Perspektiven des Verkehrsmarktes Osteuropa

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Perspektiven des Verkehrsmarktes Osteuropa
Perspektiven des Verkehrsmarktes
Osteuropa
Eric Heymann
September 2005
Konjunkturelle Perspektiven Osteuropas
‰ Osteuropa weist in den nächsten Jahren merklich
höheres Wirtschaftswachstum als alte EU auf
‰ Region gewinnt als Industriestandort rapide an
Bedeutung (niedrige Löhne und Steuern)
‰ Nachholbedarf bei vielen Konsumgütern
‰ Steigende Kaufkraft zu erwarten
‰ Beitrittsziel zur Eurozone dämpft auf mittlere Frist
Inflationsgefahr
‰ Probleme liegen in hoher Arbeitslosigkeit und
(teilweise) spürbaren Haushaltsdefiziten
2
Neue EU-Länder wachsen stärker als Euroland
Entwicklung des realen BIP
8
% gg. Vj. 6
4
2
0
-2
94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06
Euroland
Neue EU-Länder
Quelle: DB Research
3
Enorme Handelsdynamik zwischen D und MOEL
Außenhandel Deutschlands mit
Osteuropa
% gg. Vj.
35
30
25
20
15
10
5
0
-5
-10
‰
Zunahme der Wareneinfuhr
Deutschlands aus
Osteuropa von 1994 bis
2003: 207%
‰
Anstieg der Warenausfuhr
Deutschlands nach
Osteuropa von 1994 bis
2003: 200%
‰
Deutschland handelt zuletzt
mit Osteuropa mehr Waren
als mit den USA
95 96 97 98 99 00 01 02 03
Wareneinfuhr
Warenausfuhr
Quelle: Deutsche Bundesbank
4
Verkehr wächst stärker als Gesamtwirtschaft
‰ Internationale Arbeitsteilung schreitet voran und
sorgt für starkes Verkehrswachstum
Outsourcing und Offshoring begünstigen Osteuropa
Grenzüberschreitender Verkehr steigt überproportional
Anteil osteuropäischer „Flaggen“ im Verkehr mit
Deutschland über 90%
‰ EU-Osterweiterung sorgte für neue Impulse
‰ Keine Entkopplung von Wirtschafts- und
Verkehrswachstum zu erwarten
‰ Große Herausforderungen an Infrastruktur in
wichtigen Transitländern
5
Grenzüberschreitender Verkehr expandiert
Güterverkehrsaufkommen
zwischen D und MOEL
Zuw achs 2015 gg. 1997 in %
Polen
‰
Zunahme des Güterverkehrs zwischen D und
Osteuropa steigt um über
200% bis 2015
‰
Straßengüterverkehr nimmt
überdurchschnittlich zu
Tschechien
Ungarn
MOEL-12*)
0
Straße
100
Bahn
200
300
400
Insgesam t
*) ohne Malta und Zypern
Quelle: BMVBW
6
Auch inländischer Verkehr in Osteuropa legt zu
Güterverkehrsleistung auf der Straße in Osteuropa
240
Tschechien
Ungarn
Polen
Rum änien
Mrd. tkm
Bulgarien
200
160
120
80
40
0
1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030
Quelle: EU-Kommission
7
Straße trägt Hauptlast des Verkehrswachstums
‰ Schiene hatte in früheren Zeiten hohen Anteil an
Güterverkehrsaufkommen in Osteuropa
‰ Seit Fall des Eisernen Vorhangs baut Straße ihren
Marktanteil jedoch rapide aus
‰ Schiene (und Binnenwasserstraße) werden auch
künftig an Bedeutung verlieren; Gründe:
Eindeutige Systemvorteile des Lkw wie Schnelligkeit
und Zuverlässigkeit (Logistikeffekt)
Wandel der gesamtwirtschaftlichen Produktionsstruktur weg von Massengütern hin zu hochwertigen
Stückgütern (Güterstruktureffekt)
8
Mangelnde Marktöffnung der Schiene
‰ Schiene kann hohe Marktanteile früherer Jahre
auch wegen fehlender Marktöffnung nicht halten
‰ Vorteile der Schiene gegenüber der Straße auf
langen Distanzen kommen nicht zum tragen
Vielzahl von nationalen Besonderheiten (z.B. Strom-,
Signal- und Sicherungssysteme)
Harmonisierung in dieser Dekade unrealistisch
Marktöffnungspläne der EU werden zu spät realisiert
Staatsbahnen wollen Wettbewerb verhindern
‰ Veraltete Schieneninfrastruktur in Osteuropa als
weiterer Hinderungsfaktor
9
Modal Split in Polen und Ungarn
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in Polen
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in Ungarn
100
100
%
1990
2000
2010
2020
Schiene
%
80
80
60
60
40
40
20
20
0
0
2030
Straße
1990
2000
2010
Schiene
2020
2030
Straße
Quelle: EU-Kommission
10
Modal Split in Tschechien und der Slowakei
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in Tschechien
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in der Slowakei
100
100
%
1990
2000
2010
2020
Schiene
%
80
80
60
60
40
40
20
20
0
0
2030
Straße
1990
2000
2010
Schiene
2020
2030
Straße
Quelle: EU-Kommission
11
Modal Split in Rumänien und Bulgarien
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in Rumänien
100
