Johanniter-Brosch:Layout 1

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Johanniter-Brosch:Layout 1
Ein Praxisheft gegen Sexuellen
Missbrauch im Jugendverband
Mit freundlicher Unterstützung der Hannah-Stiftung
und der Grafikagentur Eins 64 GbR
Impressum
Herausgeber:
Johanniter-Jugend in der
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
Bundesjugendleitung
Lützowstraße 94
10785 Berlin
Auflage: 2.500 Exemplare
Stand: November 2009
Gestaltung: COXORANGE Grafikdesign
Satz: Eins 64 GbR
Fotos: photocase.com
Verantwortlich für den Inhalt:
Ylvi Hanke,
Bereichsleiterin Johanniter-Jugend in der
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
Mitarbeit:
Angela Bamgratz, Milena Bücken, Daniela Linder,
Julia Reichert
Wir danken Gisela Braun für ihre Korrekturen
und ihren fachlichen Rat.
Vorwort
Liebe Aktive in der Johanniter-Jugend,
vor Euch liegt die Weiterentwicklung der Kampagne „
– gegen sexuelle
Gewalt im Jugendverband“ – unser Praxisheft
. Das Praxisheft ist eine Ergänzung unserer Arbeitshilfe
– hier findet Ihr, pädagogisch aufbereitet,
Vorschläge, wie Ihr mit Eurer Gruppe oder Eurem Schulsanitätsdienst präventiv arbeiten könnt. Es richtet sich an alle, die in der Johanniter-Jugend Jugendarbeit machen, ganz egal, ob klassisch in einer Jugendgruppe oder im Schulsanitätsdienst (SSD).
Wir möchten, dass Kinder und Jugendliche in der Johanniter-Jugend ein sicheres Zuhause finden – dazu kann dieses Praxisheft einen Beitrag leisten. Denn je intensiver
wir uns in unseren Gruppen und Schulsanitätsdiensten mit dem schwierigen Thema
Prävention gegen sexuellen Missbrauch beschäftigen, desto stärker und selbstbewusster gehen Kinder und Jugendliche durchs Leben.
Ihr findet hier die verschiedenen Elemente der Kampagne, grundsätzliche Gedanken
zum Thema Prävention und umfangreiche Materialien, die Ihr direkt einsetzen könnt.
Die ausgearbeiteten Gruppenstunden sind für unterschiedliche Altersstufen und zu
verschiedenen Themen als Kopiervorlage gestaltet. Auf diese Weise könnt Ihr einzelne Materialien gezielt nach Euren Bedürfnissen vervielfältigen.
Wir wünschen Euch viel Freude bei der Umsetzung der Gruppenstundenideen, intensive Gespräche sowie einen festen Zusammenhalt für Eure Jugendgruppe und Euren
Schulsanitätsdienst.
Weitere Informationen und die Kontaktdaten unserer Vertrauenspersonen erhaltet
Ihr unter www.johanniter-achtung.de oder in der Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Eure Bundesjugendleitung der Johanniter-Jugend
1
2
Inhalt
1
Die
-Kampagne
1.1
Was ist
1.2
Bestandteile der Kampagne
5
2
Grundsätzliches zur Prävention
6
2.1
Prävention in der Gruppenstunde und im SSD
7
2.2
Was darf eine Gruppenleitung, was nicht?
8
2.3
Elternarbeit
9
3
Gruppenstundenentwürfe
10
3.1
Gruppenstunde sechs bis zwölf Jahre
11
3.2
Gruppenstunde zwölf bis 16 Jahre
14
3.3
Gruppenstunde ab 16 Jahre
15
4
Literatur- und Linkliste
18
4.1
Literatur
19
4.2
Links
19
5
Anhänge (Kopiervorlagen)
20
5.1
Geheimniskarten
21
5.2
Gefühlspantomime
23
5.3
Beispielsituationen „Wie fühlst du dich, wenn...“- Spiel
24
5.4
Arbeitsbogen: Ist das sexuelle Gewalt?
25
5.5
Geschichte: Melanie und Tante Knuddel
26
5.6
Geschichte: Daniel und Onkel Sabbelschmatz
26
5.7
Rollenkarten Talk-Show
27
?
4
5
3
Die
1. Die
-Kampagne
-Kampagne
1.1 Was ist
?
heißt unsere Kampagne gegen sexuellen Missbrauch
im Jugendverband und dieses
soll doppeldeutig verstanden werden.
meint zum einen Respekt vor dem Gegenüber, vor
dem Anderen, vor allem vor den uns anvertrauten Kindern und
Jugendlichen.
heißt aber auch, wir passen auf und lassen Dinge
nicht einfach geschehen oder schauen gar weg. Die Bundesjugendleitung hat daher die Landesjugenddezernenten und Landesjugenddezernentinnen gebeten, sich der Thematik „Umgang
mit sexuellem Missbrauch in der Johanniter-Jugend“ anzunehmen. Warum das, werdet Ihr fragen. Das ist doch ein Thema, das
uns nicht betrifft! Es betrifft uns doch, ebenso wie es alle anderen Organisationen und Verbände betrifft. Die Johanniter-Jugend kann ein Tatfeld sein, denn Jugendverbandsarbeit lebt von
menschlichen Beziehungen, vom Miteinander und dem gemeinsamen Erleben. Genau diese Stärke kann aber zu einer Schwachstelle werden, wenn Grenzen überschritten werden. Aber wir haben
vor einander und achten aufeinander.
Die Kampagne
wurde 2006 entwickelt und bundesweit in allen Landesverbänden der Johanniter-Jugend umgesetzt.
Die Kampagne besteht aus verschiedenen Bausteinen, die aufeinander aufbauen und weiterentwickelt werden. Grundsätzlich
sind die kontinuierliche Bearbeitung des Themas sowie die Schaffung hilfreicher Strukturen für die Kinder und Jugendlichen innerhalb der Johanniter-Jugend wichtig.
Ziele der Kampagne
• Sensibilisierung der Mitglieder und Mitarbeitenden für
die Problematik
• Entwicklung möglicher Präventionsmaßnahmen
• Aufbau verbandlicher Strukturen zu angemessener
und fachlicher Intervention bei Missbrauchsfällen
1.2 Bestandteile der Kampagne
Logo
Das Logo wurde entwickelt, um für das Thema „Sexueller Missbrauch“ zu sensibilisieren und einen Wiedererkennungseffekt der
Kampagne zu erzielen. Das Logo bedeutet 1. aufeinander achten
und 2. einander achten.
Arbeitshilfe
Die
-Arbeitshilfe enthält grundsätzliche Informationen über das Thema „sexueller Missbrauch“, sowie konkrete Gesprächsregeln und Krisenpläne für den Ernstfall. Auf der Rückseite der Arbeitshilfe befindet sich die Ehrenerklärung, die für
alle gelten soll, die in der Johanniter-Jugend mit Kindern und
Jugendlichen arbeiten.
Ehrenerklärung
Die Ehrenerklärung gilt für alle Mitarbeitenden in der JohanniterJugend. Die unterschriebenen Erklärungen werden in den Landesgeschäftstellen gesammelt.
Diese Erklärung ist nicht nur eine Verpflichtung für uns
selbst. Wir zeigen damit den Kindern und Jugendlichen,
den Eltern, aber auch potenziellen Täterinnen und Tätern,
dass wir aufeinander achten und die persönlichen Grenzen
respektieren. Und damit zeigen wir: Grenzüberschreitungen und sexueller Missbrauch werden bei uns nicht toleriert, wir haben stets ein waches Auge auf die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen und sind sensibel. Sexualität ist nach unserem Verständnis von Freiwilligkeit gekennzeichnet, sie soll alters- und entwicklungsgerecht sein.
Wir wollen einander auf gleicher Augenhöhe begegnen und
haben einen verantwortungsvollen Umgang miteinander.1
Vertrauenspersonen
In jedem Landesverband gibt es zwei Vertrauenspersonen, an die
man sich bei Fragen und Problemen wenden kann. Auf Vorschlag
der Landesjugendleitung ernennt der Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. die Vertrauenspersonen. Die Bekanntgabe
der Kontaktdaten erfolgt über die Homepage www.johanniterachtung.de und über Plakate in den Dienststellen. „Uns ist ganz
wichtig, dass Ihr nicht alleine gelassen werdet in solch einer Situation, die befremdlich ist, in der Ihr nicht wisst, was Ihr tun sollt,
wenn Ihr ratlos und unschlüssig seid.“ 2
Vertrauenspersonen sind Ansprechpartner und Ansprechpartnerin für Fragen der Prävention und bei konkreten Problemen. Sie
sind Kontaktpersonen und Begleitung für Betroffene, vermitteln
bei Bedarf Hilfe und bringen gegebenenfalls sexuellen Missbrauch innerhalb des Verbandes gemeinsam mit dem jeweiligen
Vorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. zur Anzeige.
1
2
s. Arbeitshilfe gegen sexuellen Missbrauch im Jugendverband
s. Arbeitshilfe gegen sexuellen Missbrauch im Jugendverband
5
Grundsätzliches zur Prävention
2. Grundsätzliches zur Prävention
Jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder siebte bis achte Junge
macht vor dem 18. Lebensjahr Erfahrungen mit sexueller Gewalt.
Das bedeutet, dass mit ziemlicher Sicherheit auch an unseren Jugendgruppen, am Schulsanitätsdienst, an Freizeiten und Projekten Kinder und Jugendliche teilnehmen, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Zudem müssen wir auch davon ausgehen,
dass Täter und Täterinnen versuchen, die Stärken der JohanniterJugend ausnutzen, um Kinder sexuell zu missbrauchen. Das Vertrauen, das zwischen Jugendgruppenleitern, Jugendgruppenleiterinnen, Kindern und Jugendlichen herrscht und das uns von ihnen
und ihren Eltern entgegengebracht wird, die starke Gemeinschaft
und Beziehungen untereinander machen unsere Arbeit als Johanniter-Jugend aus. Ein Mensch, der vor hat, ein Kind oder einen Jugendlichen sexuell zu missbrauchen, missbraucht auch diese Werte, um seine Bedürfnisse durchzusetzen. Weil das so ist, müssen
wir aktiv Stellung zum Schutz von Mädchen und Jungen beziehen und Prävention sexueller Gewalt zu unserem Thema machen.
