M 1 Aufgaben

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M 1 Aufgaben
Autorin: Prof. Dr. Yvonne Schleicher
Diercke 360° 2/2009 COPY
M 1 Karteninterpretation
Schritte
Ergebnis
1. Thema erfassen –
Wie lautet das Thema der Karte?
2. Raum begrenzen –
Welchen Raumausschnitt der Erde gibt
die Karte wieder?
3. Maßstab beachten –
Wie groß sind die Flächen/Distanzen in
der Realität?
4. Legende lesen –
Welche Bedeutung haben die Symbole
und Farben in der Karte?
5. Karteninhalt beschreiben –
Welche „Geschichte“ erzählt die Karte
über den dargestellten Raum?
6. Karteninhalt erklären –
Wie verändert sich der Raum?
7. Raumtypen bilden –
Sind Erscheinungen in der Karte in
Gebieten konzentriert? Lässt sich eine
räumliche Gliederung vornehmen?
Aufgaben
1. Führe mithilfe von M1 eine Karteninterpretation zur Karte
Diercke u S. 198.1 durch.
2. a)Starte unter www.diercke.de in der Rubrik Karten die
interaktive Kartensuche und öffne die Erläuterungen zur
Karte Diercke u S. 198.1. Informiere dich über die Dimension
und Bedeutung des Ölsandabbaus in Alberta/Kanada.
b)Neben den Erläuterungen zur Karte findest du die Möglichkeit, die Karte Diercke u S. 198.1 auf dem Diercke Globus
Online anzusehen. Wähle die Ansicht im Satellitenbild
aus. Zoome auf Fort McMurray in Kanada, die Boomtown
des Ölsandabbaus und aktiviere die Transparenzschaltung. Mit der Lineal-Funktion (Messwerkzeug) kannst du
die Ausdehnung der aktuellen Abbauflächen und der
dortigen oberirdischen Auffangbecken (Tailing Ponds)
erfassen.
c)Wie sah diese Landschaft vor 15 Jahren aus? Öffne in
Google Earth den UNEP-Layer und vergleiche das Luftbild
aus dem Jahr 1974 mit dem Luftbild aus dem Jahr 2004.
d)Vergleiche den Ist-Zustand der Landschaft in Alberta
mit der Zukunft. In der Atlaskarte Diercke u S. 198.1 geben
verschiedene Kartensymbole Hinweise darauf, wie das
Gebiet in der Zukunft genutzt wird.
e)Werte das Diagramm zu den Förderkosten kanadischer
Ölsande in der Karte Diercke u S. 198.1 aus: Ermittle den
aktuellen Weltmarktpreis für 1 Barrel Rohöl (aktuelle
bearbeitet von:
Tagespreise unter: http://www.tecson.de/prohoel.htm )
und vergleiche diesen mit den Diagrammwerten. Welche
möglichen Folgen lassen sich daraus ableiten?
3. Melde dich unter www.diercke.de mit deinem Diercke-Nutzernamen und Passwort im Premium-Bereich an und öffne
den Diercke Coach. Unter der Rubrik „Aufgaben zu Karten
– Nord- und Südamerika” findest du das Kartenbeispiel zu
Alberta/Kanada. Beginne die Übung zur Karteninterpretation mit der Schwierigkeitsstufe I.
4. Erstelle dir mithilfe von M2 und den Hintergrundinformationen zur Atlaskarte (z.B. aus www.diercke.de ) eine MindMap zum Thema „Ölsandabbau in Alberta/Kanada – ein
Lösungsbeitrag zum Weltenergiebedarf?“
5. Diskutiert in Gruppen die Vor- und Nachteile des Ölsandabbaus in Kanada. Berücksichtigt folgende Diskussionsgruppen: Ölfirma, Arbeiter der Ölfirmen, Stadtverwaltung
von Fort McMurray, Umweltexperten, Bewohner von Fort
Chipewyan und Erdöl-Konsumenten in Europa. Bestimmt
außerdem einen Moderator der Diskussionsrunde. Sammelt
dabei auch die in der Diskussion angesprochenen ungelösten Probleme und schreibt sie unter die MindMap.
