Fachlexikographie und Terminographie

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Fachlexikographie und Terminographie
Stefan J. Schierholz
Fachlexikographie und Terminographie
This paper is concerned with methods of working and possible applications in lexicography, specialized lexicography, terminology, and terminography. Starting from
selected situations of dictionary usage the purposes of reference books, the different
presentations of texts, and the particular orientations to the addressees of dictionaries
in specialized lexicography, lexicography of languages, and terminography are
shown. With the help of an example article the qualifications needed in practical
lexicography are demonstrated. In addition to this the perspectives of the concerned
specialities, lexicography and terminology, are confronted with each other.
1. Einleitung
In der wissenschaftlichen Arbeit an und mit Fachsprachen spielt die systematische Bearbeitung bestehender Fachwortschätze sowie die Festlegung neuer
terminologischer Einheiten eine wesentliche Rolle. Dies wird von den beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen mit unterschiedlicher Verantwortung
durchgeführt. Da auch die Resultate der fachlexikalischen Analysen je nach
Disziplin unterschiedlich ausfallen können, ist die angewandte Linguistik betroffen, sobald es um die anwendungsorientierte Behandlung von Fachsprachlichem, um Ausbildungssituationen in Studium, Schule und Beruf oder um
den sprachreflexiven Umgang mit den Resultaten fachlexikalischer Untersuchungen geht.1
Im Folgenden sollen daher die Arbeitsweisen und Anwendungsmöglichkeiten
in der Lexikographie, der Fachlexikographie, der Terminologie und Terminographie vorgestellt werden. Ausgehend von ausgewählten Wörterbuchbenutzungssituationen werden die Zwecke von Nachschlagewerken, die unterschiedlichen Textpräsentationen sowie die jeweiligen Adressatenorientierun1
Zu besonderem Dank bin ich Prof. Dr. Susanne Göpferich (Universität Graz) für ihre
wertvollen Hinweise bei der Bearbeitung der diesem Aufsatz zugrundeliegenden Manuskripte verpflichtet.
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gen von Wörterbüchern in der Fachlexikographie, der Sprachlexikographie
und der Terminographie aufgezeigt. Anhand eines Beispielartikels werden die
Anforderungen an die Ausbildung und die Tätigkeiten der in der praktischen
Lexikographie arbeitenden Personen demonstriert.
2. Das Problem- und Aufgabenfeld
Wenn man während der Rezeption eines Textes eine Wissenslücke bei sich
feststellt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Lücke zu schließen. In
mündlicher Kommunikation kann man sich meistens mit Hilfe einer Rückfrage an den Gesprächspartner weiterhelfen. Bei einem schriftlichen Text ist
dies in der Regel nicht möglich, so dass man sich das fehlende Wissen auf
eine andere Weise verschaffen muss, z.B. durch Benutzung eines Nachschlagewerks, da dieses genau zu dem Zweck erstellt worden ist, beim Schließen
von Wissenslücken behilflich zu sein (vgl. u.a. Schierholz 2003).
Zu den Nachschlagewerken gehören unterschiedliche Textsammlungen, im
Bereich der gedruckten u.a. das Handbuch, das Fachbuch, das Wörterbuch,
das Lexikon. Bei Benutzung eines Wörterbuchs wird man je nach Art der
Wissenslücke (z.B. eine Frage zu sprachlichen Eigenschaften, zu einer Sache,
zu einem fachlichen Ausdruck) und je nach der Menge der zur Verfügung stehenden Wörterbücher ein ganz bestimmtes Wörterbuch auswählen, und zwar
dasjenige, welches nach eigener Auffassung zum Schließen der Wissenslücke
am geeignetesten zu sein scheint. Exemplarisch sollen drei Situationen vorgestellt werden, in denen eine beliebige Person – ich nenne sie Tanja – eine geübte Wörterbuchbenutzerin ist, die beliebig viele Wörterbücher zur Verfügung
hat.
Situation 1: Tanja weiß nicht, wie die Pluralbildungsform zu Investment lautet
und kennt darüber hinaus die Bedeutung des Substantivs „Investment“ nicht.
Tanja wird ein allgemeines einsprachiges Wörterbuch zur Hand nehmen, weil
dieser Wörterbuchtyp neben den Formangaben zur Deklination auch Bedeutungsangaben enthält. Der Wörterbuchartikel wa1 entstammt daher dem Deutschen Universalwörterbuch, einem Einbänder.
In|v_st|ment [...↑∧→×], das; -s, -s [engl. investment, zu: to invest = (Kapital) anlegen]:
a) (Bankw.) Kapitalanlage in Investmentzertifikaten; b) Investition (1).
Abb. 1: wa1 aus Duden (2001)
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In der Wörterbuchbenutzung geübt kann Tanja den Wörterbuchangaben die
Informationen entnehmen, dass die Pluralform des Lemmas „Investment“ Investments lautet und dass Investment zwei Bedeutungen hat, nämlich „Kapitalanlage in Investmentzertifikaten“ und „Investition“.
Situation 2: Tanja liest einen Zeitungsartikel, in dem es um Software geht, und
stößt dabei auf das Wort „Fragmentierung“, dessen Bedeutung aus dem Kontext nicht erkennbar ist. Ein Nachschlagen im Duden-Universalwörterbuch
hilft nicht weiter, da das gesuchte Wort dort nicht enthalten (nicht lemmatisiert) ist und auch die Bedeutungsangaben zu ähnlichen Wörtern wie „Fragment“ und „fragmentarisch“ nichts zum besseren Textverständnis beitragen.
Jedoch kann Tanja das Lemma „Fragmentierung“ in einem Fachwörterbuch,
z.B. im Informatik-Duden finden.
Fragmentierung: Ungeordnete Zergliederung eines Speichers in Bereiche, die von Programmen oder Daten belegt oder nicht belegt sind. Zur
Fragmentierung kommt es vor allem
bei der Verwendung dynamischer
_Datenstrukturen, wenn während
des Programmlaufs fortwährend Datenobjekte erzeugt und gelöscht werden. Die Kontrolle und Verwaltung
belegter und unbelegter Bereiche des
Speichers ist Aufgabe der _Freispeicherverwaltung.
Abb. 2: wa2 aus Duden (1988)
Obwohl die Bedeutungserklärung etliche fachbezogene Ausdrücke enthält
(„Speicher“, „Programm“, „dynamische Datenstrukturen“, „Datenobjekt“,
„gelöscht“, „Kontrolle“, „Verwaltung“), kann Tanja dem Wörterbuchartikel
entnehmen, wofür der Ausdruck „Fragmentierung“ steht.
Situation 3: Tanja möchte das Wort „Drucker“ ins Englische und ins Portugiesische übersetzen. Das Wort „Drucker“ ist im Deutschen polysem, weil es
zum einen als Berufsbezeichnung für eine Person verwendet wird, die das
Handwerk des Druckens ausübt, zum anderen als Bezeichnung für ein Gerät,
das aufbereitete Daten auf Papier ausdruckt. Die Übersetzung ins Englische ist
einfach, da für das englische Äquivalent printer die Polysemie in der gleichen
Weise besteht wie im Deutschen. Zur Übersetzung ins Portugiesische wird ein
zweisprachiges Wörterbuch, Deutsch-Portugiesisch bzw. Portugiesisch-
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Deutsch (Langenscheidt 2001), zu Rate gezogen, in dem Folgendes zu finden
ist.
