LICHT-sPIELEr der edelsten VErFüHruNG

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LICHT-sPIELEr der edelsten VErFüHruNG
elite 4/2011 EUR 4,– SFR 5,– $ 5,50
MUCHA
S
EINMALIG. ERLESEN. EDEL.
ausTro IT-GIrLs
Jung, reich
& verzogen
ProMI-PLEITEN
Berühmt,
begehrt &
bankrott
sEPP GaLLauEr
LICHT-sPIELEr
der edelsten VErFüHruNG
und sein Model Goncalo Teixeira für Hugo Boss by Grandits
inhalt
E D E L .
Mobile Juwelen
Die teuersten
Handys der Welt
Leserbriefe
46
30
Ausgekocht
Wenn teure
Luxusküchen
nicht passen
Passion in Blauweiß
Dieter Questers Bester
60
54
52
50
48
46
40
36
30
26
Ausgespielt
Wenn Promis in die
Pleite schlittern
22
18
14
22
Coverstory
Sepp Gallauer: Von
einem, der Licht und
Schatten zu biegen
vermag. Die erotischen
Bilderwelten des
Wiener Starfotografen
Die Austro-Connections
Alpenrepublik statt Hollywood
MODEL: Goncalo Teixeira
für Hugo Boss by Grandits
FOTO: Sepp Gallauer
10
elite
84
54
82
Editorial
40
72
E R L E S E N .
Rosenkrieger
Wenn scheiden wirklich weh tut
E I N M A L I G .
82
Society:
So feiert
die Elite
Sterndeuter
Himmlische Lotterie
für Gutgläubige
164
156
150
146
142
Must Haves
Herbstliche
Modeträume
134
124
118
116
110
100
88
86
Zum Sterben schön
Elitäre Gräber
142
130
100
128
Katharina Thumser
Mission Lebenswelt
Die Abkassierer
Hoch gestapelt,
tief gefallen
88
Umfrage
Was versuchen Sie vor Kameras zu verbergen?
Trauminseln
Oasen für Zivilisationsverweigerer
132
118
156
110
Austro-It-Girls
Nichtskönnerinnen
im Rampenlicht
132
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Bankverbindung Raiffeisenbank Wien, Kto.Nr. 7.016.207 Blattlinie Unabhängiger & unbequemer Fachjournalismus
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EDITORIAL
„Nur die Wahrheit beleidigt“
elite ist verdammt offen, ehrlich und daher unangenehm – aber es wirkt.
F
ür einen Unternehmer – sprich jemanden, der
leidenschaftlich gerne Dinge in Bewegung
setzt – gibt es nichts Schöneres, als wenn sich
seine Ideen erfüllen. Was kann beglückender
sein, als zu sehen, wie die Abenteuer, die in deinem
Kopf gewachsen sind, Realität werden. Und wenn
das Ganze – vom Erfolg, vom Angenommen werden
und von der Wirtschaftlichkeit her gesehen – auch
noch funktioniert, dann ist die Freude übergroß.
Bei unserer neuen Zeitschrift elite ist all dies eingetreten. Wir wollten über die einmaligen, erlesenen, edlen
Momente des Lebens reflektieren. Aber nicht so wie
übliche „Luxus-Magazine“. Die bejubeln nämlich die
Edelmarkenhersteller und ihre Produkte, in der steten Hoffnung, dass die ihnen deshalb Werbeaufträge
geben. Ein schier hoffnungsloses Unterfangen, denn
heutzutage gibt es auf der Welt Tausende Luxuszeitschriften, die in jeder Ausgabe gierig nach Anzeigen
dürsten.
Wir haben als unser Konzept das genaue Gegenteil von dem aller anderen gewählt:
Haben uns vorgenommen, schlicht die Wahrheit zu schreiben. Auch wenn das dazu führt,
dass so mancher Werbeentscheider zornesrot
anläuft und schwört, nie wieder bei uns zu
werben. Da bekanntlich der Wurm dem
Fisch schmecken muss, haben wir uns dafür
entschieden, unseren LeserInnen gegenüber
Klartext zu schreiben. Wo sonst sagt man ihnen die
Wahrheit über Rolls Royce. In welcher anderen Zeitschrift können sie lesen, wie Cartier den Kundinnen
um etliche Tausende Euro einen Chronometer mit einem Quarzwerk andreht, das es im Einkauf um unter
100 Euro gibt. Und wo sonst informiert man sie darüber, welcher Pfusch beim Einbau von Luxusküchen
passiert, wenn Planungsfehler überhand nehmen
oder Messfehler dazu führen, dass die Kochtrauminsel im Meer der Verzweiflung versinkt.
All dies lesen Sie definitiv nur in elite. Und den
Leserinnen schmeckt’s. Wobei ich persönlich in
Sachen „was kommt gut an bei den Menschen“
wohl noch ziemlich viel zu lernen habe. Natürlich
hilft mir meine Erfahrung nach 35 Jahren als Verleger von erfolgreichen Fachjournalen. Aber es ist
doch ein Unterschied, ob man sich an eine Publikumszeitschrift wagt oder für einen geschlossenen
Leserkreis berichtet. Eines meiner spannendsten
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elite
Aha-Erlebnisse kann ich Ihnen einfach nicht vorenthalten:
Wir haben die Titelgeschichte über die neidigsten
Österreicher siebenstellig beworben und das Heft
hervorragend verkauft. Mit einem perfekten Cover,
mit Styling, mit überdimensionalen Plakaten an neuralgischen Punkten der Landeshauptstädte, mit über
1.400 24 Bogen-Plakaten österreichweit und einer
flächendeckenden Anzeigenkampagne. Und dann die
Überraschung:
Bei der nächsten Titelgeschichte mit einem Titelblatt,
das mich – um es vorsichtig zu formulieren – nicht
gerade vom Hocker gerissen hat, haben wir um ein
Eck mehr Hefte verkauft. „Schneiden, legen, beichten, föhnen“ hieß die bislang bestverkaufte Ausgabe
von elite. Darin ging’s darum, warum Frauen beim
Friseur vieles ausplaudern. Liegt darin das Geheimnis
des Erfolges von Magazinen? Ist die p.t. Leserschaft
schon so übersättigt, dass man nur mehr mit
ganz außergewöhnlichen Reportagen durchkommt? Wahrscheinlich. Mich erinnert das
daran, was mir seinerzeit der legendäre Verleger Kurt Falk erzählte:
Der Ex-Kronenzeitungs-Hälfte-Eigentümer,
der die Tageszeitung täglich Alles in den Sand
setzte und seinen Sprösslingen die Ganze
Woche – Österreichs größtes Wochenmagazin – hinterließ, verkaufte die größte Auflage
aller Zeiten mit (das glauben Sie mir jetzt nie) einem
Schnittmuster für ein Sommerkleid für Damen, das er
der Ganzen Woche beilegte. Dieses Heft war so etwas
von vergriffen, dass man sich das gar nicht vorstellen
kann. Irrwitzig.
Sohin haben wir uns diesmal für eine starke männliche Persönlichkeit auf dem Titelblatt entschieden. Die
Cover-Story führt zum Schaffen des renommierten
heimischen Fotografen Sepp Gallauer.
Er stellte uns für die Titelgeschichte die besten Aufnahmen seines Lebens zur Verfügung. Viel Spaß mit
der Lektüre der vorliegenden Ausgabe wünscht Ihnen
Ihr
Christian W. Mucha
Herausgeber
PS: Während Sie elite genüsslich lesen, machen wir
erneut etwas, womit ich im Jahr 1986 begonnen habe:
MU
Wir testen wieder. Als ich seinerzeit mit
dem Restaurant-Guide „Der Mucha“
(nur geschlagen von Hugo Portischs
legendärem Buch „Österreich I“) die
zweite Stelle der Austro-Bestsellerliste
erreichte und 46.000 Exemplare verkaufte, keimte in mir der Gedanke, auch
Geschäfte zu testen. Meine erste Frau
Claudia (nicht zu verwechseln mit meiner zweiten Frau Barbara) brachte dieses
Buch im Jahr 1988 unter dem Titel „Die
Mucha“ in meinem Verlag und nach
meinen Ideen erstmals auf den Markt. So
viel zum Thema „wer hat’s erfunden“.
In den letzten zwei Jahren ist mir aufgefallen, dass unterschiedliche Verlagsgruppen sehr sorglos mit dem Testen
umgehen:
Da werden wahllos Studenten eingesetzt, die über 800 Euro Monatseinkommen verfügen und dann zu einem Juwelier
einkaufen gehen sollen, wo es eine Uhr
um 15.000 Euro zu erstehen gilt:
Wie soll jemand über einen Juwelier befinden, der nicht weiß, was eine Complikation ist und glaubt, dass deshalb seine
Waschmaschine stecken bleibt? Ich musste mit Entsetzten entdecken, dass diverse
Verleger mit einer unnachahmlichen Nonchalance all das, was ich mühevoll entwickelt, aufgebaut und erfunden habe, ohne
Rücksicht auf den Erfinder und sein Verantwortungsgefühl vaporisieren.
Was ist von einem Uhrengeschäfts-Tests
zu halten, bei dem in einem Jahr das
Ambiente gelobt wird und im nächsten
Jahr Einrichtung und Ausstattung bekrittelt werden? Wenn die linke Hand nicht
mehr weiß, was die rechte tut, dann sollte man Tests besser bleiben lassen. Doch
hierzulande herrscht die Freiheit, dass
jeder testen darf. Auch ohne Eignungsprüfung oder Führerschein. Wir wollen
es besser machen und haben deshalb den
Entschluss gefasst, schon in der nächsten
Ausgabe von elite in verschiedenen Branchen erneut zu zeigen, wie wahrhaftig
qualitative Tests funktionieren. Ich bin
überzeugt, dass Ihnen das eine wertvolle
Hilfe beim Einkaufen sein wird. Und dass
man es schätzen wird, wenn Testberichte
über österreichische Betriebe wieder in jener Qualität auf den Markt kommen, für
die mein guter Name stets gestanden hat.
Ich würde mich freuen, wenn Sie auch
unser nächstes elite kaufen und lesen. Es
erscheint Mitte Dezember.
Der Obige.
CHA
S
L E S E R B R I E F E
MUCHA
Programm zu schließen, das macht
Ihnen auch so schnell keiner nach.
Die Red.
S
EINMALIG. ERLESEN. EDEL.
❦
THEMA: DER WILDBOLZER
ELITE 3/2011
HAARIGE GESTÄNDNISSE
Schneiden, legen,
beichten, föhnen.
WARUM FRAUEN BEIM FRISEUR ALLES AUSPLAUDERN. S. 42
Liebe Redaktion,
ich habe Klaus Wildbolz bisher immer
für einen typischen Vertreter der
Schmalzschauspielerei gehalten. Aber
sein fahrender Untersatz – echt cool!
Jetzt darf er, von meiner Warte aus
betrachtet, ruhig weiter schmalzeln …
Georg Berg, Linz
THEMA: PROMI-FRISEURE
ELITE 3/2011
Jetzt wissen wir wenigstens, warum
manche Frauen und Männer Stunden
beim Friseur verbringen können.
Also, nicht nur die Haare werden
aufgefrischt, nebenbei muss der
Promi-Figaro auch noch als Seelenklempner fungieren. Dafür sind
die Preise direkt noch human. Und
dafür, dass er sich auch noch den
ganzen Tratsch und Klatsch anhören muss, könnte er eigentlich auch
noch bei den Ehemännern kassieren,
die von dem Geschwafel verschont
bleiben. Insofern muss ich sagen,
habe ich die Zunft der Friseure
bisher unterschätzt. Nur: Der ORFGeneral sollte sich vielleicht einen
anderen Figaro suchen, dann klappt’s
möglicherweise auch wieder beim
Programm.
Wolfgang Klar, Wien
Lieber Herr Klar,
schön, dass Ihnen unsere Figaro-Story gefallen hat. Und von der Frisur
des ORF-Generals auf dessen TV-
Lieber Herr Berg,
ja man glaubt es kaum. Herr Wildbolz ist – zumindest nach Drehschluss – ein wilder Hund. Möglicherweise zupft er aber gerade
wegen der Drehbücher besonders
hart am Gaspedal. Irgendwie muss
der arme Mann sich ja abreagieren.
Die Red.
❦
THEMA: GOTT HAT EINE ROLEX
ELITE 3/2011
Sehr informativ habe ich den Artikel
„Gott hat eine Rolex“ gefunden. Dass
der Dalai Lama eine Rolex trägt, war
mir nicht bekannt. Che Guevara hatte
aber auch eine am Handgelenk, als er
1967 in Bolivien erschossen wurde,
Fidel Castro trägt seine heute noch.