6. Benenne die lokalen Handlungsmöglichkeiten jedes einzelnen Bürgers (v. a. Schüler in dieser Klasse und ihre Familien)
im Bezug auf das globale Problem der Energieressourcenförderung und des Energieressourcenverbrauchs.
Autorin: Prof. Dr. Yvonne Schleicher
Diercke 360° 2/2009 COPY
M 2 Betroffene aus der Region Alberta erzählen l
Jennifer Grant, Mitarbeiterin am kanadischen Umweltinstitut in Calgary
„Fauna und Flora werden durch den Abbau von Ölsand
komplett zerstört. Es fängt mit dem Kahlschlag der Wälder an.
Die Feuchtgebiete werden trockengelegt und danach wird die
oberste Erdschicht abgetragen. Die ursprüngliche Natur wird in
großflächige Mondlandschaften verwandelt.
Hier werden täglich 1,3 Millionen Barrel Öl gewonnen. Für jedes
Barrel Öl benötigt man die 3- bis 6-fache Menge an Wasser. Die
Hauptwasserquelle dafür ist der Athabasca River – und das ist
ein riesiges Problem.
Das Land braucht unbedingt eine Alternative für diesen
Wasserverbrauch, doch nach neuesten Forschungsergebnissen
ist hier keine zeitnahe Lösung in Sicht. Der Ölboom selbst hat
aber gerade erst begonnen. Was in den Industrieanlagen
geschieht, gleicht einer Hexenküche: heißes Wasser,
Chemikalien und Zentrifugen zerlegen den Sand in Teile.
Zurück bleiben krebserregende Kohlenwasserstoffe und
Schwermetalle.
Die Rückstände bei der Gewinnung von synthetischem Rohöl
sind so giftig, dass man sie nicht in den Fluss zurückleiten kann,
sondern diese Giftbrühe in oberirdisch offenen Auffangbecken
sammelt. Die gesamte Fläche der Auffangbecken bildet heute
den größten Staudamm der Welt. Dieser Giftmüll ist eine
tickende Zeitbombe. Fachleute schätzen, dass täglich
12 Millionen Liter dieser hochbelasteten Abwässer ins Grundwasser und den Athabasca River sickern.“
Umweltberater von Shell Albian Sands (Ölfirma)
„Hier in Alberta kennt der Ölrausch keine Pause. An 365 Tagen
im Jahr wird rund um die Uhr gearbeitet. Die weltweit größten
Vorkommen an Ölsand sind ein großes Geschäft. Mit der
Preisexplosion der letzten Jahre werden die Investitionen
unserer Firmen rentabel und die Förderung im Tagebau kann
weiter ausgebaut werden. Hier lagern 174 Milliarden Barrel
Öl – verteilt auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie Bayern.
Das Geschäft hat nichts zu tun mit normalen herkömmlichen
Ölquellen, aus denen man das Öl abpumpt. Das entstandene
Öl versickerte hier im losen Erdreich, deshalb ist die Förderung
wesentlich aufwendiger. Das schwarze Gold liegt nicht an der
Erdoberfläche sondern es beginnt in rund 30 Meter Tiefe. Zu
unseren Abbauplänen gehört auch die Planung der Rekultivierung der Flächen, so dass wir an den gleichen Stellen in ca.
30 Jahren wieder natürliche Landschaften vorfinden können.
Die gigantischen Industrieanlagen und die weltweit steigende
Nachfrage nach Rohöl zeigen: Wir müssen hier weitermachen
und die großen Investitionen kommen erst noch auf uns zu.