Drucker ['druk∧r] m impressor m.
tipógrafo m; INFORM impressora f
Abb. 3: wa3 aus Langenscheidt (2001)
Da zu „Drucker“ drei portugiesische Äquivalentausdrücke angegeben sind,
schlägt Tanja zur Kontrolle im portugiesisch-deutschen Teil des Wörterbuchs
nach und findet dort unter impressor „Drucker (Person)“, unter impressora
„Drucker (Apparat)“ und unter tipógrafo „Buchdrucker“. Für den Drucker als
Gerät gibt es offensichtlich einen einzigen Äquivalentausdruck (impressora),
für den Drucker als Person zwei portugiesische Äquivalentausdrücke (impressor und tipógrafo). Tanja kann die Polysemie des deutschen Wortes Drucker
für das Portugiesische auflösen, und eine korrekte Verwendung im portugiesischen Text ist gewährleistet.2
In den geschilderten Wörterbuchbenutzungssituationen werden aus unterschiedlichen Gründen verschiedene Wörterbücher benutzt. Wie diese Verschiedenheit zustande kommt, welche konkreten Tätigkeiten für die Wörterbucherstellung erforderlich sind, auf welche grundlegenden Kenntnisse sich
die lexikographische Praxis stützt und welche wissenschaftlichen Disziplinen
die Basis für die lexikographischen bzw. terminographischen Tätigkeiten bilden, soll im Folgenden erläutert werden.
3. Typen von Wörterbüchern
Obwohl sich jeder unter einem Wörterbuch etwas vorstellen kann und jedermann über eine Alltagsdefinition des Terminus „Wörterbuch“ verfügen dürfte,
ist es nicht einfach, den Gegenstand „Wörterbuch“ exakt zu bestimmen, z.B.
die Extension des Terminus „Wörterbuch“ annähernd vollständig zu erfassen
oder zwischen den Bezeichnungen Wörterbuch, Lexikon, Enzyklopädie,
Fachwörterbuch, Sachwörterbuch, Thesaurus, Glossar, Index, Konkordanz,
Allbuch oder Verzeichnis präzise zu unterscheiden.
2
Es ist für die beschriebene Situation nicht wichtig, dass diese Äquivalentermittlung
unvollständig geblieben ist. Ein Blick in ein weiteres portugiesisch-deutsches Wörterbuch (Porto Editora 1999) zeigt, dass impressor in gleicher Weise polysem ist wie das
deutsche Wort „Drucker“, also nicht nur die Person, sondern auch das Gerät bezeichnen
kann.
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Zunächst ist festzuhalten, dass ein Wörterbuch nicht ein Buch sein muss, sondern auch als CD bzw. DVD vorliegen oder über das Internet verfügbar sein
kann. Ein gedrucktes Wörterbuch wird auch als Print- oder Papierwörterbuch
bezeichnet. Oftmals findet man in diesem Wörterbuch eine alphabetische Anordnung der Lemmata, aber die Ordnung kann auch nach anderen Gesichtspunkten erfolgen. Eine alphabetische Ordnung der Lemmazeichen erscheint
jedoch zweckmäßig zu sein, da ein Wörterbuch ein Nachschlagewerk ist, in
dem man bei der Suche nach etwas ein Ordnungssystem braucht, das einen
schnellen Zugriff auf das Gesuchte unterstützt. In vielen Wörterbüchern wird
die Bedeutung der Lemmata erklärt, aber diese Angaben sind nicht notwendiger Bestandteil von Wörterbüchern (vgl. z.B. Aussprachewörterbücher (Duden
2000)).
Wörterbücher kann man nach ihrem wesentlichen Zweck unterscheiden, und
somit in das Sprachwörterbuch, das den Zweck hat, in erster Linie über die
Sprache zu informieren (z.B. Angaben zur Formenbildung, zum grammatischen Gebrauch, zur Bedeutung), in das Sachwörterbuch (auch: Lexikon), das
den Zweck hat, primär über Sachen zu informieren (z.B. durch die Angabe, in
welchen Situationen und zu welchem Zweck ein Gegenstand benutzt wird),
und in das Allbuch untergliedern, dem man sowohl Informationen zur Sprache
als auch zur Sache entnehmen kann (vgl. Abb. 4).
Nachschlagewerk
Wörterbuch
Sprachwörterbuch
(= Wörterbuch)
Allbuch
sonstige
Sachwörterbuch
(= Lexikon)
Telefonbuch
Grammatikhandbuch
andere
Abb. 4: Übersicht zu Nachschlagewerken nach Felber/ Schaeder (1999, 1730f)
4. Die für die Problemstellung relevanten wissenschaftlichen Disziplinen
Die wissenschaftlichen Disziplinen, die sich den Fragen der Erstellung von
Wörterbüchern widmen, sind die Lexikographie, die Fachlexikographie sowie
die Terminographie. Der Versuch, diese voneinander abzugrenzen, ist nicht
ganz einfach, weil zwei unterschiedliche Forschungsrichtungen, die Wörter-
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buchforschung und die Terminologiewissenschaft, im Verlauf der Wissenschaftsgeschichte für die gleichen Forschungsobjekte konkurrierende Bezeichnungen entwickelt haben, für die es je nach Perspektive eines Wissenschaftlers plausible Begründungen gibt (vgl. Bergenholtz 1995, 58).
4.1 Lexikographie und Fachlexikographie
Unter Lexikographie wird eine eigenständige kulturelle und auch wissenschaftliche Praxis verstanden, die die Erstellung von Wörterbüchern zum Ziel
hat, um dadurch die Benutzung von Wörterbüchern zu ermöglichen (vgl. Wiegand 1998a, 33ff). In der Fachliteratur findet man anstelle von Lexikographie
auch die Bezeichnungen Lexikographie im eigentlichen Sinne oder praktische
Lexikographie (zu Einzelheiten vgl. Wiegand 1998a, 13ff).
Das Gesamt der auf die Lexikographie und Wörterbücher ausgerichteten
Theorien und wissenschaftlichen Praxis wird als Wörterbuchforschung bezeichnet. Hier geht es insbesondere darum, Wörterbuchbenutzungshandlungen
systematisch zu untersuchen, das Wörterbuch (Aufbau, Informationswert,
Richtigkeit, Vollständigkeit, Präsentation) kritisch zu analysieren, historische
Zusammenhänge der Wörterbucherstellung zu erkennen, lexikographische
Prozesse zu strukturieren, die Produktionsprozesse von Wörterbüchern zu
analysieren, Typologien zur Wörterbuchlandschaft zu erstellen (vgl. Wiegand
1998a, 5ff). Gegenstand der Wörterbuchforschung sind neben den Wörterbüchern selbst auch Texte, die sich mit Fragen der Lexikographie mittel- oder
unmittelbar befassen.
Die Fachlexikographie ist ein Teil der Lexikographie und als kulturelle und
eigenständige wissenschaftliche Praxis in Europa weit über 1000 Jahre alt
(vgl. Bergenholtz/ Kromann/ Wiegand 1999, 1889). Der Gegenstand der
Fachlexikographie ist in erster Linie das Fachwörterbuch, das eine spezielle
Ausprägung des Sachwörterbuchs (vgl. Abb. 4) ist. Ein Fachwörterbuch hat
vor allem den Zweck, Fachleuten, fachlichen Laien oder Lernern im Fach als
Nachschlagewerk bei fachlichen Fragen zu dienen (vgl. oben Situation 2).
