Heftansicht - VerkehrsRundschau.de

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Test + Technik Schwerpunkt Kommunalfahrzeuge
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T e c h n i s c h e D at e n
4x4
Motor
wassergek. Sechzyl.-Reihenmot. Paccar MX
265-MX 375, LLK, PD-Einspritzung, Euro 5,
Hubr.: 12.900 cm3, Leistung: 360 PS (265 kW),
max. Drehm.: 1775 Nm b. 1000-1410/min
Kraftübertragung
ZF Ecosplit 16S 2220 TO Verteilerg. Tatra 1.30 TR
Fahrwerk & Bremsen
Zentralrohrrahmen m. AP-Halbachsen, Differenzialsperre, VA: Luftfed., m. Drehstabfed.,
Teleskopstoßdämpfer, Trommelbremsen, HA:
Luftfederung, Trommelbremsen
Abmessungen, Radstand
LxBxH: 6745x2550x3200 mm, Radstand: 3700
mm; Rahmenh.: 1090 mm; Leergew.: 9050 kg
VR/Soller
Kurzurteil
+
–
eländegängig, gut verarbeitet, kräftig
g
dünnes Servicenetz, nur große Motoren
Verwindungskünstler: 45-Grad-Gefälle gehen problemlos, Birnenwechsel besser bei gekippter Kabine
Kopřivnices kleines 4x4
Im Schwerpunkt Kommunalfahrzeuge tritt Tatras Phoenix als 4x4
an: Sofern Netz und Preis stimmen, kann er eine interessante
18-Tonner-Alternative sein.
N
eben seinen Brüdern sieht der
Phoe­nix 4x4 fast schmächtig aus:
Trotzdem ruhen auf dem „Kurzen“
der tschechischen Familie große Hoffnungen. Der 4x4 sei aus seiner Sicht ein interessantes Auto für den Export, erklärt
Tatra-Marketing-Chef Martin Najzr. Damit
ziele man auf das umfangreiche Betätigungsfeld der 18-Tonner-Allradler, die von
vielen Kommunen als multifunktionale Arbeitshelfer mit Kran und Kipper eingesetzt
werden.
Dafür ist der kleine Tscheche gut bei Kräften: Da DAF die PR-Motoren bald gegen
Neues ersetzen wird, startet Tatra momentan mit 360-MX-PS. Genug, um noch
einen schweren Hänger an den Haken zu
76 42/2011 VerkehrsRundschau
nehmen. Auf der Teststrecke in Kopřivnice
konnte die VerkehrsRundschau den straßenbereiften zentralrohrberahmten 4x4
vor allem abseits befestigter Straßen Probe
quälen. Auch er hebt trotz des kurzen Radstandes auf der Verwindungsstrecke kaum
ein Bein respektive eine Halbachse und
verwindet Aufbau und Kabine nur minimal gegeneinander.
Nur die Kippbrücke klappert
Enge Kurven durcheilt er zügiger, als der
Fahrer ihm angesichts der starken Neigung
des Aufbaus zutraut. Zwar soll der Zentralrohrrahmen auch die Reifen schonen, doch
bei den sehr flott bewegten Vorserien-TestLKW war eher das Gegenteil der Fall: Die
Sohlen des 4x4 waren an den Flanken schon
deutlich abgenutzt. Kraft hat der handgeschaltete Phoenix also mehr als genug, im
Falle der AS-Tronic setzt Tatra aber auch bei
ihm auf 16 Stufen.
Mit Sperrenhilfe zieht auch der kleine Phoenix problemlos den 45-Prozenter hoch.
Durch die hohe Sitzposition und die ver-
gleichsweise weiche Federung und Dämpfung lässt der 4x4 zu keiner Zeit Zweifel an
seiner wahren Bestimmung aufkommen.
Dazu passt der kehlig klingende MX-Motor,
der die Fuhre ab knapp 1000 Touren gut
anschiebt. Die Trommelbremsen verzögern
dann etwas sanfter und lassen sich besser
dosieren als bei den schwereren Versionen,
wo erst nicht viel und dann alles kommt.
Es folgt die waschbrettartige Rüttelpiste, wo
der Tscheche solide Verarbeitungsqualität
beweist: Das Scheppern der Kippbrücke
unterdrückt jedes Gespräch, aber im Innern
der Kabine klappert nichts, auch wenn die
Lenkstockhebel zittern wie Espenlaub.
Der „Kurze“ in der Phoenix-Familie hat
also gute Chancen: Er ist ein kräftiger Arbeiter, der auch in schwerem Gelände zupacken kann. Und das hoffentlich für ein
günstiges Salär. Jetzt fehlen ihm bloß noch
die Stützpunkte in Zentraleuropa, wohin
sich Kopřivnices kernige Kerle bislang
❙❚■
eher selten verirrten. Gregor Soller