Deutsch - Kulturverein Moldova

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Deutsch - Kulturverein Moldova
KONSTANTIN PAWLJUK
WIR LERNEN UNS KENNEN
Übersetzung aus dem russisch von
Marina Raţuşneac
Stilistische Bearbeitung von
Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm,
Erhard Günther
Berlin 2009
Dank und Anerkennung gebührt an alle die mit diesem Werk
einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des Kulturaustausches
zwischen deutschen und moldauischen Volk geleistet haben.
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10-jähriges Bestehen des „Kulturvereins Moldova“
1998 - 2008
„Durch Kunst – zur Völkerverständigung.
Durch Völkerverständigung – zur europäischen
Integration“
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Konstantin Pawljuk
Vorsitzende des „Kulturvereins Moldova e.V.“
Liebe Freunde,
Seit der Gründung des „Kulturverein Moldova e.V.“ im Jahre 1998, sind nunmehr 10
Jahre vergangen. Wir haben in dieser Zeit viel geleistet, aber dennoch zu wenig geschafft.
Viel für die Existenz eines derartigen kulturellen und gesellschaftlichen Vereins und zu
wenig für die Erfüllung und Durchsetzung aller Pläne, der wir uns satzungsgemäß in unser
Programm verpflichtet haben.
Der Name unser Institution „Kulturverein Moldova“ entstand nicht zufällig. Mit Beginn unserer Vereinstätigkeit, haben wir uns einer schweren und wie wir glaubten, ausführbaren Aufgabe gestellt, den bereits früher existieren deutsch-moldauischen Dialog im
Kulturbereich wieder aufzunehmen, ihn fortzusetzen und in der Sache zu pflegen.
In den vergangenen Jahren konnten wir gemeinsam viele interessante Projekte durchführen. Bei allen Veranstaltungen haben wir dem deutschen Publikum durch Moderation
und Informationsgespräche Wissenswertes über Moldau, das Land und seine Menschen,
sowie die moldauische Sitten und Bräuche mitgeteilt. Anderseits mit den Veranstaltungen
in der Republik Moldau haben wir deutsche Sprache, Geschichte und Traditionen, anderen
Kulturen ein wenig näher gebracht.
Mit jeder erfolgreichen Veranstaltung gewannen wir an Sicherheit und steigerten das
Vertrauen in uns selbst, aber auch gegenüber den Außenstehenden Beobachtern unserer
Arbeit.
Wir hoffen und wünschen, dass die maximale Realisierung unseres Mottos: „durch
Kunst – zur Völkerverständigung, durch Völkerverständigung –zur europäischen Integration“, der Republik Moldau hilft, baldmöglichst einen gerechten Platz in der internationalen Gemeinschaft einzunehmen.
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Mitglieder des „Kulturvereins Moldova e.V.
Für uns als Mitglieder ist das Jubiläumsjahr des „Kulturvereins Moldova e.V.“ ein großes und überzeugendes Ereignis. Wir, die Menschen verschiedener Berue, Altersstufen und
Charaktere, vereint durch eine gemeinschaftliche Sache, sind daher glücklich und zufrieden, dass die Mühen und Anstrengungen der vergangenen Jahre nicht umsonst waren.
10 Jahre Existenz des Vereins, das ist nicht nur eine Wertschätzung für die durchgeführten Arbeiten, sondern es ist gleichzeitig der Inbegriff, dass jeder von uns eine interessante Periode hatte, die dem Leben einen neuen Sinn gegeben hat.
Dank der Gründung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ haben wir jetzt ein besonderes
Gefühl der Mitwirkung an den Veränderungen, die nicht nur in Deutschland sondern auch
in Moldova ihre Spuren hinterlassen haben. Wir fühlen die Notwendigkeit, Hilfe und Unterstützung gegenüber dem moldauischen Volk zu leisten.
Wir haben Vorurteile abgebaut und neue Freunde gefunden und wir möchten, dass
diese Freundschaft niemals und durch nichts auf der Welt unterbrochen wird.
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Wolfgang Thierse
Vizepräsident des Deutschen Bundestags.
«Was wissen die Berliner über das Leben in der Republik Moldova?
Seit der „Kulturverein Moldova e.V.“ in Berlin tätig ist, bekommen sie einen Einblick
in die Kultur eines Landes, über das man sonst wenig in der Zeitung erfährt.
Welche Bereicherung in der friedlichen Begegnung mit dem vermeintlich Fremden
liegt, lässt sich in der Arbeit des Vereins erkennen. Der Abbau gegenseitiger Vorurteile
und die Förderung von Offenheit für andere Kulturen wird immer wichtiger in unserer
‚einen’ Welt, in der nicht nur ökonomisch alles mit allem verflochten ist. Um gemeinsame
Probleme auch gemeinsam lösen zu können, ist die Verständigung über Grenzen hinweg
unabdingbar.
Beim 1. Bucher Herbstfest am 12. Oktober 2007 konnte ich mir selbst ein Bild von der
Vielfalt und Lebendigkeit der moldauischen Kultur machen und nachvollziehen, warum
die Konzerte des Vereins in Berlin Buch immer so gut besucht sind.
Der Erfolg eines Kulturvereins bemisst sich aber nicht allein an der Zahl der Konzertbesucher. Ohne die Mitarbeit der ehrenamtlich tätigen Helfer, wäre die Vereinsarbeit
nicht möglich. Dafür danke ich allen Beteiligten sehr!
Zum zehnjährigen Jubiläum des Kulturverein Moldova e.V. gratuliere ich sehr herzlich! Ich wünsche den Mitgliedern und Freunden des Vereins alles Gute und weiterhin viel
Erfolg!
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Christa Prets
Mitglied des Europäischen Parlaments.
Brüssel, 7. April 2008
Grüssworte
Kulturverein Moldova e.V.
Die Initiative «Kulturverein Moldova e.V.» ist eine wunderbare Einrichtung, die es
ermöglicht die moldauische Tradition zu pflegen und weiterzugeben. Trotz der Wahrung
traditioneller Kultur, steht der Verein neuem gegenüber offen.
Die Miteinbeziehung der Kinder, die schon in jüngsten Jahren erfolgt, ermöglicht,
dass Jung und Alt voneinander lernen und Tradition von verschiedenen Blickwinkeln aus
betrachtet werden kann. Dieser generationsübergreifende Ansatz und die Öffnung des Vereins auf europäischer Ebene zeichnen sich für mich, vor allem im Jahr des Interkulturellen
Dialogs, besonders aus.
Christa Prets
Mitglied des Europäischen
Parlaments.
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Dr. Igor Corman
Botschafter der Republik Moldau
in der Bundesrepublik Deutschland.
Sehr geehrter Herr Pawlujk,
Im Namen aller Mitarbeiter der Botschaft der Republik Moldova in der Bundesrepublik Deutschland möchte ich Ihnen und alle Mitglieder herzlich zum 10jährigen Jubiläum
des „Kulturvereins Moldova e.V.“ gratulieren.
Da die Kultur der beste Botschafter in der ganzen Welt ist, kann ich mit Sicherheit
sagen, dass die aufklärende Arbeit ihres Vereins zu der Propaganda des Kulturreichtums
unseres Landes in Deutschland und zu der Unterstützung der jungen talentierten Musikanten des neuen europäischen Staates beigetragen hat.
Wir persönlich bedanken uns bei Ihnen für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Laufe
dieser 10 Jahre im diplomatischen Auftrag in Berlin, der durch die Teilnahme des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in den von der Botschaft durchgeführten verschiedenen kulturellen
Veranstaltungen realisiert wurde. Das hohe professionelle Niveau der Konzertorganisation von den moldauischen Künstlern weckte reges Interesse bei den Anwesenden. In der
moldauische Botschaft sind zahlreiche Gratulationen und Dankesbriefe von den hohen
Gästen gekommen, die von der Botschaft eingeladen wurden. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Aufführungen der Schauspieler des Puppentheaters in Chișinău „Licurici“,
die Ausstellungen der moldauischen Malerei, die im Saal des Fonds von Friedrich Ebert
stattfanden, Kulturprogramme, die im Rahmen der internationalen Konferenz unter dem
Namen „Republik Moldova – 15 Jahre der Unabhängigkeit“ im Rathaus in Berlin durchgeführt wurden, der Nationaltag der Republik Moldova „Marţişor“ und vieles andere sehr
inhaltsreich waren.
Dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und Herrn Pawljuk wünschen wir viel Erfolg und
viele interessante Projekte.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. Igor Corman.
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Anton Heinzl
Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat,
Vizepräsident der Österreichisch-Moldauischen
Freundschaftsgesellschaft.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Unterstützer und Förderer des Kulturvereins Moldova!
Die Verbesserung des Verständnisses unter den Nationen, Kulturen und Konfessionen, die Vertiefung der Völkerfreundschaft und die Mithilfe beim Aufbau einer friedlichen Gesellschaft sind einige der wichtigsten gesellschaftspolitischen Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts. Völkerverständigung und kultureller Austausch bedeuten nicht nur,
den Anderen „kennen zu lernen“, sondern, was ich für viel wichtiger erachte, ihn auch
„verstehen zu lernen“.
Der „Kulturverein Moldova e.V.“ widmet sich all diesen wichtigen Anliegen und
Aufgaben. Der Verein, in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Moldauischen Freundschaftsgesellschaft, erwirbt sich damit zweifelsohne große Verdienste um den Ausbau der
Beziehungen zwischen unserem Land und der Republik Moldau. Bestes Beispiel dafür
war die im März 2008 in Österreich durchgeführte Konzerttournee. Dabei hatten Interessierte aus drei Bundesländern die Möglichkeit die Kultur und Musik der Republik Moldau näher kennen zu lernen. Die dabei erfolgte Kooperation mit ihrem Verein und dessen
Vorsitzenden, Herrn Dr. Konstantin Pawljuk, war auch für Österreich ein wichtiger Aspekt der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Ich darf mich als österreichischer Parlamentsabgeordneter und Vizepräsident der in
Österreich ansässigen Freundschaftsgesellschaft mit der Republik Moldau für das Engagement und die Arbeit des Vereins sehr herzlich bedanken und darf allen Mitwirkenden
auch für die Zukunft viel Erfolg für ihre Arbeit wünschen. Der „Kulturverein Moldova
e.V.“ ist ein Partner im Netzwerk der europäischen Nationen und einer gewachsenen europäischen Friedengemeinschaft. Dafür gebührt Dank und Anerkennung!
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Dr. Frank Rückert
Leiter internationale Diplomatenausbildung
des Auswärtigen Amtes, Berlin.
Sehr geehrter Herr Pawljuk,
Ich freue mich, dem Kulturverein Moldova e.V. für ein Jahrzehnt erfolgreicher Begegnungsarbeit im kulturellen und politischen Bereich, meine Glückwünsche auszusprechen.
Er stellt eine für unsere Arbeit als Mittlerinstitution Deutscher Außenpolitik und Internationalen Diplomatenausbildung wichtige Anlaufstelle dar. Zahlreiche unserer aktuellen
Kursteilnehmer und Ehemaligen sind Diplomaten der Republik Moldau. Wir freuen uns,
unser kulturelles Rahmenprogramm in der Stadt Berlin durch den Hinweis auf die vielfältigen musikalischen und künstlerischen Angebote in Ihrer Institution abzurunden.
Ich denke hierbei im Besonderen an die Konzerte moldauischer Künstler in klassischer und moldauischer Volksmusik vergangenen September oder an die musikalische
Begleitung einer Vernissage in der hiesigen Friedrich-Ebert-Stiftung.
Der Kulturverein Moldova e.V. stellt durch seine Arbeit somit eine große Bereicherung für unsere Arbeit und gleichzeitig auch für die Stadt Berlin dar. Für Ihre weitere Arbeit wünsche ich Ihnen weiterhin ganz viel Erfolg.
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Mag. Kerstin Suchan
Stadträtin, St.Valentin/Ös.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Leser und Leserinnen und Freunde von Moldova!
Zu aller erst möchte ich dem „Kulturverein Moldova e.V.“ ganz herzlich zum zehnjährigen Bestehen gratulieren.
Ich bin erst heute aufgrund der Konzertreihe „Moldauisches Frühjahrskonzert“ in
Österreich mit dem Kulturverein Moldova in Kontakt gekommen und war von der Präsentation der musikalischen Kunst, des kulturellen Lebens und der Informationen über
das Land Moldova sehr begeistert. Dafür möchte ich dem Kulturverein Moldova recht
herzlich danken, denn erst durch diese kulturellen Veranstaltungen können sich Menschen
aus verschiedenen Ländern begegnen und sich gegenseitig kennen und verstehen lernen.
Damit wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung des Friedens in Europa geleistet.
Ich wünsche dem „Kulturverein Moldova e.V.“ alles Gute für die weitere Vereinstätigkeit und hoffe, dass die moldauische Kultur noch oft mit verschiedenen Veranstaltungen
die Grenzen zu Österreich überschreiten wird, und wir auch in Österreich noch viel vom
Kulturverein Moldova hören werden.
Herzliche Grüße aus St.Valentin
Mag. Kerstin Suchan
Stadträtin, St.Valentin/Ös.
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Konsul Bernd O. Ludwig
Darmstädter Kulturgesellschaft
Kranichstein.
Herzliche Glückwünsche!
Zu dem 10-jährigen Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e.V.” möchte ich dem Vorstand und den Mitgliedern, auch im Namen unserer Mitglieder, unsere herzlichen Glückwünsche aussprechen.
Seit vielen Jahren arbeiten beide Vereine sehr eng zusammen und wir danken dem
Verein für die viele kulturellen Highlights, die wir auf Kranichstein durch Sie hatten.
Die moldauischen Künstler, die wir in vielen Veranstaltungen erleben durften, haben
uns immer mit ihrem hochwertigen künstlerischen Anspruch verwöhnt. Wir sind stolz und
dankbar, dass der „Kulturverein Moldova e.V.” uns mit der Kultur eines Landes bekannt
gemacht hat, auf die wir aus eigenen Stücken nie gekommen wären.
Die Arbeit des „Kulturvereins Moldova e.V.” möchten wir hier in aller Deutlichkeit
loben – der Vorsitzende, Herr Konstantin Pawljuk, ist ein Beispiel für aufopfernden Patriotismus und ein Vorbild für viele, die ihr Land repräsentieren.
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Susanne McDowell
Leiterin des Fachbereichs Sport und Kultur
Stadt Celle.
Sehr geehrter Herr Pawljuk,
Wir schätzen den „Kulturverein Moldova e.V.“ als einen verlässlichen Partner, der uns
im Laufe der langjährigen Zusammenarbeit immer wieder Künstlerinnen und Künstler
von erstklassiger Qualität vermittelt hat.
Die große Bandbreite und vielen Möglichkeiten, die der „Kulturverein Moldova e.V.“
für eine Zusammenarbeit anbietet, sind so umfangreich, dass wir leider aufgrund unserer
hiesigen Möglichkeiten bisher nur einen kleinen Teil davon in Anspruch nehmen konnten
– dies aber immer erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten.
Wir hoffen und wünschen uns, die Zusammenarbeit in der Zukunft weiter ausbauen
zu können, da es sich um ein lohnenswertes Vorhaben handelt, das allen Beteiligten mannigfaltige Einblicke in andere Kulturen und Denkweisen ermöglicht.
Wir wünschen dem „Kulturverein Moldova e.V.“, seinem 1. Vorsitzenden Konstantin Pawljuk, den weiteren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen
Künstlerinnen und Künstlern, mit denen der Kulturverein zusammenarbeitet, für die
nächsten Jahre eine gute Weiterentwicklung und weiterhin auch den über alle Maßen
verdienten Erfolg.
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Dr. Josef Korsten
Bürgermeister der Stadt Radevormwald.
Als Bürgermeister der Stadt Radevormwald möchte ich dem „Kulturverein Moldova
e.V.“ herzlich zum 10-jährigen Bestehen gratulieren.
Gerne denke ich an die Kulturausstellung und das Konzert mit Künstlern aus der Republik Moldau zurück, die der Verein in unserer Stadt organisiert hat.
Das Publikum – darunter der Botschafter der Republik Moldau mit Gattin – war beeindruckt von der künstlerischen Vielfalt. Wir Radevormwalder erhielten einen interessanten Einblick in die Kultur eines uns bis dahin noch weitgehend unbekannten Landes.
Ich wünsche dem „Kulturverein Moldova e.V.“, dass er auch im zweiten Jahrzehnt
seines Wirkens die moldauische Kultur in unserem Lande erfolgreich präsentieren kann.
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Dr. Ala Lipceanu
Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Philologie
der Staatlichen Pädagogischen Universität „Ion Creangă“.
Liebe Mitglieder des „Kulturverein Moldova e.V.“
Die Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ erweist sich aufgrund der Art ihrer Entstehung und Arbeitsweise als Unikum der nationalen Spiritualität der Republik Moldova.
Unter den aktuellen Bedingungen politischer, wirtschaftlicher und kultureller Integration
ist das Aneignen von Fremdsprachen eine stringente Notwendigkeit.
In diesem Kontext hilft die Vereinigung nicht nur in erheblichem Maße unseren Landesleuten, die deutsche Sprache intensiv zu lernen, sondern trägt ebenfalls dazu bei, die eigenen nationalen Werte innerhalb der moldauischen Diaspora in Deutschland zu pflegen.
Seit zehn Jahren wird die Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ von Herrn Konstantin Pawljuk geleitet, ein guter Manager und sorgfältiger Pate der ganzen moldauischen
Diaspora in Deutschland. Dabei ist Herr Pawljuk auch eine Persönlichkeit hohen intellektuellen Glanzes, die Gelehrsamkeit und einen weiten kulturellen Horizont aufweist.
Es ist zu wenig, die vielen Veranstaltungen von Herrn Pawljuk zur Stärkung und Vertiefung der kulturellen Beziehungen zwischen Moldova und Deutschland in einer Beglückwünschung darzulegen. Diese umfassen Konferenzen, Symposien, Seminare, Themenabende, wie etwa die Annette von Droste-Hülshoff gewidmete Veranstaltung oder
die Konferenz „Moldauisch-deutsche Beziehungen: Geschichte und Moderne“. Natürlich
schließen die Tätigkeiten von Herrn Pawljuk von der Vereinigung „Kulturverein Moldova
e.V.“ mit Großzügigkeit und gutem Willen vergebene Preise und Stipendien.
Diese sowie weitere gemeinsam organisierte Aktivitäten tragen sichtlich zur Erhaltung und ständigen Entwicklung der moldauisch-deutschen Beziehungen, was auch die
Studierenden im Prozess des Erlernens der deutschen Sprache motiviert und als repräsentative Visitenkarte des Lehrstuhls für Deutsche Philologie fungiert.
Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie, unter der Leitung von Frau Ala Lipceanu, benutzt diesen Anlass, um der Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ zu gratulieren und
Erfolg zu wünschen bei der Verwirklichung neuer Kulturprojekte, sowie Produktivität und
Innovativität.
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Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm
Mitglied des Landesvorstandes der Volkssolidarität
Mecklenburg-Vorpommern e. V.
Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Bestehen
Ungewöhnliche Freundschaften entstehen oft spontan und aus dem Zufall heraus. Als
der Landesverband der Volkssolidarität Mecklenbur Vorpommern e.V. vor über drei Jahren den Plan fasste, alten, obdachlosen Menschen in der Republik Moldova solidarische
Hilfe zu leisten, der erste große Sachtransport nach Cocier auf den Weg gebracht wurde
und danach bis heute Gelder für den Bau eines Altersheims in Suslen gesammelt wurden,
ahnte niemand, welche Fäden geknüpft würden. Unter den Spendern und Helfern waren
auch Ehepaare aus Berlin, die mit dem „Kulturverein Moldova e. V.“ eng verbunden waren. Sie hatten über die Presse von unseren Aktivitäten erfahren. Von ihnen kam auch der
Vorschlag, im September 2005 zum ersten Mal ein Abend mit jungen Künstlern aus Moldova in Schwerin zu organisieren.
Dieses Konzert wurde ein Riesenerfolg, der einfach zur Wiederholung anregte.
Seitdem entwickelte sich mit dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und seinem engagierten Leiter Konstantin Pawljuk eine sehr freundschaftliche Zusammenarbeit. Das zweite
Konzert 2006 fand in Schwerin und Güstrow statt. Es wurde ebenso bejubelt wie das erste.
Mit Spannung erwarten wir – nun schon fast Tradition – das schon fest eingeplante dritte
Galakonzert.
Diese Abende sind ein Spiegelbild der großen Kultur eines kleinen, heute aufstrebenden souveränen Landes, das auf seine Talente stolz sein kann. Es ist gut, dass wir auf
diesem Weg die Möglichkeit haben, deutsche Zuschauer damit bekannt zu machen. Wir
sind über die heute festen Beziehungen mit dem „Kulturverein Moldova e. V.“ sehr glücklich und dankbar. Wir hoffen noch auf viele Jahre guter Zusammenarbeit.
Wir gratulieren dem Verein zu seinem 10-jährigen Bestehen und wünschen alles Gute,
Erfolg und Gesundheit in seinem unsere Völker verbindenden Wirken.
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Pfarrer Dr. Volkmar Ortmann
Evangelische Kirche Nidderau.
Sehr geehrter Herr Pawljuk, Der „Kulturverein Moldova e.V.“ war bereits zweimal in unserer Kirchengemeinde
zu Gast. Jedes Konzert der jungen Künstlerinnen und Künstler war ein Erlebnis, das beim
Publikum noch lange Eindruck hinterlassen hat. Es wird Musik auf äußerst hohem Niveau
und mit viel Abwechslung geboten. Darüber hinaus bieten die Konzerte Gelegenheit, einen Land Europas kennen zu lernen, dass wenig bekannt ist. Für das Publikum ist es daher ein doppelter Gewinn. Und die Arbeit des Kulturvereins leistet so einen wichtigen Beitrag zur Verständigung und zum Zusammenwachsen
in Europa.
Wir freuen uns auf das nächste Konzert des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in unserer
Gemeinde. Für die weitere Arbeit wünsche ich ihm alles Gute und Gottes Segen für segensreiches Wirken zugunsten der Musik und der Völkerverständigung.
Mit freundlichen Grüßen Ihr Volkmar Ortmann.
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Erich von Hanxleden
1. Vorsitzender
Kulturring Altenstadt e. V.
Wenn man in Altenstadt besser als anderswo weiß, dass Republik Moldau nichts mit
der böhmischen Moldau zu tun hat, sondern ein kleines Land im Südosten Europas ist,
eingezwängt zwischen Rumänien und der Ukraine nahe des Schwarzen Meeres, so ist das
dem Konstantin Pawljuk zu verdanken.
Aus Sorge um das reiche kulturelle Erbe seiner Heimat hat er ganz im Zeichen der
Völkerverständigung vor zehn Jahren den „Kulturverein Moldova e. V.“ ins Leben gerufen um junge einheimische Künstler nach Deutschland zu holen. Hier treten sie u. a. in
Berlin, Stuttgart und Hannover auf und eben auch in Altenstadt, wo sie bereits ein dankbares Stammpublikum haben. Und noch jeder Besucher dieser moldauischen Abende war
nicht nur von den Musikern und Sängern begeistert, sondern ebenso von Konstantin Pawljuk, der sich als brillanter Conférencier entpuppt und seine Gäste mit Witz und Charme
gekonnt durchs Programm führt. Wir denken jedenfalls gern an viele fröhliche Stunden im
Altenstädter Kleinkunsttheater zurück, in denen uns ein kleines Stück Europa mit großer
Tradition auf musikalische Weise näher gebracht wurde.
Das 10jährige Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e. V.“ ist für uns Anlass, seinem
Vorsitzenden Konstantin Pawljuk und dem gesamten Vorstand für die gute Zusammenarbeit und die Vermittlung so vieler kultureller Kontakte ganz herzlich zu danken.
Wir wünschen dem Verein und allen Aktiven auch in Zukunft viel Erfolg und freuen
uns schon auf weitere Gäste aus der Republik Moldau.
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Andreas Loesch
Leiter gesamtstädtische, regionale und
Internationale Kulturarbeit.
Kulturamt, Bonn-Bad Godesberg.
Sehr geehrter Herr Pawljuk,
Ich habe Ihre kulturellen Angebote immer als seriös, qualitativ und interessant empfunden. Die Republik Moldau ist ein neuer Staat auf Landkarte Europas und noch nicht
jedem Bürger in Deutschland bekannt und geläufig.
Es ist dadurch sehr verdienstvoll, dass sich der „Kulturverein Moldova e.V.“ bemüht,
die Kultur Moldaus einem größeren Publikum bekannt zu machen und ihr den ihr zugehörigen Platz im Reigen der Kulturen Europas zu verschaffen.
Ich kann Sie also nur dazu ermuntern, so wie bisher weiter zu machen.
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Carmen Müller
Geschäftsführung
Freizeitheim Stöcken
Landeshauptstadt Hannover.
Das Freizeitheim Stöcken in Hannover wünscht dem Kulturverein Moldova e.V. alles
Gute zum 10-jährigen Jubiläum und bedankt sich für die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit.
Seit auch schon fast 10 Jahren organisiert Herr Konstantin Pawljuk für uns, als dezentrale Einrichtung der Landeshauptstadt Hannover, Gastspiele aus der Republik Moldova; mit jedem Besuch ist es ihm gelungen, hervorragende Künstlerinnen und Künstler
auf unsere Bühne zu bringen.
Wir sind begeistert von Kindertheater, Folkloregruppen oder Gastspielen der klassischen Musik. Wir hoffen, dass diese herzliche, schon fast traditionelle Zusammen­arbeit
auch in Zukunft möglich ist und freuen uns auf das nächste „Kultur-Geschenk“, das der
Verein für uns aus der Republik Moldova mitbringt.
Für das ganze Team des Freizeitheim Stöcken sagt vielen Dank
Carmen Müller
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Olga Gontscharova
Generaldirektor
Büro der unterethnischen Beziehungen
der Republik Moldau.
Die deutsche Gesellschaft unter dem Namen: „Kulturverein Moldova e.V.“ , ist einer
der ältesten gesellschaftlichen Verbände, die von Vertretern der moldauischen Diaspora
gegründet wurde. Für die Enthusiasten, die den Grundstein zu der Tätigkeit des Vereins
gelegt haben, war die vornehmlichste Aufgabe, die Förderung des positiven Images der
Republik Moldova im Ausland sowie die Stärkung der Beziehungen zu Deutschland und
dem historischen Heimatland der Moldauer.
Die wichtigsten Mittel zur Erreichung dieses Ziels, waren die Verbreitung der Kultur
und die Kunst des moldauischen Volkes.
Dank der Tätigkeit des „Kulturvereins Moldova e.V.“ konnten schon heute viele bekannte und berühmte moldauische Künstler, Musikanten und Maler in mehreren deutschen
Städten ihr Können und Schaffen, national-kulturellen Gemeinguts, unter Beweis stellen,
Legender dem Prinzip „Kunst kennt keine Grenzen“, trägt der „Kulturverein Moldova
e.V.“ aktiv zur Völkerverständigung und zur Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen und moldauischen Volk bei.
Durch die Bande der erfolgreichen Zusammenarbeit ist der „Kulturverein Moldova
e.V.“ mit dem Büro der interethnischen Beziehungen der Republik Moldova eng verbunden.
„Mit Hochachtung erkennen wir die edle Mission der Mitglieder dieses Vereins und
dessen Vorsitzenden Konstantin Pawljuk im Prozess um die Entwicklung des kulturellen
Dialogs, der Vereinigung und Konsolidierung unserer in Deutschland lebenden Landsleute um die Idee der Bewahrung der moldauischen Eigenart an“.
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Reinhard Christ,
Besucher der Konzerte junger Künstler
aus der Republik Moldova.
ETWAS BESONDERES !!!
… wir sind schon alle sehr gespannt,
noch kommen Gäste angerannt,
es wird eng im schönen Saal,
groß ist die Besucherzahl,
in den Reihen wird es leise,
jeder harrt auf seine Weise.
Konstantin kommt auf die Bühne,
mittelgroß, er ist kein Hüne,
berichtet uns das, was er weiß,
vom Moldauer Kulturenkreis.
Das Programm ist furios,
man denkt: wie machen sie das bloß?
Die Sängerin trägt Lieder vor,
Instrumentales dringen ins Ohr,
ein kleiner Wicht, ganz ohne Note,
der flötet wie ein Götterbote,
beim Panflötisten macht es nicht die Masse,
trotz handicap- GANZ GROSSE KLASSE!
Ob Geige, Flügel oder Okarina, Am Ende brandet Beifall auf,
die Trachtentänzerin heißt sicher Nina, und Anerkennung gibt´s zuhauf,
ob piano oder forte – eine Spende fällt uns leicht,
BEGEISTERUNG, ganz ohne Worte. die Leistung: sie bleibt unerreicht!
Wir wünschen uns, das ist doch klar,
´ne Neuauflage, nächstes Jahr!
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«Zusammenkommen ist ein Beginn.
Zusammenbleiben ist ein Fortschritt.
Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.»
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EINFÜHRUNG
Im Grunde genommen bin ich weit von den Gesprächen
über das Existieren der höheren Gewalt, Klärung der
Vorzeichensnatur, Aberglauben. Ich glaube nur an eigene
Möglichkeiten, Kenntnisse, Bemühungen. Blickend aber in
die Vergangenheit bin ich mehr davon überzeugt, das Leben
des Menschen sei ein Kaleidoskop gesetzmäßiger Ereignisse,
Situationen, Handeln, die in einem bestimmten Moment in ein
deutliches Bild zusammengefaltet werden – sein Schicksal.“
(FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW)
Die Idee der Vereinsgründung entstand in Wächtersbach / Deutschland. Wer es nicht
weiß, Deutschland ist unterteilt in 16 Bundesländer, Wächtersbach liegt im Bundesland
Hessen.
Es ist eine provinzielle Stadt, und liegt ca. 50 Kilometer von Frankfurt am Main
entfernt. Der Ort bezaubert durch seine Ruhe und Idylle, denn er verfügt über nur wenig
Industrieunternehmen. Hier gibt es so gut wie keine Fabriken und somit kaum hektisches
Treiben.
In dieser Stadt, mit den traditionellen Geranien auf den Balkonen, den stillen Gassen,
mit seinen behaglichen Höfen und seiner landschaftlichen reizvollen Umgebungen, lebe
ich seit 1983.
Vielen sagt der Name „Wächtersbach“ nichts oder nur wenig, obwohl seine
Entstehungsgeschichte ganz ungewöhnlich ist.
Es ist so, dass alle Städte in Deutschland ihr eigenes Stadtwappen haben. Einige
von ihnen zählen mehrere Jahrhunderte. Wächtersbach bekam sein neues Wappen vor
wenigen Jahren. Erst 1982, anlässlich eines Festes des Bundeslandes Hessen, entschieden
die Ortsbewohner, das ursprüngliche Wappen durch das von dem hiesigen Grafiker W.
Malkemus überarbeitete Schild zu ersetzen.
Wenn wir uns das Wappen anschauen, sehen wir einen Wächter am Rande eines
fließenden Baches. Somit scheint alles richtig, denn das Wort „Wächtersbach“ besteht
praktisch aus zwei Wörtern, nämlich „Wächter“ und „Bach“
Bei dem Entwurf des Wappens wurde nicht etwa der ursprüngliche Name des Ortes in
Betracht gezogen, wo heute Wächtersbach liegt. Es stellte sich nämlich heraus, dass hier
im 13. Jahrhundert eine kleine Ansiedlung bestand, die dem Fürstentum Wetterau gehörte.
Die Angaben darüber sind in den Dokumenten im Archiv des Klosters Langenselbold, mit
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der Jahreszahl 1236 datiert, zu finden. Hier wird der Ort als „Weichirsbach“ erwähnt, was
eigentlich die Bedeutung trägt: „der in den See mündete Bach“. Der Name Wächtersbach
wurde demzufolge in den späteren Jahren verändert.
Soweit ich von meinen deutschen Bekannten weiß, haben die Ortsbewohner dieser
Ungenauigkeit keine große Aufmerksamkeit geschenkt und demzufolge nie Zeit und Geld
vergeuldet, um den ursprünglichen Namen wieder herzustellen. Die Wächtersbacher haben beschlossen, einige veränderten Buchstaben könnten dem Gedeihen ihrer Stadt nicht
förderlich sein. Dafür braucht man etwas anderes – man muss viel arbeiten.
Gehen wir wie die Deutschen vor, schenken den Kleinigkeiten keine Aufmerksamkeit, sondern machen einen kleinen Stadtrundgang durch Wächtersbach.
Ich schlage vor zu beginnen, mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeit, dem altertümlichen Schloss, das einen kulturellen und historischen Stellenwert darstellt. Von dem
Platz, an dem sich das Schloss befindet, öffnet sich dem Betrachter das wunderschöne
Altstadtpanorama.
Majestätisch und unzugänglich, als bewache es das Land um sich herum, steht das
Schloss wie ein mittelalterlicher Ritter. Leider ist es nicht mehr in seiner ursprünglichen
Ansicht erhalten, deswegen ist schwer zu sagen, zu welchem Architekturstil es gehört.
Jeder Besitzer hat das Schloss nach seinem eigenen Geschmack und für seine Belange
umgebaut. Erst 1458, als Wächtersbach an den Grafen von Ysenburg fiel, schien das Ende
Jahrhunderte andauernder Querelen gekommen zu sein. Dieser Frieden glich einem Gespenste im Schlosse und war zum Bedauern der meisten Bewohner trügerisch.
Für die Konflikte war es wie immer ein unwesentlicher Grund, der gar nicht beachtet werden sollte. Sie erinnern sich daran, Elena aus Troja hatte großes Aufsehen erregt,
selbst das ganze Reich war ihretwegen zerfallen. Aber wie die Römer sagen „Gäbe es den
Wunsch, den Grund gibt es immer“. Sie werden sich irren bei den Grafen von Ysenburg
gab es solche wunderschöne Gründe wie Elena, nicht. Aber die Römer hatten wie immer
Recht – gäbe es den Wunsch!
So kam es zur neuen Auseinandersetzungen, als sich 1584 die Ysenburger der re25
formierten Lehre zuwandten. Als die lutherischen Pfarrer von der Kanzel herab dagegen
wetterten, wurde ihnen kurzerhand ihr Gehalt gesperrt. Doch erst 1601 kam es zu radikalen Eingriffen, als alle Gotteshäuser von den katholisch-lutherischen Relikten “gesäubert“ wurden. Das kostbare Inventar wurde restlos zerstört. Noch in späterer Zeit hatte
das Schloss diverse Besitzer. Ich werde nicht alle Geheimnisse lüften, sonst hätte „Ihr
Stadtführer“, sollten Sie Wächtersbach einmal besuchen, nichts mehr zu erzählen. Deswegen schlage ich vor, die trübe Atmosphäre des Schlosses zu verlassen und an die frische Luft zu gehen, zumal das Wetter heute wunderschön ist. Der traurige Regen, der in
Deutschland, laut der Wetterberichte, als gewöhnliche Erscheinung empfunden wird, hat
aufgehört. Die Sonne scheint hell und wir können langsam durch den schönen und ungewöhnlichen Schlosspark spazieren gehen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Park größtenteils zerstört.
An seiner Wiederherstellung waren die besten Gärtner Deutschlands beteiligt, ich würde eher sagen, sie haben ihn neu geschaffen.
Hier hat man viele exotische Pflanzen gesammelt, wie – Ginko-, Tulpenbaum u. a. Dank
der beständigen Arbeit der Gärtner wachsen
und gedeihen auch heute noch 180-jährige
Bäume.
Ich möchte auch bemerken, dass die
Parks in Deutschland betonte Merkmale
innerstädtischer Landschaftskulturen sind.
Es gibt auch viele Forstparks außerhalb der
Stadt, die unterstützt durch die Forstbetriebe
gepflegt werden. Manche Menschen bevorzugen hier das Wochenende zu verbringen,
da sie sich gepflegte Erholungsorte ähnlich
dem natürlichen Wald vorstellen.
Ich hoffe, es ist Ihnen gelungen, die
Pflanzen nicht nur zu sehen, sondern gleichzeitig den Duft in sich aufzunehmen. Auf
keinen Fall aber sollten Sie die Pflanzen
dieses Parks pflücken um sie etwas als ein
Andenken mit nach Hause zu nehmen. Dieser Frevel würde Ihnen nicht nur teuer zu
stehen kommen, sonder letztlich der Flora
Quersus robur fastigiata,
schaden. Die Strafe die Sie zahlen müssten,
180 Jahre alt
wäre einerseits sehr hoch, andererseits, täte
es ein Jeder, wer könnte sich noch an dieser wunderschönen Pracht erfreuen. Dafür gehen
wir lieber wieder in die Altstadt zurück um uns an weiteren Sehenswürdigkeiten zu erfreuen. Hier erfahren Sie, dass die Gebäude, wie auch die Leute, ihre eigene Geschichte
haben und sogar auch das Alter. Sie wurden auch geboren, werden alt…, aber nicht sterben. In diesem Gebäude aus dem Jahre 1495 hat sich das alte Rathaus angesiedelt
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Heute beherbergt das Alte Rathaus das Heimatmuseum. Es zeigt vielfältige Gegenstände und Gerätschaften aus
Landwirtschaft und Handwerk. Zahlreiche Fotos und Dokumente erlauben Einblicke in die Geschichte und das Leben
in Stadt Wächtersbach.
In einem Nebengebäude des ehemaligen Adelshofes
Rumpenheim aus 1572 zeigt das Museum eine reichhaltige
Ausstellung von Keramik-Exponaten aus über 170 Jahren.
Gebrauchsgegenstände und reich verzierte Prunkgefäße aus
verschiedenen Stilepochen wechseln sich ab mit Objekten
aus einstigen Kunstabteilung des Werkes. Das Museum
wird vom Heimat- und Geschichtsverein Wächtersbach e.
V. betreut.
Und dieses Gebäude wurde im Jahre 1731 errichtet. Es
ist interessant, denn von Anfang an, bis heute befindet sich
in diesem Haus eine Apotheke.
Diese Apotheke unterstand am Anfang dem fürstlichen
Adel und konnte dennoch von allen Schichten der Bevölkerung für die Gesundung genutzt werden. Diese Informationen bekam ich von Frau Brigitte
Brinkmann, der heutigen Besitzerin. Sie hat die Apotheke von ihren Eltern Ilse und Günther Wetzel übernommen. Die Eltern übernahmen die Apotheke 1960 von ihren Vorgängern.
In Deutschland finden Sie kein verwahrlostes Gebäude aber die Ausnahme bestätigt
die Regel. Sogar die, die schon einige Jahrhunderte und mehr auf dem Buckel haben, sind
in den sorgsamen Händen der Bürgerschaft. Sie werden gehegt und gepflegt, weil sie eine
der tausend Seiten einer großen Chronik darstellen. Mit der deutschen Pedanterie werden
in dieser Geschichte kleine, aber interessante Tatsachen widerspiegelt. Mir zum Beispiel
gefiele diese…
Der Bau der heutigen evangelischen Kirche dauerte ziemlich lange. Er begann 1354
und endete im Jahre 1702. Wahrscheinlich wollte der Architekt etwas Besonderes schaffen, deswegen wurde am Anfang nur die Marienkapelle gebaut. Der Glockenturm, der
ja eigentlich bei einer Kirche den wichtigsten Bauteil darstellt und damit der kirchlichen
27
Ausstrahlung, natürlich auch für den Gottesdienst, sein
Gesicht geben sollte, er wurde erst im Jahre 1514 gebaut,
also, 200 Jahre später. Verständlich, dass der Entwurf
späteren Generationen zu Gute kam. Von der designerischen Seite war man doch schon weit fortschrittlicher.
Der Glockenturm hatte nach seiner Fertigstellung auch
gleichzeitig die Funktion des Aussichtsturms übernommen. Es klingt seltsam, aber unter dem Kreuz der katholischen Kirche konnte der Bau während seiner Entstehungsgeschichte nicht vollendet werden. 1543 sind die
Kirche und auch die Bürger von Wächtersbach von der
katholischen in die protestantische Konfession übergetreten. Um 1702 verkündete das Geläut der Kirchenglocken
nun endlich die Fertigstellung des Kirchenquerschiffes
und gleichzeitig die Vollendung des Kirchenbaus.
Nicht einmal ich hatte es geschafft diese Kirche zu
Evangelische Kirche
besuchen. Als ich diese Geschichte erfuhr, wollte ich mit
eigenen Augen sehen, was für Besonderheiten und ungewöhnliches im Laufe von 4 Jahrhunderten entstanden ist. Ich sage Ihnen ganz ehrlich – die Bauherren der damaligen Zeit
waren echte Künstler und sie haben mit Eifer gearbeitet. Nach den Qualitätsmerkmalen,
betreffs guter Akustik einschließlich des Klangs der Orgel, ist diese Kirche keinem Dom
unterlegen.
Ich denke meine Erzählung würde nicht vollständig sein, würde ich Ihnen nicht über
die Menschen dieser Stadt berichten. Es sind die Bürger die sich auf das Wochenende vorbereiten, denn heute ist Freitag!
Den auswärtigen Besuchern, die schon mehrmals in Deutschland waren, ist das Wort
„Wochenende“ bekannt oder auch als “Weekend“ bezeichnet. Ich habe mich sicher nicht
geirrt, aber dieses Wort findet jetzt immer häufiger in diesem Lande Verwendung und das
nicht nur bei den Englischsprechenden. Das Wort wurde zu einem internationalen Begriff
der Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der
am Ufer eines Sees oder sogar eines Meeres säße, um sich mit seinen Freunden bei einem
Glas Bier, über die Entstehungsdaten irgendwelcher Staaten zu unterhalten. Aber wenn
es dann doch zu Diskussionen kommen sollte, wäre es gleich, ob man es bei einem Glas
Bier oder einem Glas Wein versuchte zu klären. Man stelle sich daher die Frage: würde es
sich lohnen an einem Wochenende über derartige Themen zu streiten. Es wäre viel besser
sich nach einer schweren Arbeitswoche auf gute Laune auf ein frohes Wochenende einzustimmen, wie es hier zu Lande die Deutschen tun!
„Erst die Arbeit – dann das Vergnügen“, so heißt es im Volksmund und das erklärt
eher das Verhalten der Deutschen zur Arbeit und zur Freizeit. Sechs Worte, die es besser
erklären, als ich es Ihnen gegenüber tun könnte. Sie gehen sehr behutsam mit ihrer Zeit
und mit der Zeit der anderen um. In diesem Punkt sind sie übergenau. Ich denke es war,
Ludwig XIV (Louis XIV, Louis le Grand; 1638 - 1715) der einst die Worte sprach: „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“. Die Deutschen sind mit der Etikettenregel und mit
ihrem Handeln wie Könige. Das heißt, sie verspäten sich weder zu einem Termin, noch zu
einer Party. Alles hat seine Zeit und die Zeit hat ihren Preis. Deswegen sind bei den Deut28
schen nicht nur die Stunden und Tage, sondern auch Sekunden bei der Wochenplanung
sorgfältig geordnet.
Während man es sich in anderen Ländern leisten kann, die Arbeitstage mit den freien
Tagen zu tauschen um mitten in der Woche für sich ein Fest zu arrangieren, erinnert in
Deutschland eher die zweite Hälfte des Freitags bereits an das Wochenende. Aber es ist
nur das Präludium dazu, denn das „Wochenende“ ist seit Jahrhunderten ein geprägtes Ritual. Es wird nicht alles so schnell gemacht wie es scheint und die Deutschen beeilen sich
auch nicht. Sie wissen Bescheid, geplant wird nach dem Kalender und aus einem Mittwoch
kann nicht plötzlich ein Sonntag werden. Zuerst kommt die Vorbereitung. Wer vor hat ins
Grüne zu fahren, muss zuerst den Kofferraum nach traditioneller Gewohnheit beladen:
Fleisch zum Grillen, oder bereits Gebratenes. Möchten Sie etwas trinken? Wasser wird
ihren Durst nicht stillen, das macht besser ein Bier. Wenn Sie aber zum Samstagsmarkt
möchten, haben Sie dort eine Möglichkeit viele nötige aber in den meisten Fällen unnötige
Dinge zu erwerben, auch tanzen und populäre Musik hören, die hier von den Stadtbürgern
auf den Straßen und auf den improvisierten Bühnen vorgetragen werden.
Ich erinnere mich daran, dass bei einem Fest moldauischen Musiker die ein Konzert
gegeben haben… Aber darüber berichte ich ein bisschen später. Ich bin mit meinem Denken und Handeln schon wieder einige Schritte voraus und überschreite damit Reihenfolge.
Dieses Land könnte nicht nur nach den wirtschaftlichen Kennziffern sondern auch im Bezug auf Ordnung und Genauigkeit auf dem ersten Platz stehen. Ohne Disziplin kann sich
die Wirtschaft nicht entwickeln.
Die Meinung anderer Völker, die Deutschen seien emotional zurückhaltende Menschen, ist teilweise richtig. Ich würde sagen, dies bezieht sich mehr auf die Arbeit, weil sie
meinen, das sei die wichtigste Bedienung ihres Wohlstandes. Die Deutschen arbeiten ihr
ganzes Leben lang gewissenhaft und wenn sie in den wohlverdienten Ruhestand treten,
übergeben sie den Stab ihren Kindern, und die wiederum… Ohne diesen unendlichen Lauf
des Lebens gäbe es kein deutsches Volk. Die Wissenschaftler behaupten, der Mensch könne kein Perpetuum mobile erschaffen. Wenn Sie einmal Deutschland besuchen, werden
Sie sich davon überzeugen, dass es schon lange existiert. Dieser Staat kennt keine Rast
und Ruh´ bei der Arbeit. Um sich davon zu überzeugen, muss man nicht unbedingt in der
Hauptstadt oder in einer Großstadt leben.
Fahren Sie besser in eine Kleinstadt mit den traditionellen Geranien auf den Balkonen
und mit den gemütlichen Höfen. Kommen Sie nach Wächtersbach oder in eine andere
Stadt, wo Sie die wunderschöne landschaftliche Umgebung genießen können, den berauschenden Duft smaragdenen Grases, die Blumen riechen und das Singen der paradiesischen Vögel hören können. Bei all dieser Pracht finden Sie die Bestätigung des deutschen
Sprichwortes über die Arbeit: „Arbeit hat bittere Wurzel, aber süße Frucht“ (Sprichwort).
Wenn die gleichwertige Mühe dem großen Wunsch beigefügt wird, kann ein Märchen zur
Wirklichkeit werden.
Der berühmte amerikanische Politiker, Diplomat und Wissenschaftler Benjamin
Franklin (Benjamin Franklin, 1706 - 1790) hat einmal gesagt: „der materielle und der geistige Reichtum hängt von zwei Dingen ab – vom Fleiß und der Mäßigkeit“. Vergeuden Sie
keine Zeit und kein Geld, benutzen Sie diese beiden Eigenschaften.
Leider begreifen wir oft zu spät, dass manchmal unschätzbare Minuten von uns vergeuden werden – Klärung der persönlichen, gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnis29
se. Oft vergessen wir darüber, alles in der Welt sei sehr schnell, und das Leben besonders.
Wir sollten uns daran erinnern, unsere Vorbestimmung sei Wissen und Daseinsfreude.
Oh! Wieder ließ ich mich von den hohen Themen hinreißen und habe nicht bemerkt,
wie wir uns meinem Haus genähert haben. Moment, warten Sie einen Augenblick, ich
muss noch meinen Schlüssel herausnehmen. Es gab Zeiten, da waren die Türen nie verschlossen, das aber ist leider Vergangenheit. Es gibt immer mehr „diejenigen“, die „ohne
Einladung“ zu Ihnen kommen. Leider ist diese Sitte schon zur Unsitte geworden! Das
bezieht sich nicht auf Sie, Sie sind die Künstler aus Republik Moldau (Moldova), die auf
Einladung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ gekommen sind.
„Herzlich Willkommen in Deutschland“ mit diesen Worten haben die Mitglieder des
„Kulturvereins Moldova e.V.“ die Gäste aus Moldova begrüßt. Sie, die Mitglieder, kennen meine Schwäche – Überraschungen machen – und nehmen daran immer teil. „Nach
unserer Bekanntschaft, haben wir vergessen, was eigentlich Langweile ist!“ sagen meine
Kollegen. Das ist schön zu hören, besonders wenn man weiß, dass man jemandem geholfen hat und ihn von der alltäglichen Routine, von seinen unendlichen Sorgen befreit hat
und von seinen Träumen erfahren hat. Vielleicht von etwas Unwahrscheinlichem, dass es
in der Welt nie mehr einen Rassen- und Nationalhass, keinen Zwist oder Krieg mehr geben wird und unser Trabant Erde der schönste Planet im Weltall wird. Manche denken, die
Träume seien ein Weggehen von der Wirklichkeit. In diesem Fall stimme ich dem englischen Arzt, Dramatiker und Schriftsteller Somerset Maugham (William Somerset Maugham,
1874 - 1965) zu, der den Traum als Mittel für das Herannahen der Wirklichkeit betrachtet.
Sie haben eine Wahl! Was liegt nahe am Herzen?
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Gäste nach dem Stadtrundgang Hunger bekommen haben und ich als gastfreundlicher Mensch bitte hereinzukommen, wo man bei
Schaumbier klären kann, wann der eine oder andere Staat gegründet wurde. Da stellt sich
auch gleich die Frage, lohnt es überhaupt, über ein derartiges Thema zu diskutieren, zumal
der verlockend gute Geruch vom Grill mit den gebratenen Bratwürsten und dem Fleisch
in der Luft liegt.
Heute ist Freitag. Das Wochenende ist überall das Wochenende… Aber noch ausgeprägter in Deutschland!
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WIE ES ZU DER ERSCHAFFUNG
DES „KULTURVEREINS MOLDOVA“ KAM
„Leider oder vielleicht zum Glück sind wir nicht in der
Lage die Zeit zurück zu drehen, man kann nur versuchen, sie
gedanklich „zurück zu spulen“ und in eine Reihe wichtigste
Ereignisse zusammen zu fügen.“
(FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW)
Es ist erstaunlich, wie es Deutsche und Moldauer schaffen, mit Hilfe von Gesten
und mit Fremdwörtern ein lebhaftes Gespräch zu führen und wie es dennoch gelingt
Missverständnisse auf beiden Seiten erfolgreich zu überwinden. In diesem Fall erinnere ich mich an ein Wochenende vor 10 Jahren als ich mir ein paar Freunde zum Kaffee
eingeladen hatte. Dieser Tag hat sich bei mir ins Gedächtnis eingeprägt, denn es war
nicht nur Faschingszeit, sondern auch… Sie fragen was Fasching ist? Karneval!
Wer denkt und sagt, die Faschingszeit wäre nur eine Vorführung der Masken, wie
beim Maskenball, der hat keine Vorstellung über den Sinn dieser Festivität, die jährlich in
den dafür prädestinierten Orten und Städten ausgetragen werden. Als Karneval, Fastnacht
oder Fasching (auch fünfte Jahreszeit) bezeichnet man verschiedene Bräuche, um die Zeit
vor dem Aschermittwoch in Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude zu feiern. Diese Bräuche haben sich in den zahlreichen Karnevals-, Fastnachts- und
Faschingshochburgen mit spezifischen Eigenarten entwickelt. Ihren Ursprung haben die
Bräuche in einer christianisierten Form der heidnischen Winteraustreibung, wobei ein Bezug zur christlichen Fastenzeit entstand.
Während die Braut mit ihrem schönen Kleid sich stolz den Verwandten oder Nachbarn zeigt, so präsentiert sich der Karnevalist in seinem Kostüm der Gesamtheit der am
Straßenrand stehenden Bevölkerung.
Die Menschen an diesen Orten zeichnen sich als geschickte Modeschöpfer aus.
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Heißt es doch nach der gerade vollendeten Faschingszeit, schon wieder ein ausgefallenes Kostüm für die nächste Saison zu finden, um damit als Meister der Maskierung Ansehen zu gewinnen. Nicht allein die Menschen verkleiden sich zu dieser Zeit, nein, auch
alles um sie herum findet ein verändertes Aussehen. Gleichzeitig veranstalten sie Umzüge
mit geschmückten Fahrzeugen, die sich unter dem Jubel der am Straßenrand stehenden
maskierten Narren durch die Straßen der Orte und Städte schlängeln. Die geschmückten Wagen ähneln fahrenden Marktständen auf denen teils auch das Handwerk, wie das
Kunsthandwerk der einzelnen einheimischen Betriebe gezeigt wird. Ähnlich einer Ausstellung werden Erzeugnisse aus Holz, Stein und Glas, aber auch einzigartige Kunstwerke
aus Obst, Gemüse und Früchten gezeigt.
Da werden verschiedene Formen und
Figuren aus gelben Kürbissen geschnitten,
die sich dann in den unmöglichen Formen
von Gesichtern und Fratzen widerspiegeln.
Bewundernswert sind die Bilder, die sich
als Blumenornamente, gefertigt aus roten
Rüben, Radieschen, Äpfeln und anderen
Früchten, darstellen. Es ist eine Parade der
Ideen. Der menschlichen Fantasie sind hier
keine Grenzen gesetzt. Die Begeisterung
findet ihren Höhepunkt in der Darbietung
traditioneller Märsche, Polkas und Walzers,
die als musikalische Umrahmung den Festumzug begleiten. Nirgendwo anders kann
man die Volkstümlichkeit in der Weise erleben, sehen und hören. Ich hoffe, der Lärm
des Karnevals und Ihre Versetzung, nach
meinen Erzählungen, in diese Jahreszeit hat
sie nicht sehr ermüdet.
Nun aber lassen Sie mich mit meiner
Erzählung über den für mich denkwürdigen
Tag vor 10 Jahren fortfahren. Die Gäste, die
ich geladen hatte, verstanden sehr schnell, was mit der Einladung zu einer Tasse Kaffee
gemeint war. Es war die Hausmusik, die sie in dieses Haus geführt hatte. Es war keines32
falls eine organisierte Einladung zum Auftritt darbietender Künstler, denn die Anwesenden waren selbst die Darsteller für das folgende Konzert, das sich in meinen vier Wänden
abspielen sollte. In den deutschen Gesellschaftsschichten gibt es viele Berufsgruppen, wie
Ärzte, Lehrer, Anwälte etc., deren berufliche Tätigkeit wenig mit der Musik zu tun hat,
aber das Gehör und das Gefühl für die Musik und dem zufolge das spielen eines Instrumentes dennoch ausgeprägt ist. Im Rahmen des kommunikativen Zusammentreffens werden im engeren Kreis nicht nur Neuigkeiten des täglichen Lebens ausgetauscht, sondern
man trifft sich auch um ein wenig miteinander zu musizieren.
Zu den erschienenen Gästen des heutigen Tages gehörte auch Frau Brigitte Brinkmann. Sie ist Besitzerin der Hof Apotheke (Hausname). Neben den ihr sehr bekannten
Rezepturen und Tinkturen, die sie ihrer Kundschaft verabreicht, spielt sie auf der Flöte
ausgezeichnet seltene Werke eines alten
Komponisten, der an dieser Stelle unbekannt bleiben möchte. Seine Stücke sind
meiner Meinung nach hinreichend originell. Wie ein Glöckchen so rein klingt
die weibliche Stimme im Duett mit der
gespielten Flöte. Der Vokalpart wird von
Diana Müller (geb. Remmel) gesungen,
die ausnahmslos einen seltenen Tempra
Koloratursopran hat. Jedes Mal wenn
sie singt, denke ich, sie könnte eine große Karriere als Opernsängerin machen.
Da dem aber nicht so ist, werden vielleicht ihre Kinder Katharina, Johannes und Christian
einmal große, weltberühmte Musiker?!
Und auch die Tochter von Frau Brigitte Brinkmann, Eva, wird heute ihr Debüt zum
Besten geben. Eva hat es vorgezogen statt auf der Flöte zu spielen, wie die Frau Mama,
sich mehr für das Klavier zu interessieren. Sie hat ein Fragment aus dem Musical „Fantom
der Oper“ vorgetragen. Auch mein Sohn Alexander spielte ein Terzett aus der Oper „Die
weiße Dame“ und „Kleine Sonatine“.
Alles was wir benötigen, ist die seelische Stimmgabel, die uns zur musikalischen Harmonie inspiriert. Obwohl die anwesenden Musikanten noch nie in einem derartigen „Saal“
gespielt haben, ist es bewundernswert
und zugleich bemerkenswert, wie unruhig die Solisten bei der musikalischen
Vorführung sind, entspricht es doch dem
menschlichen Tun Kritik in jeder Form
zu verteilen. Sie drücken ihre Meinung
aus, wie sie meinen die Darbietung zu
empfinden. Teils als freundlich gemeinten Ratschlag, andererseits in Form eines Lobes. Natürlich wünscht sich jeder
Künstler frei von negativen, dafür mehr
an positiven Begutachtungen zu erfahRosa Rummel-Pawljuk, Rechtsanwalt Uli
ren. Daher oder genau deswegen finden
Brinkmann, seine Gattin Brigitte Brinkmann
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unsere kleinen Konzerte in möglichst häuslicher Atmosphäre statt, wo kritische Bemerkungen eher einem familiären Charakter unterliegen. Als Kritiker stehen zur Verfügung:
der Mann von Frau Brigitte Brinkmann, der Anwalt Uli Brinkmann, meine Frau Rosa
Rummel-Pawljuk und auch der Mann von Diana Müller, der IT-Projektmanager Stephan
Müller.
„Sehr geehrte Damen und Herren!“ Ich wollte gerade mit der feierlichen Begrüßung meiner Gäste beginnen, da unterbricht mich das Läuten meines Telefons. Nach einem kurzen Gespräch, konnte ich die Begrüßung fortsetzten.
„Ich möchte ihnen eine gute Nachricht mitteilen…“. Und genau hier, an dieser Stelle,
es war wie in dem Theaterstück von Nikolai Gogol (1809 - 1852) „Der Revisor“, machte
ich eine kleine Kunstpause, denn es kam mir in Erinnerung, dass eine der Szenen mit diesen Worten begann. Wer also mit der klassischen Literatur vertraut und möglichst noch
Kenner dieses Stückes ist, dem werden die folgenden Worte sicher bekannt sein: „Zu uns
kommt ein Revisor…“. An dieser Stelle musste ich mir ein verschmitztes Lächeln unterdrücken, wusste ich doch im Augenblick nicht, wie ich meinen Gästen den Anrufer vorstellen sollte. Als einen meiner alten Bekannten, als Kollegen von der Musikhochschule
oder, oder…
Aber wie sagt man doch so schön, alles
braucht seine Zeit. Jetzt aber erwartet uns
erst einmal der schon so lange versprochene
Kaffee mit Kuchen.
Zu der typischen Charakteristik
Deutschlands, als dem Land des Bieres und
der Würstchen, als da wären Frankfurter
Würstchen, bayrische Weißwurst, Berliner
Bockwurst, aber auch die weltweit bekannte Currywurst. Alle diese Köstlichkeiten haben neben dem Bier in diesem Lande ihren
Platz gefunden. Über alle dem, sollten wir
als eine gute Zutat zum Kaffee, Kuchen und Gebäck nicht vergessen.
Ich bin zwar keine allzu große Naschkatze, aber den hier zu Lande angebotenen Croissant (fr. croissante), kann ich bedauerlicherweise nicht widerstehen. Ich habe nirgendwo
der Gleichen gesehen. Ich glaube unsere direkten Nachbarn, die Franzosen, sie mögen mir
bitte verzeihen und sollten auch nicht beleidigt sein wenn ich sage, dass dieses halbmondförmige, aus Blätterteig bestehende Gebäck, welches letztendlich auch noch auf der Zunge zergeht, keine Erfindung der Franzosen ist. Leider muss man ihnen diesen Anspruch
aberkennen, haben sie doch dem Gebäck einzig und allein nur den Namen gegeben. Sie
haben das Gebäck erst viel später in ihrem Lande eingeführt, nach dem dort ein Wiener
Bäcker diese Teigware unter dem Namen Wiener Kipferl seiner Kundschaft angeboten
hat. Somit also ist die Heimat des Croissants Österreich. Nun kann ich nur hoffen, dass auf
Grund meiner schriftlichen Aussage kein internationaler Konflikt entsteht.
Ich merke schon, sie werden ein wenig ungeduldig, möchten sie doch endlich wissen,
welchen Gast ich ihnen bisher vorenthalten habe. Bitte haben sie noch ein wenig Geduld
und Ihre Neugier wird in kürze befriedigt. Die Bäckereien in den ländlichen Regionen
Deutschlands sind meistens im Familienbesitz, so dass Personal noch aus Familienan34
gehörigen besteht. Leider aber scheinen die Tage dieser privaten Unternehmen bereits
gezählt zu sein, weil Großbäckereien den kleinen Landbäckereien das Leben schwer machen. Quantität steht vor Qualität. Um das aufrecht zu erhalten, versuchen die ortsansässigen Backstuben nach alten traditionellen Hausrezepten, die von Generation zu Generation
weiter gegeben werden, insbesondere zu den Festtagen mit Besonderheiten an Backwaren, wie z. B. Weihnachtskuchen oder Baumkuchen etc. zu begeistern, in der Hoffnung
darauf neue Kundschaft zu gewinnen, aber auch allein als Kampfansage ums eigene Überleben.
In den Städten sind es oft noch die Cafés die ihre eigene Ware aber auch bereits „industriell“ gefertigte Kuchen und Torten anbieten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass
bei der Vielfalt der Angebote, der Kunde mit dem Problem fertig werden muss, für welchen Kuchen er sich entscheiden muss. Allein das Angebot neigt dazu, alles zu verzehren,
was sicherlich der eigenen Gesundheit nicht dienlich ist oder vielleicht von allem einmal
zu kosten und zu probieren.
Ich erlaube mir Ihnen einen Hinweis zu geben. Moldau ist das Land des Weines. Es
ist ein Nationalgetränk und wird dem Besucher gern angeboten .So wie in England gerne
der Tee gereicht wird, trinkt man in Frankreich gern Cognac. In Deutschland lädt man seinen Besuch gern zum Kaffee ein. Aber halt, fast hätte ich Sie in die Irre geführt. Auch in
Deutschland gibt es Regionen, da hat der Tee vor dem Kaffee Vorrang. Es ist die Region
um Ostfriesland, im Norden der Republik. Doch kommen wir wieder zurück zu unserem
Kaffee, der sich mit seinem Duft und seinem Aroma durch das ganze Haus verteilt. Allein
das gelesene Wort, führt dazu, dass man den Geruch bereits in der Nase verspürt.
Diesen Moment muss man einfach genießen um an nichts anderes zu
denken, als an den guten Geschmack
und die Freunde, mit denen man diesen Augenblick verbringt.
Sie erinnern sich, dass ich Ihnen einen telefonisch angemeldeten
Besuch angekündigt habe. Ich stelle
Ihnen liebe Freunde Herrn Aurelian
Danilă – einen alten Bekannten aus
Moldova mit seiner Frau Elena vor.
Herr Danilă und ich haben zusammen an der Musikhochschule in
Chişinău studiert. Als er erfuhr, dass sich bei mir Musikliebhaber als Gäste versammelt
haben, wollte auch er gern auf der Klarinette spielen um sich dabei an seine Jugend und
an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern.
Ich musste feststellen, dass sich mein „wichtiger“ moldauischer Gast, als ein solcher
wurde er in einer deutschen Gazette („Mitteilungsblatt“ der Bessarabiendeutschenvom vom 15.
April, 1993) genannt, seit unserem letzten Treffen im Jahre 1993 kaum äußerlich verändert
hat. Seine Person strahlte Ruhe und Gelassenheit aus. In seinen Bewegungen fand ich
keine überstürzte Hast, seine förmliche Art, seine langsame Sprechweise, all das waren
Vorzüge, die er für die Ausübung seines Amtes als Botschafter der Republik Moldau in
der Bundesrepublik Deutschland, benötigte. Er wusste, dass eine hastige Redeweise und
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ein spontanes, unbedachtes Antworten auf die ihm gestellten Fragen zu Diskussionen in
diplomatischen Kreisen führen können.
Ich habe ihnen mit meinen letzten Zeilen soviel über Aurel Danilă erzählt und hoffe, dass sie sich ein Bild des Menschen machen konnten, mit dem ich einen Teil meines
Lebens gemeinsam gehen durfte. Sein Besuch in meinem Hause und natürlich an diesem
Tage war selbstverständlich völlig inoffiziell und genau das inspirierte ihn seine Musikalität auszuspielen in dem er ein Werk des weltweit bekannten Komponisten Anton Dvorjak
(Antonín Leopold Dvořák, 1841-1904), den Slawischen Tanz Op, 72, Nr. 2 zum Besten gab.
Er gewann mit seinem Spiel, wie in der Jugend, die Aufmerksamkeit des anwesenden
Publikums.
Aurel hat mit einer hinreißenden Begeisterung über die in den letzten Jahren geschehenen Ereignisse in Moldau gesprochen, dass einer meiner Freunde ihm die Frage stellte:
„Könnten wir vielleicht einen Kontakt zwischen Moldauer und Deutschen, oder gar einen
Kulturaustausch zwischen den Ländern herstellen?“
Es war eine berechtigte Frage und natürlich wäre das im Prinzip möglich. Denn die
90er-Jahre haben im Zusammenhang mit dem Zerfall der Sowjetunion und der damit verbundenen Anerkennung Moldawiens, als souveräner Staat, die Grundlage derartiger Verbindungen gelegt. Es wurde in diesem Moment eine Idee geboren, die mich persönlich
nicht mehr los ließ und sich in mir viele noch zu überdenkenden Fragen zu dieser Thematik aufwarfen.
„Man müsste eine Organisation, sprich: einen Verein gründen. Einen Verein mit gemeinnützigen Strukturen. Wichtig dabei war die Frage nach der finanziellen Seite. Meine
zur Aussage gebrachten Gedanken waren scheinbar aussagekräftig genug, um die Anwesenden zu überzeugen. Aurel Danilă, als Vertreter der Republik Moldau, versprach uns
Hilfe und Unterstützung bei der Verwirklichung unserer Gedanken. Zu diesem Zeitpunkt
hatte er allerdings seine Aussage nicht präzise interpretiert, somit war nicht ganz klar,
handelte es sich nur um eine moralische Unterstützung oder…
Als ich mich später von meinen Gästen verabschiedete, erinnerte ich mich an die
Worte Alexander Sergejewitsch Fedico, der da sagte: „Mein Junge, vergessen Sie niemals, dass jedem Menschen bei der Geburt die künftige Neigung vom Schicksal vorausbestimmt wurde und es ist zwecklos davor zu „fliehen“. Das Schicksal holt Sie stets wieder
ein und verlangt nach der Aufarbeitung der vergeudeten Zeit!“
Eines sagt uns dieser Spruch allerdings nicht. Er sagt uns nicht, dass das Leben teils
ein erschütterndes und teils ein unvorhersehbares Etwas ist! Nie hätte ich vermutet, dass
ich noch heute, nach so vielen Jahren, mit den folgenden Worten vor das Publikum treten
werde: „Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kulturverein Moldova ist froh Sie zu dem
Konzert moldauischer Künstler begrüßen zu können!“
Dazu jedoch ein bisschen später, wir befinden uns erst einmal im Jahre 1998. Es beginnt der Prozess der Vereinsgründung.
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DIE ENTSTEHUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA e.V.”
„Wenn ich eine Möglichkeit hätte, alles von Anfang an zu
beginnen, würde ich denselben Weg noch einmal gehen, mit
allen seinen Fehlern, Schwierigkeiten und Enttäuschungen.
Dahinter steckt immer Sieg des Charakters, Willens und der
Beharrlichkeit. Im Endeffekt bekommst du eine Belohnung,
Vertrauen und Respekt der Menschen, ihren Glauben an dich.
Das Wichtigste aber – zuverlässige und treue Freunde.“
(FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW)
Es kommt einer Kindesgeburt gleich – man erfährt und entdeckt für sich selbst stets
neue, unbekannte und unerwartete. Dennoch darf man sagen, an die Probleme, wenn man
damit umzugehen weiß, gewöhnt man sich sehr schnell. Denn ohne Schwierigkeiten kann
die ganze Angelegenheit bald langweilig werden. Schnell ertappt man sich im Leben bei
dem Gedanken, es könne einem an irgendetwas fehlen. Oft ist es die Atempause, die man
sich gönnen möchte, aber Probleme dulden nun mal keinen Aufschub und kommen ohne
Vorwarnung und im unpassenden Moment. Zum Glück wird die Aufregung, ausgelöst
durch das Problem, zur zweiten Chance, die sich ein jeder vom Leben erhofft. Folglich
erfährst du ein unerklärliches Gefühl der Freude wenn das, was sich dir als Problem in den
Weg gestellt hat, zu einem gelungenen Ergebnis wird.
Genau solche Gefühle hatten wir am 25. Juni 1998 – am Tage der Geburt unseres Vereines, dem «Kulturverein Moldova».
Damit der eines Tages seinem Zweck erfolgreich und dienlich wird, mussten wir uns
mit einem ungewöhnlichen aber zwangsläufigen Wortinstrumentarium auseinander setzen: Satzung (Statuten), Tagesordnung, Protokoll, Berichte, etc. Ohne die tatkräftige Hilfe
und Unterstützung der Mitstreiter, die dem künftigen Verein die besten Assistenten waren,
wäre diese gute Sache nicht zu meistern gewesen. Ihnen gebührt in diesem Werk die namentliche Anerkennung. Frau Susann Schirmer, Herr Dr. med. Herbert Schirmer, meine
Gattin Frau Rosa Rummel-Pawljuk, Herr Thomas Knöss, Frau Irmgard Remmel, Frau
Dr. med. Brigitte Kunz, Herr Klaus-Peter von Kintzel, sie waren die Mitglieder der ersten
Stunde, meine Wenigkeit der Autor mit einbezogen.
Genau diese Menschen waren es, die Dank ihrer Kenntnisse, ihrer Geduld und ihren
Wünschen, wie Paten beiseite standen, um dem Geschöpf „Verein“ auf die Welt zu helfen
um ihm auch gleichzeitig die ersten Schritte beibrachten. Diese Leute waren in einer noch
viel schwierigeren Situation, im Vergleich zu jenen, die später ihre Plätze einnahmen und
sie waren es auch, die die ersten Projekte lenkten, die ersten Kontakte knüpften und die
ersten Auftritte begleiteten.
Ich erinnere mich, es war die erste Sitzung, die wichtigste im Leben eines Vereins.
Für die vollwertige Existenz und das künftige Bestehen eines Vereins war von größter
Wichtigkeit, die Statuten, also die Lenkung des Vereins als Richtung weisendes Element
zu erarbeiten.
Was wäre denn ein Verein ohne einen Vorstand und ohne einen Vorsitzenden an seiner
Spitze. Kurzerhand wurde die Wahl des Vorstandes eingeleitet und zu meinem Erstaunen,
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ergriff Herr Dr. Herbert Schirmer das Wort und verkündete die Eigenschaften des Mannes,
der diesem Verein künftig als erster Vorsitzender vorstehen sollte. Es sollte eine Persönlichkeit sein, mit den Eigenschaften wie Verantwortung, Kompetenz aber auch Geselligkeit und er sollte die Republik Moldau gut kennen. Es war der Moment, bei dem mir aus
Verlegenheit und einem Funken Eitelkeit die Worte fehlten, denn alle Blicke waren in diesem Augenblick auf mich gerichtet. Trotz der Worte: „Herr Pawljuk, nehmen Sie die Wahl
an?“, hat man mein Schweigen in diesem Kreis als Zustimmung empfunden und man hat
mich einstimmig zum ersten Vorsitzendes des künftigen Vereins «Kulturverein Moldova
e.V.» ernannt. Natürlich, das e.V. kam dann ein wenig später, nach dem es gesetzmäßig im
Vereinsregister eingetragen wurde.
Ehrlich gesagt, es fällt mir schwer den inneren Zustand zu beschreiben, der mich in
dem Moment ergriffen hat. Es war alles drin! Freude, Zweifel und sogar Angst. Als ob ich
körperlich die Last spürte der mir auferlegten Verantwortung. Ich werde auch nicht verheimlichen – es ist sehr angenehm, wenn man dir vertraut.
Die erste Sitzung und gleichzeitige Vereinsgründung näherte sich dem Ende zu. Alle
waren fröhlich gelaunt und die Diskussionen beendet. Die organisatorischen Fragen geklärt und alle verpflichtenden Aufgaben verteilt, insgesamt also ein gelungener Abend mit
dem Ergebnis, dass alle Teilnehmer etwas der Nachwelt hinterlassen haben.
Schon am 27. November 1998 war der Name «Kulturverein Moldova», rechtskräftig
beim Landgericht Hanau eingetragen (Nummer des Vereins VR 3994) und damit im Vereinsregister registriert und durfte von nun an die Bezeichnung e.V. (eingetragener Verein)
tragen.
Was nun folgte, war eine Gratwanderung, der ich mich selbst untergeben musste. Die
Motoren wurden angeworfen und hatten sich nunmehr im Sinne des Vereins zu drehen. Es
war auch der „innere“ Motor, der mich vorantrieb, ohne Rasten und Ruhen, alle Kraft der
kulturellen Aufgabe zu widmen nach dem Motto: „Es gibt viel zu tun, packen wir es an!“
Genau danach lebe ich. Denn wenn es heißt eine Veranstaltung zu organisieren, dann ist
gewöhnlich die Zeit sehr kostbar. Denn es sind mit weilen zu viele Dinge um die man sich
kümmern muss und erledigt werden müssen, damit das Projekt möglichst fehlerfrei über
die Bühne läuft. Wo ist eigentlich der Anfang bei einer geplanten Veranstaltung? Holt man
moldauische Künstler nach Deutschland, stellt sich die Frage, über die Veranstaltungsorte.
Werden die Künstler zu den vereinbarten Terminen nach Deutschland kommen können?
Hier ist einerseits die Diplomatie gefragt, um Einreisebewilligungen für die Künstler
planmäßig zu erhalten. Die Räumlichkeiten für Auftritte sind zu organisieren, Einladungen sind zu verfassen um sie letztendlich zu verschicken. Als unruhiger Geist werde ich
jeden mit Aufgaben beseelen, bis die Sache ordentlich steht und nur noch das Notwendigste mit den Teilnehmern vor der Veranstaltung zu besprechen ist.
Später nach allen Eindrücken verspüre ich eine angenehme Müdigkeit. Dann entsteht,
wie ich es nenne ein so genannter „Kinoeffekt“. Die Gedanken drehen sich wie in einem
Film ab. Im Unterbewusstsein laufen die einzelnen Fragmente der Veranstaltung noch
einmal in dem ich einige Abschnitte heraus schneide, andere, die nach meiner Meinung
erfolgreich waren, werden in meinem Gedächtnis gespeichert um sie bei einem späteren
Drehbuch wieder einzusetzen. Zum Beispiel wie dieser Gedanke, … STOP Aufnahme!
Es war der 31. Januar 1999 – Präsentation des „Kulturvereins Moldova e.V.“. Ich
schlage vor, dass wir uns das damalige Geschehen gemeinsam anschauen.
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Das Bürgerhaus ist schlicht und ergreifend ein Kulturhaus. Wir haben es nicht zufällig
gewählt, nein wir haben beschlossen, solange wir nicht über eine eigene passende Räumlichkeit verfügen, diesen Saal mit seiner angenehmen Einrichtung als offiziellen Erstaufführungsort in Betracht zu ziehen. Dieser Kulturkomplex war ausnahmslos passend für
die Durchführung unserer Veranstaltung. Heute, um 18.00 Uhr wird die erste festliche
Veranstaltung unsers Vereinslebens staatfinden.
Es war der Moment, auf den der Vereinsvorstand mit voller Ungeduld gewartet hatte.
Die Mitglieder konnten den Augenblick der Zeremonie nicht erwarten und haben sich
schon lange vor dem Beginn der Veranstaltung eingefunden.
Die ersten Anwesenden waren mein
Stellvertreter Herr Dr. med Herbert
Schirmer nebst seiner Gattin Susann.
Ich möchte an dieser Stelle bemerken,
dass Herr Dr. med. Herbert Schirmer
seine Vereinsposition anfangs mit großer Zurückhaltung betrieben hat. Erst
später hat er sich zusammen mit seiner
Frau derart für diese Sache begeistern
können, dass aus ihnen aktive Teilnehmer an den vom Verein organisierten Veranstaltungen wurden, sich gleichfalls aber auch
zu eigenständigen Initiatoren entwickelten.
Allmählich trafen auch die anderen Vereinsmitglieder ein um der ersten Veranstaltung des Vereins beizuwohnen. Natürlich man merkte auch ihnen die Aufregung an. Es
war ein schönes Gefühl, erleben zu dürfen, dass sich neben den Wächtersbacher Bürgern
auch die regionale Presse für unsere Vereinsarbeit interessierte.
Nach dem alle zu erwartenden Gäste eingetroffen waren, lag nichts näher als mit der
Veranstaltung zu beginnen. Es war wohl der unvergesslichste Augenblick in meinem Leben, als ich die folgenden einführenden Worte in Richtung Publikum sprechen durfte.
„Liebe Freunde! Ich bin froh, sie so zahlreich zur Eröffnungsveranstaltung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ begrüßen zu dürfen. Es berührt mich mit besonderem Stolz, ihnen als heutige Ehrengäste die politischen Vertreter der Republik Moldau, den Botschafter
in der Bundesrepublik Deutschland Herrn Aurelian Danilă und den Generalkonsul Herrn
Nicolaie Buga vorstellen zu dürfen. Ich halte diesen Besuch für besonders wichtig, da die
Ziele der Gründung des Vereins in
der Wiederherstellung der kulturellen Beziehungen der Bundesrepublik
Deutschland und der sich entwickelnden souveränen Republik Moldau
zu Grunde liegen. Die Kultur beider
Völker vorzustellen, ist uns nicht nur
eine große Ehre, sondern gehört zu
den verantwortlichen Aufgaben, der
wir uns mit der Gründung dieses Vereins beschlossen haben.”
Die Menschen, die an diesem
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Abend gekommen waren, um mit uns gemeinsam die freudige Feier zu erleben waren voller Ratschläge und Wünsche. Herr Dr. med. Herbert Schirmer hat im Interview gegenüber
einer regionalen Zeitung zum Ausdruck gebracht, was bei ihm den ausschlaggebenden
Anstoß zur Teilnahme an der Gründung des Vereins gegeben hat: „… für mich ist es etwas
Neues. …es sei weniger ein Versuch, vielmehr eine Versuchung, die beiden Länder, ihre
Menschen, einander näher zu bringen.“ 1
Welche Begegnung kann allein durch ein freundliches Gespräch gefestigt werden.
Natürlich gehören ein paar weitere Dinge dazu, Musik, Tanz, Gemütlichkeit und nicht zu
vergessen ein paar Gläser Wein... Ich denke die genaue Zahl sollte der Leser selbst eintragen, dies ist nicht Sache des Autors.
Auf einem unserer folgenden Vereinsabende begannen wir uns mehr den Aufgaben
anzunähern, für die wir den Verein gegründet haben. Es entbrannten heiße Diskussionen
über die künftigen Projekte.
Wie gestalten wir den Inhalt? Wer könnte uns helfen? Zu wem müssen wir Kontakte
knüpfen?
Wir begriffen schnell, dass uns allein die Pläne zur Realisierung künftiger Projekte
nicht weiter helfen, sondern wir müssen uns laut zu Worte melden, sprich: „die Werbetrommel rühren!“ Wenn es uns gelingt, die Aufmerksamkeit und das Interesse verschiedener Institutionen zu wecken und sie als Sponsoren zu gewinnen. dann wäre das eine Sache,
die die Arbeit unseres Vereines dienlich sein könnte. Auch sei den Privatpersonen unser
Dank gewiss, die stets bereit waren und sind unsere Arbeit zu unterstützen.
Aber, es musste einfach etwas Neues, etwas Originelles geschaffen werden, über das
es galt nachzudenken. Diese Aussage war der Anstoß einer heftigen Diskussion, die zu
erhitzten Reaktionen führte. Jede noch so schwierige Situation fördert manches Mal auch
eine Lösung zu Tage. Um der angespannten Lage ein Ende zu bereiten, gab ich die folgenden Worte zum Besten.
„Wir sollten die Hoffnung nicht verlieren und uns daran erinnern, dass alle mal angefangen haben und die hatten auch nicht gleich den großen Erfolg. Wie gesagt: Aller
Anfang ist halt schwer!“
Plötzlich hatte ich einen blendenden Einfall. Durch meine Gedanken dreht sich immer
wieder dieses Wort – KOCHKUNST! Natürlich, genau das ist es was wir brauchen. Versuchen wir einfach die kulinarischen und die musikalischen Meisterwerke mit einander
zu verbinden. Als ich dann meine Gedanken in Worte fasste, wurde das Vorhaben mit
großer Begeisterung aufgenommen. Selbstverständlich legte niemand einen Widerspruch
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ein, womit die Idee eines neuen Projektes geboren wurde. „Kunst und Kulinarie“. Ich will
nicht verheimlichen, dass auch unter den Vereinsmitgliedern wahrhafte Kenner kulinarischer Kochkünste waren. Insbesondere die Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
Moldauer in die Geheimnisse der deutschen Küche einzuführen.
Sie glauben nicht, dass sich Kulinarisches mit Musikalischem in Einklang bringen
lässt?
Ich denke schon, dass die Ohren und der Mund zu den „Gourmets“ gehören, wenn es
um den guten Geschmack geht. Doch lassen Sie es die Aufgabe derjenigen sein, die sich
damit beschäftigen werden, Musik und eine gute Kochkunst so zu gestalten, dass sie mit
einander harmonieren. Ich bitte aber zu bedenken, Musik ist nicht gleich Musik und wenn
wir sie hier der Kunst des guten Geschmacks in Verbindung bringen, dann muss das auch
auf die Musik zu treffen. Ich denke, ich liege nicht falsch, wenn ich sage zu einer exzellenten Mahlzeit gehören ausschließlich musikalische Werke alter Meister und nicht die
Nachahmungen moderner Komponisten. Ich meine schöne Musik, die auf sieben Noten
aufbaut. Aber auf welche? Erinnern wir uns, dass die Welt der Mathematik aus 10 Zahlen
besteht und wie viele geniale Entdeckungen sie beinhalten.
Nun ziehen wir mal die Kochkunst in Betracht, was sie entsprechend ihrer Phantasie
auf den Tisch bringen. Die Vorspeise, das Hauptgericht und die Nachspeise. Wie viele Zutaten sie benötigen und welche Möglichkeiten sie haben, den Geschmack zu spezifizieren,
das ist die Exaktheit der ausgewogenen Kochkunst. Es ist wie bei der Musik! Je nachdem
wie die Noten geschrieben wurden, wie der Dirigent den Takt führt, dementsprechend
klingt die Musik. Hören sie beim Braten dem Fleisch in der Pfanne einmal genau zu. Sie
werden erleben, wie es in der Pfanne singt, wenn der Garprozess beginnt. Demzufolge
liegen doch Kochkunst und die Kunst zur Musik dicht beieinander. Wer einen guten Geschmack hat, liebt also beides, oder!? Merken Sie, wozu wir als Kulturverein fähig sind?
Jetzt möchten Sie sicherlich Mitglied in unserem Verein werden. Dann sollten Sie sich
beeilen, um baldmöglichst zu den Mitstreitern kulinarischer Erfindungen zu gehören.
Bei der großen Anzahl der Rezepte, die die Mitglieder während der Diskussionsrunde aufgeschrieben haben, könnte man schon den ersten Band einer kulinarischen Kochbuchreihe herausgeben. Übrigens werde ich Ihnen dabei eine Episode des amerikanischen
Präsidenten Bill Clinton (William Jefferson „Bill“ Clinton; *1946) zum Besten geben. Clinton
hatte stets einen Traum verfolgt, den er allerdings erst nach seiner Präsidentschaft verwirklichen konnte. Er hat ein Buch herausgegeben, in dem er die kulinarischen Rezepte
seiner Angehörigen, Freunde und Bekannte gesammelt hat. Sicherlich sind demzufolge
auch Rezepte dabei, die er von seinen Reisen als Staatspräsident mitgebracht hatte. So
wird die Kochkunst mit dem einen oder anderen vereint, also nicht nur mit der Musik, sondern wie in diesem Fall mit der Politik. Sie können sich natürlich selbst davon überzeugen,
wie man diese „Gewürze“ richtig mischt und in Zusammenhang bringt, nämlich in dem
Sie an unserem Projekt mitwirken.
Damit das was wir tun nicht in Gewohnheiten ausartet werden wir uns immer neuen
Fragen stellen müssen. Unser Mitgliederbestand zählt Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten. Jeder hat seine eigene Meinung und hat
das Recht die Ideen und Vorschläge einzubringen. Unterschiedliche Auffassungen und
Aufregungen bei den Sitzungen gab es immer und wird es immer geben. Wichtig ist, dass
wir am Ende zu einem einheitlichen Ergebnis kommen.
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Aber niemals sind wir wegen einer Meinungsverschiedenheit auseinander gegangen.
Anfangs hatten wir alle keine Erfahrungen mit dem Vereinsleben, aber wir haben mit der
Zeit gelernt, dass Verein nicht nur ein Hobby oder eine Vergnügungsstätte ist, sondern ein
Freundeskreis den die Zeit und die Arbeit zusammen schweißt.
Mitläufer, die meinen einen persönlichen Nutzen durch die Mitgliedschaft zu haben
und sich nur unterhalten lassen möchten, finden in unseren Reihen keinen Platz. Denjenigen aber die geblieben sind, dem Verein standhaft die Treue gehalten haben und denen die
sich vor nunmehr 10 Jahren entschieden haben dem Kulturverein Moldova beizutreten,
gilt hier und heute der ehrenvolle Dank.
Wir sind stolz, dass unsere Mitglieder ihre Kraft für den guten Zweck zur Verfügung
stellen. Wie sagte schon Henri Dunant (1828 - 1910), der Gründer des Roten Kreuzes als
er die Zeilen des Gedichtes von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) interpretierte:
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“.
Genau das wollen auch wir tun für die Menschen, sogar für ein ganzes Volk, sofern es
in unseren Kräften liegt. Dennoch möchte ich bemerken, dass nicht alles ohne finanzielle
Unterstützung zu verwirklichen ist. Ich erinnere mich an den weltbekannten Sänger Ivan
Schaljapin (Фёдор Иванович Шаляпин 1873 - 1938), der sagte: „Kostenlos singen nur die
Vögel!“.
Doch eines dürfen wir dabei nicht vergessen. Sollten wir einst den Höhepunkt in unserem Leben erreicht haben, wenn es uns unumstritten Gut geht, dann sollten wir die Hand
des Menschen ergreifen, der sie uns Hilfe suchend entgegenstreckt.
Während der Pause einer unserer Sitzungsabende hatte ich etwas Muße und beobachtete meinen Stellvertreter Herbert Schirmer.
„Konstantin“, sagte er und hob den Kopf in meine Richtung. „Die Pause könnte schon
zu Ende sein, auf uns warten noch eine ganze Reihe ungeklärter Fragen!“
„Ja, natürlich, fangen wir an“, gab ich als Antwort zurück. Bevor wir mit der Vereinsgeschichte fortfahren, möchte ich das Logo unseres Vereins vorstellen und gleichzeitig ein
paar Dankesworte dem Menschen widmen, der unserem Verein dieses Logo erschaffen
und geschenkt hat. Sein Name ist Ansgar Spratte, ein junger Mann um die 30, der künstlerisch sehr begabt ist. Er ist, wie man wahrlich sehen kann, ein Meister seines Faches und
versteht es, die ihm anvertrauten Gedanken, sinnvoll umzusetzen.
Neben dem Schriftzug des Vereinsnamens sehen wir stellvertretend für das moldauische Volk ein Paar in angedeuteter Nationaltracht. Zum Wappen ist folgendes zu sagen.
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Die drei Farben Blau, Gelb und Rot symbolisieren die Farben der Staatsflagge der Republik Moldau. Der Stierkopf, die Sterne, der Halbmond und die Rosen, sind die grundlegenden Elemente des Fürstentums Moldau aus dem 14 Jahrhundert. Durch die Wiedergabe
des heraldischen Aufbaus wird die kulturelle Lebensform angezeigt, die das Land Jahrhunderte lang überstanden hat.
Also, gehen wir weiter.
Punkt 1 – Da wir in Moldova keine amtliche Person kannten, beschlossen wir zuerst
den Kontakt zum Bürgermeister der Hauptstadt Chişinău Herr Serafim Urechean aufzunehmen. Wir hofften, er könne uns Empfehlungen geben, an wen wir uns wenden könnten.
Punkt 2 – Suche nach einem Veranstaltungsort. Es war der Wunsch aller anwesenden
Mitglieder, dass die erste Veranstaltung in guter und angenehmer Erinnerung bleibt, was
soviel heißen sollte, der Ort dieses Ereignisses muss in unmittelbarer Nähe des Gründungsstandortes stattfinden. Diesem Wunsch konnte und durfte ich nicht widerstehen und
mir fiel dabei kein geringerer als mein guter Bekannter Herr Konsul Bernd O. Ludwig
ein. Ich konfrontierte ihn mit der Bitte sich der moldauischen Gäste anzunehmen. Seine
Antwort lies nicht lange auf sich warten. Er war damit einverstanden die Veranstaltung im
Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt zu arrangieren.