Natürlich nehmen wir dabei die Sorgen der Menschen sehr
ernst.“
bearbeitet von:
Melissa Blake, Bürgermeisterin von Fort McMurray
„Wir sind hier das Epizentrum des Ölbooms. In den letzten
zehn Jahren hat sich die Einwohnerzahl von Fort McMurray
verdoppelt. Menschen leben am Rande von Fort McMurray in
Wohnwagensiedlungen, und das auch im Winter bei – 50 °C.
Mein Job ist hier völlig anders als der von einem Bürgermeister
in anderen Städten.
Die traumhaften Zuwachsraten und der Ölboom haben aber
große Herausforderungen mit sich gebracht: Wir brauchen hier
z.B. nicht nur eine neue Straße, sondern gleichzeitig zehn. Wir
brauchen auch kein normales Krankenhaus, sondern eines für
100 000 Menschen.
Ein riesiges Problem für die Menschen ist die Wohnungsnot:
Wir haben nicht genügend Wohnungen für alle Ölarbeiter. In
unserem Klima ist das provisorische Leben auf dem Campingplatz im Wohnwagen äußerst belastend. Um die Wohnungsnot
zu lindern, werden jährlich 1600 neue Häuser gebaut. Problematisch ist dabei der Anstieg der Immobilienpreise: In 5 Jahren
stieg der Wert einer Immobilie von 100 000 auf 600 000 Dollar.
Trotzdem findet jedes Haus in Kanadas teuerstem Ort einen
Käufer. Wer nicht so viel Geld ausgeben kann, lebt auf dem
Campingplatz oder wie derzeit 20 000 Menschen in schuhschachtelgroßen Zimmern in den Container-Camps der
Ölfirmen. Und das Wohnungsproblem wird sich noch verschärfen. Wenn der Ölboom anhält, wird die Stadt in den nächsten
Jahren auf 200 000 Einwohner anwachsen, denn die Gehälter in
der Ölbranche sind astronomisch. Hier verdient man durchschnittlich 100 000 Euro im Jahr. Das ist doppelt so viel wie im
übrigen Kanada. Keiner will hier mehr als Kellner, Elektriker
oder Arzt arbeiten. Alle wollen schnell zum großen Geld
kommen.“
Abholzung der borealen Nadelwälder für den Ölsandabbau
Autorin: Prof. Dr. Yvonne Schleicher
Diercke 360° 2/2009 COPY
Betroffene aus der Region Alberta erzählen ll
Andrew Devow, Mechaniker bei einer Ölfirma in Fort
McMurray
„Heute bin ich 30 Jahre alt. Wenn mein Job hier so weiter läuft,
setze ich mich mit 40 zur Ruhe. Dann gehe ich heim und kaufe
mir mein Haus – und das zahle ich „cash“ (in bar). Hier leben wir
alle nur um Geld zu machen, dieser Ort wird nie unser Zuhause
sein. Viele von uns waren vorher arbeitslos wie Gary Tucker, der
als Hochseefischer aus Neufundland kam. Er ist schon zwei
Jahre hier und will noch vier Jahre dranhängen, dann ist
Schluss.“
Dr. Kevin Timoney, Experte für Umweltgifte
Dr. Timoney wurde von Big Ray Ladoucer, Stammesältester der
Nachfahren der Cree aus Fort Chipewyan, zu Hilfe gerufen. Der
Ort Chipewyan hat heute 1200 Einwohner, die meisten davon
sind Nachfahren vom Stamm der Cree. Bei ihnen nimmt die
Zahl rätselhafter Krebserkrankungen zu. Normalerweise stirbt
von 100 000 Menschen einer an Gallengangskrebs. Hier sind
schon fünf Einwohner daran verstorben. Unlängst ein
28-Jähriger.
Dr. Timoney informiert sich beim Stammesältesten über die
Stimmung in der Gemeinde. Die Natur gilt den Bewohnern als
heilig. Auf den ersten Blick ist auch alles intakt: Sie leben vom
Fischfang und der Jagd. Seit sich die Industrie am Athabaska
angesiedelt hat, ist die Natur aus den Fugen geraten. Die
Umweltverschmutzung bereitet den Menschen große Sorgen.
