FLORIAN GSCHWANDTNER

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FLORIAN GSCHWANDTNER
Lesen Sie
in der
Themenwoche
Gründer
Gründer-Magazin
128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“.
Ab April im Zeitschriftenhandel.
GRÜNDER
BEILAGE IM KURIE R
7.3.
8. 3.
9. 3.
10. 3.
11. 3.
Der Weg zum eigenen Unternehmen
Warum Frauen die besseren Gründer sind
Geld für Firmengründer
Wo Jungunternehmer arbeiten
Nachfolger dringend gesucht
EXTRA
EINE PRODUKTION
DER MEDIAPRINT
7. MÄRZ 2016
✔CHECKLISTE
Der schnelle Weg
zur eigenen Firma
✔ Businessplan erstellen
¡
So sehen meine Chancen am Markt wirklich aus
✔ Unternehmensform wählen
¡
Welche Rechtsform für mein Unternehmen optimal ist
✔ Sozialversicherung
¡
Worauf man bei der SVA der gewerblichen
Wirtschaft achten muss
✔ Finanzamt
¡
So eröffnet man sein Konto beim Finanzamt
und startet Finanz Online
FLORIAN
GSCHWANDTNER
MIT GUTEN IDEEN
ZUR EIGENEN FIRMA
Erfolgreiche Gründerinnen und Gründer sagen,
warum sie den Sprung ins Unternehmertum gewagt haben.
Die Einzelkämpfer
Die Zahl der Ein-Personen-Unternehmen
(EPU) steigt. Worauf ein EPU beim Gründen
achten sollte.
SERVICE 6
···········
Warum ein fundierter Businessplan immer
die Basis für einen erfolgreichen Firmenstart
bildet.
SERVICE 4
···········
Gründen mit Plan
Die ersten Mitarbeiter
Die Anstellung des ersten Mitarbeiters ist für
Gründer ein besonderer Tag. Diese Punkte
sollten Sie bedenken.
SERVICE 8
FOTO: IAN EHM/VERLAGSGRUPPE NEWS/PICTUREDESK.COM
Gründer und Erfinder von RUNTASTIC.
Seine Sport-App ist heute Teil des Adidas-Konzerns
SERVICE
GRÜNDER
SERVICE
GRÜNDER
Montag
7. März 2016
Montag
7. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
3
2
Runtastic
CEO und Co-Founder Florian Gschwandtner im Interview
zur Gründung und Entstehung.
Gute Gründungsperformance
Vor knapp sechs Jahren wurde
Runtastic gegründet, jetzt der Exit
durch Adidas – war der Erfolg
damals auch nur annähernd vorstellbar?
Florian Gschwandtner: Vor sechs
Jahren konnten wir von diesem Erfolg
nur träumen. Der Bereich, in dem wir
arbeiten, entwickelt sich so unglaublich schnell und ist so jung und dynamisch, dass sich auch aus heutiger
Perspektive unmöglich vorhersagen
lässt, wie es in den nächsten fünf
Jahren aussehen wird. Das macht es
spannend.
Neugründungen.
Österreichs junge
Unternehmen
punkten mit
Stabilität und
einem hohen
Frauenanteil.
Es könnten aber
mehr sein.
Nicht alles ist positiv
Österreich als „Land der
Gründer“ zu beschreiben wäre
dennoch übertrieben, denn
betreffend der Anzahl an
NeugründungenliegtdieAlpenrepublik europaweit vor Polen
auf dem vorletzten Platz.
Grund dafür könnte sein, dass
eine Gründung in Österreich
trotz Bemühungen um Verbesserung in vielen Belangen
vergleichsweise mühsam ist.
Zwar liegen die Kosten
knapp unter dem EU-Schnitt,
dafür ist aber der Zeitaufwand
mitimDurchschnittzehnTagen,
fast drei Mal so hoch wie in
anderen EU-Ländern. Das Bundesministerium für Wissenschaft, Finanzen und Wirtschaft sieht hier weiteres Verbesserungspotenzial. So soll die
UNTERNEHMENSNEUGRÜNDUNGEN
IN ÖSTERREICH
37.125
35.279 35.638
Lena Hoschek gründete
2005 ihr Modelabel und
ist heute erfolgreiche
Designerin. „Ich würde
sagen, Talent, Fleiß und
ein wenig Größenwahn
machen den Erfolg aus.
Natürlich braucht man
hin und wieder auch eine
Portion Glück. Im Grunde
ist es aber Arbeit und das
zu 90 Prozent, denn
Kreativität erfordert
auch immer Umsetzung.
Was mir stets zugute
gekommen ist, ist die
Tatsache, dass ich nicht
nur Kleidermacherin,
sondern auch gerne
Unternehmerin bin“
Flexibilität unter dem Motto
„so viel wie nötig, so wenig wie
möglich eingreifen“ weiter erhöht werden. Darüber hinaus
will man finanzielle Anreize
schaffen, in dem Finanzierungslücken geschlossen werden.
Und natürlich steht auch der
digitale Wandel weiterhin auf
der Agenda.
Die Beweggründe
Die Motive, in Österreich
dennoch ein Unternehmen zu
gründen, sind vielfältig.
65 Prozent geben an, ihr
eigener Chef sein zu wollen, ein
weiteres Motiv ist die flexiblere
39.738
36.946 37.054
KURIER-Grafik: Eber
2012
2013
2014
Die Gründer
werden jünger
Im Schnitt waren Österreichs
Gründer 37 Jahre alt – der Großteil gründet zwischen dem
dreißigsten und vierzigsten Le-
bensjahr, der Anteil der Gründer unter 30 ist im letzten Jahr
jedoch stark angestiegen.
Diese Beobachtung hat
auch Markus Wagner, Business Angel und CEO des Inkubators i5invest, gemacht: „Gerade im Start-up-Bereich trauen sich auch immer mehr junge Menschen zu gründen. Viele sind jung, haben aber
trotzdem Erfahrung in ihrem
Bereich und entsprechendes
Know-how. Und für die
Entwicklung von Apps braucht
es beispielsweise am Anfang
wenig Startkapital.“
– YASMIN VIHAUS
Johannes Allesch produziert mit seiner Firma AniMedical seit 2010 medizinische 3D-Animationsfilme für Patienten, für Pharma- und medizinisch-technische Unternehmen. „2006 habe ich
aufgrund eines Unfalls im engsten Familienumfeld die Patientenaufklärung in Krankenhäusern
erlebt. Die Schwierigkeiten, medizinische Informationen an Patientinnen weiterzugeben, waren
eklatant. Ich habe also mein Studium der 3-D-Animation mit Medizin verbunden. Inzwischen haben wir mit unseren Filmen und der Software AniMedes die Aufklärung vollständig digitalisiert.“
KLEINSTBETTRIEBE DOMINIEREN IN DER STRUKTURLANDSCHAFT
Anteil der Unternehmen und Beschäftigten, sowie Umsatz und Bruttowertschöpfung in der marktorientierten Wirtschaft nach Beschäftigten-Größenklassen
32,3
2015
konfrontiert. Woodsaw-Gründer Sebastian Rahs: „Die
Gründung im Februar 2016
wardielogischeKonsequenzaus
der guten Zusammenarbeit im
Vorfeld. Damit können wir jetzt
dem vielfach geäußerten Kundenwunsch nach einer Pauschale und einem Ansprechpartner
über alle Gewerke nachkommen.“
Start-ups: Durchschnittsalter der Gründer und
Mitarbeiter in Österreich
MÄNNER
2011
Gestaltung des eigenen Lebens.
Für immerhin 35 Prozent der
Neo-Unternehmer war das unattraktive Angebot am Arbeitsmarkt ausschlaggebend, den
WegindieSelbstständigkeiteinzuschlagen.
Im Fall von Woodsaw haben
sich drei Handwerker – ein
Elektriker, ein Raumausstatter
und ein Tischler – zu einer
Firma zusammengeschlossen,
die sich auf Lokal- und Büroeinrichtungen spezialisiert hat.
Der Grund: Als Einzelkämpfer
wurden sie immer wieder von
Kunden mit dem Wunsch nach
Gesamtlösungen aller Gewerke
DER MUTIGE SPRUNG ERFOLGT IN DEN DREISSIGERN
88 %
2010
Michael Hollauf gründete das Unternehmen Mindmeister, das ein webbasiertes MindmappingTool anbietet. „Früher gab es so etwas nur als teure Software. Wir wollten das im Browser
anbieten. Dann haben wir eine private Beta-Version gelauncht und das hat sich innerhalb von
wenigen Tagen viral verbreitet. Danach beschlossen wir, unsere anderen Projekte aufzugeben
und uns auf dieses Produkt zu konzentrieren.“
FOTOS: HILDE VON MAAS, WOODSAW, ANDREAS HAUCH, MINDMEISTER, RUNTASTIC
I
nsgesamt wagten 29.561
Neugründer
2015
den
Schritt in die Selbstständigkeit – 4,8 Prozent mehr als
noch im Jahr davor. Seit fünf
Jahren sei die GründungsPerformance nicht so gut gewesen wie im vergangenen
Jahr – und das trotz wirtschaftlicherUnsicherheiten,kommentiert der Präsident der Wirtschaftskammer
Österreich,
Christoph Leitl, die aktuelle
Gründerstatistik 2015. Aber
nicht nur, was Neugründungen
betrifft, zeigt er sich zufrieden,
auch beim Frauenanteil erreicht Österreich im Ländervergleich einen Spitzenwert.
Und auch die Zahlen der Insolvenzen sind im letzten Jahr erneut gesunken. Nach drei Jahren sind noch acht von zehn der
neugegründeten Unternehmen
am Markt erfolgreich, nach
fünf Jahren immer noch mehr
als zwei Drittel.
Benjamin Fürlinger, Elektriker, Rainer Wachter, Tapezierer und Raumausstatter, und Sebastian
Rahs, Möbelbauer, Tischler und Designer gründeten 2016 das Unternehmen Woodsaw.
„Die Gründung im Februar 2016 war die logische Konsequenz aus der guten Zusammenarbeit
im Vorfeld. Damit können wir jetzt dem vielfach geäußerten Kundenwunsch nach einer
Pauschale und einem Ansprechpartner über alle Gewerke nachkommen.“
JAHRE
12 %
FRAUEN
im internationalen Vergleich
Durchschnittsalter
Männer
Frauen
Tel Aviv
36,2
91 %
9%
London
36,0
91 %
9%
Silicon Valley
34,1
90 %
10 %
Österreich
32,3
88 %
12 %
Berlin
31,9
97 %
3%
Los Angeles
31,5
88 %
12 %
0,4 %
mehr als
250 Beschäftigte
1,7 %
50–249 Beschäftigte
314.855
Unternehmen
insgesamt
87,1 %
0–9 Beschäftigte
10,9 %
10–49 Beschäftigte
Quelle: WKO, Austrian StartUp Report 2013
Was würden Sie Neugründern raten?
Wir selbst hatten gerade am Anfang
unserer Unternehmensgründung mit
vielen Skeptikern zu tun. Die negativen Kommentare wegzustecken, war
nicht immer einfach, aber wir haben
auch diese Phase gemeistert und an
der Idee festgehalten. Mittlerweile ist
das Thema Start-ups in Österreich
auch in der öffentlichen Diskussion angekommen. Die Politik ist sich dessen
bewusst, dass es für junge Unternehmer nach wie vor einige Hürden gibt.
Zwar verbessert sich die Situation,
aber um ein unternehmerfreundliches
Land zu werden, müsste Österreich
noch einiges ändern. Jemandem, der
sich jetzt dazu entscheidet ein Unternehmen zu gründen, würde ich raten,
dran zu bleiben. Um seine Träume zu
verwirklichen, braucht man eine gewisse Portion Durchhaltevermögen
und Sturheit.
Auf der Überholspur: der RuntasticGründer Florian Gschwandtner
Was hat sich mittlerweile an der
Firmenstruktur verändert?
2011 haben wir uns dazu entschieden – übrigens schon mit 25
Mitarbeitern – eine Multi-App-Strategie zu verfolgen.
Die Produktpalette hat sich seither
stetig erweitert, von Apps über
Hardware bis hin zu neuen Features.
Bis Ende 2014 wuchs das Unternehmen auf 100 Mitarbeiter an, bei
gleichzeitig 100 Millionen Downloads.
Und wir sind auch international auf
Erfolgskurs.
Täglich wird weltweit mehr als
150.000 Mal eine der Runtastic Apps
heruntergeladen, mittlerweile sind es
insgesamt 160 Millionen App-Downloads. Aktuell beschäftigen wir 160
Mitarbeiter aus über 30 verschiedenen Ländern.
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
4
Das Unternehmen in Worte fassen
TOBIAS RASCHBACHER
Feuerprobe Businessplan. Wieso das schriftliche Festhalten des Geschäftsmodells so wichtig ist
Die Gründer von Die Lieferei haben mit ihrem Businessplan
vor Kurzem beim österreichischen i2b-Wettbewerb in der Kategorie
„Dienstleistung, Gewerbe, Handel“ gewonnen
D
ie Geschäftsidee und das
Unternehmenskonzept
verschriftlichen – das ist
der Grundgedanke des Businessplans. Der Geschäftsplan
sollUnternehmerneinerseitsals
Leitfaden zur Umsetzung der
Geschäftsidee dienen, ist andererseits oft auch eine Voraussetzung für Kapitalbeschaffung
von Investoren oder für Förderungen.
Die Schriftform zwingt zu
durchdachten Handlungen und
ist letztendlich eine Leitlinie für
Unternehmer, an der sie ihre
Ziele und Aktivitäten ausrichten und überprüfen können.
Ein klares Konzept stärkt darüber hinaus die Position gegenüber Verhandlungspartnern.
Die Geschäftsidee soll im
Rahmen des Businessplans auf
ihre Realisierbarkeit, Wirt-
✔CHECKLISTE
Inhalte eines Businessplans
Welche Inhalte muss mein Businessplan haben?
¡ Executive Summary
Zusammenfassung des Konzepts mit Grundidee
und Schlüsselzahlen
¡ Produkt- und Dienstleistungsangebot
Genaue Beschreibung des Produkts oder der Dienstleistung, Auskunft über den Entwicklungsstand, Einschätzung der Stärken und
Schwächen, des Kundennutzens und der Alleinstellungsmerkmale
¡ Markt- und Wettbewerb
Einschätzung zur Marktposition, zu möglichen Konkurrenten
und zu möglichen Kundengruppen
¡ Konzept für Marketing und Vertrieb
Geplante Marketingmaßnahmen und konkrete Serviceund Beratungsangebote, Preisgestaltung und geplante
Werbemaßnahmen oder Kommunikationskanäle
¡ Planung der Unternehmensstruktur
Genauere Beschreibung des Unternehmen, Team und Rechtsform,
Eigentumsverhältnissen und Standort
¡ Erfolgs- und Finanzplanung
Erforderlicher Kapitalbedarf und Finanzierungsart, Fixkosten
und laufende Kosten, Prognose über Umsätze und Absatzmengen
Umsetzplanung/Meilensteine
¡
Schritte, die konkret geplant sind, und Zwischenziele
schaftlichkeit und auf den Kundennutzen geprüft werden –
wichtig sind zum einen die Visionen der Gründer, zum anderen Markteinschätzungen und
Prognosen aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Typische Inhalte eines Geschäftsplans sind
die genaue Beschreibung des
Produkt- und Dienstleistungsangebots im Hinblick auf Stärken und Schwächen, Entwicklungsstand, Kundennutzen, Alleinstellungsmerkmale
und
Konkurrenz. Und natürlich eine
Einschätzung zu Markt und
Wettbewerb, inklusive einem
Konzept für Marketing und
Vertrieb, eine Planung der Unternehmensstruktur und des
Managements und eine ausführliche Erfolgs- und Finanzplanung.
Die Aufgabe
VorderAufgabe,einenBusinessplanzuerstellen,standdasTeam
von Die Lieferei vor etwa einem
Jahr. Das Unternehmen liefert
ausgewählte alkoholische und
nichtalkoholische
Getränke,
die im Einzelhandel kaum erhältlich sind. Das Sortiment ist
nicht nur für Gastronomen und
Geschäftskunden
bestellbar,
sondern auch für Privatkunden
inganzÖsterreichlieferbar.„Die
meisten aus unserem Gründerteam hatten einen betriebswirtschaftlichenBackground–einer
von uns hatte davor schon ein
Unternehmen gegründet, dadurch hatten wir sicher einen
Vorteil. Trotzdem ist es ein
großer zeitlicher Aufwand“, erzählt Geschäftsführer Hendrik
Genotte. Den Businessplan haben die vier Gründer von Die
Lieferei beim letzten i2b-Wettbewerb eingereicht und mit ihrem Konzept in der Kategorie
„Dienstleistung, Gewerbe, Handel“ gewonnen. Jedes Jahr können – auch unabhängig vom
i2b
Wettbewerb
i2b, kurz für „ideas to business“,
wurde im Jahr 2000 als Initiative der VA Tech, Voest-Alpine
Stahl, Bank Austria und der
WKO ins Leben gerufen. Der
Wettbewerb fand Anklang bei
134 Einreichern – am Ende entstanden 58 fertige Businesspläne. Aus der Initiative wurde
2003 ein eigenständiger Verein
– Mitglieder sind heute das
Gründerservice der WKO und
die Gründeroffensive der Erste
Bank und Sparkassen. 2015
wurden insgesamt 663 Businesspläne mit dem Online-Assistenten erstellt. Mittlerweile erfolgreiche Start-ups wie Runtastic
oder Unternehmen wie Sonnentor haben den Wettbewerb genutzt, um Tipps und Hilfestellungen für den Auf- und Ausbau
ihres Geschäfts zu bekommen.
Der Wettbewerb findet einmal
im Jahr statt, Businesspläne können laufend eingereicht werden.
Wettbewerb – Businesspläne
zum Expertenfeedback eingereicht werden. Die Gründer
werden durch einen OnlineBusinessplan-Assistenten und
eine eLearning-Plattform unterstützt. Besonders gute und innovative Ideen werden mit Preisen ausgezeichnet. „Der ,Blick
von außen‘ soll Gründer vor unangenehmen Überraschungen
schützen.i2bbietetdieMöglichkeit, einen vollständigen Businessplan kostenlos und vertraulichvonzweiExpertenbewerten
zu lassen. Dieses Angebot steht
unabhängig von einer späteren
Wettbewerbsteilnahme ganzjährig und mehrfach zur Verfügung“, erklärt die stellvertreten-
de Geschäftsführerin von i2b,
DorisFriesenecker,dasKonzept.
Für das Gründerteam von Die
Lieferei war dieses Feedback
entscheidend für den weiteren
Weg:„WirhabendurchdenWettbewerb und durch die Bestätigung von Investoren gesehen,
dass unser Businessmodell funktionieren kann und dass es auch
von externen Leuten gut angenommen wird. Man hat die Möglichkeit, sich selbst abzuprüfen
undzuschauen,wiesattelfestdas
eigeneKonzeptist.Danachhaben
wir uns gedacht: ,O. k., die Nachfrage ist da.‘ Das war bei uns ausschlaggebend, dass wir so weitermachen wie bisher.“
– YASMIN VIHAUS
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
5
Allein oder mit Partner?
Rechtsformen. Wer sich selbstständig machen will, sollte sich vorab überlegen, mit wem und wie er gründen will
UNTERNEHMENSNEUGRÜNDUNGEN 2015
NACH RECHTSFORMEN
9,6 GmbH
1,7 KG
1,8 OG
86,2
Einzelunternehmen
KURIER-Grafik: Eber
andere
Rechtsformen
%
0,7
Quelle: WKO, Daten 2015 vorläufig
SQUAREDPIXELS/ISTOCKPHOTO.COM
W
ährendeinerReisedurcheinigeWeinbauregionen kam Johannes Völlenklee die Idee für sein künftiges UnternehmennamensFassprobe.DerJungunternehmer gründete daraufhin ein Einzelunternehmen. Bei Wahl dieser Firmenform betreibt der
Inhaber das Unternehmen auf eigenen Namen
und eigene Rechnung. Als Einzelunternehmer
trägt er das volle Risiko und haftet mit seinem
PrivatvermögenfürdieSchuldendesUnternehmens. Mittlerweile sind nicht eingetragene Einzelunternehmen (EPU),mit81%dieamhäufigsten gewählte Rechtsform bei Unternehmensneugründungen. Die Vorteile liegen in der
schnellen, kostengünstigen Firmengründung
und einer einfachen Einnahmen-AusgabenBuchhaltung bis zu einem Jahreshöchstumsatz 700.000 €. Liegen die jährlichen Nettoumsätzeunter30.000€trittdieKleinunternehmerreglung in Kraft, die besagt, dass keine Umsatzsteuer abzuführen ist. Es kann aber auch kein
Vorsteuerabzug geltend gemacht werden. Paul
Heissenberger, Berufsgruppenobmann der
Steuerberater,weistdaraufhin,dassdieRechtsformnichtnurnachsteuerlichenGesichtspunkten gewählt werden kann: „Auch ein möglicher Partner oder Haftungsthematiken im Unternehmen sind dabei ebenso zu beleuchten.“
Fassprobe wuchs und Völlenklee entschied
sich, sein EPU in eine Gesellschaft mit beschränkterHaftung (GmbH) umzuwandeln.Diese Rechtsform ist mit rund 18 % die am zweithäufigsten gewählte. Während bei einem EPU
üblicherweise nur die Gebühren für die Gewerbeanmeldung anfallen, ist für eine GmbH ein
Mindestkapital in Höhe von 35.000 € erforderlich. Auch mit „Gründungsprivileg“ ist eine
Stammeinlage von 10.000 € nötig. Der Vertrag
muss vor dem Notar errichtet werden, die GesellschaftisterstmitderEintragunginsFirmenbuchgültig.ZudemunterliegteineGmbHstrengeren Buchhaltungsvorschriften – die FührungeinerdoppeltenBuchhaltungistverpflichtend. Der Vorteil dieser Rechtsform liegt, wie
derNameschonsagt,ineinerbeschränktenHaftung,dieaufdieKapitaleinlagederGesellschafter reduziert ist.
Werden mindestens zwei Unternehmen zusammengefasst, spricht man von einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR). Diese muss
nicht ins Firmenbuch eingetragen werden, es
besteht aber eine solidarische Haftung. Wenn
sichmehrere (mindestens zwei) Personenzueiner
Unternehmung finden, aber dennoch flexibel
bleiben wollen, bietet sich die Gründung einer
OG (Offenen Gesellschaft) an,derenGesellschaftsvertrag an keine Form gebunden ist. Der Vorteil ist die rasche, einfache Gründung, allerdings haften die Gesellschafter persönlich und
uneingeschränkt. Eine Spezialform der OG ist
die Kommanditgesellschaft. Hier haftet zumindest ein Gesellschafter nur beschränkt. Am
gebräuchlichsten ist dabei die GmbH & Co KG
– der persönlich und unbegrenzt haftende Gesellschafter ist hier keine natürliche Person,
sondern eine GmbH.
– MONIKA DLUGOKECKI
✔CHECKLISTE
Welche Firma
passt zu mir?
Die Art des Unternehmens und die Haftungsfrage
bestimmen die Rechtsform.
Variante 1
¡
Ich bin in der Beratungs- oder Dienstleistungsbranche als Einzel-
kämpfer tätig: Einzelunternehmen oder eingetragenes Einzelunternehmen (e.U.)
Variante 2
¡
Ich plane meine Firma mit einem Partner. Wir haben keine hohen
finanziellen Aufwendungen für Maschinen, Rohstoffe, Mitarbeiter,
etc. (Beratungsunternehmen, Makler, etc.): Offene Gesellschaft
(OG), Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GesbR)
Variante 4
¡
Ich bin in einer Branche mit hohen Investitionen tätig und werde
auch mehrere Angestellte haben (Handwerksbetrieb, Handelsunternehmen, Gastronomie, etc.): GmbH
Variante 5
¡
Ich plane mein Unternehmen mit stillen Teilhabern. Wir haften alle
mit unserem Privatvermögen: Kommanditgesellschaft (KG)
Ich plane mein Unternehmen mit stillen Teilhabern, wir haften
aber nur begrenzt: GesmbH & CoKG
Wer ein Unternehmen gründet, muss wissen, welche Firmenform die passende ist
Sie sind arbeitslos, aber haben eine tragfähige Geschäftsidee, oder möchten Ihr
kleines Unternehmen erweitern?
Der Mikrokredit ist eine Initiative des Sozialministeriums in Kooperation mit der
Erste Bank und den Sparkassen zur Förderung Ihrer Selbstständigkeit.
Verwirklichen Sie Ihre Geschäftsidee!
✓
Bis zu 12.500,- Euro für Einzelpersonen
✓
Keine Bearbeitungsgebühren, fixer Zinssatz
✓
Kostenlose Info-Hotline: 0800-800 807,
E-Mail: [email protected]
✓
Beratung bei der Antragstellung via Telefon, E-Mail oder persönlich
Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz sowie der
ERSTE Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, unterstützt durch die Wiener Städtische Versicherung
AG Vienna Insurance Group, das Land Burgenland, das Land Kärnten, das Land Niederösterreich, das Land
Oberösterreich, das Land Salzburg, das Land Steiermark, das Land Tirol, das Land Vorarlberg und die Stadt
Wien.
Umgesetzt von der ÖSB Consulting GmbH in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH.
Diese Finanzierung profitiert von einer Bürgschaft, die im Rahmen der „Europäischen Mikrofinanzierungsfazilität Progress“ von der Europäischen Union geschaffen wurde.
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
Alleingang. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Österreich und Europa sind Ein-Personen-Unternehmen
Einzelkämpfer in der Wirtschaft
FOTOS: SUSANNE EINZENBERGER, VERONIQUE GIROUD, JENNIFER HOFER
6
B
ereitet das selbstständige
Arbeiten eher Freiheiten
oder Sorgen? „Man hört
immer, dass es so viele Hürden
gibt, aber letztlich sind diese
paar Behördengänge nicht
unüberwindbar,“ erzählt Klaus
Heller. Der 30-jährige Experte
für Online-Marketing hat AnfangdesJahresdenSchrittindie
Selbstständigkeit gewagt und
betreibt seither ein Ein-Personen-Unternehmen.
Davon gibt es in Österreich
laut WKÖ 278.411. Als EPU
gelten alle Unternehmen ohne
unselbstständig beschäftigte
Angestellte, also solche, die als
One-Woman- oder One-ManShow betrieben werden. Das
Durchschnittsalter unter den
österreichischen Einzelunternehmern beträgt 45,5 Jahre.
Ziemlich genau die Hälfte sind
Frauen.
In machen Berufsgruppen
ist die Form des EPUs die Regel.
Unter Fotografen, Versicherungsagenten oder auch im
Kunsthandwerk liegt der EPUAnteil bei über 75 Prozent. Und
die Tendenz, seinen Beruf als
eigenständiger Unternehmer
auszuüben, steigt. Darin drückt
sich der Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft
aus, heißt es. Um Zugang zu Informationen,
Technologien
und Netzwerken zu haben, sind
Großunternehmen in vielen Bereichen nicht mehr notwendig
undimmermehrMenschenwollen ihr Arbeitsleben möglichst
frei und individuell gestalten.