Die Liste der uns zu Grunde liegenden Fragen und Aufgaben wurde kürzer und kürzer, nachdem wir die entsprechenden Antworten und Lösungen erarbeitet hatten. Klar war,
dass diese Aufgaben nicht ausschließlich bei den Sitzungen geklärt werden konnten, denn
dafür drängte die Zeit zu sehr. Demzufolge konnten wir beschließen, ein Projekt gegen
Ende November durchzuführen. Eine Schwierigkeit bereitete uns die Zahl einzuladender Delegationen. Es hing maßgeblich davon ab, welchen Teil unserer Projekte wir in
Deutschland unterbreiten wollten. Malerei, Musik, Zirkus, Puppentheater, Oper… Einige
Fragen mussten zwangsläufig offen bleiben, denn diese waren nur nach Rücksprache mit
den entsprechenden Stellen in der Republik Moldau zu klären.
Die Frage, wer da hinfährt, muss ich wohl nicht ausdrücklich zu Papier bringen. Auf
diese Fahrt hat man mich sorgfältig vorbereitet. Die Route durch Moldau und durch die
Hauptstadt Chişinău wurde präzise vorbereitet, da ich für den Verein die notwendigen
Informationen über die Kultur des Landes sammeln musste. Dabei sollte ich gleichzeitig
noch verschiedene Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Kunstmuseen und das Konservatorium besuchen. Wie Sie wohl richtig verstanden haben, mein Aufenthaltsprogramm
war sehr inhaltsreich und ebenso wie meine Koffer mit den Entwürfen der gemeinsamen
Projekte und Ideen voll gepackt.
Nach vielen Jahren kehrte ich nun zurück ins Land meiner Väter.
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DAS EINRICHTEN DES KULTURELLEN KONTAKTES MIT MOLOVA
„Man kann dieses Phänomen gar nicht erklären – Rückkehr
ins Heimatland. Unabhängig davon, wie lange man hier nicht
mehr war, uns zieht das Land an, in dem wir geboren sind.“
(FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW)
„... Der Check- in für den Flug Frankfurt am Main - Chişinău ist abgeschlossen. Wir
bitten die Fluggäste… usw.“ So oder so ähnlich tönt es aus der Lautsprecheranlage der
Wartehalle.
Es ist 6 Uhr 45 Minuten. Ich steige in mein Auto ein, lege vorschriftsmäßig den Gurt
an und werfe den Motor an. Und das Flugzeug? Nein, nein, das war nur ein Gag, obwohl
es sicherlich schneller und sicherer gewesen wäre.
Wir begeben uns auf eine sicherlich interessante Route durch vier Länder Deutschland,
Österreich, Ungarn, Rumänien, Moldova. Vier Staaten, 2000 Kilometer trennen mich von
dem Ort, an dem ich geboren wurde, meine Kindheit und die wohl schönste Zeit meines
Lebens, die Jugend verbracht habe.
Mit 18 Jahren habe ich die Welt mit weit geöffneten Augen gesehen. Jeder Tag voller
Erwartung auf etwas Neues, Unbekanntes und ich dachte, so naiv wie ich war, dass vor
mir noch viel Zeit ist...
Damals schien die Sonne heller zu leuchten, die Mädchen waren schön, und das Brot,
das noch im Ofen gefertigt wurde, schmeckte am besten, wenn die Mutter es selbst gebacken hatte.
Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet habe, nach 20 Jahren meiner Rückkehr. Am
liebsten wollte ich, dass die Sonne noch heller scheinen würde als sie es damals tat...
Die Republik Moldova. Natürlich wissen die Deutschen längst, dass dieses Land heutzutage ein souveräner Staat ist und das dieses Land seine ganz besonderen Reize hat. Es
wäre töricht, würde man als dort Geborener anders über seine Heimat reden. In diesem
Staat leben und arbeiten Menschen aus ursprünglich verschiedenen Nationen: Moldauer,
Ukrainer, Russen, Polen, Deutsche, Gagauzen, Armenier, Juden, Bulgaren, Weißrussen.
Nicht umsonst spricht man von diesem Land, das es sich um einen Vielvölkerstaat handelt.
In vielen europäischen Ländern und insbesondere den Balkanländern, trinkt man nicht
nur bei besonderen Anlässen sondern fast schon als „Nahrungsergänzungsmittel“ einen
guten Wein, und genau dadurch ist das Land Moldau bekannt geworden. Leider fehlt dem
einen oder dem anderen dieses Wissen. Was aber gehört zu einem guten Wein?
Natürlich, Musik und Tanz. Und genau davon verstehen die Menschen aus Moldau
etwas. Bei gedehnten, herzlichen „Balladen“, „Doina“ spielen und singen sie Ihnen die
Geschichte dieses Landes und mit ihren hinreißenden, temperamentvollen Tänzen „Joc“,
„Sîrba“, „Hora“ demonstrieren sie die Sitten und Bräuche der moldauischen Regionen.
So verschieden wie die Menschen sind, so unterschiedlich zeigt sich die Landschaft.
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Der Süden bewirtet Sie mit der Sanftheit schöner Weintrauben, mit den Früchten der Obstplantagen und der ausgiebigen Ernte von Sonnenblumen, Mais und Weizen. Die schweigenden Wälder des Nordens, „Codru“ wie in der Landessprache der Wald genannt wird,
dagegen erzählen die Legenden über die Volkshelden – „Haiduci“
Briceni, Edineţ, Rişcani..., bis zu Chişinău bleibt uns nur noch 170 Kilometer und
nichts wird mich davon abhalten in meiner Heimatstadt Beltz (Bălţi) einen Stopp einzulegen.
Ich weiß, dass mein Cousin Mischa (Michail Jernovoi) mit Recht beleidigt wäre, wenn
ich mit Künstlern nicht bei ihm einkehren würde, um in seiner „Taverna“ die heiße „Zama“
zu probieren. Zama ist eine moldauische Hühnersuppe mit selbst gemachten Nudeln…
und er hat sie selber zubereitet und gekocht, genau wie das für den Wintervorrat eingelegte
Gemüse. Wenn Sie seinen Keller sehen würden, Sie würden meinen, Sie wären in einem
Ausstellungsraum. Hier glänzen stolz die Gläser mit dem Eingemachten, verschiedene
Behälter mit eingelegtem Obst und Gemüse, wie Wassermelonen, Kohl, Gurken, Äpfel,
etc., teils säuerlich eingelegt nach
eigenen und überlieferten Hausrezepten und natürlich nicht zu vergessen die Fässer mit den Weinen,
rot und weiß.
Mischa ist nicht nur ein guter
Kenner der nationalen moldauischen Küche, sondern er weiß
auch viel über die Geschichte des
Landes und er erzählt den Gästen,
in dem er den Tisch deckt, einiges
über die Stadt in der er lebt, über
die Stadt Beltz.
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„... Erste chronologische Aufzeichnungen der örtlichen Ansiedlung führen zurück bis
in die Anfänge des 15. Jahrhunderts. 1421, zu Zeiten des moldauischen Landesherren Alexandru cel Bun (Alexandru cel Bun, † 3. Januar 1432 - …?), gehörte das Gebiet zum Besitz der
Fürstin Masovetskaia – der Schwester des litauischen Fürsten Vladislav. Die Ansiedlung
wurde oft von den Tataren angegriffen, sie raubten, verwüsteten und brannten die Häuser
nieder.
Ende des 15. Jahrhunderts haben die Tataren unter ihrem Anführer dem Khan MerliGerrem die Siedlung oftmals angegriffen und letztendlich vollkommen ausgeraubt und
dem Erdboden gleich gemacht. Weitere Angaben, bis hin zum 18. Jahrhundert, sind bedauerlicherweise nicht erhalten geblieben.
„Jetzt möchte ich mich an eine interessante Tatsache erinnern“, sagt Mischa lächelnd.
In der Zeit des russischen Feldzugs um 1711, als Beltz ein wichtiger Stützpunkt zur Versorgung der russischen Truppen war, blieben hier viele Versorgungsreserven zurück. Als
die Tataren das erfuhren, haben sie diese Siedlung erneut angegriffen, beraubt und verbrannt. Ja... man kann sagen, im Laufe von drei Jahrhunderten haben sich die Tataren nicht
geändert.
Aber 1766 konnten sie aus dieser Gegend verjagt werden und der Landesherr, Alexander Ghica (Alexandru II Ghica; 1795 - 1862), hat diese fruchtbaren Ländereien entlang des
Flusses Reut dem Kloster in Iaşi und den Kaufmannsbrüdern Alexander, Konstantin und
Iordachi Panaiti geschenkt. Seit dieser Zeit ist das Dorf Beltz als Landesgut im Besitz der
Familie Panaiti. Sie haben seinerzeit
den Aufbau des Ortes vorangetrieben und es Ende des 18. Jahrhunderts zu einem kleinen aber blühenden Handelszentrum gemacht.
Trotzdem war es ein typisches
Krähwinkel (ein Ort aus Matsch
und Dreck), versunken im Straßenkot, der wegen des Regens nicht
abtrocknen konnte. Nicht zufällig
hat die Stadt den Namen „belţsi“
bekommen, was auch „Sumpf“ bedeutet.
„Oh Gott, bitte rette uns vor diesem Regen. Die Straßen werden in einem einzigen
Schlamm versinken. In Beltz jedenfalls wird er unerträglich. Seine Nässe führt dazu, dass
alle nur noch dahin gleiten und sich an Stöcken halten müssen.“ Diese Wörter wurden
um 1911 geschrieben, als man damit begann die Stadt zu pflastern. So kann man sich
auch vorstellen, was auf den Straßen passierte, nachdem der russische Zar Alexander I
(Alexander I. Pawlowitsch Romanow, 1777 - 1825), diesen Ort aufsuchte und ihm danach die
Stadtrechte verlieh.
Allmählich gelangen wir an die Kreuzung, welche die Reise- und Handelswege zu
den größeren Orten Moldaus, wie Tschernovtsi (Cernauţi), Hotin, Soroca mit Chişinău,
Benderi, Izmail verbindet. Der Handel bestand im Wesentlichen aus Vieh. Die Käufer
kamen größtenteils aus Österreich. Die Warenausfuhr nach Österreich wickelte man über
den Grenzübergang im Dorf Novoseliţa ab. Einmal pro Jahr wurde in Beltz der Jahrmarkt
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abgehalten, bei dem sich Verkäufer und Käufer zum
großen Viehhandel trafen.
„Wahrscheinlich oder aber genau deswegen ist
im alten Stadtwappen unseres Ortes der Kopf eines
Pferdes, als Symbol des Gedeihens, dargestellt“, sagt
Mischa zum Schluss.
Nachdem er seine Geschichte über Land und
Leute erzählt hatte, auf dem Tisch erschienen, wie
im bekannten Märchen der Gebr. Grimm „Tischlein
deck´ dich“, die herrlichsten Speisen. Es bedurfte
keiner Überredungskunst und keiner konnte der Versuchung widerstehen, die kostbaren Fleischgerichte,
wie „Mititei“ und „Cărneţei“ zu probieren. Es grenzte fast an Hexerei, wie schnell doch
die reichhaltigen Portionen in den Mündern der Gäste verschwanden. Erst jetzt zeigte
sich, dass der gastfreundliche Wirt seine Pflicht erfüllt hatte, einen Reisenden nicht ungesättigt gehen zu lassen. Mit den Worten auf eine glückliche Weiterreise hin zur Hauptstadt
Chişinău, verabschiedete sich Mischa von uns.
Waren Sie schon einmal in der Stadt Chişinău?
Nein, dann denke ich es ist an der Zeit dies nachzuholen.
„Nach der Befreiung Moldovas von der türkischen Fremdherrschaft, entwickelten
sich die Städte sehr rasch, zu deren großen
Zahl nach 1818 auch Chişinău gehörte“,
so erzähle ich den mit mir angekommenen
Deutschen. Das schnelle wachsen der Stadt
erklärt vielleicht auch die Bauweise der man
sich Anfang des 19. Jahrhundert bemächtigte.
Spazierend durch die Hauptstadt, werden Sie bemerken, dass die Wohnviertel
gradlinig verlaufen. Selbst wenn Sie zum
ersten Mal in diese Stadt kommen, haben
Sie keine Angst sich zu verlaufen. Für einen
Fremden, ohne besonderen Orientierungssinn, ist es einfach, sich in dieser Stadt zu
Recht zu finden, im Gegensatz zu anderen
europäischen Städten mit ihrem Labyrinth
an Straßen und Gassen. Nun endlich fahren wir über die Hauptstraße von Chişinău,
der Straße mit dem bedeutsamen Namen
des moldauischen Landesfürsten Stefan cel
Mare (1433 - 1504), was übersetzt heißt, SteStefan cel Mare
fan der Große.
(1927, Architekt А. М. Plămădeală)
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Ihm zu Ehre, erhielt die Straße diesen Namen. Er füllt viele Seiten im großen Geschichtsbuch dieses Landes und seiner Bewohner. 1457 bestieg Stefan den Thron des Fürstentums Moldau. 47 Jahre seiner Regentschaft hat er seine Heimat tapfer gegen seine
Feinde und Besetzer verteidigt und sich kämpferisch für seine Befreiung, Unabhängigkeit
und Wiedervereinigung eingesetzt. So auch die Aussage des bekannten russischen Historikers und Schriftstellers N. M. Karamsin (Nikolai Michailowitsch Karamsin, 1766 - 1826).
Weiterhin schrieb er: „Für die damaligen Herrscher aus den umliegenden Ländern stand
er als bewundernswerter Fürst da, dem es stets gelang mit wenig Mitteln große Tatsachen
für sein Land zu schaffen.“ 2
Noch heute ehrt das moldauische Volk ihren Fürsten, in dem sie am Nationaldenkmal,
zu Füßen des Monuments Blumen ablegen. In der rechten Hand hält Stefan cel Mare das
in der Scheide steckende und mit der Spitze nach unten zeigende Schwert, als Symbol,
Kriege zu vermeiden und den Zwist in Frieden regeln, ohne Blut zu vergießen. In der
linken erhobenen Hand zeigt er der christlichen Welt das Kreuz als Zeichen gegen den
gemeinsamen Feind, das Osmanische Reich. 3
Im Zentrum der Stadt finden wir viele Sehenswürdigkeiten, die bezogen auf ihre
Denkmalgeschütze Baulichkeit einen historischen Wert darstellen. Als Beispiel, der
Dom und der Siegesbogen.
Der Dom zu Chişinău (1830 – 1836, Architekt A. I. Melnikov)
Nach 1812 wurde der Stadt Chişinău, als damalige Hauptstadt von Bessarabien durch
die zaristische Verwaltung die Stadtrechte verliehen. Dank dieser Privilegien erhielt die
Stadt die Rechte zum Bau des Domes.
Nach dem ein geeigneter Architekt für den Dombau gefunden war, der nach fast 5
jähriger Vorarbeit dem Stadtrat im Jahre 1817 sein Projekt vorgelegt hatte, wurden diese
Pläne von der Obrigkeit abgelehnt. Erst im Jahre 1830 wurde der Grundstein zum Dombau gelegt, der nach sechsjähriger Bauzeit im Jahre 1836 abgeschlossen wurde.
Vor dem Bild mit der Ansicht des Domes sehen wir den Triumphbogen, fertig gestellt
im Jahre 1840. Der Architekt Luca Zauskevici, der Erbauer des Triumphbogens, hat sich
bei seinen Entwürfen an die Vorgaben des Triumphbogens von Rom orientiert.
Im Triumphbogen befindet sich eine Glocke mit einem Gewicht von 6,4 Tonnen, die
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Triumphsbogen, erbaut im Jahre 1840. Restauriert im Jahre 1973 durch den
Architekten S.M. Schoehet
aus erbeuteten türkischen Kanonen gegossen wurde. Das Bauwerk hat eine Gesamthöhe
von 13 Metern. Er gilt als Symbol des Sieges und zu „… ehren der russischen Armee
über die kriegerische Auseinandersetzung mit dem osmanischen Imperium“ und deren
Zerfall. 4
Nicht weit dieser Denkmale entfernt liegt ein weiteres wunderschönes Gebäude. Es
wurde 1902 im Stil italienischer Renaissance mit gotischen Elementen nach den Entwürfen des Architekten Mitrofan A. Elladi unter Teilnahme des berühmten schweizerischen
Architekten Alexander O. Bernardazzi (1831 -1907) Der Zweite Weltkrieg ging auch an
diesem Gebäude nicht spurlos vorbei und hat leider große Schäden hinterlassenen. Unter
der Leitung des Architekten R. Kurz konnte das Bauwerk im Jahre 1951 in seinen ursprünglichen Zustand restauriert werden. In früheren Jahren residierte hier die Regierung
der Stadt Chişinău. Heute befindet sich in dem Haus das Rathaus.
Rathaus von Chişinău (1902)
Übrigens in den Jahren nach 1877 wurden die Geschicke der Stadt Chişinău von dem
49
Deutschen Karl-Ferdinand Alexander Schmidt geführt. Zur Zeit seiner 26-jährigen Regentschaft (1877 - 1904) als Bürgermeister hat er sich sehr stark für die wirtschaft-liche und
kulturelle Entwicklung dieser Stadt eingesetzt, was ihn zu einer, sagen wir mal, historischen Persönlichkeit machte.
In der Zeit, in der sich die deutschen Gäste einen Überblick über die Stadt und ihre
Baudenkmäler verschafften, nahm ich Kontakt auf zu dem Mann, der die heutigen Geschicke dieser Stadt lenkt. Bereits in den ersten Minuten unserer Bekanntschaft hatte der
Bürgermeister in mir den Eindruck erweckt, als wäre er ein Mensch, dessen Worte man
vertrauen kann und deren Versprechen in Erfüllung gehen dürften. Nach den traditionellen
Worten der Begrüßung kamen wir sehr schnell zum eigentlichen Thema meines Besuches
und ich höre noch heute die Worte, als er mir sagte: „Herr Pawljuk, verzweifeln Sie nicht,
die moldauische Seite versucht alles mögliche zu machen, damit ihr Projekt zu einem gemeinsamen Erfolg wird.“
Schnell waren die Pläne geschmiedet und die notwendigen Bedingungen, die die deutsche Seite zu erfüllen hatte waren unter Dach und Fach verstaut. Die Kosten der Unterbringung und Verpflegung, die geforderte medizinische Versicherung im Krankheitsfall,
ebenso wie die Transport- und Reisekosten wurden seitens unserer Organisation, dem
Kulturverein Moldova e.V. übernommen.
«Vă doresc succes!» oder auf deutsch «Viel Erfolg!», hat uns der Herr Bürgermeister
bei seiner Verabschiedung gewünscht.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Gespräch in große Hoffnung versetzte und
mir das Gefühl der Sicherheit über das Gelingen unseres Vorhabens gab.
Als ich nach dem Besuch wieder draußen war, wusste ich es wieder. Es war wie in
meiner Jugendzeit, alle Mädchen waren hübsch, oder sogar hübscher als je zuvor und sogar das Brot, was ich aß, schmeckte ebenso wie früher bei Mutter.
Nach einiger Zeit, nach dem die Gespräche auch in der Druckerei Erfolg gezeigt hatten, fühlte ich, wie sich in mir der Appetit regte endlich das zu tun was ich immer gern tun
wollte. Konzertprogramme bilden, Bearbeitungen zu schreiben und Proben durchzuführen und letztendlich wieder auf der Bühne zu stehen.
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VORBEREITUNG DES ERSTEN VERANSTALTUNG
„Glücklich ein Land, in dem ein solches Volk wohnt, und
Glücklich ein Volk, das solche Lieder hat.“
(ROMAIN ROLLAND)
Nun also war es an der Zeit, eine Auswahl an talentierten Künstlern zu suchen und wo
genau könnte man diese wohl finden. Ich habe mich entschieden, den Ort aufzusuchen,
der mir noch aus alten Zeiten bekannt war. Es war das heutige „Akademie für Musik,
Theater und bildende Kunst“ oder wie es zu meiner Studentenzeit hieß, „Staatsinstitut der
Kunst“.
Ein leises Lächeln stieg in mir auf, die Erinnerung an meine eigene Studien- und Studentenzeit kehrte in mir zurück. Wie nannten wir doch gleich den Weg zu diesen heiligen
Hallen zu damaliger Zeit?
Es war „der Aufstieg!“. Nein, denken Sie jetzt nicht, dass diese Bezeichnung sinnbildlich in einer ernsten Beziehung zum erhofften Erfolg des Unterrichts stand. Allein der
Weg vom Studentenwohnheim im Zentrum der Stadt geht einfach nur stätig bergauf, was
dazu führte, die erforderlichen Kräfte für fünf Studiumsjahre gerecht zu verteilen und daher den täglichen Weg zum musikalischen Olymp in angemessenen aber nicht übereilten
Schritten zu erobern.
Machen Sie mit mir ein wenig moldauischen Geschichtsunterricht und lassen Sie mich
Ihnen noch ein wenig über die Kulturschätze der reichen Stadt erzählen.
Beginnen wir am Fuße des Stadtparks. In den Archivunterlagen sind einige bemerkenswerte Tatsachen hinterlegt. Es steht geschrieben, dass dieser Park seine Geburtsstunde im Jahre 1818 der Frau des ersten Stadthalters A. N. Bahmetjev zu verdanken hat. Sie
hat vorgeschlagen, „… in Chişinău einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Garten zu
errichten.“ 5
In früheren Jahren hatte man den Namen des Parks, zur Erinnerung an den in Bessarabien sesshaft gewesenen russischen Dichter Alexander Sergeevich Puschkin (1799 - 1837),
umbenannt. „Hier, mit der Leier der Nordwüste erfüllend, irrte ich umher…“ – diese Zeilen aus seinem Gedicht „Zum Ovidiu“ (К Овидию) sind im Sockel der Büste, die im Zentrum des Parks steht, eingemeißelt.
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Wir befinden uns im Stadtpark, auf der Allee der Klassiker der moldauischer Literatur.
Hier wurden oftmals die Unterrichtsstunden abgehalten, die in den, durch das Rektorat
aufgestellten und genehmigten Stundenplänen, nicht enthalten waren.
Im Schatten der hundertjährigen Bäume wurden von den Studenten die Werke von
Mihai Eminescu (1850 - 1889), Ion Creanga (1839 - 1889), Dimitrie Cantemir (1673 - 1723),
Gherghe Asachi (1788 - 1869), Vasile Alexandri (1821 - 1890), Constantin Stamati (1786 1869), Alexandru Donici (1806 - 1865), Aleco Russo (1819 - 1859), B. P. Haşdeu (1836 - 1907)
vorgetragen.
Ein Stück weiter finden wir, zentral gelegen,
den Springbrunnen des Parks. „Die Gedanken sind
frei…“, so steht´s geschrieben in einem deutschen
Lied aus dem 13. Jahrhundert und ebenso frei waren meine Gedanken, wenn ich zurückblickend auf
meine Studienjahre hier im Park an diesem Brunnen
saß. Das ständige Murmeln der Wasserfontänen, das
Singen der Vögel im leichten Wind und dazu die lauen sommerlichen Winde, das alles setzte meine Gedanken über die bevorstehende Prüfungszeit in ein
anderes Licht und ließ mich eher an die langerwarteten Ferien denken. Doch genug der Träume, die Stadt
birgt noch viele Sehenswürdigkeiten. Unter anderem
den Tempel der Kunst.
Dieses Konservatorium hat schon Zeiten durchlebt, in denen man mit dem Namen nicht so recht etwas anfangen konnte. Ich erinnere mich daran, wie
ich mit dem Fagott und dem Saxophon von einer
Klasse in die andere gelaufen bin, um die Seminarthemen für Musik zu schaffen und darüber hinaus die Thematik über den Marxismus-Leninismus nicht zu versäumen. Wie steht
doch in großen Lettern über dem Eingang: „Staatliches Konservatorium von G. Musicescu“. Ich möchte betonen, dass sich diese Institution mit heutigem Namen „Akademie für
Musik, Theater und bildende Kunst“ über seinen eigentlichen Status noch nicht so recht
entscheiden konnte, ein Konservatorium, ein Institut für Kunst oder gar wieder eine Musikakademie zu werden.
Als ich 1999, nach langjähriger Abwesenheit aus der Heimat, erstmals wieder in dieses Haus eingetreten bin, konnte ich mit einem Glücksgefühl feststellen, es hatte sich in
all den Jahren nichts Wesentliches verändert. Es war wie früher. Unter der Zentraltreppe, saßen und standen lernende Studenten mit ihren Instrumenten. Aber nicht etwa weil
die Räumlichkeiten im Hause nicht ausreichend zur Verfügung standen, sondern um aus
Klarinette, Akkordeon, Geige, Kontrabass im Kreise der Musizierenden, die zu einander
passenden Töne aus den Instrumenten hervor zu locken. Nicht immer passte alles auf Anhieb zu einander, aber daran gewöhnt man sich sehr schnell und nimmt es als angehender
Musiker nicht etwa als selbstverständlich hin. Übung macht den Meister und, es kann nur
besser werden. Mutig, in der Harmonie der Klangfülle die mich umgab, durchquerte ich
das Tonchaos der „Korridorinterpreten”, das wie die tosenden Wellen des Meeres auf
mich einströmten.
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Haus der Fürstin Vjazemskaja, das Gebäude unterhält derzeit die Musikakademie
Schnellen Schrittes erreichte ich den zweiten Stock, wo sich neben dem kleinen Saal
eine Gruppe von Studierenden unterhielt. Temperamentvoll gestikulierend besprachen sie
die sinngemäße Zusammenfassung eines Textes, so jedenfalls habe ich es aus der Debatte
vermutet. Doch was für ein Wunder, denn als ich näher kam, erkannte ich im Kreis der
kokett lächelnden jungen Damen, die imposante Figur eines jungen Mannes. Nach meiner
Einschätzung verkörperte er sinnbildlich die Figur eines heldenhaften Liebhabers. Als er
mich sah, hielt er in seiner Erzählung inne, woraus ich entnahm, dass sein Konspekt in
Richtung eines pikanten Witzes gelaufen ist, der für meine Ohren nicht unbedingt bestimmt war.
Wie nicht anders zu erwarten, sprachen mich nach der Begrüßung die jungen Leute
an, wen ich wohl suche und ob man mir behilflich sein könnte. War es die Neugier oder
ehrenvolle Hilfsbereitschaft, die aus den plappernden Mündern zu mir herüber schallte.
Beides sollte man gelten lassen. Als dennoch die samtige Klangfarbe aus der Stimme des
jungen Mannes mein Ohr erreichte, sprach ich ihn ohne Umschweife an.
„Sagen Sie, junger Mann, Sie sind doch der Vokalist in dieser Runde“.
Durch sein breites Lächeln erhielt ich die Antwort auf meine Frage, die er gleichfalls
damit beantwortete, dass er aus der Klasse des verdienten Künstlers Mihail Ivanovitsch
Muntean käme. Der Liebhaber der jungen Damen hat sich schnell von ihnen verabschiedet, die Ihrerseits in verschiedene Richtungen ihrer Wege gingen. So habe ich den ersten
Teilnehmer unseres Projektes, den Studenten Mitodii Bujor für einen Auftritt in Deutschland gefunden. Nach dem er bei einem gemeinsamen Gespräch von dem Ziel meines
Besuches erfahren hatte, stimmte Mitodii ohne jegliches Zögern zu. Nicht jeden Tag wiederfährt einem Studierenden dieses Glück, im Land von Bach, Beethoven und Schumann
sein können unter Beweis zu stellen. Midu, so lautet sein Name abgekürzt, versicherte mir,
dass es mit der Suche nach einem geeigneten Konzertmeister kein Problem geben werde. Er arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit einer ausgezeichneten und an dieser Schule
studierenden Pianistin, namens Tatjana Ştiuca, zusammen. Also, was blieb uns weiter, als
einander die Hände zu drücken und meinerseits zu bemerken: „Es war sehr angenehm, Sie
kennen gelernt zu haben und ich freue mich schon heute auf unsere nächste Zusammenkunft“.
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Frohen Herzens ging ich durch das Haus, genießerisch der Klänge von Akkordeon,
Geige, Rohrflöte und Kontrabass lauschend und noch einmal ging mein Blick in die Runde, feststellend, dass sich in all´ den Jahren, zum Glück, nichts verändert hat.
Aber lassen Sie mich Ihnen noch ein wenig mehr von dieser Stadt und seinen imposanten Bauwerken erzählen. Jede Metropole hat irgendwo ihre Besonderheiten und jede
Metropole hat auch ihre schönen und weniger schönen Seiten. Das Leben dieser Stadt
spiegelt sich in erster Linie in den großen Straßen, in den Hauptstraßen und den Zugangsstraßen zur City wieder. Hier stehen die Prunkbauten vergangener Jahrzehnte. An eben
so einem schönen Gebäude kommen wir auf dem Weg durch die Stadt vorbei. Dazu darf
ich behaupten und ich denke Sie stimmen mir zu, es ist unmöglich an dieser Hausfassade
vorbei zu gehen ohne ihre beeindruckende Ausstrahlung zu übersehen.
Haus von Herz (1903), heute Kunstmuseum von Moldova
Es ist das Haus der Familie Herz, die hier um 1903 ihren privaten Wohnsitz hatte.
Erbaut wurde dieser Besitz um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Restauriert und modernisiert im Wiener Barockstil mit seiner reich verzierten, dekorativen
Fassade, seinen Basreliefs und den reichhaltigen Stuckverzierungen, zieht es unweigerlich die Blicke des Betrachters auf sich. In der Architektur dieses Bauwerkes erkennt man
zweifellos die Verbindung und Nachahmung zu öffentlichen Bauten und Schlossfassaden.
In der heutigen Zeit beherbergt dieses Haus, wie könnte es wohl anders sein, dass Kunstmuseum von Moldova.
Ich glaube an diesem Tag, an dem ich am Museum vorbei ging, es muss wohl ein
Glückstag für mich gewesen sein. Am Eingang prangte das Plakat mit dem Hinweis,
dass heute die Eröffnung zur Gemäldeausstellung über die moderne, darstellende Kunst
moldauischer Künstler stattfindet. Darunter waren die Namen wie, Dr. Eleonora BrigaldaBarbas, Ecaterina Ajder, Simion Zamşa. Das könnte bedeuten, dass ich die Kunstschaffenden persönlich kennen lernen würde. Aus dem, den Besucher angebotenen Prospekt, habe
ich entnehmen können, dass diese Maler ihre Exponate nicht nur in Moldova, sondern
auch mit bestimmter Regelmäßigkeit im Ausland ausstellen. Diese Künstler nehmen häufig an nationalen und internationalen Expositionen in Russland, Frankreich, Deutschland,
Venezuela, Kanada, Spanien und Rumänien teil. Mehrfach wurden ihren Arbeiten mit
Auszeichnungen und hohen Preisen geehrt.
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„Im Schaffen, so erklärte Dr. Eleonora Brigalda-Barbas den Anwesenden, versuche ich stets, die
mich bewegende Thematik der uns umgebenden
Wirklichkeit zu zeigen und zu der ich die Beziehung
durch die eigene Wahrnehmung, Weltanschauung,
bis hin zur Vorführung meiner inneren Welt durchlebe. Dies kann sich im Kunststil des Stilllebens, in
der Pastoralzeichnung und sogar in der Darstellung
des bäuerlichen Häuschens widerzuspiegeln.
Aufmerksam alle Arbeiten betrachtend, erkannte ich wie erfolgreich letztendlich diese Ausstellung für die Künstler war, die bei richtiger Betrachtungsweise, bezogen auf den besonderen Zeichenstil
und die gezeigten Ideen, ein einheitliches Ensemble
bildeten.
Im inneren meiner Seele, stets das Projekt unseDr. Eleonora Brigalda – Barbas.
rer Organisation im Hinterkopf, wusste ich, dass ich
mit den hier gewonnenen Informationen, das moldauische Kulturprogramm, welches wir
für Deutschland ins Auge gefasst hatten um ein weiteres Kunstprojekt erweitern konnte.
So also habe ich meine Gedanken und Ideen an die Kunstschaffenden weiter gegeben,
die es nicht nur mit Begeisterung, sondern auch mit entsprechendem Eifer aufgenommen
haben. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass einer der Künstler auf der Stelle eine
Etüde zum Thema „moldauische Künste“, mit dem Kohlestift zu Papier brachte. Nebeneinander symbolisierten auf dem Blatt, der Pinsel des Malers und die Mütze des Kochs,
die „Kunst und die Kulinarie“. Meine Vermutung bestätigte sich umso mehr, dass mir in
diesem Moment klar wurde, dass mit leerem Magen keinesfalls ein Kunstwerk entstehen
konnte. Die Bezeichnung „Genuss“, bezieht sich also nicht nur auf die bildende Kunst
(Malerei oder Musik), sondern auch auf die kulinarischen Speisen. Beide liegen somit
dicht beieinander.
Alles was sich mir in Chişinău zeigte und mir zu Ohren kam, sei es durch das Fernsehen, durch den Rundfunk oder anderer Medien, durch Werbeschilder oder Plakate, jede noch so kleine Information, die ich von Bekannten in Erfahrung bringen konnte, sog
ich auf wie ein Schwamm. Ich nutzte jede Gelegenheit, mich über das Kulturleben dieses Landes zu Informieren. In der Nationaloper, in den Konzertsälen, ebenso wie in den
Schauspielhäusern dieser Stadt wie „Luceafarul“, „Eminescu“, „A.P. Tschehov“ bin ich
Gast gewesen um mir alles anzuschauen und anzuhören. Trotz der sich abzeichnenden,
beunruhigenden, weltlichen Probleme, hat sich auch dieses Land einer wesentlichen Veränderung unterzogen und dennoch ist, dank der menschlichen Wurzeln die Volkskunst und
Volkstradition erhalten geblieben. Nichts anderes als das gerade endende Folklorefestival, lieferte den Beweis des Bestehens moldauischer Kultur. Unter dem anhaltenden Jubel
und Applaus der Zuschauer verkündete der Moderator am Schluss des Konzertes noch
einmal die Namen der einzelnen Gruppen aus verschiedenen Orten und Städte des Landes.
Darunter waren: das ethnische Ensemble „Оpincuţa“, aus der Stadt Rezina, die moldauische „Evantai-Gruppe“ kam aus der Stadt Cahul. Der Ort Comrat wurde vertreten durch
das Vokaltrio „Oglan“. Aus der Stadt Taraclia war erschienen, die Tanzgruppe „Slincev.“
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Wie doch die Zeit verrann. Erst der Blick auf meine Uhr sagte mir, dass die Veranstaltung bereits mehr als zwei Stunden andauerte. Es war ein Abend, auf dem moldauische,
bulgarische und gagausiche Lieder erklangen. Nationale Musik vom Norden bis hin zum
Süden des Landes und immer wieder wurden die Bräuche, Trachten und Traditionen des
Landes zur Schau gestellt. Es war ein Vergnügen, die Auftritte, nicht nur die der professionellen Gruppen, sondern auch die der Laiengruppen in Augenschein zu nehmen und
ihr künstlerisches Können zu beobachten. Noch einmal rief der Moderator das Ensemble
der Volksmusikgruppe aus Chişinău, unter der Leitung von Ion Talambuţa auf die Bühne.
Seine Stimme wurde übertönt durch den stürmischen Applaus des Publikums. Immer und
immer wieder, hörte man die Rufe: „Bravo! Da capo!“ und „Ja-ja-ja-ja“. Die Reaktion des
Publikums ist mehr als jedes zu erwartende Lob, denn wie heißt es so schön, „der beste
Lohn den sich Künstler erhoffen können, ist der Applaus des Publikums!“, man wird zwar
nicht satt davon aber für den Moment ist es das Beste was einem Künstler widerfahren
kann. Die Volkskunst, egal aus welcher Richtung man sie betrachtet, ist der größte Schatz
eines Volkes und das Herz des Landes ist das Volk, das in ihm lebt. Mit diesen oder ähnlichen Worten sprach Ion Talambuţa in einem Interview mit dem nationalen moldauischen
Fernsehen. Nichts ist wichtiger als die Kultur seines Landes zu pflegen und für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, wenn ein
weiterer Dialog dazu nicht notwendig ist.
Mein Aufenthalt in Moldova ging langsam aber sicher dem Ende zu und ich glaube,
ich durfte mit den Ergebnissen meiner Reise zufrieden sein. Mehr als eine Handvoll ergab
die quantitative und qualitative Zusammensetzung der Menschen, die ich als, zu einem
Teil, künstlerische Delegation nach Deutschland holte. Aber zählen Sie selbst: 1. Tatjana
Ştiuca. 2. Mitodii Bujor. 3. Svetlana Gheorghiu. 4. Simion Baranovshi. 5. Radu Talambuţă.
6. Ion Talambuţă. 7. Ecaterina Ajder. 8. Dr. Eleonora Brigalda-Barbas. 9. Simion Zamşa.
10. Ion Bolocan. Nicht zu vergessen, die Korrespondenten und Journalisten. 11. Witalij
Pahomov. 12. Rodica Creţu. 13. Violetta Epureanu und die Dame, der unmittelbare Beziehung zum Nachtisch hat, die Köchin Nadejda Buguci.
Ich denke Sie werden nicht dem Aberglauben verfallen, wie ich es seinerzeit tat. Zahl
13, war es eine Glücks- oder Unglückszahl?
Zumindest brachte ich es mit dem Schicksal der „Titanic“ in Verbindung, die auf Ihrer
Jungfernfahrt in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 mit einem Eisberg kollidierte.
Den Untergang dieses Schiffes bezeichnet man als die größte Katastrophe in der Seefahrt.
Ich hoffte immer wieder, dass uns mit unserem Vorhaben nicht ein ähnliches Schicksal
beschert wird, weil unsere Organisation mit der Durchführung der vor uns liegenden Veranstaltungen so unerfahren war, wie möglicherweise die Besatzung dieses Schiffes. Wir
könnten ebenso untergehen, wir könnten aber auch den sicheren Hafen erreichen. Alles,
aber auch alles, lag allein in den Händen der Mannschaft, die uns durch die Veranstaltungen führte.
Wenn ich an diese Zeit, meiner Reise nach Moldau und dem daraus resultierenden
Ergebnis zurück denke, möge man mir verzeihen, wenn ich die Menschen, die damals mit
mir nach Deutschland reisen durften, als Entdecker einer ihnen fremden Welt bezeichne.
Auf der Karte der Partnerschaft entstand eine neue Insel des Vertrauens, auf der sich erstmalig die Kulturkreise Moldau und Deutschland trafen. Gegenseitiger Respekt und eine
sich unter dem Namen „Kulturverein Moldau e.V.“ aufbauende Freundschaft hat gehol56
fen, dass zu vollbringen, was wir heute, nach 10järiger Tätigkeit noch immer praktizieren,
nämlich die Kulturen beider Länder zu etablieren und zu fördern. Wenn es uns gelingt,
das Schiff „Kulturverein Moldau e.V.“ mit den Kulturschaffenden in den richtigen Wind
zu stellen, könnte man beruhigt die Anker lichten und der Mannschaft eine gute Briese
wünschen. Wenn dieses Schiff nicht untergeht, und uns von heutiger Sicht gute Fahrt und
Erfolg beschieden werden, können wir mit ruhigen Gewissen weiterplanen.
Auf dem Programm stand schon die Rückreise über 2000 km durch mehrere Staaten,
von Moldova über Ukraine, Polen bis nach Deutschland, das zu meiner zweiten Heimat
geworden ist.
Mit dem Namen Deutschland verbinde ich gern, und mit Recht, drei musterhafte Worte, die dem Land und seinem Volk den blühenden Aufschwung beschieden haben, als da
wären die Begriffe: Arbeit, Disziplin und Ordnung. Dieses Land, mit seinen Jahrhunderte
alten Prinzipien, mit seiner festgelegten, charakteristischen Lebensweise, beherbergt heute
Menschen verschiedener Nationalitäten, unterschiedlicher Mentalitäten und Hautfarben.
Dass ein Zusammenleben möglich ist, beweist, dass die Menschen sich einander näher
kommen und der Weg vom Herzen zum Herzen nicht in Kilometern zu messen ist.
Nach meiner Rückkehr aus Moldova, dachte ich oft daran, wie kompliziert und steinig
der Weg des gegenseitigen Verstehens werden wird. Zwei unterschiedliche Nationen mit
einer jeweils eigenen Denkweise, die aber dennoch nichts anderes von einander erwarten,
als in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Der Weg dort hin ist in keinem
bekannten Nachschlagewerk zu finden. Dieser Weg ist nur über die Herzen zu finden und
den Wegweiser der Vernunft trägt ein jeder in sich selbst. Es hängt allein von uns Menschen ab, ob wir schaffen oder zerstören wollen. Natürlich ist es leicht, alles bis in den
Grund zu zerstören, aber…, dazu meine ich, wird sich jeder Mensch selbst die Antwort
geben müssen.
Auf meinem Weg durch die verschiedenen Länder, vorbei an den vielen Geschehnissen, habe ich eines besonders schätzen gelernt: das Flehen der unsichtbaren Hände, die,
als möchten sie um Hilfe bitten und gleichfalls sagen wollen: „Hei, du Mensch, der du da
als Geschöpf der Natur auf diesem Planeten lebst, dem das Denken vorbehalten wurde, dir
wurden die Fähigkeiten und die Qualifikationen gegeben, sich mit allen Menschen dieser
Welt zu verstehen und egal welcher Nationalität und Hautfarbe entsprechend der dir verliehenen Vernunft wie Brüder miteinander zu leben. Also beherzige den Wunsch deines
Schöpfers und sieh in jedem menschlichen Geschöpf dich selbst wieder.“
Der Tag der Ankunft der moldauischen Delegation war gekommen und zusammen mit
mehreren Mitgliedern erwarteten wir sehnlichst, aber geduldig, auf den Bus. Schon bei
der Verabschiedung der Künstler in Chişinău hatte ich die große Hoffnung, dass ihnen auf
der Reise nach Deutschland das Glück und ein Quantum Erfolg von großem Nutzen sein
werden. Doch all´ dies war weit gefehlt. Stellen Sie sich vor, Sie planen eine Reise in ein
fernes Land. Sie gehen in ein Reisebüro, buchen eine Reise zu einem bestimmten Punkt.
Der höfliche Mensch in diesem Reisebüro stellt Ihnen die Reise zusammen, er sagt Ihnen
von welchem Punkt zu welchen Punkt Sie gegebenenfalls mit dem Bus gefahren werden,
also mit Sicherheit von einer bestimmten Haltestelle zu einem vorgenannten Ziel. Alles
klar? Dann also kann Ihre Reise losgehen!
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Nun buchen wir mal eine Reise von Chişinău nach Deutschland bis zu einem vorgenannten Reiseziel. Mit dem bereits erteilten Visum der Deutschen Botschaft in Chişinău
gehen Sie also zu einem Reiseveranstalter, der die Lizenz zur Führung eines Linienbusses
Chişinău –Frankfurt am Main besitzt. Ihren Reisepreis haben Sie bezahlt und das große
Szenarium Ihrer Reise kann beginnen. Bereits nach den ersten ca. 20 km der gefahrenen
Strecke, beginnt der Rauch aus dem Motorraum aufzusteigen. Nun hat das nichts mit der
Papstwahl in Rom zu tun, sondern das hängt mit der schlechten Wartung dieser Fahrzeuge zusammen. Diese sollen nämlich Geld verdienen und keine Kosten bereiten.
Gleichfalls fragt man sich, wie ist es möglich, dass für eine 26-stündige Fahrt in den
Sommermonaten nur ein defekter Kühlschrank zur Verfügung steht, die Klimaanlage nur
schriftlich vorhanden ist. Kurz gesagt, die mitgeführten Lebensmittel für die lange Fahrt
sind eher in Ihrem Magen als in Ihrer Tasche vor dem Verderben gesichert.
Es ist eine Fahrt wie in einem billigen Horrorfilm und wenn es der Zufall will, haben
Sie das große Glück an der ukrainischen Grenze, das Morgen- und das Abendrot zu erleben. Denn genau so lange kann Ihr Aufenthalt an dieser Grenze dauern.
Nun endlich können Sie die Fahrt in Richtung Frankfurt am Main fortsetzen. Nur
Ihren Bestimmungsbahnhof werden Sie mit diesem Reiseunternehmen nicht erreichen.
Irgendwo auf der Autobahn, aber Gott sei Dank schon in Deutschland, wird Sie der Fahrer
bitten, den Bus zu verlassen, weil es einfach leichter ist, Sie hier abzusetzen anstatt ein
vorgegebenes Ziel anzufahren.
Nach diesen Worten der Anreisenden überzeugen sich die Deutschen endgültig davon,
dass Moldova ein noch ungenügend erforschtes Land ist und die Moldauer ein wirklich
geheimnisvolles Volk mit dem chronischen Zug zu extremen Situationen und Abenteuern
zu neigen.
Es wird angenommen, dass unter den europäischen Völkern das deutsche Volk alles
ganz genau betrachtet. Die Abweichung von der Norm um 0,5 cm nach links oder nach
rechts schafft schon bereits erheblichen Stress und unzumutbare Verwirrung! Die Fahrer
sind einfach verpflichtet, streng nach Plan zu fahren.
Am 1. März sollen die Blumen blühen, selbst wenn der Schnee noch nicht getaut ist.
Und sie blühen wirklich. Denn laut Kalender ist nun mal Frühling. Und da kann und darf
es einfach nicht anders sein! Kabarettistisch gesehen, würde man sagen: „Das kann nur
von oben befohlen werden“!
Vieles aber hat sich im Laufe der Jahre verändert und die Deutschen zeigen sich nicht
mehr so erschrocken, wenn die Musiker über ihre farbenfrohen Reiseeindrücke berichten.
Um die Nachweise zu erbringen, dass sie wirklich Künstler sind, singen sie den Zollbeamten einige Lieder vor und bei der deutschen Botschaft wird bei Abgabe der Dokumente
zum Beispiel gefragt wo die Note „G“ zu finden sei.
Immerhin, so glaube ich, haben wir mit der ersten nach Deutschland gekommenen
Gruppe und dem Projekt „Kunst und Kulinarie“ einen eigentümlichen Start vollbracht. Er
ist in der Erinnerung der Mitglieder, auf deren Wunsch dieses Objekt zurück zu führen ist,
und in den Annalen, wie in diesem Buch nachweislich niedergeschrieben und nachlesbar
ist. Ich versichere Ihnen, als Autor und Verfasser dieses Werkes könnte ich Ihnen von vielen wahren Begebenheiten berichten, die teils so verworren sind, dass man an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln könnte. Wir hatten es uns zur mathematischen Aufgabe gemacht, drei
Gruppen mit jeweils 6 Personen von Chişinău nach Frankfurt am Main reisen zu lassen,
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wobei wir dies nicht als besonderes Spiel betrachteten, sondern eine Verhältnisrechnung
aufstellen wollten, wie wir unsere Kasse am günstigsten entlasten können.
Demzufolge setzten wir den drei Gruppen folgende Bedingungen: Die erste Gruppe
begann ihre Anreise mit dem Linienbus, die zweite Gruppe mit der Bahn und die dritte
Gruppe sollte mit einem Kleinbus anreisen. Lassen wir die finanzielle Frage außer Acht
und konzentrieren uns einfach auf die zeitliche Reisetätigkeit. Welche Gruppe meinen Sie
hat wohl als erste ihr Ziel erreicht?
Natürlich, Sie haben des Rätsels Lösung längst parat. Doch lesen Sie erst einmal wie
die wahre Geschichte ihren Verlauf nahm und wie sie letztendlich endete.
Nach dem was ich Ihnen bereits über die Reisen mit dem Linienbus erzählt habe, ist
es fraglich, ob die Gruppe zu einem gesetzten Termin ihr Ziel erreichen würde. Doch sie
haben es geschafft. Der Wille, als Kollektiv gemeinsam mit den anderen Reiseteilnehmern
das Ziel zu erreichen, war so groß, dass sie alle Anstrengungen auf sich genommen haben.
Trotz der Zwangsübernachtung auf dem Busbahnhof, haben sie sich bis an den Bestimmungsort Frankfurt am Main durchgeschlagen.
Die zweite Gruppe hatte es doch wesentlich schwerer. Da es keine durchgehende
Zugverbindung zwischen Chişinău und Frankfurt am Main gibt, endete ihre Fahrt erst
einmal an der rumänisch-ungarischen Grenze. Hier besorgte man sich einen Kleintransporter und setze damit die Reise gen Deutschland fort. Natürlich war bei dem Fahrer ein
besonderer Stolz zu verspüren. Er hatte das Vergnügen diese Delegation zu fahren und
holte vermutlich alles aus dem Fahrzeug heraus, was nach den Straßenverhältnissen und
natürlich gesetzlich erlaubt war. An eines hatte man allerdings nicht gedacht. Überpünktliches Erscheinen an der österreichischen Grenze kann, wie in diesem Fall, zu einer ungewollten Zwangspause führen. Das Schengener Abkommen ist da rigoros und lässt keine
Ausnahmen zu. Was soviel heißen soll, die Leute waren zu schnell, denn die Einreise in
die Europäische Union gestattete die Einreise erst für den darauf folgenden Tag. So jedenfalls stand es im Pass geschrieben.
Mit einer erstaunlichen Ruhe und Besonnenheit hat man sich an einem ruhigen und
klaren österreichischen See ein Plätzchen gesucht um die Zeit bis zum nächsten Tag abwartend dort zu verbringen. Soviel also zur zweiten Gruppe, die zu guter letzt ebenfalls ihr
Ziel Frankfurt am Main erreicht hatte.
Bleibt also noch die dritte Gruppe über die zu berichten wäre. Sie erinnern sich? Diese
Gruppe reiste direkt mit dem Kleinbus an. Dem Fahrer dieser Gruppe, dem es gelungen
ist, die schwierige Etappe bis nach Österreich zu bestehen, ist es tatsächlich gelungen, sich
in einem Land zu verfahren, dessen richtungsweisende Beschilderungen ein Verfahren
nicht zulassen. Aber auch dieser Gruppe, die sich in Österreich jetzt sehr gut auskennen
mag, ist es gelungen das Endziel zu erreichen.
Nun, erinnern Sie sich noch an die anfangs gestellte Frage, welche Gruppe als Erste
eintraf? Ohne eine minuziöse Zeitangabe abzulegen, darf ich allen drei Gruppen nachträglich noch mein Lob aussprechen. Sie sind allesamt pünktlich am selben Tag in Frankfurt
am Main eingetroffen. Sehen Sie, dass ist moldauische Pünktlichkeit.
Wie sagt man in Deutschland zu dieser gelungenen Aktion: „Ende gut – alles gut!“
Wie eine brütende Henne zählte ich meine Küken und stellte fest, sie waren alle vollzählig
beisammen. Glauben Sie mir, bei dieser Geschichte ist mir dann doch zum Schluss ein
Stein vom Herzen gefallen.
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DURCHFÜHRUNG DES ERSTEN PROJEKTS IN DEUTSCHLAND
„Ich möchte mein Haus oder meine Fenster nicht einzäunen
oder zunageln. Ich möchte das der Kulturgeist verschiedener
Völker nach Möglichkeit frei weht“
(RABINDRANATH TAGORE)
Darmstadt. Jagdschloss Kranichstein
Copyright Stiftung Hessischer Jägerhof
Aus dem Festsaal des Jagdschlosses klingen die Töne von Flöte, Geige, Klarinette sowie Klänge der moldauischen Folkloreinstrumente Panflöte und Cimbal (Hackbrett)
herüber. Es läuft eines der Konzerte der Künstler aus der Republik Moldau. Das Publikum
kam teilweise mehrmals zu den Veranstaltungen um die Konzerte der Schüler des Musiklyzeums „C. Porumbescu“, den Studenten der Musikakademie „G. Musicescu“, sowie
den Solisten der Nationalen Oper zu erleben. Erinnern Sie sich, wie Sie in 2007 Irina
Sciogoleva, Natalja Moskovchuk, Natalja Fastova, Olga Boiko gratulierten. Sehr richtig.
Es war das Projekt „Drei Sopranistinnen und… eine Geigerin“. In 2006 applaudierten Sie
Oxana Lavric, Alexandr Marinescu, Angela Ţurcan, Sergei Varsan, Aliona Triboi, Anna
Ivanitscaia, Dmitri Grabovschi, Svetlana Ionica.
Es war der 22. November 1999 und es war das erste Projekt, veranstaltet vom „Kulturverein Moldova e.V.“. Ich denke es war für unsere Vereinsgeschichte nicht nur ein bedeutendes Ereignis, sondern es war auch ein aufregendes Gefühl, unsere Gesellschaft der Öffentlichkeit in einem besonderen Rahmen vorzustellen und bekannt zu machen. Nur noch
wenige Minuten trennten uns bis zum offiziellen Beginn der Veranstaltung zur Eröffnung
der moldauischen Kulturtage in Deutschland. Bei uns als Mitglieder stellte sich die Frage,
wie wird der erste Eindruck unseres Vereines sein. Haben wir alles richtig gemacht und
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wie werden die Darbietungen der moldauischen Künstler vom Publikum angenommen.
Die Fernsehkameras nahmen geräuschlos die ankommenden Gäste im Schloss auf.
Unter den Gästen sind die Angehörigen und Mitarbeiter des diplomatischen Corps der
Republik Moldau in der Bundesrepublik Deutschland. Anwesend waren der Generalkonsul des moldauischen Konsulats in Frankfurt am Main Herr Nicolae Buga mit seinem
Mitarbeiter Herrn Dumitru Socolan, der 1. Sekretär der Botschaft der Republik Moldova
in Deutschland Herr Dr. Igor Corman und die Ehefrau des Botschafters von Moldova in
Deutschland Frau Elena Danilă.
Nachdem die erschienen Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, trat der Haus-Herr
des Jagdschlosses Herr Konsul Bernd O. Ludwig, ans Mikrofon um die Gäste in seinem
Hause zu begrüßen.
„Sehr geehrte Damen und Herren!“, mit diesen Worten begann er seine Ansprache an
die anwesenden Gäste. „ Es ist allgemein bekannt, dass der Wunsch nach einem offenen
Gespräch, stets von zwei Parteien erbeten werden sollte, die gewillt sind, sich damit einem
gemeinsamen Gedankenaustausch zu stellen. Mit dem heutigen Tag und dieser Veranstaltung in diesem Hause wollen wir den Grundstein für künftigen kulturellen Treffen legen.
Dank der Organisation, dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und auch durch die Unterstützung der Stadtverwaltung der Stadt Chişinău, ist es heute möglich geworden, dem Publikum das Können moldauischer Kunstschaffender – Musiker, Maler, näher zu bringen.
Ich denke, dass mit dem heutigen Tag gleichfalls die Wiedergeburt „kultureller Kontakte zwischen der Republik Moldau und der Bundesrepublik Deutschland gefeiert werden
kann“. 6
Nach den begrüßungsvollen Worten des Hausherren bereitet sich nunmehr der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Chişinău Herr Ion Paladi vor, das Wort an die anwesenden Gäste zu ergreifen. In seiner Ausführung hatte er nicht nur das Land Moldau
und unser Projekt vorgestellt, sondern, einem Vortrag ähnelnd, wies er auch auf ein sehr
interessantes Thema „Brot und Schauspiel“ hin. In üblicherweise hat er gleichfalls über
Moldova und seine politische Lage in der heutigen Weltgeschichte berichtet, ebenso verwies er auf die kulturellen Zentren dieses Landes. Nach kurzer Zeit eroberte er sich die
Sympathien der Zuhörer, indem er in einer halbstündigen Ausführung über traditionelle,
kulinarische moldauische Gerichte sprach. Jedermann wurde spätestens hier bekannt, dass
der Redner sich nicht nur in der bürgerlichen, sondern auch in der politischen Küche sehr
gut auskannte. Das Wichtigste ist, so betonte er, „man darf nie den Gar-Prozess verpassen
aber dennoch die Suppe stets am Kochen halten“! Ganz besonders ist auf die Zutaten zu
achten, denn selbst ein Spezialist ist nicht in der Lage, ein Gericht zu retten, wenn es denn
versalzen ist.
Dies betrifft ausnahmslos die heimische, wie auch die politische Küche. Am Schluss
seiner rednerischen Ausführungen hat Herr Paladi im Namen der moldauischen Delegation, der jahrhundertealten Tradition folgend, alle Interessierten eingeladen, die moldauischen Weine zu probieren. Vă rugăm... cinstiţi! „Bitte,… lassen Sie es sich schmecken!“
Zurückkehrend zu den Worten – Brot und Schauspiel! Lassen Sie mich Ihnen ein paar
Worte zu dem zweiten Begriff erläutern. „Das Schauspiel“, so genannt nach dem Werk des
Bildhauers Ion Bolocan. Ich habe bereits von ihm berichtet, als ich bei einer Ausstellung
im moldauischen Kunstmuseum die Maler Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ecaterina Ajder
und deren Künstlerkollegen Simion Zamşa kennen lernte. Herr Bolocans Arbeiten wurden
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gleichfalls zu dieser Zeit im Museum ausgestellt. Er selbst konnte der Vernissage nicht
beiwohnen, weil er zu dieser Zeit in einer anderen Stadt eine Ausstellung präsentierte.
Dennoch war ich sehr erstaunt, wie die Deutschen sich mit großem Interesse die Bilder der
moldauischen Künstler bei der hier stattfindenden Ausstellung ansahen.
Herr Ludwig, Herr Pawljuk! Nehmen Sie unsere aufrichtigen Gratulationen und
Glückwünsche zu Ihrer Veranstaltung und deren Erfolg entgegen. So und in ähnlicher
Weise hörten wir an diesem Abend immer und immer wieder die dankbaren Worte der
Gäste, die sich anschickten uns zu verlassen.
Warum bitte wollen Sie schon gehen? Die Feier fängt nach moldauischen Traditionen
doch jetzt erst richtig an. So fielen stets die Worte aus, die wir unseren Gästen entgegen
brachten. Nach den Verabschiedungen einiger Gäste mussten wir zurückkehren in den
Kreis der Gebliebenen, denn man hatte uns zum Tanz gerufen.
„Unu, doi, trei – nu staţi pe loc!
Hai, poftim cu toţi la joc!
Să întindem hora mare.
Azi e zi de sărbătoare!“
„Eins, zwei, drei – kommen Sie in den Kreis, du Freund bleib nicht auf der Stelle stehen“. So klangen die Worte zu uns und den noch gebliebenen Gästen herüber. Wir tanzten
die „Hora mare!“, einen der vielen stimmungsvollen und traditionellen Kreis- oder Gruppentänze, zu dem die Musiker Simion Baranovschi, Radu Talambuţa, Ion Talambuţa aufforderten, sich von den Plätzen zu erheben und am Tanz teilzunehmen. Keiner der Gäste
war in der Lage, sich den Klängen der Instrumente zu widersetzen und es hielt niemanden
auf den Plätzen. Wer die Deutschen beobachten konnte, wie sie sich nach den Volkstänzen
wie „Sîrba“, „Hora“ und „Joc“ tänzerisch bewegten, kann mit Fug und Recht behaupten,
dass sie sich keinesfalls ungeschickt oder gar gehemmt gezeigt haben.
Nach dieser ungewohnten Anstrengung durfte man sich erst einmal wieder setzen und
kräftig durchatmen.
Apropos „kräftig“. Nach diesem Vergnügen war es an der Zeit, sich im Restaurant
des Schlosses an den liebevoll dekorierten Platten mit seinem kulinarischen Gerichten zu
laben. Zusammen mit den deutschen Kollegen hat die Köchin Nadejda Buguci die besten
Speisen nach häuslichen Rezepten zusammen gestellt. Wie zum Beispiel: „Gefüllte Paprika“, „Ravioli mit Käse“, „Auberginen mit Käse“.
„Guten Appetit! Poftă bună!“ wünscht den Gästen Nadejda.
„Schmeckt gut! Prima!“ so hörte man immer wieder die lobenden Worte der Deutschen. „Worin aber liegt das Geheimnis eines derartigen guten Geschmacks?“, wollte man
wissen.
„Nichts kompliziertes“, war die Antwort, die Nadejda den Gästen gab. Zuerst ergänzen wir die Speisen mit dem Wohlwollen des moldauischen Volkes, dann fügen wir etwas
von der Schärfe unseres Temperamentes dazu und runden es mit der Liebe der Moldauer zu
ihrem Land ab, mit dem Ergebnis, dass Sie diese Geschmacksrichtung ausschließlich und
nur in moldauischen Speisen wieder finden. So und nicht anders hat Nadejda die Zusammensetzung moldauischer Gerichte erklärt und sie fügte hinzu, dass man beispielsweise
„Kohlrouladen“ – „sărmale“ unbedingt gemeinsam mit guten Freunden zubereiten muss,
62
weil dadurch die Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Geburtstage, etc., zu den frohesten und
glücklichsten Stunden werden würden. Nicht zu vergessen wäre noch der zu den Speisen
gebotene Wein. Er hat, wie könnte es in Moldau anders sein, seinen Ursprung im Anbau
des hauseigenen Weingartens. Dem ist seitens des Autors nichts mehr hinzuzufügen. Die
Festlichkeit des Abend lässt das kommende Ende erahnen, denn nochmals ergreift der
Konsul Bern O. Ludwig das Wort und wendet sich damit an die noch verblieben Gäste.
„Ich bin davon überzeugt, dass dieses erste Treffen einen angenehmen Eindruck bei
allen Beteiligten hinterlassen hat. Ich hege gleichfalls die Hoffnung, dass wir, insbesondere aber der „Kulturverein Moldova e.V.“ mit dieser Veranstaltung den richtigen Weg eingeschlagen haben und den Grundstein zu einer verantwortungsvollen freundschaftlichen
Beziehung zwischen unseren Republiken Deutschland und Moldau gelegt haben. Ich bin
sicher, dass der heutige Tag als Beginn zum Austausch weiterer kultureller und künstlerischer Veranstaltungen in die Annalen des Vereins und unserer Region eingeht. Nach
diesen Worten lud er die Gäste zu einer Führung durch das Schloss ein.
Von dem, was der Schlossherr auf seinem Rundgang zu berichten hatte, erstellte die
Journalistin des moldauischen Kanals „ORT1“ Elena Pahomova, einen Film für das moldauische Fernsehen. Der textliche Inhalt hatte folgende Fassung: „… die letzte russische
Kaiserin stammt aus Darmstadt. Dieses Schloss findet auch häufiger im Tagebuch des
russischen Monarchen, des Zaren Nikolai des II. (1868 - 1917) seine Erwähnung. So zählte
das Schloss auch zum Landsitz des Landgrafen Georg I. (1547 - 1596).
Im Jahr 1917 begann Großherzog Ernst Ludwig von Hessen die jagdhistorische
Sammlung seines Hauses im Schloss Kranichstein zusammenzuziehen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während sich die umfangreiche Trophäensammlung und
einiges Mobiliar bereits zuvor in Kranichstein befanden, kam neben dem großen Bestand
jagdliche Bilder noch die wertvolle Kollektion von Waffen und Jagdgeräten hinzu. Die
Unterbringung des Museums in Kranichstein ist somit vollkommen logisch. War dieses
Landhaus doch ein Paradies für Jäger. Seinerzeit wurde dieser Ort durch die Jagd mit
Jagdhunden berühmt und es war nur für die Aristokratie und dem privilegierten Adel vorbehalten.
63
Zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde das Gebäude etwas baufällig. Dank der
finanziellen, staatlichen Unterstützung, bei dem eine Summe mit sechs Nullen vor dem
Komma bereitgestellt wurde, war es denn möglich, das Haus im alten Glanz wieder erstehen zu lassen. Seine ganze Schönheit wurde in historischer Echtheit wiedergegeben.
Die Fenster, die nach heutigem Stand etwas schief erscheinen mögen, beweisen einen Teil
damaligen Baustils.
Heute unterhält das Haus ein Hotel mit internationaler Anerkennung. Die Hotelführung hat sogar seine eigene Philosophie. Sie besteht darin, dass es nicht nur die Gastronomie und die Übernachtung angeboten wird, sondern sich mehr und mehr zu einer kulturelle Oase entwickelt, in der man sich unter anderem sehr gut erholen kann. Aufgrund ständig
angebotener Konzerte, Theateraufführungen oder Skulpturen und den Bilderausstellungen
hilft sich das Schloss der Jäger zu einer gewissen Attraktivität“.
Aber dennoch ist es an der Zeit, sich von der Pracht des Hauses und seines gastfreundlichen Hausherren zu verabschieden um sich einer weiteren Herausforderung in einer nicht
weniger schönen Stadt zuzuwenden.
Frankfurt am Main.
Hotel «Maingau». Im Saal für besondere Feierlichkeiten läuft das Konzert klassischer
Musik. Als Erste tritt die Pianistin, die eine Studentin des Konservatoriums ist, Tatjana
Ştiuca, auf.
Sie eröffnet das Konzert mit
„Doina“ – des moldauischen Komponisten Vladimir Zagorschi. Spielerisch gleiten Tatjanas Finger über
die schwarz-weißen Tasten. Sie
spielt das Werk mit einem künstlerischen Feingefühl vollkommen
auswendig. Wer ihr bei solch einem
Stück zuhört, denkt augenblicklich
daran, dass hier gerade ein neues
musikalisches Werk entsteht.
Das Stück mit dem Namen
„Doina“ einige eigenartige und
Tatjana Ştiuca
ungewöhnliche improvisierte Charakteren beinhaltet und mit zu den schönsten moldauischen Folkloremelodien gehört,
die dieses Land zu bieten hat. Schon in der Buchbeschreibung über das Land Moldova
„Descriptio Moldaviae“ konnte der Gelehrte, Philosoph und Fürst Dimitrie Cantemir
(1673 - 1723) erstmals über das Wort „Doina“ berichten. 7
Ja, Tatjana ist es gelungen, mit ihrem rührenden Auftritt, die Zuhörer zu begeistern.
Wie sagte der moldauische Klassiker und Literat Vasile Alexandri (1821 - 1890) über „Doina“, es ist „... das Lied des Grams, der Liebe und der Trauer“. 8
Am Ende ihres Auftrittes wurde ihre Darbietung mit einem begeisterten Applaus geehrt, der von Zwischenrufen, wie „Bravo!” begleitet wurde“. 9
In einem Interview mit meinem Gesprächspartner deutete ich an, dass numehr ein
64
weiteres musikalisches Talent
sein Können Preis geben wird.
Metodii Bujor, dessen Größe,
wie seine äußere Erscheinung,
seine Gestik und insbesondere
seine starke, ausgeprägte Stimme an den wohl berühmteste
Bassisten der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (1873 - 1938)
erinnert, der als die bedeutendste Figur der damaligen OpernMetodie Bujor
welt galt.
„Erkennen Sie die Stücke?“ wollte ich von meinem Gesprächspartner wissen. „Ei
uhnem, Ei uhnem…“ und „Siehst du die Schwalben fliegen weg…“, oder die Romanze
von Robert Schumann (1810 - 1856), „Du meine Seele, du mein Schmerz…“. Nach der
gebotenen Glanznummer, der „Arie von Konceak“, aus der Oper des russischen Komponisten M. Borodin (Alexander Borodin, (1833 - 1887), „Der Fürst Igor“, erntete er wieder und
immer wieder die Rufe, wie „da capo“ und „Bravo“. 10 Bedenkt man, dass dieser junge
Mann noch ein Jahr seiner musikalischen Ausbildung vor sich hat und sich bereits heute
eine große Sängerkarriere abzeichnet, dann merkt man, was dieses kleine Land an Talente
aufzuweisen hat. Neben einer moldauischen Romanze und Franz Schuberts (1797 - 1828)
„An die Musik” begeisterte er sein Publikum unter der hervorragenden Begleitung der
Pianistin T. Ştiuca, in dem er noch vier russische Lieder sang, womit es den Zuhörern
im Saal in punkto Intonationssicherheit, Stimmfärbung und seinem scheinbar mühelosem
Fortissimo, fast den Atem verschlagen hat. Der begeisterte Beifall kam demzufolge nicht
von ungefähr. Wie die deutschen Zeitungen mitteilten, die moldauischen, deutschen, russischen und ukrainischen Romanzen sind durch seine Interpretation „… zu einer echten
Sensation geworden“! 11
Nach diesem Auftritt war es für mich an der Zeit, auf die Bühne zu treten. Denn diese
Künstler benötigten für ihre Auftritte und ihre Vortragkunst kein Mikrofon. Alles was zu
hören und zusehen war, war Live.
Mit den abschließenden folkloristischen Themen „die Phantasie für
die Geige“ verabschiedete Swetlana Gheorghiu das Publikum.
Im Restaurant des Hotels unterhielten zu dieser Zeit die Volksmusikanten unter Ion Talambuţa,
Radu Talambuţa und Simion Baranovschi in ihrer Nationaltracht
die Gäste. Ich glaube auch in diesem Fall ist es uns gelungen, den
Ion Talambuța, Radu Talambuța, Simion Baranovschi in den Beweis zu erbringen, dass „Kunst
und Kulinaria“ nahe bei einander
nationalen Anzügen mit den Mitarbeitern des Restaurants
65
liegen und demnach unter dem Oberbegriff Kunst ihren Platz finden. Es war und ist eine
große Kunst, durch ein gutes Mahl den Gaumen und durch gute Musik, das Ohr zu beflügeln.
Nicht nur vor dem Konzert, nein auch danach ist bei den Künstlern stets eine
gewisse Aufregung zu spüren. So musste ich schon darauf achten, dass ein jeder seine
Noten, den Anzug und die Schuhe einpackte. Dem „großen“ Midu flogen natürlich die
Mädchenherzen zu und eine jede wollte die Adresse mit ihm tauschen. Dennoch war es
an der Zeit, sich zu beeilen. Die Nacht war kurz und der morgige Tag versprach neue
Auftritte in anderen Städten. Überall, ob in Wächtersbach, Schlierbach, Altenstadt, in
Freigericht und in Hannover, Celle wo immer auch die Künstler auftraten, verliefen
die Konzerte auf hohem professionellen Niveau. So jedenfalls beurteilte es die Presse,
ebenso wie über die Vielfalt des gebotenen Programms, mit den Musikgattungen Oper,
Operette, Musical und der Volksmusik.
Den Schluss dieser Veranstaltung bildete der Dank des Publikums an die Künstler.
Applaus ist eine der dankbarsten Anerkennung, persönliche Gratulationen und die
Blumen. Aber nicht zu vergessen, ist die dankbare Verneigung der Künstler gegenüber
ihrem Publikum.
Unter der Email-Adresse unserer Organisation, [email protected],
trafen weitere Glückwünsche an die Künstler ein. Selbst der Bürgermeister der Stadt
Chişinău hat es sich nicht nehmen lassen in einem Brief die Arbeit unseres Vereins
in lobenswerte Worte zu kleiden. Seine Zeilen haben ausschnittsweise folgenden
Inhalt, „…die ähnlichen kulturellen Projekte auch im Weiteren zum gegenseitigen
Verständnis und der geistigen Bereicherung der moldauischen und deutschen Völker
begünstigen“.12
«Auf Wiedersehen», verabschieden sich die Moldauer.
„Bis bald!” antworten die Deutschen.
Nach den Umarmungen folgen wie gewöhnlich die Wünsche auf einen guten
Weg.
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«LICURICI» LERNT DAS DEUTSCHE PUBLIKUM KENNEN
„Die Haupttätigkeit unserer Organisation liegt in der
Aufklärungsarbeit der Jugend, da sie die Zukunft des Landes
und die Haupttriebkraft nicht nur des ökonomischen, sozialen,
politischen Staates, sondern auch die des geistigen Blühens
sind.“
(AUS DEM PROGRAMM)
Straßen, Wege, Gänge. Es sind nicht die ausgezeichneten und einwandfreien Autobahnen, die einem das Gefühl geben als würde man dahin fliegen und es scheint als ob
auch die Wege zu den staatlichen Institutionen, den Departments, Ministerien und Ämtern
alles von selbst in die richtigen Bahnen lenken.
Jedoch sieht alles ganz anders drinnen aus, wenn man über die Teppiche oder Balatumbahnen schreiten und dann vor den Bürotüren der Amtsleiter oder deren Vertreter
stehen. Mit Stolz darf ich bemerken, dass ich in all den Jahren meiner Berufung zum
ersten Vorsitzenden des „Kulturvereins Moldova e.V.“ wenige Probleme mit den Ämtern
und deren Amtspersonen hatte. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich unsere Organisation
bislang ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mittel behelfen konnte.
Meine einzige Bitte an die Behörden bestand darin, sich guten Willens zu zeigen,
wenn es darum ging, ihnen meine Wünsche und Gedanken „über die Tendenz und die
Perspektiven des kulturellen Austausches zwischen Moldau und Deutschland“ zu unterbreiten, um sie von unserer Arbeit und unseren Aufgaben zu überzeugen.
Kaum hatten die ersten Begegnungen und Konzerte moldauischer Künstler ihr Ende
genommen, war auch ich schon wieder auf dem Weg nach Moldau. Die Reise nach Chişinău
bewältigte ich wie im Flug und ich nahm dabei den Weg durch das „Tor zur Stadt“, das ein
jeder Reisende passieren muss, wenn er seine Anreise über den Flughafen in der Hauptstadt Chişinău plant.
Aber, ich bin meinem Grundsatz treu geblieben und bin mit dem PKW nach Moldau
und die Stadt Chişinău angereist. Mein Weg führte mich direkt in die Straße mit Namen
31. August, Nr. 121. Die Adresse ist Einheimischen besser bekannt unter dem liebevollen
Namen „Licurici“ – „Der Leuchtkäfer“ oder „das australische Licht“. Es ist der Name des
Puppentheaters. Es glänzt so hell, weil es von strahlenden Augen und dem glücklichen
Lächeln seiner Zuschauer beleuchtet wird.
Vor 60 Jahren wurde das Theater gegründet. Es hat gute aber auch weniger gute Zeiten
gesehen. Eines hat sich allerdings in all den Jahren nicht verändert, nämlich seine Nähe
zum Publikum. Stets schauten die Puppen in gespannte, aufgeregte, aber auch fröhliche
und lachende kleine Gesichter. Es war, ist und wird immer das Theater für Kinder aber
auch für die Erwachsenen, die das innere Kind in sich behalten konnten.
Die Bilder an den Wänden im Foyer zeigen nicht nur die Geschichte des Theaters
sondern vermitteln auch einen Überblick der Personen, durch die die Puppen über all die
Jahre zum Leben erweckt wurden. Im Saal findet gerade die Generalprobe zur Premiere
eines neuen Stückes statt.
67
„Ärgern sie nicht die Kinder, sondern helfen sie den Eltern!“ so tönen die Worte aus
der Kulisse. Schon Morgen werden die Puppen mit ihren Künstlern auf der Bühne stehen,
um mit dem neuen Programm den Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen. Der
Direktor Herr Titus Shukow (Titus Jucov) bat mich in sein Büro, wo wir, wie ich meine, ein
sehr interessantes Gespräch über den Sinn der Theateraufführungen führten.
„Die Erziehung“, sagte ich, “also auch was den Reifungsprozess beinhaltet, ist eine
der kompliziertesten Phasen im Lebensablauf unserer Kinder und kann, wenn wir irgendwelche Arten von Störungen nicht frühzeitig erkennen, zu einem irreversiblen Schaden,
mit ernsten Folgen für die geistige, psychische und moralische Entwicklung des Kindes
führen“.
„Ich bin mit ihren Ausführungen einer Meinung und möchte diese aus meiner Sicht
gern unterstützen“, sagte mir der Theaterdirektor bei unserem Gespräch.
Dem hatte ich folgende Anmerkungen entgegen zu setzen: „Unsere Organisation hat
sich die unterschiedlichsten Aufgaben und Ziele gesetzt. Zu einer der schwergewichtigsten Aufgaben gehört die ästhetische Bildung der heranwachsenden Generation, denn auf
diesem Gebiet sind die zurzeit größten staatsübergreifenden Probleme zu suchen, mit denen wir uns auseinander setzen müssen.“
„Herr Pawljuk, es wäre also sehr gut, für sie eine Pressekonferenz mit den Vertretern
der moldauischen Kultur zu organisieren“. Diese Konferenz fand im Mai 1999 im Theater
“Licurici“ statt.
An der Diskussion haben sich Schriftsteller, Journalisten, Musiker und Lehrer beteiligt, die durchweg der Auffassung waren, dass man nur dann über eine vollwertige Erziehung des Kindes sprechen kann, wenn es neben allen anderen Dingen lernt, das Schöne
zu schätzen. In meiner Rede habe ich betont, dass jeder Mensch in der Lage ist, die verschiedensten Kunstarten zu verstehen, man muss ihm nur die Möglichkeit geben, jede von
ihnen kennen zu lernen. In diesem Zusammenhang habe ich den deutschen Philosophen
Friedrich Nietzsche (Friedrich W. Nietzsche, 1844 - 1900) zitiert, der da sagte: „Die Stimme
der Schönheit klingt immer leise und dringt nur in die feinfühligsten Ohren durch“, und
damit sie erhört wird“, habe ich fortgesetzt, „muss dem Kind hierbei geholfen werden.“
„Herr Pawljuk, wer anders, wenn nicht sie, könnte besser mit den Künstlern dieses
Theaters zurecht kommen, deren vornehmliche Aufgabe, wie auch die ihre, darin besteht,
auf spielerische Art und Weise das Feingefühl der Kinder zu wecken, um sie damit auf
den richtigen Lebenspfad zu lenken. Aber lassen Sie uns ein wenig bei den Proben der
Künstler zuschauen.“
68
„… Zusammen sind wir stark. Nur wenn wir uns vereinen, können wir Gutes tun und
miteinander in Frieden leben!“ Mit diesem Dialog endete das Theaterstück!
„Jungs, macht doch mal eine Pause, ich bin sicher, dass die Vorstellung, nach der von
Boris Dubosarschi geschriebenen Musik, zu einem großen Erfolg werden wird“, so rief
der Theaterdirektor Herr Shukow den jungen Künstlern auf der Bühne zu. Ich möchte
euch den ersten Vorsitzenden der kulturellen deutschen Vereinigung, des „Kulturvereins
Moldova e.V.“, Herrn Konstantin Pawljuk vorstellen.“
Was mir nicht so sehr an Künstlern gefällt ist die förmliche Anrede. So bat ich die
Anwesenden, mich der Einfachheit halber, mit dem Vornamen anzureden. Und damit
machte mich Herr Shukow auch gleich mit den Künstlern des Theaters „Licurici“, Genadii
Bojarchin, Irina Savelieva und Svetlana Radu bekannt.
Während des letzten Weltkrieges war es Marshall G. K. Shukow (1896 - 1974), der die
Stadt Berlin am 2. Mai 1945 eingenommen hatte. Wenn es im September des Jahres 1999
auch nicht der gleiche Shukov war, so war es doch dieser Namensvetter, der sich anschickte, noch einmal unter diesem Namenskommando eine kleine Heerschar, sprich Künstler,
nach Deutschland zu führen. Er wollte mit den Künstlern, die in seinem Gefolge standen,
die Herzen der Menschen gewinnen. Er wollte sie mit seinen künstlerischen Darbietungen
davon überzeugen, dass sich die Zeit und die Menschen in beiden Ländern gewandelt haben. In der moldauischen Presse geschrieben, würden sich diese Zeilen wie folgt anhören:
„der General“ Shukow zusammen mit seinem Kommando hat sich begeben, Deutschland
noch einmal zu „besiegen“. Wir hoffen, dass derartige kulturelle Expansion zum Prozess
der Integration beitragen wird.“ 13
Die Theatergruppe, mit ihrem Direktor an der Spitze war einige Male an der Grenze
ihres schöpferischen Könnens angekommen und dennoch versichere ich Ihnen, wie zufrieden ich mit den Darbietungen, die diese Gruppe leistete bin. Ich kann nur jedem Leser
empfehlen, dieses Theater in Chişinău zu besuchen, vielleicht bringen die Künstler ja
gerade dieses ungewöhnliche Stück, mit dem Namen „Die zauberhaften Spiele“, dass sie
auch hier in Deutschland zum Besten gaben.
69
Mit großer Freude und Bewunderung schaue ich mir immer wieder gern die
Vorführungen der jungen Puppenspieler Genadii, Irina und Svetlana an. Es ist ein
Vergnügen zu sehen, wie sie mit ihrem schauspielerischen Können die Puppen führen
und wie durch einen Seelenwandel in diese kleinen Stoffkörper eindringen. Wenn man,
wie ich die anfänglichen Proben anschauen konnte, bei der Generalprobe dabei sein
durfte und letztendlich das komplette Programm erleben darf, wie sie ihr Stück lässig
und entspannt ihrem gestrengen Publikum darbieten, der wird spätestens hier erleben
können, mit welchem Geschick und Einfühlungsvermögen sie die kleinen Zuschauer
begeistern. Ich werde nie die Blicke der Kinder vergessen, in deren fröhliche und
dennoch gespannte Augen ich sehen durfte.
So haben die Kinder mit gemacht
Den Künstlern dieses Puppentheaters ist es tatsächlich gelungen, trotz des im gebrochenen Deutsch gesprochenen Textes, die Kinderherzen zu gewinnen und sie in die Träume einer zauberhaften Welt zu versetzen.
Und so haben die Eltern mit gemacht
Ich denke, es ist uns als Verein gelungen, allein mit dieser Künstlergruppe, die in der
Zeit vom 16. bis 29. September 1999 zu Gast in mehreren deutschen Städten war, nicht
nur die Herzen der Kinder, sondern auch die Gemüter der vielen erwachsenen Zuschauer
in den Bann der Theaterkunst zu ziehen. Jedenfalls haben es die immer wieder gern hörbaren Begeisterungsstürme bewiesen.
Am Ende einer jeden Veranstaltung ertönten die wunderbaren Worte der Künstler an
das Publikum: „Zusammen sind wir stark“! Wenn es gelänge, die Welt mit diesen vier
Worten zu verändern, hätten wir gemeinsam das Größte erreicht, wozu die Menschen jemals in der Lage sein werden.
Bei einem der vielen Auftritte sprach der Referent der Stadt Altenstadt, Herr Erich
70
von Hanxleden in seiner einführenden Rede vor den Gästen
im Jugendzetrum „Ta-Ku-Zak“ den jungen Künstlern sein
besonderes Lob aus.
Diese jungen Menschen vom Theater „Licurici“ aus
Chişinău, der Hauptstadt der Republik Moldau, sind nicht
nur die geborenen Schauspieler, die ihre Seele im Spiel an
die Puppen weiter geben, sie sind obendrein noch wahre
Sprachkünstler. Ihre Dialoge bei der Darbietung werden in
deutscher Sprache geführt, obwohl sie diese Sprache nicht
direkt beherrschen. Das gesamte Programm wurde von ihnen
auswendig gelernt, wozu die folgenden Worte wie, „Danke
schön“, „bitte“ und „sehr gut“, ebenfalls zum erlernten Repertoire gehörten wie die erlernten Rollen. Man höre und
staune, ja sogar eine kleine Unterhaltung konnten sie nach
wenigen Tagen ihres Aufenthaltes in Deutschland bereits
führen. Besonders neugieren Gästen konnten sie selbst über
ihr Land berichten und erzählen. Somit war es auch nicht
ungewöhnlich, dass die kleinen wie die großen Gäste ihre
Künstler, ob Puppe oder Mensch, etwas näher kennenlernen konnten. Hinter der Bühne
gab es dazu genügend Gelegenheit und die eine oder andere Frage wurde dann sogar in
deutscher Sprache beantwortet.
Über all´ diese wunderbaren Erfahrungen haben die Gazetten in ihren Ausgaben wie
folgt berichtet: „... Von Anfang an haben die Künstler die sprachliche Barriere glänzend
überwunden, mit der auffallenden Leichtigkeit sind in die Rollen der Puppentiere eingegangen… und haben sie belebt.“ 14
Mit scheinbarer Leichtigkeit
schlüpften sie in die Rolle des Hasen „Griesgram“, des Eichhörnchens
und des Bären. Die Tierpuppen wirkten gerade deshalb so lebendig, weil
sie alle mit einem ausdrucksstarken
Charakter ausgestatten waren, sie unterschieden sich in ihren Bewegungen und Lauten. Die Kinder „… im
Glauben zu lassen Hase und Bär führen tatsächlich eine Konversation…
… es war schon eine beeindruckende
Leistung.“15
Es sind gerade zwei Jahre vergangen, dass uns von der Kulturabteilung der Stadt
Altenstadt im Jahre 2001 angeboten wurde, das neue Programm des Puppentheaters in
ihrer kulturellen Vorführungsreihe aufzunehmen. Bereits im September waren wir erneut
zu Gast im Jugendzentrum „Ta-Ku-Zak“, wo die moldauischen Künstler Gennadii Bojarkin, Swetlana Radu und Irina Saweljewa ihr neuestes Stück „Doktor Dolittle“ zum Besten
gaben.
Die ersten Geschichten über Doktor Johann Dolittle, der in dem ausgedachten engli71
schen Städchen Puddleby-on-the-Marsh zur Zeit von Königin Viktoria lebte und die Sprache der Tiere erlernte, schrieb Hugh Lofting (1886 - 1947) als illustrierte Briefe aus den
Schützengräben in Flandern des Ersten Weltkrieges an seine Kinder.
Wer jemals diese Geschichte als Buch gelesen, als Schauspiel oder wie in unserem
Fall als Puppentheater erlebt hat, ist in der Lage die Sprache der Tiere zu verstehen und
selbstverständlich auch zu sprechen. Fragen Sie doch einmal einen Hundebesitzer, er wird
Ihnen immer sagen, dass sein Hund ihn versteht und wenn der seinen Herrn mit treuen Augen ansieht ist die Kommunikation eindeutig und klar. Ebenso haben es die Gäste bei der
Aufführung erlebt. Zum Schluss konnten alle, ob Klein oder Groß die Sprache des Hasen,
des Wolfes, des Affen und des Käfers verstehen. Als ich einmal diese Frage an unser Publikum stellte, erhielt ich außer einem einstimmigen „JA“ auch noch das herzhafte Lachen
als Beigabe zum Applaus.
Wie beim letzen Besuch der Künstlergruppe, ging auch in diesem Jahr die Tournee
durch viele deutsche Städte: Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Wächtersbach, Altenstadt
und Bad Soden-Salmünster. Wo auch immer das Theater spielte, die Presse berichtete wie
folgt: „... Die Vorstellungen waren so spannend, dass keiner gleichgültig bleiben konnte.
… Die Kinder und die Erzieherinnen waren begeistert von dem lebhaften und eindrucksvollen Puppentheater, in das alle mit einbezogen wurden.“ 15
Diese Tournee war für die Gruppe, außer ihren Auftritten auch von einer besonderen
Bedeutung geprägt. Auf Einladung des Kulturamtes der Stadt Bottrop und deren stellvertretender Leiter Herrn Gerd Heinemann, konnte das moldauische Puppentheater an den 6.
Internationalen Bottroper Figurentheatertagen 2001 teilnehmen. Genadii Bojarkin, Swetlana Radu und Irina Saweljewa mussten sich mit den Theatertruppen aus vielen europäischen Ländern messen. Darunter die teilnehmenden Staaten wie Deutschland, Frankreich,
Schweiz und der Russischen Föderation. Natürlich wurde auch hier das Stück „Doctor
Dolittle“ vorgetragen.
In ihren hellen Anzügen, der modernen rhythmischen Musikalität und der erfolgreichen Theaterszenerie, haben sie der Jury eine unvergessliche Vorstellung geboten. Für das
prächtige Spiel wurden die moldauischen Künstler mit der wohl höchsten ehrenvollen
Belohnung bedacht, nämlich die beste Auszeichnung die sich Künstler auf der Bühne von
ihrem Publikum erhoffen, die Zuschauersympathie. Es gäbe noch so vieles über diese
Gruppe und ihre Auftritte zu berichten, so dass es sich lohnen würde allein darüber ein
Buch zu schreiben. Hier möchte ich noch kurz über zwei Episoden berichten, die tief in
meinem Erinnerungsvermögen schlummern und von denen ich unbedingt erzählen muss.
Es war eine ganz besondere Freude, erleben zu können, wie sich nicht nur die kleineren Zuschauerkinder über die Aufführungen freuten, sondern wie es selbst die zur Sparte
der Jugendlichen zählenden Zuschauer einer Grundschule in der Stadt Birstein von den
Stühlen riss, als sie erfuhren, dass sie als Dank ihres Applauses eine Theaterpuppen zum
Geschenk erhielten.
Oder, wie warm und herzlich war der Empfang bei den Pfarrkindern der evangelischen Kirche in Bad Soden Salmünster. Überaschend für die Gruppe war es, den Schuss
einer Spielpistole, die laut Drehbuch vorgesehen war, zum Einsatz bringen durfte.
Wie bei jeder Veranstaltung gab es auch hier einen Anfang und zwangsläufig auch ein
Ende. Uns als „Kulturverein Moldova e.V.“ konnte nichts Besseres wiederfahren, als zu
erleben, dass unsere Gedanken zur Völkerverständigung mit diesem Projekt „Puppenthe72
ater aus der Republik Moldau“ einen wertvollen Beitrag leisten konnten. Der Beifall des
Publikums, Ihr freundliches Lächeln und die stets ausgelassene und frohe Stimmung sind
nicht nur für die Künstler sondern auch für uns Beweis gut vorbereiteter Arbeit.