Viele Fachwörterbücher enthalten bereits in ihrem Titel einen Hinweis auf die
Adressaten des Fachwörterbuchs, und da findet man neben dem Hinweis ‚für
Experten des Fachs‘ auch ‚für fachlich Interessierte‘, ‚für Laien‘, ‚für jedermann‘ ‚für den Hausgebrauch‘. Um seinen Zweck erfüllen zu können, enthält
das Fachwörterbuch als konstitutiven Bauteil ein alphabetisch oder anders geordnetes Verzeichnis fachlexikalischer Einheiten. Zu diesen gibt es in der Regel eine Menge sprach- und/oder sachbezogener Angaben (vgl. Felber/
Schaeder 1999, 1730). Die herkömmliche Struktur, Wörterbuchartikel mit
Lemmazeichen plus lexikographische Angaben, wird in Fachwörterbüchern
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oftmals durchbrochen, da die Angaben nach Sachaspekten geordnet sind, zur
Unterstützung der Suchhandlung aber ein alphabetischer Index existiert, der
auf die Wörterbuchartikel verweist.
Um dem Unterschied nach sprach- und sachbezogenen Angaben sowie dem
Anteil der jeweiligen Bereiche gerecht werden zu können, wird bei den Fachwörterbuchtypen weiter differenziert: Im fachlichen Sprachwörterbuch stehen
dem Wörterbuchbenutzer überwiegend sprachliche bzw. kommunikationsbezogene Angaben zu den fachsprachlichen Gegenständen zur Verfügung. Zu
diesem Typ gehören z.B. fachliche Häufigkeitswörterbücher wie der Fachwortschatz Physik (Hoffmann 1973) oder das rückläufige Wörterbuch als ein
Fachwörterbuch in der Linguistik (Mater 1965). Im fachlichen Sachwörterbuch (auch: Fachlexikon) kann der Benutzer den Angaben vor allem Informationen zu nicht-sprachlichen Gegenständen, zu den Sachen im Fach, entnehmen (vgl. Wiegand 1988, 777). Zu diesem Fachwörterbuchtyp gehören u.a.
Duden-Informatik (1988) mit Definitionen zum Fachausdruck, aber auch
Rock-LPs in 5 Bänden (Tilch 1987) mit Angaben zum Inhalt der Langspielplatten sowie den Musikautoren, Jahresangaben etc. Ein fachliches Allbuch
bietet dem Wörterbuchbenutzer lexikographische Angaben, die kommunikationsbezogen und auf (fach-) sprachliche Gegenstände bezogen sind, und denen man auch Informationen über die Sachen im Fach entnehmen kann (vgl.
Felber/ Schaeder 1999, 1730f). Zu diesem Typ ist u.a. das Lexikon der
Sprachwissenschaft (Bußmann 1990) zu rechnen, aber auch der dtv-Atlas zur
Musik (Michels 1977), der u.a. über mehrere Seiten die gängigen Abkürzungen sowie ihre Erklärungen in der Musik, also fachliche Angaben zur Sprache
enthält (Michels 1977, 70ff). Somit ist der Prototyp eines Fachwörterbuchs das
fachliche Sachwörterbuch.
Ein Fachlexikograph hat zum einen die Aufgabe, wesentliche Eigenschaften
von Fachwörtern wie Vagheit, Polysemie, Synonymie und Kontextabhängigkeit zu erfassen (deskriptiver Aspekt), zum anderen die Aufgabe, mehrdeutige
Ausdrücke zu disambiguieren, also eindeutige Definitionen je Ausdruck zu
formulieren, um Doppeldeutigkeiten zu vermeiden, sowie für neue Sachen
neue Ausdrücke festzulegen (präskriptiver Aspekt). In dem zuletzt genannten
Bereich, der Fachsprachennormierung, gibt es eine unmittelbare Verbindung
zu den Normierungsanliegen in der Terminologielehre (vgl. u.a. Roelcke 1999,
123ff).
4.2. Terminologie(-lehre) und Terminographie
Die Terminologie(-lehre) (zur Mehrdeutigkeit des Ausdrucks Terminologie
vgl. Bergenholtz 1995, 51ff) ist eine relativ junge Disziplin, die in den 30er
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Jahren des letzten Jahrhunderts von Eugen Wüster begründet worden ist. Sie
befasst sich mit den theoretischen Grundlagen fachsprachlicher Normung, allgemeinen und grundlegenden Eigenschaften der Fachlexik, fächerübergreifenden Systematisierungen sowie der Entwicklung mehrsprachiger Terminologiesysteme. Es handelt sich um ein interdisziplinär ausgerichtetes Fach, das in
enger Verbindung zur Semiotik, zur Informationswissenschaft, zur Informatik,
zur Wissenstechnik und zur Sprachwissenschaft, insbesondere zur Lexikologie, Semantik, Lexikographie und Fachsprachenforschung, steht.
Die terminologischen Grundelemente der Terminologielehre, z.B. ‚Wort‘,
‚Begriff‘, ‚Benennung‘, ‚Bezeichnung‘, ‚Gegenstand‘, ‚Vorstellung‘,
‚Begriffssystem‘, ‚Relation‘, ‚Definition‘, ‚Merkmal‘, weichen in ihren fachlichen Bedeutungen und fachspezifischen Verwendungen von denen in der
Lexikographie ab (vgl. z.B. Arntz/ Picht/ Mayer 2002, 37ff, Göpferich/
Schmitt 1996). Ein Begriff wird als die kognitive, übereinzelsprachliche
Repräsentation eines Gegenstands aufgefasst, der eine Einheit der außersprachlichen Wirklichkeit ist. Die Definition nach DIN 2342 (1992, 1) lautet:
Denkeinheit, die aus einer Menge von Gegenständen unter Ermittlung
der diesen Gegenständen gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird. (nach Arntz/ Picht/ Mayer 2002, 43).
Innerhalb der einzelnen Fächer untersucht die Terminologielehre die fachspezifischen Ordnungen der einzelnen Fachterminologien in ihrer inneren Struktur, aber auch in ihrer Abgrenzung nach außen, bestimmt Ober- und Unterbegriffsrelationen und erstellt Begriffssysteme eines Fachs (vgl. Arntz/ Picht/
Mayer 2002, 3ff).
Der Zweck des Sammelns, Systematisierens und Bearbeitens von Fachterminologie sowie deren Beurteilung, Erarbeitung und Normung besteht vor allem
darin, fachliches Wissen leichter verstehbar zu machen, eine reibungslose
Verständigung unter Fachleuten zu ermöglichen, technologische Erkenntnisse
besser international verbreiten zu können sowie den Wissenstransfer zwischen
Experten und Laien zu erleichtern.