Der Trend ist keine österreichische Besonderheit und entspricht dem europäischen
Durchschnitt. Rund 60 Prozent
der Unternehmen in der Europäischen Union sind Kleinstbetriebe ohne angestellte Beschäftigte. Ein-Personen-Unternehmen sind zwar alle für sich genommeneherklein–inihrerGesamtheit sind sie aber alles
anderealseinevernachlässigbare wirtschaftliche Größe. Rund
8,2 Prozent der Erwerbstätigen
sind in Form eines EPUs tätig.
Und: Einzelunternehmer sind
Oben: Susanne
Einzenberger
trifft als Fotografin eigene
Entscheidungen.
Rechts: Klaus
Heller ist Experte für OnlineMarketing und
seit 2016
ebenfalls ein
Ein-PersonenUnternehmen
überdurchschnittlich gebildet.
Viel mehr allgemeine Aussagen
lassen sich über EPUs allerdings
kaum treffen, schließlich reicht
die EPU-Bandbreite vom Kosmetiksalon über den Bauernhof
bis zur Unternehmensberatung.SindsiedabeiwirklichEinzelkämpfer?
Belastungen
„In Spitzenzeiten ist es natürlich stressig, weil man wenig delegieren kann,“ hat auch Klaus
Heller schon festgestellt. Arbeitskollegen sind schließlich
da, um sich gegenseitig Arbeit
abzunehmen. Wer als Einzelunternehmer arbeitet, der hat oft
niemanden,dereinezweiteMeinung äußert, der Feedback geben kann. Ist es eine Belastung,
wenn Verantwortung nicht auf
mehrere Schultern verteilt werden kann?
„Es erfordert viel Disziplin,
Beständigkeit und Vertrauen in
sich und das Geschäft. Denn
nichtsistfix,esistimmereinRisiko dabei, dass man komplett alleine schultert, mit allen Höhen
und Tiefen, allen Steuern und
Zahlungen,“ meint die selbstständige Eventmanagerin und
Pilates-Trainerin Sandra Kendl.
Auch Fotografin Susanne
Einzenberger kennt die Risiken,
aber wirklich Stress erwächst
darausfürsienicht:„Stresshätte
ich in einem Angestelltenverhältnis wohl genauso. Die Frei-
heit, sich die Zeit selbst einteilen und seine eigenen Entscheidungen treffen zu können, ist
der große Vorteil der Selbstständigkeit.“
Nicht für jeden ist das
Spannungsfeld zwischen Tagesgeschäft und geschäftlicher
Zukunftsplanung das Richtige.
Für Einzelunternehmer ist es
wichtig, sich in beiden Bereichen wohlzufühlen. Allgemein
beantworten lässt sich kaum, in
welchen Branchen es besonders viel oder weniger Sinn
macht, den Schritt in die Selbstständigkeit als Ein-PersonenUnternehmen zu wagen.
Hat man sich einmal für die
Rolle des Einzelkämpfers in der
Wirtschaft entschieden, bleibt
man meist lang in dieser Rolle.
JederfünfteEinzelunternehmer
ist 55 Jahre oder älter. Das Gleichegiltnurfürjedenzehntenbei
den unselbstständig Beschäftigten. Sich dem Wettbewerb
als EPU zu stellen, kann lästig
oder eine Freiheit sein. Auf die
eine Person kommt es an. Das
Ergebnis der Selbstständigkeit
muss nicht immer (Einzel-)
Kampf sein. „Das Einzige, was
darunter leidet, ist die Kreativität“, findet Susanne Einzenberger, „Deshalb ist es wichtig,
auchmalnichtszutunundabzuschalten.“
Oben: Als
Eventmanagerin und PilatesTrainerin kann
sich Sandra
Kendl auf zwei
Standbeine
verlassen
– THOMAS STOLLENWERK
SOLO-NUMMER: DIE HÄUFIGSTE RECHTSFORM
SIND NICHT EINGETRAGENE EINZELUNTERNEHMEN
Entwicklung der Unternehmensneugründungen nach Rechtsform in Prozent
Einzelunternehmer
4,0
3,7 (eingetragen)
1,9
1,6 Offene Gesellschaft
2,5
1,7 Kapitalgesellschaft
9,4
11,3 GmbH
81,5
81,0 (nicht eingetragen)
Einzelunternehmer
2010
KURIER-Grafik: Eber
2011
2012
2013
2014
Rest auf 100: AG, Vereine und sonstige
Quelle: WKO, 1014
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7. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
7
Durchblick im Steuer-Dschungel
Welche Kosten anfallen. Über Steuern, Abgaben, Liebhaberei und die Sozialversicherungsbeiträge
D
as Wichtigste ist ein Steuerberater. Denn, so Paul
Heissenberger, Berufsgruppenobmann der Steuerberater in der Kammer der
Wirtschaftstreuhänder: „Ohne
Routine und Fachwissen ist es
nahezu unmöglich, alle steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Feinheiten ,richtig‘
zu bedenken.“ Allzu leicht verheddert man sich sonst in unserem komplexen Steuer- und
Sozialversicherungssystem.
DieGrazerinNataschaAfana
zum Beispiel, die 2015 ihren
Design-Conceptstore Tash Living in Graz eröffnet hat, fand
erst mit ihrem Steuerberater
zur
richtigen
Rechtsform:
„Ich habe
mich für eine Kommanditgesellschaft entschieden. Die ist
unkompliziert, zudem reicht
am Anfang die Gewinn- und Verlustrechnung und man muss
nicht sofort eine doppelte Buchführung machen.“
Wichtig zu wissen ist, dass
man den Abgabenbehörden
gegenüber bereits als Unternehmen gilt, wenn die ersten
Vorbereitungshandlungen für
die
Unternehmertätigkeit
durchgeführt werden. Und
nicht, wie oft angenommen,
erst mit der Abgabe der dafür
vorgesehenen Meldung, die
binnen Monatsfrist ab Eröffnung des Gewerbebetriebes zu
erfolgen hat. Vorweggenommene Betriebsausgaben können nur in einer Einkommensteuererklärung, nicht jedoch
imRahmeneinerArbeitnehmerveranlagung geltend gemacht
werden.
Kommt man einer Tätigkeit
nach, die mittelfristig keinen
positiven Gesamterfolg erwarten lässt, dann fällt dies unter
den Begriff der „Liebhaberei“.
Dies hat zur Folge, dass Verluste
weder mit anderen Einkünften
ausgeglichen, noch in Folgejahren vorgetragen werden
können.
zogen. Da dies bei neuen Unternehmen ja nicht möglich ist,
gelten für die ersten drei Jahre
besondere Beitragssätze. Zudem können sich Einzelunternehmer unter bestimmten
Die Fristen müssen
eingehalten werden
Nach der Anmeldung am Finanzamt ist vor allem auf die
fristgerechte Bezahlung der
vom Finanzamt vorgeschriebenen quartalsmäßigen Vorauszahlungen an Einkommenssteuer, die Abgabe von Umsatzsteuervoranmeldungen sowie die Bezahlung der Umsatzsteuer und die Abgabe der
jährlichen Steuererklärung zu
achten.
Als Grundlage für die Festlegung des Sozialversicherungsbeitrages wird üblicherweise das Ergebnis des drittvorangegangenen Jahres herange-
FOTO: TASH LIVING
„Der bürokratische Hürdenlauf
war mühsam. Ohne Steuerberater
an meiner Seite hätte ich das
alles nicht machen wollen.“
Voraussetzungen
von
der
Kranken-undPensionsversicherung befreien lassen. Auch in
diesenFragenisteinSteuerberater die richtige Adresse.
– MONIKA DLUGOKECKI
✔CHECKLISTE
Mein schneller Weg
zur eigenen Firma
Wie vermeide ich Probleme mit Steuern und Abgaben?
Kompetente Beratung
¡
Mit einem Steuerberater an der Seite ist auch der AbgabenDschungel zu bewältigen. Suchen Sie sich einen Berater mit der erforderlichen Branchen-Expertise.
Umsatzsteuer
¡
Leistungen, die Sie im Inland als Unternehmer erbringen, unter-
liegen der Umsatzsteuer. Mit Ausnahme der Kleinunternehmerregelung – hier beläuft sich der Netto-Jahresumsatz auf max.
30.000 Euro. Der Unternehmer haftet für die fristgerechte Entrichtung an das Finanzamt
Sozialversicherung
¡
Bei erstmaliger Selbstständigkeit gilt in den ersten zwei Jahren
eine Begünstigung in der Krankenversicherung. Bei der Pensionsversicherung wird in den ersten zwei Jahren ein Fixbetrag verrechnet. Bei entsprechendem Unternehmenserfolg ist mit Nachzahlungen zu rechnen.
Natascha Afana, Gründerin des Tash Living Store, Graz
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Vorsorgekasse für Selbständige
Nachhaltige Vorsorgeplanung schon bei der Gründung berücksichtigen.
M
it 01.01.2008 wurde die Betriebliche Vorsorge auf
die Gruppe der Selbständigen ausgeweitet. Zu
eigenen Gunsten zahlen
Selbständige seither obligatorische Beiträge in
der Höhe von 1,53 % der
Beitragsgrundlage in die
Krankenversicherung ein.
Freiberulich Tätige können sich freiwillig für die
Selbständigenvorsorge
entscheiden.
Von gesetzlich
garantierten Vorteilen
proitieren
Die Vorteile für Selbständige und Unternehmer sind
vielseitig. So sind Vorsorgebeiträge Betriebsausgaben
und schmälern dadurch
die Bemessungsgrundlage
der Einkommens- bzw. Körperschaftsteuer. Durch die
Selbständigenvorsorge können sich Unternehmer eine
lebenslange, steuerfreie Zusatzpension sichern. Zudem
geben die Vorsorgekassen
eine Bruttokapitalgarantie
auf alle einbezahlten Beiträge und bei Ableben sind
auch die Hinterbliebenen
abgesichert, da die Beiträge
vererbbar sind.
Worauf muss
man achten?
Bei der Betrieblichen Vor-
Proitieren Sie vom Know How und den
Leistungen der führenden Vorsorgekasse
Ausgezeichnete Beratung
Die VBV ist Gewinner des Service
Award 2014/2015 für telefonische
Beratung. Bei der VBV sprechen
Sie immer direkt mit erfahrenen
Mitarbeitern.
Wahl zur besten Vorsorgekasse
2015 zeichnete „DerBörsianer“, in
Zusammenarbeit mit „BDO-Austria“,
die VBV für ihr nachhaltiges Engagement, ihre Kundennähe und ihre
Performance als beste Vorsorgekasse aus.
Vorteilsstafel
In der Vorteilsstafel werden seit
01.01.2015 in den ersten fünf Jahren
1,9 % des Beitrags verrechnet,
danach verringern sich die laufenden
Kosten um 0,5 %-Punkte auf 1,4 %.
Nach dem 10. Beitragsjahr werden
die Kosten auf das Minimum von
1 % gesenkt.
Für Start-ups und KMUs zugeschnittene Informationspakete der VBV inden
sich auf der Homepage des Unternehmens unter www.vorsorgekasse.at
oder 01 21701 – 8123.
sorge geht es vor allem
um eins: Sicherheit. Die
langfristige Veranlagung
ist daher besonders wichtig. Die VBV, Österreichs
führende Vorsorgekasse,
gewährleistet diese Sicherheit durch eine angemessene Mischung und
Streuung der Vermögenswerte. Die Kundengelder
werden
strategiekonform und mit möglichst
geringem Risiko veranlagt. Darüber hinaus
hat sich die VBV bereits
mit Gründung im Jahr
2002 konsequent nachhaltig ausgerichtet und
wird seither von einem
Ethik-Beirat in ihren Veranlagungsentscheidungen
begleitet. Gemeinsam mit
dem Beirat hat die VBV
strenge Kriterien für die
Veranlagung der Kundenbeiträge festgelegt. Bei
allen Investments werden
demnach Positivkriterien
(z.B. erneuerbare Energien, Ressourcenschonung
etc.) sowie dezidierte
Ausschlusskriterien (z.B.
Todesstrafe, Atomenergie,
Kinderarbeit etc.) berücksichtigt.
Dass nachhaltig wirtschaften und gleichzeitig
ökonomisch erfolgreich
sein kein Widerspruch ist,
beweist die VBV seit mehr
Seit Veranlagungsbeginn 2003 liegt das Ergebnis der VBV kumuliert bei rund 48 % inklusive Zinseszins.
als 13 Jahren. Seit Veranlagungsbeginn
2003
liegt das Ergebnis der
VBV kumuliert bei rund
48 % inklusive Zinseszins (siehe Graik). Für
das Jahr 2015 konnte die
VBV trotz anhaltendem
Niedrigzinsumfeld eine
Performance von 1,93 %
erwirtschaften und liegt
damit über dem Branchenschnitt von 1,20 %.
Langfristiges Wachstum
geht bei der VBV Hand in
Hand mit hoher Sicherheit und gutem Gewissen.
Nachhaltigkeitspionier
Für ihre Vorreiterrolle in
der nachhaltigen Veranlagung wurde die VBV auch
im Jahr 2015 mehrfach
ausgezeichnet- unter anderem durch den Gewinn
des IPE-Awards als „bester
Pensionsfonds Österreich,
Kategorie Vorsorgekasse“,
und zum fünften Mal
in Folge mit dem Nachhaltigkeitszertifikat
„Gold-Standard“
der
ÖGUT. Zudem misst und
reduziert die VBV als
erster institutioneller Investor Österreichs den
CO2-Ausstoß bei der Veranlagung nach anerkannten Kriterien der Vereinten Nationen (Principles
for Responsible Investment).
SERVICE
GRÜNDER
Montag
7. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
8
Der erste Mitarbeiter
FOTOS: LEONARDO PATRIZI/ISTOCKPHOTO.COM, HELMUT HARRINGER
Risiko oder Unterstützung? Ab wann ist es Zeit für die ersten Angestellten?
S
timmt die Auftragslage,
stehen Unternehmer vor
der Frage, ob die Arbeit
weiterhin von einer Person allein bewältigt werden kann,
oder ob ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt werden soll.
Die erste Anstellung ist mit einer Menge Planung und vor allem mit Kosten verbunden. An
diesem Punkt steht auch Marian Hiller, der vor genau einem
Jahr seine PR-Agentur Hiller
Communications gegründet
hat.„Ichplane,indenkommenden Monaten meine erste Mitarbeiterin oder meinen ersten
Mitarbeiter
aufzunehmen.
Nicht für administrative Arbeiten – investiert werden soll in
Qualität, von der meine Kunden profitieren“, so Hiller.
Wachstum
So wie dem Niederösterreicher geht es zahlreichen EinPersonen-Unternehmen: Die
freieZeitwirdknapp,gleichzei-
✔CHECKLISTE
Was ist bei den ersten
Mitarbeitern zu beachten?
Mitarbeiter bedeuten mehr als Kosten und
Unterstützung. Diese Überlegungen sollten vorab
angestellt werden
Brauche ich vom Start weg für
¡ bestimmte
Aufgaben Mitarbeiter?
Ein Großteil der heimischen Betriebe sind Ein-Personen-Unternehmen, die alleine starten und manchmal später Mitarbeiter
aufnehmen.
Kann ich alle Kosten decken, die ein
¡ Mitarbeiter
mit sich bringt?
Neben dem Nettolohn für den Mitarbeiter fallen Kosten bei Versicherungen, Lohnsteuer, Vorsorge oder auch dem Arbeitsplatz an.
Steht dem Mitarbeiter ein geeigneter
¡ Arbeitsplatz
zur Verfügung?
Beim Arbeitsplatz gibt es gesetzliche Bestimmungen zu Größe,
Beleuchtung, Belüftung oder auch Toiletten. Gefahrenquellen und
andere Spezifika sind zu bestimmen.
tig soll das Unternehmen größer werden. Die Motivation
zum Wachsen ist vorhanden,
die hohen Lohnnebenkosten
stellen allerdings eine Hürde
dar. Pro 100 Euro Bruttolohn
fallen für österreichische Unternehmer zusätzlich 37 Euro
allein für Lohnnebenkosten an
– damit liegt Österreich mit 16
Prozent deutlich über dem
EU฀Schnitt. Wichtig in Bezug
auf Mitarbeiter ist ihr Arbeitsplatz.HiergibtesgesetzlicheBestimmungen, die etwa Platz, Beleuchtung, Raumhöhe oder
auch das Vorhandensein von
Toiletten betreffen. Außerdem
gibt es spezielle Regeln für Bildschirmarbeitsplätze oder potenzielle Gefahrenquellen. Mit
jedem Mitarbeiter ist ein Arbeitsvertrag aufzusetzen und
es gibt gesetzliche Regelungen
zu Gehalt, Kollektivvertrag
oder auch Sozialversicherung.
Die Gründer des Start-ups
Fellow Experience – die Erfinder einer App, mit der Kunden
ihr Smartphone als Forschungstool benutzen können
– haben gleich zu Beginn eine
Mitarbeiterin angestellt. „Der
Plan war von Anfang an, bei
entsprechendemErfolgdasUnternehmen wachsen zu lassen.
Wir waren nie Fans von Outsourcing, sondern glauben viel
mehr daran, dass man sich ein
starkes Team im Haus aufbauen muss, um erfolgreich zu
sein“, sagt CTO Klaus Schwarzenberger.
Mithilfe des AMS suchen
sie nun nach weiteren passendenArbeitskräften,mittlerweileauchimAusland–undzeigen
sich enttäuscht: „Wir haben
nun einen mehr als vielverspre-
chenden Kandidaten, der auch
alle Anforderungen für ein Visum erfüllt, aber die Vorgaben
der Rotweißrot-Card machen
teilweise schlichtweg keinen
Sinn. Das spricht nicht wirklich für den Standort Österreich und ist gerade unsere
größte Herausforderung. Da
kommen auch Zweifel, ob wir
hier weiter wachsen können“,
so Schwarzenberger.
Mitarbeiter-Förderungen
Zur Unterstützung der Unternehmer gibt es die Lohnnebenkostenförderung der WirtschaftskammerÖsterreich.Angeboten werden hier verschiedene Modelle, abhängig vom
Zeitpunkt der Einstellung bei
oder nach der Gründung und
der Anzahl der Mitarbeiter.
Diese Starthilfe soll Jungunternehmern die Angst vor zu hohen Kosten nehmen. Laut einer Umfrage der Jungen Wirtschaft können sich nämlich 72
Prozent aller Jungunternehmer aktuell nicht vorstellen,
neue Mitarbeiter einzustellen.
Auch Hiller sieht die Risiken
und die Verantwortung, die eine Anstellung mit sich bringen: „Das unternehmerische
Risiko steigt enorm. Es bedarf
einer klugen Preis- und Umsatzkalkulation sowie Rücklagen für den Notfall. Planung
ist alles. Wie heißt es so schön:
Mitarbeiter sind die wohl wichtigste Ressource eines Unternehmens. Sie stärken das Unternehmen und dessen Wettbewerbsfähigkeit. Man muss sich
seiner Verantwortung als Arbeitgeber bewusst sein“, so der
Kommunikations-Profi.
Hohe
Lohnnebenkosten
Die Angst vor der ersten Lohnzahlung ist nicht unberechtigt – immerhin muss der Arbeitgeber neben dem Nettolohn, den der Angestellte erhält, auch die Sozialversicherung und Lohnsteuer für
den Mitarbeiter bezahlen. Bei einem jährlichen Einkommen des
Mitarbeiters unter 11.000 Euro
fällt keine Lohnsteuer an. Seit Anfang des Jahres beträgt sie bis
18.000 Euro 25 Prozent, zwischen 18.001 Euro und 31.000
Euro 35 Prozent, von 31.001 Euro bis 60.000 Euro 42 Prozent,
ab 60.001 Euro bis 90.000 Euro
48 Prozent, zwischen 90.001
Euro und einer Million Euro 50
Prozent und ab einer Million liegt
der Steuersatz bei 55 Prozent.
Unternehmer
Marian Hiller
überlegt, den
ersten Mitarbeiter
anzustellen
– MONIKA DLUGOKECKI
Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, [email protected]) Redaktion: Monika Dlugokecki, Martin Mühl, Thomas Stollenwerk, Yasmin Vihaus Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23
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in der
Themenwoche
Gründer
Gründer-Magazin
128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“.
Ab April im Zeitschriftenhandel.
7. 3.
8. 3.
9. 3.
10. 3.
11. 3.
Der Weg zum eigenen Unternehmen
Warum Frauen die besseren Gründer sind
Geld für Firmengründer
Wo Jungunternehmer arbeiten
Nachfolger dringend gesucht
EXTRA
GRÜNDER
EINE PRODUKTION
DER MEDIAPRINT
8. MÄRZ 2016
BEILAGE IM KURIE R
✔Checkliste
Der schnelle Weg
zur eigenen Firma
✔ Um Förderungen ansuchen
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Für Gründer und Gründerinnen gibt
es viel Unterstützung
✔ Sich vernetzen
¡
Gründernetzwerke sorgen für Kontakte
mit Gleichgesinnten
✔ Versichern beruhigt
¡
Der optimale Schutz für Maschinen,
Sicherheit für Gründer
✔ Standort wählen
¡
Die Kosten-Nutzenrechnung für
den Firmensitz
LARISA STANESCU &
EVA KRIZSANITS
Die beiden haben sich mithilfe von YouTube-Videos selbst
das Programmieren beigebracht. Mit Girls n’ Code wollen sie
anderen Frauen den Zugang zur Technik erleichtern.
FRAUEN SIND
DIE BESSEREN
GRÜNDER
SERVICE 4
Sicherheit für Gründer
Welche Versicherungen die Existenz von
Jungunternehmern schützen.
SERVICE 6
···········
Förderungen, die speziell Gründerinnen über
die ersten schwierigen Jahre helfen.
···········
Hilfe für Chefinnen
FOTO: NIKO HAVRANEK
Zum Welt-Frauentag: Warum Firmen von Gründerinnen
deutlich länger am Markt überleben als jene von Gründern
Der richtige Standort
Was bei der Wahl des Firmensitzes wichtig
ist. Und wann er nur viel kostet.
SERVICE 8
SERVICE
GRÜNDER
GRÜNDER
Dienstag
8. März 2016
Dienstag
8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
SERVICE
3
2
„Es braucht mehr Chefinnen in unserem Land“
I
m Jahr 2015 wurden 43 ProzentderNeugründungenvon
Frauen getätigt – vor zehn
Jahren waren es noch zehn Prozent weniger, seit drei Jahren
stagniert die Zahl jedoch. Den
größtenAnteilanGründerinnen
gibt es nach wie vor in Berufen
wie Friseur, Fußpflege oder Kosmetik. Alle Angaben beziehen
sich dabei auf Einzelunternehmen,dajuristischePersonenwie
GmbH oder AG nicht nach dem
Geschlecht aufgelistet werden
können. Im Start-up-Bereich
sindFrauenmiteinemAnteilvon
Anna Iarotska startete mit Robo Wunderkind eine Kickstarter-Kampagne – mit Erfolg. Aus 58 Ländern langten Bestellungen für die von ihr konzipierten Lernroboter ein. Im Berufsleben würde sie sich mehr weibliche Vorbilder wünschen: „Wenn man als Frau zu einer Veranstaltung kommt und
auf dem Podium und im Publikum sitzen nur Männer, dann hat man schnell den Eindruck, dass das nicht für Frauen gemacht ist“, so Iarotska
nur zwölf Prozent nach wie vor
unterrepräsentiert, wie der AustrianStart-upReport2013zeigt.
Dass der Schritt in die Selbstständigkeit zur Verwirklichung einer eigenen Idee für Frauen wenigerattraktivistalsfürMänner,
hat verschiedene Ursachen. Die
Gründe reichen von Hürden bei
derVereinbarkeitvonUnternehmensgründung und Familienplanung über mangelnde Sichtbarkeit erfolgreicher UnternehmerinnenbishinzumMangelan
Investorinnen.
„Gründen aus Notwehr“
könnte das Motto von Eva Krizsanits und Larisa Stanescu von
Girls n’Code sein. Die beiden
brachten sich in humorvollen
und niederschwelligen YouTube-Tutorials selbst das Programmieren bei. „Wir haben
festgestellt, dass technische
Skills und Programmieren die
Basis für berufliches Weiterkommen sind, wenn es darum
geht, nicht nur Ideen zu haben,
sondern Projekte auch zu realisieren“, sagt Krizsanits. Sehe
man sich die Top-Unternehmer
auf der Welt an, so seien das
großteils Männer, die oft den
Vorteil haben, dass sie mit ihrem technischen Wissen weniger Hürden überwinden müssen, um ein Projekt umzusetzen.Girlsn’Codewurdegegründet, um Frauen dieselben Möglichkeitenzugeben,dadiesesich
im Umgang mit Technik und Internetoftunsichererfühlenwürden. Die beiden bieten Workshopsan,indenenMädchenund
FrauennichtnurBasiswissenfür
dasErstelleneinereigenenWebsite erwerben, sondern sich
auch mit Programmiersprachen beschäftigen können.
„Wir hätten gerne eine Armee
vonMacherinnen,dieesschafft,
mit ihren erworbenen Fähigkeiten eigene Projekte zu realisieren,damitdienächstentollen
Apps und Geschäftsideen auch
von Frauen kommen“, so Eva
Krizsanits.
Aus ihrer Erfahrung als Unternehmerin berichtet sie, dass
es schnell geht, eine Idee zu haben, aber schwierig sei, diese in
eintragfähigesGeschäftsmodell
umzuwandeln, von dem man
letzten Endes auch leben kann.
„Viele haben diesen ,Just do it‘Spruch drauf, dem ich selbst wenig abgewinnen kann“, bekennt
Krizsanits. Man müsse sich genauüberlegen,inwelcherfinanziellen und privaten Situation
man sich befinde, um dann den
richtigenMomentzumSchrittin
dieSelbstständigkeitzuwählen.
Die von Männern dominierte
Gründerszene scheint selbst innovative, findige Frauen vom
Schritt in die Selbstständigkeit
abzuhalten. Denn, so Krizsanits, „man merkt sehr schnell,
dass man als Frau unterrepräsentiert ist. Das schreckt ab
undsomitgibteswiederweniger
Gründerinnen. Außerdem fehlt
in der Szene auch die Unterstützung von Frauen für Frauen. Das ist uns besonders aufgefallen.“
Ihren Traum vom eigenen
Unternehmen hat Christina
Riedler verwirklicht. Fünfzehn
JahrearbeitetesiealsBegleitper-
Christina Riedler und Martina Gollner wollen mit ihrem Beratungsunternehmen Accessibility All Areas Konzerte für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich machen. Gute Erfahrungen machten
die beiden im INITS-Inkubator, dem universitären Gründerservice in
Wien: „Mädels tendieren dazu, vorsichtiger an Sachen heranzugehen.
Würde man solche Angebote mehr pushen, könnte man mehr Frauen
den Reiz und den spielerischen Zugang daran vermitteln“, so Riedler
FOTOS: NIKO HAVRANEK, YURI LEVIN, COMMOD HAUS, ACCESSIBILITY ALL AREAS
Gründerinnen. In der Unterzahl, aber
auf der Überholspur: Erfolgreiche
österreichische Unternehmerinnen
zeigen, wie erfolgreich Frauen sind.
son für Menschen mit Behinderungen und brachte dabei auch
so manchen Musikfreak auf ein
Konzert seiner Lieblingsband.