Vermisst habe ich in Ihrer Aufstellung
allerdings, dass alle Astronauten der
US-Apollo-Weltraummission mit
Omega Speedmaster-Uhren ausgestattet waren.
Ulli Sternig, Klagenfurt
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AUSGABE 4/2011 EUR 4,– SFR 5,– $ 5,50
COVERSTORY
MUCHA
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EINMALIG. ERLESEN. EDEL.
ausTro IT-GIrLs
Jung, reich
& verzogen
ProMI-PLEITEN
Berühmt,
begehrt &
bankrott
sEPP GaLLauEr
LICHT-sPIELEr
der edelsten VErFüHruNG
und sein Model Goncalo Teixeira für Hugo Boss by Grandits
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❜
Naomi Campbell kam mit
drei Tagen Verspätung zu
meinem Shooting, da sie
mit Gianni Versace zwei
Tag lang Mittagessen war …
Ich bin sie dann aber
ordentlich angefahren.
Solchen Supermodels
darf man nicht unterwürfig kommen.
Sepp Gallauer
über Model-Zicken
elite
COVERSTORY
Sepp Gallauer
des
Hüter G-Punktes
Eine geheimnisvolle Stelle, dieser G-Punkt. Bei Sepp Gallauer ist er klar
definiert: Österreichs Elite-Fotograf Nr. 1 findet den G-Punkt schnell
nach dem Umkreisen seiner Opfer: Es ist jener Blickwinkel, der die von
ihm Abgelichteten am attraktivsten erscheinen lässt. elite zeigt, was
Sepp aus dieser Gottesgabe gemacht hat.
Von ROMAN ROZNOVSKY
Alle Fotos: Sepp Gallauer
N
aomi Campbell und Linda Evangelista zeigten sich ihm wie Gott sie schuf,
Staatsopern-Ballerina Karina Sarkissova verdankt seinen „Skandalfotos“
ihre Karriere und Josefstadt-Aktrice Katharina Straßer nahm ihn überhaupt gleich zum Fotografieren mit auf ihre Toilette. So etwas schafft in
Österreich nur einer: Sepp Gallauer.
Wenn Gesichtsfalten sprechen könnten, seine hätten genug Stoff für einen ganzen
Roman. Josef Gallauer, „der Sepp“, wie er in der Szene genannt wird, ist wohl
die erdigste Erscheinung in der heimischen Modebranche. Mehr noch, der gelernte Tischler ist so etwas wie die Axt im Wald der Modefotografie. Wo andere herumeiern, steht das Raubein breitbeinig im Studio und gibt mit seiner sonoren Stimme Anweisungen. Was andere hinter ihren manikürten Händchen
flüstern, sprudelt aus ihm laut und direkt heraus. Doch bei all dem Poltern zielt
Sepp niemals unter die Gürtellinie und so geraten seit 20 Jahren Frauen ins
Schwärmen, wenn der Sepp sein bestes Stück auspackt: die Mittelformatkamera.
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COVERSTORY
Ein großes Shooting in
der Wiener Innenstadt.
Sogar die Feuerwehr kam
mit einem Löschwagen und
gab für uns den Regenmacher.
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COVERSTORY
Ein Shooting in der
Ottakringer Brauerei
mit Martina, einem
Lieblingsmodel von mir.
Das Licht in der Brauerei
ist einfach wundervoll. Da
kommt der Hautton besonders gut zur Geltung.
Autodidakt. Das ist eine beachtliche
Leistung für jemanden, der in seinen
Anfangsjahren hinter der Hobelbank
stand, Taxi fuhr, jahrelang selbst über
den Catwalk latschte und sich erst am
Ende seiner Model-Karriere (und ohne
Vorkenntnisse) kopfüber in die Königsdisziplin der Fotografie stürzte: Fashion
und Lifestyle. Vom Tischler zum Starfotografen – was im ersten Moment
unvereinbar scheint, ist die Seele im
Seppschen Universum. Egal, ob es seine
handwerklichen Fähigkeiten sind, die
Karriere am Laufsteg oder das Formen
von Licht im Studio – beim Sepp findet
alles auf magische Weise zusammen.
Aus dem puren Handwerk entsteht
Kunst, aus dem Modeln das Gespür
für die Bedürfnisse seiner Kunden. Nur
das mit dem Taxi fahren passt bis heute
nicht so recht ins Bild, doch das war ja
nur „… weil‘s am Anfang mit dem Modeln noch nicht so funktioniert hat …“,
so Gallauer über diese „Jugendsünde“.
Dafür erinnert ihn das bis heute daran,
wie es ist, arm zu sein. Sonst verliert
man bei Tagesgagen um die 3.000 Euro
schnell die Bodenhaftung. „Ich weiß,
was es heißt, arm zu sein. Deswegen
werde ich wahrscheinlich schon nervös, wenn ich einmal eine Woche lang
kein Fotoshooting habe“, lächelt der
Sepp und lässt sich in das Sofa seines
selbstgebauten Studios in der Wiener
Tendlergasse fallen. Dort entstehen sie
dann, die ungeheuer plastisch wirkenden Bilder, für die Werbekunden wie
Hugo Boss oder Verlage tief in die Tasche greifen (müssen). Selbst die Metropolitan Opera in New York, Covent
Garden in London oder die Dresdner
Semperoper leisteten sich einen echten
Gallauer. Sein allererstes Foto war allerdings weit weniger glamourös.
❜
Die ersten Fotos waren
alles Zufallsprodukte.
Danach habe ich mir
drei Jahre lang ein
Studio gebaut, ohne
eigentlich eine Kamera
richtig halten zu können.
Sepp Gallauer
Spion bei Peter Baumann. „Das
war ein Bild meiner feschen Freundin.
Die ersten Fotos waren aber alles Zu
elite
57
elite
COVERSTORY
Dieses Bild lebt vom Stillleben.
Wir waren da im Zirkus Picard.
Die Gänse sind echt, wir hatten
sogar ein Kamel dabei.
❜
‚Häng’ die Tutteln auße‘ –
so etwas würde ich
niemals zu einem
Model sagen. Wenn
du heute mit einem
Model so sprichst, dann
hast du wahrscheinlich
eine Anzeige wegen
sexueller Belästigung.
Josef Gallauer
über Sex im Studio
fallsprodukte. Danach hab‘ ich mir
drei Jahre lang ein Studio gebaut,
ohne eigentlich eine Kamera halten
zu können. Normaler weise macht
man das ja umgekehrt.“ Und trotzdem ging sein Plan auf, wenn auch
mit – unfreiwilliger – Schützenhilfe
von einem der ganz Großen der Szene: Peter Baumann. „Nun, der war
noch einer der alten Schule. Der hat
immer zu den Models geschrien:
‚Häng’ die Tutteln auße!‘ So etwas
würde ich niemals zu einem Model
sagen. Wenn du heute mit einem Model so sprichst, dann hast du wahrscheinlich eine Anzeige wegen sexueller Belästigung. Ich war auch sein
Model. Das war jedoch kein Zufall,
denn ich habe mir genau angesehen,
wer von den heimischen Fotografen
ein gutes Licht erzeugen kann. Dann
habe ich heimlich Skizzen von seinem Studio-Set gemacht und es sogar
ausgemessen. Einmal hat er mich da-
bei erwischt und geschrien: ,Ich weiß
ganz genau, was du da machst!‘“
Wahrscheinlich dämmerte dem – leider 2008 verstorbenen – Baumann,
was für eine Konkurrenz da in seinem eigenen Studio heranwuchs. Er
sollte Recht behalten.
Abreibung für Naomi. Mitte der
1990er-Jahre hatte Gallauer sein Ziel
erreicht. Er war der Darling vieler
Werbeagenturen, gut dotierte Spitzenjobs inklusive. Zu den Höhepunkten
seiner Karriere zählt er Shootings mit
Naomi Campbell und Linda Evangelista, wobei die schöne Naomi ihrem
Ruf als „etwas speziell“ auch in Wien
gerecht wurde. „Naomi kam mit drei
Tagen Verspätung zu meinem Shooting. Irgendwann tauchte sie auf und
hat sich damit entschuldigt, dass sie
mit Gianni Versace zwei Tag lang
hintereinander (!) Mittagessen war.
Ich bin sie dann aber ordentlich ange
Bitte lesen Sie weiter auf Seite 62
58
elite
➢➢
elite
COVERSTORY
Ein Foto aus meinem BallettBuch. Ich stellte die Tänzer in
ein aufblasbares Kinderplanschbecken. Dann sprangen die
Künstler aus dem Stand zwei
Meter hoch.
elite
59
elite
COVERSTORY
Ein Shooting im
Circus Roncalli,
wieder mit meinem
Lieblingsmodel
Martina. Die
anderen sind echte
Zirkusartisten.
Zirkusartisten.
60
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➢➢
COVERSTORY
Ein Shooting für eine Schottergrubenfirma. Das ganze Setting
erinnert an eine Mondlandschaft.
Diese Schottergrube ist eine
meiner Lieblingslocations.
➢➢
Ein Porträt des ehemaligen
Jedermann-Darstellers
Peter Simonischek. Dass eine Gesichtshälfte in Schwarz getaucht ist,
gefällt mir dabei besonders gut.
elite
COVERSTORY
ir haben dafür den
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Das habe ich für Wie
es Flair zu erzeugen.
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Wien
Jüdischen Friedhof in
➢➢ Fortsetzung von Seite 58
❜
Mein Stil? Mir ist wichtig,
dass nicht – wie so oft in
der Modefotografie –
jedes Bild gleich aussieht.
Ich glaube, dass das
genau meinen Stil
ausmacht.
Sepp Gallauer
über seine Arbeit
62
elite
fahren. Solchen Supermodels darf man
nicht unterwürfig kommen. Trotzdem
muss ich sagen, dass die vom lieben
Gott gemeißelt wurde. Die hat eine
Figur … Unglaublich! Dazu türkise
Kontaktlinsen. Da klappen von zehn
Aufnahmen alle. Da gibt’s keinen
Ausschuss. Naomi ist eine Göttin.“
Weitaus glatter lief Sepps Shooting
mit einem zweiten Fixstern am Supermodel-Firmament: Linda Evangelista. „Sie ist nicht nur wunderschön,
sie ist mir auch die liebste von allen
Models. Linda Evangelista hat mein
Studiolicht so gut gefallen, dass sie
mich nach New York eingeladen
hat. „Ich brauch’ dein Licht, Sepp.
Ich schau nämlich in der Früh immer
schrecklich aus!“, hat sie gesagt. Ein
halbes Jahr später hab ich sie in N.Y.
angerufen und wir sind zu Robert de
Niro essen gegangen. Unangemeldet! De Niro kam, hat einen Platz
frei gemacht und sich dann zu uns
an den Tisch gesetzt. Das war wirklich beeindruckend. Und dann hat sie
ihm ständig von meiner Arbeit vorgeschwärmt. So etwas vergisst man
nicht.“
Bilder aus dem Becken. Wer von
einem erfahrenen Modell wie Evangelista so viele Lorbeeren erntet, der
muss immer etwas ganz Besonderes
bieten. In Gallauers Fall ist die Antwort (theoretisch) simpel: weiches
Licht und Good Vibrations. Gallauer: „Mir ist wichtig, dass nicht – wie
so oft in der Modefotografie – jedes
Bild gleich aussieht. Ich glaube, dass
das genau meinen Stil ausmacht. Es
kommt immer etwas rüber. Ich versuche, Bilder so zu gestalten, dass sie
irgendwie lebendig wirken. Dabei
gehe ich nur nach meinem Gefühl.
Die Atmosphäre im Studio muss
elite
COVERSTORY
Roswitha Wieland – eine tolle Frau,
die sich sehr gut vor der Kamera bewegen kann. Kein Wunder, sie tanzte
auch bei Dancing Stars.
elite
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COVERSTORY
Die begnadeten
Körper, wie aus
Stein gemeißelt, an
der Oper. Für mein
Ballettbuch benötigte
ich zwei Jahre.
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COVERSTORY
Ein Bild von Gert Voss
im Burgtheater.Ich habe
dafür sogar einen
Preis für das beste
Bühnenfoto
bekommen.
stimmen und du solltest dem Model
ein gutes Gefühl geben. Die muss
man schon beim Schminken locker
machen. Models anschreien bringt
überhaupt nichts.“ Ob es sich bei
seinen Models um klassische Schönheiten oder interessante Charaktere
handelt, ist für den Starfotografen
nebensächlich. „Ein Model kann
ruhig eine riesige Nase haben, es
muss nur etwas ausstrahlen. Für
die Oper und die Josefstadt hab ich
zwei Bildbände fotografiert. Da sind
Bilder, die sind nur dann gut, wenn
man im richtigen Moment auf den
Auslöser drückt. Das muss man spü-
ren. Da kann sogar das Licht einmal
nicht ganz perfekt sitzen. Was mir ja
nicht passiert (lacht).“ Bei den angesprochenen Bildbänden griff Sepp
Gallauer ganz tief in die Trickkiste,
genauer gesagt ins Plansch becken.
