 1920,
das Postamt von 1923 und die gerade erst fertig gestellte Rotterdamer Börse. Statt eines Wiederaufbaus entschied man sich in Rotterdam jedoch konsequent für einen großflächigen Neuaufbau. (...)
Im Auftrag der Stadt Rotterdam entwickelte Teun Koolhaas, der
Neffe von Rem Koolhaas, 1987 einen städtebaulichen Plan, der durch die Londoner Docklands inspiriert - eine für die damalige Zeit
neuartige Metamorphose des heruntergekommenen Hafengebietes
vorsah. Ausgangspunkt des Konzepts war eine neue Verbindung
zum Festland, die den zuvor durch die Maas abgeschnittenen Süden
Rotterdams an das Zentrum anschließen und die infrastrukturelle
Voraussetzung für den Bau von 5300 Sozial- und Eigentumswohnungen, 380 000 Quadratmetern Bürofläche sowie Läden, Restaurants, Sport- und Freizeiteinrichtungen bilden sollte. Der Plan zeigt
sich ähnlich rigoros, wie die Planungen zum Wiederaufbau der
Stadt nach dem Weltkrieg: Auch bei der Neuordnung des ehemaligen Hafenquartiers Kop van Zuid sollten nur wenige der historischen Bauten erhalten bleiben.
Die Anbindung an die Innenstadt wurde 1996 durch die Eröffnung
der atemberaubenden, deutlich an Arbeiten von Santiago Calatrava orientierten Erasmus-Brücke von Ben van Berkel erreicht - ein
regelrechter «Quantensprung über die Maas», wie die Rotterdamer
meinen. Seitdem wandelt sich die Maas-Halbinsel vom ehemaligen
Industriegebiet zu einem nur noch wenige Minuten von der Innenstadt entfernten Quartier mit Wohn- und Dienstleistungsflächen. Um
die architektonische Qualität der Neubauten zu sichern, werden
die eingereichten Pläne der vorgesehenen Neubauten regelmäßig
durch die Mitglieder eines von der Stadtverwaltung eingesetzten
internationalen Ausschusses von Sachverständigen begutachtet.
Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei insbesondere dem städtebaulichen
Zusammenhang der architektonischen Entwürfe. Ohne ein positives
Gutachten des Quality Team erteilt die Stadt keine Baugenehmigung.
Architektonische Qualitätskontrolle
Erster Höhepunkt des neuen Stadtquartiers war die großflächige
Wohnbebauung de Landtong von Frits van Dongen (de Architekten
Cie, Amsterdam), die fast zeitgleich mit der Erasmus- Brücke fertig
gestellt wurde. (...)
Im gegenüberliegenden Entrepothaven, einem inzwischen als Jachthafen genutzten Teil des Binnenhavens, wurde hingegen versucht,
die besondere Atmosphäre des Ortes zu bewahren. Neben alten
Hafenkränen blieb hier auch das für Rotterdamer Verhältnisse schon
fast «antike» ehemalige Lagerhaus Der vijf Werelddelen (Die fünf
Kontinente) aus dem Jahr 1879 erhalten. In den oberen Geschossen des Backsteingebäudes wurden rund einhundert neue Wohneinheiten eingerichtet, im Erdgeschoss sorgen Restaurants und Läden
für Hafenatmosphäre. Weniger gelungen erscheint dagegen die
gegenüberliegende Seite des Hafenbeckens, wo vergeblich versucht
wurde, mit einer modernen Architektursprache an das Vorbild des
alten Lagerhauses anzuknüpfen.
XX
68
Mehr Einfühlungsvermögen beweist ein halbkreisförmig angelegter, mit Fassaden aus Holz verkleideter Wohnblock von Cepezed
(1994-95), der am nordwestlichen Ende des ehemaligen Lagerhauses einen fließenden Übergang zwischen einem Platz und dem
angrenzenden Binnenhaven schafft. Mit seiner Kreisform zitiert das
Gebäude überdies geschickt die ebenfalls halbkreisförmigen Enden
eines lang gestreckten, annähernd V-förmigen Wohnblocks von
Carel Weeber, der südlich des Entrepothavens 549 Wohnungen zur
Verfügung stellt. Der Bau sorgt für einen wichtigen städtebaulichen
Akzent im östlichen Bereich des Kop van Zuid.
Türme und Theater
Die Rosestraat weiter abwärts, direkt neben dem Bahnhof Rotterdam-Zuid gelegen, schließt das 1997 durch das Architektenduo
Bolles & Wilson aus Münster und das Rotterdamer Büro Kruisheer
Elffers fertig gestellte Albeda College den Kop van Zuid nach Süden
hin ab. Auf dem dreieckigen Gelände treffen zwei unterschiedlich genutzte dreigeschossige Gebäudeflügel auf spitzem Winkel
zusammen und steigen von dort zu einem raffiniert gestalteten,
vertikalen Baukörper auf. Die Fassade des imposanten Turms weicht
im Erdgeschoss des Gebäudes einige Meter zurück und neigt sich
in den oberen Stockwerken weit nach vorn, so dass der Turm fast
zu schweben scheint - ein überaus gelungener Bezug zum expressiv
geknickten Pylon der Erasmus-Brücke!
Vom Albeda College führt der Rundgang wieder nach Norden;
vorbei am Hillekop Plein, wo die Delfter Mecanoo-Architekten Ende
der achtziger Jahre einen wellenförmig angelegten Wohnkomplex
geschaffen haben, und schließlich wieder zurück zur Erasmus-Brücke. Kurz vor der Brücke trifft der Blick auf den wuchtigen Wilhelminahof vom Rotterdamer Büro Kraaijvanger & Urbis (1994-97),
der auf insgesamt 15 Geschossen rund 120 000 Quadratmeter
Bürofläche bietet. Der in orangerotem Backstein gehaltene Baukörper dient als weithin sichtbare Eingangssituation des neuen Quartiers und stellt den zurzeit noch wichtigsten städtebaulichen Punkt für
die Erschließung des Kop van Zuid dar - sein gewaltiges Nordportal
wirkt dabei fast wie eine steinerne Kulisse für das ebenfalls von
Kraaijvanger & Urbis entworfene Gerichtssaalgebäude sowie für
einen halbkreisförmig angelegten Büroturm von Cees Dam. Nach
Osten und Süden hin wird der Wilhelminahof in den nächsten Jahren durch einen rund 135 Meter hohen Büroturm sowie durch zwei
weitere großflächige Gebäudekomplexe erweitert: auf der Zuidkade
1 sollen in vier Gebäuden Wohn- und Büroflächen von insgesamt
50 000 Quadratmetern entstehen, auf der Zuidkade 2 ist ein Ensemble mit rund 80.000 Quadratmeter Bürofläche geplant.
Direkt gegenüber dem Wilhelminahof wurde nach Plänen von Bolles & Wilson das Luxor-Theater errichtet. (...) Das Münsteraner Büro
konnte sich mit seinem ungewöhnlichen Entwurf unter anderem
gegen einen Vorschlag von Rem Koolhaas durchsetzen. Vom Luxor-
Theater sind es nur wenige hundert Meter zum Wilhelminapier,
dem historischen Zentrum des Kop van Zuid. Rotterdam spielte eine
wichtige Rolle bei der Emigration nach Amerika, seit 1873 stachen
vom Wilhelminapier aus Tausende von Passagieren auf Schiffen der
späteren Holland-Amerika-Linie (HAL) in See. Zurzeit wird die
schmale Landzunge noch durch das prachtvolle, mit Jugendstilmotiven geschmückte Verwaltungsgebäude der HAL bestimmt, das zwischen 1901 und 1920 vom Büro Müller und Van der Tak realisiert
wurde. Nach der aufwendigen Restaurierung des Gebäudes mit den
zwei kupferfarbenen Türmen hat sich hier 1993 das Hotel New York
eingerichtet, das als Geheimtipp unter Rotterdam-Reisenden gilt.
Zukunftsprojekte
(...) Das ehrgeizige Projekt Kop van Zuid stellt gegenwärtig die
zentrale städtebauliche Aufgabe Rotterdams dar. Ein gewaltiger Umbruch - die Betriebsamkeit des einst größten Binnenhafens der Welt
weicht Schritt für Schritt der postindustriellen Stadt mit ihren wuchtigen Büro- und Wohnkomplexen. Schnell drängen sich da Vergleiche mit der Umnutzung der ehemaligen Osthäfen in Amsterdam
auf, wo auf den erhalten gebliebenen Hafenmolen KNSM, Java,
Borneo und Sporenburg demnächst Häuser für insgesamt 20.000
Bewohner fertig gestellt sein werden (NZZ 5. 3. 99) - ein ähnlich
gewaltiges Projekt, das jedoch anders als der umgestaltete Kop van
Zuid kaum gewerbliche Flächen vorsieht. (...)
Robert Uhde
70
Mittagessen im Restaurant
„Odyssee“
ANTOINE PLATEKADE 1017-1021, 3072 ME ROTTERDAM
12.15 UHR - 13.30 UHR
72
De Landtong
FRITS VAN DONGEN/DE ARCHITEKTEN CIE., 1994 - 1997
DE LANDTONG
KOP VAN ZUID, ROTTERDAM, NL
Quelle: de Architekten Cie.,
„Das niederländische Reihenhaus - Serie und Vielfalt“, Rob van Gool / Lars
Hertelt / Frank Raith / Leonhard Schenk, DVA
bouwsom/costs:
€ 43.200.000,(excl. btw/ex. V.A.T.)
datum opdracht/
date of commission:
1991
bouwjaar/
date of construction:
1994 – 1998
bruto oppervlakte/
gross surface:
100.000 m²
inhoud/volume:
275.000 m³
The project ‘de Landtong’ on the ‘Kop van Zuid’, is a 4 hectare new
urban development in the old harbour area in the southern reaches
of Rotterdam. The sheer magnitude of the project, the contrast
between unity and variety in programme and size, and the history
and topography of the locality together form a unique framework.
It makes the project a ‘city within the city’, a new urban typology
within the austere urban master plan.
While the classic block is defined by continuous edges, the complex
morphology of ‘de Landtong’ is the outcome of a three-dimensional composition of slabs, towers and strips, with form related to
programme and orientation. The programmatic requirement of 625
houses made it possible to design houses and apartments of an unprecedented typological abundance. Diversity was also possible in
terms of public circulation, private outdoor space and articulation of
fenestration. Street façades are generally orthogonal, with occasional punctuation by descending volumes.
The gallery block to the east has a combination of lift/double-height
gallery/portico access to the housing units. Three terrace blocks
then descend southward, to be accessed via double-height central
corridors. Lifts access both the apartments with through-lounges,
and the patio penthouses to the west which parallel the river Maas.