Durch ihre Arbeit wurde ihr
klar, dass der Zugang, den Veranstalter in Österreich zu Menschen mit Behinderungen haben, verbesserungswürdig ist.
Und so gründete sie gemeinsam
mitihrerPartnerinMartinaGollner, die selbst von Geburt an
stark sehbehindert ist, Accessibility All Areas. Das Beratungsunternehmen unterstützt österreichische Veranstalter dabei,
ihr Angebot für Menschen mit
unterschiedlichen Arten von Behinderungen zu verbessern und
diese als Kunden zu gewinnen.
Die Neo-Unternehmerinnen
sind im INITS-Inkubator, dem
universitären Gründerservice
in Wien, groß geworden, welches auch von der Wirtschaftsagentur Wien gefördert wird.
Schnell bemerkten sie aber,
dass sie das einzige Frauenteam
in der letzten Runde des Startup-Camps waren. „Man muss
das bei Frauen mehr promoten.
Mädels tendieren dazu, vorsichtiger an Sachen heranzugehen.
Würde man solche Angebote
mehr pushen, könnte man auch
mehr Frauen den Reiz und den
spielerischen Zugang daran vermitteln“, sagt Christina Riedler.
Denn es brauche diese Unterstützung, weil man für eine
Unternehmensgründung alles
gleichzeitig lernen müsse.
„Man muss lernfähig und flexibel bleiben und sich dem Tempo im Team anpassen. Und es
braucht auch Mut, wenn man eigentlich nur etwas Kleines verbessern wollte und aus dieser Situation heraus eine Lawine an
neuen Anforderungen heranwächst“, so Riedler.
Mut hatte auch Michaela
Maresch, die nach jahrelanger
Erfahrung in einem Architektur-
Das Unternehmen COMMOD-Haus von Michaela Maresch und ihrem
Geschäftspartner fertigt Häuser in Modulen, die individuell kombiniert werden können. Wertvoll war für Maresch vor allem das soziale
Netz, das sie im Sciencepark, dem akademischen Gründungszentrum
in Graz, fand: „Ich empfehle jedem, der vorhat, etwas zu gründen, das
auf keinen Fall alleine in den vier Wänden zu machen, sondern sich Unterstützung zu suchen.“
bürogemeinsammitihremPartner das Unternehmen COMMOD-Haus gründete. Die Idee:
Häuser in Modulen zu bauen,
um mehr Flexibilität zu schaffen. Komplette Raummodule
werden im Werk gefertigt und
sind zu unterschiedlichen Haustypen bis zu dreistöckig kombinierbar. Erste Schritte machten
Maresch und ihr Geschäftspartner Gerald Brencic im Sciencepark, dem akademischen Gründungszentrum in Graz. Maresch betont, wie wichtig das
soziale Netz um einen Inkubator sei, um als Gründerin erfolgreich zu sein. „Ich empfehle
jedem, der vorhat, etwas zu
gründen, das auf keinen Fall
alleine in den vier Wänden zu
machen, sondern sich Unterstützung zu suchen“, sagt sie.
Über Unterstützung direkt
vonpotenziellenKundenausder
ganzen Welt konnte sich Anna
Iarotska, die mit ihren beiden
Geschäftspartnerinnen das Unternehmen Robo Wunderkind
gründete, freuen. Bei der Kickstarter-Kampagne vergangenen
Oktober langten für die von ihnenkonzipiertenundproduzierten Lernroboter Bestellungen
ausmehrals58Ländernein.Wer
schon zu Schulzeiten einen Roboter programmieren kann, hat
es in der Berufswelt leichter, davon ist die gebürtige Ukrainerin
Anna Iarotska überzeugt. Das
Ungleichgewicht
zwischen
Frauen und Männern in der
Gründerszene lässt sich für Iarotska nur ändern, indem viel
mehr Beispiele von erfolgreichen Unternehmerinnen geschaffenwerden.„Wennmanals
Frau zu einer Veranstaltung
kommtundaufdemPodiumund
im Publikum sitzen nur Männer, dann hat man schnell den
Eindruck, dass das nicht für
Frauen gemacht ist“, sagt sie.
– TERESA REITER
Es gibt noch
viel zu tun:
Der „Austrian
Startup Report
2013“ zeigt,
dass Frauen im
Start-upBereich nur
einen Anteil
von 12 Prozent
für sich
beanspruchen
Ideen allein reichen nicht aus, man muss auch die technischen Skills
haben, damit sie realisiert werden können. Um Mädchen und Frauen das
berufliche Weiterkommen zu erleichtern, bieten Eva Krizsanits und Larisa
Stanescu von Girls n’ Code Programmierworkshops an. „Wir hätten gerne
eine Armee von Macherinnen, die es schafft, mit ihren erworbenen Fähigkeiten eigene Projekte zu realisieren, damit die nächsten tollen Apps und
Geschäftsideen auch von Frauen kommen“, so Krizsanits
SERVICE
GRÜNDER
Dienstag
8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
4
45
Gut im Geschäft: 2015 betrug der
Anteil der von Frauen gegründeten
Unternehmen mehr als 43 Prozent
Martha Schultz, Sie sind nicht nur
Vizepräsidentin der Österreichischen Wirtschaftskammer, sondern seit 2015 auch Vorsitzende
des Netzwerks „Frau in der Wirtschaft“. Wie können österreichische Unternehmerinnen gefördert
werden?
Martha Schultz: „Frau in der Wirtschaft“ (FiW) bestehtseit1983als
selbstständiger Bereich der
Wirtschaftskammer Österreich.
Zielwaresdamalswieheute,die
Vernetzung unternehmerisch
tätiger Frauen in Österreich
voranzutreiben und entsprechende Rahmenbedingungen
zu gestalten.
Soistunsbeispielsweiseeine
Verdoppelung des Wochengeldes für selbstständige Frauen sowie die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten gelungen, außerdem die
Einführung von Betriebshilfen,
die während Krankheit, Unfall
oder Mutterschutz kostenlos
einspringen, damit der Betrieb
nicht zusperren muss.
65 Prozent aller Unternehmerinnen haben Kinder. Die meisten Ihrer
Forderungen beziehen sich deshalb auf die Vereinbarkeit von
Familie und Selbstständigkeit. Ist
das, ohne eine 60-Stunden-Woche
zu schultern, überhaupt möglich?
Neue Kommunikationstechnologien ermöglichen weit
mehr, als noch vor zwanzig
Jahren vorstellbar war. Die stetige Erreichbarkeit macht es
Unternehmerinnen
leichter,
Probleme auch aus der Ferne zu
lösen. Dann beginnt der Arbeitstag eben nicht um 8 und endet
um 17 Uhr.
Gerade für Selbstständige
ist es wichtig, dass die Balance
zwischen Arbeits- und Privatleben stimmt – dann bedeutet
Unternehmertumauchnicht,60
Stunden zu arbeiten.
Nicht nur bei Matura-, sondern
auch bei akademischen Abschlüssen haben Frauen in Österreich
mittlerweile die Nase vorn. Wie
schaut das bei Firmenneugründungen aus?
Der Anteil der Gründungen
von Frauen beträgt 2015 schon
über 43 Prozent, wobei jede
Unternehmensgründung neue
Arbeitsplätze schafft und deshalb wertvoll ist.
Es geht uns aber nicht um
zahlenmäßiges Aufholen, sondern um die nachhaltige Verwirklichung von weiblichen Geschäftsideen.
Für Unternehmensgründungen benötigt es meist finanzielle Starthilfe, eigene Fördertöpfe für Start-ups
von Frauen gibt es jedoch so gut wie
keine. Wie kommt das?
Top-7-Gründungsmotive
von Frauen
Aus welchen Motiven sich Gründerinnen selbstständig gemacht haben:
– mehr Freude an der Arbeit
80% aller Jungunternehmerinnen wünschen sich
mehr berufliche Zufriedenheit
– Wunsch nach Unabhängigkeit
87% der Gründerinnen wollen mit einem eigenen Unternehmen unabhängig werden
– neue Herausforderungen
86% der Unternehmerinnen versprechen sich von der
Selbstständigkeit neue Aufgaben
– die „eigene Chefin“ sein
84% der Gründerinnen hoffen, endlich selbst den Ton
angeben zu können
– eigene Ideen verwirklichen
81% wollen selbstständig Projekte vorantreiben
– Führungsqualitäten leben
66% der Jungunternehmerinnen freuen sich auf die
Rolle der Führungskraft
– Verbesserung der Arbeit-Freizeit-Balance
57% versprechen sich eine bessere Vereinbarkeit von
Arbeitsleben und Freizeit
(Quelle Daten: KMU Forschung Austria)
Bei
unternehmerischen
Herausforderungen sollte man
generell nicht zwischen „Frauen- oder Männerbetrieben“ unterscheiden.Vielwichtigeristes,
Anreize für Investitionen – etwa
durch eine Investitionszuwachsprämie – zu schaffen und
die Flexibilisierung von Arbeitszeiten zu unterstützen. So können die Ausgangsbedingungen
für
Jungunternehmerinnen
und Jungunternehmer verbessert werden.
Sie selbst haben 1987 den elterlichen Betrieb übernommen und
sind seither Geschäftsführerin der
Schultz Gruppe. Wo hätten Sie sich
mehr Unterstützung von öffentlicher Hand gewünscht?
AlsMuttereinesmittlerweile
erwachsenen Sohnes war auch
fürmichdasNebeneinandervon
Beruf und Familie nicht leicht.
Aufgrund des mangelnden
Angebots habe ich vor 25 Jahren selbst eine eigene Kindergruppe ins Leben gerufen. Seit
damals ist einiges passiert, aber
sicher noch nicht genug! Der
Fokus meiner Arbeit wird deshalb einerseits auf der Verbesserung der Kinderbetreuung für
Selbstständige,
andererseits
auf einer längst notwendigen
Entlastung der UnternehmerinnenvonunnötigerBürokratie
liegen.
– THERESA GIRARDI
Martha Schultz, Bundesvorsitzende
von „Frauen in der Wirtschaft“
Steuerlich
begünstigt
Fördermöglichkeiten für Frauen in
Führungspositionen sind vielfältig
und zielen vor allem auf die bessere
Vereinbarkeit von Familienleben und
Unternehmensführung ab.
Unternehmerinnen können benötigte
Haushaltshilfen und Betreuungskosten
für Kinder bis 10 Jahre steuerlich
absetzen. Das Wochengeld für selbstständige Frauen liegt mit 50 Euro täglich über dem Normalsatz von 26,97
Euro. Außerdem sind unternehmerische Frauen während dieser Zeit von
Sozialversicherungsbeiträgen befreit
und erhalten bei Unfall oder Krankheit
Unterstützung von Betriebshilfen.
www.wko.at
Individuell
gefördert
Die Wirtschaftsagentur Wien hilft Unternehmerinnen, neue Geschäftsideen zu entwickeln.
Der Frauenservice der Agentur zeigt
Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten auf. Mit dem FemPower Bonus
werden außerdem Unternehmen der
Forschungs- und Innovationsbranche
gefördert, die Frauen in Führungspositionen beschäftigen.
www.wirtschaftsagentur.at
Hoch hinaus
Nach der Devise „Frauen ergreifen
Chancen“ sollen Frauen in Führungspositionen gefördert werden.
Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds bietet mit der Initiative
FRECH individuelle Beratung, finanzielle Unterstützung und Weiterbildung
für Frauen, die sich beruflich umorientieren oder neue Führungs- und Managementpositionen anstreben wollen.
www.waff.at
FOTOS: ZSOLT NYULASZI/THINKSTOCK.COM, NOMADSHOT/MARKUS MAIERHOFER
Interview. Die Bundesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“ über Förderungen für Jungunternehmerinnen
Wenn Frauen Firmen gründen
Prozent der Einzelunternehmen Österreichs werden von
Frauen geführt. 2015 waren es
mehr denn je, insgesamt
163.268. Auch unter den Neugründungen sind immerhin
43 Prozent weiblich.
SERVICE
GRÜNDER
Dienstag
8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
5
Frauen, vernetzt euch!
VERONIQUE GIROUD
Sisters. Es braucht mehr Netzwerke für Gründerinnen
Therese Kaiser und
Katharina Brandl sind
gleich in mehrerlei
Hinsicht Gründerinnen.
Aus ihren Ideen
entstand das Netzwerk
Sorority, das Business
Riot Festival und ihre
Agentur kathe
D
er Anteil an Gründerinnenistindenletztenzehn
Jahren zwar deutlich gestiegen – 50 Prozent erreicht er
dennoch nicht. Zudem gründen viele Frauen in sehr klassischen Sparten und nicht selten
als Ein-Personen-Unternehmen
(EPU). Für wachstumsorientierte und damit auch oft risikobehaftete Bereiche entscheiden
sich wenige. Sucht man nach
Netzwerken, die sich spezifisch
an Gründerinnen richten, findet man, abgesehen von der
WKO-Initiative „Frau in der
Wirtschaft“, nur wenige Alternativen.
Diese Erfahrung machten
auch Therese Kaiser und Katharina Brandl als Mitgründerinnen des Frauennetzwerks Sorority und Veranstalterinnen des
Business-Riot-Festivals, Österreichs größter Kreativ- und Arbeitsmarktkonferenz mit Fokus auf Frauenförderung. „Wir
sprechen Frauen in verschiedenen Anstellungsverhältnissen
an. Etwa 20 Prozent unserer
Mitglieder sind selbstständig –
und dies nicht immer freiwillig. Wir haben einige ,neue
Selbstständige‘, also Grafikerinnen, Fotografinnen oder Friseurinnen, und auf der anderen Seite Frauen, die aus dem
Angestelltenverhältnis heraus
etwas gründen wollen oder gerade gegründet haben“, erzählt Kaiser. Gemeinsam mit
Katharina Brandl gründet sie
gerade selbst. Ihre Agentur kathe widmet sich der Konzeption und Umsetzung von Frauenförderungsmaßnahmen
für
Unternehmen und der Unterstützung in Sachen gendergerechter Außen- und Innenkommunikation. Die Gründung
stellte die beiden selbst vor Herausforderungen: „Wenn man
kein finanzielles Polster hat,
mussmanwirklichgutkalkulieren. Das Gründen selbst ist natürlich auch nicht unkompliziert, wenn man an Gewerbeschein, SVA und Kammer
denkt – da kann Austausch helfen“, so Kaiser.
Diesen Austausch zwischen
Gründerinnen wollen Lisa Fassl
und Tanja Sternbauer mit ihrem Projekt X² in Zukunft schaffen. Fassl und Sternbauer kennen sich durch das Netzwerk
Austrian Start-ups, Fassl ist
ebenfalls Mitglied bei Sorority
und im Gründungszentrum der
WU Wien tätig. Der immer
noch sehr niedrige Anteil an
Frauen in der Start-up-Szene
war ein Anstoß, X² zu gründen
„Es gibt bereits sehr aktive und
gut funktionierende Frauennetzwerke wie Sorority oder
Frau in der Wirtschaft, mit denen wir gut vernetzt sind. Auch
auf der Seite der Investorinnen
hat sich mit Women investing in
Women ein aktives Netzwerk
entwickelt, bei dem viele großartige Damen der Investorinnen-Szenevertretensind.Dawir
sehen, dass der Zuspruch und
Zulauf bei diesen Projekte groß
war,waresfürunsklar,dassjetzt
der richtige Zeitpunkt für ein
Gründerinnennetzwerk gekommen ist.“ Aktuell gäbe es laut
Fassl eine große Nachfrage an
Frauennetzwerken, eine größe-
Netzwerk X²
Frau in der Wirtschaft
Auf der Suche nach einem Female
Founders Netzwerk mit Fokus auf Startups wurden Lisa Fassl und Tanja Sternbauer nicht fündig und haben beschlossen,
diese Lücke zu füllen.
Ihr Gründerinnen-Netzwerk X² bietet ab
April informelle Treffen an und will dabei
auch Gründungsinteressierte ansprechen.
Kern des Angebotes sind regelmäßige
Treffen, deren Ziel es ist, sich gegenseitig
zu motivieren, voneinander zu lernen und
offen über aktuelle Herausforderungen zu
sprechen. Das Konzept soll im Wesentlichen einem sehr simplen Mentoring nach
dem Motto „been there, done that“ entsprechen.
Frau in der Wirtschaft ist die Interessensvertretung der Wirtschaftskammer
Österreich für unternehmerisch tätige
Frauen.
Das Netzwerk bietet Serviceleistungen
und Weiterbildungen für Selbstständige in
allen Phasen der Unternehmensentwicklung in allen Bundesländern.
Auf dem elektronischen women2businessMarktplatz können Geschäftsideen und
Know-how ausgetauscht werden. Im
Rahmen der Akademie für Kleinstunternehmerinnen wird betriebswissenschaftliches Basiswissen vermittelt und Hilfe bei
der Weiterentwicklung von Geschäftsstrategien angeboten.
re Anzahl an Gründerinnen im
Start-up Bereich und eine große Präsenz des Themas Startup an sich. Grundsätzlich, so
Fassl,habenFrauenundMänner
die gleichen Voraussetzungen,
was das Gründen von Unternehmen betrifft, allerdings würden
sich Frauen trotz gleichen Qualifikationen oft weniger trauen.
Das sei schade, da gerade Startups mit Frauen im Gründungsteam erfolgreicher sind. „Viele
neigen dazu, ihre Ideen so lange für sich zu behalten, bis sie
perfekt ausgereift und durchgeplant sind. Männer scheinen
hier einfach anders zu ticken
und schon viel früher, und ohne
perfekten Plan, rauszugehen“,
erzählt Fassl aus ihren Erfahrungen und will mit entsprechenden Workshops und Coachings mentalen Hürden entgegenwirken. Als größtes Problem sieht sie außerdem die fehlenden Role Models für Frauen.
Um den Austausch zu stärken,
bietet X² ab April regelmäßige
Afterwork-Meet-ups ab, um das
gegenseitige Kennenlernen und
das Austauschen von Erfahrungen zwischen Gründerinnen zu fördern. Um langfristig
eine Änderung des Mindsets zu
schaffen und mehr Frauen ab-
seits der klassischen EPU für
das Gründen zu begeistern, bedarf es laut Fassl einer langfristigen Strategie. „Das Verbreiten
von klaren Messages wie Karriere und Familie sind vereinbar,
ein Start-up lässt sich auch
ohne Programmierkenntnisse
gründen oder dem Motto
,Think Big‘ wäre ein erster
Schritt. Das Aufzeigen realistischer Erfolgsbeispiele wäre
ebenfalls wichtig. Dafür müssen auch klassische Frauenmedien auf das Thema aufspringenundUnternehmerinnenden
entsprechenden Platz einräumen.“
– YASMIN VIHAUS
SERVICE
GRÜNDER
Dienstag
8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
6
Alles klar im Polizzen-Dschungel
GETTY IMAGES/PM IMAGES
Betriebsversicherungen. Prüfen und vergleichen: Für fast jedes Risiko lässt sich eine Versicherung finden
Den Ernstfall
nicht ignorieren: Ein Schaden
ohne passenden
Versicherungsschutz kann die
berufliche Existenz bedrohen
Kosten sowie entgangenen Gewinn).
Eine Versicherung für technische Anlagen und Maschinen
deckt Schäden an Maschinen,
Apparaten, Instrumenten und
anderen technischen Systemen,dieauseigenemoderfremdem Verschulden entstanden
sind. Für Computersysteme
gibt es eigene Versicherungslösungen. Sogenannte Sachversicherungen, wie Feuerversicherung oder Diebstahl, schützen
zusätzlich vor Substanzverlusten bei Gebäuden, Waren, Einrichtungen, Datenträgern usw.,
während die Vermögensschadenversicherung entgangene
Erträge, beispielsweise Maschinenstillstand, oder zusätzliche
Kosten deckt.
Rechtsschutz bedenken
In der Startphase haben Unternehmer oft nur geringe finanzielle Ressourcen. Dennoch
sollten bei der Suche nach der
passenden Versicherung nicht
nur die Kosten, sondern die
Qualität der Versicherung, vor
allem hinsichtlich des Deckungsumfangs, beachtet werden. Hier am falschen Platz zu
sparen, kann im Ernstfall sehr
teuer werden. Empfehlenswert
ist jedenfalls der Abschluss
einer Betriebsrechtsschutzversicherung. Sie deckt die Kosten,
die aus Gerichtsverfahren zur
Durchsetzungvonbetrieblichen
Rechten entstehen.
Experten raten, auf ein personalisiertes Angebot seitens
der Versicherer zu bestehen.
„Wir stellen in vielen Lebens-
bereichen einen Trend zu einem
ausgeprägteren
Anspruchsverhalten fest, welches
langfristig in Richtung einer
Amerikanisierung zeigt. Unternehmer werden immer häufiger mit Schadenersatzforderungen konfrontiert“, sagt Walter Kupec, Vorstand des Schadensressort der Generali Versicherung.
Amerikanisierung
„Auch wenn diese Forderungen unberechtigt sind, fallen
bereits für die Abwehr dieser
Ansprüche für den Unternehmer enorme Kosten an“, erklärt Kupec und ergänzt: „Erwähnenswert sind auch die Bereiche Transport- und Rechtsschutzversicherung, welche in
den letzten Jahren zunehmend
an Bedeutung gewinnen, deren
Durchdringungsgrad am österreichischen
Versicherungsmarkt jedoch noch sehr gering
ist. Ein Schaden ohne den entsprechenden
Versicherungsschutz kann auch in diesen Bereichen
existenzbedrohende
Ausmaße annehmen.“
– WOLFGANG SMEJKAL
DORIS KUCERA
E
ine Umfrage im Auftrag
der Wiener Städtischen
zum Thema „Betriebssicherheit“ brachte Überraschendes zutage: Jedes zehnte
Unternehmen in Österreich ist
überhaupt nicht versichert. Dabei sollten gerade Gründer
prüfen,obeinbestimmtesRisiko
existenzbedrohende finanzielle
Verluste verursachen könnte.
Die am häufigsten abgeschlossene Versicherung in
österreichischen Unternehmen
ist jene gegen Haftpflichtschäden, 77 Prozent verfügen über
eine solche.
Bei einer Betriebshaftpflichtversicherung sind neben
dem Unternehmer auch alle
übrigen Mitarbeiter im Rahmen
ihrer beruflichen Tätigkeit für
den Arbeitgeber mitversichert.
Die Betriebshaftpflicht prüft die
Rechtmäßigkeit erhobener Ansprüche und kümmert sich um
die Schadensregulierung.
Folgende Risiken können
abgedecktwerden:Anlagerisiko
– Schäden, die aus der Haftpflicht als Eigentümer oder
Mieter von Geschäftsimmobilien entstehen, Betriebsrisiko –
Schäden, die aus betrieblichen
Abläufen entstehen, Produktrisiko – Schäden durch Konstruktions- oder Entwicklungsfehler von Produkten.
Die
Betriebsunterbrechungsversicherung kann für
praktisch alle Risiken abgeschlossen werden. Sie deckt die
finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen durch
technische Gebrechen (direkte
✔CHECKLISTE
Betriebsversicherungen
Auch neu gegründeten KMU und EPU werden zahlreiche Versicherungen
angeboten. Was davon ist obligatorisch, was ist sinnvoll?
Betriebshaftpflichtversicherung
¡
Eine Betriebshaftpflichtversicherung gehört in jedem Unternehmen zur
Grundausstattung. Die Risiken sind, branchenabhängig, unterschiedlich
hoch, daher ist eine genaue Risikoanalyse ratsam.
Sachversicherung
¡
Bei den Sachversicherungen unterscheidet man zwischen Gebäudever-
sicherungen und Versicherungen von beweglichen Gütern (Waren, Maschinen, Werkzeuge, Computer, Fahrzeuge, usw.).
¡ Betriebsunterbrechungsversicherung
Sie deckt die finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen (direkte
Kosten sowie entgangener Gewinn) durch technische Gebrechen.
¡ Technische Anlagen-Versicherung
Die Versicherung für technische Anlagen und Maschinen deckt Schäden
an Maschinen, Apparaten, Instrumenten und anderen technischen Systemen, die aus eigenem oder fremdem Verschulden entstanden sind. Für
Computersysteme gibt es eigene Versicherungslösungen.
„Ein Schaden ohne den
entsprechenden
Versicherungsschutz kann
existenzbedrohende Ausmaße
annehmen.“
Walter Kupec, Vorstand des Schadensressort der Generali Versicherung
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8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
7
Risiken bewerten und abwenden
FOTOS: V. GUZHVA/FOTOLIA, VBV
Personen-Versicherungen. Risiken, gegen die Sie sich bei KMU-Übernahme oder -Gründung absichern sollten
Unternehmer
mit Weitsicht
trifft der plötzliche Arbeitsausfall nicht
unvorbereitet
S
chon in der Gründungsphase eines Unternehmens ist die Beschäftigung mit bestimmten Versicherungen absolut verpflichtend.
Jeder muss, gesetzlich geregelt,
über eine Kranken-, Pensionsund Unfallversicherung verfügen. Welche Sozialversicherungenzuständigsindhängtvonder
Rechtsform, Dienstverhältnis
und Branche ab.
Inhaber von Einzelfirmen,
Personen- und Kommanditgesellschaften gelten für die
Sozialversicherungen als selbstständig Erwerbstätige. Für Sie
ist die SVA als Versicherung zuständig, es besteht Melde-
pflicht bei Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit. Sind die
Inhaber von Aktiengesellschaften oder GmbHs im Unternehmen angestellt, gelten sie als
unselbstständig Erwerbstätige
– für sie sind die unterschiedlichen Krankenkassen zuständig, die Anmeldung geschieht
über die Dienstgeber bzw.
deren oft ausgelagerte Steuerberatung.
Allerdings gibt es auch Branchen und selbstständige Tätigkeiten, die nicht in die beiden
obengenanntenGruppenfallen.
Diese unterliegen seit 2008 der
„Selbstständigenvorsorge“. Bei
dieser Versicherungsgruppe un-
✔CHECKLISTE
Vorgeschriebene und
freiwillige Absicherungen
Personenversicherungen beziehen sich auf Risiken,
die in der Person des Versicherungsnehmers liegen
Was decken
¡
Personenversicherungen ab?
Personenversicherungen decken direkt im Zusammenhang mit der
Person und ihrer Gesundheit liegende Risiken ab. Dies können
Krankheiten und Berufsunfähigkeit sein sowie auch das Leben und
die finanzielle Absicherung im Alter und besondere Gefahren bei
bestimmten Branchen.
¡ Was ist unter einer
Privatversicherung zu verstehen?
Privat ist gleichbedeutend mit „freiwillig“. Beispiele für eine freiwillige Personenversicherung für eventuelle Folgen eines Unfalls oder
im Fall von Krankheit sind die Unfallversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung.
terscheidet man zwischen „Freiberuflern“ (gehören einer gesetzlichen beruflichen Interessenvertretung
an) und „Neuen Selbstständigen“ (gehören zu keiner beruflichen
Interessensvertretung). Beispiele
für Freie Berufe sind: Wirtschaftstreuhänder (GSVG), Notare (NVG), Rechtsanwälte (GSVG),
Ärzte (FSVG). Beispiele für Neue
Selbstständige: Kunstschaffende, Vortragende, Schriftsteller,
freischaffende
Journalisten,
selbstständige Psychologen, erwerbstätige Gesellschafter.
