Danke, Anke - Uschi Bauer - Kommunikation mit allen Sinnen

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Danke, Anke - Uschi Bauer - Kommunikation mit allen Sinnen
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Ank e Engelk e als Schauspielerin in
" Germ anik us"
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Ach, Harald. Es war der erst e war m e Tag in Ham burg. Das Sonnenlicht t änzelt e über der Elbe.
Und von der Köhlbrandbrücke hört e m an das aeolische Sum m en, das der Frühlingsw ind den
St ahlseilen ent lockt e. Es war der Tag, an dem die Bienen für einen k urzen Ent schlackungsflug
erst m alig ihre St öcke verlassen und die Hausfrauen die Wäsche raushängen. Die Büroherren v on
der Großen Elbst raße war fen in der Mit t agspause ihre Schlipse über die Schult er und dacht en –
an nicht s. Ach Harald, w ie glück lich waren w ir dam als, wenn das, was w ir m orgens in der
Frankfurt er Allgem einen gelesen hat t en, abends aus deinem Mund k am ! Aber seit du weg bist ,
sind w ir allein – m it dem Regen, der Nacht , dem st illen Wasser und Kerner.
Es war der er st e warm e Tag in Ham burg. Wie gesagt . Und plöt zlich war da der Klang des
Shim m y- Shim m y, und es r och nach Shea- und Kakaobut t er, nach einer Ext raport ion Glanz, nach
sexy Vanille und som m erwar m em Lavendel. Der Tag war Engelsst aub und Pflege in einem . Herr
Schm idt , dort oben, in der Grand Suit e der Clipper Elb- Lodge m it Panoram ablick und drehbarem
Flachbildfernseher haben w ir in diesem Mom ent Anke Engelke ver lassen. Sie ist I hre
Nachfolger in. Sie ist t oll. I hre Zunge ist auch auf der Rück seit e rosa.
!E# " Am Vort ag waren die v on der I llust riert en dagewesen, ein Grauhaar iger und sein Helfer, sagt e
die Pressedam e, und der v on der Zeit hat t e r ost farbene Tulpen m it gebracht , ganz alt e Schule.
Die st anden j et zt in der Vase. Gala, Spiegel und die Tageszeit ungen hat t en ihre Audienzen bei
Frau Engelke im St undent akt absolv iert , weil das heut e so üblich ist , bei den St ars.
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Sie war noch in der I nnenst adt und hat dort eine Seven- for- all- m ank ind- Jeans gekauft . „ Das sind
Jeans, die einen t ollen Hint ern m achen, auch wenn m an einen Problem arsch hat “ , sagt sie. Ob
sie m ehr w iegt als 40 Kilo? „ Nee, nee, nee“ , ruft sie da m it Engelkes auf die Brust geset zt er
Proll- Sket ch- St im m e, kneift sich in die Love- Handles über dem Jeansrand, „ da geht noch was,
kuck m a hier, un hier, höm m a! “ Sie hat ganz braune Haut . Dann set zt sie sich vor das Sofa auf
den Boden w ie eine „ Sieben m al Sieben Tee“ - Tr inker in, die Pressedam e recht s, ihre Managerin
gegenüber, das Sushi v or der Nase. Veggiroll, Tam ago, I ngwer. „ St ört es Sie, wenn ich esse?“
Sie ist sehr höflich, sie schm at zt auch sehr höflich. Manchm al glaubt sie, ein Reiskorn auf den
w irk lich t adellosen Schneidezähnen zu spüren, dann dreht sie ihre Zunge um die Achse und
w ischt v on der Seit e über die Zähne. Sie scheint sehr reinlich zu sein, pedant isch, eine, die das
Sushi nach Syst em isst . Und sie m ag ihre Zunge. Ob v iele Report er sie zum Lachen br ingen
wollen? „ Gut en Tag, Frau Engelen“ , so was in der Art ? Was sagen Sie denn so, Frau Engelen:
Schwan oder Horst , wer soll es denn werden?
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Anke Engelke ist ernst haft und rülpst nur ganz
leise. Man hört es fast gar nicht . Wenn ihr einer
lust ig kom m t , w ird sie ernst . Am 17. Mai w ir d
sie zum er st en Mal m it ihrer Spät v orst ellung bei
Sat .1 an den St art gehen.
Und zwar so: " Eine Bühne für den Prot agonist en
– in diesem Fall eine Frau, großes Publikum .
Aufzeichnung um sechs oder sieben. LiveEvent s, w ie Ber linale et wa, w ir werden in At hen
sein und bei den Oscars. Eine Live- Band links,
k leine Bühne m it Sesseln für Gäst e, ein Tisch,
der nicht so schwer ist w ie in m ännlichen Lat eShows, sondern leicht er. Der St and- up
unt erscheidet sich nicht von denen der Am is.