Prävention kann und darf sich dabei nicht auf punktuelle Warnungen beschränken. Sätze wie „Steig nicht in ein fremdes Auto ein“, oder „Geh im Dunkeln nicht allein auf die Straße“ sind
weit verbreitet, aber nicht ausreichend. Der Täter ist in der Regel nämlich kein Fremder, der ein Kind auf der Straße überfällt
und sexueller Missbrauch ist oft keine spontane, sondern eine
lang vorbereitete und geplante Tat. Derartige Warnungen vermitteln Kindern und Jugendlichen also falsche Informationen,
machen zudem Angst und verunsichern. Selbstbewusstsein wird
dadurch eher geschwächt. Unwissende, ängstliche und abhängige Jungen und Mädchen haben jedoch viel weniger Möglichkeiten, auf sexuellen Missbrauch zu reagieren, denn sie haben weniger Chancen, eine Missbrauchssituation als solche zu erkennen
und „Nein“ zu sagen!
„Wenn Prävention sexuellen Missbrauchs zeitgemäß und wirksam sein soll, muss sie Kindern und Jugendlichen Kraft und
Energie geben. Sie soll Lebensfreude ausdrücken und Mädchen
und Jungen in ihren Rechten und Kompetenzen stärken, damit sie so selbstbewusst und autonom werden, dass sie in der
Lage sind, gefährliche Situationen und sexuelle Übergriffe zu
erkennen. Ihnen soll das Gefühl und das Wissen vermittelt
werden, dass sie sich wehren können und dürfen, wenn ihnen
etwas nicht gefällt – auch gegenüber Erwachsenen.“ 3
Als Jugendverband können wir Kinder und Jugendliche in dieser
Entwicklung unterstützen und auf ganz unterschiedliche Weise
viel dafür tun, sexueller Gewalt vorzubeugen, sie zu verhindern
oder zu beenden. Die Unterscheidung zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention hilft dabei, verschiedene Ansatzpunkte
von Prävention zu erkennen.
Primäre (vorbeugende) Prävention meint alle Maßnahmen, die
sexueller Gewalt vorbeugen. Hierzu gehört zum Beispiel, dass
alle die bei der Johanniter-Jugend mitarbeiten wollen, sich zum
Thema sexueller Missbrauch fortbilden und die Ehrenerklärung
unterschreiben müssen. Unter primäre Prävention fallen alle
Aktionen und Gruppenstunden, die Kinder und Jugendliche dar-
3
in unterstützen, stark zu sein und für ihre Rechte einzustehen.
Sekundäre (abstellende) Prävention beschreibt alle Aktivitäten,
die geeignet sind, einen bestehenden sexuellen Missbrauch zu
beenden. Hierzu gehören also alle Maßnahmen, die dabei helfen,
sexuellen Missbrauch möglichst frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Für uns als Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen bedeutet das vor allem, mögliche Anzeichen für sexuelle Gewalt, zum Beispiel Verhaltensänderungen
und außergewöhnliche verbale Äußerungen, wahr und ernst zu
nehmen sowie in Verdachtsfällen gemäß den Krisenplänen der
Johanniter-Jugend zu handeln.
Tertiäre (aufarbeitende) Prävention hat zum Ziel, von sexuellem
Missbrauch betroffene Jungen und Mädchen zu schützen und zu
verhindern, dass sie erneut zu Opfern werden. Hier geht es auch
darum, Unterstützung bei der Aufarbeitung des Geschehenen zu
leisten. Dies ist Aufgabe von Fachleuten, zum Beispiel in Beratungsstellen. Als Jugendverband können wir nur insofern tertiär
präventiv tätig werden, als dass Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen gemeinsam mit den Vertrauenspersonen
Kontakt zu Beratungsstellen herstellen oder in Absprache mit
dem entsprechenden Verbandsvorstand dafür sorgen, dass personalrechtliche Schritte eingeleitet werden, wenn der Täter oder
die Täterin aus den eigenen Reihen stammt.
2.1 Prävention in der Gruppenstunde
und im SSD
Auch wenn sexueller Missbrauch ein schwieriges Thema ist, muss
Prävention nicht auch schwierig, umständlich oder gar peinlich
sein. Ganz im Gegenteil: Prävention soll Kraft geben und stark
machen, dafür sind Spaß und Lebensfreude unverzichtbar.
Wir als Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen sind
sogar oft präventiv tätig, ohne dass es uns bewusst ist – nämlich
immer dann, wenn wir in Aktionen, Projekten und Gruppenstunden dazu beitragen, das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Denn Mädchen und Jungen, die ihre Rechte und Stärken kennen, die wissen, was sie wollen und die gelernt
haben, ihre Meinung zu sagen, laufen weniger Gefahr, zu Opfern
sexueller Gewalt zu werden.
Jeder Jugendgruppenleiter, jede Jugendgruppenleiterin kann darüber hinaus aktiv dazu beitragen, Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Das kann zum Beispiel so aussehen:
• das
-Plakat im Gruppen- oder SSD-Raum aufhängen und erklären, worum es geht.
• durch die Festlegung von Gruppenregeln dafür sorgen, dass
die persönlichen Grenzen jedes einzelnen Mädchens und Jungen geachtet werden
• in Gruppenstunden, Fahrten und Freizeiten jederzeit darauf
achten, dass die Intimsphäre der Kinder und Jugendlichen geschützt ist, z.B. durch geschlechtergetrennte Unterbringung,
Regeln wie Anklopfen, bevor man das Zimmer oder den Waschraum betritt o. ä.
Bange (o.J.): Prävention mit Kindern, in: Bange, Hrsg. (2002): Handwörterbuch sexueller Missbrauch, S.447
7
• mit einem Kummerkasten Jungen und Mädchen die Möglichkeit geben, auch Dinge mitzuteilen, die vielleicht schwer auszusprechen sind
• Gesprächsbereitschaft signalisieren und auch auf schwierige
Themen vorbereitet sein – in Verdachtsfällen Ruhe bewahren,
Krisenpläne beachten und Unterstützung bei den Vertrauenspersonen einholen
• Gruppenstunden, Aktivitäten und Projekte für und mit Jungen
und Mädchen gestalten, die sie stark und selbstbewusst machen
• sich eindeutig gegen jedes abwertende Verhalten von Mitgliedern oder Leitern zu positionieren – sowohl in der Jugendgruppe als auch im SSD.
Präventionsgrundsätze
Für Prävention von sexuellem Missbrauch mit Kindern und Jugendlichen in Gruppenstunden, Projekten und Aktionen gibt es
sieben Grundsätze, die als Botschaften immer wieder vermittelt
werden4:
1. Mein Körper gehört mir!
Ein positives Körpergefühl ermöglicht es, sich in der eigenen Haut
wohl zu fühlen. Das Selbstwertgefühl steigt, wenn man sich als
einzigartige und wertvolle Persönlichkeit fühlt. Wenn man seinen Körper kennt und mag, kann man auch leichter „Nein“ sagen,
sobald jemand eine Grenze überschreitet oder verletzt.
2. Ich kann mich auf meine Gefühle verlassen
und ihnen vertrauen!
Es gibt eine Vielzahl von Gefühlen. Einige sind angenehm, man
fühlt sich wohl und gut. Unangenehme Gefühle sagen, dass etwas nicht stimmt und komische Gefühle sind vielleicht erst angenehm, dann aber nicht mehr und man ist ganz verwirrt. Es ist
wichtig, dass Kinder lernen, ihre unterschiedlichen Gefühle wahrzunehmen und darüber zu sprechen.
3. Es gibt angenehme, unangenehme und
komische Berührungen!
Berührungen können angenehm sein, sich richtig gut anfühlen
und glücklich machen. Es gibt auch Berührungen, die sind komisch, unangenehm, eklig oder tun sogar weh. Jeder Junge und
jedes Mädchen hat das Recht, selbst zu entscheiden wie, wann,
wo und von wem er oder sie angefasst werden möchte und wen
er oder sie wann, wo und wie anfassen möchte.
4. Ich darf „Nein“ sagen!
Kinder und Jugendliche haben Rechte. Sie dürfen und müssen in
bestimmten Situationen Grenzen ziehen und „Nein“ sagen, auch
gegenüber Erwachsenen. Jungen und Mädchen sollen darin bestärkt werden, laut und deutlich „Nein“ und „Stopp“ sagen zu
können, wenn ihnen etwas Kummer macht.
5. Es gibt gute und schlechte Geheimnisse!
Gute Geheimnisse, wie zum Beispiel eine Geburtstagsüberraschung, sind schön und spannend, schlechte Geheimnisse machen traurig oder wütend und sind schwer zu ertragen. Solche
4
8
5
Geheimnisse dürfen und müssen weitererzählt werden, selbst
dann, wenn es verboten wurde.
6. Ich darf Hilfe holen und darüber sprechen,
auch wenn es mir ausdrücklich verboten wurde!
Es gibt Situationen, da können sich Jungen und Mädchen nicht
allein helfen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen, wenn einen etwas bedrückt oder man etwas Unangenehmes
erlebt hat. Es braucht viel Mut über schlechte Erfahrungen und
Erlebnisse zu sprechen und sich jemandem anzuvertrauen.
7. Egal was passiert, ein Kind hat niemals Schuld daran,
wenn ihm ein sexueller Missbrauch passiert!
Wenn ein Erwachsener eine Grenze überschreitet – egal ob der
Junge oder das Mädchen sich gewehrt hat oder nicht – ist immer
der Erwachsene verantwortlich für das, was passiert. Denn kein
Erwachsener hat das Recht, Kindern und Jugendlichen Angst zu
machen oder ihnen weh zu tun. Im Gegenteil: Es ist ihre Pflicht,
sie vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen.
2.2 Was darf ich als
Jugendgruppenleiter/-in, was nicht?
„Wenn es um Sexualität geht, sind wir oft sprachlos und fühlen
uns unsicher oder peinlich berührt. Kindern und Jugendlichen geht
es genauso, erst recht, wenn die Erlebnisse unangenehm waren
und ihre eigenen Grenzen verletzt wurden. Ein wichtiger Schritt
zur Prävention sexueller Ausbeutung ist deshalb zunächst, über
Sexualität zu reden, Mädchen und Jungen aufzuklären über ihren
Körper, die menschliche Sexualität und alle damit verbundenen
Aspekte. Ein Kind, das keine Sprache für Sexualität hat und Körperteile und Berührungen nicht benennen kann, wird auch nicht
über sexuellen Missbrauch reden können.“ 5
Aufklärung und Sexualerziehung sind zwar wichtige Grundlagen
von Prävention, unterliegen als Bestandteil von Erziehung allerdings den Rechten und Pflichten der Eltern (Grundgesetz, Art. 6
Abs. 2). Anders als Elternhaus oder Schule haben wir als Jugendverband keinen eigenständigen Erziehungsauftrag. Deswegen
müssen wir Grenzen wahren, wenn wir präventiv mit Kindern und
Jugendlichen arbeiten. Es ist nicht unsere Aufgabe, Kinder und
Jugendliche aufzuklären oder ihnen bestimmte Werthaltungen
oder Anschauungen zur Sexualität zu vermitteln.