GeradealsStart-up-Gründer
neigt man dazu, nur an das Unternehmen zu denken und die
Personen zu vergessen. Unternehmer müssen sich aber für
die Fälle Krankheit, Unfall, Invalidität und Tod absichern.
Das Risiko der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit kann
durch eine KrankentaggeldVersicherung abgedeckt werden.EinArbeitsausfallaufgrund
eines Unfalls wird von der Unfallversicherung gedeckt, man
kann sich aber auch mit einer
privaten Versicherung zusätzlich abzusichern. Gerade für
Kleinunternehmer ist auch die
Frage nach der Liquidität unerlässlich.
Guter Tipp
Geschäftsführer in einem Unternehmen unterliegen zwar
der Sozialversicherungspflicht,
sind jedoch aus Haftungsgründen von der BetriebsRechtschutzversicherung ausgeschlossen. Auch hier empfiehlt es sich, eine private Absicherung vorzunehmen. Dies
giltauchfüreinigeBranchenwie
Ärzte oder Personen in Rechtsund Wirtschaftsberufen, für die
es besondere Versicherungen
gibt.
– WOLFGANG SMEJKAL
Nicht auf Pensionskasse vergessen
Mit dem Start der Beitragspflicht
beginnt eine Frist von sechs Wochen innerhalb derer man sich für
eine Betriebsvorsorgekasse entscheiden kann. Heinz Behacker von
der Betriebsvorsorgekasse VBV
beantwortet die entscheidenden
Fragen.
Welche Funktion haben BV-Kassen?
Heinz Behacker: Betriebliche Vorsorgekassen (BVK) verwalten die
Beiträge zu Mitarbeitervorsorge und
Selbstständigenvorsorge. Die Regelung gilt verpflichtend für alle Gewerbetreibenden und Neuen Selbstständigen, die gemäß GSVG in der Krankenversicherung pflichtversichert
sind. Freiberuflich Tätige können
sich innerhalb von zwölf Monaten
nach Beginn ihrer Tätigkeit freiwillig
„Wir verfolgen
eine sichere
und stabile
Veranlagungspolitik.“
Heinz Behacker, VBV
für die Selbstständigenvorsorge
entscheiden – später nicht mehr.
Wie werden die einbezahlten
Abfertigungsbeiträge veranlagt?
Die VBV-Vorsorgekasse AG veranlagt auf Basis einer auf Sicherheit
und Stabilität ausgerichteten Veranlagungspolitik sowie mit Bedacht
auf eine angemessene Mischung
und Streuung der Vermögenswerte
(Diversifikation).
Welche Kriterien sind bei der
Auswahl ausschlaggebend?
Wichtige Kriterien im System Abfertigung NEU sind die Sicherheit sowie die langfristige Performance,
welche die einzelnen Kassen erzielen, die Kosten, das angebotene
Service, und die gelebte Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen.
SERVICE
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Dienstag
8. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
8
Das richtige Umfeld
sich an dem Ort, an dem man
arbeitet, wohlfühlen. Zum anderen gab es dort genau die
Halle, die wir gesucht haben.
Zudem fanden wir großartige
Mitarbeiter und Experten
und es ist nicht weit von Linz
entfernt, wo wir leben und
wo sich unser Headquarter befindet.“Besondersschnellund
klar war die Entscheidung für
die junge Grazerin Romana
Benedikt,diedirektamtrendigen Lendplatz ihren veganen
Friseursalon Grünschnitt eröffnet hat: „Der Bezirk Lend ist
seit einigen Jahren ein aufstrebendes Viertel, das sich
ständig weiterentwickelt und
sich immer wieder neu erfindet. Außerdem hat sich eine
wunderbare Szene in diesem
Bezirk gebildet, die ich als optimal für mein Konzept empfand.“
Romana Benedikt
setzt in ihrem Grazer
Salon Grünschnitt auf
vegane HaarpflegeProdukte und Naturkosmetik. Am Lendplatz dürfte das Konzept aufgehen
bieten so etwas wie Innenausbau als Generalunternehmer
an, von Konzeption bis Planung, Durchführung, Bewerbung. Das kommt alles aus einer Hand und es gibt am Ende
eine Rechnung zu bezahlen“
erklärt Tischler Sebastian
Rahs das Erfolgskonzept. Die
BERNSTEIN INNOVATION
Branchenabhängig
Die Standortwahl ist branchenabhängig. Gastronomiebetriebe sind auf Laufkundschaft angewiesen, Händler
auf repräsentative Räume, Logistik-Dienstleister auf die Anbindung an Autobahn und
Fluss-, Schienen- oder Flugverkehr. Andere Unternehmen
bieten Dienstleistungen an,
die beim Kunden stattfinden.
Von Anfang an auf ein mobiles
Konzept setzten die drei Gründer des Wiener Handwerksunternehmens Woodsaw. „Wir
Die Handwerker von
Woodsaw bieten B2BKomplettlösungen für
die Büros und Geschäftslokale der Kreativbranche. Die Planung findet mitten im
siebten Wiener Bezirk
statt, die Umsetzung
beim Kunden
eigentliche Arbeit erfolgt naturgemäß überwiegend beim
Kunden vor Ort. Der kreative
Part findet im Co-Working
SpaceImpactHubmittenimlebendigen Kreativbezirk WienNeubau statt, dem Umfeld, in
demauchdieKundenarbeiten.
– THOMAS STOLLENWERK
✔CHECKLISTE
Wo gründen?
Um die Antwort auf die Frage nach dem idealen Gründungsstandort zu finden, sollten die im Businessplan
festgelegten Ziele berücksichtigt werden
Ist mein Businessplan standortabhängig?
¡
Die Ausgangsfrage für die Standort-Wahl sollte lauten: Wie wichtig es
für mein Geschäft, einen festen Standort zu haben. Bei manchen Geschäftsmodellen sind feste Räumlichkeiten nicht zwingend erforderlich.
¡ Werden Lkw-Zufahrt, Parkplätze oder
Lademöglichkeiten benötigt?
Die Logistik ist oft wichtiger als das Geschäft, auch in Branchen, bei denen man nicht auf den ersten Blick damit rechnet. Schon ein zu kleiner
Lift kann große Probleme nach sich ziehen.
Wie groß ist die Entfernung zu wichtigen
¡
Lieferanten?
Eng mit der Standortwahl sind die Kosten für Logistik verbunden. Die Entfernung zu den Kooperations-Partnern kann ein entscheidendes Kriterium sein.
Gibt es Möglichkeiten, den Betrieb zu
¡
erweitern?
Einmal getroffene Entscheidungen, lassen sich nicht so schnell revidieren. Deshalb sollte auf Entwicklungsmöglichkeiten auch bei der Standortwahl geachtet werden.
¡ Bin ich auf Sichtbarkeit angewiesen?
Ob der Hinterhof ausreicht oder es die Einkaufsstraße sein muss, kommt
ganz auf das Geschäftsmodell an. Generell ist Sichtbarkeit kein Fehler.
Bernstein Innovation
fertigt im oberösterreichischen
Hoheneich für ihre Kunden
innovative und hochqualitative
3-D-Druckprodukte
Gibt es genug Kunden und Kaufkraft?
¡
Je nachdem, was angeboten wird, sind die Marktchancen nicht überall
dieselben. Welches Unternehmen wo Sinn macht, hat viel mit externen Parametern zu tun. Eine Umfeld-Analyse ist unumgänglich.
Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, [email protected]) Redaktion: Theresa Girardi, Martin Mühl, Teresa
Reiter, Wolfgang Smejkal, Yasmin Vihaus, Thomas Weber Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; RichardStrauß-Straße 23
GRÜNSCHNITT
N
och vor wenigen Jahren waren die Faktoren
für den richtigen Standort oft ganz andere als heute.
DiedigitaleVernetzunghatviele Aspekte von einst zur Nebensache von heute gemacht.
Trotzdem:ZugangzuNetzwerken, Technologien, Märkten,
Verkehrsmitteln und Zielgruppen ist auch heute eine wichtige Entscheidung bei der Standortsuche. Wie findet man den
richtigen und gibt es dafür
überhaupt ganz allgemeine
Kriterien?
JenachUnternehmenstyp,
Produkt und Branche, sind
die Anforderungen natürlich
ganz unterschiedlich. Bei Industrie und Handwerk gilt
noch stärker als bei Dienstleistungsunternehmen: Der Ort,
an dem Ideen optimal entstehen und entwickelt werden
können, ist oft nicht derselbe
Ort, an dem auch die Umsetzung stattfinden kann. Jakob
Schmied, der mit seinem jungen Unternehmen Bernstein
Innovation Produkte höchster Präzision in 3-D druckt,
kennt den Prozess des Abwägens in der Standortfrage.
Das Unternehmen aus Linz hat
im oberösterreichischen Hoheneich seinen idealen Produktionsstandort gefunden.
„Zum einen hat der Ort eine
gute Energie, das darf man
nicht unterschätzen“, findet
Schmied, „denn man muss
KAI WICHMANN
Standortwahl. Den richtigen Standort zu finden, ist ein Meilenstein beim Aufbau eines Erfolgsunternehmens
Lesen Sie
in der
Themenwoche
Gründer
Gründer-Magazin
128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“.
Ab April im Zeitschriftenhandel.
GRÜNDER
BEILAGE IM KURIE R
7. 3.
8. 3.
9. 3.
10. 3.
11. 3.
Der Weg zum eigenen Unternehmen
Warum Frauen die besseren Gründer sind
Geld für Firmengründer
Wo Jungunternehmer arbeiten
Nachfolger dringend gesucht
EXTRA
EINE PRODUKTION
DER MEDIAPRINT
9. MÄRZ 2016
✔CHECKLISTE
Der schnelle Weg
zur eigenen Firma
✔ Mein Finanzierungsplan
¡
Der Geldbedarf meiner Firma,
basierend auf meinem Businessplan
✔ Förderungen checken
¡
Welche Hilfe es seitens der öffentlichen
Hand für meine Firma gibt
✔ Crowdfunding
¡
Ist meine Firmenidee so gut,
dass viele mitzahlen?
✔ Buchhaltungs-Check
¡
Wer schaut in meiner Firma aufs Geld
und fakturiert?
MARKUS
WAGNER
DAS STARTKAPITAL
FÜR MEINEN ERFOLG
Jungunternehmer erzählen, wie sie zu den nötigen Finanzmitteln
für die Unternehmensgründung gekommen sind.
Wenn viele mitzahlen
Warum Crowdfunding für viele junge Firmen
die optimale Form der Projektfinanzierung
ist. Wie man Geld sammelt.
SERVICE 4
···········
Mit der richtigen Vorbereitung klappt’s auch
bei der Bank. So erheben Sie den Kapitalbedarf Ihres Unternehmens.
SERVICE 3
···········
Der Finanzierungsplan
Nur Bares ist Wahres
Warum Cashflow-Management gerade für
kleine Firmen überlebenswichtig ist. So
wichtig ist eine gute Buchhaltung. S E R V I C E 7
FOTO: I5INVEST/BF CONSULT/ELFRIEDE KRAFT
Der Mann mit dem Geld:
Der CEO des Beteiligungsunternehmens i5invest
finanziert innovative Start-ups.
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
2
So haben wir das Geld aufgestellt
MARIUSART
JUSTYNA ZIARKO
Finanzmittel-Akquise. Die Umsetzung von Geschäftsideen erfordert meist Fremdkapital
ZOOMSQUARE
MARINA PEPAJ
talentify vermittelt Lernhilfen von Schülern an Schüler. Das Unternehmen nutzt eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkeiten, unter anderem
vom Accent Gründerservice, privaten Sponsoren und als Ashoka Fellow von der gleichnamigen amerikanischen Non-Profit-Organisation, die
talentify mit ihrem Netzwerk und Know-how unterstützen
Ein generationenübergreifendes Tanzstück mit Studenten und Senioren:
Daniela-Katrin Strobl und ihre Kollegin Barbara Ebner bekamen von der
Magistratsabteilung Absagen für ihr Theaterprojekt. Überzeugt von ihrem
Projekt, finanzierten sie dieses nun in Eigeninitiative über eine Crowdfunding-Aktion einer Bank. Innerhalb 30 Tage sammelten sie dafür
20 Unterstützer und ein Drittel der Summe
W
enn man etwas Großesbauenwill,braucht
es Investoren“, sagt
Andreas Langegger, Co-Founder und Geschäftsführer von
Zoomsquare. Um an Eigenkapital von Business Angels, Privatpersonen, die sich finanziell
an Unternehmen beteiligen, zu
kommen, empfiehlt er für eine
stärkere
Verhandlungsbasis,
vorab etwas zu bauen und eine
Firma zu gründen. Die Gründer
von Zoomsquare investierten
selbst ihre privaten Ersparnisse,
bekamen von Investoren und
Business Angels Geld aus der
Privatwirtschaft und stellten
außerdem Ansuchen um Förderungen, um die Umsetzung
ihrer innovativen ImmobilienSuchmaschine zu verwirklichen. Nach zweijähriger Marktpräsenz in Österreich gibt es
Zoomsquare mittlerweile auch
in Deutschland, wo gerade die
mobile App startet.
Um für Investoren attraktiver zu sein, sollten man sich
laut Langegger nicht auf Österreichbeschränken–besseristes,
zumrichtigenZeitpunktinsAuslandzuexpandieren.Einedamit
in der Regel höhere Unternehmensbewertung steigert das In-
Zoomsquare bauten ein herzeigbares Modell ihrer Immobilien-Suchlösung, um an Business Angels heranzutreten. Investoren sind für sie mehr
Partner als Geldgeber, da diese nicht nur über Geld sondern auch Netzwerke und Know-how verfügen. Um für Investoren und Kunden attraktiver
zu werden, empfiehlt sich der Weg ins Ausland. Im Bild die beiden Gründer
Andreas Langegger und Christoph Richter
teresse vieler potenzieller Geldgeber. Außerdem empfiehlt
Langegger, Investoren als Partner zu sehen und nicht als Geldgeber. Nur so lassen sich praktische Nebeneffekte, wie der Zugriff auf ein oftmals gut ausgebautes Netzwerk und wertvolles Know-how, nutzen:
„Personen, die bereits selbst
gegründet haben, wissen am
besten, worauf es ankommt.“
Spezialisierung
Ebenfalls schon länger – wenn
auch nicht selbstständig – in
seiner Branche tätig ist der Optiker Christoph Rauter. Rauter
ist bereits seit 23 Jahren Optiker, seine Meisterausbildung
schloss er 2001 ab, um danach
bei zwei verschiedenen Optikern zu arbeiten. Erst dann
setzte er sich daran, seine Idee
umzusetzen und fokussierte
sich innerhalb der Branche auf
denSport-Bereich:„Optikergibt
in Wien bereits genügend, da
hätte es mich nicht auch noch
gebraucht“, erzählt er. Rauter
entwarf einen Businessplan
und war mit seinem Unternehmen Sehkraft 2011 der erste
Optiker in Österreich mit Fokussierung auf Sport. Ein perfektes
Timing, da um diese Zeit neue
Glastechnologien auf den
Markt kamen, die gebogene
Brillen in einer bisher unbekannten Qualität ermöglichten.
Da Rauter selbst über so gut wie
kein Eigenkapital verfügte, war
sein Businessplan von besonderer Bedeutung, um an Kapital
zu kommen. „Geholfen hat
schließlichdasAWS“,erinnerter
sich. Die Finanzmittel des Austria Wirtschaftsservice in Höhe
von rund 100.000 Euro flossen
in neue Geräte. Nötig waren außerdem spezifische Weiterbildungen,dieebenfallsaufdiesem
Weg finanziert wurden. Mittlerweile kann Rauter viele Spitzensportler zu seinen Kunden zählen. Aber er arbeitet bereits an
neuen Projekten, aktuell an der
Weiterentwicklung seiner patentierten Skibrille.
Eigeninitiative
ErstimvergangenenJahrhatten
Daniela-Katrin Strobl und ihre
Kollegin Barbara Ebner ihre
Geschäftsidee „hin und weg“
realisiert – ein generationenübergreifendes Tanzstück mit
Studenten und Senioren. Normalerweise wäre der erste
Schritt in diesem Bereich, ein
Christoph Rauter war jahrelang in seinem Job als
Optiker tätig, bevor er sich entschloss, sein eigenes
Unternehmen Sehkraft aufzubauen. Er spezialisierte
sich auf Sportbrillen und nutzte die Gunst der Stunde.
Denn dank neuer Glastechnologien boten sich nun bisher unbekannte Möglichkeiten in dieser Marktnische.
Heute zählen viele Spitzensportler zu seinen Kunden
Konzept zu schreiben, bei der
MA7 einzureichen und zu
warten. „Meist wartet man auf
eine Absage“, erzählt Strobl.
„Wir haben nach den letzten
Absagen beschlossen, uns nicht
mehr abhängig zu machen,
sondern alternative Wege zu
suchen.“ In ihrem Fall war das
Crowdfunding. Im Rahmen
eines Kulturmanagement-Lehrgangs erfuhren sie von diesen
Möglichkeiten. 20 Unterstützer
und ein Drittel der Summe
mussten gesammelt werden,
dann finanzierte die Bank Austria in einem Projekt das zweite
Drittel, während das letzte
Drittel wieder mittels Crowd
aufzustellen war. Das alles in
einem Zeitraum von 30 Tagen.
„Wir haben es tatsächlich geschafft.NursokonnteunserProjekt umgesetzt werden“, freut
sich Daniela-Katrin Strobl.
Andere Förderungen wurden
leider erfolglos beantragt, bis
auf eine Kooperation mit der
ttp/WUK für Proberäume und
einem Sponsor für Flyer und
das Programmheft.
Erfolgreicherbeiklassischen
Förderungen war talentify, die
Lernhilfen von Schülern an
Schüler vermitteln. „Die erste
Förderung erhielten wir durch
das accent Gründerservice“, erzählt Co-Founderin Doris Hofer. Eine weitere große Förderung gab es durch den aws Innovative Services Call (ISC), finanziert aus Mitteln der Nationalstiftung
für
Forschung,
Technologie und Entwicklung.
„UndnatürlichspieltauchprivatesKapitaleinegroßeRolle.KleinereFörderungen,wiedurchdie
Katharina Thurnauer Privatstiftung, oder Sponsorings wie beispielsweise von IBM sind auch
nicht zu unterschätzen.“ Seit
Februar 2016 ist Bernhard Hofer, Gründer und Geschäftsführer von talentify, zudem Ashoka
Fellow und wird mit einem DreiJahres-Stipendium und deren
Netzwerk unterstützt. Ashoka
ist eine amerikanische NonProfit-Organisation zur Förderung von sozialem Unternehmertum. Die talentify Academy
selbstmachtderzeiterstekleinere Umsätze, und so entwickeln
die Betreiber aktuell einen starken Umsatzträger, mit dem sich
das Unternehmen mittel- und
langfristig komplett selbst finanzieren möchte: „Dafür sind
wir noch auf der Suche nach Investoren.“
– STEFAN KLUGER
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
3
Kapitalbeschaffung bei Banken
T
rotz guter Geschäftsidee,
aber ohne Kapital lässt
sichkeineigenesUnternehmenverwirklichen.GeradeJungunternehmer verfügen häufig
nur über eine dünne Eigenkapitaldecke. Die Möglichkeiten der
Finanzierung sind jedoch vielfältig. In Österreich ist der Bankkredit die am weitesten verbreitete
Form, wie die Wirtschaftskammerbestätigt.LautWKOsindheimische Unternehmen zu über 70
Prozent fremdfinanziert. Als erster Ansprechpartner dient meist
die Hausbank. Trotzdem sollte
manauchvonanderenBankinstituten Angebote einholen, um einen aussagekräftigen Vergleich
derKonditionenzuhaben.„Banksache ist Vertrauenssache“, so
ChristophLang,stellvertretender
Leiter von Raiffeisen Handel
und Gewerbe Wien Nord. „Es
kannimmerwiederzuEngpässen
bei der Liquidität kommen. Gerade da ist ein Bankberater wichtig, der mein Geschäftsmodell
verstanden hat, und mit dem ich
offen reden kann.“
Businessplan
Ein professioneller Businessplan
ist für einen überzeugenden Auftritt beim ersten Kreditgespräch
unbedingt erforderlich. „Neun
von zehn Gründern kommen ohne Businessplan zur Bank. Dabei
ist der das Um und Auf“, betont
Lang. Zu Beginn soll eine Beschreibung der eigenen Person
stehen, danach folgt eine Präsentation des Unternehmens bzw.
des Produkts. Zusätzlich sollte
aufdenMarktunddieZielgruppe
eingegangen werden. Wichtiger
Teil des Businessplans ist der
Finanzierungsplan in Form einer
Einnahmen-Ausgaben-Rechnung für die ersten zwei Jahre.
Denn eine fehlende Finanzpla-
nung zählt mitunter zu den häufigsten Ursachen für das Scheitern bei Neugründungen.
Sicherheiten
Kredite sind nicht ohne Sicherheiten zu bekommen. In vielen
Fällen empfiehlt es sich, Fördermöglichkeiten in Anspruch zu
nehmen.WennderKreditvonder
Bank gewährt wird, kann die Förderstellezusichern,imVerlustfall
für das Darlehen teilweise zu bürgen. Eine Ausfallbürgschaft ist
beim Austria Wirtschaftsservice
zu beantragen. „Die Förderstellen akzeptieren keine Anträge
für Investitionen, die vor der Antragstellung getätigt wurden“,
warnt Christoph Mathis, Leiter
des Gründerservice Vorarlberg.
Kredite
Je nach Verwendungszweck und
Laufzeit gibt es unterschiedliche
Kreditarten. Der InvestitionskreditdientzurFinanzierungdesAnlagevermögens (Maschinen, Gebäude, Geschäftsausstattungen). „Die
Laufzeit des Kredites soll der Nutzungsdauer einer Investition entsprechen“, so Mathis. Die anfallendenKreditkostenkönnenrelativ genau in der Budgetplanung
berücksichtigt werden. Zur Finanzierung von laufenden Ausgaben,wiefürWarenvorräteoder
ausstehender Kundenforderungen, eignet sich der Betriebsmittelkredit.ErhilftbeiderÜberbrückung der Zeitspanne zwischen
den Anschaffungsausgaben und
den Verkaufserlösen. Diese
Form ist unbürokratisch und flexibel, jedoch entstehen zusätzliche Spesen und Gebühren. Eine
andere Möglichkeit, bei der Kreditrahmen und Liquidität unberührt bleiben, bietet das sogenannte Leasing. Die Bank erwirbt das Leasingobjekt und
✔CHECKLISTE
Fremdkapital aufbringen
¡ Rechtzeitig aktiv werden
Je größer der Kreditbetrag, desto länger die Bearbeitungsdauer.
Förderungen können nur vor Projektbeginn zugesagt werden.
ist nicht gleich Bank und Kredit ist
¡ Bank
nicht gleich Kredit!
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Konditionen verschiedener Institutionen.
Vorbereitung für das erste
¡ Gute
Kreditgespräch!
Bringen Sie einen Businessplan mit. Überlegen Sie sich, welche
Sicherheiten Sie anbieten können.
Sie einen Effektivzinssatz,
¡ inVerlangen
dem alle Nebenkosten inkludiert sind.
Verhandeln Sie eine Bindung an einen
¡ Referenzzinssatz
(z. B. EURIBOR).
Sie einen dekursiven
¡ Besprechen
Zinssatz (Zinszahlung im Nachhinein).
Sie bei Investitionskrediten
¡ Verhandeln
tilgungsfreie Zeiträume aus.
WKV/MICHAEL KEMTER
Vorbereitung. Wie man an das nötige Fremdkapital für die Unternehmensgründung gelangt
„Die Laufzeit
des Kredites
soll der
Nutzungsdauer einer
Investition
entsprechen.“
Christoph Mathis,
Leiter des Gründerservice
Vorarlberg
überlässt es dem Leasingnehmer
zur Nutzung. Da die vereinbarte
Rate als Mietaufwand gilt, wird
der steuerpflichtige Gewinn gemindert. Eine neuere Form der
Fremdfinanzierung ist das sogenannte Crowd Investing, wo
man Kapitalgeber aus dem privaten Bereich findet. In jedem Fall
sollte man genügen Vorlaufzeit
bis zur tatsächlichen Gründung
einplanen: je größer der Kredit-
betrag, desto länger die Bearbeitungsdauer.
Verhandlungssache
Nebenkosten und Zinsen für einen Kredit sind Verhandlungssache. „Damit Kreditangebote vergleichbar sind, sollte man den Effektivzinssatzverlangen“,rätMathis.Dieserbeinhaltetnebendem
Sollzinssatz auch alle Bearbeitungsgebühren. Üblicherweise
wird ein variabler Zinssatz vereinbart,dersichandemallgemeinenZinsniveauorientiert.Ratenzahlungen kann man individuell
vereinbaren – beispielsweise ist
eine deckungsfreie Zeit möglich.
WährenddasGeschäftimAufbau
ist, schafft diese Liquiditätsspielraum. Generell sollte man sich
dabei von einem Finanzierungsexperten beraten lassen.
– MAGDALENA MEERGRAF
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
FOTO: KUPICOO/ISTOCKPHOTO.COM
4
✔CHECKLISTE
Was braucht ein erfolgreicher
Förderantrag?
Breite Palette. Österreichs Förderlandschaft bietet vielfältige Anreize, um innovative Ideen in erfolgreiche Geschäftskonzepte zu verwandeln
Fünf Fragen zur Förderung
Eine einzigartige Idee
¡
Ohne Innovation auch keine Förderung. Sogenannte Copy-Cats, also Geschäftsideen, die lediglich übernommen werden, sind meist
nicht förderungsfähig.
Eine gründliche Businessplanung
¡
Förderstellen legen Wert auf eine akribische Aufstellung der zu erwartenden Kosten- bzw. Arbeitspakete. Hierzu gehört nicht nur eine ausführliche Projektbeschreibung, sondern auch Angaben zur
Finanzierbarkeit.
Ein motiviertes Gründungsteam
¡
Als Jungunternehmer ist man selbst stets Aushängeschild der eige-
nen Geschäftsidee. Selbstbewusstes Auftreten und Motivation ist
daher unabdingbar.
N
icht immer ist der Weg
zur passenden Förderung ganz einfach. Mit
nachfolgenden fünf Fragen wollenwiretwasLichtindenFörderdschungel bringen:
– Was wird überhaupt gefördert?
Förderungen sind stets zweckgebunden und beziehen sich
auf ein zu realisierendes Projekt oder ein konkretes Gründungsvorhaben. „Damit Geld
nicht unnötig investiert wird,
sollte man sich am besten schon
vor Projektbeginn beraten lassen“, so Nathalie Prybila, Leiterin des Förderreferats der Wirtschaftskammer Wien.
– Welche Fördermittel gibt es?
Die meisten Unterstützungen
werden als Barzuschüsse für
anstehende Investitionen ausgegeben. Diese Gelder können
bis zu 80 Prozent der Kosten
decken und müssen in der
Regel nicht zurückgezahlt werden. Neben Direktförderungen
gibt es Kredite zu besseren Konditionen und Haftungsübernahmenbzw.GarantienvonLandesgesellschaften. „Eine Unterstützung besteht aber nicht nur aus
Fördergeldern, sondern auch
aus der Vermittlung des nötigen Know-hows, individueller
Beratung und dem richtigen
Coaching“, so Irene Fialka, Geschäftsführerin des universitären Gründerservice Wien.