„An meinem Ballettbuch habe ich
zwei Jahre lang gearbeitet. Das sind
alles Tänzer von der Wiener Staatsund Volksoper. Wir haben ein Kinderplanschbecken aufgeblasen, mit
Wasser gefüllt und die sind dann aus
dem Stand zwei Meter vor einem
schwarzen Hintergrund in die Höhe
gesprungen. Manche Körper sehen
aus wie aus Stein gemeißelt.“
❦
Zum Nachlesen & -schauen
❜
Ein Model kann ruhig eine
riesige Nase haben, es
muss nur etwas
ausstrahlen. Bilder sind
nur gut, wenn man im
richtigen Moment den
Auslöser drückt. Das
muss man spüren.
Sepp Gallauer
über Charisma
JOSEF GALLAUER UND MICHAEL KROPF
Das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper.
Gero Verlag, 192 Seiten, ISBN 978-3-200-01885-3, Preis: 56 Euro
JOSEF GALLAUER: Josefstadt
Echomedia, 160 Seiten, ISBN: 978-3-902672-39-1, Preis: 49,90 Euro
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COVERSTORY
INTIMER EINBLICK: Katharina Straßer über
ihr Shooting auf der Toilette.: „Ja, das war mutig
von mir. Keine Ahnung, wie der Sepp mich dazu
überreden konnte.“
VERTRAUEN: „Sepp Gallauer hat den richtigen Blick, wie
man Modetrends emotional
ins Bild und in Szene setzt. Ich
vertraue auf seinen Blick und
sein Feeling. Wir arbeiten seit
25 Jahren zusammen und
sind gute Freunde“, schwärmt
Horst Dagner von der Agentur
Dagner & Partner.
HÄNDE HOCH: Achtung, hier
wird scharf geschossen. Um die
Stimmung bei seinen Models zu
heben, greift Gallauer manchmal zu
ungewöhnlichen Mitteln. In diesem
Fall durfte die junge Dame ein Mal
hinter die Kamera, um am Auslöser
und Objektiv zu spielen.
Hart, aber herzlich. Der „Sepp“ ist ein echtes Party-Animal
und dementsprechend ein gern und oft gesehener Gast auf
diversen Szenefesten. Egal, ob bei einer seiner Buchpräsentationen – wie unlängst in der Josefstadt oder beim Geburtstagsfest von Staatsopernballerina Karina Sarkissova – es
scheint, als wäre Gallauer „everybodies darling“.
Sepps
UNBESCHREIBLICH: Die Wiener
Star-Coiffeuse Barbara Reichard stutzt
dem Sepp nicht nur privat die Haare,
sie zeichnet auf vielen seiner Shootings für das Styling verantwortlich:
„Den Sepp kann man eigentlich nicht
in zwei Sätzen beschreiben. Dieser
Mann ist nicht in Worte zu fassen.“
OFFEN & EHRLICH: „Sepps
Enthusiasmus, seine Liebe zum
Theater, seine Begeisterungsfähigkeit, seine unverblümte Ehrlichkeit
– er nimmt sich kein Blatt vor den
Mund – das alles gefällt mir an
ihm.“ Herbert Föttinger (Josefstadt)
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elite
TROUBLESHOOTER: „Seppi ist einer der
professionellsten & lustigsten Fotografen,
denen ich je begegnet bin. Ganz gleich,
wie anstrengend ein Shooting ist, er
sorgt dafür, dass sich jeder aus der Crew
wohlfühlt, da vor lauter Lachen nie ein
Auge trocken bleibt!“ Sabine Landl (freie
Modejournalistin & Producerin).
Karl Schöndorfer (5), Roznovsky (3),
Theater i. d. Josefstadt (1), Privat (2)
elite
COVERSTORY
LADYKILLER: Nur wenige Österreicherinnen schafften es bislang auf die
Catwalks von London, Paris und New
York. Carmen Kreutzer ist eine von
ihnen. Selbstverständlich verbindet die
beiden ein gute Freundschaft.
LICHTKÜNSTLER: Mit dem international renommierten Starfotografen Andreas H. Bitesnich verbindet Gallauer
eine jahrelange Freundschaft. Die
beiden gelten als Österreichs beste
Lifestyle- und Fashionfotografen.
Futterneid kommt trotzdem keiner auf.
KARRIERE-PUSH-UP: Sepp machte
Ballerina Karina Sarkissova zum Star.
„Dem Sepp und seinen Fotos verdanke ich meine Karriere, auch wenn
mich die Nacktfotos zuerst meinen
Job an der Oper gekostet haben.“
Society
Insbesonders bei den Ladies. elite hat sich
unter Agenturleitern, Models und Künstlerkollegen umgehört, was sie an ihm schätzen und
wie Gallauer es schafft, Menschen in Posen zu
inszenieren, die sie normalerweise nicht einmal für ihre besten Freunde machen würden.
OHNE NERVEN: Rudolf Reisner (Agentur Wirz): „Ich erinnere
mich gerne an unsere gemeinsamen Plakataufnahmen für
Bacardi in der DomRep, mit
schlechtem Wetter, mit Zeitdruck
und letztendlich mit perfekten
Aufnahmen im Kasten.“
VÖLLIG ENTSPANNT: Für das neue
Album von Drew Sarich (Silent Symphony)
schoss Sepp das Cover. „Mit Sepp Fotos
zu machen ist wie auf eine Party gehen.
Irgendwie merkt man gar nicht, dass man
fotografiert wird, da er er ständig so entspannt mit dir plaudert“, so Drew.
UNTER ROTLICHT: In Gallauers Buch
über die Künstler an der Josefstadt liest
Erwin Steinhauer mit leicht bekleideten
Damen aus dem horizontalen Gewerbe.
Steinhauer: „Ich schätze Sepps Fotos sehr,
aber eigentlich geht ja nichts über ein
gutes Buch, wie man hier sieht.“
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PHÄNOMEN IT-GIRL
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PHÄNOMEN IT-GIRL
Jung, reich
& verzogen
Die It-Girls: Sie sind das Sahnehäubchen auf
jeder Party und Meister der Selbstvermarktung.
Aber wie wird man eigentlich ein It-Girl? Und:
Wer hat in Österreich das Zeug dazu?
Von THOMAS KÖNIGSHOFER
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PHÄNOMEN IT-GIRL
er Boulevard liebt, braucht
und feiert sie. Kaum ein
Tag, an dem nicht ein ItGirl (das gestern eventuell
noch gar keines war) in den SocietySpalten ihr strahlend weißes Lächeln
zeigt. Und viele Halb- und sonstige
Prominente umgeben sich mit ihnen,
um ein Mehr an Medienpräsenz zu generieren. Weil sie die nicht unberechtigte Vermutung hegen, dass sie selbst
nicht der Burner sind. Und deshalb
brennen sie auch eine nicht unerhebliche Stange Geldes für Begleitung eines
gut gestylten Mädels.
Aber das ist etwas anderes. It-Girls
sind nicht nur der Renner der medialen Society, sie sind auch ein Role-Model. Und dieses Role-Model zieht immer weitere Kreise. Stellt sich nur die
Frage: was ist ein It-Girl eigentlich?
D
IT-OMAS. Clara Bow (o.) galt in den 1920erJahren als Sexsymbol und Vorläuferin der
It-Mädels. Nicht mehr ganz taufrisch, aber
immer noch im Geschäft: Paris Hilton (o.)
Das „Es“. Sie sind reich, können oft
wenig bis nichts und sie haben Sex in
der Öffentlichkeit. Letzteres möglichst
ausgiebig und oft mit einem anderen
Prominenten, der – vom Bekanntheitsgrad – um eine Stufe höher steht
als sie selbst. Als Mutter aller It-Girls
gilt Paris Hilton. Das ist jedoch nicht
wirklich richtig. Die frühesten Belege
in der Populärkultur für „it boys (&
girls)“ finden sich in Bret Easton Ellis
„Less Than Zero“, 1985. Dort sind „it
boys“ jene Jungs, die durch Charisma,
Charme und Stil unverzichtbares Party- und Szeneinventar werden. „In der
realen Welt ersetzten die Paris Hiltons
dieser Welt Charisma durch Cash und
Mediaperformance“ (Zitat: Thomas
Rottenberg). Vor Hilton gab es zwar
ähnliche Gestalten, wie beispielsweise Roller-Girl, die mit ihrer Yacht das
Mittelmeer durchkreuzte und deren
Markenzeichen es war, stets nur auf
Rollschuhen in der Öffentlichkeit
aufzutauchen. Aber Roller-Girl war
höchstens ein Vorläufermodell. In den
Gazetten war sie stets „nur“ als PartyGirl bezeichnet worden.
Wobei – ganz richtig ist es nicht, denn
bereits in den späten 1920er-Jahren
gab es das erste, auch so bezeichnete,
It-Girl. Es war der Stummfilm-Star
Clara Bow, die als Amerikas erstes SexSymbol galt, nachdem sie in dem Film
„It“ (der deutsche Titel lautet: „Das
gewisse Etwas“) nach dem Roman
von Elinor Glyn die Hauptrolle spielte.
Allerdings ist dies – zurecht – längst in
Vergessenheit geraten.
Durch Paris Hilton wurde der Begriff
salonfähig und wurde – nicht zuletzt
dank ihr – 2009 in den Duden aufgenommen. Dort wird das „It-Girl“ als
eine „(junge) Frau, die durch starke
Medienpräsenz, vor allem in Gesellschaft von Prominenten, einer breiten
Öffentlichkeit bekannt ist“ definiert.
Eine andere Definition spricht davon,
dass diese Frauen eben „Das gewisse
Etwas“ (It) haben. Und da das gewisse
Etwas nicht beschrieben werden kann,
müssen diese Mädchen und Frauen
auch nichts Beschreibbares können.
World best Schlampe. Nichts
desto trotz sind sie prominent, reich
und – ja, doch – Stars. Paris Hilton hat
es geschafft, auf Basis eines gewissen
„Schlampen“-Images nicht nur eine eigene Marke zu kreieren, sondern auch
It-Girls & Social Media
KIM KARDASHIAN
PARIS HILTON
KHLOÉ KARDASHIAN
KOURTNEY KARDASHIAN
NICOLE RICHIE
ANGELA SIMMONS
134
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Twitter-Followers
8.037.707
4.189.522
3.421.164
2.931.742
2.078.810
628.818
Facebook-Likes
5.759.738
807.132
3.772.449
3.820.682
113.008
1.236.007
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PHÄNOMEN IT-GIRL
TICK, TRICK & TRACK DER SOCIETY: Die Kardashian-Sisters Kim, Kourtney und Khloé (v.li.); deren Vater Rob war Promi-Anwalt
Wikimedia (5)
für O.J. Simpson. Die drei lieferten Soft-News am laufenden Band. So ieß sich zb. Kim schon nach nur 72 Stunden wieder scheiden.
als Model mit eigener Parfum- und
Schuhlinie Geld zu scheffeln. Weniger
schlampig, aber ebenso erfolgreich
sind die Kardashian-Schwestern Kim
(eigentlich Kimberley), Kourtney und
Khloé. Sie stammen nicht nur aus einem reichen, sondern auch aus einem
prominenten und sehr einflussreichen
Umfeld. Ihr Vater war der 2003 verstorbene Prominenten-Anwalt Robert
„Rob“ Kardashian, der ein enger
Freund von O.J. Simpson war und bei
dessen Prozess zum Anwaltsteam gehörte. Und ihr Stiefvater ist der Goldmedaillen-Gewinner im Zehnkampf
der Olympiade von Montreal, Bruce
Jenner. Für die Medien eine Konstellation, die erfolgversprechend schien.
Berühmt wurden sie durch die RealitySoap „Keeping up with the Kardashians“, die im Oktober 2007 startete. Und 2010 hatte Kim Kardashian
Paris Hilton an Popularität und Medienpräsenz überholt. Was auch an den
Follower-Zahlen auf Twitter ersichtlich wird. Hier hat Kim Kardashian
6,776.087 Followers, wogegen Paris
Hilton „lediglich“ über 3.614.250 Followers verfügt. Verrückte Zahlen!
Auch die beiden Schwestern Khloé
und Kourtney haben mittlerweile eine
eigene Reality-Show mit dem Titel
„Kourtney & Khloé take Miami“.
Die It-Girl-Zukunft der Kardashians
ist somit gesichert. Erfolgreichstes
afro-amerikanisches It-Girl ist Angela
Simmons, die Tochter von Run DMCMastermind und Reality-Show-Star
Reverend Joseph „Run“ Simmons.