Abschiedsabend
In diesem Sinne verabschieden wir das Puppentheater “Licurici“ für diese Saison und
wünschen ihnen für die Zukunft stets ein gut gefülltes Theater bis zu einem erneuten Wiedersehen.
73
DIE ERÖFFNUNG DER VERTRETUNG DES
„KULTURVEREIN MOLDOVA e.V.” IN BERLIN
„Politische Landschaften wechseln sich oft, Regierungsmannschaften kommen und gehen, aber das Volk bleibt immer.
Alles was wir gemacht haben ist gewidmet den Menschen die
für die Geschichte und Kultur des deutschen und moldauischen
Volkes Interesse und Sympathie haben.“
(FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW)
“Hallo Freunde, wir fahren jetzt Berlin an, die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland!“ Mit diesen Worten holte ich die in meinen Bus sitzenden Mitreisenden aus ihren
möglicherweise süßen Träumen heraus. Ich versuchte ihnen mein Wissen über diese Stadt
kund zu tun und erzählte ihnen, was mir selbst über diese Stadt bekannt ist.
“In dieser Metropole leben rd. 3,4 Mio. Menschen und nach deren Bevölkerungsdichte, belegt diese Stadt den zweiten Platz in der Europäischen Union. Aus der Geschichte
sollte ihnen bekannt sein, dass diese Stadt einst 29 Jahre durch eine Mauer getrennt wurde.
Der westliche Teil der Stadt befand sich, umgeben von der Mauer, in einer so genannten
Insellage, wodurch die Reisemöglichkeiten in umständlicher Weise eingeschränkt waren.
Aber heute, nach dem Fall der Mauer und der damit verbundenen Wiedervereinigung des
Landes, kann ein Jeder wieder ungehindert durch das Brandenburger Tor, dem weltweit
bekannten Wahrzeichen dieser Stadt gehen.
Brandenburger Tor
74
In östlicher Richtung, geographisch gesehen, erstreckt sich die Straße mit dem schönen Namen Unter den Linden. Natürlich kommt der Name nicht von ungefähr. Die Straße
trägt ihren Namen aufgrund ihrer Bepflanzung. Rechts und links der Fahrstraßen, wie
auch auf der Mittelpromenade wurden einst Linden angepflanzt.
Boulevard Unten den Linden
In den 20-iger Jahren gehörte sie, neben dem Ku-Damm (Kurfürstendamm) zur Flaniermeile des gehobenen Bürgertums. Neben Karl Millöcker (1842 - 1899) und Paul Linke
(1844 - 1917) haben noch einige andere Komponisten und Textdichter dieser Stadt ihre
schönsten Lieder gewidmet. Neben dem bekannten Lied, „Der Berliner liebt Musike, die
Musik liegt ihm im Blut…“, so hat auch die Prachtstraße ihr eigenes Musikstück mit dem
Titel, „Untern Linden, untern Linden, jeehn spaziern die Mägdelein, wenn die Lust hast
anzubinden, dann marschiere hinterdrein…“ Eines der wohl bekanntesten Musikinstrumente dieser Stadt, ist der altbeliebte Leierkasten. Auserkorene Leierkastenmänner hört
und sieht man noch heute an sehenswerten Punkten dieser Stadt.
Es ist schon einer besonderen Würdigung zuzuordnen, dass die politische Führung der
ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) die wundervollen alten Bauten dieser
Stadt, die an eine andere Zeitepoche erinnern, nicht hat entfernen lassen. Auf der Museumsinsel, mit dem Pergamonmuseum, in dem sich die Geschichte der Menschheit bis
ins dritte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgen lässt. Die Die Neue Wache seit 1960 diente das restaurierte Gebäude der DDR als „Mahnmal für die Opfer des
Faschismus und Militarismus“, in dessen Raummitte eine Ewige Flamme brannte. 1969
wurden die sterblichen Überreste eines unbekannten Soldaten und eines unbekannten KZHäftlings beigesetzt, umgeben von Erde aus Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs und
aus Konzentrationslagern, ab 1993 zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland, die National Galerie oder auch das Historische Deutsche Museum. Einst führte das
Haus den Namen „Zeughaus“.
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620 - 1688) verfügte im Jahre 1667 das
an diesem Ort ein Zeughaus errichtet werde. Der Pariser Hof- und Stararchitekt Francois
Blondel (1618 - 1686) erhielt den Auftrag zur Fertigung eines Entwurfes, der 1685 eingereicht und Jahre später wegen fehlender finanzieller Mittel umgesetzt wurde. Am 28. Mai
75
1695 ließ Kurfürst Friedrich der III (1657 - 1713), der spätere König Friedrich I den Grundstein des Bauwerkes, das sich in unmittelbarer Nähe der Berliner Befestigungsanlagen
befand, legen. Der Bau dauerte bis zu seiner Vollendung im Jahre 1729 ganze 35 Jahre.
Der Grund für die lange Bauzeit ist auf die damals fehlenden Mittel zurückzuführen.
Historische Deutsche Museum
Das Deutsche Historische Museum wurde anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt
Berlin am 28. Oktober des Jahres 1987 im Reichstagsgebäude im damaligen West-Berlin
gegründet. Bereits kurz nach seiner Gründung begann das DHM mit dem Aufbau der
Sammlung über die deutsche Geschichte. Im Dezember 1994 eröffnete eine Dauerausstellung „Bilder und Zeugnisse der deutschen Geschichte“. Gleichfalls ist es nicht nur das
geschichtsträchtige Symbol der Deutschen, sondern es gibt Auskunft über die gesamte
europäische Geschichte.
Weitere Prunkbauten, die nach der
Wiedervereinigung in altem Glanz erstrahlen, sind auf der gegenüberliegenden Seite das Kronprinzenpalais und
die Deutsche Oper. Hierbei handelt es
sich um eines der weltweit bekanntesten Opernhäuser. Der Architekt Georg
Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 1753) begann im Juli 1741 im Auftrag
Friedrichs II (1712 - 1786) mit dem Bau
der Königlichen Hofoper. Noch Monate vor der Fertigstellung des Gebäudes 1743 wurde das Opernhaus am 7. Dezember 1742
mit Carl Heinrich Grauns (1701 - 1759) „Cleopatra e Cesare“ eröffnet. Das Haus war das
erste königliche Theatergebäude und das erste freistehende Opernhaus Deutschlands sowie
damals das größte Europas. Sicher würde sich der eine oder andere moldauische Opernsänger wünschen einmal in seinem Leben an diesem Haus sein Bestes unter Beweis stellen zu
können. Bevor wir allerdings ein Stück weiter in Richtung Brandenburger Tor gehen, wenden wir den Blick noch einmal in östliche Richtung, sprich gen Fernsehturm.
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Auf der linken Seite in Blickrichtung erhebt sich die große Kuppel des Berliner Doms.
Er wurde auf Befehl Kaiser Wilhelm des II. (Wilhelm II., Friedrich Wilhelm Viktor Albert von
Preußen; 1859 - 1941), in der Zeit von 1894 bis zum 1905 als Beweis der Dankbarkeit für
die Gründung des deutschen Reiches erbaut. Sein Architekt war Julius Carl Raschdorf
Berliner Dom
(1823 - 1914). In den Katakomben ruhen die Gebeine hoher deutscher Fürsten, Kaiser und
Könige, deren Gemahlinnen und Kinder.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich einst das Stadtschloss, in dem sich die
Winterresidenz deutscher Kurfürsten von Brandenburg, der preußischen Könige und der
Kaiser befand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Reste des halbzerstörten Schlosses abgetragen und der Platz blieb lange Zeit unbebaut. Während der Zeit des DDR hat deren damalige Regierung verfügt, an dieser Stelle den Palast der Republik zu errichten. Im Herbst
1973 wurden die notwendigen Arbeiten begonnen, die am 23. April 1976 feierlich beendet
wurden. Der Palast der Republik war der Ort der Sitzung der Volkskammer. Gleichzeitig
wurde das Gebäude für die verschiedensten Kulturveranstaltungen genutzt.
Nach der Wiedervereinigung konnte sich der damalige Senat von Berlin nicht entscheiden, wie er mit dem Arial
Palast der Republik umgehen
sollte. Es war einerseits ein
Politikum, andererseits eine
Preisfrage. Die Kosten, die
diese Immobilie leerstehend
aufwies, waren immens. Der
Abriss dieses Hauses stand
immer wieder auf dem Plan,
konnte aber auf Grund fehlenAbriss von Palast der Republik
der finanzieller Mittel nicht in
77
Angriff genommen werden. Noch dazu lag der Gedanke in der Luft, das Stadtschloss in
alter Form wieder zu errichten. Seit dem singen die Berliner gern das populäre Lied, dass
in vielen Punkten zu dieser Stadt passt, „Wer soll das bezahlen…!“ Letztendlich hat der
Senat im Jahre 1995 entschieden, das Gebäude abzutragen.
Das Portal IV des 1950 gesprengten Stadtschlosses am Schlossplatz 1 (bis 1994 MarxEngels-Platz) schmückt noch heute den Eingangsbereich des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR. In wenigen Jahren, voraussichtlich im Jahre 2009, wird allerdings auch der
Rest des Palastes der Republik der Vergangenheit und somit der Geschichte angehören.
Zwei Gebäude die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken sollten, sind die
Humboldt-Universität, an der selbstverständlich auch moldauische Studenten studieren.
Humboldt-Universität
Die Universität wurde am 16. August 1809 auf Initiative des liberalen preußischen
Bildungsreformer und Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835) gegründet und nahm 1810 als „ Alma Mater Berolinensis“ ihren Betrieb auf. Mit 256 Studenten und 52 Lehrenden begann im Jahr 1810 das erste Semester an der neu gegründeten
Berliner Universität. Die Fächer wurden in die Fakultäten Jura, Medizin, Philosophie und
Theologie gegliedert. Die Naturwissenschaften waren damals Teil der Philosophischen
Fakultät. Erster Rektor war der Jurist Theodor Schmalz (1760 - 1831). Bei Gründung der
Universität Berlin wurde er dort zum Ordinarius der Juristischen Fakultät und erstem Rektor der neuen Hochschule ernannt. Dieses Amt begleidete er bis 1811.
Von 1828 bis 1946 führte die Berliner Universität den Namen Friedrich-WilhelmsUniversität zu Ehren des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III (1770 - 1840). Erst
im Jahr 1949 entschied man sich für den bis heute gültigen Namen. Seit 1994 verfügt
die Humboldt-Universität über elf Fakultäten und mehrere interdisziplinäre Zentren und
Zentralinstitute. Mit über 300 Liegenschaften in Berlin und Brandenburg zählt sie zu den
bedeutendsten Standortfaktoren der Region. Im Wintersemester 2004/2005 waren 40.828
Studierende an der Humboldt-Universität einschließlich Charité eingeschrieben.
Lassen Sie mich an dieser Stelle noch über ein paar markante Punkte dieser Stadt berichten. Der Fernsehturm am Alexanderplatz, 1964 wurde durch den Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht (1893 - 1973) entschieden, den Turm am Alexanderplatz bauen zu lassen. In der alten Mitte von Berlin entstand hier ein weit sichtbares, repräsentatives
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Bauwerk für den sozialistischen Teil
Deutschlands.
Nach nur 53 Monaten Bauzeit
wurde der Berliner Fernsehturm fertiggestellt und am 3. Oktober 1969
in Betrieb genommen. Der Turm hat
eine Gesamthöhe einschließlich der
Antennenanlage von 368 m. In 203
m Höhe gibt es eine Aussichtsetage
und weitere 4 Meter höher, auf 207 m
befindet sich ein drehbares Telecafé.
Zwei Schnellaufzüge befördern die
Kabinen, in der 15 Personen Platz
finden, mit einer Beschleunigung
von 1.70 m/s^2 in ca. 38 Sekunden bis zur Aussichtsplattform
Die Weltzeituhr, genannt Urania, ist ein neuzeitliches Wahrzeichen. Die auf einer Säule ruhende kreisförmige Uhr beinhaltet die 24 Zeitzonen der Welt. In einer Aluminiumverkleidung, die sich über und unter der Stundenanzeige befindet, sind die Namen markanter
Städte der Welt eingraviert. Das Gebilde, das das Areal überspannt, entspricht der Nachbildung unseres Sonnensystems mit den um die Sonne kreisenden Planeten.
Der Potsdamer Platz, einst einer der beliebtesten Plätze in Europa und während des
zweiten Weltkrieges in Schutt und Asche gelegt, lag nach Kriegsende im sogenannten
Dreiländereck. Der zwischen den sowjetischen, britischen und amerikanischen Sektoren
gelegene Platz hatte für viele Jahre das Interesse zahlungswilliger Investoren verloren.
Mit dem Fall der Berliner Mauer änderte sich das sehr schnell. Der Potsdamer Platz sollte
wieder das werden, was er einst war – Mittelpunkt im Herzen dieser Stadt. Investoren
waren schnell gefunden. Auf dem riesigen Gelände entstand eine moderne Metropole.
Das Areal beherbergt viele Geschäfte, Appartements, Büros, sowie die europäische Zentrale der Fa. Sony. Das Sony Center und der „BahnTower“, der Sitz der Dachgesellschaft
der Deutschen Bahn in Berlin, wurde von dem deutschstämmige US-Amerikaner Helmut
Jahn (*4. Januar 1940 in Nürnberg) gestaltet. Das Filmmuseum Berlin mit der deutschen
Kinemathek, Cafés und Restaurants. Das Daimler Haus, die Potsdamer Platz Arkaden,
das Musicaltheater und das Spielkasino am Marlene-Dietrich-Platz, sind neben Hotels
und Kinos, die Bauwerke, die dort nach der Wiedervereinigung entstanden sind. Wenn
Sie mehr über diese expandierende Stadt erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen eine
Reise dort hin zu machen. Und um noch eins drauf zulegen, sollten Sie nicht versäumen
den Kulturverein Moldova e.V., in Berlin-Buch zu besuchen.
Meine mitreisenden Künstler, denen ich gerade diese Stadt zeigen konnte, sind mir
bereits auf dem Weg zu unserem Quartier wieder eingeschlafen. Dabei wollte ich ihnen
gern noch etwas von der meist besuchten Stadt dieses Kontinents zeigen und erzählen. Auf
dem Weg von der City nach Buch durchqueren wir den Bezirk Prenzlauer Berg. Menschen
unterschiedlichster Nationalitäten haben hier ihre neue Heimat gefunden. Wenn ich Ihnen
gerade etwas über das Altertum, aber auch über die Moderne erzählen konnte, so finden
Sie hier in diesem Stadtteil die unterschiedlichsten Epochen. Hier haben sich Architekten
der letzten 100 Jahre ihre Denkmäler setzen können. Stile: von Retro – bis zum Modern.
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Berlin ist neben seinem ökonomischen und politischen Zentrum des Landes auch ein
wie ich meine kultureller Standort, dem wir uns als Organisation nicht verschließen dürfen. Hier leben und arbeiten derart viele Nationalitäten, so dass wir glauben, gerade an
diesem Ort ein großes Potenzial interessierter Menschen zu finden, die wir ansprechen
und für unsere Aufgabe begeistern können. Demzufolge wollen und müssen wir uns aus
dem Rahmen regionaler Grenzen herausheben um außerhalb unseres Gründungsortes eine
Zentrale eröffnen, die uns hoffen lässt, über die Grenzen des Bundeslandes Hessen auch
in Berlin und Brandenburg, wie in weiteren Bundesländern bekannt zu werden. In dieser
Stadt befindet sich aber auch die Landesvertretung der Republik Moldau mit ihrer Botschaft, mit deren Unterstützung bereits die eine oder andere Veranstaltung erfolgreich war.
Ohne jede falsche Bescheidenheit darf ich sagen, dass, Dank der aktiven Arbeit aller Mitglieder der Gesellschaft und den erfolgreichen Auftritten moldauischer Künstler es uns in
der kurzen Zeit, sprich: von 1999 bis zum Jahr 2002, gelungen ist, das positive Image des
„Kulturvereins Moldova e. V.” aufzuwerten. Es wurden Kontakte zu den verschiedensten
Organisationen, aber auch Privatpersonen geknüpft, die den Wunsch hatten, mit uns zusammenzuarbeiten. Somit führe ich Sie nunmehr in den Bezirk am Rande der Stadt Berlin
in dem der Verein künftig ein ehrenwertes Domizil erhalten wird.
Ich denke, allein das Bild beeindruckt schon sehr. Der ungewöhnliche architektonische Stil dieses dreigeschossigen Gebäudes ist mit einem mittelalterlichen Schloss vergleichbar. Es bietet äußerlich, wie auch innerlich den Parametern, für die Durchführung
thematischer Diskussionen, Konzerte und Empfänge mit Gästen und gleichgesinnten Partnern. In den Dokumenten zur Grundbucheintragung aus dem Jahre 1890 fand ich so manche interessante Eintragungen, von denen ich an anderer Stelle berichten möchte. Nach
den vorgenommenen Renovierungsarbeiten wurden gerade im Parterre die Räume für die
Nutzung von Veranstaltungen hergerichtet. Darunter befindet sich ein Raum, der dem Vorbild moldauischer Wohnkultur eingerichtet ist und die sogenannte „Casa mare“ darstellt
und auf deutsch gleichbedeutend als die „Gute Stube“ bezeichnet wird. Diese gute Stube
wird in Moldau als ein besonderer Raum betrachtet, der ausschließlich für Besonderhei80
ten genutzt wird, sprich: Feierlichkeiten der Familie oder besondere
Besuche.
Mit diesem Zimmer wurde eine
Art Museum geschaffen, in dem die
traditionellen Besonderheiten der
folkloristischen Ausstrahlung und
das kulturelle Erbe über Generationen hinaus veranschaulicht werden
soll.
„Casa mare“ ist nicht nur ein
formales Sammeln heimischer Exponate, nationaler Kostüme und
Volksinstrumente, sondern auch eine Popularisierung der Geschichte der Moldauer in
Deutschland. Die Entstehung dieser Begegnungsstätte wurde in der moldauischen Presse
mit den folgenden Zeilen bemerkenswert erwähnt: „... Dank den Bemühungen der Mitglieder des „Kulturvereins Moldova e. V.”, in Berlin wurde eine „Casa mare“ eröffnet.
Die Deutschen bekamen die Möglichkeit, die Traditionen und die Bräuche der Moldauer
kennen zu lernen.“ 16
Moldauische Künstler in den Nationaltrachten
In all den Jahren in denen ich diesem „Kulturverein Moldova e.V.“ als Vorsitzender
diene, habe ich eines erfahren müssen, nämlich dass sich die Deutschen zum Teil mehr für
die moldauische Kultur, für die Traditionen, aber mehr noch für die Menschen in diesem
Land interessieren, als es vielleicht die Moldauer selbst tun. Es klingt Paradox, aber lesen
Sie selbst die wahre Geschichte der Familie Helga und Erhard Günther aus Berlin, die
vor kurzem in den verdienten Ruhestand gegangen sind. Erhard Günther wusste vor unserer ersten Begegnung bereits einiges über dieses Land zu berichten und seine Erzählung
möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
„Es war Anfang der 90-iger Jahre, um genau zu sagen, im Jahre 1992. Die Republik
Moldau befasste sich zwangsläufig und aufgrund der Tatsache, dass sie nunmehr eine freie
und unabhängige Republik wird, mit dem Gedanken der Einführung von Reisepässen für
moldauische Bürger und Diplomaten. Mit diesem Auftrag wurde eine erfahrene Druckerei
in Deutschland und damit in Berlin beauftragt. Es war einer der ersten Auslandsaufträge,
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mit dem diese Druckerei konfrontiert wurde. Erhard Günther war zu dieser Zeit Sachbearbeiter für
derart gelagerte Arbeiten und unterbreitete seinem
Vorgesetzten im September 1992 den Vorschlag,
„… es müsse nunmehr Jemand nach Moldau fliegen, um den dortigen Behörden die ersten Korrekturabzüge vorzulegen und noch offene Fragen zu
besprechen!“.
„Herr Günther, das ist ein guter Vorschlag, bitte fahren sie dort hin!“ Ja und damit hat alles angefangen. Die Liebe zu diesem Land und zu den
Menschen, die doch eigentlich ganz anders waren
als wir. Stets hatten wir nur das sowjetische Feindbild vor Augen und auf einmal sind da Menschen,
von denen man mit einem Bruderkuss begrüßt
wird. Diese Erfahrungen zu machen, war eines der
schönsten Erlebnisse meines Lebens. Oft erzählte
Helga und Erhard Günther
ich meiner Frau davon, bis es eines Tages soweit
war. Unsere Druckerei erhielt den Auftrag Postwertzeichen für die moldauische Post zu
drucken. Die Mitarbeiter in den Chefetagen der moldauischen Post, einschließlich des
Postministers, waren nicht nur Kunden unseres Hauses in Berlin, nein, sie wurden auch
zu persönlichen Freunden, was sich niemals als Vor- oder Nachteil auf die geschäftlichen
Beziehungen auswirkte. Bei einer geschäftlichen Verhandlung in Deutschland im Jahr
1995 traf mich dann das große Erstaunen. Mir wurde die Frage gestellt, „Was macht ihre
Frau in der nächsten Woche?“ Keine Frage, sie ist berufstätig und muss arbeiten! „Bitte
rufen sie ihre Frau an, sie fliegt in der nächsten Woche auf Einladung des Postministers
mit nach Chişinău!“ Dieses freudige Ereignis hat uns zu noch größeren Freunden gemacht
als wir es schon waren. Mit Musik und in nationaler Tracht und nie zu vergessen die großen Blumensträuße, so wurden wir empfangen. Man fuhr mit uns bis hoch in den Norden
der Republik, in die Region Briceni, zum Dorf Larga. Eine Schule durften wir besuchen
und es lag sicherlich im Rahmen der Planung dieser kurzen Reise, denn man führte uns
die Kinder einer ersten Klasse vor. Gut gekleidete Knaben und Mädchen mit großen weißen Schleifen im Haar empfingen uns in der Schule. Es war peinlich mit leeren Händen
vor den Kindern mit diesen erwartungsvollen Augen zu stehen. Eine Packung Mamba als
Kaubonbon, war alles was Helga Günther in der Tasche hatte und es reichte genau aus
um jedem Kind einen Bonbon zu reichen. Wieder zu Hause in Deutschland angekommen,
wussten wir allerdings was zu tun war. Wir gingen betteln und konnten eine Mark nach der
anderen sammeln. Noch zu Weihnachten desselben Jahres haben wir die erste Sendung
Lebensmittel und Süßigkeiten an diese Schule geschickt.
Diese Aufgabe gehörte sechs Jahre zu unserem sozialen Engagement in Richtung „unsere Liebe zu Moldau, zu diesem Land und zu den Menschen!“. Eines der vorletzten Präsente an diese Klasse war ein Keyboard der Firma Yamaha, dass wir im Jahre 2001 noch
persönlich der Schule übergeben konnten und ein Jahr später eine Digitalkamera.
Warum sich allerdings die nunmehr schon groß gewordenen Schüler und Schülerinnen, aber auch die Lehrerschaft, sowie die Schulleitung bei uns nicht mehr gemeldet haben,
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wird uns immer ein Rätsel bleiben. Dennoch hat sich an den Freundschaften nach Moldau,
an die Liebe zu diesem Land und deren Kultur nie etwas verändert. Das, so meinen wir,
zeugt auch von unserem uneingeschränkten Interesse zum „Kulturverein Moldova e.V.“
und seinem ersten Vorsitzenden Konstantin Pawljuk.“
Ich denke, ich habe Ihnen nicht zu viel erzählt oder sollte ich lieber sagen erzählen lassen. Es ist eine beachtliche Geschichte, wie sich Menschen deutscher Nationalität um das
Wohlergehen der Kinder in einem fremden Land mit Lust und Liebe und einer sozialen
Einstellung engagieren. Ich möchte es einfach mal so formulieren, dass ich sage, Helga
und Erhard Günther sind mit ihrer wirklich aufrichtigen Beziehung zu Moldau, zu ihren
Menschen, aber auch ihrer Geschichte und Kultur ein würdiges Beispiel das sich manche
Menschen aus diesem Land zu Herzen nehmen sollten.
Und nun, nach der kleinen Abweichung, werden wir die begonnene Erzählung über
die moldauische „Casa mare“, auf deutsch „die gute Stube“ fortsetzen. Die hier gezeigten
Requisiten moldauischer Einrichtungsgegenstände dienen ausschließlich dazu, erzieherische Informationen an die aus Moldau zugereisten oder in Deutschland geborenen Kinder,
deren Wurzeln in Moldau liegen, zu vermitteln. Es ist für uns, die wir bereits seit vielen
Jahren in diesem Land leben, eine besondere Verpflichtung, auf die Geschichte, die Kultur
und auf die Bräuche der Eltern und deren Vorfahren aufmerksam zu machen. Ich denke,
dass die aus Moldau stammende Cristina Goretzko (geb. Eremia) den einen oder anderen
Besucher während unserer Veranstaltungen im Haus in Buch überzeugen konnte. Cristina
die in Deutschland lebt, studiert und arbeitet, findet trotz ihrer Beschäftigung immer wieder Zeit, den Gästen über ihr Land zu erzählen. So mancher Gast, der bereits des Öfteren
bei uns war, der weiß, dass Cristina gern das eine oder andere Volkslied aus der Heimat
vorträgt, noch dazu, wenn ich sie darum bitte.
„Ich habe die moldauischen Lieder nicht gelernt, ich habe sie mir einfach gemerkt“,
sagt sie den Gästen. „Bereits als Kind lauschte ich dem Gesang meiner Großmutter und
lernte dabei die Lieder ohne jede Mühe auswendig. Zusammen mit ihr bereitete ich die
nationalen Gerichte vor und wir stickten gemeinsam die Muster für die nationalen Kostüme. Und an der Pädagogischen Universität von „I. Creangă“ aus Chişinău, an der ich
studierte, habe ich immer mit dem größten Vergnügen an den verschiedenen Festivals der
Volksmusik teilgenommen und dabei gelernt, einige moldauische Tänze richtig und korrekt zu tanzen. In welchem Land ich auch mein Leben verleben werde, es wird mir stets
eine Verpflichtung bleiben, niemals meine Herkunft zu vergessen um damit immer und
immer wieder zu zeigen, woher ich komme. Allein das gebietet mir mein Nationalstolz.“
Sascha Goretzko, ihr deutscher Ehemann, unterstützt seine Frau bei den auf sie zukommenden Diskussionen, weil er meint, dass „… die existierenden Probleme der geistigen
und gesellschaftlichen Verbindungen der heutigen Generationen besonders aktuell sind,
da in den letzten Jahren, laut der Statistik, die Zahl der Familien, bei denen die Eltern verschiedener Kulturen angehören, gestiegen sind. Leider jedoch, wird bei der Erziehung der
Kinder sehr oft ein sehr wichtiger Punkt – die Heranführung an die Traditionen, Bräuche
beider Nationen sowie ihre Achtung seitens der Mutter oder des Vaters – vernachlässigt.
„Auch ich bin jetzt ein bisschen Moldauer, sagt er lächelnd, „schon deshalb, weil ich
mit einer Moldauerin verheiratet bin.“ Sascha ist nicht nur Ehemann, sondern auch einer
der „Schüler“ von Cristina und er besucht gehorsam ihren Sprachunterricht. Jedenfalls,
wenn Cristina ihm sein Lieblingsgericht „plăcinte“ serviert, dann spricht Sascha nicht nur
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das „Mulţumesc – Dankeschön“, nein er singt es ihr vor. Nachdem ich erneut vom Thema
abgewichen bin, will ich noch etwas über das Zimmer „Casa mare“ berichten, bevor wir
uns den weiteren Zimmern zuwenden. Ich möchte erwähnen, das es für viele Menschen
eine angenehme und unerwartete Überraschung war, diesen Raum in seinen heimatlichen
Ambiente zu sehen.
Als wir uns mit dem Gedanken befassten, diesen Raum zu schaffen, haben wir nach
vielen Bildern, Dokumenten und Beschreibungen gesucht, um dem Besucher diesen traditionsbewussten Raum so originalgetreu wie nur möglich vorzustellen. Zu diesem Zweck
habe ich bei meinen Moldaureisen einige Dörfer im Norden des Landes aufgesucht und
ich war sehr glücklich über die Menschen, die auf unser Vorhaben hier in Berlin, mit einer
derartigen Lebendigkeit reagierten und sehr dazu beigetragen haben, diesen Raum zu gestalten. Alle in unserem Museumszimmer vorgestellten Gegenstände wurden im Wesentlichen in Moldau gesammelt. Da ist zum Beispiel ein prächtiger handgefertigter Teppich,
der von den besten Meisterinnen für Webkunst des Dorfes Balan (Heute Malinovskoe), Rayon Rişcani, gewebt wurde.
Auch der Waschtrog aus Holz, in welchem einst der Brotteig geknetet wurde, die
Handtücher mit den traditionellen Ornamenten dieser Gegend, ebenso wie die ausgestellten Weinkrüge, stammen standesgemäß aus Moldau.
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Ein besonderes und für uns aus
materieller Sicht gesehenes, teures
Geschenk, ist das Porträt von Stefan cel Mare (Stefan der Große, 1433 1504). Gefertigt von dem verdienten
moldauischen Maler Simion Zamşa.
Wenn man vom Flur aus das Zimmer
betritt, so hängt das Bildnis in der
rechten Ecke des Raumes, dort wo bei
den gläubigen Moldauern gewöhnlich
die Ikone hängt. Die Frage nach dem
Grund, weshalb wir statt der Ikone das
Bild des Fürsten angebracht haben, ist damit zu erklären, dass es sich bei Stefan cel Mare
um einen ehemaligen moldauischen Herrscher handelt, der aufgrund der Heiligsprechung
durch die orthodoxe Kirche zu einem nationalen Symbol im Staate geworden ist und dessen Großtaten und Verdienste am Volk zu einer derartigen Hochachtung und Verehrung
führte, dass er dem aufstellen oder aufhängen von Ikonen gleichzustellen ist. Wir haben
kein Recht, uns zu entfremden oder uns der Vergangenheit zu entledigen, egal wie sie auch
immer war. Man sollte sich stets daran erinnern, dass: „Wer seine Vergangenheit nicht
achtet, ist keiner Zukunft wert“. 17
Und gerade, weil sich ein Teil der abendlichen Veranstaltung, neben der Musik auch
mit der folkloristischen Ausstattung der Künstler befasst, werden diese ihre Darbietungen
in der Landestracht vorführen. Die Gazette konnte später darüber wie folgt berichten: „…
der Folklore gehörte der zweite Teil des Abends. Alle Künstler waren hier erneut zu hören
und vor allem waren sie in ihren wunderhübschen, bestickten Trachten zu bewundern“. 18
Eine interessante Information an den Leser soll die Beschreibung der nationalen Kleidung
sein. Viele bäuerliche Familien lebten davon, was ihnen das zu bewirtschaftende Land
bot. Dies betraf in ihrer Lebensweise auch die Kleidung die am Hof getragen wurde. Das
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verbreitete Material, das auf den speziell dafür ausgewiesenen Grundstücken angebaut
und gezüchtet wurde, war Hanf. Danach kam die Wolle und seltener der Flachs. Schon
früh wurde den Mädchen die Kunst des Spinnens gelehrt, ebenso wie das Weben, Nähen
und das Sticken. So sollten sie zusammen mit der Mutter nicht nur die eigene Mitgift,
sondern auch die Geschenke an den Bräutigam und deren Verwandten vorbereiten. So war
es Brauch und Sitte.
Eine Besonderheit der ausgestellten Exemplare ist natürlich auch die von den Moldauern getragene Kleidung. Wie bei vielen anderen kulturverbundenen Völkern zeichnet
sich auch in diesem Land die Kleidung durch ihre historischen Traditionen, den klimatischen Bedingungen entsprechend der Region und deren wirtschaftlichen Nutzungsgrad
aus. Das Kostüm prägt sich nach den völkerkundlichen Forschungen als Besonderheit aus,
insbesondere was den Schnitt und den Schmuck angeht.
Ein weibliches Kostüm hatte folgendermaßen auszusehen. Da war als erstes das Hemd
oder die Bluse. Weiß und mit Ornamenten bestickt, „ie“. Dann das Utensil, das zum Rock
gehört: „catrinţă“. Um sich besser mit den Gepflogenheiten moldauischer Kleidung im
Folklorestil auszukennen sind einige Details zu beachten. Als erstes sollten sie wissen,
dass das „catrinţă“ nicht als gewöhnlicher, genähter Rock zu betrachten ist, sondern, dass
es sich in erster Linie um ein breites um die Taille gewickeltes Leinentuch handelt.
Aber auch hier sind besondere Nuancen zu beachten. Wenn ein Bursche dieses
„catrinţă“ bei dem Mädchen seiner möglichen Wahl richtig betrachtete, so konnte er sofort erkennen, ob es noch frei war oder sogar schon verheiratet. Den feinen Unterschied
sah man daran, wenn der senkrechte Rand des Tuches auf der rechten Seite auflag, so bestanden für den Herrn der Schöpfung noch einigermaßen gute Aussichten, bei der Dame
des Herzens zu landen. War es aber nach links gelegt…, nun dann standen die Chancen auf
Null. Ein weiterer Höhepunkt war die Tatsache, dass dieses „catrinţă“ weder über Knöpfe
noch andere Verschlüsse verfügte, also auch keinen Reißverschluss. Es wurde, vielleicht
der Einfachheit halber, mit einem Gürtel gebunden. Als Kopfschmuck trugen die Mädchen oder Frauen einen „neframă“, eine Art Schleier oder das „basma“, das Kopftuch.
Das die Farbigkeit der Damenbekleidung vielfältiger als die der Männer war, steht wohl außer Frage.
Dennoch wurde die Herrenkleidung geprägt durch das
Tragen des langen weißen Hemdes und der engen weißen Hose – „izmene“ oder „iţari“ –, sowie den farbigen breiten Gürtel, bezeichnet als „brîu“.
Als krönender Abschluss, entsprechend der kälteren Jahreszeit trug der Mann genauso wie Frau dazu
die Weste (peptar), den Kaftan ohne Kragen (suman)
und den Wollmantel mit der Kapuze (manta cu glugă).
Ich denke, dass Sie jetzt mit dem Autor des Artikels
„Kunst als Mittel der Integration“, geschrieben in der
deutschen Zeitung „Gelnhäuser Neue Zeitung“ einverstanden sind, wenn er begeistert bemerkt, dass „die
farbenreichen moldauischen nationalen Kostüme, besonders weibliche, die Informationen des Zuschauers
über den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der mol86
dauischen Folklore ergänzen. Insbesondere die Folklore mit ihren eindrucksvollen bunten
Trachten und der einschmeichelnden Panflötenmusik rufen in Deutschland immer wieder
Begeisterung hervor.“ 19
ALIONA TRIBOI
NATALIŢA BOTNARI
Natürlich werden die Künstler aus Moldau in ihren landestypischen Kostümen auftreten und dazu die Volksmusik aus ihrer Heimat vortragen, doch vorher möchte ich Sie noch
über eine Besonderheit, insbesondere, der ländlichen Küche informieren.
Ein ganz besonderer und wie ich denke schöner Brauch ist es, den Gästen, auch wenn
sie nur kurz vorbeikommen, eine Spezialität des Landes, das sogenannte „mămăliga“ anzubieten. Wenn Sie mal nach Moldau reisen, werden Sie an „mămăliga“ in der einheimischen Küche nicht vorbei kommen. Diese Speise wird zubereitet aus den Zutaten: Maismehl, Salz, Wasser. Bezogen auf den deutschen Raum, könnte man auch sagen, „was für
den Deutschen die Kartoffel oder in den bayrischen Gegenden der Knödel ist, ist für den
Moldauer der zuvor beschriebene „mămăliga“.
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Ohne Frage wird Ihnen Ihr Gastgeber mit dem
Wein aus der hauseigenen Kellerei, das Nationalgetränk der Moldauer, kredenzen. Nach alten Regeln der Weinbereitung soll er in Eichenfässern
gekeltert und aufbewahrt werden. Dann allerdings
empfiehlt der Spezialist und so wäre es zu wünschen, den Wein zum Tisch nur im irdenen Krug
zu servieren. „Ulcior – der Krug“, so heißt er auf
Moldauisch, behält lange Zeit alle Qualitäten des
Weines nach dem Abziehen, vorausgesetzt, er
übersteht eine gewisse Zeit auf dem Tisch bzw. im
Krug.
„Noroc!“ – „Auf Ihr Wohl!“ wünscht Ihnen
der Wirt.
Als Nicht-Moldauer sollten Sie an dieser Stelle allerdings ein besonderes Augenmerk auf Ihren
Gastgeber richten. Er wird als erster ein Glas seines kühlen, herben und köstlichen Weines trinken
und dabei voller Vergnügen und Verzückung die
Augen schließen, um Ihnen damit anzudeuten, wie
hervorragend der Wein aus seinem Keller, gegenüber dem seines Nachbarn ist, bei dem
Sie gerade gestern zu Gast waren. Sein Wein ist selbstverständlich nicht mit dem seines
Nachbarn zu vergleichen. Der Anstand gebührt, dass man ihn in diesem Glauben lässt.
Wenn Ihnen nach dem Spruch des Gastgebers, „Mulţi ani!“ – „Viele Jahre!“ und
„Noroc!“, das Wort angeboten wird, antworten Sie niemals wie im deutschen mit Prost, es
bedeutet im moldauischen „dumm“.
Dennoch möchte ich nochmals auf das Nationalgericht „mă-mă-li-ga“ zurück kommen. Auch
wenn es nur aus den zuvor bereits genannten drei
Komponenten besteht, ist es dennoch nicht so einfach zuzubereiten. Nichts dergleichen! Damit es
wenigstens essbar wird, ich sage nicht, dass es
schmecken muss, muss man schon eine angemessene Regelsammlung studieren. Aus welchem Brunnen ist das Wasser zu nehmen, in welchem Dorf ist
das Maismehl zu kaufen, wie heißt der Meister, der
die gusseisernen Töpfe herstellt. Wie, Sie wollen
wissen, wofür ist ein gusseiserner Topf notwendig? Wollen Sie „mămăliga“ etwa im Kochtopf
vorbereiten? Welch nationaler Frevel! Mămăliga
darf nur in dieser Topf-Form zubereitet werden,
denn er soll nicht flüssig wie der Brei, sondern fest
wie ein Teig sein. Nur in dieser Form kann man
ihn schneiden. Die Frage nach dem Besteck erübrigt sich. Es ist auch keinesfalls nötig, ein eigenes
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mitzubringen. Beobachten Sie aufmerksam, womit der Wirt „mămăliga“ schneidet – ganz
einfach mit einem normalen Bindfaden und nicht etwa mit dem Messer. Und nun verspeisen Sie, wie bereits die alten Römer, dieses Gericht mit den Fingern. Nehmen Sie ein
Stückchen vom „mămăliga“ und tunken es abwechselnd auf Ihrem Teller in „brînză“ – ein
Salzlakenkäse, der in seiner ursprünglichen Bedeutung ein drucklos ausgemelkter Schafskäse ist, der in Salzlake gereift wurde und einen recht intensiven Geschmack hat, „mujdei“
– die Knoblauchsoße, „jumeri“ – der geschmolzene Speck, „scrob“ – die geschlagenen
und gebratenen Eier.
Noch vieles, vieles mehr könnte ich Ihnen von der moldauischen Küche und den
Spezialitäten berichten, nur ich denke, die vielen Bezeichnungen in moldauischer Sprache
würden Sie mit der Zeit verwirren. Ich schlage vor, wir erfreuen uns gemeinsam an dem
populären Volkstanz „pereniţa“, getanzt nach den Klängen der Künstlergruppe. Als notwendiges Utensil benötigen wir dazu ein „băsmăluţa“. Oh, ich merke schon, ich berichte
bereits wieder in Rätseln. Doch in diesem Fall macht das Garnichts, den ein bisschen
möchte ich Sie noch im ungewissen lassen, was das neue Wort anbelangt. Aber mit der
Zeit, wenn Sie sich dann die einzelnen Worte gemerkt haben, werden Sie die Sprache
perfekt beherrschen. Eines darf ich Ihnen allerdings verraten, vergessen Sie nicht ein gewöhnliches Taschentuch mitzubringen. Später werden Sie verstehen, wozu es von Nutzen
sein wird.
Aber jetzt möchte ich Sie nunmehr in ein weiteres Zimmer einladen. An den Wänden
sehen Sie Bilder moldauischer Maler und es gibt in diesem Zimmer auch ein Klavier, welches den Eindruck verleiht, dass auf Grund der Bestuhlung in diesem Raum auch kleine
Konzerte vorgetragen werden. Wenn es buchmäßig und leserisch möglich wäre, würde
ich sagen, nehmen Sie Platz und sehen und lauschen Sie den Klängen der nun folgenden
musikalischen Darbietung moldauischer Künstler.
Jetzt werden die am heutigen 24. September 2002 anwesenden Musiker aus Moldova,
Sorin Rusu, Anna Dabija und Oxana Lavric, „bei der Eröffnung der Zentrale des Kulturvereins Moldova ein Konzert geben. Seit fünf Jahren gibt es den bundesweit aktiven Kulturverein. Durch den Umzug in die Hauptstadt erhofft er sich einen größeren Zulauf und
eine besseren Austausch zwischen deutscher und moldauischer Kultur.“ 20
Also, fangen wir an.
„Wir wollten dieses freudige Ereignis nicht nur mit Bekannten und Freunden, sondern auch mit denen teilen, die vor kurzem ihren ständigen Wohnsitz von Moldau nach
Deutschland verlegt haben. Wie Sie bemerkt haben, trägt unsere Vertretung keinen Bürocharakter. Bei ihrer Ausstattung dachten wir insbesondere daran, dass sich ein jeder, der zu
uns kommt, als Mitglied einer Familie fühlte, in der es weder rassistische noch nationale
Unterschiede gibt. Hier werden die Rechte und die Kultur jeden Volkes respektiert“!
So jedenfalls habe ich es am Anfang der Eröffnungsfeier versucht den Anwesenden
zu erklären.
In meinen Ausführungen habe ich gleichzeitig betont, dass der Name unsererseits nicht
zufällig gewählt wurde. Ich erlebe es immer wieder, dass mich Menschen in Deutschland
auf den Namen Moldova (moldauische Sprachform) oder Moldau (deutsche Sprachform)
unwissend ansprechen. Wo bitte liegt dieses Land?
Ich versichere Ihnen, es wird der Tag kommen, an dem die Republik Moldau, ein
sicherlich kleines Territorium mit einer Größe von nur 33,37 Tsd. qkm, als ein unabhängi89
ger, europäischer Staat aus dem Gedankengut der Menschen nicht mehr wegzudenken ist.
Es besitzt auch keine Bodenschätze, wie Erdöl oder Gold, aber es verfügt dennoch über
einen unschätzbaren Reichtum. Es ist die talentvolle, starke, gesunde junge Generation,
die nicht nur die alten Traditionen pflegt und aufrecht erhält, sondern die Zukunft dieses
Landes prägen wird.
„Trandafir de la Moldova, ti-as iubi, da nu stiu vorbă“ – „Rose aus Moldova, ich würde dich lieben doch ich finde keine Worte”, sang das moldauische Volkslied die Interpretin
Anna Dabija.
Mit einem fröhlichen „Hej!”, bei dem Stück „Sanie cu zurgălăi” - „Schlitten mit Tamburin”, haben alle Gäste begeistert mitgesungen.
„Hop, hopp, hopp”, so schallte es aus den Reihen, während des Auftritts der Geigerin
Oxana Lavric. Die Zuschauer hätten den Rhythmus des funkelnden Csárdás von Vittorio
Monti (1868 - 1922) am liebsten nicht nur mit den Händen geklatscht, sondern auch noch
mit den Absätzen der Schuhe an ihren Füßen mit geklopft.
Die Melodien moldauischer, rumänischer, ungarischer, deutscher, polnischer, italienischer, russischer Komponisten wechselten an diesem Abend zwischen Instrument und
Stimme, vom sangesvollen Interpreten, über die musizierenden Künstler bis hin zum Publikum. So gesehen zogen die Melodien ihren musikalischen Reigen von Chişinău nach
Wien, aus Budapest nach Berlin, aus Krakau nach Rom ungehindert über alle Grenzen
hinweg. Nun verstehen Sie, wenn es sprichwörtlich heißt, „Musik kennt keine Grenzen!“.
Die Musik von W. A. Mozart (1756 - 1791), J. S. Bach (1685 - 1750), P. I. Tschaikowski
(1840 - 1893), C. Porumbescu (1853 - 1883), Eugen Coca (1893 - 1954), L. van Beethoven
(1770 -1827), die Gemälde von El Greco (1541 - 1614), D. Velaskes (1599 - 1660), M.E. Repin (1844 - 1930), M.Z. Shagal (1887 - 1985), P. R. Picasso (1881 - 1973), die literarischen
Werke von L. N. Tolstoi (1828 - 1910), M. H. Stendhal (Marie-Henri Beyle; 1783 - 1842), U.
Shakespeare (1564 - 1616), Honore de Balzac (1799 - 1850), F. von Schiller (1759 - 1805).
Ihre hinterlassenen Kunst-Werke wurden zum weltweiten Besitz, weil sie die Gefühle,
die Wünsche und die Gedanken der Menschen verschiedener Nationalitäten, Konfession,
Völker, Länder äußern und wiederspiegeln. Mit diesen Worten habe ich meine Konversation zum Ende gebracht.
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„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten….“
„Unsere Gedanken sind frei. Es ist wirklich so“, so jedenfalls behaupteten alle Teilnehmer dieser Feierlichkeit.
„Kann ich Ihnen in irgendeiner Form helfen?“, sprach ich die sich mir nach der Veranstaltung nähernden Gäste, namens Regina und Manfred Schütt an.
„Ja gewiss! Als wir von der Existenz dieser kulturellen Einrichtung hier in Buch
erfuhren, haben wir uns spontan entschlossen, ihrer Organisation unser Akkordeon zu
überlassen. Einerseits möchten wir es dem „Kulturverein Moldova e.V.“ zum Geschenk
machen, aber dabei auch gleichzeitig als eine Stafette betrachten, die von der älteren zur
jüngeren Generation wechselt.“ Mit den Worten „wir wünschen uns nichts mehr, als das
Diejenigen, die dieses Instrument künftig spielen werden, genauso viel Freude daran haben werden, wie wir es einst hatten“ ergänzte Frau Regina Schütt die wörtlichen Ausführungen ihres Mannes.
Bei der Beschreibung des Veranstaltungsablaufes fällt mir ein, dass ich mich erinnere,
dass mich stets Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten ansprechen, die
von dem was wir als Verein in diesem Lande tun und vollbringen, vollauf begeistert sind.
„Wir möchten Ihnen auch ein paar Wörter sagen“, wenden sich bei einer der vielen
Veranstaltungen hier in Berlin Renate und Manfred Seifert an mich. „Bis jetzt wussten
wir über Moldova nicht viel“, sagen sie „und jetzt, nach den wunderbaren Eindrücken, die
wir bei den Auftritten der Künstler und ihrer moldauischen Volksmusik erfahren durften,
haben wir uns spontan entschieden, in die Gesellschaft einzutreten, um mit unserer Teilnahme die Kunst dieses Volkes zu unterstützen“. 21
Nach diesem netten Gespräch war es an der Zeit die Gäste in den Garten zu führen
und sie zu bitten, unter dem aufgestellten Pavillon Platz zu nehmen. Es war an der Zeit
nach den musikalischen Köstlichkeiten an das leibliche Wohl bei einer kleinen Grillparty
zu denken.
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MOLDOVA ZU GAST IN BRITZ
„… Die vorrangigste Aufgabe unserer Gesellschaft ist die
Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen unseren
Völkern. Dank dem kulturellen Austausch streben wir an, auf die
Kulturen verschiedener Völker zuzugehen. Wir sind davon überzeugt,
dass es uns gemeinsam gelingen wird, die Kultur des moldauischen
und des deutschen Volkes nicht nur zu bewahren, sondern auch im
beiderseitigen Einvernehmen geistig zu bereichern.“
(Leitgedanke)
„Liebe Mitglieder des Britzer Bürgervereins, willkommen in Buch“, mit diesen Worten begrüßte ich die Freunde. „Treten Sie ein und fühlen Sie sich wie zu Hause!“
„Guten Tag“. „ Bună ziua “, grüßen einander die Moldauer und die Deutschen.
„Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich darf bemerken,
dass in der Biografie unseres
„Kulturvereins Moldova e.V.“
noch eine bedeutungsvolle Tatsache erschienen ist“, sagte ich
den Anwesenden. „Heute empfangen wir bei uns den „Bürgerverein Berlin Britz e.V. 1890“.
Beim Anblick der anwesenden
Mitglieder ihrer Organisation,
möchte ich erwähnen, dass in
Anbetracht der hier erschienen
Altersstruktur, ihr Verein beMitglieder des Bürgerverein Berlin-Britz e.V. 1890.
reits das hundertjährige Jubiläum gefeiert hat“, wende ich mich an den Vorsitzenden Herrn Gero Striek.
„Sie haben völlig recht“, antwortet er. In den alten Archivdokumenten unseres Vereins, die zum Glück während so vieler Jahre nicht verloren gegangen sind, gibt es eine
Aufzeichnung, die diese Tatsache bestätigt. Ich kann sie aus dem Gedächtnis verlesen: „…
am 15. November 1890, in dem kleinem Restaurant „Engelchen“ hat die erste Versammlung stattgefunden. Dort wurde die Entscheidung über die Gründung des „Bürgervereins
Berlin Britz e.V. 1890“ einstimmig getroffen.“
Jetzt, da alle anwesend sind, können wir, glaube ich, mit der Diskussion an der frischen Luft beginnen.
„Sie interessieren sich wie sie läuft? Natürlich wie üblich. Also, fangen wir mit der
thematischen Erörterung an“, beginne ich traditionell. „Ich möchte auch keine Enttäuschungen aufkommen lassen, denn ich werde keine Tagesordnung wie bei einer Versammlung verlesen.“
„Wenn nicht so, wie dann? Wie soll man es beginnen, Menschen bestimmte Dinge des
Lebens erklärbar zu machen“, erklärte Herr Ernst-Heino Schäfer. „Ich denke, wir sollten
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begreifen, dass wir unsere Kenntnisse über ferne uns unbekannte Gebiete und Länder
nur über die uns überbrachten Informationen, bezogen auf deren Kultur und Geschichte
und oder aber auch deren wirtschaftliches Gefüge, erlernen müssen. Ich denke, dass der
Umgang „das Kennenlernen“ mit anderen Völkern viel ausgeprägter sein sollte. Zum Beispiel, habe ich heute nicht nur mit großer Aufmerksamkeit den Erzählungen vom Herrn
Pawljuk gelauscht, wie er über die wichtigsten historischen Momente, die in Moldova
geschahen, berichtete, sondern ich habe auch, zu meinem Erstaunen, einige für mich nützliche Informationen aus der nationalen moldauischen Küche erfahren dürfen. Kurz gesagt,
ich kann sogar einige Namen moldauische Weine aussprechen: Ka-ber-ne, Fet-jas-ka, Negru de Purcari“.
Spricht, die Weinsorten silbenbetonend aus und erntet das fröhliche Lachen der Künstler und der weiteren Gäste.
„Was bitte gibt es da zu Lachen, habe ich mich vielleicht in meiner Aufzählung vertan?“
„Nein, keinesfalls. Sie sollten unser Lachen auch nicht falsch verstehen“, beruhigen
sie ihn. „Wir haben uns einfach daran erinnert, wie wir die Wörter – Radeberger, Bölkstoff, Holsten zum ersten Mal ausgesprochen haben“.
„Oh! Sie kennen sich im Bier gut aus“, bemerkten die Deutschen.
„Ja-a-a“, zitiert Herr Hans Lopian vielsagend. „Selbstverständlich wäre es ein Frevel,
nein es wäre sogar unmöglich, sich in Deutschland aufzuhalten und des Deutschen liebstes
Getränk, das Bier oder sagen wir den Gerstensaft, auch genannt das flüssige Brot, nicht
verkostet zu haben. Obwohl wir keine Trinkernation sind, so gehört doch das Bier zum
„Nahrungsergänzungsmittel“, eben wie der Wein bei den Moldauern“.
„Das stimmt“, ergänzt Frau Dr. Brigitta Kunz-Bauer. „In fast jeder deutschen Stadt
wird eine eigene Sorte gebraut.“ Ein erstauntes Raunen ging durch die Künstlerreihen.
„Außerdem, in großen Städten können es sogar mehrere Sorten sein. In Berlin gibt es
beispielsweise das Berliner Kindl, das Schultheis, in Hamburg, wie Sie schon erwähnten,
das Holsten, in Bremen Becks-Bier. Sagen Sie Pilsner?
Nein, hierbei handelt es sich nicht um eine besondere Sorte, sondern die Art des Bierbrauens. Es hat im frühen Mittelalter seinen Weg aus der tschechischen Stadt Pilsens nach
Deutschland genommen, dessen Städtenamen und deren Technologie der Biersorte ihre
Bezeichnung gab.
Sagen Sie, waren Sie eigentlich schon in einer Kneipe. Es lohnt sich dorthin zu gehen,
weil die deutsche Bierstube nicht nur der Raum ist, wo das Bier verkauft und getrunken
wird. Zur Kneipe passt mehr die Bezeichnung „der Club“. Hierher geht man um sich zu
unterhalten, die letzten Neuheiten zu erfahren, das Fußballspiel im Fernsehen anzuschauen oder sich einfach zu entspannen“.
Und wie es bei den Deutschen so üblich ist, erhebt Herr Rolf Werner vor dem Trinken
das Bierglas und wünscht allen seinen Tischnachbarn ein „Prost!“ und „Gesundheit!“.
„Gern würde ich diese ungewöhnliche und sehr hinreißende Diskussion fortsetzen“,
sagt Herr Gero Striek bei einer Pause. „Ihr Vortrag, passt genau in das vor uns liegende
Programm. Als wir kurz darauf die Durchführung der gemeinsamen Veranstaltung besprachen, hatten wir entschieden, dass die beste Möglichkeit einander näher zu kommen
und sich kennen zu lernen, der Gedankenaustausch bei einem gegenseitigen Besuchsprogramm wäre. So entstand das Projekt „Moldova zu Gast in Britz“.“
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„Wann genau kam es zu diesem Projekt?“ „Welche Themenbereiche wurden besprochen?“ Mit diesen und vielen anderen Fragen wurde Herr Gero Striek von den neugierigen
Künstlern gebeten, ein Kommentar abzugeben.
„Erzählen Sie uns etwas über diese Zeit!“
„Gern und mit Vergnügen will ich das tun!“
Und er berichtet über die vielen angenehmen Eindrücke, die dieser 20. September
2003 bei allen Beteiligten hinterlassen hat. Damals wie heute unterhielten sich die Teilnehmer des Treffens am „runden Tisch“ über viele, auch von den Organisatoren, nicht
eingeplante Themen.
„Herr Pawljuk, sie teilen mir bitte noch die Namen der moldauischen Delegation mit“,
bat mich Herr Striek.
Damit diese der Allgemeinheit bekannt werden mögen, will ich sie auch an dieser
Stelle, hoffentlich lückenlos nennen. Als da waren, der Minister für Bildung der Republik
Moldova Herr Benjuc, der Rektor der ULIM (Freie Internationale Universität von Moldova)
Herr Galben, der Rektor der Staatsuniversität aus Chişinău Herr G. Rusnac.
Seitens der Musiker: die Geigerin Silvia Ambros, der Klarinettist Igor Tofan, die Sängerin der Volkslieder Marina Filipovici, der Mann am Cymbal Cornel Moraru. Im Weiteren, die Malerinnen Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ekaterina Ajder, Simion Zamşa. Und,
natürlich, das moldauische Fernsehen, vertreten durch den Produzenten Herrn Witalij
Pahomov.
Ich denke mal, einigen von Ihnen wird der gute Mann sicherlich bekannt sein. Denn
wo er „auftritt“, ist die rd. 10 Kilogramm schwere Videokamera
nicht weit entfernt.
Er ist Kameramann und Produzent für das Fernsehen des 1.
Kanals ORT Moldova und seine
Berichterstattung bezieht sich oftmals auf das Wirken moldauischer
Künstler im Ausland. Dennoch ist
er bei keiner der Sendungen, die
er produziert hat, zu sehen. Das
gesamte Videomaterial, über das
der „Kulturverein Moldova e.V.“
verfügt, haben wir seiner mühevollen und schweren Arbeit zu
verdanken, für die man obendrein physisch auch noch gut vorbereitet sein muss. Ich will
hoffen, dass er diese, im wahrsten Sinne des Wortes, gute Arbeit des Operators auch in
Zukunft mit viel Freude und Vergnügen machen wird. Übrigens, und das ist nur Insidern
bekannt, ist Witalij in der Vergangenheit Meister im Wasserball gewesen.
Die Konversation zwischen Witalij Pahomov und Gero Striek führt auf Grund der
Sprachbarriere zu einigen Problemen bei der Frage und Antwortstellung, so dass seitens
des Herrn Striek meine Hilfe bei der Übersetzung von Nöten ist.
„Konstantin! Wir brauchen ihre Hilfe. Herr Pahomov benötigt ein paar Informationen
für die Textfassung zu den Videoaufnahmen“.
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Diese Thematik führte zu einem Dreiergespräch folgenden Inhalts. Das Kulturamt des
Bezirkes Berlin-Neukölln hat auf Geheiß des amtierenden Bezirksbürgermeisters Herrn
Heinz Buschkowsky der Genehmigung zu Nutzung der Veranstaltungsfläche auf dem Territorium des heutigen Britzer Schlosses zugestimmt, nachdem er von den Ideen der Vorsitzenden der Vereine „Bürgerverein Berlin Britz e. V.“ und dem „Kulturverein Moldova
e.V.“, die Kulturen beider Völker durch eine Veranstaltung auf dem Britzer Gutshof und
den angrenzenden Gebäuden, den Besuchern näher zu bringen.
Es stellt sich darüberhinaus die Frage, ob es wohl sinnvoll ist, diese Form der kulturellen Annäherung und Völkerverständigung zu einer standartmäßigen Einrichtung werden zu lassen. Die Richtigkeit und die persönliche Meinung durch den ersten Vorsitzenden
des „Kulturvereins Moldova e.V.“ stehen dabei außer Frage. Wenn nicht durch diese Art
von Veranstaltungen, wie sonst ist es möglich die Lebensweisen unterschiedlicher Kulturen einander näher zu bringen und begreifbar zu machen. Fakt ist der grenzenlose Aufbau, Verständnis zu erzielen, Vertrauen aufzubauen um letztendlich darauf freundschaftliche Verbindungen zu knüpfen. Allein uns Menschen unterliegt es Beziehungen auf- und
auszubauen. Feindselige Gedanken grauer Vorzeit gehören nicht mehr ins Tagesgeschäft
unseres täglichen Lebens. Kulturen kann und darf man nicht verwischen. Man muss sie
pflegen und man soll sie anderen zeigen. Nur so ist auch der Begriff „Integration“ zu verstehen. Von einander und miteinander lernen.
Wenn wir lernen miteinander die aufrichtigen Beziehungen zu pflegen und Sorgen
uneigennützig zu teilen, großzügig zu werden, dann können wir es schaffen, Verständnis,
Vertrauen sowie die Freundschaft gegenüber anders denkenden Völkern, Ländern und
Staaten aufzubauen und zu erhalten.
„Sie haben Recht, Herr Pawljuk, unterstützte mich der Architekt Herr R. Kranke aus
Berlin/Buch. „Ich möchte mich meinerseits an alle Anwesenden wenden um zu bemerken,
dass es mir sehr angenehm war, aber auch gleichzeitig peinlich ist, einzugestehen, dass
nämlich Sie, die Moldauer, durch die Darbietung ihrer schönen Volksmelodien, uns den
deutschen Nachbarn an den „runden“ Tisch „gezwungen“ haben, um uns die Möglichkeit
dieser kommunikativen Gespräche zu gewähren. Dafür möchte ich mich in aller Namen
bedanken!“
„Aber ich bitte Sie, dafür sind Sie doch zu uns zu Besuch gekommen, setze ich fort.
„Auch die moldauische Delegation hat sich entschieden, die Einladung zu einem Gegenbesuch beim „Bürgerverein Berlin Britz e. V. 1890“ anzunehmen“.
„Wie wurden Sie in Britz empfangen?“ fragten unruhig die Jungs der moldauischen
Künstlergruppe.
„Ich erzähle gleich, sagt Witalij Pahomov bereitwillig. „Die deutschen Künstler haben
für uns eine musikalische Überraschung vorbereitet, mit der das Konzert begann. Aber
das ungewöhnlichste war, dass ein Teil des Programms nicht nur drinnen, in einer für
die Veranstaltung hergerichteten Scheune, sondern im Weiteren auch unter freiem Himmel, im Gutshof statt fand. Auf der improvisierten Bühne die Vokalgruppe… Wie hieß sie
gleich?“
„Gospel-Chor „Fraggels“ unter Leitung von Stephanie Spratte“, sage ich ihm vor.
„Danke schön, ein herzliches Dankeschön!“ Mir fehlten ein wenig die Worte, denn
das was hier auf der provisorischen Bühne der einstigen Stallung des Britzer Gutshofes
vollzogen wurde, war doch keinesfalls mit den jungen Leuten des Gospel-Chores die „frag95
gel singer“ abgesprochen.
Sie, die Gruppe, die mit ihrem Auftritt den Auftakt der
Veranstaltung, „Moldova zu
Gast in Britz“ gaben, hatten
ihrerseits eine wunderbare
Überraschung
vorbereitet.
Während sie ihr Begrüßungslied vortrugen, drehte sich ein
Sänger nach dem anderen herum und zeigte dem Publikum
die Rückansicht ihrer Statur.
Damit war natürlich keine Demütigung an das Publikum gemeint. Nein, ein jeder der Sängerinnen und Sänger hatte auf dem Rücken des T-Shirts einen Buchstaben angebracht. So
konnte man, nachdem der letzte Sänger sich von der Rückfront zeigte, die folgenden Buchstaben lesen. „M – O – L – D – O – V – A“. Die anwesenden Menschen waren von dieser
Aktion sichtlich begeistert. Zum Schluss wurden sie alle durch den Chor aufgefordert, dass
Wort, Buchstabe für Buchstabe und anschließend als komplettes Wort nachzusprechen. Es
hat sich ziemlich hinreißend angehört. Den Beifall, den die Gruppe dafür erhielt, bezog sich
selbstverständlich auf die Gesamtdarbietung.“
„Weiter soll es nun im Programm gehen und glauben Sie mir verehrte Gäste, es ist mir
bekannt geworden, dass die nun folgenden Künstler der Republik Moldau nicht mit leeren
Händen gekommen sind“, wandte sich bei ihrer Ansage Frau Brigitte Lopian, Schatzmeisterin des Kulturvereins Moldova, an die Gäste. „Ich möchte daran erinnern, wie und
mit welchem Interesse die deutschen Gäste, hier bei dieser Veranstaltung, reagiert haben.
Besonders haben die musikalischen Aufführungen der „ungarischen Tänze“ gefallen und
nicht zu vergessen das prächtige Spiel auf den Volksinstrumenten. Igor Tofan, Cornel
Moraru, Silvia Ambros haben diese originelle Komposition des Werkes von J. Brahms
(1833 - 1897) für die Geige, Hackbrett, Klarinette bearbeitet und dafür den stürmischen
Beifall vollkommen verdient.
Neben dem musikalischen Programm, das wie bereits erwähnt auch auf dem Gutshof
vorgetragen wurde, gab es auch eine vielversprechende Ausstellung von Bildern moldauischer Kunstschaffender.
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Teile dieser Bilderausstellung können die Besucher auch in den Räumen des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in Berlin-Buch wieder finden. Ich glaube im Sinne aller Beteiligten
zu sprechen, wenn ich betone, dass es eine gute Erfahrung und eine gelungene Veranstaltung im deutsch-moldauischen Kulturaustausch war.“
„Ähnliche Worte hatte auch Herr Heinz Buschkowsky bei einem Interview von sich
gegeben“, sagte Witalij Pahomov, weiter sagte er: „Im Grunde genommen, haben wir bereits einige derartiger kultureller Veranstaltungen mit anderen Organisationen in diesem
Bezirk durchführen können. Was allerdings ihr Land hier und heute vorgestellt hat, war
für uns alle sehr beeindruckend. Britz wartet auf Moldova und wird sie als Freunde wieder
gern willkommen heißen!“
„Ich denke, dass man unsere Diskusionen und freundschaftlichen Gespräche, die wir
gemeinsam bis in die späten Abendstunden geführt haben, mit schönen Worten abschließen: „ Es ist uns heute gelungen, zwei Länder geistig und kulturell einander näher zu bringen, dafür danke ich uns allen.“
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DIE BEKANNTSCHAFT MIT DEN KÜNSTLERN DER MOLDAUISCHEN
NATIONALEN OPER
„Künstler sind Menschen mit einem eigenen Geschmack,
die einer besonderen Kaste gehören und somit ihre eigenen
Heiligen haben“
(GEORGE BERNARD SHAW)
Wieder einmal bin ich zum Aufbruch bereit, um meine Reise nach Moldau anzutreten. Sie erinnern sich noch an meine letzte Reisebeschreibung, als wir das Puppentheater
besucht haben. Diesmal möchte ich ein Operntheater besuchen und Sie dürfen bei diesem
Besuch gern dabei sein.
Wenn ich meine Reise antrete, habe ich nicht viel Gepäck dabei. Es ist stets das Notwendigste, wobei der Konzertanzug und die dazu gehörige Fliege im Reisegepäck niemals
fehlen. Er hängt für besondere Fälle, ordentlich verpackt, hinter meinem Sitz. Schon des
Öfteren waren wir, wenn wir an der Grenze ankamen, den ungewöhnlichen Fragestellungen
der Zollbeamten ausgesetzt, die sich scheinbar in ihrer Feiertagslaune oder Wochenendruhe gestört fühlten. Vielleicht ist ja an diesem Tag gerade der „Tag des Zollbeamten“ und wir
sollten ihnen ein Konzert geben. Das kann man auch als einen Scherz betrachten, aber…
Aber glauben Sie mir, wenn ich die, wie eine seifige Blase, vom Bewusstsein eigene
Macht und die Überheblichkeit aufgeblasener Menschen sehe, so komme ich sofort zu der
traurigen Schlussfolgerung, dass sie eine ziemlich komplizierte, unverständliche Lebenseinstellung haben. Ich fange dann schon an, wie die Deutschen zu denken und zu handeln,
in dem ich die Worte: „Ich kann sie nicht verstehen!“ in den Raum stelle. Warum können
sich die Menschen, besonders dann, wenn es ihnen gut oder besser als den Mitmenschen
geht, nicht einfach erinnern, wer oder was sie in der Vergangenheit waren und was sie
hatten, eher noch was sie nicht hatten. Warum schaltet sich in deren Bewusstsein immer
wieder das Programm der hochtrabenden Überschätzung des eigenen Egos ein?
Und wenn wir schon dabei sind, dann halte ich eben diese Abfertigung für das größte Theaterstück. Ich werde selbst zum Schauspieler, bleibt mir bei deren Regieführung
doch keine andere Wahl, als in einer Nebenrolle meinen Platz zu finden. Dank solcher
„Umgestaltungen“ habe ich verstanden, dass das System des Theaterreformer Konstantin
Sergejewitsch Stanislawski/Alexejew (1863 - 1938) noch immer sehr aktuell ist. Am Anfang seiner Laufbahn vertrat er die Ansicht, dass sich ein Schauspieler aufgrund eigener
Erfahrungen und Gefühle („emotionales Gedächtnis“) weitgehend mit seiner Rolle identifizieren sollte. Nachdem er selbst mit diesem Anspruch gescheitert war, führte er die
„Methode der physischen Handlungen“ ein, durch die ein innerliches Erleben im Wege
äußerer Aktionen ermöglicht werden sollte…
Übrigens wollen wir prüfen, wie der Motor arbeitet? Alles ist in Ordnung?! Dann
können wir weiter fahren.
Nachdem der Vorhang zu diesem Akt gefallen ist, wenden wir uns dem vor uns liegendem neuen Projekt zu. Einige der Solisten der moldauischen Nationalen Oper haben
bereits wiederholt an Veranstaltungen des „Kulturvereisn Moldova e.V.“ in Deutschland
teilgenommen.
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Ich muss ehrlich gestehen, dass die diesmal auf mich zukommende Bekanntschaft
mit neuen Erfahrungen verbunden war. Da passiert es dann schon, dass man mit der Frage
an mich heran tritt: „Sagen sie Konstantin, wie ist es mit dem Essen in Deutschland?“
War es eine berechtigte Frage oder wie hatte ich sie zu verstehen. Im Augenblick der
Fragestellung, war ich sichtlich entmutigt, denn ich hatte Zweifel, die Frage richtig zu
deuten und zu verstehen, was dazu führte, dass ich ein paar unzusammenhängende Worte
in meinen nicht vorhandenen Bart murmelte.
„Verzeihen Sie, aber ich glaube Ihre Frage nicht richtig verstanden zu haben. Ich
gehe davon aus, dass sie irgendwelche Bedenken bezüglich der Verpflegung in Deutschland haben. Wenn dem so ist, darf ich sie beruhigen, denn ihre bevorstehende Reise nach
Deutschland beinhaltet alle Kosten, wie Unterbringung und Verpflegung, sowie ihre Reisekosten, ebenso wie ihre Versicherung für die Reisedauer. Die anfallenden Kosten werden
selbstverständlich von unserer Organisation getragen. Ich hoffe, ich konnte sie beruhigen
und ihre möglichen Ängste sind damit ausgestanden“.
Später, nachdem sich der Sturm der Emotionen etwas gelegt hatte und ich die Situation, in der sich die moldauischen Künstler befanden, erkannt hatte, ist mir bewusst geworden, dass ich mich schon zu lange im Ausland befinde. Ich hatte die Grenze zwischen
diesem Leben hier und jenem, was ich führen darf einfach verkannt.
Für uns hier in Deutschland gehört es zur Normalität, dass wir auf längerer Fahrt an
einem Imbiss anhalten, um uns ein wenig von der Fahrt zu erholen und sofern notwendig
etwas zu essen. Die Realität in Moldau sieht leider noch anders aus. Wenn die Künstler auf
Fahrt gehen, weißt das Gepäck oftmals „überzähliges Pfund“ aus. Die Taschen voll gesteckt mit Essen und Trinken, unnötige oder doch nötige Utensilien machen das Ganze für
uns unvorstellbar. Auch wenn der moldauische Solist der Nationalen Oper oder der Philharmonie ohne dieses vorgenannte Gut auf die Reise geht, würde er so schnell kein Restaurant
aufsuchen, wenn auch sein Status es von ihm erwartet. Das Geld was er dort ausgeben müsste, spart er sich lieber für die notwendige Ausbildung seiner Kinder. Die auch für Künstler
notwendige Zeit des Ausspannens, also eines Urlaubs wird aufgehoben und der Gedanke
eines Urlaubs auf der Insel mit dem romantischen Namen „Tahiti“ überhaupt nicht ins gedankliche Kalkül fällt, weil diese Menschen genau wissen, dass es sich um nichterfüllbare
Träume handelt. Leider leidet nicht selten auch die Gesundheit darunter.
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Heute tun die Menschen in Moldau alles, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu verbessern. Aber der Tag wird kommen, an dem auch Moldauer derartige romantische Orte
dieser Welt bereisen werden. Wann allerdings wird heute noch niemand voraussagen können.
An diese Stelle darf ich Ihnen beiläufig die großen Worte des irischen Dramatiker, Politiker, Satiriker und Musikkritiker, der 1925 den Nobelpreis für Literatur erhielt, George
Bernard Shaw (1856 - 1950) näher bringen. Er sagte in einem seiner Werke „Künstler sind
Menschen mit einem eigenen Geschmack, die einer besonderen Kaste gehören und somit
ihre eigenen Heiligen haben.“
Wo aber, frage ich Sie, sind all die „Heiligen“, die Sponsoren, die Philanthropen und
Mäzene geblieben. Haben sie beispielsweise die moldauischen Künstler vergessen oder
haben sie sich ihrer entsagt.
Bevor es mit Künstlern aus der Republik Moldau wieder auf die große Reise gen
Deutschland geht, muss ich mir erneut der ungewissen und ängstlichen oder besorgten Fragen der jungen Leute stellen: „Sagen sie Konstantin, wie ist es mit dem Essen in
Deutschland?“
Ich nehme den jungen Menschen diese Fragen keinesfalls übel. Sie leben in einer anderen für unsere Verhältnisse noch fremden Welt. Sie haben die große Chance, ihre Künste
und ihr Können einem Publikum in einem anderen Kulturraum darzubieten. Also erkläre
ich ihnen vor der Abreise aus Moldau nochmals, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen. Ihre Reise nach Deutschland, einschließlich Unterkunft und Verpflegung kostet sie
keinen Bani. Alle anfallenden Kosten werden selbstverständlich von unserer Organisation
getragen.
Die großen weltweit bekannten Komponisten sind ohne Frage auch bei den jungen
moldauischen Künstlern bekannt. Ihre Werke, ihre Kompositionen werden weltweit gelert
und erlernt. Also ist es nicht verwunderlich, dass der Flötist Alexander Marinescu die erstaunte Frage an mich richtet: „Konstantin, das ist jetzt kein Scherz ihrerseits. Ich kann es
kaum glauben, das wir ein Gastspiel in dem Hause geben werden, wo Robert Schumann
(Robert Schumann, 1810 - 1856) einst gelebt und gewirkt hat“.
„Wenn es denn ein Witz gewesen wäre, so hätte ich mich selbst gern darüber amüsiert.
Nein, es ist bitterer Ernst und sie sollten dennoch sich darüber freuen. Denn das was ihnen
heute wiederfährt ist für sie und für uns alle ein Glückstreffer. An diesem Ort aufzutreten,
zu musizieren und zu singen, ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Künstler.“
Das neue Projekt, das wir dieses Mal angehen, unterscheidet sich von den bisherigen
Vorgehensweisen darin, dass wir das Deutsche Publikum bei unseren Konzerten in das
Reich der klassischen Musik einführen und auf breite Palette künstlerischer Ausbildung
aufmerksam machen werden – Arien und Opernmelodien. Für diesen Zweck hatten wir
gut vorgesorgt und im Rahmen des Programms die Sängerin des National Opernhauses
Angela Ţurcan und den Sänger Sergej Varsan als Solisten auserwählt.
„Klassik aus der Republik Moldau“. Unter diesem Aspekt haben wir die Veranstaltung
in Deutschland gestellt. Wir wollten erreichen, dass die jungen, professionellen Musiker
erkennen, dass es allein von ihren Auftritten abhängt, ob ein Konzert von Erfolg gekrönt
ist und wie interessiert das Publikum reagiert. Was aber von besonderer Wichtigkeit für
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den darbietenden Künstler ist, ist seine eigene Reaktion und der Umgang mit seinem Publikum. Der Lohn eines Künstlers ist nicht allein die Gage, sie richtet sich nach Erfolg oder
Nichterfolg. Der Lohn ist in erster Linie der „Arm voller Beifall“. Von dem allein kann
man nicht Leben, aber entscheidet irgendwann im weiteren Künstlerleben über wohlergehen oder blanke Armut. Bitte glauben sie mir, es müsste mit dem Teufel zugehen, hätte
auch ich meine Bühnenauftritte stets fehlerfrei vollbracht. Mit jeder Veranstaltung lernen
wir alle dazu und Bühnenerfahrung ist dabei sehr wichtig. Die richtige korrekte Ausbildung zum Vortragskünstler erhalten sie nur auf der Bühne. Aber seien sie gewiss, diese
Lehre werden sie niemals beenden. Wenn ich an meine Lehrer zurück denke, so erinnere
ich mit immer wieder der Worte. „Zum Künstler muss man geboren sein!“ Die Bühne
schreibt ihre eigenen Gesetze und ich bin sicher, auch sie werden sie erlernen, spätestens
dann, wenn die Bühne und ihr Publikum SIE fest im Griff haben.
Jetzt aber werden wir das Repertoire besprechen um bei der Durchführung des Konzertes ein gutes Gesicht zu zeigen und das Ganze in Form einer Show ablaufen zu lassen.
Wir oder besser gesagt sie wollen doch ihr Publikum nicht enttäuschen, sondern gut unterhalten. Sie sollten sich dennoch keine Sorgen machen, dass sie auf der Bühne einen
Cancan hinlegen sollen oder die Manie von Ella Fitzgerald (Ella Fitzgerald, 1917 - 1996)
nachahmen sollen. Es bedarf auf der Bühne einer gewissen Improvisation, wie sie ihren
Körper passend zur eigenen Person und vorgeführten Darbietung bewegen. Ihr Körper
soll weich und elastisch wirken und das Publikum muss den Eindruck gewinnen, dass sie
ihren Auftritt regelrecht durchleben, sich mit dem Stück identifizieren. Denken sie an die
Sprachbarriere, die sie mit ihrer Mimik überwinden müssen. Die Menschen, die ihnen
zuhören und zuschauen, müssen allein an ihren Bewegungen erkennen, was sie ihnen mit
der Vorführung ihrer Musik und Gestik sagen möchten. Ebenso wichtig ist es, in erster
Linie das musikalische Niveau des Publikums zu berücksichtigen. Als Moderator eines
Konzertes kann ich nicht vor das Publikum treten und trocken erklären, was sie jetzt gerade vortragen werden. Nicht alle Menschen, die zu einem Konzert gekommen sind, haben
sich vorher mit der angebotenen Thematik auseinander gesetzt. Sie wissen daher nicht,
warum dieses Stück so und nicht anders heißt, für welches Instrument es geschrieben wurde. Ich halte es für notwendig, dass man solche Momente präzisieren muss, da es in der
musikalischen Literatur eine große Zahl der Transkriptionen zu diesem oder jenem Thema, der Vertonung für verschiedene Instrumente gibt, die, ich würde sagen, zum Schlager
im Repertoire der Darsteller werden. Außerdem, diese Werke „leben sich“ in der neuen
Deutung so fest „ein“, dass sich alle mit der Zeit dafür halten, gerade für dieses Instrument
geschrieben worden zu sein. Übrigens so verriet mir der Panflötenspieler, Simion Baranovschi: „Gibt es keine klassischen Werke, die ausschließlich für die Panflöte komponiert
sind. Bei den Darbietungen dieses Instrumentes bedient man sich gern der geschriebenen
und angepassten Stücke für Geige, Klavier oder gar die des Flötenrepertoires“.
„Ja, es stimmt, bestätigte ein Schüler der 9. Klasse am musikalischen Lyzeums von
„S. Rahmaninov“ Marinescu. „Ich kenne diese Versionen und es gibt davon viele erfolgreiche Varianten. Zum Beispiel, hätte ich gern im Konzert das wirkungsvolle Stück des
armenischen Komponisten Aram Hachaturjan (1903 - 1978) „Säbelntanz“ vorgetragen. Ich
glaube, dass heute solche „lebendige“ Popularisierung der klassischen Musik notwendig
wurden, weil viele dieser Stücke leider als Klingel-Töne ihren Einsatz in den Mobiltelefonen finden.“
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„Jetzt werden wir das Programm unserer Aufführungen besprechen. Diesmal wollte
ich neben den Werken aus dem Operngenre auch Arien aus Operetten ins Konzert einschließen. Ich glaube, wenn man sich an die Größe einer Opernszenerie erinnert und dann
auf einer kleinen, oftmals provisorischen Bühnen wieder findet, visuelle wie auch psychologische Unannehmlichkeiten auf sie einwirken werden, die sie aber, und da bin ich mir
sicher, vollends meistern werden. Ihre Bühnen finden sie bei den Konzerten in Seniorenheimen, Schulen, Kirchen und Kindergärten. Jede davon hat ihr eigenes Profil.“
„Angela, aus ihren Erzählungen habe ich erfahren, dass sie mit ihrem Opernensemble
zu Gast in England waren, um dort eine Tournee zu geben. Es war eine ziemlich schwierige Zeit. Dagegen wird unsere Reise nach Deutschland eher einem Urlaub als einer Arbeit
ähneln.“
Obwohl ich meine Aussage nur als kleinen Vergleich betrachten möchte. Wenn unsere Bekanntschaft, die wir miteinander haben durften auch in einer ungewöhnlichen Form
verlaufen ist, so haben sie doch in einer kurzen Abhandlung vieles über den „Kulturverein
Moldova e.V.“ und die Arbeit unserer Mitglieder erfahren können. Im Gegenzug hatte ich
die Möglichkeit, viel Interessantes aus dem für mich unbekannten und geheimnisvollen
Leben der Oper erfahren zu können. Nun hoffe ich, dass wir uns bald wieder sehen werden, wobei sie sich inzwischen auf die Reise nach Deutschland vorbereiten sollten.
Sind Sie nicht müde geworden, mit mir zu fahren? Ich sehe, dass Sie schläfrig sind.
Können Sie nicht einschlafen? Ich habe etwas ausgedacht! Da der Weg lang bevorsteht,
biete ich an, um sie erträglicher zu machen, ein interessantes Quiz durchzuführen. Übrigens, es ist eine ausgezeichnete Art aufgemuntert zu werden. Ungefähr in 6 Stunden
werden wir im westlichen Deutschland sein. Hier, in einer der Städte, werden die moldauischen Künstler auftreten. Und die Frage ist ganz einfach – in welcher?
Natürlich werde ich Ihnen die richtenden Informationen geben. Diese Stadt befindet
sich im Süden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Seit 1949 bis zum 1990 war sie
Hauptstadt und Sitz die Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Warten Sie, beeilen
Sie sich mit der Antwort nicht. Lassen Sie mich zu Ende sprechen. In 2006 wurde in dieser Stadt der „UN – Campus“ eröffnet, in dem sich 13 Vertretungen der Organisation der
Vereinigten Nationen befinden.
Außerdem gibt es hier die Vertretungen der großen deutschen und internationalen
Gesellschaften, der Radiosender „Deutsche Welle“.
Ja, Sie haben gewonnen, weil sie richtig geantwortet haben.
Natürlich ist es Bonn. Und versuchen Sie zu erraten wie alt diese Stadt ist? Haben Sie Angst, sich zu irren? 2000! Unser Quiz
ist zu Ende gegangen, ohne anzufangen. Dann werde ich Ihnen
traditionsgemäß erzählen, was das Wappen von Bonn symbolisiert. In seiner oberen Hälfte auf dem silbernen Hintergrund ist
das Kreuz gezeichnet. Um Ihnen weiter zu erklären, was es bedeutet, erzähle ich eine historische Tatsache.Bis zum Ende des
18. Jahrhunderts lebten in Bonn die kölnischen Fürsten, deshalb
symbolisiert das Kreuz den territorialen und politischen Bund
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zwischen Bonn und Köln. Auf dem unteren Teil des Wappens, auf dem roten Hintergrund,
sehen Sie den goldenen Löwen, der von sich das Symbol der Rechtspflege verkörpert. Hat
Ihnen das Quiz gefallen und wollen Sie mir die Frage jetzt stellen? Ich habe nichts dagegen. Bitte.“„Wer von den deutschen Komponisten ist in Bonn geboren worden und hat
dort gelebt?“ Hier ist auch die Antwort. Schauen Sie her, was auf dieser Tabelle geschrieben ist: „Hier wurde in 1770 Ludwig van Beethoven geboren“. Wir fahren die Brücke über
den Fluss Rhein und Sie können zusammen mit uns das Haus, in dem der andere nicht
weniger bekannte Komponist gelebt hat, besuchen und anschauen.
„Das Klavier, auf dem Robert Schumann spielte! So was! Es sind sogar die
handgeschriebenen Notenoriginale seiner Werke erhalten! Konstantin“, wenden sich die
Künstler an mich, „wir können nicht zu uns kommen. Nein, nicht von der Reise. Davon,
was wir sehen!“
„Natürlich wurde dieses Haus restauriert und teilweise geändert, berichtet der
Vertreter der Kulturabteilung Herr Robert Schmechel. „Zum Beispiel, dieses Zimmer ist
die Bibliothek, in der jeder nach dem Katalog die ihm interessierenden Ausgaben nicht
nur der Werke von Schumann sondern auch anderer Komponisten bestellen kann. Ihre
Kartothek ist ziemlich vielfältig.
Selbstverständlich darf man auf dem Instrument, an dem der Komponist arbeitete
nicht spielen, da Sie verstehen, dass diese Reliquie unschätzbar ist. Aber dieses Klavier,
das wir speziell mitbrachten und im folgenden Saal stellten, spielten viele Musiker mit
dem weltweiten Namen. Sie können ihre Wünsche in diesem Buch für die Ehrengäste
durchlesen. Und jetzt ist es Zeit zu beginnen“.
„Damen und Herren“, wendet sich Frau Katrin Reinhold zu den Anwesenden. „Ich bin
froh Ihnen unsere Gäste vorstellen zu können: die Künstler aus der Republik Moldova und
der Vorsitzende der Kulturorganisation „Кulturverein Moldova e. V.“, dem ich das Wort
übergebe“.
„Guten Abend sehr geehrtes Publikum. Heute, in diesem Haus, wo Robert Schumann
gelebt und gearbeitet hat, wird die Musik wieder ertönen und deshalb werde ich mich an
die Worte des Komponisten erinnern. In einer seiner theoretischen Arbeit „Über die Musik
und die Musiker“ schrieb Schumann, dass: „Die Musik äußert die am meisten geheimen
Gefühle des Menschen“. Selbstverständlich werden Sie im Programm des Konzertes
nicht nur die Werke von Giuseppe Verdi (1813 – 1901), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –
1791), Giacomo Puccini (1858 - 1924), Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), und, natürlich,
von Robert Schumann hören. Wie mir die Künstler gestanden haben, obwohl sie in
vielen deutschen Städten auf verschiedenen Bühnen schon auftraten, ruft dieser Ort, wo
der Komponist in den letzten Jahren seines Lebens Unterkunft gefunden hat, bei ihnen
besondere Emotionen hervor. Ich bezweifle nicht, dass dieser Tag ein unvergessliches
Ereignis in ihrer schöpferischen Biografie hervorrufen wird.“
„Klassik aus der Republik Moldau“ – so heißt das neue Projekt, das unsere Organisation
ab 20. März durchführt. Es wird bis zum 4. April dauern und wird Ihnen heute vorgestellt.
Herr Schmechel, kommen Sie bitte zu mir. Bevor ich die Interpreten den Zuschauern
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vorstelle, erlauben Sie mir im Namen aller Mitglieder vom „Кulturverein Moldova e. V.“
und der Künstler, der Kulturabteilung der Stadt Bonn als Zeichen der Dankbarkeit und zur
Erinnerung an dieses Treffen unser bescheidenes Geschenk darzubringen. Den kleinen
Teppich, der aus Moldova stammt. Aber das ist noch nicht alles. Auf alle wartet noch die
Überraschung. Und jetzt, wie es im Theater zu sagen üblich ist: „Vorhang hoch!“
«Sehr geehrtes Publikum! Bevor ich die Szene der ersten Vollzieher herbeirufe, möchte
ich Ihnen einen komischen Fall erzählen. Der weltbekannte russische Klavierspieler Anton
Rubinstein (1829 - 1894) trat in London auf. Alle Karten bis auf das letzte Konzert waren
ausverkauft. Unerwartet kam zu ihm die Verehrerin seines Talentes und sagte: „Maestro!
Ich wollte unbedingt Ihr Spiel hören, aber leider gibt es keine freien Plätze mehr im
Saal.“
„Wieso?“, hat er sich verwundert gefragt. „Noch gibt es eine freie Stelle – am
Klavier!“ „Die Stelle an unserem Klavier ist noch frei, aber nicht mehr lange. Ich lade
jetzt die Pianistin Svetlana Ionica ein diesen
Platz zu belegen! Im Konzert wird sie die
Etüde von F. Liszt (Franz Liszt, 1811 - 1886)
– «Die Eingebung» erfühlen. Ich hoffe das
die Tiefe und Aufrichtigkeit der Gefühle
ihrer Interpretation Sie, meine Damen und
Herren, zur schöpferischen Wahrnehmung
unseres Programms begeistern wird...“
„Und jetzt, nach den mächtigen Arpeggio
werde ich Ihnen über das am meisten
unvorsätzliche und launische Instrument –
die menschliche Stimme – erzählen.