Als Jugendverband ist es aber sehr wohl unsere Aufgabe, dazu
beizutragen, dass junge Menschen zur Selbstbestimmung fähig
werden, sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen
Persönlichkeiten entwickeln und vor Gefahren für ihr Wohl geschützt sind (SGB VIII §1 Abs. 1 und §11 Abs. 1). Dies können wir
tun, indem wir Kindern und Jugendlichen helfen, selbstbewusster zu werden, sie nach ihrer Meinung fragen, diese respektieren
und ihnen in unseren Gruppen und Schulsanitätsdiensten einen
sicheren Ort geben, an dem ihre Grenzen respektiert werden.
Dazu gehört auch, sie vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen
und bei einem Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung (§1666
Bange (o.J.): Prävention mit Kindern, in: Bange, Hrsg. (2002): Handwörterbuch sexueller Missbrauch, S.447/
Limita e.V., Hrsg. (2000): Sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen – Wie kann ich mein Kind schützen?
Limita e.V., Hrsg. (2000): Sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen – Wie kann ich mein Kind schützen?
Abs. 1 BGB)6 zu reagieren. Hierbei sind die Vertrauenspersonen
in den Landesverbänden behilflich. Vor sexueller Gewalt können
wir als Jugendgruppenleiter und Jugendgruppenleiterinnen Jungen und Mädchen nur dann schützen, wenn wir unsere eigene
Sprachlosigkeit überwinden und klare, altersgerechte Definitionen finden. Tun wir das nicht, senden wir die doppeldeutige Botschaft: „Ich will dich vor sexuellem Missbrauch warnen, aber ich
sage dir nicht, was das ist“.7 Das macht Angst, verunsichert und
steht so wirksamer Prävention im Wege (vgl. Kapitel 4.1: Prävention soll Kinder und Jugendliche stark und sicher machen).
Wir müssen also auf der einen Seite in der Lage sein, auf Fragen
von Kindern und Jugendlichen zur Sexualität und sexuellem Missbrauch altersgerecht, offen und klar zu antworten, um sie nicht
zu verunsichern und ihnen die Gelegenheit zu geben, eventuell
unangenehme Erlebnisse anzusprechen. Auf der anderen Seite
müssen wir die Grenzen zu den Elternrechten einhalten. Das heißt,
wir dürfen und müssen keinen Biologie- oder gar Aufklärungsunterricht leisten, denn dies ist Aufgabe von Eltern und Schule.
Wir können aber mit den Eltern zusammenarbeiten und sie über
das, was wir tun, um Kinder und Jugendliche zu schützen und
stark zu machen, informieren. Wie das aussehen kann, lest ihr im
nächsten Kapitel.
Die Praxis zeigt, dass die meisten Eltern positiv auf die Kampagne reagieren. Sie sehen es als Qualitätsmerkmal dass wir uns mit
der Thematik offensiv auseinander setzen, um so einen sicheren
Ort für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen bieten zu
können.
Plant man eine konkrete Stunde, z. B. mit dem Schwerpunkt „Nein
sagen“ so ist es empfehlenswert, die Eltern über die Stunde zu
informieren. Meist teilt man die Gruppenstundentermine sowieso schriftlich mit. In diesem Zusammenhang kann dann auf
diese „besondere“ Stunde aufmerksam gemacht werden und die
Eltern können im Voraus reagieren. Oder sie können im Nachhinein das Thema im Familienkreis vertiefen, sollten die Kinder
noch Fragen dazu haben.
Wie in allen anderen Bereichen ist es wichtig, die Arbeit für alle
Beteiligten transparent zu machen, ganz nach dem Motto „Tue
Gutes und rede darüber“ Ein offenes Klima auch mit den Eltern
erleichtert die Präventionsarbeit und fördert die Entwicklung der
uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu eigenverantwortlichen jungen Menschen, die mit Gefahren umgehen können.
2.3 Elternarbeit
„Tue Gutes und rede darüber“
Wenn wir uns nun im Rahmen der Kampagne
mit
der Thematik Prävention sexuellen Missbrauchs auseinandersetzen, so ist es auch notwendig, die Eltern darauf hinzuweisen
(siehe Kapitel 4.2). Der Dialog mit den Eltern ist nicht nur wichtig, damit wir rechtlich auf der sicheren Seite stehen, sondern
ermöglicht es auch, Prävention wirksamer zu gestalten. Denn je
mehr Erwachsene über sexuellen Missbrauch Bescheid wissen
und dazu beitragen, Kinder und Jugendliche dagegen zu schützen und sie selbstbewusst und stark aufwachsen zu lassen, desto besser.
Zum einen sollten die Eltern also grundsätzlich über die Kampagne
informiert werden. Hier kann z.B. das Elterninformationsblatt (siehe CD „Informationen für Jugendgruppenleiter der Johanniter-Jugend“) ausgeteilt werden, in dem die Kampagne mit ergänzenden Informationen vorgestellt wird. Idealerweise werden die Eltern an einem Elternabend informiert, der
auch in Zusammenarbeit mit einem Referenten oder einer Referentin aus einer Fachberatungsstelle vor Ort gestaltet werden
kann. Die Vertrauenspersonen im Landesverband können bei der
Suche nach einem Referenten oder einer Referentin weiterhelfen. Entsprechende Fachberatungsstellen gibt es inzwischen in
fast jeder größeren Stadt.
6
7
Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein Vermögen durch missbräuchliche Ausübung
der elterlichen Sorge, durch Vernachlässigung des Kindes, durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder durch das Verhalten eines Dritten gefährdet wird. Bei
sexuellem Missbrauch ist dies der Fall.
Bange (o.J.): Prävention mit Kindern, in: Bange, Hrsg. (2002): Handwörterbuch sexueller Missbrauch, S.448
9
Gruppenstundenentwürfe
3. Gruppenstundenentwürfe
Alle Gruppenstundenentwürfe sind Vorschläge und können auf
den Bedarf der jeweiligen Gruppe oder auf den SSD angepasst
werden. In der Literatur- und Linkliste sind weitere Spiele und
Methodenvorschläge genannt. Wir haben uns hier auf zwei Gruppenstunden pro Altersgruppe beschränkt. Natürlich gibt es immer auch die Möglichkeit, Ausflüge zu bestimmten Themenge-
bieten bzw. Beratungsstellen zu veranstalten oder Experten einzuladen, z.B. zum Thema „Sicheres Chatten im Internet“, was
wegen des Gebrauchs der neuen Medien bei Kindern und Jugendlichen immer wichtiger wird. So könnte man hier entweder
die Polizei oder eine Beratungsstelle anfragen und vielleicht auch
einen Abend für interessierte Eltern gestalten.
3.1 Gruppenstunde 6 bis 12 Jahre
„Gute und Schlechte Geheimnisse“
Zeit
Inhalt
Methode
Material
10 min
Gruppenspiel: Schmuggelspiel
Spiel
Kleiner Gegenstand (wie
Münze)
5 min
Hinleitung zum Thema – Überleitung vom
Spiel: Schummeln etwas Verstecken ein Geheimnis haben was ist denn überhaupt ein Geheimnis?
Gruppengespräch
30 min
Gute und schlechte Geheimnisse:
Was ist ein gutes, was ein schlechtes
Geheimnis?
„Geheimniskarten“ mit
Beispielen von guten und
schlechten Geheimnissen in der
Gruppe besprechen, diskutieren
Gute/schlechte Geheimnisse anhand von
Beispielsituationen unterscheiden können.
Kann zur besseren
Stabilität auch auf Karton
geklebt werden
Wem darf/soll/muss ich etwas erzählen?
20 min
Geheimniskarten
(siehe Anhang) auf
DIN A4-Papier kopiert
und ausgeschnitten.
Was macht man denn mit „schlechten
Geheimnissen“? Wem kann man sie erzählen?
Gruppengespräch
Welche Möglichkeiten gibt es, sich jemanden
anzuvertrauen?
Materialien vorstellen
Beispiel: Gruppenleiter/in/Zeltlager etc…
Wem kann ich bei der JOHANNITER-JUGEND
„ein Geheimnis anvertrauen“?
Möglichkeit: „Kummerkasten“ vorstellen
„Kummerkasten“ z.B. schön
gestaltete Dose, Schachtel,
nach Möglichkeit abschließbar. (z.B. Kleines Medikamentenschränkchen)
Plakat mit Telefonnummern
der
-Vertrauenspersonen
Auf Vertrauenspersonen aufmerksam machen
(Plakat mit Telefonnummern im Gruppenraum)
10 min
Gruppenspiel: „Stille-Geheimnis-Post“
Schmuggelspiel
Die Gruppe steht im Kreis, fasst sich an den Händen. Eine Person
steht in der Mitte. Eine Münze o.ä. (kleiner Gegenstand) wird im
Kreis versteckt und von Hand zu Hand weiter gegeben. Die Person in der Mitte muss versuchen, den Gegenstand zu ergattern.
Sie beobachtet die Übergaben. Auf ihr Verlangen müssen die Mitspieler und Mitspielerinnen die Hand öffnen. Um es zu erschweren, können die Spieler und Spielerinnen Übergabesituationen
auch antäuschen, damit nicht sofort ersichtlich ist, wo sich der
Gegenstand gerade befindet. Wird der Spieler oder die Spielerin
beim „Schmuggeln“ ertappt, so darf der „Ertappte“ nun in die
Mitte des Kreises.
Spiel
Geheimniskarten
Je nach Gruppe können alle oder nur ausgewählte Karten verwendet werden. Der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin sollte nur die Karten auswählen, auf die er oder sie selbst eine Antwort geben kann. Die Karten liegen z.B. verdeckt in der Mitte. Ein
Kind darf eine Karte aufdecken und vorlesen. Gemeinsam soll die
Gruppe zu einem Ergebnis kommen. Dabei ist nicht wichtig, dass
jedes Kind drankommt, kein Kind soll zum Vorlesen gezwungen
werden. Die Karten sollen als Anreiz zum Gespräch mit der Gruppe dienen. Vor allem bei den Karten, bei denen es um sexuelle
Übergriffe geht, soll den Kindern im Gespräch verdeutlicht werden, dass es solche Situationen auch in ihrem Leben geben kann.