Sie hat außer ihrem Namen und dem
Ruhm und Geld ihres Vaters wenig
anzubieten. Was ihrem It-Girl-Erfolg
aber keinen Abbruch tut. Gut, sie besitzt immerhin mit ihrer Schwester Vanessa Pastry Footwear, ein Ableger von
Daddys Unternehmen „Run Athletics“,
weiters schreibt sie eine Kolumne im
„Word Up Magazine“ und ist regelmäßig in den Reality-Shows „Run´s
House“ von Papa Joseph und dessen
Ableger „Daddy´s Girls“ zu sehen. Ansonsten qualifiziert sie das Utensil vieler
It-Girls: der Handtaschenhund. Der
Handtaschenhund ist ein kleiner Hund,
entweder ein Chihuahua (Paris Hilton)
oder ein kleiner Pudel (Angela Simmons), der zusätzlich zur Handtasche
auf dem Arm getragen wird. Quasi ein
‚must‘ für jedes potenzielle It-Girl.
❜
It-Boys & Girls finden
sich in Bret Easton Ellis
„Less Than Zero“ (1985).
Dort sind das die Jungs
und Mädels, die mit
Stil und Charme zum
Szeneinventar werden.
Heute ersetzten Paris
Hilton & Co. den Charme
durch Cash und
Medienperformance.
Thomas Rottenberg
Role Models. Man kann also schon
nachvollziehen, warum pubertierende
Mädchen – und darüber hinaus – rudelweise ihre It-Girls-Idole verehren
und ihren ganzen Ehrgeiz daran setzen,
genauso zu werden wie sie.
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135
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„Es-Mädchen“ made in Austria
It-Girsl gab’s hierzulande schon, als der Begriff noch nirgends durch
die Presse geisterte. Man erinnere sich an diverse Falco-Gespielinnen,
das Mädel aus dem Jeanny-Video oder Brigitta Cimarolli, eine heimische Schachmeisterin, die sogar gegen den damals amtierenden
Weltmeister Remis spielte. In den 1990ern wurde Österreich dann plötzlich brav. Wenn jemand noch unter die Rubrik „It“ fiel, dann höchstens
Adriana Zartl oder Doris Schretzmayer.
Die beiden Damen sind mittlerweile
liebevolle Mütter und bemühte Aktricen.
Heute muss man It-Girls bei uns mit der
Lupe suchen, denn die meisten sind
schüchtern. Einen Busenblitzer oder
gar ein – huch – Sexvideo traut sich
keine „zufällig“ im Internet auftauchen
zu lassen. Und wer jetzt z.B. glaubt,
„Bambi Bruckner“ – die dralle, dunkle
Schönheit mit den XL-Kussmund – wäre
ein It-Girl, der irrt gewaltig: Bambi fehlt
nämlich Entscheidendes: Sie hat selten
Sex! Zumindest nicht mit Ritschi Lugner.
Und mit dem schlaksigen SchaumburgNACHWUCHS. S. Quehenberger
Lippe-Prinzen schon gar nicht. Das
mit Partyfreund Bertie Mielach
Rehlein findet solche Leute nämlich zum
Davon-galoppieren und äst lieber beim
Ex-Mann Senad. Wenn sich jemand
den It-Titel verdient hat, dann „Nicole K.“
aus „Bauer sucht Frau“. Die junge Dame
besitzt alles, was ein It-Girl auszeichnet:
zwei hervorstechende Argumente, eine
blonde Wuschelmähne, lange Beine und
den Willen, sich nach oben zu arbeiten,
ohne dabei einen Finger krumm zu machen. Sie will einen Mann, der sie aushält
und sagt das auch im Fernsehen. Wovon
die Gute lebt? Bei ATV schüttelt man
den Kopf. „Sorry, wir wissen es nicht.“
Durch und durch Blond ist auch Ramona
Galler. Diese Schönheit hat mit Hilton,
WER WILL MICH? Nicole K. sucht
der Großmeisterin, sogar etwas gemeinauf ATV ein reiches Bauernopfer
sam: auch sie darf für ein Getränk die
Werbetrommel rühren. Das von ihr empfohlene „Golden Spirit“ soll auf
Männer so belebend wirken wie Ramonas Kurven. Aus dem schönen
Salzburg erhielten wir den Tipp für ein weiteres „Es-Mädchen“: Stephanie
Quehenberger. Die junge Dame wurde von den Salzburger Nachrichten schon zur „Society-Lady“ geadelt. Na dann …
Roman Roznovsky
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Und das Entertainment-Geschäft
hat das Potenzial dieses Phänomens
längst erkannt. Damit aus den Träumen auch Schäume werden können,
gibt es schon längst – na klar – Casting-Shows. Vor allem in den USA
werden allerorts It-Girl-Contests
abgehalten, die den wettkämpfenden
Mädchen die Hoffnung auf eine Karriere als It-Girl machen.
Für etwas realitätsnähere Fans gibt
es allerdings auch Online-Spiele, wie
das von CrowdStars produzierte „It
Girls“, das immerhin stattliche 8,8
Millionen monatliche Nutzer vorweisen kann. Dabei kann man all
das machen, wofür It-Girls berühmt
sind: shoppen, zum Star-Friseur gehen, Nägel lackieren lassen und all
diese wichtigen Dinge.
Nachdem Paris Hilton und It-GirlQueen Kim Kardashian allmählich
auch ins vorgerückte Alter kommen,
ist jedoch für eine Fortsetzung des Phänomens gesorgt. Die nächste Generation von It-Girls wächst bereits in ihre
Rolle hinein. Einige stark gehandelte
Namen sind beispielsweise Georgia
May Jagger, die 17-jährige Tochter von
Mick Jagger und Jerry Hall oder Cory
Kennedy, die durch ihre Homepage
weltberühmt wurde, aber nicht mit
dem Kennedy-Clan verwandt ist.
In Deutschland ist die strohblonde
Mallorca-Wirtin Daniela Katzenberger mit ihrer Sendung auf VOX
zum Traumbild des deutschen Mannes avanciert und führt mittlerweile
neben der Berufsbezeichnung TVBeauty auch Sängerin und Schauspielerin. Dazu gibt es mittlerweile auch
It-Boys, womit wohl Andy Warhol
seine größte Freude gehabt hätte. Dabei ist die Definition von It-Boy etwas
abgewandelt: sie arbeiten als Schauspieler, Model oder Künstler und sind
sexy. Na dann. Zur Riege der It-Boys
gehören unter anderem Eric Dane,
Mario Lopez, Mark Ronson oder
auch Jean Sarkozy, Sohn des französischen Präsidenten. Diese Konstellation verspricht viel Gesprächsstoff
für die Tratsch-Seiten der Yellow
Press.
❦
Doris Wild (1), ATV,
PHÄNOMEN IT-GIRL
photos rafaela pröll artdirection mag.sia zadrazill
Jenny Packham
1010 Wien Kärntner Strasse 51 +43 1 512 78 01 www.popp-kretschmer.at
elite
iStock
PROMI-PLEITEN
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PROMI-PLEITEN
Berühmt
&
Bankrott
Je höher der Flug, desto tiefer der Fall – diese Binsenweisheit gilt auch im
VIP-Biz. Viele Prominente kamen ans schelle Geld und gaben es noch
schneller wieder aus. Im besten Fall landeten sie im Dschungelcamp, im
schlechtesten Fall vor dem Haftrichter …
Von ROMAN ROZNOVSKY
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23
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PROMI-PLEITEN
PLATZ 2:
FRANJO POOTH
PLATZ 3:
MICHELLE
W
❜
24
Einmal mit einem
Stigma versehen,
kommen Promis viel
schwerer auf die Beine
als sündige Normalverbraucher, da der
alte Schmutz von den
Medien immer wieder
über das glänzende
Image geschmiert wird.
elite
PLATZ 4:
PETER RAPP
er mit uns im Aufzug
nach oben fährt, den
begleiten wir auch
nach unten.“ Dieser
legendäre Sager stammt nicht von
einem Studenten, der sich als Liftboy das Philosophiestudium finanziert, sondern von Kai Diekmann,
dem legendären Chefredakteur der
deutschen Bildzeitung. Oder anders
gesagt: Auch wenn das Sonnen im
Scheinwerferlicht noch so verführerisch sein mag, gerät ein Prominenter in Schwierigkeiten, dann wird er
darunter verbrennen und das ganze
Land schaut dabei zu. Einmal mit einem Stigma versehen, kommen Promis auch viel schwerer wieder auf die
Beine als sündige Normalerbraucher,
da der alte Schmutz von den Medien immer wieder über das glänzende
Image geschmiert wird. Beispiele dafür gibt es viele. Von internationalen
Superstars über deutsche Pleite-Promis bis hin zu an der Armutsgrenze
lebende Austro-VIPs, deren Grundversorgung scheinbar nur durch das
Plündern von VIP-Buffets gesichert
ist. Der Unterschied zwischen diesen
„flachen“ Superstars und den heimischen Hungerkünstlern besteht letztendlich nur in der Anzahl der Nullen,
mit der das Minus am Konto beziffert
wird. elite begab sich auf die Spuren
der insolventen Prominenz und versuchte sich an einem Ranking.
PLATZ 5:
ANDREA FENDRICH
Platz 1:
Toni Braxton.
Nach 40 Millionen verkauften Tonträgern hat man ausgesorgt – sollte
man meinen. Doch die R’n’B-Diva
ist dermaßen blank, dass sie 2010
sogar im Wiener k47 zur Belustigung der Gäste für ein heimisches
Frauenmagazin auftrat. Wie pleite
sie ist, wusste selbst Toni nicht so
genau. In ihrem Insolvenzantrag gab
sie die Höhe ihrer Schulden mit „10
bis 50 Millionen“ Dollar an.
Platz 2:
Franjo Pooth.
Die medial am breitesten getretene
Pleite war jene von Franjo Pooth,
dem Ehemann der Selbstvermarktungsikone Verona Pooth, „formely
known as“ Feldbusch. Anfang 2008
musste seine MP3-Player-Firma
Maxfield wegen einer Überschuldung
von 15 Millionen Euro Insolvenz anmelden. Sein „iPooth“ konnte sich
erstaunlicherweise nicht gegen Apples iPod durchsetzen.
Platz 3:
Michelle.
Das letzte Hemd(chen) musste auch
Schlagerstar Michelle hergeben.
Nach einem Schlaganfall, Depressionen und einem Suizidversuch
meldete sie Privatinsolvenz an. Ihre
zwangsversteigerten Immobilien
Eckhaerter (3), Tonibraxton.com (1), Roznovsky (1), Schartner-PR (1), Wikimedia (1), Flicker, Ortega.at, ORF.at
PLATZ 1:
TONI BRAXTON
elite
PROMI-PLEITEN
PLATZ 6: CORA
SCHUMACHER
PLATZ 7:
MANUEL ORTEGA
hatten nicht genug eingespielt, um
die Schulden zu tilgen. Mittlerweile
schaffte die Deutsche aber im ShowBiz den Turnaround.
Platz 4:
Peter Rapp.
1998 war keine gutes Jahr für den
am längsten dienenden Conférencier
des ORF. Damals wurde der beliebte
Moderator angeklagt, eine Gesamtsumme von ca. vier Millionen Euro
an Verbindlichkeiten angehäuft zu
haben. Rapp ging ebenfalls in Privatkonkurs.
Platz 5:
Andrea Fendrich.
21 Jahre hielt sie ihrem Mann, dem
Austro-Barden Rainhard Fendrich,
den Rücken frei, 2003 war mit der
Liebe Schluss. Was folgte war ein
Rosenkrieg, verkaufte Villen und
2010 der Konkurs ihrer Auto-Reinigungsfirma.
Platz 6:
Cora Schumacher.
Mit vollen Hotpants ist leicht stinken, dachte sich im Jahr 2008 die
(Noch-)Ehefrau von Rennfahrer
Ralf Schumacher und eröffnete
in Salzburg die Luxusboutique
„Coka“. Nach drei Monaten war
jedoch schon wieder Schluss. Die
Kundschaft konnte mit Coras Mo-
PLATZ 8:
ALEXANDER GOEBEL
PLATZ 9:
EDINA/PAPERMOON
degeschmack wenig anfangen. Der
Shop wurde von Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz gekauft. In Zukunft
wird sich Frau Schumacher solche
Pleiten kaum mehr leisten können.
Nachdem die Bildzeitung die
34-Jährige beim Tête-à-Tête mit einem Rapper erwischt hatte, wird der
gehörnte Ehemann Ralf den Geldhahn wahrscheinlich kräftig nach
rechts drehen …
Platz 7:
Manuel Ortega.
Wie schnell man in Österreich als
Musiker untergehen kann, erfuhr
auch Manuel Ortega. Sein Latin-Lover-Image, das er sich mit der Teilnahme beim Songcontest 2002 aufgebaut hatte, fesselte die Fans nicht
lange.