SVETLANA IONICA
Während unseres Konzertes werden wir
über einen sehr komplizierten für die Aufführung Genre – Oper reden. Die menschliche
Stimme. Ich hätte sie als unvorhersehbares und launisches „Instrument“ benannt. Zum
Beispiel, wenn Sie die Geige, das Cello, die Klarinette stimmen, nachregeln und sogar
im Falle des Bruches reparieren können, so befindet sich der Opernsänger vollständig
in der Macht der Stimme, ich hätte gesagt, seines Zustandes. Sie – die Stimme, stellt
sich heraus, kann gerade da schlafen, wenn Sie auftreten müsste, nicht antworten und es
kommt vor, dass man sie manchmal in Schwung bringen muss. Die Oper kann man nicht,
wie es auf einer Konzertbühne hauptsächlich gemacht wird, unter „Minus“, das heißt das
Phonogramm zu verwenden, singen. Auch die Sänger, die mit mir angekommen sind,
brauchen es nicht. „Ihre starken Stimmen, wie in der Presse bemerkt war, „sind in der
entfernsten Ecke des Saals gut hörbar“. Ich bin sicher, dass die Menschen, die in der letzten
Reihe sitzen, das Gehör während des Auftrittes der Solistin der moldauische Nationalen
Oper Angela Ţurcan nicht anstrengen brauchen. „Оh, mio babbino caro”, wird in ihrer
Aufführung durch den Saal die gedehnte Melodie der Arie von Lauretta aus der Oper
von Giacomo Puccini (1858 - 1924) „Gianni Schicchi“ verbreitet. „Numi pieta”. Ich bitte,
zu verschonen, ruft sie zusammen mit Aida zu den Göttern in der Arie aus der Oper vom
Giuseppe Verdi (1813 - 1901) „Aida“ an. „Del mio sofrir”. „Haben Sie mit mir Mitleid“,
als ob ausatment, kraftlos vom Kummer, am Ende „des Gebets“ die letzten Noten ihrer
Heldin. Die Stille? Der Saal erstarrte…
104
„Bravo!“, explodiert das Publikum vom Beifall. Ja-a-a… Nach solchen Applausen
wird es nicht einfach, die anwachsende Dynamik des Konzertes festzuhalten und bei den
Zuschauern für den nachfolgenden Künstler das Interesse zu erwecken. Was ist zu tun?
Werden Sie mir nicht vorsagen?
Und wenn man ihn so vorstellt: „Es gibt keine Oper, in der laut dem Sujet, nicht
alle Frauen sich in ihn verlieben würden – Leonora aus dem «Troubadour“, Gilde aus
„Rigoletto“, Santuta aus „der Dorfehre“. Die Bässe und die Baritone beneiden ihn, weil
für dieses Timbre von den Komponisten die schönsten Arien geschrieben sind. Calef aus
„Turandot“, Cavaradossi aus „der Trauer“, Lenschii aus „Jewgenij Onegin“. Ich hoffe, Sie
haben verstanden, dass jetzt vor Ihnen der Tenor auftreten wird. Sergej Varsan, rufe ich
den Sänger heraus.
„In der Ruhestunde zu zweit mit dir werden wir spazieren gehen“, verspricht er der
in der ersten Reihe sitzenden Dame, „die Serenade“ von F. Schubert (Franz Schubert, 1797
- 1828) singend. „ Mit langem Weg, ja…“, lädt er breit, auf russisch die Hände streckend,
die Frauen ein, mit ihm auf der Drei mit Schellen unter den Klang der Siebenstreichgitarre
zu fahren. Während seines Auftrittes verfolgt Sergej von der 2 Meter langen Höhe
aufmerksam, dass jede von ihnen die gerade ihr adressiertes bezauberndes Lächeln zeigt,
den schmelzenden Blick bekommt. Er überzeugt leicht das schöne Geschlecht davon, dass
er nur für Sie, die Verehrerin, diese Wörter singt: „Be my love!“ „ Du bist mein Glück“,
macht Sergej sein Geständnis im Namen des amerikanischen Komponisten N. Brodsky
(Nicolaus Brodszky, 1905 - 1958). Also. Was zu erwarten war. Am lautesten klatschen natürlich
die Frauen: „Bravo! Da capo!“.
Ich sehe nach Ihrem vergeistigten Blick, dass Sie es auch geschafft haben, sich von
dem Reiz des Tenors beeinflussen zu lassen. Aber Achtung! In der Oper sind sie wieder
laut dem Sujet sehr unbeständig!
Aber, wenn Sie darauf keine Aufmerksamkeit lenken, so werden wir dann die
Liebesthematik fortsetzen und aus der Oper in die Operette übergehen. Ich will bemerken,
dass bei den Opernsängern, wie ich es im Laufe des Umganges mit ihnen erkannt habe,
einige, ich hätte gesagt, voreingenommene Beziehungen zum leichten Genre existieren.
Sie sind verbunden, wie die Mehrheit von ihnen meint, in erster Linie damit, dass sich die
Manier der Aufführung der Operette von der akademischen Vokalschule unterscheidet.
Und deshalb wirkt sich die Behandlung von den Opernsängern zu diesem Genre, wie sie
sagen, auf die Qualität der Stimme negativ aus. Es verschwindet ihre „Stütze“ und sie wird
leicht. Deshalb, wenn sie Solisten geworden sind, nehmen sie keine Arien aus der Operette
ins Konzertrepertoire auf. Natürlich, jeder ist berechtigt, an der eigenen Meinungen und
den Überzeugungen festzuhalten. Und wir werden nicht versuchen, sie vom Gegenteil zu
überzeugen, aber werden wir besser zuhören, wie Danilo, genauer gesagt unser Tenor,
überzeugt Hanna, selbstverständlich Angela darin, dass: „…Lippen schweigen flüstern
Geigen … Hab dich lieb!“ „Die Geige flüstert leise: „Ich liebe dich!“. Ganz richtig. Es
ist die Operette von Franz Legar (Franz Lehár, 1870 - 1948) „Die lustige Witwe“. Übrigens
habe ich nicht gehört, dass die Sänger etwas in der Manier des Gesanges geändert haben.
Vielleicht haben Sie bemerkt? „… Er sagt klar s-ist wahr s-ist wahr du hast mich lieb!“
„Und der Blick deiner Augen sagt mir klar: „Ich liebe dich!“ Nein. Es hat sich nichts
geändert. Wie sang bis jetzt der Tenor über die Liebe, so versucht er nach wie vor, seine
Geliebte zu zwingen, an dieses große Gefühl zu glauben.
105
Ach, Theater, Theater, Theater… das Spiel, den Wechsel der Dekorationen, die
betrogenen Helden, und zusammen mit ihnen auch die Hoffnungen. Ich erinnere mich,
wie Sergej auf dem Weg nach Deutschland allen die Aussprüche, die Aphorismen der
bekannten Musiker verlas, sowie die lustigen Fälle, die mit ihnen geschahen, erzählte.
Na, also. Ein Schauspieler, ehrlich gesagt, ich weiß jetzt nicht bei wem, erfahren Sie es
von Sergej, wurde gefragt: „Wie gelingt es Ihnen, in vielen Vorstellungen, die nach dem
Charakter der Helden so unterschiedlich sind, zu spielen und sich so schnell von einer
Rolle auf eine andere umzustellen?“ Worauf er geantwortet hat: „Die Sache ist, dass ich
keinen großen Unterschied zwischen dem Theater und dem alltäglichen Leben sehe...“.
„Konstantin! Trete ich nach dem Fragment aus der Operette von Emmerich
Kalman (Emmerich Kalman, 1882 - 1953) „Das Land des Lächelns“ auf?“ fragt mich der
herankommende Flötist.
„Ja. Aber nur nachdem ich dich vorstelle“.
„Und jetzt, wie ich Ihnen versprach, sehr geehrtes Publikum, gibt es im Konzert eine
Überraschung. Dieser Interpret ist nur 16 Jahre alt. Aber er steht durch sein virtuoses Spiel
auf der Flöte den angesehenen Musikern in nichts nach. Offen gestanden, ich weiß nicht,
wie ich ihn vorstellen soll. „Das Wunderkind“ kann man schon nicht nennen, und warum
sollte man „der Wunderknabe“ nicht zu sagen? Ich hoffe, dass er es mir nicht sehr übel
nehmen wird? Alexander Marinescu!“ stelle ich den letzten Interpreten vor.
Wirklich dieser Jugendliche ist ein Wunder! „Scherzo“ von I. S. Bach (J. S. Bach,
1685 - 1750) oder „den Scherz“, scherzte er in Wirklichkeit, auf dem Instrument von
einer technisch komplizierten Passage zu einer anderen spielend hinüberlaufend. Und
im „Säbeltanz“ von Aram Chatchaturjan (1903 - 1978) aus dem Ballett „Spartakus“ hat
Alexander ohne besondere Schwierigkeiten mit den Fingern die rhythmischen Figuren
ausgetanzt. Nicht umsonst schrieb man in der deutschen Presse über ihn: „... Star des
Abends war der sechzehnjährige Querflötist Alexander Marinescu, der durch sein virtuoses
Spiel das Publikum begeistert hat!“ 22
Das war’s. Die abschließende Nummer ist verhallt. Es gelang das Programm des
Konzertes nach der stürmischen Reaktion der Zuschauer, wie ich gern sage, in „die Schnur“
aufzubauen. Das heißt ohne lange Pausen zwischen den Stücken mit der dynamischen
Steigerung und der Kulmination. Das Publikum soll nicht lange warten. Sie erinnern
sich doch, dass wir Sie zur „Show“ einluden! Eine Minute bitte, es scheint, es gibt eine
Verzögerung. Man darf sich nicht kurz ablenken lassen. „Was ist los? Die Zuschauer rufen
alle auf „da capo“ aus“, wende ich mich an die Künstler.
„Sergej, Alexander, Angela …“
„Ich gehe nicht hinaus und werde nicht mehr singen!“
„Sergej und Alexander“, wende ich mich an die Jungs. „Sie werden zu zweit auftreten,
und später …
Entschuldigen Sie bitte diese Verzögerung, aber, wie ich aus der Erfahrung des
Umganges mit den Solisten der Oper verstanden habe, gilt das Theater als das der
faszinierenden Künste aller Arten, weil Sie gleichzeitig zwei Vorstellungen – auf der Szene
und hinter den Kulissen sehen können. Aber jetzt geht es nicht darum. Zu uns kommt Herr
Robert Schmechel.
„Sehr geehrter Herr Pawljuk, unsere Gäste aus Moldova, Damen und Herren! Das
Konzert, das heute von der kulturellen Organisation „Кulturverein Moldova e. V. in diesem
106
Hausmuseum vorgestellt wurde, denke ich, wird in ständiger Erinnerung, nicht nur für
die moldauischen Künstler, sondern auch für uns bleiben, weil, wie Robert Schumann
gesagt hat: „in die Tiefe des menschlichen Herzens durchzuschauen ist eine Bestimmung
des wahren Künstlers“. Sie haben es geschafft. Und, als Geleitwort werde ich ihnen die
Wörter des Komponisten, die von ihm in seinem Buch „Die Alltags- und Lebensregeln für
die Musiker“ aufgezeichnet sind, zitieren: „Unermüdlich vervollkommnen Sie Ihre Kunst,
und das Übrige wird von sich aus kommen!“
Und jetzt, jeder von Ihnen kann sich im Buch für die Ehrengäste einschreiben“, Herr
Schmechel bittet ihm nachzugehen.
„Mit Dankbarkeit und herzlichen Grüßen den Mitarbeitern des Hausmuseums von R.
Schumann und dem Vorgesetzten der kulturellen Abteilung der Stadt Bonn Herrn Andreas
Lösch“
Der Vorsitzende der Kulturgesellschaft
„Кulturverein Moldova e. V.“ Konstantin Pawljuk
„Alles Gute und Danke für alles!“
Sergej Varsanov, Angela Turcan,
Svetlana Ionica, Alexander Marinescu
28. März 2004.
Unsere Vorstellung ist zu Ende gegangen. Wie es im Theater angebracht ist, sollen wir
den Vorhang schließen. Aber in Bonn blieb er für die Künstler aus Moldova geöffnet. In
2005 sind in dieser Stadt schon andere Musiker aufgetreten.
… Da kommen auch die Zuschauer. Das Publikum und die Künstler aus der Republik
Moldau begrüsst der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks Hardtberg Gerhard Lorth, MdL.
Also, der Vorhang ist gehoben, es ist die Zeit anzufangen…
107
KINDER SIND UNSERE ZUKUNFT
„…Wir sehen die Sachen viel zu pragmatisch, streben nach
dem materiellen und nicht nach dem seelischen Komfort.
Wir verlieren das, was uns aus der ausweglosen Lage - die
Empfindung der Kindheit - rauszugehen hilft, von der die
umgebende Wirklichkeit leuchtender wird!“
(aus einem Interview)
„Herr Pawlju-u-uk! Hören Sie mich? Sie sind, wie mir scheint, ein wenig abwesend,
wahrscheinlich sind Sie wieder einmal mit Ihren Gedanken bei dem kommenden Konzert?“
„Ja Simi, entschuldige. Du hast völlig recht. Wie immer denke ich an viele Dinge
gleichzeitig.“
„Und wie geht das?“, fragt er mich ironisch.
„Jedenfalls besser, als bei dir“, antworte ich im gleichen Ton. „Zum Beispiel gestern,
als du das Konzertstück von Mozart spieltest, dachtest du bei keiner Note an die zu spielenden Passagen, sondern warst mit deinen Gedanken schon bei deinen neuen Rollschuhen. Na, habe ich Recht?“, fragte ich ihn mit herausfordernder Stimme. Aber dieser kleine
Knabe ist so gewieft und gewitzt, dass man ihm für seine Ausreden nicht mal böse sein
kann.
„Herr Pawljuk, bitte. Don’t worry, be happy, nun seien Sie mal nicht so ernst!“ verteidigte er sich mehrsprachig wie ein Beschuldigter vor seinem Richter. „Ja, ich habe mich
ein wenig geirrt. Wem passiert das nicht“, rechtfertigte sich Simi.
„Was? Bist du etwa zwischenzeitlich schon ein Star geworden?“, ließ ich nicht locker. „Auch vor dir war ich bereits mit jungen Musikern auf Reisen, die meinten „ Stars“
zu sein.“
„Und was ist mit ihnen geschehen?“, interessierte er sich vorsichtig.
„Ich hab keine Lust darüber zu reden, weil ich mich immer noch erinnere, wie sich die
Solistin der Nationalen Oper weigerte, das Werk nach einem Publikumswunsch, in dem
Haus, in dem Schumann lebte und wirkte, nochmals zu singen!“
„Nein! Das kann nicht sein!“ reagierte Simi mit kindlicher Naivität.
„Und das, nachdem das Publikum sie dort so warm empfangen hatte!“ setzte ich mit
etwas lauter werdender Stimme fort. „Sie wäre zu müde, um nach 10 Minuten auf der
Bühne stehend nochmals zu singen! Und ein weiterer sogenannter „Star“ zwang mich
mehr oder weniger dazu, ihn auf Grund seiner Starallüren, nach der Hälfte der Tournee in
den Linienbus zu setzen und nach Chişinău zurückzuschicken. Auch du Simi darfst immer
auf die Möglichkeit zurückgreifen deine Launen zu zeigen, aber bitte, dann bei euch zu
Hause.“
„Hier, in Deutschland, das heißt, während des Aufenthaltes in diesem Land, sind wir
alle gleich. Wir bilden zusammen ein Kollektiv und unterstützen einander nach Kräften,
und wir alle sollten uns bemühen, keine Konflikte zu schaffen“, setzte ich meine Rede mit
leicht gereizter Stimme fort.
„Ja-a-a. Es fällt mir schwer, wie ein Erwachsener zu denken und zu handeln!“, schloss
108
das Kind, meine Worte wohl verstanden zu haben. „Ich werde mich bemühen, Sie nicht
mehr abzulenken, sonst verpassen Sie am Ende noch die nächste Kurve“, trat Simi ab.
„Und am besten wäre es, Sie würden sich wieder beruhigen“, schlug er mir mit seiner
kindlichen aber dennoch besorgten Stimme vor.
Leichter gesagt als getan – so einfach geht das mit dem Beruhigen nicht. Sie dürfen
mir glauben, wie oft ich mir in Gesprächen mit Freunden und Bekannten anhören muss,
was für ein leichtes und sorgenfreies Leben ich doch angeblich hätte. Die Bühne, die Blumen, den Beifall – es muss doch das reine Vergnügen sein, so zu Leben! Dann entsteht in
mir der riesige Wunsch, denen, die auf mich neidisch sind, nicht die „reine“ Bühnenvariante, sprich die Vorstellung der Künstler, die Ansage der vorzutragenden Werke, sondern
ihnen einmal die gesamte Vorbereitung eines Konzertes, die Organisation hinter den Kulissen, zu zeigen.
„Warum steht nicht mein Name auf dem Werbeplakat?“ empört sich einer der
„Stars“.
„Ich bin immerhin schon eine Aspirantin und nicht irgend eine Studentin und daher
fordere ich für mich eine entsprechende Behandlung!“, bezeichnet sich eine Andere anspruchsvoll.
„Sie haben die Stimmen falsch verteilt. Ich habe sie gezählt und bei mir sind es zu
viele hohe Noten!“, höre ich von der launenhaften „Koloratur“.
Was, Sie verstehen das nicht? Tut Ihnen bereits der Kopf weh wegen so vieler Fragen,
Ansprüche und Forderungen? Ich würde Jene bitten, die an meinen Worten zweifeln, einmal bei derartigen Proben dabei zu sein.
Wissen Sie, in den 10 Jahren meiner Tätigkeit als Vorsitzender des „Kulturvereins
Moldova e.V.“ und der damit gleichzeitig verbundenen Aufgabe der Organisierung kultureller Veranstaltungen außerhalb der Republik Moldau, habe ich lernen und erfahren
müssen, dass die kollektive Arbeit in der und mit der Gruppe, dem menschlichen Körper
sehr ähnlich ist, der auch eine Seele besitzt. Der, der die Gruppe führt und leitet, der die
emotionale Stabilität und das seelische Gleichgewicht der Künstler in seinen Händen hält,
allein von ihm und von seinem Geschick hängt es ab, eine gute Arbeitsstimmung zu schaffen. Wenn ich also die Konzertgruppe zusammenstelle, so mache ich mir weniger Sorgen
um die nicht immer komfortablen Reisebedingungen, als vielmehr um die positiven Beziehungen die sich in der Gruppe bilden werden. Es ist für mich eine Verpflichtung mich
auf die unterschiedlichen Charakteren der Teilnehmer unserer Projekte einzustellen. Es ist
für mich stets eine neue Herausforderung, darauf zu achten, wie sich die jungen Künstler
mit der neuen, für sie doch fremden Welt auseinander setzen.
Nun könnten Sie als Leser sagen, dass man die Psychoprophylaxe (systematische
psychologische Vorbereitung auf bevorstehende Ereignisse) nur an Kindern und/oder Heranwachsenden durchführen muss, weil sie auf Grund ihres Alters noch nicht im Stande
sind die Situation reif zu beurteilen. Ich bin nicht sicher, dass Sie Recht haben.
Man könnte sich nunmehr gemeinsam der entsprechenden Literatur zuwenden, die
ich in dieser Zeit gelesen habe – medizinische Nachschlagewerke, Lehrbücher der Psychologie, Wörterbücher die zu dieser Thematik Auskunft geben. Beispielsweise erinnere
ich mich gelesen zu haben, dass Menschen mit feinfühligen seelischen Veranlagungen
öfter zu Depression neigen und in bestimmten Situationen gefühlsmäßig überempfindlich reagieren können. Zu einer solchen Gruppe gehören auch Menschen in kreativen und
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schöpferischen Berufen. Ärzte tun das lapidar mit den Worten, „das ist ein Fall für uns!“
ab.
Ich habe nicht zufällig die Künstlergruppe mit dem menschlichen Körper verglichen.
Der kann auch krank werden.
„Unsere Besetzung spielt am meisten!“
„Ohne uns kann kein Konzert stattfinden“, erklären die Musiker von der Folkloregruppe.
Merken Sie, es zeigt sich schon ein, von den Symptomen der „Starkrankheit“ ein
Gefühl von Unersetzlichkeit. Sie, diese jungen Nachwuchskünstler, verstehen noch nicht,
dass die „Sterne“, die am künstlerischen Horizont aufflammen aber ebenso schnell wieder
erlöschen können.
Solchen “Kranken“ musste ich begegnen, weil es in jeder Gruppe „Infizierte“ gibt.
Mit ihnen ist es besonders schwer zu arbeiten, da es gegen diesen Virus keinen Impfstoff
gibt. Man kann von denen alles erwarten, z.B. schlechte Laune, Verweigerung auf die
Bühne zu gehen und weiteres überlasse ich der Phantasie des Lesers. In solchen Fällen ist
hier, wie die Ärzte sagen, „die Medizin machtlos“. So bedauerlich es für den einen oder
anderen Künstler auch sein mag, ich habe für mich entschieden, damit sich diese, wie
ich glaube „übertragbare Infektion“ auf die übrigen Künstler nicht ansteckend ausbreitet,
verwende ich eine sehr wirksame Behandlung. Ich isoliere „die Kranken“, die somit nur
an einer Veranstaltungsreise teilnehmen können, nämlich an der Ersten, die aber dann
gleichzeitig die Letzte in meiner Gruppe war.
Und noch eines möchte ich in diesem Zusammenhang mehrmals wiederholen und
weise die Gäste bei den Konzerten darauf hin und insbesondere die nach Deutschland
eingeladenen Künstler, dass der „Kulturverein Moldova e.V.“ kein Unternehmen ist, das
sich an den Auftritten der moldauischen Künstlergruppen bereichert. Die Anerkennung,
Sympathie und die Dankbarkeit durch das Publikum, dass ist die Währung die weltweit
ohne Kursverlust an die Künstler gezahlt wird. Die symbolische Konto-Nummer, die unser Verein dafür eröffnet hat, zeichnen wir mit der Jahreszahl 1998 ab. Es ist das Jahr der
Gründung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ und es ist das Jahr, in dem wir mit den Projekten „Kunst und Kultur aus der Republik Moldau“ begannen.
„Herr Pawlju-u-u-u-k!“
„Was ist Simi?“
„Sie sind schon wieder in Gedanken versunken! An welchem Problem arbeiten Sie
jetzt wieder?“
„Wie üblich – an „die Erwachsenen“, gab ich ihm zu verstehen!
„Zum Beispiel?“, folterte er mich.
„Simi! Lass mich in Ruhe!“ versuchte ich ihn mit ernster Stimme zu ermahnen. Aber
Sie wissen ja, dass Simi sich so schnell nicht einschüchtern lässt.
„Herr Pawljuk, bitte, don’t worry, be happy und seien Sie nicht immer so ernst!“ gibt
er in seiner kindlichen Scheinheiligkeit als Antwort. Lächelnd, musste ich mir eingestehen, dass man Jugendlichen gar nicht böse sein kann und darf.
Sie alle, ob Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu oder wie sie in all den Jahren auch hießen,
sie alle waren und sind doch unsere Kinder und überall gleich. Wo auch immer sie leben,
ob in Moldova, Deutschland, Frankreich, Italien, England. Wir sind verpflichtet deren
Probleme gemeinsam zu lösen, weil wir Erwachsene überall gleich sind … sei es nun
110
Spanien, Griechenland, Lettland, Deutschland…
„Nicu! „Ni-i-i-cu! Hör auf, Cătălin zu necken und steh ruhig auf der Stelle!“, mahnte
ich ihn zur Ordnung. „Ich werde nicht als Kind sehen, für deine Streiche wirst du dich wie
ein Erwachsener verantworten. Es ist mit dir manchmal
wie in einem Kindergarten!“, sagte ich ihm.
Obwohl, gerade als „Kindergarten“ habe ich einst die
Gruppe der „kleinen moldauischen Künstler“ bezeichnet,
als da waren Tamara Kostriţchi, Jacob Rotari, Nicoletta
Chetreanu, Nicu Kostea, um nur einige zu nennen. Natürlich kann und will ich keinen Namen vergessen zu nennen. Es handelt sich dabei um den kleinsten Künstler in
unserer Gruppe, der wörtlich gesehen, stets einen Ehrenplatz einnehmen durfte und musste. Vorne in der ersten
Reihe und möglichst noch höher stehend als alle anderen
Künstler, nämlich auf dem Stuhl. Sein Name ist Simion
Gronic.
Während des Konzerts in Schwerin im Jahre 2006,
musste ich ihn auf einen Stuhl stellen, damit die Zuschauer in den letzten Reihen nicht von ihren Plätzen aufstehen
mussten, um ihn nicht nur zu hören, sondern ihn auch zu
Simion Gronic
sehen.
Der Raum in dem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, in dem wir durch die Organisation der „Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommern“ empfangen wurden und wo eben
dieses Konzert stattfand, hatte keine Bühne. Die Architektur des 4-stöckigen Gebäudes
gleicht einem mittelalterlichen Interieur, wobei der Saal in dem immer wieder Konzerte
abgehalten werden, einen nur bedingt restaurierten Raum eines Schlosses repräsentiert.
Dennoch hat sich die Musikschule Schwerin hier fest etabliert. Entgegen den üblichen
Lehranstalten unterliegen weder Lehrer und besonders weder die Schüler dem „Zwang“
der Konzertbesuche.
Insbesondere dem „Kulturverein Moldova e.V.“ war es vergönnt, an diesem Ort bereits mehrere Konzerte moldauischer Künstler geben zu dürfen. Doch bei alledem was ich
Ihnen über den Bau, über diese Lehranstalt und unsere bisherigen Konzerte berichtet habe,
habe ich doch glatt den Punkt vergessen, an dem ich über Simi berichtet habe. Er steht
immer noch auf dem Stuhl und wartet auf seinen nächsten Einsatz. In dem im mittelalterlichen Baustil gehaltenen Saal mit dem hohen Deckengewölbe, mit dem von Säulen getragenen Holzbalkon und den verspielten Modellfenstern, wird eine gehobene und vornehm
wirkende pompöse und beonders feierliche Stimmung erzeugt, die von Simi vorgetragene
„Polka“ des Komponisten G. Filipovschi besonders wirkungsvoll erscheinen lässt.
„Konstantin, bitte bringen Sie zum nächsten Konzert unbedingt den Simi wieder mit.
Noch haben nicht alle diesen kleinen Künstler bewundern und hören können, wie er professionell nach und nach auf fünf Instrumenten, „die Rohrpfeife, die Okarina, die Tilinka
111
(Die traditionelle Tilinka wird aus der Rinde der Weide hergestellt. Das Blasinstrument kann nur im
Frühjahr, wenn die Weide noch voller Feuchtigkeit ist und die Rinde sich leicht vom Holz trennen lässt
gewonnen werden. Die Tilinka ist dann nur für ein paar Tage spielbar), das Kawal (flötenähnliches
Blasinstrument) und auf der Doppel-Rohrpfeife, seine moldauischen Volksweisen spielt.
Er allein ersetzt bereits ein echtes „Orchester“, betont inständig Herr Dr. Hans-Jürgen
Audehm, Mitglied im Landesvorstand der „Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommer“ in
Schwerin.
„Herr Konstantin!“
„Ja, Simi“.
„Nein, nicht Simi, es war Nicoletta“, erklärt fröhlich kichernd „das Orchesterkind“,
wie er manchmal unter uns genannt wird.
„Entschuldige, Nicoletta. Nimm es mir bitte nicht übel, weil…“
„Ich weiß“, sagte Sie. Sie haben viel zu tun“, schließt sie traurig.
Ja. Nicoletta kann man nur auf Grund ihres Alters als Kind bezeichnen. Auch wenn sie
noch 10 Jahre alt ist, urteilt und handelt sie längst nicht mehr so kindlich.
„Was wolltest du mich fragen?“ fragte ich teilnahmsvoll.
„Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir erlauben, nach der Probe mit den Jungs in ein Geschäft zu gehen. Ich habe schon für fast alle ein Geschenk gekauft, nur für meinen Bruder
Nikita konnte ich noch keines findet.“
Ich lächelte ungewollt, mich erinnernd, wie sehr sie sich als ältere Schwester um ihn
sorgte.
„Mama, was macht Nikita?“ fragt Nikoletta ihre Mutter unruhig. Mit dieser Frage
hat ihr Gespräch mit den Eltern immer angefangen. Wir mussten schon freundschaftlich
lachen, wenn ihr Telefon klingelte.
„Was macht Nikita?“ fragten wir Nicoletta einstimmig.
Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu, Tamara sind „kleine Künstler“, mit denen ich mit Freude
und großem Vergnügen gearbeitet habe. Wenn ich auf die gute Zusammenarbeit verweise,
dann deshalb, weil sie in ihrem Wesen stets gleich geblieben sind. Wir, die Erwachsenen
vergessen zu oft und zu schnell, dass wir ja doch mit Kindern unterwegs sind. Ich muss
an dieser Stelle auch einmal meine Bewunderung für diese jungen Künstler aussprechen.
Denn es ist lobenswert zu erwähnen, wie tapfer sie sich auf den Reisen gehalten haben, mit
welcher Disziplin sie ihr Können an das Publikum weiter gegeben haben. Denn selbst für
einen Erwachsenen ist es doch eine physische und moralische Belastung die diese jungen
Menschen, trotz der ständig wechselnden Auftrittsorte, von Stadt zu Stadt, mit den immer
wieder auftretenden Sprachschwierigkeiten, der weiten Entfernung von der Heimat stets
gut wegsteckten. Niemals haben sie sich unzufrieden, nach den teils längeren Bühnenauftritten, müde oder überfordert gezeigt. Aber auch auf der Reise, waren Regeln gesetzt, die
ihnen ihre Lehrer mitgegeben haben. Zum Beispiel Tagesplan bei dem Jacob.
„Täglich um 7:00 Uhr, Jacob, hast du auf der Flöte zu üben“, gab ihm sein Lehrer in
seinem Stundenplan mit auf den Weg.
„Wann stehst du denn auf?“ fragte ich ihn mit Erstaunen. „Schaffst du es denn zwischendurch auch noch auszuschlafen?“
„Wissen Sie, Herr Pawljuk“ erwiderte er und begann zu erzählen. „Als ich meine
erste Ausbildungsstunde auf der Rohrpfeife bei Ion Negura erhielt und einige Töne hervorbrachte, versuchte ich meinen Lehrer davon zu überzeugen, dass ich trotz der falschen
112
Töne nicht allzu viel üben müsste. Mein
Lehrer hat mir dann allerdings unmissverständlich klar gemacht, dass, wenn
ich beabsichtige ein guter Musiker zu
werden, für mich ein Tag nicht 24 Stunden, sondern 25 Stunden haben müsse.
24 Stunden um die Flöte zu beherrschen
und sie zu spielen und die verbleibende
25-igste Stunde, die ich für den geruhsamen Schlaf benötigen würde. Es sind
weise Worte, die ihm sein Lehrer, Ion
Negura neben dem Erlernen der Technik und der Fähigkeiten das Instrument
Ion Negură
zu spielen, mit auf den Weg gab. Nutzen
wir aber heute einmal die eine Stunde, um seinen Lehrer zu besuchen.
Über die Uferstraße geht es bergauf, bis wir zum Eingang eines Gebäudes kommen an
dem in unübersehbarer Schrift zu lesen steht: „Republikanisches Musikalisches LyzeumsInternat C. Poumbescu“, das noch dazu das einzige in der Republik Moldau ist. Treten Sie
ein mit mir in eine Musikwelt. Von überall her erklingen Instrumente. Akkordeon, Kontrabass, Geige und Saxophon, um nur einige im Augenblick heraushörbare zu nennen.
Ich habe Ihnen von einem ähnlichen Ereignis erzählt, vielleicht erinnern Sie sich ja
noch. Das Gespräch mit den jungen Musikern auf dem Gang des Konservatoriums. In
dieser Anstalt werden die jungen musikbegabten Kinder und Jugendliche an die Musik
und an die einzelnen Instrumente herangeführt, unter denen sich bereits die ersten „kleinen
Künstler“ befinden.
Im zweiten Stock des Hauses, im Zimmer Nr. 29 befindet sich das Büro von Herrn
Negura. Leider haben wir uns nicht verabredet und es ist daher fraglich, ob er überhaupt
im Hause ist.
„Herr Negura!“ so höre ich die Schüler aber auch die Lehrer lachend sagen, „es kann
sein, dass er heute in Polen ist, morgen vielleicht in Rumänien, wenn nicht sogar am
Nordpol!“. Trotz des Lachens, war es nicht einmal ein Witz, nein, es war tatsächlich Ernst
gemeint. Herr Negura ist ein gefragter Mann, wenn nicht sogar eine Kapazität auf dem
Gebiet der Musik. Aber nicht nur er, auch seine beiden Söhne Stefan und Ion sind gelernte
113
Musiker. Beide haben bereits am internationalen Musikfestival teilgenommen. Wie sagt
ein altes Sprichwort: – der Apfel, nein in diesem Fall, die Äpfel fallen nicht weit vom
Stamm!
In der Hoffnung ihn ja doch noch zu treffen, versuche ich mich in einem Raum bei
einem Rohrpfeife spielenden Schüler zu erkundigen, wo er sich wohl aufhalten möge.
„Bună ziua – Guten Tag“, wende ich mich an ihn auf moldauisch. „Spune-mi te rog,
profesorul tău, domnul Negura, este in Chişinău – Sag mir bitte, ist dein Professor, Herr
Negura in Chişinau?“ Gleich hoffe ich zu erfahren, wo sein Lehrer ist.
„Da. Dar acum dumnealui este plecat la conservator, la examene. Apoi are imprimari
la televiziune si deseara pleacă la concert – Ja, zurzeit ist er im Konservatorium, wo er
Prüfungen abnimmt. Danach hat er eine Sendung im Fernsehen und heute Abend geht er
zu einem Konzert.“
„Da tu ce faci aici in coridor - Und was machst du hier im Korridor?“ fragte ich ihn
weiter.
„Eu muncesc, adică – exercez la fluer, fiindcă domnul profesor va reveni la liceu peste
două ore şi innainte de concert o să facă lectie cu mine – Ich arbeite, d.h. ich übe auf der
Rohrpfeife. Herr Professor kommt in zwei Stunden wieder und will mir vor dem Konzert
noch eine Stunde geben“ gab er mir zu verstehen. Jetzt ist alles klar. Wir könnten noch
heute mit Herrn Negura sprechen, da er ins Lyzeum zurückkehren wird. Das Kind wiederholt auf der Rohrpfeife, die von seinem Lehrer aufgegebene Hausarbeit.
„Da cum este numele tău – Wie ist dein Name?“
„Costache Pawel“, stellte er sich stolz vor.
Ein interessanter Name, den man sich unbedingt merken sollte. Mag sein, dass vor mir
der zweite Louis Armstrong (Louis Armstrong, 1901 - 1971) stand.
„О-о-о! Dar eu mă numesc Konstantin Pawljuk! Suntem aproape tizi – O-o-o! Ich
heiße Konstantin Pawljuk! Wir sind fast Namensbrüder! Weißt du. Ich bin über unsere
Bekanntschaft sehr froh. Ich bin auch Musiker von Beruf und wünsche herzlichst, dass du,
Costache Pawel, auf deinen Namen stolz sein kannst! Iţi mulţumesc, şi spor la muncă,“
zum Schluss unseres Gespräches wünschte ich ihm noch viel Erfolg. Doch wir wollen ihn
nicht länger bei seinen Übungen stören und besser geduldig auf Herrn Negura warten. Wie
der Schüler gesagt hat, soll er ja nochmals zurück kommen. Wie waren noch gleich die
Worte des Jungen: „eu muncesc“ übersetzt: „Ich arbeite“.
„Ich arbeite!“ Hört sich irgendwie komisch an. Diese Worte aus dem Munde eines
Kindes. Obwohl die Berufe von Musiker, Maler, Artisten kreativ sind, sind sie mit vielen
alltäglichen Übungen verbunden. Nicht umsonst sagt man: „Wenn du Talent hast, so wirst
du es durch Fleiß verbessern – wenn du kein Talent hast, so wird dein Fleiß diese Lücke
ersetzten!“
„Konstantin! Was für ein schönes Leben haben Sie! Die Blumen, den Beifall, die Bühne.
Reines Vergnügen!“ Sicher wird irgendwann jemand auch dem zukünftigen Künstler diese
Worte sagen, der jetzt hier lernt. Aber seien Sie auf ihn nicht neidisch. Weil … „Talent
wächst nicht auf Bäumen. Man kann es auch nicht wie eine Frucht, zu jeder Zeit einfach ernten“, lehrt uns die Geschichte. Liebe Eltern, verstehen Sie mich nicht falsch, aber wenn Ihr
Kind es nicht lernt die grundlegenden Regeln, das Beherrschen des Instrumentes sowie alle
musikalischen Disziplinen – das Solfeggio, die Harmonie, die Musikgeschichte und dazu die
allgemein bildenden Fächern, so wird es nie ein Musiker „der großen Szene“ werden.
114
Wenn Sie mir und meinen Äußerungen keinen Glauben schenken, fragen Sie die Lehrer an dieser Schule, sofern Sie mal in Chişinău sein sollten. Ich glaube, sie würden Ihnen
meine Aussage bestätigen. Ich bin überzeugt dass beispielsweise der moldauische Klarinettenlehrer Simion Duja, Ion Cuciuc, der Trompeter, Vasile Ciubuc als Klavier-, Akkordeon- und Zimbellehrer, einschließlich der Direktorin und Geigenlehrerin Galina Buinovschi
meine Worte bestätigen würden. Ihre Zöglinge sind die Preisträger zahlreicher nationaler
und internationaler Wettbewerbe.
„Hallo, Herr Pawljuk, bitte kommen sie zu uns. Stehen sie nicht so abseits“, rief mich
der Rohrpfeife- und Panflötenlehrer Ion Negura. „Können Sie bejahen, dass die jungen
Musiker, die ihre Organisation der „Kulturverein Moldova e.V.“ auf Einladung für die
Kulturprogramme nach Deutschland holt, um sie dort auftreten zu lassen, hauptsächlich
Schüler unseres Lyzeums sind“.
„Natürlich kann ich das. Dorin Buldumea, Vladimir Duminica, Virgiliu Catîrău, Dorin
Gramma, Cătălin Vutcariov, Valentina Russu, Jacob Rotari sind junge Künstler, die aus
diesem Hause kommen. Habe ich noch jemanden vergessen? Ja richtig, da sind noch die
Kinder Nicoletta Chetreanu, Nicu Kostea und Simi Gronic, die auch mitfahren durften.“
„Übrigens Frau Costache, kommen Sie mit mir in die Klasse und sehen Sie, was ihr
Kind macht“, ruft Negura.
„Bună ziua, Costache. Cite ore te-ai ocupat astăzi la fluer – Guten Tag Costache. Wie
viel Stunden hast du heute auf der Rohrpfeife gelernt?“ mit einem leicht strengen Tonfall
interessiert es ihn, wie viele Stunden sich der Schüler mit dem Instrument beschäftigte.
„Eu nu m-am uitat la ceas, dar am învăţat totul. Domnul Konstantin a văzut că nu am
iesit din clasa – Ich habe nicht auf die Uhr grschaut, aber ich denke, ich habe alles gelernt.
Herr Konstantin hat es gesehen und mich üben gehört“, wendet sich „der kleine Künstler“
hilfesuchend an mich.
„Er war wirklich die ganze Zeit in der Klasse und spielte auf seiner Rohrpfeife“,
bestätige ich die Worte meines neuen Bekannten.
„Atunci, acum esti liber şi poţi să te duci cu părinţii la distracţie – Dann bekommst
du jetzt frei für den Rest des Tages“, erklärte er der Mutter. Doch eines sollte man sich
als Regel bei einem Musiker merken. Sowohl das Instrument als auch die Musik – beide
werden niemals FREI haben, nicht mal in den Ferien!”
„La revedere si numai bine – Auf Wiedersehen und Alles Gute!“ wünscht uns zum
Abschied Herr Negura und gibt uns noch ein paar Worte mit auf den Weg.
„Manchmal muss man auch für begabte Schüler „kämpfen“, sagte er lächelnd zu
mir.
„Was ich nicht wusste, dass der Junge Russisch spricht“
„Ja, er ist von einer russischen Schule zu uns gekommen, aber Sie wissen – Kinder
lernen Sprachen schnell. Für die Eltern lag der Glaube darin, dass, wenn ihr Kind von
Natur her überaus musikalisch begabt ist, so werden die Konzerte, die Blumen, der Beifall für ihn und in einer entsprechenden Erwartungshaltung auch für sie ein angenehmes
Vergnügen sein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden – er ist ja noch Anfänger. Und
jetzt, Herr Pawljuk, bitte ich sie, mich zu entschuldigen. Man muss schon wieder weiter,
und es ist wie man sagt ein Hamsterrad. Heute Abend noch das Konzert und morgen ist
ein neuer Tag und alles fängt wieder von vorne an. Erst das Üben, dann die Proben, die
Konzerte, der Beifall, die Blumen… Sie wissen doch selbst, was für ein Vergnügen das ist!
115
Ich verabschiede mich von Ihnen nicht, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns noch
treffen werden“.
„La revedere si numai bine – Auf Wiedersehen und alles Gute“, mit diesen Worten
verabschiedete ich mich von Herrn Negura, als wir gemeinsam dem Ausgang zusteuerten.
Na! Wie fühlen Sie sich, wenn gleichzeitig Akkordeon, Kontrabass und Saxofon
ertönen? Haben Sie sich an die Töne gewöhnt? Ich bin froh, dass Sie das heute auch erfahren haben, dass es ohne solche Konstellation keine „kleinen Künstlern“ gibt.
Nicu Costea
Nicoleta Chetreanu
Iacob Rotari
„O, wie gern würde ich jetzt Fußball spielen oder gar Rollschuh´ laufen!“, rief plötzlich Simi aus.
„Hast du gerade etwas gesagt oder kam es mir vor?“ fragte ich den kleinen Künstler,
wobei ich versuchte den Tonfall des Lehrers zu imitieren.
„Welche Rollschuhe, welchen Fußball! Simi, hast du vergessen, dass die Musik keine
Freizeit erlaubt! Sag mir bitte, wofür hast du die Trompete mit nach Deutschland genommen? Um diese durch Europa zu fahren?“ stellte ich interessiert meine Frage.
„Na, und? Meine Trompete muss sich auch mal ein bisschen erholen. Sie hat noch nie
Ferien gehabt!“ findet Simi als triftiges Argument.
„Welche FERIEN!“ erregte ich mich und sprang auf der Stelle auf.
„Herr Pawljuk, bitte. Don’t worry, be happy und seien Sie nicht so ernst!“ schreit Simi
vor mir fortlaufend.
Lange konnte ich meinen Ernst allerdings nicht verbergen und musste daher über die
freche Antwort herzhaft lachen. Kann man ihnen ihre Worte übel nehmen? Sie alle, ob
Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu oder wie sie in all den Jahren auch hießen, sie alle waren und
sind doch unsere Kinder und überall gleich. Wo auch immer sie leben, ob in Moldova,
Deutschland, Frankreich, Italien.
Wir sind verpflichtet deren Probleme gemeinsam zu lösen, weil, wir Erwachsene …
sind überall gleich, in Spanien, Griechenland, Lettland, Deutschland…
116
MOLDOVA ZU GAST IN RADEVORMWALD
„Freundschaft – ist das wichtigste im Leben, weil keine
sich ein Leben ohne Freunde wünschen will, wenn er auch alle
andere Günste des Lebens hat.“
(ARISTOTELES)
„Prüfen Sie nach, ob Sie nichts vergessen haben – die Noten, die Schuhe, die Anzüge.
In 5 Minuten fahren wir los“, benachrichtige ich die Musiker.
„Schauen Sie mal! Der Zirkus ist angekommen!“, erklärt plötzlich Nicu, froh darüber
im Briefkasten die Werbung der Vorstellungen zu sehen. „Ich würde gern hingehen!“, sagt
er träumerisch.
„Sind alle im Bus? Los“, erkläre ich die Abfahrt. „Der Weg aus Berlin nach Radevormwald steht lange bevor. Nach Möglichkeit versuchen Sie, einzuschlafen. Es ist erst 6
Uhr morgens“.
„Nicu! Es geht dich auch an“.
„Ich bin ausgeschlafen. Später? Gut? Und jetzt erzählen Sie mir besser etwas“, bittet
er.
„Also, gut. Dann plaudern wir wie üblich ein wenig, Künstler“, biete ich ihm friedvoll
an.
„Sie machen wieder Spaß mit mir – Künstler“, empört sich das Kind.
„Nimm es mir nicht übel. Ich habe irgendwo gelesen, dass der Künstler nicht nur ein
Beruf, sondern auch ein Seelenzustand ist. Nicht jeder kann ein Künstler sein“.
„Leiser! Lasst uns schlafen!“ hat sich jemand im Salon empört.
„Schweigen wir ein bisschen und reden später weiter“, sage ich mit einer verschwörenden Stimme.
„Richtig. Machen wir keinen Stress“, stimmt er zu.
„Stress, Stress, Stress“, wiederhole ich mich mehrmals. Seltsam. Für mich ist es ein
gewöhnliches deutsches Wort. Als ob darin nichts Eigenartiges wäre. Aber aus irgendeinem
Grunde bereitete den Jungs aus Moldova es ein riesiges Vergnügen dieses Wort zu sprechen.
Sie haben es mehrmals am Tag gehört oder einfach wiederholt. Aber, was interessant ist,
sie sagten es immer mit verschiedenen Bedeutungen. Bald mit Ironie, manchmal bald mit
Sarkasmus und manchmal mit Mitgefühl. Und häufig, ich hätte gesagt ständig, trug dieses
Wort einen bestimmten Sinn und sogar Charakter.
Zum Beispiel, wenn ich vor dem Kon-zert sie abholen kam (es kam vor, dass wir in
verschiedenen Hotels wohnten), so befand sich jedes Mal jemand in der Halle im Auftrag
der Übrigen auf „der Beobachtungsstelle“. Sobald er mich erblickte, gab er schnell den
anderen das Kommando: „Achtung! Stress ist angekommen!“ Das bedeutete – „Alle
schnell nach unten, wir verspäten uns!“
Ich bereue. Auf alle Fälle, damit keiner sich entspannte und schneller die Schuhe,
die Kosmetiktasche, die Hosen sammelte, die Noten nicht vergaß, gab ich ein wichtiges
Ansehen und ich verwandelte mich sogar in ein brummendes, murmelndes und meckerndes Wesen. Um mich „unschädlich zu machen“, machten mir die Künstler ein ergreifendes Kompliment: „Die Präzision der schweizerischen Uhr steht der Pünktlichkeit von
Herrn Pawljuk in nichts nach“.
117
„Leiser, Herr Konstantin! Lachen Sie nicht, sonst ärgert sich gleich jemand wieder“,
warnt mich Cătălin.
„Es schläft niemand“, melden sich die Übrigen.
„Es ist gut. Also, solange noch Zeit ist, werde ich Ihnen noch ein wenig über die Stadt
erzählen, in der mein sehr guter Bekannte wohnt, mehr noch, ein Freund. Er heißt Rudolf
Heinz oder, wie er von Freunden genannt wird, Rolfi.“
„Und wie haben Sie sich kennen gelernt?“ interessieren sich die Jungs.
„Wartet, macht keinen Stress. Alles der Reihe nach“.
Also, Radevormwald.
In den historischen Dokumenten ist die erste Information über diese Stadt in 1050
erschienen. In ihnen wird sie aber nicht als Radevormwald sondern Rotha erwähnt. Ein
Charakteristikum dieser Stadt ist, dass Sie kein Gebäude finden, das den architektonischen Wert vorstellt. Leider, sind sie nicht erhalten geblieben. Sie werden sagen, dass
es merkwürdig ist, wissend wie sorgsam sich das deutsche Volk zu seiner Vergangenheit
verhält. Aber dafür gibt es einen wichtigen Grund – die städtischen Brände. Obwohl in den
Archivaufzeichnungen nicht erklärt wird, weswegen sie entstanden, waren sie aber nach
allem eine ziemlich häufige Erscheinung.
Aber das, wie durch ein Wunder nach dem letzten Brand in 1802, heilgebliebene Gartenhäuschen kann als eine architektonische und historische Sehenswürdigkeit von Radevormwald bezeichnet werden. Es wurde 1772 erbaut. Ich will bemerken, dass nach so vielen Jahren und sogar Jahrhunderten, es an Eleganz nichts verloren hat, wie es dem Stil, in
dem es erbaut wurde – der Rokokostil – gerecht wird. Ich werde nicht behaupten, weil ich
keine entsprechenden Informationen gefunden habe, aber ich vermute, dass sicher früher
dieses Häuschen den prächtigen Garten von jemand verzierte. Aber auch jetzt befindet es
sich an keiner schlechten Stelle – in der Umgebung verschiedener exotischer und seltener
Pflanzen des städtischen Parks mit dem französischen, also mit romantischen Namen Châteaubriant. Ja, richtig. In Frankreich gibt es eine solche Stadt, die Partnerstadt von Radevormwald ist. Wir werden bald dort sein, aber es ist noch Zeit, Ihnen zu erzählen, dass die
Bekanntschaft mit Rolfi ganz zufällig war. Ich erinnere, dass er der Leiter der kulturellen
Gesellschaft „Hera-Kultur e. V.“ ist. Dank dem Zusammentreffen nicht ganz gewöhnli118
cher Umstände, begann zwischen uns die Freundschaft und zusammen mit ihr auch die
Zusammenarbeit beider Organisationen. Aber, wo unser erstes Gespräch stattfand, würde
ich nicht als passender bzw. angenehmer Zeitvertreib nennen – das Krankenhaus.
Aber, wenn wir miteinander über die Kunst sprechen, warum sollten wir die musikalische Terminologie nicht auszunutzen. Umso mehr, dass sie, zum vorliegenden Thema
bestmöglich passt. Ich werde mit dem Präludium beginnen. Und zwar – wieder vom kleinen Exkurs in der Geschichte, aber schon eines anderen Staates. In den 70-er Jahren, in
der ehemaligen Großmacht Sowjetunion, hatte die akademische vokaltänzerische Gruppe
„Rustavi“ unter Leitung von Anzor Erkomaischwili eine riesige Popularität. Einverstanden, sein Name wie auch der Gruppenname sind spezifisch. „Rustavi“ ist ein georgisches
Wort, also gehörte das Kollektiv einer der 15. Republiken, die die Union der Sowjetischen
Sozialistischen Republiken bildeten. Abgekürzt – die UdSSR. Sogar nach ihrem Verfall in
den 90-er Jahren existierte die Gruppe dennoch weiter.
Welche Beziehung hat unser Konzert zu all dem? Unmittelbare. Weil auf Einladung
der Organisation von Rolf Heinz „Rustavi“ mehrfache Gastspiele nach Deutschland kamen. Es gelang mir, die Auftritte dieses Kollektiven anzuschauen und ich gestehe Ihnen
ein, dass ich von der begeisterten Reaktion des deutschen Publikums nicht verwundert
war.
Die eigenartige mit der markanten Bühnenausstattung originelle Demonstration der
nationalen Anzüge, Bräuche, Ritualien unter Schallen des Orchesters der Volksmusik.
Aber nicht nur das hat die Zuschauer entzückt. Die Sache ist, dass sich die Tanzmanier der
georgischen Tänze von anderen durch eine Besonderheit unterscheidet, ich hätte gesagt,
gerade die Kultur dieses Volkes eigen. Praktisch wie die Männer als auch die Frauen eher
nicht tanzen, aber schreiten, weil die tänzerischen Figuren auf den Zehen stehen. Bei den
Frauen ist es nicht so offenbar sichtbar, da sie in Kleidern immer auftreten, deren Länge bis zum Fußboden gehen, was dem traditionellen Stil des Volksgewandes entspricht.
Und die Männer, die vor ihnen auf den Zehenspitzen mit den temperamentvoll hinausgeworfenen Händen stehen, hätte ich mit dem Vogel verglichen. Nicht mit irgendwelchem,
sondern mit dem Adler. Ich denke, dass sein Stolz und die Unbeugsamkeit in dem Blick
und den Bewegungen dem ambitionierten Charakter des georgischen Volkes entsprechen.
Übrigens können Sie selbst später versuchen, auf Zehenspitzen zu stehen oder zu gehen.
Und jetzt… das Präludium ist zu Ende, und ich komme zum Hauptteil der Erzählung.
Wie man sagt, selbst das Schicksal hat zwei notwendige Bedingungen für das Entstehen
des ebenjenen Falls, den ich oben erwähnt habe, geschafft.
1.Sich zu passender Zeit und 2. an der richtigen Stelle zu finden.
Und zwar, in Düsseldorf, in der Sitzung des Delphischen Rates habe ich den Leiter
der Gruppe „Rustavi“ Anzor Erkomaischwili kennen gelernt. Im Gespräch hat er erwähnt,
dass er den, sagen wir so, Bewunderer des Talentes der Künstler des Kollektives Rudolf
Heinz besuchen wollte, der sich im Krankenhaus befand. Ich habe freundlich angeboten,
ihn zu fahren. Unterwegs hat Anzor gesagt, dass wenn ich nicht den ordinären Menschen,
in irgendwelchem Maß auch den Künstler kennenlernen will, so kann ich ins Krankenzimmer mitgehen.
Wie sieht er aus? Gewöhnlich, wie auch die anderen. Von mittlerer Größe, ein wenig
massiv. Aber Sie erkennen ihn sofort an den glänzenden Augen, der lustigen Stimme, der
Energie und dem Optimismus, die in ihm stürmen.
119
Ach, ja. Noch einen Moment. Ich will Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass, wenn
Sie selbst nach Radevormwald kommen und Ihre Bekanntschaft mit der Stadt nur auf den
Besuch des Gartenhäuschens beschränken werden, über welches ich Ihnen früher soviel
erzählte, glauben Sie, dass Sie umsonst gekommen sind. Einfach ohne mit Rolfi zu sprechen, werden Sie keine volle Vorstellung über diese Stadt haben. Es ist noch besser, ihn
bei der Arbeit sehen, d.h. wie er befehligt, nur dann...
„Da ist er. Wir haben ihn erkannt“, freuen sich die Jungs, auf den Mann zeigend, der
auf der gegenüberliegenden Straße steht.
„Konstantin! Ich bin hier. Wende. Du bist in die falsche Richtung gefahren“, schreit
er. Jetzt können Sie sagen, dass das Programm Ihres Aufenthaltes in Radevormwald, wie
es schon klar wurde, inhaltsvoll wird. Kurz – warten Sie auf die Überraschungen!“
„Bringen Sie bitte den Künstlern noch Saft. Diesen Stuhl stellen Sie bitte hier. Die
Vase mit den Blumen nehmen Sie hier weg“, gibt Rolfi den Arbeitern des Restaurants
„wertvolle Hinweise“. Jetzt befindet er sich in einer der seinen Rollenfächer – des Leiters.
„Und jetzt wollte ich mich an alle Anwesenden wenden. Ich sehe, dass die moldauischen Gäste mit großem Appetit mit einigen von uns angebotenen Volumenaufgaben erster Etappe unserer Bekanntschaft zurechtgekommen sind. Jetzt haben wir uns anschaulich
darin überzeugt, dass den Prozess des gegenseitigen Verständnisses zwischen uns der feste, grundlegende Anfang angebracht ist. Ich sage es Ihnen, wie der Bauarbeiter. Übersetze
bitte Konstantin“.
„Herr Rolf Heinz“, mit der ernsten Stimme erkläre ich, „dankt den moldauischen
Künstlern aufrichtig dafür, dass die Suppe, das Fleisch, die Salate, der Nachtisch mit großem Appetit aufgegessen waren...“
„Konstant - i – in“, lang gezogen sagt Rolfi. „Du bist schlau. Über die Suppe und den
Nachtisch sagte ich nichts. Ehrlich gesagt, wundere ich mich umsonst. Du wie auch ich
mögen Spaß machen. Obwohl es nicht überflüssig ist zu sagen, dass diese Suppe und das
Fleischragout speziell für Sie vorbereitet sind, da sie ein traditionelles Essen dieser Region sind. Übrigens, Sie werden in diesen drei Tagen nicht eine Platte aus der deutschen
nationalen Küche kosten. Doch, jede beliebige Bekanntschaft fängt mit dem freundschaftlichen Gespräch an dem gut gedeckten Tisch an. Konstantin. Ich denke, dass die Jungs
mich ohne Übersetzung verstanden haben. Wie gesagt wird: „Der Künstler den Künstler
sieht und versteht von weitem“.
„Ja! Wir haben Sie sofort erkannt!“, bestätigen die Musiker begeistert.
„Zu dem von mir verbal geschaffenen „Porträt“ von Herrn Heinz“, trete ich ins Gespräch, „habe ich vergessen, einen bedeutenden Strich zu ergänzen, ohne den er unvollendet bleibt. Obwohl Rolf, der von Beruf Steinmetz ist und mit dem ziemlich groben und sehr
festen Material, dem Stein, lebenslang zu tun hatte, ist er mit der Seele ein Künstler!“
„Konstantin“, klingt seine zufriedene Stimme. „Jetzt hast du es richtig gesagt. Ich
habe sogar ohne Übersetzung verstanden, dass es um mich geht. Genauer gesagt darum,
dass ich die Kunst sehr mag! Und weil wir schon darüber gesprochen haben, so will ich
Erni Huckenbeck bitten, unseren Gästen aus Moldova kleine Souvenirs zur Erinnerung
120
darzubringen. Bitte“. Jetzt ist Rolf in seinem Rollenfach – des Künstlers!
„Auf diesen Miniaturen, die aus Keramik gemacht sind“, sagt Frau Huckenbeck, „ist
Radevormwald dargestellt. Sie wissen schon, dass wegen der Brände sehr viele Häuser
verbrannt sind, die vielen Generationen die Geschichte unserer Stadt erzählen könnten.
Aber zum Glück sind in den Archivdokumenten einige Zeichnungen erhalten geblieben,
nach denen die Maler das musterhafte Bild von Radevormwald der vorigen Jahrhunderte
reproduziert haben.
Jetzt hat jeder von Ihnen eine kleine Nostalgie-Fotografie. Auf diesem Teller in der
Schwarz-Weiß-Variante ist ein bestimmtes Haus oder die Straße unserer Stadt eingeprägt.
Sie sind aber in einer anderen Technik – nicht im photographischen, sondern im bildenden
gemacht. Alle gesammelt bekommen Sie eine echte Sammlung der seltenen „Bilder“. Und
eigentlich ist es noch ein Anlass sich zu unterhalten und gegenseitig zu besuchen“.
„Danke schön, Herr Rolf, vielen Dank Frau Erni“, danken die Musiker.
„Bitte schön“, antworten die Deutschen.
„Übrigens, wenn wir das Thema der bildenden Kunst berührt haben, so schlage ich
vor, zur folgenden Etappe überzugehen. Konstantin! Lass sich die Jungs vor dem Konzert
erholen, und wir müssen uns den Saal anschauen, in dem die Bilder der moldauischen
Maler ausgestellt sein werden. Wie wir eingeplant haben, so werden „Die Tage der
moldauischen Kultur in Radevormwald“ mit der Eröffnung der Ausstellung anfangen.
Unsere Organisation hat den Botschafter der Republik Moldau Dr. Igor Corman und seine
Ehefrau eingeladen. Natürlich werden auch die offiziellen Personen der Stadt anwesend
sein. Bitte, noch eine Minute der Aufmerksamkeit“, wendet sich Rolfi an alle mit der
Kommandostimme.
„Die Mitteilung betrifft die Gäste aus Moldova! Morgen, nach dem Frühstück, werden
wir einen Ausflug machen. Auf dem Weg nach Radevormwald haben Sie schon bemerkt,
dass die Landschaft dieses Teiles Deutschlands sehr malerisch ist. Obwohl, da stimmen
Sie zu, dass das ganze Land an sich schön ist. Aber dort, wo wir hinfahren werden, scheint
alles ringsumher aus unbestimmten Gründen ungewöhnlich. Es überkommt einem das
Gefühl, als sei das Gras viel zu hell und weich, die Bäche würden lauter rauschen als
gewöhnlic, und die Farbe des Himmels sei viel satter“, beschreibt er die bevorstehende
Fahrt kunstvoll.
Ja-a-a. Rolfi stellt immer in lebhaften Farben alles dar und versteht Eindruck zu machen.
Jetzt ist er ein Dichter. Aber er kann vom Himmel auf die Erde schnell herunterkommen.
Deshalb braucht man sich nicht zu entspannen.
„Fertig. Die lyrische Abweichung ist zu Ende. Es ist spät“, wieder geht Herr Heinz auf
den geschäftlichen Ton über, „und wir haben noch viel zu tun.“
Na, ja. Ich habe Sie gewarnt, dass wir in drei Tage lernen, „auf den Zehen zu gehen“.
„Witalij, mach bitte zuerst die Nahaufnahme der Einzelbilder und der Namen der
Maler. Du kannst von hier aus aufnehmen. Von dieser Seite sieht man die Aufschrift deutlicher. Also, Eleonora Brigalda-Barbas „Das Still Leben“ und „Die Landlandschaft“,
dann Ecaterina Ajder „Das Triptychon“ und „Der Morgen im Dorf“, Simion Zamşa „Das
Schloss“ und „Der Mondweg“. Stellst du bitte die Kamera auf dieser Stelle fest? Du hast
121
Recht. Durch diese Tür werden die Eingeladenen reingehen. Weiter kommst du ohne mich
zurecht. Du weißt schon was man machen soll. Das Konzert wird heute klein sein. Es wird
nur der Panflötenspieler Iulian Puşca begleitet vom Klavier auftreten. Vergiss bitte nicht,
bei Herr Dr. Körsten Interview zu nehmen. Nein, ich bin nicht nervös! Wie kommst du
darauf? Ich weiß, dass alles in Ordnung gehen wird. Gut, ich gehe weg, um dich in Ruhe
zu lassen.“
Ich kann dies erklären. Jetzt ist 2005. Wie viel Kraft, Energie, Nerven und Ge-sundheit
waren all die Jahre schon notwendig. Zum Beispiel in einer Minute, im Bruchteil einer
Sekunde, kann alles durch eine nicht gut durchdachte Organisation der Veranstaltung,
durch nicht rechtzeitig vorbereitetes musikalisches Material, einen ungünstigen Auftritt
des Künstlers zunichte gemacht werden.
Ich denke, dass diese Bestimmung zu meinem Stil – nomadisch – überhaupt nicht
passt. Die Umzüge aus einem Land ins andere, aus dem Konzertsaal in die Schulklasse.
Es ist nichts für mich, auf einer Stelle zu stehen. Ist es nicht für Sie interessant, wenn man
jedes Mal aus dem Fenster verschiedene Landschaften und nicht eine und dieselbe sieht?
Sie fragen, wofür brauche ich das? Was? Der Wechsel der Landschaft? A-a-a... Die
Vergeudung der Nerven.
Ich denke, dass die Arbeit im „Кulturverein Moldova e. V.“ ebenso wie die
Verantwortung, eine große psychologische und physische Belastung einer Masse der
positiven Emotionen ergibt. Gerade ebenso. Weil, die großen oder kleinen Belastungen
die ständigen Begleiter des Nomadenstils sind. Und dann, der Umgang mit verschiedenen
Menschen, die neuen Treffen, die Teilnahme an irgendwelchen Ereignissen, sind diese
denn kein ausgezeichneter Anreiz zum Leben?! Ich denke, dass er in jedem Alter notwendig ist.
Warten Sie. Man muss die Landschaft wechseln. Nein – nicht hinter dem Fenster.
Entschuldigen Sie.
„Witalij! Wollen wir „Die Landlandschaft“ von Dr. Brigalda-Barbas an dieser Wand
umhängen.“
„Was haben Sie gesagt? Jetzt habe ich Sie an Ihren Freund Rolfi erinnert? Verstanden. Ich kommandiere auch. Und da kommt er vorbei. Neben ihm ist der Bürgermeister
von Radevormwald Herr Dr. Josef Körsten und der Botschafter der Republik Moldau in
Deutschland Dr. Igor Corman. Das bedeutet, es ist Zeit zu beginnen.
„Sehr geehrte Damen und Herren!“, wendet sich Herr Dr. Körsten an die Anwesenden.
„Vom 25. bis 28. September werden in unserer Stadt „Die Tage der moldauischen Kultur“
verlaufen. Die Republik Moldau ist ein unabhängiger Staat, der vor kurzem auf der
politischen Karte Europas erschien. Heute haben wir uns versammelt, ich hätte gesagt,
haben uns hier getroffen, um durch die Kunst der Maler, deren Arbeiten in diesem Saal
ausgestellt sind, und später das Schaffen der zu uns kommenden Künstler, zum Verständnis
der Hauptsache zu kommen. Die Kultur jeden von uns bildet sich in erster Linie aus dem
Wunsch einander zu erkennen, und eigene Vorstellung über die Welt nur mit Territorium,
Bräuchen, Traditionen eines Staates nicht zu beschränken, heraus. Über die Achtung zu
sich selbst, zum Land zu sprechen, können wir nur in dem Fall, wenn wir uns mit der
gehörigen Aufmerksamkeit zu den Menschen anderer Nationalitäten verhalten, wir uns
bemühen ihre Weise des Denkens zu übernehmen und nicht zu verschmähen. Nämlich
aus diesen Faktoren bildet sich die Gegenseitigkeit, dank der alle Völker im Frieden leben
122
und schaffen können. Und jetzt gebe ich das Wort dem Botschafter der Republik Moldau
Herrn Dr. Corman. Bitte.“
„Ich möchte den Gedanken von Herrn Dr. Körsten fortsetzen und sagen, dass es häufig so ist, damit ein Mensch seinen Platz in der Gesellschaft findet, braucht er manchmal
ein ganzes Leben, umso mehr einen Staat. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass der
friedliche Charakter unseres Volkes, sein Fleiß, der Wunsch und die Fähigkeit mit den
Vertretern anderer Nationalitäten einmütig zu leben, Moldova in der nahen Zukunft helfen
werden, nicht nur die Anerkennung, sondern auch die feste Freundschaft der europäischen
Nachbarn zu bekommen. Ich meine, dass die Hauptmission meine Kollegin erfüllt, die zu
allen Zeiten der Botschafter der Welt, des gegenseitigen Verständnisses, des Vertrauens
zwischen den Menschen war und ist – die Kultur! In diesem Zusammenhang will ich
dem Vorsitzenden der kulturellen Organisation Radevormwald „Hera-Kultur e.V.“ Herrn
Rolf Heinz für die Einladung und die Unterstützung, sowie Herrn Konstantin Pawljuk
danken. Man muss betonen, dass die Botschaft der Republik Moldau mit seiner kulturellen
Gesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ wessen Vorsitzender er ist, schon binnen einiger
Jahre erfolgreich zusammenarbeitet. Ich bitte Sie, zum Mikrofon heranzukommen“.
„Sehr geehrte Gäste! Ich werde kurz sein, weil der Moment ist, wenn mit Ihnen Ihre
Majestät – die Musik sprechen wird! Wie der deutsche Komponist Carl-Maria von Weber
(1786 - 1826) gesagt hat – „Die Kunst kennt keine Grenzen“. 23 Nämlich diese Worte wurden
zum Motto unserer Organisation.
So heißt auch das erste gemeinsame Projekt vom „Кulturverein Moldova e. V.“ und
„Hera-Kultur“, dessen Programm Sie im Konzert der Künstler aus Moldova anschauen
und hören können. Und jetzt möchte ich einen von ihnen den jungen talentvollen Musiker,
Simion Gronic, einladen. Meine Mission ist damit erledigt, weil Sie die bekannten Werke
der amerikanischen, deutschen, italienischen, russischen Komponisten mühelos erkennen
werden. Und auch wenn Sie irgendwelche von ihnen nicht erkennen, so werden Sie keinen
Übersetzer brauchen. Die Sprache der Musik ist allen Völkern klar.“
„Alle Achtung! Die Überraschung des Morgens!“ ächzen die Jungs begeistert.
„Ihr werdet die Geschenke später anschauen, weil, wie ich versprochen habe, wir
nach dem Frühstück eine Exkursion machen“, sagt Rolfi mit befehlendem Ton.
„Und jetzt, wie ich Ihnen versprach – fahren wir auf die Exkursion“, lädt Rolf uns
ein.
Wirklich, wie er uns erzählte, das Gras ist seidenweich, die Türkisfarbe des Himmels
ist ungewöhnlich gesättigt, und das Rauschen des Baches brach nicht, sondern ergänzte
die Idylle der ländlichen Landschaft. Ich sagte Ihnen schon früher etwas über die Landschaft. Sind Sie jetzt damit einverstanden, dass man es ab und zu tauschen muss?
Obwohl am Abend uns das Konzert bevorstand, sind wir von solchem entzückenden
Spaziergang nicht ermüdet und haben im Gegenteil die Kräfte verdoppelt!
„Das traditionelle Essen der hiesigen Bewohner“, erklärt Rolf allen an dem zum Mittagessen bedeckten langen Tisch laut. „Das ist kein Pfannkuchen und kein Puffer, obwohl
sie auch ziemlich häufig gegessen werden. Von allen Teigwaren wird der Vorzug hauptsächlich den Waffeln gegeben. Sie werden anstelle der Suppe, der ersten Platte serviert. Zu
123
den Waffeln sind unbedingt die verschiedensten Soßen – aus den Beeren, den Früchten,
sauer, süß gelegt. Danach, a, da kommen sie schon, werden die Würste, die Käse, die Salate gegessen. Viele haben eine kleine Nebenwirtschaft hier. So ist diese Produktion der
häuslichen Herstellung. Ich empfehle – ist sehr lecker!“
„Herr Heinz, vielen Dank für die weitere Überraschung“, danken alle. „Es war sehr
prima! Wir haben viel Neues erfahren und gesehen“.
„Noch eine Überraschung! Da sind die Mitglieder unserer Organisation gekommen,
euch die Stimmung vor der Vorstellung zu heben“, erklärt Rolfi zufrieden. „Mit den Geschenken! Wir wünschen euch Erfolg, und treffen uns später“, sagt er, aus der Maschine
aussteigend. Aber hier ist die herzliche Gastfreundschaft der Bewohner von Radevormwald nicht zu Ende.
Die Intendantin der Ballettschule Frau Marie di Lena zusammen mit den Zöglingen
Veronika Bronzel, Katharina Scheler, Kendra Biesel, Jacqueline Laux, Maike Ritter, Maike Schäfer, Nina Baumann, Julia Ritter, Marcus Bomski, Adriano Sanzo, Antonio Carnivale hat eine sehr wirkungsvolle Nummer zur Musik des russischen Komponisten Anton
Rubinstein (1829 - 1894) vorbereitet.
Wissend, dass seine Vorfahren in Moldova geboren worden sind, hat sie entschieden, dass die Aufführung seiner
Werke im Konzert, in irgendwelchem Maß, mit der musikalischen Geschichte dieses Landes
verbunden ist. Jetzt ist die Reihe
der moldauischen Künstler, die
Gastgeber zu verwundern.
„Es ist unmöglich, sich an
den überfüllten Saal, den Schreien „Bravo“, „da capo“, an dem
von der Begeisterung aufstehenden Publikum zu gewöhnen“,
dachte ich während des Auftrittes der Geigerin Simona Gronik,
ihres Bruders Simi, des Solisten der Nationalen Oper Nikolai Bantea, Svetlana Ionica,
Iulian Puşca. Wissen Sie, das ist wahrscheinlich die einzige „Landschaft“ im schöpferischen Leben des Künstlers, die er von der Bühne ständig sehen wollte, und niemals einverstanden wäre sie zu tauschen.
An diesem Abend hat jeder von ihnen dem Publikum die musikalische Überraschung
dargebracht: „Das Menuett“ von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), „Die Polka“ von
Ciprian Porumbescu (1853 - 1883), „Chora“ von Grigoraş Dinicu (1889 - 1949), „Der Karneval“ von Gaetano Pugnani (1731 - 1798), „Der Ungarischen Tanz“ von Johannes Brahms
(1833 - 1897), die populären moldauischen, italienischen, deutschen Melodien. Hören Sie
das Trampeln der Füße? Wundern Sie sich nicht. So äußert das Publikum die Begeisterung nach der Aufführung von „Ciocirlia“.
„Zugabe! Zugabe! Bravo, da capo!“ lässt der Saal die Künstler nicht gehen.
„Spielen Sie noch einmal?“ frage ich sie. Darauf führt Iulian Puşca die Panflöte schweigend zu den Lippen und auf dem Instrument werden die Nachtigalltriller dem Gesang
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verschiedener Vögel wieder imitiert. Als ob die Eule aufgepufft hat, der Kuckuck ruft? Simona ahmt auf der Geige das Brüllen der Kuh, das Klopfen des Spechtes, das Gurren der
Taube nach, und Simi spielt auf dem Rohrpfeifer das Hirtenlied. „Die Lerche“ – so wird
der Titel dieses Stückes übersetzt, das jetzt in Ihrer Einbildung das Bild des Landlebens
zeichnet. Sie haben Recht. Sie kann man auch in Moldova, Italien, der Schweiz sehen.
Erinnern Sie sich, heute früh haben wir sie hier, in Deutschland genossen.
„Kein schöner Land in dieser Zeit als hier das unsre weit und breit“ 24 „Wie schön ist
unsere Erde…“, singen alle Teilnehmer des Konzertes das deutsche Volkslied zusammen
mit dem Publikum am Schluss...
Warten Sie, den Bus mit den Anzügen, den Noten, den Schuhen zu beladen. Wir sind
zum Empfang eingeladen, den die kulturelle Gesellschaft „Hera-Kultur“ zu unserer Ehre
gibt.
Das Klirren der Weingläser, Sekt, Toaste – „Ich will im Namen aller hier im Saale
dem Menschen sehr danken, der, selbst ahnungslos, wie ein echter Meister vom Klumpen
des Unbekannten, der zwischen Moldova und Deutschland liegt, noch ein riesiges Stück
abgeschnitten hat“, sage ich und wende mich Rolf zu. „Jenes unnützliches, was im Verkehr von zwei Seiten immer stört – ist das Misstrauen. Herr Heinz kann auf seine Arbeit
recht stolz sein, weil sie vom ganzen Herz gemacht ist. Umso mehr – mit der Seele eines
Künstlers!“
„Konstantin. Du hast es erraten. Ich habe etwas
vorbereitet. Zur Erinnerung an unser Treffen und gemeinsam durchgeführte Veranstaltung möchte ich
den moldauischen Künstlern und der Gesellschaft
„Кulturverein Moldova e.V.“ die Souvenirs schenken.
Auf dieser Marmorplatte sind die Namen beider Organisationen geprägt. Lass sie unsere Freundschaft und
die Zusammenarbeit symbolisieren“, hat Rolf feierlich
abgeschlossen, die Platte mir auf den Hals hängend.
„Ah! Ich habe vergessen, dich zu warnen, dass sie
schwer ist“, hat er mitfühlend gesagt, mir helfend aufzustehen. Rolfi, Rolfi… Dichter, Künstler, Leiter, Bildhauer.
„Konstantin! Ich bin hier. Wende. Du hast vergessen,
die Morgenzeitungen mitzunehmen. Drinnen gibt es der
Artikel über euch, schreit er lustig. Es ist interessant, was
die Presse der Stadt Radevormwald geschrieben hat. 25
„Konstanti-i-in!“, höre ich seine Stimme wieder. Bin
ich wirklich in die falsche Richtung gefahren. Nein, in die
richtige. Ich schaue in den Rückschauspiegel und sehe,
wie Rolfi mit dem großen weißen Tuch schwingt.
„Gute Reise! Guten Weg!“ wünscht er uns hinterher.
Was kann man mit ihm machen. Mit einem Wort – der
Künstler.
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„Und du Nicu nimmst mir übel, wenn ich dich so nenne“.
„Nicht mehr. Jetzt ist mir alles klar, sagt er versöhnend.
„Also, erhole dich“.
„Ich will nicht. Vielleicht – reden wir, wie üblich. Der Rückweg ist doch so-o-o lang?“
„Also, gut“, stimme ich zu. „Sag mir… entschuldige, das Telefon klingelt.
„Hallo! Ja, Rolf. Ich höre dir zu. Danke. Ich bin froh, dass es dir gefallen hat. Gut. Ich
werde bereit sein“.
Unermüdlicher Rolfi. Er hat schon einen neuen Plan. Er will die Idee des Projektes
„die Kunst kennt keine Grenzen“ erweitern und hat mich benachrichtigt, dass auf mich
eine Überraschung wieder wartet. Und darin, dass sie wird, kann man sich nicht bezweifeln. Wenn Herr Heinz etwas verspricht, so erfüllt er unbedingt.
In 2006 unter der Parole „Kunst baut Brücken“ hat die Organisation „Hera-Kultur“
nach Radevormwald die Musiker aus 5 Ländern der Welt: Deutschland, der Republik
Moldova, der Russischen Föderation, Korea und Israel eingeladen.
Es ist selbstverständlich, dass die Gesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ an diesem
Forum auch teilnahm. Moldova stellte der Schüler des musikalischen Lyzeums von „C.
Porumbescu“ Virgiliu Catîrău vor.
Nämlich mit seinem Auftritt fing das Konzert an, genauer gesagt mit unserem.
Wie lief alles? Fahren Sie zu Rolfi. Er wird Ihnen alles erzählen.
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DER MOLDAUISCHE ZIRKUS
„Allem kann man widerstehen - außer der Güte“
(Jean-Jacques Rousseau)
„Sag, Nicu. Warst du wirklich niemals im Zirkus?“
„Nein. Ich habe den Zirkus nur im Fernsehen gesehen“, antwortet er traurig.
„Und mein Kind auch“, sagt Irina Sciogoleva.
„Und meins“, sagt auch Witalij Pahomov.
„Ich war auch niemals“, sagt Nicoletta.
„Das bedeutet, dass Sie nicht wissen, dass
Der Z i r k u s eine merkwürdige Reise durch Zeit und Raum ist.
Der Z i r k u s a r t i s t – sind tägliche stundenlange Proben, die sich mit den unvergesslichen Vorstellungen auf der Manege unter den Sternen der Kuppel beenden. Entschuldige, ich habe vergessen, dass
Der m o l d a u i s c h e Z i r k u s ein bedrückendes Gebäude ist, dessen Reparaur von
der Zeit nicht beschränkt ist.
Der m o l d a u i s c h e Z i r k u s a r t i s t ist ein unendliches Wandern auf der Suche
nach der ständigen Unterkunft.“
Wenn in Chişinău auf dem Platz farbenreiche, vielfarbige Wagen erschienen, bedeutete das nur eines – der ZIRKUS IST GEKOMMEN! Das waren die Künstler aus Russland,
der Ukraine und sogar die ausländischen Zirkustruppen. Sowohl auf die Kinder, als auch
auf die Erwachsenen tat das aufgeschlagene Zelt seine bezaubernde Wirkung. Man wollte
schnell reingehen und in seine zauberhafte Welt geraten. Wenn sie einmal darin gewesen
sind, wurden sie zu seinem Gefangenen auf lebenslang. Es verwirrte sie von den Netzen
der Phantasie, der Einbildung, des Traumes. Wahrscheinlich gibt es keinen Menschen in
der Welt, der einmal die Jongleure, die fliegenden Akrobaten unter der Kuppel, den Dresseur der Tiger, die lustigen Clowns, Zauberkünstler gesehen hat, und sich nicht vorstellte
an ihrer Stelle zu sein. Wer von uns nicht träumte, in solchem „Häuschen“ auf den Rädern
durch die Welt zu wandern.
Zu wandern... Heute sind die Künstler des moldauischen Zirkus genügend gewandert
und wollen heimkehren – in ihren Zirkus!
Eher aus der Neugierde, als ein bestimmtes Ziel verfolgend, habe ich vorbeifahrend
beschlossen, ins Gebäude rein zugehen und zu erfahren, ob die Vorstellungen noch laufen.
Aber ich wurde enttäuscht, trotz der Arbeitszeit, die Tür war geschlossen. Kein Werbeplakat zu sehen, da habe ich verstanden, dass der Eingang in die Zauberhafte Welt dicht
zugeschlagen ist.
Offenbar war ich so betrübt und das wurde auf meinem Gesicht widergespiegelt, dass
der vorbeigehende Mann stehen geblieben ist und teilnahmsvoll gefragt hat: „Sind Sie von
etwas verstimmt?“ Und, als ob er es erraten hat, sagte er traurig: „Ich habe verstanden –
Sie wurden nicht hineingelassen. Und wir wurden hinausgeworfen“.
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Als ob er erschrocken wäre, dass er sich keinem mehr äußern könne, erzählte der
Fremde atemlos weiter, dass er „keinen Platz zum Wohnen hat“. Zuerst habe ich ihn für
einen psychisch nicht ganz gesunden Menschen gehalten. Aber, als ich gehört habe, mit
welcher Intonation er spricht, habe ich verstanden, dass ihm ein großes Unglück passiert
war.
„Es wird angenommen, dass der Zirkuskünstler eine perspektivlose nachteilige (besonders heute) Beschäftigung ist“, hat er gesagt. „Aber der Zirkus ist mein Leben, das mir
weggenommen wurde“.
Besonnen hat er sich entschuldigt und sich vorgestellt: „Der Clown, Ion Stinca“.
Erfahrend darüber, dass ich gerade Beziehung zur
Kultur habe, hat er sich aufrichtig gefreut – er wurde
nicht vom zufälligen Passanten angehört.
„…Wir haben niemanden, dem wir unseren
Schmerz erzählen können, weil jedes Mal, wenn wir
zu den verantwortlichen Leitern der Zirkuskunst kommen, stoßen wir, die Zirkusartisten, an den zufälligen
„Passanten“, die an unseren Problemen vorüberrennen“, hat der Künstler mit Bitternis gesagt.
Unser Gespräch wurde daraufhin nicht abgeschlossen. Später, wie ich erfahren habe, träumte Ion zum
Zirkuskünstler zu werden. Ungeachtet der Unwille der
Eltern und obwohl er es drei Male nicht geschafft hatte, hat Ion dank seiner großen Liebe zur Artistik danach gestrebt, dass er studiert, und hat die 4 jährige
Staatsschule für Kleinkunst und Artistik von „Karandasch“ aus Moskau erfolgreich abgeschlossen.
„Das Wichtigste im Leben ist eigene Arbeit zu mögen und, den Beruf wählend, muss
man dem Herz lauschen“.
Wir haben uns mehrmals getroffen, und jedes Mal hat Ion mir „die Geheimnisse“ der
Zauberhaften Welt des Zirkus geöffnet.
Leider ist es schon seit langem kein Geheimnis für alle, dass die moldauischen Künstler selbst suchen und die Arbeitsverträge abschließen. Viele von ihnen sind nicht nur weltweit auseinander geworfen, sondern sind auch für immer im Ausland geblieben. Zum
Beispiel: D. G. Velenciuc lebt in Kanada, Leonid Vieru mit der Ehefrau (die Luftturner,
der Rahmen) – in England, Ala Ilescu (die Jongleurin) – in Kanada, I. Cogan – in Amerika,
Aleхei Mititelu (die heftigen Räder) – in der Ukraine, Mihail Grăjdeanu – in Irreland, Nadejda Dascal (die Luftflüge) arbeitet im berühmten amerikanischen Zirkus „Ringling“, Anatolii
Sandu (die Stangen) – in Amerika, Natalia Madan (die Äquilibristik) – in Frankreich, Irina
Cuzimenco (die Jongleurin) arbeitet im Zirkus von Nikulin in Moskau, Igor Stinca (das
Schleuderbrett) – in Japan.
„... Also, die Künstler des Nationalen Zirkus reisen durch die Welt auf der Suche nach
Szenen herum. Während die sie einstellende Organisation den Status schon getauscht hat
und jetzt zum Zentrum der Zirkuskultur und der Kunst wurde, in dem es nur zwei ergebene
Zirkusartisten im Stellenplan – Nikolaj G. Rusu, der Generaldirektor, und Ion GeorgeSebastian Schvidkij, der Intendant übrig blieben.“ 26
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Es wird gesagt, dass „wenn wir haben – schätzen nicht, aber wenn verlieren - weinen“.
Aber ausgehend von der heutigen Situation haben wenige von „den Übergeordneten“ bemerkt, dass diese Menschen Moldova verlassen haben und kaum weinen sie nach ihnen.
Ion Stinca wurde die Arbeit im Ausland mehrmals auch angeboten. Er war auf den
Gastspielen in der Mongolei, Polen, Tschechien, Rumänien, Deutschland, England, China. Aber Ion hat gesagt: „Wenn alle wegfahren und aufgeben, so wird sich unsere Moldova in einen großen „Market“ verwandeln, und auf der Stelle des Zirkusgebäudes wird
das nächste Hochhaus mit den Tiefgaragen aufgebaut. Wir fingen an, „modern“ zu denken
– g l o b a l. Jetzt ist alles bei uns s u p e r, m e g a, OK, das heißt ALLES IST IN VOLLER
ORDNUNG!
Aber was für ОК ist es, wenn der begeisterte Glanz in Augen der Kindern nur dann
erscheint, wenn sie das Schaufenster mit neuen Laser-TV und nicht die Auftritte der dressierten Tiere sehen, mechanische Kraft der Roboter und nicht der Menschen bewundern.
Viele von ihnen wissen sogar nicht, was ein Zirkus ist!“
Wirklich, nur einige von uns erinnern sich an die Freude, die sie bei der Eröffnung
des Moldauischen Zirkus – noch während seiner ersten Vorstellung – empfunden haben.
Wenige wissen jetzt davon, dass in den 70er Jahren von der moldauischen Regierung die
Entscheidung über den Bau des stationären Zirkus getroffen wurde und die besten Künstler, die in den selbsttätigen Gruppen bei den Kulturhäusern in den Bezirken Delacau,
Grigoriopol, Taul, Donduşeni sowie im Chişinauer Kulturhaus „Bauarbeiter“ gearbeitet
haben, zu speziellen Vorbereitungslehrgängen nach Moskau geschickt wurden. Wenige
wissen davon, dass in Moldova einst ein gutes professionelles Zirkuskollektiv war und
Arbeit im moldauischen Zirkus zu bekommen, nicht einfach war.
Einst wurde dieses Gebäude mit allen Schikanen der modernen Technik gemäß den
modernen Forderungen aufgebaut. Der Zuschauersaal, der mit der modernen technischen
Zirkusapparatur ausgestattet ist, hat die Arena 13 Meter im Durchmesser, 1.900 Sitzplätze,
die als Amphitheater gelegen sind, die Rundfunk-, Kino-, akustische-, Licht- und andere
Anlagesysteme. Für die Proben gibt es die spezielle Manege. Die Kuppel ist zerlegbar und
montierbar. Um den Bühnenteil befinden sich die Promenadenfoyers, die Sommerveranden, die im Halbkreis das Gebäude umringen. Es waren die Zimmer für die Künstler und
das Bedienungspersonal, die speziellen Räume für die Tiere vorgesehen und es gab sogar
die Tierheilstelle.
Aus 70 stationären Zirkussen, die
in der ehemaligen UdSSR funktionsfähig waren, stellte nur der Chişinauer
den architektonischen Wert vor. Dieser Komplex war wirklich eigenartig.
Für die Information – fast in allen
europäischen Ländern arbeiten die
Zirkustruppen im Wanderzirkus und
vom stationären Raum können sie
nur träumen.
Jetzt, in Moldova, wie der moldauische Korrespondent schreibt „...
diejenige, die zu Hause die Befehle
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eingehen lassen, enteignen jenes kleines Eigentum, das im Zirkus noch blieb.“ 27
Obwohl in Moldova wenige Künstler des Zirkus blieben, habe ich nach der Rückkehr nach Deutschland den Mitgliedern unserer Gesellschaft angeboten, die Vorstellungen
der moldauischen Künstler zu organisieren. Es wurde ein neues Projekt „Zirkus auf die
Bühne“ ausgearbeitet. In 2000 sind in vielen Städten Deutschlands die farbenreichen vielfarbigen Plakate mit der Darstellung der Gruppe der Clowns, der Akrobaten unter Leitung
meines neuen bekannten Ion Stinca erschienen. Das bedeutete nur eines – der moldauische
ZIRKUS IST ANGEKOMMEN!
Dumitru Grosu, Marin Chiru, Ion Stinca
Zusammen mit den Kollegen, Dumitru Grosu, Мarin Chiru, Ala Iliescu und Marina
Evdochimov am Anfang der Vorstellungen, ob es in der Schule, dem Kindergarten oder im
Altersheim war, öffnete Ion jedem Zuschauer, wie auch mir einst, das größte „Geheimnis“
des Zirkuskünstlers – das Gute zu machen!
Wie in der deutschen Presse bemerkt wurde: „… nicht nur die Kinder ins Erstaunen
gerieten waren, sondern auch die Erwachsenen honorierten die Artisten mit stürmischem
Beifall.“ 28 Seine „… Zugabe-Rufe waren hörbarer Beweis für die Qualität der Darbietungen“. 29
Am Ende der Tournee hat Ion Stinca im Interview einer der deutschen Zeitungen gesagt, dass: „Eine sehr interessante und wissenswerte für die Zirkusartisten aus Moldova
Veranstaltung sei die, die von der kulturellen Abteilung der Stadt Altenstadt in Zusammenhang mit der Eröffnung des Sportkomplexes in Oberau durchgeführt wird. Während der
drei Tage, vom 22. bis 24. September nahmen wir zusammen mit den deutschen Künstlern
am kulturellen Programm teil. Aber die bedeutendste aller Vorstellungen nicht nur für mich
auch für meine Kollegen war die wohltätige Vorstellung, die auf Initiative der Gesellschaft
„Kulturverein Moldova e. V.“ am 4. Oktober für die leidende von den Krebserkrankungen
Kinder organisiert ist. Solches ist es unmöglich, zu vergessen! Als ich ihre glücklichen
Gesichter gesehen habe, habe verstanden, dass ich nicht umsonst lebe!“ Wirklich, „... Die
Benefiz – Vorstellung, die die moldauischen Zirkusartisten zu Gunsten des Krankenhauses
„Benediktusquelle“ in Ortenberg-Selters gegeben haben, war unvergesslich“. 30
130
Dieses Programm war auch in der Stadt Birstein im Kulturhaus für die geborenen mit den
physischen Defekten Menschen gezeigt. Ich war
der Moderator aller Programme und sah, dass sie
ihnen, den moldauischen Zirkusartisten, sofort
glaubten. Und das bedeutet für den Künstler viel.