Das Bestreben der Terminologen ist es, Mehrdeutigkeiten zu vermeiden und
Eindeutigkeit zu erreichen. Legt man Benennungen für Inhalte fest (Normung), muss bei der Erläuterung zur Bedeutung des genormten Terminus die
Allgemeinsprache benutzt werden, damit überhaupt verstanden werden kann,
was von einem Ausdruck bezeichnet wird. Gleichzeitig sind natürlich die bereits bekannten fachlichen Ausdrücke zu verwenden, deren Bedeutung schon
fachsprachlich definiert ist. Um diese Arbeiten sachgerecht durchführen zu
können, müssen Terminologen Fachleute in dem zu bearbeitenden Fachgebiet
sein, da sie zu prüfen haben, auf welche Weise fachliche Ausdrücke in einem
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Fachgebiet verwendet werden, für welchen Inhalt welcher sprachliche Ausdruck steht. Auf dieser Basis können die Terminologen den Inhalt eines Ausdrucks fachlich paraphrasieren bzw. neue Fachausdrücke schaffen, wenn dies
aus Gründen der Eindeutigkeit und Abgrenzung gegen andere Fachausdrücke
erforderlich ist (vgl. Wiegand 1979, 119ff).
Die Normung von Terminologie wird von nationalen und internationalen
Normungsinstitutionen, Fachorganisationen und Sprachenämtern ausgeübt.
Hier sind weltweit vor allem die International Organization for Standardization (ISO) und das Internationale Informationszentrum für Terminologie (Infoterm) in Wien zu nennen, für den deutschsprachigen Raum das Deutsche
Institut für Normung (DIN), der Verband deutscher Elektrotechniker (VDE)
und das Österreichische Normungsinstitut (ON). Die Normungsbestrebungen
haben eine lange Tradition, die Vorläufer dieser Organisationen finden sich
seit Mitte des 19. Jh. für den Bereich der Technik, aber auch schon davor in
Form von meist betriebsinternen Vorschriften für die Herstellung bestimmter
Produkte sowie in den Fachgebieten der Anatomie und Medizin (zu weiteren
Hinweisen vgl. u.a. Wiegand 1979, 103ff, Arntz/ Picht/ Mayer 2002, 135ff).
Die Terminographie (auch: Terminologiearbeit) wird als eine „Praxis der Erfassung und Darstellung terminologischer Daten in Fachwörterbüchern und
Terminologiedatenbanken“ (Budin 1994, 57) verstanden. Nach der DIN 2342
(1992, 12) gilt als Synonym zum Terminus ‚Terminographie‘ ‚terminologische Lexikographie‘, aber nicht ‚Fachlexikographie‘. Der Ausdruck ‚terminologische Lexikographie‘ stellt die Vorzugsbenennung dar und ist definiert
als „geordnete Darstellung von Terminologie auf der Grundlage der in der Lexikologie und der Terminologielehre gewonnenen Erkenntnisse“ (vgl. Arntz/
Picht/ Mayer 2002, 186).
„Lexikographie“ ist laut DIN 2341 (1992:5) „die geordnete Darstellung
von Wortschatz auf der Grundlage der in der Lexikologie gewonnenen
Erkenntnisse sowie die Lehre von der Darstellung des Wortschatzes“.
Anschließend wird dieser Begriff in „allgemeine Lexikographie“ und
„terminologische Lexikographie“ unterteilt. „Lexikologie“ wird in
derselben Norm definiert als „die Wissenschaft vom Wortschatz“. (Arntz/
Picht/ Mayer 2002, 186).
Die Verwendung dieser Definitionen zur Bestimmung der Teildisziplinen gibt
einen Einblick, auf welche Weise in der Terminographie gearbeitet wird. Die
Begriffe Terminographie, Lexikographie, Lexikologie werden in eindeutiger
Weise definiert und zueinander in Beziehung gesetzt.
Die terminographische Leistung besteht in der monosemierenden und fachspezifischen Festlegung (Normung) der einzelnen Begriffe. Die Gebrauchsbe-
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dingungen der Ausdrücke stehen im Hintergrund, vorrangig ist das Postulat
nach Exaktheit und Eineindeutigkeit in der Benennung der fachlexikalischen
Begriffe (vgl. Roelcke 1999, 123).
Aus linguistischer Perspektive wird kritisiert, dass die Definitionen in vielen
Punkten nicht der Realität im Sprachgebrauch oder der Aktualität in der Wissenschaft entsprechen. So ist die wissenschaftliche Fundierung der Lexikographie in der Lexikologie eine veraltete Auffassung, wie sie noch im „Lexikon
der Sprachwissenschaft“ bei Bußmann (1983, 299) zu finden, aber bereits in
der zweiten Ausgabe (Bußmann 1990, 454) geändert ist.
Die terminographische Arbeit findet an Universitäten und Akademien, in
Fachorganisationen und in Unternehmen statt, kann national einsprachig sein,
aber auch international und mehrsprachig. In der praxisbezogenen Arbeit geht
es um die Erstellung von Benennungen, Definitionen und Begriffssystemen,
die die Grundlage für Normungen (DIN-Blätter, DIN-Vorschriften, ISO-Standards) sind. Terminographische Arbeit soll grundsätzlich eine größtmögliche
Zuverlässigkeit terminographischer Daten bieten, eine einheitliche Organisation terminographischer Datensammlungen und eine anwendungsorientierte
Darstellung dieser Sammlungen ermöglichen. Die konsistente Anwendung der
Methoden und die Einheitlichkeit der Normung gewährleisten die Qualität der
terminographischen Arbeit (vgl. u.a. Felber/ Budin 1989, 142; Budin/ Bühler
1999, 2097). Dazu ist eine vorausgehende Bedarfs- und Nutzeranalyse erforderlich, die Erstellung terminographischer Datensammlungen sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung, Pflege, Neuausrichtung bzw. Reorganisation
bei veränderten Benutzungsbedürfnissen der Datenbestände.
In der Terminographie wird das terminologische Wissen innerhalb eines Fachs
und unter Einbeziehung der angrenzenden Fachgebiete das zum Fach Gehörende systematisiert, so dass ein Begriffssystem entsteht. Die Bearbeitung und
die Darstellung des Wissens erfolgt in der Regel nicht nach alphabetischen
Ordnungen, sondern sachbezogen.
Für die terminographische Praxis gibt es normative Richtlinien, die die übersetzungsorientierte Terminographie in Form einer textorientierten Terminologieanalyse, aber auch die Art der Quellenausweisung und den terminologischen Eintrag als zentrale Einheit betreffen. Ein solcher Haupteintrag ist in
Abbildung 5 enthalten.
Der Eintrag beginnt mit der numerischen Erfassung (links herausgestellt) der
terminologischen Festlegung, so dass ein vom sprachlichen Ausdruck unabhängiger Schlüssel zum Auffinden des Eintrags besteht. Es folgt der terminologische Eingang (Fettdruck) sowie die Bedeutungsfestlegung, in der bereits
definierte Termini kursiv gedruckt werden.
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Daran schließen sich Fundstellen bereits definierter Termini an (DEF),
Synonyme (SIN), abgelehnte Benennungen (ABG), Äquivalente (hier für
Englisch und Französisch) sowie Anmerkungen (ANM).3
44-21-4
Ein komplex strukturierter Thesaurus ist ein Thesaurus,
in dem mehrere Arten inhaltlicher Begriffsbeziehungen dargestellt werden.