These offer spectacular views towards the city centre. With their spatial, atrium-like composition, the single-family town houses to the
south are oriented to the old inland port. In combination with the
low eaves of the terrace slabs, these rows form an almost suburban
street wall. In contrast, the high north wall forms an urban silhouette
with its sculpture of terrace block pinnacles and interjacent turrets. The
inner courts of ‘de Landtong’ are grouped according to various themes:
a quiescent patio area, an area open to the public, and a large section
shaped by an active sports and recreational zone.
Differentiation, diversity and variation have been worked through down
to the finest detail. A unique brick was developed for the façades. Special attention was paid to integrating the interior and exterior environment for all dwellings, and to the relationship between the smallest unit,
the house, and its surrounding areas. The subtle solidity of the whole
contrasts with the diversity of the inner and outer spaces, the numerous
typologies, and the multiplicity of residents. This is intended to reflect
urban nuances, verve and complexity – to make ‘de Landtong’ an integral urban component, a ‘city within a city’.
74
Avenuewohnungen in
Kop van Zuid
KARELSE VAN DER MEER ARCHITECTEN, GRONINGEN, 1998 - 1999
J. B. BAKEMAKADE U.A.
KOP VAN ZUID, ROTTERDAM, NL
Quelle: „Das niederländische Reihenhaus - Serie und Vielfalt“, Rob van Gool / Lars
Hertelt / Frank Raith / Leonhard Schenk, DVA
Die Bebauung der Architekten Karelse Van der Meer in Kop van
Zuid, dem umgenutzten alten Hafen in Rotterdam, besteht aus drei
U-förmigen Blockbebauungen, zusammengesetzt aus drei verschiedenen Reihenhaustypen. Während die sogenannten Avenuehäuser
sich über eine angehobene Vorzone vom öffentlichen Raum distanzieren, arbeitet der am Wasser stehende Reihenhaustyp allein mit
einer Anhebung des Erdgeschosses als Zeichen der Privatisierung,
ohne allerdings explizit einen Sockel auszubilden.
Die viergeschossigen Gebäude stehen parallel zu einem der alten
Hafenbecken und sind mit ihren zweigeschossigen weiß gerahmten
Eingangselementen auf Fernwirkung zum anderen Ufer angelegt.
Die über filigrane Treppenkonstruktionen erreichbaren, holzvertäfelten Eingänge liegen zurückgesetzt in den Hausvolumen und bilden
wie selbstverständlich kleine private Eingangsnischen. Das Besondere dieser Reihenhäuser offenbart sich in der Schnittdarstellung
Baukosten: 180 000 Gulden (Kadewohnungen),
220 000 Gulden (Eckwohnungen)
und 161 000 Gulden (Avenuewohnungen); Kaufpreise 1997: 425
000/ 525 000 / 365 000 Gulden
und erklärt die zweigeschossigen Eingangselemente: Über einen kleinen
Luftraum ist das Erdgeschoss mit dem ersten großzügig von der Straßenfront bis zur rückwärtigen Terrasse durchbindenden Obergeschoss
verbunden. Zum Garten orientiert und um einige Stufen abgesenkt liegt
die nicht minder großzügige Küche.
Die Endtypen dieser Reihenhauszeilen erhalten ihre Eingänge von der
„Avenueseite“ her. Städtebaulich herausgehoben werden diese Sondertypen mit großflächigen, um die Blockecken herumführenden Fensterelemente, so dass die relativ kurzen Zeilen jeweils zu einer dem Maßstab des
Hafens angemessenen, objekthaften Einheit zusammengefasst erscheinen.
76
L-Shaped Block
KCAP, 2002
WITTEVEENPLEIN, L.
PINCOFFSTRAAT, KOP VAN ZUID
ROTTERDAM, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The urban plan of the Stadstuinen is an enclave situated on Kop
van Zuid in Rotterdam. The edge of the enclave is formed by 8 city
blocks of 8 storeys, and the interior consists a garden district with
mainly ground-accessed dwellings.
KCAP are the designers of the blocks on the 4 corners of the
development. The disadvantage of the traditional courtyard block,
closed corners and difficult sunlight penetration are negated by
removing mass from the corners of the block and instead placing
there all the vertical circulation in a lightweight open construction,
through which light can permeate and an openness is created. The
four corner blocks are characterised by different access principles
that accompany the transition from the dwelling to the collective
area. The blocks in between the corner buildings have been designed by four other architects.
78
Holland, remade oder
ready - made?
DIE BEZÜGE VON LANDSCHAFT UND WOHNUNGSBAU
Quelle: https://topos.de
In den Niederlanden hat die Entwicklung neuer Landschaften eine lange Tradition. Die großen Anstrengungen, die nötig waren,
um das Wasser der Flüsse und Meere zu beherrschen, und um der See das Land für den Acker- und neuerdings für den Städtebau abzutrotzen, regten schon immer die Phantasie an. Niederländische Bagger schaufeln sich um die ganze Welt, gefolgt
von Ingenieurbüros, um Gottes Schöpfung zu vervollkommnen. Doch diese Tradition allein erklärt nicht, warum ausgerechnet in
den 90erJahren die Landschaft als Entwurfsinstrument für die Entwicklung von Wohnquartieren so populär geworden ist. Grund
hierfür ist die wieder erstarkende demographische und ökonomische Bedeutung der großen und mittelgroßen Städte in den
Niederlanden. Während sie in den 60er und 70er Jahren mit rückläufigen Bevölkerungs- und Beschäftigungszahlen zu kämpfen
hatten, boomten sie in den vergangenen zehn Jahren. Dieses Wachstum ergab sich aus der Einwanderung, der zunehmenden
Individualisierung und dem stark gestiegenen Flächenverbrauch der meisten städtischen Nutzungen. Die Folge sind Städte, die
wie Öllachen ins Umland dringen. Dieser Prozess macht es nötig, die Lage und die Konzeption der neuen Wohn- und Arbeitsstandorte zu überdenken. Wohnungsbau unter Marktbedingungen. Das Umdenken wird jedoch durch die neue Machtverteilung
in den Niederlanden komplizierter. Die öffentliche Hand hat viele Aufgaben dem privaten Sektor übertragen. In dem Vakuum,
das zwischen den kollektiven und den individuellen Bedürfnissen entstanden ist, wird nun die Landschaft als Bezugspunkt hochgejubelt. Gleichzeitig dient sie als Werbeslogan eines Wohnungsmarktes, der statt Angeboten Nachfrage schaffen muss. Die
mehr oder weniger »neue« Landschaft peppt in vielen Fällen bloß den seriellen Wohnungsbau auf, der Mühe hat, das bewusst
stimulierte Bedürfnis nach Individualität zu befriedigen.
Bis tief in die 90er Jahre hinein zählte die niederländische Regierung den Wohnungsbau zu ihren zentralen Aufgaben. Ende der
80er Jahre kamen die Politiker jedoch zu der Einsicht, dass der Staat auf dem Gebiet des sozialen Wohnungsbaus seine Aufgabe erfüllt habe. Gleichzeitig verlor die Ideologie des Sozialstaates an Kraft. An ihre Stelle trat ein immer stärkerer Glaube an die
Gesetze des Marktes. Ein freier Wohnungsmarkt sollte zufriedene Konsumenten hervorbringen, die sich endlich ihre Wohnungen
nach eigenem Geschmack aussuchen durften. Fast gleichzeitig mit der Abschaffung des sozialen Wohnungsbaus wurde Anfang
der 90erJahre ein ambitioniertes Wohnbauprojekt gestartet. Auf der Grundlage dieses Vinex - Programms sollen bis zum Jahr
2005 im Umkreis der Städte mehr als 500 000 Wohnungen gebaut werden. Unter Bezug auf die Kompromisskultur des viel
gerühmten niederländischen Poldermodells suchten die Planer dabei nach neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Der Staat bestimmte, wo neue Stadtviertel gebaut werden sollten (in unmittelbarer Nähe der
bestehenden Städte), welche Dichte sie besitzen sollten (um das Zubauen der Landschaft zu verhindern), und welches Verhältnis
zwischen gefördertem und frei finanziertem Wohnungsbau bestehen sollte. Die Ausführung der Pläne oblag den Gemeindeverwaltungen und dem Markt, aneinander gekettet wie siamesische Zwillinge.
In der Praxis verlief diese Zusammenarbeit selten geschmeidig. In vielen Fällen waren die Projektentwickler zugleich Eigentümer
der Grundstücke und spekulierten wild. Die Gemeinden dagegen wollten so schnell wie möglich die geplanten Siedlungen
bauen, um zu verhindern, dass Einwohner aufs Land abwanderten, wo trotz starker Beschränkungen fleißig Wohnhäuser hochgezogen wurden.
Die wahrhaft kompakten Städte - Von den städtebaulichen und architektonischen Entwürfen erhofften sich die Verantwortlichen
die Lösung der komplizierten Lage. Hohe Grundstückspreise, relativ kleine Parzellen und einseitige Raumprogramme sollten
ausschließlich durch die Kraft des Entwurfs in attraktive Wohnmilieus übersetzt werden. Wer es sich leicht machen wollte, kopierte attraktive Wohngebiete aus der Historie, eine beliebte Strategie bei Projektentwicklern und Investoren. Daneben regte die
Aufgabe aber zu ungeahnten Entwürfen an, und viele Planer setzten ihre Energie in die Suche nach neuen Strategien, um die
wesentlichen Aspekte des Problems an zu gehen. Der erste Architekt, der diese Entwicklung in einem größeren gesellschaftlichen
Zusammenhang betrachtete, war Rem Koolhaas. Zunächst konstatierte Koolhaas
Lücken in der Stadtplanung. Der Umfang der Aufgabe erforderte einen Ansatz in
einem derart großen städtebaulichen Maßstab, dass die Menschen sich bald an den
berühmt-berüchtigten Städtebau der Moderne erinnert gefühlt hätten, und an die
umstrittenen Wohnviertel der Nachkriegszeit. Tatsächlich richtete sich die Kritik der
Allgemeinheit gegen die Größe und Gleichförmigkeit von Siedlungen, und gegen
die uninspirierte, anonyme Gestaltung der öffentlichen Freiräume. Koolhaas sagte
voraus, dass die Freiraumgestaltung dazu dienen würde, die fortschreitende Verstädterung zu rechtfertigen und die neuen Wohnviertel zu vermarkten.
Als Alternative schlug Koolhaas in seiner Studie »Puntstad-Zuidstad«(Punktstadt – Südstadt) eine Politik vor, die sich für die Entwicklung von wahrhaft dichten Städten und
für den Erhalt der offenen Landschaft einsetzen sollte. Seiner Ansicht nach wurde in
der Randstad längst der Ausverkauf des einstmals sorgfältig geplanten und verwalteten Gebietes eingeläutet. Zwei Modelle könnten hingegen eine wohlüberlegte und
zielgerichtete Gestaltung der Stadtlandschaft fördern: Die Punktstadt-Hypothese zielt
auf die Anlage einer Metropole in der Mitte des Landes; im Südstadt-Modell konzentriert sich die Verstädterung auf die südliche Hälfte der Niederlande. Aus diesen
Modellen könnten räumliche Verteilung, Bebauungsdichte und Gestaltung der neuen
und der bestehenden Wohngebiete abgeleitet werden.
