1. Kann uns der Himmel auf den Kopf fallen?

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1. Kann uns der Himmel auf den Kopf fallen?
Kann uns der Himmel auf den Kopf fallen?
Außerirdische Einflüsse auf Klimaänderungen?
Dr. B. Pfeiffer
Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz, Astronomische Gesellschaft
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2.
3.
4.
5.
Anregungen in den Alpen
Sensationspresse
Ist das nicht alles weit-weit weg?
Kann das überhaupt einen Einfluss
auf uns haben?
Mögliche Einflüsse (z.T. hoch
spekulativ):
Kann uns der Himmel auf den Kopf
fallen?
Ist die Sonne wirklich friedlich? Die
„Kleine Eiszeit“
Sind Sternexplosionen eine Gefahr?
„Globale Erwärmung“, Teil eines
Kreislaufs?
Zusammenfassung, Ausblick
Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen
VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule 15.04.2008 19:30
1
Eine Anregung zu diesem Vortrag
Globale
Erwärmung
Seevölker
Dunkles Mittelalter
Gästehaus Walpurga in Russbach/Dachstein
Im März 2004 veranstalteten wir hier den ersten “Workshop
on Nuclear Astrophysics”. Schon beim Frühstück befragte
mich die überaus freundliche Pensionswirtin über die Globale
Erwärmung, insbesondere ob wir das behandeln. Ich sagte,
unsere Themen hätten nichts mit der Erde zu tun.
Etwa 6 Wochen später erwähnte ich bei einem Astronomiekurs in der VHS Mainz über kosmische Höhenstrahlung, dass
es vielleicht doch einen Zusammenhang gäbe.
Ursprünglich wollte ich heute nur über den Einfluss von Höhenstrahlung auf das Klima sprechen, doch dann habe ich
Asteroideneinschläge und Vulkane davor geschaltet.
Die Journalistin vor 2 Jahren hat auch fast nur über den von
Prof. Oberhummer im Abendvortrag erwähnten Apophis geschrieben und die Themen des Workshops kaum erwähnt.
Hoffentlich kommen wir heute zur Höhenstrahlung!
Doch fangen wir am besten gleich an!
“Kosmische Strahlung – Boten aus dem Weltall”
http://www.staff.uni-mainz.de/bpfeiffe/Vhs04f-w.pdf
2
Bezug zu Hallstatt
Arrian: Anabasis, Book Ia
Alexander der Große
4. ALEXANDER DESTROYS THE CITY OF THE GETAE –
THE AMBASSADORS OF THE CELTS
There ambassadors came to him from Syrmus, king of the Triballians, and from the other
independent nations dwelling near the Ister. Some even arrived from the Celts who dwelt
near the Ionian gulf. These people are of great stature, and of a haughty disposition. All
the envoys said that they had come to seek Alexander’s friendship. To all of them he gave
pledges of amity, and received pledges from them in return. He then asked the Celts what
thing in the world caused them special alarm, expecting that his own great fame had reached
the Celts and had penetrated still further, and that they would say that they feared him most
of all things. But the answer of the Celts turned out quite contrary to his expectation; for,
as they dwelt so far away from Alexander, inhabiting districts difficult of access, and as
they saw he was about to set out in another direction, they said they were afraid that
the sky would some time or other fall down upon them. These men also he sent back,
calling them friends, and ranking them as allies, only adding the remark that the
Celts were braggarts.
In der Übersetzung von E.J. Chinnock (1893)
Πτολεμαίος Α' Σωτήρ
Lucius Flavius Arrianus Xenophon (c. 92-c. 175) stützt seinen Bericht über die
Feldzüge Alexanders auf die Schilderungen der Offiziere Alexanders Aristobulus und
Ptolemaios I. Soter.
In letzter Zeit wird viel Wirbel um einen Kometeneinschlag im Chiemgau vor etwa 2500 Jahren
gemacht. Obwohl er noch umstritten ist, ziehen die Forscher weitreichende Folgerungen,
Darunter die Angst der Kelten, der Himmel könnte ihnen wieder auf den Kopf fallen.
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Was ist Nukleare Astrophysik?
Die Astronomie ist vielleicht die älteste Wissenschaft.
Über viele Jahrtausende war ihr Hauptanliegen die Berechnung der Positionen der Wandelsterne (Planeten).
Die Natur der himmlischen Körper galt als unerforschbar.
Astrometrie
Seit den Arbeiten von Kirchhoff und Bunsen gestattet die
Spektralanalyse des Lichtes der Sterne ihre physikalische Natur zu ergründen:
Astrophysik
Spätestens seit der Kenntnis des Erhaltungssatzes
der Energie (um 1845) stellte sich die Frage nach
den Energiequellen der Sterne. Atomare Verbrennungsprozesse und Energie aus der Kontraktion von Sternen
erwiesen sich als unzureichend. Erst Einsteins
berühmte Formel wies den Weg: Umwandlung von
Masse in Energie bei Kernreaktionen.
Nukleare Astrophysik
Es fällt zwar nicht der Himmel auf unsere Köpfe, doch hin und
wieder fallen Meteorite zur Erde. Sie enthalten Informationen
über die chemische und isotopische Zusammensetzung der
außerirdischen Materie.
Kosmochemie
Keplers Supernova 1604
Seiten 161 - 189
Kohliger Chondrit
Murchison
Doch können stellare/kosmische Ereignisse auf die Erde einwirken?
4
Hier kann die BILD jedoch
keinen Anspruch auf
Exklusivität erheben!
Pro 7: Galileo.Spezial:
Apokalypse - Wann kommt
der Todesmeteorit?
Geht am Freitag, den 13. April 2029, die Welt unter?
Asteroid rast auf Erde zu!
Ist das der Tag des jüngsten Gerichts? Ein riesiger Asteroid (400 Meter)
rast direkt auf die Erde zu. 2029 ist er da – am Freitag, den 13. April.
Atombombe gegen Killer-Planeten
Die schlimmste Waffe der Zerstörung – kann sie unseren Planeten retten?
Wissenschaftler diskutieren, eine Atombombe gegen Apophis einzusetzen!
Apophis könnte auf der Erde einen Krater von 100 Kilometern Durchmesser
reißen, eine ganze Metropole komplett auslöschen. Kracht er ins Meer, würde
er riesige Flutwellen auslösen – unzählige Tote, 400 Milliarden Dollar Schaden.