Rundblick auf den Tag, sat irische Verarbeit ung
dessen, was passiert ist . Dazu Einspieler,
Sket che. Das m uss m an ausprobieren. Das
kann m an als Blubb m al dazw ischenschießen.
Da m uss m an sich eingrooven. Jeder, der was
zu erzählen hat , ist als Gast w illk om m en. Jeder
der int eressant ist und kein Ar sch. Die Com edy Kollegen wollen alle k om m en. Und Polit iker
k lopfen auch an. Wenn ein Ar sch k om m en soll,
brauch’ ich gar nicht erst zur Arbeit gehen. I ch kann nicht gut I nt eresse heucheln. Wenn ich
euphorisch bin, bin ich euphor isch. Boah is dat lecker hier, dat Sushi! " Und dann folgen zwei,
drei Sät ze auf Fant asie- Japanisch. Wenn m an ihr gegenüber sit zt , w ird m an aut om at isch zur
Com edy- Geisel. Journalist en, die nicht hinhören, sondern m it Tonbändern rum hant ieren und ihre
Fragen vergessen. " Alles schon hier oben, t oc, t oc, t oc" , sagt Anke und k lopft sich an die St irn.
Neulich hat sie sich Sandra Maischbergers Mim ik eingeprägt – könnt e m an auch m al schön
parodieren.
Es gibt einen, der glaubt , dass Anke Engelke das m it den Gäst en lieber lassen sollt e, Rudi
Carrell: " Anke ist eine t olle Sket ch- Spieler in, aber sie kann keine akt uelle Com edy m achen! Sie
kann auch nicht s m it Gäst en anfangen, sie kann nicht reden."
Anke Engelke sagt , sie sei ein Kopfm ensch, pr ivat sei noch m al anders, aber im Job, da m ache
sie alles m it dem Kopf. Und erst , wenn was läuft , darf der Bauch ran. " Die Allesr icht igm acher in" ,
hat die t az sie einm al genannt . Sie kann st reng geradeaus gucken und dann sagen: " Mein Ziel ist
es, die Leut e v or Lachen zum Weinen zu bringen." Tränen lachen, das ist das Ziel! Dafür nim m t
sie bei " Lady kracher" , " Freit ag nacht " oder " Blind Dat e" auch Blut st ürze in Kauf. Wenn sie
beispielsweise falsche Zähne t ragen m uss, w ie bei der Regine- Hildebrandt - Parodie. Die Zähne
haben oben zwar alles aufgeschnit t en und wund gerieben. Aber auf ihre Hildebrandt ist sie noch
im m er st olz, w ie auf nicht s anderes. Nicht darauf, dass sie als Kind Bob Mar ley int erv iewt e, sich
im Südwest funk am Mikrofon fest biss, obwohl v iele sie für unbegabt hielt en. Nicht auf die OscarBericht erst at t ung, die Fernsehpreism oderat ionen, die ganzen Gr im m e- und Bam bi- Preise, die
" Blind Dat es" m it Olli Dit t r ich im ZDF. „ Worauf bist e st olz? I ch würde im m er , Regine‘ sagen, weil
die m ich angefasst hat – m it Händen und m it Wort en." Eigent lich könnt e sie j et zt gut m al den
Horst Köhler par odieren. Will sie näm lich lange schon, m al einen Mann spielen. Dabei t ut sie das
andauernd, aus dem St and. Sie spielt den Köln- Sülzer, et wa, wenn er sie an der Käset heke
ent deckt : " So lust isch sinn Sie j a j ar nit , Frau Engelken, un Se sinn auch v iel k leiner w ie im
Fernsehen, un sinn Se nit j eschm inkt ?"
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Das m it dem Tränenlachen gilt nat ürlich auch beim Arbeit en. Kuschelk lim a, ganz eng und ganz lust ig, sonst kann sie nicht . Die
50 Mit arbeit er sollen sie lieben und abends nach Hause gehen und sagen: I ch hab’ heut e w ieder kräft ig in die Hose gepullert
vor Lachen. " Hat m an j a m anchm al" , erk lärt Dr. Engelke, " ich hab’ das auch, da braucht m an gar keine Blasenschwäche für."
Alle in der Anke- Com pany , Mit spieler, Gag- Schreiber, Kost üm assist ent innen, haben den gleichen Hum or, ihren Hum or, und
Hosen zum Wechseln.
Sie kann sich nicht er innern, j e in ihrem Leben einen schlecht en Tag gehabt zu haben. Es m uss t oll sein, für Anke Engelke zu
leben! Es m uss befeuernd sein, in Köln zu ar beit en und Roger Schaw insk i zum Chef zu haben. Für v iele j edenfalls. Als der
Schweizer im vergangenen Dezem ber auf den Chefsessel von Sat .1 plum pst e, ging Harald Schm idt bekannt lich nach Bora- Bora.
