Die komplette 100-Jahre-Chronik als

Transcription

Die komplette 100-Jahre-Chronik als
100
Jahre
Münchner
YachtClub
100 Jahre Münchner Yacht-Club
100
Jahre
Münchner
YachtClub
Diese Chronik des Münchner Yacht-Clubs
wurde in einer Auflage von 1000 Exemplaren
hergestellt und von 1 - 1000 numeriert.
Dieses Exemplar trägt die Nummer
© 2008 Münchner Yacht-Club
Possenhofener Straße 65 - 67
82319 Starnberg
Telefon 08151 - 12895
[email protected]
www.myc.de
Konzept und Redaktion: Dr. phil. Iris v. Hoyningen-Huene
Gestaltung: Steffen Pöhlmann, Kontor für Kommunikation
Druck: Roman Schmitt, Crossover-Mediagroup
4
Inhalt
7
Vorwort
8
9
10
11
12
Grüße
Vorsitzender Dr. Carlo Kremer
Schirmherr Dr. Kurt Faltlhauser
Landrat Karl Roth
Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger
Präsident des BSV Joerg v. Hoermann
14
Gründung
1908 bis 1918
28
40
50
52
54
56
Anwesen
Das Ambiente des Münchner Yacht-Clubs
Vom ersten Steg zum heutigen Hafen
Richtspruch für das Bootshaus
Hafenbelegung
Hubertuswiese
Spendenaufruf
58
66
68
74
76
80
90
118
140
Geschichte
Eine Starnberger See Liebe
Ordnung muss …
Aus vergangenen Zeiten
Ferdinand (Bibi) Birkner
Hans Wilhelm (Hansi) Braun
1933 bis 1945
Maler, Schreiber, schnelle Schiffe
Sechs lange Jahre
Karl (Burschi) Beck
144
150
152
156
160
161
162
164
166
168
174
176
178
Entwicklung
Neuanfang 1952
Wolfi Rappel
Günther Pfaller
Die 60er Jahre
Werner Keidel
Familie Senft
75 Jahre MYC
Familie Grosser
Hans Rehdes
1983 bis 2008
Michael Zachries
Hafenfest
Luftbild 2008
5
6
182
184
186
192
Jugend
Aufwachsen im Münchner Yacht-Club
Mit der Optiwoche geht’s los
»Diese Jugend«
Ansegeln
194
206
208
210
212
214
216
220
222
226
Segeln
Klassische Rennyachten
Fuchsjagd
Dingi-Sonderwettfahrten
Feuerzangenbowle
Wintervergnügen
DN-Schlitten
Bernbacher-Cup
Wolf Dietz
Erfolge
Regatten im Jahr 2008
228
234
242
243
244
246
248
250
256
260
266
272
276
278
280
Boote
Clubschiffe
Drachen
Norbert Geissler
Robert (Bob) von Linde
Hochseeleistungssegeln
Hansajolle
Haide Lambertz (Crome)
Korsar
H-Boot
Dyas
14 Fuß Dingi
Star
Joker
Streamline
Hobie Cat
283
284
288
Anhang
Ehrenmitglieder
Vorstandschaft
Mitglieder
292
296
Nachweise
Dank
Vorwort
Diese Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des
Münchner Yacht-Clubs ist ein Gemeinschaftswerk und zugleich ein Erinnerungsbuch vieler
engagierter Clubmitglieder. Sie will einerseits
eine umfassende Chronik der 100-jährigen
Geschichte des Münchner Yacht-Clubs sein.
Andererseits soll sie die Erlebnisse einzelner
Clubmitglieder in Form von Geschichten
wiedergeben.
Immer mehr Mitglieder beteiligten sich
mit Beiträgen und so ist die Anzahl der Autoren
erheblich gewachsen. Geduldig stellten sich
viele Mitglieder den Fragen zur MYC-Geschichte,
die naturgemäß ein Teil ihrer eigenen persönlichen
Vergangenheit ist. Außerdem ist es gelungen,
ehemalige Mitglieder und Personen aus dem
Umfeld des MYC zu finden, die uns bisher
Unbekanntes mitteilen konnten.
Sicherlich gibt es noch viele Begebenheiten
und Persönlichkeiten, über die in der Festschrift
hätte berichtet werden können; doch nicht alle
wollten Privates hervorholen.
Für die Gestaltung und Druckvorbereitung
stand mir stets Steffen Pöhlmann in seinem
Kontor für Kommunikation zur Seite. Es war
dabei ein großer Vorteil, dass er als langjähriges
Clubmitglied selbst engagierter und erfahrener
Segler ist. Für die von Anfang an harmonische
und kreative Zusammenarbeit bin ich sehr
dankbar. Als wichtige Gesprächspartner bei der
Redigierung der Texte bedanke ich mich vielmals
bei meinem Mann und Bettina RennerSchneider.
Frau Irmhild Lippitsch ist für die beständige Hilfe
bei der Anfertigung von Tabellen und Listen zu
danken. Roman Schmitt unterstützte uns sehr
bei der Bildaufbereitung für den Druck. Auch
den vielen Helfern, die wertvolle Dokumente,
Materialien, Fotos und Informationen zur
Verfügung gestellt haben (siehe Nachweise
am Ende des Buches), sei herzlich gedankt.
Nicht zuletzt danke ich meiner Familie für das
große Verständnis in den zurückliegenden Jahren
und Monaten, weil ich sehr oft der Festschrift
den Vorrang gegeben habe.
Starnberg, im Mai 2008
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
7
Geleitwort des Vorsitzenden
Dr. Carlo Kremer
sich im Club immer wieder der »Wille zum
Ausgleich« gebildet hat – zwischen Alt und
Jung, Regattaseglern und nicht so sportlich
ambitionierten Seglern sowie Vertretern
unterschiedlicher Auffassungen bei wichtigen
Entscheidungen.
Das war stets – trotz aller Wechselfälle der
Geschichte in den vergangenen 100 Jahren –
der Schlüssel zu Erhalt und darauf aufbauender
Weiterentwicklung von Clubhaus, Bootshäusern
und Hafen. Rechtzeitig zum Jubiläum stehen
uns jetzt zum Wohle von Sport und Spaß das
renovierte und erweiterte Clubhaus und ein
neues Bootshaus auf unserem herrlichen
Grundstück zur Verfügung. Für uns ist dies
Anlass, gerade am Tage unseres 100-jährigen
Jubiläums zuversichtlich in die Zukunft unseres
Münchner Yacht-Clubs zu schauen.
100 Jahre Münchner Yacht-Club. Aus kleinen
Anfängen 1908 hat sich der MYC bis 2008
kontinuierlich weiter entwickelt und erwarb
schon früh hohes Ansehen in der Gemeinschaft
der Traditionsclubs. Dabei ist er stets seinem
ursprünglichen Charakter eines familienbetonten
und – seinerzeit als gutbürgerlich bezeichneten –
Clubs treu geblieben. Denn jede Generation hat
sich verpflichtet gefühlt, das Erbe des Gründers
Albert Zisch und des großen Mäzens Hans Gruß
fortzuführen, auch heute – mittlerweile in der
vierten Generation.
Zu diesem Selbstverständnis gehört nach wie
vor, die Jugend im Club besonders zu unterstützen und im Segelsport auszubilden, sowie
für unsere Mitglieder und Regattagäste die
schönen Clubanlagen zu erhalten und sinnvoll
auszubauen. Dies alles war nur möglich, weil
8
Dass wir für unser Jubiläum Herrn Prof. Dr. Kurt
Faltlhauser als Schirmherrn gewinnen konnten,
ist uns eine große Freude. Schließlich war er bis
2007 als Bayerischer Staatsminister der Finanzen
gleichzeitig oberster Dienstherr der Bayerischen
Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und
Seen.
Auch gilt mein ganz besonderer Dank Frau
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene für ihr während
der letzten beiden Jahre wirklich zeitraubendes
Engagement für die Festschrift. Dass dieses
Buch nicht als reines Geschichtsbuch vorliegt
sondern Geschichten über unseren Club und
seine Mitglieder erzählt, ist ihr Verdienst. Sie hat
uns davon überzeugt, dass erst Geschichten
Geschichte spannend machen.
Starnberg, im Mai 2008
Grußwort des Schirmherrn
Staatsminister a. D.
Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, MdL
Sehr geehrte Mitglieder
des Münchner Yacht-Clubs,
herzlichen Glückwunsch zum 100. »Geburtstag«
Ihres Münchner Yacht-Clubs!
Es ist mir eine hohe Ehre, dass Sie mich zum
Schirmherrn Ihres runden Jubiläums bestimmt
haben. Ich habe es früher zwar nur bis zum
Surfer gebracht – das Geschick und die Freude
der Segler habe ich aber immer bewundert.
Segeln und Politik haben viel gemeinsam: Beide
leben von Leidenschaft und Erfahrung zugleich.
Ein Politiker muss kentern, wenn er in seiner
Arbeit nicht von der Überzeugung und der
Freude an der Sache getragen wird. Er braucht
aber gleichzeitig Erfahrung und Professionalität,
denn eine Politik, die nur auf Emotionen aufbaut,
ist ebenfalls zum Kentern verurteilt. Beim Segeln
braucht man feines Gespür für die Richtung
des Windes, in der Politik das feine Gespür für
die Richtung gesellschaftlicher Entwicklungen
und Mehrheiten. Der Segler und der Politiker
brauchen Rückenwind, beide müssen Kurs
halten, beide dürfen das Ziel nicht aus dem Auge
verlieren. Und nicht zuletzt: Sowohl beim Segeln
als auch in der Politik muss man auch einmal
eine Flaute durchstehen oder umgekehrt bei
starkem Wind mit fester Hand das Ruder halten.
Regeln und die Disziplin eines fairen sportlichen
Wettbewerbs einzubinden.
Ich wünsche dem Verein für die kommenden
Jahre alles Gute, erfolgreiche Fortsetzung der
bisherigen Arbeit und den angemessenen
Rückenwind für die Einweihung des neuen
Club- und Bootshauses.
Der Münchner Yacht-Club, in dem sich seit
nunmehr 100 Jahren begeisterte Segel-Sportler
zusammen gefunden haben, versteht es, auch
junge Mitglieder zu finden. Von den 440 Mitgliedern sind mehr als ein Viertel Jugend- und
Juniorenmitglieder. Hier wird der Verein in
besonderer Weise seiner gesellschaftlichen
Aufgabe gerecht, junge Menschen in die
9
Gruß des Landrats
Karl Roth
der folgenden schwierigen Jahre des Wiederaufbaues wurde der Grundstock für ein erfolgreiches, auf die Zukunft bauendes Vereinsleben
geschaffen. Heute ist der Münchner Yacht-Club
einer der ältesten und traditionsreichsten Segelvereine am Starnberger See, der sich die Pflege
und Förderung des Sports zum Ziel gesetzt hat.
Von Anfang an war das Bemühen um sportliche
Attraktivität und gemeinnütziges Handeln
erkennbar.
Der Münchner Yacht-Club feiert im Mai dieses
Jahres sein 100-jähriges Jubiläum. Dazu spreche
ich der Vorstandschaft und allen Mitgliedern des
Vereins meine herzlichen Glückwünsche aus.
Es war der 28. Mai 1908, als sich sechs segelbegeisterte Münchner zusammen fanden und
die »Vereinigung Münchner Segler« gründeten,
aus der später der Münchener Yacht-Club hervor
ging. Bereits damals beherbergte das erste Clubgrundstück eine Bade- und Schiffshütte. Albert
Zisch trug sich als erster Clubvorsitzender in die
Geschichtsbücher des Vereins ein. 10 Jahre
später erwarb der Münchner Yacht-Club ein
neues Anwesen, das er bis heute sein zuhause
nennt.
Mit Stolz blickt der Verein auf die Pionierleistungen der damaligen Gründungsmitglieder
zurück. Zu Zeiten des ersten Weltkrieges und
Schon damals schätzte man die reizvolle Lage
am Starnberger See, die Schönheit der Natur
und nicht zuletzt die Nähe zur Landeshauptstadt
München. Sowohl Wettkampf- als auch HobbySegler lieben es, ihrem Sport in unserer einzigartigen Voralpenlandschaft nachzugehen. Dies
bestätigt auch die Vielzahl von Ruder- und Segelvereinen, die sich rund um den Starnberger See
angesiedelt haben. Der sportliche Aspekt ist das
dominierende Standbein in der Clubhistorie. Mit
Souveränität und Routine richtet der Münchner
Yacht-Club seit vielen Jahren nationale und internationale Regatten aus.
Voller Freude verkündet der Verein, im Jubiläumsjahr die internationalen Deutschen Meisterschaften der H-Boote und der Drachen auszurichten. Mitte August 2008 werden diese
Segelwettbewerbe Anziehungspunkt für Jung
und Alt sein, wenn sich heimische Spitzensegler
mit starker Konkurrenz aus dem In- und Ausland
messen. Mit einem auserlesenen Teilnehmerfeld
ist für spannende und interessante Wettfahrten
auf dem Starnberger See gesorgt.
Neben dem Segelsport gilt das Vereinsinteresse
auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das
Feiern großer Feste hat Tradition im Münchner
Yacht-Club. So wünsche ich dem Verein nicht nur
für den am 30. Mai 2008 stattfindenden Festakt,
sondern auch für alle sonstigen im Jubiläumsjahr
geplanten sportlichen und gesellschaftlichen
Veranstaltungen gutes Gelingen und für die
Zukunft viel Glück und sportliche Erfolge.
Ihr
10
Gruß des Starnberger
Bürgermeisters
Ferdinand Pfaffinger
Liebe Mitglieder des Münchner Yacht-Clubs,
liebe Freunde und Förderer des Segelsports,
100 Jahre Münchner Yacht-Club e. V. sind ein
wahrhaftig respektabler und stolzer Grund
zum Feiern und für mich ein guter Anlass, im
Namen der Stadt Starnberg, des Stadtrats
und der Stadtverwaltung unsere herzlichen
Glückwünsche zu überbringen.
Auch wenn der Münchner Yacht-Club e. V., wie
es der Name sagt, eigentlich ein Münchner
Verein ist, ist er aus unserem Starnberger
Vereinsleben längst nicht mehr wegzudenken.
Immer, wenn ein Mitglied des Clubs bei
nationalen und internationalen Wettbewerben
in den Siegerlisten auftaucht, sind auch wir
Starnberger enorm stolz auf ihn und unseren
Münchner Yacht-Club. Im besonderen Maße
erfreuen uns dabei immer die zahlreichen
Erfolge der jugendlichen Segler.
Ich gratuliere dem Münchner Yacht-Club e. V.
für das bisher Erreichte und wünsche ihm eine
ebenso erfolgreiche Zukunft. Mögen sich seine
Mitglieder stets gut aufgehoben finden in
unserer Stadt im Allgemeinen und im MYC
im Besonderen. Den zahlreichen Helferinnen
und Helfern zur Vorbereitung und Abwicklung
der Jubiläumsveranstaltung danke ich an
dieser Stelle für ihren Einsatz, ohne den ein
funktionierendes Vereinsleben schlicht nicht
möglich wäre.
In diesem Sinne »Mast- und Schotbruch« dem
Verein und seinen Mitgliedern und
alles Gute für die Zukunft.
Ihr
Ferdinand Pfaffinger
1. Bürgermeister der Stadt Starnberg
11
Grußwort vom
Bayerischen Seglerverband
Joerg v. Hoermann
Herzliche Gratulation den Mitgliedern des
Münchner Yacht-Clubs zum 100-jährigen
Vereinsjubiläum. Dies ist ein guter Grund,
gebührend zu feiern.
In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich der
Münchner Yacht-Club zu einem sehr segel-sportaktiven Club entwickelt. Die Mitglieder haben
viele Preise und Meistertitel im In- und Ausland
ersegelt.
Wie sportlich aktiv der Club auch in seinem
Jubiläumsjahr ist, zeigt, dass in der Segelsaison
2008 elf Regatten vor Ort durchgeführt werden,
davon zwei Internationale Deutsche Meisterschaften in den Klassen Drachen und H-Boot.
Ebenso erfreulich zeigt sich die sehr aktive
Jugendabteilung, die seit vielen Jahren
Mitausrichter der Bayerischen Jugendmeisterschaft ist. Der großen Zahl von Helfern über
die Jahre hinweg gilt mein besonderer Dank.
Ich wünsche dem Münchner Yacht-Club eine
erfolgreiche Zukunft, weiterhin aktive und
engagierte Mitglieder, sowie große sportliche
Erfolge. Für die weiteren Jahre Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter
dem Kiel.
Bayerischer Seglerverband
Joerg v. Hoermann
1. Vorsitzender
12
Gründung
13
1908 bis 1918
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Vereinigung Münchner Segler e. V.
28. Mai 1908
Mit der Gründung der »Vereinigung Münchner
Segler e. V.« ging 1908 ein neuer »Segler-Stern«
am Würmsee (heute: Starnberger See) auf. Es
war nach dem »Münchner Ruderclub von 1880«
und dem »Segler-Verein Würmsee«, dem heutigen »Bayerischen Yacht-Club« (BYC) der dritte
Wassersportclub am See. Da die meisten Segler
aus München kamen, musste der Standort des
neuen Clubs in guter Erreichbarkeit zum Starnberger Bahnhof und zu den örtlichen Gasthäusern liegen. Von daher wäre es nur folgerichtig gewesen, wenn die späteren Gründungsmitglieder in den bereits seit 1888 bestehenden
ersten reinen Segelclub »Segler-Verein Würmsee« eingetreten wären. Aber es ist heute nicht
mehr feststellbar, warum sie dorthin keinen
Zugang fanden und statt dessen lieber einen
eigenen Segelclub gründeten. Das ist um so
verwunderlicher, als die Geschichte des MYC in
Nachbarschaft zu den beiden anderen Vereinen
auf den ehemaligen »Schiffwiesen« am Nordufer
des Starnberger Sees begann. Später erst wurde
in dem wunderschönen und großzügigen Seegrundstück im Süden von Starnberg an der
Possenhofener Straße das bis heute noch
bestehende Anwesen gefunden. Auch der Name
des Clubs sollte sich in den ersten zehn Jahren
noch zweimal ändern, ehe sich die Vereinsmitglieder 1919 auf die Bezeichnung »Münchner
Yacht-Club« festlegten. Allein das Club-Emblem
– in Anlehnung an die Münchner Farben, gelber
Grund und schwarzes Kreuz mit einem blauen
Stern in der Mitte – veränderte sich durch all die
Jahrzehnte bis heute nicht.
Sonderklasse
»Erlkönig« (links)
Eigner Albert Zisch
6 Sgl.-Yacht
»Falke« (rechts)
Eigner
Otto Saumweber
Der Stander auf dem
Briefpapier der
ersten Jahre war
golden geprägt
14
»Münchner Yacht-Club e. V.«
ex »Münchner Segler-Club e. V.«
ex »Vereinigung Münchner Segler e. V.«
Die Initiative zur Gründung dieser neuen SeglerVereinigung ging maßgeblich von Münchner
Unternehmern und Großkaufleuten aus. Anfänglich allerdings hatten sie sich eher als lose
Gemeinschaft von Tourenseglern gesehen,
die auf der Sonderklasse »Erlkönig« von Albert
Zisch und der 6 Sgl.-Yacht »Falke« von Otto
Saumweber miteinander segelten.
Münchner Neueste
Nachrichten vom
27.4.1908
Am 15. April 1908 rief der Hofphotograph Albert
Zisch zusammen mit 14 Mitgliedern eine neue
Vereinigung Münchner Segler ins Leben. Diese
Neuigkeit veröffentlichte der Schriftsteller und
Redakteur des »Starnberger Land- u. Seeboten«
Georg Queri am 26. April 1908 in der Starnberger Tageszeitung und einen Tag später
bereits konnte man diese Nachricht auch in
den »Münchner Neuesten Nachrichten« lesen.
So dauerte es nicht lange, bis am 28. Mai 1908
die sechs Herren: Albert Zisch (Vorsitzender von
1908-1922), Direktor Otto Saumweber,
Großhändler Emil Bickel, Heinrich Löb
(Schriftführer), der junge Schiffsbautechniker
und spätere Werftbesitzer Anton Dreher aus
Percha sowie Georg Queri aus Starnberg die
»Vereinigung Münchner Segler« offiziell
»konstituierten«. Mit der Namensgebung wird
zugleich auch die ursprüngliche Intention der
Gründungsväter deutlich. Noch ganz der Tradition
des Touren- und Wandersegelns verbunden,
legten sie mit der
Betonung auf die
Formulierung »SeglerVereinigung« den
Schwerpunkt ihres
anfänglichen Interesses weniger auf die
Segelsportaktivität im
modernen Sinn als vielmehr auf die Menschen
und die damit verbundenen sozialen Kontakte
innerhalb einer Herrengesellschaft.
Um nun die »Interessen dieses schönen Sports
in intensiver und kameradschaftlicher Weise
pflegen und cultivieren« zu können, planten sie
»die Anlage eines privaten Hafens«. Gleichzeitig
suchten sie eine Bleibe am See, wo sie ihre
Boote und Utensilien sichern konnten. Auf Vermittlung von Anton Dreher und dem Verwalter
des Dampfschiffhafens Schmidt richtete Albert
Zisch am 11. Juli 1908 im Namen des Vorstands
Die Bildmarke
im Wandel (von links:
20er, 30er, 40er und
70er Jahre)
15
Die Gründer der
»Vereinigung
Münchner Segler«
im Jahre 1908
ein Gesuch an die Generaldirektion der Königlich
Bayerischen Eisenbahnen in München. Er bat,
dem neugegründeten Verein etwa 240 qm
ungenutzten Eisenbahngrunds auf Schwemmland mit kleiner Bade- und Bootshütte sowie
Steg und einer 35 m langen, hölzernen Einfriedung für eine Jahresmiete von 200 RM zu
verpachten. Schon wenig später am 31.7.1908
unterzeichnete Albert Zisch als Vorsitzender den
Vertrag. Darauf Bezug nehmend, erschien fast
gleichzeitig in der Juliausgabe der Zeitschrift »Die
Yacht« folgende Nachricht: »Unter dem Namen
›Vereinigung Münchner Segler‹ ist ein Club mit
dem Sitz in München gegründet, der sich den
Würmsee als Sportsgebiet erwählte. Trotz erst
kurzen Bestehens ist es dem Club gelungen,
sich ein eigenes Heim
dadurch zu sichern,
dass er den dem Staat
(Kgl. Eisenbahn Aerar)
gehörigen Seegrund
an der ehemaligen
Stadler Säge gepachtet hat«. Von dort aus
führte ein schmaler
Steg durch die Uferbinsen zum See, vor
dem die Boote an
ihren Bojen lagen.
16
Auf der stadtwärtigen Seite grenzte das
Anwesen mit der Plannummer 9 1/5 an die
Dampfschiff-Werft, entlang der Ostseite floss
der Georgenbach in den See. Die alte Bootshütte
wie auch das Badehäuschen waren anfänglich so
baufällig, dass sie umgehend ausgebessert und
hergerichtet werden mussten. Anton Dreher
übernahm großzügig alle Kosten. Da es keinen
direkten Weg zum Grundstück gab, bemühte
sich Albert Zisch, eine Erlaubnis der Dampfschifffahrtsgesellschaft zu erwirken, über deren
Anwesen einen Durchgang zu bekommen. Diese
Anfrage wurde jedoch abgelehnt und so führte
laut Vertrag der Zugang über das Haupttor des
ehemaligen Stadler’schen Wohnhauses zur
Dampfschiffstraße.
Albert Zisch, Otto
Saumweber, Heinz
Löb, Emil Bickel,
Anton Dreher und
Georg Queri
(von links nach
rechts)
Otto Saumwebers
7 S.L.-Yacht
»Sphinx«
Immer mehr Münchner Kaufleute und Unternehmer zeigten wachsendes Interesse an der
neuen Segler-Vereinigung. Als drittes Schiff kam
noch im Gründungsjahr das offene Rennboot mit
etwa 4,5 S.L. »Yurmungander« von Toni Huber,
gen. »Huber-Toni«, zur Clubflotte dazu. Bereits
1909 verdreifachte sich die Mitgliederzahl der
jungen Vereinigung, so dass drei weitere Boote –
die 7 S.L.-Yacht »Sphinx« von Otto Saumweber,
eine 7m R- und die
6m R-Yacht »Else«
von Herrn Ruder
sowie einige freie
Tourenboote – zur
Clubflotte hinzukamen.
Damit sie in Zukunft
an Regatten teilnehmen konnten,
trat die »Vereinigung
Münchner Segler
e. V.« im Frühjahr
1909 dem Deutschen
Segler-Verband (DSV)
bei. Daraufhin segelten Direktor Otto
Saumweber, Anton
Huber und Anton
Dreher im Juli 1909
zum ersten Mal
Die Gründungshütte
an der ehemaligen
Stadler Säge von
Osten gesehen
Das erste Club-Anwesen
westlich der GeorgenbachMündung am Nordende
des Starnberger Sees
17
für ihren neuen Club auf der Münchner Woche.
Sie konnten diesmal zwar noch keine Siege
einfahren, aber um sich zu schulen, wurden im
Laufe der Segelsaison 1909 drei interne Regatten veranstaltet. Die erste, am Sonntag, dem 8.
August 1909. Es gewann »Erlkönig« von Albert
Zisch vor Anton Huber mit »Aeola« auf einer
Bahn von 10 Seemeilen. In den Folgejahren 1912
bis 1914 zählte die Sonderklasse »Erlkönig« zu
Ergebnisliste in
»Die Yacht« Nr. 24
von 1909
den erfolgreichsten Yachten und errang rund 70
Preise an den bayerischen Seen. 1912 gewann
Albert Zisch mit »Erlkönig« die »Münchner
Woche«.
5-m-R-Yacht »Aeola«
von Anton Huber
bei der Münchner
Woche 1910
18
Münchner Segler-Club e. V. 1909 - 1918
In der Hauptversammlung am 2. Dezember
1909 änderte die gemeinnützige »Vereinigung
Münchner Segler« ihren Namen in »Münchner
Segler-Club e. V.«. Anschließend bestätigten die
Mitglieder bei den Wahlen zum Vorstand Albert
Zisch als ersten Vorsitzenden, Heinrich Löb als
Schriftführer und Otto Saumweber als Schatzmeister in ihren Ämtern.
Angesichts von
weiter steigenden
Mitgliederzahlen im
Jahr 1909 reichte die
kleine Badehütte am
Steg immer weniger.
Darum war es vom
Vorstand weitsichtig
gewesen, dass er
bereits in der Generalversammlung Anfang
Dezember 1908
beschlossen hatte, auf dem gepachteten Seegrundstück mit eigenen finanziellen Mitteln ein
»geeignetes Clubhaus im kleinen Maßstab« zu
errichten, um eine »Unterkunftsgelegenheit« für
die Mitglieder zu schaffen. Nachdem die BahnDirektion eine Pachtzusicherung bis »mindestens
1914« gegeben hatte, konnte Albert Zisch mit
dem Starnberger Zimmermeister Franz Xaver
Stadler am 16. April 1909 einen Vertrag zur
»Herstellung eines Seglerheims« schließen.
Die festen Kosten beliefen sich auf 2570 RM.
Mit großem Einsatz legten auch viele Mitglieder
selbst Hand an, insbesondere bei der Gestaltung
der Außenanlage. So konnte der »Blockhausholzbau in schwedischem Stil« mit Schindeldach und
seiner gemütlichen »Schifferstube« noch im
Laufe des Jahres 1909 fertiggestellt werden.
Dank umfangreicher
Eigenleistung
vieler Mitglieder
war das erste
Clubhaus, …
… ein
»Blockhausholzbau
in schwedischem
Stil« …
… mit
einer gemütlichen
»Schifferstube«, …
… schon nach rund
einem halben Jahr
1909 nutzbar.
19
Innerhalb der ersten
fünf Jahre entwickelte
sich der Münchner
Segler-Club zu einem
der ersten YachtsportVereine auf süddeutschen Segelgebieten. Stolz konnte
Albert Zisch in seinem
Jahresbericht vom
29.10.1912 auf die
herausragenden sportlichen Erfolge seines
Clubs verweisen. Obwohl nur drei Yachten
an der Münchner
Woche teilgenommen
hatten, und nur zwei
Boote auf der Bodenseewoche mitgesegelt
waren, errangen diese
zusammen 40 Preise
– ein guter Beweis für
sportliche Tüchtigkeit.
Fertiges Seglerheim
im Sommer 1910
Besuch
S. M. König Ludwig III.
20
Planskizze zur Verlängerung der Bootstenne
und Erweiterung des Clubhauses 1913
Das erregte allgemeine Aufmerksamkeit und
so wurde der junge Segel-Club 1914 durch
den Besuch S. M. König Ludwig III. – seinerzeit
Kommodore des Kgl. BYC – besonders geehrt.
Von Anfang an kam es auf seglerischem
Gebiet zu einer regen Zusammenarbeit mit
dem Königlich BYC. Neben diesem rückte
der Club durch seinen Beitritt zum Münchener
Wassersport-Kartell nun auch in die Reihe der
Wettfahrtveranstalter der Münchner Woche.
Begünstigt durch die rege Wettkampfbeteiligung
vergrößerten sich Mitgliederzahl und Bootsbestand unablässig. Das Seglerheim »platzte aus
allen Nähten«. Anfängliche Umbaumaßnahmen,
ein »Closett«-Neubau sowie die Verlängerung
der vorhandenen Bootstenne im Oktober 1913
reichten nicht aus. Ende 1913 nutzten bereits 68
Mitglieder mit ihren Familien das Clubanwesen.
Es gab zwölf Segelboote und ein Motorboot.
Deshalb handelte Albert Zisch im Februar 1914
mit der Königlichen Bauinspektion II einen Anbau
für einen Büroraum auf der Westseite des
Vereinshauses aus.
21
Planskizze für
Büroanbau
Am 24.3.1914 begann der Starnberger Zimmermeister Johann Stadler mit den Bauarbeiten und
innerhalb von nur zwei Monaten stellte er die
Erweiterung im Stil des bereits bestehenden
Hauses fertig. So konnte an einem herrlichen
Frühlingssonntag des 3. Mai 1914 zur offiziellen
Eröffnung der Segelsaison das alljährlich so beliebte Beisammensein im Anschluss an das Ansegeln in den erweiterten Räumen stattfinden.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August
1914 brachte den Sportbetrieb des Münchner
Segler-Clubs schon nach wenigen Monaten
fast ganz zum Erliegen. Drei Viertel der 68 Mitglieder wurden als Soldaten eingezogen, fünf
von ihnen fielen und kehrten nicht mehr heim.
Es war selbstverständlich, die Kameraden an
der Front zu unterstützen. Für die Frühjahrsmonate 1915 stellte der Vorstand dem Generaldirektorium des Roten Kreuzes das Seglerheim
für genesende Soldaten zur Verfügung.
Der Verein hatte wirtschaftlich schwer zu
kämpfen. Hinzu kam, dass die Ausgaben von
2190,13 RM für den Anbau noch beglichen
werden mussten. Dabei hatte es im letzten Jahr
vor dem Krieg so ausgesehen, als wenn sich
die Pläne der Vorstandsmitglieder Albert Zisch,
Heinz Löb und Ernst Bickel
realisieren ließen, die den
Ankauf eines See-Anwesens
in der Nähe des bisherigen
Grundstücks aus eigenen
Mitteln vorsahen. Aber
schon Ende 1914 war daran
nicht mehr zu denken.
Vielmehr hatte sich die
finanzielle Lage des Clubs
Plan und Antrag (ganz rechts)
Clubhauserweiterung 1914
22
derart verschlechtert, dass Albert Zisch die
Königliche Bauinspektion bitten musste, die
alljährliche Pachtsumme von 200 RM für 1915
auszusetzen. Da die Möglichkeiten zu einem
Ankauf eines geeigneteren Seegrundstücks in
weite Ferne gerückt waren, musste man sich
vorerst mit den Gegebenheiten arrangieren.
Ende1916 bot sich dann eine weitaus günstigere
Lösung. Der Club konnte ab dem 1.1.1917 zu
dem vorhandenen Grundstück einen Streifen
»nächst dem staatlichen Würmseehafen« dazu
pachten, so dass nun die Gesamtfläche 690 qm
betrug. Das neue Areal sollte vor allem zum
Trocknen der Segel verwendet werden. Der
jährliche Mietpreis erhöhte sich dadurch nur
um moderate 25 RM.
23
Eine zeitgenössische Postkarte zeigt das
bereits erweiterte Clubhaus kurz vor dem
Umzug des Vereins an das Westufer
24
Münchner Yacht-Club e. V. seit 1918
Kriegszeiten sind schlechte Zeiten zum Feiern,
deshalb beging der Münchner Segler-Club e. V.
sein 10-jähriges Bestehen im Mai 1918 nur in
kleinem Rahmen. Trotzdem sollte dieses Jahr
große Veränderungen für den Club bringen.
Denn am 3. Oktober konnte auf Initiative des
Mitglieds Hans Gruß ein See- und Parkgrundstück mit Wohnhaus am Westufer des Sees
an der Possenhofener Straße 260 in Starnberg
gekauft werden. Etwa gleichzeitig beschloss
die Generalversammlung den bisherigen
Namen des Vereins in »Münchner Yacht-Club«
umzuwandeln. Für diese Namensänderung
sind offiziell zwar keine Gründe bekannt, doch
werden mit der Bezeichnung »Yacht-Club« jetzt
nicht mehr die »Segler« sondern die Wasserfahrzeuge hervorgehoben. Darunter verstand
man anfänglich Vereine mit großen Segelbooten
aber zunehmend auch solche mit kleinen Jollen
und Motoryachten. So hatte sich der MYC in den
ersten zehn Jahren seines Bestehens von einer
Herrenvereinigung zu einem sportlichen YachtClub gewandelt.
Wegen des neuen Clubgeländes plante der
Vorstand, das bisherige Seglerheim im Sommer
1919 aufzugeben und anschließend in das neue
Anwesen umzuziehen.
Aber vor dem Hintergrund schlechter Zeiten
hob die Kgl. Eisenbahn-Bauinspektion II im
November 1918 überraschend die Pachtsumme
für das bisherige Gelände am Nordufer des Sees
um 500% an. Weil der Vorstand nicht willens
und in der Lage war, eine derartige Mietzinssteigerung hinzunehmen, kündigte Hans Gruß
am 22. November 1918 den Vertrag vorzeitig
zum 31. März 1919.
Insbesondere einzelne ältere Mitglieder wie
Albert Zisch hingen sehr am bisherigen Clubheim.
Deshalb war das Interesse groß, nach Möglichkeit unter den Club-Mitgliedern einen geeigneten
Nachmieter zu finden. Dem Vorstand gelang
es, das bisherige Seglerhaus mit allen dazugehörigen Anbauten auf bahneigenem Grund
an das neue Mitglied Ingenieur Gustav Otto zum
Kaufpreis von 15.000 RM abzugeben. Der Sohn
des Otto-Motor-Erfinders erweiterte dort seine
»Versuchs-Werft Starnberg« für die Produktion
von Wasserfahrzeugen. Die Ära des MYC an der
Spitze des Sees war damit vorbei.
Gefallene MYC-Mitglieder 1914 - 1918
Joseph Claus
Thomas Greiner
Ignaz Gruber
Heinrich Maser
Rolf Weigand
25
26
Anwesen
27
Das Ambiente des Münchner Yacht-Clubs
Gelände und Clubhaus 1918 bis heute
Prof. Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene
Das nach der Gründung des MYC 1908 von
der Bayerischen Staatseisenbahn gepachtete,
240 qm große Clubgrundstück war bereits nach
kurzer Zeit zu klein geworden. Durch die stete
Zunahme von Mitgliedern und das wachsende
Interesse am Segelsport dachten die Gründer
alsbald daran, sich nach einem größeren Gelände
umzusehen. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs
im Jahr 1914 lähmte jedoch mögliche Initiativen
durch den Vorstand. Das Clubmitglied Hans
Gruß, das u. a. auch das Seerestaurant »Undosa«
betrieb und sich daher in Starnberg gut auskannte, machte jedoch das »Pflügel-Goes’sche«
Anwesen (damals Possenhofenerstraße 260)
ausfindig, deren Eigentümer inzwischen in die
USA ausgewandert waren und das Grundstück
mit Haus gerne verkaufen wollten. Nach
Erstellung eines Wertgutachtens durch das
Clubmitglied Architekt Josef Wieser kaufte der
MYC das gesamte
Gelände mit Clubhaus
am 3. Oktober 1918
durch notariellen
Vertrag für 200.000
Reichsmark. Der
Kaufpreis wurde mit
einer fünfprozentigen
Kriegsanleihe bezahlt
und von Hans Gruß
vorgestreckt. Eine
größere Anzahl von
Mitgliedern
verpflichtete sich,
selbstschuldnerisch
für die anfallenden
Zinsen zu haften.
Maler und Fotograf Hermann Holz aus
München erworben, der sich dort 1864 eine
Villa errichtete. Sein Schwager Friedrich Wilhelm
Pfeiffer malte im Jahre 1870 die »Villa Holz« mit
Bootshäuschen und Fahnenmast vom See aus.
Etwa zur gleichen Zeit entstand ein Holzstich,
der in dem Büchlein über den Würmsee und
Starnberger See von A. Link abgebildet ist.
Aber schon 1874 veräußerte Hermann Holz
sein Anwesen an den Rentier Friedrich Goes
aus Bamberg, der 1899 eine neue Terrasse
anbaute. Die Größe des gesamten Grundstücks
betrug damals noch 17.390 qm und umfasste
insbesondere auch den südlichen Grundstückteil
(früher Aechter-Svendson, heute Benze). Schon
damals bestand das Grundstück aus zwei Teilen;
allerdings verlief die Straße noch weiter östlich,
also direkt hinter dem Clubhaus.
Das neue Clubgelände
hatte ursprünglich der
Ölgemälde um 1870
von Friedrich Wilhelm Pfeiffer
Das Clubgrundstück
zum Zeitpunkt des
Kaufs mit Villa und
ehemaligem Hafen
am späteren Südende
28
»Villa des Malers
Holz zu München«,
Holzstich aus dem
Büchlein von A. Link
Entwurf
für Umbau 1899
Als dann 1918 der
MYC das bereits auf
11.240 qm verkleinerte
Grundstück mit Haus
erwarb, konnte dieses
als Privathaus nicht
ohne weiteres für
einen Segelclub
verwendet werden.
Nach kleineren Umbauten im Winter und zu
Beginn der Saison wurde am 21. Juli 1919
die Einweihung mit einem rauschenden Fest
gefeiert. Erforderlich waren aber noch ein Hafen
und ein Bootshaus. Wieder sprang Hans Gruß
ein und stiftete 65.000 RM für das damals als
»Beibootshaus« bezeichnete, jetzige »Alte
Bootshaus«. Das vorhandene Gärtner- / Pächterhaus leistete gute Dienste.
29
Flaggenmast
30
Clubhaus
Beibootshaus
31
Admiral-Scheer-Ecke
auf einer Skizze von
Harry Schultz
Das neue Clubhaus
1921
1921 wurde dann bereits das Clubhaus durch
einen Terrassenanbau nach Süden erweitert und
das damalige Casino mit dem späteren AdmiralScheer-Eck und offenem Kamin eingerichtet.
Der Maler Harry Schultz hatte eine Skizze der
Admiral-Scheer-Ecke im Neubau angefertigt.
1930 erfolgte schließlich der damals letzte
Anbau an der Nordostseite, um weitere Zimmer
Das Casino mit
Admiral-Scheer-Eck
und einem
offenen Kamin
32
Vergrößerung des
Grundstücks durch
Bahnunterführung
und neuen
Straßenverlauf
1933 / 1934
für die Mitglieder zu schaffen. 1934 wurde
die Possenhofenerstraße, die das Grundstück
zwischen Pächterhaus und Clubhaus teilte,
weiter nach Westen verlegt und mit einer
Unterführung unter der Bahn versehen.
Diese Arbeiten führte damals Baumeister
Emeran Braun aus (Großvater von Hannes
Braun).
Das Clubhaus
mit ursprünglicher
Giebelzier und nordöstlichem Anbau
1930
33
Nach Kriegsende 1945
beschlagnahmten die
amerikanischen Siegermächte das Gelände
des MYC für ihre
Zwecke. Erst im Jahre
1951 gaben sie das
Clubhaus wieder frei,
die Einrichtung und
alles Wertvolle waren
jedoch zertrümmert
oder abhanden
gekommen. So
mussten erst einmal
die Schäden ausgebessert und das
Mobiliar wieder hergerichtet werden. Am
ersten Sonntag im Mai
1952 feierte dann der
MYC seine »Wiedergeburt« im Clubhaus
unter großer Beteiligung der verbliebenen
Mitglieder. Der bauliche Zustand und die
Inneneinrichtung blieben aber weitgehend so
wie in den letzten Jahrzehnten. Allerdings
wurden 1954 an der Grundstücks-Westseite vier
Bungalows errichtet, um für Mitglieder weitere
Wohnmöglichkeiten zu schaffen.
Das Clubhaus ohne Außentreppe
seit 1958
Wie bereits oben dargestellt, war das ursprüngliche Gelände des Münchner Yacht-Clubs mit über
17.000 qm wesentlich größer. Daraus resultierte
an der Südseite ein Vorkaufsrecht an dem
Grundstück, das damals der Familie AechterSvendson gehörte. Als dieses Grundstück 1977
(und dann noch einmal 1993) verkauft wurde,
übte der MYC das Vorkaufsrecht aber nicht aus.
Das Grundstück an der Nordseite wurde dem
MYC schon 1969 von dem damaligen
Im Casino 1990
34
Neue Mitteltreppe
seit 2004
Eigentümer Steininger zum Kauf angeboten,
die Mitgliederversammlung lehnte aber mit
großer Mehrheit einen Erwerb ab. So blieb das
Gelände des MYC jahrzehntelang im Wesentlichen unverändert. Die Stadt Starnberg stellte
allerdings das Clubhaus und das Alte Bootshaus
1987 unter Denkmalschutz, so dass künftig alle
Änderungen an den Gebäuden nur unter erheblichen Schwierigkeiten realisiert werden konnten.
Bis Mitte der achtziger Jahre des letzten
Jahrhunderts war die Mitgliederzahl deutlich
angewachsen und so kamen Überlegungen auf,
das Casino im Clubhaus zu vergrößern. Unser
Mitglied Architekt Norbert Koch legte hierfür
schon im Jahr 1987 einen entsprechenden
Umbauvorschlag vor, der eine wesentliche
Erweiterung des Casinos nach Süden vorsah;
dieser Plan wurde aber nicht realisiert.
Erst zwei Jahre später
wurde dann unter
dem 1. Vorsitzenden
Gerhard Bergmann
eine umfangreiche
Renovierung des Clubhauses beschlossen,
die – unter dem
1. Vorsitzenden
Dr. Carlo Kremer
durchgeführt – zwar
keine wesentlichen
Größenveränderungen
brachte, wohl aber
die Inneneinrichtung
an den damaligen
Geschmack anpasste.
1995 wurde das
alte Pächterhaus
abgerissen und durch
einen Neubau ersetzt. Allmählich war aber das
gesamte Anwesen doch in die Jahre gekommen
und so dachte man unter der Präsidentschaft
von Dr. Bernd Schaible ab 2003 verstärkt
darüber nach, welche Renovierungs- und
Umbaumaßnahmen in Betracht kommen
könnten. Vorab wurde die früher vorhandene
Mitteltreppe vor dem Clubhaus wieder
hergestellt. Schließlich beschloss die Mitgliederversammlug nach jahrelanger Diskussion im Jahr
2007, einen Anbau auf der Westseite unter der
Erde des Clubhauses vorzunehmen und dort die
Küche unterzubringen. Das hatte zur Folge, dass
der ursprünglich von der Küche im Parterre
genutzte schöne Raum im Nordosten nunmehr
in einen Schulungsraum umgewandelt werden
konnte. Gleichzeitig wurden insbesondere
die Sanitärräume an der Südseite in die Erde
verlagert; dadurch konnte auch dort das Casino
35
Grundriss
des Clubhauses
2008
36
etwas erweitert werden. Parallel dazu wurde
das Alte Bootshaus aus dem Jahre 1920, das
zwischenzeitlich einen Anbau – die sog.
Lackierhalle – erhalten hatte, wieder auf die
ursprüngliche Proportion zurückgeführt. Dafür
wurde nun zusätzlich ein neues Bootshaus
errichtet, das in Zukunft großzügige Reparaturarbeiten an Schiffen zulässt, weiteren Lagerplatz
Ansicht der neuen Bootshalle
von Osten
geschaffen hat und nunmehr zufriedenstellende
Sanitär- und Duscheinrichtungen für Regattasegler bereithält. Der neugewählte und vormalige 1. Vorsitzende Dr. Carlo Kremer konnte
dann zur 100-Jahr-Feier das frisch renovierte
Clubhaus mit dem Neuen Bootshaus pünktlich
zum 1. Mai 2008 in Betrieb nehmen.
Aushub
für den unterirdischen Anbau
hinter dem Clubhaus im Spätherbst 2007
Fundament
des Neuen Bootshauses
zu gleicher Zeit (links)
37
70 Jahre nach dem Kauf
des Grundstücks
kam für einen Augenblick
die Vergangenheit zurück
Im Sommer 1988 erschienen zwei fesche, junge,
blonde Amerikanerinnen mit einem offenen
Mercedes in Starnberg und suchten mit einem
alten Fotoalbum in der Hand das Haus ihrer
Großeltern. Eine von ihnen war Diana Goes aus
Mexico City. Nach mehrmaligem Durchfragen
landeten sie schließlich bei uns im Club.
Der »Schatz«
im Kofferraum:
das Fotoalbum
der Großeltern
(oben)
Villa Goes
etwa um 1910
(links)
38
Zufällig war Franzl Grosser am Tor und führte
die beiden Damen auf ihr Bitten hin durch das
Anwesen. Nachdem sie die Anlage auch von der
Seeseite betrachtet hatten, konnten sie anhand
der alten Fotos zweifelsfrei erkennen, dass
unser Clubhaus das ehemalige Wohnhaus
ihrer Großeltern war. Nach deren Umzug in die
Vereinigten Staaten von Amerika hatten sie sich
in Erinnerung an Starnberg 1918 ein ähnliches
Haus am See in Nashotan, Wisconsin 5373N
Hevy 83 Hartland 53029 USA gebaut.
Diana Goes
mit Franzl Grosser
am 6. August 1988
»Kopie«
unseres Clubhauses
in den USA
um 1950
Villa Goes
im Inneren
vor der ersten
Erweiterung
1921 (links)
39
Verwildertes Ufer mit
ursprünglichem »Hafenbecken«
vor Aufschüttung und
Anlage der Strandwiese
1918
Im Laufe von nunmehr 100 Jahren ist es den
jeweiligen Vorständen des MYC gelungen, vom
ersten Steg bis zum heutigen großzügigen
Hafengelände die bestehenden Gebäude auf
dem Grundstück des MYC zu erhalten und wo
nötig immer wieder dem aktuellen Standard
anzupassen. Gleichzeitig machte die ständige
Vergrößerung von Mitgliederzahl sowie Bootsbestand den mehrfachen Um- und Ausbau der
Hafenanlage erforderlich. Der Neubau von zwei
Bootshäusern, einer Lackierhalle und einer
Lagerhalle zeugen bis heute von finanziellen
Anstrengungen, die erst durch die großzügige
Spendenbereitschaft einzelner Clubmitglieder
und vor allem aber durch die gemeinsame
Finanzierung aller Mitglieder möglich wurden.
Das flache »Hafenbecken« wurde mit der
unteren Wiese eingeebnet und das Ufer
befestigt. An der nördlichen Grundstücksgrenze
entstanden ein Bootshaus und ein neuer
Jollenhafen. Gleichzeitig musste die vorhandene
Villa zum Clubheim umgebaut werden. Hans
Gruß stiftete das neue »Beiboothaus«.
Auf dem ersten Grundstück des MYC am Nordufer des Starnberger Sees – damals Würmsee
genannt –, gab es für den Segelbetrieb nur ein
paar Bojen und einen Steg. Die Gründungsmitglieder waren sich deshalb sehr bald schon
darüber einig, dass mit wachsender Mitgliederzahl möglichst bald ein großzügiges Seeanwesen
gefunden werden musste, wo ein geräumiger
Hafen genug Platz für alle Schiffe bot. Trotz der
Kriegsumstände wagte man 1918 ein Grundstück zu erwerben, das dem Mitglied Hans Gruß
als »Pflügel-Goes’sche Anwesen« in der Possenhofener Straße angebotenen worden war.
Nach dem Erwerb des Seegrundstücks kamen
große Aufgaben auf die Mitglieder zu. An der
südlichen Grundstücksseite, etwa auf Höhe des
heutigen südlich gelegenen Nachbargrundstücks
befand sich ein flaches Hafenbecken und ein ca.
60 m langer Steg, der zu einer Badehütte führte.
Diese Badehütte war aber durch Eisgang im
Winter 1917/18 zerstört worden.
Hölzernes Bootshaus 1920,
wie es noch heute steht
40
Uferformation
zur Zeit des Grundstückerwerbs (links)
und nach dem Bau des Beiboothafens (rechts)
Schon kurze Zeit später im Jahr 1920 konnten
das hölzerne Bootshaus zusammen mit den
beiden Molen des Jollenhafens fertig gestellt
werden.
Vom ersten Steg zum heutigen Hafen
Baumaßnahmen im und am Wasser
Gerhard Stephan
Mit dem Aushubmaterial des neuen Jollenhafens
wurde der bisherige Hafen zugeschüttet und das
Ufer begradigt. Gleichzeitig konnte eine »Strandwiese« angelegt werden. Als weithin sichtbares
Wahrzeichen des MYC wurde ein Flaggenmast
in Ufernähe errichtet. Im neuen Hafen lagen
die Jollen und die Beiboote der tiefergehenden
Yachten, die vor dem Hafen an den Bojen
hingen. Da der Jollenhafen für Kielyachten nicht
Erst im Frühjahr 1952 war ein Neuanfang
möglich. Mit viel Einsatz wurde anschließend
das Notwendige renoviert. Nun konnten endlich
auch die alten Pläne vom Bau eines neuen
Hafens für Kielyachten weiterverfolgt werden.
Man einigte sich auf eine Umlage von zwei mal
50 DM als Rücklage für einen späteren Neubau.
Die Diskussionen um einen neuen »großen«
Hafen für Kielboote rissen jedoch in den
folgenden Jahre nicht ab. Aber man schreckte
vorerst davor zurück, da das flache Ufer zumindest teilweise gebaggert und außerdem eine
Schutzmole errichtet werden musste.
Bau des Kleinen Hafens
1919
zu nutzen war, schmiedete der Vorstand
in den Jahren 1924 und dann wieder 1939 / 41
Pläne für den Bau eines Hafens mit größerem
Tiefgang. Aber erst war nicht genug Geld da,
um ihn zu finanzieren, später dann machte der
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs alle Pläne
zunichte. Denn nun kamen schwere Belastungen
auf den Club zu. Mit zunehmender Dauer des
Krieges ging der Segelbetrieb im MYC stetig
zurück, bis er schließlich im Herbst 1943 ganz
zum Erliegen kam.
Bau des Großen Hafens mit der Ramme 1958
Endlich, mit Spendenfreude und großem
Engagement seiner Mitglieder konnte im Herbst
1958, zum 50-jährigen Bestehen des Münchner
Yacht-Clubs, der »Große Hafen« eingeweiht
werden. Dieser Hafen war von einer halbellipsenförmigen Mole umfasst, die mit Profilhölzern gegen Wellenschlag abgesichert war.
Kleiner Hafen (1920 - 1953)
vom damaligen Flaggenmast aus
41
42
Ein Postkartenmotiv aus der Zeit vor 1958,
dem Bau des Großen Hafens
43
Kleiner Hafen
1920 - 1957
Auch die Innenmole
bestand aus Holzprofilen. Da die Finanzmittel knapp waren,
entschloss man sich,
nur den westlichen
Teil des Hafenbeckens
auf die für Kielboote
erforderliche Tiefe zu
bringen. Das Baggergut wurde dazu
benutzt, die Terrasse
vor dem Clubhaus zu
verbreitern und das
flache Uferstück nördlich vom Jollenhafen
(heute die Hubertuswiese) aufzufüllen.
Bei dieser Gelegenheit musste die
Mitteltreppe entfernt werden, da die neu
aufgeschüttete Terrassenfläche für eine Treppe
noch nicht tragfähig war.
Da der östliche Teil des neuen Hafens nicht
ausgebaggert wurde, konnte dieser nur von
flachgehenden Booten belegt werden. Auf der
südlichen Mole des Kleinen Hafens wurde ein
zum neuen Großen Hafen hin geneigter hölzerner
Takelmast aufgestellt. Gleichzeitig errichtete
unser damaliger Bootsmann Stelle, ein gelernter
Zimmermann, mit zum Teil überschüssigem
Material vom Hafenbau eine »Lackierhalle« an
der Nordwestseite des Bootshauses.
keinerlei technische Möglichkeiten vorhanden,
um Kielboote aus dem Wasser zu nehmen.
Als erstes Boot überwinterte das JugendAusbildungsboot, die Sonderklasse S 56, auf
dem Slipwagen. Um weitere Boote auf dem
Slipgleis entlang der nördlichen Grundstücksgrenze abstellen zu können, wurde ein Holzgestell (Portalkran) mit einem Handflaschenzug
angeschafft. Mit dieser Einrichtung konnte man
Bis in die Jahre nach dem Krieg war es üblich,
dass die Kielboote im Winter bei den Werften
oder in anderen Clubs eingelagert wurden.
Außer einem Slip mit Handwinde waren im MYC
Jürgen Franke und Eberhard v. Sonnenburg
an der handbetriebenen Seilwinde
der Gleisslipanlage
1954
44
Runder Großer Hafen
1958 - 1965
handbetriebener 2t-Drehkran aufgestellt.
Mit diesem war es möglich, relativ schnell ein
Kielboot aus dem Wasser zu hieven. Als weitere
Verbesserung bekam dieser Drehkran dann ein
elektrisches Hubwerk.
die Schiffe vom Slipwagen abheben und etwa
vier Boote über Winter abstellen, dann war die
Länge des Gleises voll. Später wurde auf dem
nördlichen Molenkopf des Jollenhafens ein
Die Freude am neuen Großen Hafen währte
jedoch nicht lange. Im Jahre 1965 hatte der See
beträchtliches Hochwasser. Es reichte im Bootshaus bis zu den Schränken, auch die untere
Wiese war teilweise überschwemmt. Der Steg
auf der äußeren östlichen Mole und die Innenmole befanden sich unter Wasser. Zu allem
Unglück kam ein kräftiger Südostwind auf, der
innerhalb von Stunden durch den erheblichen
Wellenschlag die äußere Mole mit dem Steg
vollkommen zerstörte. Es blieben nur noch
wenige Dalben übrig. Auch die hölzerne Innenmole wurde so stark beschädigt, dass dadurch
größere Mengen Erdreich ins Hafenbecken
geschwemmt wurden.