Koolhaas legt großen Wert auf Experimente mit verschiedenen Dichtegraden – von
der geringen Dichte wie in Los Angeles bis zur extremen Dichte wie in Manhattan.
Aus diesen gedanklichen »Manipulationen« lassen sich tatsächliche Strategien
entwickeln, die darauf abzielen, etwa in den bereits bebauten Gebieten die Dichte
systematisch zu erhöhen und sie in den ländlichen Zonen zu verringern. Damit brach
Koolhaas eine Lanze für die Stadtplanung im regionalen und landesweiten Maßstab.
Die Niederlande wurden als Entwurfsaufgabe entdeckt.
Die Kolonisierung des ländlichen Raumes - Was Koolhaas nicht vorausgesehen hat,
war, dass politischer Wille und Planungen nicht die neuen Städte betreffen würden,
sondern die Gebiete zwischen den Städten. Zur gleichen Zeit, als Koolhaas sich
die Punktstadt ausdachte, entwickelte der Landschaftsarchitekt Adriaan Geuze ein
Modell zur Kolonisierung, das den Akteuren des Wohnungsbaus gerade recht kam.
Geuze konstatierte, dass es angesichts des Verstädterungsdrucks unrealistisch sei,
den ländlichen Bereich offen zu halten. Er schlug vor, der Landschaft angemessene
Wohnungstypologien auszuarbeiten. Der Wohnungsbau würde die Landschaft dann
nicht mehr bedrohen, sondern sie zu neuen, attraktiven Kulturlandschaften weiter entwickeln. Diese Gedanken mündeten schnell in verwegene Pläne. West 8 preschte vor
mit einem Entwurf für die »Duindoornstad«, eine Aufschüttung im Meer (…). Auch die
Pläne anderer Büros krempelten die Landschaft völlig um, und in zahllosen Entwürfen
rechtfertigte die Kolonisierung der Agrarlandschaft den Flächenanspruch der Städter.
Zum Teil wurden solche Studien an die Entwicklung realer Wohngebiete gekoppelt.
Im größten Neubaugebiet der Niederlande, dem Leidsche Rijn bei Utrecht(…), forciert die Chefplanerin Riek Bakker die Integration von Landschaft und Bebauung.
Auch bei der Entwicklung des neuen Wohnviertels Ypenburg südöstlich von Den
Haag experimentiert ein Planerteam unter der Leitung von Frits Palmboom mit
neuen Parzellenmustern und Gebäudetypologien. Für die Planer ist das Kolonisierungsmodell attraktiv. Es eröffnet ihnen das ganze Spektrum der niederländischen
Landschaften als Spielwiese. Galt den Anhängern der Moderne die Landschaft noch
als Garantie für den Blick in die Ferne, so machen die zeitgenössischen Entwerfer sie
schlichtweg zum Anhängsel der Wohnung. Neue Konzepte für Wohngebiete bietet da
zum Beispiel das Büro MVRDV. Die Planer fertigten Studien zum so genannten »leichten Städtebau« (…).Grundlage sind kürzere Bau- und Abschreibungszeiten für die Infrastruktur. Asphaltstraßen könnten durch Graswege ersetzt werden, Telefonleitungen
durch Greenpoints, Abwasserkanäle durch Sickergruben. Auch auf Fahrbahnen und
80
teure Straßenbahnverbindungen ins Zentrum könnte verzichtet werden. Das Geld aus
den eingesparten Baukosten käme dann dem Stadtraum zugute, großen Gärten oder
öffentlichen Freiräumen.
Die Landschaft in der Stadt - Von solchen Experimenten lassen sich Stadtbewohner verführen. Um besonders die kaufkräftigen von ihnen in der Stadt zu halten,
begannen die Kommunen, alternative Wohnviertel anzubieten. Die Kunst besteht
darin, hohe städtische Dichte mit einem landschaftlichen Umfeld zu kombinieren.
Geglückt ist das auf dem GWL-Gelände in Amsterdam, einem städtebaulichen
Entwurf von Kees Christiaanse. Der Entwurf kombiniert eine hohe Randbebauung
mit freistehenden Gebäuden in einem großen Innenbereich. Jede Wohnung besitzt
möglichst viel privaten Außenraum in Form von Gärten, Schrebergärten, Balkonen,
Dachterrassen oder Patios. Die Gärten zu ebener Erde werden durch Ligusterhecken
zu Inseln zusammengefasst. Auch Adriaan Geuze kombiniert in seinem Amsterdamer
Projekt Borneo Sporenburg (siehe Topos30) städtische Dichte in der Landschaft. Die
Landschaft ist hier schlichtweg das weite Wasser des IJ. Alle ebenerdigen Wohnungen
besitzen einen Eingang an der Straße und einen privaten Patio oder eine Dachterrasse. Drei große, skulpturale Wohnblocks im »Meer« der niedrigen Häuser erhöhen die
Gesamtdichte und leiten visuell über zu den großmaßstäblichen Bauten des nahen
Hafens.
Eine andere Sichtweise geht aus O.M.A.’s Entwurf für das Chassé -Terrain in Breda
hervor. Dort lag der städtebaulichen Erneuerung das Modell des Campus zugrunde.
Ein internationales Architektenteam hatte verschiedene Gebäudetypen entworfen,
von Patiohäusern bis hin zu Wohntürmen. West 8 konzipierte das parkähnliche Umfeld, um sie zusammenzufügen.
Das Chassé - Terrain im Zentrum
Bredas soll zur grünen Enklave innerhalb des Schnellstraßenrings
werden. Eichen geben dem Gebiet
ein einheitliches Aussehen, bestehende Kastanien und Linden formen
auffällige Inseln. Eine Abfolge von
Plätzen verbindet die Neubauten.
Mit ihrem lebendigen Pflaster aus
Ziegel- und Naturstein nehmen sie
eine Bredaer Tradition auf.
Überschätzung der Landschaft - Die überbordenden Entwürfe der Niederländer sind
ein Nebeneffekt der gegenwärtigen Hochkonjunktur. Doch zwischen den viel versprechenden Perspektiven der experimentellen Entwürfe und den tatsächlich realisierten
Siedlungen klafft eine Lücke. Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist noch immer
so hoch, dass die Bauträger ihre Wohnungen ohne große Anstrengung verkaufen
können. Die Qualität vieler Wohnviertel lässt dementsprechend zu wünschen übrig.
Meistens ist ihre Dichte zu hoch, um der Landschaft den Raum zu lassen, den sie
benötigt, um ein Gebiet zu prägen. Der Eindruck des Massenwohnungsbaus überwiegt, und von Freiraum zu sprechen wäre Heuchelei, denn die neuen Wohngebiete
besitzen weniger öffentliche Grünflächen als bisher. Dazu zieht sich die öffentliche
Hand immer mehr zurück. Ihr gilt das öffentliche Grün als lästiger, weil pflegeintensiver Restraum. Und nicht zuletzt werden die Häuser immer größer, die Parzellen aber
bleiben relativ klein. Das Resultat: Enge statt Freiraum. Dabei entbehrt das antistädtische Denken dieses Siedlungsbaus bis heute einer handfesten Grundlage. Eine
starke Lobby aus Projektentwicklern, Wohnungsbaugesellschaften, Bauunternehmern
und Maklern hält das Idealbild Flächen verschlingender Wohngebiete aufrecht. Die
zentrale Aussage, jeder Niederländer habe das Recht auf ein Haus im Grünen, findet
bei den populistischen Politikern großen Anklang. Dass Segregation die Folge ist,
wird dabei größtenteils verschwiegen. Richtig stolz ist jedoch kaum jemand auf die
endlosen Neubaugebiete überall im Lande. Manch einer sagt sogar voraus, dass sie
die Problemviertel der Zukunft sein werden. Durch ihre landschaftliche Verzierung
erinnern sie immer stärker an Themenparks. Die Landschaft wird zu kleinen, leicht
verdaulichen Grünhäppchen gezwirbelt und als Dekor für die Verstädterung des
Landes vereinnahmt. Statt die Niederlande tatsächlich neu zu erfinden, und zwar auf
der Grundlage von aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen, laufen wir Gefahr, in fünf
Jahren in einem Puzzle aus recycelten Landschaften und Siedlungen zu sitzen.
Janny Rodermond, Harm Tilman
Breda - Chassé Terrain
VERSCHIEDENE ARCHITEKTEN, 1994 - 2004
CHASSÉ CAMPUS
BREDA, NL
Quelle: http://www.oma.eu,
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Bereits 1994 hatte die Stadt Breda einen Investorenwettbewerb unter fünf Projektentwicklern ausgelobt, um eine geeignete Antwort auf
die Schwierigkeiten des ca. 13 ha großen Grundstücks zu finden.
Obwohl unmittelbar an die historische Altstadt angrenzend, ist das
ehemalige Kasernenareal durch vier große Hauptverkehrsstraßen
eingeschnürt. Zudem waren bereits ohne Rücksicht auf ein mögliches Gesamtkonzept am Rand Teilflächen neu bebaut (etwa Hertzbergers Chassé-Theater) und einzelne Kasernenbauten umgenutzt
worden, so dass das zur Verfügung stehende Gebiet trotz seiner
zentralen Lage in der Stadt physisch isoliert zu bleiben drohte. Allein
dem Entwurf von OMA gelang es, die physische Abgeschlossenheit
aufzubrechen, indem mit dem Campus-Modell ein schlüssiges Konzept für das Gesamtareal gefunden wurde. In das auch die bereits
bestehenden Bausteine nahtlos integriert werden konnten.
Das Campus-Modell kombiniere, so der Erläuterungsbericht, eine
städtische Atmosphäre mit der Offenheit des Parks. Unterschiedliche
alte und neue Gebäude formen zusammen eine spannungsreiche
Komposition autonomer Objekte. Die extreme Verdichtung der
Wohnungen in großen Objekten und der Verzicht auf Privatgärten
ermöglichen, dass drei Viertel der Grundstücksfläche unbebaut
bleiben, obwohl über die Gesamtfläche gerechnet immerhin 50
Wohneinheiten pro Hektar entstehen. Um eine möglichst starke
Unterschiedlichkeit der einzelnen Objekte zu erreichen, legten die
Stadtplaner für jedes Objekt die Wohnungstypologie fest, überließen
aber die architektonische Form und die Materialwahl dem ausführenden Architekten: Vom Appartementhochhaus bis zum zweigeschossigen Patioreihenhaus, von der grundgebundenen Maisonette
bis zur normalen Geschosswohnung am Laubengang sind nahezu
alle erdenklichen Wohn- und Gebäudetypologien vertreten. Den
Chassé-Campus durchzieht ein informelles Wegenetz, das jedoch
nur der unmittelbaren Erschließung der Wohngebäude dient. Der
ruhende Verkehr wird in Tiefgaragen unter den Gebäuden angeordnet, so dass der Park möglichst wenig vom Verkehr belastet wird.