Soweit die Sensationspresse!
Doch was steckt wirklich dahinter?
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(99942) Apophis (2004MN4)
Radarbild von 2007TU24 (28.1.08)
ca. 250 m, Abstand 29.1.08 1,3 x Mond
Apophis aus der Aten-Gruppe ist etwa 320 m groß. Er umkreist die
Sonne in 323.6 Tagen. Dank erster Radarmessungen ist nun sicher,
dass er die Erde am Freitag den 13. April 2029 nicht treffen wird.
Es wird allerdings mit 5.7 Erdradien (36350 km) arg eng. Er wird (von
Europa) mit bloßem Auge (3.3m) sichtbar durch das Sternbild Krebs
rasen:
48°/Std. (84 Monddurchmesser)
Bei weiteren Vorbeiflügen wird die Bahn durch Radar genauer bekannt
werden. Unsicherheit besteht noch für 15.9.2036.
Seth, Gott der Unterwelt, beschützt Ra
vor Apophis, der Schlange des Chaos.
Apophis Blut färbt Himmel rot.
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(4719) Toutatis
(4719) Toutatis
Konstruiert aus Radarreflexen
Teutates: The Overall God of
the People/ Tribe, (Lord of Waters)
Gundestrup, Denmark
And those who pacify with blood accursed
Savage Teutates, Hesus' horrid shrines,
And Taranis' altars cruel as were those
Loved by Diana, goddess of the north;
Pharsalia, Buch I; (Bellum Civile)
Marcus Annaeus Lucanus
Nach den Basler Scholien werden die Teutates
Geopferten in einem Kessel ertränkt. Dies
zeigt wohl die Szene auf dem Kessel von
Gundestrup.
Ein häufiger Besucher ist Toutatis aus der Gruppe der Apollo-Asteroiden.
29.09. 2004 1.5 Mio. km
09.11. 2008 7.5 Mio. km
12.12. 2012 7.0 Mio. km
Er benötigt 4 Jahre und 2 Tage
für einen Umlauf um die Sonne.
Durch Radarmessungen ist die
Bahn hinreichend bekannt, um
einen Zusammenstoß in naher
Zukunft auszuschließen.
Nahe Vorbeiflüge der nächsten 33 Jahre
http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/CloseApp.html
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Impaktereignisse auf der Erde
Meteor Crater, Arizona, 1.5 km, 49000 Jahre
Bosumtwi in Ghana, 10 km, 1 Mill. Jahre
Klimadatenarchiv
Im Gegensatz zum Mond, bei dem man die
größten Krater mit bloßem Auge sehen kann
(Mann im Mond), sind auf der Erde bedingt
durch Erosion nur wenige Krater zu sehen.
In neuerer Zeit gab es einen bedeutenden
„Einschlag“ in Sibirien, bei dem jedoch kein
Krater entstand.
Zur Abschätzung der Folgen eines Einschlags
kann man Vulkanausbrüche heranziehen.
Manicouagan-See, 70 km,
Krater 150 km, 214 Mil. Jahre
Chicxulub, Yukatan,
200 km, 65 Mil. Jahre
Nördlinger Ries, 25 km, 15 Mil. Jahre
Tunguska 30.6.1908
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Aus aktuellem Anlass – Mitteilung in unserer Mail-Gruppe
Wurde der Bergsturz in Köfels/Tirol durch einen Meteoriten ausgelöst?
Vor ca.9000 Jahren stürzten 3 km3 Gestein in Köfels in das Ötztal,
wobei Gneis in das glasige Material Köfelsit umgewandelt wurde.
Ein Meteoriteneinschlag als Ursache wurde früher schon diskutiert,
doch verworfen, da keine Spur eines Impaktors gefunden wurde.
Vor einigen Wochen veröffentlichten 2 Raketeningenieure nun eine
Neuinterpretation der Tontafel K8538, die um 700 v.Chr. in Niniveh
entstand. Sie meinen, es sei eine assyrische Kopie eines Augenzeugenberichts aus Sumer im Morgengrauen des 29. Junis 3123v.Chr.
Nach ihren Berechnungen soll der Meteorit dann in Tirol eingeschlagen
sein, und das ausgeworfene Material dann Tontafel K8538 aus Niniveh
über das Mittelmeer hinweg Sodom und
Gomorrha zerstört haben.
Diese Theorie wird von Geologen
und Historikern abgelehnt.
Alan Bond werde ich nächstes
Jahr im Vortrag über die Möglichkeit zukünftiger interstellarer
Reisen erwähnen!
Alan Bond 1978
Projekt Daedalus9
VEI
The VOLCANIC EMISIVITY (& Explosivity) INDEX
gale = Orkan
Klimaeinflüsse von Einschlägen lassen sich am
Beispiel von Vulkanausbrüchen abschätzen, von
denen es historische Aufzeichnungen gibt. Ein
Maß dafür ist das Volumen der ausgeworfenen
Asche, die in die Hochatmosphäre gelangen kann.
Sturmtage in Edinburg, Schottland
Der Mount St. Helens lieferte beeindruckende
Filmaufnahmen, doch war er relativ bescheiden.
Wir müssen nach VEI 6 bis 8 Ausbrüchen
suchen:
Krakatau, Tambora, Toba.
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Größe der Magmablasen
Die Eruption des Mt. St.-Helens am 18.5.1980 lieferte spektakuläre
Aufnahmen, doch im Grunde war es nur eine kleine Eruption. Mit
Krakatau und Tambora werden wir uns etwas näher beschäftigen.
Es ist nicht ganz
schlüssig, die Folgen
eines Impaktes und
eines Vulkanausbruchs über den
Durchmesser zu
vergleichen. Man
müsste das Volumen
der Magmablase
und des beim Impakt
verdampften Materials
vergleichen.
Doch gibt es wohl
die Größenordnung
einigermaßen wieder.
Magmablasen im Vergleich: Ganz links die Yellowstone-Eruption, die vor etwa 2,1 Millionen
Jahren stattfand. Die Magmablase war damals 6.000 mal größer als die, die den Ausbruch
des Mount St. Helens 1980 auslöste (2. von rechts), der 57 Menschen tötete und Schäden
im Wert von über einer Milliarde Dollar verursachte.
Ganz rechts die Größe der Magmablase des Pinatubo-Ausbruchs, dessen Ascheauswurf
1991 die globale Temperatur um 0,5 Grad Celsius senkte.