Die Zerstörungen
waren so gravierend,
dass der Große Hafen
vollkommen neu
gebaut werden
musste. Diese
Erkenntnis stellte
den Vorstand vor
eine fast unlösbare
finanzielle Aufgabe.
Spender mussten
gefunden werden.
Und so führte der
Zusammenhalt der
Mitglieder schließlich
zum Erfolg:
Zerstörung beider Häfen
durch das Hochwasser von 1965
45
Bau der Lagerhalle 1968 auf dem Grundstück
jenseits der Possenhofener Straße
Der Hafen konnte mit einer Stahlspundwand
größer und solider errichtet werden. Im Herbst
des Jahres 1966 wurde das Technische Hilfswerk gewonnen, im Rahmen einer Übung in vierwöchiger Arbeit die Innenmole fertig zu stellen.
Sie wurde aus 4 m langen Stahlprofilen errichtet
und auf den Kopf kam ein 50 cm breiter Betonstreifen. An den Betonstreifen schloss sich eine
2 m breite Asphaltdecke an. Das in das Becken
gerutschte Erdreich wurde erneut ausgebaggert.
Im Frühjahr 1967 lag endlich die Baugenehmigung für die erweiterte Außenmole vor. Es war
geplant, diese Mole in Rechteckform vor den
bestehenden Resten der alten Holzmole zu
errichten. Als Material wurden Stahlpfähle
gerammt, die wie die Innenmole mit Stahlspundwänden verbunden wurden. Das Projekt konnte
1967 erfolgreich abgeschlossen werden.
Anbringung der Spundwände und Betonieren
des Weges um den Kleinen Hafen
1983
46
Eckiger Großer Hafen
noch ohne Mittelsteg
1967 - 1975
Noch im gleichen Jahr gelang es unserem
Mitglied Architekt Ernst Lang nach langwierigen
Verhandlungen, eine Baugenehmigung für eine
30 x 10 m große Lagerhalle mit 3t-Brückenlaufkran auf unserem bahnseitigen Gelände
zu erreichen. Die Finanzierung wurde dadurch
möglich, dass die zukünftigen Benutzer die
Winterlagergebühren für 10 Jahre im Voraus zu
begleichen hatten. Erhardt Dahlke stiftete zu
der Halle den Brückenlaufkran. Im Frühjahr
1969 konnte diese Halle in Betrieb genommen
werden. Aber damit die Boote in die neue Halle
transportiert werden konnten, musste nun ein
Traktor angeschafft und gleichzeitig die Straße
vom Bootshaus den Hang hinauf asphaltiert
werden. Wieder wurde der damalige Vorsitzende
Erhardt Dahlke aktiv, als es darum ging, dass ein
neuer stählerner Takelmast auf der Südmole des
Kleinen Hafens, diesmal nach Nordwesten
geneigt, angeschafft und aufgestellt werden
sollte.
Mit der Zeit wuchs der Bedarf für Kielboot-Liegeplätze. Mit einem hölzernen Mittelsteg, der im
Großen Hafen von Süd nach Nord verlief, konnten 1975 weitere Hafenplätze gestellt werden.
Dazu war es aber nötig, dass auch die Ostseite
des Hafens entsprechend vertieft wurde.
Großer Hafen mit Mittelsteg
1975 - 1998
47
Die Stadt Starnberg hatte die Genehmigung
erteilt, dass das Baggergut mit Hilfe eines
schwimmenden Saugbaggers aus dem Hafenbecken geholt und mit Rohrleitungen auf das
benachbarte Grundstück im Norden gepumpt
werden durfte. Denn dort sollte ein öffentlich
zugängliches Erholungsgebiet auf dem
ehemaligen Steininger-Grundstück errichtet
werden. Endlich war der Große Hafen bis zur
östlichen Pfostenreihe für Kielboote genügend
tief. Am östlichen Steg lagen nach wie vor
flachgehende Boote.
Trockenlegung und Aushub
des Kleinen Hafens 1998
48
Nun wurde es Zeit, den etwas altersschwachen
2t-Drehkran durch eine modernere Konstruktion
zu ersetzen: 1983 wurde ein 4t-Turmdrehkran
mit 3-Achssteuerung aufgestellt. Dieser Kran war
groß genug, um auch tiefgehende Boote aus
dem Wasser zu hieven und zu verladen.
Jedes Boot, das im Winter auf dem Clubgelände
verbleibt, hat inzwischen entweder einen
Straßentrailer oder einen 2-rädrigen Winterlagerbock. Die so gelagerten Boote können mit
dem Traktor vom Kran auf jeden tragfähigen
Platz geschoben werden. Gleichzeitig mit dem
erforderlichen großen Fundament für den neuen
Kran wurde die Nordmole des Jollenhafens
durch Rammen von Stahlspundprofilen saniert.
Mit der Zeit wurde der hölzerne Mittelsteg
marode und musste erneuert werden. Um
weitere Liegeplätze zu erhalten, entschloss
man sich, diesen 1998 durch zwei von West
nach Ost verlaufende Stege zu ersetzen. Durch
diese Steganordnung und durch enger stehende
Festmacherpfähle konnten so 15 tiefgehende
Liegeplätze mehr geschaffen werden. Die neuen
Stege bestehen aus Stahlpfählen mit oberer
Stahlkonstruktion, so dass eine lange Lebensdauer zu erwarten ist.
Im Zuge einer notwendigen Vertiefung der Einfahrrinne wurden auch gleich die Liegeplätze an
der östlichen Außenmole für Kielboote vertieft.
Der Große Hafen hat nun 95 Liegeplätze für bis
zu 1,60 m tiefgehende Boote und noch sieben
Liegeplätze an der nördlichen Mole.
Im kleinen Jollenhafen wurde gleichzeitig die
Südseite so vertieft, dass neben der Jollenrutsche noch vier tiefgehende Yachten liegen
können.
Als vorerst letzte Baumaßnahme im Hafenbereich wurde nach langwierigen Diskussionen
am 2. März 2007 beschlossen, im nördlichen
Hang hinter dem bestehenden Bootshaus ein
zusätzliches Gebäude zu errichten. Dieser Bau
ermöglicht großzügige Sanitärbereiche, mehr
Platz für Bootsüberholungen, Lagerraum für die
Schlauchboote des Clubs sowie zwei Werkstatträume. Gleichzeitig wurde die im Jahre 1959
errichtete Lackierhalle abgerissen.
Ab 1998 ersetzen zwei West-Ost-Stege
den bisherigen Süd-Nord-Steg
49
Richtspruch für den
Neubau des Bootshauses
im Münchner Yacht-Club
am 15. November 2007
Es hat uns hier so manche Nacht,
das Denkmal um den Schlaf gebracht.
Vor Jahren schon rief man uns an,
ob man den Bauherrn helfen kann.
Legendär, was seitdem geschah,
sind die Kritiker immer noch nah,
doch wer solange plant,
kaum ein Fehler noch mahnt,
wohl bis zum Ende, zum guten Schluss,
gibt es dafür den eigenen Ausschuss,
im Bauausschuss, Hartmann und Stoll,
fanden nicht immer alles toll,
damit nicht schlau, ein Architekt,
Probleme im Pauspapier nur versteckt,
wird ausgedruckt und korrigiert,
was rot und grün die Pläne ziert.
Es hat uns hier so manche Nacht,
das Denkmal um den Schlaf gebracht,
als hohe Kunst kräht vom Dach der Hahn,
Visionen wagt man nur mit Plan!
Anwalt, Kaufmann, Architekt,
im Club auch manch ein Banker ist,
zumindest sein eigener ganz gewiss,
so wird jeder Euro fünffach gewendet,
bevor man ihn dem Bau dann spendet.
Es kamen immer wieder Hürden
und bürokratische Bürden,
die gemeinsam genommen,
der Freundschaft gut bekommen.
50
Und es wird hart verhandelt,
bevor die Firma angebandelt,
doch Geld dann mit Vernunft hergeht,
wenn es für solide Leistung steht.
Der Zimmerer (links) und
unser dichtender Architekt
Stefan Larass-Greger
Mit Gunst und Verlaub kommen wir zum Segen:
Vom Grunde bis zum Dache steht,
das Haus nun fertig, wie Ihr seht.
Drüben stand, wie Ihr alle selber wisst,
ein altes vor nicht langer Frist.
Wenn dieses Haus so lang nur steht,
bis aller Neid und Ruch vergeht,
dann bleibt es fürwahr so lange stehen,
bis die Welt wird untergehen.
Eintracht und Frohsinn lass walten,
bei denen, die hier bald schalten,
ob Mitglied, Vorstand, Bauausschuss,
den Bau man niemals bedauern muss!
Es hat uns auch so manche Nacht,
das Mitglied um den Schlaf gebracht,
es geht nicht um Schönheit, um Gefallen,
manch rechnet nur: stimmen die Zahlen?
Doch wisset auch:
Der Rauch vom Geld vergeht,
wohl lange noch dies Haus hier steht,
wer lässt des Tages Lärm zurück,
dem erheitert sich der Blick:
Vor wieviel Jahren schritten die Gründer zur Tat?
Mit schnellem Schritt deren hundert naht,
damals wie heute wir bescheiden hoffen:
Wer mit Mut und großem Herz ist betroffen,
dem stehen auch kleinste Tore weit offen.
Gott breite über diesem Haus
drum gütig deine Hände aus
und wehre Feuer, Sturm und Tod,
bewahre es vor Leid und Not!
Zudem sei allen noch beschieden
ein gesundes und ein langes Leben.
Damit ist alles dies erfüllt,
mein erster Schluck dem Bauherrn gilt,
der zweite Schluck soll jene laben,
die hier am Bau geholfen haben.
Der letzte Schluck, er gilt der Ehre,
dem Handwerk, dem ich angehöre.
Du Glas, zersplittere hier im Grund,
geweiht ist dieses Haus zur Stund.
Die Bauherrn leben dreimal:
Hoch! oder Heb-Auf!
(gekürzte Fassung)
51
52
Hafenbelegung
Mai 2008
53
Hubertuswiese
Wie sie drei große Wellen
überstand
Dr. Carlo Kremer
Warum benennt ein traditioneller
Yacht-Club am Starnberger See
seine kleine aber feine Badewiese
nach dem Schutzpatron der Jagd?
Die Antwort ist einfach. Die Badewiese ist natürlich nicht nach
dem Heiligen Hubertus benannt,
sondern nach ihrem engagierten
Spender, unserem langjährigen
Mitglied Hubert Biegert. Ich kann
mich noch genau erinnern, wie in
einer Vorstandssitzung spontan der
»Tagesordnungspunkt Hubertuswiese« entstand. Und schon war
der Name für dieses Kleinod
gefunden.
Bei Hubert Biegert keimte die Idee bereits im
Jahre 1998. Ihm war es ein großes Anliegen,
für unsere Jüngsten und deren Familien ein
Refugium an Land zu schaffen, um den See
entweder bei Flaute – was ja hin und wieder
vorkommen soll – oder auch während des
Wartens auf den an Regatten teilnehmenden
»Papa« genießen zu können.
Nun hätte Hubert Biegert den beachtlichen
Betrag für die Gestaltung der kleinen Badewiese ja einfach spenden können. Dank und
Anerkennung durch die Mitglieder wären ihm
allein dadurch schon sicher gewesen. Nein, das
war ihm zu wenig. Er brachte sich persönlich ein
und nahm viele Dinge selbst in die Hand. So hat
er beispielsweise im Winter 1998 / 1999 selbst
dafür gesorgt, dass riesige Beton- und Steinbrocken, die im Gelände vergraben waren,
entfernt und abtransportiert wurden.
Anfang 1999 rollte dann eine erste Welle
über die Hubertuswiese hinweg, und zwar in
Form einer öffentlichen Kampagne von Naturschützern. Um den Platz für die bis dahin auf
dem Geländeteil untergebrachten Landliegeplätze für Kielyachten nicht zu verlieren, sondern
sogar noch zu vergrößern, wurde mit der Stadt
Starnberg verhandelt. Wir hatten die Stadt
gebeten, von ihrem von der Schlösser- und
Seenverwaltung gepachteten Gelände einen
ca. 25 m langen und 3,50 m breiten Streifen
entlang des dortigen Bachlaufes an uns unter
zu verpachten. Dies löste einen öffentlichen
54
Keine Einweihung
in Oberbayern
ohne Blasmusik
(oben)
Umkleidekabine
inspiziert und
für gut befunden
(unten)
Edler Spender und
dankbarer Präsident
– beide zufrieden
(oben)
Blumenkästen mit Hintergedanken
– auch von Sportlern
nicht verrückbar
(unten)
Protest seitens der damaligen Grünen und
Naturschützer aus. Hier brachte sich Hubert ein
weiteres Mal persönlich ein und schrieb rund 30
Briefe an die Stadt Starnberg, die Untere Naturschutzbehörde sowie die Schlösser- und Seenverwaltung. Dadurch hat sich der MYC bewusst
aus der öffentlichen Auseinandersetzung heraus
halten können, um die Diskussionen nicht noch
unnötig zu schüren. So überstand die Hubertuswiese die erste große Welle.
Die zweite sollte dann aus einer Richtung
heranrollen, die ich als damaliger Präsident
eigentlich nicht erwartet hätte. Sie formierte sich
in der Fraktion der Sportsegler im MYC. Plötzlich
hieß es, die Badewiese müsse kleiner werden,
da der Platz im Bereich des Krans für Hänger
und Rangierarbeiten bei Regatten benötigt
würde. »Schließlich sind wir ja ein Yacht-Club
und kein Bade-Club« hieß es. Dieser Auffassung
hielten wir mit einer Frage entgegen: »Wie wollt
Ihr Euren Kindern und später Euren Enkeln
erklären, dass Ihr ihnen den Platz zum Baden
reduzieren wollt, wo sie auf Euch warten,
während Ihr auf Regatten Euren sportlichen
Ambitionen nachgeht?« Dies – nicht als Machtwort sondern als Frage gestellt – hat dann
wohl gewirkt, und die zweite große Welle war
abgewettert.
Im Frühjahr 1999 schwappte dann die dritte
Welle über die Hubertuswiese hinweg. Diesmal
aber als echte »Flutwelle«. Das JahrhundertHochwasser von 1999 setzte auch die Hubertuswiese und die sie umgebenden Holzpaneele
bzw. Stege unter Wasser. Hier half wirklich
nur abzuwarten und auf fallende Wasserstände
zu hoffen. Und tatsächlich, am 6. Juni 1999
konnten wir die Hubertuswiese trockenen Fußes
begehen und feierlich einweihen. Vielleicht gab
es hier ja doch noch einen Bezug zum Heiligen
Hubertus. Mancherorts wird er zu den Nothelfern in schwierigen Situationen gezählt.
In den Club-Informationen vom August
1999 hieß es: »Die Einweihungsfeier gestaltete
sich dann auch als sichtbare Freude aller
Clubmitglieder über die wirklich gelungene
und äußerst stilvolle Badewiese … Nie zuvor
haben sich so viele Segelfreunde mit ihren
Familien in diesem Bereich aufgehalten …«
Übrigens auch aus der Sportfraktion.
55
Spendenaufruf
an die Damen
Aus einer Rede
des Vorstands
(wahrscheinlich
von Viktor Mann)
Anfang der 30er
56
Geschichte
57
Eine Starnberger See Liebe
Maendy II – ein 40er Schärenkreuzer
1924 - 1951
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
In den vergangenen 100 Jahren gab es im
MYC eine ganze Reihe von namhaften Booten.
Die meisten von ihnen sind jedoch bis heute
in Vergessenheit geraten oder der Verbleib ist
oftmals ungewiss. Nicht so Maendy II – ein 40er
Schärenkreuzer, der hier am See wegen seiner
Schönheit, Eleganz und Schnelligkeit immer
schon für besondere Aufmerksamkeit gesorgt
hat. Wer je mit dieser Yacht in Berührung kam,
Warten auf die Rückkehr
der Segler
58
den ließ sie nicht mehr los. Es soll hier über ein
Schiff berichtet werden, das von 1924 bis 1951
seinen Heimathafen im MYC hatte und besonders in der Zeit zwischen den Kriegen wesentlich
das Segeln auf dem Starnberger See mitprägte.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und
den Entbehrungen der folgenden Zeit erlebt
der MYC zu Beginn der 20er Jahre einen regen
Aufschwung. Der Verein mit dem herrlichen
Clubhaus an der Possenhofener Straße direkt am
Starnberger See gelegen, zieht immer mehr
neue Mitglieder an. Schnell verdoppelt sich die
Zahl der zumeist wohlsituierten Münchner, die
ihre Liebe für den Segelsport entdecken, so auch
Direktor Carl Schloeder. Als er 1922 dem Club
beitritt, verfügt er bereits über das »Steuermannspatent für Segelboote«. Deshalb steht
dem Kauf eines »Fahrzeugs ohne besondere
Die R 29, Maendy II,
vor dem MYC, im Hintergrund
die Zugspitze (Harry Schultz)
Klassenzugehörigkeit« nichts entgegen, einem
Segelboot (Baujahr 1921) genannt Maendy I
mit 6,20 m Länge und 22qm Segelfläche.
Die Zahl der klassenlosen Yachten ist im Club
1923 mit 16 Booten hoch. Schon damals plant
die Vorstandschaft unter dem Vorsitz des
Gründungsmitglieds Albert Zisch, das Hafengelände für die nunmehr 93 Boote seiner
200 Mitglieder zu vergrößern. Zu dieser Zeit
erscheint die finanzielle Situation vieler
Mitglieder im Club eher angespannt. Carl
Schloeder jedoch kann im Jahr 1925 von seinem
Segelkameraden Franz Förg zusätzlich zu
Maendy I noch einen 40 qm »Renner« samt
segelfähigem Beiboot übernehmen.
Dieses Schiff hat besonders
deshalb einen klingenden Namen,
weil es eine Konstruktion aus der
renommierten Bootswerft W. von
Hacht aus Hamburg ist. Als eine von neun
Yachten ihrer Klasse aus dem Jahr 1923 erhält
sie die Nummer R 29. Das Besondere an diesem
Boot ist, dass es im selben Jahr als Mia IV unter
seinem ersten Eigner Dr. H. Andersen (Kieler
Segler Vereinigung) auf der Kieler Woche startet
und mit dem Felca-Preis einen der zur damaligen
Zeit wichtigsten deutschen Seglerpreise
gewinnt. Wie unter Regattaseglern oft üblich,
wird Mia IV bereits nach einer Saison nach
Süddeutschland weiter verkauft und gelangt
so im Frühjahr 1924 in den MYC. Obwohl
eigentlich der Wechsel eines Bootsnamens
Unglück bringen soll, nimmt das Boot nun unter
seinem neuen Eigner
Franz Förg als Carmen
II am 14.9.1924 an der
Münchner Herbstregatta teil. Im Besitz
von Carl Schloeder
wechselt der Bootsname erneut. Er tauft
es Maendy II. Das
Beiboot heißt
ebenfalls Maendy.
Die Klasse der in
der zweiten Hälfte
der 20er Jahre in
40er Schärenkreuzer
umbenannten
Yachten wird bei den
süddeutschen Regatten immer beliebter.
Maendy II bei einer Frühlingsausfahrt 1928
Direktor Carl Schloeder
1938
59
Als herausragendes seglerisches Ereignis ist
hier vor allem die »Offene Wettfahrt« bei der
Münchner Woche am 5.8.1925 hervorzuheben.
Denn Direktor Schloeder hat die große Ehre,
den im gleichen Jahr zum Kommodore des MYC
ernannten Skagerrak-Sieger der Kaiserlichen
Marine im Ersten Weltkrieg Seine Exzellenz
Admiral Reinhard Scheer als Großschotmann
an Bord der R 29 nehmen zu dürfen und den
Auch in den 20er Jahren schon
müssen Wettfahrtleiter
vor und mit allem rechnen
Allein im MYC gibt es 1928 bereits acht solche
»40er Renner«. In diesen Jahren beteiligt
sich Carl Schloeder an vielen Regatten am
Starnberger See, auch wenn er nur selten
einen der vorderen Plätze belegen kann.
Maendy II ist 1925 mit Admiral Scheer
an der Großschot besonders schnell
60
Regattaleiter Schloeder
bei Nieselregen
»Ilsebill II« mit Carl Dietz (Großvater von Stefan
Dietz) und die R 49 »FritzI I« von Alfred Bauch.
Neben seiner Mithilfe in der Regattaleitung
übernimmt Carl Schloeder mehr und mehr auch
Verantwortung im Vorstand. Ab 1928 ist er über
viele Jahre Schatzmeister – zusammen mit Emil
Bickel, dem ersten und Elhard Müller, dem
stellvertretenden Vorsitzenden.
1. Preis zu gewinnen. Frühjahrswettfahrten, die
Teilnahme an der Münchner und Bayerischen
Woche sowie Herbst-Verbandswettfahrten sind
alljährlich feststehende Termine. Besonders groß
ist vor allem immer dann die Beteiligung, wenn
der MYC die Regatten ausrichtet. Dann segeln
außer Maendy II auch andere »40er« aus dem
MYC mit, wie z. B. 1924 Hans Gruß mit R 11
»Seehund IV« oder in späteren Jahren die R 7
Maendy II platt vor dem Wind
61
So sind in der
Folgezeit eine ganze
Reihe von Mitglieder
gezwungen, ihre
Boote zu verkaufen.
Auch Direktor
Schloeder kann sich
finanzieller Schwierigkeiten nicht entziehen.
Versucht er anfänglich
noch, den Verkauf von
Maendy I dadurch zu
verhindern, dass er
seinen Clubkameraden
Dr. Otto Lechner
als zweiten Eigner
beteiligt, so führt 1929
kein Weg mehr daran
vorbei, sich ganz von
Nach einigen
seglerisch sehr regen
Jahren entwickelt
sich der MYC bis
1927 zu einem der
anerkanntesten Segelclubs in Deutschland.
Im Winter bereichern
viele rauschende
Feste das Clubleben.
Der Vorstand veranstaltet zusammen
mit dem Inhaber des
Undosa, dem »König
des Münchener Showgeschäfts« Hans
Gruß, regelmäßig
Stammtische, Bierund Herrenabende
im »Augustiner« in
München, die ab
1923 im Pavillon
Gruß alljährlich
stattfindenden
»Siegerfeiern« und –
als einen der ganz
großen Höhepunkte
des Münchner
Winters – mit dem
Münchner Wassersportkartell gemeinsam den Seglerball im
deutschen Theater.
Trotzdem geht die aufziehende Wirtschaftsdepression ab 1928
auch am MYC nicht
spurlos vorbei.
Auf wirtschaftlich angespannte Jahre folgen
einige unbeschwerte Sommer im MYC
62
für Direktor Schloeder
in soweit wieder
gebessert zu haben,
als er sich in der Lage
sieht, seine Maendy II
zurückzukaufen und
sie wieder in den MYC
zu legen. Aber der
Kontakt zum Bodensee bleibt bestehen.
Zusammen mit dem
überaus rührigen
Clubkameraden Hans
Gruß organisiert er ab
1930 immer wieder
mit großem Erfolg die
für Süddeutschland
und den MYC sehr
renommierte »Bodensee-Regatta«.
Maendy I zu trennen.
Ende 1929 verkauft er
dieses Boot im Club
an Direktor W. Kolb,
der es nun »Schussl«
nennt. 1930 kann Carl
Schloeder auch
Maendy II nicht mehr
halten und findet am
Bodensee einen
Käufer. So wechselt
der 40er Schärenkreuzer als »Schuft III«
in den Kgl. Württembergischen Yacht Club
Friedrichshafen. Aber
schon 1931 scheinen
sich die wirtschaftlichen Verhältnisse
Es folgen
unbeschwerte 30er
Jahre mit vielen
schönen Sommeraufenthalten im MYC.
Oft bleiben Carl
Schloeder und seine
Frau gleich das ganze
Wochenende am
See, zumal ihnen
ein Zimmer (Nr. 9)
im Clubhaus zur
Verfügung steht. Auch
wenn sich der Verein
als Sportclub versteht,
ist es durchaus üblich,
mit der Familie und
Freunden
Nicht nur Direktor Schloeder
mit seiner Herrenrunde (oben),
sondern auch Tochter Marianne
schätzen die Clubterrasse (unten)
63
Segelausfahrten zu unternehmen, immer
wieder gern vom Wasser aus den Verlauf der
Regatten zu verfolgen und vom Schiff aus im
See zu baden. Sichtlich genießen die Schloeders
zusammen mit ihrer Tochter Marianne das
Segeln auf der MAENDY II.
Gerade auch die studentische Jugend im Club
hat viel Spaß miteinander. Unter ihnen ist seit
1932 ein junger englischer Jurastudent Gerald
Thompson, der alljährlich einen Teil seiner
Sommersemesterferien in Bayern und im MYC
verbringt. Gern segelt er auf der Maendy II mit
und es kommt wie es kommen muss: aus einer
Starnberger See Liebe wird eine Liebe am
Starnberger See. Doch bald schon werfen die
politischen Verhältnisse ihre Schatten voraus
und kaum ist im Frühjahr 1938 die Hochzeit in
München gefeiert, muss das junge Paar
Deutschland verlassen. Gleich zu Beginn des
Zweiten Weltkriegs wird Gerald Thompson als
Soldat in England eingezogen.
Fortan ist Carl Schloeder mit Maendy II immer
seltener auf Regatten am Starnberger See
anzutreffen. Als Schatzmeister verwaltet er
weiterhin die Finanzen. Seit 1936 hat man ihn
obendrein noch in den Ältestenrat gewählt.
Aber im Mai 1943 tritt er dann aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Ämtern zurück.
Neuer Schatzmeister wird Dr. Paul Koemm. In
dieser Zeit verkauft Direktor Schloeder Maendy II
an das Ehepaar Heinrich und Elfriede Jacoby,
wohnhaft in Innsbruck, die das Boot weiter im
MYC belassen. Doch gleich nach Kriegsende im
Mai 1945 wird der 40er Schärenkreuzer wie auch
alle anderen Schiffe im Hafen des MYC von den
Amerikanern durch den Manager der 9. Inf.
Division »Rest Center« Tutzing, LT. Mineau,
Die studentische Jugend
an der Slipanlage …
64
beschlagnahmt und in die Rambeck Werft
verlegt. Da den Mitgliedern der Zutritt auf
ihr Clubgelände verwehrt wird, ist es fast
unmöglich, den Verbleib der Boote zu verfolgen.
So wendet sich Frau Jacoby im Sommer 1947
besorgt an den Vorstand des MYC mit der Bitte
um Aufklärung. Obwohl ihr Mann sehr an der
Yacht hängt, ist sie umständehalber gezwungen,
das Boot für 9000.- RM zu verkaufen. Alle Segel
und Zubehörteile fehlen jedoch. Als besonderer
Vorteil erweist sich in ihrem Fall, dass die
Freigabe von unter Vermögenskontrolle
gestelltem ausländischen Eigentum leichter
zu erwirken ist. Als sich dann auch noch
herausstellt, dass der Eigner Jacoby bereits
Ende 1945 in russischer Gefangenschaft
gestorben ist, entscheidet sich seine Witwe
nach der Währungsreform 1948 entgültig zum
Verkauf. Um die Veräußerung kann sie sich
Marianne Schloeder
mit
Gerald Thompson
als Österreicherin jedoch nicht selbst kümmern,
weil es ihr nicht erlaubt ist, in die amerikanische
Zone nach Starnberg einzureisen. Auch der
Geldtransfer in die französische Zone Tirol
gestaltet sich schwierig. Jeglicher Kontakt ist
nur auf Umwegen möglich. Das ist wohl auch
der Grund, warum Frau Jacoby nicht darüber
informiert ist, dass in der Zwischenzeit in der
Rambeck Werft ein verheerender Brand viele
Boote zerstört hat. Im März 1949 wird anfänglich
auch »Maendy II« offiziell als verloren gemeldet.
Aber glücklicherweise stellt sich diese
Information als Irrtum heraus und der Schärenkreuzer kann im BYC sichergestellt werden.
Wegen möglicher Verkaufsgespräche wendet
sich der Vorsitzende des MYC Heinrich Wehrle
auf Bitten von Frau Jacoby an Carl Schloeder,
der das Boot ja selbst am besten kennt. Dieser
hat sich inzwischen schweren Herzens ganz
vom Segelsport zurückgezogen, nachdem die
dreimalige zwangsweise Räumung seiner
Wohnung in München durch die Amerikaner seit
Mai 1945 seiner Gesundheit arg zugesetzt hatte.
Nach wie vor ist er jedoch Mitglied im MYC.
Auch seine letztendlich erfolglosen Bemühungen,
im Laufe des Jahres 1949 Schadenersatz für
die zerstörte Einrichtung seines Zimmers im
Clubhaus und das verlorengegangene Segelgerät
beim Besatzungskosten-Amt in Starnberg zu
beantragen, sind seiner Genesung nicht
förderlich. Lakonisch heißt es immer wieder,
dass erst nach Freigabe des Clubs Ansprüche
geltend gemacht werden können. Nicht minder
mühsam ist es in diesen wirtschaftlich und
politisch schwierigen Jahren, einen Käufer für
die Maendy II zu finden. Es dauert noch bis
1951, bis Dr. A. Bayer vom DTYC Tutzing als
neuer Eigner die Yacht übernimmt. Von nun an
heißt das Boot Santa Fe. Im selben Jahr stirbt
Carl Schloeder und gleichzeitig geht damit auch
die Ära des 40er Schärenkreuzers Maendy II
im MYC zuende.
Die Yacht bleibt hingegen auch weiterhin mit
dem Starnberger See verbunden. Nach Jahren
in Prien am Chiemsee und einer Komplettrestaurierung in Ungarn 2002 kommt der 40er
Schärenkreuzer an den See zurück und liegt
heute im Ammerlander YC. Als Gewinner der
Münchner Woche 2004 stellt das Schiff mit
der Nummer G 29 seine hervorragenden
Regattaeigenschaften wieder unter Beweis.
Und wer ihr auf dem See begegnet, nicht selten
auch mit einem auffälligen Spinnaker, kann
sich davon überzeugen, dass die Santa Fe
ex Maendy II nichts von ihrer Faszination
verloren hat.
Maendy II, inzwischen als Santa Fe wieder
am Starnberger See unterwegs
65
66
Ordnung muss …
67
Aus vergangenen Zeiten
Zwei Kommodores und ein Ehrenpräsident
Hans und Eva Wieser
Bis zum Ende der Monarchie in Bayern
bedeutete es für renommierte Clubs eine hohe
Ehre, wenn ein Mitglied des Königshauses die
Schirmherrschaft übernahm. So war König
Ludwig III. von 1909 bis 1921 Kommodore des
BYC, der sich in Anknüpfung an diese Tradition
noch heute der Unterstützung des Hauses
Wittelsbach erfreut.
Nachdem der MYC kurz vor Kriegsende
1918 unser ansehnliches Clubanwesen hatte
erwerben können, sahen sich die Mitglieder
Anfang der 20er Jahre nun ebenfalls nach einem
geeigneten Repräsentanten um und entsannen
sich der alten Marinetradition. Man suchte einen
passenden Ehrenkommodore und fand einen
hochrangigen und angesehenen, ehemaligen
Flottenführer aus dem vergangenen Weltkrieg.
Dieser sollte dem von Münchner Kaufleuten
geprägten Club noch größeres gesellschaftliches
Ansehen verleihen.
Eigentlich kommt der Begriff »Kommodore«
aus dem militärischen Bereich und aus der
Handelsschifffahrt, er ist dort mit erheblicher
Befehlsgewalt verbunden. In der Sportschifffahrt
wird i. d. R. der Ehrenvorsitzende eines
Yachtclubs so bezeichnet, weil die Bedeutung
vor allem in seiner Würde und Autorität
begründet ist.
Im MYC gab es von 1925 bis 1946 zwei
Kommodores, die durch ihre Präsenz bei
wichtigen Regatten und hochrangigen
Veranstaltungen die Bedeutung des Clubs
würdigten, die Mitglieder hinter sich sammelten
und dadurch das Selbstverständnis des Clubs
maßgeblich prägten. Die Kommodores
repräsentierten in den 20er und 30er Jahren
Admiral
Reinhard Scheer
68
die weitgehend nationale Gesinnung der
meisten Mitglieder. Ausdruck dessen war die
Flagge mit schwarzem Kreuz in weißem Feld,
die an solchen Tagen am Flaggenmast gehisst
wurde. Als Symbol der ehemals glorreichen
Marine-Vergangenheit genossen sie große
Popularität und trugen in den wirtschaftlich und
politisch unsicheren Zeiten zur Orientierung
der Mitglieder bei. Die Übernahme dieses
Ehrenamtes war ebenso ein Zeichen ihrer
besonderen Verbundenheit mit dem Club.
Admiral Reinhard Scheer
*30. September 1863 in Oberkirchen /
Lk. Schaumburg
†26. November 1928 in Marktredwitz
Reinhard Scheer trat bereits mit 16 Jahren in die
Kaiserliche Marine ein. Er bewährte sich beim
Aufbau der Flotte, war 1910 Flaggoffizier und
wurde 1914 Chef des 2. und 3. Geschwaders.
In der Skagerrak-Schlacht zwang er auf seinem
Flaggschiff »Friedrich der Grosse« die
zahlenmäßig weit überlegene englische Flotte
mit schweren Verlusten zum Rückzug. Von
August 1918 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
war Reinhard Scheer Chef der neu eingerichteten
Seekriegsleitung.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs lebte
er mit seiner Familie in Weimar. Seine große
Popularität als oberster Flottenführer blieb auch
nach dem Krieg ungebrochen. Deshalb dürfte
es dem Zeitgeist entsprochen haben, dass der
MYC unter seinem damaligen Präsidenten Fritz
Hannamann (Vorsitzender von 1924 - 1928) ihm
die Würde eines Ehrenkommodore antrug.
Am 2. Mai 1925 war es soweit. Zum ersten Mal
wehte der Kommodorestander auf dem Flaggenmast und der Chronist berichtet in der Festschrift
zum 25-jährigen Bestehen des MYC:
»Hohe Festtage sind es gewesen, die das
Ansegeln 1925 umrahmten, als zum ersten
Male alle Yachten und Boote des Clubs sich zur
Geschwaderfahrt unter dem Kommando des
Kommodore sammelten. Mehrfach in jedem
Jahre scheute der hohe Herr die weite Reise
von seinem Wohnsitze Weimar nach München
nicht, um einige Tage am Starnberger See, im
Kreise der Kameraden des MYC zu verbringen.
Durch rege Anteilnahme am gesamten Clubleben als Wettfahrtleiter oder Regattamann
an Bord der MYC-Yachten, bewies unser
Kommodore seine Liebe zum Sport und zu
seinem MYC. Die damaligen gesellschaftlichen
Veranstaltungen erhielten durch seine Anwesenheit eine Prägung, die sich auf die Teilnahme
weiterer Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens auswirkte«.
Es spricht für seinen Charakter, dass Reinhard
Scheer sich nicht mehr als Seeheld einer
vergangenen Epoche verstanden wissen wollte,
sondern seine neue Aufgabe als Kommodore
des MYC gemäß seines Leitspruchs: »Vorwärts
und aufwärts!« in der zivilen Förderung des
Segelsports sah.
Wie nachhaltig die Verehrung für den
Kommodore über seinen Tod hinaus war, zeigt,
dass anlässlich des Umbaus des Clubhauses
um 1930 eine »Admiral-Scheer Ecke« von Harry
Schultz konzipiert wurde, deren Ausführung
lange Zeit das Aussehen des Casinos prägte.
Um so größer war die Bestürzung, als Admiral
Scheer bereits nach drei Jahren im November
1928 verstarb. Nach einem angemessenen
Trauerjahr wurde aus seinem Bekanntenkreis
1929 Admiral Ehrhard Schmidt gebeten, als
Kommodore die Nachfolge anzutreten.
Admiral Ehrhard Schmidt
Offenbach *1863
†München 16.7.1946
Auch der zweite Ehrenkommodore Admiral
Ehrhard Schmidt hatte sich große Verdienste
im Ersten Weltkrieg erworben. Wie schon
Admiral Scheer war Ehrhard Schmidt sehr früh
mit fünfzehn Jahren in die Kaiserliche Marine
eingetreten. Nach wechselvollem Werdegang
kommandierte er als Admiral während der
Skagerrakschlacht im Mai / Juni 1916 das
1. Geschwader der Hochseeflotte und
durchbrach als Vorhut auf seinem Flaggschiff
»S.M.S. Ostfriesland« während des
Nachtgefechts die britischen Linien.
69
Admiral
Ehrhard Schmidt
Auf eigenen Wunsch wurde er Anfang 1918 als
Admiral in den Ruhestand versetzt und trat nach
dem Ersten Weltkrieg nicht mehr in die Reichsmarine ein – er blieb dem Gedankengut der
Kaiserlichen Marine eng verbunden.
Das Gemälde seines Flaggschiffs »Ostfriesland«
hängt seit Jahrzehnten im Clubhaus des MYC –
nur noch ganz wenige wissen, was es eigentlich
mit diesem Erinnerungsstück aus längst
vergangenen Zeiten auf sich hat.
Im Rahmen einer einführenden Würdigung von
Admiral Schmidt berichtet der Chronist im
Jahrbuch des MYC 1929 / 1930:
70
»Der Admiral nahm vom ersten Tage seiner
Clubzugehörigkeit an regsten Anteil am Sein
und Werden des MYC und erwarb sich vor
allem um den jungen Seglernachwuchs außerordentliche Verdienste. Wir alle konnten uns
keinen besseren Nachfolger unseres ersten
Kommodore denken und wünschen.«
Ehrhard Schmidt blieb Kommodore bis zu seinem
Tod 1946. Mit ihm ging gleichzeitig die Epoche
der Kommodores alter Prägung im MYC zu Ende.
Alfred »Fredl« Bauch
Ehrenpräsident Alfred Bauch
*1902 †1978
»S.M.S. Ostfriesland« – Flaggschiff
unseres zweiten Kommodore
Admiral Ehrhard Schmidt
(Harry Schultz)
Nach der Neugründung des MYC knüpfte der
Vorstand 1950 ein letztes Mal und wesentlich
zurückhaltender an die alte Tradition an, indem
er den Münchner Kaufmann Fredl Bauch zum
Ehrenpräsidenten ernannte. Der Club fühlte sich
ihm, dem engagierten Mitglied seit 1924, dem
großen Motorbootsportler aus der Vorkriegszeit, dem hervorragenden Club-Redner und
großzügigen Spender, zu besonderem Dank
verpflichtet. Sollte es doch 1951 vor allem seiner
verbindlichen Art gelingen, in langwierigen
Auseinandersetzungen mit den Amerikanern,
die Freigabe des Clubs zu erreichen.
(folgende Seite)
Ausschnitt aus »Die Yacht« 24 / 1931
71
72
73
Ferdinand (Bibi) Birkner
(*1894 †1986)
»Seele des Clubs«
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
20 qm Rennjolle Z 296 »Bibi IV«
1931 (oben)
Bibi (links) und Karl Beck sen. 1935
Onkel Bibi – keiner im Club nannte ihn mit
seinem eigentlichen Namen: Ferdinand Birkner.
Alle kannten Onkel Bibi und liebten ihn. Seine
verschiedenen Segelboote hießen ebenfalls
»Bibi« und unterschieden sich nur durch die
römische Zahl hinter dem Namen. Man kann ihn
heute ruhig als Original bezeichnen. Denn der
Club war seit 1925 sein Leben, hier fühlte er sich
zuhause. Und er hat ihn über viele Jahrzehnte
74
mitgeprägt. Bereits in den 20er Jahren fiel er als
begeisterter und erfolgreicher Regattasegler mit
seiner 20qm Rennjolle Z 296 »Bibi IV« auf und
machte bald auch in seinem Engagement
für eine neue Klassenpolitik von sich reden.
Alleinstehend, hatte er sich schon früh der
Familie Ludwig Senft angeschlossen, bei der er
in München über eine längere Zeit wohnte.
Mit Freund Gigi Senft
als Vorschoter segelte
er in den 30er Jahren
zahlreiche Regatten,
auch gegen solche
Ausnahmesegler wie
Manfred Curry (Z 322).
In allen Siegerlisten
der 30er Jahre ist sein
Name als hervorragender Regattasegler immer wieder verzeichnet.
Zu jedem Spaß aufgelegt, ließ er sich gern auf
Gaudiregatten, wie den vor dem Krieg allseits
sehr beliebten Fuchsjagden als »Fuchs« jagen.
Dabei war er bekannt für seine geschickte Taktik,
wodurch es den ihn verfolgenden Clubmitgliedern oft nicht gelang, den »Fuchs« zu
fangen, bevor er wieder den Hafen erreichte.
Seine große Regattazeit war in den 50er Jahren
weitgehend beendet. Nun setzte er sich als
stellvertretender Vorsitzender und später als
Schatzmeister für den Club ein. Als großer
Spender und Gönner der segelnden Jugend
stiftete er in dieser Zeit den Club-Korsar »Bibi«
und sponserte einzelne besonders begabte
jugendliche Regattasegler wie u. a. Stefan Dietz
und Volker Mader.
Brachen Jugendliche
zu auswärtigen
Regatten auf, konnte
es passieren, dass
er ihnen großzügig
zur Unterstützung
privat Geld zusteckte.
Nachdem er 1964
mit 70 Jahren die
Vorstandstätigkeit
beendet hatte, wurde
er für seine Verdienste
zum Ehrenmitglied
ernannt.
1960 (oben)
und
im Mai 1962 (links)
75
Hans Wilhelm (Hansi) Braun
(*16.5.1923 †15.12.2007)
erinnert sich im Gespräch mit
Bettina RennerSchneider
Herr Braun, wie sind Sie damals in den MYC
gekommen?
Also, das lief über meinen Vater Emeran Braun,
der ist selber eigentlich gar nicht gesegelt, der
war lieber Jäger und Schütze. Mein Vater hat
Anfang der 30er Jahre (1933 / 34) mit unserer
Firma die Unterführung vor dem Club gebaut –
vorher gab es da eine Schranke mit Bahnwärterhäuschen – und ich durfte oft mitfahren. So kam
ich dazu, den MYC kennenzulernen. Wir konnten
uns aufgrund von Freundschaften zunächst als
Gäste im Club aufhalten.
Wie gelangte man denn von München aus in
den Club?
Hierher fuhr man damals mit der Eisenbahn, das
hab’ ich dann später als Jugendlicher auch oft
gemacht. Während der Sommermonate waren
die Familien draußen, die schon damals ein
Zimmer hatten. Der Familienvorstand ist von da
aus dann in die Arbeit gefahren und abends
wieder zurück. Dadurch war im Club immer was
los. Ich durfte während der ganzen Ferien dort
sein, auch schlafen, und zwar im Bootshaus. Da
gab es in dem Balkonzimmer nach vorne raus
sechs Einzelkojen nebeneinander. Trotzdem war
es keine wilde Zeit – so was gab es einfach
nicht. Als Bub hab’ ich dann ein Finn-Dinghy
bekommen, das war dann schon ‘was
Besonderes.
Wie haben Sie das Segeln gelernt?
Ich habe gebettelt, dass ich irgendwo mitfahren
durfte. Eine andere Möglichkeit war, dass man
halt geschaut hat, dass man sozusagen »was gut
hat«, denn dann wurde man mitgenommen. Und
»was gut« hatte man, indem man »lederte«! Ja,
»ledern« musste man halt. Also, ich erkläre mal
das Ledern noch genauer: das war wie heute
1960
76
beim Auto, zuerst wird gewaschen, dann poliert.
Denn die Holzboote waren im Wasser und
kamen nie raus, anders als heute. Wenn man
dabei behilflich war, da hatte man schon eine
Fahrt gut.
Gab es schon eine Jugendgruppe?
Damals waren wir nur fünf, höchstens acht
Junioren – auweh, wenn du dich da amal
daneben benommen hast, hast a solcherne
Verwarnung gekriegt. Ich erinnere mich noch an
die zwei Münzinger Buben vom Sportgeschäft
Münzinger. Und an einen Brutscher Fritz, die
Eltern haben in München eine Wildhandlung
gehabt.
Wie sah die Segelkleidung vor dem Krieg
aus?
In der Zeit – so nach ‘33 – hatten wir das sogenannte Päckchen – da trug man tagsüber eine
Drillichhose und für abends gab es eine Marinehose mit einem schönen, großen Schlag. Die
Marine war ja das Vorbild. Lange wurden auf
dem Clubgelände Blazer und weiße Mütze
angezogen. Es gab auch eine blaue Mütze für
den Alltag, dazu weiße Segelschuhe. Man
badete auch, aber auf der Terrasse war es üblich,
in der Clubkleidung zu sitzen – nicht in der
Drillichhose. Die Ehefrauen durften zwar mit,
Paradeschiffe des Münchner Yacht-Clubs. Und
Ferdinand Birkner – Onkel Bibi – war ja lange
Kassenwart, ein sehr spendabler Mann. Wenn
wer den Beitrag aus triftigen Gründen nicht
gezahlt hat, dem hat er gesagt: »Ist schon in
Ordnung!« und hat dann selbst mehr gezahlt.
taten dies aber eher selten – man war da eigentlich unter seinen Männerfreunden.
An welche Clubmitglieder aus der Zeit vor
dem Krieg erinnern Sie sich noch?
Gut kannte ich den Hauptmann Leo Keinradl, der
war beim Simpl. Wie er in den Club reinkam,
weiß ich nicht, aber er war einer, der oft im Club
war. Journalisten hatten am Nachmittag in der
Regel Zeit, weil die Arbeit ja vormittags ist. Und
der war ein ganz lieber Kerl. Er ist gesegelt, aber
nicht wesentlich. Damals gab es nur die paar
Yachten, die Rennzwanziger und das Jugendboot. Der kam raus und hat sich einen schönen
Nachmittag gemacht. Dann erinnere ich mich
natürlich noch an den Hans Gruß, den Leiter des
Deutschen Theaters und des Undosa Bades –
der hatte damals das Zimmer im Dachgiebel auf
Lebenszeit.
Der Club hatte ein Vorstandstrio etwa in der
Zeit von 1930 - 1945: das waren Emil Bickel –
sein Sohn Ernst Bickel war Europameister und
Olympiateilnehmer 1936 – also Bickel senior,
Elhard Müller und Carl Schloeder. Die drei, die
hatten den Club in der Hand und es gab auch
keinen Wechsel.
Persönliche Eindrücke habe ich noch von Karl
Beck – dem Vater vom Burschi Beck – der hatte
einen Rennzwanziger. Diese Schiffe waren die
Wie wurde man denn früher Clubmitglied?
In der Zeit vor dem Krieg und auch noch danach,
da wollten viele eintreten. Es war aber elitär,
manche haben wir aufgenommen und manche
nicht. Es war mehr Ordnung da. Die Mitgliedschaft für Neue lief meistens über Freunde und
Bekannte – da wurde man eingeladen und so
weiter. Die Aufnahme richtete sich auch nach
der Spendenfreudigkeit. Eigentlich waren die
Mitglieder hauptsächlich Münchner Unternehmer, nur einer, der fuhr von Nürnberg her. Die
meisten Mitglieder waren eher Geschäftsleute.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit
nach dem Krieg?
Ab 1945 war der Club ja nicht mehr für Mitglieder erlaubt. Einige sind in den Bayerischen
abgewandert, der da noch offen war. Dort ging
der Segelbetrieb weiter. Denn unsere MYC-Villa
ist von den Amerikanern beschlagnahmt worden.
Da war dann nichts mehr los. Bis 1951 hat es
gedauert, bis Leben in den Club reinkam. Für
mich sogar später, denn erst 1949 mit der
Währungsreform konnte man wieder etwas
kaufen, ansonsten nur tauschen. Aus amerikanischer Gefangenschaft wurde ich im Juni 1945
entlassen. Da kam für mich damals zuerst das
Baugeschäft und dann sehr schnell das Studium.
Alle Studenten saßen im Offiziersrock drin, und
es gab als erstes ein Trimester. Erst mal kam
man nicht zum Segeln, erst so 1949 ging das
dann wieder los.
77
Ich war kein Juniormitglied mehr, sondern gleich
richtiges Mitglied. Also die Vorstände waren
Charlie Schmucker ab 1952 und später dann Kurt
Linnebach. Onkel Bibi war Schatzmeister und
der Schriftführer Wilhelm Weishäupl. Und was
ganz anders war als heute: man war sich im Club
einig. – Die Umbauten wurden einfach so
bestimmt.
Gab es auch Frauen, die gerne segeln wollten, oder war das eine reine Männersache?
Es gab Frauen – da fallen mir Ursel Groß und
auch Friedl Mössbauer und Annerl Bauch ein,
und besonders die Ursel Edenhofer, mit der bin
ich schon immer gefahren damals. Dann gab
es eine Familie Hermann in Starnberg – von
Optimol – mit mehreren Töchtern und die älteste
ist auch mit mir gefahren als Vorschoterin auf
meinem Piraten.
Wie hat sich in diesen Jahren die Clubanlage
verändert?
Die Terrasse war früher nur halb so tief. Als
der Hafen durch unsere Firma ausgebaggert
wurde – das war etwa Mitte der 50er Jahre –,
vergrößerte sich die Terrasse durch den
entstandenen Aushub nach vorne. Also, der
Hafen wurde ausgebaggert und die Mitteltreppe
beseitigt – sie war im Weg und auf schlechtem
Untergrund schwer wieder herzustellen. Man
brauchte den Platz einfach zum Segel legen.
Damals haben wir auch den Fahrtweg vom
Parkplatz zum Bootshaus gemacht. Vorher
musste man das Schiff dort, wo jetzt der
Fußweg verläuft quer über die Terrasse ziehen –
an der Küche vorbei – zum Bootshaus hinunter.
Der Wegebau muss vor den 60er Jahren
gewesen sein. Damals wurden auch Bäume
gefällt, ich schätze, das war wohl auch Mitte
78
bis Ende der 1950er Jahre. Schon damals stand
am Hafen vieles: Anhänger und Autos. Es war so
wie heute halt auch – manche haben es gleich
weggefahren und andere es hergezeigt …
Bald haben Werner Künzler und ich den
ersten Kran aufgebaut, was einen größeren
Streit im Club auslöste. Die einen wollten
trailern, die anderen einen schönen Hafen
ohne solche Gerätschaften.
man auch schon Regatten, aber natürlich nicht
so sportlich wie heute. Später, seit Mitte der
50er Jahre gab es hauptsächlich Starboote und
Drachen. Bei den Staren bildete sich eine
größere Clique. Es wurde viel zu auswärtigen
Regatten gereist. Ich selbst hatte mehrere
Regatta-Stare. Zu meinen Vorschotern gehörten
Gigi Senft, Werner Künzler, Heinz Knoblauch und
von der Jugend Norbert Geissler und Stefan
Dietz.
Wie hat sich das Segeln während Ihrer Zeit
verändert?
Die Segler mussten früher ihr Segel noch trimmen, es gab ja nur Tuch und keinen Kunststoff.
Da bist du rausgefahren und hast es erst ins
Wasser reingeschmissen, und dann bist du ein
bisschen gesegelt bei leichtem Wind. Da hat es
dann den Bauch bekommen, den das Segel
brauchte. Und dann hast du die einzelnen Falten
durch Nässen und Segeln wieder herausgekriegt.
Und die Segel hatte man länger oder kürzer – je
nach Geld.
Noch eine kurze Schlussbemerkung?
Es war schön. Obwohl man als Bub mit 13
Jahren natürlich nicht alles wahrnimmt, war für
mich die schönste Zeit im Club von 1933 bis
zum Krieg.
Was lagen denn für Boote im Hafen?
Vor dem Hafenumbau – initiiert und ausgeführt
von Willi Lindner, der stammte aus dem Haus
Uhren Friedrich – lagen die großen Boote nicht
an der Mole, sondern an der Boje. Das waren
teure Schiffe, 30er und 40er Schärenkreuzer.
Es hat aber auch Mitglieder gegeben, die gar
kein Schiff hatten und lieber Vorschoter
machten. Mit diesen großen Schiffen fuhr
79
1933 bis 1945
Die Zeit der »Vereins- und Clubführer«
Ulrich Lietz
In den Jahren 1933 bis 1945 wurde bekanntlich
auch der deutsche Sport von den Nationalsozialisten »gleichgeschaltet« und demokratische
Wahlen der Vereinsvorstände und aller Sportgremien durch ein »Führerprinzip« ersetzt.
Das führte in manchen Vereinen zu schlimmen
Verhältnissen, denn es wurden teilweise Leute
zu Vereinsführern, deren hauptsächliche Qualifikation darin bestand, stramme Nazis zu sein.
Der MYC hatte damals großes Glück:
Emil Bickel, einer seiner Gründerväter, der schon
seit 1928 im Vorstand war und 1929 zum Vorsitzenden gewählt wurde, war der unumstrittene
einzige Kandidat für das Amt des Clubführers.
Am 29. Januar 1934 wurde er von den Mitgliedern einstimmig vorgeschlagen – das durften
sie noch. Die Ernennung erfolgte dann (nach der
notwendigen Zustimmung des NSDAP-Kreisleiters) durch den »Deutschen Reichsbund für
Leibesübungen«.
Ein interessantes Detail: Obwohl die Vereins- /
Clubführer Parteimitglieder sein sollten, trat
Emil Bickel erst 1938 in die NSDAP ein. Dazu
später mehr.
Bis 1945 führte Emil Bickel den MYC und war
»Kreis-Fachamtsleiter für den Starnberger- und
Wörthsee«. Tatkräftig unterstützten ihn seine
bewährten Vorstandskollegen, die ab 1934 von
ihm ernannt werden mussten (Führerprinzip)
und dann »Sachwalter« oder »Beiräte« hießen.
§ 2a
Die Mitgliedschaft des Clubs können ab jetzt nur
deutsche Volksgenossen arischer Abstammung
erwerben. (…) Bisherige Mitglieder verbleiben
im Club.
1934 erfolgte auch eine den NS-Anordnungen
entsprechende Satzungsänderung. Bemerkenswert ist die damals noch mögliche Differenzierung zwischen neuen und langjährigen jüdischen
Clubmitgliedern:
1935 erhielt der MYC eine erste Zwangssatzung.
Und jeder Sportverein wurde verpflichtet, einen
»Dietwart« zu ernennen. Der sollte »Betreuer
deutschen Geistes und deutscher Art der Jetztzeit im Sport« sein.
Die hier als Faksimile abgedruckte Liste
enthält manche auch heute noch im MYC
wohlbekannte Namen.
80
Im Kriegsjahr
1940 wurde
schließlich allen
deutschen Sportvereinen vom
»Nationalsozialistischen Reichsbund
für Leibesübungen
(NSRL)« eine
Einheitssatzung
ohne jeden Bezug
zur Sportart
aufgezwungen.
Zwei Auszüge
sprechen für sich:
§2
Der Verein bezweckt
die leibliche und
charakterliche
Erziehung der Mitglieder im Geiste des
Nationalsozialismus
durch die planmäßige
Pflege der Leibesübungen.