– Welche Voraussetzungen muss
ich erfüllen? Für jede Förderung
wird Eigenkapital vorausgesetzt.Jungunternehmermüssen
verfügbares Bargeld und Wertpapiere vorweisen können.
Damit ein Förderansuchen erfolgreichist,sollteeinersterKostenvoranschlag, die Businessplanung, die Gesellschaftsform
des Unternehmens und, falls bereits vorhanden, Auszüge aus
Gewerberegister und Firmenbuch vorbereitet werden.
– Wer fördert mein Vorhaben? Generell werden Projekte entweder mit Bundes- oder Landesgeldern unterstützt. Man kann
zwar keine Doppelförderungen
für gleiche Investitionsposten
beantragen, wohl aber sogenannte
Co-Finanzierungen.
Außerdem lohnt es sich, bei
Investitionsvorhaben mit den
Gemeinden Kontakt aufzunehmen. Diese genehmigen Steuererleichterungen und bieten
Zuschüsse. Achtung Anerkennungsstichtag: In jedem Fall
darf mit der Durchführung des
Vorhabens nicht vor dem Datum des Förderantrags begonnen werden. Bereits getätigte
Kosten werden nicht anerkannt!
– Wo muss ich hin? Die Austria
Wirtschaftsservice Gesellschaft
mbH ist Anlaufstelle für
zinsgünstige Kredite, Zuschüsse und Garantien. Förderwerber sind alle Unternehmen,
ausgenommen jene, die im Bereich des Tourismus und der
Bereit für den
Handshake:
Bei Förderentscheidungen
sind Faktoren
wie u. a. ein
Geschäftsmodell
mit hohem
Wachstums- und
Skalierungspotenzial
günstig
Freizeitwirtschaft tätig sind
(www.gruenderfonds.at). Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank Gesellschaft mbH
gewährt Zuschüsse und Kredite
für Förderwerber der Tourismusbranche (www.oeht.at). Die
KommunalkreditPublicConsulting GmbH fördert Unternehmen, die zu einer Verringerung
der Umweltbelastung beitragen
(www.kommunalkredit.at). Das In-
novation Network Austria vergibt Förderungen an innovative
Gründungsideen (www.inna.at).
Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH unterstütztunternehmensnaheForschung
und
Entwicklung
(www.ffg.at). Die Unternehmensfinanzierung der Wiener Börse
hilft beim nötigen Startkapital
(www.unternehmensfinanzierung.at).
– THERESA GIRARDI
Die wichtigsten Ansprechpartner in den Bundesländern
– Wien INITS Universitäres Gründerservice Wien (www.inits.at); Wirtschaftsagentur Wien (www.wirtschaftagentur.at); Wiener Kreditbürgschaftsgesellschaft (www.wkbg.at)
– Niederösterreich RIZ Gründeragentur des Landes Niederösterreich
(www.riz.at);
Niederösterreichische
Beteiligungsfinanzierung
NÖBEG
(www.noebeg.at); Förderungen und
Unterstützungen der Niederösterreichischen Wirtschaft (www.wirtschafts
foerderung.at); Wirtschaftsagentur des
Landes NÖ (www.ecoplus.at)
– Burgenland Wirtschaft Burgenland
GmbH (www.wirtschaft-burgenland.at)
– Kärnten Entwicklungsagentur Kärnten (www.madeinkaernten.at); Gründerzentrum Kärnten GmbH (www.
build.or.at); Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds (www.kwf.at)
– Oberösterreich Oberösterreichische
Wirtschaft (www.land-oberoesterreich.
gv.at); OÖ. Kreditgarantiegesellschaft
(www.kgg-ubg.at); OÖ. Technologieund
Marketinggesellschaft
mbH
(www.tmg.at)
– Salzburg Business Creation Center
Salzburg (www.bccs.at); ITG – Innovations- und Technologietransfer Salzburg (www.itg-salzburg.at); Salzburger Unternehmensbeteiligungsgesellschaft (www.subg-skgg.at)
– Steiermark Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (www.sfg.at)
– Tirol Unterstützungen des Landes
Tirol (www.tirol.gv.at); CAST Center for
academic spin-offs tyrol (cast-tyrol.at)
– Vorarlberg Unterstützungen des
Landes Vorarlberg (www.vorarlberg.
at); Wirtschaftsstandort Vorarlberg Gesellschaft (www.wisto.at)
– Gesetzliche Vorzüge Durch das
Neugründungs-Förderungsgesetz wird
Unternehmen in der Gründungsphase
zahlreiche Erleichterungen gewährt.
Sie müssen keine Grunderwerbssteuer oder Lohnnebenkosten für die Einstellung von Mitarbeitern zahlen. Auch
Stempelgebühren bei Ämtern, Bundesverwaltungsabgaben und Gerichtsgebühren entfallen. Das zugehörige
Formular
findet
sich
unter:
www.bmf.gv.at
– Individuelle Beratung Gemeinsam
mit der WKO fördert das Wirtschafts-
ministerium Beratungsleistungen für
Jungunternehmer. Die Zuschüsse für
Coaching-Stunden liegen zwischen 50
und 80 Euro. „Es ist uns ein Anliegen,
dass wir Unternehmern Sicherheit geben. Mit den Zuschüssen wollen wir
professionelle Unterstützung leicht
zugänglich machen.“ Karl Pisec, Kurator des WIFI Österreich
www.gruenderservice.at
– Österreichweite Vernetzung Als
Interessensvertretung der Jungunternehmer bietet die „Junge Wirtschaft“
neben einem umfassenden Beratungsservice auch Vernetzung von über
120.000 Unternehmensgründern in
Österreich. Monatliche Veranstaltungen werden angekündigt auf:
www.jungewirtschaft.at
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
5
Die „Crowd“ macht es möglich
SOPHIE KIRCHNER
CONDA/SADRI TURKI
Crowdfunding & Crowdinvesting. Neue Finanzierungsmodelle gewinnen an Bedeutung
Paul Pöltner ist Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform Conda (re. im Bild mit Mit-Gründer
Daniel Horak). Vom Nahrungsergänzungsmittel bis zur automatischen Bierausschank
finden Investitionsfreudige dort viele Projekte, in die sie ihr Geld stecken können
STEPHAN BOROVICZENY
WEMAKIT
Aus Algen Geld machen, lautete die Devise von Annelies Niederl-Schmiedinger,
die mit ihrem Algendrink auch bei Investoren Erfolg hatte. 153.500 Euro konnte
sie über die Plattform Conda für ihre Idee sammeln
Simone Mathys-Panreiter leitet die Österreich-Geschäfte der Schweizer CrowdfundingPlattform wemakeit, deren Schwerpunkt auf Kreativprojekten liegt
C
rowdinvesting
und
Crowdfunding sind immer beliebtere Finanzierungsmodelle. Anstatt eines
großenInvestorssollenmehrere
kleineBeiträgeeinProjektfinanzieren. Die an solchen Start-ups
beteiligten Investoren bekommen im Gegenzug regelmäßig
Anteile ausgeschüttet. Gerade
für kleine und mittlere Unternehmen ist der Zugang zu
Fremdkapital aufgrund der
strengeren Regulierungsvorschriften für die Kreditwirtschaft schwieriger geworden.
Gleichzeitig wird Crowdinvesting immer populärer. Zahlreiche Onlineplattformen ermöglichen mittlerweile anspruchsvolle und risikoreiche Projekte
umzusetzen, die ein Einzelner
alleine kaum hätte finanzieren
können. Laut WKO sammelten
Crowdinvesting-Plattformen in
Österreich im Jahr 2015 acht
Millionen Euro. Die Plattformen vermitteln zwischen Ideengebern und Unterstützern. Die-
se „Drehscheibe“ bietet nun
auch kleinen Unternehmen die
Chance,eigeneinnovativeIdeen
einer Vielzahl von interessierten Kleininvestoren zu präsentieren. Das vergangenen Juli beschlossene Alternativfinanzierungsgesetz hat der Branche einen zusätzlichen Aufschwung
verliehen.
Auf Crowdinvesting wollte
auch Annelies Niederl-Schmiedinger setzen. Bei der Herstellung von Biodiesel bemerkte
sie, dass sich aus der ChlorellaAlge auch ein Erfrischungsgetränk zubereiten lässt. Schon
war die Geschäftsidee für „Helga“ geboren. Mit ihren Kolleginnen Ute Petritsch und Renate
Steger erstellte sie einen Businessplan. Die erste Investmentrunde für „Helga“ war bereits erfolgreich–183Investorenhaben
insgesamt153.500EurozurVerfügung gestellt. „Wir haben
Crowdinvesting bewusst als
Marketinginstrument verwendet, um eine Fangemeinde auf-
Austrian Superheroes: Harald Havas konnte durch Crowdfunding den Druck seiner
österreichischen Superhelden-Comics finanzieren – und zusätzlich noch Gewinn machen
zubauen“, sagt Renate Steger.
Wichtig seien laut Steger vor
allem der direkte Kontakt und
die laufende Kommunikation
mit Kunden und Investoren. Die
„Helga“-Brauerinnen haben ihr
Vorhaben auf der österreichischen Plattform „Conda“ publiziert.
„Crowdinvesting ist ein Instrument,dasauchinÖsterreich
immer mehr im Kommen ist“,
so Conda-Geschäftsführer Paul
Pöltner.MiteinemKollegen,den
erinderStart-up-Szenekennengelernt hatte, gründete er Ende
2012 die Plattform. Im vergangenen Jahr wurden dort bereits
fünf Millionen Euro transferiert. Auch für Conda ist das Geschäft lukrativ. Glückt das Vorhaben, bekommt Conda zwischen 7,5 und 11,5 Prozent der
Investitionssumme. Pöltner betont, dass Crowdfunding nicht
für alle Vorhaben das richtige Instrument sei. „Als Unternehmen muss man gewillt sein,
Kommunikationen sehr öffentlich zu teilen“, sagt er.
Für kleinere Projekte ist
Crowdfunding eine geeignete
Alternative. Im Gegensatz zum
Crowdinvesting steht dort nicht
die versprochene Rendite im
Mittelpunkt.
CrowdfundingKampagnen werden von den
Fans unterstützt, die an ein Produkt glauben und dafür meist eine Gegenleistung bekommen,
die, je nach Investition, kleiner
oder größer ausfällt. Die Linzer
Hip-Hop Gruppe Texta finanziertsodieProduktionihresneuenAlbums.Für25Eurogibteseine CD, für 1500 Euro ein Privatkonzert. Und das natürlich nur,
wenn das Investitionsziel erreicht wird.
Dafür benutzen sie die
Schweizer Plattform Wemakeit,
die vor einem Jahr in ÖsterreichstarteteundderenSchwerpunkt auf Kreativprojekten
liegt.SimoneMathys-Parnreiter
leitet das Österreich-Geschäft.
„Wir konnten vergangenes Jahr
70 erfolgreiche Kampagnen
durchführen“, erzählt MathysParnreiter. Ein wesentlicher
Teil ihrer Arbeit besteht für die
Kulturmanagerin darin, Aufklärungsarbeit in der Szene zu leisten. Denn im Vergleich zum
Crowdinvesting ist Crowdfunding in Österreich wenig etabliert. „Obwohl es sich um einen enormen Wachstumsmarkt
handelt, gibt es kaum lokale
Plattformen, die Gewicht haben“, sagt Mathys-Parnreiter.
DergroßePlatzhirschistdasUSUnternehmen Kickstarter. Erst
kürzlich unterstützten dort
knapp 80.000 Fans den Bau einer Smartwatch mit 20 Millionen US-Dollar.
In Österreich sind solche
Summen bisher Wunschdenken,
aber auch mit kleineren Beträgen lassen sich einige Projekte
umsetzen. Der Buchautor Harald Havas nutzte diese Finanzierungsart, um Superhelden-Comics auf Österreich umzulegen.
„Die Crowdfunding-Maschinerie
ist genau das Richtige, um so eineabsurdeIdeebekannterzumachen“, sagt Havas, der insgesamt
12.350 Euro sammeln konnte,
um in seinen „Austrian Superheroes“-ComicsSuperheldendurch
die Gassen Wiens fliegen lassen
zu können. Am 31. März erscheint nun die erste Ausgabe.
– MATTHIAS HUMER
Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, [email protected]) Redaktion: Martin Mühl, Stefan Kluger, Yasmin Vihaus,
Matthias Humer, Magdalena Meergraf Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
6
Perspektiven. Business Angels, Inkubatoren, Venture-Capital-Gesellschaften: Welche Möglichkeiten gibt es abseits von Krediten?
Mehr als nur ein Kredit
Privatinvestoren
Wer mit seinem Konzept oder
Produkt überzeugt, kann auf
Know-how und die finanzielle
Unterstützung eines Business
Angels hoffen. Diese Privatinvestoren verfolgen zum einen
Renditeziele, sind zum anderen
aber oft auch persönlich motiviert, den Aufbau eines Startups voranzutreiben. Institutionalisierter geschieht das in Venture Capital Gesellschaften
(VC),dieGeldinFondssammeln
und in Beteiligungsunternehmen investieren. VC-Gesellschaften sind meist sowohl auf
eine Phase der Unternehmensentwicklung als auch auf eine
bestimmte Branche spezialisiert. Im Bereich der MobileStart-ups sind Super Angels
eine in Europa relativ neue Investorenform. Dabei schließen
sichBusinessAngelszusammen,
die gemeinsam einen professionell gemanagten Fond aufset-
JÜRG CHRISTANDL
E
ine der größten Herausforderungen für Gründer
und
wachstumsorientierteUnternehmeristdieFinanzierung. Gerade im Start-upBereich oder bei risikoreichen
Projekten ist es schwierig,
einen Kredit von Banken zu
bekommen, da diese sich hauptsächlichanbereitsvorhandenen
Sicherheiten orientieren. Eine
Alternative sind Investoren, die
keinen klassischen Kredit vergeben, sondern für das bereitgestellte Kapital Anteile am Unternehmen erhalten und Miteigentümer werden. Sie tragen
damit auch das unternehmerische Risiko voll mit, unterstützen zum Teil aber auch mit wertvollem Know-how. Im Gegensatz zur Fremdkapitalfinanzierung mittels Kredit gibt es keine
fixeVerzinsungdeseingesetzten
Kapitals.
Der Investor erwartet, dass
der Wert des Unternehmens im
Beteiligungszeitraum
steigt
und er durch einen späteren Verkauf seiner Anteile Gewinne erzielen wird. Ziel eines solchen
Unternehmensaufbaus ist aus
unternehmerischer Sicht der
Exit, also der Verkauf an einen
größeren Player.
Für die Finanzierung abseits von klassischen Bankenkrediten gibt es verschiedene
Modelle, die üblicherweise in
unterschiedlichen Phasen der
Unternehmensentwicklung investieren. Diese Phasen reichen
vom Seed, also der Zeit vor der
Gründung, in der es nur ein Produktkonzept gibt, über das
Start-up, den Zeitpunkt der
Gründung und die Early Stage,
den Zeitpunkt der Markteinführung bis hin zur Expansionsphase, in dem das Wachstum des
Unternehmens im Vordergrund
steht. Auch die Höhe der Finanzierung ist je nach Investor unterschiedlich.
Markus
Wagner
gründete
2006 den
Inkubator
i5invest und
hat seither
zahlreiche
Unternehmen
bis zum Exit
begleitet
zen. Im Gegensatz zu Venture
Capital Gesellschaften bringen
sich Investoren allerdings aktiv
in die Betreuung der Unternehmen ein. Ein österreichisches
Beispiel ist der Super-AngelsFond Speedinvest.
Inkubatorensollenals„Brutkästen“ für innovative Projekte
in der Vorgründungs- und Gründungsphase dienen und stellen
Infrastruktur, Know-how und
ein Netzwerk zur Verfügung. Einer dieser Inkubatoren im Bereich der Web- und MobileStart-ups ist i5invest. Der Inkubator hat Firmen wie tripwolf
oder 123people bis zum Exit begleitet „2007 hat es so gut wie
keine Infrastruktur dieser Art in
Österreich gegeben. Wir haben
damalsunsereersteFirmaanein
amerikanisches Unternehmen
verkauftundichbinimZugedessen für drei Jahre in die USA gegangen. Dort haben wir uns dieses Konzept abgeschaut und gesehen welche Rollen und Initiatoren es für ein Start-up
braucht.“ In Österreich etabliertesichi5investschnell–nichtzuletzt aufgrund der mit der Betreuung einhergehenden finanziellen Unterstützung.
Unterstützt werden Unter-
nehmen, die überzeugen, nicht
ausschließlich durch die Idee,
sondern auch durch ihr Engagement, meint Markus Wagner.
„Wichtig ist mir, dass die Gründer Ahnung haben, wovon sie
sprechen, und Erfahrung mitbringen. Und dass das Gründerteam einen starken Antrieb hat
und für die Sache brennt. Ein
Start-up zu gründen ist eines
deranstrengendstenDinge–das
istfüreinTeamanGründerneinfacher als für eine einzelne Person.“
Grenzüberschreitend
InÖsterreicherfolgreichzusein,
sollte für Unternehmer allerdingsnichtmehrdaseinzigeZiel
sein. Die meisten Firmen im
Start-up-Bereich seien in einem
Segment tätig, in dem es weltweite Mitbewerber gäbe, so
Wagner. i5invest agiert mittlerweile auch in den USA und versucht dort, österreichische
Start-ups mit internationalen
Investoren
zusammenzubringen.
„Wir leben zum ersten Mal
in einer Zeit, in der man in der
Hinterbrühl ein Produkt anbieten kann, das weltweit genutzt
wird – dank Onlinemarketing
und internationalen AppStores.“ Der Wettbewerb hat
sich vergrößert – gebündelt
wird vieles im Silicon Valley.
Man muss nicht in die USA ziehen, aber man muss präsent
sein, da alle anderen Player der
Welt ebenfalls dort sitzen.
– YASMIN VIHAUS
✔CHECKLISTE
Wer investiert in mein
Unternehmen?
Fragen, die sich Unternehmer vor der Suche
nach Investoren stellen sollten
Wie hoch ist mein Kapitalbedarf?
¡
Die Investitionssummen sind je nach Art des Investors oder der In-
i2 Business Angels
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH bietet mit i2 Business Angels das einzige bundesweite Vermittlungsservice
zwischen eigenkapitalsuchenden Unternehmen und Privatinvestoren an. i2 verfügt über ein weitreichendes Netzwerk
von regionalen Business-Angel-Initiativen, Technologiezentren, AplusB-Zentren, Inkubatoren, Forschungseinrichtungen und europäischen Business-Angel-Netzwerken.
vestorengemeinschaft sehr unterschiedlich.
Investoren betreffen meine
¡ Welche
Branche?
Ein Großteil der Investoren spezialisiert sich auf bestimmte Branchen und investiert in diese. Ein Überblick kann bei der Suche
nach dem richtigen Investor helfen.
Unternehmensphase brauche
¡ Inichwelcher
Investoren?
Nicht alle Investoren sind interessiert, bereits in der Seed-Phase
einzusteigen, viele investieren nur, wenn sie die ersten Eigenkapitalgeber sind.
Mittwoch
9. März 2016
GRÜNDER
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
SERVICE
7
So bleiben Sie flüssig
NONWARIT/FOTOLIA
Buchhaltung & Kostenrechnung. Was zu beachten ist
✔CHECKLISTE
Das Fakturenprogramm
¡
Es erleichtert die Arbeit ungemein, Rechnungen, Kostenvoranschläge und
Aufträge direkt aus einer Software zu verwalten. Zu beachten ist allerdings, dass alle Daten auslesbar sein müssen, um der Finanz in Form von
Druckdateien vorgelegt werden zu können.
Das Kassabuch
¡
Praktisch, aber jeden Tag zu führen. Auch Privatentnahmen müssen mit-
tels Beleg erfasst werden und als Ausgabe eingetragen sein. Ebenfalls zu
verzeichnen sind Bareinzahlungen.
Der Mindestumsatz
¡
Nicht verpflichtend, aber schwer zu empfehlen ist die Kostenrechung,
also die Berechnung des Mindestumsatzes. Nur so lässt sich seriös ermitteln, was die vom eigenen Unternehmen am Markt angebotenen Leistungen tatsächlich kosten, wie deshalb die Preispolitik aussehen muss – und
wann es womöglich Probleme mit dem Cashflow geben könnte.
www.gruenderservice.at/mindestumsatzberechnung
Das Konto
¡
Eröffnen Sie unbedingt ein eigenes Bankkonto für Ihr Unternehmen, um
private und betriebliche Geldbewegungen trennen zu können und den
Überblick zu behalten. Über dieses Konto ist möglichst der gesamte betriebliche Zahlungsverkehr abzuwickeln.
G
enerell empfehlen wir
Neugründern, sich von
einem Steuerexperten,
also von einem BilanzbuchhalteroderSteuerberater,unterstützen zu lassen“, erklärt Melanie Jann. Sie leitet das Gründerservice der Wirtschaftskammer
inKärntenundgiltselbstalsausgewiesene Expertin. Je früher
sich Gründer eingehend informieren,
desto
besser.
Schließlich kann sich etwa die
Pflicht, Belege zu sammeln,
Aufzeichnungen zu führen und
diese mindestens sieben Jahre
lang aufzubewahren, in Sonderfällen sogar auf den Platzbedarf
am Firmenstandort auswirken.
Unternehmen haben sowohl Betriebseinnahmen wie
ihre entsprechenden Ausgaben
aufzuzeichnen. „Grundsätzlich
sind alle Ausgaben, die Sie
haben, um Einnahmen zu erzielen, als Betriebsausgaben
absetzbar“, erläutert Melanie
Jann. Dazu zählen alle Ausgaben für Waren und Fremdleistungen, Ausgaben für Mitarbeiter und Nebenkosten, Mieten, Investitionen, Telefon und
IT, Reise- und Kfz-Kosten, aber
auch
Pflichtversicherungen.
Dafür hat jede einzelne dieser
Ausgaben mit einem Beleg (Datum, Summe, Leistung/Lieferung, wann
bezahlt) dokumentiert zu werden. Führen Sie als UnternehmeneinKassabuch,dannistdieses täglich zu führen – wobei jeder Beleg nummeriert werden
muss. Achtung: Auch Privatentnahmen oder Bareinzahlungen
sind zu verzeichnen.
Aufzeichnung & Cashflow
Die drei Formen der Gewinnermittlung – Pauschalierung, Einnahmen-Ausgaben-Rechnung
und doppelte Buchführung – erfordern jeweils besondere Aufzeichnungspflichten. Welche
zu Ihren Bedürfnissen passt, ermitteln Sie am besten mit
Ihrem Steuerberater. Womöglich haben Sie gar keine Wahl:
Bei einem Jahresumsatz über
700.000 € etwa sind Sie zur
doppelten Buchführung verpflichtet.
Darüber hinaus legt das
Gründerservice freiwillige Aufzeichnungen nahe und stellt
online etwa einen Mindestumsatzrechner zur Verfügung. Mit
ihmlässtsicheffizientermitteln,
wie viel Sie selbst eine Arbeitsstunde kostet. Ohne dieses
Wissen lässt sich weder der eigene Marktpreis berechnen,
noch die Kostenentwicklung abschätzen.
– THOMAS WEBER
SERVICE
GRÜNDER
Mittwoch
9. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
8
Visionen in Zahlen umsetzen
FOTOS: ALPHASPIRIT/FOTOLIA, AMRI OG
Finanzplan. Die Abdeckung des Kapitalbedarfs und ein Puffer für Unvorhergesehenes
Damit Sie nicht in finanziellen Problemen untergehen,
benötigt es Strategien
Finanzamt und SVA:
Wann ist was zu zahlen?
Die Einkommensteuernachzahlung ist
einen Monat nach dem Datum des
Bescheides zu entrichten.
Das Bescheiddatum wiederum hängt
davon ab, wann die Erklärung
einreicht wurde und wie rasch das
Finanzamt diese bearbeitet hat. Steuererklärungen in Papierform müssen
bis 30. April des Folgejahres abgegeben werden, über Finanzonline hat
man hingegen bis 30. Juni Zeit. Für
Steuerberater gelten längere Fristen.
E
ine Finanzplanung ist,
vereinfacht gesagt, die
Gegenüberstellung der
Ein- und Auszahlungen. Im
Grunde wird sie von jeder erwachsenen Person im alltäglichen Leben erstellt. Etwa bei
Fragen wie: Reicht das Geld,
das ich jetzt noch habe, für den
Rest des Monats aus? Ein Unternehmer muss ebenso bedenken,wievielGeldfürdenlaufenden Geschäftsbetrieb benötigt
wirdundobausreichendKapital
vorhanden ist. Wenn ein Finanzmittelbedarf besteht, ist zu überlegen, wie dieser finanziert
werden kann.
„Einige Gründer unterschätzen die Wichtigkeit des Finanzplans, weil sie denken, sie haben die Zahlen im Kopf“,
spricht Steuerberater Wolfgang
Zdeb aus Erfahrung. Besonders
Banken, Förderstellen und Investoren verlangen aber detaillierte Informationen. Für die
Planung der Zahlen benötigt
man meist professionelle Unterstützung. Hilfestellung leisten
Fachleute von der WKO oder
Steuer- und Unternehmensberater. „Ich rate den Jungunternehmern, zu Beginn die Augen
zu schließen und sich das zukünftige Unternehmen vorzustellen. Wie groß ist das Büro,
wie viele Mitarbeiter sitzen
dort“, so Zdeb, der auch als Förderberater beim Austria Wirtschaftsservice und Betreuer des
universitären
Gründerzentrums Wien fungiert. Diese Vision soll man anschließend versuchen, in Zahlen zu fassen.
AMRI OG
Die Nachzahlung bei der Sozialversicherung wird im Jahr nach dem
Bescheiddatum in Teilbeträgen vorgeschrieben. Beispielsweise hat der
Einkommensteuerbescheid für das
Jahr 2014 das Bescheiddatum 2015.
Die Nachverrechnung der Beiträge für
2014 findet also 2016 statt. Hier
kann der Steuerberater durch
Anheben der Beitragsgrundlage oder
genauere Berechnung von Vorauszahlung etwaigen Nachzahlungen rechtzeitig entgegenwirken.
„Einige Gründer unterschätzen die
Wichtigkeit des Finanzplans, weil sie
denken, sie haben die Zahlen im Kopf.“
Steuerberater Wolfgang Zdeb
Bei Einnahmen vorsichtig
Die Ausgabenseite lässt sich relativ gut und plausibel darstellen.DortsollenKostenfürMitarbeiter, das eigene Gehalt, Telefon und Internet, Büro- oder
Geschäftsausstattung, Instandhaltung der Geräte, Beratung
und eventuell zugekaufte Leistungen oder Produkte aufgelistet sein. Brutto-Netto-Rechner
helfen online bei der Einschätzung der Personalkosten. Auch
Steuern und Beiträge zur SozialversicherungschmälerndenGewinn und müssen daher berücksichtigt werden.