11
Krakatau
Am 26./27. 8. 1883 brach in Indonesien
der Krakatau aus: 18 km3 Asche (VEI 6)
An den direkten Folgen (wie Tsunami)
starben 36.000 Menschen. Intensives
Abendrot für viele Jahre.
Eine Darstellung des Krakatau aus
dem frühen 19. Jahrhundert
In der eingestürzten Caldera wächst
schon ein neuer Vulkan: Das Kind
Dieser Ausbruch ist vielen Menschen weltweit bekannt. Auch deshalb, weil es damals schon ein weltumspannendes
Netz von Telegraphenleitungen gab.
(“Queen Victoria’s Internet”)
Sündenbock für Alles?
535 A.D. Kälteperiode mit Missernten,
Beulenpest, Zerfall von Gupta-Imperium
in Indien: möglicher Auslöser Vulkanausbruch, Krakatau?
Ausbruch 1680 mit Klimafolgen:
• 1683 Hurrikan in Neu-England-Staaten;
Frostmarkt auf Themse
• 1684 Bodensee gefroren
Danach entstand der Krakatau der linken
oberen Abbildung, von dem nur noch ein
Rest übrig blieb.
Seit etwa 1929 wächst ein neuer Vulkankegel in der Caldera:
Anak-Krakatau (Kind des Krakatau).
Edvard Munch „Der Schrei“ 1893
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„Das Jahr ohne Sommer“ - Tambora-Vulkan
Ein ca. 300 m großer Asteroid wie Apophis könnte einen 6 km Krater hervorrufen. Was wären die Folgen?
Der Tambora in Indonesien brach vom 10. bis
15. April 1815 mit einem VEI 7 aus. Etwa 180 km3
Asche wurden bis in die hohe Atmosphäre ausgestoßen. Es gab direkt etwa 15.000 Tote. Mindestens
weitere 100.000 Menschen starben durch Missernten
und Hungersnöte weltweit. Das Jahr 1816 ist als
„Jahr ohne Sommer“, „Schneesommer“ in die
Annalen eingegangen.
Tambora 8 km Durchmesser
Pompeii des Ostens?
1.3 km Tiefe
3 Jahre zuvor waren in den Tropen 4 Vulkane ausgebrochen, deren Asche und Aerosole zu dem sehr harten
Winter 1812 führten. Mit ein Grund für das Scheitern Napoleons in Russland.
Vergleichbar ist der Ausbruch des Thera-Vulkans in der Ägäis um 1630 v.Chr.
Die Klimafolgen der Thera-Eruption werden
in alten chinesischen Aufzeichnungen
beschrieben und scheinen mit zum Sturz
der Xia- und dem Aufstieg der ShangDynastie beigetragen zu haben.
Minoisches Wandbild aus Akrotiri
Die Eruption ist jedoch nicht verantwortlich
für den Untergang der Minoischen Kultur
und geschah nicht während des Exodus
der Hebräer aus Ägypten.
Thera / Santorini 13
Tambora - Inspiration für Künstler?
J.M. William Turner
Caspar David Friedrich
Zwischen 1783 und 1835 Serie von großen Vulkanausbrüchen
weltweit. Hoher Aerosol- und Aschegehalt der Hochatmosphäre.
Intensives Abendrot, Verdunkelung der Sonne, „Verschleierung
der Sterne“.
Lässt sich in Bildern William Turners und der deutschen Romantiker nachempfinden.
Ungewöhnliches Abendrot wurde oft nach Vulkanausbrüchen
beschrieben, so auch nach dem Krakatau-Ausbruch, das bei
Edvard Munch so eindrucksvoll gezeichnet wurde.
Anmerkung: Lord Byron hatte die Villa Diodati ausgewählt,
weil Milton 1639 Gast der Diodatis gewesen war. (Zuvor hatte
er Galilei besucht.) Das Leitmotiv für Frankenstein ist von
Milton übernommen.
Das schlechte Wetter im Herbst 1816 am
Genfer See führte eine Gruppe englischer Literaten zusammen, die sich zum
Zeitvertreib Gruselgeschichten vorlasen.
Matthew Lewis z.B. übertrug beim
Rezitieren Goethes Faust ins Englische.
Man beschloss dann, selber welche
zu schreiben. Das Resultat:
• Frankenstein von Mary Shelley, 1818
• The Vampyre von John Polidori, 1819
Did I request thee, Maker, from my clay
To mould me man? Did I solicit thee
From darkness to promote me?
John Milton, Paradise Lost, x, 743-5
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Tambora: Anstoß zu technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen
Manche meinen, dass Karl Drais zu seinem Veloziped angeregt wurde,
da viele Pferde als Zugtiere geschlachtet werden mussten, da die
geringe Getreideernte nicht mal für die Menschen reichte. Allerdings
hatte er schon 1813 einen Wagen ohne Pferde vorgestellt, den man
noch heute als (Eisenbahn-)Draisine kennt.
Laufrad 1817
Für den Chemiker Liebig waren die Erinnerungen
an 1816 Anstoß, sich mit den Bedingungen für
Pflanzenwachstum zu befassen:
„Die organische Chemie in ihrer Anwendung
auf Agricultur und Physiologie“, 1840
Nach langen Feldversuchen fand er eine
optimale Mineraldüngung, die den Ertrag der
Felder steigerte, sodass keine gravierenden
Hungersnöte mehr auftreten sollten.
Siebte Auflage der „Agrikulturchemie“, 1862
Auch „Liebig‘s Fleisch-Extract“, der seit 1864
in Uruguay hergestellt wird, hatte den Zweck,
Rindfleisch haltbar zu machen, sodass man es
nach Europa transportieren konnte.
Anmerkung: Bei der Berufung zum Professor wurde ihm erklärt,
dass angewandte Forschung nicht zu seinen Aufgaben gehört!
Justus von Liebig
(1803-1873)
Liebigs
Fünf-Kugel-Apparat
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Tambora – Lehren für die globale Erwärmung?
Erstmals gefeiert wurde das Cannstatter Volksfest 1818. Gedacht als
"jährlich am 28. September zu Kannstadt abzuhaltendes landwirtschaftliches Fest". Eine Abfolge von Missernten und Hungersnöten
seit 1783 schien auf eine bleibende Klimaverschlechterung hinzudeuten, der man im Königreich Württemberg durch eine Förderung
der Viehzucht auf Kosten des Weizenanbaus begegnen wollte.