§ 4 Nr. 6
Mitglieder können
nicht Personen sein,
die nicht deutschen
oder artverwandten
Blutes oder solchen
gleichgestellt sind.
Emil Bickel (rechts; bereits seit 1929 erster Vorsitzender) und sein
Stellvertreter Elhard Müller als Wettfahrtleiter
81
82
Die Famile von Rolf Bach war seit vielen
Jahren Seenachbar und Mitglied des MYC.
Er selbst war als begeisterter Segler,
mehrfacher Bootseigner und großzügiger
Mäzen ein hochgeachtetes Mitglied,
bis er 1939 emigrieren musste.
Davor wurde er von den Behörden
gezielt drangsaliert (linke Seite).
Nach Spruchkammer-Unterlagen aus dem
Jahr 1947 waren von 86 ordentlichen MYCMitgliedern nur 22 »Mitläufer«, also NSParteigenossen. Wohl einer der Gründe
dafür: Selbständige Geschäftsleute standen
nicht so unter Druck wie Beamte und
höhere Angestellte.
Auch die Mitglieder
Hanns und Wilhelm Merzbacher
mussten auswandern.
Einige eifrige Nazis gab es aber auch:
Von einem langjährigen Club- und Vorstands-Mitglied wurden im Jahr 1937 Emil
Bickel und andere bei der Geheimen Staatspolizei denunziert und daraufhin eingehend
verhört. Die mutige Reaktion: Der Ältestenrat (entsprach unserem Ehrenrat) schloss
den »Kameraden« auf Antrag des Clubführers aus dem Verein aus.
83
Emil Bickel (1880-1949) war die prägende
Persönlichkeit der Jahre 1930 bis 1945 und in
vermindertem Maße bis 1949. Er fühlte sich als
»Vater des Clubs« und setzte sich mit einem
bewundernswerten Aufwand an Zeit, Geld,
Arbeitskraft, Mut und Nerven für »seinen MYC«
ein. Sein wichtigstes Ziel war stets, mit dem
mitgliedermäßig relativ kleinen MYC sportlich
zu der Spitzengruppe der deutschen Segelclubs
zu gehören. Das gelang auch in fast allen Jahren
seiner Amtszeit dank der Regattaerfolge vieler
guter und reisefreudiger Jollen- und Yachtsegler
im MYC, die – normal in der damaligen Zeit –
zum Teil auch Mitglieder anderer Clubs am See
waren. Einziger Wermutstropfen: Bei den Ausscheidungen für die Olympischen Spiele 1936 in
Kiel hatten die MYC-Spitzensegler in der neuen
Olympiajollen-Klasse kein Glück.
Bobby Koemm, eine der ersten von ganz
wenigen aktiven Regattaseglerinnen im Club,
holte 1938 mit ihrer 22er Nationalen Jolle
»Bobby II« bei Frauen-, aber gerade auch
gemischten Regatten 19 Preise und hielt damit
in diesem Jahr den absoluten Frauenrekord.
Als zweitwichtigste Aufgabe sah Emil Bickel die
Jugendarbeit an. Deshalb legten er und seine
»Sachwalter« stets größten Wert auf aktive
Nachwuchsarbeit. Ein Zeichen der Zeit: Auch
einer Gruppe der »Marine-Hitlerjugend« musste
– obwohl eine Art Konkurrenz zur eigenen –
Gastrecht gewährt werden.
Emil Bickels und seiner Führungsmannschaft
größtes Verdienst war zweifellos das unter
schwierigen Bedingungen gelungene Bewahren
»traditioneller MYC-Werte«, dieser Mischung
von Sportlichkeit und familiärem Zusammenhalt,
MYC Jahresbericht
1938 / 39
84
»Segelabteilung der Marine-Hitlerjugend«
hatte 1934 Gastrecht
verbunden mit bayrisch-gutbürgerlicher Fröhlichkeit. Und das alles auf solidem finanziellen
Fundament dank der vielen großzügigen
Spender.
Als absoluten sportlichen Höhepunkt in den
30er Jahren richtete der MYC die Europameisterschaft 1938 der O(lympia)-Jollen-Klasse aus: Emil
Bickels Sohn Ernst, genannt »Bickus«, hatte die
EM 1937 in Österreich gewonnen, und so hieß
das nächstjährige Austragungsland Deutschland.
Vater Bickel gelang es, für den Starnberger See
und den MYC den Zuschlag für die Durchführung
zu erhalten. Allerdings unter einer Bedingung
seitens der NS-Sportführung: Der Clubführer
Bickel musste NSDAP-Mitglied sein. (Da prüfe
sich jeder selbst …) Bickel trat jedenfalls in die
Partei ein, und es fand eine großartige EM statt
– mit Sohn Ernst als erneutem Europameister.
(folgende Seite)
Ernst Bickel, Europameister in der O-Jolle
1937 und 1938
85
Bobby Koemm, erfolgreichste Seglerin
der Kriegsjahre, segelte die
22er Nationalen Rennjollen J 470 und J 472
Z-Jollen
während einer
Wettfahrt
beim Runden der
Leetonne
(Z 416 »Nitty II« von
Michael Winter)
88
Der Zweite Weltkrieg brachte ab Sommer 1939
immer mehr Mitgliedern die Einberufung zum
Militär. Von den 150 ordentlichen Mitgliedern
waren im Frühjahr 1942 38 und im Jahr 1944
ca. 60 MYC-Segler bei der Wehrmacht.
Gefallene MYC-Mitglieder 1939 - 1945
Ernst Bickel
Rudi Hannamann
Willy Leibold
Karl Lentz
Max Reitsamer
Regatten wurden von den Daheimgebliebenen
zunächst wie bisher und später unter »kriegsmäßig vereinfachten Regeln« gesegelt.
Ab 1943 war dann auch damit Schluss und
außerdem gab es ein absolutes Versammlungsverbot für Vereine. Fast alles hing seinerzeit am
Clubführer, wenigen Helfern und dem Bootsmann.
Schließlich kam im Herbst 1943 die Beschlagnahme des Clubhauses und ab 1944 wohnten
dort ca. 20 Flakhelferinnen, dazu drei MYCMitglieder, die sich um den Clubbesitz sorgten
(und den Bombenangriffen in München entfliehen wollten). Es waren Fredl Bauch, Emil
Bickel und Joseph Geither, die auch am 1. Mai
1945 nachmittags die Spitze der einrückenden
US-Truppen empfingen.
Einladung
zu Beginn der »Segelsaison« 1944
89
Maler, Schreiber, schnelle Schiffe
Künstler und der Münchner Yacht-Club
Eva und Hans Wieser
Der Münchner Yacht-Club mit seinem herrlichen
Gelände hat immer wieder Maler inspiriert, allen
voran unser langjähriges Mitglied Harry Schultz.
Harry Schultz
(*1874 Elbing / Westpreussen †1958 Hausham
bei Miesbach)
Harry Schultz war seit 1915 Mitglied im MYC,
später dann Ehrenmitglied. 1953 stiftete er den
Harry-Schultz-Preis für
Drachen. Er besuchte
die Kunstakademie in
Königsberg und ging
dann nach München,
um bei Lenbach,
Leibl und Böcklin zu
studieren. Immer
wieder beschäftigt er
sich in seinen Bildern
mit unserem Clubgelände. Viele seiner Seglerbilder stellte Harry
Schultz als Regattapreise zur Verfügung, er hat
aber wohl auch für verschiedene Clubmitglieder
im Auftrag gemalt. Sein pastoser leuchtender
Farbauftrag und der flotte lockere Pinselstrich
lassen uns seine Bilder wie Momentaufnahmen
eines schönen Segeltages am Wasser oder an
Land erscheinen.
90
»Ansicht des MYC vom See aus«
ca. 1927
Links ist die Z 296 (»Bibi IV«) zu sehen, ein
Schiff der 20qm Rennklasse unseres legendären
»Onkel Bibi«, Ferdinand Birkner.
Die große weiße Yacht im Vordergrund ist der
40er Schärenkreuzer R29 »Maendy II« unseres
altvorderen langjährigen Schatzmeisters
Carl Schloeder (†1952).
91
»Hans Gruß«
Ehrenmitglied Hans Gruß (1883 bis 1959) war
der Mäzen des MYC, dem das Grundstück und
der Bau des alten Bootshauses besonders zu
verdanken ist. Er war ein überragender und
begeisterter Segler, der mit seinen Booten,
darunter »Seehund IV und V« sowie der Yawl
»Flevo«, für den MYC viele Preise errungen hat.
Mit engem Kontakt zu namhaften Künstlern
aus dem In- und Ausland war Hans Gruß in den
20er Jahren ein umtriebiger Impresario. Als
Besitzer des Undosa-Seerestaurants baute er
mit erheblichem finanziellen Aufwand 1925
den Undosa-Festsaal. Der sogenannte »GrußPavillon« war für den MYC stets ein Ort
rauschender Feste.
Zu seinem Imperium gehörte auch das
»Deutsche Theater« und die berühmte Kunstbühne »Bonbonniere« in der Nähe des Hofbräuhauses in München, wo der MYC gerade auch
im Winter großartige Faschingsbälle zusammen
mit dem Wassersportkartell feierte.
Wegen »reaktionärer Tendenzen« musste Hans
Gruß 1935 unter dem Druck der politischen
Verhältnisse die Leitung des Deutschen Theaters
abgeben. Bis zu seinem Ableben 1959 blieb
er stets als vorbildlicher Sportsmann und
unersetzlicher Förderer dem Club verbunden.
Ohne sein Wirken hätte der MYC in seiner
heutigen Prägung nicht entstehen können.
92
»Bootssteg im MYC«
Das Bild gehört Hans Fach. Es zeigt im
Vordergrund die »Wetterhexe IV« (15qm
Wanderjolle) seines Vaters Max Fach und
im Hintergrund dessen alte O-Jolle.
Die Eltern von Hans Fach sind vorne im Boot
und auf dem Schwimmsteg ist das Ehepaar
Dr. Kallhardt zu sehen. Das Bild entstand Ende
der 30er Jahre nach Angaben von Hans Fach.
93
»45 Nationaler Kreuzer P34«
ca. 1928
Die »Frechdachs II« von Adolf
Neustätter fährt nach Süden,
Starnberg liegt bereits hinten ihm.
Ganz rechts ist ein altes FahrgastDampfschiff zu erkennen.
»Blick auf den Jollenhafen
im MYC«
So sah der Abgang der ehemaligen
Mitteltreppe seit 1921 aus. Ein
schattiges Plätzchen war immer
gefragt.
Mehrere der mit Geranien
bestückten typischen Blumentöpfe
befinden sich noch heute auf dem
Gelände.
»Blick von der Terrasse«
Das windgeschützte Plätzchen
am Bootshaus lädt auch heute
noch zum Verweilen ein.
94
»Jollenhafen im MYC«
ca. 1935
An der Mole des kleinen Hafens liegt
eine 22qm Rennjolle.
Der blaue Sommerhimmel spiegelt
sich im leuchtenden Blau des Sees
und die Kumuluswolken verheißen
zwar schönes Wetter, aber wie man
sieht, nur wenig Wind.
»Hafenbetrieb im MYC«
Ende der 30er Jahre
Am Badesteg wird eine Olympiajolle aufgetakelt,
der Mann im Boot legt offensichtlich auch bei
Badewetter wert auf korrekte Seglerkleidung,
wie dies damals üblich war.
95
Wilhelm Trübner
(*1851 in Heidelberg †1917 in Karlsruhe)
Wilhelm Trübner wohnte in den Jahren 1911
und 1912 in der damaligen »Villa Goes«,
vormals »Villa Holz«. Als Impressionist stand
die Erfassung des schnellen Wandels von Licht,
Schatten und Farbe im Zentrum seines
künstlerischen Schaffens.
Grundstück und Villa waren vom Vorbesitzer
Hermann Holz zwischenzeitlich in das Eigentum
von Wilhelm Goes übergegangen, gebürtiger
Bamberger, später Rentier aus Milwaukee.
Trübner schuf hier eine Reihe von Landschaftsund Genrebilder, unter denen wir unschwer
auch unser Clubhaus erkennen können.
»Villa Goes«
ca. 1911
Blick nach Osten, an der Südseite des heutigen
Clubhauses vorbei.
98
»Villa Goes«
ca. 1911
Mit Blickrichtung nach Norden sehen wir
die südwestliche Kante unseres heutigen
Vereinsgebäudes für kurze Zeit im hellen
Sonnenlicht aufleuchten.
Am Bach im Vordergrund haben praktisch alle
Generationen unserer Clubkinder ihre Dämme
gebaut – und bauen sie auch heute noch.
99
»Balkonzimmer
am Starnberger See«
ca. 1911
Wir sehen das südöstliche Balkonzimmer im ersten Obergeschoss
unseres Clubhauses mit Blick zur
Seeseite, die Sonne steht noch
im Nordosten.
Insbesondere die Balkontüre mit
ihren Füllungen sowie die Sprosseneinteilung der Fenster sind in allen
Teilen heute noch erhalten.
Sobald sich die Balkontüre öffnet,
wie auf nebenstehendem Bild
gezeigt, verrät die Kontur der
hölzernen Balustrade am Haus.
»Balkonzimmer am Starnberger See«
ca. 1912
Trübner dürfte ca. ein Jahr später dasselbe
Motiv noch einmal gemalt haben, Teppich
und Spiegel sind ausgetauscht, sonst ist alles
unverändert, selbst die Schuhe stehen noch da.
Der Schattenwurf zeigt, dass die Sonne hier
ein gutes Stück weiter von Süden einfällt. Das
Raumlicht und der momentane Farbeindruck
(»Impression«) haben sich dadurch deutlich
verändert.
100
101
Edward Cucuel
(*1875 in San Francisco †1959 in New York)
Ab 1918 malte Edward Cucuel auf einem
versteckt gelegenen Grundstück am See im
südlichen Starnberg.
Er arbeitete, wie Fritz von Ostini in seinem Buch
über Cucuel (ca. 1920) berichtet, »in einem
Garten mit Baumgruppen, Bootshütte, kleinem
Hafen, Landungssteg und Gebüschen, die es
ihm möglich machten, seine Modelle unbelästigt
zu malen.«
Ostini berichtet weiter: »Nicht weit davon hat
ein Yacht-Club Hafen und Clubhaus und auf dem
blausilbernen Wasser kreuzen zu jeder Tageszeit
ungezählte Boote mit weißen Segeln«. Wie wir
heute wissen, war dieser Yacht-Club der MYC
und der Garten das nördlich vom MYC gelegene
sog. Steininger Grundstück.
Cucuel war mit dem Münchner Kommerzienrat
Dr. Hermann Steininger befreundet. Gern war er
im Sommer bei ihm zu Gast, dann malte er dort
ungestört. Cucuel schätzte die Lichtverhältnisse
des Starnberger Sees in seinen Wolkenspiegelungen und den Farbschattierungen
des Uferbereichs ganz besonders. Er fing die
Stimmungen mit unverkennbar breitem Farbauftrag und hellen leuchtenden Farben ein.
Die älteren Clubmitglieder können sich sicher
noch an die alte Villa Steininger auf dem
heutigen »Steininger Grundstück« erinnern,
dass Hermann Steininger 1969 dem Club zum
Kauf anbot, was die Mitgliederversammlung
damals jedoch ablehnte. 1989 brannte die alte
Villa dann teilweise ab und ein Jahr später
wurde sie abgerissen.
102
»Kahnpartie«
Das Wasser scheint
schon etwas frisch zu
sein und muss erst
geprüft werden, die
Blätter zeigen die
erste Laubfärbung.
Perspektive vom
Steininger Grundstück
aus nach Süden.
103
»Dame am Steg«
Die Dame beobachtet das Abtakeln
der Schiffe vor dem Einlaufen in
den MYC. Der Himmel hat sich
bewölkt, der Wind frischt auf, der
Strohhut wird sicherheitshalber in
der Hand gehalten.
104
»Starnberger See«
ca. 1920
Im Vordergrund rechts ist unser Bootshaus zu
erkennen, mit dem seitlichen Anbau nach
Norden und dem Flaggenmast.
Auch diese Bilder zeigen eine Perspektive vom
Steininger Grundstück nach Süden.
105
Toni Schönecker
(*1.11.1893 in Falkenau / Eger
†2.11.1979 in Wangen / Allgäu)
Toni Schönecker war ein sehr vielseitiger
Künstler, der insbesondere als Aquarellist,
Zeichner, Buchillustrator und Freskant
bekannt geworden ist.
Nach seinen Gesellenjahren war er beim
Hoffotografen Grainer in München tätig und
studierte 1919 - 1923 an der Akademie der
bildenden Künste in München. Seine Bilder
über das Regattageschehen im MYC sind
Aquarelle, die als Lithographien in den
Monatsheften des Verlags Velhagen &
Klasing in den Jahren 1928 / 29 veröffentlicht
wurden.
»Vor der Regatta«
Blick vom Balkon des alten Bootshauses
auf den Beiboothafen.
Gezeigt wird die Ausfahrt zur Regatta, die sich
in seiner angespannten Betriebsamkeit in Nichts
vom Auftakeln und Auslaufen in heutiger Zeit
unterscheidet.
In der Bildmitte ist die 15qm Rennjolle M 685
zu sehen, deren Eigner ab 1952 die Herren
Dr. Ubrig / Hausner gewesen sind.
106
»S-Bootregatta vor dem MYC«
ca. 1928
Der Flaggenmast des MYC mit
Flaggengala und Clubstander ist
deutlich zu erkennen.
Schönecker hat hier eine
Sonderklassen-Regatta vor dem
MYC festgehalten.
Der Steg in der Bildmitte ist
auf alten Fotografien noch zu
sehen.
»Start der Rennkreuzer«
ca. 1927 / 28
Hier kämpfen 30qm Schärenkreuzer um gute
Startpositionen. X 21 »Puck« gehört später
A. Brunnthaler und heute als G 21 »Pan Mir«
unserem Mitglied Martin Wibbels
107
»Mittags-Flaute
vor dem MYC«
Wie bei vielen
Regatten lässt der
Wind auch mal nach,
betroffen sind hier die
40er Schärenkreuzer.
R49: »Fritzl II«,
Eigner: Alfred Bauch
R51: »Carmen IV«,
Eigner: Franz Förg
R40: »WALDI«, Eigner
ab 1939: W. Diecks;
ab 1952: Kurt Geissler
»Jeagried«
»Scharfer Luvkampf«
Nach der Mittagsflaute kommt endlich
Regattawind auf und es entwickelt sich
ein scharfer Luvkampf.
108
»An der Wendeboje«
Nach der (letzten)
Wendeboje geht’s auf
die Zielkreuz.
Auf diesem Bild sind
die 22qm und die
20qm Rennjollen zu
sehen, die Segelnummern konnten
aus den MYC-Annalen
nicht mehr zugeordnet
werden.
»Mit schützenden Persenningen verdeckt
liegen die Jollen am Steg«
1929
109
Robert Franz Curry
(*1872 in Boston †1955 in Riederau am
Ammersee)
Robert Franz Curry, der Onkel von Dr. Manfred
Curry, auf den später noch genauer eingegangen
wird, war Anfang der 30er Jahre mit seiner
22qm Rennklasse »Anitra« Mitglied im MYC.
Er malte – ganz unseglerisch – Bilder von
Landschaften und Tieren, außerdem war er ein
beliebter und gesuchter Portraitist. Sein Neffe
Dr. Manfred Curry übernahm später sein Schiff
»Anitra«, nachdem Robert Franz Curry nach
Oberstdorf gezogen war.
Titel
des Jahresberichts
1924
110
Rudolf (Rolf) Dix
Über unser Clubmitglied Rudolf Dix ist nicht
viel in Erfahrung zu bringen. Als Kaufmann und
Kunstmaler wurde er 1915 ordentliches Mitglied
des MYC. Nach seinem Wegzug nach Berlin
1919 blieb er jedoch bis 1925 dem Club noch
als auswärtiges Mitglied erhalten und engagierte
sich bis 1924 als Leiter der Jugend.
Als talentierter Künstler entwarf er für den
ersten Jahresbericht 1924 ein Deckblatt. Seine
Signatur ist unten rechts gut zu lesen. In
Verehrung der großartigen Leistungen von Hans
Gruß für den MYC ist dessen 40er Renner
»Seehund IV« (R11) in voller Fahrt dargestellt.
Rudolf Stark
(*11. Februar 1897)
Auch zu Rudolf Stark gibt es nur wenige
Hinweise. Am Ende des vorletzten Jahrhunderts
geboren, diente er im ersten Weltkrieg als
Flugzeugführer der bayerischen Fliegerabteilung
(A) 296. Seine Kriegseindrücke beschrieb er
in einem Fliegertagebuch, das er mit vielen
eindrucksvollen Bildern illustrierte. Er war nicht
nur ein guter Erzähler, sondern vor allem auch
ein sehr guter Maler, wie auf den nachfolgenden
Aquarellen, die Ansichten aus dem MYC zeigen,
zu ersehen ist.
»Start der Sonderklasse vor dem Bootshaus«
Die auf dieser Seite abgebildeten Werke waren
Illustrationen für die Zeitschrift »Die Yacht« aus
dem Jahr 1923 (Jg. 20 / 6, S. 89 f).
»Durchblick im Bootshaus«
111
Friedrich Wilhelm Pfeiffer
(*1822 in Wolfenbüttel †1891 in München)
Felix Schwormstedt
(*1870 in Hamburg †1938 in Schwerin)
Bereits lange vor der Gründung des MYC hatten
namhafte Künstler die reizvolle Lage unseres
späteren Clubgeländes erkannt, so auch Friedrich
Wilhelm Pfeiffer.
Felix Schwormstedt studierte in Karlsruhe und
München, dort war er Schüler von Carl v. Marr.
Er arbeitete als Buchillustrator und Graphiker
u. a. für die Hapag und den Norddeutschen
Lloyd, im Weimarer »Bauhaus« war er um
1920 tätig.
Bald nachdem der Maler und Fotograf
Hermann Holz das Grundstück erworben und
sich die kleine Villa 1864 errichtet hatte, malte
sein Schwager Friedrich Wilhelm Pfeiffer das
idyllische Genre mit Villa, Bootshäuschen
und Fahnenmast vom See aus. Das Gemälde
stellt das erste bekannte Bild unseres späteren
Clubhauses dar. Es ist zu Beginn des Kapitels
»Das Ambiente des MYC« im vorliegenden
Buch (S. 28) zu finden.
Dieses Bild lebt von Helldunkelabstufungen.
Felix Schwormstedt wurde für diese Technik
der Grisaillemalerei berühmt
Das Original hängt im Clubraum des MYC
– ein Geschenk von Ulrich Lietz an den Club
zum Ende seiner Präsidentschaft 1986
112
»Start der Sonderklasse in der Verbands-Wettfahrt
des Münchner Yacht-Club e. V. vor Kempfenhausen
am Starnberger See am Sonntag, dem 20. Juli 1919«
Die Wettfahrt fand anlässlich der feierlichen Einweihung
unseres neuen Clubhauses statt.
113
Auch bedeutende Literaten konnte der MYC in
seinen Bann ziehen. Hier ist allen voran unser
Gründungsmitglied Georg Queri zu nennen.
Georg Queri
(*1879 Frieding bei Andechs †1919 in München)
Georg Queri, einer der Gründerväter des MYC,
wurde am 30. April 1879 in Frieding bei Andechs
geboren. Dadurch, dass er schon in jungen
Jahren nach Starnberg kam und dort auch zur
Schule ging, hatte er immer einen besonderen
Bezug zu dieser Stadt. Er war Schriftsteller,
Journalist, Volkskundler und arbeitete
als Redakteur u. a. für
den Starnberger Landund Seeboten, die
Münchner Neuesten
Nachrichten, den
Simplicissimus und die
Zeitschrift »Jugend«.
Von Queri stammen
zahlreiche bayerische Mundartdichtungen, wie
das »Bayernbuch«, »Kraftbayerisch« und das
seinerzeit bekannte Singspiel »Matheis bricht’s
Eis«, das in Starnberg nach 1918 mit
großem Erfolg gespielt wurde.
Obwohl Georg Queri als Mitglied des MYC
journalistisch dem Wassersport und da
besonders dem Segeln immer große Aufmerksamkeit zukommen ließ, gibt es kaum Hinweise
über sein Verhältnis zum MYC. Sicher ein Grund
dafür ist, dass Georg Queri den Segelsport
selber wohl nur mit größten Mühen hat ausüben
können, da er Zeit seines Lebens an einer
schweren Sportverletzung aus seiner Jugend
litt, die ihn in seiner Bewegung beträchtlich
einschränkte. Er konnte zwar noch die
Einweihung des neuen Clubhauses miterleben,
starb aber wenig später – viel zu früh – am
21.11.1919 in München.
114
Viktor Mann
(*1890 in Lübeck †1949 in München)
Viktor Mann war der jüngere Bruder von Heinrich
und Thomas Mann. Er kam mit seiner Mutter
und den Schwestern Ende des 19. Jahrhunderts
von Lübeck nach München, wuchs in Schwabing
auf und studierte Landwirtschaft in Weihenstephan. Seine berühmten und wesentlich
älteren Brüder waren bereits eigene Wege
gegangen.
Viktor Mann trat 1924 in den MYC ein. Schon
bald nahm er sehr aktiv am Clubleben teil und
war 1928 als Mitglied
des Vorstands
Hausverwalter und
1930 erster Beisitzer.
Ab 1930 gehörte
er auch der
Baukommission an,
die den erneuten
An- und Umbau des
Clubhauses leitete.
Er schrieb immer wieder Beiträge für den MYC,
beispielsweise für die Jahresberichte 1931
und 1932.
»Ein Freund hatte Nelly (meine Frau) und
mich als Gäste bei einem der Segelclubs am
Starnberger See eingeführt, und schon der erste
Blick vom hochgelegenen Clubhaus auf den
Yachthafen mit seinen Molen und Bojen hatte
die alte magische Verbundenheit mit dem
Element aufs neue erweckt.
Der Club nahm mich als Mitglied auf und ich
verbrachte nun jedes Wochenende draußen,
wurde unter der Leitung eines scharfen
Steuermannes in hartem Training ein Rennsegler
und fühlte mich in der Gesellschaft der neuen
Kameraden, die süddeutsches Wesen mit Liebe
zum Seemännischen verbanden, außerordentlich
wohl. Die Abende im Clubhaus waren von jener
herzhaften Geselligkeit und Fidelität erfüllt,
die mich immer angezogen hatte, und die
gesellschaftliche Struktur des Clubs aus
Kaufleuten und Künstlern, Juristen und
Ingenieuren, Studenten und Großunternehmern
ergab eine anregende Vielseitigkeit im Rahmen
der gemeinsamen Liebhaberei.«
Auf großen Festen, wie den Seglerbällen im
Undosa und in diversen Lokalitäten in München,
die Hans Gruß für den MYC ausrichtete, hielt
er launige Damenreden und war außerdem
berühmt für sein Talent, Spenden für das
Clubhaus einzutreiben. Sein Spitzname war
»Vigo«. Das passte gut zu seiner Funktion als
Musikant in der clubeigenen Hauskapelle, die
sich in den 20er Jahren zusammengefunden
hatte. Sie spielte auf Siegesfeiern und zu allen
Höhepunkten der Saison. Viktor Mann blieb
über die amerikanische Besatzungszeit hinaus
bis zu seinem Tod 1949 Mitglied im MYC.
Der Familientradition folgend, war auch er
schriftstellerisch tätig und verfasste kurz vor
seinem Tod seine bekannte Autobiographie
»Wir waren fünf«, ein Bildnis der Familie Mann,
in dem er rückblickend den MYC sehr treffend
charakterisierte:
115
Dr. Manfred Curry
(*1899 in München †1953 in Landsberg a. Lech)
Dr. Manfred Curry, der 1929 als ordentliches
Mitglied in den MYC eintrat und bis Ende der
30er Jahre dem Club angehörte, war einer der
erfolgreichsten Segler der Vereinsgeschichte. Er
segelte mit seiner 20qm Rennklasse »Aero« auf
allen erreichbaren Seen und errang allein mit
diesem Schiff 1932 für
den MYC bei 26 Starts
29 Preise.
Außerdem war er
Eigner der »Pussycat«, einer 10qm
Rennklasse und später
der »Aera II«, einer
22qm Rennklasse.
Er stiftete 1929 den
Dr. Manfred Curry-Preis, der in den folgenden
Jahren mehrfach vor dem MYC ausgesegelt
wurde. Insgesamt beteiligte er sich – so ist es
überliefert – in seiner Seglerlaufbahn an etwa
1400 Regatten, die er größtenteils gewann.
Wie in den Bootslisten des MYC zu lesen ist,
übernahm er später auch die 22qm Rennjolle
»Anitra« seines Onkels Robert Franz Curry sowie
die Sonderklasse »Marion« seines Vaters
Dr. Charles Curry.
Immer auf der Suche nach Möglichkeiten des
schnelleren Regattasegelns führte er viele
Versuche durch, um Segelprofile zu verbessern
und Strömungsverhältnisse zu optimieren. Er
erfand u. a. die »Curryklemme« – für Segler
längst unentbehrlich zum Festklemmen und
Belegen einer Schot.
Dr. Manfred Curry betätigte sich auch
als erfolgreicher Schriftsteller und schrieb
zahlreiche Bücher über das Thema Segeln:
Die bekanntesten darunter sind: »Die
Aerodynamik des Segels« und die »Kunst
des Regattasegelns« (1925), »Regattataktik
in Frage und Antwort« (1932), »Regatta-Segeln.
Die Aerodynamik der Segel.« (1949).
Er war bekannter Arzt und Wissenschaftler für
Radiästhesie und Bioklimatik, der zahlreiche
Werke über bioklimatische Themen verfasste.
Seine Klinik und seinen Wirkungskreis hatte er
bis zu seinem Tod 1953 in Riederau am
Ammersee.
Ab 1930 waren auch sein Vater Dr. Charles Curry
mit seiner Sonderklasse »Marion« und – für
kurze Zeit – auch sein Onkel Robert F. Curry, ein
bekannter Landschafts-, Tier- und Portraitmaler –
Mitglieder im MYC. Dr. Charles Curry starb 1935,
so steht es in den Annalen des MYC, während
einer Regatta an der Pinne seiner Yacht.
116
Ohne jeden Anspruch, alle Maler und Literaten
rund um den MYC vollständig erfasst zu haben,
soll doch ein ganz besonders verdienstvolles
Mitglied unseres heutigen Clubs in die Reihen
der Literaten aufgenommen werden. Dieses
Mitglied ist bei bester Gesundheit und soll es
noch lange bleiben, wir meinen unseren
»Regelpapst« Uli Finckh.
Uli Finckh
(*2.8.1945 in München)
Uli Finckh begann sehr früh, sein Sachwissen in
eine Vielzahl von Segel-Lehrbücher einzubringen
und sich um die seglerische Ausbildung der
Jugend zu kümmern. Er analysierte Schiedsrichter und Wettfahrtleiter und multiplizierte
seine Erkenntnisse in Form von praktischen
Anleitungen und
Ausbildungsveranstaltungen.
Er wurde als Nachfolger von Norbert
Geissler Mitglied im
Wettsegelausschuss
des DSV und
avancierte zum
»Deutschen Regelpapst«. Die jahrelange Mitarbeit im Vorstand
des BSV als Wettsegelobmann darf hier nicht
unerwähnt bleiben. Uli Finckh hat sich in
nationalen und internationalen Seglerkreisen
einen hervorragenden Namen gemacht. Seit
kurzem ist er auch internationaler Schiedsrichter
(Umpire).
Am bekanntesten – und allen Optiseglern
bestens geläufig – ist Finckhs »Alles über
Regattaregeln«. Wer sich noch genauer
informieren will, kann auf der Homepage
von Uli Finckh (www.finckh.org) eine Vielzahl
weiterer Hinweise und Beiträge finden.
117
Sechs lange Jahre
Von der Besetzung am 30. April 1945
bis zur Freigabe am 23. Oktober 1951
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Die Amerikaner besetzen den Club
Als am 8. Mai 1945 die Kapitulation Deutschlands erfolgte, war die friedliche Übergabe des
Landkreises Starnberg an die Amerikaner bereits
abgeschlossen. Schon am Montag, dem 30. April
1945 marschierte die 7. US Armee (22. Infanterie
Regiment) auf dem Tutzinger Hof Platz ein. Um
15.30 Uhr ging der II. Weltkrieg für Starnberg
kampflos zuende.
Noch am selben Tag mussten viele Bewohner
ihre Privathäuser räumen, weil die US-Soldaten
dort für die Folgezeit Quartier nahmen. Zu
diesem Zeitpunkt – und das schon seit November 1943 – war der erste und zweite Stock des
MYC-Hauses von der Deutschen Wehrmacht
beschlagnahmt und vom Stab der Flak-Scheinwerfer Abteilung, F. Nr. L 25 088 belegt. So
erwarteten 26 Flak-Mädchen zusammen mit
dem Gründungsmitglied und langjährigen
Vorsitzenden des MYC (1929 - 1948) Emil Bickel
und seiner Frau, sowie den Wirtsleuten Angerer
und den Familien der Clubmitglieder Josef (Jo)
Geither (Mitglied seit 1936) und Alfred Bauch
(Mitglied seit 1924), die umständehalber seit
geraumer Zeit aus München kommend in ihren
Clubzimmern ständig wohnten, das Eintreffen
der Alliierten.
Eine Auto-Instandsetzungsabteilung der Amerikaner erreichte als erstes Truppenkontingent das
Gelände des MYC am 1. Mai, besetzte die Villa
und beschlagnahmte alle etwa 40 Boote und
Yachten. Wenige Stunden später war das ganze
Anwesen zugeparkt mit Autos, die überall auf
dem weichen Boden tiefe Fahrrinnen hinterließen. Das Bootshaus wurde von der Mannschaft belegt. Im alten »Koemm-Zimmer« (Paul
Koemm, Mitglied seit 1934) des Clubhauses
118
nahm der Kommandant der Abteilung sein
Quartier. Wider Erwarten brauchten vorerst
weder die Flakmädchen noch die Wirtsleute und
die Clubmitglieder das Haus verlassen. Deshalb
erlebten sie in den folgenden Tagen mit, wie
Besatzungssoldaten, durchziehende Flüchtlinge,
und aus einem Starnberger Gefangenenlager
befreite polnische Häftlinge, Kriegsgefangene
und Zwangsarbeiter die dreitägige Plünderungsfreiheit nutzten, um alles, was im Bootshaus
verwendbar war, insbesondere wegen der
winterlichen Witterung warme Kleidung, wegzutragen. Manche nahmen einfach eins der vorhandenen Boote und segelten mit ihrer Beute
davon. Auf diese Weise kam nach und nach ein
Teil des Schiffsbestandes abhanden. Kleinere
Wasserfahrzeuge wurden einfach auf Lastwagen
geladen und weggefahren. Anton Dreher (18831958), Inhaber der Bootswerft Rambeck und
ebenfalls Gründungsmitglied des MYC, äußerte
sich denn auch in einem Brief vom 21.9.1945 an
Emil Bickel besorgt wegen der Verluste und der
angerichteten Schäden an den Booten während
der ersten Monate der Besatzung. Gleichzeitig
kündigt er an, am Ende der Sommersaison 1945
eine große Suchaktion vermisster Yachten auf
dem See starten und alle noch auffindbaren
Boote für die Eigentümer in seiner Werft sammeln zu wollen. Aber 1947 musste Emil Bickel
feststellen, dass wohl nicht alle Boote, so sie
überhaupt noch vorhanden waren, je wieder in
den MYC zurückkommen würden. Denn etwa
ein Drittel war verschwunden oder vernichtet.
Nach einem neuerlichen Wechsel der Truppenkontingente beschlagnahmte am 25.5.1945
der nunmehr verantwortliche amerikanische
Captain John Williams das Clubgelände und
den verbliebenen Schiffsbestand.
Umgehend gab er
Anweisung, dass das
Anwesen noch in der
selben Nacht von allen
Deutschen geräumt
werden müsse. Fortan
war sowohl allen
MYC-Mitgliedern
als auch jeglichen
deutschen Zivilisten
der Zutritt zum Grundstück verboten. Mutwillige Zerstörung und
verstärkte Plünderungen folgten. Segelzubehör aber auch
Pelzmäntel, Kleider
und Wertgegenstände,
die bisher noch sicher
in den Schränken der
Privatzimmer aufbewahrt werden
konnten, sowie das
Mobiliar aus den
Aufenthaltsräumen
wurden entwendet
und ruiniert. Selbst die
Zaunlatten dienten
den neuen Hausherren
als Heizmaterial.
Da der Hafen vor dem
Bootshaus des MYC
nur ein kleiner Beiboot- und Jollenhafen
war, kam er für die
Segelausflüge der
Amerikaner nicht in
Betracht.
Beschlagnahme-Bestätigung der US-Armee
durch Captain John F. Williams sowie
deren Abschrift (unten) vom 25. Mai 1945
119
Das Clubhaus hingegen fand rege Verwendung.
In den nächsten Wochen und Monaten der Jahre
1945 / 46 erfolgte dort ein ständiger Wechsel
amerikanischer Truppenteile. Im Herbst 1945
befand sich im Haupthaus die Offiziersmesse
des XX. Corps Rear Echelon. Im Winter 1945 / 46
lebten in den Zimmern immer wieder Musiker
vom amerikanischen Club. Gleichzeitig diente
das Gebäude als Unterkunft für durchreisende
Varieté Angehörige und weibliche Soldaten. Eine
Zeit lang war der Club »Verpflegungsküche« für
eine weitere Formation amerikanischer Soldaten.
Nach einer erneuten Truppenablösung im
Frühjahr 1946 wurde der Starnberger See
unter Erfassung sämtlicher Segelvereine zum
Erholungsgebiet für die Besatzungstruppen
erklärt und Rest-Center der 9. Infanterie Division.
Insgesamt war geplant, 2000 Soldaten nach
Starnberg als Erholungsort der Amerikaner
wechselweise zu beordern. Hierfür sollte auch
das Seglerheim des MYC gereinigt und anschließend dort Platz geschaffen werden. Das
sah so aus, dass aus den Zimmern die noch
verbliebenen Überreste der Einrichtung und
die letzten persönlichen Gegenstände der Clubmitglieder ausgeräumt, im Vorgarten zusammengetragen und angezündet wurden. Aufenthaltsräume wurden zum Speisekasino für die Offiziere des 20. Corps bestimmt. Die Zimmer dienten
nun als Durchgangsunterkunft für Messepersonal
und Zivilangestellte. Im Nebenhaus wohnte der
Direktor der Messe Leroux (Franzose) mit seiner
Familie, außerdem eine algerische und irakische
Küchenhilfe. Das kleine Haus war kostenfreier
Wohnraum für die Angestellten. Im Sommer
1946 mehrten sich zwar die Gerüchte, die
9. Division solle abgezogen werden, trotzdem
blieb der Starnberger See Erholungsgebiet.
120
Die Hoffnung auf eine baldige Beendigung der
Beschlagnahmung des Clubs erfüllte sich nicht,
denn gegen Jahresende trat die 3. US Armee
Rest Center unter LT. Patton in alle
Verbindlichkeiten ein.
Ab Mai 1947 wurde das Clubgelände von den
Soldaten der Wasserpolizeistation benutzt. Für
das Holzbootshaus und den Jollenhafen hatten
die Amerikaner weiterhin keine Verwendung.
Alle Boote und Yachten, soweit noch vorhanden,
waren beschlagnahmt und entweder in der
Rambeck-Werft untergestellt oder in den BYC
überführt worden. Sie wurden der Property
Controll No.18 in Starnberg übergeben, damit sie
dort mit Beginn der Segelsaison für Ausflüge der
amerikanischen Soldaten auf dem See bereitstanden.
Offiziell mietete das Rest Center durch Property
Control in der Militärregierung für Bayern von
den Besitzern die Schiffe. Trotzdem zeigten
die amerikanischen Soldaten zumeist kein gesteigertes Interesse, pfleglich mit den beschlagnahmten Booten umzugehen. Um ihrer mutwilligen Zerstörung Einhalt zu gebieten, und da
die Segelunternehmungen der amerikanischen
Soldaten nicht selten tödlich endeten, vermochte
der Präsident des BYC Dr. Fritz Hirschberger die
Amerikaner dazu zu überreden, doch die deutschen Eigner als Begleiter und Bootsführer einzusetzen. Sofern die Yachten der Mitglieder des
MYC im BYC untergebracht waren, profitierten
diese gleichermaßen von dieser Vereinbarung.
So konnten sie wenigstens das schlimmste
Unheil für ihre Schiffe verhindern. Diese
Möglichkeit nutzte auch das Clubmitglied Josef
Geither. Er überließ sein Motorboot und seinen
30er Schärenkreuzer »Admiral« der Stadt-
kommandantur unter dem Kommandanten der
US-Militär- und Zivilverwaltung Captain Henry
Paisley und dem Polizeichef von Starnberg John
Smith zur persönlichen Verfügung. Gleichzeitig
bekam er die Auflage, diese Amerikaner nach
Wunsch auf dem See herumzufahren. So war
es ihm möglich, seine Schiffe weitgehend vor
Verlust und Zerstörung zu retten. Seinen guten
Beziehungen zur Militärregierung war es auch
zu verdanken, dass er nach Absprache mit Emil
Bickel immer wieder günstige Konditionen für
den MYC auszuhandeln vermochte. Auf diese
Weise konnte verhindert werden, dass das
Wohnungsamt Starnberg oder gar der »Flüchtlingskommissar« im Rahmen der allgemeinen
»Wohnraumbewirtschaftung« Zugriff auf leerstehende Räume im Clubhaus bekam, um dann
Einquartierungen von Flüchtlingen vornehmen zu
können. Denn das hätte bedeutet, dass auf
Jahre hinaus kaum an eine Wiederaufnahme
des Segelsports zu denken gewesen wäre.
Vorstandstätigkeit
Inzwischen wurden per Kontrollratsbeschluss
Nr. 23 vom 17. Dezember 1945 mit Wirkung
vom 1. Januar 1946 alle Sportvereine aufgelöst –
so auch der MYC. Jeder Segelbetrieb musste bis
auf weiteres eingestellt werden. Die Situation
schien hoffnungslos. In den Wirren der
Nachkriegsjahre war eine geordnete Führung des
MYC nicht mehr möglich.
Die Mitglieder des MYC hatten insgesamt fünf
Gefallene zu beklagen. Manch einer hatte sein
Heim durch Kriegseinwirkung verloren oder
musste sich den Beschlagnahmungsbefehlen
der Amerikaner beugen, sein Haus verlassen und
anderswo unterkommen. Die meisten waren
erst einmal mit dem Überleben beschäftigt.
An Segelsport und sonnige Freizeitvergnügungen
am Starnberger See war für viele auf Jahre
hinaus nicht zu denken. So fand sich unter den
etwa 86 verbliebenen Mitgliedern trotz vielfältiger Bemühungen kein Nachfolger für den
bisherigen Vorsitzenden des MYC Emil Bickel.
Auch der Vorstand in seiner alten Zusammensetzung von vor 1945 hatte sich aufgelöst.
Schon in den Jahren 1943 - 45 hatte das
allgemeine Versammlungsverbot der Nazis dafür
gesorgt, dass selbst »stille« Vorstandssitzungen
kaum noch einberufen werden konnten. Nur
Emil Bickel, als Gründungsmitglied und Vorsitzender seit 1929 fühlte sich dem Club weiterhin
verpflichtet. Obwohl er bis 1945 Parteimitglied in
der NSDAP gewesen war, übernahm er weiterhin für die nächsten beiden Jahre unbeanstandet
alle Vorstandsaufgaben »ehrenamtlich«. Seine
Amtsausübung fortzusetzen, erschwerte sich
Amerikanische GIs
fahren
auf »Maendy II«
spazieren,
einem 40er
Schärenkreuzer
aus dem MYC
121
erst, als im Rahmen der Bemühungen um die
Neugründung der Vereine auf Anordnung der
Militärregierung für Deutschland (US) vom
2.8.1946 die Oberste deutsche Zivilbehörde
selbst mit der Durchführung der Lizenzierung
der Vereine betraut wurde. Als Voraussetzung
für die Abhaltung von Versammlungen und für
die Neuzulassung des MYC galt nun, dass alle
leitenden Persönlichkeiten des Vorstands nicht
politisch vorbelastet sein durften. Gemäß
Anordnung vom 12.4.1947 brauchten alle
Funktionäre und Ausschussmitglieder zukünftig
von der Spruchkammer eine Unbedenklichkeitserklärung. Ehemalige politische »Mitläufer«
durften nur mit Sondergenehmigung in der
Vorstandschaft tätig sein. Auch unter den
Mitgliedern selbst waren frühere politische
»Aktivisten« verboten. Für eine weitere Mitgliedschaft im MYC mussten sich so etwa 25% der
Genehmigung
der Mitgliederversammlung,
in der es zur Neu-Gründung
des MYC kam
122
Clubmitglieder rehabilitieren lassen, bevor
der Vorstand die geforderte Bürgschaft für die
politische Unbelastetheit seiner Mitglieder übernehmen konnte. Damit war der Weg frei für die
Wahl eines neuen Vorstands und den »Neustart
des MYC« auf der ersten Mitgliederversammlung nach dem Krieg am 16. Juni 1947.
Den politischen Verhältnissen Rechnung
tragend, wählten 27 Mitglieder den bisher
politisch unbelasteten Heinrich Wehrle zum
neuen Vorsitzenden. Wehrle sah seine Aufgabe
jedoch vorwiegend darin, seinen Namen für die
Zulassung des MYC zur Verfügung zu stellen,
damit dieser wieder handlungsfähig werden
konnte. An der Clubleitung durch Emil Bickel
änderte sich wenig, denn faktisch übte dieser
das Amt des Vorsitzenden unverändert aus.
Durch dessen plötzlichen Tod am 6.10.1949
Protokoll
der Neugründungsversammlung
am 16. Juni 1947
123
Liste der auf der Rambeck-Werft
beschlagnahmten Boote
124
sah Heinrich Wehrle denn auch seine Aufgabe
als 1. Vorsitzender des MYC als beendet, trat auf
der außerordentlichen Sitzung vom 15.2.1950 zugunsten von Dr. Carl Schmid zurück und erklärte
gleichzeitig seinen Austritt aus dem Münchner
Yacht-Club.
Auch der von allen hochverehrte Kommodore
Admiral Eberhard Schmidt (1863 - 16.7.1946) und
seine Frau hatten ab Kriegsende schwere Zeiten
durchzumachen, denn seitdem erhielten sie
keine Pension mehr ausbezahlt. Emil Bickel und
einzelne andere Clubmitglieder fühlten sich ihm
und seiner Frau jedoch so sehr verbunden, dass
sie versuchten, ihm aus seiner finanziellen Not
zu helfen, indem sie für ihn Bücher aus dessen
Bibliothek verkauften.
Mitglieder und Bootsbestand
Zwischen 1945 und der ersten Mitgliederversammlung am 16.6.1947 gab es kein Clubleben mehr. Vereinsaustritte häuften sich. Viele
konnten sich die Mitgliedschaft im Segelclub und
ihr Segelboot einfach nicht mehr leisten. Manch
eine Seglerfamilie verschlug es in ganz andere
Regionen, und einige wanderten nach Amerika
aus. So halbierte sich die Zahl der Mitglieder von
1942 (112 ordentliche, 49 auswärtige und 29
jugendliche Mitglieder) auf nur noch 86 im Jahr
1947. Ebenso hatte sich auch der Bootsbestand
erheblich dezimiert. Für den MYC waren nur
noch 11 Yachten, 26 Jollen, 5 Ausgleicher und
6 Motorboote eingetragen. Diese Zahlen spiegelten jedoch nicht annähernd den wahren Bestand
an Schiffen wider. Denn im MYC gab es überhaupt keine Boote mehr, alle 40 Yachten und
Schiffe waren »fortgenommen«. Deshalb begann in den folgenden Jahren für viele Clubmitglieder eine aufreibende Suche nach ihren
Wasserfahrzeugen. Wenn sie nicht auffindbar
waren (wie z. B.: O 111 »Augusta I« von Carl
Sigmund; O 533 »MYC 11« des MYC.; O 661
»Christa« von Wilhelm Weishäupl; Ruderboot
und O-Jolle von Theo Geither), denn etwa 1/3
von ihnen waren vernichtet oder mutwillig von
den Besatzungskräften im See versenkt, dann
bestand Hoffnung, dass die größeren Yachten
beim Rambeck oder im BYC untergekommen
waren. Während Emil Bickels Suche nach seinem kleinen Motorboot »Gibor« erfolglos blieb,
gelang es ihm im Mai 1948, seine O-Jolle im
Hafen des BYC ausfindig zu machen.
Der Tatkraft Anton Drehers war es zu verdanken,
dass manche Boote in der Rambeck-Werft gesichert wurden. Im ersten Moment konnten sich
deshalb diejenigen MYC-Mitglieder glücklich
schätzen, die ihre Yachten und Boote auf einer
von Emil Bickel am 28.6.1947 zusammengestellten Liste der von dem bevollmächtigten
Manager der Amerikaner Udo Frank auf der
Werft Rambeck beschlagnahmten Boote wiederfanden. Doch ein verheerender Brand in der
sog. »G-Halle« vernichtete wenig später am
29.7.1947 bis zu 80 der dort lagernden Schiffe,
darunter auch einige vom MYC wie z. B. R 50
»Svea 2« von Dr. M. Martin, 30 / G 63 »Augusta«
von Carl Sigmund und Z 416 »Nitty 2« von Hans
Winter. Der Vorsitzende Heinrich Wehrle, der
es übernommen hatte, die Interessen der geschädigten Bootsbesitzer bei dem Munich
Military Post Rest Center Shipyard zu vertreten,
konnte im Winter 1948 endlich dem ehemaligen
Mitglied Wilhelm Forstner, der in die USA verzogen war, melden, dass sowohl das Motorboot
»Runaway« als auch sein gleichnamiger 20er
Renner beim Rest Center unbeschadet in der
Rambeck-Werft gefunden wurde.
125
Die meisten Boote, die dem Brand entgangen
waren, befanden sich in einem desolaten
Zustand. Langwierige Auseinandersetzungen
der Eigner wie z. B. auch Heinrich Wehrles
Kampf um seinen Nationalen Kreuzer P 80
»Urschi« mit verschiedenen zuständigen Stellen
des »Rest Centers« der US Armee zeugten
davon. Ab Anfang 1946 konnten die Bootseigner
ihre Ansprüche auf Entschädigung der beschlagnahmten Boote und alle Schadensmeldungen
an das Amt für Requisition im Landratsamt
Starnberg stellen. Bei Verlust war ihnen zumeist
an einem gleichwertigen Ersatz ihrer Boote
gelegen. Dagegen stellten sich die Militärregierung und die deutschen Stellen des Finanzministeriums gleichermaßen. Deshalb verliefen
Verhandlungen mit dem Besatzungskostenamt
in Starnberg zumeist zäh und erfuhren obendrein
eine Verzögerung durch die Währungsreform
1948. Denn künftig sollte die Schadens- und
Verlustbemessung auf 10:1 abgewertet werden,
was sich die Eigner nicht ohne weiteres
gefallen ließen und ihrerseits nun einen Anwalt
einschalteten.
Liste
der verlorenen Boote
126
Finanzierung
Ein erhebliches Problem stellten in dieser Zeit
die Zahlungen der laufenden Verbindlichkeiten
für den MYC dar. Bis zur Neugründung des
Vereins auf der ersten Mitgliederversammlung
am 16.6.1947 galt der Club gemäß Kontrollratsbeschluss Nr. 23 vom 17.12.1945 als aufgelöst.
Damit einher ging für das bisher vorhandene
Vermögen per Gesetz Nr. 8 der Militär-Regierung
vom 5.12.1946 eine Vermögenssperre. Ferner
trat am 25. 5.1947 eine Vermögenskontrolle
durch einen Treuhänder in Kraft, der das
Vermögen des vor 1945 bestandenen, jetzt
verbotenen und aufgelösten Vereins auf den
Nachfolgeverein übertragen sollte, sobald dieser
lizenziert war. Trotz der so sehnlich erwarteten
Lizenzierung des Clubs im Oktober 1947 blieb
der ganze Besitz von den Amerikanern vorerst
weiter beschlagnahmt. So hatte der Club in
dieser Zeit zwar weiterhin laufende finanzielle
Belastungen aber keinerlei Einnahmen. Wegen
der Vermögenskontrolle sah sich der Vorstand
zudem außerstande, die regelmäßig anfallenden
Abgaben an die Staatliche Seenverwaltung zu
leisten. Aus Sicht des
ersten Vorsitzenden
Heinrich Wehrle und
Emil Bickel sollten
deshalb alle ständigen
Kosten sowie die
Bedienung der Hypothekenzinsen so lange
von den Besatzungskräften übernommen
werden, wie diese das Clubgelände nutzten.
Folglich richteten sie ein Gesuch an das Amt für
Requisition im Landratsamt, um die Amerikaner
zur Übernahme der Zahlungen zu veranlassen.
Diese erklärten sich jedoch für nicht zuständig.
Das brachte den Club in arge finanzielle
Bedrängnis, denn die Vermögensfreigabe
erfolgte erst am 18.8.1948.
Zusicherung von
Mieteinnahmen
vom Starnberger
Besatzungskostenamt, gefaltet und
mit Papierstreifen
verschlossen (linke
Seite oben) – statt
im Umschlag
127
Kooperationsangebot an die Amerikaner
Unermüdlich versuchte Emil Bickel mit den
jeweils zuständigen amerikanischen Offizieren
im MYC und den Chefs der US-Truppe in Tutzing,
Neubiberg und Starnberg zu verhandeln. Ihm
war klar, dass ohne erhebliche Zugeständnisse
weiterer Schaden für die Mitglieder und den
Club nicht abzuwenden war. Um den Segelbetrieb im MYC möglichst bald wieder aufnehmen zu können, musste es gelingen, den Abzug
der Amerikaner und die Freigabe des Clubs zu
erreichen. Mit dem Argument, der zunehmenden
Verwahrlosung des Clubanwesens entgegen
wirken zu wollen, ging es ihm anfänglich erst
einmal darum, überhaupt wieder Zugang zum
Gelände sowie zu den Gebäuden zu bekommen.
Deshalb beantragte Emil Bickel bei dem zuständigen Offizier LT. Mineau, Hauptquartier der
9. Inf. Div. Rest Center Tutzing, am 7.6.1946
einen Passierschein für sich und seine Frau.
Auch die Mitglieder sollten nach Möglichkeit
wieder berechtigt werden, den Club zu betreten.
Als Kompromiss bot er an, den Segelsport
im MYC gemeinsam mit den Amerikanern zu
betreiben. Die Amerikaner empfanden die
Vorschläge der Deutschen jedoch als Ansinnen
und wiesen sie brüsk zurück, nicht zuletzt auch
darum, weil den US-Besatzungskräften nicht der
MYC sondern der BYC für alle seglerischen
Aktivitäten zugewiesen worden war. Diese
Tatsache erschwerte in den Folgejahren alle
weiteren Bemühungen, die Freigabe des MYC
als Segelclub zu beschleunigen.