Bei Kosten großzügig
Die Schwierigkeit liegt eher in
der Umsatzseite. „Die ist oft
schwer einschätzbar“, weiß
Zdeb. Vielfach wird auch nicht
berücksichtigt, dass in den ersten Monaten die Einnahmen
noch nicht so „sprudeln“ wie erwartet. Ein Handwerker beispielsweise muss erst den Auftrag bekommen, diesen ausführen und kann erst dann dem
Kunden eine Rechnung stellen,
der sie einen Monat später
zahlt. „Man sollte verschiedene
Szenarien bedenken und Puffer-
finanzierungen einplanen“, rät
Zdeb. Ein Grundsatz lautet: Einnahmen immer vorsichtig und
Ausgaben immer großzügig
planen.
Planbilanzen
Je größer man gründet und je
mehr Mittel man braucht, desto
genauer muss die Planung sein.
Dann sind auch sogenannte
Planbilanzen notwendig, die in
drei Varianten dargestellt werden:WorstCase (Zahlen im schlechtesten Fall), Realistic Case (wahrscheinliche Zahlenentwicklung) und
Best Case (Zahlen bei sehr guter Entwicklung). Aus der EinnahmenAusgaben-Rechnung und den
Planbilanzen lässt sich die Liquiditätsplanung ableiten. Sie sichertdieuneingeschränkteZahlungsfähigkeit des Unternehmens. Der Planungszeitraum
soll maximal drei Jahre betragen,wobeidasersteJahraufMonatsbasis geplant werden soll.
Trotz allem ist es nicht möglich,jeglicheRisikenauszuschließen.Mansolltedaherlaufenddas
Unternehmen und dessen UmfeldimAugebehalten,umimNotfall rasch reagieren zu können.
– MAGDALENA MEERGRAF
Kosten fürs
Gründen
Die Höhe der Kosten für Unternehmensgründungen hängen von der
Rechtsform ab. Also, ob ein Einzelunternehmen oder eine Gesellschaft gegründet wird. Bei einer Gesellschaft
wird in der Regel ein Gesellschaftsvertrag durch einen Rechtsanwalt oder
Notar erstellt. Die Gesellschaft ist zudem ins Firmenbuch einzutragen. Daraus resultieren Kosten für die Rechtsberatung und die Eintragung ins Firmenbuch. Bei einem Einzelunternehmen fallen üblicherweise nur die Gebühren für die Gewerbeanmeldung an.
Eine genaue Auflistung ist auf der
Homepage des Gründerservice unter
dem Kapitel Kapitalbedarf zu finden.
Lesen Sie
in der
Themenwoche
Gründer
Gründer-Magazin
128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“.
Ab April im Zeitschriftenhandel.
7. 3.
8. 3.
9. 3.
10. 3.
11. 3.
Der Weg zum eigenen Unternehmen
Warum Frauen die besseren Gründer sind
Geld für Firmengründer
Wo Jungunternehmer arbeiten
Nachfolger dringend gesucht
EXTRA
GRÜNDER
EINE PRODUKTION
DER MEDIAPRINT
10. MÄRZ 2016
BEILAGE IM KURIE R
MIT 50 JAHREN FÄNGT
DAS GRÜNDERLEBEN AN
Knapp 15 Prozent aller Neugründer sind heute bereits Routiniers
mit reichlich Berufserfahrung.
✔Checklist
Der schnelle Weg
zur eigenen Firma
✔ Der Büro-Check
¡
Wie groß muss mein Büro sein?
Und brauche ich überhaupt
ein eigenes Büro?
✔ Meine Cloud
¡
Wie viel Geld ich durch Cloud
Computing sparen kann.
✔ Das ideale Büro
¡
Welche Form des Arbeitsplatzes
RAINER GOERITZ,
GIOVANNI BINDONI &
MICHAEL WALTER
Die Telefon-Revoluzzer: Die Gründer von Digital Privacy sind alle
älter als 50 und starten mit ihrer Telefon-App MyPiO durch.
SERVICE 3
Digitaler Arbeitsablauf
Mit diesen Tools organisieren junge Teams
ihre Projekte.
SERVICE 5
···········
Lieber gemeinsam auf Zeit im gemieteten
Gruppenbüro als alleine zuhause.
···········
Trend Coworking
Neuanfang mit 50 +
Warum es bei den über 50-Jährigen überproportional viele Gründer gibt.
SERVICE 7
FOTOS: VOYAGER624/ISTOCKPHOTO.COM, NIKO HAVRANEK
für mein Geschäft ideal ist.
SERVICE
GRÜNDER
Donnerstag
10. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
2
Ein Büro für alle Gründer-Fälle
det sich im 1929 erbauten Indianerhof. Große, helle Auslagen,
dickes Mauerwerk, ein alter
Schiffsboden und jede Menge
Vintage-Möbel und -Dekoration sorgen für eine gemütliche
Atmosphäre. „Das Büro ist
nicht nur unser Arbeitsplatz,
sondern auch Treffpunkt für soziales Netzwerken sowie Einkehrstation unserer Kinder“,
sagt Sandra Halosar.
Gänzlich anders ist der
Arbeitsplatz des Biologen Guntram Christiansen. Das von ihm
gegründete Unternehmen Miti
Biosystems beschäftigt sich seit
2014 mit der Suche nach zu-
Gute Idee: mit anderen Selbständigen
kostengünstig Geschäftsräume teilen!
Für JungunternehmerInnen sind beim
Betriebsstart vor allem zwei Dinge wichtig: ein gutes Netzwerk aufbauen und die
Fixkosten wie Miete für die eigenen Geschäftsräume gering halten. Beides bietet
der SMG kreativ.RAUM in Marchtrenk an,
und geht hier mit einer neuen Idee österreichweit voran: auch Einzelhändlern
und Dienstleistern, die täglich Kundschaft
empfangen, können sich etwa 500 Quadratmeter Verkaufs-Raum teilen, gewissermaßen in Form einer Arbeitsgemeinschaft.
Die Standortmarketing Marchtrenk GmbH
(SMG) bietet seit Mai 2015 z.B. der „AUSZEIT“ – einer Art Joint Venture von vier jungen Unternehmerinnen – den Raum.SÜD für ihre Geschäftsideen an: Nageldesign, Kosmetik, Damenmode und
Energetik-Dienstleistung, alles kompakt auf 80 Quadratmetern.
Gleichzeitig wird mit diesem Angebot dem über viele Jahre zu großen Teilen leerstehenden
„Marktplatzcenter“, einem innerstädtischen Einkaufscenter aus den frühen 1990er Jahren, wieder
neues Leben eingehaucht. Somit gibt es nur Gewinner: die
Nutzer des SMG kreativ.RAUMs (günstige Miete und Netzwerkmöglichkeit), die BürgerInnen (können innovative Geschäftsideen konsumieren), die Stadt Marchtrenk (hat weiter
an Attraktivität gewonnen) und nicht zuletzt der Eigentümer
der Immobilie (Leerstand zu 100% behoben).
Weitere Infos unter www.gemeinsam-marchtrenk.at/kreativraum/
künftigen Medikamenten, der
Identifizierung von sogenannten Leadkandidaten. Ein eingereichtes Patent wird seit zwei
Jahren kommerziell weiterentwickelt. Zwei kürzlich ausgestiegene Investoren zwingen
zum Umdisponieren: „Für dieses Jahr ist das Ziel, alternative
Gelder aufzustellen und unsere
Technologie
weiterzuentwickeln“, sagt Christiansen. Sein
molekularbiologischesLaborim
Vienna Biocenter (VBC) bezeichnet der Forscher als großes
Glück: „Dadurch können wir
auf eine sehr hohe Dichte an
fachkundigen Nachbarn zurückgreifen.“
Klein und fein
Bereits vor zwei Jahren eröffnete die gelernte Grafikerin
Chloe Thomas ihren kleinen Laden Sous-Bois. Hier verkauft sie
vielerlei Papeterie-Produkte
und Kunstbücher. Das Geschäftslokal ist gleichzeitig
auch ihr Büro. Die Idee, ein Lokal aufzumachen, habe sie
schon länger mit sich herumgetragen, über das leer stehende
Geschäft seisie dannaber zufällig gestoßen. „Es war alles sehr
spontan, und ich hatte damals
kein Büro mehr, um zu arbeiten“, erzählt Thomas. Home Office sei keine Alternative gewesen, denn da könne sie nur
schwer Grenzen ziehen.
„Papeterie liegt zurzeit im
Trend, daher auch der schnelle
Entschluss“, erklärt Chloe Thomas. „Leben kann ich derzeit
nochnichtdavon,aberdasändert
sich hoffentlich bald.“ Denn nebenbei nimmt Thomas immer
noch Aufträge als Grafikdesignerin an, um über die Runden
zu kommen. Ihren Arbeitsplatz
bezeichnet sie als lebendigen
Ort voller Kreativität.
– STEFAN KLUGER
VERONIQUE GIROUD
und EinLADEN unter einem
Dach. Dort befindet sich auch
das Designlabel Feinheiten von
Dagmar Ebenstein. „In dieser
Konstellation gibt es uns seit
2015“, erzählt Halosar. Von
Saha werden hauptsächlich
Firmenveranstaltungen konzipiert und organisiert. Parallel
wird im EinLADEN beraten und
verkauft und in der DesignWerkstatt Feinheiten werden
Einzelstückegeschneidert,neue
Ideen – wie etwa ein SecondHemdaus„alten“Hemden–kreiert und Typ-Beratungen durchgeführt. Das Gassenlokal im
Meidlinger Tivoli-Viertel befin-
Alles an einer Adresse: Saha, EinLADEN und Feinheiten
VERONIQUE GIROUD
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Sozialer Treffpunkt
Gründerin Sandra Halosar verbindet die Eventagentur Saha
Die Lieferei:
innovative
Getränke für
Gastronomie
und Privatpersonen
Guntram Christiansen sucht nach neuen Medikamenten
VERONIQUE GIROUD
W
as Arbeit eigentlich ist,
sei nicht mehr so einfach zu kategorisieren. Einzig die Tatsache, dass
damit der Lebensunterhalt verdient wird, scheint für die Autoren Harry Gatterer und Thomas
Huber greifbar. In ihrer Studie
„Work:design“ gehen sie davon
aus, dass der oftmals stark diskutierte Begriff „Work-LifeBalance“ verschwinden wird,
denn er betrachtet Arbeit und
Leben als getrennte Bereiche.
Und diese Abgrenzung sei in
Zukunft kaum noch zu spüren,
so die beiden Trendforscher.
Dass diese Grenzen sich auflösen, zeigen auch die Arbeitsräume junger Gründer.
Seit zehn Monaten versorgt
Die Lieferei österreichweit Privatpersonen und Gastronomie
mir ihren innovativen Getränken. Geschäftsführer Hendrik
Genotte: „Wir verstehen uns als
Interessenvertretung für kleinere Getränkemarken. Und schließen mit unserem Angebot eine
Lücke.“ Als Generalimporteur
bietet Die Lieferei neben heimischen auch zahlreiche deutsche
Produktean–wiebeispielsweise
Curcumis (Gurkenlimonade), Kokosnuss-Wasser und Mio Mio
Mate. Bei ihrem Büro war ihnen
Start-up-Flairdurchauswichtig.
Den hippen Tisch haben sie
dafür extra aus Tirol geholt, die
Teile durchs Fenster gehoben
und
dann
zusammengeschraubt. Dort sitzen nun viele
junge Leute auf engem Raum.
In den beiden Büroräumen stehen fast überall Getränke-Samples herum: „Die Produkte
müssen in erster Linie uns gefallen. Und dann erfolgt eine
ausführliche Marktanalyse“, erklärt Genotte die Auswahl.
VERONIQUE GIROUD
Arbeitswelten. Ein Blick in die Räumlichkeiten junger Unternehmen
Cloe Thomas von Sous-Bois hofft auf Wachstum
GRÜNDER
Donnerstag
10. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
SERVICE
3
Trend Coworking
CHRISTINE WURNIG; ANA BARROS
Den Arbeitsplatz teilen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für Coworking
Seit mehr als zehn Jahren bietet die Schraubenfabrik im 2. Bezirk Raum zum Arbeiten an. Wegen der hohen Nachfrage vergrößerte Impact Hub Vienna 2015 die Bürofläche um das Vierfache
E
in Büro, viele verschiedene Unternehmen.
Coworking-Spaces
vermieten einzelne Arbeitsplätze an Unternehmer aus
verschiedenenBranchen.So
wird der Arbeitsplatz leichterleistbar,flexiblernutzbar
und die Firmen können auch
vom Austausch untereinander profitieren. Gerade
bei Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und Start-ups
sind Coworking-Spaces beliebt, da die Kosten im Vergleich zu einem eigenen Büro oft geringer sind. Je nach
Anbieter und Vereinbarung
werden Arbeitsplätze als
auch Infrastruktur, also
Netzwerk, Drucker, Telefon
oder Besprechungsräume,
zur Verfügung gestellt. Ein
weiteres Plus in CoworkingSpaces ist der Austausch
mit den anderen Nutzern
dieser Büroräumlichkeiten.
Mittlerweile boomt Coworking in ganz Österreich.
Vorreiter
EinerdererstenOrteinWien
an, dem gemeinsames Arbeiten möglich wurde, war
die Schraubenfabrik, die
2002 von Stefan Leitner-Sidl
und Michael Pöll entdeckt
und umfunktioniert wurde.
Mittlerweile teilen sich 50
Leute aus den unterschiedlichsten Branchen die Arbeitsbereiche – einige sind
Die Suche nach
dem Richtigen
Durch das steigende Angebot an Coworking-Spaces und Gemeinschaftsbüros wird auch die Auswahl immer
schwieriger. Auf der Plattform
www.sharedspaces.at kann nach
einer gemeinsamen Arbeitsumgebung je nach Preis und Region gesucht werden. Bevor man sich auf die
Suche macht, sollte man genau überlegen, wie viel Wert man auf einen Arbeitsplatz zur alleinigen Nutzung legt.
Ein fixer Platz ist teurer – wem es
nichts ausmacht, jeden Tag an einem
anderen Tisch zu sitzen, kann Geld
sparen. Einige größere Anbieter wie
der Impact Hub Vienna bieten für Interessierte, die Coworking zunächst
ausprobieren wollen, auch Tageskarten an.
schon seit Anbeginn mit
dabei. Das Konzept ging auf.
Nur zwei Jahre später
entstand in der Hutfabrik
der zweite Standort, 2007
folgte das Unternehmerzentrum Rochuspark als
dritterStandort.Währendin
der Schraubenfabrik und
dem Rochuspark auch
heute noch ein buntes Miteinander verschiedenster
Unternehmer
herrscht,
wird die Hutfabrik mittlerweile ausschließlich von
zwei Start-ups genutzt.
Ebenfalls etabliert hat
sich in Wien der Impact
Hub Vienna im 7. Bezirk.
Impact Hub bietet Coworking-Spaces weltweit in
vielen Städten an, seit 2010
gibt es nun auch einen Ableger in Wien. Und die
Nachfrage scheint groß zu
sein: Vergangenes Jahr
wurde die Bürofläche im
Impact Hub Vienna um das
Vierfache auf insgesamt
1200 Quadratmeter vergrößert.
Nicht nur in Wien
Aber auch außerhalb der
Bundeshauptstadt stehen
vermehrt Alternativen zum
Home-Office zur Verfügung: In Kärnten offeriert
die Kreativwirtschaft Klagenfurt zwei Möglichkeiten
zum gemeinschaftlichen Arbeiten – im Hafen 11 und in
der Anlegestelle finden sich
zentrale und flexible Arbeitsplätze für kreative Geister. In Graz bietet SpaceLend
20 fixe und zehn flexible Arbeitsplätze sowie einen
Meeting-Raum und einen
Veranstaltungsraum an.
– YASMIN VIHAUS
SERVICE
GRÜNDER
Donnerstag
10. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
4
Räume des Wissens
CHRISTIAN POSCHNER
Mehrwert. Unternehmen schaffen für sich und ihre Mitarbeiter nicht nur Arbeitsraum, sondern Identifikation
Flexible Arbeitsräume
mit Charakter. Etwa
die Neudörfler-Reihe
„Unit“, hier in der
HotelDesignWerkstatt
im Salzburger Gusswerk
D
ie beiden Wiener Unternehmen WhatAVenture
und Conda haben letztes
Jahr gemeinsam ein neues Büro
bezogen und sich für Räumlichkeiten im Andromeda-Tower in
der Donau City entschieden.
Conda ist eine Crowdinvest-
ment-Plattform, WhatAVenture
begleitetmitSoftware,Toolsund
Beratung junge Unternehmen
auf ihrem Weg zum Erfolg. Stefan Perkmann-Berger, Gründer
von WhatAVenture, beschreibt
den Prozess folgendermaßen:
„Wir hatten die Aufgabe, für bei-
✔CHECKLISTE
Büro und Ausstattung
Diese Fragen sollten Sie sich bei
der Wahl des Büros stellen.
Home-Office
¡
Ein-Personen-Unternehmen arbeiten mitunter zu Hause. Sie müssen
keine Räume anmieten, bleiben aber in den eigenen vier Wänden und
können diese Räume nur unter bestimmten Bedingungen steuerlich
geltend machen.
Kooperatives Arbeiten
¡
Wer seine Projekte nicht nur allein, sondern vermehrt in Zusammenarbeit
mit anderen umsetzt, sollte an Räumlichkeiten für Meetings denken.
Nicht alles lässt sich digital besser lösen.
¡ Repräsentationsfläche
Nicht nur Läden brauchen Raum, um ihre Produkte potenziellen Kunden
zu präsentieren. Wer seine Leistungen und Produkte – auch B2B – herzeigen will, braucht dafür geeignete Räume.
Mietlösungen
¡
Wer all das nur selten und zeitweise braucht, findet oft in der Umgebung
Räumlichkeiten in Coworking Spaces und bei anderen Anbietern, um sie
nach Bedarf anzumieten.
de Unternehmen eigene Arbeitsplätze zu schaffen und darüber
hinaus gemeinsamen Raum,
der auch für Austausch, flexible
Gruppenzusammenstellungen
und Kreativität genutzt werden
kann.“ Genau das wurde dann
auch umgesetzt. Jedes Unternehmen hat zwei Arbeitsräume
für die fixen Mitarbeiter und in
der Mitte gibt es einen großen,
gemeinsamen Raum, der flexibelinderAufteilungundZusammenstellung der Projektbeteiligten genutzt werden kann.
Mietlösungen
Genau diese Flexibilität ist wichtig, damit in Büros das auf Mitarbeiter und Räume verteilte Wissen und Know-how zum richtigen Zeitpunkt zusammenfinden
kann. Meeting-Räume werden
nicht aus Notwendigkeit aufgesucht, sondern sind jene Orte, an
denen in Zusammenarbeit Innovationen und die mitunter entscheidende Arbeit stattfinden.
Viel Erfahrung in der Ausstattung von Büros haben auch die
heimischen Branchengrößen Bene und Neudörfler. Ihre Produkte mögen für Gründer nicht immer leistbar sein, doch die Anbieter unterstützen diese mit Forschungsarbeit, als Ideengeber
und auch mit Mietlösungen. Angelika Molk von Büro-Profi Bene
kennt die besonderen Anforderungen der Gründer: „Niedrige
Preise gehören genauso dazu wie
flexibleMöbel,diemitdemUnternehmenwachsenundzudenneu-
Hardund Software
„Für Selbstständige, Klein- und Mittelbetriebe aller Branchen spielen
durchgängige Erreichbarkeit und verlässliche Internetanbindung eine immer wichtigere Rolle“, fasst Marcos
Harfmann, Leiter Marketing A1, zusammen. Gerade junge Gründer sind
mit technischen Geräten aufgewachsen und finden sich in diesem Bereich einfach zurecht.
Für einzelne Branchen gibt es typische Produkte, Konfigurationen und
Pakete. Teilweise individuelle Lösungen bieten nicht nur Händler, sondern auch Telekomprovider und Hersteller. Microsoft etwa unterstützt
mit seinem Programm BizSpark auch
in dieser Frage 75.000 Start-ups
weltweit und 530 in Österreich.
en Arbeitsformen passen. Wer
nicht alles gleich im eigenen
Haus braucht, kann auch ausprobieren. Repräsentative MeetingRäume oder auch kreative Innovation Labs können hier gemietet
werden.“ Und das nicht nur in
Wien, sondern auch in Linz in Kooperation mit der jungen Wirtschaft. Innovation Labs gibt es in
Wien und München.
Auch Helmut Sattler, CEO
von Neudörfler Office Systems,
kann über die Veränderungen
in der Büroraumgestaltung berichten: „Mobile Endgeräte ermöglichen Arbeitnehmern zwar
die Erledigung ihrer To-Dos von
jedem Platz der Welt, aber mehr
als 70 Prozent der Befragten der
Studie „New Work Order“ (Orgatec 2014) bestehen trotzdem auf
einen eigenen Schreibtisch.“
Ein Arbeitsplatz ist eben auch
identitätsstiftend. Und so beschreibt auch Stefan PerkmannBerger von WhatAVenture das
kommende Ziel in der Bürogestaltung: „Die nächste Herausforderungistes,dasswirdemBüro noch mehr unverwechselbareIdentitätundCharaktergeben
wollen. Wir wollen die Kreativität fördern und Besuchern und
Kunden ein ,Wow‘ entlocken.“
– MARTIN MÜHL
SERVICE
GRÜNDER
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10. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
5
eMail war gestern
Vernetzt. Mit diesen Tools tauschen sich Gründer und ihre Mitarbeiter untereinander und mit ihren Kunden aus
Immer in Kontakt
Nicht nur Kreative arbeiten heute über Unternehmen, Länder,
Kontinente und Zeitzonen hinweg zusammen. Sie benutzen
neue Werkzeuge der Kommunikation, arbeiten mittels CloudServices gemeinsam an Projekten und Dateien und laden die
Kunden dazu ein, direkt mitzugestalten.
Gemeinsam ist all diesen
Werkzeugen, dass sie ihr volles
Potenzial nur dann entfalten,
wenn sie gewissenhaft eingesetzt und befüllt werden. Speziell am Beginn eines Projekts
kann das zeitaufwendig sein.
Mit fortlaufender Projektdauer
machen sich der Einsatz und der
Aufwand aber bezahlt. Einmal
sauber eingegebene und gespeicherte Daten stehen digital für
lange Zeit und für viele Einsatzzwecke zur Verfügung.
– MARTIN MÜHL
Das Firmenauto und seine Alternativen gehen
beide in Richtung Elektro-Fahrzeug.
Firmenwagen sind in vielen Branchen
und Gegenden einfach notwendig. Mitarbeiter müssen individuell mobil sein
in Regionen, die mit öffentlichem
Verkehr nicht erschlossen sind, um
größeres Material transportieren oder
zeitlich flexibel zu sein. Der Gesetzgeber hat die Obergrenzen bei den
Sachbezügen erhöht, die jene Mitarbeiter bezahlen, die die Fahrzeuge
auch privat nutzen. Hier fallen nun je
nach Anschaffungskosten und CO2Emissionswert bis zu 960 Euro pro
Monat an (generell 2 Prozent der Anschaffungskosten ab 130 Gramm CO2Emission bis zur Höchstgrenze 960
Euro).
Deutlich weniger zahlen nur jene, die
das Fahrzeug privat sehr wenig nutzen und darüber genau Fahrtenbuch
führen – und: Elektro-Autos. Für Fahrzeuge mit einem CO2-Emissionswert
von null entfällt der Sachbezug komplett. Dies kann für Unternehmen und
Arbeitnehmer sehr praktisch sein.
Auch der ÖAMTC begrüßt diese Entwicklung. Elisabeth Brandau, die Leiterin der Abteilung Verkehrswirtschaft,
✔CHECKLISTE
Werkzeuge
der Zusammenarbeit
Diese vier digitalen Kommunikations-Tools
haben sich in den vergangenen Jahren als
überaus nützlich erwiesen.
Chat-Tools
¡
In modernen Chat-Tools lassen sich dynamisch thematische Räu-
me einrichten oder Files austauschen und zur Verfügung stellen.
Das wichtigste Werkzeug gegen die eMail-Flut.
geht aber noch einen Schritt weiter:
„Neben reinen Elektro-Autos sollten
auch Plug-in-Hybridautos die Vorteile
bei Vorsteuer und Sachbezug erhalten
– das würde vor allem für Firmen
etwas bringen.“
Bisher praktisch ausschließlich in
Ballungszentren wie Wien verfügbar,
können Unternehmen darüber hinaus
auf andere Services wie Carsharing für
Businesskunden zurückgreifen. Daimlers Car2Go bietet die Möglichkeiten,
dass Mitarbeiter ein geschäftliches
Konto anlegen oder das Unternehmen
ein Konto anlegt und Mitarbeiter dafür
freischaltet. Bei Zipcar können Unternehmen mehrere Karten für verschiedene Mitarbeiter beantragen. Und bei
DriveNow, der Kooperation von BMW
und Sixt, können die Kunden eine
zweite geschäftliche Rechnungsadresse mit eigenem Zahlungsmittel hinterlegen und vor jeder Fahrt das Konto
auswählen. Auch hier gibt es mit dem
BMW i3 immer mehr Elektro-Autos.
Bei internationalen Anbietern können
Kunden das Angebot auch im Ausland
nutzen.
DAVID ULRICH/DRIVE NOW
K
ollaboratives
Arbeiten
und andere neue Organisationsformen
haben
ebenso wie die Flexibilisierung
von Arbeitszeiten und Arbeitsräumen die Etablierung von
neuen Kommunikationsmitteln
zur Folge gehabt.
Individuell mobil
DAVID ULRICH/DRIVE NOW
DRAGONIMAGES/FOTOLIA
Die digitale
Kommunikation findet
heutzutage
überall
und zu jeder
Zeit statt
Shared Documents & Wikis
¡
Mit diesen Programmen und Services bearbeitet man Dokumente
gemeinsam: in Echtzeit, in der Cloud, und es lässt sich von überall
darauf zugreifen.
Ticket-Systeme & Projektmanagement
¡
Mit Ticketsystemen können Kunden und Projektleiter Aufgaben
vermerken und einzelnen Mitarbeitern zuteilen. Auch der Austausch darüber findet in den Systemen selbst statt.
CRM-Tools
¡
In Customer-Relation-Management-Software speichert man nicht
nur die Daten und Ansprechpersonen von Kunden, sondern auch
die Art und Weise des Kontakts und deren Wünsche.
Die Anschaffung von Elektroautos als Firmenwagen zahlt sich aus
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
SERVICE
GRÜNDER
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
7
6
Weil es nie zu spät ist: Die Gründer -Generation 50 plus startet durch
Erfahrung als Kapital. Auch immer mehr Ältere wagen den Sprung in die Selbstständigkeit. Oft sind sie
D
ie Anzahl aktiver und
gesunder Menschen
50 plus, die nicht
mehr in den Arbeitsmarkt integriert sind, steigt in
Deutschland kontinuierlich“,
heißt es auf der deutschen
Plattform Gruender 50plus.de.
Und das, „obwohl sie in einer
unter Fachkräftemangel leidenden Wirtschaft dringend
gebraucht würden. Denn vieledieserMenschensindhochmotiviert, gut ausgebildet
und besitzen spezifische Erfahrungen.“ Deshalb unterstütztdashinterderPlattform
stehende Beratungsunternehmen seit 2012 Menschen
dabei, sich selbstständig zu
machen.