Deshalb richtete König Wilhelm I. auf Betreiben seiner Frau Katharina
1818 im leerstehenden Schloss Hohenheim eine landwirtschaftliche
Versuchs-, Lehr- und Musteranstalt ein zur Entwicklung der
Landwirtschaft.
Diese Unterrichtsanstalt ist heute bekannt als Universität Hohenheim.
Das Volksfest sollte die Anstalt bei den Bauern bekannt machen und
ein Absatzmarkt werden.
Fruchtsäule auf dem Cannstatter Wasen
Bereits im ersten Jahr war das Volksfest ein großer Erfolg. Es wurde von
weit mehr als 30.000 Gästen und Mitwirkenden berichtet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Cannstatter_Volksfest
Sollten wir uns auch Gedanken über Anpassungen in der
Land- und Forstwirtschaft machen?
Eingeleitet wurde die Klimaverschlechterung durch den Ausbruch des Laki
Spaltenvulkans (25 km Länge) 1783-4 in Island. Asche und Aerosole begruben
ganz Island und wurden bis Amerika und Europa verweht. In Island verhungerten
etwa 10000 Menschen. In England kann es einige Tausend Tote gegeben
haben durch Smog verursacht von den Schwefeloxiden. Manche Historiker sehen
in den in Frankreich folgenden Missernten den letzten Anstoß zur Revolution 1789.
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Tambora - Mondfinsternis 10. Juni 1816
§ 94, Seite 140:
"Merkwürdig ist es, daß bisweilen der Mond bei totalen Finsternissen ganz verschwindet.
Dies war der Fall in London 1816 am 10. Juni, wo Lee die benachbarten Sterne π und b Ophiuchi ganz deutlich, vom Monde
aber keine Spur bemerkte. Erst eine Viertelstunde vor dem
Aufhören der totalen Verfinsterung bemerkte er einen blassen
Lichtschimmer, der nach und nach zunahm."
"Aehnliches bemerkte bei derselben Finsterniß Eule in Dresden,
obgleich er wechselweise in Zwischenräumen von etwa 1/2
Minute, den östlichen Rand des Mondes aufdämmern und
wieder verschwinden sah. –
Auch am 26. Januar 1823 haben einige Beobachter matte
Spuren des Mondes, andre gar nichts gesehen, obgleich der
Himmel in dieser Gegend heiter war."
John Lee (1783-1865)
Sattlermeister Johann Friedrich Eule (1751-1827
Totale Mondfinsternis 9.11.03
01:28 UTC mit 2 sec Belichtungszeit
Aufnahme von Dr. U. Rieth AAG Mainz
Ort: Paul-Baumann-Sternwarte bei Mainz
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Sozio-ökonomische Folgen von Vulkanausbrüchen
Die neuen Arbeiten über den Tambora haben einen
weiteren historischen Ausbruch in Erinnerung gebracht.
Am 19.2.1600 explodierte der Huaynaputina im Süden
Perus. Es ist die bedeutenste Eruption in Südamerika
in historischer Zeit. Die Asche bedeckt bis heute weite
Gebiete, Lahars flossen bis zum 120 km entfernten
Pazifik. Die Landwirtschaft erholte sich z.T. erst 150
Jahre später.
Das neue Interesse richtet sich auf die globalen Folgen.
Das Jahr 1601 war das kälteste und feuchteste auf der
nördlichen Hemisphäre in 6 Jahrhunderten (für den
Süden gibt es (noch?) zu wenig Daten).
Die Klimafolgen solcher Eruptionen sind nur unzulänglich
erforscht (viele Quellen wurden nie angesehen), insbesondere der Zusammenhang mit langfristigen Ereignissen wie
der gleich erwähnten “Kleinen Eiszeit”.
Die Abkühlung wird auf den ausgestoßenen Schwefel
zurückgeführt. In letzter Zeit häufen sich Berichte, die
die Erwärmung in Mitteleuropa (z.B. Sommer 2003) mit auf Huaynapatina, Peru
die Reduktion von Aerosolen durch technische Maßnahmen
18
zurückführen. Klare Luft bedingt Schwitzen?
Supervulkan Toba
Sollte Toutatis auf einen Kontinent aufschlagen, gäbe es einen 100 km Krater.
Das entspräche einem Supervulkan!
Der letzte Supervulkan mit VEI 8 war Toba vor ca. 74000 Jahren. Der letzte davor ereignete sich
vor 600000 Jahren, der Lava Creek Ausbruch im Yellowstone Park.
Etwa 2800 km3 Asche führten zu einem „Vulkanischen Winter“ mit ca. 15°C Temperaturabsenkung. Es sind die kältesten 1000 Jahre der Würm-Eiszeit.
Ob es mit einem Flaschenhals menschlicher Evolution mit Reduktion auf lediglich 5000 Individuen
zusammenhängt, wird noch heftig diskutiert.
Bruchzone
Ursprung des Tsunamis
vom 26.12.04
Subduktionszone
Der Yellowstone Park ist eigentlich längst fällig.
Man sollte ihn noch rechtzeitig besuchen!
Toba-See: 100 auf 30 km2
Bei Neapel befinden sich die Phlegräischen Felder. War der Ausbruch vor
ca. 40000 Jahren ein Supervulkan? Wie groß ist die Caldera?
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Hinweis auf außerirdische Ursachen für Sauriersterben:
Iridium im KT-Übergang
Die Geschichte des Lebens auf der Erde ist gekennzeichnet durch langsame Evolution unterbrochen
durch Massensterben (“punctuated equilibrium”).
Jedem bekannt ist das Aussterben der
Dinosaurier vor 65 Mill. Jahren, das viel
umfassendere Sterben am Perm-TriasÜbergang vor 250 Mill. Jahren ist
nicht so populär.
Gefiederter Tyrannosauroide
Ende Kreidezeit
Die Trilobiten wurden
Opfer der sibirischen
Flutbasalte.
Weshalb nimmt man an, dass die Dinos von einem Impakt ausgelöscht wurden?
Chicxulub Krater: ca. 200 km Durchmesser
Iridium-Konzentration
Kreide-Tertiär-Übergang
Das Iridium könnte in einem Asteroiden/Kometen von 10 km Durchmesser enthalten sein,
der einen Krater von 200 km Durchmesser verursachen würde.