Gastrecht im BYC
Nachdem abzusehen war, dass der MYC auch
in der Segelsaison 1948 sein Clubgelände nicht
benutzen durfte, es aber immer schwieriger
wurde, die Mitglieder zusammenzuhalten,
128
richtete Emil Bickel, parallel zu den Bemühungen
um den eigenen Club, am 28.5.1948 an den
BYC die Bitte, den MYC vorübergehend als
korporatives Mitglied aufzunehmen. Der BYC
lehnte zwar anfänglich aus Sorge um die Einhaltung des eigenen Vertrags mit der Munich
Military Post ab, weil darin ausschließlich ein
Benützungsrecht von Hafen und Bootshallen
für die Mitglieder des beschlagnahmten BYC
vereinbart war. Aber wenig später stimmten
die Amerikaner zu, so dass der Vorstand des
BYC den Mitgliedern des MYC anbieten konnte,
sich ohne Formalitäten im BYC aufzuhalten
und das Gastrecht in Anspruch zu nehmen.
So hatte der MYC das große Glück, dass ihm
der BYC großzügig Freundschaft und Aufnahme
gewährte. Zu dieser Zeit fand das Clubleben für
die Mitglieder beider Clubs in einer Baracke des
BYC statt, die hinter der Bootshalle stand. Der
Jugend des MYC standen zwei Piratenjollen
(»Willi Beil 3« und »Bickus Beil 166«) zur
Verfügung. Diese zwei Boote waren in der
Bootswerft Rambeck untergestellt.
In den ersten Jahren nach dem Krieg herrschte
nicht selten Willkür. Insbesondere der von den
Amerikanern bevollmächtigte Civilian Manager
der 9. Inf. Div. Rest Center Udo Frank, der vor
dem Krieg auch im MYC Mitglied gewesen war,
spielte in seiner neuen Aufgabe eine undurchsichtige Rolle am See. Wie in den anderen
Segelclubs brachte er auch viele Eigner des
MYC gegen sich auf, weil er immer wieder über
berechtigte Ansprüche der Bootseigner wie z. B.
Reparaturen oder Mietzahlungen für die
Beschlagnahmung ihrer Boote hinwegging.
Insgesamt konnten im Mai 1947 31 »fortgenommene« und durch Udo Frank für die
»Bickus Beil«,
einer der beiden
Jugend-Piraten
mit der »Lizenz
zum Segeln«
129
130
9. Div. beschlagnahmte Boote des MYC erfasst
werden. Für alle Boote, die sich in der RambeckWerft befanden, wurden trotz mehrfachen Anmahnens keine Requisitionsscheine ausgestellt.
Das erregte den besonderen Unmut der Bootseigentümer, denn ohne diese konnten sie später
keine Schadens- oder Verlustmeldungen machen
und Entschädigungsforderungen einklagen. Man
wollte sich auch nicht damit abfinden, dass für
das »Rest Center« nur ein kleiner Prozentsatz an
Yachten nötig war, und trotzdem durften die
Segler nicht zu ihren Schiffen, um sie zu pflegen
und in Stand setzen zu lassen. Helle Empörung
löste schließlich das Verhalten Franks aus, der
die teuren Holzschiffe wider besseres Wissen
unsachgemäß lagern ließ, so dass diese der
Witterung ausgesetzt und vorsätzlich der
Zerstörung preisgegeben waren.
Kampf um die Lizensierung des Clubs
Voraussetzung für alle erfolgreichen Verhandlungen um eine Freigabe des MYC war die
Lizenzierung des Vereins durch die Militärbehörde. Erst als der See im Frühjahr 1947 für
den Sport offiziell wieder freigegeben wurde,
hatten entsprechende Gesuche überhaupt
Aussicht auf Erfolg. Einen ersten Schritt in
Formelle Genehmigung
des Segelsports für die Jugend
des MYC
diese Richtung erhoffte sich die Vorstandschaft
von der Lizenzierung ihrer Jugendabteilungen.
Als hilfreich erwies sich, dass laut einer
Anordnung General Mc Narneys vom 12.7.1946
Jugendabteilungen der Sportvereine ganz besonderen Schutz und Förderung seitens der
Militärregierung genossen.
Am 5.5.1947 schien es dann so weit zu sein.
Die Militärregierung Starnberg verfügte endlich
die Zulassung der Jugendabteilung. Damit wurde
formell die Ausübung des Segelsports für die
Jugend des MYC genehmigt. Trotzdem konnte
der Segelbetrieb nicht im MYC stattfinden, weil
das Clubhaus, alle Anlagen sowie das Bootsmaterial weiterhin für das Rest Center beschlagnahmt blieben. So war der nächste Schritt im
Kampf um die Wiedereröffnung des MYC ein
Antrag vom 14.6.1947 auf Teilfreigabe des
Clubanwesen für die Jugendabteilung. Mit Hilfe
des Bayerischen Segler Ausschusses gelang es
dann schließlich, das Holzbootshaus mit dem
Jollenhafen – beide waren immer noch völlig
ungenutzt und ohne ein einziges Boot – für die
Jugend frei zu bekommen. Deshalb erhoffte sich
Emil Bickel, dass außer den clubeigenen Piratenjollen auch ein Teil der Segelboote, die vor 1945
im Besitz ehemaliger NS-Institutionen wie der
ehemaligen nationalsozialistischen Erziehungsanstalt in Feldafing und der Segelschule Starnberg sowie des Hochsee-Sportverbandes Hansa
gewesen waren und nun unter Property Control
in Starnberg standen, auch an die Jugendgruppe
des MYC verteilt würde. Denn ohne diese Boote
war ein Wiederaufbau der Jugendarbeit im
Segelsport nur schwer möglich.
Der MYC erhielt die so lang erwartete Lizenz am
20.10.1947 mit der Nr. C 1307.
131
German Youth Activity Center (GYA)
Trotzdem sollte alles ganz anders kommen.
Entgegen aller Bemühungen der Deutschen
beabsichtigten die US-Streitkräfte seit 1946
sowohl eine Freizeiteinrichtung am See für die
Jugend der Jungenschule (boystown) Buchhof/
Percha einzurichten als auch gleichzeitig ein
Hilfsprogramm für Starnberger Jungen unter
Leitung von Mstr. Cottingham aufzubauen.
In Starnberg wurde deshalb im Juni 1947 ein
German Youth Activity Center (GYA) gegründet.
Die Dienststelle des GYA Offiziers in Neubiberg
Air Force Base beschlagnahmte dafür am 1. Mai
1947 offiziell das Anwesen in der Possenhofener
Str. 35, – den MYC. Zu diesem Zeitpunkt ging
der Vorstand des Clubs davon aus, dass auch die
eigene Jugend in Zukunft berechtigt sein würde,
die Clubanlagen für den Segelsport zu nutzen.
Um sich kooperativ zu zeigen, signalisierte Emil
Bickel, dass eine deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Bereich der Jugend durchaus vorstellbar war. Aber das Jugend-Programm der
GYA richtete sich nicht an die jungen Segler des
MYC. Die Amerikaner wollten vielmehr im
Rahmen ihrer Umerziehungs-Programme für die
12- bis 16jährigen Buben in Buchhof und Starnberg ein »schönes und frohes Gemeinschaftsleben« bieten, wodurch diese »von der Straße«
geholt wurden. Reichlich Essen, Bücher, Musikunterricht und Schallplatten mit amerikanischer
Musik z. B. von Glenn Miller, verschiedenste
Ballsportarten, wie Basket- und Fußball, Spiele,
Basteln und Malen sowie Englisch-Sprachkurse
sollten die jungen Deutschen für die Demokratie
und Werte Amerikas öffnen. Vorrangig stand die
Anlage den Jugendlichen von der Jungenschule
in Buchhof / Percha in ihrer Freizeit für Sport und
Spiel zur Verfügung. Unter der Leitung von
Angehörigen der Truppe wurde der MYC aber
132
ebenso zu einem starken Anziehungspunkt für
heranwachsende Starnberger. Insgesamt etwa
30-40 Jungen nahmen regelmäßig am Nachmittag die Angebote der GYA in Anspruch. Dafür
war die untere Wiese zum Sportplatz umfunktioniert worden. Während ihnen im Clubhaus
vornehmlich das Parterre zur Verfügung stand,
waren im Bootshaus verschiedene »Labore« eingerichtet. Dort konnten die Jungen z. B. in einer
Dunkelkammer lernen, Filme zu entwickeln oder
in einem Radio-Labor Detektoren basteln, mit
denen Rundfunksender zu hören waren. Auch
eine Schülerband wurde gegründet und Tanzveranstaltungen abgehalten. Wie die ehemalige
Dolmetscherin und Sekretärin Lilo v. Beck berichtet, war der GYA-Club nur tagsüber geöffnet.
Akribisch musste sie im dortigen Büro für den
zuständigen amerikanischen Captain Anwesenheitslisten über die deutschen Jugendlichen und
ihre Aktivitäten führen. Inzwischen war auch ein
amerikanischer Sergeant Leutnant Dell’Masso,
ein begeisterter Boxer, für den GYA im Club
tätig. Er gab den Buben Boxunterricht und
veranstaltete Golden Gloves Wettkämpfe. Auch
fanden Schwimmkurse statt. Anschließend
organisierten die verantwortlichen Soldaten vorm
Clubgelände Stadtschwimm-Meisterschaften im
Brustschwimmen, bei denen die Jungen 50 m
bis zu einer Wendemarke in den See hinausschwimmen mussten, um dann so schnell wie
möglich zur Hafenmole zurückzukommen.
Für die GYA standen im Bootshaus einige gelbe
Schlauchboote zum Paddeln bereit, die bei der
Jugend heiß begehrt waren. Am 12.8.1948
jedoch musste Heinrich Wehrle Emil Bickel über
einen sehr tragischen Unfall in Kenntnis setzen:
Zwei Starnberger Buben waren mit einem dieser
Schlauchboote gekentert und ertrunken.
Dokument der offiziellen Beschlagnahme des Clubgeländes
als German Youth Activity Center
133
134
Zwar lag die Lizenz für den MYC seit über einem
Jahr vor, trotzdem blieb das gesamte Eigentum
weiterhin beschlagnahmt. Solange die GYA zur
Nutzung des Clubgeländes befugt war, hatten
weder die erwachsenen Clubmitglieder noch die
Clubjugend Zutrittsrecht. Aber Emil Bickel und
Heinrich Wehrle gaben nicht auf. Hartnäckig
und unablässig betrieben sie in den Jahren
1946 bis 1950 die Freigabe des Clubs. Schon
im Juni 1946 hatte Emil Bickel in Vertretung des
Vorstands im Amt für Requisition in Starnberg
Entschädigung für die entstandenen Inventarschäden am clubeigenen und privaten Besitz
während der Besatzung beantragt. Aber trotz
wiederholter Reklamationen bei Captain Roberts
vom Rest Center fühlte sich niemand zuständig.
Am 16.6.1948 stellten sie beim GYA Coordination
Office München einen Antrag auf Rückgabe
des MYC. Zum einen brachten sie vor, dass die
mittlerweile sehr große eigene Jugendabteilung
der sportlichen Ausbildung im eigenen Clubgelände dringend bedürfe. Aber auch die
inzwischen nicht mehr zu verantwortenden
Sicherheitsmängel wurden angeführt. Denn
das Bootshaus war nahezu lebensgefährlich
verwahrlost und das Clubhaus vollkommen
heruntergewirtschaftet. Da die Terrasse
einzustürzen drohte, konnte ein gefahrloser
Aufenthalt der Kinder der GYA in den darunter
liegenden Räumen nicht mehr garantiert werden.
Um so nachdrücklicher – aber letztendlich
ohne nachhaltigen Erfolg – mahnte Emil Bickel
zusammen mit dem Vorstand immer wieder die
baldige Großreparatur beider Häuser durch die
Besatzungskräfte an.
Kinder- und Jugendfest der GYA
im Münchner Yacht-Club
nach 1947 (links)
135
Einladung zum
Wiederaufbau
136
… mit Spendenaufruf
Segeln bis zur endgültigen Freigabe
Um den Mitgliedern des MYC nach so langen
Jahren eine Möglichkeit zum Segeln mit ihren
eigenen Booten zu bieten, setzte sich das
Gründungs- und Clubmitglied Anton Dreher zu
Beginn der Saison im Mai 1949 dafür ein, dass
die Boote des MYC in seiner Werft Liegeplätze
bekamen. Das wurde vom Vorstand dankbar
angenommen. Im Juli 1949 kam es endlich zu
ersten Gesprächen zwischen der GYA und dem
MYC. Am 3. August 1949 schließlich nannte
Captain Frey, der Vertreter der GYA Air Base
Neubiberg, seine Bedingungen hinsichtlich
einer gemeinsamen Nutzung des MYC. Die
Amerikaner sagten zu, den Gebrauch bestimmter
Räume im Bootshaus und Teile des Hafens zu
erleichtern, sowie Geräte, die zur Ausübung des
Segelsports notwendig waren, zu gewähren.
Dafür sollte sich der MYC verpflichten, die
Jugend des GYA zu unterstützen und ihr Segelunterricht zu geben. Den Amerikanern war es
sehr wichtig, festzustellen, dass die Mitglieder
des MYC im Fall einer Freigabe Gäste des GYA
im Segelclub waren und die Deutschen deshalb
die GYA zuvorkommend zu behandeln hätten.
137
Für Ende des Jahres 1949 war die Freigabe des
Clubs durch die GYA vorgesehen. Aber diese
Hoffnung zerschlug sich erneut. Stattdessen
belegte die Jugend der GYA auch ein Jahr später
noch die gesamte Anlage. Deshalb blieb die
Gastfreundschaft des BYC für die regattaaktive
MYC-Jugend auch in der Saison 1951 weiterhin
wichtig. Ebenso mußten die Frühjahrs- und
Sommerregatten, wie in den vergangenen
Jahren schon, vom
BYC aus gestartet
werden.
Dank der intensiven
Bemühungen des
Vorstandes und
insbesondere des
Ehrenpräsidenten
Fredl Bauch erfolgte
endlich am 12. Juli
1951 die teilweise
Freigabe des MYC
durch die Amerikaner.
Allerdings war ein
ungehinderter Zutritt
nur zum Bootshaus
einschließlich des
kleinen Hafens und
der Molen sowie zum
Liste
der sportlichen
Erfolge im ersten
Jahr nach der
Besatzung
138
ganzen Ufergelände am See bzw. zum Blockhaus möglich. Die Enttäuschung nach der
Übergabe war groß: Die Segelschränke waren
herausgerissen und verheizt, der größte Teil
der Kleiderschränke fehlte fast völlig, der Balkon
war abgerissen, durch das Hauptdach regnete
es herein. Nach einer ersten notdürftigen
Instandsetzung des Bootshauses wurde die
Freigabe mit einem Fest ausgelassenen gefeiert.
Starnberger Land- und Seebote
vom 31. Juli 1951
Das Münchner Kindl kommt zur
»Wiedergeburtsfeier« in den MYC
Im September 1951 dann wurde die erste
Wettfahrt vor dem eigenen Anwesen gestartet.
Nach sechs langen Jahren der erzwungenen
Untätigkeit war es am 23. Oktober 1951
endlich so weit: Auch die Beschlagnahmung
des Haupthauses wurde aufgehoben. Bei der
offiziellen Übergabe des ganzen Anwesens
waren als Bevollmächtigte des Münchner
Yacht-Clubs die Herren Fritz Dietzel, Rudolf
Eschenbach, Ernst Frey und Willi Weißhäupl
anwesend.
139
Karl (Burschi) Beck
im Gespräch mit
Bettina RennerSchneider
1945 in einen Segelclub einzutreten, wie war
das damals?
Der MYC war ja nach dem Krieg besetzt vom
GYA. Das war damals eine Jugendorganisation,
die unter der Führung der Amerikaner stand.
Die wenigen Mitglieder des MYC, die noch im
Münchner waren, hatten Gastrecht im Bayerischen. Dazu gehörte mein Vater, der war
schon seit 1922 Mitglied. Er kannte die alten
Gründungsmitglieder alle persönlich. Leider
gehen meine Erinnerungen erst ab 1950 los.
Wir sind auch Regatten mit den Amerikanern
gesegelt. Dabei blieb mir in Erinnerung, dass die
Amerikaner, wenn es ein Bojenmanöver gab,
wo es hart auf hart ging, eher mal zur Pistole
gegriffen haben, und dann zumindest den
Anschein erweckt haben, dass sie ihrem Unmut
mittels Faustfeuerwaffe Luft machten ... es
wurde aber niemand erschossen.
daher ein, zwei Jahre sehr wenig da gewesen.
Ich war zwar Mitglied, aber da hab’ ich studiert
und bin nicht gesegelt in den Jahren. Mein Vater
war ja bereits tot. Er ist 1950 verstorben. Als
erstes Schiff hatte ich eine O-Jolle und danach
ein Finn-Dinghy. Ja, ich bin dann ab 1954 relativ
bald als Baumensch in den Vorstand gekommen.
Ich war mit Unterbrechungen bis in die 70er
Jahre Hausverwalter – und hatte dann auch eine
Wie hat man denn damals Segeln gelernt?
»Learning by doing« gab’s damals auch schon.
Ich bin zwar mein Leben lang Regatta gesegelt
und habe auch alle Scheine, aber ich habe nie in
meinem Leben einen Segelkurs gemacht.
Die Scheine hab ich durch Verbindungen zu
Prüfungsleuten aus dem Club bekommen. Da
hat man mir die Dinger gegeben. Die haben
gesagt, wenn du in Kiel und wo auch immer
Regatta segelst, dann ist das Prüfung genug. Es
war natürlich vor 50 oder vor 40 Jahren nicht so
streng geregelt, wie das heute ist. Heute wäre
das undenkbar. Aber damals haben eigentlich die
wenigsten Regattasegler, die aus dem Krieg
zurückgekommen sind, eine Prüfung gemacht.
Welche Schiffe segelte man denn?
Ich erinnere mich, dass wir damals mit einem
35er Schärenkreuzer Regatten gesegelt sind.
Aber ob das Schiff aus dem Münchner oder
Bayerischen, ob da auch Mitglieder aus dem
Bayerischen dabei waren, das kann ich nicht
sagen. In meiner Erinnerung war das ein 4Mann-Boot. Mein Vater hatte vor dem Krieg
immer eine 20er Rennjolle gehabt.
Wie ging es weiter, nachdem die Amerikaner
den Club 1951 / 52 verlassen haben?
Damals stand ich in der Ausbildung und bin
140
Bindung zum Club. Deshalb bekam ich dann
auch ein Zimmer und zum Schluss, die letzten
zehn Jahre hatte ich hinten einen Bungalow.
Als Bauunternehmer haben Sie sich im Club
beim Wiederaufbau sehr engagiert, könnten
Sie darüber etwas erzählen?
Ich habe mit meiner Firma die Stützmauer, die
hinten verläuft gebaut. Beim Hafenumbau war
ich z. B. bei der ersten Holzmole mit engagiert.
Die Jahreszahl weiß ich nicht mehr. Da war es
notwendig, den Seegrund zu sondieren. Ich hab’
mir dann in der TH ein Sondierungsgerät aus-
geliehen
und hab’
die
Sondierungen
gemacht, damit man weiß, ob man Holzpfähle
schlagen kann. Das war so der erste Hafenbau in
der jetzigen Größe. Die immer wieder anfallenden Reparatur- oder Sanierungsmaßnahmen im
Haus und im Bootshaus habe ich natürlich auch
gemacht.
An welche besonderen Vorfälle oder sportlichen Aktivitäten erinnern Sie sich noch?
Es wurde eine Starbootflotte gegründet und
zwar durch Harry Stanner, Hans Braun, dem
Vater vom Hannes Braun, vom Fritz Schroepfer
und von mir. Vorher war vom Bayerischen die
Starnberger Seeflotte gegründet worden –
immer Starboot – und sehr schnell haben wir
vom Münchner uns dann mit den Herren zusammengetan und die »Zugspitzflotte of Wurmsee«
gegründet. Damals musste man das ja alles
über New York über die ISQIERA machen. Sie
hieß eigentlich nur Zugspitzflotte – wobei die
Amis noch den Zusatz »of Wurmsee«, nicht
»Würmsee« brauchten. Denn die Amerikaner
haben ja kein »ü«. Daraufhin habe ich mir dann
auch ein Starboot zugelegt. Die O-Jollen- und
Finn-Dinghy-Zeit war für mich nun beendet.
Eine große Jagd gab es mal auf einen
Einbrecher, der ist ja als Kapitän hier herumgelaufen. Daran kann ich mich gut erinnern.
Ich weiß noch, dass er an einem Sonntag im
Sommer unterwegs war. Der Vorfall war
vielleicht vor 20, 25 Jahren. Dieser Räuber,
der ist während einer Regatta in ein Zimmer
eingedrungen, wurde dann gestellt und hat
gesagt er sei der Kapitän. Er wurde von uns
dann gefangen und der Polizei übergeben. Im
Winter gab es damals ja mehrmals Probleme mit
Einbrechern, die dann ein paar Tage entweder
im Bungalow oder im Haus gewohnt haben.
Aber dieser hier mitten im Sommer, das war
schon dreist. Denn bei den Regatten ist ja hier
sehr viel los. Der hat einen weißen Hut gehabt,
da fällt er nicht auf. Das war eigentlich mehr
oder weniger Zufall, dass ihn einer aus dem
Haus rausgehen sah. Aber die Polizei hat ihn
dann wieder auslassen.
Wie war denn die Bewirtung aus ihrer Sicht –
Sie haben ja da eine Menge Wirte erlebt?
Die meisten Segler haben eigentlich im Zimmer
gefrühstückt, die wenigsten haben damals beim
Wirt gegessen. Wir hatten ja damals ziemliche
Wirtsprobleme. Bei manchen war es undenkbar,
ein Frühstück zu kriegen. Da musstest du, wenn
du mittags einen Schweinsbraten wolltest, den
schon einen Tag vorher anmelden, und dann hast
ihn vielleicht gekriegt. Aber es war schon üblich,
wenn ein Wirt hier war, dass man sich nach den
Regatten auf der Terrasse zusammengesetzt hat
und was gegessen hat. Die Perioden der völlig
unbrauchbaren Wirte waren eigentlich immer nur
kurz. Da ist man dann woanders hingegangen,
entweder, weil es keinen Wirt gab, oder, was
ja auch manchmal passierte, man diesen
boykottiert hat.
Auf welche Weise sind denn die Bungalows
im Club entstanden?
Diese Bungalows wurden vor ungefähr 45
Jahren – die Zahlen sind unverbindlich – gebaut.
Später kam dann der Jugendbungalow noch
dazu. Natürlich, die Bungalows waren immer
Anlass zum Ärger. Denn es ist klar, die drei
Personen, die den Bungalow bewohnen, haben
irgendwo den Hauch eines Privilegs.
Hätten Sie noch eine Anekdote zum Schluss?
In den Jahren 1939 - 1940, als es noch Clubleben
gab, durften ja Kinder nicht hier sein, und
man hat mich mit der Kinderschwester am
Wochenende immer irgendwo nach Possenhofen geschickt. Die durfte mich dann einmal
am Sonntag bringen. Wir sollten aber nicht durch
den Club kommen, sondern wir mussten am
Rand außen an der Hecke entlang gehen. Meine
Eltern und ihre Freunde waren unten an der
damaligen Mole. Da wurde ich eine Zeitlang
hergezeigt und dann musste ich wieder am
Rande der Hecke zurückgehen – das hab’ ich
jedoch nicht selbst in Erinnerung – das hat man
mir so erzählt. Es müsste eigentlich ein Bild da
sein, wo ich fotografiert wurde, als ich in den
Hafen pinkelte als ganz kleiner Bua.
141
142
Entwicklung
143
Endlich darf wieder
im eigenen Club gesegelt werden
Gerhard Stephan und
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Wiedereröffnung
Die erste Clubhausbesichtigung der Mitglieder
nach der endgültigen Freigabe im Oktober
1951 machte das ganze Ausmaß der trostlosen
Verfassung des Haupt- und Nebenhauses
deutlich. Die Schäden an den Gebäuden und
das Fehlen des gesamten Inventars – selbst der
gemauerte Küchenherd war verschwunden –
lösten einhellige Empörung aus. Sofort wurde
unter großem gemeinschaftlichem Einsatz mit
der Instandsetzung und Wiedereinrichtung des
Clubhauses begonnen. Besonders die Terrasse
musste wegen Wasserschäden völlig erneuert
werden. Das Clublokal brauchte einen neuen
Plafond und wie schon im Bootshaus wurde
auch hier die ganze elektrische Leitung ersetzt.
So konnte der Vorsitzende Carl Schmucker am
11. Mai 1952 in einigermaßen wieder hergestellten Clubräumen die Eröffnung mit einem großen
Fest feiern, zu dem er Vertreter der Stadt
München und Stadt Starnberg, den Landrat und
Abordnungen bayerischer Segelclubs begrüßte.
Die Damen des Clubs sorgten für die Bewirtung,
indem sie in der damaligen Werkstatt des
Bootshauses Getränke und einfache Speisen
anboten. Damit meldete sich der MYC als
Segelclub am Starnberger See zurück. Nach
sieben wechselvollen Jahren der »Entfremdung«
durch die »Besatzungsmacht«, in denen kein
Segeln vom Clubgelände aus möglich war,
konnte der MYC endlich wieder in geordnete
Bahnen gelenkt werden, wenngleich Emil Bickel,
der sich in diesen schwierigen Jahren so sehr für
den Club eingesetzt hatte, den Neuanfang nicht
mehr miterleben durfte. Die anfängliche Sorge,
ob die Mitglieder wohl nach so langer Unterbrechung wieder in den MYC zurückkehren
würden, war zum Glück unbegründet. Schon seit
144
1949 hatte sich das Interesse an einer Mitgliedschaft im MYC belebt. Auf der Grundlage der
Aufnahmekriterien der neuen Satzung vom Juni
1947 stieg ihre Zahl sprunghaft. So zählte der
Club am Tag der Wiedereröffnung bereits 89
ordentliche und 25 außerordentliche Mitglieder,
drei Studenten und zehn Jugendliche.
Finanzierung
Der durch die Beschlagnahmung in den sieben
zurückliegenden Jahren entstandene Schaden
belief sich auf ca. 145 000,- DM. Der finanzielle
Rahmen für die vielen Reparaturen an Haus und
Bootstenne war mehr als eng gesteckt, so dass
größere Investitionen, wie der seit den 30er
Jahren geplante Hafenausbau weiterhin zurückstehen mussten. Große Hoffnung setzte man
deswegen in die vom Besatzungskostenamt
angekündigte Vergütung von Ansprüchen für
Sach- und Mobiliarschäden. Im März 1953
wurde dann endlich eine Entschädigungssumme
von rund 50 000,- DM gezahlt. Damit und mit
ansehnlichen Spenden von Seiten verschiedener
Clubmitglieder konnte nun die Renovierung des
Clubhauses und der gesamten Anlage angegangen werden. Auch der Umbau der Vorderfassade
des Clubhauses und des Aufenthaltsraumes
sowie die Modernisierung der Inneneinrichtung
waren jetzt leichter zu realisieren.
Die Regattaerfolge von 1952 hatten obendrein
gezeigt, dass dringend ein clubeigenes Beiboot
gebraucht wurde, um den Übersetzverkehr
von und zu den Yachten an den Bojen vor dem
Kleinen Hafen zu ermöglichen; denn einen Hafen
für tiefgehende Kielboote gab es noch nicht.
Auch ein Arbeitsboot wurde gleichermaßen
benötigt. 1953 genehmigte der Vorstand endlich
dessen Beschaffung.
Neuanfang 1952
Jugend
Aufgrund der schrecklichen Verluste im Krieg
machte sich das Fehlen an segelsportlichem
Nachwuchs mittleren Alters zwischen 20 und 40
Jahren sehr bemerkbar. Um so mehr legte der
Vorstand deshalb sein Hauptaugenmerk auf die
Förderung der Junioren und Jugendmitglieder.
Im Laufe des Jahres 1952 fanden sich bereits
33 Jugendliche ein, die sich mit großer
Begeisterung dem Segel- und Regattasport
auf dem Piraten verschrieben. Dazu zählten
u. a. Stephan Dietz, Volker Mader, Hannsjörg
Mössbauer sowie die Brüder Eberhard und
Gerhard Stephan. Bereits ein Jahr nach Eröffnung
des Segelbetriebs konnte der Juniorenleiter
Ludwig (Gigi) Senft schon wieder von ersten
beachtlichen Regattaerfolgen – auch auf
auswärtigen Revieren – berichten, die nur
möglich waren, weil die Bootseigner die Jugend
als »Vorschiffleute« fleißig zum Segeln mitnahmen und schulten. Außerdem standen der
Jugend als Clubboote weiterhin jederzeit kostenlos die zwei Piraten »Willy« und »Bickus« zur
Verfügung. 1953 entschloss sich der Vorstand,
dem Kauf einer Club-Yacht zur Juniorenschulung
und für Mitglieder ohne eigenes Boot zuzustimmen. Dafür holte man die DG 11 aus
Bremen, die aber sehr restaurierungsbedürftig
war und damit als Clubschiff zu teuer. Deshalb
wurde dann Mitte der 50er Jahre für die Jugend
die schon ein wenig altersschwache Sonderklasse S 56 »Hallodri« (Bj. 1912) erworben.
Damals bestanden die Segel noch aus Baumwolle und das Tauwerk aus Naturfasern (Fallen
aus Sisal, Schoten aus Baumwolle). Man musste
damit sehr vorsichtig umgehen. Nach jedem
Nasswerden musste alles sorgfältig getrocknet
werden. Neue Baumwollsegel mussten
bei mäßigem Wind
erst »eingesegelt«
werden, d. h. das
Profil wurde durch den
Wind erst vorsichtig
eingeformt. Da die
Segel der Jugendboote recht betagt
und brüchig waren,
war die Jugend ein
guter Kunde beim
Segelmacher
Schmitzikus, der seine
Werkstatt auf dem
Gelände der RambeckWerft hatte. Die Fallen
durften nie straff
gespannt werden,
Automatisiertes »Einsegeln«
der Baumwollsegel
(im Vordergrund Pirat »Cato«
von Wolfi Rappel)
145
da sie sich bei Regen verkürzten und so die
Gefahr bestand, dass die Belegklampen
ausgerissen wurden.
Um die Reparatur und Pflege der Clubschiffe
hatte sich der Jugendwart zu kümmern. Nach
Dr. Kurt Kallhardt und Ludwig Senft wurde
dieses Amt von 1954 bis 1964 dem jungen
Gerhard Stephan übertragen. Dieser organisierte
Arbeitseinsätze für die Jugend, die im Frühjahr
die hölzernen Boote selber herrichtete. Mit
ihrer Beteiligung an den Überholungsarbeiten
erwarben die Einzelnen anschließend die
Berechtigung, die Boote die Saison über zu
benutzen. Damals gab es noch nicht die Hilfsmittel von heute: Keinen Kran, keinen Traktor
und keinen Transportwagen. Die Jugendlichen
hievten mit viel Muskeleinsatz die knapp 200 kg
schweren Piraten aus dem Wasser.
Bis dahin war es nicht üblich, dass man zum
Erlernen des Segelns Segelkurse besuchte.
Vielmehr wurde man zum Segler nach der
Devise: learning by doing. So war Hannsjörg
Mössbauer z. B. schon als 12-jähriger Vorschoter
bei Berni Bauch und Gerhard Stephan bei Hans
Mössbauer auf deren Drachen.
Erst seit 1951 forderte der DSV dann aber von
jedem Regattasegler einen Segelbootführerschein. Darum wurde im BYC unter Leitung von
Manfred Blessinger der erste Jugendsegelkurs
organisiert. Das erregte in Seglerkreisen große
Aufmerksamkeit und ab 1952 gehörte der
Segellehrgang jedes Mal zum Höhepunkt des
Sommers. 1954 fanden diese Kurse unter
Assistenz von Gerhard Stephan auch im MYC
statt. Pro Kurs nahmen ca. 40 Jugendliche aus
allen am See beheimateten Clubs teil und
wurden zehn Tage
lang im Clubheim
kostengünstig
verpflegt und unter
gebracht. Diese
Kurse wechselten
jährlich über 10 Jahre
zwischen dem MYC,
BYC und dem SCW,
der schließlich die
Lehrgänge auf Dauer
fortführte.
Knotenschule
im Rahmen
eines
MYC Segelkurses
146
Segeln
Zum Wiederbeginn 1951 war der Kleine Hafen
fast ohne Schiffe, da die Yachten und Boote vielfach noch in den Häfen der Rambeck-Werft oder
des BYC lagen. Aber die erste Segelsaison 1952
wurde bereits mit einem Bootsbestand von 21
Segelbooten abgeschlossen, von denen 9 Boote
ziemlich regelmäßig an Regatten teilgenommen
hatten. Die Hauptfelder in den Regatten stellten
die 15qm H-Jollen, die Piraten und Drachen.
Auch die sportlichen Ergebnisse konnten sich
bereits schon wieder sehen lassen. So konnten
sich Ehrenpräsident Alfred Bauch und sein
Bruder Bernhard mit einem 2. Punktsieg unter
23 in der »Starnberger See Woche« gestarteten
Piraten auszeichnen. Diese Entwicklung entsprach ganz der Zielsetzung des Vorstands, den
angestammten Rang im DSV wieder einzunehmen. Takelmeister Werner Keidel formulierte die
Devise für die nächsten Jahre: »Wenn wir ein
Yacht-Club sein wollen, dann müssen wir Segelsport – ich betone: Sport – betreiben«. Wenn es
nach dem Vorstand ging, waren weitgehend nur
Klassenboote und Regattasegler willkommen.
1958 – 50 Jahre MYC
Der MYC mit seinem langjährigen Präsidenten
Carl Schmucker konnte 1958 stolz auf ein halbes
Jahrhundert Clubgeschichte zurückblicken.
Aus Anlass des Gründungsjubiläums hatte der
Vorstand unterstützt durch das Ehrenmitglied
Hans Gruß alle Mitglieder, Freunde und Ehrengäste zu einem Festbankett ins See-Restaurant
Undosa geladen.
In Fortsetzung der Feierlichkeiten zum 50jährigen
Bestehen richtete der MYC zum Auftakt der
»Starnberger Seewoche« die erste Wettfahrt vor
dem eigenen Yachtclub aus. Kurt Linnebach mit
seinem Drachen »Carola III«, Hans W. Braun mit
seinem Star »Ajo« und Franzl Grosser, der den
Piraten »Hedy« segelte, erreichten vordere
Plätze.
Seit der Wiedereröffnung 1952 hatte sich die
Mitgliederzahl auf 200 fast verdoppelt und die
Anzahl der Jugendlichen konnte sich Dank der
intensiven Jugendarbeit fast verfünffachen. Von
dem kriegsbedingten Mitgliederrückgang hatte
Der neue Hafen und
das Clubhaus (oben)
im Jubiläumsjahr
1958
147
Starnberger Land- und Seebote
vom 22. Juli 1958
148
Bootsmann »Stelle« (linke Seite)
war Zimmerer, sprach niederbayerisch
und baute u. a. die Lackierhalle
(März 1960)
Taufe
der drei Korsare
»Bibi II«,
»El Magnifico« und
»Edi III«
sich der Club erholt und zählte nun so viele
Mitglieder wie nie zuvor. Die Schäden der
Besatzungszeit waren behoben. Das schon vor
dem Krieg seit langem geplante Projekt eines
neuen Hafens konnte rechtzeitig zum Jubiläumsjahr endlich fertiggestellt werden. Nun boten der
alte Kleine Hafen sowie der neue Große Hafen
zusammen genügend Liegeplätze für 60 Yachten
und Jollen. Im Gegensatz zu den Zeiten vor dem
Krieg gab es kaum noch Yachten der Sonderklasse und Schärenkreuzer, dafür waren jetzt die
Piraten, Drachen, Stare und FDs die stärksten
Klassen. Als Clubschiffe taten nach wie vor die
alte S 56, sowie die Piratenjollen Bickus 166 und
Willy 3 ihren Dienst.
Die Nachkriegsjahre waren endlich überwunden
und der MYC segelte nun in eine weitgehend
konsolidierte Zukunft.
149
»… richtig daheim fühl’ ich
mich immer noch im Münchner«
»Annie, die Schwester
vom Burschi Beck,
war nicht nur
die beste Vorschoterin …«
150
Wolfi Rappel
Ein Blick in Herz und Alben
»Das Motorboot von der Mutter
im Kleinen Hafen«
151
Günther Pfaller
im Gespräch mit
Bettina RennerSchneider
Wie sind Sie zum Segeln gekommen?
Während des Krieges – ich war etwa 14 Jahre
alt – war ich mit meinen Eltern sehr häufig am
Chiemsee. Bei einem Segelausflug mit einem
Leihboot schätzte mein Vater trotz meiner
Warnungen die Gewittersituation falsch ein.
Wir gerieten zuerst in eine Flaute und dann bei
Dämmerung in einen Gewittersturm. Es wurde
plötzlich Nacht und wir kenterten zwischen
Herreninsel und Festland. Am Boot hängend
trieben wir gut zwei Stunden im See. Nach
Gewitterabzug bemerkte uns aber ein Ruderer,
der auf der Herreninsel vor dem Gewitter
Zuflucht gefunden hatte. Er brachte uns auf die
Insel. Dort übernachteten wir im Schloßhotel
und fanden am nächsten Tag das treibende
Boot. Dieses Abenteuer hat jedoch meine
Begeisterung fürs Segeln nicht geschmälert.
Waren ihre Eltern damals schon im Club?
Nein, ich war mit Stanner Harry (†, Eintritt 1942)
befreundet, der schon im MYC Mitglied war. Der
hat mich aufgefordert, in die Juniorenabteilung
einzutreten. Gesegelt sind wir natürlich nur am
Wochenende. Damals, 1944, war ja nur der
kleine Hafen da, die großen Schiffe lagen an der
Boje. Jugendwart in der Zeit war Dr. Kallhardt.
Immer samstags sind wir gleich nach der Schule
mit dem Zug zum Club rausgefahren. Als erstes
ging es darum, im Bootshaus einen günstigen
Schlafplatz zu finden. Das hat dann meistens
auch geklappt. Dann mußte man sich beim
Kallhardt melden, um eingeteilt zu werden.
Eigentlich war das schon etwas militärisch
damals. Also, die eine Gruppe musste Hafendienst machen. Das hieß, sie mussten für die
Senioren, die auf ihr Boot wollten, die Beiboote
rausholen und sie rüberbringen auf ihre Schiffe.
Dann stand diese Gruppe immer bereit, um sie
nach dem Segeln wieder abzuholen und an
Land zu bringen. In der Wartezeit wurde Knotenmachen geübt. Das hat sich bis in den späten
Abend hineingezogen. Die Senioren wurden von
uns hochgeschätzt, da hatte man ja einen
Riesenrespekt, wenn jemand ein so schönes
Schiff hatte. Der andere Teil der Gruppe konnte
dann segeln. Da gab es vom Bibi Birkner so
ein betakeltes kleines Beiboot, welches er
der Jugend zur Verfügung gestellt hatte. Mit
diesem Boot bin ich dann meistens gesegelt.
Am nächsten Tag war es dann umgekehrt,
Hafendienst die einen und Segeln die anderen.
Ah ja, der Sonntag fing immer mit Frühsport an:
Antreten, Flaggen hissen, dann Dauerlaufen. Es
gab bei den Junioren kein einziges Mädchen,
da waren nur Buben dabei. Die Senioren haben
dann bei den Regatten unter der Jugend
ausgesucht, wer mitsegeln durfte. Das war dann
schon ein Ereignis, wenn man da ausgewählt
wurde. Dabei habe ich mir auch meine ersten
Kenntnisse beim Regattasegeln erworben.
Wie ging Ihr Segelleben nach dem Krieg
weiter?
Ich habe dann Abitur gemacht und dafür von
den Eltern eine Olympia-Jolle bekommen.
Aber damals war der Club ja noch von den
Amerikanern belegt, daher habe ich beim
Rambeck einen Liegeplatz gemietet. Da bin ich
als Student nicht etwa mit dem Auto, sondern
mit dem Fahrrad von München zum Segeln rausgefahren. Also, der Tag war weg und manche
Vorlesungen habe ich mir dann auch geschenkt,
weil die Begeisterung fürs Segeln so groß war.
Ab wann konnten Sie ihre Jolle wieder
in den MYC legen?
Der MYC hat dann 1952 wieder aufgemacht.
Werner Keidel, damals Hafenmeister, hat mich
am Hafen empfangen. Ich habe mich vorgestellt
und auch gleich einen Liegeplatz bekommen.
Die Jahre im MYC nach dem Krieg, wie haben
Sie die in Erinnerung?
Alles hat eigentlich auf einer freundschaftlichen
und familiären Basis funktioniert, getragen
von den Familien Beck, Braun, Fach, Künzler,
Lindenmayr, Mössbauer, Senft, Seyffer.
152
Fast alle Nachkommen dieser Familien sind
heute noch Mitglieder im MYC. Schmucker war
Präsident. Anfangs fanden nicht so viele Regattaveranstaltungen statt, weil wir so wenige Boote
hatten. Da war ja immer noch der kleine Hafen
mit den Bojenbooten. Außer Segeln war Feiern
und Lachen angesagt. Wir fühlten uns wie eine
große Familie. Ich war einer der Jüngsten.
Insgesamt gab es ein großes Aufatmen nach
dem Krieg. Immer sind wir am Freitagabend
raus gefahren an den See und am Montag früh
wieder rein in die Stadt. Der Club hat jetzt ja viel
mehr Mitglieder als damals. Früher war es da
unkomplizierter. Wenn was gefehlt hat, dann hat
man halt gesammelt. Meine Frau Annemarie
hat das oft gemacht, für eine Musikanlage oder
ähnliches.
Wie sah das Clubhaus beim Neubeginn aus?
Das war in einem miserablen Zustand und es hat
an vielem Wesentlichen gefehlt, zum Beispiel an
Geschirr für die Wirtschaft. Die Leute mit den
Zimmern haben sich bemüht, die Schäden selber
auszubessern. Die Ansprüche waren natürlich
nicht so hoch wie heute. Die Amerikaner haben
halt da ein bisschen gehaust.
Es soll einen Sportplatz auf der Wiese vor
dem Haus gegeben haben, wissen Sie da
noch etwas davon?
Die Terrasse war damals noch wesentlich kleiner
und die Wiese vor dem Hafen dadurch größer.
Da haben die Amerikaner schon Sport getrieben,
daran kann ich mich erinnern. Damals bin ich mit
meiner O-Jolle ab und zu mal vorbeigesegelt,
um zu schauen, ob der Club noch belegt ist
oder schon wieder zugänglich. Ich erinnere
mich noch, dass die Amis mit ihren requirierten
Motorbooten immer mit einem Höllenlärm auf
dem See herumgefahren sind, ohne Rücksicht
auf die Segler – also, da waren schon mal haarsträubende, gefährliche Situationen dabei.
Wie sind Sie dann überhaupt zum sportlichen
Regattasegeln gekommen?
Etwa 1957 / 58 habe ich meine O-Jolle verkauft.
Da hat mich der Flying Dutchman – die neue
Olympiaklasse – fasziniert. Ich habe von einem
MYC-Mitglied den FD 9 gekauft. Die Klasse
wurde da gerade am Starnberger See stärker –
aber vom MYC war ich der einzige, der FD
gesegelt ist. Doch dieses Boot war zum erfolgreichen Regattasegeln nicht geeignet. Bei der
Bootswerft Vötterl – die gibt’s nimmer – habe ich
mir dann einen ganz neuen FD bauen lassen –
die Nummer 102. Damit ging für mich das
Regattasegeln richtig los. Ich segelte an allen
bayerischen Seen, in Österreich, am Gardasee
153
Günther Pfaller beobachtet mit Frau und Kind
aus dem Dachzimmerfenster
einen Regattastart vom Bootshaus aus
(Zeichnung von Günther Schwarz)
154
und am Plattensee in Ungarn. Den Bootsanhänger habe ich mir aus alten Teilen eines
Opel P4 zusammengebaut. In den 60er Jahren
bin ich mit dem neuen FD schon relativ erfolgreich gesegelt und mein Ansehen bei den
Senioren und den Vorstandsmitgliedern im Club
stieg. Es hieß, du segelst so viel, du müsstest
eigentlich ein Zimmer bekommen. Das war
natürlich toll, denn die Kinder waren klein. Im
Bootshaus oben nach vorne raus, also oberhalb
des Balkons, da gab es eine bessere Abstellkammer. Die durfte ich mir dann selber ausbauen – an Pfingsten 1957 war sie fertig. Zu
dieser Zeit gab es im MYC auch eine kleine
»Fangemeinde«, meist Senioren mit ihren
Frauen, die zu Regattaveranstaltungen fuhren,
um die Segler des MYC zu unterstützen.
Was können Sie aus Ihrer Zeit als Sportwart
erzählen?
1962 / 63 war ich dann im Vorstand als Sportwart,
insgesamt vier Jahre lang. Zu der Zeit brauchten
wir ein neues Arbeitsboot, es durfte damals auch
nicht viel kosten. Bei Anton Dreher, dem Inhaber
der Bootswerft Rambeck und Mitglied im MYC
habe ich dann die Schale einer Barkasse aus
dem Krieg günstig besorgen können. Diese
wurde von der Rambeck-Werft ausgebaut und
im Club auf den Namen »Anton Dreher« getauft.
Erst vor ungefähr 15 Jahren ist das Boot nach
etwa 30 Jahren Einsatz außer Dienst gestellt
worden. Ein anderes Problem war folgendes: es
gab damals noch keinen Spezialanhänger, um die
Kielboote in die Winterliegeplätze zu befördern.
Die betroffenen Bootseigner haben von mir ein
Schreiben bekommen, wieviel jeder einzelne
Bootseigner spenden muss zur Beschaffung
dieses Anhängers. Die Spenden gingen ein und
der Kauf konnte erfolgen. Bis heute ist dieser
Hänger im Einsatz. Auch um sportliche Dinge
habe ich mich gekümmert. Zu der Zeit kam die
neue Bootsklasse des Korsars auf. Da habe ich
mich dafür eingesetzt, dass wir als Clubboot
auch einen Korsar bekommen - finanziert aus
Spenden der Mitglieder. Getauft wurde das Boot
auf den Namen »Fritzl Hannamann«, nach einem
der ersten Vorstände des MYC. Wie eine Taufe
ablief, zeigt die Zeichnung (s. S. 252) des leider
zu früh verstorbenen Mitglieds Günther Schwarz,
genannt »Vinzenz«. Die Regattaleitung und
Organisation lag damals zum großen Teil in den
Händen der Senioren. Gestartet wurde vom
Bootshaus aus. »Vinzenz« Schwarz hat dies
herrlich dargestellt. Der neue Korsar stand
besonders begabten Junioren für Regatten zur
Verfügung. Hier fallen mir die Namen Stefan
Dietz, Wolfi Rappel, Franzl Grosser und Mario
Stock ein. Der Korsar wurde eine beliebte
Klasse im Club. Die Mitglieder Biegert, Feit,
Finckh sen. und jun. sowie Geissler segelten
damit erfolgreich.
Hätten Sie noch eine kleine Anekdote zum
Schluß?
Ja, da gab es ein Segelmanöver im Club, das
hieß »Ackermann«. Ein Senior gleichen Namens
machte einmal beim Raussegeln aus dem
großen Hafen bei starkem Ostwind ein falsches
Manöver und segelte in seiner Not mit seinem
Star unter »Vollzeug« in den kleinen Hafen,
wo er glücklicherweise auf Grund lief und
steckenblieb. Ähnliche Manöver wurden seitdem
»echter Ackermann« genannt. Dann gab es
noch den »Pfaller-Wind«: diese Bezeichnung
bekam ein Nord-Ost-Wind mit Stärke 4 bis 5,
bei dem ich mehrmals in einer Woche jeweils
dreimal täglich nach Seeshaupt hin und zurück
gesegelt bin.
155
Die 60er Jahre
einen 75er mit Namen »Carola« und gewann für
den MYC auf Regatten viele Preise.
1958 wurde Konsul
Kurt Linnebach nach
zwei Jahren im Amt
des stellvertretenden
Vorsitzenden für eine
lange Periode von
1960 bis 1969 zum
8. Präsidenten des
MYC gewählt.
Gerda Glückert
Otto Geissler
Irmi Geissler
Friedl Mössbauer
Kurt Linnebach
Annerl Bauch
Ernst Frey
Hertha Frey
Kurt Linnebach war 1924 zusammen mit seinem
Vater und seinem Bruder Reinhard in den MYC
eingetreten. Damit gehört die Familie Linnebach
heute zu den längsten Mitgliedern im Club. Als
16-jähriger Junior zählte er in der Jollen-Klasse
schon bald zu den Erfolgreichen. Sein Vater,
Professor Adolf Linnebach, international berühmt
für seine Bühnentechnik und Technischer
Direktor am Bayerischen Staatstheater, segelte
Fredl Bauch
In den 60er Jahren hatten sich die allgemeinen
Verhältnisse weitgehend normalisiert. Das Nachholbedürfnis war dagegen groß. Der Fernseher
und andere Aktivitäten spielten noch nicht so
eine große Rolle, man war glücklich und hoch
zufrieden, wenn man sich am Wochenende im
Club traf. Insbesondere die Vorstandsmitglieder
und die Familien, die im Clubhaus ein Zimmer
hatten, waren zum Teil schon seit den 20er
Jahren miteinander freundschaftlich verbunden.
Zusammen mit den beiden Familien Pfaller und
Künzler, die im Bootshaus wohnten, entwickelte
sich ein unbeschwertes Clubleben mit einem
guten Zusammenhalt. Es wurde auf dem von
Hubert Biegert gestifteten damals noch braunen
Klavier Musik gemacht, dazu gesungen und
15.10.1960
156
Öffnung zum Familienclub
Liselotte Linnebach und
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Toni Meier (MRSV)
Christian Denecke
Große Aufmerksamkeit erregten gemeinsame
Bootstaufen, weil es immer noch etwas
Besonderes war, wenn wieder ein neues Schiff
in den Club kam. Unaufhörlich wuchs die Segelflotte. Denn diese Zeit war auch geprägt von
allgemein großer Segelbegeisterung, in der ein
reges Regattaleben gepflegt wurde. Die Hansajolle erfreute sich großer Beliebtheit und der
Stefan Dietz (hinten)
Hannsjörg Mössbauer
Franzl Grosser (hinten)
Norbert Koch (Mitte)
Bübi Henlein (vorne)
Norbert Geissler
Moni Rasp (m. Rücken)
ca. 1964
Ute Sieber
Hans Mössbauer
War der MYC vor dem Krieg eher ein Herrenclub
von Seglern gewesen, so öffnete er sich nun
allmählich zu einem großen, aber nach wie vor
überschaubaren Familienclub. Im Gegensatz zu
den Zeiten vor dem Krieg wurden die Frauen
und Kinder auf dem Clubgelände mehr mit
einbezogen. Selbst Hunde durften, wenn sie an
der Leine gehalten wurden, mitgebracht werden.
Hilfsbereitschaft wurde großgeschrieben und
echte Kameradschaft und Freundschaft verband
alsbald viele Mitglieder und ihre Familien.
Auswärtige Segler, die im Club an Regatten
teilnahmen, waren nicht selten beeindruckt
von dem herzlichen Empfang.
Peter Koppany (Mitte)
Udo Graf Lambsdotff
heftig getanzt. Unvergesslich bleiben
wunderschöne Feiern im Casino und herrliche
Sommerfeste, die bis in die frühen Morgenstunden dauerten und von den CasinoMitarbeitern inklusive der Hilfe der Junioren
getragen wurden. Nicht unerwähnt soll hier
bleiben, dass sich auch die Ehefrauen wie z. B.
Liesl Senft und Annemarie Pfaller mit großem
Einsatz um die Vorbereitung und die gelungene
Dekoration kümmerten. Immer dann, wenn
Spenden dringend benötigt wurden, sammelten
sie unter den Mitgliedern. Sie taten das oftmals
so erfolgreich, dass nicht selten ganz erhebliche
Beträge zusammenkamen.
157
Hannsjörg Mössbauer
beim Olympiatraining
vor Helgoland 1963
Ausdruck der allgemeinen Regattabegeisterung
war auch die »Feuerzangenbowle«, die Teamregatta der Korsare und FDs, die den MYC überregional bekannt machte.
Allein 15 Drachen lagen im Hafen. Den D 315
»Windspiel« von Hans Mössbauer segelte ab
1965 die Crew Hannsjörg Mössbauer, Rudolf
Brand und Norbert Geissler. Als engagierter
Regattasegler auf verschiedenen Drachen (alle
von Abeking & Rasmussen gebaut), die, wie bei
seinem Vater schon, immer den Namen Carola
trugen, gewannen Mitglieder wie Kurt Linnebach
sowohl im In- als auch im Ausland die
Korsar wurde von der Jugend als neues Regattaboot entdeckt. Der Vorstand reagierte großzügig
und schaffte zwei dieser Jugendboote an. Auch
der Flying Dutchman (FD) wurde mit großem
Einsatz gesegelt. Hier tat sich besonders erfolgreich Hannsjörg Mössbauer auf seinem FD G475
»Cäpt’n Flint« hervor. Als bestes westdeutsches
Team kam er mit Vorschoter Ingo v. Bredow
(NRV) 1964 bis in die Olympia-Ausscheidung.
158
»Die grauen
Eminenzen«
Max Fach,
»Onkel Bibi« und
Lieserl Senft
(von links
nach rechts)
begrüßen
Heinz Ocker
im Oktober 1978
Bootsmann
Erich Gareis (links)
am 4. Mai 1962
im grauen Bojenleger
begehrtesten Preise. Zusammen mit seiner langjährigen Regattamannschaft Gerda & Gerhard
Stephan auf Carola II (DG 108) und Carola III
(DG 288), die sich auf einer dieser Wettfahrten
kennen und lieben gelernt hat, sah man ihn
nicht nur am Starnberger See, sondern auch
am Ammersee, in der Kieler Förde, bei der
Schweizer Meisterschaft am Thuner See, in
Triest und zweimal bei der ungarischen Meisterschaft am Plattensee.
sowie die große Lagerhalle mit dem 3t-Laufkran
auf dem bahnseitigen Grundstück gebaut werden – ein gemeinsames Werk, das für alle mehr
Platz bot und gleichzeitig neue Mitglieder anzog.
Ein weiteres Anliegen während seiner Amtszeit
war Kurt Linnebach die Unterstützung der
Jugendarbeit durch großzügige Spenden. So
kam 1970 der 45er Nationale Kreuzer »Aika«
als Jugendboot in den Club und die Junioren
erhielten eine intensive seglerische Ausbildung.