Sie haben Angst Fisch zu essen. Um die genauen Zusammenhänge herauszufinden, entnimmt Dr. Timoney bei jedem
Besuch Wasserproben aus dem Fluss. Im Mündungsdelta, wo
der Athabasca River sehr flach und langsam wird, lagern sich
viele Stoffe ab – genau dort, wo die Fischer ihre Netze auslegen. Immer häufiger fangen sie Fische mit den unterschiedlichsten Deformationen: dicke Buckel, große Augen, schiefem
Skelett und anderen Anomalien. Dr. Timoney, der Experte für
Umweltgifte, vermutet einen Zusammenhang zwischen den
Fischen und den Krebsfällen. Die Quecksilbermenge in den
Zandern der Athabasca-Region ist seit den 1970er-Jahren
angestiegen; eine gute Erklärung dafür ist die Industrie. Das
zuständige Gesundheitsamt hat angeordnet, den Verzehr von
Zander einzuschränken.
Den Ökologen interessieren nicht nur die Statistiken, sondern
vor allem die Menschen und deren Beobachtungen: Sie
beobachten die Zunahme von Fischen mit großen Köpfen und
anderen Anomalien. Was macht die Fische krank? Das Quecksilber oder anderen Gifte? Die Fische sind ein klarer Beweis für
die fortgeschrittene Umweltzerstörung. Die Ölindustrie
kümmert sich nicht darum, dass in Fort Chipewyan Menschen
sterben. Die kanadische Regierung verdient am Ölboom und
die meisten Menschen in der Welt ahnen überhaupt nicht, was
hier passiert. Dr. Timoney hofft, dass die Weltgemeinschaft ihr
Öl woanders kauft, wenn sie merkt, was hier passiert.
Wissenschaftler an der Universität Alberta
„In unseren Forschungsprojekten beschäftigen sich die
Forscher mit drei großen Problemfeldern des Ölsandabbaus in
Alberta: dem Wasserverbrauch, den Abwässern und den
Abgasen der Industrieanlagen.
Statt die Abgase und damit auch die Treibhausgase mehr oder
weniger gefiltert über Schornsteine in die Luft entweichen zu
lassen, wird versucht, sie unterirdisch in Kohleflözen zu
deponieren. In komplizierten Laborversuchen lassen sich
Abgase in Kohle pressen. Die Technik zur Lösung der Umweltprobleme wird voraussichtlich erst in 10 bis 20 Jahren für die
Ölindustrie in der Praxis anwendbar sein. Die Kosten dafür sind
enorm hoch.
Die Rückgewinnung von Wasser aus dem Restschlamm soll zur
Reduzierung des Frischwasserverbrauchs in der Ölindustrie
beitragen. Nach Laborversuchen zeigt sich, dass das nach
Filterprozessen extrahierte Wasser sauber genug ist, um es in
den Produktionsprozess zurückzuführen. Auch wenn heute
schon zwischen 80 und 90 Prozent der Abwässer recycelt
werden, sind die Restschlammmengen dennoch enorm:
Täglich fließen 200 Millionen Liter in die oberirdischen Auffangbecken. Die Forschung sucht nach einer Antwort auf die
Frage: Wie kann das Bitumen mit so wenig Wasser wie möglich
aus dem Ölsand rausgewaschen werden? Eine Produktion
ohne Wasser wäre revolutionär und würde die Abwasserbecken überflüssig machen. Im Rahmen der Grundlagenforschung im Nanobereich suchen die Wissenschaftler nach
Lösungen für verseuchtes Wasser und verseuchte Böden –
gefunden sind sie noch nicht.“
Quelle: Gerisch, C. und Scheele, B.: Öldorado in der Wildnis. Kanada investiert in
Ölraffinerie in Fort McMurray
bearbeitet von:
Ölsandfelder. ZDF, Abenteuer Wissen vom 25.2.2009.