Entwicklung des Modal Split im
Güterverkehr in Bulgarien
%
1990
2000
2010
2020
Schiene
%
100
80
80
60
60
40
40
20
20
0
0
2030
Straße
1990
2000
2010
Schiene
2020
2030
Straße
Quelle: EU-Kommission
12
Verkehrsmarkt in Russland auf Schiene fokussiert
‰ Güterverkehrsleistung auf der Schiene in Russland
etwa zehn Mal so groß wie im Straßengüterverkehr
‰ Traditioneller Schwerpunkt auf Massen- und
Schüttgüter
‰ Fokus auf Schieneninfrastruktur stammt noch aus
Sowjetzeiten
‰ Größe des Landes begünstigt Schienenverkehr
wegen langer Transportwege
‰ Straßengüterverkehr wächst zwar stark, verliert
aber dennoch Marktanteile
13
Untypische Verkehrsentwicklung in Russland
Entwicklung der Verkehrsleistung
in Russland
130
‰
Trotz steigender
Motorisierung wächst
Schienengüterverkehr
schneller
‰
Unzureichendes
Straßennetz als wichtige
Ursache
120
110
100
2001=100
90
2001
2001
Schiene
2003
2004
Straße
Quelle: ECMT
14
Nachholbedarf auch im Personenverkehr
Pkw-Dichte in Europa (Pkw pro
1.000 Einwohner), 2004
446
SI
‰
Motorisierungsgrad der
privaten Haushalte und
Verkehrsleistung im
Personenverkehr in
Osteuropa steigen in den
kommenden Jahren stetig
‰
Aber Wachstumsraten
niedriger als im
Straßengüterverkehr
358
CZ
294
PL
275
HU
252
SK
161
RU
546
DE
0
100 200 300 400 500 600 700
Quelle: VDA
15
Immense Herausforderungen an Infrastruktur
‰ Erwartetes Verkehrswachstum wird mit
bestehender Infrastruktur kaum zu bewältigen sein
Erhebliche quantitative und qualitative Lücken
‰ Verkehrsinfrastruktur droht zum Engpassfaktor für
wirtschaftliche Entwicklung zu werden
‰ Relative Priorisierung der Schiene bei Infrastrukturfinanzierung verkehrspolitisch bedenklich
‰ Leere Kassen der öffentlichen Haushalte machen
neue Finanzierungsinstrumente erforderlich
16
Infrastrukturlücke in Osteuropa
Infrastrukturdichte in ausgewählten Ländern
Tschechien
Ungarn
‰
Quantitative Infrastrukturlücke bei der Schiene gering
oder nicht vorhanden
‰
Nachholbedarf v.a. bei
Autobahnen
‰
Qualitative Lücke bei beiden
Verkehrsträgern größer
Slow akei
Polen
Rum änien
Bulgarien
EU-15
Deutschland
m/km²
Fläche
0
30 60 90 120 150
Netzdichte Autobahn (2001)
Netzdichte Eisenbahn (2003)
Quelle: Eurostat
17
Hoher Finanzierungsbedarf für Infrastruktur
‰ Realisierung der transeuropäischen Netze im
Verkehrssektor durch Finanzierungsengpässe der
öffentlichen Hand erheblich verzögert
Finanzierungsbedarf allein in alter EU: rd. EUR 400 Mrd.
Hinzu kommen über EUR 100 Mrd. in MOEL
‰ Mittel für regionale Infrastruktur fehlen ebenfalls
‰ Anteil der Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur in %
des BIP in den letzten Jahren fast überall gesunken
Priorität konsumtiver Ausgaben gegenüber Investitionen
bei Politikern
18
EU strebt alternative Finanzierungsmodelle an
‰ Klassische Finanzierung der Infrastruktur aus
Steuermittel wird nicht ausreichen
‰ Übergang von Steuer- zu Nutzerfinanzierung (Maut)
dringend notwendig
‰ Betreibermodelle mit privatem Partner (PPP) oder
Mautsystem primär unter staatlicher Kontrolle
‰ EU will europaweit Straßenbenutzungsgebühren für
alle Verkehrsteilnehmer einführen
‰ Satellitengestützte Abrechnung wird favorisiert
‰ Ehrgeiziger Zeitplan (aber schon in Verzug)
19
Spezielle Probleme mit Mautmodellen MOEL
‰ Großer Anteil von Neubaumaßnahmen mit hohen
Anfangsinvestitionen
‰ Prognose des Verkehrsaufkommens für
Neubaustrecken schwieriger als bei bestehenden
Autobahnen Î Risiko für private Investoren
‰ Unsicherheit hinsichtlich Zahlungsbereitschaft und
-fähigkeit (Existenz von Alternativrouten,
Einkommensniveau?)
‰ Regionale Verteilung des Verkehrsaufkommens
unsicher
‰ Schlechte Erfahrungen in 90er Jahren
20
Kritische Faktoren bei Mautmodellen
Risikoallokation
Zahlungsbereitschaft und
-fähigkeit der Nutzer
Prognose des
Verkehrsaufkommens
21
Fazit
‰ Starkes Verkehrswachstum in Osteuropa
programmiert; vor allem Straßengüterverkehr
‰ Finanzierung der Infrastruktur eine der größten
Herausforderungen
‰ Übergang von Steuer- auf Nutzerfinanzierung nötig
‰ Einbindung privater Investoren erforderlich
‰ (Staatliche) Mautlösungen werden kommen, aber
viele Probleme im Detail
‰ Realisierung (größerer) elektronischer Mautprojekte
in Osteuropa in dieser Dekade unwahrscheinlich
22