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Der Einfluss von Hollywood
Um 1990 bemühten sich Astronomen Fördergelder für eine Suche nach Asteroiden, die die
Erdban kreuzen könnten, zu erhalten.
Politiker, die in Wahlperioden jedoch nicht in geologischen Zeiträumen denken,
lehnten ab.
Die Einschläge der Bruchstücke von Shoemaker-Levi 9 auf Jupiter (mit Live-TV) im Juli 1994
zeigten vielen Leuten, was für Ausmaße ein Einschlag auf der Erde haben würde.
Dann griff die Filmindustrie das Thema auf!
Allein schon die Werbungskosten überstiegen die von den Astronomen gewünschten Mittel bei weitem.
Die Filme wurden ein voller Erfolg!
Viele der verunsicherten Zuschauer waren
auch Wähler, die nun ihre Abgeordneten
fragten, was denn gegen diese Gefahr
unternommen wird.
Und auf einmal war Geld kein Problem mehr.
Manche schon ausgemusterte Teleskope
wurden mit modernster Technik aufgerüstet
und durchsuchen nun automatisch den Himmel.
Waren z.B. von den besonders schwer zu findenden Aten-Asteroiden bis zum Jahr 1997 nur etwa 25
bekannt, so wurden allein im Jahre 2004 mehr als doppelt so viele entdeckt.
Bei der Frage der Abwehr solcher Himmelskörper ist man trotz vieler Projekte
dagegen noch nicht sehr weit.
21
Wetterkapriolen - Klimaänderung
Im Gegensatz zum täglich wechselnden Wetter
beschreibt das Klima großräumige Trends
gemittelt über längere Zeiträume (30 Jahre).
Kleinere Vulkanausbrüche und Einschläge führen i.A.
nur zu kurzfristigen Wetteränderungen. Nach Ursachen
für Klimaänderungen muss man woanders suchen.
εγχλιμα
Schon im Altertum erkannte man, dass das
Klima von der Sonne abhängt, und zwar von
dem Winkel der einfallenden Strahlen und der
Länge der Tage. Die geographische Breite eines
Ortes (von den frühen griechischen Naturphilosophen „Enklima“ – „Wölbung des Himmels“
genannt) bestimmt wesentlich das Klima. Auch
die Einteilung in Klimazonen geht schon auf die
Griechen zurück.
Enklima: Abstand Zenit – Himmelsäquator gleich
Abstand Beobachter vom Erdäquator als Kreisbogen.
Später geographische Breite im Gradmaß
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Welchen Einfluss könnte die Sonne auf das Klima haben?
Man nimmt eigentlich an, dass die Sonne jahrein-jahraus friedlich vor sich hinscheint
und immer die gleiche Leistung abgibt (Solarkonstante: 1367 W/m2 in 1 AE).
Man kann nun einige Szenarien untersuchen:
•
•
•
Die Sonne gibt tatsächlich immer die gleiche Energiemenge ab, doch kommt bei der Erde
nicht immer die gleiche Menge an: Milanković-Zyklen
Der Energieausstoß der Sonne ist variabel: Sonnenfleckenzyklen.
Auf die Atmosphäre der Erde trifft der gleiche Energiestrom, doch unterschiedliche
Anteile werden durch die Atmosphäre gelassen: Wolkenbedeckung
Damit es nicht zu einfach wird, können sich die Effekte natürlich
überlagern, gegenseitig verstärken oder abschwächen. Generell
lässt sich sagen, dass die Schwankungen der Sonnenstrahlung
allein zu gering sind, um die beobachteten Effekte zu erklären.
Dazu bedarf es bis jetzt wenig verstandener nichtlinearer
Verstärkungen.
Und andere Effekte, die wir zuvor betrachtet haben, wie
Vulkanismus oder die Meeresströmungen sind auch beteiligt. Und man darf den Einfluss der Lebewesen
(nicht nur des Menschen) nicht vergessen.
Satellitenmessung der „Solarkonstanten“
Überlagert Schwalbe-Zyklus
Die Menschen verlangen immer nach möglichst einfachen Problemlösungen.
Ich kann keine für das Klima anbieten.
Und wer solche vorstellt, wie Kohlendioxid als einziger Verantwortlicher, der
täuscht sich und alle anderen!
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Milanković-Zyklen
Die Wettermaschine wird durch die Sonneneinstrahlung angetrieben. Langfristig schwankt die
Solarkonstante selbst bei unveränderter Energieabstrahlung der Sonne, da die Erdbahn und die
Neigung der Erdachse durch die anderen Planeten beeinflusst werden.
Die Klimageschichte der letzten 400.000 Jahre ist uns z.B. aus einem Eisbohrkern bekannt, der
an der Station Vostok in der Antarktis gezogen wurde. Wir sehen, dass es im Abstand von etwa
100.000 Jahren Eiszeiten und Warmzeiten gab.
Milutin Milanković Die Hauptursache hierfür liegt in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne, die zwischen einer
fast kreisförmigen und einer ausgeprägt elliptischen Bahn schwankt. Überlagert sind Zyklen
(1879-1958)
der Neigung der Erdachse (41.000 Jahre) und der Präzession der Achse (25.800 Jahre).
24
Aktivitätszyklen sonnenähnlicher Sterne
Schwankungen in der Aktivität werden auch bei sonnenähnlichen Sternen beobachtet,
jedoch gibt es (noch) keine Wetterberichte von eventuellen erdähnlichen Planeten um
diese Sterne. Ob abwechselnde Warm- und Kaltperioden im Erdklima nur durch
Änderungen auf der Sonne hervorgerufen werden, wird daher kontrovers diskutiert.
Bei diesem Stern werden 2 Zyklen beobachtet, die etwa den
Schwalbe- (11 Jahre) und Gleißberg-Zyklen (ca. 85 Jahre)
der Sonne entsprechen.
25
Aus dem Vortrag über Zeitbestimmung vom 16.5.2006
Der Shou Shi Kalender 1281
Guo Shouijing
(1231-1314)
Kaiser Shizu (frühe Yuan Dynastie) ließ 27
„High-Tech“-Observatorien für eine Kalenderreform erbauen. Zur Ausstattung gehörten
eine Wasseruhr, Armillarsphären und Spezialinstrumente zur Beobachtung von Meridiandurchgängen heller Sterne.