Als Präsident des MYC war Kurt Linnebach ein
großer Befürworter des Hafenausbaus, für den
er seinerzeit DM 50.000,- stiftete. Auch andere
Mitglieder unterstützten großzügig dieses Vorhaben. Anlass war die Zerstörung des bisherigen
Hafens durch das Hochwasser im Juni 1965. So
konnte 1966 ein schöner neuer Hafen in seiner
jetzigen rechteckigen Form (ohne Mittelsteg)
Als Anerkennung für seine Verdienste übertrug
ihm der Club anschließend die lebenslange
Ehrenmitgliedschaft. Am meisten aber freute er
sich über die Plakette und die große Clubfeier
des MYC 1974 anlässlich seiner 50-jährigen
Mitgliedschaft. Bereits ein Jahr später verstarb
er viel zu früh im 66. Lebensjahr.
159
Werner Keidel
unser ältestes Mitglied (*1911)
gewürdigt von Günther Pfaller
Werner Keidel – heute
fast so alt wie der
MYC – war vor dem
letzten Krieg, nach
Abitur und Studium
der Ingenieur-Wissenschaften zuerst
Sportflieger und dann
Testflieger bei einer
Jagdstaffel der Me 109
in Fürstenfeldbruck. Als Diplom-Ingenieur kam
er zur Entwicklung von Flugzeugteilen in die
Forschung zu BMW nach München und wurde
deshalb im Zweiten Weltkrieg vom Kriegsdienst
freigestellt. Bei BMW lernte er Heinz Beer, ein
Mitglied des MYC kennen, der ihn für den
Segelsport begeisterte.
Im Jahr 1942, unter der Präsidentschaft von
Emil Bickel, dem Vater des Europameisters in
der O-Jolle, wurde er Mitglied im MYC. Er
segelte als Vorschotmann auf der erfolgreichen
20er Rennjolle »Luftikus«. Nach dem Abzug
der Amerikaner aus dem Club stellte er sich
1951 für eine Wahlperiode als Hafenmeister
zur Verfügung. In dieser Zeit kaufte er sich
den Piraten »Hano« und bewährte sich als
erfolgreicher Regattasegler. Dem Piraten
»entwachsen« stieg er auf den Drachen
DG 254 um. Als A&R-Bau ist diese Yacht
heute ein »Oldtimer«, der nach wie vor im
MYC beheimatet ist. Dr. Ernst Gerstetter
hat sie übernommen und pflegt sie weiterhin
liebevoll. Oft betätigte sich Werner Keidel als
Regattaleiter und Schiedsrichter. Stets war er
aktiv am Clubleben beteiligt und wurde 1968
Vizepräsident. Das führte dazu, dass er noch
heute im Freundeskreis »Vize« genannt wird.
Stets um Ausgleich bemüht, kümmerte er sich
zwanzig Jahre lang bis 1993 u. a. auch im
Ehrenrat mit Ruhe und Sachlichkeit um die
Belange des Clubs. Die Verleihung der
Ehrenmitgliedschaft erfolgte auf Wunsch
sämtlicher Mitglieder des MYC.
Im hohen Alter von 97 Jahren kann er auf eine
Clubmitgliedschaft von 66 Jahren zurückblicken.
Wir freuen uns mit ihm.
160
Familie Senft
Dr. Carlo Kremer
Drei Generationen
vom Club geprägt,
aber auch den Club prägend
Lieserl,
wie wir sie
aus all den Jahren
kannten …
Als ich 1978 in den
Münchner Yacht-Club
eintrat, fiel mir gleich
auf der Clubterrasse
eine sehr gepflegte
Dame auf, deren wohl
geformte Frisur selbst
Starkwinden stand
hielt. Wie ich bald
erfahren durfte,
behielt nicht nur die stets vollendete Frisur, sondern vor allem das »Lieserl« – so wurde die
gepflegte Dame nämlich von allen genannt – in
jeder Situation stets die Fasson.
Kein neues Mitglied kam an Lieserl Senft vorbei.
Sie kümmerte sich um die neuen genauso wie
um die langjährigen Mitglieder, war Integrationsfigur schlechthin. Die Kinder im Club scharten
sich um sie, junge Eltern konnten beruhigt
segeln gehen, denn sie wussten ihre Sprösslinge
beim Lieserl auf der Terrasse in besten Händen.
Ihr verstorbener Mann – Gigi Senft – war bereits
in den 20er Jahren in den Club eingetreten und
galt auch in schwierigen Zeiten als ein für den
Club stets um Ausgleich bemühter Mann. In
den 50er Jahren segelte er wohl auf einem der
ersten Starboote am Starnberger See, zunächst
noch als Vorschoter bei Hansi Braun, später als
Steuermann von anderen Schiffen, u. a. auch des
Drachens von Hans Huber (damals Möbel im Tal).
Es blieb nicht aus, dass diese Segelleidenschaft
auch auf die drei Kinder – Traudi, Lissy und
Franzi – überging. Alle drei segelten als Kinder
einen Lugger, den etwas größeren Vorgänger
des heutigen Optimisten, und später dann Pirat.
Dem Piraten entwachsen, stiegen Franzi mit
Hansi Künzler und Traudi mit Franzl Grosser auf
den Korsar um. Später wechselten Hansi Künzler
und Franzi auf den Drachen und danach – bevor
sie glaubten, zu alt dafür zu werden – nochmal
auf einen FD. Heute segeln sie gemeinsam
Hansis 30er Schärenkreuzer.
Alle drei Kinder haben Club-Ehen geschlossen.
Traudi mit dem damaligen Jugend-Mitglied Bernd
Stretz. Als Ehepaar segelten sie jahrelang mit
Hubert Biegert dessen Drachen und im Jahre
2001 gewannen sie sogar mit ihrer Sunbeam die
Kustermann-Regatta. Lissy heiratete ebenfalls
ein damaliges Jugend-Mitglied, Udo Graf
Lambsdorff. Die langjährigen Mitglieder erinnern
sich noch gut daran, welch meisterlicher Organisator von Festen und Veranstaltungen Udo war.
Unvergessen ist auch die berühmte »BognerGondel«, die jahrelang bei großen Regatten als
Treffpunt im Hafengelände belagert wurde.
Franzi hat seine Susi auch schon sehr früh im
Club kennen gelernt. Traudi hatte sie als ihre
Jugendfreundin mit in den MYC gebracht. Auch
diese Ehe gilt heute noch als typische MYC-Ehe.
Sie sind sich wohl bei einem während seiner Zeit
als Jugendwart von ihm geleiteten JugendSegelkurs näher gekommen, der damals noch
abwechselnd vom BYC, MYC und SCW durchgeführt wurde.
Demnächst wird mit Christian Stretz bereits die
dritte Generation dieser Familie dem Alter eines
Jugend-Mitglieds im Münchner Yacht-Club entwachsen sein.
Ehrenmitglied Ludwig Senft (†)
mit Familie
im Jahre 1955
161
75 Jahre MYC
Die Zeit von Ulrich Lietz
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Blicken wir auf die mittlerweile zahlreichen
Jubiläumsfeiern des MYC zurück, so haben
die meisten von uns am ehesten eigene
Erinnerungen an das letzte große Jubiläum vor
25 Jahren: die 75-Jahr-Feier im Mai 1983. Wir
tun uns auch deswegen leichter, als uns zu
diesem Anlass eine sehr schöne Festschrift
vorliegt, geschrieben von dem damaligen
1. Vorsitzenden Ulrich Lietz (Mitglied seit 1957).
Schon im Vorwort fasst er mit drei Leitlinien
seine dreizehnjährige Clubleitung zusammen.
»Bewahrung des sportlich-familiären
Charakters des MYC«
Als Ulrich Lietz nach einem Jahr Vakanz, in
dem er als stellvertretender Vorsitzender die
Geschicke des Clubs faktisch geleitet hatte,
1974 den Vorsitz übernahm, wurde die neue
Hafenordnung zur Regelung der Zuweisung von
Liegeplätzen lebhaft diskutiert. Regattasegler
wie Norbert Geissler und Franzl Grosser sowie
Nicht-Regattasegler suchten nach einer gemeinsamen Lösung. In Zusammenarbeit mit seinem
Vorstand, vor allem mit seinen Stellvertretern
Karl-Heinz Thielo und Franzl Grosser, gelang es
Ulrich Lietz, unter Berücksichtigung der sportlichen Entwicklung einen nachhaltigen Kompromiss zu finden und damit die Club-Harmonie
wieder herzustellen.
»Besondere Unterstützung der Jugend«
Wie schon seinen Vorgängern war es auch ihm
ein besonderes Anliegen, die Jugend zu fördern.
So wurden für gute, junge Regattasegler in
diesem Jahr gleich zwei 470er als Club-Regattaboote angeschafft. 1974 waren Satzungsänderungen notwendig geworden, da die
Jugend, unterstützt vom DSV eine eigene
Jugendabteilung haben wollte, um selbständiger
162
auftreten zu können. Dieser Aufgabe nahm sich
der Vorstand und eine extra dafür eingerichtete
»Jugendsatzungskommission« an. Die Mitglieder
stimmten den Vorschlägen 1975 zu. 1985 dann
bekam die Jugend zum ersten Mal in der
Geschichte des Clubs einen eigenen Jugendraum in einem der Bungalows. Inzwischen
war die Zahl der Junioren und Jugendlichen
erfreulicherweise von 82 auf 106 gestiegen.
»Ausbau der Clubanlage«
Die Jahre von 1974 bis 1986 waren eine Zeit
kontinuierlichen, langsamen Wachstums, in der
es Ulrich Lietz und seinem Vorstand vor allem
um die laufende Anpassung an den Bestand
ging. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder
erhöhte sich bis 1988 um 13% auf 199. Die
Bootsliste von anfänglich 110 Schiffen umfasste
nun 185 Boote. Damit war der Club mit seinen
Stellplätzen wieder einmal an den Grenzen
seiner Kapazität angelangt. Das veranlasste den
Vorstand, Umbau- und Baumaßnahmen auf dem
Clubanwesen in die Wege zu leiten. Das stete
Anwachsen des Clubs machte insbesondere
einen Ausbau der beiden Häfen und die
Renovierung des Bootshauses nötig.
Neben den alljährlichen Regattaveranstaltungen
für Korsare, Dyas, Drachen, H-Boote, Stare und
Optis wurden die Mitglieder immer wieder
auch zur Teilnahme an Geschwaderfahrten und
internen Gaudi-Regatten aufgefordert. Eine
Sternfahrt und eine Abschiedsfahrt am Ende
der Saison zur Votivkapelle von König Ludwig
gehörten dazu. Anlässlich des Jubiläumsjahres
1983 fand nach langen Jahren mal wieder eine
»Fuchsjagd« statt. Unterstützt wurden die Bootseigner dabei von Hans Rehdes, dem Bootsmann
in den Jahren 1974 bis 1990. Auch das Feiern
kam nicht zu kurz. Meistens fand im Anschluss
an das Ansegeln im Mai zur Casino-Eröffnung
ein Fischessen statt, die Saison endete mit dem
sogenannten Absegeln und einem anschließenden Kirchweih-Gansessen. Alljährliche Sommerfeste und traditionelle Bierfeste erfreuten
sich anhaltend großer Beliebtheit, – auch
Faschingsfeste gehörten dazu. Der Höhepunkt
der Jahre 1973 bis 1986 war jedoch das
Jubiläumsjahr 1983. Mit Saisonbeginn konnte die
Nordmole eingeweiht und das neue Startschiff
auf den Namen »Münchner Kindl« getauft werden. Am 28. Mai, dem ehemaligen Gründungstag, fand unter großer Beteiligung der Mitglieder
das feierliche Jubiläumsfest traditionell im
Seerestaurant »Undosa« statt.
Die Organisation der Jubiläumsspende übernahm Liesl Senft. Sie konnte bei 99 Damen
stolze 10 740.- DM sammeln.
Viel gelobt wurde die Deutsche Drachenmeisterschaft im September, die anlässlich der 75-JahrFeier zum ersten Mal vom MYC ausgerichtet
wurde.
Fazit: zum Jubiläum 1983 stand der Club gut da,
die wichtigsten anstehenden Probleme waren
gelöst. Dank der versöhnlichen Art insbesondere
des Vorsitzenden Ulrich Lietz herrschte ein
entspanntes Klima im Club und ein harmonisches
Miteinander unter den Mitgliedern. Gleichzeitig
war es Ulrich Lietz zusammen mit seinem
Vorstand weitgehend gelungen, den Bestand auf
hohem Niveau an die Bedürfnisse der damaligen
Zeit anzupassen. Sie leiteten eine Konsolidierung
in allen Bereichen ein, die den Club für die
nächsten Jahrzehnte zukunftsfähig machte.
Aus Dankbarkeit für seine langjährigen
Verdienste um den Club wurde Ulrich Lietz
1986 zum Ehrenmitglied ernannt.
Bärbel und Dr. Neck Sachs (†) mit
Christa und Heinz Ocker (von links)
während der 75-Jahr-Feier
im Festsaal des Undosa 1983
163
Familie Grosser
Alles begann auf einem Piraten
Christopher
Nordhoff
Im MYC gibt es nur wenige Familien, die so
herausragende Leistungen im und für den Segelsport vorweisen können, wie der leider viel zu
früh verstorbene Franzl Grosser mit seiner Frau
Andrea und ihren Kindern Carolin und Florian.
Die Anfänge
In den 50er-Jahren segelt Franzl Grosser mit
Vorschoter Bernd Kosliky aus Leoni einen
eigenen Piraten mit der Segelnummer 873.
Zunächst ist er Mitglied im SCW. Per Bahnverladung befördern die beiden eifrigen Segler
das Boot über weite Strecken, sogar bis nach
Ratzeburg und Travemünde.
Im Jahr 1958 wechselt Franzl in den Münchner
Yacht-Club und steigt schon bald auf den moderneren Korsar um – eine der vielen Bootsklassen,
in denen er noch Jahrzehnte später – dann als
Wettfahrtleiter – aktiv sein wird. Ursel Edenhofer
(verheiratete Frankowski), MYC-Mitglied seit
1954, wird seine Vorschoterin. Auf dem Flying
Dutchman fährt Franzl – für ihn ungewöhnlich –
später nicht als Steuermann mit, dafür nimmt
er als »Schotte« an der Weltmeisterschaft in
Tutzing teil – an der Pinne ein Schwede. Auf der
Trias von Udo Graf Lambsdorff steuert Franzl
vier Jahre lang zu vielen Erfolgen, darunter ein
1. Platz bei der Kieler Woche 1969 – damals mit
an Bord: Uli Finckh
und Christian Denecke. In der Saison
1970 segelt er einen
DSV-Kader-Soling und
nimmt mit Sebald
Obermaier und Bernd
Kosliky auf Hankö/
Norwegen an der
Weltmeisterschaft teil.
164
Die Siebziger – die Familie wächst
Anfang der 70er Jahre – inzwischen verheiratet –
schwimmt Franzl Grosser zusammen mit seiner
Frau Andrea auf der in Bayern neu entwickelten
Dyas auf vielen Revieren weiterhin auf Erfolgskurs. Im März 1975 kommt Tochter Carolin auf
die Welt. Bereits im August werden ihre glücklichen Eltern Dritte bei der ersten Deutschen
Meisterschaft der Dyas-Klasse in ihrem Heimatclub MYC und im Folgejahr 1976 Deutsche
Meister in der Dyas.
Nach weiterem Talent-Zuwachs – im Mai 1978
wird Sohn Florian geboren – bekommen die
Grossers von Fredy
Portier aus Zürich
einen Mini-Tonner und
nehmen an mehreren
Weltmeisterschaften
teil, unter anderem
mit Charly Haaga und
Udo Graf Lambsdorff
in Estardit / Spanien.
Später folgt eine
eigene Sprinta Sport.
Mit dieser erreichen
Andrea und Franzl
gute Platzierungen
und einige Siege. So
werden sie zum Beispiel mit Ursel Edenhofer in
Medemblijk Vize-Europameister.
In dieser Zeit engagiert sich Franzl Grosser auch
aktiv im MYC und übt verschiedene Ämter im
Vorstand aus, unter anderem als 2. Vorsitzender
neben Uli Lietz. Mehr als 15 Jahre lang kümmert
er sich mit um die Geschicke des Clubs. In den
80er Jahren orientieren sich die Grossers neu
und steigen auf’s H-Boot um. Mit dem Neuerwerb geht die ganze Familie bei vielen Regatten auf allen möglichen Revieren in ganz Europa
erfolgreich an den Start. So zum Beispiel mit
Tochter Caro bei der Weltmeisterschaft 1994 auf
dem Ijsselmeer vor Medemblijk. Zu seinem 50.
Geburtstag kauft Franzl sich im Jahr 1991 sein
drittes H-Boot – es sollte sein letztes Cockpit
werden.
Schicksalsjahr 1999
Das Jahr vor der Jahrtausendwende beginnt gut:
Auf dem Laser wird Flo Grosser an Pfingsten
Bayerischer Jugendmeister. Und bei der Starboot-EM belegt er wenig später mit nur 21 Jahren einen hervorragenden 6. Platz. Die Stadt
Starnberg verleiht ihm dafür den Ehrenbrief.
Seine Schwester Caro, 1983 noch eine der jüngsten Opti-Seglerinnen, wechselt über den 420er
in den olympischen 470er und kämpft sich im
DSV vom D- zum AKader vor. Mit Steffi
Trübel (NRV) belegt sie
den 2. Platz bei der
Europameisterschaft
in der Türkei, anschließend den 6. Platz bei der
Weltmeisterschaft. Damit landen sie auch in der
Weltrangliste auf einem 6. Platz. Der Weg in den
Olympia-Kader ist frei – die Teilnahme an den
olympischen Rennen in Sydney zum Greifen nah.
Doch Freud und Leid liegen auf tragische Weise
dicht beieinander: Zuhause in Starnberg steht ihr
Vater als Wettfahrtleiter bei der Europameisterschaft der Joker-Klasse im September 1999 auf
dem MYC-Startschiff. Nur zehn Tage später am
6. Oktober, im Alter von nur 58 Jahren stirbt er
in Pöcking völlig unerwartet an Schlaf-Apnoe.
Familie und Freunde sind geschockt, die Anteilnahme der Mitgliedschaft ist groß. Noch heute
ist Franzl Grosser für viele unvergessen. Man
fragt sich nicht selten, sei es nun an der Pinne
eines H-Boots oder
bei kontroversen
Diskussionen im
Verein, was »unser«
Franzl wohl dazu
gemeint hätte.
Sportliches Erbe
Andrea und ihre beiden Kinder führen das segelsportliche Erbe nun weiter: Andrea zeigt der
Konkurrenz ab und zu noch immer den Spiegel
der GER 1258 – und das bis zum Zieleinlauf –
und Carolin ist aktiv als Streamline-Seglerin
sowie verantwortlich für das Marketing beim
Norddeutschen Regatta-Verein. Und Florian? Der
gehört in der »Königsklasse« Drachen als Crew
zur Weltspitze, meist zusammen mit Oliver
Davies und Skipper Philipp Ocker.
Und ich bin sicher:
Franzl würde sich »riesig« freuen.
165
Hans Rehdes
Bootsmann von 1974 bis 1990 erzählt
Bettina RennerSchneider
Wie sah das Hafengelände am Anfang – also
1974 – aus?
Das war ganz anders als jetzt. Es gab Tiefwasserplätze an der Mole entlang, da stand die
ganze Drachenarmada. Der hintere Bereich –
die jetzige Außenmole mit der Bank – das waren
ausschließlich Flachwasserplätze, auch der
kleine Hafen war flach. Entsprechend hatten
wir zunächst nur Drachen, erste Dyas, eine Trias
war da, dann Hansajollen, Neptun 22 und
Kielzugvögel. Das Bootshaus war ja anfangs
noch ‘ne richtige Werkstatt. Erst nachher kamen
die Umbaumaßnahmen mit den Feuchtzellen
und da wurden dann die Räume verkleinert
durch die Herrentoilette.
In Ihrer Zeit arbeiteten Sie mit dem Clubschiff
»Anton Dreher«, das aus der gleichnamigen
Werft stammte. Was hatte es damit auf sich?
Das war ein Schiff aus dem letzten Krieg. Das
hatte die Marine als Beiboot, darum war da
Heißgeschirr installiert zum Runterlassen von
kleinen Booten. Unser Schiff hatte, als ich hierher kam, schon ein so großes Loch, dass der
Bootsbauer Müller Planken ersetzen musste. Der
hat dann natürlich mit Kupfernieten repariert, wie
sich das gehört. Der Rest bestand ja leider aus
verzinkten Stahlnieten, die rosten doch mit der
Zeit durch. Auch der Bayerische Yachtclub hatte
so ein Schiff, ebenfalls mit Stahlnieten. Unseres
haben wir so lange erhalten, wie es ging. Es war
eine fürchterliche Arbeit. Man liegt da unterm
Schiff, muss dieses schwarze Zeug, das Inertol
abkratzen, abschleifen und was Neues auftragen.
Die großen Spalten zwischen den Planken
werden dann mit Wolle zugemacht, die mit Teer
getränkt ist, so dass alles im Wasser aufquillt.
Immer musste man sehen, dass das Schiff
wieder dicht war, denn im Mai war die erste
Regatta.
Welche außergewöhnlichen Erlebnisse fallen
Ihnen spontan ein?
Schlimm war es, als der 20er Jollenkreuzer des
Herrn Dr. Schubert oben in der Halle vom Kran
runtergefallen ist. Wir haben den Jollenkreuzer
hochgefahren, um ihn dann in das Gerüst ‘reinzubekommen. Man konnte nicht sehen, wie
weit er mit dem Haken von der Winde weg ist.
166
Also hat man sich auf den Anschlagausschalter
verlassen, der hat aber versagt. Der Kran hatte
sich selber den Haken abgerissen und ist weitergefahren. Da hing dann der Jollenkreuzer dran
mit seiner Traverse drüber und ist uns vor die
Füße geknallt. Ich war ganz blass. Gott sei Dank
ist nichts Schlimmes passiert. Man hat mit den
Sachen gearbeitet, das war ein alter Ratgeberzug, der hätte natürlich regelmäßig durch den
TÜV gehört.
Dann gab es noch den Traktorunfall: Der
Trecker war ein Anreiz für die Jugend, besonders
für Eberhard Stephan junior, den Sohn – der hat
mal den alten Hatz im kleinen Hafen versenkt.
Da hab’ ich am Takelmast gearbeitet und sehe
gerade noch, wie er den Traktor in den
kleinen Hafen reinfährt: die Räder sind über
die Kante und schon war er drin. Ich rannte,
so schnell ich konnte und wollte gerade
Münchner Merkur
Nr. 22 / 1974
reinspringen, da
kommt er rausgekrabbelt aus dem Wasser.
Da war ich aber froh.
Der Vater hat dann
sofort veranlasst, dass der Trecker mit einem
Kran rausgeholt wird und gleich in die Werkstatt
kommt. Er fährt hier ja heute immer noch.
Ein ganz besonderes Erlebnis war der Einbrecher. Der Club ist ja stillgelegt im Winter.
Damals hat man deshalb die Fenster im Winter
mit Holzplatten vernagelt. Auch das Bootshaus
hatte so halbmondförmige Platten. Der Fremde
hatte sich bei Familie Stephan eingenistet, als
die ganz oben ihr Zimmer zur Bahn raus hatten
– das war fürchterlich! Ich hab’ das sofort der
Polizei gemeldet. Geschnappt hat ihn dann der
Albert Lindner, ein DLRG-Kamerad. Der war
erst oben, hat aber nichts gesehen. Trotzdem
hatte er so ein Gefühl, als wenn jemand da ist –
und er hat die Bettdecke und das Laken hoch
genommen und da lag er! Der hatte sich so reinplatziert, dass man nichts hat sehen können.
Das war schon ein Ereignis der besonderen Art.
Können Sie etwas zu den Versuchsfahrten
der Firma BMW sagen, die hier im MYC neue
Marine-Motoren getestet hat?
Mit ihrem eigenen ZF-Antrieb hat die Firma
BMW 1977 / 78 angefangen. Am See wurden
im Winter hier Versuche gefahren. Wir hatten
eine Extranummer vom Landratsamt für diese
Fahrten, das waren Benzinmotoren 4- und 6Zylinder. Hier haben sich von der Firma BMW
die Verkaufsleiter getroffen. Es wurden Vorführfahrten gemacht, denn das war hier der Wasserstützpunkt für die Marine GmbH, so hieß die
Firma. Im Winter 1978 / 79 durfte ich dann
deswegen nach Venedig fahren. Zu der Zeit
hat BMW schnellere und leichtere Antriebe
gebaut und grad’ die Italiener hat das sehr
interessiert. Vor allen Dingen die Schmuggler,
die waren ganz scharf auf den 6er-Benziner
und den 3,5 Liter Motor. Der war ungeheuer
stark, aber selber ganz leicht.
An welche schönen Segelereignisse oder
Feste erinnern Sie sich besonders?
Da gab es einen Flottenbesuch bei Sylvester
Huber in Ammerland.
Ich fuhr die Anton
Dreher für den
Schlepp. Da wurden
frisch geräucherte
Brachse serviert, und dann Bier vom Fass – das
war sehr lustig. Ich hab’ dann die ganze Armada
heimgefahren, das war ein schönes rundes Fest
der Segler so 1974 / 75.
Dann gab es noch ein schönes Fest von
Herbert Schneider, der Bootszubehör verkauft
hat, – Österreicher war er. Er hat von einem
Weingut Heurigen, Burgenländer Wein, große
Blut- und Leberwürste und Käse anfahren lassen
– das war auch so ein unvergessliches Fest.
Aber es gab jedes Jahr immer viele Feste, mit
improvisiertem Zelt, da haben alle mit angefasst,
auch die Jugend. Wenn ich gefragt habe, könnt
ihr mir mal helfen, waren sie schon da. Besonders Yves Kessler, der hat sogar gefragt, als er
noch Schüler war. Aber vielen Jugendlichen habe
ich auch geholfen. Die wollten mich dann sogar
ehren mit dem Hans-Rehdes-Pokal. Der ist dann
ausgeschrieben worden für die 14-Foot-Dinghy –
das sind so ganz schnelle Jollenboote so wie der
Korsar. Aber da ist dann doch nichts daraus
geworden. Schön war auch – man hat mich
immer teilhaben lassen an den Veranstaltungen.
Sogar am Jahresabschlussball wurde ich mit einbezogen, der war mal im Deutschen Museum
und auch im Hofbräuhaus mit langen Kleidern.
Nach so vielen Jahren fühlten Sie sich also
selbst fast schon wie ein Mitglied – warum
haben Sie sich dann verabschiedet?
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich auch
nicht jünger werde. Da hat sich dann die
Gelegenheit ergeben, zum Abfallzweckverband
zu geh’n. Ich hab’ lange Nächte nicht geschlafen,
denn man ist ja verwachsen mit dem Club. Man
kennt jeden an der Stimme und am Gang. Auch
im Dunkeln habe ich die Leute erkannt. Dann
hab’ ich erfahren, dass sie einen Neuen haben,
diesen Kadersegler vom Müggelsee. Da habe ich
gleich gesagt, der soll mal herkommen, den
weise ich ein. Meine Arbeit hat mir immer Spaß
gemacht, und jetzt plötzlich da aufhören, das war
schon hart. Aber ich hab’ mir gedacht, ich muss
vernünftig sein.
167
1983 bis 2008
Der Club ist gewachsen
Dr. Iris v. Hoyningen-Huene
Die unter dem Vorsitz von Ulrich Lietz und
seinem Vorstand bis 1986 geschaffene allgemein
solide Grundlage des Clubs ermöglichte in den
darauffolgenden ca. 15 Jahren eine weiterhin
friedvolle Zeit, eine Periode ohne große Auseinandersetzungen, in welcher der Club zur
allseitigen Zufriedenheit von den jeweiligen
Vorsitzenden und ihren Vorständen verwaltet
wurde. Segelsport und Clubleben konnten
gleichermaßen genossen werden.
Im letzten Vierteljahrhundert bis zum 100jährigen MYC-Jubiläum 2008 setzten sich die
Präsidenten Ulrich Lietz (1974 - 1985), Dieter
Grass (1986 - 1987), Gerhard Bergmann (1988 1989), Dr. Carlo Kremer (1990 - 1999 sowie seit
2007) und Dr. Bernd Schaible (2000 - 2005)
jeder auf seine Weise dafür ein, Traditionen
und gewachsene Strukturen nicht nur zu pflegen
und zu bewahren, sondern diese auch kontinuierlich den Erfordernissen der jeweiligen Zeit
anzupassen und, wo nötig, weiterzuentwickeln.
Mitgliederentwicklung
Von etwa 1958 bis 1988 waren sich die
Präsidenten in dem Ziel einig gewesen, ein
»relativ kleiner Club« bleiben zu wollen, was
wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses war, das sich der Club bis dahin gegeben
hatte. So entwickelte sich der MYC in der Zahl
seiner Mitglieder Jahrzehnte lang sehr langsam,
nur ein leichtes Wachstum war erwünscht. Im
Zeitraum von 30 Jahren stieg die Gesamtzahl
moderat von 116 auf 199 ordentliche Mitglieder,
pro Jahr im Schnitt nie mehr als 2 bis 3 Neuaufnahmen (Zuwächse und Abgänge saldiert).
Dadurch konnten sich im überschaubaren
Rahmen weitgehend ungestört langjährige
familiäre Bindungen entwickeln, die von vielen
Mitgliedern sehr geschätzt wurden.
In den 90er Jahren dann setzte ein Umdenken
in der Mitgliederpolitik ein. Denn in einer
Marketingstudie zum zeitgenössischen Freizeitverhalten unterschiedlicher Zielgruppen wurde
festgestellt, dass Segler mittlerweile sichtlich
mehr zusätzliche Freizeitaktivitäten unternahmen
als noch 20 und mehr Jahre zuvor. Wollte man
also die von früher gewohnte Frequenz in der
Nutzung der Clubanlagen und des Casinos sicherstellen, brauchte der MYC konsequenterweise
mehr Mitglieder. So wurde unter dem Vorsitz
von Dr. Carlo Kremer und seinem Vorstand der
Zielwert auf 250 ordentliche Mitglieder erhöht
und auch verteilt über mehrere Jahre umgesetzt
(1988: 199 bis etwa 1998: 244 ordentliche
Mitglieder). Diese Entscheidung hatte bei den
ordentlichen Mitgliedern in 10 Jahren 45
Zahl der Mitglieder in den Jahren 1908 bis 2008
168
Neuaufnahmen (also durchschnittlich 4 bis 5 pro
Jahr, saldiert) zur Folge. Gleichzeitig gelang es,
die Zahl der jungen Erwachsenen und Jugendlichen deutlich zu erhöhen. Dadurch verjüngte
sich die Mitgliedschaft ganz erheblich. Die
stärkste Gruppe im MYC war nun zwischen 19
und 40 Jahre alt, was die sportliche Ausrichtung
des Segelclubs sehr unterstützte.
Nach einem Jahrzehnt der Vergrößerung des
Mitgliederbestandes und dem damit verbundenen Erreichen des Zielwertes von 250 ordentlichen Mitgliedern wurde die Politik der Neuaufnahmen nach der Jahrtausendwende bis
2008 nicht mehr in dem Maße weiterverfolgt.
Vielmehr hielt der Vorstand unter Dr. Bernd
Schaible (2000 - 2005) die Zahl der ordentlichen
Mitglieder mit 250 weitgehend konstant. Dadurch
verteilten sich schon bald die Altersgruppen
gleichmäßiger, der Anteil der über Vierzigjährigen
stieg aber entsprechend der allgemeinen demographischen Entwicklung im MYC mit 34%
deutlich an. Vor allem die Zahl der über Sechzigjährigen erhöhte sich von ca. 60 im Jahr 1998
auf fast das Doppelte 2008. Um die Mitgliederstruktur langfristig ausgewogen zu halten, ist der
Vorstand nun verstärkt bemüht, Jugendmitgliedschaften zu fördern und diese durch attraktive
Sportmöglichkeiten an den Club zu binden.
Zählte der Club 1983 noch insgesamt 289
Mitglieder, vergrößerte er sich bis zu seinem
100. Jubiläumsjahr auf 437 Mitglieder – ein
Anstieg um 148 bzw. 51%.
Durch diese Entwicklung der letzten 25 Jahre
wurde der Club in seiner Zusammensetzung
heterogener, bisher langgepflegte und liebgewonnene Strukturen veränderten sich. So
manche langjährigen Mitglieder mussten sich
darin neu zurecht finden, um bestehende
Freundschaften in gleicher Weise zu pflegen
und zu leben wie früher. Denn in Relation zur
Mitgliederzahl stehen nun alte gewachsene
familiäre Bindungen nicht mehr so im Vordergrund, sind nicht mehr alleine der Kern des
Clubs, gehören aber erfreulicherweise immer
noch dazu. Weiterhin bleibt der MYC der Idee
des Familienclubs treu, indem er bei Neuaufnahmen vorrangig junge Familien möglichst
mit Kindern sowie junge Regattasegler in die
Clubgemeinschaft integrieren möchte.
Der MYC öffnet sich nicht nur neuen Mitgliedern
und deren Familien, sondern auch zusehends
einem größeren Einzugsbereich. Dennoch bleibt
der MYC ein Münchner Club, der dort seit nunmehr 100 Jahren im Vereinsregister geführt wird
und dies auch in seinem Namen dokumentiert.
Altersstruktur
der Mitglieder
in den Jahren
1971 bis 2008
169
Ein Segelclub von Münchnern für Münchner –
so versteht sich der »Münchner« immer noch.
Und doch hat sich gemessen am Wohnort seiner
Mitglieder bis heute eine deutliche Verschiebung ergeben. In den ersten 50 Jahren seines
Bestehens blieben die Münchner in ihrem
Segelclub überwiegend unter sich. Hielt sich
ihre Anzahl mit ca. 130 im Zeitraum von 1968
bis 1988 weitgehend konstant, so stieg mit
zunehmender Mitgliederzahl gleichzeitig der
Anteil der in Starnberg und auswärts wohnenden
kontinuierlich an. Seit Mitte der 70er Jahre nun,
waren die Münchner nicht mehr in der Mehrzahl,
was wohl zu einem guten Maß auch daran lag,
dass sich durch die allgemeine Mobilität und die
Nähe zu München für viele Münchner Segler
ähnlich wie heute ein Wohnen in Starnberg
geradezu anbot.
Investitionen
Die Vergrößerung der Mitgliederzahl in den
letzten 25 Jahren unterstützte die im gleichen
Zeitraum erforderlich gewordenen großen
Investitionen. 1986 wurde der Jugend ein
Bungalow zur Verfügung gestellt und vom
damaligen Vorsitzenden Dieter Grass eingeweiht. Noch in der Präsidentschaft von Gerhard
Bergmann beschlossen die Mitglieder die
Finanzierung der ersten großen Teilsanierung
und Neugestaltung des Clubhauses, die 1991
vom nachfolgenden Vorsitzenden Dr. Carlo
Kremer und seinem Vorstand durchgeführt und
fertiggestellt wurde. Weil seinerzeit die Mehrheit
der Mitglieder noch keine Vergrößerung der
Clubräume wollte, stellte sich mit Beginn des
zweiten Jahrtausends erneuter Sanierungs- und
Renovierungsbedarf ein, der diesmal mit einer
Erweiterung verbunden sein sollte.
Einzugsbereich der Mitglieder in den Jahren 1908 bis 2008
Vor allem die Küche war zu klein geworden und
obendrein veraltet. Unter der Präsidentschaft
von Dr. Bernd Schaible wurden erste Pläne zu
umfangreichen Baumaßnahmen im Casino
entwickelt. In einem langwierigen und mühevollen Entscheidungsprozess fand schließlich die
heute realisierte bauliche Lösung des Bauausschusses Zustimmung beim Vorstand und bei
der großen Mehrheit der Mitglieder.
170
Als Dr. Carlo Kremer in einer zweiten Amtsperiode 2007 die Nachfolge von Dr. Bernd
Schaible antrat, kam auf ihn und seine Vorstandskollegen erneut die Realisierung eines bereits
beschlossenen Umbaus zu. Jedoch lag diese
Aufgabe bereits in den kompetenten Händen
des Bauausschusses bestehend aus den
Vorstandsmitgliedern Niko Stoll und Otto
Hartmann. Die Finanzierung wurde übrigens –
was beachtlich ist – im Interimsjahr 2006 / 2007,
in dem der Club keinen Präsidenten hatte, von
den beiden stellvertretenden Vorsitzenden Prof.
Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene und Niko Stoll
detailliert ausgearbeitet, zur Entscheidungsreife
gebracht und die erforderlichen Beschlüsse der
Mitglieder herbeigeführt.
Die Entscheidung, zahlenmäßig zu expandieren,
wirkte sich auch auf die Liegeplätze im Hafen
aus. Dadurch, dass Ende der 90er Jahre auf
Vorschlag vom damaligen Hafenmeister Hansi
Künzler der bestehende nord-südliche Steg –
der legendäre Mittelsteg – im Großen Hafen
abgerissen und durch zwei west-östlich verlaufende Stege ersetzt wurde, konnten zusätzlich
15 tiefgehende Hafen-Liegeplätze gewonnen
werden. Gleichzeitig wurden im Kleinen Hafen
durch Ausbaggerung weitere vier Liegeplätze
für Kiel-Yachten geschaffen. So belegen derzeit
208 Yachten und Segelboote das Hafengelände.
Auch verschiedene Neubauten ergänzen bis
heute das Ensemble des Segelclubs. Musste
das mit dem Kauf des Anwesens 1919 übernommene Gärtner- oder Pförtnerhaus wegen
Baufälligkeit 1996 abgerissen und durch ein
Neues ersetzt werden, so wurde rechtzeitig zum
Jubiläumsjahr ein zweites Bootshaus gebaut,
das nun den gestiegenen sanitären Bedürfnissen
entspricht und zugleich mehr Raum schafft für
Bootsreparaturen und Lagerung sowie für die
Werkstatt.
Seitdem trägt die Treppe als Treffpunkt zwischen
Terrasse und Hafen wesentlich zur Kommunikation der Mitglieder untereinander bei und hat auf
diese Weise integrierende Wirkung.
Segelsport
Die vielfältigen Festschrift-Beiträge zum Segelund Regattasport der einzelnen Bootsklassen
während der letzten Jahrzehnte weisen den
MYC gleichermaßen als Traditions- und aktiven
Segelsport-Club aus. Seit 1990 ist Michael
Zachries als Bootsmann für den Hafen und seine
Schiffe zuständig. Die Vorliebe der Mitglieder für
bestimmte Bootsklassen hat sich mit den Jahren
immer wieder gewandelt. Klassen kamen und
gingen. Insbesondere zur Förderung der Jugend
und des Regattasports haben die Vorstände zu
allen Zeiten darauf reagiert, indem sie offen
waren für moderne neue Schiffsklassen und
solche dann als Clubboote in den Hafen holten.
Letzter Ausdruck dieser Politik ist die Förderung
des Joker und der Streamline.
Trotzdem bleiben traditionelle Klassen wie
Drachen oder später dann H-Boote die wichtigsten Bootsklassen im MYC. Mit 49 Schiffen
stellen die H-Boote die stärkste Klasse im MYC
dar – gefolgt von mittlerweile 33 Drachen. Die
seit etwa 35 Jahren gezielte Klassen-Förderung
durch die Einführung einer Hafenordnung 1974,
die die Vergabe von Liegeplätzen zwischen
Regatta- und Freizeitseglern regelte, machte eine
kontinuierliche Entwicklung möglich, die sich in
den Erfolgen der MYC-Segler bei Regatten im
In- und Ausland alljährlich eindrucksvoll belegen
lässt.
Klassische Rennyachten haben eine lange
Tradition im MYC. Aber in den 50er Jahren ging
Auch die Wiederherstellung der großen Außentreppe, die seit 1921 jahrzehntelang die Terrasse
mit dem Hafenniveau verbunden hatte und die in
den 60er Jahren einer Neugestaltung der Außenanlagen weichen musste, vervollständigt seit
2004 wieder das historische Erscheinungsbild.
171
dieser Schwerpunkt des Segelsports für längere
Zeit stark zurück.
Seit 1990 etwa ist es dem Vorstand ein
großes Anliegen, wieder daran anzuknüpfen und
gepflegte Traditions-Yachten in die Flotte des
Clubs zu bekommen. Von Anfang an bestand
eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit der
Traditionsklassen-Flotte am Starnberger See.
Darüber hinaus präsentierte sich der Club für
Eigner von Traditionsyachten, die
eine Bleibe am Starnberger See
suchten. Im Laufe der Zeit haben
auch einige unserer Mitglieder ihr
Herz für schöne alte Yachten wiederentdeckt und den – vielleicht
schon länger gehegten – Wunsch
danach in die Tat umgesetzt. Diese
Offenheit für klassische Oldtimer
zeichnet den MYC heute wieder
besonders aus. Der 2001 begründete Bernbacher Cup für Schärenkreuzer und Lacustre gehört mittlerweile zu den anerkannten
Traditionsregatten hier am See.
Erholung
Der MYC sieht sich vorrangig als Segel- und
Regattasport-Club, der seinen Mitgliedern aber
auch vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung
und Erholung bieten will. Ausdruck dessen ist
die durch die Initiative des Clubmitglieds Hubert
Biegert 1999 neugestaltete »Hubertuswiese«
auf der Nordmole, wo sich im Sommer Jung und
Alt zum Baden und Sonnen treffen.
Wie schon in den ersten Jahrzehnten des Clubs
wird nach wie vor an der Tradition festgehalten,
Segelsport immer auch zu verbinden mit
gesellig-gesellschaftlichen Veranstaltungen.
172
So sind seit Jahrzehnten Sommer- und Winterfeste wesentlicher Bestandteil des Clublebens.
Einer der Höhepunkte im Sommer ist seit 2003
das Hafenfest, das bei clubeigener Live-Musik
und kulinarischen Genüssen gute Gelegenheit zu
vielfältigen Gesprächen unter Clubmitgliedern
und ihren Gästen bietet. Das Gelingen solcher
Clubfeste und privater Feiern sowie zahlreicher
Regattaveranstaltungen ist ganz wesentlich von
Neben
Bootsmann Zachries
sind es Irmhild
Lippitsch (unten) und
Thomas Ortner
(links), für die der
MYC kein Ort
reiner Erholung ist
einer zuverlässigen und ansprechenden
Bewirtung abhängig. Der MYC kann sich seit
mehreren Jahren glücklich schätzen, Thomas
Ortner und sein Team für diese wichtige und an
Regattatagen oftmals auch stressige Aufgabe
gefunden zu haben. Und an dieser Stelle sei
auch »unsere« Frau Lippitsch gelobt, die
seit vielen Jahren das Sekretariat des MYC
»schmeißt« und in dieser Funktion oft den nicht
immer dankbaren Puffer bildet zwischen notwendiger Bürokratie einerseits und hohen
Freizeitansprüchen der Mitglieder andererseits.
2008
Seit 2007 hat Dr. Carlo Kremer das Amt übernommen, den Club im Rahmen einer weiteren
Präsidentschaft in sein zweites Jahrhundert
hinein zu führen – oder seemännisch gesagt –
hinein zu manövrieren. Durch seine Fähigkeit,
divergierende Meinungen und Interessen unter
den Mitgliedern auszugleichen, ist der Club nach
den Anstrengungen der langjährigen Baumaßnahmen nun auf dem Weg in eine konsolidierte
und zugleich harmonische Zukunft. Nach fünf
schwierigen Jahren hat man wieder zusammengefunden und ist in der Lage, gemeinsam das
»100-jährige« zu feiern.
BdV = Beauftragter des Vorstands
(Stand 1. Mai 2008)
173
Michael Zachries
seit 1990 Bootsmann im MYC
antwortet
Bettina RennerSchneider
Wie kamen Sie zu diesem Stellenangebot als
Bootsmann für den MYC?
Das Leben ist von Zufällen geprägt, und das war
auch einer. Ich habe nach der Wiedervereinigung
beim H-Boot-Segeln den Yacht-Ausrüster Sepp
Resch vom Chiemsee kennen gelernt. Er gab mir
die Möglichkeit, bei der Messe Caravan & Boot
seinen Messestand auf- bzw. abzubauen und zu
betreuen. Ilja Wolf, ein Freund aus meinem
Berliner Segelclub hatte zu dieser Zeit eine
Anstellung im BYC. Er wusste von der freien
Stelle im MYC und ich war gleich interessiert.
Mit Werner Biebl gab es dann den ersten
Kontakt zum MYC.
Haben Sie immer hier auf dem Gelände
gewohnt?
Das alte »Pächterhaus« war ein reiner Sommerbau. Den Winter habe ich in Berlin verbracht.
Nach Fertigstellung des Neubaus 1996 beschloss
ich, meine Berliner Wohnung aufzugeben und
komplett umzuziehen. Ein Clubgelände, das auch
im Winter bewohnt wird, ist doch besser unter
Kontrolle.
Gibt es Aufgabengebiete besonderer Art,
etwas, das Ihnen am Herzen liegt?
Das ist natürlich die Arbeit auf dem Wasser und
der Umgang mit der Jugend. Die Stütze eines
Vereins ist ja die Jugend, die muss man fördern
und damit auch interessieren und binden. Denn
die Jugend ist ja sowieso nicht ihr ganzes Leben
lang hier, auch wenn sie vielleicht weiterhin
Mitglied bleibt. Bei meinem Verein am Müggelsee, wo mein Sportlehrer nach der Schule die
ganze Klasse mitgenommen und gesagt hat,
probiert doch mal – einfach so als außerschulischen Sport – da war ich der einzige, der
übrig geblieben ist. Weil mir das Spaß gemacht
hat. Seit 1957 bin ich als Regattasegler in einem
Segelverein. Ich habe im MYC das Segeln von
der organisatorischen Seite kennen gelernt. Bei
einer Regatta werden von mir die Bojen gelegt.
Wenn Wettfahrtleitung und Segler zufrieden
sind, dann bin ich es auch. Da können sich auch
die Wettfahrtleiter drauf verlassen, dass das
funktioniert, was ich mache. Bleibt während
einer Regatta Zeit zur Beobachtung, dann nutze
ich das. Erfolgreiches Segeln ist kein Zufall. Wer
die Regeln der Segelliteratur berücksichtigt, liegt
meistens auf der Sonnenseite der Ergebnisse.
Sie haben ja zu DDR-Zeiten bereits Erfolge im
Segeln gehabt, wie sah denn Ihr Leben vor
dem MYC aus?
Ich bin die Bootsklassen Pirat, FD, Drachen und
Soling gesegelt. Höhepunkte waren die Teilnahmen an drei olympischen Spielen – Kiel 1972,
174
Montreal 1976, und Moskau 1980. Mein Training
war so: im Mai mit dem Boot nach Warnemünde
und im Oktober wieder zurück, höchstens
Wochenendbesuch zu Hause kurz – und sonst
war das rund um die Uhr nur segeln, segeln,
segeln. Ich hatte eine Freistellung von meinem
Beruf für sportliche Betätigung – wie hieß das so
schön: Diplomat im Trainingsanzug. Danach habe
ich in meinem Club als Segelmacher gearbeitet.
Schwerpunkt der Arbeit war die Entwicklung von
Solingsegeln. Eine enge Zusammenarbeit mit
den Seglern war dabei die Basis vieler Erfolge.
Kannten Sie auch westliche Segler?
Nur zum Teil. Von gemeinsamen Regattatagen
kannte ich z. B. Gernoth Schreiber und Peter
Möckl vom MYC. Aber vor der Wende hat es
keine Möglichkeit gegeben, den Starnberger See
zu besuchen. Um so mehr freute ich mich dann,
hier viele bekannte Segler anzutreffen wie z. B.
Landestrainer Albin Molnar, die North-Vertreter
Erich Hirt, Eckard und Norbert Wagner, Horst
Nebel, Wolfi Rappel, die Soling-Segler Burschi
Haist, Jörg Mössnang und Michi Obermeier. Der
Kontakt zu diesen bekannten Seglern hat mir den
Start in Bayern erleichtert.
Noch ein Abschlusswort …
Wiederschaun.
175
Hafenfest
Eine Idee wird Tradition
Stefan Ramstetter
Man stelle sich vor: Ein lauer Frühabend eines
wunderbaren Segeltages. Dezente, beschwingte
Musik weht über den Hafen und hinaus über
den See. Noch laufen Boote in den Hafen ein,
machen fest und die Segler und ihre Freunde
genießen den Duft traditioneller und exotischer
Spezialitäten aus der im Freien aufgebauten
Küche. Eine Vielzahl gut gelaunter Menschen,
bekannte und noch nicht bekannte, haben sich
bereits an den aufgebauten »Zapfstellen« und
Tischen versammelt und viele weitere streben
hangabwärts dem gleichen Ziel zu: dem MYCHafenfest.
Es war 2003, als sich
der frisch gewählte
Hafenmeister mit dem
Gedanken an seine
Kollegen im Vorstand
wandte, den gerade
renovierten Hafen und
die neue Hafentreppe,
die nun wieder – wie
in den 30er Jahren
schon einmal – von
der Terrasse direkt
in den Hafenbereich
führt, zum Anlass
für ein großes Hafenfest zu nehmen. Dabei
war nicht an eine Konkurrenz zu den ohnehin
etablierten Segler- und Traditionsfesten des
MYC gedacht, die seit den 20er Jahren in allen
Epochen und in vielfältiger Form Magnet für die
Mitglieder des MYC waren. Vielmehr stellte man
sich ein zusätzliches stimmungsvolles Sommerereignis unmittelbar im Hafenbereich vor, mit
dem der Club gleich mehrere Ziele verbinden
konnte: Das neue Hafenfest sollte »halböffentlich« auch für alle Segler unserer Nachbarvereine
sowie für Freunde und Gäste unserer Mitglieder
offen sein, um sich einfach in diesem einmaligen
Ambiente verabreden zu können. Ohne die sonst
übliche Club-Kleiderordnung durfte statt Tanz
das ungezwungene Gespräch aller Gäste im
Vordergrund stehen.
Daneben musste das Fest für den MYC budgetneutral sein, sollte aber gleichzeitig ohne vorherige Anmeldung und ohne Eintrittsgeld ein
176
Erfolg werden. Mitglieder und Gäste sollten
allein durch die Verlockungen des Angebots zum
Kommen und Verweilen animiert werden. Der
Kreativität des Casinopächters Thomas Ortner
waren keinerlei Grenzen gesetzt.
Und schließlich sollte womöglich ein gelungenes
erstes Hafenfest ein Auftakt für weitere sein …
Nun, der gesamte Vorstand war leicht für
das Vorhaben zu gewinnen, zumal das gezeichnete Stimmungsbild für Erleuchtung und die
beantwortete Budgetfrage für Entlastung
gesorgt haben. Die weiteren Schritte waren
dann vorgezeichnet: Der Casinopächter nutzte
freudig die gebotene unternehmerische
Gelegenheit, das Hafenfest federführend zu
organisieren. Vereinbart wurde auch freie Hand
in Sachen Angebot, Preisgestaltung, Hafendekoration und Überraschungen.
Viele Mitglieder boten bei Bekanntwerden
des Vorhabens spontan ihre Unterstützung an.
Vor allem die Jugend- und Juniorenabteilung
kümmerte sich helfend um logistische Themen.
Und von Anfang an war es beschlossene Sache,
dass ein fast »clubeigenes« Jazz-Ensemble den
musikalischen Teil des Festes bestreitet.
Einen schöneren Anlass hätte unser
erster Vorsitzender, Dr. Bernd
Schaible (2000 - 2005), nicht finden
können, um die neue Hafentreppe
zusammen mit Hauswart Volker
Mader im Fackelschein an die Mitglieder zu
übergeben.
Manch einer hörte auch noch nach dem viel zu
frühen Ende der schönen Musik ein Singen und
ließ sich von den anfänglichen Schlangen am
Getränkestand nicht abhalten, die Mittsommernacht im Hafen des MYC so richtig zu genießen.
Wir hoffen sehr, dass dies der Auftakt zu einer
Vielzahl ebenso wunderbarer Hafenfeste ist …
Besucherzahl: über 600 Personen
Anzahl ausgegebener Essen: ca. 460
ausgefüllte Bestellzettel: ca. 1.840
ausgeschenkte Cocktails: ca. 320
gespülte Gläser: über 2.500 …«
So war es für’s erste also geschafft. Aber wie
immer, der Erfolg einer ersten Veranstaltung
setzt den Maßstab für die nachfolgenden
Ereignisse. Und so kam es, dass das Hafenfest
im MYC seither zu einem traditionellen
Viele Sachspenden, wie das von
Sammlern mittlerweile begehrte
Hafenfestplakat oder die professionelle ton- und beleuchtungsmeisterliche Betreuung des Abends von
und durch unsere Mitglieder, taten
daneben ihr Übriges, um das erste
Hafenfest zu einem vollen Erfolg
werden zu lassen.
Die Club-Information vom Juli 2003
wusste zu berichten:
»An einem lauen Sommerabend, pünktlich zum Sonnenuntergang der Mittsommernacht
begann das erste Hafenfest des MYC. Begleitet
von kulinarischen Genüssen und umrahmt von
beinahe konzertanter Atmosphäre nahm ein
perfekter Abend seinen Lauf.
Bestandteil unseres Clublebens und der
Festlandschaft am ganzen See geworden ist.
177
MYC mit neuem Bootshaus
am 4. Mai 2008
(Dieses Foto ist eine Spende von Theo Geither.)
180
Jugend
181
Aufwachsen im Münchner Yacht-Club
Prägung fürs Leben
Philipp Ocker und Anderl Denecke
Wenn man als Kind eines aktiven Mitgliedes in
den MYC geboren wird, beginnt das Zusammenwachsen mit dem Verein bereits sehr früh. Jeder
weiß, wer man ist und Wachstumsfortschritte
werden in der Clubgemeinschaft nicht nur
verfolgt, sondern auch kommentiert (» … Du bist
aber schon wieder groß geworden …«).
Der Club bietet für alle Heranwachsenden ein
riesiges Abenteuerland, das es in allen Winkeln
zu erforschen gilt. Der Vorteil ist (aus Elternsicht),
dass man auf seinen »Expeditionen« niemals
verloren gehen kann, da Erwachsene einen
immer im Auge behalten, auch wenn man sich
aus dem Blickfeld der eigenen Eltern entfernt.
So entstehen in jeder neuen Generation schon
frühzeitig Freund- und Seilschaften, die ohne
Altersgrenzen womöglich ein Leben lang halten.
182
Später dann treffen
sich Freundesgruppen
an Wochenenden im
Club. In den Schulferien ist es üblich, im
Club zu wohnen (im
Zimmer, Bootshaus
oder Boot). Während
die Eltern abends auf
der Terrasse sitzen
und sich unterhalten,
erwacht im Dunklen
dann regelmäßig der
jugendliche Forschergeist und beginnt das Gelände und dessen
Gebäude (inklusive Hafen) genau zu untersuchen. An dieser Stelle wollen wir nicht weiter
ins Detail gehen und schon gar keine Namen
nennen, aber eines sei angedeutet: Einige von
uns kennen den MYC sehr genau. Und die Liebe
zu Lagerfeuer, Staudämmen, Röhren, zum
Nachtangeln, dem Feuerwerk im Undosa und
nicht zuletzt zum Umfunktionieren und
Bepflanzen von Jollen wie Beibooten wurde
geweckt und sorgte mit weiterem Unfug für
viele gute Geschichten. Und noch etwas gehört
zu den schönen Kindheitserinnerungen im Club:
Oft spendierten uns freundliche Mitglieder
Eis (einige haben noch heute Jahrzehnte alte
Gutscheinzettel) und wenn das gerade mal nicht
der Fall war, überredeten wir halt den Wirt dazu,
uns eins zu geben …!