Sie haben die Anerkennung des deutschen Publikums gefunden. Ich müsste den Zuschauern den
Sinn jeder Nummer lange nicht erklären. Weil diese Menschen in den lustigen Kostümen, mit hell
schminkenden Gesichter sowohl die Kinder, als
auch die Erwachsenen in die Zauberhafte Welt des
Zirkus sofort rein gelassen haben. Per aspera ad
astra – Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen. Sie, die Künstler, gehen durch die qualvolle
Arbeit, die mit Lebensrisiko verbunden ist – zu den
Sternen unter der Kuppel. Für einige geht der Weg häufig zu früh zu Ende, manchmal
tragisch. Aber niemand ist berechtigt, von ihm abzubiegen, da es beim Weg unter dem
Namen „Dynastie“ kein Ende gibt. Allem kann man widerstehen, außer der Güte. Ich hätte
ergänzt – der Kraft der Güte, die alle Künstler des Zirkus haben, unbedeutend von welchem – deutschen, französischen, italienischen. Sie verwenden sie in jeder Vorstellung.
Die moldauischen Künstler hoffen sehr, dass dieser Kraft diejenige nicht widerstehen können, von denen abhängt, die Türen in die Zauberhafte Welt wieder zu öffnen.
Sie glauben daran fest, dass: Der moldauische Zirkusartist durch die Welt auf der Suche nach der ständigen Unterkunft nicht mehr herumgondeln und bald heimkehren wird
– In den moldauischen Zirkus, auf dessen Manege unter den Sternen der Kuppel die unvergesslichen Vorstellungen laufen werden!
„Leider, können wir in den Zirkus nicht gehen, weil für morgen die Durchführung
des musikalischen Schulunterrichts eingeplant ist, und danach fahren wir nach Schwerin.
Aber wenn wir zurückkehren, so werden wir in Berlin einige freie Tage haben und ich
werde dafür sorgen, die Bären anzuschauen. Einverstanden?“.
„Hurra-a-a-a-a!“, ertönt der Siegesausruf augenblicklich.
„Beeilt Euch nicht, Euch zu freuen. Sie sind nicht lebendig und umso mehr nicht dressiert. Aber ich versichere, dass Ihr solche noch nicht gesehen haben!“
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UNSERE AKTIVITÄTEN IN DEUTSCHEN SCHULEN
„In der Arbeit mit der Jugend muss in den deutschen, als
auch in den moldauischen Schulen, die Hauptaufmerksamkeit der
aufklärerischen Tätigkeit geschenkt werden. Sie besteht in der
Bekanntschaft der Schüler mit der Geschichte des Heimatlands,
seiner Kultur, sowie in der Eingliederung der heranwachsenden
Generationen zu den musikalischen und geistigen Traditionen
anderer Völker“.
(AUS DEM PROGRAMM VON „Кulturverein Moldova e.V.“)
…7 Uhr morgens. Aus der Vertretung vom „Кulturverein Moldova e. V.“ gehen die
Menschen einer nach dem anderen hinaus. Unter ihnen sind sowohl die Erwachsenen als
auch die Kinder. Ihre Gesichter sind gespannt. Sie gehen schweigend vor das Tor und begeben sich zu dem vor dem Haus stehenden Kleinbus. Ohne ein Wort zu sagen steigen sie
ein und schließen die Tür. Kurz danach sagt jemand mit sehr ernster Stimme dem vorne
sitzenden Herrn: „Unsere Gruppe ist mit 6 Personen komplett und wir können losfahren“.
Es erweckte den Eindruck als ob wir zu einem Militärmanöver und nicht zur Musikstunde in einer der Berliner Gesamtschulen fahren.
Ich will erklären, dass bei den moldauischen Künstlern, die an den Veranstaltungen
des „Кulturvereins Moldova e. V.“ mehrfach teilgenommen hatten, das Publikum eine
„Kodebezeichnung“ bekommen hat. Und zwar: Wenn das Konzert im Altersheim stattfinden wird, bedeutet es, dass das Publikum als „ruhiges“ bezeichnet wird, in der Botschaft
„besonderes“, und vor den Auftritten in der Schule wird von mir gesagt: „Alle müssen
bereit sein!“, das heißt, sich im Zustand der „Kampfbereitschaft“ zu befinden.
Gleich klingt die Pausenklingel… „A-a-a-a-a-a!“ Sofort erschallen im Korridor die
fröhlichen Kinderschreie. „Drückt Euch an die Wand, weil Ihr von der „Kavallerie“ der
Jugendlichen, die aus dem zweiten Stockwerk runter rennen, umgestoßen werden könnt.
Seid ihr jetzt damit einverstanden, dass in diesem Fall die Nutzung der Militär-Terminologie sehr gelegen ist?“
„Ja-a-a-a… Sie haben Recht. Man soll aufmerksam sein!“ sagt Simi erstaunt. „Ich
dachte, dass nur die moldauischen Schüler laut sind. Ich bin sicher, Herr Pawljuk, dass wir
mit denen eine gemeinsame Sprache finden“, erklärt Simi verständnisvoll.
„Und jetzt Spaß beiseite“, sagte ich kategorisch, als die Stundenklingel erschallte.
„Alle sollen sich auf die Arbeit einstellen. Es ist die Zeit, zum „Angriff“ überzugehen.
Eh,… in den Musikunterricht zu gehen“, sagte ich den Musikern, indem wir die Klasse
betraten.
Wie ist diese Idee zur Durchführung ähnlicher Veranstaltungen entstanden? Wir haben den gesamten Ablauf unseres Programms in den Schulen genau abgestimmt. Es wird
eine kurze Information über das Land Moldova, deren Lage, dessen ethnische Zusammenstellung der Bevölkerung, sowie der Erläuterung des Landeswappens gegeben.
Auf Initiative der Deutschlehrerin Frau Gerlinde Dübel, entstand diese Idee der Zusammenarbeit mit der Berliner Schule „Am Sandhaus“. Nach einer Veranstaltung kam sie
132
zu mir und sagte: „Herr Pawljuk. Von ganzem Herzen möchte ich Ihnen und den Musikern
für den schönen Abend und interessant bereichernden Unterricht danken. Eine große Bedeutung für mich ist, wie der Lehrstoff dargebracht wird. Zwar ist es kein Geheimnis, dass
nicht jeder Lehrer diese Fähigkeiten besitzt. Ich will bemerken, dass ich heute mit Vergnügen Ihre „Vorlesung“ angehört habe und bei mir ist nicht der Wunsch entstanden, vom
Unterricht wegzulaufen. Um so mehr, dass Ihr Referat musikalisch untermalt war. Ich war
beeindruckt wie Sie die Geschichte über Moldova, ihrer Kultur, miteinander verflochten
hatten, und da mit die optimale Variante der Vorlesung und des Konzertes optimiert haben.
Wie ist es Ihnen gelungen?“
„Als ich in Moldova Student des Institutes für Kunst war, wurde vom dortigen Kulturministerium ein spezielles Programm zur Erhöhung des kulturellen Niveaus der Bevölkerung entwickelt. Die große Aufmerksamkeit wurde den Menschen, die in den Dörfern
wohnten, gewidmet. Es ist für niemanden ein Geheimnis, dass die Bevölkerung damals,
sowie heute, keine Möglichkeit fand, ein Theater oder ein Konzert zu besuchen. Deshalb
wurde in der Praxis die sogenannte Lectoriumreihe eingeführt. Worin bestand ihr Sinn?
Zum Beispiel, eine Gruppe der Studenten des Konservatoriums, Musiker der Philharmonie
oder des Opernhauses begaben sich in die Dörfer und gaben in den dortigen Kulturhäusern
die Vorlesungs-Konzerte. Die professionellen Musiker führten verschiedene Werke aus
dem klassischen oder modernen Repertoire nicht nur auf, sondern erzählten auch über den
Komponisten und dessen Schaffenswerke. Es wurde dazu früher gesagt „Wir tragen die
Kultur in die Massen“.
Es war auch für uns selbst immer interessant an solchen Veranstaltungen teilzunehmen und sie durchzuführen und Erfahrungen für eine gute Konzertpraxis zu sammeln.
„Herr Pawljuk, haben Sie vielleicht die Möglichkeit mit Ihren Künstlern in unserer
Schule aufzutreten und auch die Lectoriumreihe anzubieten? Sie sind einverstanden? Prima! Vielen Dank.“
Kurze Zeit nach unserem Gespräch fand ein erstes Treffen mit den Schülern statt.
Der Unterricht, den ich gab, unterschied sich nicht wesentlich von einem gewöhnlichen
Konzert. Es bestand aus einem klassischen und volkstümlichen Werk. Natürlich bekamen
die Schüler in diese Schulstunde die gekürzten Informationen über die Musikinstrumente
und deren Künstler. In diesen 45 Minuten ist es nicht möglich, den ganzen Umfang des
Konzertprogramms zu erfassen, aber das notwendige Minimum der Information kann man
jedenfalls ausreichend vermitteln.
Schon die Tatsache, dass die Schüler ein für sie noch unbekanntes europäisches Land
auf diese Art und Weise näher kennenlernen können ist ein großes Plus für ihre Bildung.
Ich denke, dass die Schüler diese vorhandene Möglichkeit gerne in Anspruch nehmen. Sie
denken, dass die Schüler der 1. Klasse mich nicht verstehen?
Sie irren sich! Wenn Sie wünschen, können Sie in der Stunde anwesend sein. Bitte,
kommen Sie und setzen sich in die zweite Schulbank neben jenem rothaarigen Jungen.
Er wird mir später helfen. Wie? Sie werden es noch später sehen. Ich schildere jetzt den
Ablauf einer Schulstunde:
„Guten Morgen!“ begrüße ich die Kinder.
„Mo-o-orgen“, antworten sie disharmonisch.
„Seid ihr noch nicht aufgewacht oder habt ihr schon viel gelernt und es sind keine
Kräfte mehr vorhanden?“ Ich interessiere mich für den Grund ihres müden Zustandes.
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Meine ungewöhnliche Frage belebt sie und die Schüler begrüßen zum zweiten Mal viel
munterer.
„Sehr gut“ lobe ich sie.
„Und jetzt will ich euch etwas über Moldova, dem Land mit der jahrhundertealten
Geschichte erzählen.“
Es scheint gelungen, „den Gegner“ zu gewinnen… Ich wollte sagen, den Kontakt mit
dem unvorsätzlichen Verhalten meiner Zuhörerschaft zu finden. Wenn Sie schon mal vor
Kindern aufgetreten sind, wissen Sie, dass es sehr schwierig ist ihre Aufmerksamkeit zu
erwecken und ihr Interesse festzuhalten. Deshalb wende ich in diesem Fall an, dass es
sogar ein Spielelement gibt. Zum Beispiel, ich stelle die thematische Frage und jemand
von den Schülern beantwortet sie, natürlich nach Wunsch. Ja. Es erinnert an ein Quiz: die
Frage – die Antwort. Solche Weise hilft die Aufmerksamkeit der Schüler besser zu konzentrieren und die Informationen schneller zu behalten.
Erinnern Sie sich, als wir auf dem Weg nach Bonn eine Art des improvisierten Quiz
hatten? Natürlich wählte ich für die Schüler die unkomplizierten Aufgaben aus, damit sie
mit ihnen leicht zurechtkommen und, wie wird gesagt, mit seinen Kenntnissen vor den
Mitschülern „glänzen“ konnten. Beginnen wir das Spiel?
„Wer von euch kann die Farben der deutschen Fahne nennen?“ wende ich mich an die
Klasse. „O-o-o-o... Wie viele gehobene Hände! Das bedeutet, dass ihr gut eure Aufgaben
macht. Bravo!“ Aber wen soll ich fragen?
Sagen Sie es mir nicht vor. Ich sehe, wie Ihr rothaariger Nachbar vor Ungeduld auf
dem Stuhl hin und her rutscht. Ich habe ihn sofort bemerkt, weil, wenn ich die Klasse
betrete, versuche ich aus meinen Zuhörern die potentiellen unruhigen Kinder zu wählen.
Und damit sie die anderen nicht stören, muss man sie rechtzeitig miteinbeziehen. Also.
Die Auswahl ist gemacht – ich werde den Jungen bitten, zu mir zukommen.
Ich brauche es nicht nochmal zu wiederholen. Die ganze Zeit hat er darauf nur gewartet. Auf der Stelle aufspringend, den Stuhl umwerfend und das vorne sitzende Mädchen
am Haar noch schnell gezogen, stellt er sich glücklich neben mich.
„Wie heißt du?“ frage ich ihn,
„Erick!“ sagt er laut, damit ihn alle hören.
„Weißt Du die Antwort, Erick?“ Er nickt mit dem Kopf bestätigend.
„Ich werde die Frage noch einmal wiederholen, und beeile Dich nicht und denke nach.
Welche Farben hat die deutsche Fahne?“
„Schwarz, rot, gelb!“ sagt er in einem Atemzug.
„Und die moldauische Fahne hat auch rot und gelb“ sage ich weiter, nur statt der
schwarzen Farbe hat die moldauische Fahne blau. Dafür, dass Du richtig geantwortet hast,
Erick, erhältst Du von mir das Buch über Moldova. Daraus erfährst Du viel Interessantes
über dieses Land. Und jetzt kannst Du zur Schulbank zurück gehen“.
Mit den vor Freude glänzenden Augen kehrt er zum Platz zurück. Jetzt brauche ich
mir keine Sorgen mehr zu machen. Er wird bis zum Ende der Unterrichtsstunde ruhig sitzen bleiben und aufmerksam zuhören. Kinder sind eben Kinder. Sie können gleichgültig,
in stetiger Bewegung, aktiv, lustig, passiv, teilnahmslos und traurig sein. Sie sind überall
gleich, ob sie in Deutschland oder in Moldova leben. Und wir, die Erwachsenen sollen
ihre Probleme gemeinsam lösen, weil das Leben uns jeden Tag, jede Stunde, Minute und
sogar Sekunde die neuen Bedingungen diktieren, die wir berücksichtigen müssen.
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Stimmen sie zu, dass wir die technischen fast mit der kosmischen Geschwindigkeit
erscheinenden Neuheiten, die Eröffnungen auf dem Wissenschaftsgebiet nicht ignorieren
können, um mit der Zeit Schritt zu halten?
Wir sollen einige Worte der Sprache des 21. Jahrhunderts – z.B. wie der Dealer, das
Image, die Innovation, der Sponsor – wenn nicht sprechen, so zumindest verstehen. Leider
wurden sie nach und nach unserer Heimatsprache einverleibt. Aus unbestimmten Gründen unterhalten wir uns schon nicht, wie es früher hieß, sondern k o m m u n i z i e r e n,
wie es heute aktuell ist, sich auszudrücken. Heute wird es als selbstverständlich angenommen, die „Webseite“ zu besuchen. Man muss nicht mehr aus dem Haus gehen, sondern
man kann virtuell neue Bekanntschaften schließen. Sogar durch den Louvre „spazieren
gehen“, alle Weltwunder sehen. Alles ist möglich.
Ja, natürlich ist es b e q u e m! Wenn man mit Hilfe der Technik in wenigen Minuten
aus dem Internet die notwendigen Informationen herunterladen kann, dadurch sind wir
bequem geworden. Früher holten wir uns in der Bibliothek oder Buchhandlung ein Buch.
Aber heute kommunizieren wir mit den Knöpfen der Computer, die uns begleiten.
Ich kann mir vorstellen, dass die folgenden Generationen bald aufhören werden, die
umgebende Welt mit den Gefühlen wahrzunehmen.
Alles Obengenannte führte mich zu meiner Antwort auf die Frage die mir Journalisten
häufig stellen: „Was ist das Ziel der Durchführung in den Schulen der Musikveranstaltungen?“
„Neben der Bekanntschaft der Kinder mit der Geschichte und Kultur eines anderen
Landes will ich mit ihnen und den Jugendlichen das Problem der ästhetischen Erziehung
gemeinsam lösen.
Sie fragen, was hat der kulturelle Austausch, mit dem sich unsere Gesellschaft beschäftigt, damit zu tun? Es ist nicht so fern, wie es scheint. Die Vorstellungen des Puppentheaters, die Zirkusprogramme, die Gemäldeausstellungen, die Auftritte der Musiker – das
alles bringt die unmittelbare schöne Wirklichkeit und nicht virtuelle Unterhaltung. Natürlich meine ich das, dass jeder von uns mit dem Gefühl – die Ästhetik empfindet. Nämlich
mit diesem Wort haben die altgriechischen Philosophen unsere inneren Empfindungen
genannt.
Übrigens, über die Musik sprechend, möchte ich betonen, dass musikalische Ästhetik
für die komplizierteste aller Arten der Künste gehalten wird, da der Prozess des Studiums
aus mehreren Etappen besteht. Sie haben natürlich nicht vergessen, dass wir uns jetzt noch
in der Schule befinden und es um die Kinder geht. Deshalb soll die Aneignung der musikalischen Ästhetik in diesem Fall, sagen wir, von vorne anfangen. Man muss dem Kind
beibringen, die Schönheit der Melodie zu fühlen.
Während des Abhörens des Werkes ist es wichtig, nicht nur ihm zu helfen, die Töne
der Musikinstrumente zu unterscheiden, sondern auch dessen Inhalte zu verstehen. Alle
diese Momente erzeugen bei den Kindern im Endeffekt das Bedürfnis der guten Musik.
Ich bin überzeugt, dass Sie, wie auch mich, der Lärm eines knirschenden Kopfhörers
des vorbeigehenden Jugendlichen, ins Befremden bringt. Sie werden zustimmen dass es
schwierig ist, dieses als musikalische Töne zu erkennen.
Es ist jetzt die Zeit, von der Vorlesung zum Konzert überzugehen, obwohl es unmöglich ist, sie zu teilen, weil ich nach der Aufführung des nächsten Werkes die Schüler mit
den neuen Informationen wieder bekannt mache. Zum Beispiel, bevor Sorin Rusu auf
135
dem Hackbrett das Stück des russischen Komponisten Rimski-Korsakow (1844 - 1908)
„Hummelflug“ spielt, erzähle ich darüber, dass: „… dieses Streich- Schlaginstrument in
den östlichen Ländern seit alten Zeiten bekannt ist. Heute wird dieses alte Instrument von
den moldauischen, ungarischen, rumänischen Volksgruppen verwendet.
Das Hackbrett wird in Europa seit dem IX. Jahrhundert und in den moldauischen
Volksorchestern seit Ende des ХIХ. Jahrhunderts eingesetzt. Früher entlockten die Musiker den kleinen Zimbeln den Ton, wie sie dort genannt werden, mittels zwei Hämmerchen.
Dieses Musikinstrument wurde mit Hilfe eines Riemens an den Hals gehängt oder auf
einen kleinen Tisch gelegt.
Heute bestehen die Zimbeln aus einem trapezförmigen Holzkasten (Resonator), der
auf vier Füße steht. Auf dem Kasten sind 35 Saiten aufgezogen, die in vier Oktaven gestimmt sind. Er ist auch mit zwei Dämpfern – Pedalen ausgestattet und für die Konzerterfüllung bestimmt“. 31
Und jetzt werden Sie hören wie sie klingt. Ja, ich werde ergänzen, dass Sorin sie mit
Hilfe der beiden Hämmerchen – „ciocanasi“, die aus Holz gemacht sind, spielen wird. Sie
sehen auch, dass sie an den Spitzen mit weichem weißem Stoff gebunden sind. Das wird
dafür gemacht, damit der Ton beim Schlag an die Saiten weich und angenehmer ist.
Z-z-z-z-z… erklang der Zimbel bei den ersten Berührungen des Musikers bevor das
Instrument anfing zu summen.
„Die Hummel fliegt, die Hummel fliegt“, schrien die Kinder lustig, mit den Händen
herumfuchtelnd, als ob sie versuchten, das vorgestellte Insekt zu fangen. Wirklich, wenn
die Hämmerchen zu den hohen Noten aufflogen und einige Zeit im oberen Register spielten, entstand der Eindruck dass auf der Stelle eine Hummel fliegt. Wenn die Hämmerchen
nach unten geführt werden klingt es auf den dicksten Basssaiten dumpf – die Hummel ist
unzufrieden. Sorin spielt noch einige steigende Passagen und… die Hummel „fliegt fort“.
Dieses Stück rief die stürmische Begeisterung bei den Kindern immer herbei.
Auch die anwesenden Lehrer waren begeistert. Nach dem Auftritt der Musiker trat
Stille ein, und danach erschallte stürmischer Beifall und laute „Bravo-o-o-Rufe!“
Nach dem Konzert wollten
auch viele Kinder versuchen, auf
der Zimbel „zu fliegen“.
Natürlich, die Erwachsenen
sind sowohl in Deutschland als
auch in Moldova überall gleich.
Nach unserer Vorstellung konnten
Sie auch zusammen mit den Musikern etwas auf deren Instrumente „spielen“.
„Jetzt, Kinder“, setze ich fort,
die Panflöte in der Hand haltend, „erfahrt ihr, dass diese Flöte von Pan, wie mir Mihaela
vorgesagt hat, aus Holz, Schilf oder Bambus geschnitzt wird. Das ist ein altes Blasinstrument.
Die Rohre, hier sind es mehr als 20 Stück, haben verschiedene Größen und daher
auch Tonhöhen. Von der unteren Seite sind sie mit einer bogenförmigen Holzstütze geschlossen. Der Ton wird mittels des Einblasens der Luft in die obere Öffnung erzeugt. In
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Moldova heißt die Panflöte „Nai“, die „uns ungefähr vom XVII. Jahrhundert bekannt ist.
Damals bestand sie aus 7 – 8 Rohren“ 32
„Aber Kinder, sagt mir bitte, welchem Instrument ist die Panflöte noch ähnlich?
„Richtig, der Orgel. Wer hat als erster geantwortet? Christian! Dann komm bitte zu
mir um den Preis zu holen. Michaela auch. Ich habe nicht vergessen, dass du mich an den
Namen der Panflöte erinnert hast.
Jetzt zeige ich euch einige Postkarten mit Bildern aus Moldova. Außerdem habe ich eine CD mit moldauischer
Volksmusik mitgebracht. Ihr könnt sie
hören, wenn ihr alle Hausaufgaben gemacht habt. Haben wir uns verstanden?
Und jetzt nehmt ihr eure Plätze wieder
ein und wir werden „Ave Maria“ von
J. S. Bach in der Bearbeitung des französischen Komponisten Gounod hören.
Dieses Werk hat einen religiösen Charakter und wird deshalb während des Gottesdienstes
auf der Orgel häufig gespielt. Jetzt wird „Ave Maria“ auf der Panflöte gespielt. Sie wird für
euch vom dem Studenten Viaceslav Zmeu des moldauischen Konservatoriums gespielt.
Ist das nicht toll, wie jeder Ton
mit der Schönheit des Schalls aus den
Röhren gezaubert wird? Schauen Sie,
mit welchem begeisterten Gesichtsausdruck die Schüler der Panflöte zuhören.
Laut der Legende hat die Panflöte
den Zorn des griechischen Gottes Zeus
gebändigt.
Die Panflöte, wie auch das Hackbrett werden hauptsächlich von den
moldauischen Volksorchestern, „Taraf“ genannt, gespielt. Dank den spezifischen Tönen beider Musikinstrumente, können sie sowohl als begleitende als auch solo Instrumente eingesetzt werden. Es
werden darauf nicht nur Volksmusik, sondern auch klassische Musikstücke interpretiert.
Im Repertoire von Viaceslav und Sorin gibt es die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart
(1756 - 1791), Rudolfo Luigi Boccherini (1743 - 1805), Franz Peter Schubert (1797 - 1828),
Franz Joseph Haydn (1732 - 1809). Eigentlich sind sie von den Komponisten für Geige,
Flöte, oder Klavier geschrieben worden. Ihre jetzt zu hörende Bearbeitung wurde speziell
für Zimbel und Panflöte umkomponiert.
Also, wir haben mit euch einige Namen und die Einrichtung einiger Instrumente kennengelernt. Jetzt möchte ich, dass ihr hört, wie eine menschliche Stimme klingen kann.
„Sagt, wer kann von euch singen?“
Viele Hände erheben sich. Dann schlage ich euch folgendes vor: Gleich kommt die
Sängerin Anna Dabija und singt euch ein Lied vor. Wer denkt, dass er so gut singen kann
137
wie Anna, der kann an unserem Konzertprogramm teilnehmen. Seid ihr einverstanden?
Gut, jetzt wird die Sängerin die Volksmelodie – „Doina“ singen.
An Anmerkung der Presse „...
Die Schönheit ihrer natürlichen
Stimme hat eine bezaubernde Wirkung. Die Volkslieder, die in ihrem
Heimatdorf Raspopeni, Rayon Orhei gesungen werden, können die
Trauer vertreiben und in Stimmung
bringen. Anna Dabija wurde vom
deutschen Publikum warm empfangen.“ 33
„...Die Sängerin Ana Dabija
beherrsche die Kunst des fast orientalisch anmutenden Ziergesangs, und sie unterstreicht
den Gehalt der einzelnen Lieder durch grazile, tänzerische Bewegungen” 34
Nach ihrem Auftritt stelle ich den Kindern die folgende Frage: „Wer von euch möchte bei den Konzerten anstelle Anna singen?“ Sie lachen, und ich erkläre, dass die Sängerin am Konservatorium Gesang studiert.
„Mit welchem Instrument kann man die menschliche Stimme nachahmen?“ Frage ich
die Kinder.
„Die Geige, die Geige, die Geige“, rufen sie, sich bemühend, einander zu überschreien.
„Leiser, leiser“, beruhige ich sie. „Ich sehe, dass es alle wissen. Ich bin überzeugt,
dass ihr dieses Instrument mehrmals gehört und gesehen habt. Aber ich möchte eure Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Geige nicht nur in den Sinfonieorchestern, sondern
auch bei Volksmusikstücken einen führenden Platz belegt.
Jetzt werden wir zusammen über die moldauische Volksmusik reden. Natürlich könnt
ihr wieder versuchen, auf den Instrumenten zu spielen von denen ich euch einiges erzählen werde. Aber vorher sage ich euch, dass: „…ein Musikinstrument nur dann für „ein
Volksinstrument“ gehalten werden kann, wenn es in den Volkssitten, Bräuchen lebt und für
die Erfüllung der Volksmusik verwendet wird. Die Hauptsache ist, dass das Volksmusikinstrument ein Werkzeug der Volksmusik ist.“ 35
Ich habe jetzt noch einen Musiker der vor euch noch nicht aufgetreten ist. Übrigens,
ihr seid gleichaltrig. Er ist auch 10 Jahre alt. Er kann sogar fünf Volksinstrumente spielen.
Laut rufe ich Simi Gronic zu uns herein!“
Dazu möchte ich sagen, dass Simi ein kleiner, unscheinbarer Junge ist. Wenn er aber
auf die Bühne kommt, ruft er das Entzücken bei den Mädchen und den Neid der Jungen
herbei. Keiner der Zuschauer kann mit einem solchem reichen Arsenal, das aus Rohrpfeife, doppelten Rohrpfeife, Okarina, Tilinka besteht, prahlen. Und wenn er irgendein
Stück spielt, so entwaffnet er durch sein prachtvolles Spiel die, wie es zuerst scheint, nicht
steuer­baren Schüler. Sowohl die Jungen, als auch die Mädchen sind immer bereit, nach
seinem Auftritt die Niederlage anzuerkennen. Man muss den Moment ausnutzen, solange
sie noch ruhig sitzen, ihnen erzählen, woraus diese „ungewöhnlichen“ Instrumente gemacht sind.
„Schaut Kinder. Tilinka, Kaval, Rohrpfeife, doppelte Rohrpfeife werden aus Holz
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gemacht. Und Okarina aus Ton. Ihr sieht, dass auf allen Instrumenten die Löcher durchgebohrt sind. Einige Instrumente haben mehr, andere weniger. Aber auf allen wird der Ton
auf gleicher Weise, mit Hilfe der Luft hineingeblasen. Simi, nehme bitte die Rohrpfeife
und zeige allen, wie es gemacht wird. Er bläst die Luft durch die Hauptöffnung, die durchgehend ist. Die Löcher mit den Fingern abwechselnd bedeckend tauscht Simi die Höhe
des Tons. Danke schön. In der Pause zeigst du den Wünschenden deine Technik noch
einmal.
Bis zum Klingelton blieb uns ein wenig Zeit übrig und wir schafften es sogar, zusammen mit den Schülern einen moldauischen Volkstanz zu tanzen. Ich denke, dass die
Kinder so was noch nie während des Unterrichts gemacht haben:
Ich bitte alle Musiker, zu mir zu
kommen. Zuerst wird die Sängerin
Georgeta Burlacu euch zeigen, wie
in den moldauischen Dörfern getanzt
wird. Der moldauische Fürst D. Cantemir definierte die moldauische Tänze
so: „... Der Charakter der Tänze bei
den Moldauern ist ganz anders, als bei
anderen Völkern.“ 36
Schaut aufmerksam zu, damit ihr
alle Bewegungen später wiederholen könnt, weil der Tanz „Hora“, den ihr zusammen mit
der Sängerin Georgeta tanzen werdet, einige komplizierte Bewegungen hat. Der Name
des Tanzes stammt vom Griechischewort „Horos“ und bedeutet der kollektive Tanz mit
dem Gesang. Deshalb habe ich nicht zufällig Georgeta gebeten aufzutreten, weil „Hora“
gleichzeitig gesungen und getanzt wird.
„Bildet einen Kreis, nehmt euch an die Hände und bewegt euch mit taktfesten Schritt
von rechts nach links“, erklärt die Sängerin den Schülern. „Und jetzt versuchen wir mit
Musik“ schlägt sie vor.
Sie fängt an zu singen und mit „…ihre tiefe, kräftige Stimme, Bewegung und ausdrucksvolle Mimik schmückten den Auftritt“. 37
Den Kindern machte es sehr viel Freude daran teilnehmen zu dürfen. Es waren nur
glückliche Kindergesichter zu sehen.
Jetzt werden von den Musikern die Schlussakkorde gespielt und ich muss den Kindern
sagen, dass die Stunde schon zu Ende ist. Ich wünsche allen gut zu lernen, den Lehrern
zuzuhören und empfehle nur die besten Noten nach Hause zu bringen.
139
„Danke“, antworten sie, lachend.
„Kinder, ich möchte unseren Gästen aus Moldova und Herrn Pawljuk für diesen schönen Unterricht danken“, sagt unsere Lehrerin Frau Dübel. Wir hoffen, dass die Künstler
zu uns nicht zum letzten Mal gekommen sind. Ich lade euch herzlich ein“, wendet sie sich
an uns, „zusammen mit den Kindern das Schulfrühstück einzunehmen. Immerhin seid ihr
heute früh aufgestanden, und ich denke, dass ihr bestimmt Hunger habt“.
Während unsere Künstler am Tisch mit den deutschen Kindern frühstücken, schaue
ich das Interview mit dem Direktor der Schule „Am Sandhaus“ Herrn Herrmann, welches
er dem Journalisten des moldauischen Kanals ORT 1 Moldova Witalij Pahomov gegeben
hat.
„…Die Notwendigkeit der weiteren Durchführung ähnlicher Kulturveranstaltungen
ist offensichtlich. Die Erweiterung und die weitere Stärkung der kulturellen Beziehungen
zwischen Moldova und Deutschland werden den Völkern dieser Länder helfen, die von der
Vergangenheit anfallenden Stereotype in den Beziehungen abzuschaffen. Ich denke, dass
die Bildung ähnlicher aktiven Kulturorganisationen, die als Vermittler der Schaffungsideen, der Freundschaft des gegenseitigen Verständnisses und Friedens sein können, heute
aktuell ist“.
Gleich erklingt der Stundenklingel.
„A-a-a-a-a-a!“ ertönen im Korridor die Kinderschreie.
„Drücken Sie sich an die Wand“, warne ich den zu mir herankommenden Herrn.
„Macht nichts, reagiert er ruhig. Ich
bin in der Schule ein häufiger Gast und
weiß, dass man aufmerksam sein muss.
Ich suche aber gerade Sie, Herr Paw­
ljuk. Ich heiße Siegfried Endruweit,
bin Journalist bei der Zeitung „Bucher
Bote“.
„Ich erinnere mich. Sie waren doch
in der Klasse“ bemerke ich.
„Ja. Und nicht nur in dieser
Schulstunde, sondern auch bei den
Konzerten der moldauischen Künstler,
wo Sie als Moderator fungierten. Ich möchte Sie informieren, dass ich darüber geschrieben
habe, wie Sie „…mit pädagogischen Herangehen und ganz nebenbei Informationen über
die Republik Moldova berichtet haben“. 38
Ich bin mit meinem Kollegen von der Zeitung „Gelnhäuser Tagesblatt“ einer Meinung,
dass die moldauischen Volksinstrumente als „ungewöhnlich“ bezeichnet wurden. 39
„Für uns Deutsche sind nicht nur ihre äußerliche Form, sondern auch die Töne
ungewöhnlich.“
„ Das sieht man daran, mit welcher Neugierde nach jedem Konzert sich darüber bei
den Künstler erkundigt wird“ bestätige ich.
„Ich vermute, dass Sie ein sehr beschäftigter Mensch sind, aber wenn Sie ein wenig
freie Zeit haben, rufen Sie mich bitte unbedingt an. Aus Ihren Erzählungen habe ich
entnommen das der „Кulturverein Moldova e. V.“ schon einige Veranstaltungen auch
in moldauischen Gymnasien durchgeführt hat. Es ist interessant zu erfahren wie diese
140
verlaufen sind. Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen und einige Fragen zum Thema
Schule erörtern.
„Da sind die Künstler gekommen. Ich möchte Sie nicht weiter aufhalten.
Bis bald“ verabschiedet sich Herr Endruweit, jedem die Hand drückend.
„Habt ihr alles mitgenommen? Nichts vergessen?“ stelle ich meine Grundfrage.
«Wenn alles in Ordnung ist, fahren wir los. Halt, Moment mal, ist etwas passiert?“
frage ich erstaunt die Schüler, die zu unserem Bus rennen.
„Unterschreiben Sie bitte diese Postkarte. Und mir diese Zeichnung. Darf man noch
einmal das Hackbrett ansehen?“ bitten die Kinder.
Es ist nichts zu machen. Sie verstehen doch – Kinder sind eben Kinder. Daher sind wir
deren Wünschen nachgekommen.
„Na also. Habt ihr allen die Autogramme gegeben?“ wende ich mich an die Künstler.
„Ich gratuliere euch, weil ihr überall die schwierige Aufgabe erfolgreich gemeistert habt:
hier in der Berliner Schule „Am Sandhaus“, in der Schule in Bad Orb, in der Grundschule
der Stadt Wächtersbach/Aufenau, in der Waldorfschule Benefeld, im Ulrich von HuttenGymnazium in Schlüchtern. Außerdem hat der Musiklehrer Herr Ulrich Mayer von
der Kopernikusschule in Freigericht im Interview gesagt, dass „...Für die Schülerinnen
und Schüler hatte das lebendige Treffen mit der moldauischen Musik auch eine andere
Bedeutung. Wenn dieses Konzert zur Entwicklung des Interesses für Osteuropa und
insbesondere für die Republik Moldova beitrug, so war das eine wichtige Ergänzung zum
speziellen Programm der Europa-Schule, die die Kopernikusschule in Freigericht ist.” 40
Und jetzt, wie ich versprochen habe, fahren wir die Berliner Bären anschauen.
„Herr Endruweit“ rufe ich, dem im Hof der Schule stehenden Journalisten zu.
„Gut, dass Sie noch hier geblieben sind. Falls Sie Zeit haben, schließen Sie sich uns
doch einfach an damit wir die Sie interessierenden Themen noch heute besprechen können.
Außerdem bitte ich Sie die Führung zu den Berliner Bären zu übernehmen.“
„Ich bin einverstanden. Umso mehr, dass dieses Projekt von Eva und Klaus Gerlitz,
die Schöpfer der Berliner Bären, in der deutschen Presse detailliert beleuchtet wurde.
Es sind insgesamt 138 Bären, entsprechend der Zahl der Staaten, die von der Organisation der Vereinigten Nationen anerkannt sind. Sie werden sehen, dass die Bären nicht
in der einer Reihe, sondern im Kreis stehen. Der Kreis symbolisiert die Einheit und ruft
zur Liebe, Freundschaft und Völkerverständigung auf.
Die Initiatoren dieser Idee, Eva und Klaus, haben folgenden Satz zum Motto des Projektes gewählt: „Wenn unsere Völker sich näher kennenlernen, wird zwischen ihnen das
Vertrauen entstehen und sie können im Frieden miteinander leben“.
Die Besonderheit der Bären besteht darin, dass jeder von ihnen von einem Maler jenes
Landes gezeichnet wurde, das er vertritt. An dieser Aktion beteiligte sich der in Europa bekannte moldauische Karikaturist Valerij Kurtu. Er lebt seit 1994 in Berlin und ist Mitglied
der Europäischen Föderation der Karikaturisten.
Mittlerweile sind wir in der Allee „Unter den Linden“, wo „unsere Tiere wohnen“,
angekommen. Auf den Bären sind verschiedene komische Vorfälle dargestellt, die in der
Geschichte dieser Länder in den letzten 20 Jahren vorgefallen sind.
Ich kann mir vorstellen, dass sie den moldauischen Bär schnell erkennen werden. Er
ist in der Farbe Grün gehalten, – die Farbe der Wälder und der Felder. Außerdem sind die
Weltkarte und traditionelle Volksmotive aufgemalt.
141
Das Ziel des Projektes war diese originellen Figuren nicht nur zu bauen und zu zeigen. Nach ihrer Weltreise durch Europa, Kanada, Amerika und Australien sind sie hier in
Berlin heimisch geworden.
Kinder, stellt euch neben dem Bären der euch am meisten gefällt. Ich werde euch fotografieren.
Oxana Lavric
Ana Dabija
Vielleicht wird dieses Bild mit der Zeit zu einer Rarität werden, weil viele von diesen
Tieren in die Schweiz, England, Italien umgesiedelt werden. Die Tiere werden deshalb
hier in Berlin weniger, weil diese von privaten und staatlichen Institutionen dieser Länder
gekauft werden.
„Konstantin“ wendet sich Helga Günther an mich. „Wenn Sie und die Kinder sich
beeilen, können wir unser „Kulturprogramm“ fortsetzen und gerade hier beim Reichstag
ein improvisiertes Picknick organisieren“.
„Jetzt, nach dem wir uns erfolgreich zu einem gemütlichen Picknick niedergelassen
haben“ sagt Herr Endruweit, „kann ich Ihnen die Fragen stellen“.
142
UNSERE AKTIVITÄTEN IN MOLDAUISCHEN SCHULEN
„Die Erziehung ist der Einfluss auf dessen Herzen, die wir
erziehen“.
(LEW TOLSTOJ)
„Also, wie schon gesagt, bin ich ziemlich oft in den Schulen. Ich weiß nicht, wie das
zu erklären ist, aber ich arbeite immer mit dem größten Vergnügen an den Reportagen über
Kinder und die Heranwachsenden. Um ehrlich zu sein, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, bemühe ich mich, dass sie mich nicht nur wie einen Journalisten, das heißt den Menschen, der gekommen ist um seine Arbeit zu erledigen, sondern auch wie einen Freund,
sogar in irgendwelchem Maß wie einen Elternteil wahrnehmen. Weil sie alle unsere Kinder sind. Zum Beispiel, ist es für mich immer wieder interessant zu wissen, wofür sie sich
begeistern, welche Hobbys sie haben, was sie im Leben beunruhigt. Die neue Generation
hat, natürlich, verschiedene Meinungen. Deshalb bitte ich Sie, darüber zu erzählen, wie
Ihre, wie Sie sie nennen, Vorlesungen mit den Schülern in Moldova verlaufen sind.
Herr Endruweit, ich hoffe, dass ich Sie nicht sehr wundern, wenn ich ihnen sage, dass
in dem konkreten Fall nicht ich, sondern die Schüler die Stunden führen werden. Außerdem, werden zu diesem Unterricht nicht nur die Schüler und die Lehrer des Lyzeums, in
dem es durchgeführt wird, sondern auch ihre Freunde und Bekannte eingeladen. Die Unterstützungsgruppe sozusagen.
Die Sache ist die, dass diese Treffen in etwas anderer Form verlaufen werden als an
den deutschen Schulen. Obwohl das Quiz, die musikalischen Nummern genauso wie seine
Hauptelemente bestehen bleiben kommt noch etwas dazu – der Wettbewerb. Und das beinhaltet, wie Sie verstehen, einen Wettkampf. Er wird, wie es in einem solchen Fall üblich
ist, nach allen Regeln durchgeführt. Es werden zwei Mannschaften aus ungefähr 12 bis 15
Schülern gebildet. Warum nehmen nicht mehr Mannschaften teil? Ja, weil es sogar in den
Sälen, wo die Wettbewerber auftraten und die geräumig erschienen, keine ausreichenden
Plätze für alle Fans gab. Viele standen oder saßen zu zweit auf einem Stuhl.
Wenn ich mich jetzt erinnere und Ihnen erzähle, wie diese Veranstaltungen verliefen,
so stelle ich mir sie so deutlich vor, als ob es vor kurzem wäre, und nicht am 27. Mai 2000
als unser erstes so genanntes Schulprojekt stattfand.
143
Und wahrscheinlich ist es der allgemeinen Hochstimmung des Publikums, der Teilnehmer und ihren Reaktionen zu zuschreiben, die das Geschehende in meiner Vorstellung
mit einem Fußballspiel assoziieren kann.
Sogar, die damals in der Jury da gewesenen, die Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche
Sprache und Literatur der Pädagogischen Universität „Ion Creanga“ Frau Dr. Ala Lipceanu, das Mitglied des „Kulturvereins Moldova e. V.“, der Lehrer Peter Bauer und der
Ehrengast, die Botschafterin Deutschlands in der Republik Moldova Frau Irene Kohlhaas,
haben es bedauert, dass sie während der Erörterung der Ergebnisse des Wettbewerbes, in
der ersten Reihe saßen und die im Saal ungewöhnlichen Freudenausbrüche und die geschehenden Handlungen nicht parallel beobachten konnten.
Die kommenden, wie ich sie
nenne, „Fans“ beider Mannschaften haben sich zur Veranstaltung
genauso wie seine Teilnehmer gut
vorbereitet. Um den, auf die Fragen antwortenden Mitschüler ein
wenig Mut einzuflößen, wurden
die handgemachten Plakate, auf denen mit riesigen Buchstaben Wörter der Unterstützung geschrieben
waren, ausgestellt. Offenbar hat
diese Geste der Solidarität dem
Operator, der diese Reportage aufnahm, so gefallen, dass, als ich die Videoaufzeichnung
später durchsah, die Großaufgenommenen Spruchbänder lesen konnte: „DIE SCHULE Nr. 4 –
WIRD GEWINNEN!“ „DIE SCHÜLER DES DEUTSCH-RUMÄNISCHEN LYZEUMS „MIHAI KOGALNICEANU“
– BRAVO!“.
Ja, Herr Endruweit. Aus diesen Mittelschulen wurden nämlich die am meisten belesenen Schüler gewählt.
Und jetzt werden wir über die Hauptsache – die Thematik des Wettbewerbes sprechen. Ich will Ihnen erklären, dass, als von den Mitgliedern unserer Organisation dieses
Projekt vorbereitet wurde, war seine Richtung – das Land Deutschland – sofort bestimmt.
Was war darunter gemeint? Wir wollten, dass die Schüler, die Information, die mit der
Geschichte und der Kultur des deutschen Volkes verbunden sind, studieren und sich an
seinen geistigen Werten anschließen.
Es wurde auch erwartet, dass die Teilnehmer des Wettbewerbes selbständig das vorbereitete Material auszuwählen und zu erzählen hatten. Deshalb habe ich am Anfang unseres
Gespräches betont, dass die Schüler den Unterricht selbst durchführten. Ich denke, dass
sie sich für diese Idee auch begeisterten, weil sie ziemlich originelle Lösungen für die, den
ihnen angebotenen Aufgaben, gefunden haben. Um so mehr, dass das Thema genügend
umfangreich war: „Friedrich von Schiller und sein Werk“.
Einige haben die literarische Tätigkeit des Dichters gewählt, andere sind auf seine
philosophischen Blicke eingegangen. Und jemand hat in seinem Auftritt die Beziehung
von Schiller zur Musik eröffnet, auf welche er, wie bekannt ist, großen ästhetischen Wert
legte. Ich erwartete nicht, dass es so interessant sein würde. Viele Gedichte von Friedrich
von Schiller (1759 - 1805) wurden nicht nur deklamiert, sondern waren von dem Hinter144
grunde der musikalischen Begleitung inszeniert. Sogar im Gegenteil – hat sich ein sehr
eigenartiger Dialog zwischen Musik und Poesie ergeben.
Ja, Herr Endruweit, es hat sich etwas Neues ergeben – das Quiz, den Wettbewerb,
das Konzert. Man muss solche, wie Sie früher schon sagten, ungewöhnliche Namen aussuchen. Hier sind Sie, die Journalisten – die Spezialisten.
Übrigens, wenn Sie wünschen, mache ich Sie bei Gelegenheit mit den Kollegen aus
Moldova bekannt. Ich denke, dass Sie das haben, worüber wir mit ihnen gesprochen haben, weil sie bei allen Veranstaltungen, die von unserer Organisation durchgeführt wurden, sowohl in Deutschland als auch in Moldova dabei waren. In unserer Vertretung gibt
es das Album mit ihren Bildern, die ich Ihnen unbedingt zeigen will.
Und jetzt, denke ich, muss man über den angenehmsten Teil des Wettbewerbes – über
die Belohnung, berichten. Wahrscheinlich war die Erklärung der Siegernamen, der einzige
Moment während des ganzen Wettbewerbes, wo im Saal für einige Minuten Stille herrschte. Alle Lehrer, Gäste und Teilnehmer warteten mit angehaltenem Atem auf das Resultat.
Wie ich in der Schlussrede gesagt hatte: „…es war nicht leicht für die Jurymitgliedern,
die Ehrenplätze festzulegen. Alle Teilnehmer haben sich gewissenhaft, was nicht unwesentlich ist, den Aufgaben angenommen. Deshalb will ich im Namen aller Jurymitglieder
allen Teilnehmern zum Erfolg gratulieren und ich denke, dass jene Arbeit, die ihr gemacht
habt auch eure Kenntnisse mit interessanten Informationen aus der Kultur eines anderen
Staates – Deutschlands – ergänzt hat.
Aber immerhin – ein Wettbewerb ist ein Wettbewerb. Und er sollte auch Sieger hervorbringen. Aber, bevor sie ernannt werden, möchte ich eure Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Mannschaft, die die meisten Punkte hat, am folgenden Projekt der Organisation „Кulturverein Moldova e. V.“ teilnehmen wird.
Also… Der erste Platz, die Ehrenurkunde und die Geldprämie in Höhe von 300,00
Deutschen Mark werden der Schülerin der 7. Klasse des rumänisch-deutschen Lyzeums
„M. Kogilniceanu“ Anna Corlasovschi für die
Deklamation des Gedichtes „Der Handschuh“
verliehen. Der zweite Platz, die Urkunde und die
Geldprämie in Höhe von 200,00 Deutschen Mark
werden dem Schüler der 9. Klasse Andrei Zapanovici für das Gedicht „Der Taucher“ überreicht.
Den dritten Platz, die Urkunde und eine Geldprämie in Höhe von 100,00 Deutschen Mark bekommt die Schülerin des russischen Lyzeums Nr.
4 Anastasia Culicenco für das Gedicht „Fräulein
Semelen“.
Natürlich kommen Sie darauf, Herr Endruweit, dass jede meiner Erklärungen von der stürmischen Reaktion der Unterstützungsgruppe begleitet wurde. Die Kinder äußerten ihre Freude
nicht nur durch den Beifall, das Skandieren des
Siegernamens, die Schreie „Bravo!“, sondern
auch durch das rhythmische Händeklatschen wurde jede Überreichung der Belohnung unterstützt.
145
Solch eine Begeisterung wurde auch dadurch erklärt, dass viele Jurymitglieder ein gutes Niveau der Deutschkenntnisse der Schüler bemerkt haben. In diesem Zusammenhang
hat Herr Peter Bauer der Direktion und den Lehrern beider Lyzeen für die schöne Organisation des Wettbewerbes und die Vorbereitung der Schüler gedankt. Er hat sogar das Bedauern anlässlich dessen geäußert, dass es: „…jetzt in Deutschland wenige Schüler gibt,
die aus dem Gedächtnis zumindest ein Gedicht von Friedrich Schiller vorlesen könnten“.
Diese Veranstaltung wurde nicht nur vom Nationalen Fernsehen, ORT-1 Moldova Kanal, sondern auch von der Presse weit erleuchtet. 41 Wenn es Ihnen interessant ist, Herr
Endruweit, zeige ich Ihnen bei unserem nächsten Treffen diese Artikel.“
„Ich bin neugierig zu erfahren, wie die moldauischen Kollegen arbeiten. Ich biete
Folgendes an: Wenn meine Reportage über den Auftritt der Künstler in den deutschen
Schulen fertig sein wird, bringe ich in die Vertretung eine Kopie mit und dort sehe ich
mir mit Vergnügen das bei Ihnen gesammelte Videomaterial an. Abgemacht? Und jetzt,
wenn es uns die Zeit erlaubt, möchte ich unser Gespräch fortsetzen. Ich sehe, dass sich
die Gäste aus Moldova nicht langweilen, und Sie können, wenn Sie natürlich nicht müde
sind, weitererzählen“.
„Wissen Sie, von solchen Veranstaltungen wird man selten müde, und wenn es auch
passiert, so kann man die Müdigkeit in diesem Fall sogar angenehm nennen. Wenn man
im Gespräch, besonders mit jungen Leuten, die Erscheinung der Wissbegier, ein waches
Interesses bemerkt, den lebendigen und nicht erlöschenden Blick sieht, dann bekommt
man selbst Lust, eigene Erfahrung mitzuteilen und notwendige Ratschläge zu geben.
So war es, zum Beispiel, auf dem Treffen mit den Studenten der Pädagogischen Universität aus Chişinău „Ion Creanga“. Er hat einige Tage nach dem Wettbewerb, über welchen ich Ihnen schon erzählte, stattgefunden. Dort habe ich die Direktorin des Deutschinstituts Frau Ala Lipceanu kennen gelernt. Sie hat uns, mich und Herrn Bauer, zu diesem
Treffen mit den Studenten eingeladen.
Die Hauptaufmerksamkeit wurde den Problemen, die sowohl in moldauischer als auch
in deutscher Pädagogik vorhanden sind, gewidmet. Einige von diesen Problemen, wie Sie
wissen, Herr Endruweit, kann man als gemeinsames bezeichnen – die ästhetische und
musikalische Erziehung der Kinder. Aus diesem Anlass ist Herr Bauer aufgetreten. Er ist
auf die Einführung der anderen Methoden des Unterrichtens in einigen deutschen Schulen
eingegangen, und hat zum Beispiel eine von ihnen aufgeführt – die Waldorfschule.
„Übrigens, Herr Pawljuk. Ich müsste über sie eine Reportage auf Ansuchen von den
Lehrern aus anderen Schulen machen. Ich wusste früher wenig über sie, deshalb habe ich
die Geschichte ihrer Bildung gelesen. Soviel ich weiß, wurde sie nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, in Stuttgart gegründet. Damals hatte sich der Besitzer der Zigarettenfabrik
“Waldorf-Astoria“, Herr Emil Molt (1876 - 1936), mit der Bitte an den damals bekannten
Pädagogen Rudolf Steiner (1861 - 1925) gewendet, für die Kinder der Arbeiter eine Schule
zu organisieren. Man muss bemerken, dass sich der Direktor der Fabrik nicht gerad zufällig an ihn gewendet hat, da Rudolf Steiner der Autor der neuen Erziehungsmethoden war,
die 1907 von ihm dargelegt wurden“.
„Ja. Den zukünftigen Lehrern war es auch nützlich sie kennen zu lernen, umso mehr,
dass Herr Bauer über sie vieles erzählen konnte, weil er einst Lehrer an der Waldorfschule
war. Soviel ich mich erinnere, sagte er darüber, dass der Hauptpunkt im System der Ausbildung, das Studium der Geistesfächer ist.
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Es ist interessant, dass die Grundlage der Pädagogik
von Steiner die von ihm entwickelte Anthroposophie war.
Aus dem Griechischen wird dieses Wort wie Anthropos –
der Mensch und sophie – die Weisheit übersetzt. Im Ganzen wird ihre Bedeutung als geistige Wahrnehmung der
Wirklichkeit bezeichnet. Darin ist sein Hauptprinzip erschlossen, das sich auf die Parallelentwicklung von „Denken“, „Fühlen“, „Wollen“ stützt.
Auf den ersten Blick, Herr Endruweit, schien es mir,
dass sein System der Ausbildung ziemlich kompliziert für
das Verständnis ist, aber als ich begann ihn zu verstehen,
so hielte ich es ziemlich spannend. Es stellt sich heraus,
dass es kein Benoten der Schüler für ihre Kenntnisse gab.
Und nur am Ende des Schuljahres bekam jeder die schriftliche Charakteristik über die Leistung. Dieses Treffen war
Rudolf Steiner
ziemlich interessant und hat zum eigenartigen Stoß für die
weitere Zusammenarbeit mit der Fakultät der Deutschen Sprache und Literatur der Pädagogischen Universität von „I. Creanga“ gereicht.
Auf Initiative unserer Gesellschaft, hat am 1. Juni 2001 noch eine gemeinsame Veranstaltung stattgefunden. Jährlich wird auf diesem Lehrstuhl, im Rahmen, der sogenannten
„Deutschen Woche” oder „Tage der Deutschen Sprache und Kultur“ zwischen den Studenten des Pädagogischen Institutes ein Wettbewerb auf bestes Vorlesen von Gedichten
der deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshof (1797 - 1848) durchgeführt.
Dank dem, dass ich daran teilnahm, d. h. ein Jurymitglied war, habe ich im Vorlesen der Studenten die volle Version ihrer bekannten
Balladen (Der Knabe im Moor), der Novellen (Die
Judenbuche), sowie den Zyklus der Gedichten (Das
geistliche Jahr), an dem sie mehr als 20 Jahre arbeitete, zum ersten Mal gehört. Es war üblich ihn autobiographisch zu halten, weil darin ihre Beziehung
zur Epoche, in der sie lebte, besonders anschaulich
gezeigt ist.
Also, der erste Platz wurde Juri Elena Daghi verliehen, die zweite Prämie hat Ljudmila Zabulica und
die dritte – Aliona Dosca bekommen.
Im Anschluss hat der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moldova Dr. Zickerick den
Teilnehmern zum Erfolg gratuliert und hat sie aus
diesem Anlass zum Furchet eingeladen.
Ich möchte noch über eine Veranstaltung berichten, die an der Pädagogischen Universität ab dem 11.
bis zu dem 14. Oktober 2005 verlief. Auf dem Vorschlag vom „Kulturverein Moldova e. V.” war das Seminar zum Thema „Deutsch-moldauische musikalische Beziehungen, Vergangenheit und Gegenwart” organisiert. Diesmal
hatten die moldauischen Studenten eine Gruppe der deutschen Studenten aus der „Freie
147
Universität Berlin“ zu Besuch, die zusammen mit ihrem Leiter Dr. Johannes Schlootz
anreisten.
Herr Endruweit, ich habe mich bei einem Gedanken ertappt, dass wenn ich weitere
Projekte aufzähle, sich eine Art Retrospektive der Veranstaltungen ergibt, die von unserer
Organisation durchgeführt werden. Wird es Sie nicht verwirren, wenn ich nicht auf jeder
von ihnen detailliert stehen bleibe?“
„Nein. Ein solcher Stil der Erzählung passt mir vollkommen, da, wenn alles zu ausführlich beschrieben ist, viel Zeit vergeht, die Sie nicht haben. Sie sagten, dass Sie morgen
mit den Künstlern zum Konzert nach Schwerin fahren? Alle müssen sich noch vorbereiten
und erholen“.
„Dann, wenn Sie nichts dagegen haben, werde
ich in diesem beschleunigten Tempo fortsetzen und
zu dem, an den Schulen durchgeführten Veranstaltungen, zurückkehren.
Am 17. Oktober 2003 ist der Wettbewerb zwischen dem deutsch-rumänischem Lyzeum von „Mihai Kogalniceanu” und dem Lyzeum „Matei Basarab” verlaufen. Das Thema waren die Märchen der
Gebrüder Grimm (Jacob Grimm; 1785 - 1863, Wilhelm
Grimm; 1786 - 1859).
An der Vorbereitung dieses Projektes und seiner
Realisierung nahm der Direktor des Museums „Bruder Grimm-Museum Kassel“, Herr Dr. Bernhard Lauer teil. Das Museum hatte den moldauischen Schüler
ein vielfältiges und informatives Material – Bilder,
Broschüre und Bücher übergeben.
Und im folgenden Jahr, 2004, wurde das Quiz zum Thema „Deutschland – kennst du
dieses Land?“ durchgeführt.
Ich kann behaupten, dass die moldauischen Schüler ziemlich viel über Deutschland
wissen und befriedigend Deutsch beherrschen. Dies hat auch der anwesende Attaché der
Kultur der deutschen Botschaft in Moldova, Frau Vera Weiskämper bemerkt: „...Ich war
von den guten Kenntnissen der Schüler über mein Land, sein Volk und die Kultur angenehm überrascht. Die Durchführung von ähnlichen Veranstaltungen trägt zum Erscheinen des Interesses und zum Studium
der deutschen Sprache ohne Zweifel
bei“. 42
„Sagen Sie Herr Endruweit, waren
Sie auf den musikalischen Wettbewerben? Nein? Dann erzähle ich Ihnen
noch über eine Veranstaltung, die in
Chişinău stattgefunden hat. Aber darin wetteiferten nicht die Mannschaften, sondern die Einzelteilnehmer. Ich
meine die Musiker, die verschiedene
Musikinstrumente spielten.
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Dieser Wettbewerb trägt den Namen des moldauischen Komponisten Eugen Coca (1893 - 1954) und
wird jährlich vom Republikanischen Musiklyzeum „C.
Porumbescu“ mit der Unterstützung des Ministeriums
für Kultur und Tourismus der Republik Moldova durchgeführt. Ich wurde auf den XIII. Internationalen Wettbewerb eingeladen, der am 22. – 27. Juni 2007 verlief.
Meine Anwesenheit war nicht zufällig, da viele
Schüler des Musiklyzeums von „C. Porumbescu“ an
den Projekten unserer Organisation mehrfach teilnahmen und auf einer der Sitzungen der Gesellschaft wurde
entschieden, die jungen Talente zu unterstützen. Dafür
haben wir aus dem Fond unserer Organisation die Ehrenurkunden zugeteilt. Auf dem Galakonzert wurden sie
den Preisträgern zusammen mit den Geldprämien überreicht.
Das ist wohl alles. Obwohl, ich möchte mich in diesem Zusammenhang über den musikalischen Wettbewerb, der 2002 von unserer Gesellschaft in Chisinau organisiert wurde,
erinnern. Zwar wurde er nicht in der Schule durchgeführt und seine Teilnehmer waren
die Vokal-Instrumentalgruppen mit, ich hätte gesagt, mit exotischen Namen, die bei weitem nicht moldauisch klangen: „G. Life“, „Mailstrom“, „Heavy Side“, „Heavy Sindvici“,
„Utopia“, „Select X“, „Saliapin“, „Chişinău”, „Cair”, „Ex+NN”, „Edict”, „Bitch Club”,
„Parc”. Diese Veranstaltung erinnerte eher an das Festival, das während des ganzen Wettbewerbes, die Melodien verschiedener Richtungen und Stile tönten. Diesmal haben wir
uns entschieden, sowohl die Form als auch den Inhalt zu ändern. Laut den Bedingungen
sollte jede Gruppe, außer dem obligatorischen Programm, die moldauische Folkloremelodie im Pop-Rock-Stil, sowie die moderne Bearbeitung des deutschen Volksliedes, auf der
Originalsprache singend, vorstellen. Ich kann sagen, dass sich das Festival sehr hervorragend ergeben hat und ich hoffe, es ist allen seinen Teilnehmern im Gedächtnis geblieben.
„Wie ich während unseres Gespräches bemerkt habe, Herr Pawljuk, haben Sie mit
Freude und sogar mit Optimismus über die, von Ihnen, durchgeführten Veranstaltungen
erzählt. Es scheint, dass Ihnen alles leicht und ohne irgendwelche Probleme gelingt. Stießen Sie, während den Vorbereitungen, nicht auch auf Schwierigkeiten zumindest in einem
Ihrer Projekte?“
„Natürlich gab es Probleme und werden noch welche kommen! Aber ich, wie auch
meine Kollegen, verstehen das sehr gut. Wenn wir außerdem nur beginnen, die nächste
Veranstaltung vorzubereiten, stellen wir uns auf das Entstehen der vermuteten Schwierigkeiten ein, und auf das kommende gute Ergebnis.
Aber, wie Sie richtig bemerkt haben, darf man den Optimismus nicht verlieren, und
man muss versuchen, sich an folgende Regel festzuhalten: „Wenn Sie den Erfolg haben
wollen, so sollen Sie so aussehen, als ob Sie ihn schon hätten“. Übrigens, diese Wörter
sind von dem englischen Schriftsteller Thomas Moore (1779 - 1852). Sie können sich sie
merken.
Es wird, wie Sie mir sicher zustimmen werden, Ihnen kaum interessant sein anzuhören, wie die Vorbereitungsarbeit durchgeführt wird. Das sind, wie man sagt, unsere
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Probleme, die wir selbst lösen müssen, wenn wir uns an die Arbeit machen. Wissen Sie,
das bereitet mir ein großes moralisches Vergnügen, wenn man nach allen Schwierigkeiten
sieht, mit welcher Freude das Publikum auf das geschehende Ereignis reagiert.
So war es bei diesem Festival, wenn im Saal die typische Atmosphäre der deutschen
„Fasching“ entstanden ist. „... Eine angenehme Überraschung des Abends wurde der Karneval. Wie jeder weiß, ist er für die Deutschen ein echter Feier, an dem alle – groß und
klein – teilnehmen“. 43
„Chişinău, Hallo!“, „Deutschland, Hallo!”, „Moldova, Hallo!” begrüßten einander die
Künstler und die Zuschauer. Und die moldauische Gruppe „Select-X” zusammen mit den
deutschen Sängern Mike Knopp und Horst Zenkert, die die Ehrengäste des Festivals waren, haben den Marsch-Polka „Polonaise von Blankenese” aufgeführt.
Wie die moldauische Presse schrieb: „Die Chişinauer hatten die Möglichkeit, im
Rhythmus der allgemeinen Heiterkeit zu tanzen, in der sich die Emotionen aller Anwesenden auf diesem Ereignis gezeigt wurden“. 43
Und der zusammen mit uns ankommende deutsche Korrespondent Herr Hans-Joachim Eichenauer, der die Zeitung „Gelnhäuser Tageblatt“ vertritt, sah wie „...die Freude
der Artisten in den Saal übergeben wurde und alle Anwesende in den Rhythmus der deutschen Polka eingegangen sind“. 44
150
Jetzt stellen Sie sich eine andere Variante vor. Ich betrete die Bühne und vor dem Anfang des Abschlusskonzertes, wenn sich die Zuschauer in der Erwartung des Feiertages
befinden, sage ich, dass das Kulturministerium Moldovas die übernommenen Verpflichtungen bezüglich der Durchführung dieses gemeinsamen Projektes nicht eingelöst hat.
Erstens, der Saal wurde nicht gewährt und deshalb mussten wir uns an die deutsche
Botschaft wenden, die die notwendige Finanzhilfe bereitgestellt hat.
Zweitens, das von uns geschickte Noten- und Audiomaterial haben die Arbeiter des
Ministeriums zur aller größten Verwunderung verloren. Mit allgemeinen Kräften ist es
innerhalb von drei Tage den deutschen und moldauischen Musikern gelungen, das Programm des Galakonzertes vorzubereiten, das am nächsten Tag nach dem Wettbewerb
stattgefunden hat.
Das komplizierteste für die Musiker der Gruppe Select-X waren die deutschen Karnevalmelodien. Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich – wenn man den deutschen
Musiker bitten würde, die moldauischen Volksmelodien mit die für sie charakteristischen
rhythmischer Zeichnung zu spielen, so würde auch er auf bestimmte Schwierigkeiten in
ihrer Ausführung stoßen.
Aber alles ist günstig zu Ende gegangen.
Mike Knopp, Horst Zenkert und die moldauischen Musiker haben ein unvergessliches
Konzert des Pop- und Rockmusik Genre gegeben. Sie haben die bekanntesten Schlager
gespielt und wurden vom Publikum warm
empfangen.
Ich will daran erinnern, dass es nicht nur
ein Festival, sondern auch ein Wettbewerb
war. Natürlich gab es auch Sieger. Auf der
Verleihungszeremonien ist der stellvertretende Minister der Kultur Herr Sergiu Cuciuc mit
dem Begrüßungswort aufgetreten, und unsere
Organisation hat den Preisträger, „Select-X”
(Chişinău), „G. Life” (Bălţi), „Cair”(CiadîrLunga) die Geldprämien und die Ehrenurkunde überreicht.
Ich denke, Herr Endruweit, dass wir unser
Gespräch hier beenden werden, da wir fahren
müssen“.
„Dann bis zum nächsten Mal Herr Pawljuk. Ich wünsche allen eine gute Fahrt und
weitere erfolgreiche Konzerte.
151
HUMANITÄRE HILFE
„Die Handlungen sagen über die Menschen mehr aus, als
deren Wörter, weil, Handlungen lauter redegewandter klingen
als Wörter. Es wird immer mehr Schwätzer geben als nötig“
(ALI APSHERON)
„Na? Haben die Bären euch nicht sehr erschreckt?“ frage ich die Kinder mit scherzhaften Ton.
„Danke für die Exkursion. Die Bekanntschaft mit den Tieren war sehr angenehm“,
antworten die Künstler lustig.
„Wissen Sie, Konstantin, wendet sich Witalij Pahomov an mich. „Sie haben Recht,
wenn Sie sagen, dass wir nach Deutschland fahren, nicht um zu arbeiten, sondern um sich
zu erholen. Ich gestehe ein, dass ich immer mit Ungeduld auf diesen, wie Sie es nennen,
Urlaub warte. In dieser Zeit, praktisch innerhalb einer Woche unseres Aufenthaltes hier
haben wir uns nicht nur entspannt, sondern haben auch viel Neues erfahren. Und die Kinder hatten echte Ferien. Wenn ich beobachtete, mit welcher Begeisterung sie die Bären
betrachteten, so sah ich inwiefern sie glücklich waren.
Und in jenem Moment habe ich daran gedacht, dass es irgendwo Kinder gibt, die
solcher Freude entbehrend sind und sie kaum irgendwann haben werden. Vor der Abreise
habe ich das Videomaterial über eines der Chişinauer Kinderheime angeschaut, das vom
Reporter unseres Fernsehens, ОРТ-1 Moldova gemacht wurde. Es haben mich die Wörter
eines Teenagers stark erschüttert: „Ich habe nie meine Eltern gesehen. Die fremden Leute
haben sie mir ersetzt, diejenigen, die hier arbeiten. Aber ich weiß, dass ich die herzliche
Wärme und Liebe, die sie mir gegeben haben, in der Seele bewahren und meinen Kindern
abgeben werde“.
„Ja, Witalij. Leider, die Erwachsenen vergessen häufig, dass die Kindheit kein Kinderspiel ist. Du als der Arbeiter des Fernsehens bist sehr gut darüber informiert, dass in
letzter Zeit die Zahl der verwahrlosten Kinder und der Waisen immer größer wird, und die
Aufmerksamkeit und Sorge um sie gibt es immer weniger.
Deshalb haben sich die Mitglieder unserer Organisation entschieden, in Deutschland
eine Sammelaktion zugunsten der moldauischen Kinder unter der Losung „Die Kindheit
ist kein Kinderspiel“ durchzuführen. Es wurden 2600 DM gesammelt, für welche wir
die Geschenke gekauft haben, ebenso haben wir das Honorar den Künstlern der Puppentheater – „Guguţa“ und „Licurici“ bezahlt. Weißt du, ich kann den Ausdruck der frohen
Kindergesichter und der glänzenden Augen vor Glück niemals vergessen. Es war für uns
die größte Dankbarkeit.
Die von der Leitung der Internatsschulen, Kinderheime, in den wir waren, erhaltenen
Briefe rufen bei mir immer die besonderen Emotionen hervor, weil die in ihnen ausgesprochenen Wörter von ganzem Herzen sind.
„... Die Schüler des Internatgymnasiums der Stadt Orhei und die Lehrer danken Ihnen
für die große Seele, die Sie den Kindern während dieses für uns unvergesslichen Treffens
gezeigt haben... Sie haben geholfen, in den Kindern die tiefen Gefühle zu wecken, haben
geholfen, die Schwierigkeiten zu vergessen und haben gezwungen, sich zu freuen...“45
152
„... das Kollektiv unserer Schule spricht Ihnen und Ihrer Gesellschaft seinen aufrichtigen Dank in der Sache der geistigen Erziehung unserer Kinder aus...“ 461
„... das Kollektiv der Internatgrundschule Nr. 23 erweist sich Ihnen und Ihrer Gesellschaft für die Sorge um die unglücklichen Kinder erkenntlich…“ 47
„... die Kinder und die Lehrer des Internatgymnasiums aus Straşeni danken Ihnen für
die wunderschönen Momente, die Sie uns geschenkt haben.“ 48
„... die Pretura des zentralen Sektors der Stadt Chişinău dankt Ihnen für die Hilfe und
Unterstützungen, die den Waisenkindern dieses Bezirkes geleistet sind... Die Mitglieder
der deutschen Kulturorganisation haben ihnen die unvergesslichen Momente der Freude
geschenkt…“ 49
„... Das Ministerium für Bildung der Republik Moldova dankt aufrichtig den Artisten
des Puppentheaters „Licurici“ und dem Sponsoren der deutschen Gesellschaft „Kulturverein Moldova e.V.“, die die Kulturveranstaltungen für die Waisen und verwahrlosten
Kindern organisierten…“ 50
„Ich bin einverstanden, Konstantin. Diese Worte sind wirklich von ganzem Herzen.
Die Aufrichtigkeit ist in ihnen nicht formal“.
„Du hast Recht. Manchmal zeigen nämlich fremde Menschen mehr Sorgen, als die
Verwandten. Darin habe ich mich überzeugt, wenn ich im Internat für die Kinder mit den
angeborenen körperlichen Gebrechen war. Es befindet sich unweit von Chişinău, im Dorf
Peresecino, Rayon Orhei. Wie mir seine Direktorin Frau Varvara Cucuruzeanu gesagt hat,
dass dieses Haus für viele Kinder zu einem echten Heim geworden ist.“
„Wir haben es „Centrul de zi” genannt, d. h. „das Zentrum“, in dem die große Aufmerksamkeit nicht nur den Invaliden gewidmet wird, sondern auch den Kindern aus den
ungünstigen oder minderbegüterten Familien. Natürlich, die Haupthilfe leisten uns verschiedene ausländische Firmen, die Privatpersonen. Dank ihnen konnten wir dieses Gebäude in Ordnung bringen, die notwendige Technik erwerben, d.h. die Bedingungen zu
schaffen, die unsere Kinder benötigen.
Trotzdem, dass viele von ihnen nach der geistigen Entwicklung von den Altersgenossen zurückbleiben, haben wir uns entschieden, eines der Zimmer als Spielsaal zuzuweisen. Wie Sie sehen, er ist ziemlich geräumig. Ich will betonen, dass im Arbeitsplan unseres
Zentrums auch das speziell entwickelte Bildungsprogramm ist. Hier werden sogar die
Musikstunden gemacht. Dazu haben wir das Klavier erworben, haben gutes Video- und
Audiomaterial gesammelt. Wir feiern in diesem Saal mit den Kindern auch alle Feiertage.
Nach Möglichkeit organisieren wir die theatralisierten Vorstellungen, an denen sie mit
Vergnügen teilnehmen. Und jetzt, zum Neuen Jahr werden sie auch eine Tanne und den
Weihnachtsmann haben“.
„Dann hoffe ich, dass die Geschenke, die durch den „Kulturverein Moldova e. V.“ die
deutsche Spielzeugfirma „WADER QUALITY TOYS“ übergeben hat, sehr gelegen kommen. „...
Die Vertreterin der Firma Carina Hartmann hat 10 große Kartons gewählt, die für die
Kinderheime der Republik Moldova vorbestimmt sind“. 51
153
Neujahrfeiern in «Centrul de zi». 2007
Sie sehen mich mit einigem Misstrauen an. Bezweifeln Sie nicht, das ist keine einmalige Produktion. Manfred Wader, Inhaber der Unternehmen, das höchste Ansprüche
an die Qualität, Funktionalität und das Design der Produkte stellt. Dabei steht der Aspekt
Sicherheit stets im Vordergrund. Entsprechende Zertifikate von Vorlieferanten, deren Produkte zur Produktion des Kunststoffspielzeugs benötigt werden sowie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Prüfinstituten unterstreichen die Unbedenklichkeit der am Standort
Deutschland hergestellten Produkte. Ich bin überzeugt, dass sie Ihre Kinder noch lange
erfreuen werden.
Von unserer Organisation möchten wir dem ganzen Kollektiv „Centrul de zi” die angenehme Überraschung darbringen. Die Artisten des Puppentheaters „Guguta“ zeigen
euch die Vorstellung.
Ich wollte Sie noch etwas fragen. Soviel ich verstanden habe, ist dieses Zentrum keine
Institution des geschlossenen Typs“.
„Ganz richtig. Es war zu einem bestimmten Ziel gegründet, die schwer behinderten
Kinder nicht zu isolieren, im Gegenteil ihnen die Möglichkeit des Unterhaltens mit den
physisch normalen Kindern zu gewähren. Wir bemühen uns, die Aufmerksamkeit auch
auf Kinder aus mittellosen Familien zu lenken. Sie kommen häufig hierher. Unsere Erzieher machen mit ihnen Aufgaben, legen sie dem Werk bei. Wir bemühen uns sie für etwas
zu begeistern.
Und jetzt will ich Ihnen etwas zeigen. Kommen Sie bitte in dieses Zimmer“.
„Ja, ich denke nicht, dass es noch so etwas irgendwo gibt! Das ist doch eine Handwebmaschine!“
„Und die Teppiche, die Sie hier sehen, sind auch nicht in der Fabrik gemacht. Sie sind
von den Kindern unseres Dorfes gewoben. Und es bildet sie ihre Meisterin „die Volksmeisterin“ Liuba Buzu aus. Sie können mit ihrer Schülerin reden“.
„Ich sehe, dass diese Erzeugnisse im Volksstil erfüllt sind,“ wende ich mich an das bei
der Webmaschine sitzende Mädchen. „Auf ihnen ist das typisch moldauische Ornament
dargestellt. Sag bitte, wie gelingt es dir es so genau zu erfüllen?“
„Darin hilft mir Frau Liuba. Bei ihr sind die Zeichnungen erhalten geblieben, nach
denen noch ihre Urgroßmutter arbeitete. Zusammen mit ihnen hat sie ihr auch die Meisterschaft übergeben. Zusammen mit Frau Luiba haben wir den Zirkel der Teppichausfertigung gegründet und hier, nach den Schulstunden, fangen andere Unterrichte an. Nicht nur
154
die Technik des Spinnens erklärt und zeigt sie, sondern erzählt auch über die vergessenen
Traditionen und Bräuche unseres Volkes. Und da ist sie gekommen“.
In der Mitte des Bildes Frau Liuba Buzu
„Wie mir die Direktorin, Frau Cucuruzeanu gesagt hat, sind Sie aus Deutschland angekommen. Deshalb möchte ich, dass Sie nach diesem Land aus Moldova die herzliche
Wärme, die riesige Dankbarkeit und die Liebe aller Kinder unseres Hauses mitbringen.
Wir übergeben Ihnen sie zusammen mit dieser „traista“. In den alten Zeiten nannten die
Moldauer so die Reisetasche. Dass sie an die Zeit erinnert, die mit uns im „Centrul de zi”
verbracht wurde.
„Danke schön, dieses Geschenk gebe ich ins Museum unserer Gesellschaft – „Casa
mare“.
„Herr Pawljuk“, wendet sich die Direktorin an mich. Ich arbeite hier schon viele Jahre
und in dieser Zeit habe ich verstanden, dass sich der Mensch an alles gewöhnen kann, aber
nur nicht an Kindertränen. Zum Glück weinen bei uns die Kinder vor Freude. Ich habe mich
auch davon überzeugt, dass die Hauptsache im Leben nicht nur aufrichtiges Verständnis ist
und ich möchte den Mitgliedern der Gesellschaft und Ihren Freunden aus Deutschland noch
einmal dafür danken, dass Sie sich von denjenigen, die man häufig mit Mitleid ansieht und
die man unglücklich nennt – unsere Kinder – nicht abgewendet haben“.
„Ja, Sie haben Recht. Weil es sowohl in Moldova als auch in Deutschland Kinder
gibt, die unsere Sorge, Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen. In diesem Zusammenhang entwickelt unsere Organisation ein neues Projekt, das mit der Durchführung der
ähnlichen Veranstaltungen in den deutschen Kinderheimen verbunden ist“.
„Von ganzem Herzen wünschen wir Euch allen viel Erfolg und sind immer froh, Euch
bei uns im „Centrul de zi” zu sehen, die Menschen, die über die Wohltat nicht reden sondern sie verwirklichen“.
155
„Hallo, spreche ich mit der Organisation „Clipa sederală“? Sie werden aus Deutschland angerufen. Die Gesellschaft „Kulturverein Moldova e. V.“ möchte an der Wohltätigkeitsaktion zugunsten für die moldauischen Kinder „Caravanul de Crăciun“ teilnehmen.
Sagen Sie bitte, wann und wo werden Sie sie durchführen? Eine Minute, bitte, ich schreibe es mir auf. Am 25. Dezember 2006, das Dorf Caufa.
Ich bringe die Geschenke von den deutschen Kindern mit. Mit mir werden auch die
Artisten des Puppentheaters „Guguţa“ mit der Vorstellung „Der Kater Leopold“ mitkommen.“
„Hallo, ja Rolf. Ich höre. Das Johanniter-Krankenhaus aus Radeformwald übergibt
nach Moldova „... zwei Ultraschallgeräte sowie die Medikamente für die Menschen, die
an Diabetes und an Herz-Kreislauferkrankung leiden? 52
Gut, nachdem ich die notwendigen Informationen für ihre Sendung sammeln werde,
rufe ich dich noch einmal an“.
„Frau Corina Hartmann? Pawljuk am Apparat. Ich werde am 20. Mai in Moldova sein
und dann kann ich ins Kinderheim das Spielzeug der Firma „WADER QUALITY TOYS“ bringen. Wie viele Kartons übergeben Sie? Zehn. Ich danke Ihnen und machen Sie sich keine
Sorgen, sie passen in unseren Bus rein.
156
„Entschuldige, Witalij. Ich muss mit dir einige Details im Zusammenhang mit der
humanitären Hilfe besprechen. Und später setzen wir unser Gespräch fort“.
„Konstantin. Ich habe den ungewöhnlichen Namen – „Johanniter-Krankenhaus” gehört. Habe ich das richtig verstanden?“
„Ja. „Johanniter” ist der Ritterliche Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, der
die älteste religiöse Organisation ist. Aus den Archivquellen ist bekannt, dass zwischen
1048 und 1071 die Kaufmänner aus der Stadt Amalfi für die armen und kranken Pilger in
Jerusalem ein Krankenhaus aufgebaut hatten, dass die Laienbruderschaft verwaltete. Der
erste Gründer und der Verwalter der Laienbruderschaft St. Johannis war der Meister Gerhard, Gründer der Fraternitas St. Johannis. Ungeachtet der Eroberung von Jerusalem anno domini 1099 durch die
Kreuzritter, funktionierte das Krankenhaus dennoch
weiter und es gewann eine solche große Bedeutung,
dass im Jahre 1113 der Papst Paschalis der II (eigent-
lich Raniero di Bieda, * Bleda di Santa Sofia, Forlì; † 21.
Januar 1118 in Rom) das Gesetze erließ, die ihr ver-
schiedene Privilegien gewährte.
Unter dem Franzosen Raimund de Puy (1120
- 1160) wurde die Reorganisation der Krankenhausgemeinde bearbeitet, in dem die drei Abteilungen –
kirchliche, militärische und geisteswissenschaftliche
miteinander arbeiteten. Ab 1538 wurde sie protestantisch.
Zurzeit zählt der Orden St. Johannis alleine in
Deutschland 1.400.000 Mitglieder auf. Die Haupttätigkeit dieser Organisation im Laufe
von mehr als 900 Jahre ist die Leistung der humanitären Hilfe, sowie die Verwaltung der
Altersheime und Krankenhäuser. Eines von ihnen befindet sich, wie Du verstanden hast,
in Radevormwald. Entschuldige, es klingelt wieder.
„Hallo, Rolf. Die Ultraschallgeräte sind in das Kardiologische Institut nach Chişinău
gesendet worden. Die Geräte
wurden dem Direktor, Herrn
Popovici übergeben und ich
hatte den Wunsch geäußert „...
dass diese humanitäre Hilfe
auch der unvermögenden Bevölkerung zugänglich wird“.53
Neulich hat mich Herr
Popovici angerufen und bestätigt, dass die medizinischen
Direktor des Kardiologieinstitutes Herr M. Popovici, KulturataAnlagen gut funktionieren, che der deutschen Botschaft in Moldova Herr A. Di Leonardo,
und hatte sich bei der Leitung
Frau R. Rummel-Pawljuk, Herr K. Pawljuk
157
des Johanniter-Krankenhauses bedankt. „Ja, Rolf?
Hast du das Interview, das mit Herrn Popovici geführt
worden ist, durchgeschaut wo „... der Mangel der qualitativen, medizinischen Apparatur im Land besonders
empfunden wird. Deshalb, um sich untersuchen zu lassen, sind die Menschen gezwungen, in die Hauptstadt
zu fahren, und in langen Warteschlangen zu warten, bis
sie dran sind“.54
Hat die Leitung des „Johanniter-Krankenhauses“
in diesem Zusammenhang entschieden, noch ein Ultraschallgerät zu gewähren? 55
Natürlich, in Moldova wird eins mehr nicht überflüssig werden und ich hoffe, dass die Moldauer dem
Direktor Herrn Stefensen ein schönes Dankeschön
überbringen werden. 56
„So, bis dann“.
P. Stefensen
Also, was wolltest du mich fragen, Witalij?
„Wann hat Ihre Organisation begonnen, die humanitäre Hilfe Moldova zu leisten?“
„Die erste Sammelaktion der Medikamente war Anfang 1999 für den „Fond der Bühnenveteranen der Republik Moldova“ („Fondul veteranilor scenei din Republika Moldova”)
veranstaltet. Der Kontakt mit dieser Organisation hat zufällig begonnen. Als ich damals
in Chişinău war, habe ich Alexander Sergeevici Fedico getroffen, der der Stellvertretende
Vorsitzende dieser Organisation war. Als er über die Gründung unserer Gesellschaft erfuhr, wendete er sich an uns mit der Bitte, den Veteranen der Bühne alle mögliche ärztliche
Hilfe zu erweisen. Wir haben die Medikamente für 10.000 DM gesammelt, die der Botschaft der Republik Moldova in Berlin für sie übergeben waren. 57 Später, im Mai 2000,
haben wir die humanitäre Hilfe dem Fond der Bühnenveteranen der Bühne für 20.000 DM
noch einmal geschickt. 58
Natürlich war es allen Mitgliedern unserer Gesellschaft angenehm zu lesen, dass „... der
Rat des „Fonds der Bühnenveteranen der Republik Moldova“ Ihnen die tiefste Anerkennung und Dankbarkeit ausrichtet und den Menschen für die uneigennützige geleistete Hilfe
(durch Geld und Medikamente), die von der Bühne die Ideale des Humanismus und der Sittlichkeit lebenslang propagierten,... Es gelang Ihnen für uns einen echten Feiertag voll von
Licht und Liebe zu schaffen. Die Breite Ihrer Seele ist grenzenlos und unschätzbar“. 59
Seit 1999 übergaben wir außer Medikamenten im Laufe einiger Jahre dem Fond der
Veteranen der Bühne 1.000 Deutscher Mark jährlich.
Zu welchem Ziel wurden sie bereitgestellt? Berücksichtigend, dass diese Organisation die Arbeiter der Kunst vereinigt, habe ich ihnen angeboten, nach Möglichkeit die Unterrichte mit den Kindern in den Kinderheimen zu leiten. Leider hat unsere Idee bei den
Veteranen kein Interesse herbeigerufen, deshalb wurde die Finanzunterstützung seitens
„Kulturverein Moldova e. V.“ eingestellt“.
„Einverstanden, obwohl leite eine ähnliche Hilfe, die in Anbetracht der ungünstigen
materiellen Lage der Menschen im fortgeschrittenem Alter, wirklich notwendig ist“, bestätigt Witalij.
„Wie viele von ihnen, die für das Wohl des Staates dienten, blieben gegen Ende ihres
158
Lebens mit nichts“, bemerkte Irina. „Viele sind sogar nach der Rente gezwungen weiter
zu arbeiten, weil sie von der Hand in den Mund leben. Die ehemaligen V e r d i e n t e und
V o l k s-Künstler, Musiker, Maler, wie es sich herausstellte, haben heute keine Erholung,
sondern neue Titel – wie Nachtwächter, Zigarettenverkäufer im Kiosk oder Hausmeister!“
„Ja, Irina. Eins gehörten sie zur „Boheme“. Wenn man nachdenkt, so hat dieses Wort
vielleicht nicht zufällig so eine starke Grundlage – „Bog – Gott“. Die ehemaligen Künstler, Musiker, Maler – die Veteranen der Bühne – sind daran nicht schuld, dass sie heute bei
weitem keine bohemienharte Lebensweise führen. Ihr Gott, das Vaterland, hat sich einfach
von ihnen abgekehrt!“
„Wissen Sie, Konstantin. Ich erinnere mich sehr häufig an unser erstes Konzert in dem
deutschen Altersheim. Es war in Gelnhausen/Meerholz. Vielleicht bin ich zu sentimental,
aber beim Anblick jener schönen Verhältnisse, in denen hier die älteren Leute leben, traten
sogar mir die Tränen in die Augen. Ja, in unseren Altersheimen sieht man keinen solchen
Komfort – die Bibliothek, den Konzertsaal, die gemütlichen Zimmer. Wie uns die Verwalterin der „Residenz Kursana“ Frau Neumann-Hauf erzählte, sind viele davon mit den
Möbel eingerichtet, die von den Bewohnern aus dem Eigenheim gespendet wurden: „...
es ist wichtig, dass der bejahrte Mensch, der sich bei uns befindet, keine psychologische
Abhängigkeit von den gewohnheitsmäßigen für ihn frühen Bedingungen empfindet.
„Um ihre Seelenruhe beizubehalten“, sagte Herr Michael Dietrich vom Sozialdienst
Betreutes Wohnen (Senioreneinrichtung H.+E. Budge-Stiftung), „wird von unserer Verwaltung für die Bewohnern auch ein kulturelles Programm entwickelt.“
Diese älteren Leute applaudieren im Stehen und rufen „Bravo!“ wegen der Hochachtung zu dem
jungen moldauischen Musikern und der Bewunderung ihres Talentes aus
„Aber man darf nicht vergessen, dass dieser Komfort, sowohl äußerlich als auch seelisch nicht nur helle, sondern auch seine eigenen Rückseiten hat. Ich bin überzeugt, dass
viele der moldauischen Künstler, die im Berliner Altersheim „Paritätisches Seniorenwohnen am Rosengarten“ in der „Brandenburg Klinik Bernau bei Berlin“ auftraten bemerkt
haben, wie während des Singens des deutschen Liedes die älteren Leute kaum die Tränen
zurückhalten konnten. Es kann sein, dass dieser Zustand von den angenehmen Erinnerungen an das gewohnte Leben wachgerufen wurde, aber ich bin überzeugt, dass sie in solchen Momenten an jene glückliche Tage dachten, als sie nicht im „Heim“ lebten, sondern
in ihrem Haus, das für sie eine echte Unterkunft war, im Kreis der Familie. Leider zeigen
jetzt fremde Menschen mehr Fürsorge als die eigenen Verwandten. Viele sind gezwungen,
sich in diesen Häusern zu befinden. Deshalb weinen sie häufig nicht nur aus Freude...“
159
„Einverstanden, Konstantin. Leider haben Sie Recht. Die Alten sind wie Kinder. Sie
bedürfen auch der Sorge, Aufmerksamkeit, Unterstützung“.