Die Messungen wurden von Guo Shoujing (1231-1314) und
Wang Xun (1235-1281) koordiniert und ausgewertet. Die
außerordentliche Präzision der Daten lässt sich an zwei Werten
ablesen:
• Lunation: 29,530591 Tage (besser als eine Sekunde)
Ancient star observatory at Gao Cheng (Dengfeng city)
•Jahreslänge: 365 d 5 h 49 min 20 sec
(Trop. Jahr 2000 35 Sek. kürzer; 1281?)
Laplace verglich die Werte mit seinen Berechnungen:
“The observations made from 1277 to 1280 are valuable
on account of their great precision and prove
incontestably the diminution of the obliquity of the ecliptic
and the eccentricity of the earth’s orbit between then
and now.”
J. Needham: “Science and Civilisation in China”
Cambridge UP, vol. 3, p. 398 (1954)
Mit hinreichend genauen Messungen kann man “säkulare
Effekte” wie die Milanković-Zyklen über kurze Zeiträume,
d.h. verglichen mit der Zyklenlänge, beobachten.
26
B.P. 2006
Wann kommt die nächste Eiszeit?
Milanković stützte seine Berechnungen (ohne Computer jahrelange mühsame Plackerei)
auf die Arbeiten von Laplace. Jetzt weiß man, dass die quasi-periodischen Störungen der
Erdbahn zum einen noch viel komplexer sind (doch hat man jetzt Computer) und zum
andern gelten sie immer nur für einige Millionen Jahre.
Wir befinden uns gerade in einer Zwischenwarmzeit, die am Ende des 100000-Jahre
Zyklus liegt. Nach den alten Rechnungen
könnte die Eiszeit in etwa 16000 Jahren einsetzen. Doch entsprechen die Bahnparameter
nicht denjenigen vor 100000 Jahren, sondern
denen vor 400000 Jahren. Damals währte die
Warmzeit besonders lang. Die neuesten
Berechnungen gehen davon aus, dass der
Beginn der Eiszeit noch etwa 50000 Jahre
auf sich warten lässt.
Schlechte Nachrichten für die Skipisten!
Doch sollte man nicht vergessen, dass die schon relativ lange anhaltende Warmzeit, die von
keinen katastrophalen Kälteeinbrüchen unterbrochen wurde, es dem Homo sapiens erst
ermöglichte, Technologie und Kultur auf eine zuvor nie erreichte Stufe zu heben.
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Ist die Sonne wirklich friedlich?
Ist sie der Ofen, der uns immerfort mit gleicher Energie versorgt?
Aurora 30.10.2003 M. Schmidt, Rheinhessen
Der Sonnenwind (Protonen und
Atomkerne) ist ein
Hauptbestand-teil der
Kosmischen Strahlung.
Er kann Satelliten ausschalten,
Kommunikation beeinträchtigen,
Stromnetze beschädigen,
Rosten
von Pipelines beschleunigen,
usw.
Der Sonnenwind wird allerdings
von der Atmosphäre der Erde
abgeschirmt, und zwar in großen
Höhen.
Trotzdem ist schon lange bekannt,
dass einige Wetterphänomene
sich mit der Periode der Sonnenfleckenzahlen ändern.
Aurora über Manicouagan Impaktkrater in Kanada
(Don Pettit, Wissenschaftsastronaut, ISS)
Der Mechanismus war (und ist) rätselhaft!
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Längerwirkende extraterrestrische Einflüsse
Die “Kleine Eiszeit” (ca. 1300 – ca. 1850)
Bald nach den 1. (europäischen)
Sichtungen von Sonnenflecken um
1610 wurden für ca. 80 Jahre fast
keine mehr beobachtet. Das gilt auch
für Nordlichter in mittleren Breiten.
Dies wird heute das
Maunder Minimum genannt.
Gleichzeitig berichten die alten Chroniken von ungewöhnlich
langen und harten Wintern und kalten, verregneten Sommern
mit schlechten Ernten. Aus Messungen der Konzentration
von Radio-Karbon lässt sich schließen, dass es vor dem
Maunder Minimum fast übergangslos das Wolf- und SpörerMinimium gab. Diese Periode wird “Kleine Eiszeit” genannt
und begann (nach manchen Autoren) zu Beginn des 15. Jahrhunderts (Schlacht von Azincourt 1415) oder sogar schon um
1290 (Hungersnöte).
Davor gab es das Mittelalterliche Klimamaximum, das
es (als Beispiel) um 1000 AD den Wikingern sogar
gestattete auf Grönland und in Nordamerika zu siedeln.
Wikinger auf Neufundland
Erleben wir gerade die Rückkehr zu diesen
Klimabedingungen?
Siehe Fernsehdokumentation
“Erdbeeren auf Grönland”
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Peter Brueghel d. Ä. (c. 1525 – 1569)
Jäger im Schnee 1565
SpörerMinimum
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Hendrick Avercamp (1585-1663)
Diese und entsprechende Bilder anderer niederländischer Künstler entstanden gegen Mitte des 17. Jahrhunderts, dem Beginn des Maunder
Minimums, der kältesten Periode der Kleinen Eiszeit.
Sie sind aber nicht auf Europa begrenzt!
Diese Genre-Bilder entspringen keiner Modeströmung, sie sind ein Abbild der Wirklichkeit!
In manchen Wintern z.B. konnten die holländischen Häfen (wie auch New York) nicht erreicht
werden, da Packeisfelder den Zugang blockierten.
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Frühe Chi’ing (Qing) Dynastie
Wang Hui (1632-1717)
Landschaft mit Schnee
Tangfischer
Gong Xian (1620-1689)
Winterliches Gebirge
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Für Südchina sind historische Wetterdaten überliefert, jedoch nicht für die Zeit 1640/50!
Gesellschaftliche Folgen der Kaltzeiten
Diese Winterbilder sind heute beliebt als Motive für Weihnachtskarten;
damals Missernten, Hungersnöte, Epidemien, Kriege, Hexenwahn
• 30 Jähriger Krieg
• 1. Commonwealth
• 1657 Carl X marschiert über gefrorene Ostsee
• Irokesen-Krieg
• Ming (1368-1644) durch Qing (1644-1912) ersetzt
Wetterzauber durch zwei Hexen
Hexenverbrennung um 1555
Entgegen allgemeiner Auffassung wurden die meisten Hexen/Hexer nicht im „Finsteren Mittelalter“ sondern im
ach so aufgeklärten 17. Jahrhundert verbrannt. In den meisten Akten der Hexenjäger wird die Befragung nach
Wetterzauber erwähnt. Selbst die „Gebildeten“ konnten sich die Ereignisse nur durch satanische Mächte erklären.