Angesichts der Heterogenität der Bebauung kommt der Parkgestaltung als verbindendes Element großes Gewicht zu. Die Grünflächen
werden von West 8 durchgehend als Rasenfläche ausgebildet, eine
Masterplan: OMA,
Rem Koolhaas mit Xaveer de Geyter
Landschaftsarchitektur: West 8
Wettbewerbsentwurf: 1994
Überarbeitung: 1997
Realisierung: bis vorauss. 2004
Programm: 730 Wohnungen
Ausführende Architekten: OMA,
Xaveer de Geyter, Kuiper Compagnons, Architecten Werkgroep, Van
Sambeek & Van Veen, Duinker van
der Torre, Kollhoff + Rapp, Pascal
Grosfeld/Oomen
In green, preexisting buildings, in
red, non residential buildings and in
orange, new residential buildings.
Green areas
82
lockere Bepflanzung mit Eichen sorgt für eine einheitliche Atmosphäre. Aus dieser bewusst unspektakulär gehaltenen Grünfläche
ragt einzig die große Piazza als zentraler öffentlicher Raum heraus.
Der aus vielfach geknickten Schollen bestehende bewegte Boden
verhindert, dass die Größe des Platzes als Leere erfahren wird.
Programme:
Site: 13 HA
800 Houses: (120,000 M2)
Density: 62 Dwellings Per Hectare
Underground Parking: 37,500 M2
Other Functions: 20,2000 M2
1 Oma: Chassé Parking. Public
Parking Building for 670 Parking
Places. It Serves The Municipal
Offices, The Chassé-Theatre And
The City Centre.
2 Xaveer De Geyter: Park Apartments. A Half Sunken Ring Forms
The Base For 5 Apartment Towers.
3 Hans Kollhoff: Palace. Apartment Block At The Museum Square.
4 Van Sambeek And Van Veen:
Patio Villas.
5 Duinker Van Der Torre: WinterGarden Apartments.
6 EEA (Erick van Egeraat): Small
Theatre For Concerts.
7 Pascal Grosfeld: Museum
Houses And Offices And Refurbishment Of Breda’s Museum.
8 Van Sambeek And Van Veen:
Houses At The Nonnenveld.
9 Frits Haverman: Extension Of
Hotel Keijser.
10 Sturm Architecten: De Beeldenaar. Shops, Supermarket and
Apartments.
11 Oma: Carré Apartments. A
Stacking Of Volumes Around An
Inner Garden.
12 Kraaijvanger Urbis Architecten:
Holland Casino In The Kloosterkazerne.
13 Theo Van Esch: Theatre Houses:
Three Blocks Containing
Townhouses In A Back-To-Back
Arrangement.
14 Kuiper Compagnons: Canal
Houses.
15 Kraaijvanger Urbis Architecten:
Hotel.
16 Claus En Kaan: 3rd City
Offices. The Building Floats In
Order To Maintain The Free Vistas
To The Chasse Terrain.
17 West & Landscape Architects:
Scenery And Landscape Architecture.
18 Herman Hertzberger. Chassé
Theatre. Completed Before The
Master Plan Design.
84
Museumplein Housing
(„Wohnen am Museumsplatz“)
PROF. HANS KOLLHOFF, 2002 - 2007
CHASSÉ PARK
BREDA, NL
Quelle: http://www.kollhoff.de,
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith / Lars Hertelt
/ Rob van Gool, DVA
Das z-förmige Gebäude mit dem großen mittigen Durchgang nimmt die Achse des
bestehenden repräsentativen Kasernengebäudes auf und gibt den Blick frei auf den
angrenzenden Stadtgraben. Die niedrigeren Seitenflügel sind gegeneinander versetzt,
so dass sich jeweils spannungsvolle Konstellationen mit den angrenzenden Gebäuden ergeben.
Während im zentralen Baukörper die Wohnungen über einen Laubengang erschlossen werden, bestehen die Seitengebäude aus dreigeschossigen Reihenhäusern in
back-to-back-Anordnung, die geschossweise ineinander verschachtelt sind. Jede
Wohnung erhält damit sowohl den Blick nach außen auf den Park wie auch nach
innen auf den Platz.
Programm: 98 Wohnungen
Das Apartmenthaus ist Teil der campusartigen Gesamtkonzeption des Chassé Parks, einem neu entwickelten Wohnpark inmitten
der Altstadt von Breda. Innerhalb des Ensembles, bestehend aus
figuralen Solitären, die auf einer Grünfläche präsentiert werden,
fungiert das Gebäude als Bindeglied, das sich bewusst in seiner
Ausrichtung und Ausstrahlung auf die alte Bausubstanz bezieht.
Die Sichtachse zwischen dem Singel, der die Altstadt begrenzt auf
der einen Seite und der ehemaligen Kaserne mit ihrer traditionellen
Backsteinfassade auf der anderen, wird bewusst aufgenommen und
betont.
Das Gebäude ist in drei Teile gegliedert: zwei parallel zueinander
versetzte dreigeschossige Zeilen und das fünfgeschossige Brückenelement, welches beidseitig aufgelagert ist und so als skulpturale
Großform in Erscheinung tritt
In den beiden Flügeln sind, nach Süden orientiert, große Loggien in
die Fassaden eingeschnitten. Die Wohnungen werden über je zwei
Treppenhäuser als 3-Spänner erschlossen. In den Brückenbaukör-
per, dessen Wohnungen als Vierspänner organisiert sind, führen
zwei große, sich gegen- überliegende Foyers.
Das Projekt bietet Raum für insgesamt 86 großzügige Wohneinheiten, die bei unterschiedlicher Grundrisskonzeption und Größen
zwischen 100 und 190 qm ein breites typologisches Spektrum
urbanen Wohnens anbietet. Die gemeinsame Parkgarage ist direkt
über die Treppenhäuser angebunden.
Die Französischen Fenster sorgen für gut belichtete wohnliche Räume, sie betonen die Ruhe und Noblesse des großen Hauses. In der
feinen Schichtung der Fassade spiegelt sich die innere Tragstruktur des Gebäudes wider. Der Sockelbereich ist aus ortstypischem
Blaustein gefertigt, aus dem die filigrane Backsteinfassade der
Obergeschosse aufsteigt. Auch für die Gurtgesimse, die Fenstereinrahmungen und die Dachabschlüsse wurde Blaustein verwendet.
Der Wittmunder Torfbrandklinker besticht durch eine natürliche Vielfalt unterschiedlicher Farbnuancen und Oberflächenstrukturen, wie
sie sich durch den traditionellen Brennprozess zwischen leuchtendem Rot bis Dunkelblau ergeben.
Der Detaillierung und Materialwahl der Foyers und der Liftlobbies
wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Verwendung
hochwertiger und langlebiger Werkstoffe und ihre handwerklich präzise Fügung bilden gerade hier einen wesentlichen Aspekt unserer
Architekturauffassung, die sich dabei den technischen Vorzügen
einer modernen Fertigung nicht verschließt.
86
Woongebouw Het Carre
(„Karree-Wohnhaus“)
OMA, 1995 - 2002
CHASSÉ PARK
BREDA, NL
Quelle: http://www.oma.eu,
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Das von OMA gestaltete Wohngebäude grenzt unmittelbar an den großen öffentlichen
Platz, der den Chassé-Campus mit der Innenstadt verbindet. Zum Platz öffnet sich der
Block mit einem großen zweigeschossigen Durchgang, so dass der Innenhof als Erweiterung des Platzbereichs erscheint.
Das Prinzip des Chassé-Campus, maximale Vielfalt möglichst dicht zu komprimieren,
scheinen OMA auch dem Aufbau ihres Gebäudes zugrunde zu legen. Unterschiedlich Erschließungssysteme und Wohnungstypen wechseln einander ab. Je nach Blickpunkt erscheint Het Carre als ein viergeschossiger, geschlossener Block mit einzelnen
höheren Aufbauten oder als eine skulpturale Ansammlung einzelner Hochhäuer, die
durch die gemeinsame Basis nur locker miteinander verbunden werden.
Programm: 137 Wohnungen, 600 qm Geschäftsfläche
The Carré was designed as a relatively compact block made up of
a series of densely stacked blocks. The building floor plate sits on
a pedestal containing a parking garage for the inhabitants of the
building. Circulation of the building is arranged by three staircases
/ elevator tracts which can be reached through the courtyard. The
footprint of the building is 110 by 80 meters; the Carré reaches up
to 10 stories high.
The internal courtyard is designed as a quiet place in the Chassé
terrain. On the side of the main entrance a 2 story high gate is cut
out along the width of the side of the courtyard, providing a view
of the monumental army convent / barracks and the old part of the
city.
There are 144 apartments and 6 shop units for small businesses in
the building. Unusually, 100 of the apartments are rent controlled,
the other 44 were sold on the open market by the client / developer
with considerable success.
The building was carefully designed for retiring baby boomers,
people who move to a smaller house because their children have
moved out. Because of its proximity to the city centre and the high
service level of the Chassé site the building on the Chassé are in
considerable demand with this group of tenants.
Completely clad in wood veneer, the Carré is a friendly brute, which
only reveals its relatively rugged detailing on close inspection. The
galleries of the building are sheltered from the elements by loosely
placed glass boards. The structure of the galleries is made of a
robustly detailed galvanized steel structure. All the apartments have
balconies, which have custom designed (and made) sun shading
elements made off expanded aluminium sheet, framed in aluminium profiles.
88
Parkappartementen
(„Parkwohnungen“)
XAVEER DE GEYTER ARCHITECTEN, 1996 - 2001
CHASSÉ PARK
BREDA, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t,
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Die fünf Wohntürme bilden ein augenscheinlich heterogenes Ensemble, das weder
über eine gemeinsame Ausrichtung noch über eine einheitliche Gestaltung zu verfügen scheint. Die unterschiedlichen Fassadenmaterialien der einzelnen Gebäudeseiten
verleihen den massigen Türmen geradezu die Leichtigkeit von Kartenhäusern. Der Eindruck von Wohnlichkeit wird demonstrativ vermieden: Auffallend sind insbesondere
die großen verglasten Fassadenbereiche, die den Blick auf ein gitterförmiges Tragwerk
freigeben, das man so bisher nur von großen Bürohochhäusern kannte.
Die Türme werden durch eine halb versenkte, mit einer leichten Stahlkonstruktion
überdachten Parkierungsanlage verbunden, die im Inneren einen intimen Gartenbereich von dem öffentlichen Park trennt.