Auch sein Abstecher ins SchlagerBiz im Jahr 2010 brachte nicht den
erwünschten Erfolg. Im Mai dieses
Jahres musste er wegen 169.000
Euro Schulden Privatkonkurs beantragen.
Platz 8:
Alexander Goebel.
145.000 Euro ließen auch Musicalstar Alexander Goebel in die Insolvenz schlittern. Goebel erbat sich
Ratenzahlung, um den Betrag abzustottern. Alexander Goebel ist mittlerweile wieder gut im Geschäft.
PLATZ 10:
REINHARD GERER
Platz 9:
Edina von Papermoon.
Auf 20 Jahre Höhen und Tiefen im
heimischen Pop-Geschäft kann die
Sängerin von Papermoon, Edina
Thalhammer, zurückblicken. Leider
konnte das Duo ihren Superhit „Tell
me a poem“ nicht mehr wiederholen. 2008 musste Edina Privatkonkurs anmelden. Ein Schuldenstand
von 98.000 Euro wurde im Insolvenzverfahren festgestellt. Die Kreditschützer sprechen von einer „katastrophalen wirtschaftlichen Lage
der Sängerin“. Mit dem neuen Album „Wake“ versucht das Duo nun,
an alte Großtaten anzuknüpfen.
Eine umfangreiche Tour folgt.
Platz 10:
Reinhard Gerer.
Kaum zu glauben war die „Pleite“
von Starkoch Reinhard Gerer. So war
am 5. Mai 2011 dem Amtsblatt der
Wiener Zeitung zu entnehmen, dass
über den „freischaffenden Künstler“
Reinhard Gerer ein Konkursverfahren eröffnet wird. Tatsächlich dürfte
sich der Spitzenkoch mit dem heimischen Amtsschimmel angelegt haben.
Nachdem er zwei hinterlegte Briefe
nicht abgeholt und dadurch einen
Gerichtstermin verpasst hatte, wurde
das Verfahren eröffnet. Streitwert: lächerliche 3.000 Euro und wohl kein
Problem für den Küchenmagier.
❦
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LIEBLINGSSTÜCK
46
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elite
LIEBLINGSSTÜCK
Questers
Bester
Er hat 500.000 Kilometer auf der Rennstrecke
zugebracht – mehr als der durchschnittliche
heimische Autofahrer in seinem ganzen
Leben auf normalen Straßen. Er ist seit mehr
als 50 Jahren im Geschäft und trotz seiner
72 Jahre noch immer schneller als viele Junge:
Dieter Quester, Vollgas-Haudegen, präsentiert exklusiv für elite seinen Lieblings-Oldtimer.
Von HARALD ZEILINGER
FOTOS: ROLAND FROSCHAUER
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LIEBLINGSSTÜCK
BMW 507: Für viele das schönste Auto, das je gebaut wurde. Der Innenraum besticht durch
viel Chrom und das Becker-Röhrenradio, der Motor durch seine Aufgeräumtheit. Dieser 507
trägt überdies das Emblem des British Racing Drivers Club, der Dieter Quester als Mitglied
aufnahm. Das Lüftungsgitter findet sich auch im BMW Z3 und Z4 wieder.
J
eder auch nur mäßig Sportinteressierte kennt den Namen
Dieter Quester: Seit 1958 (!)
erscheint er regelmäßig auf
den Motorsportseiten. Erst unter der Rubrik Motorboot-Rennen,
dann bei den Motorrädern, seit Mitte der 1960er-Jahre bei den Autorennen. Es gibt fast nichts, was Dieter
Quester nicht gefahren hat – und
meistens schneller als die anderen.
Aber der Reihe nach: Es begann
damit, dass der junge Dieter einen
alten VW Käfer, noch mit Brezelfenster und 24 PS-Motor, als Firmenwagen bekam. Ein befreundeter
Mechaniker baute ihm nach einer
Beschwerde beim Ölwechsel – „der
geht einfach nicht, der ist viel zu
schwach“ – einen Porschemotor mit
90 PS ein, aus dem „Kugelporsche“
wurde ein Geschoß, mit dem Quester auf der Autobahn regelmäßig die
Mercedes bügelte – allerdings seine
liebe Not hatte, wenn es darum ging,
stehenzubleiben: der Wagen hatte
noch Seilzug-Trommelbremsen,
ähnlich den damaligen Kinder-Seifenkistln. Quester gewann mit dem
Käfer allerdings sein erstes Bergrennen – auch weil er nicht bremste.
Infiziert. Solchermaßen schon mit
dem Vollgasvirus infiziert, testete
Quester 1957 auf dem Attersee das
Rennboot eines Freundes – und
dann war es um ihn geschehen. In
den kommenden fünf Jahren wurde Quester zweimal Europameister
auf dem Wasser, dann wechselte er
zu den Zweirädern, trieb bis 1965
KTM-, Matchless- und BMW-Bikes
bei brandgefährlichen Straßenrennen über den Asphalt. Und erregte
Aufsehen bei den BMW-Motorsportbossen, die ihm einen Werkswagen anboten. Die erste Bilanz in
diesem Geschoß: ein Überschlag, ein
Sieg. Von da an ging es steil bergauf
mit der Rennwagen-Karriere des
überzeugten Wieners: Sieg bei der
Tourenwagen-EM 1968 in einem
BMW 2002, Sieg im Europapokal.
Ein kurzer Seitensprung folgte mit
dem Porsche 917: für viele das beste Rennauto, das je gebaut wurde,
für die Piloten ein fast unfahrbares
Monster, das die fatale Neigung
hatte, bei Tempo 380 vorne fast
Blitzporträt Dieter Quester
NAME:
GEBOREN:
STERNZEICHEN:
FAMILIENSTAND:
AUSBILDUNG:
HOBBIES:
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Dieter Quester
30. Mai 1939 in Wien
Zwilling
Verheiratet
Rennfahrer
Fischen, Kochen
elite
LIEBLINGSSTÜCK
AUGENWEIDE: Nicht alles, was rot ist und glänzt, muss auch ein Ferrari sein. Zugegeben, das Design könnte aber durchaus aus Maranello sein.
Dafür dominiert bei dem Bayern die deutsche Gründlichkeit bis ins kleinste Detail. Dieses Gustostück ist der Urahn aller deutschen Roadster.
unlenkbar zu werden. Quester absolvierte als erster ein Rennen im
700-PS-Monster und schildert heute
noch plastisch seine Eindrücke: „Der
Porsche war eigentlich unfahrbar,
man brauchte Bärenkräfte, um ihn
bändigen zu können.“
Die 1970er- und 1980er-Jahre brachte er hauptsächlich in BMW-Cockpits
zu, startete insgesamt 13 Mal beim
legendären 24-Stunden-Rennen in Le
Mans. Und: Quester ist der einzige,
der mit seinem BMW ein Rennen auf
dem Dach liegend beendete und dabei noch Dritter wurde. Sein Ausritt
bei der deutschen Tourenwagenmeisterschaft ist ein Hit auf YouTube.
800 Pokale. 1.500 Rennen, so
schätzt Quester, hat er in seinem
Leben bestritten, mehr als 300 Mal
durfte er im Ziel auf das Podest klettern. Die Zahl der Pokale, die er in
seiner Vollgas-Karriere überreicht
bekam, schätzt Quester auf knapp
800. Allein, nur noch wenige zieren
sein großzügiges Haus im Wiener
Nobelstadtteil Sievering. „Ich hab
nur noch ein Viertel meiner Trophäen, den Rest habe ich verschenkt“,
gesteht er. Größere finanzielle Sorgen drückten ihn übrigens zeitlebens
nicht: sein Vater gründete die bekannte Baustofffirma Quester, Dieter ist daran beteiligt.
Mittlerweile ist Quester „vernünftig“ geworden, auch wenn er es noch
immer krachen lässt: für kommendes Jahr ist ein Gastspiel bei den 24
Stunden von Daytona in den USA geplant, hier will er einen Porsche GT3
an den Start bringen.
Doch hauptsächlich ist „Quastl“
jetzt bei Oldtimer-Rennen unterwegs. Das eine Auto, ein BMW 328,
ist die Erfüllung einer alten Leidenschaft: „Mein Vater hatte so einen,
gleich nach dem Krieg. 120 PS, sechs
Zylinder, Spitze 185. Und das alles
ohne Servounterstützung, ohne Gurten und auf Schotterstraßen. Damals
brauchte man noch Mut, heute fährt
das jeder Turbodiesel.“ Vor sechs
Jahren ergab sich die Gelegenheit:
❜
Das größte Glück in
meiner Karriere hatte
ich, als ich in Le Mans
bei Tempo 280
einen Reifenplatzer
überlebte.
Dieter Quester
elite
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elite
LIEBLINGSSTÜCK
QUESTER JAGT NIKI LAUDA: Österreicher-Treffen beim Formel-1-Rennen 1974 in Zeltweg. Obwohl das Auto eine Gurke war, trieb Quester den
Surtees TS9 auf Platz neun. Heute presst er gerne auch seinen BMW 328 aus (Mitte). Der rote 507 trägt ein Kennzeichen mit Questers Initialen. Eine
kleine Verbeugung der Bayerischen Motoren Werke vor ihrem schnellsten Fahrer
❜
Privat fahre ich flott,
aber defensiv. Ein
Auto ist eine Waffe
ohne Schein.
Dieter Quester
Quester sah den Wagen und kaufte
ohne zu zögern. Mittlerweile sind er
und sein 328er gern gesehene Gäste
bei diversen Oldtimer-Veranstaltungen wie der Ennstal Classic oder
der Sachsen Classic in Deutschland.
Quester: „Der Wagen ist äußerst zuverlässig, ich hole mit ihm im Sommer auch Semmeln von meinem Bäcker. Man beamt sich zurück in die
1940er-Jahre.“
Der Traumwagen. Das zweite
Auto ist Questers Bester: ein BMW
507 – der unerreichbare Traumwagen
der 1950er-Jahre. Der Zweisitzer von
1955 gilt als Design-Ikone und wurde
von Albrecht Graf von Goertz gezeichnet – der bis dahin noch nie ein Auto
entworfen hatte, mit diesem Sportwa-
gen aber unsterblich wurde. Der 507er
war als Gegenentwurf zum Flügeltürer
von Mercedes gedacht und begründete
die Roadster-Tradition bei BMW.
Wegen des damals exorbitanten Preises von mehr als 250.000 Schilling
– Motor und Karosserie waren aus
Aluminium gefertigt – wurden in
drei Jahren nur 252 Stück gebaut.
Der 3,2-Liter-V8-Motor mit 150 PS
war der erste Serien-Achtzylinder
von BMW. Sein derzeitiger Marktpreis liegt bei 1,2 Millionen Euro.
Falls überhaupt jemals einer den Besitzer wechseln sollte.
Und nein, er gehört nicht Quester,
sondern dem BMW Werksmuseum.
Aber höchstens zwei Leute dürfen
dieses Schmuckstück pilotieren. Einer davon ist der BMW-Chef … ❦
Technische Daten
MOTOR:
V-MAX.
HUBRAUM:
BAUJAHR:
LEISTUNG:
SCHALTUNG:
50
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V8
210 km/h
3168 ccm
1956-59
150 PS
Vierganggetriebe
„Experience Hyundai!“
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5 Jahre Fahrzeuggarantie
5 Jahre Mobilitätsgarantie
5 Jahre jährliche gratis Zustandsprüfung
OHNE KILOMETERBESCHRÄNKUNG
elite
KÜCHEN
Eine neue Küche einzubauen ist eine
Investition, die gut geplant werden sollte.
Andernfalls wird das Unterfangen zu einer
teuren Angelegenheit und einem Fass
ohne Boden. Von ALEXANDER SIEBENALLER
Küchentraum
&
Wirklichkeit
D
ie erste Entscheidung des Käufers liegt in der Art der Planung. Die
Frage, die sich jeder Kunde stellen muss, lautet: Lege ich beim Entwurf selbst Hand an oder nicht? Und was bedeutet „Entwurf“?
Bei Luxusküchen genügt wohl eine ungefähre Vorstellung, die dem
Ausstatter dabei hilft einen Anhaltspunkt zu haben, von dem er ausgeht und
woraus der tatsächliche Plan entsteht. Dazu muss der Anbieter unbedingt zum
Kunden nach Hause kommen. Ein Konzept, das ausschließlich aufgrund eines
architektonischen Grundrisses entsteht, wird im Normalfall niemals halten,
was es verspricht. Dafür sprechen zahllose Negativbeispiele aus der Praxis.