Die durch lange Hungerperioden geschwächten Menschen hatten den Epidemien wie der Pest keine Abwehrkräfte entgegenzusetzen. Die Pest brach ca. 1348 in Europa aus, etwa eine Generation nach Beginn der
Kälteperiode.
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Wie beeinflusst die Sonnenaktivität das Klima?
Beeinflussen kosmische Strahlen die Wolkenbildung?
• Sonnenaktivität beeinflusst Magnetosphäre (des Sonnensystems)
• Fluss der kosmischen Strahlung dadurch moduliert
• Hochenergetische Strahlen ionisieren Luft in geringen Höhen
• Kondensationskeime für Wolken in ca. 3 km Höhe
Korrelation zwischen kosmischer Strahlung und
Dichte niedrigliegender Wolken
Einfluss der Sonnenaktivität ist den Treibhausgasen
überlagert
Klimawissenschaftler kennen seit langem Korrelationen zwischen Klimadaten und der Sonnenaktivität.
Unklar ist bis heute der genaue Wirkungsmechanismus. Auf eine Möglichkeit weist die Korrelation
zwischen kosmischer Strahlung und Wolkendichte hin, die mit dem Sonnenfleckenzyklus
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moduliert ist.
Kosmische (Höhen)strahlung
Elektrometer
V.F. Hess in Ballonkorb 1912
Nobelpreis 1936
(mit C.D. Anderson, Entdeckung
der Antimaterie)
Um 1900 nahm man an, dass die permanente Ionisierung der Luft durch die gerade
entdeckte Radioaktivität verursacht
werde. Aber auf dem Eiffelturm nahm die
Ladung nicht ab. Viktor Hess unternahm
dann 1912 Ballonflüge bis in 5 km Höhe,
und fand eine Zunahme der Ladung.
Der Ursprung musste also außerirdisch
sein.
Der Niederenergieteil kommt von der Sonne,
hochenergetische Strahlung kann selbst
von fernen Galaxien kommen.
Folgen Entladungen in der Atmosphäre
den Ionenkanälen der Höhenstrahlung?
NGC 5128, Centaurus A
Entfernung 14 Mill. Lj
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Nebel- und Blasenkammern
Cosmics Leaving OUtdoor Droplets
Prinzip der Nebelkammer
24 GeV Proton in Blasenkammer, CERN
Big European Bubble Chamber BEBC
Zum Nachweis von Strahlung kann man Nebeltröpfchen oder Gasblasen
30 t Flüssiggas
verwenden. Mit dem Experiment CLOUD am CERN soll untersucht werden,
3000 km Film 1973 - 1984
ob die Kosmische Strahlung Wolken verursachen kann.
Gargamelle (Mutter des Riesen Gargantua,
Rabelais)
18 t Freon oder Propan; ohne Magnet
Diese Blasenkammern sind Teil der
Ausstellung Mikrokosmos am Forschungszentrum CERN bei Genf.
Kolben der BEBC 3 pro Minute
Bilder von Stefan Hennrich
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Grüße aus dem Ewigen Eis
Der Aufbau des Neutrino-Observatoriums IceCube
läßt meinem Kollegen noch Zeit, als Botschafter
des Mainz-Mombacher Karnevals bei den Pinguinen
aufzutreten. Ein dreifaches Helau!
Rosenmontag am Südpol
3rd Russbach Workshop 2006
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Russbach08
Radiokarbon als Indikator für Intensität der Höhenstrahlung
Mit radioaktiven Isotopen wie C-14 (5730 a) in Baumringen oder Be-10 (1.6 Mill. a) in Eisbohrkernen lässt
sich Intensität der kosmischen Strahlung über lange
Zeiträume bestimmen.
Schwankung C-14
Schwankung Temperatur
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Die Schwankungen sind mit der Sonnenaktivität und dem Klima korreliert.
Müssen wir auch Klimaänderungen auf dem Mars betrachten?
Junge Hangrinnen
auf dem Mars
Neigung der Marsachse
Anfang Februar las ich in FOCUS-Online über eine Theorie des
russischen Astronomen Kh.I. Addussamatov, die regen Anklang
bei Skeptikern der globalen Erwärmung findet.
Er berücksichtigt den Einfluss eines weiteren Zyklus der Sonnenaktivität, des Suess/DeVries-Zyklus von ca. 207 Jahren, der um
das Jahr 2040 zu einer neuen “Kleinen Eiszeit” führen soll.
Den Einwand, dass der Einfluss der schwankenden Sonnenaktivität seit dem Beginn der Temperturaufzeichnungen um
1860 sich lediglich als ein Wobble auf dem durch von Menschen
verursachten Anstieg (durch Emission von CO2) bemerkbar
macht, kontert er mit der Bemerkung, auch der Mars zeige
eine globale Erwärmung. Da sie sicher nicht vom Menschen
verursacht werde, müsse sie von der Sonne ausgehen. Also
werde der Temperaturanstieg auf der Erde auch nur durch die
Sonne verursacht, nicht vom Menschen.
Der Mars hat (und wird) sehr dramatische Klimaänderungen
erleben, da seine Achse starken Schankungen unterliegt.
Die Achse der Erde wird durch den relativ massiven Erdmond
stabilisiert, eine wesentliche Voraussetzung für die
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Evolution höheren Lebens.
Fließt wirklich gerade Wasser auf dem Mars?
Die NASA sucht verzweifelt nach dem kleinsten Indiz für Wasser auf dem Mars.
Sind die Hangrillen wirklich von fließendem Wasser ausgespült worden, das durch
eine aktuelle Klimaerwärmung geschmolzen wurde? Unabhängige Geologen geben
zu bedenken, dass sie auch durch Sand-/Kieslawinen verursacht werden könnten.
Im Februar wurden weitere Bilder der HiRISE–Kamera auf Mars Reconnaissance
Orbiter veröffentlicht, darunter auch die Staubwolke nach einem Eis-/Felssturz nahe
des Nordpols im Marsfrühling.
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Doch hat alles außerirdische Ursachen?
Das Buch, der Film und die „geheime“ Pentagonstudie hatten
teilweise die gleichen Berater. Sie missfällt Bush gewaltig, denn
sie wurde von Reagans „Star-Wars“-Experten „Yoda“ in Auftrag
gegeben und die Wirtschaftsfachleute Schwartz und Randall
sind stramme Konservative.
