KUMBIA QUEERS – Band Info

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KUMBIA QUEERS – Band Info
KUMBIA QUEERS – Band Info
Sechs erfahrene Musikerinnen aus Argentinien und Mexiko, von der aktuellen
Punkrockszene gelangweilt, beschließen eines Tages in Buenos Aires, etwas ganz
anderes zu machen: Cumbia.
Frontfrau Ali Gua Gua (Gitarre, Vocals) hatte sich zuvor ihre
Lorbeeren in der mexikanischen Garage Punk Szene verdient.
Ihre Zusammenarbeit mit Pila Zombie (Gitarre), Inesphektor
(Drums, Percussion) und Pat Combat Rocker (Bass) - alle
Mitglieder der argentinischen Band ‘She Devils’- und mit
Juana Chang (Charango, Vocals) und Flor Linyera (Keyboard)
besiegelte die Verbindung der zwei wichtigsten weiblichen
Punk Bands ihrer jeweiligen Länder. Bei einem gemeinsamen
Treffen kommt das Gespräch dann irgendwann auf Cumbia –
und was aus einer Bierlaune heraus beginnt, führt im Sommer
2007 zur Gründung der Kumbia Queers.
Seit Ende der neunziger Jahre feiert die Cumbia in Argentinien ein Comeback,
insbesondere unter den Bewohnern der Villas, den argentinischen Elendsvierteln. Die
neue Variante der traditionellen Musik nennt sich Cumbia Villera – oder auch Slum
Cumbia – und entsteht als Reaktion auf die romantische Cumbia. Sie spricht nicht mehr
wie ursprünglich von der Liebe, sondern vom Alltag in den Armenvierteln, von Gewalt,
Stress mit der Polizei, Alkohol, Drogen und Sex. Cumbia Villera ist ein bisschen wie die
argentinische Antwort auf Gangsta-Rap, bleibt aber meist angenehm ironisch. Juana
Chang gesteht, dass sie viele Vorurteile hatte, bevor sie selber mit Cumbia anfing: „Ich
dachte, dass die Cumbia so etwas wie ein Herrschaftsinstrument sei, um uns alle in
unserer Dummheit gefangen zu halten. Vor allem im Hinblick auf die Cumbia, die in den
neunziger Jahren bekannt wurde und bei der sich alle Stücke gleich anhörten und alle
gleich schlecht waren.“
Kumbia Queers nehmen sich der Cumbia daher nochmal ganz anders an - sie machen sie
queer. Überkommene Genre-Bezeichnungen ignorieren sie, stattdessen nennen sie ihren
Stil „1000 Prozent Tropipunk“. Zunächst wussten sie aber gar nicht so genau, wie man
diese alte Musik des Ghettos eigentlich spielt. Aber den Cumbia-Rhythmus hat letztendlich
jede(r) im Blut, meint Frontfrau Ali. „Irgendwie hast du die Cumbia im Blut, wenn du auf
einer Party bist, vielleicht ein wenig angetrunken, dann kommt sie über dich, und du weißt,
wie du zu tanzen hast.“
Sie probierten es also einfach mal aus und die Ideen sprudelten wie von selbst. Ihre erste
CD entstand in kürzester Zeit. Wie im Cumbia üblich, covern auch die Kumbia Queers
Klassiker aus der Rock-, Pop-, Punk-Historie. Jedoch pfeifen sie auf werktreue 1:1Übersetzungen, oder allzu simple "Tropical"-Remixe. Stattdessen verändern sie ganz im
Sinne queerer Resignifizierungs-Taktiken spitzfindig die jeweiligen (meist heteronormierten) Bedeutungen und nehmen sich dabei auch schon mal ganze Textpassagen
vor. Auf der CD „Kumbia Nena!“ (2007) sind dementsprechend viele Coverversionen in
mitreißendem Rhythmus hören, Titel von Madonna, Nancy Sinatra, The Cure, den
Ramones etc.
Sängerin Ali Gua Gua über die Ideen der Band: „Am Anfang haben wir gesagt, wir wollen
Lieder von Mädchen für Mädchen machen, jetzt machen wir Lieder von Mädchen für
Männer…Nein Quatsch! Aber wenn bei den Punkrockgruppen der ewig zornige Jugendliche das Modell ist, so ist es bei uns eher umgekehrt: Uns geht es um die Freude,
den Spaß, die Sinnlichkeit.“
2010 veröffentlichten sie ihr zweites Album mit Coverversionen: „La gran estafa del
Tropipunk“, das sie zusammen mit Pablo Lescano von Damas Gratis, einer Cumbia Villera
Legende, aufgenommen hatten. Außerdem brachten sie erstmals einen Release auf dem
Wiener Label comfortzone heraus, ihre EP „God save the queers“. Im darauf folgenden
Jahr entstand in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Band Scream Club eine 7inch,
die Cumbia auf extrem tanzbare Weise mit Electro verknüpfte.
Ihr Mix aus Punk, Cumbia und Queerness ist in Lateinamerika – und weltweit – ziemlich
einzigartig. Fünf der Kumbia Queers leben in Buenos Aires, Frontfrau Ali Gua Gua hat
ihren Wohnsitz in Mexiko-Stadt. Wenn die sechs zusammen sind, wollen sie so oft wie
möglich auftreten: „Natürlich auch in Kneipen, Discos, auf schwul-lesbischen Demos, auf
Geburtstagen, Abschlussfeiern, Taufen“, erzählt Sängerin Juana Chang. In Argentinien,
Chile und Mexiko haben sie bereits eine feste Fangemeinde und spielen an höchst
unterschiedlichen Orten: sei es der zentrale Platz Zócalo in Mexiko-Stadt, ein Altenheim in
Chile oder ein Frauengefängnis in Buenos Aires. Oder wie im kommenden Herbst in
zahlreichen Städten in ganz Europa. Die Band tourt im September 2012 durch
Deutschland, Österreich, Schweden, Belgien, die Niederlande, Spanien und Dänemark.
Der Sound der Band wird zwar mittlerweile immer perfekter, dennoch sind Kumbia Queers
immer noch Punkrockerinnen, die die ganze Rockszene mittlerweile ein bisschen
langweilig finden. Punk ist allerdings nicht zuletzt auch eine Haltung. Deshalb können die
Ladies auch problemlos afrokubanische und lateinamerikanische Elemente vermischen
und neuinterpretieren. Herz-Schmerz-Posen und Machismo wird hier radikal umgedeutet.
Dabei entsteht ein wilder, ureigener Stil, der Party und politische Message unter eine
Matrosenkappe bringt.
Das merkt man auch in den Texten der Band. Mal geht es klassisch um die Liebe – von
kitschig bis eifersüchtig über trashig – mal kreiden sie soziale Missstände an. Die
Musikerinnen arbeiten auch aktiv mit sozialen Bewegungen zusammen: »Wir beteiligen
uns an Kämpfen gegen bestimmte Dinge, die wir als ungerecht empfinden«, erklärt
Gitarristin Pila. „Besonders wichtig sind für mich die Frauenthemen, häusliche Gewalt,
Vergewaltigungen, das Recht auf Abtreibung und auf selbstbestimmte Mutterschaft.“
Ihr neues Album „Pecados Tropicales“ besteht nun erstmals ausschließlich aus
Eigenkompositionen und erscheint im Herbst 2012 auf dem Wiener Label
comfortzone.