– oder gerade weil –
ein Opti aus dieser
Zeit eher einem
Panzerkreuzer ähnelte
als einem Regattaboot.
Irgendwann entstand
dann auf Initiative von
Uli Finckh das regelmäßige Optitraining
und eine Optiwoche in
den Sommerferien. Uli, Günther Dehler und
Michael Zachries machten sich damit nicht nur
unsterblich, sondern sorgten auch dafür, dass
manche von uns es ihnen heute gleich tun.
Damals, als Optis noch dazu benutzt wurden, um
den Hafen und dessen Umgebung mit Paddeln
zu erforschen, war das »Segelnlernen« eher eine
Begleiterscheinung. Einige von uns haben es
aber dennoch ganz passabel erlernt, obwohl
183
Mit der Optiwoche geht’s los
Verlauf einer typischen
MYC-Seglerkarriere
Marc Anschütz
»Bleibst du stets bei deinem Boot,
überlebst du auch in größter Not!
Schwimmst du weg von deinem
Boot, bist du schon nach Stunden
tot …!« Es sind jene signifikanten
Sprüchlein von Uli Finckh, die mir
in die Wiege des Segelns gelegt
worden sind. Besser gesagt: bei
meiner ersten Optiwoche im Jahre
1997. Bei der Optiwoche, die
eigentlich den Anfang einer MYC-Seglerkarriere
ausmacht, geht es darum, den Jüngsten das
Segeln schmackhaft zu machen und eventuell,
sofern ein Wille da ist, den Jüngstenseglerschein
zu machen. Genau wie damals, opfern auch
heute noch die Älteren der Clubjugend ihre erste
Sommerferienwoche, um den Kleinen die
Grundlagen des Segelns beizubringen. Dabei
steht natürlich der Spaß im Vordergrund. Bei
etlichen Kenterübungen, Wasserschlachten und
Knotenmeisterschaften soll den Kindern die
Angst genommen werden. Auch wenn in dieser
Woche der Ausnahmezustand im Münchner
Yacht-Club herrscht, denke ich, dass die Optiwoche eine nicht mehr wegzudenkende
Institution für unseren Club ist. Für diejenigen
Seebären, die ihre Segelkarriere danach immer
noch nicht an den Nagel gehängt haben, geht es
darum, erste Regattaerfahrungen zu sammeln.
Sie nehmen dann in der Regel an der Opti-Liga
teil, einer Wettfahrtserie, die an mehreren
Sonntagen in unterschiedlichen Clubs am
Starnberger See stattfindet. Nach diesen ersten
Erfahrungen können sich die Kinder auch an
größeren Regatten beteiligen, um genügend
Punkte für »Opti A« zu sammeln, d. h., dass man
dann auch an deutschen Meisterschaften und
Qualifikationen für EM / WM teilnehmen darf.
Die Altersgrenze beim Optimisten liegt bei 15
Jahren, wobei die Meisten aufgrund einer
raschen Gewichtszunahme gezwungen sind,
schon früher in eine andere Bootsklasse
umzusteigen. Nun entscheidet sich, ob man
Einzelkämpfer bleibt oder »im Team spielen«
möchte. Die meisten entscheiden sich dann
für den 420er, eine kleinere Version des
olympischen 470er, welche international sehr
stark vertreten ist.
Natürlich gibt es auch andere attraktive
Bootsklassen wie z. B. den 29er oder den Laser.
Es ist dann eine rechte Umstellung im Team zu
segeln, weshalb schon so mancher Vorschoter
zum Hafen zurück schwimmen musste …
184
Marc Anschütz
Andreas Leicher
Christian Stoll
Sabrina Fröschl
Max Adami
Manuel Zwinz
Bastian Henning
Das Interesse an diesem Training
ist so groß, dass die MYC-Jugend
jeweils in den Oster- und Herbstferien ein ganzes Hotel für sich
beanspruchen muss. Angeboten
werden Einsteiger- und Fortgeschrittenentrainings, die durch
die Zusammenarbeit mit anderen
hiesigen Clubs deutlich verbessert
werden konnten. Denn sobald sich
eine Trainingsgruppe quantitativ sowie qualitativ
verstärkt, kommt das Training einer Regattasimulation wesentlich näher. Wenn dann genug
trainiert worden ist und die ersten Erfolge
verzeichnet werden, geht es darum, den
Münchner Yacht-Club deutschlandweit, europaweit oder sogar weltweit zu vertreten …. Viele
von uns haben bereits auf hochangesehenen
internationalen Regatten, wie der Kieler Woche,
Internationalen Deutschen Meisterschaften oder
sogar Weltmeisterschaften Erfahrungen
sammeln können.
Um den Einstieg in den Segelsport zu
ermöglichen, stellt der Club sechs Optimisten,
drei 420er, zwei Streamlines und zwei
motorisierte Schlauchboote zur Verfügung.
Die Nachfrage ist regelmäßig so groß, dass
alle Clubschiffe ausgelastet sind.
Aber mal abgesehen vom Segeln gibt der Club
uns, der Jugend noch weit mehr. Hier lernt man
wahre Freunde fürs Leben kennen. Denn es ist
das Segeln, das uns alle verbindet und auf das
niemand verzichten möchte. Ich hoffe, dass
unser Club auch in den nächsten 100 Jahren
seine familiäre Atmosphäre beibehält und
gleichzeitig möchte ich das zurückgeben
können, was mir dieser Club bedeutet.
Bevor es bei Regatten richtig losgehen kann,
empfiehlt sich ein Training am Gardasee, bei
dem man wortwörtlich ins kalte Wasser
geschmissen wird.
185
Nun – Opti-Mutter, das ist mehr.
So viel weiß ich nach all den Jahrzehnten im MYC. Da nämlich wird
der kindliche Drang zum Wasser in
das verwandelt, was man SegelLeidenschaft nennt, eine lebenslängliche Prüfung
für Kinder und Eltern. Kaum sind die Kinder aus
den Windeln, da beginnt das Leiden schon und
das ist erst der Anfang.
Mit dem Heranwachsen folgen dann gar
ausgereifte Sportgeräte, die natürlich immer
schneller und kippeliger werden. In diesem Opti
aber fängt das wohl seit über 40 Jahren an.
Kaum ein erfolgreicher Segler im MYC hat
nicht schon in frühester Jugend darin Platz
genommen. Ein Opti, das ist diese kantige
Nussschale, in der meine Kinder bis heute vom
Wind und von den Trainern über den See
getrieben werden. Man nennt das Training und
wer schwimmen kann, der kann auch OptiSegeln, heißt es. Jedenfalls ist festzustellen,
dass das »Jüngsten-Segeln« den mütterlichen
Sorgeinstinkten grundsätzlich entgegenwirkt.
Ein gehöriges Maß am Pflichtvergessenheit
gehört jedenfalls dazu, wenn man seine Kinder
alleine in einem winzigen Boot auf den
unberechenbaren See schickt. Das innere
Zweifeln beginnt schon bei der Wahl passender
Kleidung. In den Zeiten vor Erfindung von
Neopren- und Trockenanzügen habe ich meine
Kinder jedenfalls oft genug tropfnass wieder in
Empfang nehmen dürfen. Geschadet hat es
ihnen aber nichts.
Es begann im Jahre 1919 mit drei Schülern,
die sich auf das erwählte Gelände des MYC
verirrten. Diese frühen Abkömmlinge der
Gründergeneration wurden zu den ersten
Juniorenmitgliedern gemacht. Man segelte
verschiedene kleine Jollen, auch Anfertigungen
Anton Drehers von 1919.
Mädchen durften sich damals noch nicht von
der Nähstube aufs Wasser wagen. Das änderte
sich erst 1940, als acht Amazonen mit 24
Blauäugigen auf den See losgelassen wurden.
Heute ist daraus die Jugendabteilung mit derzeit
121 Mitgliedern geworden. Tatsächlich, ein
Viertel der Mitgliedschaft darf sich zu den
Jugendlichen zählen, man glaubt es kaum. Und
die Jugend hat etwas zu sagen. Das ist der
Stolz des MYC.
Doch es war nicht immer so. Jahrzehnte lang
hatten meine Kinder es nicht leicht, in der
angestammten Mitgliedschaft Beachtung zu
finden und an Förderung war erst recht nicht zu
denken. Das änderte sich mit Einführung der
Jugendabteilung und 1974 wurde unter großer
Beteiligung die erste Jugendversammlung
abgehalten. Seither werden die Belange
meiner Kinder auch an höchster Stelle in der
Vorstandschaft vertreten – welch ein Glück.
Dieser Aufstieg ist dem Einsatz unzähliger Eltern
und Trainer zu verdanken, von denen hier nur
einige genannt werden können. So erinnert man
sich an das unermüdliche Engagement der
Jugendbetreuer Uli Finckh, Franz Grosser und
Carl-Egon Heintz in den Jahren um 1985. Diese
Mitglieder haben den Begriff »Training« erstmals
Segel-Lehrplan 1
Jüngstensegeln,
Übungsteil 426a Abs. 3
»Verhalten nach Schiffbruch«
(oben)
Ein »Krokodil«
wird überwältigt
(rechts)
186
»Diese Jugend«
Wir Opti-Mütter haben’s auch nicht leicht
Michaela T.
eingeführt. Durch den Seglerverband wurde
Uli Finckh die erste offizielle Qualifikation als
Segeltrainer am Starnberger See zugesprochen.
Seit dieser Zeit sind all meine Kinder im MYC zu
regelmäßigem Segel-Training unter angemessen
straffer Leitung angehalten.
Mit wie viel Sorgfalt und Hingabe die Jugendarbeit gestaltet wurde, ist dem Programm
vom 14.6.1983 zu ersehen. Da unternehmen
unsere Optis den mutigen Versuch, auf eigenem
Schwert zur Regatta nach Ammerland zu reisen.
Damals hatte man noch Zeit oder es muss
einfach mehr Wind gewesen sein.
Inzwischen hat die unverbesserliche SegelJugend schon Generationen von mehr oder
weniger kenntnisreichen Trainern in den
Wahnsinn getrieben. Zu nennen wären hier auch
Niko Stoll und Anderl Denecke, die sich bis
heute um die Jugend sehr verdient machen.
Anfänglich kam man über zehn Trainingstage
in der Saison kaum hinaus. Die sportlichen
Erfolge blieben dennoch nicht aus. Inzwischen
ist das wöchentliche Jugend-Training ein fester
Bestandteil des Clublebens.
Zweck der ständig wiederkehrenden Wasserübungen ist eine möglichst gute Platzierung auf
einer Jugend-Regatta, die mit den Jahren immer
zahlreicher wurden. Schon seit vielen Jahren
richtet der MYC mindestens zwei dieser Wettkämpfe aus. Hinzu kommt die Jugendwoche,
eine Meisterschaft, die auch auf Betreiben von
Uli Finckh zurückgeht und wohl in den 1970er
Jahren ihre berüchtigten Anfänge nahm.
Im Olympiajahr 1972 richtete der MYC eine
Regatta zu Ehren der Opti-Jugend aus, die
natürlich nicht olympisch war. Über das Ergebnis
ist heute nichts mehr bekannt. Höhere Weihen
waren 1982 zur Jugend-Europa-Meisterschaft
der 420er versprochen.
Von den vielen guten Leistungen sei hier
herausgegriffen: im Jahre 1983, dem 75-jährigen
Jubiläum unseres Vereins, belegte die 420erJugend des MYC bei einer Regatta des
Feldafinger Segelvereins nicht nur den ersten
Platz sondern auch die Plätze 2 und 3 unter
45 Booten.
Natürlich geht es auch miteinander. So
kooperiert der MYC zur Ausrichtung einer
Opti-Regatta seit mindestens 1977 mit dem
Nachbarclub MRSV. Aus diesen Anfängen ist
heute ein guter Austausch und ein regelmäßiges
gemeinsames Training der Optis geworden.
Mit vereinten Kräften
wird die jährliche
Opti-Woche gestaltet
und natürlich fährt
man auch gemeinsam
zum auswärtigen
Training.
187
Ob von Uli Finckh
(unten) oder Michael
Zachries (rechts),
– elementarer
Bestandteil
eines jeden
Trainingstages
war und ist
die »Bergpredigt«
188
Nur im geschützten
Bootshaus hat ein
einziger Holz-Opti
bis heute überlebt.
Ausschließlich als
Beiboot genutzt, bleibt
er meist ohne sein
altes Baumwoll-Segel,
das aber auch noch
vorhanden sein soll.
Ohne die Bereitstellung von Mitteln zur
Anschaffung clubeigener Boote wären solche
Ergebnisse nicht möglich gewesen. Anfangs
griff man auf den inzwischen bewährten 470er
als Jugendboot zurück. Später wurde diese
etwas schwere Konstruktion vom schnellen
420er abgelöst, ein bis heute gängiges JugendSportgerät im MYC. Über lange Zeit segelten
meine Kinder auch den Laser mit Begeisterung.
Andere Klassen hatten es nicht ganz so leicht.
Der Teeny war sicher gut gemeint, konnte sich
aber auf Dauer nicht durchsetzten.
Der Opti dagegen entwickelte eine glänzende
Karriere. Im Nebel der MYC-Geschichte ist der
allererste Opti heute nicht mehr auszumachen.
Aus Holz muss er aber noch gewesen sein.
Vermutlich deswegen sind die Überreste
auf dem Gelände inzwischen restlos verwest.
Dem Zeitgeist der
80er Jahre folgend
stolperte man damals
auch über eine
beachtliche Zahl von
Surfbrettern. Deren
Reste wurden erst
wenige Tage vor
unserem 100-jährigen
Jubiläum hastig entsorgt. Diese Zeit scheint
vorbei zu sein. Segeln ist segeln und Surfen
ist baden.
Doch immerhin hat man wohl den Surfern eine
Entdeckung zu verdanken. Am heimischen
Gewässer ließ der Wind nach, der zum Surfen
noch dringender benötigt wird als zum Segeln.
Die jugendlichen Heißsporne des MYC wurden
aber zusehends anspruchsvoller.
Der Not gehorchend machten sich die Trainer
also auf und suchten nach einem angemessenen
Trainingsrevier für den Segelnachwuchs. Das war
bald gefunden und so fuhr man etwa seit 1980
erstmals mit Sack und Brett an den schönen
Gardasee. Die Laser waren auch dabei.
189
Aus diesem kleinen Ausflug ist in den Jahren ein
festes Trainingsprogramm für alle Optis und die
420er geworden. Und bis heute gilt: Wer nicht
am Gardasee war, ist nicht dabei gewesen.
Für manchen aber ist dieses heimtückische
Gewässer eine harte Prüfung. Und so kämpfen
sich die Krümel bei Schneetreiben und Hagelschlag bis heute durch die stürmische Bucht
vor Torbole. Inzwischen ist kein Tropfen Wasser
mehr im Gardasee, der nicht schon von
mindestens einem Nachwuchssegler des
MYC geschluckt worden wäre.
Zur abendlichen Belohnung winkt die
fürsorgliche Aufnahme im Hotel Centrale,
dessen Entdeckung wohl unserem Bootsmann
Michael Zachries zu danken ist. Hier lässt die
legendäre Pizza der Signora Bertolini jede
Anstrengung des jungen Seglerlebens immer
wieder schnell vergessen.
Bis vor einigen Jahren wurde das Training noch
mit dem Bojenleger oder anderen Arbeitsgeräten
begleitet. An deren unnachgiebiger Außenhaut
endete so manch missglücktes Anlegemanöver
unserer Jugend. Bis auf die Terrasse soll das zu
hören gewesen sein. Heute dagegen werden
meine Kinder an zwei leistungsstarken Schlauchbooten geradezu luxuriös abgefendert.
Einsatzbesprechung
am Ufer
des Gardasees
im Herbst 2007
(oben)
190
Optiwoche 2007
mit dem ganz
normalen Tumult
vor dem Hafen
des MYC
Das ist aber nicht die Sorge aller Eltern, die sich
während des Trainings nun wöchentlich zu einer
Notgemeinschaft auf der Terrasse einfinden.
Ein kräftiger Schluck hat dort schon über lange
Zeit so manche Seele beruhigt und die Zunge
gelockert. Dann werden frisch aufgeschnappte
Fachbegriffe lässig ins Gespräch geworfen und
stets wechselnde Ansichten über den richtigen
Aufbau des Übungsgeräts vehement verteidigt.
Nun geht es aber nicht nur um die Suche nach
Abenteuern auf dem Wasser – auch für die
Jugend nicht. An Land warten noch ganz andere
Herausforderungen. Damit die nicht unentdeckt
bleiben, wurde bereits in der ersten Jugendordnung eine mehr oder weniger freiwillige
Verpflichtung zur Mitwirkung festgeschrieben.
So ging man 1986 gemeinsam daran und
richtete mit vereinten Kräften bei sparsamen
Mitteln einen schummrigen Jugendraum ein. Nun
hatte der Nachwuchs endlich ein weitgehend
uneinsehbares Refugium. Etwas abseits und
unter dichtem Bewuchs versteckt, konnte man
sich den neugierigen und teils auch wehmütigen
Blicken der alternden Mitgliedschaft entziehen.
Das Bollwerk hat gehalten und bis heute weiß
kaum einer der Honoratioren, was sich dort
eigentlich genau zuträgt. Und viel mehr soll
auch hier nicht bekannt gemacht werden. Nur
gelegentlich dringt der schmerzhafte Lärm
zeitgenössischer Musikdarbietungen bis auf die
ehrbare Terrasse. Dann feiern meine Kinder und
dann ist wohl alles in Ordnung. Zum Feiern gab
es stets genügend Anlässe und bis heute
mussten unzählige Stück Zuchtvieh auf den
Grillrosten der MYC-Jugend ihr Leben lassen.
Zum Schrecken aller Eltern werden schon die
Jüngsten in diese Vorhölle eingeführt.
Unter fachkundiger Leitung von Uli Finckh zog
1981 das erste Trainingslager mit unglaublichen
63 meiner segelnden Sprösslinge über das
sorgsam gepflegte Clubgelände hinweg. Seither
bietet man der Jugend jährlich Gelegenheit, eine
ganze Woche lang erworbene Fertigkeiten dem
fachkundigen Terrassenpublikum vorzuführen.
Man nennt das heute Opti-Woche und auch
diese Tradition ist unauflöslicher Bestandteil
des Jugend-Trainings geworden. Spätestens in
diesen Tagen und teils noch längeren Nächten
werden die Frischlinge von der eingesessenen
Seglerjugend unrettbar vereinnahmt und dürfen
von nun an auch ungefragt am heimischen
Lagerfeuer vor dem Jugendraum Platz nehmen.
Integration nennt man das. So schnell geht das
mit dem Erwachsenwerden. Und die Opti-Mutter
ist ihre Kinder plötzlich los und hat doch so viele
Freunde hinzugewonnen.
191
Ansegeln des Münchner Segler-Clubs
»Die Yacht«, Nr. 20 vom 15. Mai 1914
192
Segeln
193
Klassische Rennyachten
und der Münchner Yacht-Club
Dr. Hanns-Georg Klein und
Erwin Söllner-Fleischmann
Die Entwicklung des Regattasports
Der Segelsport beginnt in Deutschland mit der
ersten Kieler Woche 1882 und der Gründung
des DSV 1888 durch mehrere norddeutsche und
Berliner Yacht-Clubs. Segeln ist zu dieser Zeit
ein Sport des Adels, der Maler und Schriftsteller
sowie der betuchten Unternehmer. Bereits 1900
wird Segeln olympische Disziplin. Etwa gleichzeitig erfolgt die Entwicklung von Konstruktions(z. B. Sonderklassen 1900, Meter-Klassen 1906,
Schärenkreuzer 1908) und Einheitsklassen (z. B.
Starboot 1911, Drachen 1929). Vor dem Zweiten
Weltkrieg sind die schweren »Sechser« (6mR)
und »Achter« (8mR) die verbreitetsten olympisch
gesegelten Rennyachten, danach setzen sich
kleinere und leichtere Boote durch (5,5mR,
Drachen, Finn, Star).
Als im Jahre 1908 die »Vereinigung Münchner
Segler« (später MYC) gegründet wird, ist der
Yachtsport am Starnberger See bereits etabliert.
Schon 1887 hatte die erste offizielle »locale
Amateur-Segelregatta« am See stattgefunden.
1895 übernahmen die beiden bereits bestehenden Wassersportclubs, der »Münchner Ruderclub von 1880« am Starnberger See und der
1888 gegründete, erste echte »Wettsegelclub«,
der »Seglerverein Würmsee« (später Königlich
Bayerischer Yacht-Club) sowohl das
Entwicklung
der Sonderklassenyachten
Tilly I, III, VII, X, XIV und XV
(von oben nach unten)
1900 - 1912
194
Messverfahren als auch die Wettsegelbestimmungen des DSV. Ab 1907 setzt dann eine rege
Regattatätigkeit zwischen dem »Segler-Verein
Würmsee« und »auswärtigen« Booten vom
Akademischen Segler-Verein in München am
Ammersee ein. Aus der Kooperation dieser
beiden Segelclubs im »Münchner Wassersport
Kartell« und bei der Durchführung von Sommerregatten geht wenig später die »Münchner
Woche« hervor, die 1908 erstmals ausgesegelt
wird.
Nach Beitritt zum DSV im Frühjahr 1909 übernimmt der nunmehr in »Münchner Segler-Club«
umbenannte Segelverein 1910 zum ersten Mal
zusammen mit dem »Seglerverein Würmsee«
die Aufgabe des Gastgebers der »Münchner
Woche« und macht sich so einer größeren
Öffentlichkeit bekannt. Mit zeitweise bis zu 200
teilnehmenden Booten entwickelt sich die
»Münchner Woche« in jenen Jahren zu einer der
meistbesuchten Segelveranstaltungen Deutschlands. Alle damals gesegelten Klassen, insbesondere auch Jollen sind am Start. In diesen 14
Tagen im Juli ist Starnberg eine »Centrale des
Wassersports«, wie der Schriftleiter des Starnberger »Land- und Seeboten« und Mitbegründer
des MYC Georg Queri feststellt. Auch das
Bayerische Königshaus, das selbst an den
Wettfahrten teilnimmt, begrüßt die »Münchner
Woche« als ein wichtiges gesellschaftliches
Ereignis für München und den Starnberger See.
Der Regattasport im MYC selbst entwickelt sich
auf verschiedenen Ebenen. Die sogenannten
»Beiboot-Regatten« beginnen im MYC ab 1911,
nachdem die Rambeck-Werft mit dem Bau
dieser Klasse begonnen hat. Es handelt sich
um nicht eingedeckte Schwertboote, deren
Wettfahrten am See immer ein Höhepunkt des
Regattageschehens sind. Sie werden auch noch
nach Ende des Ersten Weltkriegs, etwa bis
1921 / 22 gesegelt. Bedingt durch die zahlreichen
Neukonstruktionen verliert man in den anderen
Clubs vorübergehend das Interesse an dieser
Klasse, im MYC jedoch verbleibt ein größerer
Bestand dieses Jollen-Typs. Es sind Alfred Bauch
und das Gründungsmitglied Emil Bickel, die für
diese Klasse ab 1924 wieder eine Renaissance
einleiten. Diese Wiederbelebung wird auch von
den übrigen am See beheimateten Clubs sehr
unterstützt.
»Klassische« Rennyachten im MYC
Die Sonderklasse »Erlkönig« des MYC-Mitbegründers Albert Zisch ist zwischen 1912 und
1914 mit 67 ersten Plätzen am Starnberger See,
Ammersee und Bodensee die erfolgreichste
Rennyacht des noch jungen MYC. Die »Falke«
von MYC-Mitbegründer Otto Saumweber und
die »Yurmungander« von Toni Huber – beides
mehrfach umgebaute Nationale Klassen – sind
ebenfalls sehr erfolgreich und gehören zusammen mit der Yawl »Flevo« zum ersten Bestand
an größeren Rennyachten im MYC. Um 1913
verfügt der MYC zusammen mit den 6m-RYachten, den 7m-R-Yachten und einer 7 S.L.Yacht über 18 »Klassiker«.
Die »Flevo«, ein Rambeck-Bau von 1905, die zu
gleichen Teilen Hans Gruss und Hans Tremmel
gehört, ist anfangs mit 12,90 Meter LüA und
über 100 qm Segelfläche die größte Rennyacht
im MYC. Bei der Bodensee-Woche 1925 ist die
»Flevo«, die keine Ausgleichsyacht ist, bei
sechs Starts sechsmal siegreich. Am Bodensee
werden zu dieser Zeit etwa fünf Yachten der
gleichen Bauart gesegelt. Durch die überragenden Erfolge der »Flevo« und die internationale
Beteiligung an der Bodensee-Woche (Deutschland, Schweiz, Österreich) gewinnt der MYC
erstmals auch über die Landesgrenzen hinaus
Beachtung.
Zu den Klassen, die vor dem Zweiten Weltkrieg
vorwiegend im MYC gesegelt werden – und dies
in recht ansehnlicher Flottenstärke – gehören die
Einheitszehner, die 15er und 20er Rennjollen
sowie die 22er Nationalen Kreuzer. Im Hinblick
auf die angestrebte Klassenpolitik wird die
35 qm Nationale T-Klasse im MYC besonders
gefördert. C. Andersen bringt seine 1922 erbaute
»Maharani IX« (T-66) und die Brüder W. und K.
Berninghaus die »Schwarz-Weiss-Rot« (T-63) in
den MYC. Es folgt 1923 die T-78 »Fifi« (Baujahr
1923) von A. Dreher, die im gleichen Jahr an den
Clubkameraden G. Haug verkauft und in »Eos«
umgetauft wird. 1924 bringt F. Schiffmann die
»Emmy II« (keine U-Nummer) und Franz Hopfner
die »Racker V« (T-95) in den MYC-Hafen. Die
»Racker V« wird 1926 an den Ammersee verlegt. Später folgen die L-Yachten sowie 35er und
45er Klassen.
Fredl Bauch, Hans Gruss und Franz Förg sind
im MYC die ersten Eigner eines 40er Schärenkreuzers (R49 »Fritzl II«, R11 »Seehund IV«).
Zu den größeren Rennyachten im MYC gehören
Innerhalb der Konstruktionsformel war es
möglich, die Schiffe hinsichtlich ihrer Segeleigenschaften für den Rennsport zu optimieren. Die Tilly XV, an deren Ruder Prinz
Heinrich von Preußen noch im Baujahr 1912
den Samoapokal bei der Kieler Woche
gewann, ist seit 1993 wieder am Starnberger
See (DTYC) beheimatet und wurde 2001
Gesamtsiegerin der Münchner Woche.
195
Teilnehmer am
Deutschen Seglertag
in München
1925
als Gäste der drei
am Starnberger See
beheimateten
Verbände
vor dem Zweiten Weltkrieg sechs 40qmSchärenkreuzer, vier R-Yachten, sieben Sonderklassen und die aus der Zusammenstellung von
1924 (s. u.) ersichtlichen übrigen Klassen.
Klassenpolitik im Münchner Yacht-Club
Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg unterstützt der MYC in jeder Form die von Konsul
Hugo Kustermann (BYC) angestrebte Klassenpolitik, da der Segelsport in dieser Zeit durch
zahlreiche Neukonstruktionen sehr unübersichtlich zu werden droht und die sportlichen Leistungen nur schwer vergleichbar sind. 1925 findet
zum ersten Mal seit Bestehen des DSV ein
Seglertag nicht in Berlin oder Hamburg, sondern
in München statt. Dieser »Seglertag« vom 1. - 6.
Oktober wird zu einem großen Erfolg für die drei
Clubs am Starnberger See und zu einem Forum
für die Vertreter einer modernen Klassenpolitik.
196
Zu den treibenden Kräften der modernen
Klassenpolitik, d. h. der Etablierung größerer
Flotten von »Klassenbooten« mit einheitlichen
Rissen, einheitlicher Vermessung und einheitlicher Segelfläche, um faire und vergleichbare
Wettbewerbsbedingungen zu erreichen,
gehörten im MYC die Gründungsmitglieder
Anton Dreher sen., Albert Zisch und Emil Bickel
sowie Hans Gruss, einem der hartnäckigsten
Wortführer gegenüber dem DSV. Die vorherrschende Meinung »weg vom Boots- und
Yachten-Durcheinander hin zu einer modernen
Klassenpolitik« wird damals in allen Deutschen
Clubs deutlich, im MYC jedoch bereits sehr früh
als Trend erkannt. Auch die damaligen »MYCJungaktiven« um Dr. Kurt Kallhardt, Dr. Manfred
Curry und Ferdinand Birkner gehören nicht
zuletzt wegen ihrer zahlreichen Regattateilnahmen zu den wichtigsten Sendboten der
»Klassenidee« und damit einer neuen »Klassenpolitik«. Zum gleichen Zeitpunkt setzt man sich
beim MYC dafür ein, dass endlich eine vorgeschriebene Mannschaftsbegrenzung erfolgt.
Bis dahin war die Anzahl von Crew-Mitgliedern
auf Rennyachten nicht reglementiert. Es sind die
oben genannten Aktiven des MYC, die – unterstützt von den Aktiven des BYC – zu den
»Geburtshelfern« der modernen Klassenpolitik
werden. Der DSV übernimmt die Anregungen
des MYC und BYC hierbei nahezu vollständig.
Hans Gruss wird bald darauf Mitglied im DSVGremium.
Bayerischen Seen besonders propagiert wird.
Durch die Siege von Curry mit »Aero« und
Birkner mit »Bibi IV« – ebenfalls in der RambeckWerft gebaut – wird auch die Z-Rennjollen-Klasse
zu einer Art Schwerpunkt im MYC. Bei dem vom
MYC veranstalteten »Dr. Manfred Curry-Preis für
die Z-Jollen« sind 1931 zwölf Jollen am Start.
Curry dreht bei dieser Wettfahrtserie einen
35mm-Film mit dem Titel »Weiße Flügel«.
Dieser herrliche Film, der auch im Ausland starke
Beachtung findet, stellt bis 1940 den MYC
ebenfalls sehr in den Mittelpunkt des Interesses
der Seglergemeinschaft.
Der absolute Durchbruch für den MYC hinsichtlich der modernen Klassen ist die von dem aus
Berlin stammenden und seit 1926 in Starnberg
ansässigen Konstrukteur Carl Martens – der eine
Zweitmitgliedschaft im MYC hielt – für die
Olympiade 1936 konstruierte »O-Jolle«, mit der
Ernst Bickel vom MYC 1938 und 1939 Europameister wird. Diese Erfolge bringen für den MYC
erneute international Beachtung, von der auch
die Rambeck-Werft, welche diesen Bootstyp
baut, durchaus profitiert. Die O-Jolle wird auch
nach dem Zweiten Weltkrieg im MYC sehr
gefördert, gewinnt ebenso in anderen süddeutschen Clubs sowie in norddeutschen Seglervereinen zunehmend an Bedeutung und ist bis
etwa 1970 stark vertreten. Im Rahmen des
100-jährigen Clubjubiläums darf durchaus der
Hinweis erlaubt sein, dass die Verbreitung und
Internationalisierung des O-Jollensegelns im
MYC seinen Ursprung hatte. Ähnliches gilt für
die 20qm-Rennjollenklasse oder »Z-Rennjollen«,
die vom Ersten Vorsitzenden des MYC, Fritz
Hannamann (Vorsitz 1924 - 1928) und Ferdinand
Birkner (Mitglied seit 1925) gefördert und von
Dr. Kurt Kallhardt und Dr. Manfred Curry auf den
Renaissance der Traditionsklassen
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 80er
Jahre hinein spielen »klassische Yachten« im
MYC zahlenmäßig kaum noch eine Rolle. Für das
Verschwinden der eleganten »Klassiker« in der
traditionellen Holzbauweise mögen verschiedene
Faktoren ursächlich gewesen sein. Manche vor
und kurz nach dem Ersten Weltkrieg gebauten
Rennyachten werden, bedingt durch die nachfolgenden Wirtschaftskrisen in der Weimarer
Zeit, an Fischer mit Verleih-Konzession als »Mietboote« veräußert. 1929 brennt die RambeckWerft zum ersten Mal ab. Viele der dort eingelagerten Yachten – auch aus dem MYC – werden
vernichtet. In der Zeit nach 1945 kommt es zu
Beschlagnahmungen durch die Amerikaner, der
Bestand an »klassischen Yachten« verschwindet
großteils oder wird zerstört. Ein zweiter Brand in
der Rambeck-Werft vernichtet weitere alte
Yachten. Die inzwischen nur noch kleine Anzahl
wird weiter dezimiert, als ein Brand in der Bootswerft Glas in Possenhofen großen Schaden
anrichtet. Der Regattasport lebt allerdings immer
auch von technischen Innovationen hinsichtlich
der eingesetzten Materialien sowie von der
197
Weiterentwicklung der Konstruktionen. So ist zu
erklären, dass vor allem mit Aufkommen der
Kunststoffe das Interesse an den aufwändig zu
pflegenden, alten Holzbauten generell nachlässt.
In Europa und vor allem in den Mittelmeerländern Frankreich, Italien und Spanien, aber
auch in den USA kommt es seit Anfang der
1980er Jahre zu einem wiedererwachenden
Interesse an »klassischen Yachten« und der
Ausrichtung von Wettfahrten. Das Comité
International de la Méditerranée (C.I.M.), bereits
1926 in Cannes gegründet, beginnt mit der
Ausrichtung von »Classic-Regatten« nach
speziellen Yardstick-Regeln, wodurch die
Erhaltung des Originalzustands der Yachten
gefördert wird. Mit dem Einsetzen der Rückbesinnung auf »Vintage-Yachten« und der
Gründung der »Bayerischen Traditionsklassenflotte« im Jahr 1989 erfährt das Traditionsklassen-Segeln auch am Starnberger See eine
Renaissance. In diesem Zusammenhang wird
die »Münchner Woche«, deren Mitveranstalter
der MYC ist, wiederbelebt und kann im Jahr
2005 mehr als 70 Meldungen verzeichnen. Der
MYC veranstaltet seit mehreren Jahren im
September den »Bernbacher Cup« für die 40er
und 30er Schärenkreuzer sowie Lacustre. Er
zählt inzwischen zu den etablierten »ClassicRegatten« und kann sich über Teilnehmer vom
Ammersee bis hin zum Bodensee freuen. Auf
die Frage, was »Oldtimer« so attraktiv mache,
antworten viele Traditionsklassensegler, dass
gerade in Zeiten enorm beschleunigten
Technologiefortschritts im Alltag und Berufsleben sowie im heutigen Profi-Yachtsport die
»klassischen Rennyachten« etwas von
zeitloser Eleganz und wohltuender Beständigkeit ausstrahlten.
198
Der MYC verfügt derzeit mit insgesamt 14
klassischen Rennyachten (sechs 30er, ein 40er,
ein 15er und ein 95er Schärenkreuzer, eine 8mR,
ein 35er Nationalen Kreuzer, zwei Lacustre und
ein Hai-Boot/Requin) fast wieder über die alte
Flottenstärke der ersten Jahre und damit über
eine der umfangreichsten Flotten an »VintageYachten« an den oberbayerischen Seen. Auch
einige Boote der umfangreichen Drachen-Flotte
im MYC (s. eigenen Beitrag) sind echte und
liebevoll gepflegte »Oldtimer«, wodurch die
Pflege der Tradition im Club unterstrichen wird.
Yachtregister des MYC im Jahrbuch von 1924
Derzeit im MYC liegende
klassische Rennyachten in Holzbauweise
Baujahr / Riss vor 1940
Girl
(95 qm SK, S 19, Löfholmsvarfvet 1911)
Gezeichnet wurde »Girl« von Albert Anderson,
der erste Eigner war Max Wibom. Die Yacht
sollte zuerst ein 120 qm SK werden, wurde
aber dann auf 95 qm reduziert. Teilnahme an
der Olympiade 1912. Von 1934 - 1972 befand
sich »Girl« im Besitz der Schwedischen
Marine. In einem Film über Andreas Zorn
(berühmter schwedischer Maler) spielte sie
eine »Hauptrolle«. Die originale Jugendstileinrichtung wirkt mit ihren geschliffenen
Spiegeln und den alten lackierten Mahagoniflächen äußerst gemütlich und maritim. Die
Yacht ist derzeit der einzige unter deutscher
Flagge laufende 95er von weltweit noch 14
Exemplaren.
Eigner: Hans Künzler, Reiner Willmann,
Raimund Fischer
Eos
(35qm Nationaler Kreuzer, T-57, Berlin 1922)
Die »Eos« wurde als T57 im Jahr 1922 in
Berlin nach einem Riss von Paul Franke
gebaut und erhielt ihren Namen »Eos«, Göttin
der Morgenröte, vom Eigner Gustav Alex
(YC Müggelsee). Sie war auch nach 1933
(Erklärung zur Alterklasse) ein erfolgreiches
Regattaboot auf Binnenseen. 1942 wurde
Gustav Alex für 8 Siege in der Saison mit der
»Eos« vom DSV geehrt (Yacht, 1942). Nach
dem II. Weltkrieg versank das Boot und
wurde erst nach drei Jahren 1949 vom Grund
gehoben (Yacht, 1949). Gustav Alex meldete
das Boot 1951 beim DSV als ersten 35er
Nationalen Kreuzer wieder an, vermessen als
8,9 KR. In dieser Zeit liegen wichtige Regattaerfolge in der Ostsee wie der Gewinn des
Pokals rund um Fehmarn auf der Travemünder
Woche 1951 (Yacht, 1951). Nach 40 Jahren an
der Ostsee wurde das Boot von Familie Lüth
nach Berlin geholt und dort restauriert. Nach
einer erfolgreichen Regattasaison 2005
und dem Preis der »Havel Classic« für das
schönste Holzboot in Berlin hat die »Eos«
2006 beim MYC eine neue Heimat in
bayerischen Gewässern gefunden. Dort
wurde die »Eos« mit dem Vidi-Grand-PrixWanderpreis 2006 ausgezeichnet.
Eigner: Prof. Dr. Tim Lüth
199
Wiking
(40qm SK, R44, Berlin 1924)
»Wiking«, von Dr. Harmsen konstruiert und
in der Berliner Bootsbau GmbH gebaut, ist
einer der letzten, noch unrestaurierten 40er
Schärenkreuzer, die 2005 von dem Bootsbaumeister Dietmar Cenkier und Dr. Hanns-Georg
Klein in Dortmund von dem Schiffsbauingenieur Hans Wittenberg erworben wurde.
Die Yacht stand jahrzehntelang in der Nähe
von St. Petersburg unter einem Vordach im
Freien, wurde dort von italienischen Oldtimerfans entdeckt und nach Italien in die Nähe von
Rom überführt. Die Restaurierung erschien
dort als offenbar undurchführbar, so dass die
»Wiking« in den Besitz von Hans Wittenberg
gelangte, der konkrete Pläne für eine Komplettrestaurierung entwickelte. Doch auch in
Dortmund waren die Voraussetzungen nicht
optimal, so dass erst durch die gemeinsame
Initiative der beiden neuen Eigner und mit der
Unterstützung durch Anton Dreher das Projekt
im Herbst 2005 in der Rambeck-Werft
begonnen werden konnte. Die Fertigstellung
der »Wiking« ist für die Segelsaison 2009
geplant.
Eigner: Dietmar Cenkier und
Dr. Hanns-Georg Klein
Shamrock
(30qm SK, G 44, Strengnäs-Batvarf 1926)
Die »Shamrock« wurde nach einem Riss von
Gustav Estlander 1926 in Strengnäs (ca. 60
km östlich von Stockholm am großen Mälaren-See gelegen) bei der E. Eriksson-Werft
gebaut, welche bis in die 60er Jahre bestand.
Schon 1927 wurde die ursprünglich »Bibi«
getaufte Yacht von Stockholm nach Dänemark
verkauft und hieß fortan »Fortuna«. Wohl in
den 50er Jahren kam sie nach Berlin und
tauchte schließlich 1963 am Starnberger See
auf. U. a. kurz im Besitz des legendären Charly
Maier (»Charly M.«), erwarb Horst Janson das
Schiff im Jahr 1973 als ziemliches Wrack
und restaurierte es zusammen mit Freunden
aufwändig. Seit über 30 Jahren und in seit
langem bestehender Eignergemeinschaft mit
Michael F. Quast wird das nicht verleimte
Boot von den beiden Eignern in jährlicher
Handarbeit liebevoll in Schuss gehalten.
Die »Shamrock« liegt seit 1992 als einer der
ältesten 30er Schärenkreuzer am Starnberger
See im MYC. Eine überraschende historische
Bedeutung bekommt die »Shamrock« durch
eine im letzten Jahr erfolgte Besichtigung
durch schwedische Schärenkreuzer-Experten.
Sie bestätigten die lange still gehegte
Vermutung, daß es sich bei der »Shamrock«
um jene »Bibi« aus dem Stockholmer Yachtclub Brunnsviken handelt, die 1926 mit der
Bau-Nummer 1 als erstes Schiff nach der
reformierten Regel von 1925, der im wesentlichen bis heute geltenden Schärenkreuzervermessung, gebaut wurde.
Eigner: Mike Quast, Horst Janson
200
Pan Mir
(30qm SK, G21, Lemwerder 1927)
In den 1920er Jahren beauftragte der
begeisterte Hamburger Großreeder und
Regattasegler E.-F. Laeisz die Werft Abeking &
Rasmussen mit dem Bau eines 30er Schärenkreuzer. Herr Laeisz verfügte damals über eine
Flotte von über 65 Großseglern, die sogenannten »Flying-P-Liner«. Als Hommage an seine
Frau, deren Spitznamen »Pudel« war, begannen die Namen aller Schiffe mit dem Buchstaben P. 1927 lieferte A & R den 30er
Schärenkreuzer »Pan« mit der Baunummer
2242 und der Segelnummer X21 aus, der
einige Jahre sehr erfolgreich regattierte. In
den 1930er Jahren kaufte ein Gemüsegroßhändler aus München, die »Pan« und holte sie
als Regattaschiff an den Würmsee. Nach
einem 10-jährigen Gastspiel am Chiemsee
kam die »Pan«, die zu dieser Zeit »Pao Pao«
hieß, in den 1970er Jahren wieder an den
Starnberger See. 1993 erwarb Martin Wibbels
die Yacht. Während eines Sturms am
28.01.1995 wurde der Bug abgerissen und
die »Pan« sank in der Bucht vor Percha. Die
ursprünglichen Pläne waren bei A & R noch
vorhanden, so dass eine originalgetreue
Komplettrestaurierung möglich war. 1997
konnten die Arbeiten abgeschlossen werden,
und die Yacht wurde auf den Namen »Pan
Mir« mit der Segelnummer G 21 getauft.
Bisherige Regattaergebnisse: 1. Preis des
»Louis Vuitton de la meilleure restauration«,
Ralley de la Gironde 1997; 2. Platz »Prada
Challenge for Classic Yachts« 1999; 2. Platz
bei der »Trophee L. Leroy« sowie weitere
hervorragende Ergebnisse am Bodensee und
am Starnberger See.
Eigner: Martin Wibbels
Josephine
(30qm SK, G 86, Lemwerder 1920er Jahre)
Leider keine gesicherten Unterlagen,
wahrscheinlich aber Gustav Estlander-Riss,
welcher in den 1920er Jahren bei Abeking &
Rasmussen gebaut wurde. Im II. Weltkrieg
fand der Blei-Kiel der Yacht für scheinbar
Wichtigeres Verwendung. Nach dem Krieg
kam »Josephine« mit einem Beton-Kiel an
den Deutschen Bodensee. Die Yacht segelte
auch einige Jahre unter Schweizer Flagge, um
dann 1988 wieder in den Lindauer Segler-Club
zu gelangen. Dort wurde das Schiff über
mehrere Jahre aufwändig restauriert und
erhielt wieder seinen alten Kiel. Schließlich
fand »Josephine« im Jahre 1999 zurück an
den Starnberger See in den MYC. Dort ist sie
aktiv bei Regatten der Traditionsklassen
beteiligt, 2005 konnte sie als ausgesprochenes Leichtwetterschiff den Bernbacher-Cup
gewinnen.
Eigner: Reiner Willmann
201
Glückauf IV
(30qm SK, G 73, Lemwerder 1931)
Hanns Stinnes kaufte zwischen 1928 und
1931 vier 30er Schärenkreuzer bei Abeking &
Rasmussen. Die Glückauf I wurde auf eigene
Kosten 1929 nach Amerika gebracht und
segelte dort in Marblehead erfolgreich mit
zwei anderen deutschen Yachten um den
Hoover Cup, welchen Deutschland gewann.
Glückauf IV (Baunummer 2661) ersegelte in
der Kieler Woche 1931 zwei erste und einen
vierten Platz. Während der Bodenseewoche
1938 segelte die Yacht unter dem Namen
Glückauf (damaliger Eigner: W. Kurz,
Konstanz) und blieb am Bodensee bis April
2000. Von 1953 - 1959 wurde das Schiff unter
dem Namen »Irmgard« vom damaligen
Präsident der Schärenkreuzer-Vereinigung Dr.
Kissl sehr erfolgreich gesegelt. Im April 2000
erwarb Raimund Fischer die Glückauf, die
seitdem am Starnberger See liegt. Bisherige
Regattaergebnisse: 2. Platz Prinz-Ludwig-Preis
für 30er Schärenkreuzer 2001; 3. Platz PrinzLudwig-Preis für 30er Schärenkreuzer 2002;
Aloha IV
(30qm SK, G95, Meilen 1937)
Knud Reimers-Design, gebaut in der PortierWerft am Zürichsee. Die »Aloha IV« war der
erste 30qm SK-Bau der Werft und gehört zu
den am längsten noch erhaltenen 30qm
Schärenkreuzer aus der Zeit vor dem II.
Weltkrieg. In der Portier-Werft wurden noch
12 weitere 30qm SK gebaut. Die Aloha
ist bereits seit 1995 im MYC und nimmt
regelmäßig an Regatten am See und
internationalen Wettfahrten teil.
Eigner: Hans Künzler
202
2. Platz Prinz-Ludwig-Preis für 30er Schärenkreuzer 2003; 2. Platz Paul-Senkblei-Regatta
Possenhofen 2004; 3. Platz Weitseepokal für
30er Schärenkreuzer 2005; 2. Platz Klassiker
Regatta Laboe, 2007.
Eigner: Raimund Fischer
MaCa III
(15 qm SK, S 62, Göteborg 1938)
1937 konstruiert von Harry Becker und 1938
in der Mutola-Werft als Verlosungsschiff für
den Club Aeolus, Göteborg gebaut. Das Schiff
wurde zunächst nur als Tourenschiff ausgestattet und gesegelt. Der Originalriss wurde
dem Eigner vom Sohn des Konstrukteurs Jan
Becker übergeben. MaCa III kam vom jetzigen
Eigner 1994 an den Starnberger See, wurde
1999 bis 2000 komplett restauriert und liegt
seit 2001 im MYC. Im Oktober 2002 wurde
MaCa III von Olle Madebrink, Klassificeringschef des SSKF im MYC nach den schwedischen SK Rulings vermessen und zertifiziert
sowie im SSKF-Matrikel registriert. Seit 2001
wird MaCa III vom Eigner mit wechselnder
Crew auf zahlreichen Regatten von Traditionsschiffen am Starnberger See (u. a. Münchner
Woche, Chronoswiss) gesegelt. 2005 nahm
das Schiff in Schweden an den Jubiläumsveranstaltungen und -regatten anlässlich der
100-Jahr-Feiern SSS und 175 Jahre KSSS teil
(Eigner als Skipper mit RA Dr. W. Wenzel,
ASViM, Herrsching). Nachdem sich der 15er
SK in Schweden auf der offenen Ostsee
bestens bewährt hatte, segelten beide auch
die Classic Week 2006 (Flensburg über
Sonderburg, DK bis Kiel). 2008 wird MaCa III
wieder nach Schweden transportiert, um die
Jubiläumsveranstaltungen (u. a. Langstrecke
Karlskrona - Saltsjöbaden) sowie die Regatten
in Saltsjöbaden und Sandham anlässlich der
100-Jahr-Feier »Square Metre Rule Jubilee
2008« mitzusegeln.
Eigner: Prof. Dr. H. E. Mattausch
Lawrence of Arabia
(30qm SK, G 83, Angelholm 1938)
Der vormals unter dem Namen »Zarah«
bekannte 30er Schärenkreuzer wurde nach
einem Riss von Gustav Estlander in der
Aalson-Werft (Schweden) gebaut und ist seit
2003 im MYC. Der Vorbesitzer Christoph
Reinhard ließ »Zarah« Ende der 1990er Jahre
am Balaton (Picula-Werft) restaurieren, zuvor
lag die Yacht am Chiemsee und am Bodensee. Obwohl »Lawrence of Arabia« zu den
kürzeren Vertretern seiner Klasse zählt,
konnten nach Optimierung von Rigg und
Beschlägen durch die Rambeck-Werft bislang
sehr gute Regattaergebnisse erzielt werden:
Münchner Woche: 2. (2003), 1. (2004) und 5.
Platz (2005) Sonderwertung Original; Regattes
Royale (2004): 1. Platz Epoque Marconi C; Les
Voiles de Saint Tropez (2004): 1. Platz Epoque
Marconi C ; Prinz-Ludwig-Pokal (2005): 3. Platz
Classic-Wertung; Les Voiles de Saint Tropez
(2005): 2. Platz Epoque Marconi C;
Europa-Cup (2006): 2. Platz Classic-Wertung.
Siehe auch Artikel in Voiles et Voiliers
12/2005.
Eigner: Dr. Hanns-Georg Klein
203
Anne Sophie
(8mR, G 15, Fredrikstad 1938)
Erster Eigner der von Bjarne Aas gezeichneten
Rennyacht war der Norweger Nordahl Wallem,
Silbermedaillengewinner der Olympiade 1936
in der 8mR-Klasse. Die Yacht hieß zwischenzeitlich »Lakmé V« und »Ellida II«, seit 1969
wieder »Anne Sophie« und war über 30 Jahre
in Besitz verschiedener Eignergemeinschaften
aus Schweden. Seit ‘06 segelt »Anne Sophie«
unter dem Stander des MYC und wird in der
Rambeck-Werft für Regattateilnahmen optimiert. Bisherige Ergebnisse: 1. Platz Voiles de
St. Tropez 2006, 3. Platz 8mR World Cup
(Neptune Trophy) Schottland 2007, Preis für
das schönste Boot, Münchner Woche 2007.
Eigner: Dr. Hanns-Georg Klein
Bettina
(Hai-Boot / Requin, F 286, La Rochelle 1964)
Das Hai-Boot (franz.: Requin) wurde 1930 von
dem Finnen Gunnar L. Stenbäck (Helsinki) als
Antwort auf den »Drachen« des Norwegers
Johan Anker konstruiert. Aufgrund seiner
robusten und seetauglichen Bauweise wurde
die Bootsklasse in einigen Ländern von
der Marine als Schulschiff eingesetzt. Die
»Bettina« wurde 1964 in Pouvreau-Werft
nach den Originalbauplänen in Vollholz gebaut.
1989 erwarb Andreas Winkler die Yacht von
der französischen Marine (Club Nautique de la
Marine Nationale Francaise) in Brest und hat
sie aufwändig restauriert. Die Yacht lag von
1990 - 1995 im SCE am Traunsee und ist seit
1996 im MYC. Seither regelmäßige Teilnahme
an der Münchner Woche.
Eigner: Andreas Winkler
204
Languste
(Lacustre, GER 216, Radolfzell 1987)
Um in der damals prestigeträchtigsten
Regatta »Bol d’Or« am Genfer-See zu siegen,
entwickelte der Schweizer Mathematik-Professor und Olympia-Segler Henri Copponex
1938 ein schnelles, speziell für den steilen
Seegang offener Binnenreviere geeignetes
Regattaschiff – den Lacustre. Zuerst nur in
traditioneller Holzbauweise, ab 1968 auch
formverleimt und ab 1973 sogar mit Kunststoffrumpf war und ist der Lacustre eine
strenge Einheitsklasse, so dass sich auch
heute noch 50 Jahre alte Schiffe auf Regatten
miteinander messen können. Bis 2008
wurden insgesamt 265 Schiffe gebaut. Die
»Languste« 216 ist eine formverleimte Holzrennyacht, von der Martin-Werft in Radolfszell
am Bodensee nach alten Rissen 1987 gebaut.
Seit 1999 ist das Schiff im MYC beheimatet
und segelt auf dem Starnberger See, auf dem
Bodensee, dem Genfer See und auch auf
dem Lago Maggiore. Weil der Lacustre ein
originalgetreuer Oldtimer-Nachbau ist, nimmt
die »Languste« ebenfalls an TraditionsRegatten teil.
Eigner: Dr. Bernd Schaible
205
Fuchsjagd
seit den 20er Jahren
206
207
Dingi-Sonderwettfahrten
»Die Yacht«, Nr. 39 / 1930
209
Feuerzangenbowle
Norbert Geissler
Vielen Club-Mitgliedern ist die legendäre
»Feuerzangenbowle« der 60er und 70er Jahre
auch heute noch in unvergesslicher Erinnerung.
Alles begann 1963 mit der Durchführung einer
internen MYC-Team-Regatta. Ein Team bestand
aus drei Booten, einem FD und zwei Korsaren.
Das Team mit den wenigsten Punkten gewann.
Zweimal wurde der Team-Preis ausgesegelt,
dann ging der Wettbewerb in die Feuerzangenbowle für Korsare über. Die hatte bald einen
sagenhaften Ruf. Der Zulauf an Booten war
enorm. Aus dem MYC kamen immer sehr gute
Korsar-Segler und die Wettfahrtleitung gab zu
wenig Kritik Anlass. MYC und Korsar-Klasse
waren eine Einheit.
Die »Zange«, wie sie von allen liebevoll genannt
wurde, wies über viele Jahre ein paar Besonderheiten auf, die den Erfolg beflügelten. Wie
immer hieß der MYC alle Teilnehmer besonders
herzlich willkommen. Die Erinnerungspreise für
diese Regatta waren handbemalte, feuerfeste
(Schott)-Gläser. Das Bemalen der Gläser wurde
von vielen Clubmitgliedern organisiert. Dabei
entstanden in meist feuchtfröhlicher Runde
sehr individuelle, oft auf die einzelnen Segler
zugeschnittene Kunstwerke. So erinnert sich
Haide Lambertz (Crome): »Schon in den
Sommermonaten wurden an dem runden
Tisch im Club-Casino große »Malgeschichten«
angefertigt. Es musste das Jahr darauf stehen,
der MYC und ›Feuerzangenbowle‹. Jeder, der
was konnte, musste malen. Da gab es natürlich
Experten – dabei sind dann die verschiedensten
Motive entstanden.« Für den Abend wurde
der Clubraum ausgeräumt und ein Fest der
Extraklasse begann, bei dem aber neben den
Korsar-Seglern auch alle Jungen und jung
Gebliebenen mitfeierten.