„Entschuldige, Irina, ich muss mal telefonieren. Hallo, ich rufe aus Deutschland an.
Die Gesellschaft „Kulturverein Moldova e. V.“ will an der wohltätigen Aktion teilnehmen.
Wo und wann findet sie statt? ...“
160
DIE REPUBLIK MOLDAU. 15 JAHRE UNABHÄNGIGKEIT
„Die Kunst ist ein Friedenbotschafter und fordert dem
Gegenverständnis zwischen Völkern“.
(AUS DEM INTERVIEW)
„Sind Sie gerade zurückgekommen und fahren wieder weg? Störe ich, Konstantin?“
interessiert sich Herr Endruweit.
„Keine Sorge. Alles ist in Ordnung. Bitte, kommen Sie rein. Ich bin schon mit dem
Reisegepäck fertig. Morgen fahre ich nach Chişinău zum 2. Kongress der Auswanderer
aus Moldau. Gestern bin ich aus Schwerin gekommen. Dort gaben wir das Konzert, das
der 15- jährigen Bildung der Republik Moldau gewidmet war.“
Ja, die Republik Moldau ist noch nicht alt, wie Sie schon feststellten – ein Adoleszenzalter. Aber ihr Recht auf die politische „Selbständigkeit“ wurde bedingungslos von
der Weltgesellschaft bestätigt.
Heute hat die Republik Moldau die Vertretungen in vielen Ländern. In einigen von
ihnen waren die Künstler, mit denen Sie schon bekannt sind, nicht nur zu Besuch, sondern
traten dort auch auf: In Berlin und Wien, in den Botschaften der Republik Moldau, im
Generalkonsulat in Frankfurt am Main.
Vor kurzem, am 12. Juni hat unsere Organisation auf Einladung des Botschafters der
Republik Moldau in Schweden, Frau Natalja Hermann, an der Zeremonie der Eröffnung
der Moldauischen Botschaft in Stockholm teilgenommen. Leider gab es weniger Künstler
als gewöhnlich, aber es wurde genauso heiß applaudiert.
In seiner Rede hat der Außenminister der Republik Moldova, Herr Dr. Stratan, betont
: „… die Existenz eines Staates, als solches, meint nicht nur die Anerkennung von den
anderen Länder seiner politischen und territorialen Unabhängigkeit, sowie die Äußerung
von ihnen der Achtung vor der Geschichte, Sprache und Kultur seines Volkes.“
Übrigens, Herr Endruweit, die Jungs haben mich gebeten, Ihnen für den Artikel zu
danken. Als sie ihn gelesen haben, haben sie sich nicht über ihre Familiennamen und
Bilder, die in der Zeitung waren, gefreut, sondern darüber, dass „… die Meisterschaft der
moldauischen Künstler zur Bildung der positiven Weise beiträgt...“ oder, wie Sie geschrieben haben, „… des Images der Republik Moldau“.
Ich gestehe, dass es mir sehr wünschenswert wäre, dass die aufrichtigen Gefühle, die
Sie zu ihrem Land empfinden, nicht flüchtig sind.
Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass ich mich an die Künstler häufig wende, sagen
wir so auf vertraute Weise – Jungs. Ich würde es nicht familiär nennen, sie sind einfach
ziemlich jung – 10, 15, 18 Jahre alt. Aber eine solche Auswahl ist nicht zufällig, weil:
„Von wem, wenn nicht von ihnen, ist der junge europäische Staat vorzustellen?!“
Ich denke, Herr Endruweit, dass diese Frage rhetorisch sein kann, d.h. man braucht
die Antwort darauf nicht zu suchen.
Also, wir sprechen mit Ihnen wieder über die moderne Generation, richtiger zu sagen,
wir setzen das irgendwann angefangene Gespräch fort. Manchmal entstehen bei uns mit
161
den Jungs die improvisierten Diskussionen zu den verschiedensten Themen und es ist mir
immer interessant, die Meinung von 18-Jährigen zu hören, weil:
„Wer, wenn nicht sie, die Jugend, sollen die Zukunft des Landes schaffen?!“
„Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, obwohl ich überzeugt bin, dass jeder
von uns sich diese Frage häufig stellt. Und nicht nur diese. Wie sich im Weiteren unser
Staat entwickeln wird, wie sein Schicksal ist und was auf uns, die Jugend wartet?“ denkt
Aliona Triboi. „Seitdem Moldova souverän wurde, sind 15 Jahre vergangen. Man kann
sagen, dass wir mit ihr fast die Gleichaltrigen sind. Wir erleben mit ihr ihre erfolgreichen
und schweren Momente, wir gehen den Weg des Entstehens, wir leben ein allgemeines
Leben.
Nur 15 Jahre. Wie in der Biografie eines Menschen, so auch in der Geschichte eines
Staates, gilt diese Periode als komplizierteste und problematischste. Deshalb denke ich,
dass ihre günstige Lösung von uns allen abhängt, weil:
„Wer, wenn nicht wir, die Bürger der Republik Moldau, haben für sie die Verantwortung zu tragen?!“
„Wahrscheinlich, klingt es etwas pathetisch, aber ich meine, Konstantin, dass man
über ihre Zukunft nur dann sprechen kann, wenn das ganze Volk den Wunsch hat, alles
Mögliche für das Blühen des Landes zu machen“, unterstützt Aliona Dmitrii Grabovschi.
„Ich möchte nicht pessimistisch scheinen, ich lasse mich aber in meinen Taten von den
Worten eines der altgriechischen Philosophen häufig leiten: „Die Zukunft kommt niemals.
Um uns ist immer die Gegenwart“. Ich denke, dass in diesen Worten die tiefe Weisheit
liegt. Die Taten, die von uns heute begangen werden, ist unser Morgen, d.h. die Zukunft.
Meine, meines Freundes, des Nachbarn und schließlich des Landes, in dem wir leben. Ich
bin überzeugt, dass jeder von uns möchte, dass sie schön ist.
Es sind schon 15 Jahre vergangen. Ein Viertel der durchschnittlichen Lebensdauer
eines Menschen, aber nicht eines Staates. Aus diesen Zeitabschnitten bildet sich sein Ganzes, dessen Teil wir sind: Mein Freund, der Nachbar, ich. Er soll unteilbar sein, weil:
„Wer, wenn nicht wir, das Volk, sollen seine Stütze sein?!“
In diesem Zusammenhang möchte ich mich an das Konzert erinnern, das hier in
Deutschland am 14. September 2005 stattfand. Ja, ich habe mir das Datum gut gemerkt.
Ich bin überzeugt, dass es auch die übrigen Teilnehmer nicht vergessen haben.
An diesem Tag, in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg, hat die Botschaft
der Republik Moldova in Berlin den Empfang anlässlich der Feier des Tages der Unabhängigkeit unseres Staates organisiert. Bei diesem Ereignis waren über 200 Gästen anwesend, unter denen auch Herr Georg Bomgarden, der Staatssekretär des Außenministeriums
Deutschlands, die Vertreter der Wirtschafts-, Landwirtschafts-, Innenministerien, der Dekan des Diplomatischen Korps, die Diplomaten vieler Länder, der Botschafter Deutschlands in Moldova Herr Lerke, die Geschäftsleute.
Unsere Gäste waren die offiziellen Vertreter vieler Staaten. Ehrlich gesagt, auch heu162
te kann ich Ihnen den inneren Zustand, der mich während des Auftrittes ergriff, nicht
beschreiben. Wahrscheinlich war noch mehr Aufregung als gewöhnlich da, mehr Verantwortung und noch mehr Hingabe, da wir auch offizielle Vertreter unseres Staates – der
unabhängigen Republik Moldau, waren!
Wenn am Anfang des Konzertes alle Anwesenden im Stehen Julian Puşca applaudierten, und am Ende des Programms allen Künstlern, so bin ich überzeugt, dass wir in diesem
Moment das riesige Gefühl des Stolzes für unser schönes und wohltuendes Land, für das
fleißige und freundliche Volk, empfunden haben.
Der Beifall ist die Investition, in der alle nur gewinnen
Wir alle : Moldauer Nikolai Bantea, Bulgare Sergei Varsan, Russin Irina Sciogoleva,
Armenierin Elena Demirdjean, Pole Dmitrii Grabovschi, Ukrainerin Natalja Fastova …
Vielleicht können meine Überlegungen für jemanden naiv erscheinen, aber ich denke, dass dann, wenn wir alle – Moldauer, Gagauzen, Ukrainer, Polen, Armenier, Russen
– mit Stolz „MEINE MOLDOVA“ sagen werden, so sind alle Konflikte und Missverständnisse für immer gelöst, weil:
„Wer, wenn nicht wir, die Vertreter verschiedener Völker, verpflichtet sind, die Einigkeit unseres Landes zu bewahren?!“
„Ich hätte gesagt – „UNSERE MOLDOVA“. Und, natürlich, wir sollen zusammen danach streben, dass das sonnige gastfreundliche moldauische Land blühen wird, ergänzt
Nikolai Bantea. Strebten unsere Vorfahren nicht danach: nach Vereinigung, und folglich
nach dem Blühen von Moldova?
Ich bin zum Anfang unseres Gespräches nicht zufällig zurückgekehrt, weil ich meine,
dass Sie, Konstantin, richtig gesagt haben: „... man sollte die Zukunft des Landes betrachten“. Ja, nämlich: Sollen! Obwohl wir tatsächlich in der Gegenwart leben, sind aber unsere
Gedanken auf das Morgen gerichtet. Und wie das Morgen wird, hängt von uns ab, weil:
„Wer, wenn nicht wir, die Nachkommen von Stefan dem Großen, Dimitrie Cantemir,
sind die Fortsetzer ihrer Taten?“
Es ist wie mit einer Mutter, man kann immer nur mit einer verwandt sein. Und egal
163
wo wir uns befinden würden, und wie gut es dort wäre, aber unterbewusst werden wir uns
immer Sorgen machen. Besonders, wenn es ihm schlecht geht, da sich in unserem persönlichen Fragebogen „der Geburtsort“ und „die Staatsangehörigkeit“ in verschiedenen
Spalten immer befinden.
Wenn man nachdenkt, so ist im Wort „Geburt“ die feste Basis – „das Geschlecht“ gelegt. In ihm sind unsere Wurzeln und die Kraft, da sie mit der Heimat fest verbunden sind.
Das Geschlecht und die Heimat. Meiner Meinung nach sind das nicht nur einfache Begriffe, sondern auch die Verpflichtungen. Erst wenn sie in unserem Bewusstsein untrennbar
sein werden, können wir von unseren Rechten sprechen. Sowohl als eine Persönlichkeit
als auch der ganze Staat.
Nur dann, wenn wir das Eigentumsrecht haben, sind wir uns bewusst, dass uns das
ganze Land gehört, wir können – „MEIN STAAT“ sagen, weil:
„Wer, wenn nicht wir, seine Herren, sollen für ihn sorgen?!“
„Leider, in letzter Zeit hört man immer öfter, dass die Heimat dort ist, wo es dir gut
geht“, sagt Anna Ivanitscaia. „Ich will nicht bestreiten, dass bei jedem diese Behauptung
verschiedene Assoziationen herbeiruft. Und sie hängen davon ab, was wir unter der Bestimmung „g u t“ meinen.
Regen Sie sich nicht auf, ich werde nicht philosophieren, weil die Erklärung in der
Antwort auf die einzige Frage in diesem Fall immer besteht: „Welche sind meine Bedürfnisse?“ Oder ist das die Errungenschaft der relativen materiellen Unabhängigkeit, oder die
geistige Bereicherung?
Ich denke, es ist nicht schwierig zu erraten, dass in den meisten Fällen diejenigen, die
ins Ausland fahren möchten, die Unabhängigkeit wählen. Natürlich die materielle.
Beim Treffen der Entscheidung, das Land zu verlassen, bewegt die Menschen nicht
immer nur die Notwendigkeit der Verbesserung eigenen Wohlstands. Zum Beispiel war es
1990 so: wegen der politischen Ereignisse in Moldova waren viele, die sogar ihren größten Teil des Lebens dort verbracht haben, gezwungen, „den Wohnort“ zu wechseln.
Es wird richtig gesagt: Die nationale Frage beginnt sie dann zu beunruhigen, wenn
sie nicht im Stande sind, mit den entstehenden Schwierigkeiten zu Recht zu kommen.
Aber, wie die Geschichte zeigt,
ist sogar beim stärksten und
entwickeltsten Staat dieses Problem seine verwundbare Stelle
– Achillesferse. Es ist bekannt,
dass das Land zur Zerstörung
verurteilt ist, wenn man sie
trifft, deshalb:
„Wer, wenn nicht die Politiker, sind verpflichtet, das nicht
zuzulassen?“
Malerin Ana Budarina
164
„Ja, während dieser Zeit sind in Moldova nicht wenige emigriert, aber die Auswanderung der Bevölkerung dauert noch an“, schließt Svetlana Ionica. „ Ihnen zu erklären,
Konstantin, was ich meine, ist wahrscheinlich nicht nötig. Sie fahren oft nach Moldova
und können selbst die politische und auch die ökonomische Situation analysieren. Nein.
Die Kultur habe ich nicht vergessen. Über sie wird getrennt gesprochen, weil sie leider
manchmal abseits bleiben muss. Vielleicht ist es deshalb für viele Menschen des schöpferischen Berufes „dort gut“.
Einerseits verstehe ich sie und habe kein Recht, zu verurteilen. So ist die menschliche
Natur. Wir wollen alles heute, jetzt, in dieser Minute haben.
Heute haben wir die Möglichkeit mehr zu erfahren. Heute bewundern wir das schöne
Leben dort. In dieser Minute finden wir in unseren Phantasien einen Platz dafür.
Wir machen unsere Auswahl, weil wir nicht wissen wollen, was dort gut ist, während
der Deutsche, der Österreicher, der Franzose, der Italiener, der Spanier in seiner Einbildung sich nicht nur während der 15 Jahre etwas vorstellte, sondern dieses schuf, dieses
Märchen. Aber für sich. Weil dort sein Geschlecht, seine Heimat ist!
Wir wollen uns vorübergehend mit den Schwierigkeiten hier nicht abfinden, aber sind
ständig bereit, uns mit den Problemen dort abzufinden, wo, wie es uns scheint – es g u t
ist. Dort gibt es die Probleme auch, und kaum erscheinen wir irgendwo, werden sie unsere
persönlichen. Aber dort ist man verpflichtet, sie zu lösen, weil man nicht wieder wegfahren will.
Alles ist verhältnismäßig, und die Probleme – besonders ihr Umfang und ihre Bedeutsamkeit, werden von unseren Bedürfnissen bestimmt. Es ist g u t, dass wir alles heute,
jetzt, in dieser Minute wollen. Denn warum sollen wir diesen Wunsch nicht hier verwirklichen, wo man auch g u t sein kann?! Denn
„Nicht für uns, die in diesem Land geboren wurden, soll Moldova die Heimat sein?
„Sie werden sagen, dass unsere Probleme niemals vorübergehen werden? Es ist
schwierig das zu behaupten“, sagt Witalij Pahomov, „weil jeder von uns hofft, dass sie in
keine ständige Kategorie übergehen werden.
Wir verstehen, dass solche Menschen, wie Dimitrie Cantemir, Stefan der Größte, nicht
jedes Jahr und nicht jedes Jahrhundert geboren werden, diejenigen, die um die Unabhängigkeit des ganzen Volkes – materielle und geistige Unabhängigkeit – kämpfen würden,
diejenigen, die nach der Bereicherung des ganzen Volkes – materieller und geistiger, streben würden. Wir verstehen das. Aber jedesmal glauben wir, dass diejenigen, die an ihre
Stelle gekommen sind, unser Moldova blühend machen werden, weil:
„Wer, wenn nicht diejenige, denen das ganze Volk vertraut, sind gerufen, die Unabhängigkeit und die Bereicherung zu verbinden? Materielle und geistige?!“
Und wir hoffen, dass es doch geschieht, vielleicht in den nächsten 15 Jahren. Es wird
geschehen, weil unser Staat nicht nur offiziell in der Welt anerkennt wird, sondern auch
die Geschichte, die Sprache, die Kultur des moldauischen Volkes erkannt werden.
Während dieser Jahre sind verschiedene Informationen über Moldova auch in der
ausländischen Presse, im Fernsehen, im Rundfunk erschienen.
165
Ich habe mich gerade erinnert, dass Sie, Konstantin, zusammen mit dem Botschafter
von Moldova in Deutschland, Dr. Corman, an der Sendung über Moldova, die im Berliner
Rundfunk „RBB – Radio Berlin Brandenburg“ gesendet wurde, teilgenommen haben.“
„Ja, Witalij. Es war 2004, am 2. September. Ihre Moderatorin, Sabine Porn, hat im
Konferenzsaal des Hotels „Stuttgarter Hof“ in Berlin eine Diskussion zum Thema „Die
Politik, die Wirtschaft, die Kultur
der Republik Moldau“ organisiert.
„Und, wie Sie sich erinnern,
Konstantin, aus dem Deutschen
kenne ich einige Wörter, aber an
jenem Tag, als ich der Sendung
zuhörte, habe ich richtig verstanden, dass unser „Moldau“ kein
Name des Flusses in Tschechien
ist, sondern ein unabhängiger euv. li. nach re.: Konstantin Pawljuk, Dr. Anneli Ute Gabanyi,
ropäischer Staat.“
Sabine Porn, Dr. Igor Corman
„Übrigens, Konstantin“, wendet sich Herr Endruweit an mich. „Sie sagten mir, dass ab 2004 Ihre Organisation anfing,
an der Feier des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldova in Deutschland teilzunehmen.“
„Ganz richtig. Ich betone, dass seit dieser Zeit, d.h., als Dr. Corman das Amt des Botschafters übernahm, gerade unsere Zusammenarbeit mit der Botschaft von Moldova in
Berlin begann. Ich hätte es als eine Allianz der Politik und Kultur genannt.“
„Jetzt bleibt noch, dass sich die Wirtschaft anschließt. Dann wird die Kultur nicht
abseits, sondern da nebenan stehen. Die Politik, die Wirtschaft, die Kultur“, ergänzt Herr
Endruweit.
„Man möchte darauf hoffen. Ich habe nicht vor, Komplimente zu machen, aber schon
die Tatsache, dass an diesem Tag die Republik Moldau in Deutschland auch die Arbeit der
Kultur vorstellt, sagt darüber, dass der Gleichberechtigung der Politik und Kultur eine große Bedeutung beigemessen wird.
Also, wir sprechen über 2004. Die Feier des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldau verläuft
nicht nur in Berlin. Am 16. September fand im Saal des
Hotels „Arabella Sheraton Kongress Hotel“ in Frankfurt am Main der offizielle Empfang, der vom Moldauischen Generalkonsulat geführt und von Herrn D. Socolan organisiert wurde, statt. Unsere Organisation hat
auch dort ein kulturelles Programm vorbereitet.
Jetzt sprechen wir über die Anerkennung des neuen Staates. Ich denke, dass es richtig ist, sich auch an
2005 zu erinnern. Auf Einladung der kulturellen Abteilung Lüdinghausen haben die moldauischen Künstler
am Festival der Länder des Schwarzmeergebietes teil166
genommen. Wie bekannt ist, besteht es aus: Moldau, der Ukraine, Russland, Bulgarien,
Georgien, der Türkei und Rumänien.
Am 27. September sind in der Burg Vischering die Schüler des Moldauischen Musikalischen Lyzeums von C. Porumbescu und die Studenten der Musikakademie von G.
Muzichescu mit dem Konzertprogramm, in das die klassischen Werke der moldauischen,
westeuropäischen Komponisten sowie die folkloristische Melodien aufgenommen waren,
aufgetreten.
In der Lokalpresse gab es die Mitteilung: „...Die sehr gut vorbereiteten Studenten des
moldauischen Konservatoriums haben die Brücke zwischen der nationalen Folklore und
den klassischen Werken der moldauischen sowie bekannten westeuropäischen Komponisten geschaffen“. 60
Ich meine, dass das inhaltsvoll für den „Кulturverein Moldova e. V.“ auch das Jahr
2006 war.
Wir haben 15 Konzerte organisiert und durchgeführt. Ja, das war genügend Belastung,
sowohl psychische als auch physische. Aber, wie sie schon verstanden haben, waren für
uns die Worte, die in der deutschen Presse standen, besonders wichtig: „…die moldauischen Musiker haben das deutsche Publikum durch die Erfüllung der klassischen Musik,
der nationalen Folklore und das Tanzen entzückt. Der Auftritt von Simion Gronic auf
den moldauischen Volksinstrumenten, der Geigerin und Sängerin Aliona Triboi, Pianistin
Svetlana Ionica, der Sängerin der Volkslieder Tamara Costriţchi, dem Tanzpaar Anna
Ivanitscaia und Dmitri Grabovschi, das virtuose Panflötenspiel von Iulian Puşca wurden
von dem dauerhaften Beifall begleitet“. 61
Ich wollte einfach die besonders wichtigen Veranstaltungen aufzählen, an denen in
diesem Jahr unsere Organisation teilnahm, aber wahrscheinlich wird es nicht möglich,
einige von ihnen auszuzeichnen. Es handelt sich darum, dass sie alle mit einem bedeutenden Datum – mit dem 15jährigen Jubiläum der Republik Moldova verbunden waren,
dem Geburtstag des Staates. Er gilt als Hauptereignis in seinem Leben, weil von diesem
Moment an die Richtung seiner Entwicklung bestimmt wird. Das moldauische Volk hat
am 27. August 1991 gewählt, als die ehemalige Moldauische Sowjetische Sozialistische
Republik oder MSSR souverän wurde.
Seitdem sind schon 15 Jahre vergangen. Natürlich ist es nicht viel für das Staat, das
zum ersten Mal den demokratischen Weg der Entwicklung beschritten hat, aber auch nicht
wenig für den Land mit der jahrhundertealten Geschichte, Tradition und Kultur. Moldova
und zusammen mit ihrem Volk haben einen Zeitraum überwunden.
Man kann sagen, dass nur 15 Jahre vergangen sind. Sie waren für die Republik kompliziert, da sich in dieser Periode der neue europäische Staat mit neuem Gedächtnis, neuer
Weltanschauung, bildete.
Das ist ein ziemlich komplizierter Prozess für das Land, in dem die Vertreter vieler
ethnischer Minderheiten seit Ewigkeit leben. Es ist nicht merkwürdig, dass zwischen ihnen
manchmal unterschiedliche Meinungen entstehen, die sich in komplizierte Wendepunkte
verschärfen. Aber man kann die Lösung der Problemfragen immer finden. Ich denke, dass
in diesem Fall jeder Bürger von Moldova, der mit allen Rechten des unabhängigen Staates
ausgestattet ist, die Hauptpflicht ihm gegenüber „… die Erhaltung der Integrität der Republik Moldau…“ erfüllen wird. So wird sich dann eine der Aufgaben ihrer Außenpolitik,
nämlich die Integration der Republik Moldau in Europa, nach und nach verwirklichen.
167
Die Bildung eines neuen Staates, das sind neue Probleme, neue Aufgaben, neue Fragen:
„Wer hat den jungen europäischen Staat vorzustellen?!“
„Wer ist seine Stütze?!“
„Wer wird sich um ihn sorgen?“
„Wer soll die Zukunft des Landes schaffen?!“
„Wer muss dafür die Verantwortung tragen?!»
„Wer ist verpflichtet, die Einheit des Landes zu bewahren?“
„Wer ist aufgefordert, seine Einteilung nicht zuzulassen?“
„Wer ist der Fortsetzer unserer Taten?“
„Wer soll ihr Blühen erreichen?“
„Für wen soll Moldova die Heimat sein?“
Diese Fragen wurden am 15. Mai von den Journalisten in Berlin dem Präsidenten der
Republik Moldau, Herrn Vladimir Voronin, gestellt. In Zusammenhang mit seinem offiziellen Besuch in Deutschland wurde im Saal der Friedrich-Ebert-Stiftung die internationale
Pressekonferenz organisiert.
„Ja, ich erinnere mich, Konstantin. Der Vortrag von Herrn Voronin zum Thema „Republik Moldova auf dem Weg der europäischen Integration“ wurde von deutschen und
auch von den moldauischen Fernsehkanälen sowie im Rundfunk gesendet. Auch in der
Presse wurde dieses Ereignis beleuchtet.“
Übrigens war der Vortrag des Präsidenten der Republik Moldova der originellen Nummer der moldauischen Künstler zuvorgekommen.
„Ganz richtig. Nach der Begrüßungsrede des Beraters des Staatsministers des Auswertigen Amtes, des Präsidenten der Südosteuropa-Gesellschaft, Herrn Gernot Erler, sind
im Saal Aliona Triboi und Roman Cazac aufgetreten. Wir haben nachgedacht, dass das
Erklingen von „Doina“ in Begleitung der Panflöte ein musikalisches „Wappen“ der moldauischen Kultur rechtlich werden kann. Außerdem waren im Foyer die Bilder der moldauischen Maler ausgestellt.“
„Also, die Kultur beginnt, in einer Reihe mit der Politik und der Wirtschaft zu erscheinen“, schließt Herr Endruweit ab.
„Ja. Davon zeugt auch das Seminar, das in Berlin am 5. September zum Thema „Politische, ökonomische und kulturelle Entwicklung in der Republik Moldova“ stattfand. Die
Veranstalter waren die Botschaft der Republik Moldau in Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Europakunde e.V. und die Südosteuropa-Gesellschaft. Daran haben Politiker
und Experten der Republik Moldau teilgenommen und ihren Erfolg und ihre Perspektiven
für die Zukunft betrachtet. Es wurden die Vorträge gehalten, die den erzielten Erfolg der
Republik Moldau in diesen Jahren und ihre Perspektiven für die Zukunft beleuchteten.
Natürlich, die besondere Aufmerksamkeit war den Aspekten der Innen- und Außenpolitik
gewidmet. Sie fragen, Herr Endruweit: „Woher kenne ich solche ausführlichen Informationen?“ Bei diesem Seminar wurden nicht nur die aktuelle politische und wirtschaftliche
Lage des Landes betrachtet, sondern es wurden auch einige Fragen aus dem Gebiet der
Kultur berührt. Zum Thema des deutsch-moldauischen kulturellen Austauschs habe ich
den Vortrag gelesen „Kulturaustausch zwischen der Republik Moldau und der Bundesrepublik Deutschland als Beitrag für die Integration in die europäische Familie“.
168
Nach dem Seminar im Berliner Rathaus hat der Empfang, organisiert von der Botschaft der Republik Moldova, stattgefunden, auf der unsere Organisation das kulturelle
Programm vorgestellt hat.
Die Politik, Wirtschaft, Kultur. Ausgezeichneter Titel für das folgende Projekt von
„Кulturverein Moldova e. V.“ Finden Sie nicht?
Obwohl, man kann sagen, dass unsere Organisation es schon verwirklicht hat. Am 12. September haben wir im Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin (MDC) in Berlin unter Unterstützung der Vertreterin der Regionalverwaltung Buch, Frau Hella Hennicke, die Veranstaltung unter dem Motto „15 Jahre Republik Moldau
– Wissenschaft-Kunst-Humanität“ durchgeführt.
Nach moldauischem Brauch wurden die Gäste
mit einem moldauischen Glas Wein begrüßt. Unter ihnen waren Ralf Hillenberg, MdA, der Direktor des Institutes Leibniz, Dr. Walter Rosenthal,
und wie man in solchen Fällen sagt, auch andere
offizielle Personen. Ich will bemerken, dass viele
der Gäste an jenem Abend die besondere Rolle
der Kunst nicht nur in dem öffentlichen, sondern
auch im politischen Leben des Staates betonten,
und den Auftritt der moldauischen Künstler als
den direkten Beweis dafür betrachteten.
Ich denke, dass das Konzert, das wir in diesem Jahr in Österreich auf Antrag des
Botschafters der Republik Moldova, Herrn Victor Postolachi, gegeben haben, mit dem
in unserem Gespräch erscheinenden Motto „Politik, Wirtschaft, Kultur“ auch symbolisch
stehen kann.
Diese Veranstaltung fand in Wien, im Rumänischen Institut der Kultur, statt.
Danach fragten mich die Künstler mehrmals: „Und warum eröffnet die moldauische
Regierung in Europa nicht ein ähnliches Institut?“
Vielleicht wird die Antwort auf diese Frage schon bei der nächsten Pressekonferenz
gegeben sein?!“
Vielleicht wird die Antwort auf diese Frage schon bei der nächsten Pressekonferenz
gegeben sein?!“
169
KONTAKT ZUM BÜRO INTERETHNISCHER BEZIHUNGEN
Die Zukunft ist in der Gegenwart, aber die Zukunft ist auch
in der Vergangenheit. Wenn sie schlecht ist, tragen wir dafür
die Verantwortung
(АNATOLE FRANCE)
„Konstantin? Guten Tag! Endlich gelingt es mir, Sie ans Telefon zu bekommen. Es
scheint mir, dass Sie in Chişinău genauso unerreichbar sind, wie in Deutschland. Ich hoffe, dass Sie diesmal für mich ein paar Minuten Zeit investieren können?“ fragt Violetta
Epureanu am Telefon. „Ich weiß, dass Sie keine Zeit für private Gespräche haben, deswegen würde ich gerne mit Ihnen einen Termin ausmachen.“
„Violetta, ich bin froh, dass Sie angerufen haben. Aber Ihr Geschäftston macht mich
neugierig. Wir kennen uns mittlerweile schon mehrere Jahre. Wie ich gehört habe, sind
Sie befördert worden mit dem Angebot, ein Programm im moldauischen Fernsehen zu
moderieren?“
„Sie sind ja genauestens informiert – wie wir Journalisten“ antwortet Violetta erstaunt.
„Das kommt daher, wenn man mit den Korrespondenten der Massenmedien häufig zu
tun hat. Es wird Ihnen bekannt sein, dass die Tätigkeit unseres Vereines durch einige Ihrer
Kollegen durch Funk und Fernsehen der Öffentlichkeit präsentiert wird.“
„Ja-a-a-a Konstantin, dank meines Berufes bin ich auch immer im Bilde über die
letzten Nachrichten. Zum Beispiel habe ich am 9. Juli erfahren, dass „… der Präsident
der Republik Moldova einen Erlass über die Nominierung an Konstantin Pawljuk, Vorsitzenden der deutschen Kulturorganisation „Moldova“ unterzeichnet hat. 62
Und heute, am 26. August, hat S.E. Präsident Voronin Ihnen die Medaille „Meritul civic“ (Verdienste für das Vaterland) überreicht. Dazu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Nein,
nein. Sagen Sie nicht wieder wie üblich: „Ich habe nichts besonderes getan.“
170
Wie in der moldauischen Presse bemerkt wurde „…die Entscheidung der moldauischen Regierung ist ein Ausdruck der Anerkennung für die besonderen Verdienste in der
Entwicklung der Beziehungen auf dem Gebiet der Kultur zwischen moldauischem und
deutschem Volk und der Beitrag zur Erhaltung der Volkstraditionen und der moralischen
Werte.“ 63
Ich bin überzeugt, dass alle die mit Ihnen gearbeitet haben und natürlich auch die Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e.V.“ damit einverstanden sein werden, dass nicht die
Bescheidenheit gefragt ist. Ich bin auch überzeugt, dass diese Auszeichnung ein bedeutungsvolles Ereignis für Sie als Vereinsvorsitzender und für alle, die mit Ihnen die Freude
der gemeinsamen Arbeit geteilt haben, ist.“
„Im Prinzip haben Sie Recht. Diese Auszeichnung ist eine Bewertung der riesigen
Arbeit, die von uns allen in diesen Jahren geleistet wurde. Außerdem wäre die Existenz
des „Кulturvereins Moldova e.V.“ ohne unsere gemeinsamen Bemühungen unmöglich
gewesen. Deshalb habe ich heute in der Dankrede bemerkt, dass es gerecht wäre die Medaille „Meritul civic“ mit allen, die zum Wachstum des Interesses zur Geschichte, Kultur,
Traditionen des moldauischen und deutschen Volkes auf jeder Weise beigetragen haben,
zu teilen.
Ich meine auch die großzügigen finanziellen Hilfen der deutschen Partner sowie das
grenzenlose schöpferische Potential beide Länder.
Ich glaube, man sollte erwähnen, dass die originellen Ideen nur eine Seite dieser Medaille darstellen. Und die Kehrseite… es ist nicht schwer zu erraten, ist die finanzielle. Nur
mit Enthusiasmus, wie man sagt, wird man nicht weit kommen.
Die Buchhaltung musste ich mir aneignen, da für die Vorbereitung der nächsten Projekte nicht nur mit den vermeintlichen Gewinnen der Veranstaltungen gerechnet werden
konnte, sondern auch die Effektivität des Budgets unseres Vereines berücksichtigt werden
musste. Der wichtigste Teil der Investitionen bilden jedoch der Optimismus, die Energie,
die Inspiration und der Humor der Mitglieder.
Ich möchte aber auf die Besonderheiten der
Arbeit unserer Organisation nicht eingehen. Es
soll einfach betont werden, dass der „Кulturverein
Moldova e.V.“ den Menschen, die uns bei unseren
Vorhaben geholfen haben, großen Dank ausspricht.
Hier werden besonders unsere beiden Hauptsponsoren die „VR Bank Main-Kinzig eG“ und der Geschäftsmann Simion Rummel hervorgehoben.
Sie sagen, dass die Organisation Glück hatte?
Da bin mit Ihnen einverstanden. Sagen wir mal so,
ich bin sehr glücklich, Menschen die zum Spenden
bereit sind, gefunden zu haben. Die sich bewusst
sind, dass auch eine finanzielle Unterstützung für
die Kultur heute sehr wichtig ist.
Deshalb waren wir froh und glücklich, Herrn
Siegbert Remmel, Mitarbeiter der Bankverwaltung, kennenzulernen. Seine nahe Bekanntschaft mit dem „Кulturverein Moldova e.V.“ begann am 7. Februar 2000 in Wächtersbach.
Mit seiner Unterstützung wurde die Gemäldeausstellung der moldauischen Maler – Simi171
on Zamşa, Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ecaterina Ajder – möglich.
Diese Bank sponsert schon seit Jahrzehnten viele kulturelle, sportliche und soziale
Organisationen im Main-Kinzig- Kreis. Ich möchte gern ergänzen, dass man solcher Beziehung nicht verwundern braucht, da diese Bank schon seit Jahrzehnten mehr als Tausend
kulturellen, sportlichen und sozialen Organisationen im Kreis Main-Kinzig sponsert.
Ja, Sie haben es genau gemerkt. Gemeinsam
kann man mehr erreichen. Gerade unter solcher
Losung „Gemeinsam mehr erreichen“ führt die
„VR Bank Main-Kinzig eG“ den regionalen
Wettbewerb „die beste gemeinnützige Organisation“ jährlich durch. Letztes Jahr 2007 sowie
dieses Jahr 2008 hat der „Kulturverein Moldovа
e.V.“ die Klassifikation von „Silber“ mit einer Finanzhilfe bekommen.
Nein, nein, Violetta. Man muss mir nicht
wieder gratulieren. Wie Sie sich schon überzeugt
haben, konnte man nicht alles selber machen. Es
ist unser gemeinsames Ergebnis. Auch Ihre Hilfe, des jeden Mitgliedes unseres Vereines
und aller, die an unseren Projekten teilnahmen. Und es waren nicht wenige.“
„Das ist wahr, Konstantin. Damals, 1999 haben sich die Teilnehmer des Projektes „Kultur und Kulinarie“ sehr angefreundet, besonders während der Stadtrundfahrt in Frankfurt
am Main. Wie auch viele andere endete sie entzückend – mit einem Krug des deutschen
Bieres. Und nicht nur mit einem...“, bestätigt die Journalistin lustig. „Stimmen
Sie zu, dass solche Momente der Kommunikation etwas Besonderes ist und
ausgezeichnet zusammenschweißt.“
„Ganz richtig. Alle haben ihre Arbeit erfüllt und sich gleichzeitig sehr gut
erholt“.
„Später lud unsere Organisation
die Vertreter der Massenmedien nach
Deutschland mehrmals ein. Doch gerade
sie, die Mitarbeiter des Fernsehens, der Presse, des Radios tragen zur Bildung der öffentlichen Meinung bei. Übrigens kann ich mit Ihnen eine interessante Information teilen.
Während der Renaissance, um einen Krieg rechtfertigen zu können, musste ein Prinz oder
König zunächst einen „casus belli“ – Shakespeares „Heinrich V“ bat zum Beispiel seine
Priester, einen rechtlichen Anspruch zu finden, auf Grund dessen er in Frankreich einfallen
konnte. Danach wurden erst Geld und Soldaten beschafft. Schließlich war noch eine Legitimation nötig. Dafür wurden Gesandte nach Rom beordert – zur Erlangung des päpstlichen Segens. Der Gang nach Rom ist heute nicht mehr nötig. In unseren Tagen ist die
öffentliche Meinung das Äquivalent zu einem päpstlichen Spruch. Heutige Massenmedien
stehen für die Orte, an dem nicht nur politische Akteure, sondern auch die Kulturschaffenden um die Anerkennung der Öffentlichkeit kämpfen.“
172
„Also, ich denke, dass die öffentliche Meinung über die Tätigkeit Ihrer Organisation sowohl in den Dankesbriefen, als auch in den Zeitungsartikeln, Fernsehreportagen,
Meinungen des Publikums sehr klar geäußert wird. Und, natürlich, der höchste Wert des
Erfolges des „Kulturvereins Moldovа e. V.“ ist die Medaille „Meritul civic“.
„Noch einmal, Violetta, danke Ihnen für die gewährte Hilfe. Wenn wir jetzt über das
Fernsehen sprechen, wollte ich auch Ihre Kollegen erwähnen, die mit unserer Organisation
zusammen arbeiteten. Liudmila Barba und Eudochia Nicu, vom „TV Moldova-International“. Margarita Raducan, die Journalistin von „Euro TV-Chişinău“, die das Projekt „Moldova tanzt und singt“ erleuchtete. Dank ihrer interessanten und qualitativen Arbeit wurde
das dokumentarische Archiv vom „Кulturverein Moldova e. V.“ ziemlich eindrucksvoll
erweitert.“
„Aber vergessen Sie darüber nicht, Konstantin, dass nämlich wir mit Rodica Creţu
Ihnen den Weg geebnet haben, richtiger gesagt die Verbindung Chişinău - Frankfurt am
Main. Erinnern Sie sich, dass ich Sie mit Witalij Pahomov, man kann sagen, mit dem ständigen Operator der Organisation, bekannt gemacht habe. Es ist manchmal schade, dass
man die Zeit nicht zurückdrehen kann“, seufzt Violetta.
„Die Zeit lässt sich zwar nicht zurückdrehen, aber ich denke, dass es möglich sein
wird. In diesem Jahr wird unsere Organisation 10 Jahre alt und das neue Projekt ist diesem
Jubiläum gewidmet. Natürlich, wird zuerst in Deutschland gefeiert. Selbstverständlich
werden an unseren Veranstaltungen auch die moldauischen Freunde teilnehmen. Und, wie
Sie sicher wissen, wird es ohne Presse nicht gehen …“
„Entschuldigen, Sie wollen sagen, dass Sie sich entschieden haben, auch die Journalisten aus Moldova einzuladen?“ fragt Violetta unsicher.
„Ja. Sie und Witalij. Ich denke, dass die anderen es nicht übel nehmen werden, da ihr
beide die ersten Helfer des „Кulturvereins Moldova e. V.“ wart und bleibt.“
“Konstanti-i-i-i-n! Vielen Dank für den Vorschlag!“ ruft Violetta froh aus.
„Dann bis bald in Deutschland. Dort werden wir vielleicht die Zeit finden einfach da
zu sitzen und zu plaudern.“
„Nein, nein, nein. Ich weiß schon, was bei Ihnen „einfach zu sitzen“ bedeutet. Für Sie
ist es mindestens die Ruhe und das Maximum an Bewegung. Und, natürlich, das Zeitdefizit. Deshalb biete ich an, gerade jetzt das Blitz-Interview durchzuführen“.
„Ich habe nichts dagegen. Es ist mein Stil. Konkret und sachlich.“
„Dann beginnen wir. Meine Frage bezieht sich auf das Ereignis, das in Moldova im
Herbst des vorigen Jahres geschah, dessen Teilnehmer Sie waren. Das ist der 2. Kongress
der Auswanderer aus Moldova, die im Ausland leben“. 64
„Ja-a-a-a, Violetta. Das Thema, das Sie jetzt angesprochen haben, entspricht keiner
Form eines Blitz-Interviews. In diesem Fall kann man mit zwei Worten nichts erklären.
Aber wie ich nach Ihrer „Kampfeinstellung“ verstanden habe, schaffe ich es diesmal nicht
das Gespräch zu verlegen. Gut, führen wir das Gespräch weiter. Umso mehr, dass ich
neulich bei mir vorhandenes Material bezüglich dieser Frage durchsah. Leider, kann ich
– aus Zeitmangel in diesem Jahr am 3. Kongress nicht teilnehmen. Deshalb bemühe ich
mich darüber möglichst detailliert zu erzählen, was beim vergangenen Forum geschah. Ich
denke, wenn man die Wichtigkeit der Probleme nach dem quantitativen Bestand betrachtet, so gibt diese Veranstaltung den Sinn des altertümlichen Roms. Richtiger sind zwei
Bestimmungen.
173
Erstens: Das Forum ist eine Fläche, wo sich das öffentliche und politische Leben
konzentriert. Zweitens: Das Forum ist eine repräsentative Massenversammlung oder der
Kongress.
Der Kongress wurde im Palast der Republik durchgeführt. Es kamen Vertreter der
moldauischen Diaspora aus 16 Ländern. Das bestätigt die historische Bedeutsamkeit dieses Treffens.
Bleiben Sie bitte eine Minute am Telefon. Ich will eine Broschüre holen. Hallo! Ich
habe in der Hand ein Nachschlagewerk, das vom Büro der interethnischen Beziehungen
zum 15-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit der Republik Moldova im Jahr 2006 herauskam. Es heißt „Diaspora moldovenească“ oder „Moldauische Diaspora“. So ist auch
die Einleitung benannt. Darin werden einige Zahlen, Tatsachen und sogar Geografien angegeben, d. h. es sind die Länder, in denen die moldauischen Gesellschaften, Gemeinden,
Landesmannschaften gegründet sind. Wie es hier ausgewiesen ist, „…es sind mehr als 40
gemeinnützige Organisationen in der Ukraine, Russland, Weißrussland, Aserbaidschan,
Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Estland, Deutschland, Kanada, Portugal, Frankreich, Israel tätig…“ 65
Für mehr Glaubwürdigkeit und, um mich nicht zu irren, werde ich auf die Daten
dieses Nachschlagewerks von Zeit zu Zeit verweisen. Übrigens habe ich Israel genannt,
und zwar der Begriff „Diaspora“ hat unmittelbare Beziehung zum jüdischen Volk. Dieses
Wort ist griechischer Herkunft, bedeutet aber „…die Gesamtheit der Juden, die von der
Zeit der Babylonischen Gefangenschaft (das 6. Jahrhundert v. u. Z.), außer Palästina angesiedelt sind. Allmählich wurde der Begriff auch zu anderen ethnischen Gruppen, die in
den neuen Ländern des Ansiedelns lebten, verwendet“.
Nein, Violetta. Ich habe diese Informationen nicht in der „Moldauischen Diaspora“
sondern im „Enzyklopädischen Wörterbuch“ gefunden. Und ich suchte sie zweckgebunden, weil ich meine, dass man nur dann die Diskussion zu irgendeinem Thema beginnen
kann, wenn man über den Gegenstand des Gespräches gut informiert ist und sein Wesen
versteht. D. h., man hat darüber nicht gemeinsame Vorstellungen, sondern man weiß genau seinen Inhalt.
Ist es nicht im Verständnis des Themas, der Sinn der Einberufung des Repräsentativkongresses gelegt? Meinen Sie nicht auch?
Entschuldigung, Violetta. Es scheint, dass wir die Rollen getauscht haben – ich habe
angefangen, die Fragen zu stellen. Meiner Meinung nach, gerade darum, dass die Fragen
nicht entstehen, gibt es im Nachschlagewerk die Erklärung des Begriffes „der Auswanderer aus der Republik Moldova“ oder, wie wir früher sagten, „die ethnische Gruppe, die in
den neuen Ländern des Ansiedelns lebt.“
„Wer sind sie?“ Ich verlese: „Die Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland leben, sind die Personen und ihre Erben anerkannt, die dadurch verbunden sind, dass
sie vom Geschlecht, den Wurzeln und den Vorfahren aus ehemalig Bessarabien, Norden
von Bukowina, Bezirk Herz und heutiger Republik Moldova stammen und ihrer Herkunft
bewusst sind, doch in Folge verschiedener Umstände sich außerhalb der historischen
Heimat befinden und dadurch zu Vertretern der moldauischen Diaspora wurden.“ 66
Uff! Ich habe mich angestrengt, es in einem Atemzug vorzulesen. Meiner Meinung
nach ist es ein ziemlich großer Absatz. Die Sprachwissenschaftler hätten gesagt, dass das
ein sehr komplizierter Satz ist. Ich hätte ihn in mehrere Teile geteilt.
174
Ich denke, dass man jetzt, wenn die Schlüsselglieder des gewählten Themas – Forum,
Diaspora, Auswanderer gezeigt und erörtert sind, kann man auch den Disput, d. h. den
Ausspruch der Meinungen beginnen. Aber ich habe einen Wunsch. Obwohl diese Veranstaltung einen politischen Charakter hat, möchte ich das Wort Meinung durch Eindruck
ersetzen. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen ihnen, da sowohl jenes, als auch
anderes mit der subjektiven Einschätzung des Geschehenen verbunden ist. Aber einige
Unterschiede gibt es doch:
Gegründet auf der individuellen Wahrnehmung, meint der Eindruck die emotionale
Beziehung zum Ereignis. Und darüber, dass die ankommenden mit mir zum 2. Kongress
Deutsche hatten Sie schon erraten. Angefangen vom Zentralmarkt bis zum…“
„Warum habe Sie denen nicht gesagt das sie ins Geschäft „Nr.1“ oder „Grand Hall“,
„Jambo“, „Suncity“ gehen können?“
„Aber die deutschen Gäste waren schon dort“
„ Herr Pawljuk, waren sie schon in „MallDova“?“
„MallDova“? Was ist das? Ein neuer Konzertsaal?“
„Nein, es ist ein neuer Supermarkt“
„A-a-a… Das ist noch ein, wie es in Moldova heißt, Elitesupermarkt. Machen Sie sich
keine Sorgen. Sie waren auch dort gewesen. Wegen der Neugierde. Wie sagt man doch so
schön: „Es ist besser, einmal selbst zu sehen, als hundert Male zu hören.“
„Übrigens. Ist der moldauische Zirkus noch nicht geöffnet? Schade. Aber ich glaube,
dass das Bedienungspersonal der moldauischen „Firmengeschäfte“ zum lächeln zu bringen, schaffen sogar die lustigsten Clowns nicht.“
Aus meinen Erzählungen wussten die Deutschen von Moldova schon ziemlich viel.
Trotzdem erschienen die unerwarteten Fragen und ich musste mehr oder weniger ausführliche Antworten geben. Aber sogar für mich, dem Menschen, der in Moldova geboren
und aufgewachsen ist, waren meine Kenntnisse ungenügend. Zu ihrem Erstaunen gelang
es mir nicht, die anscheinend elementarsten Sachen, zu erklären. Ich hätte gesagt, die Erscheinungen.
Sie fragen: „Welche?“ Zum Beispiel finden die Deutschen überall bunt schimmernde Anzeigen sehr interessiert, wie: „EURORENOVIERUNG! NIEDRIGE PREISE! EUROPÄISCHE QUALITÄT!“, „DESIGN NACH
EUROSTANDARD!“
„ Konstantin. Was bedeuten diese Anzeigen?“ fragten sie erstaunt.
„Wie ist denn Eurostandard festzustellen?“
„Was ist die Eurorenovierung?“
Fragen, Fragen, über Fragen …
Meine Phantasie reichte nur dafür, um das für sie geheimnisvolle Wort – die Eurorenovierung – aufzuschlüsseln.
„Europäische Renovierung“, habe ich munter geantwortet, hoffend, dass darauf ihre
Neugierde befriedigt sein wird.
Aber ohne Verzug kam Folgendes: „Und wodurch unterscheidet er sich von Gewöhnliche Renovierung?“
Hier habe ich begriffen, dass, wenn ich nach Moldova kam, ich mir auch diese Fragen
mehrmals stellte, und bis jetzt keine genaue Antwort finden konnte. Aber in diesem Moment habe ich versucht, ihnen solche Versionen darzubringen: „DESIGN NACH EUROSTAND175
ART!“,
das ist so ein Design, das sich in Moldova noch nicht jeder leisten kann.
Darauf haben sie mir sofort erwidert: „Warte, Konstantin. Hier gibt es irgendein Missverständnis! Schau dich um! Wieviel gebaute Hochhäuser, Villen! Sogar die Preise sind
europäisch! Überall ist EURO, EURO, EURO geschrieben! Du hast dich in der Situation offenbar nicht zurechtgefunden. Wir glauben, dass das Land einen neuen Prozess läuft und
natürlich soll es gerade mit der Reparatur des Eigenheims anfangen! Um EUROPÄISCH ZU
LEBEN!“
„Ja, Violetta. Das ist richtig. All das sind die Phänomene der neuen Zeit, mit den für
sie entsprechenden Attributen: Eurorenovierung, teure Autos, Elitegeschäfte …“
Wissen Sie, einer von den Deutschen hat sich an die Worte einer alten Frau erinnert,
die vor einem dieser Elitegeschäfte bettelte: „Gebt mir bitte ein Almosen fürs Brot.“
Und in diesem Moment wechselte der Ausdruck ihrer Gesichter von Erstauntheit zur
Verblüfftheit, weil sie nicht verstehen konnten nach welchem Kriterium das Niveau des
Wohlstands des Staates festzustellen war. Es ist doch überall üblich es nach dem allgemeinen Zustand der älteren Menschen zu bemessen! Wahrscheinlich gehört ihre Zahlungsunfähigkeit auch zu den Phänomenen der neuen Zeit?!
„Nein, Violetta. Ich bin ganz ruhig. Natürlich kann ich es nicht beantworten. Um so
mehr, dass es keine Frage, sondern eine laut formulierte Überlegung war.“
„Warum darf man Vorgenanntes nicht als Meinung ansehen?
Ich glaube, damit sich eine objektive Einschätzung bilden kann, braucht man Zeit.
Und innerhalb von diesen drei Tagen der Durchführung des Kongresses oder sogar von einer zweiwöchigen Dauer, in der ich mich geschäftlich in Moldova aufhalte, hat man nicht
die Zeit ein tieferes Erforschen der Gründe des Entstehens dieses oder jenes… Keines
Ereignisses, sondern eines Phänomens!
Deshalb werden wir uns mit den Eindrücken in Form des kurzfristigen Aufenthaltes
beschränken.
Abgemacht? Dann fahren wir weiter. Nein, nicht durch Europa. Durch Moldova. Obwohl, warum haben wir begonnen sie in letzter Zeit zu trennen?! Vielleicht wegen der
vielseitigen Kontraste? Oder, weil der moldauische Staat noch nicht dem EUROSTANDARD
entspricht?“
„Sie sagen, dass es in jedem Land Kontraste gibt? Das bestreite ich nicht. Sogar in
den zivilisiertesten Ländern wimmelt es von Kontrasten. Aber ich denke, dass man dieses
in diesem Fall anders sehen muss. Übrigens, Violetta, Sie waren in vielen europäischen
Ländern und haben gesehen, dass, sowohl in Moldova als auch in Europa das Erscheinen
des Kontrastes in jedem Bereich – sei es der wirtschaftliche, soziale oder geistige – ein
Ergebnis, der im Staat geschehenden Veränderungen ist.
Wie Sie aus der Philosophie wissen, läuft die Entwicklung der Geschichte spiralartig
ab. Neue Windungen. Neue Phänomene. Das ist das Ergebnis des neuen EntwicklungsProzesses, wenn sich das Verhältnis zwischen unseren Möglichkeiten und der Wirklichkeit grundsätzlich verändert. Als Regel, und nicht zugunsten der Ersten gilt. Und je größer
zwischen ihnen die Kluft oder der Kontrast ist, umso schwieriger ist es, im Rahmen des
allgemeingültigen Standards die Situation zu registrieren und festzuhalten. Abgesehen
vom Erreichen! Wissen Sie, ich hätte den Deutschen auf ihre Frage „Wie der Eurostandard festzustellen ist?“ so geantwortet: „Er soll sich nach der Abwesenheit der Kontraste
nachweisen.“
176
Einverstanden, dass ist der neue Weg unseres Landes... Warten Sie. Welche Strassen?
Ich spreche von… A-a-a! Sie fragen welchen Eindruck die Deutschen vom Zustand der
moldauischen Straßen bekommen haben? Also. Ich spreche von etwas ernstem und Sie
lassen mich einfach nicht ausreden. Verstanden. Violetta, wollten Sie mich ein bisschen
unterhalten. Oder von den traurigen Gedanken ablenken?“
„Ich habe gelernt, meinen Blickwinkel zu ändern, und versuche, einige nicht standardmäße Gegebenheiten ironisch zu sehen. Zum Beispiel, es ist schwierig nicht zu schmunzeln, wenn man sieht, wie die Deutschen betrübt von einer ergebnislosen Suche fragen:
„Warum es auf der Karte von Moldau keine Bezeichnung EUROSTRASSEN gibt?“
Die Antwort auf diese Frage haben sie selbst während der Fahrten durch Moldova gefunden. Übrigens haben sie von den Ausflügen eine ganze Menge Vergnügen bekommen
wie von einem Urlaub am Schwarzen Meer.
Und das, obwohl Moldova, dank des ersten Sekretärs der kommunistischen Partei
UdSSR Nikita Chruschtschow (1894 - 1971), schon lange keinen Zugang zum Schwarzen
Meer hat! Das Land hat diesen im Ergebnis der neuen Geschichtswindung verloren. Jetzt
grenzt die moldauische Republik an den Staat, dem es jetzt gehört – die Ukraine. Ja-a-a…
Schade. In diesem Fall ist der Kontrast, zwischen den Möglichkeiten des moldauischen
Staates und der ihm gewährten Wirklichkeit, gestiegen.
Wissen Sie, Violetta, während unseres Gespräches habe ich mich bei dem Gedanken
ertappt, dass diejenigen, die behaupten, dass das Leben in Moldova uninteressant, langweilig und das Niveau nicht europäisch ist, unrecht haben.
„Es gibt keinen Ort, wohin man gehen kann, es gibt nichts besonderes zu erfahren, es
gibt keine Attraktionen – „DIE IN EUROPA VERGESSENE REPUBLIK MOLDOVA!“ Hauptsächlich
sprechen diejenigen Touristen so, die „eine Menge Eindrücke“ suchen.
Sie sind aber gewöhnt, alles ihren eigenen Standard anzupassen. Warum versuchen
sie nicht, den eigenen Rahmen ein wenig zu erweitern und Gegebenheiten anzunehmen.
Nicht danach zu streben die fremden Gewohnheiten, dem Eigenen anzupassen, sondern
im Bewusstsein den Platz für „…eigenartige, nicht den anderen ähnlichen, eigene Wege
gehend, selbständig in seiner Entwicklung…“ zu finden. Soviel Bedeutungen hat das Wort
„ei-gen-ar-tig“! Dieser Begriff bezieht sich sowohl auf den Menschen, als auch auf das
Volk sowie den Staat.
Leider haben sogar heute viele wegen ihrer Engstirnigkeit keinen Wunsch, sich nach
denjenigen umzudrehen, welche ihrem Verständnis nicht ganz entsprechen. Häufig suchen
wir in einem Fremden das Negative, anstatt die positiven Charakterzüge. Und deshalb distanzieren wir uns vom Unähnlichen, und bemühen uns nicht die Fremden näher kennen
zu lernen.
Jemand kann fragen: „Warum sollte man sich für andere Menschen, das Volk und dessen Staat, interessieren? Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Territorium und
seine eigenen Probleme.“
Ihr Kommentar, Violetta?
Ich dachte schon, dass Sie so antworten – die Engstirnigkeit. Ja. Mit diesen Menschen, Volk, Staat kann man niemals eine Vereinbarung erzielen und auch keinen B-u-n-d
bilden.
Was ich meine? In der Sprache jedes Staates, sei es nun englisch, französisch, italienisch oder deutsch ist der Sinn des Wortes „Bund“ – „die enge Einigung“.
177
Ich denke, dass lange Zeit wollten viele auf der Karte von Europa Moldova nicht sehen und so wurde in deren Bewusstsein „EUROPA“ und „MOLDOVA“ zweigeteilt.
Vielleicht haben Sie auch Recht, wenn Sie sagen, dass die Wendung in der Geschichte
auch die neue Wendung im Bewusstsein voraussetzt. Und bis dahin wird für die Abenteuersuchenden Moldova „in Europa fast vergessen„ sein.
Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass unter diesem Titel vom 29. April bis zum 1. Mai
2005 in Deutschland, in der Stadt Sonnenberg (Internationales Haus Sonnenberg) die internationale Konferenz verlief. An der Konferenz haben Studenten, Forscher und Vertreter der
Massenmedien aus verschiedenen Ländern teilgenommen. Der Organisator dieser Veranstaltung war die deutsche „Gesellschaft zur Förderung internationaler Zusammenarbeit“,
deren Vorsitzender Herr Fritz Eitel ist. Ich bin überzeugt, dass, dank der Besprechung
solcher Themen, wie „Moldauische Geschichte und Kultur“, „Politische und nationale
Konflikte in der ökonomisch schwach entwickelten Region“, „Rolle der Presse, Wissenschaft und Bildung in Moldova“ und andere, bald die Losung „Die Republik Moldau in
Europa fast vergessen“ nicht mehr aktuell sein wird. Sowie auch die früher existierende
Vorstellung über den neuen europäischen Staat.
Ja, Violetta, auch unsere Organisation nahm an den durchgeführten Diskussionen teil.
Wie Sie wissen steht in den Statuten vom „Кulturverein Moldova e. V.“ die Abhandlung
über „Achtung der Eigenart“ des anderen Volkes. Gerade der Respekt anderer Menschen,
Völker, Staaten zu beachten ist für jeden von uns selbstverständlich.
Aber, bevor man den “Fremden“ verurteilt, muss man sich zuerst fragen: „Ob ich
allen Vorstellungen der Allgemeinheit entspreche?“ D. h., wenn man andere kennenlernt,
sollte man unbedingt verhindern des Anderen seine Mängel zu suchen.
Wenn man Respekt von einem anderen Menschen fordert, soll man wissen, dass Respekt vor allem „begründet auf achtungsvolle Beziehung sowie der würdigen Anerkennung“ gezollt werden sollte.
Nein, Violetta. Dieser Begriff ist nicht von mir entstanden. Man kann ihn in den englischen, deutschen, französischen, russischen und italienischen Wörterbüchern finden.
Darüber habe ich bereits in zwei Vorträgen gesprochen, auf dem Kongress in Sonnenberg, die ich im Namen der Mitglieder vom „Кulturverein Moldova e. V.“ gehalten habe.
1. „Die Republik Moldau – ein europäischer Kulturraum mit enger Verbindung auch
zum deutschen Sprachraum“.
2. „Armes Land – Reiche Kultur. Ihre Ausstrahlung auf das übrige Europa“.
Ganz richtig. Sie haben sich nicht verhört. Ich habe die Meinung aller Mitglieder unserer Organisation geäußert. Wir, alle seine Mitglieder, stellen wirklich „…einen Kreis der
Menschen, die mit den gemeinsamen Interessen, Meinungen, Zielen vereinigt sind …“,
dar.
„Konstantin. Ich denke, dass man diese Prinzipien, auf welche Ihre Organisation
„Кulturverein Moldova e. V.“ gebaut wird, als eine Art der offiziellen „Erklärung“ vorstellen kann?!“
„Aber sagen Sie mir bitte, sind sie nicht identisch, d. h. ähnlich mit den Bestimmungen einer „Deklaration“ oder, wie Sie gesagt haben einer „Erklärung“, die „…durch allgemeine Ziele, Interessen, Meinungen der Menschen, Völker, Staaten vereinigt sind?“ Ich
meine DIE GEMEINSCHAFT! Sowohl die Europäische, als auch die Weltgemeinschaft, weil:
Wir alle seine Mitglieder sind!
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Ihr Journalisten seid jedoch ein eigensinniges Volk. Es gelang Ihnen, mich von den
Eindrücken abzulenken. Aber jetzt bin ich mit Ihnen einverstanden, da jeder neue Prozess
auch unsere persönliche Beziehung zu den geschehenen Veränderungen in irgendeinem
Staat und die Bildung bei ihnen der öffentlichen Meinung ist, weil wir die Mitglieder einer
GEMEINSCHAFT sind!
Und deshalb soll im Bewusstsein der nach Moldau kommenden Amerikaner, Engländer, Franzosen, Deutschen, Italiener, Polen auch ein Platz für das „…eigenartige, nicht den
anderen ähnliche, den eigenen Weg gehenden, selbständigen in seiner Entwicklung…“
moldauischem Volk haben.“
„Ich bin völlig Ihrer Meinung, Konstantin. Ich möchte noch an eine Binsenwahrheit erinnern: „Andere respektierend, zeigen Sie auch den Respekt vor sich.“ Ich glaube,
dass mit der Selbstachtung ihre Anerkennung seitens anderen, als Mensch, Volk, Staat
beginnt.“
„Dann, Violetta, fangen wir mit Ihnen an. Sprechen Sie aus: „Die Republik Moldova
ist auch eine europäische Region!“ Beeilen Sie sich nicht. Sagen Sie noch einmal. Ja, jetzt
klingt es sicherer, weil Sie den Sinn des Gesagten begriffen haben.“
„Habe ich ein Wort vergessen?“
„Ja, Violeta. Das wichtigste – kul-tu-relle. Dieses Wort ist nämlich der Schlüssel zur
gegenseitigen Verständigung zwischen den Engländern, Franzosen, Deutschen, Italienern,
Polen, Moldauer. Wissen Sie, ich habe nachgedacht, dass man – um wichtige Grundbegriffe nicht zu vergessen – sollte man sie nicht nur aufschreiben, sondern auch wiederholen?! Vielleicht werden sie dann mit der Zeit zur Binsenwahrheit?!
Jetzt schreiben Sie bitte, welche Voraussetzungen notwendig sind um „die Kultur“
erfolgreich zu entwickeln. In diesem Fall hätte ich die Meinung des amerikanischen Philosophen William James Durante (1885 - 1981) zitiert die Entwicklung der Kultur hängt
in dem Staat von „ökonomischer Unabhängigkeit, politischer Stabilität, Bewahrung moralischen Traditionen und streben des Volkes zum Progress in der Wissenschaft und der
Kunst...“ ab.
Die Unabhängigkeit. Die Stabilität. Die Traditionen. Die Entwicklung. Gerade im
Vorhandensein dieser Faktoren, wie er weiter schreibt, fängt die Kultur an. Wenn die Unordnung und die Unsicherheit zu Ende geht, werden dann die Wissbegier und der schöpferische Geist des Schaffens befreit, und es entsteht beim Menschen der natürliche Wunsch
das Leben zu verstehen und zu bereichern.“
„Sie fragen, wie ist es mit dem Kontrast „das arme Land – die reiche Kultur?“
„Vio-let-a-a-a! Versuchen Sie in Ihrer Vorstellung ihren „Horizont zu erweitern “ und
begreifen Sie, dass das Wohl nicht nur der Wohlstand, sondern auch der geistige Zustand
des ganzen Volkes ist. Hier will ich die Äußerung des rumänischen Pädagogen G.G. Antonescu zitieren “Die Kunst einer Nation ist der Ausdruck ihres moralischen Zustandes“. 67
Und das moldauische Volk wird niemals arm, wenn es seine Eigenart behält!
„Flueraş“, „Folklor“, „Joc“, „Mugurel“, „Lautarii“. Es sind keine neuen Supermärkte, sondern die Namen der Elitekollektive der Volksmusik und des Tanzes“, erklärte ich
den deutschen Kollegen. „Und er, der Moldauische Staat, wird niemals geistig arm, so
lange bis die Musik seines Volkes klingt“.
„Violetta, haben Sie gesehen, wie die reiche moldauische Kultur das deutsche Volk
beeindruckte.“
179
„Ja-a-a. Das kann man sagen, Konstantin. Nach solchen Konzerten wird es schwierig,
die Republik Moldau zu vergessen. In diesen Jahren haben viele Länder von der Republik
Moldau erfahren und haben sich dem neuen, auch europäischen Staat zugewandt.“
„Aber... „... Das Phänomen der letzten Jahre ist die Massenflucht der Kulturschaffenden ins Ausland“. 68
Dieses Phänomen hat der Kultusminister von Moldova, Herr V. Madan, in seinem
Bericht am 7. Oktober 2004 auf dem ersten Kongress der Auswanderer aus der Republik
Moldova geschildert. Leider bezieht sich dieses Phänomen nicht nur auf die Kulturschaffenden. Auch andere suchen Möglichkeiten sei es zur Arbeit, zum Studium oder einfach
aus dem Land auszuwandern. Ich werde einige Zahlen verlesen. Also, laut den Daten von
2006 leben in der Ukraine 258 Tsd. Moldauer, in Russland – mehr als 200 Tsd., in Kasachstan – 19,5 Tsd., in Weißrussland – 5 Tsd., in Lettland – ca. 6 Tsd., in Kirgisien – 1,5 Tsd.,
in Litauen – 1,5 Tsd., in Estland – 1,2 Tsd. 69
Ja, richtig. Diese Tausende sind eben die Zahl der Auswanderer aus der Republik
Moldova, die in den osteuropäischen Ländern leben, aber auch nicht Wenige haben sich in
den westeuropäischen Ländern niedergelassen. Beeindruckt?
Eigentlich ist diese Information veraltet. Ich bin sicher dass im Nachschlagewerk des
3. Kongresses der moldauischen Diaspora die Zahlen anders sind.“
„Konstantin. Sie haben wieder mal Moldova von Europa abgetrennt. Eigentlich
habe ich gerade folgendes überlegt. Wenn ich in Berlin, Madrid oder Paris bin, denke
ich daran, dass nicht nur die ausländischen Wörter und Begriffe in unser Leben integriert
werden, sondern auch einige Phänomene unseres Lebens für die Länder der Europa- oder
Weltgemeinschaft neu werden. Man kann aber nichts machen. Bis Moldova... „
„Entschuldige, Violetta. Ich habe nicht vernommen, was Sie gerade gesagt haben.
„Moldova – ein armes Land?“ Um ehrlich zu sein, jetzt habe ich keine Antwort dazu. Aber
Schweigen ist keine Lösung. Besser versuchen wir erneut die Situation zu betrachten.
Wie wir schon besprochen haben, ist jeder neue Prozess eine neue Wendung. Jetzt erinnern Sie sich bitte: „Alles hat seinen Anfang und … irgendwann kommt das Ende auch
für die vorübergehenden Erscheinungen“, wenn wir nicht ständig „Moldova – ein armes
Land“ wiederholen, sondern auch die Binsenwahrheit: „Moldau – eine reiche Kultur“
nicht vergessen. Der moldauische Staat wird nicht arm, so lange bis die Stimme seines
Volkes klingt
„... Smîntînică. Brînză de oae. Cine doreşte cea mai gustoasă brînză de la nordul Moldovei? Poftim, cumpăraţi!” – “... Sahne. Schafskäse. Wer möchte den besten Schafkäse
vom Norden Moldovas? Bitte, kaufen sie es!“
180
Kommen Sie. Kaufen Sie die leckersten Wassermelonen aus der Ukraine. „Die aserbaidschanischen Zitronen, Orangen, Mandarinen. Die reifsten und süßesten!“
„Kaufen Sie Handtücher aus Weißrussland. Qualitativ und schön!“
Hören Sie jetzt die Mehrstimmigkeit, Violetta? Unvergessliche Farbgebung! Moldova
– das sind nicht nur Taschen, Taschen, Taschen...
„Sie haben Recht, Konstantin. Beeindruckend! Das ist doch unser Zentralmarkt!“
„Richtig. Der Ort, der der Anmerkung würdig ist. Die örtliche Sehenswürdigkeit. So
haben ihn die Deutschen genannt. Jetzt verstehen Sie, warum ich mich ursprünglich geweigert habe, eine Meinung zu äußern? Gerade deshalb. Nach Moldova kommen viele
wegen…“.
„Natürlich. Exotik. Viele kommen wegen den „ungewöhnlichen, seltsamen und wunderlichen Dingen“, die dieses Land zu bieten hat. Ich hätte gesagt Moldova wird geistig
nicht arm, bis es die Mehrstimmigkeit ihres Volkes klingt.“
„Gerade so. Weil sie in ihrer Gesamtheit eine multinationale GESELLSCHAFT bilden“.
„Ja. Eigentlich sind wir, die Menschen, Völker und Staaten der Teil eines Ganzen.
Weil,
die neue Windung eine gemeinsame Geschichte ist, der neue Prozess ein gemeinsames
Leben hat, das neue Phänomen eine gemeinsame Moral beeinhaltet.
„Und sogar, wenn wir tatsächlich uns von den anderem Menschen, Volk, Staat trennen
können, ist es nahezu unmöglich den Prozess zu verwirklichen. Weil die neue Windung,
der neue Prozess, das neue Phänomen, was irgendwo geschehen ist, ein Teil der gemeinsamen Geschichte, des gemeinsamen Lebens und der gemeinsamen Moral ist.
„Violetta! Haben Sie schon wieder ein Wort gefunden…
„Das Stichwort. Ich hätte es mit dem Begriff – Moral – genannt! Sie fragen: „Welche
Prinzipien hat das Wort? Ich denke, dass sie bei jeden Windungen, Prozessen, Phänomen
allgemein bleiben sollen.
Gegenseitige Beachtung.
Die Selbstachtung.
Soweit ich sehen kann, diese Begriffe sind gesamteuropäisch und weltweit identisch
und diese Prinzipien sollten allgemein bekannt sein!
Also, Violetta. Scheint es Ihnen nicht, dass unser Gespräch unauffällig von privatem zum allgemeinem und von subjektivem zum objektiven übergegangen ist. Finden Sie
181
nicht die Wechselbeziehung zwischen diesen philosophischen Kategorien? Letztendlich
kann doch das Leben nicht nur aus Eindrücken bestehen. Manchmal in den bestimmten,
problematischen Situationen muss man auch die Meinung aussprechen, weil das Schweigen nicht immer die Lösung ist.
Apropos. Ich denke, dass… Warten Sie, bitte. Welcher Schlüsselbund? Forum, Kongress, Kultur, Respekt. Ach! Sie meinen die Stichwörter! Dann, wenn wir über allgemeine
Geschichte sprechen, so denke ich, dass passend wäre, den Peter der Große (1672 - 1725) in
Erinnerung zu bringen. Der Zar wollte auch eine Lösung für den Russischen Staat finden.
Und er tat alles Mögliche und Unmögliche um es zu verwirklichen. Dass das Land einen
Zugang zu EUROPA bekommt!
Aber… es gelang ihm nur „das Fenster“ nach Europa durchzubrechen. Ich denke,
dass, wenn man in den Händen das Bündel der passenden „Schlüssel“ hat, kann man auch
die Türen öffnen. D. h. rein treten, und nicht hineinklettern. Finden Sie nicht, dass es die
zivilisierte Lösung ist?!
Und, wenn wir jetzt vom Allgemeinen als von einer Ganzheit und als Teil des Gemeinsamen sprechen, so denke ich, dass man diese Situation maßgeblich gerade zur Moral
der Gesellschaft in der wir leben, zählen muss.
Leider, wir „grübeln“ häufig und suchen die Fehler in der Moral und Sittlichkeit jeden
von uns und wir betrachten diesen Begriff niemals in der Breite. Ich bin überzeugt, dass
viele vergessen haben und einige einfach nicht wissen, dass die Moral nicht nur „… eine
der Form des individuellen, sondern auch allgemeinen Bewusstseins ist“.
„Konstantin. Wollen Sie sagen, dass man manchmal in seinem Bewusstsein von der
Frage: „Wer bin ich?“, zum allgemeinen Begreifen: „Wer sind wir?“ übergehen soll.
Jetzt warten Sie mal. Ich habe mich in solcher Menge philosophischer Wörter, Kategorien, Begriffe verirrt. Es scheint mir, dass Sie versuchen das Thema zu wechseln um
unser Gespräch schneller zu beenden.“
„Durchaus nicht, Violetta. Nämlich mit dieser Frage fängt die Philosophie jeden Volkes an. Ich hoffe aber, dass Sie „die goldene Regel“ schon gelernt haben – man soll zuerst
die Fehler bei sich selbst suchen. Und nur dann, nach der Korrektur, dem anderen seine
Fehler zeigen, wenn die entsprechende Situation es erfordert. Obwohl sogar in solchem
Fall die Geste als unhöflich bezeichnet werden kann. Es wäre besser, sich auf einen Ratschlag zu beschränken. Warum? Ich möchte nicht einen Vorwurf bekommen, dass ich
Nichthistoriker mir erlaube, eine Stellungnahme zu diesen aktuellen Problemen äußere.
Übrigens, auf dem 2. Kongress der Auswanderer aus Moldova ist bei diesem Anlass
ein kleiner Zwischenfall passiert. Als der Vorsitzende des moldauischen Vereines aus der
Ukraine Anatol Fetescu mit dem Vorschlag der Betrachtung und der Erforschung der Geschichte von Moldova, als eines selbständigen Staates, kam, hat der Vertreter der moldauischen Delegation aus Griechenland aufgerufen: „Sie sind kein Historiker und haben kein
Recht solche Vorschläge zu unterbreiten!“
Natürlich wird in jedem Gebiet die Meinung der Fachleute besonders geschätzt. Aber
gleichzeitig soll jeder sich respektierende Mensch, unabhängig vom Beruf, die Geschichte
des Staates wissen, in dem er geboren wurde.
Ich betone noch einmal – ein sich respektierender Mensch.
Auch wenn ich mich wiederhole, werde ich noch einmal sagen, dass die Selbstachtung
auch der Respekt „…deines Geschlechtes, deiner Wurzeln, deiner Vorfahren …“ seitens
182
anderen ist. Es fängt an immer mit der Antwort auf die Frage an „Wovon die Moldauer
abstammen?“
Als ich hörte wie die moldauische Jugend über die Geschichte Moldovas untereinander diskutieren, entstand bei mir der Eindruck, dass ich eine Wissenslücke habe. So schien
es mir am Anfang. Aber, nachdem ich einige Archivdokumente aufmerksam studiert habe,
hatte es sich herausgestellt, dass nicht ich, sondern die Jungs sich mit Selbstbildung beschäftigen müssen.
Warum mit S e l b s t b i l d u n g? Weil ihr Wissen, das sie im Geschichtsunterricht im
Lyzeum oder in den Hochschulen bekommen haben, den zuverlässigen Quellen nicht entsprechen. Es ist kaum zu glauben, dass die Autoren der slawistisch-moldauischen Chronik
Azarii, Eremii, Makarii, Grigore Ureche, Ion Neculce, Nikolai Costin, beim Schaffen ihrer Werke, die Geschichte des Moldauischen Staates entstellen wollten.
Man kann doch nicht diesen Chronisten zurufen, dass „… sie keine Historiker waren…“. Gerade solche Geschichtsschreiber haben das Recht, sich mit der wahren „Beschreibung von Moldova“ zu beschäftigen.
Auch im Werk unter dem Titel „Descriptio Moldaviae“, das auf Bitten der Königlich
Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin der moldauische Fürst Dimitrie Cantemir (1673 - 1723) schrieb, liegt die erste ausführliche geographische, ethnographische,
ökonomische Synopse Moldaus vor. Zur Entstehungszeit des Werkes fertigte Cantemir
auch eine handschriftliche Karte Moldaus an, der ersten Landkarte dieser Region überhaupt. Sie enthielt geographische und administrativ-politische Informationen, wurde 1737
in den Niederlanden gedruckt und galt lange als Standartwerk.
Warum ihre Meinung, als Fachkräfte, heute von manchen M-o-l-d-a-u-e-r-n nicht geschätzt wird?
Wenn sie ungenügend kompetent sind, für die Klärung der Frage „Woher die menschliche Gattung des Moldaus stammt“, was auch der moldauischer Chronist Miron Costin
noch im 17. Jahrhundert im gleichnamigen Werk betrachtete, warum sich nicht an die
anderen gegenwärtige Historiker wenden?
Zum Beispiel, zu den wissenschaftlichen Forschungen des deutschen Gelehrten Cornelius R. Zach, der schrieb, dass: „…es auch keinerlei Belege dafür gibt, dass die Moldau
und die Walachei etwa im 17. Jahrhundert (oder früher) jemals als „ rumänische Länder“
bezeichnet worden wären.“ 70
Ich denke, dass keiner seine Meinung als vorgefasst nennen kann, weil er gegenüber
Moldova eine neutrale Person ist, der für die Verdrehung oder Änderungen der historischen Tatsachen aus irgendwelchen ideologischen Gründen nicht interessiert ist. Deshalb
denke ich, dass die vom Dr. Zach in diesem Gebiet geführten Forschungen genügend objektiv sind.
Also handelt es sich um Moldova. Uns interessiert das bestimmte Ereignis. Und es
geschah 1812. Was sagt dieses Datum aus?
Richtig. Im Frieden von Bukarest bekam Russland die östliche Hälfte des Fürstentums Moldau zugesprochen. Als Russland 1812 das Land zwischen den Flüssen Pruth und
Dnister mit einer Fläche von etwa 45.000 km² übernahm, dehnte es den ursprünglich nur
für den Südteil geltenden Begriff Bessarabien auf das gesamte Gebiet aus. Das Zarenreich
wollte eine neue bessarabische Identität stiften. So, wurden die Moldauer, die seit Jahrhunderten auf diesem Gebiet lebten über Nacht zu Bessarabiern.
183
Selbstverständlich, dass die Geschichte hier nicht stehen bleibt und seit 1812 in dieser
Region viele historische Ereignisse geschehen sind. 1924 erschien der Name „Moldova“
wieder auf der Karte. Jetzt hieß sie die Moldauische Autonome Sowjetische Sozialistische
Republik. MASSR.
Ich erinnere mich noch an ein Datum, das die historische Periode von Bessarabien
beendete. 1940. Die Wurzel „Moldova“, woher die Moldauer ihre Abstammung nehmen,
wird wie vorher nicht geändert. Es bleibt auch bei der Gründung von MASSR. Die Moldauische Autonome Sowjetische Sozialistische Republik.
Und jetzt, ohne Eile, sind wir mit Ihnen bewusst zum Anfang unseres Gespräches
gekommen. Zu der nächsten Wendung, dem nächsten Prozess und den nächsten Phänomenen.
Aber… „Alles hat seinen Anfang, alles hat sein Ende“. Nein, nein. Ich beeile mich
nicht. Ich wollte einfach diese Worte neu formulieren und sagen, dass: „Jede Vollendung
ist der Anfang von etwas Neuem“.
1991. Die Bildung der Republik Moldova als einen unabhängigen souvärenen Staat.
Und nicht nur die Bildung, sondern auch ihre Anerkennung von der Weltgemeinschaft.
Violetta. Konnten Sie alles aufschreiben? Dann könnte man Ihr Heft unter dem Titel
„Die Binsenwahrheiten“ veröffentlichen. Obwohl die schon lange von den Fachkräften
veröffentlicht ist. Deshalb ist merkwürdig, dass bis jetzt dieses Thema noch nicht abgeschlossen ist. Und wenn jemand die Stimme des moldauischen Volkes nicht hört, ich
spreche schon gar nicht über die Mehrstimmigkeit, dann kann man mindestens die offensichtlichen Tatsachen beachten?
Zum Beispiel, der Präsident Rumäniens, Traian Basescu, sprach während des offiziellen Besuches in der Republik Moldau in 2007, im gemeinsamen Kommunique mit
dem Präsidenten der Republik Moldova Vladimir Voronin über zwei Völker. Moldauische
und Rumänische: „… Der moldauische und der rumänische Präsident arbeiten für die
Zufriedenstellung der Interessen beider Völker.“ 71 Ich bringe dieses Argument nicht nur
den Opponenten, die in Moldova wohnen, sowie … „den Auswanderer, die im Ausland
lebenden Moldauer…“
Ich habe das Nachschlagewerk des 2. Kongresses wieder geöffnet. Ja-a-a. Schon
wieder der ziemlich große Absatz könnte man in einem Satz zusammenfassen! Seiner
Kompliziertheit nach stelle ich fest, dass es ist nicht so einfach ist ein „Auswanderer aus
Moldova“ zu sein. Aber versuchen wir diese Situation nicht noch mehr zu erschweren,
sondern vorgeschriebene Bestimmungen zu vereinfachen.
Also, „Als Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland lebenden Moldauer, werden die Personen und ihre Nachfolger anerkannt die dem Geschlecht, den Wurzeln und den gemeinsamen Vorfahren nach aus dem ehemaligen Bessarabien stammen
,dem Norden von Bukowina, aus dem Bezirk Hertz, aus der heutigen Republik Moldova
und die ihrer Herkunft bewusst sind!
Ich hätte dieses zusammenfügende Bindewort „und“ und damit folgende Aussage aus
dem Text rausgenommen. Warum? Weil viele im Ausland lebende Personen aus der Republik Moldova mit den oben genannten Paragrafen vollständig einverstanden, aber sich
nicht immer ihrer Herkunft bewusst sind.
Zuerst hängt es von der Beziehung zu sich selbst und auch zur eigenen Heimat ab. Ja,
genau. Die Selbstachtung… in diesem Fall ist das zusammenfügende Bindewort „und“
184
notwendig. Einfacher gesagt, es ist die Achtung dich und deines Volkes seitens der anderen!
Ich gestehe Ihnen ehrlich, dass jedes Mal wenn ich nach Moldova komme, ich mir
viele Fragen stelle. Und damit sie weniger werden, wende ich mich an verschiedene informative Quellen. Wie Sie schon bemerkt haben, sind es die Wörterbücher, Nachschlagewerke, Enzyklopädien. Aber einige Fragen wiederholen sich öfter.
Zum Beispiel, „Warum in den Bildungseinrichtungen des souveränen moldauischen
Staates die Geschichte von Moldova nicht als ein selbstständige Fach gelehrt wird?
Vielleicht haben manche Historiker Recht, die behaupten, dass die Periode der Existenz der Moldauer kurz gewesen sei, und die Geschichte des moldauischen Staates nicht
genügend reich an Ereignissen ist?!
Nein, Violetta. Ich habe richtig gesagt. Nicht gesättigt, sondern r e i c h! Weil vor allem in der Geschichte der ganzer Reichtum des Staates ist, welcher von einer Generation
zur anderen übergeben wird.
Sie sagen, dass es nicht prinzipiell ist?
Aber die Frage besteht gerade in den Prinzipien.
1.Die Selbstachtung. 2. Die gegenseitige Achtung – ist die Basis für den Aufbau einer
GESELLSCHAFT!
Jede menschliche Natur ist eigenartig und, dass einer dem anderen nicht ähnlich ist.
Wir können in etwas jemandem gleichen, aber insgesamt bleiben wir … Richtig, eine einzigartige Persönlichkeit. Weil in dieser Unähnlichkeit ist deine, meine und die des ganzen
Volkes Individualität.
Es fällt mir schwer zu verstehen, warum wir häufig streben, jemandem ähnlich zu
sein? Weil mir meinen, deine oder unseres Volkes Individualität passt nicht?
Aber mit Verlust unserer Eigenartigkeit verlieren wir die gegenseitige Achtung.
Ich höre, dass Sie etwas blättern. Gibt es im Wörterbuch die Beschreibung?
Aber die Redewendung „die Individualität zu finden“ gibt es nicht? Suchen Sie nicht
umsonst, weil man „die Besonderheiten des Charakters“ nicht erwerben kann.
Bei der Erklärung der Unabhängigkeit des moldauischen Volkes hat der Charakter
gezeigt und die Besonderheiten seiner GESELLSCHAFT bestätigt und wurde dadurch von der
Weltgesellschaft anerkannt! Wenn unser Volk nicht Achtungswert wäre, dann hätte die
WELTGESELLSCHAFT dieses Geschehen nicht anerkannt!
Fragen, Fragen, über Fragen …
Ich habe den Eindruck, dass heute nicht Sie, sondern ich die Rolle des Journalisten
übernommen habe, oder besser gesagt eines Anwaltes, weil… Ich verteidige...
„... Meine historische Heimat …“.
Sie wissen doch, leicht ist es zu beschuldigen, aber das bedeutet auch zu beleidigen.
Es ist schwieriger zu verteidigen, weil man lieben muss. Besonders dann, wenn wir uns
„… außerhalb ihren Grenzen befinden…“
Man sagt, dass man „die Heimat nicht auswählen kann“. Richtig. Sie empfängt uns
bei der Geburt. Deshalb hat niemand das Recht, das eigene Land zu beschuldigen.
Wir begehen die Fehler – ich, du, und die anderen … Das ganze Volk trägt dann die
Verantwortung. Es wäre besser nicht zu beschuldigen, sondern die Missstände zusammen
zu korrigieren! Wir sind auch verpflichtet „unsere Vorfahren“ zu verteidigen. Man sagt,
dass in ihnen unsere Kraft liegt, weil mit der Geburt, sie uns die Selbstachtung gegeben
185
haben. Wir sind doch ihre Wurzeln – ich, du und die anderen … Denn das ganze Volk trägt
für „unsere Vorfahren“ die Verantwortung. Es wäre besser nicht zu beschuldigen, sondern
zusammen dem Land zu helfen?
Es ist leicht zu beleidigen, das bedeutet auch zu beschuldigen. Es ist schwieriger zu
lieben, weil man dann schützen muss… Mich, dich, noch jemanden. Nur dann bleiben wir
immer uns selbst – die Auswanderer aus unserer menschlichen Gattung. Besonders dann,
wenn wir uns „… außerhalb ihren Grenzen befinden…“. Unserer historischen Heimat …
Ich frage Sie nicht, ob Sie mit mir einverstanden sind, weil…“
„Ich bin mit Ihnen, Konstantin, einverstanden.“
„Violeta-a-a! Ich bin aufrichtig froh, dass zum Abschluss unseres Gespräches unsere
Meinungen in sehr wichtigen Fragen übereinstimmen.
Und wieder Fragen, Fragen, über Fragen...
Ich denke, dass man nicht immer in globalen Maßstäben alles sehen muss. Es war
wahrscheinlich zu eilig, bei meinem Vorschlag von privaten zu allgemeinen über zu gehen, weil zuerst sollte man sich selber fragen – „Wer bin ich?“
Diese Frage wird noch einige Jahrhunderte die Völker beunruhigen, weil gerade
darin die ganze Philosophie unseres Lebens besteht. Gerade dieses Personalpronomen
„Ich“ ist „der Anfang der Anfänge“ der Geschichten vieler Staaten. Deines, meines und
die anderen …
Übrigens, in diesem Zusammenhang habe ich mich noch an eine hervorragende Persönlichkeit aus der Geschichte erinnert, die seinerzeit der Welt die keine Berufung zulassende Erklärung gemacht hat: „Der Staat bin ich!“ Ja-a-a … Ludovic der 14 (1638 - 1715).
quälte sich der philosophischen Frage nicht, und lies keine Zweifel zu! Lachen Sie, Violetta? Jetzt wollte ich Sie von den traurigen Gedanken ablenken.
Aber, wenn wir ernst die Frage „Wer sind wir?“ beantworten wollen, soll man zuerst
ein Einverständnis mit sich selbst finden. Und zwischen klingender Mehrstimmigkeit versuchen, die eigene Stimme zu hören. Manchmal ist es sehr schwierig, weil die menschliche
Natur ziemlich widersprüchlich ist. Obwohl wir behaupten dass die Ausführung bestimmter Taten hauptsächlich vom Bewusstsein geleitet wird, meine ich dass in irgendwelchem
Maß wir uns irren. Oft befindet sich unser Bewusstsein nicht immer im Einvernehmen mit
den Gefühlen. Deshalb geschieht in der Welt die nächste neue Windung, de neue Prozess,
die neuen Phänomene.
Aber in Anbetracht aller Emotionen soll das Bewusstsein in den bestimmten Situationen über den Gefühlen nicht überhand nehmen. Weil einige Erscheinungen fordern öfters
vernünftige Einstellungen. Und in diesem Fall ist es ungenügend zu erklären: „Ich kann es
nicht beweisen, aber ich fühle es so.“
Kehren wir uns zu Moldova zurück, und Sie werden verstehen, was ich damit meine.
Zum Beispiel, es fällt mir schwer, die moldauischen Bürger zu verstehen, die in den 1960
- 1970 Jahren geboren sind, und behaupten, dass sie nach ihrer Herkunft „Bessarabier“
sind, und fühlen sich als Vertreter der „bessarabische Kultur“.