11
Mit den Kindern soll aber eine mögliche Lösung für die Situation erarbeitet werden. Sie sollen sich an Erwachsene wenden können, die ihnen helfen.
Kummerkasten
Um es den Gruppenmitgliedern zu erleichtern, sich Hilfe zu holen, kann es hilfreich sein, einen Kummerkasten im Gruppenraum
aufzustellen. Manchmal fällt es Kindern leichter, ihre Sorgen
schriftlich mitzuteilen. Den Kindern muss aber ersichtlich sein,
wer diesen Kasten leert, also wem sie ihre Sorgen anvertrauen.
Es kann z.B. eingeführt werden, dass der Kasten von unterschiedlichen Gruppenleitern geleert wird. So wird es den Kindern
erleichtert, sich im Bedarfsfall über einen bestimmten Gruppenleiter oder eine bestimmte Gruppenleiterin zu beschweren. Auch
die Vertrauenspersonen der Johanniter-Jugend stehen den Kindern zur Verfügung, wenn sie das Gefühl haben, dass sie eine
„komische“ Situation erlebt haben. Im Rahmen dieser Gruppenstunde kann auf die Arbeit der Vertrauenspersonen hingewiesen
werden. Das Plakat mit den Telefonnummern der Vertrauenspersonen soll für die Gruppenmitglieder gut sichtbar aufgehängt
sein.
Stille-Geheimnis-Post
Kinder sitzen im Kreis. Einer beginnt und tuschelt seinem rechten
Nachbarn ein „Geheimnis“ ins Ohr, z.B. „Ich trage rote Socken“.
Der Nachbar flüstert das Geheimnis wiederum an seinen Nachbarn weiter, welcher es auch weiter gibt. Was ist wohl aus dem
Geheimnis geworden, wenn es wieder am Anfang angekommen
ist? Wenn man nicht will, dass eine Information verfremdet wird,
wenn sie korrekt beim Empfänger oder der Empfängerin ankommen soll, dann muss man es dem Betreffenden oder der Betreffenden selbst sagen.
Vertrauen und auch Nein sagen
„Ich kann mich auf meine Gefühle verlassen und ihnen vertrauen!“ und „Ich darf Nein sagen!“
Zeit
Inhalt
Methode
Material
5 min
Begrüßung
Sitzkreis mit thematisch
gestalteter Mitte
verschiedene Gefühlsbilder
und Gegenstände
Einleitung: „Es gibt ganz unterschiedliche
Gefühle. Sie alle sind richtig und wichtig.“
12
15 min
Unterschiedliche Gefühle kennen und
erkennen lernen
Gefühlspantomime
Pantomimekärtchen
10 min
Überlegen, wie man mit unterschiedlichen
Gefühlen umgehen kann
Gruppengespräch
Zettel mit der Nummer
gegen Kummer und das
-Plakat
15 min
„Wie fühlst Du dich wenn...?“
Zuordnungsspiel
Gefühlsplakate und Beispielsituationen
10 min
Überleitung: Wenn ich ein gutes Gefühl habe,
dann darf ich das zeigen und deutlich „ja“
sagen. Wenn ich ein schlechtes Gefühl habe
oder nicht genau weiß wie ich mich fühle,
darf ich genauso deutlich „nein“ sagen!
Spiel „JA und NEIN“
5 min
Geschichten
Geschichte(n) vorlesen
evtl. in Kleingruppen, getrennt
nach Mädchen und Jungs
10 min
Lösungen sammeln evtl. eigene Erlebnisse
erzählen lassen
Gruppengespräch
10 min
Nein sagen üben
Grounder
5 min
Abschluss, Zusammenfassung
Gruppengespräch, Präventionsgrundsätze
Geschichte für die Mädchen:
„Melanie und Tante Knuddel“/
für die Jungs: „Daniel und
Onkel Sabbelschmatz“
Präventionsgrundsätze auf
buntem Papier zum
Aufhängen im Gruppenraum
Gefühls-Pantomime
Die Gruppe sitzt in einem Kreis oder Halbkreis, an einer Seite kann
eine kleine Fläche als „Bühne“ freigelassen werden. Ein Kind beginnt und zieht eine Karte, auf der ein Gefühlsbegriff steht (siehe
Anhang). Dieses Gefühl stellt es pantomimisch dar, die anderen
Kinder bekommen die Aufgabe, es möglichst schnell zu erraten.
Gemeinsam mit allen wird besprochen, woran man erkennen
kann, wie sich jemand fühlt und ob das gespielte Gefühl leicht
darzustellen bzw. leicht zu zeigen ist oder eher schwer. Die Pantomimekarte behält das Kind für die anschließende Gesprächsrunde. So geht es reihum, bis jedes Kind mindestens einmal dran
war. Es kann vorkommen, dass es einem Kind schwer fällt, ein bestimmtes Gefühl darzustellen. Es sollte dann nicht dazu gedrängt
werden. Wenn auch ein Tipp vom Jugendgruppenleiter oder von
der Jugendgruppenleiterin nicht weiterhilft, darf es eine neue
Karte ziehen.
Gruppengespräch zum Umgang mit Gefühlen
Jedes Kind zeigt den anderen noch einmal seine Karte aus dem
Pantomimespiel und denkt sich eine Situation aus, in der es sich
schon einmal so gefühlt hat. Es wird aufgefordert zu erzählen,
wem es in dieser Situation sein Gefühl zeigen konnte und mit
wem es darüber gesprochen hat („Mit wem konntest du über
deine Gefühl sprechen, wem dein Gefühl zeigen?“). Fällt einem
Kind niemand ein, wird gemeinsam mit der Gruppe überlegt,
mit wem die anderen sprechen würden oder in einer ähnlichen
Situation gesprochen haben. So werden verschiedene Ansprechpartner für verschiedene Gefühle zusammengetragen. In einer
zweiten Runde soll jedes Kind eine Person nennen, mit der es
sprechen kann, wenn es ein Gefühl hat, das ihm Kummer bereitet. Zum Abschluss erklärt die Gruppenleitung, dass es manchmal auch Gefühle gibt, bei denen man gar nicht weiß, mit wem
man darüber reden soll oder sich einfach nicht traut, überhaupt
darüber zu sprechen. Für solche Gefühle gibt es die Nummer gegen Kummer oder auch die Vertrauenspersonen der JohanniterJugend, die auf dem
-Plakat zu sehen sind. Beide Telefonnummern bekommen die Kinder auf einem Zettel für die Hosentasche oder das Etui mit nach Hause.
„Wie fühlst Du Dich wenn...“-Zuordnungsspiel
Plakate mit den vier Grundgefühlen Freude, Trauer, Wut und Angst
werden in verschiedenen Ecken des Raumes aufgehängt. In die
Mitte wird eines mit der Aufschrift „Weiß nicht“ gelegt. Der Jugendgruppenleiter oder die Jugendgruppenleiterin liest nun die
Beispielsituationen vor (siehe Anhang). Die Kinder sollen sich zu
dem Plakat stellen, dass ausdrückt, wie sie sich in dieser Situation fühlen würden. Einzelne Kinder dürfen erzählen, warum sie
dort stehen, wo sie stehen. Besonders die Kinder, die beim Plakat „Weiß nicht“ stehen, werden befragt. Spielerisch wird den
Kindern so noch einmal verdeutlicht, dass verschiedene Menschen sich in der gleichen Situation auch ganz unterschiedlich
fühlen können. Wichtig ist, dass die Gruppenleitung die unterschiedlichen Wahrnehmungen wertschätzt und klar macht, dass
jedes Gefühl richtig und wichtig ist und seinen Grund hat. Welche Gefühle sind eher gute (Ja-Gefühle) oder welche eher
schlechte (Nein-Gefühle)? Wenn ich ein Nein-Gefühl habe, darf
ich auch „Nein“ sagen!
Ja und Nein-Spiel
Jedes Kind sucht sich einen Partner oder eine Partnerin aus. Die
Partner einigen sich darauf, wer von beiden „Ja“ und wer „Nein“
sagt. Sie stellen sich gegenüber und bekommen die Aufgabe,
möglichst laut und überzeugend „Ja“ beziehungsweise „Nein“ zu
sagen oder zu schreien. Dann wird getauscht, die Ja-Sager werden zu Nein-Sagern und umgekehrt. Was fällt leichter, das Jaoder Nein-Sagen? Die meisten Kinder werden feststellen, dass es
schwieriger ist, nein zu sagen, weil man sich damit bei seinem
Gegenüber unbeliebt macht oder sogar einen Streit riskiert.
Geschichten vom Nein Sagen
Die Geschichten von Gisela Braun (siehe Anhang) handeln vom
Nein-Sagen und davon, dass Kinder meistens richtig laut werden
müssen, damit ihr „Nein“ auch gehört wird, sogar gegenüber Erwachsenen und Menschen, die sie gut kennen. Im Anhang finden sich zwei Geschichten, eine davon ist für Mädchen (Melanie
und Tante Knuddel) und eine für Jungs (Daniel und Onkel Sabbelschmatz) bestimmt. Mit beiden Geschichten lernen die Kinder, dass es nicht ihre Schuld ist, wenn ein „Nein“ überhört wird
und dass es sich lohnt, es trotzdem wieder und wieder zu versuchen, weil man sich danach richtig gut fühlt.
Wenn ausreichend Zeit da ist, können die Geschichten auch jeweils ohne den Schluss vorgelesen werden, damit die Kinder dann
eine eigene Lösung finden können. Bevor man gemeinsam Lösungen sucht, kann man die Kinder fragen, ob sie solch eine Situation auch kennen? Das Erzählen sollte freiwillig passieren, niemand muss eine Situation nennen. Wenn kein Kind etwas erzählen will, einfach gleich zur Lösungssuche übergehen. Die Kinder
können hier verschiedene Lösungsvorschläge machen. Diese dürfen erst einmal auch unrealistisch und phantasievoll sein, denn
Phantasien zu entwickeln, gibt Kraft und macht mutig. Hilfreich
ist es, die Kinder dann dazu anzuregen, gemeinsam zu überlegen,
welche Lösungen in der Situation funktionieren könnten. Die Kinder sollen eigene Ideen entwickeln und sie werden sich gegenseitig korrigieren bzw. wissen selbst, dass manches nicht so funktionierten kann. Es sollten mindestens drei verschiedene Lösungen gesammelt werden. Wenn man den Kindern Raum lässt,
kommt aber oft deutlich mehr zusammen. Zum Schluss wird natürlich noch das Ende der Geschichte vorgelesen.