Von Hand bemalte
Gläser – Unikate für
jeden Teilnehmer
210
Jeder Teilnehmer an der Regatta bekam dann
beim Programmabholen ein Glas. Das bedeutete,
wer früh kam – denn jedes Schiff durfte sich
zwei Gläser aussuchen – kriegte die schönsten
Gläser. Und abends gab es dann die begehrte
und berüchtigte Feuerzangenbowle. Die gab
es »satt« und sie wurde nur in diese Gläser
ausgeschenkt. Die Regatta war lange keine
Ranglistenregatta. Es war eine Gaudiregatta.
Dabei ging es nur um den Spaß und den konnte
man im MYC genießen wie nirgends sonst.
Jedes Jahr wieder war die Stimmung hervorragend.
Samstagmittag wurden immer riesige Schweinshaxen auf die ersegelten Plätze verlost und
Erste urkundliche Erwähnung
im Gästebuch
des Münchner Yacht-Clubs
bei strahlender Herbstsonne auf der Terrasse
genossen. Warum der Spender Willy Böck
immer sieben Schweinshaxen und nicht acht
stiftet, konnte nie geklärt werden.
Erstaunlicherweise ließ der Wind fast jedes Jahr
diese Prozedur mit Vormittagswettfahrt, Mittagspause und Nachmittagswettfahrt zu.
Ich hatte die Ehre und die Freude über viele
Jahre, Wettfahrtleiter zu sein. Von der Flaute
bis zum Sturm, vom herrlichen morgendlichen
Südwind (Start um 08.00 Uhr – nach dem
Feuerzangenabend …!) bis zum »Verlust« eines
30 kg schweren Startprahm-Ankers kann man
da viel erzählen.
Haide Lambertz (Crome) war immer dabei und
erinnert sich gerade an dies Erlebnis auf dem
Regattaboot, als sei es gestern gewesen: »Das
war eine dolle Geschichte. Wir lagen irgendwo
mit den ganzen Korsaren um uns herum mit
dem Startschiff ›Anton Dreher‹ und haben auf
den Wind gewartet. Irgendwann waren wir’s
dann leid und Norbert (Geissler) hielt eine
Ansprache. ›Heute kriegen wir keine Wettfahrt
mehr zusammen. Ihr wisst, dass das bedeutet,
morgen früh um sieben oder acht Uhr raus.‹
Das ist dann beschossen worden. Die Regattateilnehmer sind dann alle ziemlich schnell heimgepaddelt. Wir wollten auch den Anker ziehen,
aber dieser war futsch. Norbert meinte: ›Nichts
sagen, wir besorgen einen bis morgen.‹ Abends
dann, nach reichlich Feuerzangenbowle kamen
zwei ‘rein mit den Worten ›wir hätten eine
Fundsache abzugeben‹. Das war dann der Anker,
der der Wettfahrtleitung unter großem Hallo aller
Teilnehmer zurückgegeben wurde. Erst da wurde
uns klar: Die haben den Anker hochgeholt und
haben ihn uns schlicht und einfach geklaut.
Also, das war’n Ding!«
Bis heute ist es das Geheimnis der Berliner
Mannschaft um Mike Guntsch geblieben, wie
sie den schweren Anker unbemerkt nach oben
brachte, losband und in ihrem Korsar an Land
transportierte.
Schade ist es, dass die große Liebe zwischen
MYC und Korsar-Klasse im Laufe der 80er Jahre
kontinuierlich abnahm. Es soll ja Leute geben,
die behaupten, wenn die »Zange« schließlich
nicht doch Ranglistenregatta geworden wäre,
gäbe es sie heute noch. Auf jeden Fall ist und
war die Feuerzangenbowle ein stolzes Stück
MYC-Sportgeschichte.
»Onkel Bibi«, Uli Finckh
und Uli Lietz
(von links nach rechts)
211
Wintervergnügen
Eisstockschießen oder Modellsegeln
Stefan Dietz
Bis vor noch nicht gar so langer Zeit konnten
wir hier in unserer oberbayerischen Heimat im
Winter mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Starnberger See zumindest an
seinen Rändern regelmäßig zufriert. Spätestens
im Dezember bildete sich bei günstigen Witterungsverhältnissen – anhaltender Frost und
weder Wind noch Schneefall – sehr zur Freude
der Eisstockbegeisterten im Kleinen Hafen des
MYC eine tragfeste, spiegelglatte Eisfläche,
durch die man wie durch Glas bis auf den Grund
des Sees schauen konnte. Das sind beste
Voraussetzungen für das Eisstockschießen.
Jahr für Jahr trafen sich dann Könner wie auch
Anfänger unter den Clubmitgliedern auf dem
zugefrorenen Kleinen Hafen zum gemeinsamen
sportlichen Wettkampf. Aber die allgemein fortschreitende Klimaveränderung scheint auch hier
ein Umdenken zu erzwingen. Denn mittlerweile gibt es Winter
wie z. B. den von
2006 / 2007 und auch
2007 / 2008, in denen
die Clubmitglieder gar
nicht mehr zu ihrem
Wintervergnügen
212
kommen, weil die Temperaturen die Nullgradmarke kaum noch unterschreiten.
Parallel zu der sich erwärmenden allgemeinen
Wetterlage suchte man sich seit etwa 1999
Ersatz für die immer seltener werdenden
Gelegenheiten des Eisstockschießens und fand
eine neue Freizeitliebe: das Modellsegeln. Trafen
sich zu Anfang Günter Dehler, Brachim Davis
und Michael Zachries mit einem Boot vom Typ
MC und vier Booten vom Typ Robbe »Smaragd«,
so warten inzwischen 24 Boote auf ihren
Saisoneinsatz. Diese 12 kg schweren
Kunststoffboote mit einer Länge von 1,38 m und
einer Gesamthöhe von 2,2 m sind
als Bausatz im Fachhandel erhältlich und müssen von ihren
Besitzern mit etwas Verständnis für
technische und nautische
Zusammenhänge zusammengefügt
werden. Bis zum endgültigen
Stapellauf sind dann noch eine
ganze Reihe handwerklicher
Hürden zu überwinden.
Die farbigen 0,8 qm
großen Regattasegel
sind individuelle
Sonderanfertigungen
und entstehen in der
Segelmacherei
unseres Bootsmannes
Michael Zachries.
Häufig an Wintertagen,
aber auch zu jeder
anderen Jahreszeit,
verabredet man sich
auf dem Steg. Je nach
Wetterlage finden sich
unterschiedlich viele Modellsegler ein, wobei
manchmal Glühwein und heiße Suppe die
Motivation fördern. Meist sonntags um die
Mittagszeit, kann man die bunten Schiffchen
bewundern, wie
sie mit den Wellen
kämpfen. Das wissen
zunehmend auch
schaulustige Clubmitglieder, die sich
regelmäßig auf
dem Steg einfinden,
schweigend die
verschworene
Herrenrunde beobachten und diese wohl auch
ein bisschen um den Spaß beneiden, den sie
ganz offensichtlich mit ihren eleganten Rennern
haben. Denn nur so ist es zu erklären, warum die
Lust am Modellsegeln in unserem Club immer
mehr um sich greift. Der See ist offen, kein
Eisgang kann den empfindlichen kleinen Booten
schaden.
Bei guten Windverhältnissen dürfen sich die
Minisegelboote auf den See hinauswagen. Ein
oftmals zwar kalter, aber beständig wehender
Ostwind treibt sie um den 60 m-RegattaDreieckskurs. Als Wendemarken werden
entweder verankerte Fender oder die großen
Anlegebojen genommen. Dann stehen ihre
Besitzer wie dunkle Schatten entlang der
Stegkante aufgereiht, dem See zugewandt
und freuen sich am Spiel der ferngesteuerten
Yachten mit ihren farbigen Segeln auf dem
glitzernden Wasser. Auch schlechtes Wetter
hält Unentwegte nicht davon ab, bei Schneetreiben zu segeln. Wie mit unsichtbarer Hand
lenkend, wachen dann vermummte Gestalten
aufmerksam darüber, dass jedes Boot mit Hilfe
der 2-Kanal Fernsteueranlage für Segelführung
und Ruder, die sie mit langen Antennen vor dem
Bauch bedienen, den Weg zurück in den Hafen
findet – möglichst
natürlich als erstes –
wie im wirklichen
Regattaleben. Sind die
Modellsegelboote
sicher wieder an Land,
dann wird gefachsimpelt und sofort
die eine oder andere
Korrektur z. B. an der
Selbstwendefock oder
am Trimm der Segel vorgenommen,
um die Fahrtüchtigkeit für die
nächste Ausfahrt zu verbessern.
Anschließend wärmt man sich bei
obligatorischer »Protestverhandlung«
wieder auf – bisher meist im
benachbarten Münchner Ruder- und
Segelverein und zukünftig wohl im
eigenen renovierten Clubheim.
213
DN
Schon in den 30er Jahren gab es Eissegeln im
MYC, ließ doch ein Berliner Mitglied seine 15qm
Eisyacht unter unserem Stander fahren. Nach
dem Krieg bis heute ist das Eissegeln im MYC
vor allem mit zwei Namen verbunden: Conrad
Gloeden und Gerhard Stephan. Sie fuhren in den
50er und 60er Jahren nicht nur mit ihren Eissegelschlitten über die zugefrorenen bayerischen
Seen, sondern sie waren auch maßgeblich an
der Konstruktion leichter Eisyachten beteiligt.
Nach dem Krieg, Ende der 50er Jahre wurde am
Starnberger See das Eissegeln sporadisch mit
selbst gebauten Konstruktionen betrieben, in
die man Mast und Segel von einer vorhandenen
Jolle stellte. Solche Schlitten waren schwer und
damit umständlich zu transportieren. Auch in
anderen Ländern, wo Eissegelsport betrieben
wurde, hatte man dieses Problem erkannt.
Aus diesem Grund schrieb die amerikanische
Zeitung »Detroit News« im Jahre 1937 einen
Konstruktionswettbewerb mit der Vorgabe aus,
dass der Eissegelschlitten leicht, billig und auf
dem Autodach transportabel sein muss. Diesen
Wettbewerb gewann eine Konstruktion, die nach
den Anfangsbuchstaben der ausschreibenden
Zeitung »DN 60« genannt wurde. Die 60 stand
für die Segelfläche von 60 sq ft, das sind etwa
5,8 m2. Die 60 ließ man als Typenbezeichnung
schon bald fallen, so dass nur noch »DN« als
Klassenbezeichnung übrig blieb.
Erst 1961 fasste der DN in Europa Fuß, nämlich
in Holland. In Deutschland tauchte der DN erstmals am Steinhuder Meer auf. 1964 ließen sich
Konrad Gloeden (von 1953 bis zu seinem Tod
2005 Mitglied im MYC) und Fritz Jahn vom
MRSV aus Amerika die Konstruktionspläne für
Maisinger Weiher (links)
Starnberger See (Mitte)
Wörthsee (rechts)
214
DN-Schlitten
Eissegeln im MYC
Gerhard Stephan
den DN schicken und im selben Jahr entstanden
die zwei ersten DNs in Bayern. Konrad Gloeden
hatte das Eissegeln in seiner Jugend kennengelernt. Denn er war im Winter mit seinen Eltern
immer an die zugefrorene Ostsee gereist. Dort
war es üblich, wegen der oft tief verschneiten
Wege die bequemere Strecke über das Eis der
Ostsee per Segelschlitten zu nehmen.
Im Jahr 1965 folgten mit zwei weiteren DNNeubauten Gerhard Stephan vom MYC und
German Kurz vom MRSV. In der folgenden Zeit
setzte in Bayern eine emsige Bautätigkeit für die
DNs ein. Gesegelt wurde am Maisinger Weiher,
am Wörthsee und im nördlichen Teil des Starnberger Sees, dort wo er flach ist und deshalb
gern zufriert. Bedingung war natürlich eine
ausreichende Eisdecke (ca.10 cm), möglichst
wenig Schnee und der entsprechende Wind.
Oft konnte man es kaum erwarten, dass das
Eis dick genug war. Wenn es noch nicht reichte,
erfuhr man das spätestens mit einem eisigen
Bad. Bei idealen Bedingungen konnten durchaus
Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht
werden.
Konrad Gloeden fuhr 1966 zur Europameisterschaft am Neusiedlersee in Österreich. Dort
erreichte er einen sensationellen 2. Platz.
Heute wird das Eissegeln in Deutschland u. a.
auf folgenden Revieren betrieben: Müggelsee,
Steinhuder Meer und Wörthsee. Der Starnberger
See ist in den letzten Jahren leider nur noch kurz
und allenfalls teilweise zugefroren, so dass er
sich zum Eissegeln immer weniger eignet. So
muss man heute zum Eissegeln weite Fahrten
auf sich nehmen.
215
Der Bernbacher Cup
und die Schärenkreuzer
Reiner Willmann
2001 stand’s im MYC-Jahresbericht: »Zu einer
ganz neuen Veranstaltung konnte auf Initiative
unseres Vorstandsmitglieds Reiner Willmann eingeladen werden. Erstmals wurde der Bernbacher
Cup für 30er Schärenkreuzer und Lacustre am
1. / 2.9. ausgesegelt. Mit zwei anspruchsvollen
Langstreckenwettfahrten und einem besonders
ansprechenden Rahmenprogramm gelang es auf
Anhieb, diese Regatta bei uns zu etablieren.«
trotz seiner Eleganz und äußerst soliden
Segeleigenschaften vorübergehend nahezu
vollständig. Mit Horst Janson (G 44, Shamrock)
und Hans Künzler (G 95, Aloha) konnte in den
90er Jahren jedoch das Interesse für die 30er
Schärenkreuzer neu geweckt und gleichzeitig
eine generelle Renaissance alter Schiffe eingeleitet werden. Der Hafenumbau im MYC von
1998 ermöglichte es weiteren Schärenkreuzern,
Das war der Anfang einer der bedeutenden
Regatten klassischer Konstruktionen am
Starnberger See. Es kommt nicht von ungefähr,
dass die Idee zum Bernbacher-Cup gerade im
MYC »geboren« wurde. Denn die Tradition
der ursprünglich aus Schweden stammenden
Schärenkreuzer-Typen ist im Münchner YachtClub seit Mitte der 20er Jahre fest verankert. In
den 50er Jahren verschwand dieser Schiffstyp
sich hier anzusiedeln, so auch 1999 der
»Josephine« (G 86) von Reiner Willmann.
216
Schon bald entstand der Wunsch, die Schiffsgeschwindigkeiten dieser herrlichen, alten
Segelyachten auf der Regattabahn auszuloten.
Zur ersten Regatta 2001 stiftete die Münchner
Firma Bernbacher Wanderpreise von zu Pokalen
umgebauten Nudelmatrizen und lobte die
jeweiligen Klassensieger
mit einer Nudelmenge
entsprechend dem Gewicht des Steuermannes
aus.
Zusammen mit der Klasse
der Lacustre konnten schon bald ansehnliche
Felder mit Teilnehmern von fast allen bayerischen
Seen, aber auch aus Österreich und der Schweiz
gewonnen werden. 2003 kamen die 40er
Schärenkreuzer der Starnberger-See-Flotte
hinzu. Die Ergebnislisten zeigen hochrangigen
Regatta-Sport und sind Ausdruck der Vielfalt
unterschiedlicher Konstruktionen.
40 Schiffen gerechnet, was nur noch mehr die
Bedeutung der mittlerweile schon traditionellen
Clubregatta unterstreicht.
Im Jubiläumsjahr 2008 gehört dem MYC eine
Schärenkreuzer-Flotte von 13 Schiffen an – bei
vier unterschiedlichen Größenklassen. Neben
den bereits erwähnten 30er Schärenkreuzern
sind heute vier weitere Schiffe vertreten:
So wie seit 2001 schon, findet im Jubiläumsjahr
2008 im September der inzwischen achte
Bernbacher-Cup statt. Erstmals nimmt mit den
in Süddeutschland stark vertretenen L-Booten
ein weiterer Bootstyp klassischen Ursprungs teil.
Insgesamt wird mit einem Feld von etwa
Pan Mir, (G 21, M. Wibbels), Glückauf IV (G 73,
R. Fischer), Laurence of Arabia (G 83, Dr. H.-G.
Klein) und Gerd III (S 40, J. Ruoff).
Der Bernbacher Cup:
eine ausgediente Nudelmatrize
als Pokal (oben)
Eine besonders erfreuliche Entwicklung zeigen
zum Jubiläumsjahr die 40er Schärenkreuzer
im MYC. Nach dreijähriger Restauration bringt
Dr. Hanns-Georg Klein die »Wiking« (G 44) ins
Wasser.
Bernbacher Cup 2005 (unten):
schon geringste Naturkräfte
erfordern höchste Konzentration
217
Auch wird uns Jochen Rueff seine »Modesty
Blaise« (S 94) neu überholt präsentieren. Der
jüngste Zuwachs ist der bekannte A&R 40er
»Windsbraut« (G 28) von Christian Kieslinger.
218
Mit den 15er Schärenkreuzern von Prof. Dr. H. E.
Mattausch (S 62, MaCa III) und (S 9, Robin
Hood) von Dr. Ulrich Dörries liegen zwei seltene
Schiffe dieser Klasse bei uns im Club. Ebenfalls
unter dem Stander des Münchner Yacht-Clubs
läuft der 95 m2 Schärenkreuzer »Girl« (S 19) der
Eignergemeinschaft Künzler, Fischer, Willmann,
welcher anlässlich des 100-jährigen Clubjubiläums vom Bodensee kommend den
Starnberger See besucht. Anschließend wird
»Girl« zusammen mit weiteren Schärenkreuzern
aus dem MYC die Reise in Richtung Schweden
antreten. Denn bei Stockholm feiern die
Schweden mit Seglern aus ganz Europa und
Übersee ebenfalls 100sten Geburtstag – den
der Schärenkreuzer-Klasse.
Die Ästhetik dieser Schiffe, die gebotenen
Regatta-Möglichkeiten auf dem Starnberger See
und die Offenheit des Münchner Yacht-Clubs für
klassische Oldtimer führten dazu, dass heute im
MYC die weltweit umfangreichste und an
Konstruktionen vielfältigste SchärenkreuzerFlotte beheimatet ist.
Dr. Bernd Schaible,
Elfriede Stenger
und Niko Stoll
– die Gewinner
des ersten
Bernbacher Cups 2001
mit Wettfahrtleiter
Dr. H.-P. Müller
(von rechts nach links)
219
Wolf Dietz
Vom Opti-Mini
zum Maxi-Racer
Christopher Nordhoff
Sein Büro ist 26 Meter lang und – so die
Münchner »Abendzeitung« – sieht aus, wie eine
»riesige Erbsenschote aus Carbon«. Sein bevorzugter Arbeitsplatz hat keine Schreibtischlampe
und die Winschen sind so groß wie Bürostühle.
Seine Kollegen sind einige der besten Segler
Europas, einige sogar der Welt. Und er selbst?
Bleibt bei allem bescheiden, steht gar nicht
so gerne im Rampenlicht.
Ab 1993 ist er Mitglied im Daimler Benz AeroSail-Projekt mit Jochen Schümann. Das Fastnet
Race, Newport-Bermuda und die Gotland Rund
auf Yachten zwischen 50 und 160 Fuß Länge
werden später zu den ersten Highlights auf
seiner Liste.
Im Jahr 2003, mittlerweile mit dem ersten und
zweiten juristischen Staatsexamen ausgerüstet,
Kaum ein berühmtes Revier auf der uns
bekannten Welt, das der America’s-Cup-Teilnehmer Wolf Dietz, Jahrgang 1973, noch nicht
gesehen hat. Doch sein seglerischer Lebenslauf
beschränkt sich nicht auf die Regatten vor Valencia und die lange Vorbereitungsphase für das
erste deutsche Boot in über 150 Jahren CupGeschichte, er umfasst inzwischen die Namen
vieler klangvoller Regatten auf allen Meeren –
von Nord nach Süd und West bis Ost. Aber
angefangen hatte alles im MYC: Dort war er seit
1981 aktiv Optimist, später 420er gesegelt und
hatte »mit Gleichaltrigen trainiert und viel Spaß
gehabt«, erinnert er sich im April auf den British
Virgin Islands mit einem verschmitzten Lächeln.
Bereits während seiner Banklehre, von 1992 bis
1994 in München, beginnt Wolf Dietz, erste
Erfahrungen als Blauwasser-Segler zu sammeln:
Ein Vorteil häufiger Abwesenheit:
Alle (hier Anne Pasemann, links, und seine
Schwester Petzi) freuen sich, wenn er mal
wieder da ist (wie z. B. beim Hafenfest 2007)
220
Blick vom Zuschauerboot (links)
sowie vom Dach des Deutschen Hauses (rechts)
in Valencia 2007
bekommt Dietz einen
neuen Team-Chef:
SAP-Mitbegründer
Hasso Plattner holt
ihn auf seinen neuen
80-Fuß langen MaxiRacer, die »Morning
Glory«. Auf 22 Tonnen
Boot rauschen sie
von Kapstadt über den
Süd-Atlantik nach Rio de Janeiro. Der Überführungstörn führt den Bayern schließlich bis
nach Antigua. Im April 2003 ist er bei der Überführung der riesigen 147 Fuß-Yacht »Visione«
von Göteborg nach Elba dabei, gefolgt von den
Vorbereitungen für und seiner Teilnahme an der
Daimler-Chrysler Challenge von Newport R.I.
nach Hamburg.
Nach Tests und Wettfahrten auf einer Farr 40
vor San Francisco / USA kann er sich im Frühjahr
2004 gleich über zwei Siege auf der neuen
»Morning Glory« freuen: Schnellste Yacht bei
der Heineken-Regatta und bei der Antigua Race
Week. Darauf engagiert ihn Hasso Plattner als
»Boat Captain« auf seiner 18 Tonnen »leichten«
»Loftfari«, einer Baltic 70 Rennyacht.
Im Winter 04 / 05 folgen eine Teilnahme am
berühmten Sydney-Hobart-Rennen und die
Farr 40-Weltmeisterschaften in Sydney /
Australien – wieder für und mit Plattner.
Im Mai 2005 wird Wolf Dietz als Berater
und Crew-Mitglied des United Internet Team
Germany aufgenommen. Beim Training und
mehreren Wettfahrten vor Valencia ist er als
»Floater« mit verschiedenen Funktionen an Bord.
Hinter den Kulissen vertritt er das Team bei
wichtigen Entscheidungen und den Sitzungen
der Challenger Kommission als kompetenter
Repräsentant. Doch seine Rolle im internationalen
Segelsport ist damit noch längst nicht zu Ende:
Noch im Jahr 2007 segelt Wolf mehrere große
Wettbewerbe, vor allem auf dem westlichen
Mittelmeer. Für seinen Anteil am 3. Platz der
Yacht »Vineta« beim stürmischen Rolex Middle
Sea Race erhält er den begehrten »German
Offshore Award«.
221
Erfolge
und Siege
Dr. Bernd Schaible
Von Beginn an drängte es die Mitglieder des
MYC, sich seglerisch zu messen, Ideen zum
schnellen Segeln in Form von Wettkämpfen zu
realisieren und diese möglichst auch in Regattasiege umzusetzen.
So wurde bereits am 8. August 1909 die erste
interne Regatta der »Vereinigung Münchner
Segler« mit 6 Schiffen gestartet. Sieger wurde
Albert Zisch mit »Erlkönig«.
1927 war der MYC auf Grund seiner Regattaaktivitäten gemeinsam mit dem Kaiserlichen
Yacht Club Kiel mit 25 Wettfahrt-Stimmen an
5. Stelle innerhalb des DSV vertreten und lag
damit an der Spitze aller süddeutschen Vereine.
1927 wurden die 35 qm Rennyacht mit Franz
Förg und A. Baumann sowie das 15 qm Rennboot mit Toni Huber jeweils zu Süddeutschlands
erfolgreichstem Boot gewählt.
Für die 30er Jahre war Ernst Bickel ein
seglerischer Ausnahmesportler des MYC. Nach
zweimaligem Sieg in der Europameisterschaft
der O-Jollen gewann er 1939 auch die
Ausscheidung für die Olympiade 1940, an
der er jedoch nicht mehr teilnehmen konnte.
Erwähnenswert ist auch die erste vereinsübergreifende Frauen-Regatta 1939 auf dem
Starnberger See mit Olympiajollen. Siegerin
wurde unser Clubmitglied Frau Maja Huber.
Die seglerischen Leistungen der ersten 50 Jahre
in der Geschichte des MYC sind nur vor dem
Hintergrund der jeweiligen Zeit richtig zu verstehen. Heute ist kaum noch nachzuvollziehen,
welcher Aufwand und welche Anstrengungen
eine Teilnahme zum Beispiel an der Bodensee-
222
woche 1925 durch Hans Gruß mit seiner Yawl
»Flevo« begleiteten, da die Möglichkeiten und
Hilfsmittel der heutigen Zeit nicht zur Verfügung
standen. Bis in die 60er Jahre hinein konnten die
Boote üblicherweise nur per Bahn oder per LKW
befördert werden. Für den Bahntransport gab es
am Starnberger Bahnhof eine Slipanlage mit
einem Portalkran über dem Gleis. Mit dieser
Anlage wurden die Boote vom Bahnwaggon ins
Wasser gelassen und umgekehrt. Erst mit dem
Aufkommen von privaten PKW-Trailern in den
50er Jahren wurde der Transport der Schiffe
zu den überregionalen Regatten für die Crews
leichter.
Die folgende Aufstellung beschränkt sich auf
die Vielzahl von Siegen bei besonders herausragenden Regatten wie z. B. der Kieler Woche,
den Deutschen, Österreichischen, Schweizer,
Europa- und Welt-Meisterschaften sowie den
Olympiaqualifikationen. Trotz Sichtung unseres
Clubarchivs, persönlicher Unterlagen von
Club-Mitgliedern sowie der »Yacht«- und
DSV-Aufzeichnungen konnte keine vollständige
Übersicht über die ersten Plätze und die
dazugehörigen Crewmitglieder sichergestellt
werden.
Darüber hinaus ist es wert, daran zu erinnern,
dass auch die vielen 2. und 3. sowie alle
weiteren Platzierungen insbesondere bei
internationalen Regatten bemerkenswerte
seglerische Leistungen unserer Club-Mitglieder
waren und bis heute sind.
Dazu gehören insbesondere Erfolge wie z. B. die
Teilnahme an der FD-Olympiaausscheidung 1964
von Hannsjörg Mössbauer, der 2. Platz von Klaus
Wende bei der FD-Weltmeisterschaft 1986 in
Rio de Janeiro, die Olympiateilnahme von Peter
Möckl 1972 in Kiel bei den Staren, der 2. Platz
von Philipp Ocker bei der Studenten-Weltmeisterschaft 2001 in Brest auf einer Mumm 36,
sowie der 6. Platz von Carolin Grosser bei der
470er Weltmeisterschaft in Tel Aviv und der
2. Platz beim Shiseido Cup in Sajima in Japan
ebenfalls im 470er.
So konnten die Mitglieder des Münchner YachtClubs über ein Jahrhundert viele regionale,
nationale und internationale Erfolge »nach Hause
segeln«.
Jahr
Regatta-Sieg
Schiff
1924
1925
1935
1936
Jubiläumspreis des Berliner Yacht-Clubs
40er Schäre
Bodenseewoche
Yawl (Flevo)
Deutsche Verbandsmeisterschaft
10 m2 E.Z. Klasse
Senatspreis Hamburg (Kieler Woche)
Olympia-Jolle
Olympia-Erinnerungspreis
Olympia-Jolle
Europameisterschaft am Attersee
Olympia-Jolle
Europameisterschaft am Zürichsee
22 m2 Rennklasse
Deutsche Meisterschaft in Berlin
22 m2 Rennklasse
Deutsche Meisterschaft in Berlin
Olympia-Jolle
Europameisterschaft im MYC
Olympia-Jolle
Int. Grand Prix von Belgien in Lüttich
Olympia-Jolle
Ausscheidung für Olympia 1940 in Kiel
Olympia-Jolle
Deutsche Meisterschaft am Steinhuder Meer 15 m2 H-Jolle
1937
1938
1939
1952
1969 Deutsche Meisterschaft
Ungarische Meisterschaftswoche
Korsar
Drachen
Kieler Woche
1970 Schweizer Meisterschaft in Vevey la Tour
1971 Europameisterschaft
Österreichische Staatsmeisterschaft
Trias
Trias
Korsar
Korsar
Deutsche Meisterschaft
1972 Deutsche Meisterschaft
1973 Europameisterschaft
Deutsche Meisterschaft
Soling
Soling
Soling
Soling
Steuermann (Crew)
Hans Gruß
Hans Gruß
Michael Huber
Ernst Bickel
Ernst Bickel
Ernst Bickel
Piper
Dr. C. Böss
Dr. C. Böss
Ernst Bickel
Ernst Bickel
Ernst Bickel
Julius Böhler
(Hans-Georg Link)
Wilfried Krusche
Fritz Kleis
(Volker Mader,
Norbert Geissler)
Franz Grosser
Franz Grosser
Wilfried Krusche
Uli Finckh
(Mario Stock)
Peter Möckl
Peter Möckl
Peter Möckl
Peter Möckl
223
Jahr
Schiff
Steuermann (Crew)
1974 Europameisterschaft
1974 Europameisterschaft
Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV
1976 Deutsche Meisterschaft am Möhnesee
Star
Drachen
12 m R-Yacht (Anita)
Dyas
Deutsche Meisterschaft am Dümmersee
Kieler Woche
Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV
1978 Nordsee-Woche
1980 Europameisterschaft
Deutsche Meisterschaft
Barcolana vor Triest
Korsar
2-Tonner
12 m R-Yacht (Anita)
3/4 Tonner
Korsar
H-Boot
Solaris 47
Centomiglia am Gardasee
Blaues Band vom Bodensee
1984 Weltmeisterschaft in La Rochelle
Österreichische Staatsmeisterschaft
Sprinta Sport
IOR V
FD
Dyas
Peter Möckl
(Dr. Adami)
Walter Brand
Franz Grosser
(Andrea Grosser)
Manuel Menzel
(Peter Möckl)
Walter Brand
Harald Fischer
Werner Billing
Werner Tripp
Franz Grosser (Rudolf
Hofmeister, Uli Finckh,
Norber Geissler, Volker
Mader, Helmut Hochholzer, Peter Möckl)
Franz Grosser
Steffen Pöhlmann
(Klaus Wende)
Volker Mader
(Dr. Tim Busse)
Walter Brand
Walter Brand
Kay Niederfahrenhorst
Peter Möckl
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
Walter Brand
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
(Norbert Geissler)
Christian-R. Stoll
(Ute Köllnberger)
(Carolin Grosser)
(Carolin Grosser)
1986
1988
1990
1991
Regatta-Sieg
Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV
Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV
Kieler Woche
Int. Österreichische Staatsmeisterschaft
Int. Schweizer Meisterschaft
12 m R-Yacht (Anita)
12 m R-Yacht (Anita)
420er
Star
Korsar
Int. Deutsche Meisterschaft
Korsar
1992 Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV
1993 Europa Cup
Int. Schweizer Meisterschaft am Bodensee
Kieler Woche
1994 Deutsche Meisterschaft
Junioren Europameisterschaft
224
12 m R-Yacht (Anita)
Korsar
H-Boot
Hobie Cat 16
H-Boot
Korsar
Jahr
Regatta-Sieg
1995 Kieler Woche
Schiff
Steuermann (Crew)
Hobie Cat 16
Christian-R. Stoll
(Ines Roßley)
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
Klaus Holl
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
Sandy Künzler
Christian-R. Stoll
(Frederike Paulick)
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
(Angela Stenger,
Wolfgang Dietz)
Dr. Jens Grass
(Birgit Schwab)
Volker Mader
(Monika Steidl)
Philipp Ocker
(Christopher Sachs,
Florian Grosser)
(Anderl Denecke)
Dr. Hanns-Georg Klein
Dr. Hanns-Georg Klein
Dr. Bernd Schaible/
Reiner Willmann
(Helmut Felber,
Dr. Gerd Hofmann,
Mike Quast)
Dr. Hanns-Georg Klein
Hubert Frenzer
Philipp Ocker
(Julia Scholz,
Oliver Davies)
Int. Deutsche Meisterschaft
Korsar
1996 Int. Schweizer Meisterschaft
1996 Int. Österreichische Meisterschaft
Joker
Korsar
1997 Weltmeisterschaft Damen, Newport USA
1998 Kieler Woche
420er
Hobie Cat 16
1999 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft
Korsar
Europa Cup
Joker
2000 Europa Cup am Achensee
Korsar
2001 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft
Dyas
2003 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft
Drachen
Europa Pokal am Ammersee
2004 Regatte Royale, Epoque Marconi, Cannes
Voiles de St. Tropez
Balearen Cup
und Blaues Band vor Palma de Mallorca
I-Jolle
30er Schäre
30er Schäre
Bavaria 49
2006 Voiles de St. Tropez in Cannes
2007 Europameisterschaft
Int. Deutsche Meisterschaft am Ammersee
8 m Rennyacht
Joker
Drachen
225
Regatten
im Jahr 2008
April
27.
Alle Klassen
Ansegeln
Mai
31. - 1.Juni
420er, 505er
Münchner Kindl Pokal
Juni
14. - 15.
Opti B+C
Opti Hit
20. - 22.
Traditionsklassen
100 Jahre
Münchner Woche
28. - 29.
Drachen
Sommerpokal
13.
Trad. Klassen
Vidi Grand Prix
19. - 20.
Alle Klassen
Club Pokal
1. - 3.
J 80
BMW Sailing Cup
24. - 28.
H-Boot
Int. Deutsche
Meisterschaft
17. - 21.
Drachen
Int. Deutsche
Meisterschaft
2. - 4.
Opti, Teeny
Bayerische
Jugendwoche
13. - 14.
Streamline, J22
Casio Cup
20. - 21.
Lacustre, L95,
30er, 45er
Bernbacher Cup
3.
Alle Klassen
Absegeln
Juli
August
September
Oktober
226
Boote
227
Clubschiffe
Eine stolze Vergangenheit
Dr. Max Medrisch
Versuchte man zu ergründen, aus welchen
Elementen sich das Gemeinschaftsgefühl in
einem Yacht-Club zusammensetzt, so käme man
sicher zu der wenig überraschenden Einsicht,
dass geselliges Segeln zu den wichtigsten gehört.
Ob man beherzt Regatten bestritten und dem
Club Ehre gemacht, bei Fetzenwind über den
See geflogen und sich des Lebens gefreut oder
bei Flaute Weinvorräte vernichtet, gar Kombinationen aus all diesem erlebt hat – dies ist der
Stoff, der einen Segelverein zusammenhält.
Fast alle Segelclubs unterhalten Boote für
Schulungen, für die Jugend oder auch um bootslosen Mitgliedern das Segeln zu ermöglichen,
aber ganz wenige unterhalten monumentale
Schiffe von meist außerordentlicher Schönheit
und außerordentlicher Größe, die vielen gleichzeitig das Segeln erlauben, die jedermann am
See kennt und ihre Besitzer mit Stolz erfüllt.
In der Geschichte des MYC fallen einige
Beispiele besonders auf. Die Clubyacht »Aika«,
ein Nationaler 45er, haben viele noch erlebt und
es lässt sich somit relativ genau über sie berichten. Geheimrat Kustermann hatte 1928 bei
Rasmussen in Bremen eine Nationale 45qm
Kreuzer-Yacht bauen lassen und auf dem
Starnberger See als »Rakete VIII« in Betrieb
genommen. Später gelangte diese in den Besitz
des Prinzen Franz von Bayern und musste
»Hengest II« heißen, was immerhin nicht mehr
ganz so imperativ nach Hochgeschwindigkeit
klang und ihrer Bauweise etwas eher gerecht
wurde, denn bei nur wenig Wind war sie schnell,
bei 4 Bft. musste man bereits reffen, was natürlich dem Raketengefühl eher abträglich sein
musste. Später kaufte Dr. Günther Dietrich vom
MYC den Nationalen 45er und taufte ihn »Aika«.
228
Am 17.11.1970 ging
die »Aika«, die ca. 20
Jahre lang im Besitz
der Familie Dr. Dietrich
gewesen war, in den
Besitz des MYC über.
Dieser Erwerb war
möglich, weil einige
Mitglieder, wie z. B. Kurt Linnebach, dafür
erhebliche Geldsummen gespendet hatten.
Um das kostbare Schiff in gutem Zustand zu
erhalten, fanden jedes Frühjahr unter Anleitung
von Jugendwart Gerhard Stephan gemeinsame
Überholungsarbeiten statt. Das Unterwasserschiff und die lackierte Außenhaut wurden
geschliffen und bekamen einen neuen Anstrich.
Durch diese Arbeiten erwarben sich die
Jugendlichen das Anrecht, das Boot während
der Saison zu gemeinschaftlichen Fahrten zu
benutzen.
Dem Bordbuch ist im weiteren Verlauf zu
entnehmen, dass sich viele die »Aika« nutzende
Vereinsmitglieder der gemeinsamen Aufgabe
des Erhalts dieses Kleinods verpflichtet fühlten.
Dies war auch notwendig, denn die im Bordbuch
befindliche Spalte »Während der Fahrt aufgetretene Schäden« und »Verlorenes Zubehör«
»Aika« P 162 (oben)
Überholungsarbeit
im Frühjahr
für Segelrecht
im Sommer
wies durchaus eine Vielzahl von Eintragungen
aus, die jedoch saldiert werden konnte mit der
Spalte »Spenden für die Werterhaltung der
Aika«. Letztere erfolgten durchaus nicht immer
in pekuniärer Form, viele Eintragungen zeugen
von Sachspenden – »Tank erneuert, Stander
ersetzt, Matratzen gespendet« – und Dienstleistungen – »Motor repariert, Pumpe gereinigt«.
»Widmung« Kurt Linnebachs
auf der ersten Seite
im Bordbuch der »Aika«
Allerdings geben die Annalen auch Auskunft
darüber, dass das Boot nicht nach allen Fahrten
so zurückgelassen worden ist, wie man sich das
gewünscht hätte – ein ebenso wohlbekanntes
wie weitverbreitetes Problem bei gemeinsamer
Nutzung einer Sache. Die sorgsam ausgearbeiteten Anweisungen wurden immer wieder nicht
befolgt und wie so häufig in Gemeinschaften
war es auch hier so, dass die Anstrengungen der
einen die Nachlässigkeiten der anderen kompensieren mussten.
So prächtig die 10,5 m
lange »Aika« auch
gewesen war, das eingangs erwähnte Monumentale ging ihr
insofern etwas ab, als
auch Ihre Schwestern
recht zahlreich am See
beheimatet waren.
1930 jedoch war vom
MYC, mit finanzieller
Unterstützung des
Justizrats Laturner,
das »schönste Schulschiff in Bayern«, die
»Flevo« erworben und
alsdann »Kommodore«
getauft worden.
Bootsmann Hans Rehdes, Ende der 80er Jahre
mit »Aika« auf dem Weg zum Kran
229
»Schönstes Schulschiff Bayerns«,
1930 der ganze Stolz des MYC:
die Yawl »Kommodore«
230
Auch wenn man geneigt ist, einem solchen
Superlativ zunächst zu misstrauen, so ist man
beim Anblick der Bilder sofort anderer Meinung:
eine 12,9 m lange Yawl, somit der Ketsch
ähnlich, aber mit einem Besanmasten, der
außerhalb der Wasserlinie stand und ca. die
Hälfte der Höhe des Großmastes aufwies.
100,6 qm Besegelung! 1905 hatte die klassenlose Yacht das Licht der Welt bei der Bootswerft
Rambeck erblickt und war von ihren Eignern, den
MYC-Mitgliedern Hans Gruß und Hans Tremmel
mit jeweils 5 Mann Besatzung auch bei vielen
Regatten gesegelt worden, z. B. 1925 am Bodensee, wohin sie per Bahn befördert worden war.
(6 Siege bei 6 Starts dürften für die Mühen des
Transport entschädigt haben.) Im Bericht des
Segelmeisters des MYC von 1930 wird sie
lapidar als »1 Seekreuzer« (DSV Nr. 1210,
Standerscheinnr. 354) zusammen mit weiteren
109 Booten und »1 Eisyacht« aufgelistet.
1931 hatte sich die wirtschaftliche Not weiter
verschärft: 12,2% registrierte Arbeitslose in
München, wenigstens derselbe Anteil an
verdeckter Arbeitslosigkeit bei insgesamt kaum
staatlicher Unterstützung, vielen ermangelte
es nicht nur der elementarsten Dinge für ein
würdiges Leben – es gab in weiten Bevölkerungsschichten nicht genug zu essen. Das
gesellschaftliche Leben kam weitestgehend
zum Erliegen, Vergnügungen aller Art wurden,
wie vielfach dokumentiert, auch der seelischen
Depression und des Verantwortungsgefühls
wegen zurückgestellt.
Verfügung, dennoch im Club verblieb.
Renovierungsbedürftigkeit dürfte für die
Transaktion auch eine Rolle gespielt haben, denn
Uher ersetzte die komplette Takelung und die
Innenausstattung. Gleichzeitig wechselte der
neue Eigentümer ihren Namen und Ex-Flevo
hieß fürderhin »Hungaria«.
Noch weniger monumental dimensioniert als
die »Aika«, aber in ihrer Zeit von monumentaler
Bedeutung waren die beiden Piraten »Bickus«,
Nr. 166 und »Willi« mit der Segelnummer 3.
Bis 1951 war das Clubhaus des MYC von
den amerikanischen Besatzungstruppen
beschlagnahmt, so dass, wie Gerhard Stephan
zu berichten weiß, besagte Piraten zunächst
bei der Rambeck-Werft untergebracht wurden.
Unendliche Arbeitsstunden flossen in die Wiederherstellung der Boote, andauernd mussten die
brüchigen Baumwollsegel geflickt werden und
wir können uns heute nur schwerlich vorstellen,
was es damals bedeutete, überhaupt wieder
segeln zu dürfen.
Stefan Dietz, damals voll jugendlichen Übermuts,
wurde dennoch beauftragt, ein dem MYC zugehöriges Ehepaar auf einem Piraten spazieren
zu segeln und er kam der Aufgabe, maximalen
Eindruck schindend, so nach, dass er bei viel
Wind so viel Lage als möglich schob, was die
durchnässten Herrschaften zu einer
Beschwerde veranlasste.
Dies ging auch am MYC nicht spurlos vorüber
und die »Kommodore« wurde an das Mitglied
Edmund Uher verkauft, so dass sie, wiewohl
nicht mehr als Schulschiff zur allgemeinen
»Bickus« voll besetzt
und trotzdem
schnell
231
Mitte der 50er Jahre erwarb der MYC die 1912
erbaute Sonderklasse S 56 »Hallodri« und nutzte
die schnelle, gaffelgetakelte Yacht als JugendAusbildungsboot. Diese Sonderklasse hatte schon
ein recht modernes Unterwasserschiff: einen
kurzen Kiel und ein weit hinten aufgehängtes
Spatenruder. Damit konnte das Boot fast auf
dem Teller drehen. Spektakulär sahen immer die
Manöver aus, wenn bei östlichen Winden die
Sonderklasse mit rauschender
Fahrt in den Hafen brauste und
nach einer kurzen 180°-Drehung
am Molenkopf zum Stehen kam.
Mit der Sonderklasse wurden
viele Fahrten mit sechs bis sieben
Jugendlichen an Bord in den südlichen Seeteil unternommen. Bei
diesen Fahrten musste immer ein
Mann die Pütz bedienen, denn bei
Druck auf den Mast öffnete sich
ein Spalt von ca. 4 mm zwischen
den Planken.
S 56 »Hallodri«
schoss gerne
mit viel Fahrt
in den Hafen, …
… um dann nach kurzer 180°-Drehung
am Molenkopf zu stehen (hier wohl dem
Fotografen zuliebe bei Flaute nachgestellt)
232
Wasser kam
bei »Hallodri«
gelegentlich
nicht nur
über den Süllbord …
Das Boot wurde mit den Jahren immer
reparaturbedürftiger, so dass es schließlich an
das damalige Clubmitglied Peter Möckl verkauft
wurde. Dieser ließ die Sonderklasse mit viel
Enthusiasmus und großem finanziellen
Engagement total restaurieren. Das Boot lebt
heute noch, ist zwischenzeitlich am Traunsee
stationiert und fährt alle Oldtimerregatten mit.
Wenn man sich einige Zeit mit dieser
vergangenen Pracht befasst hat, kann man
kaum umhin, den Wunsch zu äußern, dass der
Club sich wieder ein großes Schiff anschaffen
möge. Eines, das das gemeinsame Segeln, auch
das Unterrichten einer Gruppe ermöglicht, ein
Stück seglerische Gemeinsamkeit unmittelbar
erleben lässt, – so eine Art »Gorch Fock« des
MYC. Dies mag angesichts der Größe des
Unterfangens noch ein der Realität fern
erscheinender Traum sein, aber ein solcher
Traum steht ja bekanntermaßen immer vor
der Verwirklichung.
… sondern auch
zwischen den Planken
ins Boot
233
Drachen
Sail and Dance
Dr. H.-P. Müller
Der Drachen, 1929 von dem norwegischen
Konstrukteur Johan Anker ursprünglich als
kostengünstiges, sicheres und einfach zu
segelndes Boot für junge, ambitionierte
Seglerfamilien entworfen, reifte durch ständige
Weiterentwicklung zu einem Segelboot mit
hervorragenden Segeleigenschaften. Bis dahin
war diese noch recht junge Bootsklasse am
Starnberger See kaum verbreitet.
DG 60 »Neptun« (1952)
und am Ende der ersten Segelsaison umfasste
die Bootsliste der Drachenklasse bereits vier
Schiffe: DG 14 »Schmalznudel« von Ch. Aechter,
DG 43 »Friedl« von H. Mössbauer, DG 60
»Neptun« von Herbert Frey und DG 106 »Carola«
von Kurt Linnebach.
Schon im ersten Sommer konnten sie gute
Regattaerfolge verbuchen und bei der Drachen-
Drachenregatta am Starnberger See (1953)
Nach der Wiedereröffnung des MYC 1952 wurde
zunächst überwiegend mit Jollen gesegelt. Auch
die Herren Hans Braun sen. und Werner Keidel
(später sehr aktive und erfolgreiche Starbootund Drachensegler) konnte man bei Regatten im
Piraten sehen. Aber schon 1952 / 53 fanden erste
Exemplare der eleganten Drachen, die den Krieg
überstanden hatten, einen Platz im Münchner
Yacht-Club. Es folgten weitere dieser Kielboote
regatta des MYC 1953 starteten bis zu elf Boote
auf dem Starnberger See, was ein imposantes
Bild abgab.
Diese Drachen waren ausschließlich aus Vollholz
gebaut und die Masten gab es auch nur aus
Holz. Die Segel waren aus Baumwolle, die
Verstagung bestand aus verzinktem Stahldraht
mit Augspleißen an den Enden. Das Tauwerk
Im Zwiegespräch
mit DG 11
234
D
bestand aus Naturfasern, Fallen waren aus Sisal,
die Schoten aus Baumwolle. Gesegelt wurde
überwiegend auf dem heimischen Gewässer, da
ein Transport fast nur mit einem aufwändigen
Bahntransport möglich war. Das hinderte Kurt
Linnebach aber nicht, mit seinem Drachen in Kiel
und in Genua an Regatten teilzunehmen.
Norbert Geissler ist seit 1956 im Club und
erinnert sich noch gut an einige Holzdrachen
aus der Nachkriegszeit. Die legendäre DG 11
»Kreuzweis« von Jürgen Franke und Konrad
Gloeden gehört dazu.
Wrack zum »Kielpreis« von 700 DM übernahmen.
Neun Monate wechselten sie viele Planken und
Spanten aus und bearbeiteten die Rumpfform,
bis beim Stapellauf ein stolzer Drachen
bewundert werden konnte. Maschinen und
beheizte Bootshallen standen nicht zur
Verfügung. Alles wurde in Handarbeit mit
einfachsten Werkzeugen von den tüchtigen
Eignern bewerkstelligt. Dieser Drachen wurde
Die Geschichte des Wiederaufbaus dieses
Schiffes ist Beleg dafür, was mit unermüdlichem
persönlichem Engagement in der damaligen Zeit
möglich war, wenn man segeln wollte:
Eigentlich als Clubschiff 1953 von Bremen nach
Starnberg geholt, wurde der restaurierungsbedürftige aus norwegischer Kiefer bestehende
Drachen 1954 an Max Glückert weiter verkauft,
bis Jürgen Franke und Konrad Gloeden das
Jürgen Franke und Konrad
Gloeden (oben) machen so
manche Pause, bis es endlich
zum Stapellauf kommt (unten)
235
1953 – nur einen Sommer – als Clubschiff
gesegelt, dann bis 1960 von Franke / Gloeden
zum Regattasegeln eingesetzt und schließlich an
die Familie Maffei weiter verkauft.
Allmählich kamen Drachenneubauten hinzu,
die hauptsächlich von der renommierten Bremer
Werft Abeking & Rasmussen gebaut worden
waren. Nun muss man wissen, dass A&RDrachen damals als handwerklich perfekt,
geschwindigkeitsmässig aber als zweite
Wahl galten. Der
grundsolide Holzmast
von A&R war einfach
zu schwer und zu
steif. Trotzdem
wurden bis Mitte der
60er Jahre einige
solcher Boote für
Mitglieder des MYC
gebaut: Die G 308
»Neuni« von Hans
Braun (heute im Besitz
von Mario Stock) und
die G 315 der Familie
Mössbauer gehörten dazu. Bekannte Drachensegler des MYC in den 60er Jahren waren
Werner Künzler, Werner Keidel, Konsul Kurt
Linnebach, Erhardt Dahlke, Walter Brand und
Karl Glückert.
war weiß und schnell. Fritz Kleis hatte nie
Mannschaftsprobleme, weil es Spaß machte auf
diesem schnellen Schiff zu segeln und das nicht
nur auf dem Starnberger See. Legendär sind die
»Ausflüge« bis Mallorca – auf den 7,5 Tonner
LKW passten auch noch die zwei schweren
BMW Motorräder vom Eigner und der Crew
(Karl-Heinz Feit, Tim Busse) für entsprechende
Landexkursionen der »Dos Alemanos«.
DG 117 »Windspiel«
von Hans Mössbauer
1958 im neuen Hafen
des MYC
Neuartiger Transport
auf einem Opel-Blitz
mit der Möglichkeit,
das ganze Gestell
mit vier Schrauben
vom Chassis zu lösen
Norbert Geissler erinnert sich, dass unser
Mitglied Fritz Kleis als Erster erkannte, dass
international die Drachen aus den dänischen
Werften Pedersen und Thuesen sowie Børresen
schneller segelten. Mit der Bestellung eines
solchen Bootes aus der Werft von Børge
Børresen brachte er die erste »Rennziege« in
unseren Hafen, die DG 406. Sie kam 1968,
DG 106 »Carola II«
von Kurt Linnebach
1956 (rechts)
236
Der Umbau wurde von den Familien Ocker und
Sachs bei der Opel-Vertretung in Eggenfelden
realisiert. Damit hatten die Drachensegler im
MYC den ersten modernen Transporter zur
Verfügung und Bernd Stretz, Hubert Biegert,
wie auch die anderen Drachensegler nutzten den
»Blitz« für Regatten am Chiemsee, Ammersee,
Attersee oder Gardasee, bevor dann später die
heutigen Aluhänger gebaut wurden. Im Jahr
1963 fuhr Kurt
Linnebach erstmalig
mit einem von der Fa.
Kufer gebauten PKWTrailer zur Schweizer
Meisterschaft auf dem
Thunersee. Damals
verzeichnete die
offizielle Bootsliste
des MYC vom
Oktober 1964 bereits
fünf Drachen.
»Zille«
– Neuzugang
im März
1993
(oben)
1965 nahm Kurt Linnebach an der Ungarischen
Meisterschaft am Plattensee (Balaton) teil. Bei
der Ein- und Ausreise waren zu dieser Zeit an
der österreichisch-ungarischen Grenze noch
umständliche und langwierige Kontrollen
erforderlich. Die Ungarn verfügten über noch
recht betagtes Bootsmaterial und fotografierten
deshalb von den »westlichen« Drachen jeden
Beschlag.
Volker Mader und
Norbert Geissler
hatten die Ehre, vier
Jahre später, im
August 1969, auf dem
Balaton als Crew von
Fritz Kleis zu segeln
und mit der DG 406
locker und souverän
die Ungarische
Meisterschaftswoche
zu gewinnen.
Anfang der 70er Jahre
tauchten dann die
ersten Drachen aus Glasfieber von der dänischen
Bootswerft Børge Børresen auf. Fritz Kleis kaufte
sich die DG 476 und verkaufte die DG 406.
Diesen Holzdrachen erwarb 1973 sein Clubkamerad Robert Kremer. Dieser ließ es sich nicht
nehmen, die wunderschöne Holzmaserung des
weißen Bootes wieder an die Oberfläche zu
zaubern. Die DG 406 war jetzt wieder Natur und
hieß »Gitan«. 1981 erwarben Rudi Hofmeister
mit Norbert Geissler zusammen das Schiff und
segelten es erfolgreich in ganz Europa. Dann
übernahm Norbert das Boot alleine und
verkaufte es 1985 an Dr. Georg (Schorschi)
Haindl vom Augsburger Segler-Club e. V..
237
Schorschi begann damit eine Drachenkarriere
und behielt das Boot bis in die 90er Jahre – mit
Alumast (ab 1972) bis zuletzt voll konkurrenzfähig und eine wahre Schönheit.
Für die beachtlich lange Zeit von 22 Jahren bis
2003 stellte der Münchner Yacht-Club in der
Person von Norbert Geissler den Kommodore
des Deutschen Drachengeschwaders. Durch
sein Wirken ist die
deutsche Flotte
weltweit zu hohem
Ansehen, sowohl in
der IDA als auch in
den anderen DrachenNationen gekommen.
Bis heute ist er
Ehrenkommodore
des Deutschen
Drachengeschwaders.
In all den Jahren
wächst die Drachenflotte kontinuierlich.
Diverse Schiffstaufen
allein im Münchner
Yacht-Club zeugen
davon. Und so ist es
nicht verwunderlich,
dass der Hafenplan
des MYC für das Jahr
2004, dem 75-jährigen Jubiläum des Drachen,
bereits die stattliche Zahl von 29 Schiffen
auswies. Im Jahr 2008 liegen nun schon 33
Drachen im Hafen des MYC und damit sind
sie nach den H-Booten die zweitstärkste
Bootsklasse.