DEF:
44-02, 11-01, 41-01
SIN:
Thesaurus im engeren Sinne
ABG:
Komplex-Thesaurus
E:
complex structured thesaurus
F:
thésaurus à structure complexe
ANM:
1
Dies ist die eigentliche Form des Thesaurus
2
Wird er im Hauptteil systematisch geordnet, spricht man von
einem hierarchischen Thesaurus
[...]
Abb. 5: wa4 nach Roelcke (1999, 120)
4.3. Zum Verhältnis von Terminographie und (Fach-) Lexikographie
Nach einer älteren Auffassung bestand die Arbeit an Fachwörterbüchern aus
zwei Komponenten: Der Lexikograph hatte möglichst vollständig die Fachlexik in alphabetischer Reihenfolge zu erfassen, während der Terminologe die
Begriffsfelder zu erarbeiten und zu vergleichen hatte (vgl. Bucksch 1973, 7
nach Bergenholtz 1995, 50). Demnach musste jeder Fachlexikograph sowohl
ein Lexikograph als auch ein Terminologe sein.
Heute ist die Bestimmung des Verhältnisses von Fachlexikographie und Terminographie in besonderer Weise von der Sichtweise der jeweiligen Personen
abhängig (vgl. u.a. Bergenholtz/ Kromann/ Wiegand 1999, 1890f):
1. Der Wörterbuchgegenstandsbereich der Terminographie sind die
Fachsprachen, der Wörterbuchgegenstandsbereich der Lexikographie
sind die Allgemeinsprachen. Damit wird der Fachausdruck „Fachlexikographie“ überflüssig.
2. Die Terminographie ist ein Teil der Terminologiewissenschaft, während
die Fachlexikographie ein Teil der Lexikographie ist. Terminographie
und Fachlexikographie sind durch unterschiedliche Aufgaben, methodische Vorgehensweisen und theoretische Ansätze getrennt.
3. Die Terminographie ist ein Teil, eine spezielle Ausprägung der
Fachlexikographie, und diese ist ein Teil der Lexikographie.
3
Der vollständige Eintrag inklusive Erklärung sowie weitere Hinweise finden sich in
Roelcke (1999, 120ff); zu einer umfassenden Zusammenstellung terminologischer Datenkategorien vgl. ISO 12620 (1999).
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Nach den Auffassungen 1 und 2 kümmert sich die Lexikographie um die Allgemeinsprache und um deren lexikographische Bearbeitung, die Terminographie bearbeitet die Fachtermini terminographisch. Lexikographen arbeiten deskriptiv, wortorientiert und wählen eine alphabetische Makrostruktur,
während Terminographen präskriptiv und begriffsorientiert arbeiten und eine
systematische Makrostruktur wählen. Die Produkte der Terminographen haben als Adressaten Experten eines Fachs und sollen bei der Textproduktion
Verwendung finden. Die Produkte der Lexikographen haben als Adressatenkreis die Laien und sind für die Textrezeption bestimmt.
Diese Argumente werden oft von Vertretern der Terminographie vorgetragen,
in der Fachlexikographie wird folgendermaßen argumentiert:
Die Produkte der Fachlexikographie weisen nicht grundsätzlich eine alphabetische Makrostruktur auf, da es genügend Beispiele gibt, die eine sachliche
Gliederung enthalten (vgl. z.B. Müller 2001, 285ff zur „Sachgruppenlexikographie“ im 16. und 17. Jh.). Für Wörterbuchbenutzer haben diese Gliederungsprinzipien Vor- und Nachteile. Zum einen ist bei der Suche nach Informationen über etwas, dessen Ausdruck man kennt, die alphabetische Anordnung die bessere, zum anderen können systematische Anordnungen beim
Sich-Informieren über ein Thema eher weiterhelfen, weil inhaltlich verwandte
Lemmata inklusive ihrer Angaben unmittelbar nebeneinander zu finden sind.
Die Fachlexikographie arbeitet teilweise deskriptiv, teilweise präskriptiv. Der
Adressatenkreis für fachlexikographische Produkte besteht manchmal aus
Laien, manchmal aus Fachleuten, und Fachlexikographen erarbeiten sowohl
Fachwörterbücher, die für die Textrezeption gedacht sind, als auch solche, die
für die Textproduktion oder für beide Funktionen gedacht sind. Somit kann
man sagen: Terminographie und Fachlexikographie haben den gleichen Wörterbuchgegenstandsbereich, und sie teilen mit allen anderen Arten von Lexikographie (wie z.B. die Dialektlexikographie oder die Textlexikographie) ein
Ziel, nämlich die kulturelle Praxis der Wörterbuchbenutzung zu ermöglichen
und zu fördern. Terminographie und Fachlexikographie unterscheiden sich
allerdings erheblich hinsichtlich der sprachtheoretischen Präferenzen, der
zeichentheoretischen Positionen, der Auffassung vom Status der Begriffe sowie in den lexikographischen Methoden. In der (Fach-) Lexikographie spricht
man von L e m m a , Wörterbucheintrag, Wörterbuchangabe, sprachlichem
Zeichen mit Inhalts- und Ausdrucksseite usw., in der Terminologie/ Terminographie spricht man von Denkeinheit, Begriff, Begriffsinhalt, Benennung,
Information. Von manchen Linguisten wird der Umgang mit diesen Termini,
insbesondere mit dem Begriff des Begriffs, wegen der sprachtheoretischen
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Bestimmung als problematisch angesehen (vgl. u.a Wiegand 1979, 105ff; Bergenholtz 1995, 56f).
Auf der Basis dieser Argumentationen kann man die obige Auffassung 3 favorisieren, die eine hierarchische Ordnung der Termini in Bezug auf Objekt und
Ziele enthält. Dennoch wird es von dem jeweiligen konkreten Projekt, an dem
man arbeitet, sowie von den Institutionen, bei denen dieses Projekt angesiedelt
ist, abhängen, welche Zuordnung der Disziplinen und welche Sichtweise bevorzugt wird. Im Verlauf der eigenen Ausbildung sollte man sich im Zuge des
Fachliteraturstudiums darauf einstellen, mit unterschiedlichen Fachausdrücken, die das gleiche meinen, konfrontiert zu werden.
5. Das Handlungsfeld des Lexikographen und des Terminographen
Es lässt sich zwar sowohl für den Lexikographen als auch für den Terminographen ein spezifisches Handlungsfeld ausmachen, das durch konkrete
Handlungsziele, sich wiederholende Handlungen, handelnde Subjekte sowie
eine für das jeweilige Handlungsfeld spezifische fachliche Kommunikation
gekennzeichnet ist, aber eine offizielle Berufsbezeichnung oder ein Beruf, der
durch einen eigenen Ausbildungsgang gekennzeichnet ist, existiert weder für
den Lexikographen noch für den Terminographen.
Die Lexikographie ist weder ein Handwerk, noch eine Lehre, noch ein Kunsthandwerk (vgl. Wiegand 1998a, 16f). Es gibt in den meisten europäischen
Ländern keinen eigenen Studiengang Lexikographie, kein Diplom oder Magister im Fach Lexikographie, keine Professur für Lexikographie. Ausbilderische Aktivitäten in der Lexikographie können zum Teil anhand der an den
Hochschulen abgehaltenen Lehrveranstaltungen, die die Lexikographie als
Thema haben, erfasst werden (vgl. Wiegand 1998a, 118ff).