AuchwennsichdieAktivitäten von Gruender50plus –
die Plattform kooperiert u. a.
mit Google – bisher nicht auf
Österreicherstrecken–alldas
dürfte in Österreich nicht anders sein. „Demografisch betrachtet werden wir einfach
immer älter“, meint Sabine
Skarpil-Zauner vom Gründerservice. Laut Wirtschaftskammer hat sich die Zahl der
älteren Neugründer zwischen 2000 und 2015 de facto verdreifacht. Rechnet man
die Gründer 50 plus dazu,
dann waren zur Jahrtausendwende 8,4 Prozent aller Neugründer berufliche Routiniers. Im Jahr 2015 waren es
bereits knapp 15 Prozent.
Ist es als Gründer im fortgeschrittenen Alter schwieriger, eine Finanzierung zu bekommen?„Nein“,meintSkarpil-Zauner, „da würde ich bei
den Altersgruppen keinen
Unterschied sehen. Es ist generell schwierig – egal ob wir
von einem Alter von 30, 40
oder 50 Jahren sprechen.
Uns ist es deshalb wichtig,
dassesöftergelingt,Privatkapital auch in Risikokapital
umzuwandeln.“
1 Handy =
10 Telefonnummern
Genau das ist Digital Privacy
gelungen. Die von einem 50x
Triumvirat gegründete Firma ist diesbezüglich eines
der erfolgreichsten Start-ups
des Landes, wie Rainer Goeritz (54) ausführt: „Wir sind
insofernatypisch,alswirrelativ viel Geld gleich zum Start
brauchten. Unser Ziel ist es,
die Art und Weise wie wir telefonieren zu revolutionieren. Die Idee: Jeder Mensch
hat heute mehrere eMailAdressen – privat, beruflich,
fürsDating.DiesePraxisübertragen wir auf die Telefonie:
Jeder hat eine Hauptnummer, die er sein Leben lang
mitschleppt, und die es deshalb zu schützen gilt. Und
um die Kontrolle über die eigenen Anrufe zu bekommen, ist es mit unserer
MyPIO
App möglich,
bis zu zehn zu-
sätzliche private Nummern
zu verwalten – ohne zusätzliches Gerät. Dafür haben wir
aberdiekompletteInfrastruktur eines virtuellen Netzbetreibers einzurichten. Stückweise, das geht bei uns nicht.
Dafür können wir gut skalieren. Bisher haben wir eine
Million Euro eingeworben.
Gerade sind wir dabei, eine
weitere Million einzuwerben.“
Seine Mitgründer – Giovanni Bindoni, 60, und Michael Walter, 56, – verfügen
wie Goeritz über reichlich
Branchenerfahrung und haben selbst 250.000 Euro investiert. „Was wir machen,
wäre unmöglich für eine junge Truppe“, ist Goeritz überzeugt. „Wir müssen mit den
BigPlayernderTelekombranche verhandeln. Dort würde
man uns dieses Vertrauen
nicht entgegenbringen, würden wir nicht Erfahrung mitbringen.“ Im Juli wird die MyPIO App in Österreich und
Deutschland soft gelauncht.
ImHerbstfolgenEnglandund
Italien. Dann soll mit dem
PartnerBritishTelecomininsgesamt 178 Ländern verdient werden. „Jeder weiß,
dass ein Investment in ein
Start-up ein gewisses Risiko
bedeutet.Dasnehmenunsere
durchwegs sehr erfahrenen
Investoren gerne auf sich“,
meintGoeritz,„weilsiedamit rechnen, ihren Einsatz zu vervielfachen.“
Selbstbestimmtes
Leben im Alter
„Meine ältere Tochter fragt
schon immer wieder, warum
ich mir das noch antue“, gesteht Robert Heinze. Heinze
ist51,dieTochter21Jahrealt.
Dem Klischee folgend, wäre
sie die Gründerin, nicht er.
Doch Heinze – „dieses Prickeln zu spüren, das ist mit
50nichtandersalsmit30Jahren“ –, man hört es, ist Unternehmer mit Leib und Seele.
Bis zur Jahrtausendwende in
der IT-Welt zu Hause, war er
✔CHECKLISTE
Dinge, die sich ältere Gründer
bewusst sein sollten:
Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob ich als
30-, 40- oder 50-Jähriger ein Unternehmen gründe. Der
rechtliche Rahmen bleibt der gleiche und auch am Markt muss
ich mich sowieso behaupten.
selbst Zielgruppe – oder füllen eine Marktlücke
bis 2015 als Berater und
Teamentwickler selbstständig. „Bei einem Beratungsgespräch mit einem Kunden ist
dann plötzlich das Thema
aufgepoppt“, erinnert er
sich. Im November 2015 wurde mit einem Partner – ebenfalls 50 plus – gegründet; im
Februar 2016 gewann die Geschäftsidee von Connect
Care bereits den Start-upWettbewerb von Microsoft
und WKO. Denn die gleichnamige App hat enormes Potenzial. Bereits mehr als
400.000
pflegebedürftige
Menschen gibt es, 230.000
davon leben in häuslicher
Pflege, Tendenz steigend.
Heinze, der sich selbst
umseineGroßmuttergekümmert hat, weiß aus eigener
Erfahrung, dass die herkömmlichen Notrufarmbänder kaum genützt werden.
Im Juli wird deshalb die
Connect-Care-App
gelauncht. Die Zielgruppe ist
selbst zwischen 40 und 60
Jahre alt. „Wir adressieren
als Käufer die Kinder der Senioren“,diedurchdieinteraktiveAppunteranderemNachbarn verständigen können,
und wissen, was bei den Alten zu Hause passiert. Ganz
nach dem Motto: „Ich weiß,
beidiristallesgut.“Undwenn
nicht, können die Angehöri-
gen rasch reagieren. Denn
die App erkennt, ob jemand
gestürzt ist oder vergessen
hat, die Wohnungstüre zu
schließen. Das System registriert Notfälle automatisch
und informiert die AngehörigensofortviaHandy.„Einheißes gesellschaftliches Thema“, meint Heinze. „Wir wollenschließlichallesolangwie
möglich in den eigenen vier
Wänden wohnen. Wir sind
als Kindergeneration gerade
selbstZielgruppe.VieleJunge
verstehen das Thema noch
nicht. Oder es ist schlicht
nicht hip genug, um angegangen zu werden.“
– THOMAS WEBER
¡ Die Ressourcen
Nicht nur finanziell, auch körperlich gerät man als Gründer gerade in
der Start-up-Phase immer wieder an seine Grenzen. Fitness schadet
nie – und sich seiner Grenzen bewusst zu sein ebenso wenig.
Die Partner
¡
In vielen Fällen sinnvoll: Mitstreiter, deren Stärken und Schwächen
ich bereits aus der beruflichen Praxis kenne. Jedenfalls nie verkehrt ist es, sich parallel zum neuen Unternehmen gleich auch einen Nachfolger aufzubauen. Gehen soll man schließlich immer
dann, wenn’s am schönsten ist.
Die Pension
¡
Nur in einem einzigen Punkt macht es bei den Beratungsgesprächen des Gründerservice wirklich einen Unterschied, ob man als
Gründer 30, 40, 50 oder 60 Lenze zählt: beim Thema Pensionen.
Diesbezüglich auftretende Fragen lassen sich allerdings nur individuell beantworten. www.gruenderservice.at
Robert Heinze, 51, Connect Care Charlie Frauscher, 63, Pixxers
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Silicon Valley als Jungbrunnen
Mit 60 machte sich Werber Charlie Frauscher auf ins Silicon Valley.
Retour kam er mit der Idee für
„Pixxers – The Photo Network“.
Jetzt, mit 63, behauptet er sich als
Vernetzer seiner Branche.
Wenn man ihn nach seinem Alter
fragt, muss Charlie Frauscher
kurz nachdenken. Alter, so
scheint’s, ist für den 63-jährigen
Werber keine Kategorie. Erfahrung und vor allem der Vernetzungsgrad dafür umso mehr.
„Was ich jetzt mache, wäre im Alter von Dreißig nicht möglich gewesen. Ich kannte ja niemanden“, meint der Linzer. Jetzt ist
Frauscher bestens vernetzt, arbeitet wie eh und je als Werber,
behauptet sich als Gründer, aber
auch als Vernetzer seiner Branche. Seine Plattform Pixxers
führt die Zuschreibung „The Photo Network“ im Namen. Die Idee,
er brachte sie vor drei Jahren aus
dem Silicon Valley mit, wo er
sich im Rahmen des „Go Silicon
Valley“-Programms der WKO drei
Monate inspirieren ließ, ist einfach: Pixxers ist das Gegenteil einer Bilddatenbank. Zur Zielgrup-
pe gehören vor allem Werbeagenturen. Brauchen sie Fotos, sollen
sie nicht passiv Fotos in Datenbanken suchen, sondern sich aktiv eines wünschen. Am anderen
Ende warten Fotografen, die dadurch genau wissen, was wirklich
gefragt ist. Die direkte Vernetzung
von Fotografen und Agenturen ohne Zwischenschaltung über teure
Stockagenturen spart erfahrungsgemäß auch Zeit. Seit 2015 ist
Pixxers nun offizieller Partner des
internationalen Werbefestivals in
Cannes. „Ein Ritterschlag“, freut
sich Frauscher.
Eines hat Charlie Frauscher gewissermaßen institutionalisiert: den
andauernden Kontakt zu den
Jungen. „Der ist ganz wichtig, um
zu wissen, wie die Jungen denken“, ist er überzeugt. „Mein Developer war noch an der FH in Hagenberg, als er für mich zu arbeiten begonnen hat. Der könnte
mein Enkel sein! Dieser Austausch
ist mir ganz wichtig.“
Information zur „Go Silicon Valley“-Initiative der WKO auf Anfrage unter: [email protected]
Susanne Skarpil-Zauner, WKO
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Donnerstag
10. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
8
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Idee ein brennendes soziales,
oft auch ökologisches Problem
zu lösen trachten. Und die aus
dieser Lösung mit unternehmerischem Blick ein Geschäftsmodell formen. Im Vordergrund
steht nicht der persönliche Profit, sondern der soziale Mehrwert für die Gesellschaft.
„Insgesamt schätzen wir die
Zahl der neuen und etablierten
Social Businesses in Österreich
auf mindestens 1200 Organisationen“, meint Peter Vandor, Forscher am Social Entrepreneurship Center der Wiener Wirtschaftsuni und Gründer des Social Impact Award. In Wien hat die
städtische Wirtschaftsagentur
zuletztmiteinemeigenenFörderschwerpunktundGeldernvoneiner Million Euro auf das Thema
reagiert. „Kreative Wiener Geschäftsmodelle für eine Gesellschaft im Wandel“ zu fördern,
punkt:genau
Der neue Kfz-Tarif!
lautete das explizite Motto des
departure-Calls. Von knapp 40
eingereichten Projekten werden
nun neun unterstützt.
Design-Marke
Beispiele für erfolgreiche Social Enterprises gibt es auch in Österreich einige. Allen voran:
Magdas. Das gleichnamige Hotel versteht sich als Social Business der Caritas und als Ort der
Internationalität. Direkt im
Wiener Prater gelegen, beschäftigtesu.a.Flüchtlinge,denenso
eine Chance geboten wird, beruflich Fuß zu fassen. Nun soll
der Name Magdas auch über
die Hotellerie hinaus zur Marke werden, gewissermaßen als
Social Brand. Renommierte Designer arbeiten gemeinsam mit
sozialen Werkstätten daran,
hochwertige Design-Produkte
zu kreieren. Kathrina Dankl,
selbst Designerin, betreut für
Magdas ein Projekt mit der St.
Pöltener New Design University. „Wir erarbeiten einen Leitfaden, wie Social Businesses mit
Designern zusammenarbeiten
können“, erklärt Dankl. Als
Mittlerin verfügt sie über reichlich Erfahrung – vor allem aus
dem Gesundheitsbereich. Dort
stehen Industriedesigner täglich vor der Herausforderung,
medizinische Produkte im Austausch mit sehr speziellen Zielgruppen zu gestalten. Ohne kollaborative Design-Ansätze blieben die Ergebnisse immer unbefriedigend. Auch dabei ist klar:
Ein Produkt muss sich behaupten können. Gut gemeint und
der Charme der geschützten
Werkstätte, das ist zu wenig.
– THOMAS WEBER
FAHR
FREUDE!
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Mehr Infos auf www.hdi.at/werkstattnetz
HDI Versicherung AG | Edelsinnstraße 7-11 | 1120 Wien | [email protected]
Die Pumpe als
Problemlöser
Die Pumpmakers aus Kärnten machen
Selbsthilfe zum Geschäftsmodell. Einerseits wendet sich Pumpmakers
weltweit – vor allem in Krisenregionen – an Gründerinnen und Gründer,
die lokal Wasser und Wert schöpfen
wollen. Andererseits gehören auch
NGOs zur Zielgruppe des Kärntner
Start-ups. Im Rahmen von Entwicklungszusammenarbeit oder Katastrophenhilfe werden immer wieder Pumpen oder Geldmittel für Solar-Bausätze zur Verfügung gestellt. Ein Bausatz,
bestehend aus einem österreichischen Motor, Steuerung und Getriebe,
kostet knapp 4000 Euro. Installation,
Turmbau und vor allem auch die Wartung passieren vor Ort – mit variierenden Kosten. https://pumpmakers.com
Medieninhaber und Verleger: Mediaprint
Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH
& Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media
Partner Neuhold OG, [email protected]) Redaktion: Martin Mühl, Stefan
Kluger, Yasmin Vihaus, Thomas Weber
Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion:
Susanne Schoberberger Layout: BeilagenGrafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23
Lesen Sie
in der
Themenwoche
Gründer
Gründer-Magazin
128 Seiten KURIER-Magazin „Gründer“.
Ab April im Zeitschriftenhandel.
GRÜNDER
BEILAGE IM KURIE R
7. 3.
8. 3.
9. 3.
10. 3.
11. 3.
Der Weg zum eigenen Unternehmen
Warum Frauen die besseren Gründer sind
Geld für Firmengründer
Wo Jungunternehmer arbeiten
Nachfolger dringend gesucht
EXTRA
EINE PRODUKTION
DER MEDIAPRINT
11. MÄRZ 2016
✔Checklist
Der schnelle Weg
zur eigenen Firma
✔ Nachfolge geprüft
¡
Ist die Übernahme einer etablierten Firma
für mich günstiger als eine Gründung?
✔ Option Franchise
¡
Kommt der Einstieg in ein bewährtes
Vertriebssystem für mich in Frage?
✔ Idee Spin-off
¡
Meine Arbeit an der Universität ist mehr
wert als nur eine gute Note.
ELKE
RIEMENSCHNEIDER
Gabelbissen mit Tradition: Elke Riemenschneider
hat den gleichnamigen Linzer Feinkostbetrieb
von ihren Eltern übernommen.
FOTO: FEINKOST RIEMENSCHNEIDER
ICH BIN DER
NEUE CHEF
Warum eine Unternehmensnachfolge oft die
bessere Alternative zu einer Firmengründung ist.
SERVICE 4
Geld für den Firmenkauf
Wie man eine Nachfolge finanziert. Worauf
man bei der Übernahme achten muss.
SERVICE 5
···········
Welche Nachfolgebörsen zu empfehlen sind.
Welche Branchen sie abdecken.
···········
Profis suchen Profis
Von der Uni zur Firma
Spin-offs auf Hochschulen machen die
Doktorarbeit zum Unternehmenszweck.
SERVICE 7
SERVICE
GRÜNDER
Freitag
11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
2
Übernehmen statt gründen
Unternehmensübergabe. Immer öfter übernehmen nicht die Kinder den Betrieb
FOTOS: MARKUS HAMMER,SCHREIBWARENGESCHÄFT WALLNER
Markus Hammer
hat das elterliche
Weingut in Rust
übernommen und
auf Bio-Weinbau
umgestellt
Doris WallnerGallistl hat 2013 ihr
Schreibwarengeschäft Wallner in
Mank an die ehemalige Mitarbeiterin
Elisabeth Fahrngruber übergeben
A
llein bis zum Jahr 2023
stehen laut Wirtschaftskammer 45.000 kleine
und mittlere Unternehmen in
Österreich vor der Übergabe.
Die Suche nach Nachfolgern
ist also für viele Unternehmer
ein Thema.
Während lange Zeit die eigenen Kinder die häufigsten
Nachfolger waren, geht diese
Zahl zurück. Stattdessen übernehmen oft Angestellte oder
Betriebsferne das Unternehmen. Manuela Mätzener leitet
das Institut für Familienbetriebe und ist seit Jahren als Unternehmensberaterin aktiv. Dabei hat sie sich auf Unternehmensübergaben und die Nachfolgebegleitung spezialisiert.
„Externe Betriebsübergaben
sind ein wachsendes Thema“,
weiß sie aus ihrer Praxis. „Wir
hatten vor wenigen Jahren
noch 25 Prozent familienexterne Übernahmen. Inzwischen liegen wir bei 40 Prozent
und das wird in den nächsten
Jahren vermutlich noch mehr
werden.“ Typische Formen
der Übergabe sind der Unternehmenskauf (auch gegen verschiedene Formen der Rente), die
Schenkung und Vererbung
oder die Pacht. Immer wieder
geschehen diese Übernahmen
auch fließend und eine Zeit
lang arbeiten die neuen und
alten Inhaber gemeinsam, bis
die Übergeber sich langsam
aus dem Unternehmen zurückziehen.
Elisabeth Fahrngruber ist
durch eine Übernahme zur Unternehmerin geworden. Im
Jahr 2013 übernahm sie das
traditionsreiche Schreibwarengeschäft Wallner in der
Mostviertler Kleinstadt Mank.
Der Laden – von den Leuten im
Ort Schulwallner genannt – besteht schon seit 1897. Als die
Besitzerin Doris Wallner-Gallistl sich auf Nachfolgersuche
begab, dachte sie an ihre ehemalige Mitarbeiterin Elisabeth
Fahrngruber, auch wenn die
zu dem Zeitpunkt schon seit
fünf Jahren nicht mehr im Betrieb arbeitete. Nach reiflicher
Überlegung entschied sich die
dreifache Mutter für die Übernahme. Bei dem Schritt geholfen hat ihr in der Entscheidungsphase die gute Gesprächsbasis mit der Betriebsübergeberin.
Gute Gesprächsbasis
„Das ist das Um und Auf einer
reibungslosen Betriebsübergabe, dass Vorgänger und
Nachfolger an einem Strang
ziehen und dass von Anfang
an mit offen Karten gespielt
wird“, erzählt sie rückblickend. „Es geht schließlich
auchumgegenseitigesVertrauen. Der Übergeber vertraut darauf, dass sein Betrieb gut
weitergeführt wird, und der
Übernehmer vertraut darauf,
einen gut etablierten Betrieb zu
übernehmen. Wenn man
Bauchweh bei der ganzen Ge-
schichte hat, sollte man es
lieber lassen.“
Erprobtes Geschäft
Einige Vorteile beim Übernehmen einer bestehenden Firma
liegen auf der Hand: Wo ein Geschäftsmodell bereits erprobt
und etabliert ist, entgeht man
möglichen Anlaufschwierigkeiten. Dazu gehört der Aufbau
eines Kundenstocks, das Erreichen des Mindestumsatzes, das
Finden der passenden Belegschaft oder auch Investitionen
in die alltäglichsten Gebrauchsgegenstände.
Wo Gründer sich auf Beratung, Berechnungen und
Prognosen verlassen müssen,
können Übernehmer auf Kennzahlen, Daten und Erfahrungen aus der Praxis zurückgreifen. Das kam auch Elisabeth
Fahrngruber entgegen: „Es
gab Zahlen und Statistiken,
aus denen man seine Schlüsse
ziehen konnte. Mit anderen
Worten, man wusste in etwa,
wie der Hase läuft“, erklärt sie.
Risikofrei ist es natürlich trotzdem nicht, eine Firma zu übernehmen.
Versteckte, nicht bilanzierte Verluste, Nachholbedarf bei
Investitionen oder Fehlberechnungen beim Unternehmenswert – das alles kann Geld und
Nerven kosten. Um dies auszuschließen, ist eine umfassende Analyse des Unternehmenswerts unumgänglich.
– THOMAS STOLLENWERK
✔CHECKLISTE
Unternehmens-Nachfolger
Damit die Vorteile, einen etablierten Betrieb zu
übernehmen, nicht durch Unvorhergesehenes
zunichte gemacht werden, ist eine objektive
Einschätzung empfehlenswert.
Eine Frage der Form
¡
Es gibt verschiedene rechtliche Varianten der Unter-
nehmensübergabe (Schenkung, Rente, Kauf, Pacht,
Vererbung, ...). Es sollte geprüft werden, welche Varianten infrage kommen.
Einen Einblick gewinnen
¡
Ist eventuell eine Mitarbeit im Unternehmen bis zum
geplanten Übergabetermin möglich?
Die jüngere Vergangenheit sollte man kennen: Wie
haben sich Umsatz, Gewinn, Rentabilität, Ruf, Kundenstruktur, Konkurrent, Mitarbeiter usw. in den vergangenen Jahren entwickelt?
Die Standortfrage
¡
Ist der Unternehmensstandort optimal, ist er eventu-
ell mit Eigentumsvorbehalten, mietrechtlichen Einschränkungen o. Ä. verbunden?
¡ Der Blick auf die Kosten
Ist die Übernahme mit Ablösekosten oder Ausgaben
für überfällige Investitionen verbunden?
Den Finanzrahmen checken
¡
Welches Kapital steht zur Verfügung und kann die
Übernahme finanziert werden?
GRÜNDER
Freitag
11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
SERVICE
3
Es bleibt in der Familie
Innerfamiliäre Übergaben. So gelingt die Übergabe in der Verwandtschaft
das kann man nicht voraussetzen. Wenn der Nachfolger kein
Interesse hat, sollte man eher
über einen Verkauf nachdenken“, meint Elke Riemenschneider. Und natürlich gibt es auch
zubeachtendeRisiken.Sokönnten Schwachstellen in der Unternehmensführung mitübergebenwerdenodersicheinegewisse „Betriebsblindheit“ eingestellt haben: „Die Gefahr der
Betriebsblindheit gibt es natürlich.Deswegenisteswichtig,immer wieder externe Meinungen
einzuholen.ManmussfürNeues
offen sein und am Puls der Zeit
bleiben.“
Eine eigene Position
Am Puls der Zeit bleiben, das
möchte auch Markus Hammer.
VonseinenElternhatderWinzer
2015 den Betrieb im burgenländischenRustübernommen.Und
den stellt er nun von konventionellem Weinbau auf Bio-Wein
um. Eine große Veränderung.
„Man muss als Nachfolger seine
eigene Position finden. Keine
Veränderungen zu wagen, ist
nicht, was Familienbetriebe
groß gemacht hat“, lautet seine
Überzeugung. Dass das nicht
immereinfachist,weißderWinzer auch: „Ein klassisches Beispiel ist die Trennung von Unternehmensteilen. Etwas zu verkaufen oder aufzugeben, ist immer
emotional. Man hängt ja an
allem, was familiäre Geschichte
hat. Da muss man sachlich bleiben und das in der Familie ausdiskutieren. Fast wie bei einer
Familientherapie, könnte man
sagen.“ – THOMAS STOLLENWERK
FOTOS: FEINKOST RIEMENSCHNEIDER, AG VISUELL/FOTOLIA
V
om kleinen Betrieb bis
zum großen Industriekonzern: Laut WKO sind
rund 80 Prozent der Unternehmen in Österreich Familienbetriebe. Der Generationswechsel
in diesen Familienunternehmen ist oft ein sanfter Übergang – und gleichzeitig ein Meilenstein. „Unser Unternehmen
gibt es seit 1963. Mein Großvaterhatvorüber50Jahrenbegonnen, mein Vater hat das Unternehmen weitergeführt und seit
2011 bin ich nun Geschäftsführerin“, erzählt Elke Riemenschneider. In dritter Generation
führt sie das Linzer Feinkostunternehmen Riemenschneider,
bekannt für Aufstriche und die
Snacks namens Gabelbissen.
Dass sie irgendwann selbst übernehmen würde, stand zwar
nichtseitjeherfest,einenaheliegende Entscheidung war es
trotzdem. „Man weiß ungefähr,
aufwasmansicheinlässt.Ichbin
mit dem Unternehmen aufgewachsen und kenne es von der
Pike auf. Ich habe schon währenddesBWL-Studiumsbeimeinen Eltern gearbeitet und bin
einfach hineingewachsen“, beschreibt sie den fast logischen
Prozess. „Dieser sanfte Übergang ist ein Erfolgsgeheimnis“,
ist sie überzeugt.
WennmaneinUnternehmen
vom Vater oder von der Mutter
übernimmt, dann wird ein ganzes Lebenswerk übergeben.
„Ein Familienunternehmen zu
übernehmen, macht keinen
Sinn,wennmansichalsNachfolger für das Geschäft und die
Branche nicht interessiert. Und
Elke Riemenschneider
führt das
Linzer Feinkostunternehmen Riemenschneider
in dritter
Generation
Wie viel ist meine Firma wert?
Bei der Beantwortung dieser Frage leisten zahlreiche Ratgeber,
u. a. der KMU-Unternehmenswert-Ratgeber der WKO, Hilfestellung.
Der Unternehmenswert ist die Grundlage einer Nachfolge-Vereinbarung. Ganz
egal, ob Schenkung, Pacht oder Verkauf. Für das Ermitteln von Unternehmenswert und Kaufpreis gibt es unterschiedliche Verfahren und Ansätze, aber keine
fixen Regeln. Die Betriebswirtschaft unterscheidet das Ertragswert- und das Substanzwertverfahren. Ersteres nimmt vor allem zukünftige Gewinne und Verluste
ins Visier. Zweiteres bewertet eher die Unternehmens-Aktiva wie Kapital- oder
Immobilienvermögen. Am gebräuchlichsten sind gemischte Verfahren. Zu den
Kriterien gehören außer Bilanzen und Daten über die Geschäftsentwicklung,
bestehende Verträge mit Beschäftigten und Vermögenswerte. Auch das Image
eines Unternehmens will bedacht werden, ebenso wie Patente und Rechte,
Marken und Domains. Und natürlich die aufgebauten Kontakte und Netzwerke.
Übernehmer und Übergeber haben hier unterschiedliche Interessen – jeder Teil
muss verhandelt werden.
SERVICE
GRÜNDER
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11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
4
Suche engagierten Nachfolger
GLOBALSTOCK/ISTOCKPHOTO.COM
Nachfolgebörse. Wer sein Unternehmen loswerden oder einen Betrieb übernehmen möchte, ist hier richtig
Bis 2023 sollen 45.700
Unternehmen in Österreich
übergeben werden
A
WKO STEIERMARK/SISSI FURGLER FOTOGRAFIE
ls österreichweite Onlineplattform ist die Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Österreich erste Anlaufstelle für Unternehmen auf
der Suche nach potenziellen
Nachfolgern,“ so Katrin Schlosser vom WKO Gründerservice.