Aber... Wenn wir berücksichtigen, dass Bessarabien 106 Jahre unter Verwaltung und
Einfluss des zaristischen Russlands und nur ungefähr 22 Jahren unter Leitung des königlichen Rumäniens befand, dann frage ich mich, von welcher Kultur in diesem Fall gesprochen wird?
Ich konnte meinen Urgroßvater Anton Gusak, der im Jahr 1886 geboren wurde, noch
186
verstehen, der mit dem Stolz sagte: „Ich bin ein Bessarabier“.
Ja. Ich verstehe, dass er sich damals als Moldauer nicht
fühlte, da er in sich alles buchstäblich eingesaugt hatte, was
damals offiziell von den Behörden propagiert wurde.
Offiziell wurde damals propagiert …
Und heute wird in Moldova „…zur Erhaltung der moldauischen sprachlichen, kulturellen und ethnischen Eigenart…“ offiziell aufgerufen.
Richtig. Ich habe wieder ein Zitat aus dem Nachschlagewerk des 2. Kongresses, als offensichtliche Tatsache angeführt. Es steht unter Nr.1 „… die Erhaltung der moldauischen sprachlichen Eigenart …“ Diese Wörter haben bei
Anton Nicolaevici Gusak,
1916, Odessa, mit 30 machte mir die Assoziation mit der Feier der Sprache in der RepuMilitärdienst in der Zarenarmee blik Moldau – „Limba noastră – Unserer Sprache“ hervorgerufen. Es war lustig zu sehen, wie die Vertreter der moldauischen staatlichen Strukturen
in den Gratulationsreden die Sprache nicht richtig benennen konnten. Aus irgendeinem
Grunde wurde allgemein gesprochen: „Staatsprache“, „unsere Sprache“, „die Muttersprache“, „die Sprache unserer Vorfahren“, „die Sprache unserer Eltern“.... (limba de stat, limba noastră, limba natală, limba stremoșilor, limba părinților...). Bis die Schauspieler des
Nationalen Theaters M. Eminescu mit der Darbietung den Politikern geholfen haben sie
aus der Sackgasse zu führen. Sie zitierten in der Versform: „Wir werden unsere Sprache,
unsere rumänische Sprache niemals vergessen“. (Nu să uite limba noastră, limba noastră cea
română)
Ehrlich gestanden, damals war ich erstaunt, weil in der Verfassung der Republik Moldau im 13. Paragraf steht: „die Staatssprache ist die moldauische Sprache.“
Vielleicht haben die offiziellen Vertreter des Staates und ein Teil der Bevölkerung
auf diese Frage noch KEINE GEMEINSAME ANSICHT, oder ihre Meinungen sind verschieden?
Dann wollen wir die Streitfragen nicht berühren. Am wenigsten möchte ich, dass jemand
zu mir sagt: „Sie sind kein Bürger von Moldova und haben kein Recht, Ratschläge zu
verteilen!“
Übrigens über die Ratschläge. In der Broschüre, die vom Büro der Interethnische
Beziehungen rausgegeben wurde, auf der Seite 31 muss man etwas korrigieren. In dem
Abschnitt „Die Ordnung des Koordinationsrates für Unterstützung der Auswanderer aus
der Republik Moldova, die im Ausland leben“, in dem Absatz „die Hauptfunktionen“ steht
folgendes: „...Organisation des Lernens der Rumänischen Sprache in der moldauische
Diaspora zu fordern“. 72 Es steht geschrieben „der Rumänischen Sprache“.
Wahrscheinlich ist es einfach ein Fehler und keine offizielle Aufforderung?!
Aus der Geschichte ist bekannt, dass verschiedene Völker, um Ihre Identität zu erhalten und einen eigenen unabhängigen Staat zu gründen, kämpften und bereit waren ihr
Leben dafür zu opfern.
Und heute in der Republik Moldau gibt es Kräfte, die ihren politischen Status ändern
wollen und sich bemühen einen souveränen Staat in eine Provinz des Nachbarlandes zu
verwandeln. Ein Unikum! So was lässt sich schwer nachvollziehen!
Violetta. Ich habe Sie wahrscheinlich enttäuscht. Ich denke, unser Gespräch ist sehr
187
emotional geworden und wir sind von unserem Thema „2. Kongress der Auswanderer
aus der Republik Moldova, die im Ausland leben“ abgekommen. Also gut. Stellen Sie die
Fragen“
„Wann und wie hat die Zusammenarbeit der deutschen Organisation mit dem Büro der
interethnischen Beziehungen der Republik Moldova angefangen?“
„Ich hätte es als geschäftlichen Kontakt genannt, da unter der Zusammenarbeit eine
gemeinsame Arbeit erwartet wird.
Der Kontakt vom „Kulturverein Moldova e. V.“ mit dem Büro der interethnischen
Beziehungen wurde in 2005 aufgenommen. Genauer gesagt, am 4. Juli. An diesem Tag ist
eine E-Mail an unsere Organisation mit folgendem Inhalt angekommen: „Sehr geehrter
Herr Pawljuk. Das Büro der interethnischen Beziehungen teilt Ihnen mit, dass Sie Mitglied des Koordinationsrates für Unterstützung der Auswanderer aus Moldova sind...“ 73
Auf den erhaltenen Informationen stand geschrieben: „… der Koordinationsrat gilt rechtlich als beratendes Organ. Er besteht aus verantwortlichen Personen, Vorsitzenden der
ethnisch-kulturelleren und gemeinnützigen Organisationen… deren Statuten die Unterstützung der Auswanderer aus der Republik Moldova vorsehen…“ Für die Information.
Der Koordinationsrat wurde noch in 2000 aufgrund der Verordnung des damaligen Präsidenten der Republik Moldau, Petru Lucinschi, gegründet. Ich lese vor: „…die Auswanderer aus der Republik Moldova haben Recht auf die Unterstützung seitens der Republik
Moldova in der Verwirklichung ihrer bürgerlichen, politischen, sozialen, ökonomischen
und kulturellen Rechte und in der Erhaltung ihrer ethnischen, kulturellen und religiösen
Eigenständigkeit“. 74 Außerdem hat die moldauische Regierung „Die Verordnung über den
Koordinationsrat“ genehmigt. In dieser Bestimmung wurde auch dem Büro der interethnischen Beziehungen vorgeschrieben die Kongresse, die Seminare, die Konferenzen mit der
Teilnahme der Auswanderer aus Moldova zu organisieren.
Ich kann bestätigen dass seitens unserer Organisation, diese Verordnung erfüllt wurde.“
„Konstantin, soweit ich informiert bin, wurde Ihre Organisation in Berlin von der
Generaldirektorin des Büros der interethnischen Beziehungen Frau Olga Goncearova besucht?“
„Es war Anfangs 2006. Frau Goncearova hat sich mit den Mitgliedern vom „Кulturverein Moldova e. V.“ getroffen und sich mit der Struktur der Gesellschaft, und ihrer
Eigenschaften bekannt gemacht.“
Der Kontakt wurde damals aufgenommen… Aber unsere Aktivitäten für „…der Popularisierung der Errungenschaften der moldauischen Kultur, die Bildung der attraktiven
Erscheinung des moldauischen Staates…“ wurden in der Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Moldova in Berlin durchgeführt.
Wir haben uns bemüht, das moldauische Land vielseitig zu zeigen. Die große Aufmerksamkeit wurde sowohl seiner Geschichte, Kultur als auch einigen ökonomischen und
politischen Fragen gewidmet. Wie ich früher sagte, sollten die Politik, Wirtschaft und
Kultur unzertrennlich sein.
Und es wurde von dem Botschafter der Republik Moldova, Herrn Dr. Corman, zusammen mit der „Kulturverein Moldova e.V.“ ein Arbeitsplan entwickelt.
Zum Beispiel, im Programm, nennen wir es Treffabende, kann auch die Erzählung
über die traditionelle moldauische Küche sowie das Referat über die Außenpolitik der Re188
publik Moldova durchgeführt werden, d. h. wir meinen, dass die Bekanntschaft mit dem
Staat, über den bisher im Ausland wenige Informationen bestehen, vielseitig verlaufen
soll“.
„Bei dieser Angelegenheit kann man sagen, dass die Mitglieder des „Кulturvereins
Moldova e. V.“ als freiwillige Mitarbeiter der moldauischen Botschaft tätig waren.“
„Jetzt, Konstantin, werde ich Ihnen etwas vorlesen. „Sie waren der bevollmächtigte
Botschafter unseres Landes sogar dann, wenn es schien, dass Moldova von der politischen
Karte Europas jeden Augenblick verschwinden wird. Sie haben vieles gemacht, damit im
Ausland das positive Bild über unseren Staat entsteht. Ihre Initiative, Enthusiasmus und
Reputation in jenen Ländern, in denen Sie jetzt leben und arbeiten, wurden zum Beweis
des Vertrauens auch zu Ihrer Heimat, unserem Moldova“. 75
„Sie haben die Worte aus den „Aufruf zu den Landsleuten“ des Präsidenten der Republik Moldova, Herrn Voronin, von Jahre 2004 vorgelesen. Und woher haben Sie das
Nachschlagewerk?“
„Wundern Sie sich nicht. Ich bin doch Journalistin. Und da wir unmittelbar über die
Landsleute sprechen, möchte ich Sie fragen, inwiefern sie an der Arbeit Ihrer Organisation
aktiv teilnehmen?“
„Warum schweigen Sie“.
„Alles ist in Ordnung. Ich denke über Ihre Frage nach. Manchmal will ich den Begriff
„die Landsleute“ mehr zu den Deutschen, als zu den Moldauern beziehen. Ich möchte für
die Auswanderer, die in anderen Ländern leben, nicht sprechen, vielleicht sind sie wirklich einig. Meine Schlussfolgerungen gehören denen, die aus Moldova nach Deutschland
ausgewandert sind.
Ich denke, dass ihre Beziehung zu sich selbst und ihrer Heimat von einem der moldauischen Journalisten in der Zeitung „Moldova suverană“ objektiv wiedergespiegelt wurde:
„Heute leben in Deutschland ungefähr acht Tausend Moldauer. Aber leider gibt es keine
Diaspora, die sie vereinigt und geholfen hätte, einander kennen zu lernen. Jeder Einzelne
baut sein Schicksal“. 76
Das wurde noch in Jahre 2002 geschrieben. Natürlich hat sich die Statistik geändert.
Aber es hat sich nicht geändert… Richtig. Ihr Mentalität.
Erinnern Sie sich, was wir festgestellt haben? Die Auswanderer blieben … mit sich
selbst.
Darüber habe ich auch in meinem Vortrag auf dem 2. Kongress referiert. Ich lese
einige Auszüge bezüglich dieser Frage durch. Da ich den „Кulturverein Moldova e. V.“
vertreten habe, so wende ich mich natürlich im Namen aller Mitglieder der Organisation
an sie. Zweifellos ist das eine allgemeine Meinung.
„…Wir glauben, dass bei der Auswanderung in andere Länder, wir uns nicht nur auf
die eigenen ethnischen Kreise beschränken sollen und uns dadurch nicht vom öffentlichen
Leben des Landes, in dem wir leben, isolieren sollen. Außerdem sind wir verpflichtet, die
Sprache jenes Volkes zu lernen, in dem wir leben, und bezüglich Integration die Initiative
ergreifen.
In den Bemühungen die Mentalität des anderen Volkes, ihre Bräuche, die Gewohnheiten zu verstehen, sollten wir den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung suchen, sie
mit unserer Geschichte und mit den besten Errungenschaften unserer Kultur bekannt machen, versuchen ihre Sympathie zu gewinnen, um dadurch unsere Integration in die Ge189
sellschaft zu erleichtern, mit der wir wunschgemäß unser Schicksal verbunden haben…“
Damit wollten wir sagen, dass die Erhaltung der eigenen nationalen Traditionen, der
Kultur und die Muttersprache keine Isolierung oder die Absonderung vom Leben des anderen Volkes ist und damit können wir das Interesse zu unserem Land erwecken. Wie wir
schon sagten, führt der gegenseitige Respekt zur Anerkennung in der GEMEINTSCHAFT.
Aber … referiere ich aus meinem Vortrag weiter:
„… Leider ist es unserer Organisation nicht gelungen die Auswanderer aus Moldova
mit der Idee der Zusammenarbeit zu begeistern.
Die Auswanderer aus Moldova, die verschiedenen ethnischen Gruppen zugehörig
sind, haben aus verschiedenen Gründen keine ausreichenden Interessen für diese Initiative gezeigt. Die Gefühle des persönlichen Interesses vor der sozialen Verantwortung, die
Abwesenheit des Verständnisses der Wichtigkeit der gegenseitigen Kontakte zwischen
den Vertretern verschiedener ethnischer Gruppen, sowohl innerhalb der moldauischen Diaspora, als auch mit dem Volk unter denen sie leben, und das falsche Verständnis seiner
Zugehörigkeit zur historischen Heimat, erschwerte die erfolgreiche Arbeit.“
Deshalb betone ich häufig, dass der große Verdienst in der Arbeit des „Кulturvereins
Moldova e. V.“ meinen deutschen Kollegen gehört. Und, dass zum 2. Kongress nicht die
Auswanderer aus Moldova, sondern in der Mehrzahl die Deutschen gekommen sind, bestätigt erneut das oben gesagte.
„Konstantin, welche Meinung haben Ihre deutschen Kollegen anlässlich der Durchführung der Arbeit des 2. Kongresses gebildet?“
„Violetta. Ich möchte zum Anfang des Gespräches zurückkehren. Es ist besser, unser
Gespräch mit den Eindrücken auch zu beenden. Weil der Kongress, das Forum, der Rat
wird darum zusammengerufen, um bestimmte Fragen zu lösen. Bekanntlich sind sie häufig strittig. Und nicht immer entsteht eine gemeinsame Meinung. Aber dafür versammeln
sich die Menschen um zu diskutieren und letztendlich zur Binsenwahrheit zu kommen.
Ich werde ergänzen, dass die Republik Moldova in den Händen den einzigartigen
„Schlüssel“ hat. Ich glaube, dass es mit
seiner Hilfe möglich wäre die Streitfragen bald lösen. Ich spreche von der
staatlichen Struktur – das Büro der interethnischen Beziehungen.
Soweit ich informiert bin, gibt es
in keinem Land der Europäischen Union eine ähnliche Organisation. Es bleibt
mir nur übrig im Namen aller Mitglieder
des „Кulturvereins Moldova e. V.“ der
Republik Moldova viel Erfolg zu wünschen.
Hier kann man unser Gespräch beenden? Es gelingt nicht immer, den Rahmen zu
wahren. Unser Blitz-Interview hat sich ausgedehnt. Aber, es ist nicht die Form, sondern
der Inhalt wichtig. Ich hoffe, dass unser Gespräch inhaltsreich geworden ist?!
Sind Sie einverstanden, Violetta?
Ihr Schweigen verstehe ich als Zustimmung. Ach! Warten Sie bitte eine Minute...
bei „Euronews“ läuft jetzt eine interessante Reportage. Haben Sie auch den Fernseher
190
angeschaltet? Dann hören Sie worüber gesprochen wird: „... Neuerdings gibt es eine neue
Erscheinung – „die EUROWAISEN“.
„Euro-Waisen“
Daniela Cenușa
Das sind die Kinder, dessen Eltern auf der Suche nach Arbeit in die Länder der Europäischen Union gefahren sind...“
Ich denke, dass wir demnächst unser Gespräch fortsetzen werden.“
Taschen, Taschen, über Taschen …
Nein - nein. Wir befinden uns nicht auf dem Zentralmarkt. Haben Sie nicht genügend
Eindrücke?! Entschuldigen Sie… Es wird aufgerufen.
„… Die Ticketregistrierung für den Flug Chişinău - Frankfurt am Main wird beendet.
Wir bitten die Passagiere zum Flugzeug.“
Alles richtig. 4 Stunden 45 Minuten. Es ist Zeit zu fliegen. Ja, Sie haben sich nicht
verhört. Ich setze mich auf meinen Platz, unbedingt anschnalle. Die Motoren laufen.
Moldova, Rumänien, Ungarn, Österreich. Wieder vier Staaten, 2000 Kilometer…
Warum fahre ich mit dem Auto nicht?
Nein. Ich habe meine Gewohnheit nicht geändert und wegen Zeitmangel eine Ausnahme gemacht. Ich werde fliegen. Denn in einigen Tagen wollen wir das Jubiläum un191
serer Organisation feiern. Bis dahin muss nochmal alles überprüft, telefoniert und allen
geschrieben werden. So eine Feier ist doch mit viel Arbeit verbunden.
„In Namen des Flugkapitäns begrüßen wir Sie an Bord unseres Flugzeuges und wünschen ihnen einen angenehmen Flug!“, holt mich die Stimme der Stewardess aus meinen
Gedanken.
In einigen Stunden werde ich schon in Deutschland sein. Aber bis noch die Möglichkeit gibt, kann man anschauen… nein. Nicht die Wolken. Es gibt jetzt keine Zeit zu Entspannung. Zwischenzeitlich werde ich einige dringende Sachen erledigen.
Sie haben Recht. Die Aufgaben gehen niemals zu Ende. Zum Glück.
Also, um die kostbaren Zeit nicht zu verlieren, schaue ich mir die Liste an, was man
jetzt machen kann.
Um keine „kostbare Zeit“ zu verlieren, schaue ich mir jetzt die abarbeitende Liste
durch. „Kostbare Zeit“ kann auch „wertlos“ sein, da sie unerbittlich weiter läuft. Dass ich
jetzt im Flugzeug und nicht im Auto sitze, verfliegt die Zeit mit riesiger Geschwindigkeit.
Leider.
Aber so ist das Leben. Manchmal ist sie seltsam, unerklärlich. Aber in allgemein, das
Leben ist eine bemerkenswerte Sache! Weil sie jedem von uns die Chance gibt, zumindest
ein Mal „aufzufliegen“. In ihm das Fliegen zu fühlen. Und von seiner Höhe, sich auf die
Vergangenheit umzuschauen und das unveränderliche Gesetz zu öffnen.
Das Gesetz der Erdanziehungskraft: „Egal wie hoch wir geflogen hätten, dreht sich
alles im Leben um seine Hauptachse – die nahen Menschen, treuen Freunde, die Sache,
der du ehrlich dienst. Und, wenn du es verstehst, so bedeutet, dass es dir gelang, im Leben
das Unermessliche zu erfassen!
„… in 30 Minuten landet unser Flugzeug im Flughafen Frankfurt am Main“.
Wie schnell ist die Zeit geflogen! Was heißt – „ehe ich mich versah...!“ Erinnern Sie
sich? „Egal wie hoch wir geflogen waren… Na, ja. Wie die Uhr zeigt, ist die Zeit gekommen, „sich vom Himmel auf die Erde zu begeben.“
Aber so ist das Leben. Manchmal ist es merkwürdig, unerklärlich. Aber im allgemein
ist das Leben eine wunderbare Sache!
192
„MĂRŢIŞOR“ – EIN INTERNATIONALER FEIERTAG
DES FRÜHLINGS
„Marţişor – das ist ein internationaler musikalischer
Frühlingsfeiertag, der das Schaffen verschiedener Völker
vereint.“
(ALEXANDER FEDIKO)
„... Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei…
„Wiener, seid froh
Oho, wieso?
Na so, blickt Euch nur um
I bitt´ darum
Ein Schimmer des Lichts
Wir sehn noch nichts
Ei, der Fasching ist da
Ach so, na ja.“
„Fröhlicher, Freunde! Ihr habt zu langweilige Gesichter! Ist die Treppe zu steil? Noch
ein bisschen mehr und ihr werdet da sein. Es sind nur 343 Stufen!“ ermutigt ein am Turmausgang stehender Mann die moldauischen Künstler.
„Markus! Sei nicht so ironisch! Es fällt sehr leicht, abwärts zu zählen. Aber bei aller
Liebe zur Musik von Strauß kommen wir im Tempo des Wiener Walzers nicht weiter.
Dennoch ist es nicht die schlechteste Vorübung für ein Konzert“, meinen die schwer atmenden Jungs und Mädchen.
„Hört auf zu murren. Sogar ich, ungeachtet meines Körperbaus, der nun wirklich
nicht fürs Ballet geeignet ist, ohne mein Gewicht zu verraten, bin mehrmals nach oben
gestiegen. Von dort, fast unter der Kuppel, kann man das Rattern der Räder der vor dem
Schloss Belvedere fahrenden Kaiserkutsche hören und sich vorstellen, dass er sich jetzt
zur Premiere des nächsten Meisterwerkes von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
begibt. Ihr werdet auch sehen, wie der Komponist sein Haus in der Domgasse Nr.5 verlässt. Wie immer, singt er etwas vor sich hin. Die Arie der Königin der Nacht oder ein neu
komponiertes Menuett. Mozart hat übrigens ca. 10 Jahre in Wien gelebt.
Aber wenn ihr, wie ich auch, zu den Bewunderern von Josef Haydn (1732 - 1809)
gehört, so hört ihr auf der gegenüberliegenden Seite des Turmes seine Sinfonie, die aus
dem Schloss Schönbrunn herüber klingt. Wie Mozart trat er hier häufig auf. Ich will damit
sagen, dass in keiner Stadt so viele hervorragende Musiker und Komponisten, wie Johann
Strauß (1825 - 1899), Johannes Brahms (1833 - 1897), Ludwig van Beethoven (1770 - 1827),
Arnold Schönberg (1874 - 1951) und andere gelebt und gearbeitet haben. Aus den Häusern,
in denen sie geboren wurden, lebten und starben, sind heute Museen geworden.
Von der westlichen Seite des Turmes aus ist die Staatsoper zu sehen. Übrigens ist
Wien die einzigste Stadt der Welt, in der in zwei Opernhäusern gleichzeitig und täglich
mehrere Monate im Jahr abwechselnd Oper, Operette und Ballette gezeigt werden. Ich
193
sehe, dass die Augen der Sopranistin Irina Sciogoleva vor Neugierde glänzen.
„Ich denke, Markus, dass es ein natürlicher Wunsch für Menschen meines Berufes ist,
in einem der besten Opernhäuser der Welt aufzutreten. Übrigens, in der Staatsoper arbeiten auch Kollegen aus Moldova, die Sopranistinnen – Tatiana Lisnik und Inna Losi“.
„O-o-o-o... Das wusste ich nicht. Jetzt kommen Sie dran und dann kann Konstantin
das Projekt des „Кulturvereins Moldova e. V.“ „Drei Sopranistinnen“ in Österreich wiederholen. Bis Sie über meine Idee nachdenken, will ich ergänzen, dass man die Opernstars
nicht nur in den schönen Sälen der Theater genießen kann. Jeden Sommer versammeln
sich Liebhaber der Oper auf dem Platz vor dem Rathaus. Hier werden auf der riesigen
Filmleinwand Opernfilme vorgeführt“.
„Der Name des Wiener Opernhauses, der Staatsoper, ist unter euch Musikern ein fester Begriff. Aber was haben Sie über das Burgtheater gehört? Natürlich nichts, wenn Sie
so die Achseln zucken. Es ist das älteste Theater und gleichzeitig das bedeutendste. Es ist
schon mehr als 220 Jahre alt. Aber ich wollte Ihre Aufmerksamkeit eigentlich auf Folgendes lenken.
Irina, soweit ich verstanden habe, ist die Chişinauer Nationale Oper, in der Sie Solosängerin sind, von Subventionen des Staates abhängig? Ich stelle Ihnen diese Frage nicht
zufällig. Wie bekannt ist, wird der Beruf des Schauspielers nicht immer und nicht überall
hoch geschätzt. In diesem Theater bekamen die Künstler seit seiner Gründung 1776 nicht
nur Honorar, das ihrer Arbeit entsprach... Es ist nämlich vom physischen als auch vom psychischen Aspekt her eine schwierige Arbeit, auf der Bühne zu stehen und den Menschen
zu helfen, von den alltäglichen Problemen abzuschalten. Ab dem 18. Jahrhundert befand
sich das Burgtheater in der Hand des Kaisers, und den Schauspielern, die Staatsdiener waren, wurde auch eine Rente gezahlt. So wurde der Staat ihr Vormund, d. h., der schenkte
ihnen große Aufmerksamkeiten und kannte ihre Sorgen. Welche Rente bekommen denn
Ihre Künstler heutzutage im Theater? Sie sehen weg. Dann werden wir nicht über das traurige Kapitel sprechen, um Ihnen nicht Ihren Aufenthalt in Wien zu verderben.
„Ei Fasching ist da
Ach so, na ja.“
Wien bedeutet Fasching! Kennen Sie die Bedeutung dieses Wortes? Natürlich – der
Karneval!
Und wie man sich hier amüsiert, werden Sie nach der Übersicht der jährlich in der
Hauptstadt durchgeführten Ereignisse verstehen. Die Stadtbehörden haben für 2007– 2008
ungefähr 2.000 Veranstaltungen geplant. Die beliebtesten und favorisierten sind die Vorneujahrmärkte mit den Weihnachtspaziergängen. Und natürlich werden sie von M u s i k
begleitet!
Ohne Musik kein Wien. Und wenn Sie nach Österreich kommen, so denken Sie daran,
dass das Leben hier nach eigenem Rhythmus verläuft, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei,
eins, zwei, drei... Es scheint, dass auch die Donau Walzer tanzt.
„Wiener, seid froh
Oho, wieso?“
194
Erlauben Sie, Fräulein Nikoletta, Sie zum Tanz einzuladen. Wir befinden uns mit Ihnen auf dem Bonbonball. Oder möchten Sie zum Blumenball oder zum Kaffeesiederball
gefahren zu werden?
Irina wird natürlich zur Staatsoper gefahren, weil dort die Ballsaison mit dem eleganten Opernball eröffnet wird. Obwohl, Sie haben die Qual der Wahl. In dieser Saison
werden in Wien ca. 300 Bälle stattfinden. Oh, die Kutschen sind schon da!
Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei...
Ist Ihnen ein wenig schwindlig? Entschuldigen Sie, ich bin wohl allzu eifrig. Ach,
ich habe mich daran erinnert, dass im Südturm eine Wendeltreppe errichtet wurde! Um
ehrlich zu sein: ich habe ein bisschen geflunkert und habe verschwiegen, dass es im Nordturm einen Aufzug gibt. Ich hoffe, dass Sie nicht allzu sehr beleidigt sind. Ich wollte Ihnen einfach nur klar machen, dass Sie in den zwei Wochen Ihres Aufenthaltes in meinem
Land lernen, nicht nur alle steilen Stufen unserer gemeinsamen Reiseroute zu überwinden,
sondern auch, dass man nicht alles sehen kann, wenn man ständig von oben nach unten
sieht.
Die Höhe des Südturmes beträgt 136 Meter. Und in diesem Zusammenhang erzähle
ich Ihnen noch eine interessante Tatsache, die mit der Geschichte dieser Kathedrale verbunden ist. Sie kennen den Namen schon – Hauskirche oder Stephansdom. Das ist einer
der bekanntesten Kulturbauten in der Welt. Er wurde 1147 während der Regierung der
Habsburger zu Ehren des heiligen Stephan gebaut und nach ihm benannt. Aber ich möchte
Ihre Aufmerksamkeit nicht auf sein ehrbares Alter, sondern auf etwas anderes lenken. Ihre
Beine signalisieren, dass der Turm ziemlich hoch ist. Während des Österreichisch-Ungarischen Imperiums war es verboten, Gebäude höher als die Kirchen zu bauen“.
„Eine sehr angenehme Nachricht für uns“, seufzen die Künstler erleichtert. Wenn man
während jeder Exkursion die Stufen der Kathedralen von Wien einplant, so können wir
nur hoffen, dass es im nächsten Turm zumindest zwei Stufen weniger sind!“
„Also oh...“, murmelt Markus enttäuscht. Sie haben meine Geheimnisse sehr schnell
gelüftet. Aber ich denke, dass es zwischen uns keine geben sollte, wenn wir einander kennen lernen wollen.
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„Ich habe mit Ihnen vor, noch ein Fußtraining durchzuführen. Aber diesmal müssen
wir unter die Erde gehen.“
„Markus! Was hast du denn nun schon wieder vor! Deine Überraschungen könnten
unsere Gesundheit negativ beeinflussen! Schau dir Cătălin und Nicu an. Sie können bis
jetzt immer noch nicht richtig durchatmen. Am Abend werden sie nicht irgendwo sondern in Wien auftreten! Und du hast wahrscheinlich vergessen, dass sie Blasinstrumente
spielen! Unsere Pianistin ist nicht mehr im Stande, die Pedale des Klaviers zu treten, weil
ihre Beine noch von der ungewohnten Belastung zittern. Und Witalij Pahomov wird eine
Reportage mit „wackelnden“ Bildern produzieren. Irina Sciogoleva hat mit Schwindel zu
kämpfen. Und...“
„Stopp, Stopp, Stopp“, winkt Markus mit den Händen ab. „Ich habe alles verstanden
– ihr braucht eine Pause. Dann werden wir jetzt in ein sehr originelles Café gehen. Ich
möchte Ihnen einen traditionellen Wiener Strudel und eine Tasse Cappuccino anbieten.
Auf dem Weg dahin können wir uns am Denkmal von Mozart fotografieren lassen, außerdem zeige ich Ihnen, wo sich die Vertretung von OSCE, das Heimatkunde- und die
Historischen Museen sowie das Museum der darstellenden Kunst befinden. Bevor wir
jedoch dorthin fahren werden, sehen wir uns noch ganz kurz den östlichen Teil des Stephanshauses an“.
„Das ist aber...“, rufen die Jungs begeistert aus. „Innerhalb der Kathedrale gibt es noch
eine Kirche! Sie befindet sich unter der Erde!“
„Na? Ist die Überraschung gelungen?! Seid ihr beeindruckt?“ fragt Markus zufrieden.
„Wie Sie sehen, werden hier Ausgrabungen durchgeführt und die Wiederaufbauarbeiten
sind im vollen Gange. Wenn das Gebäude vollständig restauriert sein wird, lade ich Sie
extra nach Österreich ein“.
„Nein-nein! Danke. Bitte keine Stufen mehr. Wir erfahren über die Zahl etwas aus
dem Nachschlagewerk. Und was, wenn der Architekt entschieden hat, sich selbst zu übertreffen?!“
„Apropos Architekten. Oder um
präziser zu sein, über einen von ihnen,
weil die Kathedrale des Heiligen Stefans von mehreren Meistern projektiert
wurde. Es ist vollkommen klar, dass es
damals keinen Fotoapparat gab, aber
schöpferische Menschen sind, wie wir
wissen, ziemlich ehrgeiziger Volk. So
wie unser mährisch-österreichischer
Baumeister und Bildhauer Anton Pilgram (1460 - 1515). Hier, ganz unten
auf der Stützsäule, auf einer der Steinplatten, hat er ein Porträt eingemeißelt.
Natürlich war diese seine Tat ziemlich ungehörig, er hätte dafür bestraft werden können.
Wahrscheinlich wissen Sie aus der Geschichte, dass die Kirche es vielen Meistern verbot,
ihren Namen in den Kathedralen an die große Glocke zu hängen. Aber wie Sie sehen, gab
es auch Mutige, denen wir zu danken haben, dass wir heute die Möglichkeit haben zu sehen wie der Meister aussah. Anton hat eine sehr ausdrucksvolle Mimik. Finden Sie nicht?
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Und jetzt, los! Im Walzertempo machen wir Bekanntschaft mit der Wiener Küche.
„Nikoletta!“
„Ja, Markus“.
„Wie ich sehe, du bist von allen die Standhafteste, läufst, hüpfst, als ob du tanzt. Übrigens, gestern in eurem ersten Konzert in Saint-Valentin war dein Auftritt ein toller Erfolg.
Es stellte sich heraus, dass Du nicht nur eine Geigerin, eine Vokalistin und eine Tänzerin,
sondern auch noch eine prächtige Erzählerin bist. Und jetzt, während wir in diesem gemütlichen Café sitzen, möchte ich dich um etwas bitten. Ahnst du es? Wiederhole bitte
für mich die Legende über den Mărţişor. Wir werden hier eine kleine Probe durchführen.
Fang an, ich höre aufmerksam zu.“
„Seit langer Zeit wächst in Moldova eine Blume von ungewöhnlicher Schönheit, mit
weißen zarten Blütenblättern und brüchigem, Stiel. Sie erblüht immer am selben Tag – am
1. März und heißt ghiocel – Schneeglöckchen. Kaum kommen die ersten Sonnenstrahlen,
kündet es die Ankunft des Frühlings mit.
„Leute, freut euch! Der Winter geht weg!“
Eines Tages erfuhr eine böse Zauberin davon und
entschied, den Frühling aufzuhalten, indem sie die
Erde mit einer dicken Schneedecke bedeckte. Aber
die Blume gab nicht auf und streckte sich weiter
der Sonne entgegen. Als das die böse Zauberin sah,
wollte sie die Blume bestrafen und pflanzte an die
Stelle, wo sie wuchs, ein stachliges Gebüsch.
Der Frühling sah es und stürzte zum Schneeglöckchen, um ihm beizustehen. Als es ihm aber die
Hände entgegenstreckte, stach sie sich und einige
Blutstropfen fielen auf ihre weißen Blätter. Und genau in diesem Moment, als der Frühling die Blume
berührte, wurden die Schneewolken vertrieben und
die Sonne kam hervor. „Freut euch, Leute!“ rief sie
aus. „Der Frühling ist gekommen! Und seitdem ist
es am 1. März in Moldova Tradition, sich gegenseitig mit Mărţişoren zu beschenken. Die roten und
weißen Blätter der Blume symbolisieren die Ankunft des Frühlings“.
„Danke, Nikoletta. Den Mărţişor, den du mir gestern geschenkt hast, werde ich für
diesen Feiertag als Andenken aufbewahren. Es ist aber interessant zu wissen, wie der
Mărţişor in Moldau begangen wird?“
„Markus, lass die Jungs in Ruhe ihren Cappuccino genießen. Ich erzähle dir währenddessen die Geschichte des Musikfestivals „Mărţişor“, das in der Hauptstadt der Republik,
in Chişinău, jährlich durchgeführt wird.
Der Initiator dieses Festivals war Alexander Sergheevich Fediko, der in den 60-ern
die Abteilung für Künste des Kulturministeriums in Moldova leitete.
Die Hauptidee des Festivals besteht darin, Menschen verschiedener Länder durch die
Kunst zu vereinen. „Mărţişor“ ist so ein internationaler Feiertag, an dem Musiker aus
der ganzen Welt teilnehmen. Er findet in Chişinău statt. An zehn Tagen, vom 1. bis zum
197
10. März empfängt die Hauptstadt Gäste aus vielen europäischen Ländern, auch aus den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion.
Ich bin sehr froh, dass die Idee von A. S. Fediko bis
jetzt lebendig ist, und ich fühle mich sogar in gewissem
Maße als sein Nachfolger, weil ich schon zum dritten Mal
unmittelbarer Teilnehmer dieses Festivals war. Zuerst in
Moldova, dann in Deutschland und jetzt auch noch in Österreich.
„Konstantin, erzähle bitte ein wenig ausführlicher darüber. Wir haben uns doch alle getroffen, damit wir mehr
von einander erfahren.“
„Mit Vergnügen, Markus, weil der Frühling und das
Erwachen der Natur eine Feier des Lebens sind. Das bedeutet Feiertag und gute Stimmung!
Alexander Sergheevici Fediko
Fangen wir mit Moldova an. 2004 hat unsere Gesellschaft eine Einladung des Kulturministeriums der Republik Moldau bekommen, am 38.
Festival teilzunehmen. Natürlich sollte Deutschland ein professionelles Kollektiv vorstellen, deshalb setzte ich mich mit den Mitarbeitern der Abteilung „Musik II“ vom Goetheinstitut in Verbindung und bot an, nach ihrem Ermessen Musiker auszusuchen und vorzubereiten.
So reisten der Posaunist K. Hemmasi, die Trompeter D. Negele und J.B Peter, der
Waldhornspieler J. Kristof und der Tubist D. Hirte vom deutschen Blasquintett „Unglaublich“ zusammen mit mir nach Chișinău.
Der „Mărţişor“ wird traditionell mit einem Gala-Konzert im Nationalpalast oder auch
„Palatul Naţional“ eröffnet. Dort lernen sich die zum Festival kommenden Kollektive
kennen. Natürlich treten nicht alle Künstler an diesem Tag auf, weil die Konzerte auf die
ganze Periode des Festivals verteilt werden.“
„Welches Programm hatte der Mărţişor?“, fragt Markus.
„Ich denke, dass es dem Geschmack des Publikums entsprach. Man kann sowohl
Instrumentalmusik als auch Opern- und Konzertmusik hören. Natürlich werden für jedes
Genre entsprechende Konzertplätze ausgewählt. Das können der große oder kleine Saal
der Staatlichen Philharmonie, das Opernhaus, der Orgelsaal und der Nationalpalast sein.
Ich glaube, dass ich alle aufgezählt habe. Ich möchte allerdings auf Nummer sicher gehen.
Valentina? Habe ich nichts vergessen?“
„Ich glaube nicht. Soweit ich weiß, wurden keine neuen Paläste für die Künstler gebaut.“
„Sag, Konstantin, was hat das deutsche Quintett vorgestellt? Wie ich aus unserem
Gespräch verstanden habe, ist es schwierig, das moldauische Publikum zu überraschen.
Besonders jetzt, wo viele Musiker aus Moldova in Europa studieren und sogar einen ständigen Wohnsitz haben?! Ihrem Konzert in Saint Pölten nach zu urteilen, gibt es genügend
Talente in der Republik. Sie haben uns sehr positiv überrascht und begeistert!
Zum Schluss des Konzertes sagte der Vizepräsident der Gesellschaft der Österreichisch-Moldauischen Freundschaft, Herr Anton Heinzl: „Ich kann mit aller Gewissheit
sagen, dass die Österreicher heute gehört haben, wie die musikalische Sprache eines an198
deren europäischen Völkers tönt – des moldauischen. Es war sehr interessant, sein eigentümliches Kolorit und die ungewöhnliche Melodik kennen zu lernen. Dank dem Auftritt
der moldauischen Künstler haben die Österreicher einige nationale Besonderheiten dieses
Landes kennen gelernt…“
„Ja, Markus. Wir haben uns davon überzeugt, dass die Österreicher die Kultur Moldovas mit besonderer Aufmerksamkeit aufnahmen“, bestätigt Cătălin. Erinnern Sie sich,
was nach dem offiziellen Konzert in Saint Valentin war?“
„Eine improvisierte Fortsetzung. Ich erinnere mich sehr gut, weil ich daran als Interpret teilnahm. Es war ein nicht schlechtes moldauisch-österreichisches Vokalduett. Die beste
Sopranistin der Chişinauer Nationaloper, Irina
Sciogoleva, und der Bariton der Organisation
„Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“, sagte Markus zufrieden. „Vergessen Sie unseren österreichischen Freund, den
Klavierspieler nicht, sowie…“
„Markus. Du wirst jetzt alle übermäßig loben“, stoppte ich ihn. „Meiner Meinung nach
passt Du dich der künstlerischen Umgebung
schnell an. Aber, wie ich feststelle, bleibt meine
Bemerkung ohne Reaktion. Du bist, wie man
sagt, auf den Geschmack gekommen.“
„Konstantin! Du ärgerst dich umsonst“,
wirft mir Markus vorwurfsvoll vor. „Es handelt
sich um ernste Sachen. Warum soll man sich
verstecken? Damit eine ähnliche kulturelle Bekanntschaft Moldovas mit Österreich und umgekehrt von Österreich mit Moldova, unseren
Organisationen, der „Österreichisch-Moldauischen Freundschaftsgesellschaft“ und des
„Кulturvereins Moldova e. V.“ stattfinden konnte, wurde eine riesige Vorarbeit geleistet!
Nur Uneingeweihte vertreten die Meinung, dass es vollkommen ausreiche, sich in Verbindung zu setzen und damit sei die Sache erledigt. Wie du nach 10-jähriger Erfahrung
der Organisationsleitung weißt, ist alles nicht so einfach. Darüber äußerten sich auch der
Botschafter der Republik Moldova in Österreich, Herr Victor Postolachi, und das Mitglied
199
des Europäischen Parlamentes, Christa Prets, sowie die Stadträtin von St. Valentin Mag.
Kerstin Suchan.
„Du kannst auch weiterhin so bescheiden tun, aber ich kann dir sagen, dass ich in
St.Valentin österreichische Volkslieder in unserer inoffiziellen „session“ nicht schlecht
gesungen habe. Ich glaube, dass es dieser Begriff ist, den die Musiker für die Treffen verwenden?“
„Gut, Markus. Du hast mich überzeugt“, stimme ich zu.
„Wovon? Von meinem Gesang?“ lacht er.
„Zweifellos!“ antwortete ich ihm im ironischen Ton. „Du hast völlig Recht, dass ich
dir und auch vielen anderen Österreichern, die wir in diesen Tagen kennen gelernt haben,
mit Freude nicht nur die Hilfe des Nachbarn anbieten werde, sondern auch freundschaftlich sagen kann: „Willkommen in Deutschland!“
„Du musst nicht übersetzen. Ich habe dich gut verstanden. Hast du etwa vergessen,
dass ich auch Russisch, Französisch, Spanisch und Englisch spreche? Und ich habe es
sogar geschafft, einige moldauische Wörter zu lernen. Konstantin, ärgere dich nicht. Ich
rühme mich überhaupt nicht. Ich glaube einfach, dass man, wenn man mehrere Sprachen
beherrscht, niemals einsam ist, und vor allem können mich mehr Leute verstehen – nicht
nur mein Nachbar. Jetzt versuche ich, Ihnen das zu demonstrieren.
„Bine ati venit in Austria, Valentina! Dobro poshalovat v Avstrjiu, Irina! Seid alle
herzlich in Österreich willkommen!“ wendet sich Markus zu guter Letzt allen zu.
„Danke! Multumesc! Spasibo!“ antworten die Künstler im Chor.
„Ich bin froh, dass wir uns so schnell gegenseitig verstehen. Oder, wie Herr Heinzl in
seiner Rede sagte: „… dank dem kulturellen Austausch, werden wir die Brücke des gegenseitigen Verständnisses zwischen unseren Ländern aufbauen…“
Apropos Brücke. Es steht uns noch bevor, über eine Brücke zu gehen, die sich an der
Donau befindet. Danach will ich Ihnen noch einige Straßen und Plätze zeigen und später
werden Sie etwas Ungewöhnliches sehen. Natürlich steht uns ein langer Weg bevor, aber
man könnte mit der Straßenbahn fahren. Allerdings möchte ich, dass Sie die ganze majestätische Schönheit der Hauptstadt des Habsburger Imperiums sehen können.“
„Danke, Markus. Wir denken, dass unsere Beine das Riesenausmaß von Wien, sowohl
in der Höhe als auch in der Breite, gespürt haben“, bemerken die Jungs. „Aber wir sind
damit einverstanden. Die Luft und die ungewöhnliche Atmosphäre der Stadt verdienen
das“, sagen die Künstler begeistert.“
„Dann lauft langsam, um sich an ihrer Geschichte satt zu sehen. Und schaut euch aufmerksam um, weil jedes Gebäude buchstäblich davon geprägt ist…“
„Markus. Wir riechen Cappuccino und heiße Schokolade“ erinnern ihn die Jungs.
„Kein Problem. Ich werde mich nach Möglichkeit bemühen, das Versprechen einzuhalten. Außerdem ist es kein Problem, einen Ort in Wien zu finden, wo man einen leckeren Cappuccino zubereitet. Um so mehr, dass man nicht zu suchen braucht. Hier gibt es
genug solcher Einrichtungen. Vielleicht ist es übertrieben, aber früher konnten die Wiener
Cafés sowohl der Anzahl, als auch der Qualität nach mit den hiesigen Konzertsälen konkurrieren. Am Anfang des 19. Jahrhunderts schossen in Wien für die Musikliebhaber viele
Konzertcafes wie Pilze aus dem Boden. Stellen Sie sich folgendes Bild vor. Sie kommen
zum Beispiel an einem dieser Cafés vorbei. Bitte, kommen Sie rein. Also, treten Sie ein,
um eine Tasse Kaffee zu trinken und mit Freunden über Neuheiten der Kultur zu disku200
tieren. Sie setzen sich an Ihren Lieblingstisch und rufen nach dem Kellner. Da kommt er
schon. Nehmt das Menü mit den angebotenen Getränken und wählt aus, was euch gefällt.
Gleichzeitig bitte ich euch, die ungewöhnliche Lage zu registrieren. Sie haben bemerkt,
dass die Innenausstattung dieses Cafés nicht traditionell ist. Seine Einrichtung und die
Möbel haben sich in 100 Jahren nicht verändert, damit man das Gefühl hat, dass man von
einer Atmosphäre verschiedener Epochen der Kaiserstadt umgeben ist. In Wien kann Ihnen nicht nur die Architektur der Gebäude über ein vielfältiges und merkwürdiges Leben
erzählen. Jede Ecke, jeder Straßenname, jede Gasse dieser denkwürdigen Stadt hat ihr
eigenes Geheimnis“.
„Markus. Du magst deine Stadt sehr, weil Du mit so viel Liebe über sie erzählst“,
stellen die Jungs fest.
„Sie haben Recht. Ich glaube nicht, dass man andere Gefühle für Wien entwickeln
könnte und ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Österreicher mit der Wien gebührenden Sorge und Aufmerksamkeit zu ihr verhält. Uns Österreichern bedeutet unser Land
sehr viel! Können wir uns denn nicht im Superlativ über unsere Heimat äußern? Ungeachtet vieler Katastrophen, die Österreich erlebt hat, und des ehrbaren Alters des Landes,
gelang es, das Land ausgezeichnet äußerlich zu erhalten. Sind unsere Damen mit mir einverstanden? Übrigens, ist das Wort „Wien“ im Russischen und im Moldauischen weiblich.
Ich denke, dass sich Wien noch viele Jahrhunderte erlauben darf so zu kokettieren. Und
wir, ihre Bewohner, werden ihr dabei helfen. Außerdem fühle ich, dass die Geschichte
meines Landes auch ein Teil meiner Biografie beinhaltet. Meine Vorfahren kamen hier auf
die Welt und lebten hier. Ich weiß natürlich nicht über alle Bescheid, aber sie sind meinem
Österreich gut bekannt. Über sie habe ich auch etwas aus existierenden Aufzeichnungen
erfahren.“
„Markus! Du singst so prima. Und wenn Du plötzlich der Nachfahre irgendeines bekannten Komponisten bist?“ erkundigen sich die Künstler schadenfroh.
„Wenn Ihr ironisch werdet, dann werde ich nicht mehr für euch singen. Sprechen wir
lieber über Komponisten. Ob es unter meinen Verwandten große Komponisten gab, ist
schwierig zu sagen, aber ich weiß genau, dass jemand von euch jetzt auf einer womöglich
historischen Stelle sitzt. Wir befinden uns doch im Konzertcafé. An diesem Tisch könnten
Strauß oder Brahms sitzen. Vollkommen wahrscheinlich, dass auf dieser Bühne jemand
von ihnen sogar gespielt hat. Zum Beispiel, Beethoven. Auf dem Weg von Österreich nach
Deutschland spielte er Variationen zum Thema...
„Konstantin! Ich erinnere daran, dass wir unser Frühlingsthema „Mărţişor“ noch nicht
beendet haben“, fiel Markus plötzlich ein.
„Wir sind bei den Auftritten des deutschen Blasquintetts stehen geblieben“, erinnere
ich mich.
„Ich vermute, dass Ihr in Eurem Repertoire keine deutschen Volkslieder hattet?“ interessierte sich lachend unser Freund.
„Auch wenn es so wäre, glaube ich nicht, dass es eine ernsthafte Konkurrenz für dich
wäre. Um so mehr, als diese Musiker aus der klassischen Richtung kamen. Am 2. März
2004 gaben sie ein Solokonzert im Kleinen Saal der Philharmonie von „S. Lunkevich“.
Die deutschen Musiker haben dem moldauischen Publikum stilistisch ein vielfältiges Programm vorgestellt. Es wurden bekannte Werke sowohl europäische als auch russischer
Komponisten gespielt: Achille-Claude Debussy (1862 - 1918), Dmitri Schostakowitsch
201
(1906 - 1975), Richard Strauß (1864 - 1949), Franz Liszt (1811 - 1886). Es gelang ihnen, die
Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Sie haben mit Dakapo einer Jazz-Bearbeitung bekannter klassische Werke gedankt.
Du weißt doch, dass nicht jeder Jazz in dieser Art und Weise bearbeiten kann, besonders
die klassischen Variationen. Natürlich war es für die Musiker angenehm, dass sehr viele
Zuhörer zum Konzert kamen. Den wahrhaften Musiker begeistert doch nichts so sehr,
wie ein voller Saal und eine gehörige Portion Beifall. Ich bin davon überzeugt, dass das
Interesse der Chişinauer nicht zufällig war. Obwohl viele moldauische Musiker in europäischen Konservatorien studieren, war es für sie interessant zu hören, wie andere Künstler
Werke aus dem weltweiten Musikrepertoire interpretieren und auslegen. Du stimmst mir
sicher zu, dass neue Informationen niemals überflüssig sind, im Gegenteil einer professionellen Entwicklung weiterhilft.
Das Konzert bot noch etwas Erfreuliches. Im Saal waren auch viele
Anfänger anwesend. Der Auftritt der
deutschen Kollegen wird für sie sehr
nützlich für die weitere Zukunft sein.
Wer die Geselligkeit der moldauischen
Jugend kennt, weiß, dass sie ebenso,
wie nach dem Konzert inoffizielle „sessions“ veranstalten. Ein kultureller, kreativer und informativer Austausch hat
stattgefunden.
Mit diesem Programm fuhren wir
noch in andere Städte, nach Belţi und
Comrat. Über die Auftritte des deutschen Quintetts wurde in der moldauischen Presse berichtet. Die Chişinauer Zeitung
„Moldo/va suverana“ berichtete detailliert über den glänzenden Auftritt der deutschen
Musiker. Der Autor des Artikels war von dem Konzert in der Philharmonie offenbar sehr
beeindruckt, weil die Rezension im Superlativ geschrieben wurde. „… eines der am meisten beachteten Ereignisse des internationalen Festivals „Mărţişor“ wurde der Auftritt des
Blasquintetts aus Deutschland. Das Quintett nahm an der Eröffnung des Festivals teil,
sowie ist hervorragend im Kleinen Saal der Nationalen Philharmonie aufgetreten… 77
202
Ich weiß nicht, ob in der Zeitung auch erwähnt wurde, dass wir das uns gezahlte Honorar für die Teilnahme am Festival in Höhe von 3000 moldawischen Leis (umgerechnet
ungefähr 200 Euro) den Organisatoren von „Mărţişor“ übergeben haben, um es in Fonds
eines Kinderheimes in Moldova einzusetzen.
Markus, das Ziel der Arbeit des „Кulturvereins Moldova e. V.“ ist der kulturelle Austausch zwischen Moldova und den Ländern Westeuropas. Deshalb haben wir uns entschieden, eines der Projekte unserer Organisation unter dem Titel „Mărţişor in Deutschland“
durchzuführen. Und am 1. März in 2007 sind die moldauischen Musiker zur Eröffnung
dieser musikalischen Veranstaltung in Deutschland aufgetreten. Sie fand in der Botschaft
der Republik Moldova in Berlin statt.
Das deutsche Publikum war von der Kunst und von den Künstler begeistert: vom Sopran Elena Demirgean, von dem Flötisten und Solisten auf Volksinstrumenten Iacob Rotari, von der Geigerin Mariana Rotaru und von der kleinsten talentierten Geigerin, Sängerin
und Tänzerin Nicoletta Chetreanu. Die Künstler haben den Deutschen über ihre nationalen
Traditionen in Moldova erzählt. Ich hoffe, dass Du auf dem nächsten Moldauisch-österreichischen „Mărţişor“ auch andere kleine und talentierte Musiker aus Moldova hören kannst“
sage ich.
„Offenbar sind sie wirklich etwas Besonderes, wenn Du mit solcher Begeisterung über
sie sprichst, Konstantin. Über alle Teilnehmer am „Mărţişor“ hat man positive Rezensionen
gelesen. Alle konnten sich davon überzeugen, dass die Wärme des moldauischen Frühlings
auch das österreichische Publikum erwärmt hat. Ja, Konstantin, die zu uns gekommenen Musiker sind temperamentvoll, musikalisch talentiert und künstlerisch gut ausgebildet. Es gelang
ihnen, das Eis des Misstrauens der Österreicher zur Kultur eines anderen Volkes schmelzen
zu lassen. Ich denke, dass das lebenslustige Wien nach solch einem informativen und gehaltvollen Konzert nicht nur eine Ballsaison im Winter, sondern auch bald im Frühling durchführen wird! Ich hoffe, dass dieser Frühlingsfeiertag, der in diesem Jahr auch nach Österreich gekommen ist, der Anfang einer dauerhaften Zusammenarbeit unserer Organisationen wird. Ich
bin davon überzeugt, dass die von uns durchgeführten Veranstaltungen ein wichtiger Beitrag in
der Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Moldau sind.
203
Ihr seid etwas traurig geworden, Jungs. Oder hat euch der Cappuccino nicht geschmeckt? Was? Das B-e-s-t-e! Ich bin froh, dass Wien auch in dieser Hinsicht Euren Erwartungen gerecht wird. So, worauf warten wir noch? Auf zum Unerforschten! Es bleiben
noch einige Plätze, Parks und Straßen übrig bis wir am Ziel sind. Ärgert euch nicht. Ich
mache nur Spaß. Das Ungewöhnliche ist neben uns. Man muss nur um die Ecke biegen
und dort werdet ihr sehen…“
„Das ist ja-a-a! So was haben wir uns wirklich nicht vorstellen können! Als ob wir in
ein Märchenland geraten sind“, rufen alle begeistert aus.
„Dieses Gebäude wird das
Hundertwasserhaus genannt“. Das
Haus wurde nach dem österreichischen Architekten Hundertwasser
benannt. Das ist ein schöpferisches Pseudonym, weil sein richtiger Name Stowasser (1928 - 2000)
lautet. Sein Vorname ist Friedrich.
Wahrscheinlich gelang es Friedrich
Hundertwasser gerade durch die erfolgreiche Kombination von einfachen und ungewöhnlichen Dingen
eine weltweite Berühmtheit zu erlangen.
Seit vorsichtig beim Gehen, keine Sorge. Im Fußboden ist nichts eingebaut und nichts
Schreckliches wird von da herausspringen. Ich warne Sie nur, weil der Fußboden in diesem Haus sehr uneben ist. Wegen den Unebenheiten können Sie stolpern. Abends ist das
Konzert und ich will nicht, dass Sie die Bühne hinkend betreten. Deshalb umgehen Sie die
scharfen Ecken während der Besichtigung.
Doch das ist nicht richtig. Gerade das Fehlen von Ecken oder scharfer Ecken oder
überhaupt irgendwelcher Ecken ist eine eigentümliche Besonderheit seines Schaffens.
Sehen Sie, jetzt habe ich über Friedrich geredet, als ob er auch ein Maler wäre. Diese
204
Behauptung ist allerdings nur teilweise richtig. Helle, kräftige Farben dominieren in all
seinen Werken, die man als architektonische Meisterwerke bezeichnen kann.
Wenn ich sie mir ansehe, dann sehe ich eher künstlerische Linien, keine Steinbauten.
Sie sind so ausdrucksvoll und dynamisch. Sofort entsteht die Illusion von Bewegung. Ich
kann keine genaue Bestimmung finden. Ich hätte gesagt, dank „der schwimmenden“ Konfiguration des Gebäudes. Schauen Sie. Erscheint es Ihnen nicht auch so, dass gebogene
Linien sowohl von innen als auch von außen das Haus vom allgemeinen Hintergrund des
statischen, monumentalen Baus abheben? Ich hätte mich nicht verwundert, wenn man mir
gesagt hätte, dass sich bei ihm nicht nur das Dach, sondern sich auch das Fundament an
der Seite befindet.
Jungs! Warum lacht ihr? Habe ich etwas falsch gesagt? Gibt es im Russischen etwa
nicht diesen Ausdruck: „das Dach auf der Seite?“ Er wird meistens dafür verwendet, was
in Wirklichkeit nicht ganz den Sehgewohnheiten der Mehrheit entspricht. Aber wissen
Sie, manchmal, wenn ich solche ungewöhnlichen Werke von Architekten und Maler sehe,
denke ich daran, dass nicht ihnen, sondern dem Rest der Welt ihre ganze Pracht verwehrt
bleibt, da sie für diese unverständlich bleibt.
Zum Beispiel das Schaffen von Bach und Mozart. Damals hielt die Mehrheit der
Menschen ihr Talent für eine Abweichung von der, in der Gesellschaft geltenden Norm.
Später als ihre Genialität von dieser Mehrheit angenommen wurde, gelang es nicht jedem,
innerlich bis zur Höhe ihres „Daches“ vorzudringen.
Selbst wenn man sich auf Zehenspitzen stellen würde. Aber Sie machen sich immer
noch über mich lustig“, sagt Markus beleidigt.
„Wir lachen nicht über dich. Sieh dir Nicu an! Er hat sich auf Zehenspitzen gestellt!“
schrien die Jungs.
„Hab´ verstanden. Offenbar versucht er, jemanden zu erreichen. Was hast Du dort gesehen, Nicu? Übrigens, er hat Recht. Wir nähern uns dem zentralen Tor des Stadtparks, in
dem sich viele Denkmäler ungewöhnlicher, genialer und großer Menschen befinden. Dann
werden wir nicht hinter Nicu zurückbleiben und versuchen, sie zu sehen.
Wollen wir, dass ich hier ein Foto von Ihnen mache?! Ich denke, dass das ein originelles Bild werden wird. Aber stellen Sie sich nicht auf die Zehenspitzen, sondern springen
Sie“, schlägt er vor.
„Markus! Du bist wirklich wie ein
Kind! Was werden die Leute von uns
denken?“ empören sich die Künstler.
„Sie werden denken, dass Sie
vom allgemeinen Hintergrund abstechen. Schauen Sie sich noch einmal
um! Haben Sie immer noch nicht gemerkt, dass Wien eine ungewöhnliche Stadt ist!“ ruft er aus. „Also, auf
„drei“…
„Bravo! Die Aufnahme hat geklappt…“
„Ausgezeichnet!“ ergänzen die
Jungs begeistert.
205
„So soll es sein! Das ist im Stil meines Landes. Damit werden in einer harmonischen
Art und Weise Einfaches und nicht Alltägliches miteinander kombiniert“, bemerkte Markus zufrieden. „Davon werden Sie sich noch einmal überzeugen können, wenn Sie das
Gebäude sehen, in dem Sie heute Abend auftreten werden“, versprach er. „Es befindet sich
im zentralen Teil der Stadt und Konstantin muss sehr vorsichtig sein“.
„Nein-nein. Die Straße ist hier gerade. Sie ist sehr eng, und deshalb gibt es nicht
genug Platz für die Wendemanöver und einen Parkplatz. Ich werde die Exkursion durch
den Stadtpark nicht vergessen. Wir machen sie morgen, da man viel Zeit braucht. Für den
Verkehr durch das alte Wien muss man zusätzliche Fahrkurse belegen. Aber Konstantin
hat erfolgreich die Kurve geschafft, und jetzt kann man ohne Hektik in den Hof fahren.
Das war´s. Wir sind angekommen. Kavaliere vorwärts, die Damen hinter her“, unterweist
uns Markus.
„Warte auf uns“, bitten ihn die Künstler. „Was für ein prächtiges Gebäude! Wir sind
wieder in ein Märchen geraten!“ rufen alle erstaunt aus.
„Ich bin froh, dass Sie die richtige Bezeichnung für mein Österreich – märchenhaftes
Land – gewählt haben! Und jetzt müssen wir uns beeilen. Es werden viele Gäste kommen
und wir werden, wie immer, das Treffen auf hohem Niveau durchführen“, bereitet uns
Markus vor. „Die Architektur dieses Gebäudes, in dem sich früher die Bezirksstadtverwaltung befand, ist auch innen wunderschön. Also, beeilen Sie sich“, ruft er.“
„Jungs! Wiederholen wir die Reihenfolge Ihres Auftritts auf der Bühne“, wende ich
mich an die Künstler. „Irina wird die Bühne nach der Rede des Botschafters aus Moldova, Herrn Postolachi, betreten. Sie wird die Legende über den „Mărţişor“ auf Deutsch
vorlesen. Danach wird Markus einige Worte sagen. Nach ihm, vor dem klassischen Teil
des Konzertes, werde ich dem Publikum über Moldova erzählen. Weiter wird das Konzert
von Valentina eröffnet. Sie wird das Violinkonzert
von Antonio Vivaldi (1678–1741) spielen, Nicu auf
der Flöte – das Flötenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) und das „Neapolitanische
Lied“ von Pjotr Tschaikowski (1840 - 1893), Cătălin
– den „Venezianischen Karneval“ von Gaetano Pugnani (1731 - 1798), Irina wird die Arie Musette aus
Oper „La Bohème” von Giacomo Puccini (1858 1924) singen. Danach verlasst ihr die Bühne für einen Moment um die Nationaltrachten anzuziehen. In
dieser Zeit erzähle ich etwas über Moldova und bei
den letzten Worten „jetzt werden Sie moldauische
Folklore hören“ beginnt Irina laut und deutlich auf
der Tobe zu klopfen. Daran muss man dich nicht erinnern, da das bei dir sowieso prima klappt. Hast du
doch nicht umsonst auf dem Wettbewerb in Chişinău
den Titel „Bestes Trommelweib des Bezirkes“ bekommen.
Und jetzt werden wir Noten, Instrumente und die Kleidung überprüfen. Haben wir auch
nichts in der Garderobe vergessen? Die Gäste betreten schon den Saal. Jetzt ist es nicht angebracht, vor dem Auftritt noch einmal hinauszugehen.
206
Achtung! Herr Postolachi beendet seine Rede“, warne ich die Mitwirkenden.
„Achtung! Wir beginnen!“
„Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren!“ begrüße ich die Anwesenden. „In
diesem Jahr macht die deutsche Kulturorganisation „Кulturverein Moldova e. V.“, deren
Vorsitzender ich bin, die Österreicher zum ersten Mal mit der Kultur der Republik Moldova bekannt. Die Verwirklichung unseres Projektes „Mărţişor“ in Österreich wurde dank
der Hilfe und Unterstützung der Mitglieder der österreichischen Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft„ möglich. In erster Linie möchte ich ihrem
Vorsitzenden und unserem Freund Herrn Markus Strohmeier aufrichtig danken. Die ganze
Zeit, die wir bei Ihnen sind, hat er uns ständig begleitet. Aus seinen Erzählungen haben
wir viel Interessantes über das österreichische Land – seine Geschichte und sein Volk
erfahren. Ich hoffe, dass unser Treffen nicht nur der Festigung der kulturellen Beziehungen zwischen drei Völkern, dem deutschen, moldauischen, österreichischen, sondern auch
dem intensiven Austausch von Informationen über unsere Länder dienen wird. Das ist
besonders aktuell, weil Vertreter einer neuen Generation des moldauischen Staates zu Ihnen gekommen sind. Ich denke, dass Sie mir zustimmen, dass man gerade ihr, der jungen
Generation, umfangreiches Wissen auf allen Gebieten – in der Politik, Wirtschaft, Kultur
vermitteln muss. Ich denke, dass es dieser Austausch von Informationen ist, der in diesen
zwei Wochen in Österreich erfolgt ist, ihnen helfen wird, einen eigenen progressiven Staat
aufzubauen!
Und jetzt, bevor Sie einige musikalische Besonderheiten der moldauischen Kultur
kennenlernen werden, möchte ich Ihnen über eine von ihnen erzählen. Die Musiker werden jetzt mit ihrem zweiten Teil des Konzertes – dem folkloristischen – beginnen.
„Strigături“ oder „die Ausrufe“.
Das sind die Vierzeiler mit satirischem oder humoristischem Inhalt. Häufig werden
sie als Texteinfügung in der Instrumentalmelodie verwendet. Sie können an Festabenden,
bei Volkstänzen oder zur Ernte gesungen werden. Ihre Thematik ist vielfältig. Also, Folklore aus der Republik Moldau!...“
„Eins, eins-zwei, eins-zwei.
Eins, eins-zwei, eins-zwei“.
207
„Markus. Es ist kein Rhythmus des Wiener Walzers, sondern „strigaturi“. Schlage in
die Tobe nicht zu Weich, sondern stark, damit sie in ganz Österreich hörbar ist. Nimm das
Stäbchen und versuche noch einmal.
Tа, tа-tа, tа-tа.
Та, tа-tа, tа-tа.
„Das ist schon besser“, muntern wir Markus auf. „Und jetzt versuche den Text zusammen im Rhythmus zu sagen. Du kannst ihn sogar rufen. Und …
„Unde joacă moldovenii
Acolo pământul jeme.
Unde moldoveanu joacă,
Acolo pământul crapă“.
„Super!“ loben ihn alle. „Du tanzt ja sogar! Genau wie im Text: „Wo die Moldauer
tanzen, dort schüttelt sich die Erde.
„Konstantin!“ wenden sich die Musiker an mich. „Es ist an der Zeit, dass Ihre
Organisation ein neues Projekt entwickelt? Raten Sie welches? „Die österreichische
Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“ zu Besuch beim
„Кulturverein Moldova e. V.“, schlagen die Künstler vor.
„Unsererseits gibt es keine Probleme. Ich habe schon früher gesagt: „Willkommen in
Deutschland! Komm allerdings lieber nach Moldau, aber als Teilnehmer des „Mărţişor“.
Ich bin überzeugt, dass deine Interpretation österreichischer Volkslieder beim Festival
Furore machen wird!“ empfehle ich Markus.“
„Von unserer Seite aus gibt es auch keine Probleme. Markus, bist du einverstanden?
Dann beginnen wir sofort mit der Probe“, meinte Irina ernsthaft. „Ich bin bereit, mit dir
zu üben“, erklärt sie.
„Nei-ei-ein! Ich bin müde! Wir bräuchten eine Pause, um noch im Stadtpark spazieren
zu gehen!“ bat Markus.
„Hurra-a-a-a-a! Diesen Vorschlag von dir haben wir erwartet!“ rufen alle froh aus.
„Ach, ihr, Schlauköpfe. Ich hatte sowieso versprochen, nach dem Konzert eine
Stadtführung zu machen. Um so mehr, als euer gestriger Auftritt in der Stadtverwaltung
ein großer Erfolg war. Wir werden es natürlich nicht schaffen, uns den ganzen Park
anzuschauen, aber etwas Interessantes werdet Ihr doch sehen. Ich weiß, dass es unter euch
Mozartverehrer gibt.
Wir werden neben seinem Denkmal Fotos machen. Ich werde euch nicht mehr zwingen
zu springen, weil das Genie dieses Komponisten unerreichbar ist. Aber ich hoffe, dass ihr
einverstanden seid, neben dem Denkmal zu posieren. Ach, sogar mit Vergnügen? Und
nicht nur als Erinnerung an Mozart. Ich bin überzeugt, dass es euer Wunsch ist, euren
Freunden und Familienangehörigen dieses Foto zu zeigen.
Warum? Gleich werdet Ihr es sehen.
Eine ziemliche , nicht standardgerechte Lösung. Vielleicht passt der moderne Ausdruck
„Design“ nicht ganz an diese Stelle, aber das vor dem Denkmal angelegte Beet sagt viel
über das schöpferische Herangehen seiner Projektanten aus.
208
Die Idee, aus Blumen einen Violinschlüssel
zu machen, hat nichts mit dem Schöpfer
des Denkmals zu tun, wurde aber zu einem
wesentlichen Teil dieses architektonischen
Ensembles.
Gehen wir weiter? Was ist mit Ihnen?
Schon müde? Wir sind doch nur einige Stunden spazieren gegangen!
Ach, Sie haben sich hingesetzt, um die
Sie umgebenden Schönheiten und Sehenswürdigkeiten zu genießen. Ja, Sie haben Recht,
wenn Sie sagen, dass man von Wien nicht
müde werden kann. Durch Wien kann man sehr
lange spazieren gehen und sehr viel erzählen.
Hier schlägt der Lebenspuls meines Landes,
weil Wien das Herz der österreichischen Erde
ist. Und sogar dann, wenn Sie alles über mein
Österreich sehen und erfahren haben, werden Sie immer hierher zurückkehren wollen. Es
ist wirklich m ä r c h e n h a f t!
Aber wollen wir uns nicht entspannen? Bis zu Ihrer Abreise sind es noch einige Tage
und Sie werden es schaffen, noch das Schloss Schönbrunn und das Museums Quartier
in den ehemaligen Hofstallungen zu besuchen. Seien Sie vorsichtig, dass Sie sich nicht
zu sehr verausgaben! Ansonsten bleiben keine Kräfte für das letzte Konzert übrig! Das
Publikum wird auf einmal sehr ernst, denn es werden Vertreter aus dem österreichischen
Parlament erwartet“, warnt Markus alle.
„Wir sollten jetzt in unseren Exkursionen eine kleine Pause machen. Nicht wegen des
Mittagessens. Wir werden später essen. Ich schlage allen vor zu proben. Ich werde den
Rhythmus schlagen, indem ich in die Hände klatsche. Und…
Eins-zwei, eins-zwei, eins.
Eins-zwei, eins-zwei, eins.
„Învărteşte roată moarii
Bade Vasile,
Să fie ploaea, să fie pâne“
Laut Szenario wird dann meine abschließende Rede kommen.
„Meine Damen und Herren!“ So werde ich mich an die Gäste wenden. „Im Namen aller und insbesondere unserer Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“ möchte ich mich bei unseren Freunden aus Moldova für das schöne,
von ihnen dargebotene Konzertprogramm bedanken. Eine große Verantwortung in ihrer
Vorbereitung und Organisation trug unser deutscher Partner des „Кulturvereins Moldova
e. V.“. Ich sage Herrn Pawljuk für seine persönliche Teilnahme an allen in diesen zwei
Wochen durchgeführten Veranstaltungen ein großes Dankeschön und hohe Anerkennung
aus. Ich meine nicht nur seine Rolle als Vorsitzender der Kulturorganisation, sondern auch
209
als Moderator und als ein prächtiger Musiker und Kenner vieler Musikinstrumente. Ich
glaube, dass dieser Moment eine wesentliche Bedeutung bei der Knüpfung kultureller
Beziehungen zwischen Österreich, Moldau und Deutschland hat. Ich hoffe sehr, dass sie
sich weiter entwickeln und immer stärker werden“.
Als Andenken an unsere Organisation möchte ich unseren Freunden kleine Geschenke überreichen und ihnen sagen: „Willkommen in Österreich!“
„Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei....
Lehnen Sie den Kopf zurück, halten Sie den Rücken gerade. Vergessen Sie nicht, dass
sich in Wien alles im Walzertakt bewegt! Fröhlicher, Freunde! Sie machen mal wieder
langweilige Gesichter! Ist die Treppe sehr steil? Noch ein bisschen mehr anstrengen, und
Sie werden neben mir sein. Hier sind nur.... Obwohl, wie viele Stufen es sind, daran erinnere ich mich nicht, aber ich weiß, dass wir uns in einer Tiefe von 10 Meter befinden“.
„Markus! Hast Du dir wieder etwas ausgedacht!“
„Hört auf zu murren. Es sind heute doch so viele interessante Ereignisse gewesen!
Erstens, es ist der 8. März! Und zweitens hatten Sie das Abschlusskonzert. Deshalb wollte
ich sowohl den Feiertag als auch Ihren Aufenthalt in Österreich mit einer ungewöhnlichen
Exkursion feiern. Oben haben wir fast alles gesehen, deshalb habe ich gedacht, dass es
Zeit ist, mit Ihnen unter die Erde zu gehen. Nein, wir gehen nicht zur U-Bahn, sondern ins
Restaurant, richtiger – in einen Wiener Weinkeller. Ich möchte Sie mit Wien in der Tiefe
bekannt machen. Aha! Diesmal hat meine Idee bei Ihnen einen Sturm der Begeisterung
ausgelöst! Beeilen Sie sich nicht und steigen Sie nicht so schnell herunter! Dieses Restaurant ist viele Jahre alt und hat steile Stufen!
Alle sind scheinbar unten glücklich angekommen. Leidet jemand von Ihnen an Klaustrophobie? Dann setzen Sie sich an die Tische. Ich möchte Ihnen erzählen, dass Wien nicht
nur eine Stadt der Kaiser und großer Musiker, sondern auch der Feinschmecker ist. Um es
später nicht zu vergessen, gebe ich Ihnen die Fotos vom gestrigen Konzert.
210
Alle sind auf dem Foto. Das ist ausgezeichnet! Also, wo bin ich stehen geblieben?“
wendet sich Markus an alle.
„Bei deinem beliebtesten Thema: das Essen!“ sagen die Jungs vor.
„Die Österreicher legen nicht nur auf die Geschichte des Landes, seine Kultur, sondern auch auf das Essen und die Getränke großen Wert. Ob es stimmt, davon konnten Sie
sich überzeugen, als Sie durch Wien spazieren gegangen sind. Finden Sie nicht, dass die
Restaurants, die Cafés, die Kaffeehäuser, die Imbissstuben, und Weinkellereien der Zahl
nach mit den kulturellen und historischen Bauten der Hauptstadt konkurrieren können?
Ihre originelle Ausstattung zieht Ihre Aufmerksamkeit genauso schnell auf sich, wie die
Architektur eines beliebigen Theaters. Jedenfalls ist es schwierig, sowohl an einem auserlesenen Restaurant oder einem der Weinhöfe im bäuerlichen Stil vorbei zu gehen.
Hören Sie die Geige? Musik ertönt in Wien überall, sogar hier in der Höhe... ups,
entschuldigen Sie, in der Tieflage von 10 Metern. Es gelingt Ihnen nicht, davor zu fliehen,
weil in Österreich jeder dieser Weinkeller eigene Musiker hat. Und hierher kommt man
nicht nur zum Essen, sondern auch um Musik zu hören und sogar zu tanzen. Haben Sie
das Tempo nicht vergessen?
Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei...
Valentina fragt, warum sich das Restaurant an so einem seltsamen Ort befindet? Erstens ist es ein Weinkeller, muss also unter der Erde sein, und zweitens... Versuchen Sie, es
selbst zu erraten.
Ja-a-a-a Cătălin. Deine Vermutung bestätigt deinen Humor. Du meinst, dass oben kein
Platz mehr für den Bau ähnlicher Einrichtungen vorhanden ist?
Und was denkt Witalij? Du
vermutest, dass dieses Restaurant
aus dem Mittelalter stammt, als die
Stadt zwei türkische Belagerungen
ertragen musste, 1529 und 1683?
Bist darauf gekommen, weil an der
Wand noch Spuren von den Kanonenkugeln zu sehen sind?
Gut, ich werde Sie nicht mehr
quälen, sonst werden Sie sich später bei allem beklagen, dass Markus
Sie gezwungen hat, nicht nur die
Treppen hoch und runter zu laufen,
sondern Sie auch hungern ließ. Bald
wird unser Essen fertig sein, aber zuvor möchte ich noch auf einen Moment hinweisen. Ich
hoffe, dass es mir wieder gelingt, Sie zu überraschen.
Sie haben noch nicht genug von unserem Gespräch? Nein? Ich bin froh, dass kein
Brummen als Antwort kommt. Wie ich sehe, hat das Glas Wein gewirkt – Sie sehen ruhig
und zufrieden aus. Die Winzerei in Österreich ist genauso alt wie die Hauptstadt. Seit der
Steinzeit befindet sich Wien hier und war schon von Menschen besiedelt. Wenn man die
große Fläche sieht, die für Weinberge genutzt wurde, kann man behaupten, dass die Österreicher die Kunst der Weinerzeugung seit langem beherrschen.
Den historischen, uns überlieferten Dokumenten nach lebten meine Vorfahren ziem211
lich lange. Wahrscheinlich propagierten sie noch zu jenen Zeiten eine gesunde Lebensweise. Und die neuen Kneipen, deren Zahl mit der Zeit schnell zunahm, zeugen beredt
davon, dass der Mensch der Steinzeit nicht gar so steinig war, d. h., zwar fest im Charakter
war, sich aber regelmäßig auch Entspannung gönnte. Wein brauchte eine entsprechende
Kondition, dafür sorgte auch unser „Höhlenunternehmer“. Der Wein aus dem Jahr 1784
wird von Tauschware zu einem auf dem Markt gefragten. Über Gewinn werden wir nicht
sprechen. Wie heißt es auf Russisch – „Nicht alle Vergnügen kann man mit dem Geld
messen?“ Habe ich mich richtig ausgedrückt, Irina?! Ich weiß nicht, wie viel Euro es kostet, um in den Genuss des berühmten Cabernet Sauvignon zu kommen. Hier in Österreich
wird diese Weinsorte im Sommer mit Mineralwasser serviert.“
„Das ist doch die Spitze! In Moldova gibt es auch solch einen Brauch “, rufen alle
aus.
„Sehen Sie. Wie es sich herausstellt, hat das freundschaftliche Gespräch uns geholfen,
viele Berührungspunkte zu finden, d. h., die jahrelang zwischen unseren Völkern verborgenen Tendenzen an die Oberfläche zu ziehen“, schließt unser Freund ab.
„Markus. Alle Reden sind schon gehalten, es ist Zeit, einander gute Wünsche auszusprechen. Das bringen wir Dir bei. Übrigens haben unsere Bekannten aus Deutschland sehr
gut gelernt: „La multi ani!“ oder kürzer: „Noroc!“ zu sagen. Der Sinn beider Wünsche ist
gleich. Wir wünschen viele Jahre Glück und Gesundheit! Welche Wörter können besser
sein? Bist du einverstanden? Markus! Wir heben dieses Weinglas auf deine Gesundheit!“
sagen wir im Chor.
„Vielen Dank. Ich werde es auch so kurz machen. „Prost!“ „Bleiben Sie gesund! Dann
werden Sie auch glücklich sein“, wünscht Markus.
„Ach, Nicu! Trinke nicht so viel Selterswasser. Wenn Du gestern einen ganzen Kasten geschenkt bekommen hast, bedeutet das nicht, dass Du ihn auf einmal auszutrinken
musst. Nimm das mit nach Hause und biete es Deinen Freunden an. Du kannst über das
Geschenk, wie Du willst, verfügen. Das nächste Mal wirst Du zwei Kästen bekommen“,
verspricht Markus.
Hören Sie, die Geige spielt einen Wiener Walzer? „... Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei,
eins, zwei, drei… Die Musiker kommen zu uns. Irina, beginn zu singen! Wir werden dich
unterstützen! Maestro, bitte. Musik!“ bitten alle.
„Wiener, seid froh
Oho, wieso?
Ei, Fasching ist da
Ach so, na ja.“
„Jungs! Vergesst nicht, täglich den Rhythmus von Wien zu wiederholen – eins, zwei,
drei, eins, zwei, drei…“, erinnert Markus, als er die Künstler verabschiedet.
„Nächstes Mal werden wir dir eine Tobe schenken. Solange schlag den Rhythmus der
„Strigături“ mit den Händen – eins-zwei, eins-zwei. eins“, erinnern ihn die Musiker.
„Bis zum nächsten „Mărţişor“, Freunde!“ ruft Markus dem abfahrenden Bus nach.
212
ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DIPLOMATISCHEN MISSIONEN
„Lieber Herr Pawljuk ... Schließlich macht es noch mehr
Spaß sich tagtäglich mit der Politik eines fremden Landes zu
beschäftigen, wenn man auch Kultur und Leute kennt“. 78
„ Konstantin! Morgen wartet eine kleine Überraschung auf Sie“, teilt mir der Botschafter der Republik Moldova in Deutschland Dr. Igor Corman per Telefon mit.
„Ich hoffe, eine angenehme?, frage ich ungeduldig.
„Ich bezweifle sehr, dass Ihre Ungeduld Ihnen zumindest für eine Stunde Ruhe geben
wird. Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, obwohl es für Sie schon keine Überraschung
sein wird. Wir werden ohne Überraschungen auskommen. Geschenke werden auf dem
Jubiläum des „Кulturvereins Moldova e. V.“ ausgeteilt. So wie es unsere jahrelange gute
Erfahrung ist, werden wir alles besprechen, uns beraten, und dann werden wir unsere
Schlussfolgerungen ziehen.“
„Ich wollte Ihnen vorschlagen, für einen Moment die Rolle zu tauschen und in der
morgigen Veranstaltung nicht als Moderator des kulturellen Programms, sondern als Gast
aufzutreten. Ich denke, dass Sie es sich in den 10 Jahren erfolgreicher Arbeit Ihrer Organisation verdient haben, einen Ehrenplatz in der ersten Reihe einzunehmen.“
„Aber …“, versuche ich etwas zu sagen.
„Sie brauchen sich wegen des Konzertes keine Sorgen zu machen. Ich bin davon
überzeugt, dass Sie mit den Künstlern genug geprobt haben. Keiner wird etwas durcheinander bringen, weil das Programm auch gedruckt vorliegen wird und jeder Eingeladene
es bekommt.“
„Gut. Und wie ich…“, versuche ich erfolgslos etwas zu klären.
„Also, wir verstehen uns. Gerade das habe ich nicht bezweifelt. Es ist wirklich angenehm, wenn man sich gegenseitig vom ersten Wort an versteht. Wir arbeiten doch schon
213
so viele Jahre zusammen. Und die Hauptsache – ohne Überraschungen. Dann alles Gute
und bis bald.“
„Jungs! Ich bitte euch um eure Aufmerksamkeit!“ wende ich mich an die Künstler.
„Bevor wir anfangen zu üben, muss ich Sie über die in unserem Programm gemachten
Veränderungen informieren. Sie betreffen den Ablauf des Konzertes. Das Repertoire bleibt
wie sonst. Zwischen dem klassischen Teil und dem folkloristischen wird wie immer keine
Pause gemacht…“
„ Was ist los?“ unterbrechen sie mich. Wir werden es nicht schaffen, die Trachten
anzuziehen!
„Hört mich bitte bis zum Ende an, ohne mich zu unterbrechen. Diesmal werde ich
euren Auftritt auf der Bühne nicht ansagen…“
„Aber warum?“ fragen sie fassungslos. „Es ist doch immer für den Konzertbesucher
interessant, nicht Information nur über den Musiker, sondern auch über das von ihm interpretierte Werk zu erfahren. Viele Leute kommen nicht zum Konzert, weil sie nicht wissen,
was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollen, sondern sie kommen, um zuzuhören und
um möglichst viel Nützliches für sich mitzunehmen. Und das besonders, weil wir soviel
Neues für die Deutschen haben. Und wer wird ihnen denn etwas über Moldova und seine
Volksinstrumente erzählen?“ wollen die Künstler wissen.
„Wieso diese Ungeduld?“ errege ich mich. „Bleibt ruhig. Alles wird gut gehen. Jeder
kriegt ein Programm, in dem drin steht, wer hinter wem auftritt.“
„Entschuldigen Sie, aber die Situation ist uns nicht ganz klar. Ihren Worten nach werden wir ohne Ankündigung auf die Bühne hinausgehen? Wie Sie so gern zu sagen pflegen
„nur unter dem Klopfen der eigenen Absätze?“ wundern sich die Musiker.
„ Ich bin davon überzeugt, dass der Auftritt wie immer mit stürmischem Beifall enden
wird“, beruhige ich sie.
„Wissen Sie, Konstantin. Natürlich gilt Europa zu Recht als Modekönigin aber es
kommt vor, dass Neuerungen nicht immer erfolgreich sind“, erklärt mir Mariana. „Ähnliche Experimente wurden sogar bei uns in Moldova, durchgeführt. Aber sehr bald hat
man sie abgelehnt. Soweit ich weiß, sind sie auch in anderen europäischen Ländern längst
veraltet. Ich denke, dass der mit dem Zuschauer geführte Dialog, die Kommunikation mit
ihm, immer Mode bleiben wird. Sagen Sie bitte, wo werden Sie sich während des Konzertes befinden?“ fragen alle neugierig.
„ Im Saal“, erkläre ich feierlich.
„ O-o-o …“ atmen die Jungs erleichtert aus. „Wahrscheinlich werden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben bei Ihren eigenen Veranstaltungen als Zuschauer auftreten. Man
könnte auch sagen „Glückwunsch zu diesem Debüt!“, rufen sie froh.
„Werdet nicht ironisch. Vom Saal aus werde ich jeden Ihren Fehler bemerken und
dann…“
„Wissen wir doch schon. Nicu wird für alle die Gammas spielen. Dafür sollten die
Kleinsten Verantwortlich sein“, rufen die Künstler lachend.
„Alles klar, Jungs. Spaß bei Seite. Ihr habt euch erholt und jetzt proben wir den gesamten Ablauf. Also, wir… oder besser gesagt, euer Auftritt wird am Ende des offiziellen
Teiles, nach der Rede des Botschafters der Republik Moldova, Herrn Dr. Corman, stattfinden. Merkt euch das! Alles soll, wie die Deutschen zu sagen pflegen, „ wie am Schnürchen laufen.“ Ohne Pause. Seid ihr alle bereit? Wir beginnen!“
214
„Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Jahr feiert der moldauische
Staat 17 Jahre Unabhängigkeit. Dieser Feiertag wird nicht nur in Moldova traditionell gefeiert nein, auch in allen offiziellen Vertretungen der Republik Moldau, sowohl in Europa,
als auch in der ganzen Welt begangen. Und heute wird hier in Berlin, von der Botschaft der
Republik Moldau in Deutschland ein Empfang zum Tag der Unabhängigkeit des moldauischen Staates, gegeben. Ich bin froh, dass sich in diesem Saal unsere Freunde aus vielen
Ländern versammelt haben. Es zeugt auch davon, dass in diesen Jahren das Interesse für
unseren Staat nicht verloren gegangen ist, und die zwischen unseren Völkern normalisierten, freundschaftlichen Beziehungen stärker werden. Die sich entwickelnde Zusammenarbeit aufgrund des gegenseitigen Verständnisses…“
Als ich der Rede von Herrn Dr. Corman zuhöre, denke ich daran, dass das existierende
gegenseitige Verständnis zwischen diesen zwei, nach Struktur grundverschiedenen Organisationen, der moldauischen Botschaft und dem „Кulturverein Moldova e. V.“, zur festen
Grundlage für eine gemeinsame Arbeit wurde. Ich gestehe ein, dass für mich, als dem Vorsitzenden des „Кulturvereins Moldova e. V.“, eine solche Beziehung zwischen Vertretern
des staatlichen Apparates zu einer öffentlichen kulturellen Organisation besonders wertvoll ist, wobei ich den kulturellen Aspekt besonders betonen will. Meine Gedanken drehen
sich darum, dass das Verständnis seitens Herrn Dr. Cormans für ähnliche Organisationen
und der von ihnen in diesem Tätigkeitsbereich durchgeführten Veranstaltungen höchst
positiv ist. Leider wird der Kultur noch nicht immer und nicht von allen der Ehrenplatz in
der ersten Reihe – neben der Politik und der Wirtschaft eingeräumt. Übrigens erwähnte er
auch diesen Aspekt:
„... Man darf die Bedeutung der Kunst zur Lösung verschiedener, zwischen den Staaten in Wirtschaft, Politik und Kultur entstehender Fragen nicht unterschätzen. Sie ist ein
Botschafter für die Welt und trägt zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Menschen
bei. In diesem Zusammenhang will ich bemerken, dass in dieser Richtung, nicht nur von
staatlichen Organisationen, sondern auch von gesellschaftlichen, eine große Arbeit geleistet wird. Ich will die Verdienste der deutschen Kulturgesellschaft „Кulturverein Moldova
e. V.“ besonders hervorheben, die vom moldauischen Staat vor kurzem positiv bewertet
wurden. Der Vorsitzende der deutschen Organisation Herrn Pawljuk wurde vom Präsidenten der Republik Moldau, Herr Voronin, mit der Medaille „Meritul civic“ ausgezeichnet.“
Die Worte von Herrn Dr. Corman waren für mich eine große Überraschung. Er setzte
mich damit in Erstaunen, natürlich in ein angenehmes Erstaunen. Meinerseits möchte ich
bemerken, dass es mehr als eine Zusammenarbeit mit der moldauischen Botschaft war,
nicht irgendein banaler Geschäftskontakt, denn unsere Organisation arbeitet schon seit
2004 mit ihr zusammen. Seit dem 18. Februar, um genau zu sein. Ich werde dieses Datum
nicht noch einmal mit meinen Aufzeichnungen vergleichen. Ich bin davon überzeugt, dass
ich mich nicht geirrt habe. Wodurch habe ich mir diesen Tag gemerkt, warum konnte ich
das richtige Datum nennen? Es war der Tag, an dem Herrn Dr. Corman das Beglaubigungsschreiben als Botschafter überreicht wurde. Damals fand in der moldauischen Botschaft
ein Empfang statt, zu dem auch die Leitung des „Кulturvereins Moldova e. V.“ eingeladen
wurde. Bekanntschaft beginnt mit gegenseitiger Aufmerksamkeit. Von der Qualität des
ersten Gespräches hängt ihre Quantität ab. Wenn beide Seiten den Wunsch haben, den
Dialog fortzusetzen, entsteht gemeinsame Arbeit.