Lexikographisch tätig kann man innerhalb anderer Berufsausübungen sein,
z.B. als Journalist, Verlagsangestellter oder Schriftsteller, jedoch auch in akademischen Wörterbuchprojekten, in der kommerziellen Lexikographie bzw.
Verlagslexikographie sowie in Lehre und Forschung.
Die Tätigkeiten in der Wörterbuchproduktion umfassen den Aufbau von
Wörterbuchbasen (sprachliche Dokumente, die der lexikographischen Bearbeitung des Wörterbuchgegenstands zu Grunde liegen), das Anwenden verschiedener Methoden der Quellenexzerption, das Abfassen lexikographischer
Texte (Benutzungshinweise, Artikeltexte usw.), den Aufbau von Verweissystemen und Registern, den Einsatz des Computers, die Überarbeitung von
Wörterbuchtexten (vgl. Wiegand 1998a, 129; Engelberg/ Lemnitzer 2001,
197ff).
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Lexikographen sollten als Voraussetzungen für ihre Tätigkeit ein gutes
Sprachgefühl und grundlegende Kenntnisse zur Struktur ihrer Muttersprache
mitbringen, sich also z.B. in den Bereichen Aussprache und innerer Aufbau
von Wörtern, Wortverwandtschaften auf der Form- und Inhaltsebene, komplexe Wortbildungsmöglichkeiten, Grammatik, Wortschatz, mögliche Wortverbindungen, Phrasenbildungen und Stilistik auskennen.
Die in der Terminographie tätigen Personen sollten über die neuesten Entwicklungen in den Bereichen der Terminologieextraktionssoftware, der Terminologieverwaltungsprogramme und Austauschformate für terminologische
Datenbestände informiert sein, benötigen allgemeines Wissen über die
Grundlagen und Methoden in der Terminologielehre sowie ein fachspezifisches konkretes Wissen.
Tätig sind in der Terminographie Personen mit einer sprachbezogenen Ausbildung (Philologie, Sprachwissenschaft, Fremdsprachen), aber auch mit nicht
sprachbezogener Ausbildung. Meistens wird das terminographiespezifische
Wissen in einer Zusatzausbildung erworben, so dass es häufiger das funktionsbedingte Berufsprofil gibt als die berufliche Tätigkeit als Terminologe/
Terminograph (vgl. Engel/ Picht 1999, 2237f).
Eine Ausbildung zum Terminologen kann innerhalb anderer Ausbildungsgänge stattfinden (z.B. innerhalb der Fachübersetzerausbildung oder als
Sprachtechnologe), kann aber auch die Terminologie in einer Fortbildung enthalten, die dann in der Regel funktionsausgerichtet ist, z.B. als Fachübersetzer,
Dokumentalist, Normer oder Datenbankbetreiber.
Das Berufsbild des Terminographen bzw. Fachlexikographen ist im Zusammenhang mit dem wachsenden Bedarf an Fachkommunikation und der ansteigenden Anwendung von Fachwissen in der Gesellschaft zu sehen. Fachkommunikation wird als ein wesentlicher Entwicklungs- und Produktionsfaktor
anerkannt, so dass es zu einer Aufwertung der Terminologie im Rahmen der
Fachkommunikation kommt. Für die Terminographen bzw. Fachlexikographen bedeutet dies aber auch, dass sie sich in Bezug auf Neuheiten in der
Fachterminologie sowie in den Bereichen von Wissensdatenbanken, wissensverarbeitenden Systemen sowie computerlexikographischen Anwendungen
ständig weiterbilden müssen (vgl. Engel/ Picht 1999, 2239ff). In der konkreten
Arbeit ist es u.a. erforderlich, das jeweilige Fachgebiet abgrenzen zu können,
Dokumentationsmaterial zu beschaffen und zu bearbeiten, die Sammlung und
Sortierung von Benennungen vorzunehmen, Begriffssysteme zu erstellen und
die Daten für potentielle Benutzer (Experten/ Übersetzer) in unterschiedlichen
Medien (CD, Buch, Internet) bereit zu stellen (vgl. Arntz/ Picht/ Mayer 2002,
229ff).
Schierholz, S.J.: Fachlexikographie und Terminographie
19
Diese Tätigkeiten werden in Industrie und Politik in ganz unterschiedlichen
Projekten erforderlich, so mit einem kulturpolitischen Schwerpunkt zur
Sicherstellung der Zweisprachigkeit (Englisch, Französisch) in Kanada, so mit
rein wirtschaftlicher Ausrichtung bei der Konstruktion einer eineindeutigen
Verständigung im norwegischen Erdölsektor, so mit einer betriebsinternen
Vereinheitlichung der Terminologie international operierender Konzerne, um
Dokumentations- und Übersetzungsprozesse kostensparend zu verbessern (zu
weiteren Beispielen vgl. Engel/ Picht 1999, 2242f).
6. Arbeitsschritte bei der Wörterbucherstellung
Im lexikographischen Prozess muss neben der Planung und Konzeption eines
Projekts eine Infrastruktur zur Erarbeitung des Wörterbuchinhalts geschaffen
werden, muss frühzeitig der Umfang des geplanten Wörterbuchs festgelegt
werden (Lemmaselektion, Menge der lexikographischen Angaben), muss die
Vermarktung organisiert werden (vgl. Wiegand 1998a, 134ff, Engelberg/
Lemnitzer 2001, 199ff).
Grundsätzlich ist zwischen der Überarbeitung und Neuerstellung eines Wörterbuchs zu unterscheiden. Auch die Umwandlung eines gedruckten Wörterbuchs in ein elektronisches Wörterbuch ist ein Überarbeitungsprozess, wobei
zwischen dem einfachen Abzug des gedruckten Wörterbuchs als Kopie auf
CD/ DVD und der Speicherung der einzelnen Wörterbuchangaben in einer
Datenbank inklusive vielfältiger Abfragemöglichkeiten für die Benutzer differenziert werden muss.
Die Erstellung eines Wörterbuchs erfolgt in der Regel arbeitsteilig. Jeder
Lexikograph verfügt bei Beginn der Arbeiten über eine Wörterbuchbasis, die
aus elektronischen und/ oder gedruckten Texten, aus mündlichen Texten, aus
anderen Wörterbüchern sowie aus linguistischer und lexikographischer Fachliteratur besteht. Die Textcorpora bilden die Grundlage für die Selektion der
Lemmata, da diese vor allem durch die Vorkommenshäufigkeiten bestimmt
wird. Natürlich dürfen in einem allgemeinen Wörterbuch die häufigsten Wörter nicht fehlen, auch wenn gerade bei diesen Wörtern die Wahrscheinlichkeit,
dass sie gesucht werden, geringer einzustufen ist als bei seltenen Wörtern.
Weitere Kriterien, die die Lemmaselektion bestimmen, sind die Zugehörigkeit
eines Worts zur Allgemeinsprache oder zu einer Fach- bzw. Gruppensprache,
die Zuordnung zu einer Stilschicht (Vulgärausdrücke findet man nur begrenzt
in allgemeinen Wörterbüchern), aber auch die diachronische und diatopische
Verteilung im Gebrauch der Wörter (vgl. Engelberg/ Lemnitzer 2001, 214f).