Grounder
Die Gruppe steht im Kreis und übt das Nein-Sagen. In einer ersten Runde sagt jedes Kind alleine und so laut es kann „Nein“.
Das wird einigen vielleicht schwer fallen. Die Jugendgruppenleitung zeigt, dass es leichter ist, wenn man dazu die Hände in
die Hüften stemmt und einmal mit dem Fuß aufstampft, dabei
also einen halben Schritt nach vorne macht. Dies wird in einer
zweiten Runde von jedem Kind einzeln ausprobiert. Zum Abschluss stampfen alle gemeinsam auf und rufen laut „Nein!“ So
spüren die Kinder, wie stark und überzeugend sie sein können und
dass Nein-Sagen gar nicht so schwer ist.
Präventionsgrundsätze
Die beiden Sätze: „Ich kann mich auf meine Gefühle verlassen und
ihnen vertrauen!“ und „Wenn ich mich schlecht fühle oder etwas
nicht will, dann darf ich laut und deutlich ‚Nein’ sagen!“ werden
auf buntem Papier gut sichtbar im Gruppenraum aufgehängt, damit sich die Kinder immer wieder daran erinnern können.
13
3.2 Gruppenstunde 12 bis 16 Jahre
Voll stark!
Zeit
Inhalt
Methode
5 min
Begrüßung und kurze Inhaltsvorstellung
der folgenden Stunde
Gespräch/Vortrag
5-10 min
Gehen nach Gefühlen
Darstellendes Spiel
Evtl. Musik
15-20 min
Die starke Frau/Der starke Mann
Gruppenarbeit
Zeitschriften, Scheren, Kleber,
DIN A3-Papier, Stifte
20 min
„Vernissage“
Vortrag, Diskussion im Plenum
10 min
Voll-Stark-Puzzle
5 min
Auswertung und Abschied
„Gehen“ nach Gefühlen
Die Gruppe verteilt sich im Raum, alle laufen möglichst schweigend umher, ohne sich zu berühren. Die Jugendgruppenleitung
sollte darauf achten, dass nicht nur im Kreis herumgelaufen wird,
sondern die Mitspieler kreuz und quer durcheinander laufen und
möglichst den ganzen Raum ausfüllen. Schließlich regt sie durch
Anweisungen und Beschreibung verschiedene Gangarten an:
• Jeder läuft für sich im eigenen Tempo durch den Raum.
• Jetzt gehen alle langsamer, so als ob sie Angst hätten, irgendwo anzukommen.
• Ihr habt Angst voreinander und traut Euch nicht, dem anderen in die Augen zu schauen. Haltet möglichst viel Abstand.
• Geht nun so, als hättest Ihr Angst davor, dass Euch der Himmel
auf den Kopf fällt.
• Jetzt geht wieder als Ihr selbst, in Eurem eigenen Tempo.
• Jetzt seid Ihr Cowboys, lauft wie ein stolzer, starker Cowboy.
• Gerade habt Ihr erfolgreich Erste Hilfe geleistet und Ihr seid
ganz stolz auf Euch.
• Geht jetzt so, als wäret Ihr der stärkste Mann oder die stärkste Frau der Welt.
Der starke Mann/Die starke Frau
Die Gruppe in Vierer-Kleingruppen unterteilen (entweder Mädchen und Jungs getrennt oder immer zwei Jungs und zwei Mädchen). Jede Gruppe bekommt zwei DIN A3 Blätter, eines davon
14
Gespräch
Material
Vorgefertigte Puzzleteile
ist überschrieben mit „Der starke Mann“, das andere mit „Die starke Frau“. Nun gibt es verschiedene Varianten:
Variante 1: Die Mitglieder malen eine Frau und einen Mann und
benennen die einzelnen Stärken.
Variante 2: Die Mitglieder schneiden aus Zeitschriften und Katalogen passende Bilder und Texte aus und gestalten eine Collage.
Vernissage
Nach getaner Arbeit werden die Bilder allen anderen vorgestellt.
Danach kann man vergleichen, ob es Gemeinsamkeiten gibt, wo
Unterschiede zu finden sind. Entsprechen die Bilder der Realität?
Wer kennt eine starke Frau, einen starken Mann? Kann man auch
mit Schwächen stark sein? Hier darf es zu einem Austausch und
zur Diskussion kommen.
Voll-Stark-Puzzle
Jedes Gruppenmitglied erhält ein Puzzleteil, darauf soll es eine
Stärke von sich entweder aufschreiben oder aufmalen. Dann wird
das Puzzle zusammengesetzt. So kann nachgelesen werden, wie
stark die Gruppenmitglieder zusammen sind.
Auswertung und Abschied
Eine kurze mögliche Feedbackmethode für die Auswertung ist,
dass jedes Gruppenmitglied kurz erläutert, was er oder sie an dieser Gruppenstunde stark und schwach fand.
BRAVO
Zeit
Inhalt
Methode
5 min
Begrüßung und kurze Vorstellung der
Gruppenstunde
Vortrag
30-40 min
Wir sind Dr. Sommer
Spiel, Gespräch
Fragen an Dr. Sommer, Stifte,
Zettel, Literatur
30 min
Foto-Love-Story
Gruppenarbeit
Zeitschriften, Kataloge,
Scheren, Kleber, Stifte, Papier
5 min
Abschluss
Wir sind Dr. Sommer
Die Teilnehmenden bilden geschlechtsgetrennte Kleingruppen (je
drei bis vier Jungen bzw. Mädchen), Jede Gruppe bekommt einen
Leserbrief (ohne Antwort) mit der Aufforderung, in der Rolle des
Dr. Sommer-Teams schriftlich auf den Brief zu antworten. Dafür
haben sie ca. 15 Minuten Zeit, bei sachlichen Unklarheiten können sie die bereitliegende Literatur verwenden. Mit der Antwort
sollten möglichst alle Mitspielenden einverstanden sein. Dann
kommen die Kleingruppen wieder zusammen, die Gruppenleitung
bittet die Gruppen nacheinander, die Anfrage und die von ihnen
verfasste Antwort vorzulesen. Anschließend wird die Antwort mit
der in der Zeitschrift abgedruckten verglichen. Bei der Diskussion korrigiert die Gruppenleitung falsche Informationen, hebt
Sachkenntnis hervor oder ergänzt fehlendes Wissen.
Auswertung:
Es wird mit der Gruppe besprochen, welche Briefe oder Fragen
schwierig zu beantworten waren. Möglicherweise fühlen Einzelne sich peinlich berührt, hier ist die Aufmerksamkeit der Gruppenleitung gefordert.
Material
Foto-Love-Story
Jetzt geht es wieder in die Gruppen zurück – mit dem Auftrag,
eine eigene Foto-Love-Story zu erfinden. Dazu benötigen die
Gruppen natürlich ausreichend Bildmaterial („Bravo“, andere Jugendzeitschriften, Kataloge). Spannend wird es, wenn danach
verglichen wird, welche Geschichte bei den Jungs und welche bei
den Mädchen rauskommt. Gibt es hier unterschiedliche Vorstellungen von einer Liebesbeziehung?
Abschluss
Beim Abschluss sollte nachgefragt werden, ob Fragen offen sind.
Eventuell könnte man überlegen, ob an einer geeigneten Stelle
einen „Briefkasten“ aufgestellt wird, in den noch offene Fragen
auch anonym eingeworfen werden können. Diese Fragen können
dann in der nächsten Stunde aufgegriffen werden. Außerdem
sollte man mit den Gruppenmitgliedern verabreden, ob oder wie
die Foto-Love-Stories aufbewahrt werden sollen (offen aufhängen, in Schrank legen und zur nächsten Gruppenstunde wieder
rausholen, wegwerfen …).
3.3 Gruppenstunde ab 16 Jahre
Mein Körper
Zeit
Inhalt
Methode
Material
5 min
Einstieg: Lied
PUR: „Kinder sind tabu“
3. Generation: „Bitte nicht“
John Meyer: “Your body is a wonderland”
Lied
Lied
Stereoanlage
45 min
Talkrunde
Thema „Nacktbaden als Pflicht – Pro und Contra!“
Stellt euch vor, es soll ein Gesetz erlassen werden, dass jegliches
Baden (Meer, See, Schwimmbad) nur noch nackt erlaubt ist.
Diskussion
Mikrofon
Vorbereitete Rollenzettel
Variante: Videokamera
Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin zieht sich eine vorbereitete
Rollenkarte, die die verschiedenen Rollen kurz beschreibt.
20 min
Auswertung
Restzeit
Ausklang
Feedback
Getränke, Süßes, Knabbersachen…
15
Lied zum Einstieg
Jugendgruppenleitung: Kennt Ihr irgendwelche Lieder, die den
Körper besingen? Und die Grenzen jedes und jeder Einzelnen? Bei
englischem Text eventuell deutsche Übersetzung vorlesen.
Talkrunde zum Thema
„Nacktbaden als Pflicht – Pro und Contra!“
Jugendgruppenleitung:„Stellt Euch vor, es soll ein Gesetz erlassen werden, nach dem jegliches Baden (Meer, See, Schwimmbad)
nur noch nackt erlaubt ist!“
Alle, die Interesse haben an der Talkrunde teilzunehmen, ziehen
eine vorbereitete Rollenkarte.
Mögliche Rollen:
• Bademeister
• 25-jähriger Schwimmstar
• 20-jährige begeisterte Schwimmbadgängerin
• Überzeugter FKK-Bader
• Jugendlicher aus der Johanniter–Jugend, der die
Kampagne kennt
• 13-jährige Jugendliche
• Frau (ca. 60 Jahre) und Anhängerin der 68er-Bewegung
• Aufgebrachter Zuschauer (pro)
• Aufgebrachter Zuschauer (contra)
• Leiterin einer Beratungsstelle für sexuell missbrauchte Kinder
• Moderator oder Moderatorin
Die Jugendlichen haben ca. 15 Minuten Zeit, um sich auf die Rolle vorzubereiten und sich Argumente zu überlegen. Die übrige
Gruppe spielt das Publikum. Der Moderator oder die Moderatorin begrüßt die Talkrunde und das Publikum und achtet darauf,
dass 30 Minuten nicht überschritten werden und alle Talkgäste
zu Wort kommen.