Programm: 5 Wohntürme
It consists of five residential towers on top of a parking ring, which
surrounds a sunken inner garden. The entrances to each tower
open onto the garden. The parking ring rises 1.5 metres above
ground level and is partly transparent. The towers are positioned
tight together, each with its own orientation. Their position relative
to one another is determined by factors such as the views outwards
and inwards, exposure to sunlight, the layout of the parking ring
and the inner garden, and the transparency of the composition.
Views from one tower are framed by the next. Three of the five towers have two apartments per floor, the fourth has one and the fifth
has four. The varying relative position of the towers creates small
differences in ground plans; the immediate context does the same
to the elevations.
90
Breda - Chassé Theater
HERMAN HERTZBERGER, 1992 - 1995
CHASSÉ CAMPUS
BREDA, NL
Quelle: http://www.hertzberger.nl
Breda‘s new city theatre is set in the periphery of the old town, freestanding, through to all purposes wedged, between the municipal
offices and a 19th century barracks awaiting a new use. There are
three auditoria, the main one with fixed seating for 1200, a medium-sized auditorium seating 500 in a flexible arrangement and
doubling as concert hall, and a fringe theatre auditorium. Added to
these are two film theatres. The scheme is designed so as organize
the technology of the theatre to the full. To this end the stages of
the three auditoria are turned towards the central backstage space,
off which are the changing rooms and the loading bay for stage
scenery. The position of the foyer along one side of the auditoria
means that their entrances are concentrated on one side also; this
was what generated the idea of asymmetrical auditoria. The entire
complex is covered with an undulating full-length roof draped over
the building like a blanket.
Patiowoningen
(“Patiowohnungen”)
VAN SAMBECK & VAN VEEN, ab 2002
CHASSÉ PARK
BREDA, NL
Quelle: http://www.vsvv.nl
„Inszenierte Architektur - Wohnugsbau jenseits des Standards“, Frank Raith /
Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Programm: 64 Patioreihenhäuser
Die vier Reihen Patiohäuser werden in back-to-back-Anordnung zu
zwei kompakten Baufeldern addiert, in deren Mitte eine schmale
Wohngasse verläuft. Die Stellplätze befinden sich in einem halb
versenkten Parkierungsgeschoss unter den Gebäuden, die dadurch
einen markanten Sockel erhalten.
Hinter den einheitlichen Ansichten verbirgt sich eine große Vielfalt unterschiedlicher Typen. Zwei separate Treppen erschließen
im Obergeschoss einen vorderen und einen rückwärtigen Bereich
(„voorhuis“ und „achterhuis“), die nur über Terrassen miteinander
verbunden sind. Je nach Größe der Wohnfläche im Obergeschoss
ergeben sich unterschiedliche räumliche Situationen, so dass das
100 x 100 m große Feld aus der Vogelperspektive als ein undurchschaubares, labyrinthisches Puzzle erscheint.
92
Tag 04
Sonntag 23.09.07
30.09.07
07.30 Uhr
08.30 Uhr
09.30 Uhr
Frühstück
Aufbruch, Auschecken im Hotel, Fahrt nach Utrecht
Geführte Tour zur Architektur in Utrecht mit
Besichtigung Rathaus Utrecht
(Enric Miralles)
Korte Minrebroederstraat 2, 3512 GG Utrecht
Besichtigung „Het Bolwerk“
(AWG Architecten CVBA Antwerpen)
Servaasbolwerk 18, Utrecht
11.30 Uhr
Postgebäude Utrecht
(Amsterdamer Stil)
Mittagessen im Restaurant 3512 Eten en Drinken,
Korte Janstraat 4, Utrecht
13.00 Uhr
ca. 15.00 Uhr
Weiterfahrt nach Duisburg Hbf
Rückfahrt per Bahn individuell
94
Kompromissloses Flickwerk
Erweiterung des Rathauses
von Utrecht
ENRIC MIRALLES, 2000
KORTE MINREBROEDERSTRAAT 2
3512 GG UTRECHT, NL
Quelle: Bauwelt 91/2000,
Baumeister B5/2001
Enric Miralles hatte viele Ideen. Am Rathaus von Utrecht scheint er alle verwirklicht
zu haben. „Das paßt doch alles nicht zusammen“, ärgert sich ein Passant, dessen
guter Geschmack durch den heterogenen Bau beleidigt wird. Wegen der Rückseite
des Rathauses, die nach dem Umbau zur Vorderseite erklärt wurde, werde er noch
einen Leserbrief verfassen. Das, meint er, sei keine Architektur: lange Betonfuder, die
als Brunnen dienen, dicke Fallrohre, die durch Wandöffnungen stoßen, Spolien von
Sandsteingewänden, die auf Stahlträger montiert sind, Beton, verzinktes Blech, Stahl,
Holz, Glas, Backstein in unterschiedlichsten Mauertechniken, alles in stumpfen Winkeln zusammengefügt. Im ehemaligen Treppenaufgang schiebt sich eine voll verglaste Sitznische der Cafeteria in den Straßenraum. „Als sei eine Bombe eingeschlagen“,
meint der Passant, „sowas macht man doch nicht!“
In Utrecht macht man seit Jahrhunderten offensichtlich nichts anderes. Rund um das Rathaus ist in den vergangenen sechshundert
Jahren an Grachten, kleinen Plätzen und Straßen ein kunterbuntes
Konglomerat an Gebäuden entstanden, um das manche europäische Stadt Utrecht beneiden könnte. Von zweiachsigen spätmittelalterlichen Wohnhäusern über ein protziges klassizistisches Warenhaus mit riesigen Karyatiden bis zu Verwaltungsbauten im Jugendstil
sind hier bemerkenswerte Beispiele der Baugeschichte mit einer
Kopfdrehung zu überblicken. Der Gesamteindruck des Straßenbildes ist heterogen, das reinste Stückwerk und gerade deswegen
harmoniert alles bestens.
Das Urteil des Passanten zum Umbau des Rathauses wäre vermutlich noch harscher ausgefallen, hätte er es betreten und festgestellt,
daß innen noch weniger Elemente miteinander harmonieren, als
von außen erkennbar ist. Eine traditionelle Baubeschreibung verbietet sich hier. Alles ist Lücke und Füllung, alles ist Detail und jedes
Detail wurde anders behandelt. Im großzügig angelegten klassizistischen Gebäudeteil ließ Miralles die Trennscheibe kreisen, „verletzte“
die Wände durch Wegnehmen des Putzes bis auf den Backstein.
Die unterschiedlichen Gebäudeteile sind innerhalb des Foyers durch
Brücken unterschiedlichster Konstruktionsweise und unterschiedlichster Materialien verbunden: Edelstahl trifft auf ungehobeltes Holz,
Mahagoni auf Beton, Stahlträger auf Zinkblech, Glas auf Granit.
Im Ratssaal wurde die Decke entfernt, so dass der ehemals darüber
liegende Raum jetzt nur noch als Luftraum dient. Unter den jetzt frei
Bauhistorisches und konstruktives
Puzzlespiel: Beim neuen Flügel
wurden Bruchstücke des abgerissenen Gebäudes wieder verwendet.
Betrachtet man auch einmal die
Häuser in der direkten Umgebung,
handelt es sich ebenfalls um Collagen von Altem und Neuem.
liegenden schweren Unterzügen wird den Ratsmitglieder deutlich,
dass Politik ständige Veränderung bedeutet. Sie schwärmen davon,
hier Demokratie zu praktizieren. Keine zwei Stuhllehnen im Trausaal
gleichen einander und es sind, genau besehen, auch keine Stühle,
auf denen die Gäste sitzen, sondern Bänke mit Stuhllehnen. Die Bodenbeläge wechseln von Meter zu Meter: Kork, Holz, Parkett, Beton,
Linoleum, Teppich. Keine drei Treppenstufen bestehen aus demselben Material. Weiß gestrichene Türen liegen unmittelbar neben
holzfarbenen, deren Füllungen aus Glas und Stahl bestehen. In die
Oberlichter zu den Büros ist dünnes Furnier unterschiedlicher Hölzer
eingearbeitet. In einen ehemals repräsentativen Saal mit Stuckdecke
ist eine Toilettenanlage eingestellt, so schräg, wie nur irgend möglich. Jedes Büro ist anders, hat gerade und schräge und geneigte
und gekippte Wände und genau das gefällt den Angestellten der
Stadtverwaltung, selbst dann, wenn in ihr Büro durch ausdrücklich
irrationale Wandverläufe kaum natürliches Licht fällt.
Das Rathaus von Utrecht wuchs mit der Stadt. Seit dem 14. Jahrhundert wurden dazu Gebäude errichtet, angekauft, abgerissen, ergänzt, ausgebaut. Dabei entstand ein Komplex mit Bauten vom 14.
bis zum 20. Jahrhundert. Großartiges, Bescheidenes, Provisorisches,
Vornehmes und Primitives. An diesem Sammelsurium findet sich
alles. Miralles nimmt diese Geschichte mit seinem Umbau ernst.
Großartige Gesten werden entlarvt, Bescheidenes aufgewertet.
Der Eindruck eines Provisoriums drängt sich gleichwohl auf und
genau das scheint beabsichtigt gewesen zu sein. Die offen gelegten
Teile der vorgefundenen Bauglieder und die provisorisch wirkenden
neuen Komponenten könnten als Ergebnisse einer analytischen,
bzw. synthetischen Vorgehensweise betrachtet werden. Eher noch
bietet aber das Paradox eine geeignete Betrachtungsform: Die Einheit des Baus entsteht aus dem Potpourri seiner Elemente.
Die irritierenden Glieder enden nicht an der Gebäudehülle, sie ragen in den Stadtraum hinein. Ein in den Jahren um 1930 errichteter
Gebäudeflügel an der Rückseite und jetzigen Eingangsseite wurde
abgerissen. Es entstand ein attraktiver dreieckiger Platz mit Blick auf
den Turm des Utrechter Doms. In der Platzgestaltung setzt sich mit
Pflasterung und Bäumen das scheinbare Chaos des Rathauses fort.
Oben: In der übrig gebliebenen
Nordfassade, die den Ganzenmarkt
dominiert und abschließt, gibt es
keinen Eingang mehr. Stattdessen
ragt eine Glasvitrine hervor, die zur
Kantine gehört.
96
1 Eingang
2 Große Halle
3 Trauzimmer
4 Besprechung
5 Kantine
6 Ratssaal
7 Stadtverwaltung im Ostflügel
Im klassizistischen Hauptgebäude
mit den Repräsentationsräumen
liegt auch der Ratssaal. Teile vom
Putz und der Decke wurden hier
entfernt, um „Geschichte freizulegen“. Nicht zuletzt wegen der
zusätzlichen Belichtung über die
Fensterreihen im Stock darüber ist
so eine großzügige, durchlässige
Halle entstanden.