Raum und Realität. So stecken beispielsweise im Küchenblock, der durchgehenden Anordnung von Kästen und Geräten, die sich über eine oder mehrere
Wände erstreckt, eine ganze Reihe an Fehlerteufeln, die nur darauf warten,
dem Küchenbesitzer in spe in die Suppe zu spucken. Je dichter der Block an der
Wand steht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Komplikationen
kommt. Das kommt daher, weil die Wände weder ganz gerade sind, noch im
90-Grad-Winkel zu Decke und Boden stehen. Die Möbel sind das aber sehr
wohl. Lässt das Küchenstudio keinen Spielraum zur Wand, ist demnach Vorsicht geboten. Besser, man verblendet ein paar Zentimeter nach dem Einbau, als
dass sich der Küchenblock nicht mehr ausgeht.
30
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elite
Hummel, iStock
KÜCHEN
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elite
KÜCHEN
Fehler macht, sitzen die schönsten
Oberkästen locker über der Spüle
BAUSÜNDE. Alte Balken und neues Interieur
– eine tolle Kombination. Dumm nur, wenn sie
der Handwerker anbohrt
32
elite
Folgefehler. Das sieht man daran, dass professionelle Software, die
Profis verwenden (z.B. Auto-CAD)
Tausende Euros kosten und dafür
mit Features aufwartet, die eine kleine Web-Applikation niemals bieten
kann. So zeichnet der erfahrene Planer
nicht nur Möbel ein, sondern auch
alle dazugehörigen Leitungen. Pinter
grinst: „Man sollte nicht glauben, wie
oft bei der Montage Wasserleitungen
angebohrt werden. Die danach folgende Überschwemmung löst oftmals
eine Kettenreaktion aus. Stellen Sie
sich vor es dauert 15 Minuten, bis der
Absperrhahn gefunden ist. Bis dahin
kann das Wasser bereits so hoch stehen, dass auch der Raum des Nachbarn darunter in Mitleidenschaft
gezogen wird. Noch schlimmer sind
Sickerschäden, wo man anfangs nicht
merkt, was passiert und erst einen
oder ein paar Tage später das Wasser
austritt.“
Aber auch kleinere Fehler haben
durchaus schlimme Folgen. Werner
Suppan, ist Küchenexperte und hat in
seiner langjährigen Tätigkeit schon einiges erlebt: „Es genügt schon, wenn
die Monteure keine Fachleute sind.
Da wird manchmal am Personal gespart, das schlichtweg keine Ahnung
von der Materie hat. Die Arbeiter nehmen dann z.B. falsch dimensionierte
Dübel. Nach zwei Monaten krachen
dann die Oberkästen ins Ceranfeld
des Herds – hoffentlich, wenn gerade
niemand kocht.“
Wer seinen Ausstatter aussucht, sollte
ihn auch fragen, ob er seinen Kollegen vertraut und gute Erfahrung mit
ihnen gemacht hat. „Ein Kunde ließ
sich ein modernes Niedrigenergiehaus
bauen. Durch das gesamte Haus, das
weitgehend offene Räume hatte, zog
sich ein tragender Holzbalken. Als
nun die Küche eingebaut worden war,
kam danach der Elektriker, um seine
Leitungen zu verlegen und anzuschließen. Da er keine Möglichkeit vorfand
seine Arbeit ‚bequem‘ zu erledigen,
er hätte dafür die Rohre vom Zählerkasten aus rund um den Balken biegen müssen, packte er kurzerhand die
Motorsäge aus, und schnitt sich seinen Weg durch den Balken frei. Das
beeinträchtigte die Statik des ganzen
Hauses, worauf der Balken mit einer
Eisenschiene verstärkt werden musste, die aus dem Haus rausragte und als
Wärmebrücke nach außen das gesamte Konzept der Niedrigenergiewärme
über den Haufen warf“, so Suppan.
Fehler und Reklamation. Suppan
nennt ein weiteres Beispiel. Ein Kunde staunte nicht schlecht, als er zur
Abnahme gerufen wird. In der Küche
fehlt ein Oberkasten. Der als ‚leise‘
verkaufte Geschirrspüler brummte
wie ein Bär. Die 3,25 Meter lange
Wand des Plans war in der Realität um
zehn Zentimeter verlängert worden.
Das verschob das Ceranfeld zu weit
Alno, Warendorf (2)
ABSTURZGEFAHR. Wenn der Monteur
Fragt der Anbieter nicht nach den
Maßen der Türen oder der Gänge und
Ecken, die sich vor der Küche befinden, kann man ihn gleich ersetzen.
Der erfahrene Küchenbauer Manfred
Pinter meint dazu: „Ich hätte gern das
Geld, das bereits zum Fenster raus
geworfen wurde, weil Küchenhersteller, Tischler oder andere Anbieter
den Transportweg übersehen haben.
Da steht dann der Bautrupp in der
Wohnung und kriegt die nagelneue
Küchenplatte nicht durch die Tür. Ich
hatte einen Kunden, der einen Kasten
von zwei Meter Länge und 60 Zentimeter einbauen lassen wollte. Der
wäre theoretisch durch die Tür gegangen. Das Problem war, dass übersehen wurde, dass der Gang vor der
Tür nicht breit genug war, worauf die
Diagonale des Kastens das Einfädeln
durch die Tür schlichtweg verhindert
hat.“ Eine häufige Fehlerquelle sind
interaktive Applikationen im WWW,
mit deren Hilfe der Kunde selbst seine Küche vorausplanen kann. Denn
was in der virtuellen Realität schnell
einmal gut ausschaut, entspricht leider selten der Wirklichkeit. Das echte Know-how eines Fachmanns lässt
sich nicht 1:1 übertragen. Als Ersatz
für eine anständige Planung sind sie
vielfach ungeeignet.
3D-PLANER. Zwei virtuelle Küchen aus ein- und demselben Online-Küchenplaner.
Die Ergebnisse sind ohne exaktes Hintergrund-Know-how nicht immer brauchbar
Hahnelt (2)
nach links, worauf man beim Kochen
mit dem Ellbogen jedes Mal an den
daneben stehenden Kasten donnerte.
Als weitere Folge der Verlängerung
passten die Regale nicht mehr und die
Steckdosen mussten versetzt werden.
Als Folge der Reklamation weigerte
sich der Kunde, den Restbetrag zu
überweisen. Zurück bleibt eine ewig
lange Streiterei ums liebe Geld.
Das Henne-Ei-Problem. Der
Grundstein für Unklarheiten und
Probleme wird vielfach bereits ganz
am Anfang gelegt. Die Ursache dafür
ist die mangelnde, preisliche Transparenz bei der Planung rund um den
Küchenkauf. Vereinfacht gesagt: Der
Küchenplaner rückt weder den konkreten Plan heraus, noch gibt er eine
detaillierte Preisliste der einzelnen
Komponenten aus der Hand. Das
kommt daher, weil er fürchtet, dass
der Kunde mit dem Plan zur Konkurrenz geht oder sich die Teile im Internet selbst besorgt. Umgekehrt fühlt
sich der Kunde zum Narren gehalten,
wenn er einen Endpreis sieht, aber
nicht, wie dieser zustande gekommen
ist. Ein Anbieter im Küchenforum
im WWW meint dazu: „Wenn sich
doch der Handel endlich mal einig
sein und eine Planungspauschale erheben würde, wäre dies nicht ganz so
gravierend, weil dann wenigstens die
Arbeit bezahlt würde. Durch die Ein-
34
elite
führung von Planungskosten würde
natürlich auch der Angebotstourismus der Kunden stark eingeschränkt.
Viele sind sich nicht bewusst, was
für Kosten sie verursachen, wenn sie
sich für ihre 5.000-Euro-Küche bis
zu zwölf Angebote machen lassen.
Kosten = 12 Angebote x 6 Sunden x 35 Euro Personalkosten =
2.520 Euro.“ Nicht nachzuvollziehen ist auch, warum die komplette
Preistransparenz gerade bei Küchen
nicht möglich sein soll. Bei derart hohen Summen, die man nicht jeden Tag
leichtfertig investiert, muss der Kunde die Möglichkeit haben, eine überschaubare Kalkulation und Planung
in die Hand zu bekommen, damit er
sich daheim in Ruhe mit seiner Familie besprechen und entscheiden kann.
Das naheliegende Pendant in der etwa
gleichen Preisklasse ist das Auto. Natürlich ist ein Wagen ein Produkt, das
von der Stange kommt und nicht extra auf die Garage des Besitzers hin
zugeschnitten wird. Aber bei der Fülle
an Extras und Variationen, die Autohersteller heute anbieten, kommt
man ebenso leicht auf Ausstattungsunterschiede, die mehr als ein Drittel
betragen können. Dennoch bekommt
man detaillierte Angebote, obwohl
auch der Autohändler nicht sicher sein
kann, dass der Kunde bei seiner Konkurrenz mit seinem erstellten Angebot
um weiteren Preisnachlass feilscht. ❦
❜
Ich hätte gerne das
Geld, das beim Fenster
hinausgeworfen wurde,
weil die Küchenhersteller die Transportwege
übersehen hatten und
dadurch die Küche nicht
geliefert werden konnte,
weil einige Teile nicht
durch die Gänge
passten.
Manfred Pinter,
Küchenbauer
elite
istock
HOCHSTAPLER
88
elite
elite
HOCHSTAPLER
Hochstapler lösen gemischte Gefühle aus: Empörung,
Belustigung, auch Bewunderung. Manche von ihnen, wie
der „Hauptmann von Köpenick“, gingen sogar in die Kultur
und Folklore ein, andere sind ob ihres betrügerischen
Sachverstands gefragte Zeitgenossen … Von BRUNO JASCHKE
Besser als
die Anderen?
D
er Millionenbetrüger Charles Ponzi, Kreator des SchneeballSystems, wurde nach seiner Ausweisung aus den USA im
heimatlichen Italien wie ein Held empfangen. Dem Schuhmacher Wilhelm Voigt, dem „Hauptmann von Köpenick“,
wurde nach einem dreisten Coup ein Denkmal gesetzt. Ein literarisches
Idol unserer Kindheitstage, Karl May, war ein Schwindler und – man
kann es in dem Fall sagen – Rosstäuscher. Der falsche Arzt Gert Postel
wurde sogar zu einer Art Idol für die Antipsychiatrie-Bewegung.
Hochstapler, laut Wikipedia „Personen, die mehr scheinen wollen als
sie sind, indem sie einem höheren gesellschaftlichen Rang, eine bessere
berufliche Position oder ein größeres Vermögen vortäuschen“, lösen widersprüchliche Emotionen aus. Neben Abscheu auch mehr oder weniger
unterschwellige Bewunderung. Oft genug deckt ihr Tun ja auch reale
Missstände auf. Michael Born hätte ohne die Fahrlässigkeit seiner
elite
89
elite
BERNHARD MADOFF: Sein Leben soll
FRANK ABAGNALE: verursachte mit
CHARLES PONZI:
nun, mit seinem ehemaligen Nachbarn
Robert de Niro, verfilmt werden
seinen Scheckbetrügen einen Schaden von
2,5 Millonen Dollar in 26 Ländern
Erfinder des Schneeball-Systems. Starb im
Jahr 1949 völlig veramt in Rio de Janeiro
Hochstapler haben
eine Witterung für
potenzielle Opfer. Der
Hochstapler muss seine
Opfer in eine emotionale
Beziehung verwickeln.
Ohne emotionale
Beziehung richtet er
nichts aus.
Arbeitgeber nicht seine journalistischen Fälschungen anbringen
können. Der Immobilienunternehmer Helmut Schneider hätte ohne
die überhebliche Schludrigkeit der
Banken nicht umgerechnet vier
Milliarden Euro Schaden anrichten
können. Und tatsächlich enthüllte
Gert Postel unglaubliche Kompetenzdefizite innerhalb der Psychiatrie. Wenn einer zum Thema „Über
die Pseudologia phantastica am
literarischen Beispiel der Figur des
Felix Krull nach dem gleichnamigen
Roman von Thomas Mann und die
kognitiv induzierten Verzerrungen
in der stereotypen Urteilsbildung“
dissertiert haben will und damit
anstandslos durchkommt, dann ist
etwas faul bei den Göttern in Weiß.
Alfred Lackner,
Psychologe
Das Phänomen Hochstapler.
keiner ja. Hochstapler haben eine
Witterung für potenzielle Opfer.
Der Hochstapler muss seine Opfer
in eine emotionale Beziehung verwickeln. Ohne emotionale Beziehung
richtet er nichts aus.“
Anlagen zur Hochstapelei, erklärt Lackner, hätten viel mehr
Menschen als die, bei denen sie sich
in krimineller Weise manifestieren.
„Bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen sind von Geburt an
angelegt. Dazu kommen Dinge, die
man erlebt hat. Unter bestimmten
Umständen werden dadurch Prädestinationen verstärkt.“ Ein – wodurch auch immer hervorgerufenes
– gesteigertes Anerkennungsbedürfnis ist einer Karriere als Hochstapler bestimmt nicht abträglich. Und
Vorbilder, wie man´s angeht, gibt
es zur Genüge. Die folgende Aufzählung listet einige davon auf. Sie
kann natürlich keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erheben. Sie führt
vielmehr bezeichnende Fälle vor.
Manche davon haben gigantische
Ausmaße. Manche sind von der Art
„Wie-konnte-das-passieren?!“ Die
sind wesentlich häufiger, als man
aufs Erste glauben würde.
❦
❜
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elite
Untersucht man das Phänomen
Hochstapelei genauer, könnte man
fast zum Schluss kommen, das
„Zielpublikum“ will hereingelegt
werden. Alfred Lackner, Organisationspsychologe, Personalentwickler und Universitätslektor, relativiert: „Wenn man Leute fragt, ob
sie betrogen werden wollen, sagt
Archiv, Wikimedia
HOCHSTAPLER
elite
HOCHSTAPLER
Die Elite der Hochstapler
Charles Ponzi (1882-1949).
Der Erfinder des Schneeball- und Pyramiden-Systems, das in
den USA „Ponzi Scheme“ genannt wird. Dieses entwickelte der
emigrierte Italiener, indem er in Europa Antwortscheine kaufte
und in den USA um ein Mehrfaches weiter veräußerte. Mit dem
Versprechen hoher Rendite warb er Kunden an, die in diese
Antwortscheine investierten. Der Zulauf war enorm. Natürlich
gab es nicht annähernd so viele Scheine wie Geld im Umlauf
war. Die Seifenblase platzte, als Ponzi einen Kunden nicht auszahlte und solchermaßen die Presse und das Finanzamt auf sich
aufmerksam machte. Ponzi starb 1949 völlig verarmt in Rio de
Janeiro. Sein Leben wird von Milos Forman verfilmt.
Bernard Madoff (geb. 1938)
Ponzis prominentester Abkömmling. Der Finanz- und Börsenmakler, ehemaliger Vorsitzender der NASDAQ, hat 4800
Anleger in 21 Ländern um mindestens 65 Milliarden Dollar
betrogen. Mit dem Geld neuer Anleger zahlte er Rendite an alte
Kunden. Dieses System implodierte, als ein Investor im Zuge der
Wirtschaftskrise 2008 sieben Milliarden Dollar zurückwollte.
Madoff wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt. Sein Leben soll mit
seinem ehemaligen Nachbarn Robert de Niro verfilmt werden.
Frank Abagnale (geb. 1948)
Noch nicht 21 Jahre alt war Abagnale, als er 1969 in Frankreich verhaftet wurde. Der Schaden, den er mit seinen Scheckbetrügen in 26 Ländern ausgelöst hatte, belief sich auf 2,5
Millionen Dollar. Er wurde zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt,
jedoch schon 1974 freigelassen, indem er die Seite wechselte
und sein kriminelles Know-how als Sachverständiger dem FBI
zur Verfügung stellte. Heute verdingt er sich als hochgeachteter Berater bei Fällen von Scheckbetrug und Dokumentenfälschung. Seine Biografie war Vorbild für Steven Spielbergs Film
„Catch Me If You Can“ mit Leonardo DiCaprio.
Jürgen Schneider (geb. 1934)
Einen Namen machte sich der Immobilienunternehmer als
Sanierer historischer Gebäude in deutschen Großstädten.
Daraus entwickelte er die Methode, systematisch historische
Bausubstanz zu kaufen und zu sanieren. Das Geld dazu kam
von Banken, denen er unter falschen Flächenangaben immer
höhere Summen entlockte. Als Schneider zunächst untertauchte und 1995 in Miami festgenommen wurde, hatte er
Bankschulden von 5,4 Milliarden D-Mark (ca. 4 Milliarden
Euro). Die Deutsche Bank als Hauptgläubiger bezeichnete
den von Schneider verursachten Schaden als „peanuts“.
Daher auch seine relativ milde Strafe: sechs Jahre. Und selbst
von denen verbüßte er nur knapp zwei Drittel.
Michael Born (geb. 1958)
Als Fernsehjournalist produzierte der ausgebildete Schiffsoffizier vor allem für ‚Stern TV‘ und ‚Spiegel TV‘ gefälschte
Reportagen. Born begann damit, dass er reale Kriegsberichte
mit Archivaufnahmen von Explosionen versah. So bemerkte
er, dass das Material nur oberflächlich geprüft wurde, worauf
er dazu überging, seine „Dokumentationen“ zu inszenieren. 16
Fälschungen konnten ihm nachgewiesen werden – und brachten
ihm vier Jahre Gefängnis. Der Prozess warf allerdings auch auf
seine Arbeitgeber kein günstiges Licht. Der damalige ‚Stern-TV‘Chefredakteur Günther Jauch argumentierte, er habe „nie im
Schneideraum“ gearbeitet.
Tom Kummer (geb. 1963)
Ab 1993 arbeitete Kummer als Hollywood-Korrespondent für
deutschsprachige Zeitungen. Im Jahr 2000 stellte sich heraus, dass er mehrere Interviews mit Stars teilweise oder ganz
erfunden hatte. Nach einer längeren Schreibpause gab ihm
die ‚Berliner Zeitung‘ eine zweite Chance. Als 2005 herauskam, dass eine seiner Reportagen aus bereits veröffentlichtem
Material bestand, wurde Kummer sofort freigestellt. Heute lebt
er in L.A. – als Tennis-Trainer und Drehbuchautor.
Wilhelm Voigt, der „Hauptmann von Köpenick“
(1849-1922)
Der Schuster Wilhelm Voigt wurde 1906 als Hauptmann von
Köpenick bekannt: Verkleidet als preußischer Hauptmann und
mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten raubte er die Staatskasse
aus dem Rathaus von Köpenick. Darüber lachte angeblich sogar
der Kaiser. Unmittelbar nach der Tat, noch bevor Voigt gefasst
war, wurde die Episode bereits für das Berliner Theaterpublikum aufbereitet. Verfilmung 1956 mit Heinz Rühmann.
Konrad Kujau (1938-2000)
Auch diesem wohl größten Skandal der neueren deutschen Pressegeschichte wurde ein Leinwanddenkmal („Schtonk“) gesetzt:
Der Kunstmaler Kujau verkaufte 1983 die vorgeblich originalen
Hitler-Tagebücher an das Magazin ‚Stern‘. Als kurz darauf die
Wahrheit ans Licht kam, hatte der ‚Stern‘ bereits 62 Bände für
9,3 Millionen D-Mark gekauft. Die Chefredaktion des ‚Sterns‘
musste in der Folge zurücktreten. 1985 wurde Kujau verhaftet.
Sein Ruf machte später aber „original Kujau-Fälschungen“ zum
Renner. Als Fälschungsexperte trat er auch im Fernsehen auf.
Gert Postel (geb. 1958)
Der gelernte Postbote erlangte in den 1980er- und 90er-Jahren
Bekanntheit als falscher Arzt. Postel gibt an, dass seine Mutter
an einer Fehlbehandlung wegen Depression starb. Bis heute
ist er überzeugt, dass in der Psychiatrie Scharlatane das Sagen
hätten. Bei seinem Vorstellungsgespräch als Arzt antwortete
Postel auf die Frage, worüber er promoviert hätte: „Über die
Pseudologia phantastica am literarischen Beispiel der Figur
des Felix Krull nach dem Roman von Thomas Mann und die
kognitiv induzierten Verzerrungen in der stereotypen Urteilsbildung.“ Postel flog nur auf, weil er seine Brieftasche verlor, in der
zwei Ausweise (ein richtiger und ein gefälschter) steckten. 1999
wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt, 2001 vorzeitig entlassen.
Seither ist er gern gesehener Gast in den Medien und wird als
Held der Anti-Psychiatrie-Bewegung gefeiert.
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LUXUSHANDYS
GOLDIG. Die Hülle des Vertu Ermenegildo
Zenga besteht aus 18 Karat Rosengold.
Preis: ca. 5.100 Euro
der
Die Handys Reichen
Die goldene Rolex bekommt Konkurrenz. Luxushandys
sind die neuen Statussymbole. Wer sich das teuerste zulegt, hat aber trotzdem nicht immer das Beste in seinen
Händen. Das Besondere ist nur die Hülle, das Innenleben dagegen oft von gestern.
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Von REINHARD BINDER
elite
LUXUSHANDYS
Werk
W
irtschaftskrise, Bankencrash und Rezession –
wen juckt‘s? Die Nachfrage nach Luxus ist
scheinbar krisenunabhängig – solange
es nur glitzert, funkelt oder einfach nur
edel aussieht. Davon profitieren auch
Luxushandy-Hersteller. Deren Geräte
kosten zwar oft einige Tausend Euro
und können weniger als ein iPhone,
aber ein solches hat heute schließlich
eh schon jeder zum Nulltarif. Von der
steigenden Nachfrage profitiert auch
der, zum finnischen Nokia-Konzern gehörende, Edelhandy-Produzent Vertu.
Während die Mutter weiterhin in der
Krise steckt, Mitarbeiter abbaut und im
Handybereich dem Smartphone-Boom
hinterherläuft, entwickelt sich die Tochter blendend. Vor allem im arabischen
Raum, China und Russland steigt die
Nachfrage rasant.
Laut dem Marktforscher IDC dominiert das im englischen Hampshire
beheimatete Unternehmen das LuxusSmartphone-Segment in Westeuropa
mit einem Marktanteil von 60 Prozent.
In den letzten zehn Jahren wanderten
rund 300.000 Stück der zwischen fünftausend und mehreren zehntausend
Euro teuren Handys über den Ladentisch. Aushängeschild war jahrelang das
Signature Cobra. Das mit Diamanten,
Rubinen und Smaragden reich verzierte Modell kostete in seiner teuersten Ausführung rund 215.000 Euro.
Nur das „Le Million“ des Herstellers
GoldVish war noch teurer. Für das
mit Gold und Diamanten besetzte Schmuckstück verlangte man eine
wohlfeile Million Euro. Gratulation,
Weltrekord! Allerdings wurden gerade einmal drei Stück verkauft …
Derzeit muss man für das teuerste
Handy rund 255.000 Euro berappen.
Dafür aber verspricht GoldVish „beste
Schweizer Handarbeit“.
Doch nicht nur Handy-Hersteller springen auf den Zug auf. Auch Uhrmacher
und Juweliere erweitern ihre Produktpalette mit ihren eigenen, handgefertigten Edelhandys. So hat der Schweizer Hersteller Ulysse Nardin in seinem
„Chairman“ eine mechanische Uhr
integriert. Die teuerste Variante kostet
knapp 35.000 Euro.
Daneben entdecken auch andere Handy-Hersteller das Luxus-Segment und
produzieren sogenannte Design-Handys. In der Regel verbirgt sich dahinter
ein gängiges Mobiltelefon, lediglich verziert von einem anderen Branding. Diese
werden mit neuem Logo, neuer Schale,
aufgefrischtem Menü-Design, anderer
Verpackung und vielleicht noch neuen
Klingeltönen aufgepeppt. In den letzten Jahren schossen die Ferrari, McLaren, Versace, Dolce&Gabbana und
Dior-Handys nur so aus dem Boden.
Samsung arbeitet etwa mit Modelabels
wie Armani oder Herstellern von hochwertigem Audio-Zubehör wie Bang &
Olufsen zusammen. Heraus kommt
dann ein schnittiges Designer-Handy
wie das Armani Phone B7620 für 730
Euro oder das Samsung Serene (1.000
Euro). Während man für Design-Handys bis zu 2.000 Euro hinblättern muss,
spielen die wahren Luxus-Handys in
einer anderen Liga. Bei exklusiven Handys ist die Preisspanne nahezu offen.
Geachtet wird darauf, dass nur feine
Materialien wie Edelhölzer, Platin, Diamanten, Gold, Keramik oder Chrom
verarbeitet werden. An nichts wird gespart. Vertu wirbt auch damit, dass ihre
Handys besonders robust sind. So soll
dem Handy selbst dann nichts passieren, wenn ein Hummer-Geländewagen
darüber rollt. Über Rolls-Royce und
Bentley sagen die Finnen nichts.
Uralt-Technik. Trotzdem ist nicht
immer alles Gold, was glänzt. Vor allem bei der Technik haben Luxushandys Aufholbedarf. Ist doch diese in den
meisten Fällen veraltet. Die Geräte gelten zwar als Statussymbol, sind aber
nicht immer wirklich praxistauglich.
Luxushandys sollten laut den Herstellern vor allem zeitlos sein. Daher beschränken sich ihre Funktionen meist
auf telefonieren und SMS versenden.