Die Talkrunde kann auch gefilmt und während einer anderen
Stunde gemeinsam angesehen werden.
Auswertung
Bei der Auswertung dürfen zuerst die Zuschauer und Zuschauerinnen zu Wort kommen. Wie hat Ihnen die Talkshow gefallen,
welche Argumente fanden sie überzeugend? Dann können die
einzelnen Talkgäste erzählen, wie sie sich in ihrer Rolle gefühlt
haben. Fiel es ihnen leicht, die Position zu vertreten oder eher
schwer? War es unangenehm?
Ausklang
Um die eventuell erhitzen Gemüter wieder abzukühlen und weitere Gespräche in lockerer Atmosphäre zu ermöglichen, bietet es
sich an, danach bei Getränken und Knabberzeug gemütlich zusammenzusitzen und so die Gruppenstunde ausklingen zu lassen.
Sexuelle Gewalt
Zeit
Inhalt
Methode
5 min
Begrüßung
20 min
Nähe und Distanz
Spiel
5 min
Was ist sexuelle Gewalt
Einzelarbeit
30-40 min
Auswertung Arbeitsblatt
Diskussion und Lehrgespräch
10 min
Vorstellung Achtung
Vortrag
Plakat, evtl. PPT
5-15 min
Abschluss: gemütliches Beisammensein
Gespräch
Getränke, Süßes, Knabbersachen…
Begrüßung
Bei der Begrüßung sollte man den Ablauf der Gruppenstunde vorstellen. Und auch deutlich sagen, dass es heute um das Thema
„Sexuelle Gewalt“ geht.
16
Nähe und Distanz
Bei dem Spiel „Nähe und Distanz“ geht es darum, Grenzen zu erfahren. Zu merken, dass jeder und jede eine eigene persönliche
Grenze hat. Die Gruppe wird in Zweiergruppen aufgeteilt. Der
Raum muss groß genug sein, so dass sich die Paare in vier bis fünf
Meter Abstand gegenüber stehen können. So sollen sich die Zweierpaare auch gegenüberstellen. Wichtig ist, dass während der
Übung nicht gesprochen wird. Vor der Übung erklärt die Grup-
Material
Arbeitsblatt, Infomaterial
penleitung, worum es geht: „Ihr habt jetzt die Gelegenheit, Euch
Eurer Grenzen bewusst zu werden und die Grenzen Eures Gegenübers zu erspüren. Ihr steht Euch jetzt mit Abstand gegenüber. Guckt Euch diesen Abstand genau an und spürt, ob das so
angenehm für Euch ist“.
1. Schritt: Diejenigen, die auf der linken Seite stehen, gehen langsam auf ihr Gegenüber zu. Nur über Blickkontakt wird sich
verständigt, wie weit derjenige oder diejenige herankommen
darf. „Wenn Ihr denkt, der Abstand ist richtig und dem Gegenüber nicht unangenehm, dann bleibt stehen.“
2. Schritt: Zurück in die Ausgangsposition. Jetzt gehen diejenigen, die auf der rechten Seite stehen, auf ihr Gegenüber zu.
Wieder nur Verständigung über Blickkontakt, wie vorhin
auch.
3. Schritt: Zurück in die Ausgangsposition. Jetzt gehen beide
aufeinander zu, ohne zu sprechen oder zu gestikulieren.
„Wenn Ihr den Abstand gefunden habt, bleibt einen Moment
in dieser Position“.
Es folgt zuerst eine paarweise Auswertung. Einige Leitfragen
helfen, den Austausch zu steuern:
•
•
•
•
Wie habe ich mich während der Übung gefühlt?
Gab es eine Situation, die mir unangenehm/angenehm war?
Wie habe ich Signale ausgesendet?
Welche Signale hat mein Gegenüber ausgesendet?
Informationen
-Kampagne
Hier sollte kurz erzählt werden, warum es diese Kampagne gibt
und welche Hilfemöglichkeiten vorhanden sind (Vertrauenspersonen, Beratungsstellen).
Abschluss
Als Abschluss der Stunde kann ein lockeres Beisammensein mit
Getränken und Knabbersachen gestaltet werden. Schön wäre es,
wenn die Jugendlichen mit dem schweren Thema nicht gleich
verschwinden müssen, sondern noch Zeit haben, die Schwere wieder abzuschütteln und, falls bei dem ein oder anderen noch Gesprächsbedarf besteht, darauf eingehen zu können.
Nach der Auswertung der Paare kann noch ein Gruppengespräch
erfolgen. Leitfragen hierfür:
• Was war das Ziel der Übung?
• Stellt Euch vor, Ihr hättet die Übung mit einem Fremden oder
einer Fremden machen müssen, wäre dann was anders gewesen?
Diese Frage zielt natürlich darauf ab, dass die Grenze immer anders ist, sobald auch die Situation verändert ist. Manche Menschen können mehr Nähe ertragen als andere. Es kommt immer
auf die Person an – ist sie einem vertraut genug, so dass sie nah
herankommen darf? Manchmal kommt es auch auf die Stimmung
an oder auf die körperliche Verfassung. Den Jugendlichen soll bewusst werden, dass sie ihre eigene Grenze nicht automatisch auf
andere übertragen können. Und dass es wichtig ist, Grenzen zu
achten.
Was ist sexuelle Gewalt?
Zuerst sollen die Jugendlichen je einen Fragebogen ausfüllen. Auf
diesem Fragebogen werden verschiedene Situationen geschildert
und es soll bewertet werden, ob es sich dabei um sexuelle Gewalt handelt oder nicht.
Dann wird in der Gruppe darüber diskutiert und Meinungen ausgetauscht. Die Jugendgruppenleiter sollten sich zu Beginn zurückhalten oder gezielte Fragen stellen, um die Diskussion in Gang
zu bringen oder Informationen einfließen lassen. Es geht nicht
darum, den Jugendlichen ein umfassendes Fachwissen zum Thema „Sexuelle Gewalt“ zu vermitteln, sondern darum, dass sie sich
Gedanken machen und lernen, dass sexuelle Gewalt dort beginnt,
wo es das „Opfer“ so empfindet.
Informationsmaterial zum Auslegen kann unter www.zartbitter.de
oder www.ajs.nrw.de bestellt werden.
17
Literatur- und Linkliste
4. Literatur- und Linkliste
4.1 Literatur
Prävention – Grundlegendes
Gisela Braun: „Ich sag` NEIN“ – Arbeitsmaterialien gegen den
sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Verlag an der
Ruhr. (Arbeitsmappe mit vielen Ideen zu Gruppenstunden, Hintergrundinformationen, Tipps zum Umgang beim Verdacht auf
sexuellen Missbrauch. Zielgruppe: Kinder)
Für Jugendgruppenleiter/-innen
Bayerischer Jugendring: Prävention vor sexueller Gewalt in der
Kinder- und Jugendarbeit. Baustein 1: Basisinformationen
zum Thema „Sexuelle Gewalt“
Bayerischer Jugendring: Prävention vor sexueller Gewalt in der
Kinder- und Jugendarbeit. Baustein 3: Grundlagen und Methoden präventiver Arbeit.
Gisela Braun, Dorothee Wolters: Das große und das kleine NEIN.
Verlag an der Ruhr. (Ein Bilderbuch über das „Nein-sagen“. Zielgruppe: Kinder)
Friedrich K. Barabas: Sexualität und Recht – Ein Leitfaden für
Sozialarbeiter, Pädagoginnen, Juristen, Jugendliche und Eltern. Fachhochschulverlag.
Gisela Braun, Dorothee Wolters: Melanie und Tante Knuddel
(Bilderbuch)
4.2 Links
Pro Familia: Mein Körper gehört mir! Loewe-Verlag. (Bilderbuch
zum Thema „Schutz vor Missbrauch“. Zielgruppe: Kinder)
Stark machen
Georg Vogel: „… immer gut drauf?“
Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle
Bayern e.V. (Zielgruppe: Jugendliche, eingeschränkt auch Kinder)
Anne Fromm: laut-stark und hoch-hinaus – Ideenbuch zur
mädchenspezifischen Suchtprävention. Aktion Jugendschutz,
Landesarbeitsstelle Bayern e.V. (Zielgruppe: Jugendliche, eingeschränkt auch Kinder)
Rosemarie Portmann: Spiele, die stark machen. Don Bosco-Verlag. (Sammlung von Gruppenspielen. Zielgruppe: Kinder und Jugendliche)
Aufklärung
Dagmar Geisler: Das bin ich – von Kopf bis Fuß. Loewe-Verlag.
(„Bilder“-buch, Geschichten zum Aufbau von Selbstvertrauen und
Aufklärung. Zielgruppe: Kinder)
Jörg Müller: Ganz schön aufgeklärt! Loewe-Verlag. (Lesebuch
zum Thema „Aufklärung“. Zielgruppe: Jugendliche ab 12)
Allgemein
Christine Klein: Starke Bücher. Empfehlenswerte und kommentierte Bilderbücher für die Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt. Ein Leitfaden für Kindergarten und Grundschule. Zu beziehen über Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern. (Leitfaden in welchem viele Bilderbücher zum Thema vorgestellt werden, dazu weiterführende Hinweise zur pädagogischen Arbeit.
Zielgruppe: Kinder)
www.aktion.bayern.jugendschutz.de: Seite der Aktion Jugendschutz, Bayern. Beim dortigen Materialdienst können Broschüren und Literatur zum Thema „Prävention gegen Sexuelle Gewalt;
Sexualpädagogik und AIDS-Prävention“ bestellt werden. Einige
Broschüren kostenlos, andere gegen Unkostenbeitrag.
www.ajs.nrw.de: Seite der Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendschutz, Landesstelle Nordrhein-Westfalen e.V. Beim dortigen Materialdienst können Broschüren und Literatur zum Thema
„Prävention gegen Sexuelle Gewalt“ bestellt werden. Einige Broschüren kostenlos, andere gegen Unkostenbeitrag verfügbar. Die
Liste der verfügbaren Broschüren ist zu finden unter „Warenkorb“.