In insgesamt 22 Branchenkategorien können Inserate unentgeltlich geschaltet und die Anzeigenbibliothek durchstöbert
werden. Von Auto & Transport
bis Werbung & Kommunikation
sind derzeit 1250 Nachfolgeangebote und rund 260 Nachfragen online. Allein seit Jahresbeginnwurden344neueAnzeigen
platziert. Die Top-Kategorien:
Gastronomie, Hotels und Frisörlokale.UnterschiedenwerdenInserate nach der geplanten Übergabeart: Nachfolgen können
durch Barablöse, Pachtabkommen oder in Form von Leibrente-
Verträgen geregelt werden. Eine
individuelle Mailbox informiert
die Nutzer über ein- und ausgehende Nachrichten und neu geschaltete Anzeigen. Alle Anfragen sind dabei stets unverbindlich. Die Inhalte selbst werden
von der WKO stichprobenartig
überprüft. Durch die Möglichkeit der anonymen Registrierung können unangenehme Zwischenfälle mit Mitarbeitern oder
Kunden vermieden werden. Um
welches Übergabeobjekt es sich
handelt, wird oft erst bei der Kontaktaufnahme klar.
Gründlich Planen
„PerMausklickerlaubtdieNachfolgebörse eine erste Kontaktaufnahme und schafft einen
Überblick über zu habende Objekte. Trotz allem sollte eine Betriebsübergabe gründlich geplant werden. Unternehmen
tauscht man nicht wie Unterwäsche“, so Schlosser. Im Schnitt
dauert die Planung einer erfolgreichen Übergabe bis zu zwei
bis drei Jahre. Elektronische
Nachfolgeangebote
liefern
erste Infos zu Objektgröße, Jahresumsatz, Infrastruktur und
Mitarbeiterzahl, Kundenstock
und Unternehmenswert. Übernahmeinteressierteerstellenein
Profil ihres bisherigen Werdegangs, der vorhandenen Berufspraxis und Kapitalausstattung.
Ein aktives Matching von passenden Inseraten betreibt nur
das Land Steiermark. Mit der
Follow-Me-Initiative soll auf Alternativen zur Unternehmensneugründung aufmerksam gemacht werden. Neben der Betreuung von Betriebsübergaben
werden jährlich Preise an BestPractice-Beispiele verliehen.
– THERESA GIRARDI
„Mit dem Follow Me Award
zeichnen wir jährlich Nachfolger
und Nachfolgerinnen aus, um
erfolgreiche Betriebsübernahmen
vor den Vorhang zu holen.“
Karin Kuss, Koordinatorin Follow Me Wirtschaftskammer Steiermark
✔CHECKLISTE
Das erfolgreiche
Nachfolgeprofil
Was bei der Inseratenerstellung
beachtet werden sollte
Ein aussagekräftiges Angebot
¡
braucht klare Informationen zum Standort und der
Größe des Unternehmens. Angegeben werden sollten Mitarbeiterzahl, Jahresumsatz, Gründungsjahr,
Unternehmenswert sowie Basisinformationen zum
Kundenstock.
Außerdem ist eine Angebotsart (Verkauf/Pacht/Leibrente) zu wählen und ein Übergabezeitraum festzulegen. Ein ansprechendes Profilbild steigert das Interesse am Inserat.
¡ Eine aussagekräftige Nachfrage
braucht eine eindeutige Beschreibung, woran man interessiert ist. Angegeben werden sollten der bevorzugte
Unternehmensstandort, die Objektgröße, eine Einschätzung der Mitarbeiterzahl und die vorhandene Kapitalausstattung. Außerdem ist eine oder mehrere Nachfrageart(en) (Kauf/Pacht/Leibrente) und ein zeitlicher Rahmen für die Betriebsübernahme festzulegen.
Daten zur schulischen Ausbildung und bisherigen Berufspraxis sowie ein branchengerechtes Profilbild steigern das Interesse am Nachfolgeinserat.
www.nachfolgeboerse.at
Medieninhaber und Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Projektleitung: Christian Neuhold (Multi Media Partner Neuhold OG, [email protected]) Redaktion: Martin Mühl, Wolfgang Smejkal,
Yasmin Vihaus, Thomas Weber Produktion: Mag. Belinda Fiebiger, Gabriella Haller-Gallée (CvD) Fotoredaktion: Susanne Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei GesmbH & Co. KG, 1230 Wien; Richard-Strauß-Straße 23
SERVICE
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EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
5
✔CHECKLISTE
Formen der Übergabe
Finanzielle Fragen
Übergabe-Finanzierung. So können Sie übernehmen
FOTOS: GRADYREESE/ISTOCKPHOTO.COM, HFP
Diese Möglichkeiten sollten Sie bei
der Übernahme in Betracht ziehen
¡ Unentgeltliche Übergabe
Speziell in Familienbetrieben wird, wenn es geeignete Nachfolger
gibt, die Schenkung oder Vererbung des Unternehmens bevorzugt.
Hier fallen auf beiden Seiten keine Steuern an.
Fließende Übergabe
¡
Mitunter ist es ratsam, dass eine Zeit lang Übergeber und Überneh-
mer gemeinsam das Unternehmen führen, um auch Know-how
und Wissen auszutauschen.
Renten
¡
Anstatt für ein Unternehmen auf einmal einen festgesetzten
Kaufpreis zu zahlen, können Rentenzahlungen an den Übergeber
vereinbart werden. Die Höhe kann auch abhängig vom weiteren
Erfolg sein.
Pacht
¡
Bei der Pacht zahlt der Nachfolger dafür das Unternehmen nutzen
HFP
zu können. Der Betrieb bleibt allerdings im Besitz des bisherigen
Unternehmers.
Bei der
fließenden
Übernahme
arbeiten
Übergeber
und Übernehmer eine Zeit
lang gemeinsam im Unternehmen
B
etriebsübergaben können
in Österreich auf unterschiedliche Weise abgewickelt werden. Innerfamiliäre Unternehmensübertragungen erfolgen meist als Schenkung oder
Vererbung. Dies hat nicht zuletzt
denVorteil,dassfürkeinederbeiden Seiten eine Steuerbelastung
entsteht. Zu beachten sind hier
allerdings Grundstücksübertragungen. Sind diese Teil des Betriebs, ist für die Weitergabe eine
Steuer von maximal 0,5 Prozent
des Verkehrswerts zu zahlen.
Fließender Übergang
Bei den entgeltlichen Übergaben unterscheidet man zwischen abrupten und fließenden
Betriebsübergaben. Während
bei ersteren zu einem bestimmten Zeitpunkt meist Betriebsin-
haber und Geschäftsführung
gleichzeitig und sofort wechseln, geschieht dies im zweiten
Fall fließend. Der Übergeber
hält eine gewisse Zeit lang Anteile am Betrieb und arbeitet
noch gemeinsam mit seinem
Nachfolger, bevor er sich endgültig zurückzieht. Auch finanziell kann die Übergabe auf verschiedeneWeiseundüberlängere Zeiträume hinweg abgewickelt werden. Neben dem klassischen Kauf, der für Nachfolger
mitunter schwierig zu finanzieren ist, gibt es etwa auch unterschiedliche Formen der Rente,
wie die Kaufpreisrente, Versorgungsrente oder die Unterhaltsrente. Zu beachten ist hier, ob
diese Renten vom weiteren
wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abhängig gemacht
werden und wie dieser zu beurteilen ist.
Eine Sonderform ist der Anteilskauf, bei dem nur bestimmteAnteileübernommenwerden.
Dabei bleiben das Unternehmen an sich und seine Verträge
und Rechte unverändert. Die
zweite Sonderform wäre die
Pacht, bei der ein Unternehmen
weitergegeben wird, ohne dass
der Pächter auch zum Eigentümer wird. Der Pächter hat das
Recht, für einen bestimmten
Zeitraum oder unbefristet –
und mit beidseitiger Kündigungsmöglichkeit – das Unternehmen zu nutzen. Dafür zahlt
der Pächter den Pachtzins. Der
Vorteil für den Pächter ist, dass
erkeineKaufsummeaufbringen
muss.Allerdingshaterauchkein
Weitergaberecht.– MARTIN MÜHL
Leitfaden zur
Betriebsübergabe
Drei Steuertipps von Christian Klausner,
Partner bei HFP und Experte für Umgründungen und Unternehmensbewertungen.
– Grundstückswert beachten Auch wenn bei
der innerfamiliären Schenkung und Vererbung
von Betrieben keine Steuer anfällt – werden
Grundstücke mitübergeben, fallen bis zu 0,5
Prozent des Verkehrswertes an.
– GmbH umwandeln Da Käufer von GmbHs,
wenn sie Einzelpersonen sind, diesen Kauf
nicht steuerlich geltend machen können, ist
die Umwandlung der GmbH in eine KG zu
überlegen.
– Stiftungen Sie ergeben aus steuerlicher
Sicht zumeist keinen Vorteil mehr.
SERVICE
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11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
6
Selbstständig mit Fangnetz
Franchise. Unternehmerisch mit der Idee und der Marke eines anderen Unternehmens arbeiten
✔CHECKLISTE
Recherche für Franchise-Nehmer
Diese Punkte sollten Sie sich besonders genau ansehen,
bevor Sie Franchise-Nehmer werden.
¡Hinterfragen Sie das Geschäftsmodell
Wenn Sie das aktuelle Geschäftsmodell überzeugt, sollten Sie sich
die langfristige Perspektive anschauen. Gute Franchisesysteme
entwickeln sich ständig weiter und bieten Franchise-Nehmern
Möglichkeiten sich einzubringen.
Reden Sie mit anderen Franchise-Nehmern
¡
Besuchen Sie Filialen von zufällig ausgewählten Partnern und fra-
gen Sie kritisch nach. Unterhalten Sie sich neben den zufällig ausgewählten Partnern auch mit den besonders erfolgreichen.
¡Prüfen Sie den Franchise-Vertrag
Die wichtigste Leistung eines Franchise-Gebers ist immer das
bewährte Geschäftsmodell. Darüber hinaus sollten Sie vorab
prüfen, was die vertraglich zugesicherten Leistungen sind und wie
z. B. die Marke geschützt ist.
D
erDealbeimFranchising:
EineingeführterMarkenname und Know-how
werden gegen das Akzeptieren
gewisser Spielregeln und Ablieferung einer prozentuellen
Umsatzbeteiligung genutzt.
Dabei wird von einem Unternehmer (dem Franchise-Geber) einem anderen Unternehmer
(dem Franchise-Nehmer) ein bestehendes Unternehmenskonzept
zur Verfügung gestellt. Dieses
Paket beinhaltet organisatorisches, technisches und kaufmännisches Know-how sowie
rechtliche Sicherheiten. Der
Franchise-Nehmer ist selbst-
ständiger Unternehmer und verpflichtet sich, das Paket gegen
Entgelt, meist ca. fünf bis 30 Prozent des Umsatzes, zu nutzen.
Zwischen den beiden Partnern
besteht eine enge, auf Dauer
ausgerichteteZusammenarbeit,
die in einem Franchise-Vertrag
geregelt ist. Gegliedert wird in
Produktions-Franchising, Vertriebs-Franchising und Dienstleistungs-Franchising.
Viele Möglichkeiten
Das Geschäftsmodell kommt in
unterschiedlichenBranchenzur
Anwendung, Beispiele sind Bekleidung, Kosmetik, Gastrono-
mie oder Fitness-Clubs. Laut
einer
WirtschaftskammerStudie von 2011 sind in Österreich 420 Franchise-Systeme
mit 6700 Franchise-Nehmern
tätig. Der gesamte Netto-Jahresumsatz lag bei knapp acht Milliarden Euro.
Mit mehr als 530 Standorten ist Mrs. Sporty die europaweit erfolgreichste Frauensportclubkette. Die Österreicherin Carina Dworak war hier
Franchise-Nehmerin und ist
heute für Strategie und Umsetzung
mitverantwortlich:
„Grundsätzlich möchte ich alle
potenziellen Franchise-Interes-
¡Gegenseitige Zusagen
Beim Franchise-Vertrag sollte besonderer Wert auf die Laufzeit mit
optionaler Verlängerung, auf einen ausreichenden Gebietsschutz
und die allgemeinen Pflichten des Franchisenehmers gelegt werden.
senten davor warnen zu glauben, in einem Franchisesystem
reicht weniger Einsatz und alles
läuft womöglich von selbst.
Wer richtig erfolgreich sein
will, investiert viel Zeit, Liebe
und Energie in das tägliche
Geschäft – idealerweise, weil er
seine Leidenschaft zum Beruf
gemacht hat.“ Dworak, Head of
Franchise Development, nennt
zwei Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Mrs.-Sporty-Partnerschaft: „Es sollte eine Herzensangelegenheit sein, Frauen
für Sport und gesunde Ernährungzubegeistern,undman
solltemitvielElanalldiezurVer-
FOTOS: FRESHII/STÖCKL, MRS SPORTY
Freshii: Master-Franchise-Nehmer Andreas Kotal im Interview
Wann haben Sie sich entschlossen,
den Franchise-General-Vertrieb der
nachhaltig ausgerichteten FastFood-Kette Freshii für Österreich
zu übernehmen?
Andreas Kotal: Ich kenne Freshii seit
2006, damals gab es drei FreshiiRestaurants in Toronto, seither hat sich
die Marke rasant weiterentwickelt und
zählt bis dato über 200 Standorte in
15 Ländern. Diese Entwicklung ist
phänomenal, wenngleich nicht überraschend, zumal die Menschen weltweit sich zunehmend gesünder und
bewusster ernähren. Genau dieses
Potenzial habe ich schon damals in der
Marke Freshii erkannt und mich
entschlossen, an Aufbau und Erfolg
künftig mitzuwirken.
Welcher Kapitaleinsatz ist insgesamt zur Eröffnung einer FreshiiFiliale erforderlich? Wie lange
dauert es, bis man die Start-upPhase verlässt und Gewinne verzeichnen kann?
In der Regel kann ein Freshii-Restaurant je nach Größe und Zustand des
anvisierten Standorts mit einem Kapitaleinsatz von 100.000 bis 250.000
Euro eröffnet werden. Wenn als Startup-Phase die Verlustzone gemeint ist,
dann kann man bei Freshii davon ausgehen, dass diese üblicherweise zwischen 0 bis 90 Tagen liegt. Sofern ein
neuer Franchisepartner unseren Empfehlungen zum optimalen Standortmanagement folgt, sind unsere Restaurants ab dem ersten Tag profitabel,
was auch in unserem System weltweit
die Regel ist.
Worauf sollten neue Franchise-Partner achten? Wie lassen sich typische Anfänger-Fehler vermeiden?
Als Freshii-Franchisepartner werden
Sie von uns für den Erfolg Ihres Restaurants vorbereitet, mit dem Ziel, es
ab dem ersten Tag profitabel zu betreiben. Dazu dienen unser ausgiebiges
Trainingsprogramm, unser SupportTeam sowie unsere jahrelange internationale Erfahrung und das Know-how,
welches wir akkumuliert haben. Im unternehmerischen Alltag können immer
Fehler passieren, wir sind dazu da,
aus Fehlern Erfolge zu machen. 2013
wurden wir Franchise of the Year.
fügung stehenden Unterstützungen gewinnbringend nutzen.“ Mit welchem Kapitaleinsatz muss man eigentlich rechnen, um neuer Mrs.-SportyPartner zu werden? „Das
gesamte Investment beträgt bis
zum Tag, an dem der Franchisepartner die ersten Einnahmen
hat, ca. 49.000 Euro. Der
Return on Investment ist in den
erstenMonatenmöglich.“Vorab
empfiehlt es sich zu recherchieren, ob genügend Eigenkapital vorhanden ist und ob eine Lizenz in der Wunschregion
überhaupt zu vergeben ist.
– WOLFGANG SMEJKAL
FRESHII/STÖCKL
Carina Dworak (rechts im Bild) war Mrs. Sporty
Franchisenehmerin und arbeitet heute als Head
of Franchise Development für das Unternehmen
SERVICE
GRÜNDER
Freitag
11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
7
Wenn die Doktorarbeit
zur eigenen Firma wird
Universitäre Spin-offs. Universitäten sind für Wirtschaftsregionen essenziell,
da Forschung und Entwicklung Grundlage für innovative Unternehmen sind
Hans Loibner wechselte nach zwanzig
Jahren in Big Pharma
zu Apeiron und
führt das Unternehmen als CEO
Neuschnee:
Für Tourismusregionen
Der heimische Forscher-Star Josef
Penninger gründete 2006 Apeiron
mit Fokus auf die Krebsforschung
FOTOS: JEFF MANGIONE, JÜRG CHRISTANDL, NEUSCHNEE
D
ie Aussichten für die
Gründung von universitären Spin-offs sind
derzeit gut in Wien. Mehr als
die Hälfte der Spin-offs kommt
vonderTUWien,allenvoranLife
Sciences, IT und Umwelttechnik. Dennoch identifizierten
die Wissenschafter zahlreiche
Hürden. Neben dem Mangel an
unternehmerischemKnow-how
und Risikobereitschaft bei den
Wissenschaftern,
stünden
Gründern an den Unis oft keine
Büro- oder Laborflächen zu
Verfügung. Die Unis haben
außerdem wenig Möglichkeiten, mit Seed-Finanzierungen
direkt zu helfen. Allerdings verbessert sich die Zusammenarbeit mit Business Angels, In-
vestoren und Förderprogrammen zusehends.
Biotech ist eine vielversprechende Zukunftstechnologie. Dementsprechend viel wurde in den vergangenen Jahren
in den Life-Science-Standort
Wien investiert. Die Apeiron Biologics AG ist ein privat finanziertes Biotech-Unternehmen,
deren Vorstandsvorsitzender
Hans Loibner schon vor der
Gründung 2006 langjährige
Erfahrung als Forscher bei Big
Pharma machte: „Mich haben
Eigenverantwortung, eigenes
Gestalten, Risikobereitschaft,
das Umsetzen eigener Ideen, das
Motivieren anderer, diesen Weg
mit mir zu gehen – verbunden
auchmiteinerinhärentenGefahr
Aus einer seifenblasenähnlichen Wolke rieseln Schneeflocken. Was
Geschäftsführer Michael Bacher und
seine Mitstreiter von der BOKU mit
ihrem Spin-off Neuschnee produzieren, klingt märchenhaft. Für klimagestresste Wintersportzentren ist es
eine Verheißung.
des Scheiterns –, deutlich mehr
interessiert, als weiter in einer
Riesenfirma mit eher abgegrenzten Verantwortungen
angestellt tätig zu bleiben.“
Was sind die hemmenden
Faktoren? „In Österreich ist die
Kultur des Mutes zu Firmenneugründungen noch immer nicht
sehr ausgeprägt. Und von der
Gründung bis zum wirtschaftlichen Erfolg ist es, zumindest
in der Biotechbranche, ein langer Weg.“ Anreiz für die Kommerzialisierung ihrer eigenen
Forschung ist für Wissenschafter der bereits erfolgte wissenschaftliche und kommerzielle
Erfolg von Unternehmen, die
denselben Weg gemeistert
haben.
– WOLFGANG SMEJKAL
„Für uns war ausschlaggebend, dass
die Universitäten keine Unterstützung
mehr für unser Projekt anbieten
konnten. Um die Entwicklungsarbeit
voranzutreiben, wollten wir Partner
aus der Industrie gewinnen. Als das
nicht klappte, gründeten wir ein
eigenes Unternehmen“, erzählt Michael Bacher. Aktuell sieht er an den
Universitäten die spezialisierten
Serviceeinrichtungen wie das Forschungsservice (BOKU) oder den
Technologietransfer (TU Wien) als
gute Partner für die ersten Schritte hin
zu einer erfolgreichen Ausgründung.
DER MASTERPLAN FÜR IHRE KARRIERE.
Die 8 Master-Studiengänge an der FHWien der WKW:
Financial Management & Controlling
Immobilienmanagement
Journalismus & Neue Medien
Kommunikationsmanagement
Marketing- & Salesmanagement
Organisations- & Personalentwicklung
Leadership im Tourismus
Unternehmensführung – Executive Management
EN !
B
R
E
W
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JE T Z T B -WIEN.AC.AT
W W W.FH
IE RA I
T IEREN.
WWW.FH-WIEN.AC.AT
SERVICE
GRÜNDER
Freitag
11. März 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
8
Ableger mit Potenzial
✔CHECKLISTE
Spin-off-Gründungen
Spin-off. Wenn Mitarbeiter ihr eigenes Unternehmen gründen
FELICITAS MATERN/WWW.FEELIMAGE.AT
Was bei universitären Spin-offs zu beachten ist.
Ali Mahlodji,
Gründer des
KarriereNetzwerks
Whatchado
B
ei
einem
Corporate
Spin-offgründenMitarbeiter eines Unternehmens,
oftauchgemeinsam mitdiesem,
ein eigenes Unternehmen, um
innovative
Dienstleistungen
und Produkte rechtlich und
wirtschaftlich selbstständig zu
verwerten.
Ein Charakteristikum ist die
weiterhin bestehende Verbindung zur Ursprungsorganisation. Diese steht beratend zur
Seite und unterstützt das Spinoff mit Ressourcen. Im Gegenzug erfolgt oft ein Technologieund Wissenstransfer an die
Muttergesellschaft. Zusätzliche
Mittel bringen etwa staatliche
FörderungenundFremdkapital.
Ali Mahlodji, Gründer des Karriere-Netzwerks Whatchado,
über die ersten Schritte: „Ein
Geburtshelfer, über den zu wenig gesprochen wurde, ist mein
Ex-Arbeitgeber Super-Fi, eine
der größten Digitalagenturen
Österreichs. Super-Fi ist mir in
den ersten sechs Monaten
sowohl finanziell, als auch mit
Manpower zur Seite gestanden
und hat mir ermöglicht,
während meines Vollzeitjobs
gleichzeitig ein komplett neues
Unternehmen in die Welt zu
setzen.“
Nutzungsrechte
¡
Die Gründer eines Spin-offs verlassen oft ihre Mutterorganisation
und nutzen die dort erstellten Forschungsergebnisse als eigene
Geschäftsidee. Bei einer Spin-off-Gründung ist somit der rechtliche Hintergrund dieser Nutzung vorher mit dem Mutterinstitut
abzuklären.
Infrastruktur
¡
Räumliche Ressourcen sind im direkten Umfeld von Universitäten
meist Mangelware. Trotz der vorteilhaften Synergieeffekte sollte
rechtzeitig die Frage gestellt werden, unter welchen Bedingungen
die Räume für Labors und Büros genutzt werden können.
Finanzierungskapital
¡
Bei einer Spin-off-Gründung muss genügend Kapital zur Finan-
zierung der Gründung vorhanden sein. Dafür sind ein tragfähiger
Businessplan sowie geeignete Vermarktungsstrategien notwendig.
Was bei Corporate Spin-offs zu klären ist.
Verhältnis zum Mutterunternehmen
¡
Ist das Mutterunternehmen mit meinen Plänen einverstanden
oder muss ich mit – auch rechtlichen – Schritten gegen meine
Unabhängigkeitsbestrebungen rechnen?
Gegenseitige Unterstützung
¡
Durch welche Mittel, Ressourcen und Freiheiten wird das Spin-off
von der Mutter unterstützt und mit welchen Gegenleistungen wird
gerechnet?
– WOLFGANG SMEJKAL
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WIRTSCHAFTSMINISTERIUM
Österreich läutet jetzt neue Gründerzeit ein
Starthilfe bis der Motor läuft. Wirtschaftsministerium unterstützt Unternehmensgründungen
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Ein starker Partner
beim Gründen
„Bürokratie abbauen.
Wirtschaften erleichtern“, ist das
Motto des Wirtschaftsministeriums. Aktuelle
Schwerpunkte sind:
– Finanzierung erleichtern:
200 Mio. Euro für Start-ups.
– Einfacher, schneller und
günstiger gründen.
– Genehmigungsverfahren
beschleunigen.
– Informations- und
Meldepflichten abbauen.
– Mehrfachbestrafungen
weitgehend beenden.
Crowdfunding
erleichtert
Seit dem 1. September
2015 ist das neue Alternativfinanzierungsgesetz in
Kraft. Seither wurden
bereits über zehn Millionen
200 Millionen
Euro eingesammelt. Crowdfür Start-ups
funding unterstützt die
Ohne die entsprechenUmsetzung neuer Ideen und bringt neue
de
Finanzierung
bringt die beste
Arbeitsplätze. EiONLINE-TIPP :
Idee nichts. Danerseits
komAlle Infos zu den
men junge Unher stehen heuer
aktuellen Maßnahmen
und den Angeboten
200 Millionen
ternehmen
für Gründer auf
Euro für innovaleichter zu Kapiwww.bmwfw.gv.at
tive Start-ups zur
tal, andererseits
bietet das Gesetz
Verfügung.
Die
Förderbank
Rechtssicherheit und
Austria Wirtschaftsservice sichert den Anlegerschutz.
(aws) unterstützt Jungunter- Laut OECD und EU-Komnehmen mit maßgeschnei- mission hat Österreich derderten Förderungen – von zeit das liberalste Crowdgeförderten Krediten über funding-Gesetz in KontiBeratungen bis zu direkten nentaleuropa.
Zuschüssen. Der aws Business Angels Fonds verdop- Mehr Online
pelt die Investitionen priva- statt im Amt
ter Investoren in Start-ups Das Wirtschaftsministerium
und der Gründerfonds bie- hat zuletzt mehrere Maßtet jungen Unternehmen nahmen umgesetzt, die das
erleichtern.
mit hohem Wachstumspo- Wirtschaften
tenzial Risikokapital, damit Ein gutes Beispiel dafür ist
ihre Ideen rasch zum das neue „GewerbeinformaMarkterfolg führen. Das tionssystem Austria“ (GISA),
Programm aws First unter- mit dem jeder Unternehmer
stützt und begleitet Schul- österreichweit schnell und
absolventen bei der Ent- einfach eine elektronische
wicklung ihrer Geschäfts- Gewerbeanmeldung durchführen kann. Auch Standmodelle.
MUSKETEER
rungsangebote für junge
Unternehmen ausgeweitet
und bürokratische Hürden
abgebaut. Wichtige Maßnahmen und Angebote im
Überblick:
Österreich ist auf dem Weg zum führenden Gründerland in Europa aufzusteigen.
ortverlegungen und Betriebseröffnungen
sind
leichter als früher möglich.
Vor allem Gründer profitieren. Die bundeseinheitliche
Lösung hat die bisher 14 dezentralen Gewerberegister
ersetzt.
20 Prozent
weniger Verfahren
Seit April 2015 entfallen
für kleinere Betriebe die
früher notwendigen gewerberechtlichen
Anlagegenehmigungen. Die Zahl der
Verfahren sinkt um 20 Prozent. Diese Erleichterung
spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Zum Beispiel ergibt sich für einen
Friseur, der einen neuen Betrieb eröffnen möchte, ein
Kostenvorteil in Höhe von
rund 2.300 Euro. Ein Malerbetrieb spart sich im
Schnitt 2.400 Euro, ein Installateur 2.700 Euro.
Im Jahr 2016 soll der
Abbau bürokratischer Hürden weiter vorangetrieben
werden. Gründen soll
schneller, einfacher und
günstiger werden, damit
wieder mehr Zeit für das eigentliche Geschäft bleibt.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
D
ie Ziele sind klar und
ambitioniert: Österreich soll zu einem
führenden Gründerland in
Europa aufsteigen. Menschen mit Mut, Innovationskraft und Unternehmergeist sollen ihre Ideen in
Zukunft leichter umsetzen
können. Denn das sichert
mehr Wachstum, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich. In diesem
Sinne hat das Wirtschaftsministerium die Finanzie-
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