Auch die Aufnahme von Eigennamen, Abkürzungen oder Wortbildungsele-
20
ZfAL 39, 2003. 5-28.
menten kann zwar grundsätzlich in Form einer Vorschrift geregelt werden,
erfordert aber in Einzelfällen wiederholt individuelle Entscheidungen: Diesel
ist ursprünglich ein Name, jetzt aber ein Motorentyp, Tempo ist ein Warenzeichen, aber auch eine Kurzbezeichnung für ein Tempotaschentuch (Papiertaschentuch), die F.A.Z. eine Abkürzung für FRANKFURTER ALLGEMEINE
ZEITUNG, aber als FAZ (sprich: „Fatz“) ein Akronym.
Erheblich wird die Lemmaselektion bei Fachwörterbüchern erschwert, wenn
zu dem jeweiligen Fach keine elektronischen Texte vorhanden sind oder wenn
eine bestimmte Fachsprache vor allem in mündlicher Kommunikation dokumentiert ist.
Zu den selektierten Lemmata müssen anschließend die Wörterbuchartikel verfasst werden. Hierfür gibt es eine Vorschrift, in der die Menge und Reihenfolge der lexikographischen Angabetypen festgelegt wird. Der Lexikograph
kann diese Angaben auf der Basis seiner eigenen Sprachkenntnisse formulieren, oder er muss sich über das zu bearbeitende Lemma in der Wörterbuchbasis informieren. So ist es für einen Lexikographen sicherlich unproblematisch, zu einem Wort wie Haus das Genus und die Deklinationsformen anzugeben, aber die Ermittlung der unterschiedlichen Bedeutungen – im Deutschen Universalwörterbuch (Duden 2001, 724) erscheinen fünf (arabische Ziffern) plus mehrere Unterbedeutungen (Kleinbuchstaben) – sowie die Sammlung typischer Wendungen und Sprichwörter erfordert eine intensive Sammlung, Sortierung und Analyse von Belegen, bis die vielfältigen Bedeutungen
und der Gebrauch des Wortes ‚Haus‘ einigermaßen vollständig erfasst sind.
Der nächste Arbeitsschritt besteht darin, aus den exzerpierten Belegen einen
Wörterbuchartikel, einen Text mit lexikographischen Angaben, zu erstellen.
7. Die lexikographischen Angaben
Eine Lexikographin – sie heiße wiederum Tanja – soll einen Wörterbuchartikel zum Lemmazeichen ‚Araber‘ verfassen. Aufgrund einer verlagsseitigen
Vorschrift zum Abfassen von Wörterbuchartikeln weiß Tanja, welche lexikographischen Angaben sie in Wörterbuchartikeln mit einem substantivischen
Lemmazeichen eintragen kann. Tanja entscheidet aufgrund ihrer eigenen
Kompetenz bzw. nach Recherchen in der Wörterbuchbasis, wie die geforderten Daten lauten. Man kann sich dies in der Form eines sogenannten Volltextes
vorstellen (nach Wiegand 1998b, 44f), der zum Lemmazeichen ‚Araber‘ wie
in Abbildung 6 aussehen könnte:
Schierholz, S.J.: Fachlexikographie und Terminographie
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Wörterbuchartikel zu Araber
Die richtige Schreibung von Araber ist |Araber|.
Die Betonung von Araber liegt auf der ersten Silbe.
Die Trennung von Araber erfolgt zwischen Ara und ber.
Die Form des Nominativ Singulars lautet Araber.
In der umgangssprachlichen Verwendung liegt die Betonung von Araber auf der zweiten
Silbe.
Araber besteht aus drei Silben.
Das Genus von Araber ist männlich.
Araber ist ein Substantiv.
Araber wird so dekliniert, wie es das Deklinationsparadigma in der Tabelle 3 zeigt.4
Unter Araber versteht man einen Bewohner Arabiens [...].
Abb. 6: Volltextdarstellung
Der Volltext spiegelt die gedanklichen Formulierungsprozesse wider, mit denen Tanja im lexikographischen Arbeitsprozess vorgehen kann, wenn sie ein
Lemma bearbeitet. Durch die weitere textuelle Bearbeitung entsteht ein neuer
Text, den man als verdichtet bezeichnet, weil mit den Methoden des Kürzens,
Abkürzens, Auslassens, Auslagerns, Ersetzens, Ineinanderschachtelns, Zusammenfassens oder Zusammenrückens (vgl. Wiegand 1998b, 16ff) das Verhältnis zwischen Schriftzeichen zu propositionalen Gehalten modifiziert wird.
Nach diesem Verdichtungsprozess könnte der Text wie in Abbildung 7 aussehen.
'Ara·ber <umg. [-'--] m. 3> Bewohner Arabiens; in Südwestasien u. Nord- bis Mittelafrika verbreiteter Volksstamm
Abb. 7: wa5 aus Wahrig (1994)
Jetzt hat der Text das typische Aussehen der Textsorte „Wörterbuchartikel“.
Die Darstellung mag verdeutlichen, warum manche Wörterbuchartikel, insbesondere Großartikel, schwer verständlich sind. Vor allem ungeübte Wörterbuchbenutzer wie z.B. Grundschulkinder haben erhebliche Schwierigkeiten,
einem Wörterbuchartikel mit einem hohen Verdichtungsgrad die gewünschten
Informationen entnehmen zu können.
4
Die Tabelle 3 könnte wie in Wahrig (1994, 17) aussehen:
Singular
Plural
Nom. der Adler
die Adler
Gen.
des Adlers
der Adler
Dat.
dem Adler
den Adlern
Akk.
den Adler
die Adler
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Dass Lexikographen in ihrer Arbeit auch Merkwürdiges passieren kann, zeigt
der Wörterbuchartikel wa6. Hier werden Bedeutungsparaphrasierung und formale Wortbildung gleichgesetzt; denn vergleichbare Artikel findet man in
Wahrig-Wörterbüchern u.a. bei „Chinesin“, „Ärztin“, „Babysitterin“, „Betrügerin“ oder „Beischläferin“ (zur Kritik vgl. Wiegand/ Ku_era 1981, 171f).
'Ara·be·rin <umg. [-'---] f. 22> weibl. Araber
Abb. 8: wa6 aus Wahrig (1994)
Es ist zu beachten, dass anhand des Kurzartikels in Abbildung 7 nur eine
kleine Auswahl der Wörterbuchangabeklassen vorgestellt werden konnte. Insgesamt dürfte es weit über 200 verschiedene Angabeklassen geben, wobei sich
diese für den Benutzer noch erheblich unübersichtlicher darstellen, da die Angaben jeder Angabeklasse in vielfältiger Weise präsentiert werden (vgl. u.a.
Engelberg/ Lemnitzer 2001, 149ff).
8. Zu der Benutzung von Nachschlagewerken
Die eingangs geschilderten Benutzungssituationen können nun unter Berücksichtigung der Tätigkeiten von Lexikographen und Terminographen noch
einmal aufgenommen werden.
In Situation 1 benutzt Tanja ein Sprachwörterbuch, weil sie eine Frage zur
Sprache hat. Dabei ist es unerheblich, dass das Lexem „Investment“ zum
Fachgebiet des Bankwesens gehört; denn der Lexikograph, der an einem allgemeinen Wörterbuch des Deutschen arbeitet, hat in seiner Lemmaselektion
neben dem Wortschatz der Allgemeinsprache auch den in der Allgemeinsprache gebräuchlichen Fachwortschatz zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich,
dass für die lexikographische Tätigkeit neben allgemeinen philologischen Fähigkeiten und linguistischem Wissen auch vertiefte Kenntnisse in einzelnen
Fächern oder Fachgebieten erforderlich sind.