Imagining the Unthinkable
An Abrupt Climate Change Scenario and Its
Implications for United States National Security
October 2003
Andrew „Yoda“ Marshall
By Peter Schwartz and Doug Randall
Schwartz und Randall beziehen sich auf das '8200-Year-Event' aus der Analyse eines
grönländischen Eisbohrkernes. Die Temperaturen sind Werte über Grönland in °F und °C.
Quelle: Pentagon-Report 'Imagining the Unthinkable'.
"Im Zentrum von 'Katastrophenfilmen‘ muss es immer ein Körnchen Wahrheit geben,
an dem sich das Publikum festhalten kann", erklärt Emmerich.
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Das “8200-Jahr-Ereignis”
Eine Störung der thermo-halinen Zirkulation?
Sowohl der Film als auch der Perntagon-Bericht gehen davon aus, dass ein Zustrom von Süßwasser (Schmelzwasser) in den Nordatlantik den Golfstrom als Teil eines weltumspannenden Wasserkreislaufs in kurzer
Zeit zum Erliegen bringen kann. Dies geschah am Ende der letzten Eiszeit, und könnte wieder geschehen
als Folge der Globalen Erwärmung. Es gibt auch die Vermutung, dass die “Kleine Eiszeit” durch Schmelzwasser zur Zeit des Mittelalterlichen Klimaoptimums verursacht wurde. Könnte sich das zyklisch wiederholen?
The global ocean circulation system, often called the Ocean Conveyor,
transports heat throughout the planet. Orange sections represent warm
surface currents; blue represents deep cold currents. Freshening of the
North Atlantic may cause a deflection of north-flowing warm currents,
possibly causing a regional cooling over the North Atlantic, in western
Europe, and eastern North America. (From the Intergovernmental Panel
on Climate Change)
Neue Arbeiten zeigen, dass vor 8200 Jahren nach dem
Bruch einer Eisbarriere Süßwasser aus dem Agassisee
in den Nordatlantik strömte und gleichzeitig die Unterwasserzirkulation fast erlag.
http://www.sciencemag.org/cgi/reprint/312/5782/1929.pdf
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Globale Erwärmung – nur eine vorübergehende Episode?
Kalt- und Warmperioden wechselten seit mindestens 150,000 Jahren ziemlich regelmäßig ab,
etwa alle 1500 Jahre. Ist die heutige Erwärmung nur eine weitere Episode?
Warm-
Perioden
Kalt-
Calendar age in kyrs
Kleine Eiszeit
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Die Grünen Alpen?
Die zurückweichenden Gletscher
geben uralte Holz- und Torfstücke
frei. Waren die Alpen früher sogar
zeitweise eisfrei? Wie war es mit
Hannibal und seinen Elefanten?
Ist der Gletscherschwund
ein neues Phänomen oder
folgt er auch Zyklen?
Pasterze-Gletscher auf dem
Großglockner
Rhônegletscher mit dem Hotel Belvedere
am Furkapass im Kanton Wallis
Schladminger und Hallstätter Gletscher
am Hunerkogel in der Dachsteingruppe
Um 1920
1938
1906
13.9.2003
2003
2003
Der Fund des Ötzi spricht allerdings dagegen, dass die gesamten Alpen betroffen sind.
Puzzle aus dem Eis. Heft 21/2005
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Gefahr für Leben auf der Erde durch Supenovae?
Immer wieder wird spekuliert, ob Massensterben auf der Erde durch
kosmische Einflüsse ausgelöst worden sein könnten (Sauriersterben).
Nahegelegene Supernovae werden oft diskutiert.
!
Trilobit
Puppis A
Vela Junior
Nach einem Vorschlag soll die Strahlung zur Bildung von NO2 führen, das dann die Ozonschicht zerstört. Die ungefilterte UV-Strahlung führt dann zum Massensterben.
In einem Eisbohrkern wurde eine Nitratschicht gefunden, die zeitgleich zu einer
(optisch nicht beobachteten) nahen SN (Vela Junior) um 1300 im Sternbild VELA
passen könnte.
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SNe in der Nähe des Sonnensystems
Vor 2 Mill. Jahren war ein Teil der Sco-Cen OB-Assoziation nur 150 Lj
von der Sonne entfernt, als dort ca. 10 SNe explodierten.
Radioaktives 60Fe (T1/2=1.5 Mill. Jahre) konnte in
Tiefseesedimenten (Manganknollen) nachgewiesen
werden.
Nach 244Pu wird intensiv gesucht.
Pliozän/Pleistozän-Übergang:
Gab es Einfluss auf Entstehung der
frühen Hominiden durch Mutationen?
Damals sank Temperatur um ca. 15°. Beginn der aktuellen Eiszeitepoche. Anpassung an Klima wahrscheinlicher!
Kandidaten für nahe SNe liegen weiter entfernt: Beteigeuze ca. 430 LJ, Antares ca. 600 LJ.
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Russbach08
Kann uns der Himmel auf den Kopf fallen?
Außerirdische Einflüsse auf Klimaänderungen?
Magellan-Strom
• Ja, der Himmel kann und wird uns auf den Kopf fallen!
Doch wann, kann man (noch ? ) nicht voraussagen.
Können wir im Gegensatz zu den Sauriern was dagegen unternehmen? Vielleicht.
• Die Erde, das Sonnensystem, ja selbst die Milchstraße existieren nicht völlig isoliert im Raum.
Unaufhörlich prasseln Photonen, Neutrinos, hochenergetische Strahlung und Partikel auf uns
nieder. Die Magnetfelder der Sonne und der Erde und die Atmosphäre fangen einen Großteil
davon ab.
Inwieweit dabei z.B. unser Klima beeinflusst wird, lässt sich noch nicht definitiv beantworten.
• Auf keinen Fall darf man jedoch den vorschnellen Schluss ziehen, dass wir unbesorgt weiter
Hasard mit der Atmosphäre spielen dürfen, da man eh nichts gegen kosmische Kräfte
ausrichten kann.
Auch der Mensch hat seinen Anteil und seine Verantwortung!
• Wir sollten lieber wie im 19. Jahrhundert endlich anfangen, vernünftige Gegenmaßnahmen zu
ergreifen. Vielleicht lässt sich noch was erreichen.
Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen
VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule 15.04.2008 19:30
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