An und in diesem Haus gibt es alles, außer Eleganz, Stil und guten
Geschmack.
Viele Häuser dieser Art verträgt eine Stadt wohl nicht. Eines bringt
die Menschen zum Schwärmen, zum Schimpfen und Singen. Das
alle Dimensionen sprengende klassizistische Warenhaus, von dem
bereits die Rede war, ist der „Winkel van Sinkel“, das erste Warenhaus in den Niederlanden. Es liegt dem Rathaus unmittelbar gegenüber. Über die dort seit 1839 angebotene Warenvielfalt reimten die
Kunden:
„Im Laden von Sinkel ist alles zu haben
ob Mandelmilchfläschchen, ob Döschen Pomade,
auch Feigen im Netz
und Hüte und Kappen und Damenkorsetts
auch Bonbons zum Schnuppen
und Pillen zum Pupen.“
Der drastische Reim und die Vielfalt des Angebots passen gut zusammen. Auf die Architektur des neuen alten Rathauses werden sich
die Utrechter sicher auch einen Reim machen.
Ludger Fischer
In seiner 600-jährigen Geschichte
hat sich der Sitz der Stadtregierung
oft gewandelt und immer weiter auf
die Nachbarhäuser ausgedehnt.
Die Architekten machten nun diese
Collage aus den Baustilen verschiedener Epochen zum Thema von
Umbau und Erweiterung.
Links: Auf der Nordseite bleibt von
einem Anbau von 1932 nur noch
diese Fassade stehen.
Baukosten incl. Teilabriß, FahrradParkdeck, Innenausbau und Platzgestaltung 40 Millionen Gulden
Bauzeit 18 Monate
Vorbereitungszeit 4 Jahre
Wie bei größeren Bauten mittlerweile üblich, erschien zur Eröffnung
des Neubaus eine Publikation: Jo
Jamar: Het stadthuis van Utrecht/
The town hall of Utrecht, Utrecht
2000.
98
HET BOLWERK
AWG ARCHITECTEN CVBA, ANTWERPEN, 1996-2006
SEERVASBOLWERK 18
UTRECHT, NL
Quelle: “Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Since 1944, a German bunker disguised as a house with tiled
roof and painted windows had occupied a prime site in Utrecht’s
Zocherpark. Now the ‘Bolwerk’ (stronghold) has taken the bunkers’s
place among the park’s centuries-old trees. After a lengthy and
difficult process, entailing exhaustive debates as to the bunker’s heritage value, bunker experts finally gave it the thumbs down. It took
27 explosions and five hundred lorries to clear away the bunker.
On precisely the same location, a small-scale apartment block was
erected. It adheres to the bunkers’s footprint but is one storey taller.
So the new building is big, but because it is also very introverted, it
scarcely intrudes on the park. The cladding – dark purple brick – is
appropriate to the closed and unobtrusive character of the Bolwerk.
Similarly, the smooth inset of the vertical window frames which lie
flush with the facade, reinforce the impression of a single unified
volume. At four places a chunk has been taken out of the square
plan for the benefit of the glazed internal verandas that occupy a
central place in the sixteen big apartments.
The block is not entirely closed: one leg of the square is raised,
allowing passers-by to see into the ‘cour’ above the semi-sunken
car park. The appearance of this courtyard is in stark contrast to the
dark exterior: it is bright and light, largely due to the white-rendered
walls and the large expanses of glass fronting the balconies and
staircases. The attractive layout of the courtyard and the terraces of
the ground-floor apartments turn this area into a handsome communal square for the Bolwerk residents. Thanks to its impeccable
and solid finish, this simple and well-judged design lives up to its
ambitions: the building may be new, but it looks as if it might always
have stood there.
Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung
100
HAUPTBAHNHOF
ROTTERDAM
ROTTERDAM, NL
Quelle: http://www.amsterdamblog.hochparterre.ch/
„tränchen weinen“
Und noch etwas Herzerwärmendes. Ende September 2007 startet
der Abriss des Rotterdamer Bahnhofsgebäudes. Es muss einem
großen Integral-Terminal für Bahn, Bus, Straßenbahn etc. weichen,
das Benthem Crouwel, Meyer & van Schooten und West 8 gemeinsam entworfen haben.
Zugegeben, der Bahnhof war schon lange viel zu klein und sein
Vorplatz ein ewiges Chaos. Aber das Gebäude aus den 50er Jahren
von Sybold van Ravesteyn war trotzdem schön.
Deshalb haben Peter Hopman und Margien Reuvekamp vom Bureau Lakenvelder – dem Designbüro, das auch die Badezimmer im
Lloyd Hotel entworfen hat – sich eine Abschiedsinstallation ausgedacht. Ab 12. September wird auf dem Dach des Bahnhofsbaus
nicht mehr „CENTRAAL STATION“ stehen, sondern „TRAAN LATEN“,
also „Träne weinen“. Bis die Abrissbirne kommt.
(amsterdamblog) von Anneke @ 10:22
Perforated Parallel Blocks
KCAP, 2003
NOLENSPLEIN
VENLO, NL
Quelle: “Idensity - New Collective Houses” a+t
The building on Nolensplein in the centre of Venlo replaces a
post-war apartment complex and is an attempt to make living in
the inner city attractive once more. The apartments are divided
between two slabs, the northern one of which faces the square
and the southern one the sun. Large openings in the northern slab
ensure that the flats in the southern slab retain some contact with
the square, while from the square it is possible to appreciate the
depth of the complex. Between the two slabs is an internal space
fashioned as a stair or grandstand which is also the roof of the
police station. The designers express the hope that the space will
be appropriated by the residents; the use of wood is intended to
generate a congenial atmosphere. The different functions are subtly
expressed in the facades.
102
Dokumentationszentrum in
Vught
CLAUS EN KAAN ARCHITECTEN, AMSTERDAM/ROTTERDAM,
LUNETTENLAAN 500
VUGHT, NL
Quelle: detail 12/2003
Das Konzentrationslager Vught war das größte der SS unterstellte
Lager auf dem Gebiet der im Zweiten Weltkrieg besetzten Niederlande. Zwischen 1943 und 1944 waren hier mehr als 31000
Menschen interniert. Nach dem Krieg befanden sich auf dem 35ha
großen Areal ein Hochsicherheitsgefängnis und ein Stützpunkt der
niederländischen Armee. Anfang der 90er Jahre wurde auf dem
Gelände eine Gedenkstätte errichtet. Diese erweiterte man nun um
ein Dokumentationszentrum, das gleichzeitig Museum und Eingang
für das teilweise rekonstruierte Lagergelände ist.
Der Museumsbau gibt sich in seiner klaren Formensprache eindeutig als neuer Zubau zu erkennen. Der lang gestreckte Baukörper mit
wenigen außenbündigen Fenstern lebt von der vorgeblendeten, horizontal gegliederten Fassade. Handgefertigte Terracotta-Riemchen
und leicht zurückversetzte, weiß überputzte Ziegel bilden ein feines,
das gesamte Gebäude umlaufendes Streifenmuster. Den Eingang
markiert ein mächtiges Vordach aus sandgestrahltem Beton. Der
monolithische Baukörper umschließt im Inneren unterschiedlichste,
ohne Zwischenflure direkt miteinander verbundene Räume. Je nach
Funktion, Grundfläche und Lichtverhältnissen sind die einzelnen
Bereiche des Museums gemäß der Raumplan-Idee von Adolf Loos
verschieden hoch angelegt.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
Linke Seite: Bodendetail
links: Halle der neuen Kirche
unten: Ostseite der neuen Kirche
104
Flimmerkiste - Institut für
Bild und Ton In Hilversum
NEUTELINGS RIEDIJK ARCHITECTEN BV, ROTTERDAM, 2006
SUMATRALAAN 45
MEDIAPARK HILVERSUM, NL
Quelle: Baumeister B4/2007,
“Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Hilversum ist das Medien-Mekka der Niederlande. Im Mediapark am Rande
der kleinen Stadt konzentrieren sich alle öffentlichen Fernseh- und Radiosender, mehrere Produktionsfirmen und das nationale Medienkommissariat. Das
Gelände ist aber auch reich an architektonischen Hinguckern, allen voran
das legendäre Gebäude für den Sender VPRO von MVRDV.
Im Vergleich zu dem Bau, der seit neuestem den Eingang zum Mediapark
markiert, wirkt jedoch sogar die Villa VPRO wie eine alte Dame.
Im Hilversumer Mediapark steht etwas, das auf den ersten Anblick
einer gigantischen Sankt-Martinslaterne ähnelt. Ein riesiger, rot,
blau, grün und gelb leuchtender Kubus, den man selbst an einem
grauen Februartag schon von weitem durch die Baumwipfel glühen
sieht. Als subtil kann man seine Farbgebung sicherlich nicht bezeichnen. Mit der bunten Kombination aus Primärfarben könnte
man jedem Kindergartenkind eine Freude bereiten. Aber man muss
zugeben, dass er seine Wirkung nicht verfehlt: „Unübersehbar“
erscheint plötzlich als zu schwaches Wort. Das Bild der Flimmerkiste
brennt sich in die Netzhaut ein, dass man es förmlich zischen hört.
Das Gebäude von Neutelings Riedijk Architecten beherbergt das
Institut für Bild und Ton, zu dem ein Archiv, ein Forschungsinstitut
und ein Medienmuseum gehören. Nähert man sich dem Kubus,
werden schemenhaft Bilder auf den Pixeln der Glasfassade erkennbar: Szenen aus der niederländischen Fernsehgeschichte. Dann
tritt man durch die Drehtür des Eingangs, und es stockt einem der
Atem. Im Inneren des Baus öffnet sich ein riesiges Foyer, das mindestens genauso aufsehenerregend ist wie seine Haut.
Das Foyer liegt als eine 26 Meter hohe, skulpturale Negativform
zwischen den drei Baukörpern, die jeweils einen Funktionsbereich
des Instituts beherbergen. Zu Beginn des Entwurfsprozesses schoben
die Architekten drei archaische Formen – eine auf die Spitze gestellte Stufenpyramide für das Museum, ein im Grundriss trapezförmiger Körper für das Archiv und ein Quader für die Büros – wie ein
dreidimensionales Puzzle so lange ineinander, bis ein 50 x 50 x 50
Meter großer Kubus entstand. Aufgrund einer Bauhöhenbeschränkung musste der Kubus danach um die Hälfte im Boden versenkt
werden, was zunächst eine Notlösung war, sich aber im Nachhinein
als Glücksgriff herausstellte.