Und Anke wurde die Neue von Mülheim - Mülheim . Da ist was Blödes passiert im Dezem ber. Als Schm idt kündigt e und
Schaw insk i bei der Produkt ionsgesellschaft Brainpool anfragt e, ob m an die Engelke m al fragen könnt e, als Er sat z
gew isserm aßen. Da st and in den Zeit ungen, dass Anke Engelke der " Ersat z" für Harald Schm idt würde. Dessen Nachfolger in.
So, w ie Sandra Maischberger dam als als Nachfolger in von Alfred Biolek angekündigt w orden war. " Das ist irrt üm lich durch die
Presse gesaust , dass ich alles über nehm e" , sagt sie, " die Anzüge, das Aut o, die Band, die Mit ar beit er." St im m t aber gar nicht .
Denn bei ihr kom m e alles neu. I hr Freund, Claus Fischer, t r it t da m it der Band auf, der Fred Kellner Band. Zwei Keyboar ds,
Git arre, Bass, Schlagzeug, Trom pet e, Posaune. Sie zählt alle I nst rum ent e gew issenhaft auf. Das scheint ihr w icht ig zu sein,
dass keiner von der gr oßen Engelk e- Fam ilie unt er den Tisch fällt . Elf Jahre lang haben Susanne und Anke Engelke dort
m it gesungen, da hieß die Band Fr ed Kellner und die fam osen Soul- Sist ers. Und im Som m er haben sie w ieder einm al sechs
gem einsam e Auft r it t e m it der ganzen Bande. Die Schwest er, der Neffe, der Ehem ann, die Tocht er, der neue Freund.
" Paradiesisch" , sagt sie, " aber m anchm al fragt m an sich, ob m an in der falschen Zeit lebt ." Musik verbindet . Und der Mann, von
dem sie zwar get rennt ist , aber eben auch nicht , weil er schließlich in der Band spielt und der Vat er des acht j ähr igen Kindes ist ,
der bleibt eben auch verbunden und in der Fam ilie. Sie hat die Wonnen der Gew öhnung gern.
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Und die Haare? Die wollt e Diet l so, Helm ut Diet l. Sie spielt ihm eine sehr kont rolliert e, sehr erfolgsort ier t e Berlinerin nam ens
Helena. Der Film heißt " Vom Suchen und Finden der Liebe" . Keine Haupt rolle, sagt sie. Die spielt Alexandra Mar ia Lara. Harald
Schm idt hat auch einm al einen Diet l- Film gem acht , " Lat e Show" . Er ist zu Recht so gut w ie vergessen, was nicht an Schm idt
liegt . Die Haupt rolle spielt e dam als Thom as Got t schalk. Jet zt also schwarze Haare m it gelben Blockst r eifen. " Meine Haare
m achen alles m it " , philosophiert Anke Engelke und spielt die lust igst e Frau des deut schen Fernsehens, " das hat der liebe Got t
gut vert eilt . I ch bin zu k lein. I ch schreib’ im m er einsfünfundsechzig, aber ich zieh’ hohe Schuhe an: Jil- Sander- St iefelet t en,
Ausverkauf. I ch bin k lein, aber schöne Haare. I ch bin ext rem e Spät ent w ick lerin. I ch st and in der Schule w ie Pief daneben, ich
war unglück lich – aber ich hat t e im m er schönes Haar." Da lachen die drei Com edy - Geiseln. Wenn sie die ernst haft e Anke
inszeniert , ist sie w ir k lich sehr kom isch. Und wenn sie vulgär ist , öbszöne Sät ze sagt , die ihre Elt ern j edes Mal aufs Neue
schock ieren, die sie aber sagen m üsse, weil das eben in ihr sit ze und raus m üsse, dann ist sie groß in For m . Einsfünfundsechzig
m it Schuhen, 45 Kilo, aber ein Organ w ie Pavar ot t i.
Und dann m üssen w ir auch raus. Also w irk lich, sagt die Pressedam e, w ir haben schon eine Viert elst unde m ehr gegeben, wegen
der Wart ezeit . " Mom ent " , ruft Frau Engelke da, " das Geschenk! " Und dann k om m t sie m it et was k leinem , weißen, einer Art
Crem eseife in verrut scht er Herzfor m . " Also hier handelt es sich um einen sehr schönen Duft , den können Sie beispielsweise auf
die Arm e auft ragen, glit zert schön, aber wenn nicht , können Sie das auch in der Handt asche lassen, riecht die Tasche eben gut .
Auf Wiedersehen." Ach Anke. Ein Hauch v on Engelsst aub, Shim m y- Shim m y. Sie hat das ir gendw o in Berlin gekauft , in der Nähe
des Tränenpalast s. I ch w ill nie m ehr anders r iechen. I ch w ill nie m ehr abends „ Beck m ann“ oder „ Kerner“ gucken. I ch w ill eine
Seven- for - all- m ank ind- Jeans. I ch w ill nie m ehr Harald Schm idt nacht rauern. Es ist w ieder wärm er gew orden in Deut schland.
Danke.
FG H*I J(K@LMONQP8RK