In Situation 2 wird deutlich, dass der Fachwortschatz, der zu weit von der Allgemeinsprache entfernt liegt, nur in einem Fachwörterbuch lemmatisiert wird.
Der bearbeitende Fachlexikograph muss eine Lemmaliste aus dem Fachwortschatz der Informatik erstellen sowie den Wörterbuchartikel zu dem Fachausdruck „Fragmentierung“ so verfassen, dass er auch Ansprüchen aus dem Fach
genügen kann. Somit müssen Fachlexikographen nicht nur Experten in der
lexikographischen Praxis sein, sondern auch in dem zu bearbeitenden Fach.
Ein weiteres Kennzeichen in Beispiel 2 gegenüber Beispiel 1 sind die fehlen-
Schierholz, S.J.: Fachlexikographie und Terminographie
23
den Angaben zur Sprache sowie – anstelle einer Bedeutungsangabe – die Definition von ‚Fragmentierung‘. Hier wird nicht die Bedeutung des Lemmas
angegeben, sondern es wird beschrieben, was eine Fragmentierung ist, und für
welche Prozesse der Ausdruck ‚Fragmentierung‘ steht.
Die Situation 3 ist oben im Zuge einer privaten Übersetzungshandlung geschildert worden. Die Übersetzungstätigkeit und der Anspruch an den Umgang mit den Übersetzungsäquivalenten würde sich jedoch grundlegend ändern, wenn Tanja die Aufgabe hätte, ein deutschsprachiges Handbuch für die
Benutzung eines technischen Geräts in die genannten Sprachen zu übersetzen.
Für das Englische wäre unter fachlexikographischen Gesichtspunkten die
Polysemie von printer zu erfassen, während unter terminographischen Gesichtspunkten eine Auflösung der Polysemie stattfinden müsste. Für das Portugiesische wäre zu berücksichtigen, dass für Drucker als Person zwei portugiesische Äquivalente vorliegen. Während es unter fachlexikographischen Aspekten darum ginge, beide Äquivalentausdrücke zu akzeptieren, den Gebrauch
oder die Häufigkeit anzugeben, wäre es aus terminographischer Sicht wichtig,
einen einzigen Ausdruck als das richtige Übersetzungsäquivalent festzulegen,
um dadurch Eindeutigkeit innerhalb eines terminologischen Systems zu gewährleisten. Hier wären dann auch die Wörterbuchartikel im zweiten portugiesisch-deutschen Wörterbuch (Porto Editora 1999) zu berücksichtigen. Dies
gilt in besonderer Weise, wenn diese Übersetzungstätigkeit im Zusammenhang mit einer maschinellen Übersetzung von Textbausteinen steht.
Für die Ermittlung der englischen und portugiesischen Äquivalente benutzt
Tanja lediglich ein zweisprachiges Wörterbuch zu den jeweiligen Sprachenpaaren. Für die Entscheidung, die Polysemie im Portugiesischen auf die genannte Weise aufzulösen, mag ebenso das Wörterbuch ausreichen, aber
sicherheitshalber sollte man bei Zweifeln portugiesische Muttersprachler befragen. In der mehrsprachigen Fachlexikographie reichen jedoch allgemeinsprachliche Wörterbücher, Fachwörterbücher (stehen nicht für alle Fächer und
alle Sprachenpaare zur Verfügung) und die Befragung von Muttersprachlern
noch nicht aus, sondern man benötigt einen Experten aus dem jeweiligen
Fachgebiet, um zuverlässige Übersetzungen erstellen zu können.
Je nach Wissenslücke müssen also unterschiedliche Wörterbücher (oftmals
auch weitere Quellen) zu Rate gezogen werden, um zufriedenstellende Antworten erhalten zu können. Darüber hinaus hängt es von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Nachschlagehandlung ab, welche Informationen man
welchem Nachschlagewerk entnehmen kann.
24
ZfAL 39, 2003. 5-28.
9. Fazit
In dem Aufsatz werden drei Wörterbuchbenutzungssituationen geschildert, in
denen es je um eine Wissenslücke zur Sprache, zur Bedeutung eines Fachausdrucks und zur Übersetzung eines allgemeinen Ausdrucks mit fachlicher Bedeutung geht. Die Antworten verlangen die Benutzung unterschiedlicher
Wörterbücher, so dass anhand der Beispiele eine allgemeine Wörterbuchsystematik (die Einteilung nach Sprach-, All- und Sachwörterbuch sowie nach
fachlichem Sach-, All- und Sprachwörterbuch) vorgestellt werden kann und
außerdem Wörterbuchangaben im Benutzungszusammenhang exemplarisch
analysiert werden. Zudem werden die Disziplinen, die für die Erstellung von
Wörterbüchern verantwortlich sind (Lexikographie, Fachlexikographie, Terminologiewissenschaft, Terminographie) grob skizziert, und werden die fachinternen Auseinandersetzungen über die Zuständigkeiten für bestimmte Bereiche geschildert. Mit Bezug auf ausgewählte Benutzungssituationen kann so
auch zu den Arbeitsweisen in den einzelnen Disziplinen (Handlungsfelder,
Berufe, Adressaten der Wörterbücher, Ausbildungsgänge) ein Überblick gegeben werden.
Allerdings müssen der Überblick zur Lexikographie und Terminographie und
die Analyse der Demonstrationsbeispiele an vielen Stellen fragmentarisch
bleiben. So ließen sich zu den ausgewählten Wörterbuchartikeln weitere
Analysen anfertigen, durch die die praktische lexikographische Arbeit im Detail sowie die Komplexität von Wörterbuchartikelstrukturen gezeigt werden
können (so in wa1 der Verweis „(1)“ bei „Investition (1)“, in wa2 der Verweis
„_“ bei „_Datenstrukturen“, durch die wörterbuchinterne Strukturen erkennbar
sind). Ein besseres und vollständigeres Verständnis kann man sich nur bei einem vertieften Studium der Fachliteratur verschaffen.5
Nützlich für den eigenen beruflichen Werdegang und für eine richtige Beurteilung des Anforderungsprofils ist auf jeden Fall eigene praktische Erfahrung,
z.B. während eines Praktikums in einem Wörterbuchverlag, der Mitarbeit in
einem (Fach-) Wörterbuchprojekt oder eine terminologische bzw. terminographische Tätigkeit.
Da niemand zugleich Lexikograph, Fachlexikograph, Terminologe und Terminograph ist und gar diese Tätigkeiten sowohl in der Praxis als auch in der
Theorie parallel ausübt, kann nur empfohlen werden, sich im Zuge der eigenen
5
Zuverlässige Auskünfte zur Fachsprache der Lexikographie wird man in Zukunft (voraussichtlich 2004) in dem mehrbändigen Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung erhalten können.
Schierholz, S.J.: Fachlexikographie und Terminographie
25
Ausbildung einen breiten allgemeinen Überblick zu verschaffen, um sich dann
in einem der vorgestellten Bereiche zu spezialisieren.
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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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