Außerdem findet sich dort auch eine Linkliste und Materialienliste.
www.bzga.de: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Informationen zur Sexualaufklärung, AIDS-Prävention.
www.spass-oder-gewalt.de: Jugendgerechte interaktive Seite
zum Thema „Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen“.
www.loveline.de: Interaktive Seite der BZgA für Jugendliche,
alles rund um das Thema Liebe.
www.schulische-praevention.de: Informationen rund um das
Thema „Prävention von Sexueller Gewalt“.
www.zartbitter.de: Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen in Köln. Viele Informationen zum Thema, Material zum Download.
www.amyna.de: Institut zur Prävention von sexuellem Missbrauch
in München. Diverse Informationen zur Prävention.
Irmgard Schaffrin, Dorothee Wolters: Auf den Spuren starker
Mädchen. Cartoons für Mädchen – diesseits von Gut und Böse. Zartbitter e.V. (Cartoons zum Besprechen einzelner Situationen. Als pdf zum Download bei www.zartbitter.de. Zielgruppe:
Jugendliche)
Rainer Neutzling, Burkhard Fritsche: Ey Mann, bei mir ist es genauso! Cartoons für Jungen – hart an der Grenze vom Leben
selbst gezeichnet. Zartbitter e.V. (Cartoons zum Besprechen einzelner Situationen. Als pdf zum Download bei www.zartbitter.de.
Zielgruppe: Jugendliche)
19
Anhänge (Kopiervorlagen)
5. Anhänge (Kopiervorlagen)
Kopiervorlage
5.1 Geheimniskarten
Du bastelst für Deine Mama ein Geburtstagsgeschenk.
Da kommt sie in Dein Zimmer. Du versteckst schnell das
Geschenk unter dem Bett.
Im Zeltlager trinken ein paar Jugendliche verbotenerweise
in einem Zelt Alkohol. Du siehst sie. Sie bitten Dich, dies
nicht den Gruppenleitern zu verpetzen.
Deine Freundin hat ein neues Kleid bekommen. Beim Eisessen bekleckert sie sich etwas. Sie befürchtet, dass ihre
Mama schimpfen könnte. Ihr versucht, den Eisfleck in der
Toilette aus dem Kleid herauszuwaschen.
Dein Freund hat in der Pause einem Mitschüler ein Päckchen Fußballkarten aus der Schultasche genommen. In diesem Moment kommst Du ins Klassenzimmer. Er behauptet,
dass er die Karten in der Garderobe gefunden hat. Du weißt
aber genau, dass die Karten nicht ihm gehören.
Im Park hast Du Dir mit Deinen Freunden eine Höhle gebaut, in der Ihr Euch täglich trefft. Ihr wollt nicht, dass die
anderen diese Höhle entdecken. Ihr tarnt sie gut und achtet darauf, dass Euch keiner beim Spielen dort beobachtet.
Ihr macht mit der Gruppe einen Ausflug ins Schwimmbad.
Beim Toben im Wasser zieht der Gruppenleiter den Jungs
immer wieder die Badehose herunter. Er ist der Meinung,
dass Ihr dies nicht den Eltern zu erzählen braucht.
Dein Freund erzählt Dir, dass er ein Mädchen aus der Nachbarklasse ganz nett findet. Er traut sich aber nicht, ihr das
zu sagen.
Ihr feiert mit den Nachbarn ein Gartenfest. Dein Nachbar
sitzt neben Dir auf der Bank. Er riecht schon ziemlich nach
Alkohol. Da legt er seine Hand auf Deinen Oberschenkel.
Dir ist das sehr unangenehm.
Im Zeltlager zündet eine Gruppe kleiner Jungs ein Feuer an
der Feuerstelle an. Eigentlich gilt aber die Regel, dass dies
nur die Gruppenleiter machen dürfen.
Euer Trainer aus dem Verein kommt nach dem Spiel in Eure
Garderobe. In der Hand hält er eine Zeitschrift mit nackten
Frauen darauf. Er fragt Euch: „Na, Männer, wer möchte da
mal reingucken?“
21
Kopiervorlage
22
Du hast in der Pause mit deinen Freunden ein neues Spiel
gespielt. Dabei hast Du völlig vergessen, das Pausebrot zu
essen. Am nächsten Morgen fällt es Dir auf. Aus Angst, dass
Mama schimpfen könnte, versteckst Du das Brot im Kleiderschrank.
Im Zeltlager beobachtest Du während der Nachtwache am
Lagerfeuer, wie einer der Gruppenleiter ein Mädchen aus
der anderen Gruppe küsst. Sie guckt dabei aber gar nicht
freudig. Du weißt gar nicht, wie Du darauf reagieren sollst.
Deine Schwester ist gerade im Schullandheim. Eines Nachmittags lädt Dich Deine Mama zum Eis essen in die Eisdiele
ein. Am Ende dieses schönen Nachmittags meint Deine
Mama augenzwinkernd, dass das jetzt Euer „Geheimnis“ ist.
Du hast zwei neue Spielzeugautos bekommen und zeigst
sie stolz Deinem Freund. Der ist ganz neidisch. Er möchte
das rote Auto haben, denn „sonst ist er nicht mehr Dein
Freund“…
Du hast ein Tagebuch. Damit Dein Bruder es nicht findet,
versteckst Du es unter Deinem Bett.
Du bist mit Freunden in der Stadt unterwegs. Ihr habt viel
Spaß und blödelt etwas herum. Zwei von Euch fangen an,
aus den Fahrradreifen, die Euch „begegnen“ die Luft heraus
zu lassen. Keiner sagt was.
Auf dem Schulweg hast Du einen Euro gefunden. Im Schreibwarengeschäft kaufst Du davon ein Tütchen Süßigkeiten und
teilst es mit Deiner Freundin.
Ihr seid mit Eurer Gruppe auf dem Landeswettkampf. Ihr
habt gerade erfolgreich den Praxistest gemacht. Da kommt
eine andere Gruppe die nach Euch dran ist, und will von
Euch schon mal die Aufgabe wissen.
Deine Eltern sind am Abend ausgegangen. Sie haben mit
Dir ausgemacht, dass Du um 20.30 Uhr zu Bett gehen sollst.
Aber da war noch der spannende Film im Fernsehen.
Du bist mit Deiner Freundin im Internet. Ihr habt ein neues
Spiel entdeckt und habt es heruntergeladen. Dafür musstest
Du Deine Adresse angeben. Jetzt befürchtest Du, dass Du
dafür vielleicht zahlen musst.
Kopiervorlage
5.2 Gefühlspantomime
Angsthase
fröhlich
Zeige: Angst haben und Hase
bärenstark
erstaunt
Zeige: Bär und stark
todtraurig
eifersüchtig
Zeige: Tod, sterben und traurig
Schadenfreude
misstrauisch
Zeige: einen Schaden und sich freuen
Trotzkopf
wütend
Zeige: trotzig sein und Kopf
Wutanfall
stolz
Zeige: wütend sein und einen Anfall haben
Eifersucht
sich ekeln
Zeige: eifrig oder fleißig sein und süchtig sein
Sorgenkind
verliebt
Zeige: Sorgen haben und Kind
Sanftmut
sich schämen
Zeige: sanft sein und mutig sein
23
Kopiervorlage
5.3 Beispielsituationen „Wie fühlst du dich, wenn...“-Spiel
24
⇒
Es ist Sommer. Dein Papa hat Dir versprochen heute Nachmittag mit Dir schwimmen zu gehen.
Jetzt ruft er an und sagt, dass er länger arbeiten muss und es deswegen heute nichts wird mit dem Schwimmen.
⇒
Du hast ein Geschwisterchen bekommen.
Mama und Papa kümmern sich jetzt sehr viel um das Baby und weniger um Dich.
⇒
Ihr fahrt mit der Johanniter-Jugendgruppe das erste Mal ins Pfingstzeltlager.
Ihr habt Euch vorbereitet, ein Banner gemalt und eine Packliste geschrieben, Spiele ausgedacht und vieles mehr.
Jetzt seid Ihr da und es regnet das ganze Wochenende.
⇒
Morgen schreibst Du einen Test in der Schule. Eigentlich solltest Du nach den Hausaufgaben noch dafür lernen.
Dein bester Freund oder Deine beste Freundin ruft an und fragt, ob Du an diesem Nachmittag zum Spielen kommst.
⇒
Ein Kind aus deiner Klasse feiert eine große Geburtstagsparty, aber Du bist nicht eingeladen.
Wie fühlst Du Dich?
⇒
Ihr feiert ein Sommerfest mit der Johanniter-Jugend. Die Jugendgruppenleiter oder Jugendgruppenleiterinnen schlagen vor,
dass Ihr ein Grillfest machen oder schwimmen gehen könnt. Nachdem Ihr gemeinsam überlegt habt, stimmt Ihr ab und die
meisten Kinder wollen grillen.
⇒
Dein bester Freund oder Deine beste Freundin ist frisch verliebt.
Jetzt verbringt er oder sie auch viel Zeit mit dem Jungen oder dem Mädchen und hat weniger Zeit für Dich.
⇒
Es ist Landeswettkampf der Johanniter. Ihr habt euch richtig lange vorbereitet und viel geübt.
Am Ende belegt Ihr mit Eurer Mannschaft den zweiten Platz.
⇒
Das Pfingstzeltlager der Johanniter-Jugend ist vorbei. Eure Gruppe hatte ein richtig tolles Wochenende,
es gab ein super Programm, die Gruppe hat sich gut verstanden und Ihr habt andere Johanniter-Jugendgruppen
kennen gelernt. Deine Mama holt Dich ab und erzählt, dass sie Dein Lieblingsessen gekocht hat.
⇒
... und ganz viele andere Situationen, die Dir einfallen und zu Deiner Gruppe passen!
Kopiervorlage
5.4 Arbeitsbogen: Ist das sexuelle Gewalt?
Schätzt bitte folgende Situationen ein und bewertet sie:
•
•
•
•
•
Klares JA, das ist sexuelle Gewalt
Eher JA, das könnte sexuelle Gewalt sein
Weiß nicht, die Situation ist nicht eindeutig
Eher NEIN, das sieht nicht nach sexueller Gewalt aus
Klares Nein, das ist keine sexuelle Gewalt
Antwortmöglichkeit
JA
Eher JA
Weiß nicht
Eher NEIN
NEIN
Der 14-jährige J. zwingt einen gleichaltrigen
Jungen, mit ihm zu onanieren. Er droht ihm
Prügel an, falls dieser ihn verpfeift.
Beim Zeltlager fordert die Gruppenleiterin die
Teilnehmer/innen auf, sich nackt auszuziehen
und untersucht die Mädchen und Jungen auf
Zeckenbisse.