215
An jenem Abend habe ich bemerkt, dass der Botschafter Moldovas für jeden Eingeladenen die nötige Zeit für ein Gespräch fand. Während unserer Gespräche habe ich
bemerkt, dass er ein breites kulturelles Wissen besitzt. Ich war besonders verwundert, als
ich erfuhr, dass Herr Dr. Corman von Beruf Historiker ist. Er sagte: „…die Tätigkeit verpflichtet mich, sowohl sehr gut in der Politik, als auch in der Wirtschaft und in der Kultur
zurechtzufinden“.
Entsteht nach solchen Worten nicht der Wunsch zusammenzuarbeiten?
Dass alles auf Gegenseitigkeit beruhte, davon zeugen viele Momente unseres Schaffens. Wie drückte sich das aus? Natürlich in der Fortsetzung unseres Dialoges. Und durch
die unmittelbare Teilnahme Herrn Dr. Cormans an einigen Veranstaltungen unserer Organisation, die regelmäßigen Absprachen des kulturellen Programms, vom „Кulturverein
Moldova e.V.“ vorbereitet, die in der moldauischen Botschaft durchgeführten. Wir besprachen alles und berieten uns, zogen die nötigen Schlussfolgerungen.
Warum spreche ich so viel darüber? Nicht nur, weil ich froh bin und das Erreichte hoch
schätze (was auch, wie ich denke, gegenseitig der Fall ist), sondern weil es angenehm ist,
zu hören, dass all diese Jahre unserer Bemühung nicht umsonst waren. Wie Herr Dr. Corman zu sagen pflegt: „… die fruchtbare Arbeit der diplomatischen Missionen der Republik
Moldau, sowie ihre Unterstützung verschiedener gesellschaftlicher Organisationen, deren
Tätigkeit auf die positive Meinungsbildung über die Republik Moldau gerichtet ist, helfen
uns bei der Lösung einer der Hauptaufgaben, die in der Außenpolitik des moldauischen
Staates verankert sind – der europäischen Integration…“.
Die Gäste haben die Worte des Botschafters mit starkem Beifall bedacht. Er galt auch
ihm, dem Mitarbeiter der diplomatischen Mission. Und das ist nicht nur meine Meinung.
Sie wurde auch von anderen ausgesprochen, von denen, mit denen Herr Dr. Corman, zusammenarbeiten durfte. Die, die im Gespräch mit ihm seine ganze Kompetenz auf allen
Gebieten der Politik, Wirtschaft und Kultur gespürt haben.
Übrigens, genauso sieht es auch der Herausgeber der deutschen Zeitschrift „Diplomatische Depesche“, Herr Hans-Peter Netzband.
Aber zuerst ein Paar Worte über diese Zeitschrift. Wie es der Name sagt, ist der größte
Teil der darin gedruckten Informationen mit der diplomatischen Sphäre verbunden. Die
Redaktion der Zeitschrift macht z. B. den Leser mit Diplomaten, die in der Bundesrepublik Deutschland akkreditiert sind, periodisch bekannt. Die spezielle Rubrik „Botschafter
des Monats“ war im August 2005 dem Botschafter der Republik Moldova in Deutschland,
Dr. Igor Corman, gewidmet.
Sie haben Recht. Man kann in
der Tat applaudieren.
Die offizielle Zeremonie fand
in der Stadt Magdeburg, in einem
der Säle für besondere Feiern
statt. Zuerst trat der Redakteur der
Zeitschrift, Herr Rainer Schubert
auf. Er gratulierte dem moldauischen Botschafter und wünschte
ihm weitere Erfolge auf diplomatischem Arbeitsgebiet. Nach ihm
216
erhielt Herr Netzband (Hans-Peter Netzband) das Wort und überreichte Herrn Dr. Corman
die Auszeichnung der Zeitschrift – eine Kristallstatuette.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich, dass unsere gemeinsame Arbeit nicht
ohne Überraschungen verlief. Die Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e. V.“ hatten
sich wie üblich beraten und handelten weiter nach den ihnen schon bekannten Maximen.
Sie trafen die Entscheidung, moldauische Musiker nach Deutschland einzuladen.
Natürlich, wurde das musikalische Geschenk der Künstler nicht nur eine angenehme
Überraschung für Herrn Dr. Corman, sondern auch für alle anderen Anwesenden.
Warum bin ich so überzeugt davon? Lesen Sie, was in der Zeitschrift „Diplomatische
Depesche“ geschrieben wurde: „... Mit undenkbarer Virtuosität, in atemberaubendem
Tempo wurden die bekannten klassischen Werke und die moldauischen Folkloremelodien
gespielt“. 79
Heute, zum ersten Mal im Saal sitzend, während der Durchführung der 17. Jahr-Feier „Des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldova“ in Deutschland, habe ich für
mich eine neugierige Lebens-Formel aufgestellt. Und zwar. Die Zusammenarbeit wird der
Summe zwei Größen – der allgemeinen Arbeit und der gegenseitigen Aufmerksamkeit –
gleich. Natürlich wurde diese Schlussfolgerung nicht sofort gezogen, sondern nach vier
Jahren mancher Besprechungen, Beratungen unserer Organisation und der moldauischen
Botschaft, gemeinsamen Schaffens.
Dazu gehören auch die Kulturprogramme, die dem 15. Jahrestag der Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der BRD und der Republik Moldau, dem 15. Jahrestag
der Gründung der Republik Moldova im Jahre 2006, dem „Mărţişor” und natürlich dem
alljährlichen Feiertag zum Tag der Unabhängigkeit gewidmet waren.
Sie fragen: „Worin besteht das Geheimnis des Erfolges dieser Veranstaltungen?“
„… Die Aufbewahrung und die Mehrung des geistigen Reichtums unseres Volkes
wurde zum allgemeinen Ziel für jene, die am Aufblühen des moldauischen Staates – der
Unabhängigkeit der Republik Moldova – interessiert ist!“
Mit diesen Worten beendete Herr Dr. Corman seine Rede. Der Beifall klingt nach, als
danach die Künstler die Bühne betreten.
Ich würde niemals nur Zuschauer sein können, der einfach ruhig auf seinem Platz
sitzt und das Programm genießt. Ja, ich könnte kein Zuschauer sein, wenn es um unser
Kulturprogramm geht. Ich kann einfach nicht auf dem Platz sitzen bleiben. Da geht mir
vieles durch den Kopf, warum man auf die Bühne gehen sollte, warum und wie es zu
Verzögerungen kommen kann. Künstler können sich manchmal ohne den Moderator nicht
orientieren. Nein, nein. Ich rege mich umsonst auf. Alles ist in Ordnung. Da ist ja auch
schon die erste Teilnehmerin des Konzertes, die Geigerin, Alexandra Konunova.
Ihr Name ist dem deutschen Publikum sehr gut bekannt. Im Moment studiert sie in
Deutschland und gastiert im In- als auch im Ausland. Eine ausgezeichnete Interpretation
einer „Polonäse“ von Henryk Wieniawski (1835 - 1880) hat im Saal eine stürmische Reaktion herbeigerufen. Und ich denke, dass es nichts Neues mehr für Alexandra ist, die Szene
unter stürmischem Beifall zu verlassen.
Nach ihr tritt die Studentin der Chişinauer Musikakademie, die Sopranistin Mariana
Bulicanu auf. Wie viele Anwesende im Saal meinten, wurde ihre wundervolle Interpretation der Arie der Violetta aus der Oper von Giuseppe Verdi (1813-1901) „La Traviata“ ein
echtes Geschenk für die Zuschauer. Die Hauptüberraschung steht noch bevor.
217
Wer hat an diesem Auftritt teilgenommen? Ich werde es Ihnen verraten. Es sind der
Panflötist Cătălin Vutkariov, die Geigerin Nicoletta Chetreanu und Nicu Kostea mit seinen
fünf Volksinstrumenten. Sie debütierten schon früher in Deutschland und gelten als keine
Neulinge in unseren Projekten. Ich rede von einer musikalischen Nummer, die von der
Volksliedsängerin Rodica Buhna vorbereitet wurde.
Die Nummer besteht aus zwei Volksmelodien. Aus der „Doina“, die sie unter eigener Begleitung auf der Koboz singt, und dem
Lied mit tänzerischem Charakter „Câte doi“.
Wie wird der Titel übersetzt? Eigentlich muss
gar nicht übersetzt, sondern getanzt werden.
Rodica lädt dazu ein! Hören Sie:
„Câte doi, Câte doi
Hai la hora noastră
Hai baieți so facem roată
Neamul sa traiască!”
Um es doch etwas deutlicher zu machen,
versuche ich den Text in etwa zu übersetzen:
„Ein Schritt nach vorne, einen nach hinten,
Wir tanzen die Hora. Und jetzt einen Schritt
nach rechts,Wir bilden alle einen Kreis“.
Das sind die Bewegungen in einer moldauischen Hora, wirklich interessant. Wird es Rodica gelingen, den Anwesenden unsere
Überraschung nahe zu bringen?
Wie das Publikum mitmachte? Sie werden sich sehr wundern, wenn Sie erfahren, dass
vor kurzem die Gäste unserer Organisation, auch Diplomaten, die „Pereniţa“ getanzt haben. Ich möchte Ihnen sagen und zeigen, wie man tanzen muss! Aber… leider, kann ich es
nicht sofort machen, da mein Ehrenplatz mich verpflichtet sitzen zu bleiben.
Wie wird die „Pereniţa“ getanzt?“ Obwohl mich schon Diplomaten während ihres
zweiten Besuches bei uns, in unserer Vertretung, danach gefragt hatten. Aber bis Sie die
Bewegungen des Tanzes lernen, möchte ich daran erinnern, wie ich die Mitarbeiter des
diplomatischen Corps kennen gelernt habe. Das war 2002. Ich wurde zu einem offiziellen Empfang eingeladen, der anlässlich des Abschlusses der 22. Vorbereitungslehrgänge
für junge Diplomaten aus den osteuropäischen Ländern – „Ausbildungsstätte Treрtower
Park“ – organisiert wurde. 1991 wurde Sie auf Initiative des damaligen Außenministers
Deutschlands Herrn Hans-Dietrich Genscher gegründet.
Auf dem Empfang habe ich ihren Leiter, Herrn Dr. Axel Gutmann kennen gelernt. Im
Gespräch erzählte ich ihm über unsere Organisation. Im Namen der Mitglieder der Gesellschaft habe ich ihn eingeladen, unsere Vertretung in Buch zu besuchen.
Herr Dr. Gutmann interessierte sich sehr für meinen Vorschlag und stimmte sofort zu.
Er erklärte, dass dieser Besuch für alle informativ nützlich werden könnte, umso mehr, da
für das nächste Jahr beabsichtigt war, in die Gruppe der Praktikanten auch Mitarbeiter des
moldauischen Außenministeriums aufzunehmen.
218
„Gesagt – getan“. Am 13. Oktober 2003 empfingen wir die Gäste in Buch: Dr. Axel
Gutmann, die Vorsitzende der deutschen Organisation „Art Dialog“ Frau Dr. Uta Miksche, den Mitarbeiter des deutschen Außenministeriums (Abteilung № 205), Herrn MarcOliver Urban, den 1. Sekretär der Botschaft der Republik Moldova in Berlin, Herrn Vitalii
Părnău, und die Absolventen der 23. Vorbereitungslehrgänge.
Das Treffen verlief, wie üblich, nach allen Regeln der Diplomatie. Zuerst war da der
offizielle Teil. Wir haben die Gäste mit den Exponaten unseres Museums – „Casa mare“ –
bekannt gemacht, über die Republik Moldova, ihre Geschichte, das Volk, die Traditionen
erzählt und einen Videofilm gezeigt.
Frau Dr. Uta Miksche hielt einen Vortrag zum Thema „Kunst in der Diplomatie“.
Laut Protokoll, sind wir dann zum zweiten Teil des Treffens übergegangen, d.h., dass
wir die Gäste in unseren Konzertsaal eingeladen haben. Hier warteten die moldauischen
Künstler auf sie. Natürlich verlief das nicht ohne Überraschungen! Es ist schwierig zu sagen, was unseren Freunden mehr gefallen hat, das Konzert oder das Tanzprogramm. Aber
ihren Aussagen nach haben wir es verstanden, sie sowohl mit dem einem, als auch mit
dem anderen zu begeistern.
Wenn Sie zu uns nach Buch kommen, werde ich Ihnen die Bilder von diesem Tag
unbedingt zeigen.
Und jetzt, nach den Diskussionen, dem Konzert, dem moldauischen Wein und dem
deutschen Bier, bereiten Sie sich vor und merken Sie sich die Bewegungen des Tanzes. Sie
glauben, dass es unmöglich ist? Aber Sie müssen weder Schritte nach rechts, noch nach
links machen. Man muss die „Pereniţa“ nur mit dem Taschentuch wedeln! Dieser Tanz hat
noch eine andere Bezeichnung: „Basmaluţa“, auf Deutsch „Das Taschentuch“. Schämen
Sie sich nicht. Sie werden es schaffen, weil Melodie und Text eine Einheit bilden. Darin
werden Ihre Bewegungen während des Tanzes detailliert erklärt. „Маestro! Musik!“ Eins,
zwei. Eins, zwei, drei, vier.
Moldauischer Tanz „Pelenita“ löste alle diplomatischen Probleme
219
„Wer Perenita tanzt,
auf den wartet ein Kuss“.
Ich sehe, dass Sie munter geworden sind. Kommen Sie in den Kreis, halten Sie die
linke Hand auf Taille, und in der rechten Hand halten Sie das Taschentuch. Vergessen Sie
nicht, es zu schwingen. Wiederholen wir noch einmal:
„Cine joaca pereniţa
I se saruta gurița.
Und jetzt:
Pune basmaluța jos
Si sarut-o dragastos.”
Legen Sie das Tuch auf den Fußboden und wählen Sie sich ein Partner. Küsst euch
und… Ein Kuss reicht vollkommen aus, weil Sie das Tuch dem folgenden Teilnehmer
übergeben müssen. Es wirkt alles sehr spielerisch aber typisch für Volkstänze, was in einigen Fällen scherzhaft wirkt.
„Hat es Ihnen bei uns gefallen?“ habe ich am Ende des Abends den Leiter der Gruppe
Dr. Axel Gutmann gefragt. Worauf er antwortete: „Ich dachte, dass es eine gewöhnliche
Fahrt nach Buch wird, das Treffen war aber sehr informativ, interessant und lustig“.
In einigen Tagen schickte er uns einen Brief, in dem er schrieb: „Lieber Herr Pawljuk
… Ich schulde Ihnen auch noch herzlichen Dank für den schönen Abend, den der moldauische Kulturverein organisierte. Der Abend war ein voller Erfolg! … Der Vortrag von Frau
Dr. Miksche war sehr interessant und unsere ganze Gruppe hat sich beim anschließenden,
geselligen Beisammensein sehr gut unterhalten können. … Schön, dass der Kontakt zum
Referat 601 des Auswärtigen Amtes auch gleich erfolgreich war. Ich finde, dass die Arbeit
des Vereins eine Unterstützung verdient.“ 80
220
Das Treffen war in der Tat gelungen und unvergesslich, so dass wir am 17. Juni 2006
in Buch die Teilnehmer des 26. Vorbereitungskurses, dessen Leiter Dr. Frank Rückert war,
empfangen haben.
Unter den Gästen waren auch jene, die schon das letzte Mal da waren. Sie fragten
ungeduldig: „Kommt auch noch die „Pereniţa“ dran?“
Natürlich! Und wir haben noch viele andere Überraschungen!
Ich hörte wie Rodika die letzte Strophe sang. Das Konzertprogramm neigt sich dem
Ende zu, und mit ihm auch der kulturelle Teil des Abends, der dem 17. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der Republik Moldau gewidmet war.
Die Gäste standen auf und applaudierten den Künstlern. Das Publikum rief die ganze
Zeit nach einer Zugabe. Und auch ich war sehr froh, dass unser gemeinsames Schaffen
wieder erfolgreich war.
„ Im Namen der moldauischen Botschaft und von mir persönlich möchte ich Ihnen
für die hervorragende Arbeit, die sie heute geleistet haben, danken“, gratulierte uns Herr
Dr. Corman nach dem Konzert, „und ich wünsche euch auch im Weiteren viel Erfolg. Und
wir werden Morgen mit Ihnen alles besprechen, beraten und die üblichen, Konsequenzen
ziehen“, wandte sich Herr Dr. Corman an mich.
„Gut. Aber Morgen…“, versuchte ich, ihn zu erinnern.
„Weiß ich schon. Morgen feiert Ihre Organisation das zehnjährige Jubiläum. Auf Sie
wartet einen Überraschung!“ warnte er mich fröhlich.
„Hoffentlich eine angenehme?“ fragte ich vorsichtig.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Ich verstehe, dass es nicht Ihre Sache ist, sich nur hinzusetzen“, lachte er. „Heute habe ich verstanden, dass die Rolle eines Zuschauers nichts
für Sie ist. Ihr Ehrenplatz wird immer auf der Bühne sein. Alles Gute und bis morgen.“
Am nächsten Tag kam ein Brief vom Botschafter der Republik Moldova in Deutschland an:
„Sehr geehrter Herr Pawljuk! ...ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre erfolgreiche Tätigkeit in der Entwicklung der moldauisch-deutschen kulturellen Beziehungen ganz herzlich. Ich danke Ihnen und allen Mitgliedern der Gesellschaft „Kulturverein Moldova e.V.“
für die geleistete Arbeit in diesem Bereich“. 81
221
ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DER DEUTSCHEN ORGANISATION
„VOLKSSOLIDARITÄT“
«Eine gute Idee zu haben ist eine Sache, einen Partner zu
finden, der das Interesse zeigt und hilft, diese Idee umzusetzen
– ist ein Erfolg»
(AUS EINEM INTERVIEW)
„Morgen fahren wir für einige Tage nach Schwerin. Wissen Sie, wo Schwerin liegt? Im
Norden Deutschlands. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sicher von Rostock gehört haben.
Diese Stadt ist eine große Hafenstadt an der Ostsee. Bis Schwerin sind es nur 70 Kilometer. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, ob unsere Schweriner Gastgeber einen Spaziergang
am Meer oder ein Bad eingeplant haben, aber ich bin mir sicher, dass Ihre Bekanntschaft
mit ihnen interessant wird. Besonders mit Herrn Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm und Udo
Jandausch. Sie können übrigens Herrn Dr. Audehm ihre Fragen persönlich stellen, da er
sehr gut Russisch spricht. Er hat sieben Jahren in Russland gearbeitet. Ich vermute, dass
er uns auch diesmal viel Interessantes über das Bundesland Mecklenburg - Vorpommern
erzählen wird. Ich gebe Ihnen eine kurze Information über die Stadt, in die Sie zum ersten
Mal fahren. Fangen wir mit dem Wappen von Schwerin an.
Es wird 1255 zum ersten Mal erwähnt. Auf blauem Grund
reitet Heinrich der Löwe in goldener Rüstung, in der rechten
Hand hält er ein Banner und in der linken Hand das dreieckige
Schild mit einem Löwen.
Ich werde die Entwicklungsgeschichte von Schwerin nicht
weiter erzählen. Aber falls es Sie interessiert, erfahren Sie es
aus der Stadtführung, die Jürgen und Udo unbedingt mit Ihnen
machen werden.
Unser Konzert wird traditionell in der Aula der Volkshochschule „Ehm Welk“ stattfinden. Es ist ein im alten Stil erhaltener Saal mit einer hervorragenden Akustik und mit herrlichem Holzambiente. Es wird Ihnen bestimmt gefallen.
Leider, sind die Zeiten der Ritter seit langem vorbei, aber der Charme der alten Zeiten lässt
keinen Gast unberührt!
Nicu! Vergiss nicht, alle Ausrüstungen ins Auto zu legen, d. h., ich meine deine Instrumente. Mädchen! Wedelt nicht so mit den Noten rum! Das sind keine Fächer adliger
Damen. Ach, übrigens Mariana! Wo ist der Fächer für Deine Arie aus „La Traviata“?
Bitte, bereitet alles im Voraus vor, damit sich keiner plötzlich nach dreihundert Kilometer
erinnert, dass er etwas in Berlin gelassen hat...
„Wie bitte, Jürgen! Ich höre dich so schlecht! Die Jungs repetieren! Nein, nein! Ich
lasse keinen Künstler da! Mach dir keine Sorgen. Alle werden mitkommen. Hallo? Noch
einmal bitte! Was hast Du gesagt? ...“
„Willkommen in Schwerin im Haus unserer Organisation „Volkssolidarität“, lädt uns
der großgewachsene, kräftige Mann ein. „Ich möchte, dass Sie sich hier nicht nur als
Gäste fühlen. In den 4 Jahren unserer Zusammenarbeit mit dem „Кulturverein Moldova
e.V.“ und den Künstlern aus Moldova haben wir uns gut kennengelernt und angefreundet.
222
Deshalb, bitte, machen Sie es sich bequem und fühlen Sie sich wie zu Hause“.
Wir stellen uns vor: der Panflötenspieler Cătălin Vutcariov, die Geigerin Nicoleta
Chetreanu, die Opernsängerin Mariana Bulicanu, die Volksliedsängerin Rodica Buhna,
der Blasinstrumentspieler Nicu Costea, die Pianistin Svetlana Ionica und die Journalistin
Violeta Epureanu.
„Sehr angenehm! Ich bin si-cher,
dass Ihnen die Zeit hier im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in
angenehmer Erinnerung bleiben wird.
Wahrscheinlich haben Ihre Freunde,
die in den letzten Jahren bei uns waren, erzählt, dass sie auch auf „Quallenjagd“ waren?
Wie und wo? In der Ostsee. Allerdings werden Sie diesmal keine Möglichkeit haben, darin zu baden. Sie fragen: „Wer von den Künstlern war denn
so mutig?“
„Wir kamen damals mit dem Projekt „Musik aus der Republik Moldau“ zu Ihnen.
Folglich waren es Iulian Puşca, Simona und Simion Gronic, Nicolai Bantea“, präzisiere
ich.
„Ja, genau. Ihr Sänger Nicolai Bantea hatte keine Angst vor einer Erkältung und
sprang zusammen mit allen ins ziemlich kühle Wasser. Ich denke, dass diese Prozedur seine Stimme günstig beeinflusst und ihm mehr Selbstbewusstsein gegeben hat. Während des
Konzerts trat Nicolai sehr frei und ungezwungen auf. Während der Aufführung konnte er
sogar gleichzeitig singen und tanzen. Nein, nicht allein, sondern mit den Frauen aus dem
Saal. Nein. Er sang nicht „Sole mio“ à la „Boogie-Woogie“. Obwohl Ihre Kollegen Anna
Ivaniţscaia und Dmitrii Grabovschi im Projekt „Moldau tanzt und musiziert“ glänzend
getanzt haben.
Ihr Auftritt hat dem Publikum sehr gefallen. Ich weiß nicht einmal, was auf die Zuschauer mehr gewirkt hat – die glanzvollen Kostüme oder die komplizierte, tänzerische
Choreografie?!
Natürlich haben die Meeresluft, die auf den Wellen planschenden Möwen und die
223
Jachten die Stimmung inspiriert, neue originelle Ideen zu entwickeln. Ich bin auch sicher,
dass Ihnen eben diese Inspiration beim Anblick des ungewöhnlich schönen Sees kommen
wird, der Schwerin umgibt.
Entschuldigen Sie bitte. Ich habe ganz vergessen, Ihnen zu sagen, dass Schwerin die
Hauptstadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ist. Den Rest erzähle ich Ihnen
während des Spazierganges durch die Stadt, den wir am Nachmittag machen werden. Der
Vorsitzende unserer Organisation ist auch schon gekommen. Bitte, machen Sie sich bekannt, Herr Dr. Hartmut Hoffmann. Und jetzt gebe ich ihm das Wort.“
„Liebe Freunde. Es ist uns eine große Freude, wieder Künstler aus der Republik Moldova bei uns empfangen zu dürfen. Wir sind sehr froh, dass Dank dem hergestellten Kontakt mit der Gesellschaft „Кulturverein Moldova e.V.“ solche Treffen zu einem traditionellen Ereignis im Leben unserer Organisationen wurden. Konstantin, haben Sie nicht
vergessen, dass wir im folgenden Jahr ein Jubiläum feiern werden? 5 Jahre Zusammenarbeit! Auf uns wartet also eine Feier.
Übrigens war die erste Veranstaltung, die von Ihrer Organisation in Schwerin durchgeführt worden ist, auch mit einem Jubiläumstag, dem 60. Jahrestag der Gründung der
„Volkssolidarität“, verbunden. Das war im Jahr 2005. Damals haben Sie uns im Namen
aller Mitgliedern Ihrer Organisation ein Erinnerungsgeschenk, einen Teppich mit dem
Wappen der Republik Moldau überreicht. Jetzt befindet er sich in unserem Beratungssaal, wohin ich Sie nun alle herzlich einladen will.
Setzen Sie sich und... greifen Sie zu! Wir bereiten uns auf Ihre Ankunft immer sorgfältig vor. Jeder von uns ist bemüht, Sie möglichst interessant und originell mit der Geschichte, den Traditionen und den Besonderheiten dieses Teiles Deutschlands bekannt zu
machen. Jetzt werden Sie eine dieser Traditionen direkt „probieren“. Ich meine das Essen,
das Ihnen serviert wird. Lassen Sie sich bitte nicht irritieren, beginnen Sie mit dem Essen,
Frau Christine Jessel wird Ihre Stadtführerin sein. Sie ist verantwortlich für die „ kulinarische Reiseroute“, sowie die dazugehörige Werbung. Frau Jessel hat die Dekoration aus
Gemüse und Früchten eigenhändig gezaubert“.
„Vielen Dank, Herr Hoffman! Ich denke jedoch, es ist nicht notwendig, die Produkte
224
unserer Stadt weiter anzupreisen. Man kann fast sagen, dass deren ausgezeichnete Qualität
seit den Zeiten der Mecklenburgischen Herzöge unverändert blieb“, bemerkt Frau Jessel
lachend. „Wie aus der Geschichte bekannt ist, war der Herzog ein großer Kenner der lokalen Küche. Und es ist nicht verwunderlich, da sich die Gerichte dieser Region durch
einen spezifischen Geschmack und durch Vielfalt auszeichnen. Davon können Sie sich
selbst bald überzeugen können. So viel ich weiß, hat Jürgen Audehm im Rahmenkulturprogramm Ihres Aufenthaltes auch dieser Seite Zeit eingeräumt.“
„Ganz richtig, Frau Jessel. In diesem Zusammenhang möchte ich die Worte eines
der Chronisten unseres Landes, Sebastian Münster (1489 - 1552) zitieren: „... Hier fließen
Milch und Honig... auf den fruchtbaren Weiden wächst das grüne kräftige Gras..., und im
Meer schwimmt viel Fisch...“. 82 Ungefähr so hat er dieses Land in seiner ersten Enzyklopädie „Cosmographey“ beschrieben, die er 1556 in Basel auf Deutsch geschrieben hat.
Über die malerische Landschaft und die Naturschätze unseres Landes können Sie
auch in den Werken unserer Heimatdichter lesen. Zum Beispiel hat der Theologe Gustav
Adolf Reinhard Pompe (1831 - 1889) folgende Zeilen geschrieben:
„Wenn in stiller Stunde Träume mich umwehn
Bringen frohe Kunde Geister ungesehn
Reden von dem Lande meiner Heimat mir
Hellem Meersstrande dusterm Waldrevier…“
Ich denke, dass Sie die ganze Liebe des Dichters zu seinem Land auch ohne Übersetzung empfinden und sich ihre Schönheit vorstellen können. Und jetzt lade ich Sie zusammen mit meinem Helfer und Freund Udo ein, eine kurze Reise durch Mecklenburg zu
machen. Ich hoffe sehr, dass Sie dafür nicht zu müde sind. Oder möchten Sie sich vor dem
Auftritt erholen? “.
„Wir werden zu Hause in Chişinău schlafen“, sagen alle einstimmig.
„Dann lassen Sie Ihre Reiserucksäcke im Auto. Die Stadtführung machen wir ohne
Gepäck“, sagt uns Udo. „Wir werden auf keine Berge klettern, denn hier gibt es keine.
Aber einen kleinen Aufstieg muss man machen. Aber keine Sorge, denn es ist nur ein Aufzug. Und da bis zum Konzert wenig Zeit übrig bleibt, werden wir einen Teil Norddeutschlands, mit einem Blick von der Höhe des Fernsehturmes überschauen“, erklärt Udo“.
„Weißt du, Konstantin, ich meine, dass die Mitglieder vom „Кulturverein Moldova
e.V.“ eine ganz neue und originelle Variante bei der Lösung eines der wichtigsten Probleme – der seelischen Vereinigung von Menschen verschiedener Völker – gefunden haben.
Übrigens, solches Herangehen entspricht auch dem Wesen unserer Organisation.“
„Darin bin ich mit dir vollständig solidarisch, Jürgen. Ich bin davon überzeugt, dass
diese, mit mir nach Deutschland kommenden Künstler mich während dieser 10 Jahre immer unterstützt haben. Wenn sie nicht den Wunsch gehabt hätten, dieses Land kennen zu
lernen und neue Menschen zu treffen, so hätten sie damals nicht zugestimmt, an unseren
Veranstaltungen teilzunehmen. Ich beobachte immer wieder mit großer Freude, wie sie
sich auf dies Veranstaltungen vorbereiten.
Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie schwer es den Künstlern des Puppentheaters „Licurici“ fiel, den deutschen Text, der speziell für die Auftritte vorbereitet wurde,
auswendig zu lernen. Ja, Jürgen. Niemand bat oder zwang sie, sich die Wörter der Sprache
225
zu merken, die sie niemals studiert hatten. Aber sie haben vorgeschlagen, die Rollen ohne
Übersetzer zu spielen. Und sie haben es wunderbar gemeistert!
Und wie ernst die Vokalisten das Singen deutscher Lieder nahmen. Sie wiederholten
zusammen mit mir mehrere Male die Aussprache jeder Silbe. Du hast es selber gesehen,
dass die Moldauer genau so wie die Deutschen mit großem Vergnügen gesungen haben.
Mit einem Wort – „Volkssolidarität“!
„Und jetzt, Konstantin, möchte ich den Künstlern ein wenig über die Tätigkeit unserer
Organisation „Volkssolidarität“ erzählen. Zu Ihrer Kenntnis, wir leisten in der Republik
Moldau schon seit Jahren humanitäre Hilfe. Hauptsächlich unterstützen wir die ärmsten
Schichten der Bevölkerung, ältere, alleinstehende Leute. Und wir haben uns entschieden,
jenen zu helfen, die im Altersheim leben. So hat unsere Organisation dem Altersheim im
Dorf Cocier materielle Hilfe in Höhe von 80 000 Euro überbracht
2005 wurde dem Botschafter der Republik Moldova in Deutschland, Herrn Dr. Corman, ein Scheck in Höhe von 2.500 Euro für die Renovierung des Altersheimes im Dorf
Suslen überreicht. Dieses Heim wurde mit unserer Hilfe neu geschaffen, bisher in einem
Wertumfang von 28 000 Euro. Ich bin überzeugt, dass wir uns schon sehr bald mit Ihnen
in Chişinău treffen werden.
Und jetzt nähern wir uns schon dem Fernsehturm, wo man das Gefühl hat, dass
Schwerin einem auf der Handfläche liegt. Ein prächtiges Panorama!
Vor Ihnen befinden sich die
sieben Seen, die von dichten Wäldern umgeben sind. Ja, die Seen
sind ziemlich groß und deshalb
entsteht der Eindruck, dass wir uns
mit Ihnen auf einer Insel befinden.
Übrigens, auf der seit Jahren nur
ein Mensch lebt. Er ist der gesetzliche Besitzer. Und die Insel blieb
auch während der DDR sein Privateigentum. Dieser Mann deckt
sich selbst ein, d. h., er erzeugt die
für ihn notwendigen Produkte, er
kommuniziert mit der Außenwelt
ziemlich selten.
„Sagen Sie, kann man ihn mit dem Boot erreichen?“
„ Einem Eigenbrötler sollten wir uns besser nicht aufdrängen. Umso mehr, da uns morgen, in Güstrow, ein sehr interessanter und geselliger Mensch erwarten wird, der viel Humor besitzt. Er ist ein sehr bekannter Maler und Karikaturist in unserem Bundesland...“
„Ja-a-a, Mariana! Wirklich, ein sehr schönes Schloss. Es ähnelt jedoch mehr einer
Burg als einem Schloss. Es scheint so klein von oben. Aber wenn Sie es allerdings aus der
Nähe sehen, können Sie über seine riesigen Ausmaße nur staunen. In den Archivdokumenten ist es im 10. Jahrhundert erstmalig erwähnt.“
Dieses Schloss gehörte den Mecklenburgischen Herzögen und war ihre Residenz. Ich
werde nicht tief in die der Geschichte eindringen, weil man sich in ihr schnell verirren
kann. Deshalb will ich nur anmerken, dass dieser Grund und Boden immer ein „Zank226
apfel“ zwischen ihren Herrschern
war. Man muss wissen, dass die
Festung lange Zeit den Slawen
gehörte. Hören Sie hin: „Schwerin“... „Swerin“. Eine tierreiche
Gegend also! Viele Ortsnamen in
dieser Region, aber auch Familiennamen haben die slawische
Markierung „ow“ am Wortende,
was charakteristisch für slawische Sprachen ist. Sie sind bis
heute erhalten geblieben.
Was befindet sich heute im
Schloss? Hier arbeitet der Landtag des Landes MecklenburgVorpommern seit 1990, hier residieren alle im Landtag vertretenen Parteien, es gibt eine
Gemäldegalerie, eine herrliche Schlosskirche, Restaurants, vor allem aber herrlich restaurierte herzogliche Gemächer und Zimmer. Das nächste Mal werden wir eine Exkursion
durch die schönsten Zimmer unternehmen. Sie werden den Thronsaal mit dem Thron sehen, auf dem die Herzöge ihre Verordnungen mit einer herrischen Geste an die Höflinge
weitergaben:
„Mit der mir gegebenen Macht befehle ich allen, in den Bus zu steigen. Unsere edlen
Damen warten mit dem Essen auf uns...“
Es ist Zeit, sich auf den Rückweg zu begeben. Wir werden in die Schule fahren, wo
Sie am Abend auftreten werden. Und meine Kollegen, die Damen, können es kaum erwarten Sie zum Abendessen einzuladen.
„Frau Jessel, wir sind fast da“.
„Bitte kommen Sie und setzen Sie sich. Ja. Wieder an den Tisch. Wir sind in den fürsorglichen Händen der Mitglieder unserer Organisation gut aufgehoben.
Die Frauen haben für Sie leckere Platten vorbereitet. Ich bin sicher, dass auch die
Mecklenburgischen Herzöge auf diese wunderbare und vorzügliche Küche nicht verzichtet hätten.
In dieser Region, zum Beispiel, steht u.a. Mett auf dem Hauptmenü. Schauen Sie mich
nicht so erstaunt an. Hier wird es gerade so, ungekocht, gut gewürzt, mit Zwiebel und Ei
zubereitet, gegessen. Die Auswahl ist groß, deshalb überlegen Sie nicht lange, was Sie
essen wollen.
Ich werde Sie für einige Zeit verlassen. Es muss überprüft werden, ob alles für den
Auftritt fertig ist. Und in einigen Stunden sehen wir uns im Konzertsaal der Schule „Ehm
Welk“.
Ein Partner der Volkssolidarität bei der Organisation der Konzerte ist das Kultur- und
Informationszentrum der Stadt Schwerin, das von Martina Krüger geleitet wird, die sich
auch immer um das leibliche Wohl der Künstler aus der Republik Moldova kümmert.
227
„Zu-ga-be, Zu-ga-be, Zu-ga-be“, ruft das Publikum im Sprechchor.
„Etwas Geduld noch“, beruhige ich die Zuschauer. „Bald wird Nicu Costea wieder
vor Ihnen auftreten.
Aber jetzt möchte ich ein paar Worte über das Werk sagen, das Cătălin Vutcariov zu
Gehör bringen wird, obwohl ich sicher bin, dass Sie selbst erraten können, um welches
Stück es sich handelt.
„Mein Hut, der hat drei Ecken”, beginne ich.
„Drei Ecken hat mein Hut”, setzt das Publikum fort.
„Natürlich haben Sie den Text dieses Liedes leicht erkannt“, wende ich mich ans Publikum. „Diese Melodie ist in Deutschland so populär, dass sie während des Karnevals fast
an jeder Ecke zu hören ist. Man könnte es sogar als zweite deutsche Volkshymne bezeichnen. Und wer sagt mir den Namen des Komponisten, der sie geschrieben hat?“ frage ich
die Zuschauer.
„Pugnani!“ schreit ein Mann aus dem Saal.
„Ich gratuliere Ihnen! Sie haben richtig geantwortet. Und an Sie kann ich mich übrigens gut erinnern. Sie waren schon im letzten Jahr in unserem Konzert und hatten die
richtige Antwort parat. Aber das spielt keine Rolle. Es freut uns, dass Sie noch einmal
gekommen sind, um sich mit uns zu treffen. Das bedeutet, dass Ihnen der Auftritt der moldauischen Künstler gefallen hat. Sie sagten: „Besonders die Aufführung dieses Werkes?“
Ich habe im Programm „den Venezianischen Karneval“ des italienischen Komponisten
Gaetano Pugnani (1731 - 1798), absichtlich beibehalten. Unsere Freunde aus Schwerin, die
heute zum Konzert gekommen sind, haben uns auch gebeten, ihn zu wiederholen. Sie sind
unser Publikum. Ich bin mir sicher, dass das Spiel des Panflötenspielers Cătălin Vutcariov
Sie nicht enttäuschen wird.
Und Sie mein Herr … laufen Sie nicht davon. Ich möchte Ihnen ein kleines Geschenk
als Andenken an die heutige Bekanntschaft mit der Republik Moldau, ihrer Musik und der
Kultur überreichen. Dieses schön illustrierte Buch über das moldauische Land und eine
Flasche Rotwein. Natürlich erwarten wir Sie auch im nächsten Jahr zu unserem Konzert.
Sie sind doch jetzt unser Freund geworden.“
228
„Bra-vo, Bra-vo, Bra-vo!“ ruft das Publikum im Sprechchor.
Wie ich schon sagte, man kann diese Melodie„Mein Hut, der hat drei Ecken” oder
„Mein dreieckiger Hut“ besonders während der Faschingstage hören. An diesem Feiertag werden Kulturen vieler Völker – deutsch, österreichisch, italienisch – wieder vereint.
Warum sollte das moldauische Volk nicht auch mit ihnen solidarisch sein? Ihrer begeisterten Reaktion nach, habe ich verstanden, dass meine Idee bei Ihnen Unterstützung und
Wohlwollen gefunden hat. Dann schlage ich Ihnen jetzt vor, zusammen mit den Künstlern
für den Karneval eine moldauische Volksmelodie zu lernen. Hören Sie Rodica Buhna aufmerksam zu und wiederholen Sie ihre Worte.
„Bitte, Musik!“ wende ich mich an die Sänger.
„Tropaiţi flăcai pe loc
Să răsară busuioc
„Schlagen Sie den Rhythmus an dieser Stelle mit. Wir tanzen die Hora zusammen“,
übersetze ich dem Publikum den Sinn des Textes.
Şi iar verde trei muscate,
Diri, diri, diri, diri, diri da.
La noi toba cum mai bate,
Diri, diri, diri, diri, diri da.“
„Gelingt es Ihnen, „Diri, diri, diri, diri.....?“ schnell nachzusprechen? Probieren Sie es
aus und lernen Sie die Worte zu Hause, vor dem Spiegel, auswendig. Nicht jeder Sänger
der moldauischen Lieder kann es sofort deutlich aussprechen... Ich weiß nicht, wie diese
verbale Wendung heißt, weil es sogar in der Folkloreliteratur keine spezielle Bezeichnung
gibt. Aber dieses „Text - Ornament“ verleiht diesen Volksmelodien eine ganz spezifische
Schönheit.
Ich sehe, dass Cătălin seine Dame des Herzens gefunden hat. Er hat ein etwa fünfjähriges Mädchen auf den Arm genommen und singt ihm eine moldauische „Serenade“ vor:
„Si cum cinta si vioara
De - mi aprinde inimioara.“
„Das Geigen freut sein Herz“, übersetzt er ihr und noch drei anderen, kleinen, auf ihn
zusteuernden Mädchen. Und sind Sie denn nicht mit Cătălin solidarisch? Dann unterstützen Sie die moldauischen Musiker. Natürlich!
„Diri, diri, diri, diri, diri, da!“
„Zu-ga-be, Zu-ga-be!“ ruft das Publikum.
„Liebe Freunde!“ wende ich mich an die Zuschauer. „Im Namen aller Teilnehmer
dieses Kulturprojektes danke ich Ihnen für den herzlichen Empfang, der uns in Schwerin
bereitet wurde. Besonders möchte ich allen Mitgliedern der Gesellschaft „Volkssolidarität“ danken. Ich denke, dass es in der Zeit mehrjähriger Zusammenarbeit und Freund229
schaft zwischen den beiden Organisationen, den Berlinern und den Schwerinern, schöne
Erlebnisse gegeben hat. Der beste Beweis sind die positiven Äußerungen der Zuschauer,
die wir nach den Treffen mit ihnen gehört haben, aber auch Kritiken und Berichte in der
Presse und im Fernsehen. Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass Schwerin, wenn
auch einer der kleinsten Hauptstädte aller Bundesländer, für uns eine der größten Städte in
puncto Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Solidarität bleiben wird! …“
„Hallo! Ich warte schon auf Sie!“ begrüßt
uns ein fröhlicher, lächelnder Mann.
„Erlauben Sie mir, Ihnen meinen Freund,
den bekannten Karikaturisten Günther Endlich
vorzustellen“, sagt Jürgen. „Wir sind schon
30 Jahre lang befreundet. Ich habe ihn gebeten, mit Ihnen eine Stadtführung durch Güstrow zu machen. In dieser Stadt ist leider kein
Auftritt geplant. Aber ich denke, dass wir hier
im nächsten Jahr ein Konzert organisieren werden. Aber heute hören Sie sich seine Sicht auf
dieses idyllische und malerische Städtchen an.
Ich bin mir sicher, dass es sehr informativ und
interessant für Sie werden wird“.
„Danke, Jürgen! Natürlich werde ich es in diesen wenigen Stunden, die wir zur Verfügung haben, nicht schaffen Ihnen alle Sehenswürdigkeiten meiner Stadt zu zeigen. Deshalb, wenn Sie wieder bei der „Volkssolidarität“ zu Gast sind, kommen Sie unbedingt bei
mir vorbei. Wir werden unsere Bekanntschaft fortsetzen“, lädt der Maler uns alle ein.
„Ich denke, dass wir eine solche Möglichkeit haben werden. Werden uns doch unsere
moldauischen Freunde nicht im Stich lassen und an deinem 75. Geburtstag singen und
tanzen?“ fragt uns Jürgen augenzwinkernd.
„Dann herzlich willkommen bei mir in Güstrow!“ ruft Günther Endlich lachend!
„Witalij! Mir scheint, es wäre sinnvoll, dieses Fragment noch einmal aufzunehmen“,
wende ich mich an unseren Operator. „ Hörst du mich? Wo bist du? Wi-ta-li-i-j!“, rufe ich
ihn laut.
„Konstantin! Ich bin hier auf dem Hof. Ich bin im Moment beschäftigt“, antwortet
er.
„Alles klar! Du hast schon begonnen, dich auf das Jubiläum vorzubereiten. Und wo
sind die anderen? Es ist niemand zu sehen und zu hören“, frage ich verwirrt.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Alle sind auf ihren Plätzen. Sie bereiten sich vor. Ich
habe sogar ein Video davon aufgenommen. Sehen Sie!“
230
„Ja-a-a. Vor dir kann man sich nicht verstecken. Es bleibt wenig Zeit bis zum Feiertag
und wie immer haben wir viel zu tun. Bald werden die Gäste kommen, doch wir sind noch
nicht ganz fertig, zum Beispiel mit der Korrektur des Videomaterials über Güstrow. Wollen wir es noch einmal durchsehen. Ja. Angefangen mit diesem Absatz. Mit der Erzählung
über das Stadtwappen. Nein, zeige bitte besser das Bild... Wenn es möglich ist in Großaufnahme. So, super. Jetzt lege den Text auf. Bitte lauter. Es reicht – es reicht. Genug.“
„Und das ist für Sie“, sagt Herr Endlich fröhlich und übergibt jedem ein Blatt Papier.
„Der Stier, den Sie in der Mitte meiner Zeichnung sehen, symbolisiert das Emblem von
Güstrow. Er dominiert das Wappen der Stadt. Hier im Stadtwappen sehen Sie, dass für die farbige Gestaltung des Wappens zwei
Farben – gelb und rot – verwendet werden.
Oben befindet sich der schwarze Stierkopf, der mit einer Krone geschmückt ist. Schon an diesem Detail können wir erkennen,
dass der Stier in diesem Fall eine Personifizierung der Kraft und
des Einflusses der Herrscher darstellt.
An den Seiten sind zwei rote Sterne eingezeichnet. Das Vorhandensein dieses Elementes signalisiert ihre edle Herkunft. Unten sind zwei gekreuzte Papststäbe dargestellt. Sie zeugen von
dem engen Verständnis zwischen den Herrschern und den Klerikern der Kirche“.
„Witalij. Halt bitte diese Aufnahme an. Und finde bitte das Bild mit dem Schloss
Güstrow. Was hat uns Günther darüber erzählt...“
„...Natürlich werden Sie über das Aussehen des Schlosses nicht erstaunt sein. Sie
haben schon in Deutschland mehr als genug gesehen“, wendet er sich an die moldauischen Freunde. „Und, obwohl sie sich äußerlich alle sehr ähneln, hat jedes Schloss und
jede Burg seine eigene Geschichte und sogar Legende. In diesen Jahrhunderten haben
sich Wahrheit und Fiktion so eng miteinander verflochten, dass es manchmal schwierig
ist, die Glaubwürdigkeit dieses oder jenes Ereignisses festzustellen. Ich bin jedoch davon
überzeugt, dass Sie in diesem Schloss etwas Ungewöhnliches finden werden. Lasst uns
auf die Terrasse gehen und von dort in den ersten Stock hinaufsteigen. Von hier aus kann
man den Innenhof des Schlosses sehen. Vor vielen Jahrhunderten war in dem Innenhof ein
wundervoller Park angelegt, der auch eine Legende hat:
„... Einst hat sich ein Gärtner in ein schönes Mädchen verliebt und diese Liebe wurde
erwidert. Zum Beweis seiner Liebe hat sich der Gärtner entschieden, einen wundervollen
und in der Tat besonderen Garten anzulegen... Sehen Sie, um den Garten herum ist ein
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Gebüsch gepflanzt“, unterbricht Günther seine Erzählung. „Ziemlich dicht, nicht wahr?
Das ist aber eine optische Täuschung.
Der Gärtner hat alles wie eine Höhle gebaut. So ist eine ungewöhnliche Galerie für die
heimlichen Wiedersehen entstanden ... Und in der Mitte des Parks hat der junge Mann als
Beweis seiner ewigen Liebe zu seiner Angebeteten hellrote Blumen in Form eines Herzen
angepflanzt. Es war ihnen aber nicht bestimmt zusammen zu kommen. Ihr Vater, ein vornehmer Herr, erfuhr davon und befahl, die Tochter in einem der Türme einzuschließen und
den Gärtner hart zu bestrafen.
Seit langem gibt es keinen Gärtner mehr, aber wie Sie sehen, ist sein Traum bis heute
lebendig geblieben. „Das Herz des jungen Mannes“ blüht jedes Jahr, dank der Liebe der
Bedienten des Schlosses wieder auf.“
„Warum seufzen unsere Damen so innig? Sagen Sie, gibt es heute noch solche Ritter?“
„Und was ist mit uns?“ empören sich die Männer.
„Witalij! Warum bist du nicht auf „dem Porträt“ der Ritter dabei? Klar. Du hast wie
üblich fotografiert. Dann ergänze dieses Sujet mit einer allgemeinen Aufnahme. Mit dieser
Fotografie werden wir die Erzählung über Güstrow beenden...
Die nächste Reportage hast Du über Lohmen gemacht. Zuerst gibt es ein paar kurze
Informationen über diesen Ort, und dann die Retrospektive einer der vier Veranstaltungen,
die wir dort durchgeführt haben. Herr Dr. Hoffman hat uns übrigens gebeten das Konzert
„Drei Sopranistinnen und eine Geigerin“ auf eine DVD für das Archiv von „Volkssolidarität“ zu brennen. Wie er uns gesagt hat: „Dieses Projekt hat allen sehr gefallen. Wir werden
232
mit Freude unsere Zusammenarbeit fortsetzen und hoffen, Sie im nächten Jahr wieder zu
sehen.
Und was hältst Du von der Idee, es zu wiederholen. Ich habe es vermutet, da die Begeisterung so groß war. In Gesellschaft von vier schönen Frauen ist es sowieso viel angenehmer zu arbeiten.
Ich habe mich an etwas erinnert. 2006 haben unsere Organisation und der moldauische
Filmregisseur Boris Konunov ein Projekt von internationaler Bedeutung „Donau – Fluss
des interkulturellen Dialoges“ ausgearbeitet. Wir haben dem Direktor des moldauischen
Büros der interethnischen Beziehungen, Frau Goncearova, eine gemeinsame Bearbeitung
angeboten. Aber wie uns gesagt wurde, „liegt alles auf Eis.“ Zwar wurde das Projekt ins
Programm von 2006 aufgenommen aber weiter ist die Sache leider nicht gediehen.
Nein, Witalij. Ich bin überhaupt nicht beunruhigt, dass es jemand anders bemerkt.
Du weißt doch, dass unsere „Brigantine“ unter dem Namen „Кulturverein Moldova e.
V.“ immer ein günstiger Wind begleitet. Ja-a-a... Erinnerst Du dich daran, als während
eines Spazierganges an den Seen Schwerins ein leichter Sturm aufkam. Aber die deutschmoldauische Mannschaft hat seinen Druck mutig ertragen. Ich bin überzeugt, dass man
mit solchen Leuten ohne Angst und Zweifel weiter segeln kann. Such mir bitte dieses Foto
heraus.
Es ist sehr angenehm, zu sehen,
wie alle lächeln. Ich denke, dass wir
auch mit dem Sturm leicht zurechtkommen werden. Wie es sich zeigte,
kann ein solches Wetter auch an der
Donau vorkommen. Um ihn herum
um genauer zu sein. Aber das ist eine
Zukunftsfrage und wir werden nicht
zu weit vorwärts schauen. Aber jetzt
schauen wir die Reportage über Lohmen.“
„... Diese kleine Siedlung liegt
15. Kilometern südlich von Güstrow.
Sie wird erstmals in Dokumenten des Jahres 1227 erwähnt. Das Dorf ist von malerischen
233
Seen umgeben und passt sich harmonisch der Landschaft an. Heute ist Lohmen ein Kurort mit Hotels, Erholungsheimen, Campingplatz und einem medizinischen Rehabilitationszentrum. Es liegt am Garder See, nicht weit vom Naturpark der Nossentiner Schwinzer
Heide. Hier werden in idealer Umgebung psychisch und physisch Kranke wieder gesund
gemacht. Wie uns ein Mitarbeiter der Klinik erklärte, kommt der kulturellen Betreuung im
Rehabilitationszentrum „Reha-Klinik“ große Bedeutung zu.“
„Witalij. Ich glaube, dass du als nächstes die Passagen aus den Werken der moldauischen Künstler, die hier auftraten, einfügen solltest. Und jetzt gehen wir zum folgenden
Sujet über. Es handelt sich um eine wundervolle Sammlung, die von Einwohnern der Region Mecklenburg-Vorpommern zusammen getragen wurde.
Was macht diese Sammlung aus? In sieben Zimmern, die sich in den unteren Räumen
des Hotels „Trend Hotel“ in Banzkow befinden, können Sie Exponate wie Bügeleisen,
Nähmaschinen, Lampen, Küchengeschirr sehen, die in alten Zeiten von der einheimischen
Bevölkerung genutzt wurden. Witalij, ich würde dieses Videomaterial auf jeden Fall erweitern, schon alleine aus dem Grund, weil man so was nicht überall zu sehen kriegt. Es
wäre eine gute Idee, zu diesem Thema einige Fernsehsendungen zu machen. Ich glaube
fest daran, dass diese Idee der Deutschen, auch moldauische Enthusiasten anregt, etwas
Ähnliches zu schaffen. Was hat Jürgen damals gesagt? Finde bitte diese Episode. Da ist
sie. „... Die Geschichte des Volkes befindet sich in seiner Vergangenheit. Und dieses Museum wird der Jugend helfen, zu erfahren, wie die Vorfahren unseres Volkes lebten…“.
Diese Reportage, Witalij, wirst du später bearbeiten. Und jetzt wollen wir die Montage der nächsten Veranstaltung vorbereiten. Es folgt die Gemeinde Dobbertin, wo eine
Fotoausstellung von Jürgen eröffnet wurde.
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Sie hieß „Ansichten von Moldova“. Ich habe ihr den Titel „Fotoessay“ gegeben. Es
scheint mir, dass all seine Arbeiten eine Art künstlerische Erzählung über das moldauische
Land sind.
Als ob er sich in jeder Aufnahme die hellsten und charakteristischsten Momente aus
dem Leben verschiedener Menschen eingeprägt hat. Nach diesen eindrucksvollen Aufnahmen hat man das Gefühl, dass man ihre Gedanken lesen kann. Ist bei dir nicht auch so
ein Eindruck entstanden? Schau dir die Bilder aufmerksam an.
Ja-а-а. Diese Aufnahme wirkt sehr urwüchsig. Vergleiche sie mit dem vorherigen Bild.
Dem Thema nach passen sie zueinander. Lass uns dem Foto folgenden Titel geben:
„DIE JUNGE REPUBLIK MOLDAU SCHREITET TAPFER DURCH EUROPA!“
Ich denke, dass das sichere Auftreten unserer jungen Darsteller an jenem Abend die
Anwesenden von der entschlossenen Absicht des neuen Staates überzeugt hat, das Leben
zu ändern. Europa hat die moldauischen Künstler aktiv unterstützt. Alle klatschten den
Rhythmus des Volksliedes einträchtig mit und schrien „Ho, Ho, Ho!“
Schalte bitte das Interview ein, das mit dem Mitarbeiter der moldauischen Botschaft
in Berlin, Herrn Aurel Ciocoi, geführt wurde. Er hat es sofort nach dem Konzert gegeben.
„... Das heutige Treffen in Dobbertin hat die Solidarität des deutschen und des moldauischen Volkes für ein gegenseitiges Verständnis noch einmal demonstriert. Deutschland
und Moldau sind sich noch einen Schritt näher gekommen.“
Besonders beeindruckend ist, mit welcher Hingabe sich der Bürgermeister, Horst Tober, um seine Gemeinde kümmert. Kultur und Kunst sind ein fester Bestandteil des Gemeindelebens.
„Witalij, haben wir das ganze Videomaterial durchgesehen? Ach, ja. Man muss die
Datei „Freizeit“ noch einmal durcharbeiten.
Hast du, wie es auch Jürgen entschieden hat,
sie künstlerisch „ergänzt“? Diese Videoseite
ist wirkt ziemlich eigenartig.
Also, wenn wir uns nicht so erholt hätten, wären wir nicht in Potsdam gewesen
und hätten nicht die Möglichkeit gehabt,
das Spiel „des Hofmusikers“ der Prinzessin
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Sissi zu hören. Wir hätten weder das prächtige Schloss Schönburg sehen noch auf einer
alten Dampflokomotive spazieren fahren können. Wir hätten nicht die ungewöhnlichen
Geschichten über das Schloss Ludwiglust hören, keine saftigen Würstchen essen können
– vor allem aber hätten wir uns einander nicht kennen gelernt!“
„Sie haben nicht Recht, Konstantin! Ich habe Sie sofort erkannt als Sie die Bühne
der Kunstschule „Ehm Welk“ betreten haben“, erklärt, der ins Zimmer eintretende Mann
laut. „Das war im Jahr 2007, in Schwerin. Oder habe ich etwas Falsches gesagt?“ fragt er
vorsichtig.“
„Jascha! Guten Tag, setz dich bitte hin. Wir sind immer froh, wenn du da bist. Du bist
der erste Gast, richtiger gesagt, Freund,
der zu unserem Jubiläum gekommen ist.
Im Moment führen wir die letzten Vorbereitungen zum Feiertag durch. Wie
immer fehlt es an Zeit. Man muss noch
einmal alles überprüfen, kontrollieren,
alle anrufen und Bescheid sagen, alle
an die Termine zu erinnern. Du weißt
ja von deiner Gemeindearbeit, wie das
ist. Übrigens bist Du nicht zur Vertretung unserer Organisation gekommen.
Dann komm ins „Casa mare“, und die
moldauischen Künstler werden dir alles
darüber erzählen. Jungs! Seid ihr bereit? Noch nicht?
Entschuldige, solange sie beschäftigt sind, werden wir uns ein bisschen unterhalten.
Wir beide haben doch viele Themen, worüber wir sprechen können.
„Ja, Konstantin. Es ist nun schon ein Jahr vergangen, seitdem der „Кulturverein Moldova e. V.“ und die „Jüdische Gemeinde Schwerin“ einander kennen gelernt hatten. Die
Mitglieder der jüdischen Gesellschaft baten mich, nicht nur die aufrichtigen Glückwünsche
anlässlich des Jubiläums Ihrer Organisation, sowie ein riesiges Dankeschön für das wundervolle Konzert zu übermitteln, mit dem die Künstler aus Moldova bei uns aufgetreten sind.
Wie Du weißt, bin ich in der Gemeinde für die kulturelle Arbeit verantwortlich. Nach
Möglichkeit versuche ich, es so zu organisieren, dass diejenigen, die zu uns kommen, sich
nicht vollständig von den einheimischen Dingen, isoliert fühlen. In erster Reihe steht die,
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wie man zu sagen pflegt, lebendige menschliche Unterhaltung. Ich glaube, dass du bei
dem vorjährigen Treffen verstanden hast, dass viele Anwesende im Saal aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland emigriert sind. Natürlich gelingt nicht allen die Anpassung an die neue und nicht ganz gewöhnliche Lebensweise. Hauptsächlich die älteren
Menschen ertragen diese Übergangsperiode psychisch schwer. Die Jugend wird mental
schneller mit den Veränderungen fertig. Deshalb war für sie der Auftritt der drei Opernsängerinnen meiner Meinung nach nicht nur eine Reise in die Welt der gewohnten Lieblingsmelodien, sondern auch eine Art geistiger Geschlossenheit.
Erinnerst Du dich, mit welcher Begeisterung unser Publikum die Künstler empfangen
hat? Dank dieser Kunst haben sie die Möglichkeit, sich zu unterhalten und einander besser
kennen zu lernen. Richtig?“
„Ich bin mit dir vollkommen einverstanden, Jascha. Und ich finde, dass Du eine kolossale Arbeit leistest. Die Menschheit versucht, die globalen und die, im wahrsten Sinne
des Wortes, kosmischen Probleme zu lösen, und damit verpassen wir einen solchen wichtigen Moment, wie den menschlichen Faktor. Vielleicht ist dieser Ausdruck aus der Mode
gekommen und wurde altmodisch, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass man, zu sehr
nach Fortschritt strebend, den Menschen mit seinen Gefühlen allein lässt. Und wir bemerken nicht, dass wir uns langsam in seelenlose Roboter verändern. Allmählich werden wir
es verlernen, Menschlichkeit zu zeigen“.
„Leider, Konstantin, das ist die Realität der modernen Welt. Ich würde noch ergänzen,
dass wir sehr bald nicht nur ein Defizit an Sauerstoff, sondern auch an seelischem Verständnis fühlen werden“.
„Ja-a-a… Auf uns wartet eine ziemlich finstere Perspektive. Aber, ich denke, dass es
noch zu früh ist, missmutig zu werden. Und jetzt möchte ich zusammen mit dir die Reportage über unsere Kulturveranstaltungen in Kirchen, anschauen. Was hältst Du davon?“
„Das kommt mir sogar gelegen, Konstantin. Unsere Gemeinde hat mit dem Bau einer
Synagoge begonnen. Vielleicht werdet Ihr schon im nächsten Jahr dort ein Konzert geben.
Ist es nicht interessant zu sehen, wie es in den deutschen Kirchen zugeht? Wird für diesen
Fall ein spezielles Repertoire ausgewählt?“ interessiert sich Jascha.
„Danach hat mich auch eine der moldauischen Sängerinnen, Rodica Buhna gefragt.
Witalij hat unser Gespräch auf Video aufgenommen. Also:
„… Konstantin. ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, in den moldauischen orthodoxen Kirchen „Märsche“, „Polka“, „Walzer“ zu hören...
„Und sogar die „Pereniţa“, ergänze ich. „In Deutschland haben Ihre Kollegen nicht
nur gespielt, sondern auch zusammen mit den Kirchgängern getanzt.
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„Bist Du nicht auch darüber verwundert? Obwohl ich früher auch nicht ahnen konnte,
dass die Organisation die Möglichkeit bekommt, ihre Projekte in Kirchen zu verwirklichen. Profane und religiöse Musik unterscheiden sich doch sehr stark sowohl im Charakter, als auch in Form und Inhalt. Um so mehr, dass dieses oder jenes musikalische Genre
nicht nur das Publikum, sondern auch einen entsprechenden Konzertplatz hat.
Aber ich kann aus den Erfahrungen der in den Kirchen durchgeführten Konzerte bestätigen, dass das von uns vorgestellte Programm dankbare Zuhörer gefunden hat. Alle
Konzerte verliefen wie immer mit großem Erfolg. Dabei übertreibe ich überhaupt nicht.
Hier sind Zeitungen, in denen darüber geschrieben wurde.
Hier der letzte Artikel. Vom 30. August 2007. Er wurde nach dem Konzert in der evangelischen Kirche in Sontra veröffentlicht. Und der Artikel fängt mit den begeisterten Worten an: „Das gibt es doch gar nicht! Einfach unglaublich! … die Performance war absolut
professionell und für eine Kleinstadt wie Sontra ein künstlerischer Höhepunkt“. 83
Eine andere Zeitung, die „Gelnhäuser Neue Zeitung”, schrieb am 21.
September 2005: „Die Sänger, die Instrumentalisten, die folkloristische Gruppe haben an diesem Abend ein musikalisches Geschenk für das Publikum
dargebracht. Das Konzert war sehr
eindrucksvoll und gleichzeitig war es
eine gute Werbung für Moldova und das
Volk, das mit solchem Gefühl die Musik
versteht“. 84
Noch ein Ausschnitt aus einem Artikel der „ Kinzigtaler Nachrichten“: „... Mit einem
Lächeln und mit bunt bestickten hellen Blusen, breiten Gürteln und schwarzen Schürzen
und Hosen ihrer Landestracht stellten sie sich vor: die Künstler aus der Republik Moldau.
Wichtiger als ihrer Tracht jedoch waren ihre Musikinstrumente: das Hackbrett oder Cymbal, Violine, Panflöte und die Sängerin.” 85 Das war am 4. September 2002.
Das erste Konzert in der evangelischen Kirche in Wächtersbach hat 2000 stattgefunden. Ganz ehrlich, das Vorgespräch mit ihrem Pastor, Herrn Schilling, hatte mich aufgemuntert. Bis zu unserem Treffen war ich nicht überzeugt, ob die Thematik der von mir angebotenen Veranstaltung nicht doch seine Einwände hervorrufen würde. Aber die Vielfalt
der musikalischen Stile, die mit unserem Programm vorgestellt wurde, hat Herrn Schilling
überhaupt nicht gestört. Der Pastor erklärte, dass Menschen verschiedener Nationalitäten
seinen Gottesdienst besuchen. In erster Linie beachtet er in seinen Predigten, dass das
Hauptgebot für jeden nicht im Streben besteht, sich von der Gesellschaft abzusondern,
einer Absonderung von der Gesellschaft nach rassenmäßiger, nationaler, kultureller Zugehörigkeit, sondern in der Schaffung einer Gemeinsamkeit, die wir erreichen können,
indem Menschlichkeit sie zusammenführt.
„Ich denke, dass die Unterhaltung der Kirchgänger unserer Kirche mit den Künstlern
aus Moldova für beide Seiten einen notwendigen „seelischen Austausch“ bringen wird“,
schloss Herr Schilling ab.
Wirklich, Jascha, das Publikum hat sowohl „Ave Maria“ als auch die Opernarie aus
„Aida“ sowie das moldauische Volkslied gleich gut aufgenommen. Und, wenn wir schon
238
den „seelischen Austausch“ angesprochen haben, so wurde es zu einer klaren Bestätigung
des dir bekannten Projektes „Drei Sopranistinnen und... eine Geigerin“, an dem, zusammen mit den moldauischen Künstlern, das Mitglied unserer Organisation Diana Müller
teilnahm.
Sie ist ganz rechts auf diesem Foto zu sehen. Und, obwohl Diana keine professionelle
Sängerin ist, standen die von ihr gesungenen Werke in ihrer Kompliziertheit dem Programm der Solistinnen der moldauischen Nationalen Oper in nichts nach.
„… Dieses Konzert, unter dem Motto „Drei Sopranistinnen und … eine Geigerin“,
schrieb die deutsche Presse, verging durch die Gesangs- und Musikvorträge wie in Flug.
Die meisten Besucher hätten gern noch mehr Zeit damit verbracht, den Künstlern der
Republik Moldau zuzuhören. Es folgte eine äußerst intensive Beifallsbekundung seitens
des Publikums, wie man sie in der Evangelischen Kirche schon lange nicht mehr erlebt
hat“.86
Ähnliche Rezensionen gab es auch nach unseren Auftritten in Bad Soden (Ev. Versöhnungskirche Kirche, Bad Soden Salmünster, Pfrin. Anette Reidt), in Nidderau (Ev. Kirche Nidderau, Pfarrer Dr. Volkmar Ortmann). In Kirbracht (Ev. Kirche Kirbracht, Pfrin. Ute Engel), in
Sontra (Ev. Kirche Sontra Pfarrer Martin Schacht, Johannes Meier und Kantor Oliver Pleyer), in
Wächtersbach (Ev. Kirche, Kantorin Lysann Kuchra) und in der Evangelische Kirche in Alt Schmargendorf Berlin.“
„Dann, Konstantin, möchte ich für sie die Lieder singen,
die in meinem Heimatdorf gesungen werden“, schlägt Rodica
Buhna vor.
„Foae verde de secară... А-а-а-а...“, klingt die weiche
Stimme der Sängerin in der Kirche.
„Die Gedanken..., „ singen die Künstler zusammen mit
den Kirchgängern.
„Ich danke allen für dieses schönen Konzert“, sagt im Abschluss der Kantor der evangelischen Kirche in Sontra Herr
Oliver Pleyer.
Also, Jascha, glaube daran, dass unser Kulturprogramm
239
den religiösen Vorstellungen der Kirchgänger der „Jüdischen Gemeinde Schwerin“ entsprechen wird.
Wie der Pastor der evangelischen Kirche in Sontra Herr Martin Schacht nach dem
Konzert gesagt hat: „Der Auftritt der moldauischen Künstler wurde für uns ein Feiertag
des seelischen Unterhaltung!“
„Witalij! Zeig bitte Jascha noch ein Sujet. Erinnerst du dich an das „Herbstfest“, an
dem wir teilgenommen haben? Es wurde auf eine CD „Buch, 2007“ aufgezeichnet. Es
war der erste Herbstfeiertag. Initiator und Organisator war Frau Hella Hennicke. Ihre Idee
bestand gerade in der seelischen Geschlossenheit der Menschen. Und gerade das, was all
das ausmacht, ist auf diesen Aufnahmen gut zu sehen.
Sogar das kalte Wetter hat die Bewohner von Buch nicht von ihrem Wunsch abgebracht, zum Konzert zu kommen. Ungeachtet des Regens, haben sich im Konzertsaal, der
im Hof eines Krankenhauses „aufgebaut wurde“ viele Zuschauer versammelt.
Ja, Jascha. Wir haben für sie mit großem Vergnügen auf der Bühne unter freiem Himmel gesungen und getanzt.
Ich will sagen, dass es dem gesamten musikalischen Kollektiv buchstäblich gelang,
das Publikum mit seiner Herzlichkeit zu „erwärmen“. Schau an, mit welchem Übermut
unsere „kleine Künstlerin“ auftritt.
240
Es ist wohl zu verständlich, warum die Zuschauer nicht gehen wollten. Der Feiertag
ist sehr interessant geworden. Wie sein Moderator, Herr Jörg-Peter Malke, sagte: „Dieses
Konzert ist in der Tat sehr interessant geworden“. Außer dem Kulturprogramm wurde
auch eine Messe organisiert, auf der bekannte Firmen aus Deutschland, der Schweiz und
Belgien ihre industrielle Produktion demonstrierten. Zusammengefasst sei gesagt, dass
menschliche und die, wie wir es nennen, lebendige Unterhaltung zwischen den Menschen
verschiedener Völker, Nationalitäten und Hautfarbe hilft, auf der Erde Menschlichkeit
zwischen ihnen zu bewahren und zu festigen.
„Die Künstler sind gekommen!“ rief ich laut.
„Ah, und wer ist das? Unser neuer Freund?“ fragt Jascha, neugierig einen auf ihn zukommenden Teenager in Maske betrachtend.
„Erschreck dich nicht. Wahrscheinlich haben die Musiker sich entschieden, auf dem
Jubiläum in originellen Kostümen aufzutreten!“ antworte ich lachend. „Darf ich vorstellen
– Iacob Rotari. Ein sehr guter Flötist, sowie Solist auf vielen moldauischen Volksinstrumenten.“
„Jungs, ich möchte euch mit dem Vertreter der jüdischen Gemeinde der Stadt Schwerin Jacob Petrachovic bekannt machen.
Wie ich ihnen schon gesagt habe, werden wir in einigen Tagen wieder ein Konzert in
dieser Stadt organisieren. Und jetzt zeigen Sie bitte Jascha das „Casa mare“. In dieser Zeit
werden wir mit Witalij die Montage des verbleibenden Videomaterials beenden.
241
ABSCHLUSS
Es verbleibt, eine Reportage darüber hinzuzufügen, wie das Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in Moldowa selbst begangen wurde. Möchten Sie, dass ich Ihnen
darüber etwas erzähle?
Mit dem allergrößten Vergnügen, weil es allen, besonders mir, eine Freude war mitzuerleben, dass zu der Feier viele Gäste kamen. Wir, die Mitglieder der Gesellschaft, hatten
uns entschieden, dieses Datum im Stil des „Кulturvereins Moldova e. V.“ zu feiern, d. h.,
dass an jenem Abend die Türen des Orgelsaals in Chișinău für alle Interessierten geöffnet
waren! Natürlich habe ich mich aufrichtig darüber gefreut, dass sowohl der Name unserer
Organisation als auch die der Künstler in der Republik gut bekannt sind.
Eigentlich sollte es keine richtige Feierlichkeit als solche geben. Ich meine damit ein
„traditionelles“ Szenarium mit festgelegten Schema F: d. h.: ein offizieller Teil, ein musikalischer Teil etc... Wie Sie wissen, haben wir seit dem ersten Projekt unserer Organisation immer wieder versucht, alle möglichen Klischees zu umgehen. Unsere Bemühungen
konzentrierten sich darauf, die Veranstaltungen nicht wie alle anderen zu machen, sondern
ihnen einen absolut anderen Schliff zu verleihen. Das war ganz besonders dann der Fall,
wenn es Kultur in ihrer schönsten Form betraf: die Kunst.
Ich kann behaupten, dass wir in den Jahren unserer Tätigkeit, durch das erste Jahrzehnt bestätigt, einiges an Erfahrung gesammelt haben. Und je vielfältiger die Tätigkeit,
desto wirksamer die Ergebnisse.
Bestätigung dafür sind nicht nur die Jubiläumsgala und die Konzerte, sondern auch
das dokumentarische Material, das in diesen 10 Jahren zustande kam, ohne auch die Rezensionen in der Presse, die Reportagen im Fernsehen und diverse Interviews im Radio
zu nennen.
Es ist das erste Jubiläum des „Кulturvereins Moldova e. V.“! Heute sind auch diese
Aufnahmen ins Archiv der Gesellschaft aufgenommen worden. Witalij, schalte bitte die
Videoaufnahme an! Das sind sie!
242
Wahrscheinlich hätte ich die Feier, die wir in Chișinău zum Geburtstag der Organisation durchgeführt haben, auch Fasching nennen können, weil sie ein Karneval des Optimismus, der Inspiration und des Wunsches aller wurde und der Organisation half, den ersten
Schritt zu machen.
Ich würde sagen, dass wir mit diesem Konzert allen gedankt haben, die zur Geburt des
„Кulturvereins Moldova e. V.“ beigetragen haben. An diesem Abend haben wir uns auch
an alle die erinnert, die unser erstes Projekt realisiert haben.
Wir haben auch diejenigen nicht vergessen, die den ersten Kontakt zwischen dem
„Кulturverein Moldova e. V.“ und der Republik Moldova aufgenommen haben.
„Zusammenkommen ist ein Beginn.
Zusammenbleiben ist ein Fortschritt.
Zusammenarbeiten ist ein Erfolg“.
Diese Worte sind das Motto unserer Organisation, so habe ich es zum Abschluss des
Programms gesagt. Und ich bin überzeugt, dass das heutige Treffen ein Anfang des neuen
Dialogs werden wird. Das zwischen uns Erreichte und das gegenseitige Verständnis sind
ein neuer Schritt nach vorn, die weitere Zusammenarbeit wird uns neue Erfolge bringen“.
... Abschließende Worte, abschließender Beifall!
Ich glaube, dass wir mit dieser abschließenden Veranstaltung ein wichtiges Kapitel
unsere Arbeit abgeschlossen haben...
Und wir haben damit ein neues Jahrzehnt unseres „Кulturvereins Moldova e .V.“ eröffnet. Das Fest, das 1998 anfing – geht weiter!
243
... Wege, Wege, Wege...
Deutschland, Österreich, Polen, die Ukraine. Wieder vier Staaten... An ihnen vorbeifahrend, dachte ich darüber nach, dass es eine große Ehre aber auch gleichzeitig eine
große Verantwortung wäre, die Jahrhunderte alte Kultur dieser zwei Völker– deutsch und
moldauisch – auch dort vorzustellen. Es freut mich, dass die Tätigkeit des „Kulturvereins
Moldova e. V.“ in den letzten 10 Jahren in den öffentlichen und offiziellen Kreisen Moldovas, Österreichs und Deutschlands eine positive Kritik gefunden hat, die unsere sinnvolle Arbeit sowie die Notwendigkeit der weiteren Existenz unseres Vereins bestätigt.
... Moldova, Rumänien, Ungarn, Österreich. Auf dem Weg denke ich darüber nach,
vor dem Hintergrund der an Ereignissen so reichen Zeit, dass die Geschichte des kulturellen Austausches, die in diesem Buch beschrieben wird, sich wahrscheinlich bescheiden
ausnimmt. Ich wage jedoch zu hoffen, dass auch diese Seiten ins allgemeine Panorama
der Entwicklung der Wechselbeziehungen zwischen den Völkern eingeschrieben werden
können.
... Und wieder 2000 Kilometer. Im Lauf des Bestehens des „Kulturvereisn Moldova
e. V.“ kamen Tausende und Tausende dazu… Minuten, Stunden, Tage angestrengter, erfolgreicher Arbeit haben jene geleistet, die innerhalb dieser 10 Jahre das alles möglich
gemacht haben, damit sich das deutsche, das österreichische und das moldauische Volk
besser
KENNENLERNEN KÖNNEN!
244
QUELLEN
1. Gelnhäuser Tageblatt, 04. Februar 1999, Seite 23.
2. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986
г., 85.101 П 15, стр. 239.
3. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986
г., 85.101 П 15, стр. 240.
4. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986
г., 85.101 П 15, стр. 103.
5. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986
г., 85.101 П 15, стр. 230.
6. Kranich -Telegraph, 26. November 1999.
7. Г.С. ЧАЙКОВЧКИЙ-МЕРЕШАНУ, «Молдавская музыкальная литература», Кишинев,
1987. стр. 5.
8. ВАСИЛЕ АЛЕКСАНДРИ, Опере алесе ын 4 вол. Вол. 4. – Кишинэу, 1959, паж. 447.
9. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999.
10. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999.
11. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999.
12. Brief vom 16.02.2000, № 01-115/135.
13. Tineretul Moldovei, Nr. 32, 11 septembrie 1999.
14. Kreis Anzeige Wetteraukreis vom 28 September 1999, Seite 18.
15. „Kinzigtal Nachrichten“, «Bezauberndes Puppentheater», Samstag, 19. November, 2005.
16. „Moldova Suverană” miercuri, 18 septembrie 2002, pag. 4.
17. ALEXANDER VON HUMBOLDT.
18. Kreis-Anzeige, Mittwoch, den 20. сентября 2006 года.
19. «Gelnhäuser Neue Zeitung» vom Mittwoch, den 15. März 2006, Seite 37,
(«Kunst als Mittel der Integration».
20. Berliner Wochenblatt, Mittwoch, 28. August 2002.
21. «Bürger und Besucher Information», 4 Ausgabe 2006/07.
245
22. „Darmstädter Echo“, 05.04.2004.
23. „Aus der Heimat hinter den Blitzen rot“ Streiflichter zur Musikkultur in Ostmittel- und
Südosteuropa, Seite 7, Herausgeber: Haus der Heimat des Landes Baden-Württember, ISBN 3921262-07-0.
24. немецкая песня «Kein schöner Land» композитора Герхарда Рабэ (Gerhard Rabe).
25. «Eine Brücke nach Moldawien» (rga, Montag, den 26. September, 2005), «Kunst kennt
keine Grenzen», «In Europa zu Hause» (Bergische Morgenpost, Montag, den 26. September,
2005)
26. «Vocea Poporului», 7 ноября 2000 года.
27. «Vocea Poporului», 7 ноября 2000 года.
28. Kinzigtal Nachrichten № 225, Mittwoch, 27 September 2000.
29. GNZ, Seite 19, Samstag, 30. September 2000.
(… Beifallsstürme der Kinder und laute „Zugabe-Zugabe-Rufe“ waren hörbarer Beweis für die
Qualität der Darbietungen.)
30. Kreis-Anzeige, Mittwoch, 4. Oktober 2000.
31. ЖАН ВИЗИТИУ, «Молдавские народные музыкальные инструменты», стр. 261, изд.
«Литература артистикэ», Кишинев, 1985. на стр. 196.
32. Г.С. ЧАЙКОВСКИЙ-МЕРЕШАНУ, Молдавская музыкальная литература, Кишинев,
«Лумина», 1987 г., ББК85.313(2М)я72 Ч15, стр. 37.
33. «Moldova suverană», miercuri, 18 septembrie, 2002, pag. 4.
34. „Darmstädter Echo” 13.08.2002.
35. ЖАН ВИЗИТИУ, Молдавские народные музыкальные инструменты, стр. 261, изд.
«Литература артистикэ», Кишинев, 1985, стр. 12.
36. Г.С. ЧАЙКОВСКИЙ-МЕРЕШАНУ, «Молдавская музыкальная литература»,
Кишинев, 1987. стр. 121. «стр. 31»
37. Kinzigtal Nachrichten, № 209, Freitag, 8. September 2000.
38. Bucher Bote, 8. September 2002.
39. Gelnhäuser Tagesblatt, «Auf ungewohnten Instrumenten», Freitag, 15. Sept. 2000, Seite 14
40. Main-Kinzig-Bote, «Osteuropäische Klänge mit Seele und Rhytmus», Mittwoch, 20. September 2000.
41. «Patria Tânără», № 35, Marţi, 3 octombrie 2000, pag. 11.
246
42. Democraţia, Marţi, 2 noiembrie 2004 pag. 14.
43. Moldova suverană, miercuri, 22 mai 2002, pag. 4.
44. Gelnhäuser Tageblatt, Samstag, 8. Juni 2002.
45. (Elevii gimnaziului-internat din Orhei, colectivul didactic Vă aduce sincere mulţumiri
pentru bunătatea sufletului pe care o manifestaţi faţa de copii, pentru clipele interesante,
miraculoase .... Aţi trezit emoţii adînci în sufletele copiilor, ne-aţi făcut să uităm de greu,
să-ne bucurăm ...) Письмо без даты.
46. ( ... Vă aduc mulţumire profunde pentru aportul în educaţia spirituală a elevilor noştrii.)
Письмо от 15.11.2001 за № 394.
47. (Şcoala primară-internat nr. 23 Vă aduce sincere mulţumiri pentru grija şi generozitatea pe
care o manifestaţi faţa de copii dezavantajaţi ...) Письмо от 20.11.2001.
48. (Colectivul de copii al gimnaziului-internat din Straşeni, colectivul didactic Vă mulţumeşte
pentru clipele minunate pe care ni le-aţi oferit ... Credem că timpul petrecut împreună cu Dvoastră va fi pentru noi o amintire foarte plăcută.) Письмо от 16.11.2001 за № 2188.
49. (Pretura sectorului Centru Vă aduce sincere mulţumiri pentru grija şi generozitatea pe care
o manifestaţi faţa de copiii dezavantajaţi din sector... „Asociaţia de cultură Moldova cu
sediul în Germania” a constituit pentru ei o adevărată surpriză, oferindu-le cîteva clipe de
bucurie.) Письмо от 16.11.2001 за № 537/01-12.
50. (Ministerul Învăţămîntului aduce cele mai sincere mulţumiri actorilor teatrului „Licurici” şi
sponsorului „Asociaţia de cultură Moldova cu sediul în Germania care au contribuit
la desfăşurarea acţiuni teatrală pentru copiii orfani şi rămaşi fără îngrijirea părinţilor...)
Письмо от 21.11.2001, за № 13-5-1139.
51. rga. Samstag, 12. Januar 2008, „Dankeschön Rader Ultraschall hilft nun in Moldau“.
(… Sein Dank galt auch Carina Hartmann von der Spielzeugfirma Wader: Die nämlich hatte
zehn große Kartons mit Kinderspielzeug mit auf die Reise geschickt.)
52. Heimatanzeige, 58. Jahrgang / Nr. 2275, Mittwoch, 16. Januar 2008, Seite 6 „Durchblick dank Rade“.
53. Heimatanzeige, 58. Jahrgang / Nr. 2275, Mittwoch, 16. Januar 2008, Seite 6 „Durchblick dank Rade“.
54. Bergische Morgenpost, Samstag, 12. Januar 2008, „Leuchtende Augen und kürzere Wege“.
54. rga. Samstag, 12. Januar 2008, „Dankeschön Rader Ultraschall hilft nun in Moldau“.
55. Bergische Morgenpost, Samstag, 12. Januar 2008, „Leuchtende Augen und kürzere Wege“.
56. (... Prin prezentul memoriu ţinem să-vă mulţumim din toate inima pentru angajamentul şi
cordialitatea cu care v-aţi angajat în ajutorarea Serviciului Cardiologic reprezentat de IMSP
Institutul de Cardiologie, atribuindu-ne un lot foarte valoros de tehnică medicală (ecograf
Ultraschall Hewlett Packard – 1; ecograf ATL – 1), care funcţionează perfect şi ne sunt de
247
mare folos. ...) Письмо № 01 – 4/240, от 27.06.2008.
57. Протокол передачи от 25.04.1999.
58. Подтверждение – от 03.06.2000.
59. (... Vă exprimăm cea mai aleasă recunoţinţa şi Vă mulţumim din toată inima pentru ajutorul
de binefacere (bănesc şi medicamente) acordate acestor oameni care au promovat de pe scenă idealuri umaniste, morale, sentimentul dragostei şi al compătimirii. ... Aţi reuşit să creaţi o adevărată
sărbătoare, plină de lumină şi dragoste. Măreţia suflеtului Dumneavoastră este incontestabilă, este de
nepreţuit.) письмо № 44 от 26 мaя 2000 года.
60. „Kunst und Völkerverständigung“, Westfälische Nachrichten, Samstag, den 24. September,
2005.
61. Bucher Bote, Aktuel, Oktober 2006.
62. MOLDPRES. Chisinau, 9 iulie, 2008.
63. MOLDPRES. Chisinau, 9 iulie, 2008.
64. MOLDOVA, Moldoveni din toate ţările, uniţi-vă!, 10/2008.
65. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 3.
66. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 31.
67. VASILE VASILE, Pagini nescrise din istoria pedagogiei si culturii româneşti, O istorie a
învăţământului musical, Editura didactică şi pedagogică, R.A., Bucureşti, 1995, pag. 144.
68. Biroul relaţii interetnice, Первый конгресс выходцев из Республики Молдовы, проживающих за рубежом”, Кишинев, 2004, стр. 111.
69. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 3.
70. CORNELIUS R. ZACH, Staat und Staatsträger in der Walachei und Moldau im 17. Jahrhundert, Hieronymus, Münchem, 1992, ISBN 3-928286-07-2, S. 4.
71. Cotidian, TV7, передача от 17.01.2007.
72. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 31.
73. электронная почта (e-mail) от 4 июля 2005 г.
74. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 5.
75. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 1.
76. Moldova Suverană, № 174 *20122, miercuri, 18 septembrie 2002.
77. Moldova Suverană, vineri, 5 martie 2004, pag. 6.
248
78. Auswärtiges Amt, Brief v. 23. März 2006 Referat 205, Frau Tanja Hutt.
79. Diplomatische Depesche, August – 08, - 2005.
80. Brief vom Donnerstag, den 9. Dezember 2003.
81. Botschafter der Republik Moldau in Deutschland Dr. Igor Corman. Brief № 03 /
05.09.2008.
82. Die schönsten Landschaften in Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, Seite 7, ISBN 388189-337-7
83. «Gemeindebrief, September bis November 2007».
84. «Gelnhäuser Neue Zeitung» 21 September, 2005, Seite 20.
85. «Kinzigtal Nachrichten», 4. September 2002.
86. «Gelnhäuser Tageblatt» vom Freitag, den 31. August 2007, Seite 25.
249
INHALTSVERZEICHNIS
EINFÜHRUNG......................................................................................................................................................... 24
WIE ES ZU DER ERSCHAFFUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA“ KAM............................................ 31
DIE ENTSTEHUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA e.V.”........................................................................ 37
DAS EINRICHTEN DES KULTURELLEN KONTAKTES MIT MOLDOVA....................................................... 44
VORBEREITUNG DES ERSTEN VERANSTALTUNG......................................................................................... 51
DURCHFÜHRUNG DES ERSTEN PROJEKTS IN DEUTSCHLAND................................................................. 60
«LICURICI» LERNT DAS DEUTSCHE PUBLIKUM KENNEN.......................................................................... 67
DIE ERÖFFNUNG DER VERTRETUNG DES „KULTURVEREIN MOLDOV A e.V.” IN BERLIN................. 74
MOLDOVA ZU GAST IN BRITZ............................................................................................................................ 92
DIE BEKANNTSCHAFT MIT DEN KÜNSTLERN DER MOLDAUISCHEN NATIONALEN OPER............... 98
KINDER SIND UNSERE ZUKUNFT.................................................................................................................... 108
MOLDOVA ZU GAST IN RADEVORMWALD................................................................................................... 117
DER MOLDAUISCHE ZIRKUS............................................................................................................................ 127
UNSERE AKTIVITÄTEN IN DEUTSCHEN SCHULEN..................................................................................... 132
UNSERE AKTIVITÄTEN IN MOLDAUISCHEN SCHULEN............................................................................. 143
HUMANITÄRE HILFE.......................................................................................................................................... 152
DIE REPUBLIK MOLDAU. 15 JAHRE UNABHÄNGIGKEIT........................................................................... 161
KONTAKT ZU DEPARTMENT INTERETHNISCHE BEZIHUNGEN............................................................... 170
„MĂRŢIŞOR“ – EIN INTERNATIONALER FEIERTAG DES FRÜHLINGS..................................................... 193
ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DIPLOMATISCHEN MISSIONEN................................................................ 213
ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DER DEUTSCHEN ORGANISATION „VOLKSSOLIDARITÄT“.............. 222
ABSCHLUSS.......................................................................................................................................................... 242
QUELLEN............................................................................................................................................................... 245
250
Konstantin Pawljuk
WIR LERNEN UNS KENNEN
Übersetzung aus dem russisch von
Marina Raţuşneac
Stilistische Verarbeitung:
Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm und Erhard Günther
Elektronische Verarbeitung:
Alexei Schumilin
Alle Rechte, auch die der fotomechanischen und elektronischen Wiedergabe, vorbehalten.
In dem Buch ist Fotomaterial vom Archiv «Stiftung Hessischer Jägerhof»,
«Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen»,
«Kulturvereins Moldova e.V.» benutzt worden.
Herausgeber «Kulturverein Moldova e.V.» und «АRTA-SOL»
Ch.: Arta-Sol AO, 2009, Polygrafische Kombinat, Chişinău, Republik Moldau, 500 Ex.
ISBN 978-9975-4035-2-8
Sie finden uns im Internet unter: www.moldova-kulturverein.de
E-mail:kulturvereinmoldova @yahoo.de
251