Himmel und Hölle
Denn als Folge der Versenkung findet sich der Besucher direkt hinter
der Drehtür auf einer schmalen Brücke über einem 16 Meter tiefen,
auf einer Seite terrassierten Abgrund wieder. Er ist rundum mit
Schiefer verkleidet und von schier endlosen Reihen orangerot glühender Öffnungen durchbrochen. In den Räumen dahinter lagert,
geschützt vor Licht und Klimaschwankungen, auf fünf Geschossen
sämtliches seit Einführung des Radios in den Niederlanden produziertes audiovisuelles Material, und zwar nach Alter gestaffelt: Je
älter die Aufnahme, desto tiefer unten ihr Platz in der Unterwelt.
Eine Nekropole also, in der Piranesi auf Dante trifft.
Von diesem Canyon wandert der Blick des Besuchers unweigerlich
in die Höhe, denn dort befindet sich die Kontraform zu den Terrassen: die Unterseite der Stufenpyramide. Sie ist ganz mit Aluminiumpaneelen verkleidet, in die zum Zweck des Schallschutzes ein
Sternenmuster gestanzt wurde. Wie eine große Discokugel reflektie-
XX
106
ren die Metallplatten, von den Architekten „Paco-Rabanne-Kacheln“
getauft, den Farbrausch der Fassade. Auf der gegenüberliegenden
Seite des Foyers geht es nur bedingt ruhiger zu:
Dort befindet sich eine mit Punktraster-Porträts berühmter niederländischer Fernsehpersönlichkeiten bedruckte Glasfassade, hinter
der die fünf Geschosse mit Büros liegen. Gegenüber vom Eingang
entwickelt sich der Schieferboden des Foyers schließlich zu einer
Tribüne, die in Richtung Süden zu einem angenehm ungemusterten
Panoramafenster hin abfällt und als Sitzbereich für die Cafeteria
dient.
Unter der Stufenpyramide liegt der Eingang zum Media Experience
getauften Ausstellungsbereich. Er besteht im wesentlichen aus
einer großen Halle mit einigen Galerien, in der eine anstrengende
Medien-Spielhölle für Groß und Klein aufgebaut ist. Überall blinkt,
wummert, klingelt, flackert und glitzert es. Auf die Einrichtung hatten
die Architekten keinen Einfluss. Einzig die Verkleidung der Wände in
den zwei Kinosälen sowie die dunkelblaue Farbe der Wände in den
zwei Kinosälen sowie die dunkelblaue Farbe der Wände und Böden
geht auf sie zurück. Tiefes Dunkelblau ist einerseits eine der Lieblingsfarben von Neutelings Riedijk, die sie bereits vor zehn Jahren
im höhlenartigen Interieur ihres Minnaert-Gebäudes in Utrecht verwendeten. Andererseits handelt es sich um „Chromakey Blue“, das
aus dem gesamten Medien-Vergnügungszirkus eine große Bluebox
macht.
Wie die Terrassen im Canyon das Gegenstück zur umgedrehten
Stufenpyramide sind, so ist die stille, unzugängliche Totenstadt das
Gegenstück zur überdrehten Spielhölle. Überhaupt scheinen die
bunte Hülle des Gebäudes und der Disco-Mustermix im Foyer lediglich ein Vorgeschmack auf die totale Reizüberflutung im „Media
Experience“ zu sein. Sie schaffen einen schrittweisen Übergang von
der Realität in die künstliche Amüsierwelt der Medien.
Material und Effekt
Ganz im Sinne dieser Korrespondenzen, drückt auch die Vorhangfassade mit ihren rot-grün-blauen Bildern aus der Fernsehgeschichte
die Funktion des Gebäudes als Mediengedächtnis aus. Entworfen
wurde sie vom Designer Jaap Drupsteen, der von Neutelings Riedijk
den Auftrag erhielt, dem Gebäude trotz der Entscheidung für eine
Glasfassade eine gewisse Schwere zu verleihen. Er wählte 748
Bilder aus dem Medienarchiv aus, die er zunächst horizontal verwischte und dann per Computer nach Farbtönen sortierte und mit
Keramikpaste digital auf Glasscheiben drucken ließ. Zur Herstellung
des Reliefs wurden dieselben Motive dann mit einer CNC-Fräse als
Positiv auf MDF-Platten übertragen, die wiederum in eine Sandform gedrückt wurden. Zuletzt wurden die Glasscheiben auf die
Sandform gelegt und auf 820ºC erhitzt, so dass sie die Reliefform
annahmen. Auf diese Weise entstanden über 2200 Glasplatten.
Die Vorhangfassade umhüllt das Gebäude wie eine zweite Haut,
führt seine Einzelteile zusammen und macht auf den ersten Blick
deutlich, worum es in seinem Inneren geht: eine künstliche Amüsierwelt, in der Subtilität nicht gefragt ist und an der man nicht vorbeikommt, vorgegaukelt von nichts als ein paar roten, grünen und
blauen Kathoden.
108
Studentenwohnheim in
Amsterdam
CLAUS EN KAAN ARCHITECTEN, AMSTERDAM, 2005
SARPHATISTRAAT 143-159
1018 AMSTERDAM, NL
Quelle: detail 10/2005
Das Studentenwohnheim in der Sarphatistraat ist Teil eines neuen
Straßenzuges, der den städtebaulichen Zustand vor einem früheren
Eingriff wiederherstellt. Der Masterplan von Pi de Bruyn des Büros
de Architecten Cie gibt vor, die typische Amsterdamer Straßenfront
erneut zu schließen. Der Straßenzug besteht aus drei Teilen, wobei
das Eckgebäude von De Bruyn selbst und der mittlere Abschnitt vom
Architektenbüro VMX stammt. Der Entwurf des dritten Gebäudes von
Claus en Kaan Architecten sah ursprünglich eine Verknüpfung mit
der 1908 errichteten Nachbarbebauung von H. P. Berlage vor. Ein
in den 60er-Jahren zerstörter Teil dieser Bebauung sollte im Stil des
neuen Studentenwohnheims ergänzt werden. Dies konnte jedoch
nicht realisiert werden, nachdem ein anderer Besitzer das Grundstück
übernommen hatte. Auch wenn die Bebauung als Stadtreparatur zu
verstehen ist, wurde jede Sentimentalität oder Nostalgie vermieden
und das neue Gebäude ohne offensichtliche Anlehnung an die historische Umgebung gestaltet. Die aus dem Raster ausbrechenden
Fenster sind gedacht als subtile, zeitgemäße Variante der mit dekorativen Elementen versehenen Fenster und Türen aus der Entstehungszeit der Straße. Über dem Erdgeschoss mit Geschäftsräumen
sind 61 Studentenappartements untergebracht. Diese sollten für die
Zielgruppe so kostengünstig wie möglich sein. Die Größe der einzelnen Bereiche entspricht daher genau den Minimalanforderungen der
Bauordnung, die auch den Abstellraum innerhalb der Wohnungen
vorgab. Das Gebäude ist in Stahlbeton-Schottenbauweise errichtet
und zur Straße hin mit Leichtbauwänden ausgefacht, denen eine äußere Mauerwerkschale vorgehängt wurde. Bündig eingesetzte Glasund Edelstahlflächen wechselnder Größe im Erdgeschoss beleben
die Fassade zusätzlich zu den versetzten, tief in der Laibung liegenden
Fenstern der Appartements.
Wohnhaus in Amsterdam
CLAUS EN KAAN ARCHITECTEN, AMSTERDAM, 2002
HOOGTE KADIJK 25/26-28
AMSTERDAM, NL
Quelle: detail 2/2002
Im Herzen von Amsterdam, eingereiht zwischen den pittoresken
Häusern der Altstadt, steht das nur vier Meter schmale Gebäude.
Mit seiner flachen Backsteinfassade aus handgeformten Ziegeln
und den weißen Holzrahmen bezieht es sich auf die benachbarten Häuser, stellt bewusst einen Zusammenhang zur historischen
Bebauung her. Außergewöhnlich an dem Haus sind die zweigeteilten Fensterelemente: Sie wirken von innen wie lang gestreckte
Schlitze, durch die viel Licht in die Tiefe des Gebäudes gelangt;
außen erscheinen sie klein und in der Proportion an die Formate
der Nachbarhäuser angepasst. Während der obere Teil des Fensters durch seine breiten weißen Rahmen stark mit der Ziegelfassade
kontrastiert, tritt der untere Teil optisch in den Hintergrund. Dort sitzt
das Glas tief in der Leibung, der Fensterstock verbirgt sich hinter der
Wand. Auch die Konzeption der Grundrisse ist ungewöhnlich: Zwei
Wohnungen sind in dem Haus untergebracht. Die eine, kleinere
wird durch die rechte Eingangstür betreten und erstreckt sich über
Erd- und Obergeschoss. Ein Garten zum Hof bietet Freiraum. In die
größere Wohnung gelangt man über die linke Tür. Eine Treppe führt
direkt in die zweite Etage und weiter hinauf bis ins vierte Stockwerk.
Dort befindet sich auch eine geräumige Dachterrasse, die von einer
Galerie im zweigeschossigen Wohnraum aus zugänglich ist.
110 Café – Restaurant „Werck“
DIE CHAISELONGUE AUF DER TERRASSE
URBANOFFICE, ANTARCTIC, AMSTERDAM, 2005
PRINSENGRACHT 277
AMSTERDAM
www.werck.nl
Quelle: Baumeister B9/2005
Wer in Amsterdam innovative Architektur und Interieurs sucht, der tut normalerweise
gut daran, den Grachtenring weiträumig zu umgehen. Das Gebiet rund um Heren-,
Keizers- und Prinsengracht weist eine unglaubliche Dichte an denkmalgeschützten
Bauten auf und ist schon lange Anwärter für die Weltkulturerbeliste der Unesco. Für
junge Architekten heißt das in der Regel: Finger weg, geht euch mal schön in den
ehemaligen Hafenvierteln austoben.
Umso größeren Seltenheitswert hat das neue Café-Restaurant Werck
in einem Altbau zwischen Westerkerk und Anne-Frank-Haus. Werck
– das klingt nicht nur in holländischen Ohren zunächst einmal
nach Arbeit. Angesichts der entspannten Gäste, die auf der Terrasse im Obergeschoss auf Chaiselongues herumlümmeln, will das
aber nicht so recht passen. „Der Name geht auf die ursprüngliche
Bezeichnung dieses Stadtviertels zurück“, erklärt Madir Shah, der
gemeinsam mit Antoine van de Vijver das Interieur des Restaurants
entwarf. „Jetzt heißt es Jordaan, aber als man im 17. Jahrhundert
mit seiner Anlage begann, war es als ‚het nieuwe werck’ bekannt.“
Wechselstimmungen
Der freistehende Backsteinbau, in dem das Restaurant liegt, stammt
aus dem Jahr 1814 und war ursprünglich eine Fleischmarkthalle,
später eine Steinmetzwerkstatt und zuletzt eine bunt-kitschige Cocktailbar. „2003 wurde das Gebäude verkauft. Die neuen Besitzer luden mehrere Architekten ein, Vorschläge für die Neueinrichtung des
Restaurants zu machen“, erzählt Antoine van de Vijver. „Wir konnten
sie mit unserer Einteilung der großen Halle in einzelne Zonen überzeugen, die jeweils andere Funktionen und Atmosphären haben und
deshalb auch unterschiedliches Publikum anziehen.“
Wichtigstes Raumelement ist eine Holztreppe, die sowohl als
Zugang zur Empore und Terrasse im ersten Stock als auch als
Sitztribüne dient. Ihr vorgelagert ist der Restaurantbereich mit Bar,
der abends teilweise zur Tanzfläche umfunktioniert wird. Unter der
Treppe befindet sich ein intimer Raum mit niedrigen Tischen und
Bänken. Er geht fließend in die hellere und offenere „Lobby“ über,
in deren Holzdecke hunderte LED-Lämpchen eingelassen sind, die
wellenförmig an- und ausgehen. Eine Glaswand trennt die Lobby
von der Terrasse, die an das wuchtige Seitenschiff der Westerkerk
grenzt. Bänke, die zu Chaiselongues umgeklappt werden können,
und ein Lamellen-Falttor, das den Hof von den Besucherhorden
vor dem Anne-Frank-Haus abschirmt, tragen die Wohnzimmeratmosphäre ins Freie.