Fast eine Ironie des Schicksals: Während günstige Smartphones beinahe
einen Computer ersetzen können, begnügen sich die Luxus-Handys mit den
Grundfunktionen. Aber auch
❜
Vertu wirbt mit der
Robustheit seiner Telefone.
So soll dem Handy selbst
dann nichts passieren,
wenn ein Hummer-Geländewagen darüber rollt. Über
Rolls- Royce und Bentley
sagen die Finnen nichts.
SCHWEIZER HANDY: Edel-Smartphone
von TAG Heuer mit Touchscreen und Android
2.2 Betriebssystem. Preis: 18.900 Euro
elite
41
elite
LUXUSHANDYS
Superreiche wollen ihre Tausende Euro
teuren Handys nicht alle zwei Jahre in
der Schublade verschwinden sehen.
Daher darf gerade in dieser Sparte die
Funktionspalette des Nachfolgemodells die seines Vorgängers nicht zu sehr
in den Schatten stellen. Viele Besitzer
verwenden ohnehin ein Zweitgerät.
„Die Kunden kaufen kein Telefon. Sie
kaufen ein Schmuckstück“, sagt Francisco Jeronimo von IDC.
Im Oktober präsentierte Vertu erstmals
ein Smartphone, das sich auch vom Innenleben her sehen lassen kann. Das
Constellation T besitzt einen 3,5 Zoll
großen Touchscreen, bestehend aus einem einzigen Saphirkristall. Die 8-Megapixel-Kamera ziert ein aufwendig
gearbeitetes Rubindetail am Auslöser.
Das Gehäuse bildet rostfreier Chirurgenstahl, die Rückseite ist mit Leder bezogen. Je nach Ausstattung muss man
zwischen 4.400 Euro und 10.900 Euro
hinlegen. Doch viele Hersteller wie Vertu oder GoldVish bieten ihren Kunden
mehr als ein Luxus-Handy. Vielfach ist
ein After-Sales-Service inkludiert. Das
Luxus-Handys
VERTU CONSTELLATION T
Der 3,5 Zoll große Touchscreen besteht aus einem einzigen Saphirkristall.
Die 8-Megapixel-Kamera ziert ein aufwendig gearbeitetes Rubindetail am
Auslöser. Das Gehäuse wurde aus rostfreiem Chirurgenstahl gefertigt, die
Rückseite ist mit Leder bezogen. Je nach Ausstattung muss man zwischen
4.400 Euro und 10.900 Euro hinlegen.
SAMSUNG GALAXY S GIORGIO ARMANI
Das Handy basiert auf der Technik des Galaxy S. So verfügt es über ein 4
Zoll großes Super-AMOLED-Display und als Betriebssystem läuft Android. Das
italienische Modelabel hat sich um das Design gekümmert, trotzdem ist es
um günstige 320 Euro zu kaufen. Ob das zum Protzen ausreicht?
IPHONE 4 DIAMAND ROSE
Beim iPhone 4 Diamand Rose mit seinen 500 Diamanten handelt es sich um
das derzeit exklusivste Handy der Welt: 53 Diamanten verzieren das Apple-Logo. Auf dem Home-Button funkelt ein 7,4-karätiger Edelstein, der rosa schimmert
und sich durch einen 8-karätigen, farbneutralen Diamanten austauschen lässt.
Allerdings wurden davon nur zwei Exemplare gebaut. Kosten: 5,7 Mio. Euro.
ULYSSE NARDIN CHAIRMAN
Rund 36.000 Euro verlangt der Schweizer Luxusuhren-Hersteller Ulysse Nardin
für seinen Chairman. Es besteht aus hochwertigen Materialien wie Gold,
Karbon, Saphirglas und Edelstahl. Als Betriebssystem läuft Android. Im Preis
Kästchen, mit dem das Ulysse Nardin Chairman verpackt ist, gleichzeitig als
Dockingstation und Stereo-Lautsprecherbox.
42
elite
Werk
ist aber auch Zubehör inbegriffen. So dient das aus teurem Holz gefertigte
elite
LUXUSHANDYS
heißt, dass die Handys jederzeit auf den
neuesten Stand der Technik gebracht
werden können. Vertu offeriert seinen
Kunden ein eigenes Butler-Service. Per
Knopfdruck kann der Vertu-Concierge
rund um die Uhr, weltweit, in Anspruch
genommen werden. Der Dienst soll den
Vertu-Kunden das Unmögliche möglich
machen. Der Luxus-Dienst machte es
zum Beispiel möglich, dass die 14-jährige Tochter eines Vertu-Nutzers auf der
Orgel der Kathedrale Notre-Dame de
Paris spielen konnte. Einmal wurde mit
seiner Hilfe gar eine Schachtel lebender
Schmetterlinge als Geburtstagsgeschenk
verschenkt. Einen Tisch im exklusivsten Restaurant der Stadt zu reservieren,
gehört da sicherlich schon zu den einfa-
cher erfüllbaren Wünschen. Auch ein
Privatsommelier steht immer für Rat
und Tat zur Verfügung. Darüber hinaus werden Leistungen wie persönliches
und betriebliches Risikomanagement
oder Vermögens- und Personenschutz
angeboten. Das Service ist allerdings nur
im ersten Jahr gratis und kostet dann
3.000 Dollar jährlich.
❦
Luxus-Handys
TAG HEUER LINK
Es geht ja schließlich nicht allein um die Technik. 3,5-Zoll-Display mit 800 mal
480 Pixeln, 256 MB interner Speicher, 5-Megapixel-Kamera und EDGE/HSUPAAnbindung reißen niemanden vom Hocker, doch dafür präsentiert sich das
Tag Heuer Link formschön. Die teure Exklusivvariante setzt sich mit weißem
Alligatorleder und polierten Diamanten luxuriös in Szene. Die Preise liegen je
nach Ausführung zwischen 4.700 und 18.900 Euro.
GOLDVISH EQUILIBRIUM
Das Equilibrium besteht aus rostfreiem Stahl, Titan, Aluminium aus der Raumfahrt, Leder, 18-karätigem Gold und Platin. Das Handy ist bei einer Preisspanne von 6.900 bis satten 110.000 Euro tatsächlich auch praktisch: es kann mit
bis zu zwei SIM-Karten betrieben werden.
GRESSO LUXOR WORLD TIME GOLD
Ein Handy für die Ewigkeit. Auf der Rückseite des Geräts befinden sich fünf
Uhren für die gängigsten Zeitzonen Tokyo, Moskau, Paris, London und New
York. Die sechste ist frei einstellbar. Da die Uhren vom Akku unabhängig sind,
sollen diese zehn Jahre lang laufen. Das Design wirkt auch zeitlos. Der Hersteller verlangt für das Basismodell 4.200 Euro, jenes mit 18 Karat Gold rund
21.000 Euro.
GOLDSTRIKER IPHONE 4S CRYSTAL & GOLD EDITION
Angesichts dieses Geräts wird jeder Geschäftspartner neidisch: Die Luxus-
Werk
boutique Goldstriker hat das neue iPhone 4S in Handarbeit mit 24 Karat
Gold und Swarovski-Kristallen verziert. Auch Blackberrys gibt es im Angebot.
Preis: 2.900 Euro.
elite
44
elite
MODETRENDS
MUCHA
S
STRENGER LOOK
I
n seiner Herbst-/Winterkollektion 2011/2012 entführt
Marc Jacobs für Louis Vuitton in die bizarre Welt
der Dominaten und Devoten. Sein strenger Blick
fällt auf korsettähnliche Silhouetten, maskuline
Jacken und Mäntel im Military-Style, die – in ihrer
Härte durch weite Schultern gemildert – mit ihren
handgenähten Taillen, glänzenden Knöpfen und
einem Bubikragen aus weißem Lackleder, auf jeder
Fetisch-Party eine dominante Figur machen könnten. Die reduzierte Farbpalette wird durch Schwarz,
Grau, Marineblau und Weiß bestimmt und nur gelegentlich von Akzenten in Weinrot, Smaragdgrün
und Nude durchbrochen.
Die Materialien sind – wie in dieser Szene üblich – abwaschbar und besonders strapazierfähig. Verarbeitet
werden Krokodil- und Pythonleder, Kalbsleder und
Gummi – die Stiefel aus Gummi in Hochglanzoptik sind ein besonderes Highlight der Kollektion und
erzeugen spannungsgeladene Kontraste zwischen
glänzendem Vinyl-Finish und mattem Latex-Look.
Im Mittelpunkt der Kollektion steht ein echtes Objekt der
Begierde: die Lockit-Tasche. In der extraordinären Ausführung werden sie in dieser Saison als klassische Lockit und als schmale Lockit-Clutch aus Alligator-Lackleder präsentiert. Die Schuhe – allesamt mit
sehr hohen, klobigen Absätzen im dezenten Retro-Stil – spielen im Wesentlichen mit
zwei Fetisch-Aspekten. Der mädchenhafte Charme
runder Pumps aus Pythonleder wird durch filigrane
Riemchen und Schleifchen, manchmal in kontrastierenden Farben, betont.
Dunkelrotes Mantelkleid aus glänzendem Pythonleder (li.) und runde Pumps
mit klobigen Absätzen im Retro-Stil
ebenfalls aus Pythonleder (re.) in
Weinrot von Louis Vuitton
142
elite
Louis Vuitton
Von EKATERINA MUCHA
elite
MODETRENDS
Pastell ist elegant, feminin und chic und bei den
Herbst/Winter-Modeschauen 2011/2012 sehr präsent
„Meerjungfrauen“Kleid von Prada
aus schillernden
XL-Pailletten
Edles Python-Leder
von Prada
Passend zum
Modetrend des
Herbstes präsentiert die Schweizer
Manufaktur Zenith
die klassische Damenuhr „Elite Lady“ mit
Perlmutt-Ziffernblatt,
Diamantenlünette und
einem „Shiny Grey“Armband aus
Krokodilleder
Die Tasche in Perlgrau von Louis Vuitton spielt
mit dem Gegensatz von Matt und Glanz
CIRO
Trendy Stiefeln aus
Pythonleder von Prada
John Galliano kombiniert
einen Mantel in Zartpastell
mit einem Kleid in Leoprint
mit sexy Dekolleté
Lammfell-Mantel von
Louis Vuitton mit korsettähnlicher Silhuette
elite
143
elite
MODETRENDS
MUCHA
S
Goldenes Metallhalsband im
Fetischtrend (o.)
und Lockit-Clutch
aus Alligatorleder
mit einer goldenen
Messingkette (li.)
von Louis Vuitton
Anniversary
Mobiltelefon
aus Roségold
und Alligatorleder von
Zegna
Gelbgoldene
Halskette
von CIRO
Schwarze
Stiefeln mit
sexy Bändern
in BondageLook von
Louis Vuitton
Leder als Mittelpunkt der
Louis Vuitton Winterkollektion
144
elite
Sexy Kleid
von John
Galliano
elite
MODETRENDS
„Nachtblau ist die einzige Farbe, die vielleicht mit
Schwarz rivalisieren kann.“
Christian Dior
1 Christian Dior/Lidschatten N° 001 Smoking Blue
2 Christian Dior/Nagellack N° 607 Blue, N° 908 Tuxedo
3 Christian Dior/Sapphire Patent Tasche Lady,
N° 001 Smoking Blue, N° 908 Tuxedo,
N° 098 Carbon, N° 651 Tourbillon Pink
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Outfit von John Galliano bei Boutique Kasha (li.)
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eit seinem legendären Kleid „Junon“ aus dem Jahre 1949, dessen
unzählige Tüll-Schichten vollständig mit dunkelblauen Pailletten
bestickt waren, ist Nachtblau dass Markenzeichen des Hauses
Dior. Schwarz und doch eine Farbe, Licht und Rauch, männlich und
ultra-feminin zugleich: so hat Tyen das Dior-Blau in einer unwiderstehlichen, spannungsgeladenen Version neu interpretiert. Subtile
Akkorde mit Weiß, Nude und Silber erlauben vielfältige Variationen. Die neue Make-up-Linie für den Herbst 2011 mit ihrem
ultraglamourösen Couture-Touch ist eine Hommage an dieses
Nachtblau. Das ultimative i-Tüpfelchen der Kollektion sind zwei
neue, verwegen blaue Nagellacknuancen für einen ultraglamourösen, absolut ungewöhnlichen Look. Das tiefe, intensive Tuxedo-Blau verleiht den Fingern eine magnetische
Aura, die alle Blicke unweigerlich anzieht. Mit dem Kontrasteffekt des urbaneren, noch spektakuläreren Blue Denim
scheinen die Finger Azurblitze abzufeuern: ein Must-have
Schuhe aus
Pythonleder in
Türkis von Prada
für alle Fashionistas.
Outfit von John Galliano bei Boutique Kasha
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