Ein Sportlehrer verbietet seinen Schülerinnen,
beim Trampolinspringen das T-Shirt in die Hose
zu stecken.
Der 25-jährige Gruppenleiter geht mit einer
15-jährigen Teilnehmerin ins Kino.
Der 17-jährige R. stellt sich im Jugendtreff hinter
ein Mädchen, das sich über den Billardtisch beugt,
und macht eindeutige Koitusbewegungen.
Beim Kuscheln im Ehebett streichelt die Mutter
ihrem 13-jährigen Sohn unter dem Schlafanzug
den Bauch.
Beim Gruppentreff animiert der Gruppenleiter
die Teilnehmer/innen dazu, gemeinsam mit ihm
Strip-Poker zu spielen.
Als Aufnahmeritual in einer Jugendbande verlangt
der Bandenchef, dass neue Jungen seinen Urin trinken.
25
Kopiervorlage
5.5 Geschichte:
Melanie und Tante Knuddel8
5.6 Geschichte:
Daniel und Onkel Sabbelschmatz9
Es ist wieder mal so weit: Tante Knuddel kommt zu Besuch. Eigentlich heißt Tante Knuddel Gertrud, also Tante Gertrud. Melanie nennt sie aber Tante Knuddel, weil sie immer knuddeln will.
Auch heute. Tante Knuddel kommt zur Tür herein und stürzt sich
auf Papa, drückt ihn ganz fest, schmatzt ihm einen Kuss auf die
Backe und ruft: „Klaus-Dieter, lass dich mal knuddeln.“ Papa sieht
ganz steif aus und guckt, als hätte er Zitronensaft getrunken.
Dasselbe dann bei Mama, drücken, schmatzen, knuddeln. Mama
legt die Nase in Falten und geht Kaffee kochen. Dann ist Melanie an der Reihe. Vor dem Drücken und Schmatzen hebt Tante
Knuddel sie auch noch hoch, ruft „Goldschatz“ und „Püppchen“
und knuddelt was das Zeug hält. Melanie hat es gründlich satt.
Erstens ist sie kein Püppchen, sondern ein großes Mädchen, und
zweitens will sie nicht geknuddelt werden. Jedenfalls nicht von
Tante Knuddel und nicht, ohne vorher gefragt zu werden.
Also, ich bin Daniel. Ich bin schon sechs und gehe in die Schule.
Nur heute nicht, weil heute Sonntag ist und Oma Geburtstag hat.
Deshalb sitze ich unter dem Esstische und probiere ein Stück von
Omas Geburtstagskuchen. Sonst esse ich nicht unter dem Tisch,
nur jetzt, weil ich genau weiß, dass es gleich klingelt und Onkel
Sabbelschmatz kommt. Eigentlich heißt Onkel Sabbelschmatz
Helmut, also Onkel Helmut. Ich sag nur Onkel Sabbelschmatz,
weil er mir immer so einen dicken, nassen Schmatz-Kuss gibt.
Das find ich so was von ätzend. BÄH! Aber Onkel Sabbelschmatz
hat’s im Rücken, und unter den Tisch kommt er nicht. Deshalb
sitze ich hier. Da, es klingelt, er steht in der Tür. Zuerst kriegt Mama einen Schmatz-Kuss. „Moni, du wirst aber auch immer jünger!“, poltert Onkel Sabbelschmatz. Das ist schon mal gelogen,
niemand wird jünger. Mama guckt genauso, wie sie immer guckt,
wenn sie zum Zahnarzt muss. Onkel Sabbelschmatz haut Papa
auf die Schultern, dass es kracht und dröhnt: „Na, Klaus, alter
Junge“, aber bevor er Papa auch noch abschmatzen kann, hält
der sich ein Tablett mit Kaffeetassen vor die Brust und murmelt
irgendwas von: „Will mal eben den Tisch decken.“ Au weh, jetzt
hat er mich entdeckt: „Dani, was macht denn mein kleiner Racker
unter dem Tisch?“ Ich kann es nicht leiden, wenn mich einer Dani nennt, ich kann es erst recht nicht leiden, wenn einer „kleiner
Racker“ zu mir sagt, und Sabbelschmatz-Küsse hasse ich.
(Hier Pause machen und von den Kindern Lösungsvorschläge
sammeln lassen)
Sie läuft ins Kinderzimmer, holt die Puppe, die sie am wenigsten
mag und sagt: „Hier hast du ein Püppchen, das kannst du knuddeln soviel du magst. Ich will nämlich nicht geknuddelt werden!“
Tante Knuddel macht große Augen und reißt den Mund auf. Mama und Papa grinsen. Zuerst war Tante Knuddel eingeschnappt.
Aber sie hat sich wieder beruhigt. Jedenfalls mit dem Knuddeln
war Schluss!
(Hier Pause machen und von den Kindern Lösungsvorschläge
sammeln lassen)
Es wird Zeit, das mal laut zu sagen. So geht das nicht weiter.
Also flitze ich unter dem Tisch raus, klettere in einem Affenzahn
auf den Stuhl und stelle mich mitten auf den Tisch drauf. Da
kommt Onkel Sabbelschmatz nämlich nicht ran. Tief Luft geholt
und los: „Ich kann es nicht leiden, wenn mich einer Dani nennt,
ich kann es erst recht nicht leiden, wenn einer „kleiner Racker“
zu mir sagt und Sabbelschmatz-Küsse hasse ich. Damit ist jetzt
Schluss!“ Puh, das war gut. Papa grinst und Mama hält den Daumen hoch, das heißt bei uns soviel wie „gut gemacht“. Onkel Sabbelschmatz steht da mit offenem Mund. Mensch, guckt der aus
der Wäsche. Für heute gibt Onkel Sabbelschmatz Ruhe. Und wenn
er noch mal mit dem Küssen kommt, flitze ich wieder auf den
nächsten Tisch. Ganz bestimmt.
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Mit freundlicher Genehmigung: Braun, Gisela: Ich sag´ NEIN. Arbeitsmaterialien gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen.
Mühlheim/Ruhr. Verlag an der Ruhr. 1999
Mit freundlicher Genehmigung: Braun, Gisela a.a.o.
Kopiervorlage
5.7 Rollenkarten Talk-Show
Bademeister
Du bist seit vielen Jahren Bademeister und weißt, dass es
auch schon in Deinem Schwimmbad zu sexuellen Übergriffen gekommen ist. Von daher befürchtest Du weitere
Straftaten, wenn Nacktbaden gesetzlich vorgeschrieben
wird. Aus diesem Grund sprichst Du Dich klar gegen Nacktbaden aus und unterstreichst Deine Meinung mit geeigneten Argumenten.
20-jährige begeisterte
Schwimmbadgängerin
Seit Deiner Jugend gehst Du regelmäßig ins Schwimmbad,
triffst dort Deine Freunde und machst Deinen Wochensport.
Du selbst weißt noch nicht was Du von dem neuen Gesetz
halten sollst und siehst darin Vor- und auch Nachteile. Dir
fallen also Argumente für und gegen das Baden ein und Du
lässt Dich während der Talkshow von einer Meinung überzeugen.
Jugendlicher aus der
Johanniter Jugend, der
die
Kampagne kennt
25-jähriger
Schwimmstar
Seit deiner frühen Kindheit hältst Du Dich mehrmals wöchentlich im Schwimmbad auf. Seit einigen Jahren gehörst
Du zur deutschen Schwimmelite. Deiner Meinung nach
sollten Badeklamotten verboten werden, da sie nur hinderlich sind. Du überlegst Dir geeignete Argumente, die Deine
Meinung unterstützen.
Überzeugter FKK-Bader
Du bist seit Deiner Kindheit gegen das Tragen von Badeklamotten, weil Du davon überzeugt bist, dass nur Baden
in völliger Freiheit wirklich schön ist. Daher unterstützt Du
voll und ganz das neue Gesetz mit passenden Argumenten.
13-jährige Jugendliche
Du bist mitten in der Pubertät und Deiner körperlichen
Entwicklung. Dein Körper gehört Deiner Meinung nach nur
Dir und Du bist auch nicht bereit ihn ‚öffentlich’ zu präsentieren. Deine Meinung erläuterst Du mit plausiblen
Argumenten.
Du bist ein richtiger Johanniter und weißt um die
Kampagne. Dir ist klar, was sexueller Missbrauch bedeutet
und welche Bedingungen diesen unterstützen. Für dich lässt
sich Nacktbaden nicht mit deinem Wissen und Gewissen
vereinbaren und du argumentierst mit stichhaltigen Aspekten gegen das neue Gesetz.
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Kopiervorlage
Frau (ca. 60 Jahre) und
Anhängerin der 68er
Bewegung
In den 68ern warst du Anhängerin der ‚freien Liebe’ und
lebtest getreu dem Motto ‚make love not war’. Du hängst
immer noch der sexuellen Freiheit von damals nach und
wünschst dir nichts mehr, als dass deine Enkel die gleichen
körperlichen Freiheiten haben können. Deine Meinung verbreitest du mit geeigneten Argumenten.
Aufgebrachter
Zuschauer (contra)
Du kannst die Argumente der Gäste, die für das Gesetz sind
nicht nachvollziehen, weil Du mit Nacktbaden bereits
schlechte Erfahrungen gemacht hast. Du unterstützt mit
eigenen Kommentaren lautstark die Meinungen der Leute,
die sich gegen Nacktbaden aussprechen.
Moderator/in
Du darfst zwar eine eigene Meinung haben, solltest diese
aber nicht öffentlich vertreten. Du hörst alle Anwesenden
an, sorgst für Ruhe, fragst nach und versuchst jedem die
Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Du selbst vertrittst
in Deiner Moderation eine neutrale Meinung.
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Aufgebrachter
Zuschauer (dafür)
Du gehörst zu den Menschen, die gerne Nacktbaden gesetzlich vorgeschrieben hätten, weil du damit schon gute
Erfahrungen gemacht hast. Du unterstützt lautstark mit eigenen Argumenten die Meinung der Gäste, die deine Ansicht vertreten.
Leiterin einer
Beratungsstelle für
sexuell missbrauchte
Kinder
Dir sind viele Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt, auch
solche, die sich im Schwimmbad ereignet haben. Du siehst
im Nacktbaden eine klare Grenzüberschreitung, die Deiner
Meinung nach schwerwiegende Konsequenzen – insbesondere für Kinder – haben wird. Daher argumentierst Du
klar gegen das Nacktbaden.