Küche als Blickfang
Im Werck gibt es weder totlaufende Gänge noch Erschließungsflächen. Das Restaurant ist ein offener, fließender Raum, von dem nicht
einmal die in einem gläsernen Anbau untergebrachte Küche auf
konventionelle Weise getrennt ist. Ihr Innenleben, inklusive fettigen
Pfannen und schwitzenden Köchen, ist nicht nur vom Restaurant aus
einsehbar, sondern fungiert auch als Blickfang für Passanten.
Anneke Bokern
Schon kurz nach seiner Öffnung
wurde das Werck beliebter Treff im
Amsterdamer Viertel Jordaan. Bei
schönem Wetter sitzen die Gäste in
weißem Nordseesand an einfachen
Holztischen oder auf der Brüstung
der Terrasse im Obergeschoss.
Fleischmarkthalle und Szenerestaurant: Das alte Backsteingebäude
hat schon viele Nutzungen erlebt.
Seine Geschichte beginnt im frühen
19. Jahrhundert. Bei ihrem jüngsten
Umbau wurde die Halle durch
einen Glasanbau erweitert, in dem
sich die Küche des Lokals befindet
112
Amsterdam
Lageplan Hotel Vondel Park Plaza
Park Plaza Vondel Amsterdam
Koninginneweg 34-36
1075 CZ Amsterdam
The Netherlands
phone: +31 (0) 20 664 6111
fax:
+31 (0) 20 573 7130
XX
114
Den Haag
Lageplan Park Hotel Den Haag
Parkhotel Den Haag
Molenstraat 53
2513 BJ Den Haag
phone: +31 (0)70 362 43 71
fax:
+31 (0)70 361 45 25
116
Quellenverzeichnis
Baumeister 07/2003
„Inszenierte Architektur - Wohnungsbau jenseits des Standards“,
Frank Raith / Lars Hertelt / Rob van Gool, DVA
Callwey, Brick ‘06, Brick Award 2006
detail 12/2003
DBZ 4/2007
“Architectuur In Nederland, Jaarbook 2006/07” NAI Uitgevers
Baumeister 12/2006
“Idensity - New Collective Houses” a+t
DBZ 02/2005
Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online
„Das niederländische Reihenhaus - Serie und Vielfalt“, Rob van
Gool / Lars Hertelt / Frank Raith / Leonhard Schenk, DVA
detail 10/2005
Baumeister B9/2005
Baumeister B4/2007
Bauwelt 91/2000
Baumeister B5/2001
http://www.haverleij.nl
http://www.amsterdamtourist.nl/
http://www.ana.nl/
http://www.cie.nl
http://www.maccreanorlavington.com
http://www.lloydhotel.com/
http://www.nextroom.at/
http://www.vsvv.nl
http://www.kollhoff.de
http://www.oma.eu
http://www.hertzberger.nl
http://www.amsterdamblog.hochparterre.ch/
http://www.arcam.nl
http://www.ijburg.nl
http://www.kw1c.nl
http://www.minbuza.nl
http://www.kopvanzuid.info
118
Teilnehmer
Teilnehmer/-innen Professoren-Exkursion Niederlande
20.09. bis 23.09.2007
Nr. TitelNachnameVornameFB
FH/TU
01
Prof. Dipl.-Ing. Eisermann
Dagmar
A
FH Koblenz
02
Prof. Dr.-Ing.
Junghanß
Peter
A
FH Augsburg
03
Prof. Dipl.-Ing. Kawamura
Kazuhisa
A
FH Mainz
04
Prof. Dipl.-Ing.
KichererRolfBI
HFT Stuttgart
05
Prof. Dipl.-Ing. Kowalewsky
Jobst
A
FH Mainz
06
Prof. Dr.KrcmarWolfgangWerkst.
FH Nürnberg
07
Prof. Dr.-Ing.
Lenker
Siegfried
BI
FH München
08
Prof. Dipl.-Ing.
LenzJosefA
HTWG Konstanz
09
Prof. Dipl.-Ing. Meyer-Abich
Helmut
BI
FH Gießen
10
Prof. Dr.-Ing.
Nelskamp
Heinz
BI
Hochschule Biberach
11
Prof. Dipl.-Ing. Neuleitner
NikolausA
FH Regensburg
12
Prof. Dr.-Ing.
Olschewski
Hans-Joachim BI
HFT Stuttgart
13
Prof. Dipl.-Ing.
RaffHellmutA
FH Wiesbaden
14
Prof. Dipl.-Ing.
RomeroStephanA
HTWG Konstanz
15
Prof. Dipl.-Ing.
RutrechtGregorA
FH Kaiserslautern
Prof. Dipl.-Ing.
SchäferStefanBI
TU Darmstadt
16
Prof. Dr.-Ing.
Schaub
Hans-Joachim BI
Hochschule Biberach
17
Prof. Dipl.-Ing. Schenk
Leonhard
A
HTWG Konstanz
18
Prof. Dipl.-Ing. Schneider
Kuno Mauritius A
FH Frankfurt
19
Prof. Dr.-Ing.
SievekeMatthiasA
FH Trier
20
21
Prof. Dr.-Ing.
Vangerow-Kühn
Arno
A
FH Koblenz
22
Prof. Dipl.-Ing.
ZennerNorbertA
FH Kaiserslautern
23
Prof. Dipl.-Ing. Zieske
NikolausA
FH Gießen
24
Dipl.-Ing. Arch. Pflug-Dämpfling
Nicole
A
Ziegel Zentrum Süd
25
Dip..-Ing.PröllMichaelBI
Ziegel Zentrum Süd
26
Dipl.-Ing. Arch. Vogler
Waltraud
A
Ziegel Zentrum Süd
Teilnehmer/-innen Professoren-Exkursion Niederlande
27.09. bis 30.09.2007
Nr. TitelNachnameVornameFB
FH/TU
01
Prof. Dipl.-Ing.
DennelerHansA
FHWS Würzburg/Schweinfurt
02
Prof. Dipl.-Ing. Gassmann
Gerd
A
HFT Stuttgart
03
Prof. Dr.-Ing.
Gautschi
Myriam
A
HTWG Konstanz
04
Prof. Dipl.-Ing.
GünsterArminA
Hochschule Karlsruhe
05
Prof. Dipl.-Ing.
HemmerleinGerhardA
FHWS Würzburg/Schweinfurt
06
Prof. Dipl.-Ing. Herrmanns
Henner
A
FH Koblenz
07
Prof. Dipl.-Ing. Huber
Rudolf M.
A
FH Regensburg
08
Prof. Dipl.-Ing.
KleverKlausA
FH Trier
09
Prof. Dipl.-Ing. Kränzle
NikolausA
FH Frankfurt
10
Prof. Dr.-Ing.
LauerHeinrichBI
FH Augsburg
11
Prof. Dipl.-Ing. Leonhardt
Matthias
A
FH Frankfurt/Main
12
Prof. Dipl.-Ing.
MathéyKostaA
TU Darmstadt
13
Prof. Dipl.-Ing. Meier
Richard
A
SRH Hochschule Heidelberg
14
Prof. Dipl.-Ing.
MoslerFriedoBI
FH Nürnberg
15
Prof. Dipl.-Ing. Niederwöhrmeier
Hartmut
A
FH Nürnberg
Prof. Dipl.-Ing.
RichterPeterA
Universität Karlsruhe
16
Prof. Dipl.-Ing. Schwarzbart
Kenn
A
SRH Hochschule Heidelberg
17
Prof. Dipl.-Ing.
StößleinMichaelA
FH Nürnberg
18
Prof. Dipl.-Ing.
ThomasHorstA
FH Nürnberg
19
Prof. Dipl.-Ing. Vetter
Heinz J.
A
Hochschule Darmstadt
20
21
Prof. Dipl.-Ing.
WeberGünterA
FH Wiesbaden
22
Prof. Dipl.-Ing. Wienbreyer
Joachim
A
FH Regensburg
23
Prof. Dipl.-Ing.
ZollMartinA
FH München
24
Dipl.-Ing. Arch Pflug-Dämpfling
Nicole
A
Ziegel Zentrum Süd e.V.
25
Dip..-Ing.PröllMichaelBI
Ziegel Zentrum Süd
26
Dipl.-Ing. Arch. Vogler
Waltraud
A
Ziegel Zentrum Süd
120
Impressum
Herausgeber
© Ziegel Zentrum Süd e.V.
Konzeption, Layout, Recherche
und Exkursionsvorbereitung
Dipl.-Ing Architektin Nicole Pflug-Dämpfling
Dipl.-Ing Architektin Waltraud Vogler
Margret Kaiser
Beratung
D.SIGNstudio Edigna Aubele, München
Druck
K. Fell GmbH, Gräfelfing
AnsprechpartnerInnen:
FB Architektur
FB Bauingenieurwesen
Sekretariat
Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin, Geschäftsführerin
Nicole Pflug-Dämpfling, Dipl.-Ing. Architektin
Michael Pröll, Diplom-Ingenieur
Margret Kaiser
Ziegel Zentrum Süd e. V.
Beethovenstr. 8
80336 München
Fon 089 - 74 66 16 - 11
Fax 089 - 74 66 16 - 60
[email protected]
www.ziegel.com
Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen, die uns erlauben, einen Blick in ihre Stadt und ihre Arbeit werfen zu dürfen und für die
freundliche Unterstützung bei der Recherche, die wir in der Vorbereitungsphase dieser Exkursion erlebten.
Besonderer Dank gilt: Christa Rinzema und Frits van Dongen (de Architekten Cie.), Rob van Gool, Marcel van der Lubbe (ANA Architecten) und Prof. Leonhard Schenk.