1983, zum 75. Jubiläum des MYC, wurde die
erste Internationale Deutsche Drachenmeister-
238
schaft von uns ausgerichtet. Nach dem Motto:
Zu gutem, fairen Sport auf dem Wasser und
hochkarätigen gesellschaftlichen Veranstaltungen
in unserem Casino gehört bei allen Drachenregatten immer auch Livemusik. »Sail and
Dance« prägt so bis heute den Stil der
Drachensegler im Münchner Yacht-Club.
Wie in der zurückliegenden Geschichte
dokumentiert, wurde der Drachen maßvoll
Feierliche Taufe von drei Drachen
im Sommer 1993
weiterentwickelt. Ab 1979 nahmen die Werften
Markus Glas GmbH am Starnberger See, 1988
die Werft Petticrows Ltd. in England und 1990
Doomernik Dragons, Niederlande, die Produktion
von Kunststoffdrachen auf. 1996 gab es
kurzzeitig eine Wiederbelebung des Holzbaus
in formverleimter Ausführung. Heutzutage ist
jedoch ein solcher Drachen wegen des hohen
Preises eine Angelegenheit für Liebhaber, da
der ursprüngliche Geschwindigkeitsvorteil
durch die Fortschritte im Glasfiberbau wieder
wettgemacht wurde.
diese Drachen beeindruckende Zeitzeugen des
Bootsbaus. Mit ihnen wurde der Münchner
Yacht-Club durch teils eindrückliche Regattaergebnisse immer wieder würdig vertreten.
Internationale
Deutsche Meister
in der Drachenklasse
2007
»Ocker / Scholz / Davies gewinnen erstmals
Meisterschaft in der Drachen-Klasse
59 Mannschaften segelten sechs Wettfahrten
auf dem Ammersee
Stellvertretend für die vielen Triumpfe, von
denen etliche Pokale im Casino Zeugnis ablegen,
sei hier der jüngste, vom August 2007 durch
folgende Pressemeldung genannt:
Mit einer neuen Sieger-Crew endete am späten
Samstagabend (18. August) die Internationale
Deutsche Meisterschaft der Drachen-Klasse
beim Augsburger Segler-Club auf dem Ammersee. Philipp Ocker (28 Jahre), Julia Scholz (26)
und Oliver Davies (24) vom Münchner Yacht-Club
gewannen nach sechs Wettfahrten mit 59
Booten bei durchwegs sowohl leichten wie
auch schwierigen Windbedingungen mit neun
Punkten Vorsprung«.
(Volker Göbner, ASC / Utting, 19.8.2007)
von links nach rechts:
Oliver Davies, Julia Scholz und Philipp Ocker
Alle Entwicklungsstufen des Drachen können
wir heute in unserem Hafen offenen Auges
nachvollziehen: vom DG 108 der Familie
Pasemann, bis zum jüngsten Schiff der Drachenflotte, des DGER 1035 von Philipp Ocker, sind
Wie außerordentlich gut der Münchner YachtClub heute im Deutschen Drachengeschwader
vertreten wird, belegt die Tatsache, dass mit den
Mannschaften um Peter Fröschl und Hannes
Braun zwei weitere Drachen unter den ersten
zehn der Rangliste 2007 sind.
Ausgehend vom gleichermaßen eleganten wie
zukunftweisenden Entwurf des Johan Anker aus
dem Jahr 1929 wurde der Drachen die zahlenmäßig größte One-Design-Kielbootklasse der
Welt, deren speziellem Charme sich die
239
Mitglieder des MYC – seien sie nun Wettkampfoder Genusssegler – hoffentlich auch in Zukunft
nicht entziehen können. Die weiterhin zunehmende Anzahl der Drachen im Hafen unseres Clubs,
sowie die jeden Sommer mit viel Herzblut und
Engagement ausgerichtete Regatta um den
Sommerpokal, bezeugt die besondere Liebe der
Mitglieder zu den Linien und den hervorragenden
Segeleigenschaften dieser Yacht.
240
Im August 2008 hat der MYC in seinem
Jubiläumsjahr die Ehre, die Internationale
Deutsche Meisterschaft der Drachen zum
dritten Mal ausrichten und gleichzeitig sogar
den Titel verteidigen zu dürfen. Hoffentlich
herrschen Wetterbedingungen, die Bilder
ermöglichen, wie diese vom
Sommerpokal 2004.
»Zille« im Ziel
241
Norbert Geissler
Ehrenkommodore der Drachenklasse
Dr. Iris v. Hoyningen Huene
Norbert Geissler kam als Zwölfjähriger mit
seinem Vater Otto in den MYC und ist seit 1958
Mitglied. Der Club und das Segeln prägten seitdem seinen Lebensweg in besonderer Weise.
Körperlich und seglerisch »herangewachsen«
entwickelte er sich in den folgenden Jahrzehnten
zu einem sehr aktiven Regattasegler. Anfänglich
stellte er sein Können mit dem Korsar unter
Beweis, später aber gehörte seine ganze
Begeisterung der Drachenklasse.
In den 70er Jahren engagierte er sich über
mehrere Jahre im Vorstand des MYC als Sportwart und Beisitzer. Zunehmend aber sah er seine
Aufgabe darin, nicht nur dem MYC, sondern
auch dem Segelsport in Bayern, Deutschland
und der Welt in besonderem Maße zu dienen.
Sein Sachverstand führte schon in sehr jungen
Jahren zur Berufung in den Wettsegelausschuss
des DSV. Bereits 1973, im Alter von 29 Jahren
übernahm er das Amt des Reviersprechers
Starnberger See beim BSV, das er bis heute, also
seit 35 Jahren ausübt. Norbert Geissler pflegt
seine guten Kontakte zu allen wichtigen Stellen
am und
um den
See. Er
war maßgeblich
an so
wichtigen
Entscheidungen
beteiligt
wie der Einführung der Sicherungsboote für
Regatten. Um einem drohenden Befahrungsverbot zuvorzukommen, konnte er mit dem
Bayerischen Umweltministerium eine freiwillige
Vereinbarung zur Nichtbefahrung des Sees in
den Wintermonaten aushandeln.
Von 1981 bis 2003 war Norbert Geissler
Kommodore des Deutschen Drachengeschwaders
und von 1989 bis 1993 auch Chairman der Int.
Dragon Association. Insider wissen, dass der
nachhaltige, weltweite Aufstieg und Erfolg der
Drachenklasse auch auf seine Arbeit in den 22
Jahren seines Engagements für dieses Boot
zurückzuführen ist.
2003 wurde Norbert
Geissler zum EhrenKommodore ernannt.
Nicht zuletzt auch für
sein ehrenamtliches
Wirken im Sport
verlieh ihm Bundespräsident Johannes
Rau 2004 die
Verdienstmedaille des
Verdienstordens der
Bundesrepublik
Deutschland.
Norbert Geissler
mit seiner Frau
Bärbel
242
Robert (Bob) von Linde
(1901 - 1996)
Dr. Joachim von Linde
Während seiner
Studienjahre in Berlin
kam Robert von Linde
über den »Akademischen Verein Hütte«
schon früh zum Segelsport. 1931 nahm er
an der, für die damalige
Zeit noch ungewöhnlichen Überführung
der Segelyacht »Etsi«
aus dem Mittelmeer
nach Holland teil, was
seine Liebe zum Hochseesegeln weckte.
1936 aus beruflichen
Gründen nach München umgesiedelt,
schloss er sich der
DHH Segelgruppe
»Starnberger Segelverein« an, die 1948
mit dem »Münchner
Ruderverein Bayern«
zum »MRSV« fusionierte. Als er sich in
den späten 50er
Jahren in Dänemark
seinen ersten gebrauchten Drachen
kaufte und der MRSV keinen geeigneten Liegeplatz bieten konnte, zog er mit dem Drachen in
den MYC um. Im Jahr 1963 wurde er dort zum
stellvertretenden Vorstand gewählt. Dieses Amt
übte er erst mit Wilhelm Thalheimer und später
bis 1971 zusammen mit Werner Keidel aus.
Neben seiner aktiven Zeit im Drachen ist
Dipl.-Ing. Robert von Linde vielen Mitgliedern
des MYC sicher als
begeisterter Anhänger
und Förderer des
Hochseesegelns in
Erinnerung geblieben.
Die Ende der 60er
Jahre von ihm im
MYC mit initiierten
und aktiv unterstützten Winterlehrgänge
zum DSV B- und CSchein (Küstenund Hochseeschifffahrt) waren beliebt,
die anschließenden
Prüfungen notwendig,
aber weniger beliebt.
Dadurch wuchs im
Laufe der Zeit unter
den Clubmitgliedern
die Törnbegeisterung.
Auf einem guten
Dutzend Hochseetörns
unter seiner Schiffsführung mit der 12mR-Yacht »Anita« der
»Segelkameradschaft
Ostsee« auf Nord- und
Ostsee hat sich so
mancher Segler des
MYC die ersten Seebeine wachsen lassen.
Bis zu seinem Tod segelte er intensiv und oft
Einhand mit seinem von A&R für ihn im Jahr
1964 erbauten Drachen »Elf«. Die »Elf« liegt
noch heute im MYC und erträgt geduldig bereits
die dritte Generation seiner Familie. Die Urenkel
als Mitsegler allerdings nur, soweit sie bei ihren
Optikursen abkömmlich sind.
243
Hochseeleistungssegeln
Der Weg ist das Ziel
Walter Brand und
Gerhard Stephan
Immer schon hatte der MYC eine besondere
Affinität zum Fahrtensegeln. Bereits 1908 wurde
in der offiziellen Gründungsmitteilung der Zeitschrift »Die Yacht« extra darauf hingewiesen,
dass die »Vereinigung Münchner Segler« neben
dem Regattasegeln »insbesondere das Tourensegeln« weiter pflegen möchte. Anfang der 30er
Jahre zog es den vorerst einzigen »Seefahrer«
im Club, Emil Eitner-Poncherry mit seinem
Seefahrtkreuzer »Veritas« immer wieder nach
Norden. In den Jahren darauf wuchs das Interesse weiterer Clubmitglieder an ausgedehnten
Seetörns auf der Ostsee. Nach entbehrungsreichen Kriegsjahren kam dann mehr und mehr
der Wunsch auf, im Ausland den Horizont zu
erweitern, nach dem Motto: weg von der Pfütze
– raus aufs Meer. Der MYC wurde so durch
seine vielen aktiven Segler auf den Weltmeeren
nach und nach weit über den Starnberger See
hinaus bekannt.
Das Hochseesegeln im MYC ist seit den 60er
Jahren ganz eng mit den Namen von drei
langjährigen Clubmitgliedern verbunden: Bob v.
Linde, Gerhard Stephan und Walter Brand. Mitte
der 60er Jahre machte unser damaliger Vizepräsident, Dipl.-Ing. Robert v. Linde beim DHH
seinen C-Schein. Dort lernte er segelbegeisterte
Rheinländer kennen, die sich in eine rassige
Rennyacht verliebt hatten. Diese Yacht, eine
12m R-Yacht, wurde 1938 für den MargarineKönig und Besitzer einer Walfangflotte, Walter
Rau, bei Abeking & Rasmussen gebaut und nach
seiner Frau Anita benannt.
Die »Anita« hat eine Länge von 21,57 m, eine
Breite von 3,60 m, einen Tiefgang von 2,73 m
und eine Verdrängung von 26 t, davon 16 t Blei
im Kiel, Yawl-Takelung mit 156 m2 Segelfläche
sowie einer Masthöhe über Wasser von 23,60 m.
Das Schiff ist mit 10 festen Kojen in drei Kabinen
ausgerüstet. Die »Anita« hat keinen Motor.
Diese Rheinländer kauften das Schiff und um es
zu betreiben, gründeten sie die »Segelkameradschaft Ostsee« (SKO). Robert v. Linde wurde
bald Mitglied der SKO und charterte die »Anita«
für Reisen in der Ost- und Nordsee, wobei für
die Bemannung immer mehr Segler vom MYC
244
und von anderen Clubs am Starnberger See mit
auf Törn gingen.
Als begeisterter Förderer des Hochseesegelns
begann Bob v. Linde alsbald zusammen mit
Dipl.-Ing. Gerhard Stephan im Münchner Raum
Winter-Navigationskurse zum Erwerb von B- und
C-Scheinen abzuhalten. Zu dieser Kernmannschaft gesellte sich bald Walter Brand, der mit
Ehrenmitglieder
Bob v. Linde (links)
und
Walter Brand
Gerhard Stephan
(links)
Der Goldene
Kompass (rechts)
der Anita als Schiffsführer spektakuläre Reisen
unternahm und viele Preise gewann. Walter
Brand wurde bei der SKO Präsident und ist
heute deren Ehrenmitglied. 2007 hat ihn auch
der MYC zu seinem Ehrenmitglied ernannt.
Walter Brand war Mitglied des DSV-Ausschuss
für Führerscheine und Ausbildung. Der Münchner Prüfungsausschuss mit 112 Prüfern unterstand ihm.
Die Reisen auf der Anita waren meist keine
Lustreisen sondern Hochleistungssport. Sie
verliefen überwiegend mit Tag- und Nachtwachen, die Hafenmanöver konnten nur unter
Segel vollzogen werden, da ja ein unterstützender Motor fehlte. Auf See mussten häufig
Stürme mit kleinster Besegelung abgewettert
werden. Es war keine Kreuzfahrt, wenn zehn
Personen drei Wochen Tag und Nacht zusammen auf einem 21m-Schiff lebten, denn es
wurde zum Teil harte Seemannschaft gefordert.
Trotzdem oder auch gerade deswegen zählten
im Laufe der Zeit über 50 Clubmitglieder zu
den »Anitaseglern«.
Die diversen Reisen führten zu vielen Zielen
in der Ostsee wie: Kopenhagen, Oslo, Insel
Anholt, Marstrand, Bornholm, Gotland, Helsinki,
St. Petersburg. Aber
auch spektakuläre
Fahrten, viele unter
Leitung von Walter
Brand, waren dabei:
New York zum
Kolumbusjahr 1992
über die Azoren und
Bermudas, Boston,
Neufundland, Island,
Faröer, Jan Mayen,
Nordkap, Spitzbergen,
rund England und
Irland, Schottland,
Azoren, Shetlands,
Orkneys. Bei allen Fahrten ging es nicht nur um
die Anzahl der Seemeilen, also das »Meilenfressen«, sondern die Sicherheit von Mannschaft
und Boot war stets oberstes Gebot. Immer galt:
der Weg ist das Ziel. Bei Wettbewerben wurden
deshalb besonders Planung, Seemannschaft,
Sicherheit, Ausrüstung, Navigation und Verhalten
in schwieriger Lage bewertet. So wurde einmal
ein riesiger Leistungstörn bei härtestem Wetter
nach den Orkneys ausgezeichnet, obwohl Walter
Brand kurz vor dem Ziel abdrehen musste, um
Schiff und Mannschaft nicht zu ruinieren.
Für besondere
seglerische
Leistungen konnten
viele Preise gewonnen
werden: Plaketten im
Rahmen des Fahrtenwettbewerbs der DSVKreuzerabteilung: 4 x Bronze, 5 x Silber und 5 x
Gold. Davon gewann Walter Brand zwischen
1964 und 1999 2 x Bronze, 2 x Silber und 5 x
Gold. (Ehrenmedaille in Silber der Stadt München 1975 und 1977) Außerdem errang er für
herausragende Fahrten den Goldenen Kompass
der Segelkameradschaft »Das Wappen von
Bremen« und den Kronenkompass vom Kieler
Yacht Club.
Auch wenn Walter Brand als Schiffsführer aus
gesundheitlichen Gründen leider ausfällt, so ist
bei vielen Mitgliedern der Drang nach einem
Törn in anderen nationalen Gewässern und auf
fremden Meeren ungebrochen. Deshalb hat der
eine oder andere unserer Segler neben einem
Boot im MYC auch noch eine hochseetaugliche
Yacht in internationalen Häfen. Manche ziehen
es dagegen eher vor, ein Boot für zwei bis drei
Wochen in den verschiedensten Revieren zu
chartern.
Unabhängig davon wäre es wünschenswert,
wenn junge, am sportlichen Hochseesegeln
begeisterte Segler vom MYC die Nachfolge von
Robert v. Linde und Walter Brand antreten.
Der Link zur Internet-Homepage der
Segelkameradschaft Ostsee (SKO) ist
www.skostsee.org.
245
Hansajolle
segeln – lieben – bewahren
Burgi Gloeden
An einem wunderschönen Sommertag
im Jahre 1959 segelten zwei junge Männer, Konrad Gloeden
und Jürgen Franke,
mit ihrem Drachen
(G11) durch die Starnberger Bucht und entdeckten an einer Boje
vor dem MRSV ein
kleines, sehr elegant
geschnittenes Holzboot, einen »Drachenverschnitt«. Der Kleinkreuzer war auf Spanten mit wunderschönem Mahagoniholz beplankt.
Ihnen gefiel dieses Boot, sie informierten sich
und fanden heraus, dass Abeking & Rasmussen
in Lemwerder bei Bremen dieses familienfreundliche Schiff baut. Es handelte sich um
eine Hansajolle.
Es dauerte nicht lange – und die ersten Hansajollen tauchten im MYC auf. Sie vermehrten sich
zusehends, so dass es zeitweise bis zu 15 Boote
im Club gab. Unter den ersten Eignern im MYC
waren Werner Künzler, Wilhelm Thalheimer,
Theodor Baarfuss und Otto Ramstetter, mit dessen Boot dann seine Tochter Micky (verheiratete
Thielo) viel gesegelt ist. Schon bald organisierten
die Clubmitglieder kleine interne Regatten. Man
verbrachte Wochenenden und Ferien auf dem
Boot und legendäre Geburtstagsfeiern sowie
ausgedehnte Sommerfeste an der Roseninsel
sind in die Geschichte eingegangen.
Haide Lambertz und Tessi Lewandowski
beim (oben) und nach dem Segeln
(rechts)
246
… und
immer wieder Feste
an der Roseninsel
Im Abendlicht
auf dem Heimweg
im »alten«
Großen Hafen lag
1963 eine ganze
Armada von
Hansajollen
Nachdem die Hansajolle 1961 als Nationale
Klasse des DSV anerkannt wurde, segelten die
MYC-Crews zunehmend Wettfahrten mit den
Hansajollen der anderen Clubs am See (MRSV,
SCW, DTYC). Dann wollte man sich auch mit
den Hansajollen am Ammersee, Chiemsee und
Baldeneysee messen.
Hänger mussten angeschafft werden, und
man besuchte sich
gegenseitig an den
verschiedenen Austragungsorten. 1992 mischte
sogar eine reine Damencrew aus dem MYC
bei den Wettfahrten mit, bestehend aus Haide
Lambertz (Crome) und Tessi Lewandowski.
Etwa 10 Jahre hielt die Begeisterung an, dann
tauchten neue Klassen auf und die große Zeit
der Hansajolle im MYC ging allmählich zu Ende.
Ein paar Unentwegte sind jedoch geblieben:
Jürgen und Marlies Franke, Burgi Gloeden,
Dr. Klaus Köster, Peter Löhr, Hans Marshall,
Heinz und Claudius Nolte sowie Axel Ruhe. Sie
sind heute noch glücklich und zufrieden und
genießen die Bequemlichkeit ihrer Hansajolle.
247
Haide Lambertz (Crome)
erinnert sich
Bettina RennerSchneider
Wie sind Sie in den MYC gekommen?
In jungen Jahren war ich Krankenschwester
in der Zimmermann-Klinik in Starnberg. Ein
damaliger Patient, Jürgen Franke, hat mich 1964
zum Segeln eingeladen und ich war gleich
begeistert. Ich hatte keinerlei Segelerfahrung
und wurde im Club sehr nett aufgenommen.
Meine Segelkenntnisse begnügten sich mit dem
Wissen, dass der Bruder meiner Mutter ein sehr
guter Segler im Segelclub »Rhe« in Königsberg
war. Dies hat sich schnell geändert, denn 1969
bin ich dann in den Club eingetreten. Ich durfte
am Anfang oft mit Konrad Gloeden auf der
Hansajolle Regatten mitfahren und hatte
dadurch einen sehr guten Lehrer.
Wie konnten Sie das Segeln
mit Ihrem Beruf vereinbaren?
Sehr oft habe ich bei Regatten auf dem Startschiff geholfen. Als OP-Schwester musste ich
immer aufpassen, dass diese Termine frei
waren, denn ich hatte jedes 2. Wochenende
Bereitschaftsdienst. Für Meisterschaften habe
ich natürlich immer Urlaub genommen. Ich habe
mit dem Segeln eigentlich meine ganze Freizeit
verbracht – und wie mein Bruder so schön
sagte, »im Winter, wenn sie nicht segelt, klebt
sie Bilder ein«.
Andererseits gibt es auch noch das
Hochseesegeln …
Ja, durch Bob von Linde bin ich früh zur Törnsegelei gekommen und habe so auch – nachdem
ich stolze A-Schein Besitzerin war – den BR- und
den BK-Schein gemacht. Seemeilen für den BKSchein hatte ich 1972 bei einer Atlantik-Überquerung, als erste aus unserem Club, ausreichend gesammelt. Es ging von Nassau nach
Malaga. Auf die Frage des Lehrers Walter Brand
248
nach den genügenden Seemeilen nannte ich
ihm die Zahl 4600 und den Törn. Da sagte er nur
noch »Du Schwein, Du!« und erblasste vor Neid.
Besaßen Sie auch selber mal ein Boot?
Mein erstes eigenes Schiff war eine Kunststoff
O-Jolle, gelbgrün (»Spinat mit Ei«). Eines Tages
war der Lehrer Heidinger mal da, aus Pöcking.
Der hatte eine Holz-O-Jolle und war begeistert
von meinem Kunststoffschiff. »Das braucht ja
gar keine Pflege, und bei mir segeln nur die
Kinder«. Mit rasch aufgesetztem Kaufvertrag
durch Franzl Grosser wurden die Schiffe unmittelbar getauscht. Viele gute Ratschläge von
lieben MYC Mitgliedern halfen mir, das Schifflein
wieder sehr schön herzurichten; ich habe viel
Freude mit ihm gehabt. Es war damals ganz
ungewöhnlich, so ein altes, unpraktisches Schiff
wieder aufzumöbeln.
Später hatten Sie doch noch eine Hansajolle?
1990 habe ich von Micky Thielo die Hansajolle
128 übernommen. Das Boot wurde 1961 von
Abeking & Rasmussen gebaut. Ab da bin ich mit
Tessi Lewandowski die Traditionsklassenregatten
und die Clubwettfahrten gesegelt. Bei starkem
Wind mussten wir oft richtig kämpfen, aber wir
hatten immer viel Spaß. Die Gemeinschaft in der
Bayerischen Traditionsklasse war toll.
Wie sah das Rahmenprogramm
bei Regatten aus?
Es wurde insgesamt viel gefeiert. Zum Beispiel
die »Feuerzangenbowle« für die Korsare, da
waren oft Meldungen mit über 100 Booten.
Jeder Teilnehmer erhielt ein bemaltes Glas und
nur mit diesem konnte er endlos Feuerzangenbowle »tanken«. Einmal besuchte uns sogar
die »Iberl-Bühne«. Udo Graf Lambsdorff hat
als Werbechef von Bogner sehr viel für uns
organisiert. Zwei ausgediente CorvatschSkigondeln dienten uns als Wettfahrtbüro auf
der Terrasse und im Hafen als »Samma wieda
guat Bar« – na, da war ein Gedrängel bis in die
frühen Morgenstunden. Diese Gondeln hatten
wir bei vielen Meisterschaften. Udo half uns
aber auch z. B. beim Kranservice, wenn die
ersten Boote nach der letzten Wettfahrt
hereinkamen. Dankbar hat er Trinkgelder für
unsere Jugend angenommen. Die gute
Strassenbeschilderung zum Club quer durch
Starnberg hätte ich jetzt fast vergessen zu
erwähnen.
Aufgrund Ihrer langjährigen Regattaerfahrung
sind Sie in den 80er Jahren in den Vorstand
gewählt worden. Welches Amt übernahmen
Sie?
Ich habe es als große Ehre empfunden als
erste und bis heute einzige Frau in den Vorstand
gewählt worden zu sein. Als Sportwart hatte
mich Norbert Geißler für seine Nachfolge
empfohlen und unser damaliger Vorstandsvorsitzender Uli Lietz hat mich sehr unterstützt.
Wir hatten keinen Computer und mussten z. B.
bei Regatten alle Ergebnislisten von Matrizen
abziehen. Damit war viel Arbeit und Zeit
verbunden. Es war schon ein großer Fortschritt,
als wir 1982 einen gebrauchten Kopierer
geschenkt bekamen.
Segeln Sie heute noch aktiv?
Nach 15 schönen Jahren musste
ich mich 2005 schweren Herzens
aus gesundheitlichen Gründen von
meinem letzten Schiff trennen.
Ich freue mich aber um so mehr,
dass unser Clubmitglied Dr. Klaus
Köster die Hansajolle original
erhält und sie bis heute im Club
geblieben ist.
249
Korsar
Hier schrieb der Münchner Yacht-Club
Geschichte
Uli Finckh und Dr. Jens-Peter Grass
Die Jugendlichen der fünfziger Jahre im Münchner Yacht-Club nahmen den Korsar, der nunmehr
seit 1958 gebaut wird, sofort begeistert an und
innerhalb kürzester Zeit hatte diese Klasse im
Münchner Yacht-Club eine ihrer Hochburgen.
Denn zum damaligen Zeitpunkt war der Korsar
eine moderne Konstruktion mit Trapez und
Spinnaker und deshalb für die Jugend sportlich
wesentlich interessanter als der schwere Pirat,
der weder Spinnaker
noch Trapez hatte. Da
er mit seinerzeit ca.
1000 DM wesentlich
preiswerter war als
sein großer Bruder,
der FD, konnte man
ihn sich auch eher
leisten. Die nahen
Bootsbauer, wie
Vötterl in Percha und
Mader in Waging
stiegen sofort in den
Bau ein, was schnell
zu guten Regattafeldern führte.
Schon bald schaffte
der Club, vertreten
durch seinen Jugendwart Günther Pfaller,
als Jugendboote
neben den bereits
vorhandenen Piraten
noch zwei Korsare
(»Fritz Hannamann«
und »Bibi«) an. Einen steuerte Stefan Dietz,
der wegen des in den Clubfarben gehaltenen
schwarz gelben Spinnakers schnell den Namen
Kartoffelkäfer bekam.
250
Bei der ersten Deutschen Meisterschaft 1962
am Waginger See war der Münchner Yacht-Club
bereits mit sechs Mannschaften vertreten. Die
fleißigsten und in ganz Deutschland, Österreich
und der Schweiz erfolgreichsten waren Norbert
Geissler mit Eberhard Herrmann, Franz Grosser
mit Tim Busse und Stefan Dietz mit Volker
Mader. Ein großer Förderer der damals »jungen
Wilden« war Onkel Bibi. Wenn die Korsare zum
Uli Finckh mit Jogi Gistel
während der Feuerzangenbowle
1976 mit G 2709,
dem Schwesterschiff von …
Transport aufgeladen wurden, kam er von der
Terrasse herunter, fragte, wo man hinfuhr und
steckte einem dann einen Hunderter als Fahrtkostenzuschuss zu, ohne vom Kassenwart dafür
eine Spendenquittung zu verlangen.
Die Korsarsegler des MYC kreierten auch bald
ihre eigenen Regatten: die Feuerzangenbowle
als Saisonabschluss. 1963 zunächst als MYC-
Wilfried Krusches Korsar
(rechtes Bild),
der hier gerade als Sieger
die Ziellinie überquert
interne Team-Regatta mit jeweils zwei Korsaren
und einem FD ins Leben gerufen, wurde sie sehr
bald von den Korsaren übernommen und mit bis
zu 130 Meldungen die größte Klassenregatta
damaliger Zeit, obwohl oder gerade weil sie
lange nicht für die Rangliste zählte.
Die Erfolge der MYC-Korsare sind natürlich an
Namen geknüpft: Wilfried Krusche wurde mit
Sebald Obermaier
(SCW) 1969 und mit
Manfred Gebauer
(ESC) 1971 Deutscher
Meister sowie 1970
mit Uli Finckh Dritter
der Europameisterschaft. Uli Finckh
wurde mit Mario
Stock 1971 Österreichischer Staatsmeister und mit Jogi
Gistel 1974 VizeDeutscher- und VizeEuropameister.
Manuel Menzel wurde
mit Stephan Weigl
1976 Deutscher
Meister und Zweiter
der Europameisterschaft. Steffen
Pöhlmann wurde mit
Marco Götz 1977 VizeJugendeuropameister
und im Folgejahr mit
Niko Rank Dritter.
Werner Billing gewann 1980 mit Thomas
Dressendörfer die »Euro«. Der MYC trug
neben der Feuerzangenbowle drei Deutsche
sowie eine Jugendeuropameisterschaft aus.
251
Uli Finckh mit Axel Fincke (BYC)
beim endgültigen Gewinn
des Seeshaupter Korsarenschwerts
1977
Taufe von
»Fritz Hannamann«,
dem ersten
Clubkorsaren
Anfang der 60er
(Grafik von
Günther Schwarz)
Startschiff »Anton Dreher«
mit Uli Finckh als Wettfahrtleiter und Haide Lambertz
als zuverlässige Schreibkraft
252
Pöhlmann / Götz
auf dem
Steinhuder Meer
1977
Einige Zeit nach dem Start der Deutschen Meisterschaft 1983 (oben)
Kurz vor dem Start zur
Deutschen Meisterschaft 1983
anlässlich des
75sten Clubjubiläums
253
Dann kam die Zeit von Jens-Peter Grass und
Birgit Schwab (geb. Niederfahrenhorst), die1987
den dritten Platz bei der Europameisterschaft
errangen. In den Jahren 1990 - 2000 konnten die
beiden zweimal die Deutsche Meisterschaft,
zweimal die Österreichische Meisterschaft und
einmal die Schweizer Meisterschaft gewinnen.
1993 und 2000 wurden sie Euro-Cup-Sieger.
254
Durch zahlreiche gewonnene Regatten sowie
hervorragendes Abschneiden bei internationalen
Wettbewerben in der Korsarklasse tragen die
beiden trotz mittlerweile stark gewachsener
beruflicher Anforderungen auch heute noch den
Ruf des Münchner Yacht-Clubs weit über die
Grenzen des Starnberger Sees hinaus – so
zuletzt mit einem 7. Platz bei der Europameisterschaft 2007 in Frankreich.
Somit ist der Korsar also seit über 40 Jahren im
Club etabliert und eine ganze Reihe unserer
Mitglieder stellten und stellen immer noch auf
dem internationalen Regatta-Parcours absolute
Spitzenmannschaften auf. Nach wie vor gelingt
es ihnen, das ohnehin hohe seglerische Niveau
in dieser Klasse maßgeblich mitzubestimmen.
Auch wenn der MYC keine eigenen Regatten in
dieser Klasse mehr austrägt, so ist der Korsar in
unserem Club doch weiterhin präsent und wird
dies auch in Zukunft bleiben.
Im Gegensatz zu so manch anderer Bootsklasse
zeigten sich die Korsarsegler und Korsarseglerinnen in den letzten Jahren völlig immun gegen
Abwanderung in andere Klassen. So sind die
Regattafelder nach wie vor auf hohem Niveau
»meldezahlstabil«. Diese Tatsache sowie die
äußerst imponierende Tradition in unserem Club
sollten Grund genug sein, diese Klasse weiter
zu pflegen und zu unterstützen.
Dr. Jens-Peter Grass und Birgit Schwab
nach dem Sieg
der Europameisterschaft 1993
am Attersee (oben),
kurz vorher ebenda (ganz links),
am Alpsee 2000 (links) und
in Berlin 2003 (rechts)
255
H-Boot
40 aufregende Jahre
Kay Niederfahrenhorst
Seit vielen Jahren schon ist das ursprünglich in
Finnland konstruierte H-Boot mit Abstand die
größte Kielbootklasse in Europa. Als »Wunderschiff« feierte es in den Nachbarländern seit
1967 riesige Erfolge, in Deutschland hingegen
tat man sich anfangs etwas schwer. Erste Hochburgen vor allem in Berlin und am Bodensee in
den 70er Jahren wurden seit 1991 durch die
Entstehung der größten Deutschen Regionalflotte in Bayern abgelöst. Was sind die Gründe
für die besondere Akzeptanz des H-Boots vor
allem am Starnberger See und da hauptsächlich
im MYC? Der Erfolg liegt mit Sicherheit in der
Einführung sogenannter geförderter Bootsklassen. Sportwarte der größten Seglervereine,
so auch im MYC, vereinbarten, Liegeplätze und
Zutritte zu fördern (Punktesystem), wenn Segler
in diese Klassen einstiegen. Das waren neben
den olympischen Bootsklassen eben auch
H-Boot, Drachen und
Dyas. Dieses einfache
aber wirkungsvolle
Konzept trägt heute
die Früchte, dass auf
jeder H-Boot Regatta
am Starnberger See
zwischen 30-60 Schiffe
teilnehmen. Eine
Homogenität, die dem
Regattasport sehr gut
getan hat. Das H-Boot
vereint in sehr eindrucksvoller Weise
die Möglichkeit von
attraktivem Regattasport sowie komfortablem Freizeitsegeln. Aufgrund
seiner gutmütigen
Segeleigenschaften, sowie der geräumigen
Kajüte, ist dieses Kunststoffboot für junge
Familien mit Kindern höchst interessant.
Hierdurch sind viele junge Leute in diese
Kielbootklasse eingestiegen und sichern hohe
Kontinuität in der H-Boot Szene, was sie wiederum als sehr familiär erscheinen lässt. Diese
Entwicklung wird im MYC gern gesehen, da sich
der MYC als besonders familienfreundlicher
Segelclub versteht. Im MYC liegen 49 H-Boote
(Stand 2008). Damit stellt der MYC eine der
größten Flotten am Starnberger See. Seit Jahren
schon steht auf den lokalen Regatten fast immer
ein Boot des MYC auf dem »Stockerl«.
Aufgrund der sehr aktiven H-Boot Segler vom
Starnberger See konnte zur 100-Jahr Feier des
MYC 2008 die Austragung der Deutschen
Meisterschaft in den MYC geholt werden.
Otto Hartmann auf dem besten aller Wege
256
Die aktivsten H-Boot Segler des MYC in
alphabetischer Reihenfolge:
Ulrich Finckh
Seit 1968 Mitglied im MYC, übergetreten vom
SCW. Gesegelt in den Bootsklassen Korsar,
Dyas, H-Boot, FD, Tornado, Trias, Drachen, meist
im eigenen Boot und viele Regatten mit Helmut
Hochholzer auf dessen H-Boot. Uli steht auf
Dieter Henning fast alleine in Luv
jeder großen Ragatta im Süddeutschen Raum
mit mindestens einem Anrecht auf den Wanderpreis und hat damit den MYC über viele Jahre
sehr erfolgreich repräsentiert.
Franz Grosser (†)
Seit 1958 Mitglied im MYC. Franzls erstes Boot
war ein Pirat mit Vorschoter Bernd Kosliky,
Nach Korsar und FD Regatten an der Vorschot
steuerte er sehr erfolgreich die Trias von Udo
Graf Lambsdorff. Später folgten Soling, Dyas,
Minitonner, Spinta Sport, bis er 1984 ins H-Boot
stieg: erst GER 658, dann folgten GER 958 und
GER 1258. Gleich zum Einstieg ins H-Boot
konnte Franzl mit seiner Mannschaft einen
zehnten Platz bei der Kieler Woche erzielen.
In der Region Bayern gibt es wohl kaum einen
Wanderpreis, auf dem Franzl nicht als Sieger
eingraviert ist.
Uwe Heyer-Krug Ton in Ton
257
Robert Kremer und Thomas Hopf
Otto Hartmann
Seit 2000 Mitglied
im MYC, als QuerEinsteiger in die
H-Boot Klasse gekommen, trotz mühevollen
Herantastens an die
etablierten H-Boot
Cracks, bestens aufgenommen sowohl
im Club als auch bei
den H-Boot Seglern.
Die Teilnahme an
durchschnittlich zwölf
Ranglistenregatten
pro Jahr sprechen für
sich. Seine treuesten
»Schotten«: Ines
Hartmann (MYC),
Bärbel Holder (SCW),
Christine Kunze (SCStS), Michl Hiebinger (MYC),
Franz Heidinger (SCW) und Andi Kunze (SCStS).
Dieter Henning
Seit 2002 Mitglied im MYC, segelte früher im
20er Jollenkreuzer als Vorschoter. Aktiv als
H-Boot Steuermann seit 2002. Teilnehmer an
der WM 2005 und 2007 sowie IDM 2005, 2006,
2007. Vorschoter mit viel Geduld und Klasse:
Berni Maier (MYC), Niko Stoll (MYC), Stephanie
Fanselau (SCW) und Peter Fröschl (MYC).
Thomas Hopf, Chris Junker, Anne Kremer und
Ines Roßley (alle MYC).
Michael »Micki« Liebl
Seit 2000 Mitglied im MYC. Einstieg in den
Segelsport über Optimist, Laser, Korsar, Kielzugvogel, seit 2000 mit eigenem H-Boot GER 1455.
Top-Ten-Ranglistenplatz 2000 und 2003, Flottenmeister Starnberger See 2005, Bayerischer
Roby Kremer
Seit 1973 Mitglied im MYC. Bis 1977 Vorschoter
auf Drachen G 406. Von 1980 bis 1997 Steuermann auf eigenem H-Boot LX 2, später LX 3.
69 gesegelte H-Boot Regatten für den MYC.
Diverse Siege mit starken Vorschotern: Andrea
Grosser, Eberhard Herrmann, Dieter Hopf,
Micki mit Petzi und Kurt
(von rechts nach links)
258
Kay Niederfahrenhorst
Uwe Heyer-Krug
Seit 1977 in der WSV-Ammerland bei Vestl
Huber, auf Empfehlung von Andrea Grosser.
Seit 1978 aktiv als Dyas-Regatta-Segler (G 859
SURI I) mit Karin, seiner Frau, als Stammvorschoterin. 1984 Aufnahme in den MYC auf
Empfehlung von Franzl Grosser und Rainer
Schmidt. 1992 Klassenwechsel zum H-Boot
(Almhütte) GER 1255 SURI II. Seine »geduldigsten« Vorschoter: Rudi Hofmeister mit den
Damen Elfriede Holzmann und Elfriede Stenger.
Meister 2003 (Vize: 2004 / 2005 / 2006), Teilnahme
an sechs Kieler Wochen, sechs Internationalen
Deutschen Meisterschaften, vier Weltmeisterschaften, Stamm-Vorschoter: Petra »Petzi«
Dietz (MYC). Weitere Vorschoter: Kurt Selzer
(YCaT), Anderl Denecke (MYC), Martin Wieser
(MYC), Franz Heidinger (SCW), Michael
Hiebinger (MYC), Otto Hartmann (MYC),
Sigwart v. Sonnenburg (MYC) und Christoph
v. Sonnenburg (MYC). Trainer C Lizenz
BSV / DSV / SBF Binnen / SBF See / SKS / SRC.
Helmut Hochholzer
Mitglied im MYC seit
1971. Helmut hat
neben seiner sehr
aktiven Regattatätigkeit (ca. 170
Regatten) in den
verschiedensten
Bootsklassen auch
mehr als 13.000
Seemeilen als Skipper im Mittelmeer zurück
gelegt. Seine größten Erfolge in 19 Jahren auf
dem H-Boot: Platz 2, 3 und 5 bei deutschen
Meisterschaften.
Volker Mader
Von 1954-1959 Vorschoter im Piraten bei Franz
Grosser und Stefan Dietz. Ab 1959 Mitglied im
MYC und im MYC-Korsar Vorschoter bei Stefan
Dietz. Danach in verschiedenen Klassen aktiv
(Korsar, Finn, 470, Drachen und Dyas). Dabei
gute bis hervorragende internationale
Platzierungen. Seit 2004
bei durchschnittlich
12-14 Schwerpunktregatten pro Jahr im
H-Boot erfolgreich.
Kay Niederfahrenhorst
Seit 1980 Mitglied im MYC, eingestiegen über
die typischen Jugendbootklassen Opti, 420er,
470er, 49er und zu Beginn auch bei Regatten auf
dem H-Boot seines Vaters (GER 746 und später
GER 1420). Die größten Erfolge von 1994 bis
heute: Flottenmeister 2002, Bayerischer Meister
2006, Rangliste 2007 Platz 5, WM Platzierungen:
10, 6, 15, 7. Seine erfolgreichsten Vorschoter:
Flo Wider (MYC), Birgit Schwab (MYC), Fritz
Niederfahrenhorst (MYC), Kai Mardeis (BSCF)
und Philipp Ocker (MYC).
… wieder einmal
Volker Mader
259
Dyas
Eine lange Hoch-Zeit im MYC
Uwe Heyer-Krug
1970 - 2001 – die große Zeit der Dyas-Klasse
Dyas-Regattasegler wissen sehr zu schätzen,
dass dieses Kielboot nach einem »Schuss in die
Sonne« oder einer missglückten Schifte bei 6 Bft
unsinkbar, selbstaufrichtend und selbstlenzend
ist. Durch diese besonderen Vorzüge sowie den
günstigen Preis, die leichte Trailerbarkeit, die
Eignung zum Freizeitsegeln mit Freundin oder
Familie, vor allem aber als Regattaboot mit Spi
»Zweimann-Kielbootklasse« starten musste.
Schon bald steht für alle Mitglieder das
Clubschiff G 142 zur Verfügung.
Entscheidende Impulse sowohl für den Regattasport als auch für die Anfänge der Dyas-Klassenvereinigung gehen in dieser Zeit von den
bayerischen Dyas-Seglern aus. In den folgenden
Jahren gelingt es ihnen, eine sehr aktive
Ehepaar Heyer-Krug
in Berlin 1986
Ehepaar Grosser
(rechte Seite)
und Trapez gewinnt die Dyas nach 1970 schnell
viele Fans, so auch im MYC. Der anschließend
rasante Aufschwung der Dyas-Klasse ist besonders mit den Namen zweier Crews aus unserem
Club verbunden: Franzl Grosser mit Andrea und
Stefan Dietz mit Gisela. Durch ihre sehr erfolgreiche Regattateilnahme begeistern sich immer
mehr MYC-Mitglieder für die Dyas, die damals
noch mit größengleichen anderen Booten in der
260
Klassenpolitik zu betreiben, neue Spitzensegler
heranzuziehen und die Dyas-Klasse als geförderte Klasse im MYC zu etablieren. Dyas-Segeln im
MYC von 1970 bis in die 90er Jahre hinein ist
die Geschichte vieler sportlicher Höhepunkte.
Während Franzl Grosser, bis dato erfolgreich in
Korsar und Soling, seine Erfahrungen beim Bau
der Dyas einbringen kann, steht Andrea Grosser
schon bald an der Spitze der Dyas-Klassen-
vereinigung. Bei den Neuwahlen des KVVorstands 1972 wird sie Klassensekretärin,
Stefan Dietz Stellvertreter und Jürg Thomass
Schatzmeister. Andrea amtiert trotz vierköpfiger
Familie bis 1976. In dieser Zeit kommt richtig
Schwung in die Klasse. Andrea Grosser gelingt
es, beim DSV-Seglertag in Hamburg im
November 1973 trotz erheblicher Widerstände
die Anerkennung der Dyas als eigenständige
nationale Klasse durchzusetzen. Auch ihrem
Antrag, die Dyas zur Leistungspass-Klasse zu
machen, wird 1974 stattgegeben. Das Feld der
Dyas im Hafen des MYC wird von Jahr zu Jahr
größer. Eine rege Regattatätigkeit auf den
bekannten Revieren zwischen Travemünde,
dem Boden- und dem Wolfgangsee beginnt.
Überall sind die Dyas-Segler vom Starnberger
See – vor allem die vom MYC – zahlreich
anzutreffen.
Ab 1974 werden die
beiden bisherigen
»Zweimann-Kielboot«
Regatten des MYC als
Schwerpunktregatten
der Dyas-Klasse
gewertet. Die
»Mai-Regatta« mit 24
Meldungen (vom MYC
allein sechs Boote),
gewinnt F. Huber vom Chiemsee vor V. Huber
WSV-Ammerland und dem Ehepaar Grosser.
Bei der »Sommerregatta« mit 42 Dyas am
Start, davon vom MYC nun schon zehn Boote,
nimmt zum ersten Mal eine »Steuerfrau« teil,
Ursel Frankowski (Marquard). Ursel gelingt mit
Platz 15 ein beachtlicher Einstand, dem im Laufe
der Jahre noch einige Platzierungen unter den
Top Ten folgen.
Die »Podestplätze« gehen an den MYC: 1. Franz
und Andrea Grosser, 2. Stefan und Gisela Dietz,
3. Volker Mader mit Klaus Röpper. Bei der
Ammerlander Regatta mit 40 Booten gibt dann
eine weitere Steuerfrau vom MYC ihren
Einstand: Heidi Szilagi mit Platz 11. Mit dem Sieg
beim Mai-Auftakt 1983 und Platz 11 beim
Sommerpokal des MYC mit jeweils 60 Booten
krönt und beendet Heidi ihre Karriere im
Regattasport.
Die erste Dyas Rangliste 1974 nach DSVStatuten umfasst bereits 42 Mannschaften,
darunter nunmehr acht Crews vom MYC,
angeführt von Franz und Andrea Grosser.
Auf Platz 4 folgen Stefan und Gisela Dietz.
1975 richtet der MYC die erste Internationale
Deutsche Meisterschaft der Dyas-Klasse aus.
46 Mannschaften aus dem damaligen Bundesgebiet, West-Berlin,
Österreich und der
Schweiz sind am
Start. Vom MYC
konnten sich neun
Crews für die IDM
qualifizieren, darunter
als Favoriten Franzl
mit Andrea Grosser
und Stefan mit Gisela
Dietz. Aber den ersten
Meister-Titel der Dyas-Klasse können überraschend Udo Henneberg und Evelyn Koch vom
Edersee gewinnen. Platz 3 geht an Franz und
Andrea Grosser. Auf Platz 9 folgen Stefan und
Gisela Dietz, Platz 10 belegten Helmut Hochholzer / Carlo Hoffmeister, Platz 13 Volker
Mader / Klaus Röpper und Platz 15 Christian
Denecke / R. Gienke. Der MYC mit Norbert
Geissler (Gesamtleitung), Haide Lambertz
261
(Crome) im Wettfahrtbüro und auf dem Startschiff, Uli Finckh als Wettfahrtleiter und Walter
Brand als Schiedsrichterobmann setzt mit der
Durchführung dieser Meisterschaft, sportlich,
Elfi Stenger und Ursel Marquard
auf der Terrasse im MYC (links)
und auf der Dyas
beim Gardasee Riva-Cup
organisatorisch und gesellschaftlich hohe
Maßstäbe und verhilft damit auch der Dyas zum
Durchbruch als Regatta-Klasse. Ebenso trägt die
Berichterstattung in den Medien über die erste
Dyas-IDM zum Erfolg der neuen Bootsklasse bei:
Qer BR stellt in einer ausführlichen Fernsehpräsentation die Dyas als neue Bootsklasse aus
Bayern vor. Die anhaltend positive Entwicklung
der Dyas-Klasse belegen die steigenden Teilnehmerzahlen bei den Regatten, darunter viele
bekannte Segler aus anderen Klassen u. a. vom
MYC Norbert Geissler.
In der Rangliste 1975 werden nun schon 56
Steuerfrauen und -männer geführt, darunter zehn
MYC-Mitglieder. Vier von ihnen konnten einen
Platz unter den Top Ten erzielen: Platz 4: Franz
Grosser, Platz 5: Stefan Dietz, Platz 7: Volker
Mader, Platz 8: Karl Beck.
1976. Bezeichnend für die Dyas-Klasse ist von
Beginn an die hohe Zahl von Vorschoterinnen,
obwohl den Damen bei den damaligen DreiecksKursen raumschots im Trapez mit dem Spi von
24 qm neben viel Gefühl auch voller körperlicher
Einsatz abverlangt wird.
Für den MYC ist vor allem die reine DamenCrew Ursel Frankowski (Marquard) und Elfi
Stenger hervorzuheben. Seit dem Sommerpokal
1976 segeln Ursel und Elfi rund 20 Jahre
gemeinsam in einem Boot. Sie sind bei fast
allen Dyas-Regatten und bei Meisterschaften
am Start, auch in Berlin. Sie lassen sich nicht
abhalten: ob’s stürmt, wie beim Riva-Cup am
Gardasee, oder schneit, wie des öfteren noch
beim Mai-Auftakt des MYC.
Die zweite Deutsche Meisterschaft der
Dyas-Klasse findet am Möhnesee statt. Bei
dieser Meisterschaft kommt es dann zur
Revanche der Crews aus Bayern bzw. vom MYC.
Deutsche Meister werden diesmal Franz und
Andrea Grosser (MYC), Vizemeister Stefan und
Gisela Dietz (MYC) vor Vestl Huber/ Hoffmann
(WSVA).
1977 – Sommerpokal beim MYC. Diesmal am
Start: 70 Dyas, davon 13 vom MYC. Trotz der
weiten und damals politisch bedingt schwierigen
Anreise über die »Interzonen-Autobahn« zählen
262
Gisela und Stefan Dietz
die Berliner, vor allem vom SC-Gothia mit der
stattlichen Dyas-Flotte von 14 Booten bald zu
den Stammgästen im MYC. Die ersten Plätze
belegen: 1. Budzyn / Lindemann (SC-Gothia
Rainer Schmidt und Jürg Thomass
1977 in Travemünde
Franzl Grosser,
Peter Möckl und
Vestl Huber (von
links nach rechts)
Berlin), 2. W. Biebl / Tripp (MYC), 3. Nebel /
Schiller (DTYC), 4. Franz und Andrea Grosser
(MYC / WSVA).
IDM Travemünde: Bei 46 Dyas am Start
geht der Titel dieser Meisterschaft wieder nach
Bayern. Die vier Crews vom MYC behaupten
sich erfolgreich: 1. Horst Nebel / Peter Seibert
(DTYC), 2. Franz Grosser / Peter Möckl (MYC),
3. Werner Biebl / Werner Tripp (MYC), 5. Helmut
Hochholzer / Hannes Braun (MYC),
23. Rainer Schmidt / Jürg Thomass
(MYC).
Stefan Dietz geht beruflich für
einige Jahre nach Japan – nach seiner Rückkehr 1981 segelt er mit
Gisela zunächst im Drachen, ab
1994 wieder erfolgreich in der
Dyas.
1978 ist die IDM in Berlin beim
Segel-Club Gothia. Aus Verbundenheit zu den Berliner Dyas-Seglern
treten 6 MYC-Crews die beschwerliche Reise nach Berlin an. Zu den
Favoriten zählen drei Crews vom
MYC / WSVA: Uli Finckh / Helmut
Hochholzer, Werner Biebl / Werner
Tripp und Vestl Huber, dem »Kieler
Woche Sieger« 1978. Bei schwierigen Verhältnissen mit Windstärken von 2 - 6 Bft können die Berliner jedoch
ihren Heimvorteil nutzen: Deutsche Meister
werden Budzyn / Lindemann (SCG). Uli Finckh /
Helmut Hochholzer aus dem MYC werden Vierte.
Franzl und Andrea Grosser wechseln zur
Sprinta-Sport, danach zum H-Boot. Beide bleiben
der Dyas aber weiterhin verbunden, Franz als
Wettfahrtleiter, Andrea bei Vestl Huber als
Vorschoterin.
263
Trotz sehr wechselhafter Witterungsverhältnisse
können unter der Wettfahrtleitung von Uli Finckh
sechs Wettfahrten gesegelt werden, davon eine
in dichtem Nebel zwischen Ammerland und
Tutzing mit Vorgabe des Kompass-Kurses am
Startschiff für die erste Kreuz. Deutsche Meister
werden nach dem Gewinn des Euro-Cups 84 in
Riva: Sepp Haag vom Schliersee und Peter
Fröschl (seit 1993 dann Mitglied im MYC). Vom
1981 wird Vestl Huber (WSVA) bei der IDM in
Friedrichshafen / Bodensee trotz vorherrschend
leichter Winde Deutscher Meister, Volker Mader
und Hannes Braun belegen Platz 4.
1984 ist die IDM wieder im MYC. Über 70
Meldungen gehen ein. Da die Zahl der Boote
auf 65 limitiert ist, muss wegen fehlender Ranglistenpunkte einigen Crews eine Absage erteilt
Peter Fröschl und
Sepp Haag
beim Euro-Cup in
Riva 1984
Hannes Braun
und
Volker Mader
1981
Uli Lietz, Haide Crome und Udo
Graf Lambsdorff (v. l. n. r.)
bei der IDM-Siegerehrung 1984
werden. Vom MYC konnten sich aber sieben
Crews qualifizieren. Mit Unterstützung vieler
Clubmitglieder u. a. dem Verfasser als neuem
Mitglied im MYC, lässt die bewährte RegattaCrew mit Haide Lambertz (Crome), und den
beiden auch in der Dyas erfolgreichen Seglern
Norbert Geissler und Uli Finckh diese Meisterschaft wieder zum absoluten Highlight in der
Dyas-Geschichte werden.
MYC landet als Bester Volker Mader mit Angela
Stenger auf Platz 10.
1985 heiratet Ursel Marquard den Dyas-Segler
Knut Frankowski vom SC-Gothia, Berlin. Knut
wird im gleichen Jahr Mitglied im MYC. Die
bewährte und erfolgreiche Damen-Crew Ursel
Frankowski / Elfi Stenger bleibt trotzdem
bestehen.
264
1986, nach sechs Jahren Vorstandsarbeit für die
Dyas-KV tritt der Verfasser bei der IDM in Berlin
zu den anstehenden KV-Wahlen nicht mehr an.
Auf Vorschlag wird Manfred Heeg vom Laacher
See sein Nachfolger, Knut Frankowski übernimmt
das Amt des stellvertretenden Klassensekretärs
bis 1990. Seine schwierige Aufgabe gilt der
Überarbeitung der Dyas-Bauvorschriften, da
Fritzmeier die Produktion der Dyas im Depotschaum eingestellt hat.
1990 ist die Dyas-IDM
ein weiteres Mal im
MYC: Trotz allgemein
rückläufiger Teilnehmerzahlen bei
Regatten gehen 61
Dyas an den Start,
davon vier Boote vom
MYC. Aufgrund seiner
Verdienste um die
Dyas und der bekannt
perfekten Organisation
von Meisterschaften
wird der MYC
anlässlich des
20-jährigen Bestehens
der Dyas-KV mit der
Durchführung dieser
Meisterschaft betraut.
Norbert Geissler übernimmt die Wettfahrtleitung,
unterstützt von Haide Lambertz und Walter
Brand als Schiedsrichter-Obmann. Norbert ist
durch den Start und die Wettfahrtleitung bei
Dyas-Regatten mit der Leistungsfähigkeit von
Booten und Crews bestens vertraut. Bei den
ersten Wettfahrten mit Windstärke 6 - 7 Bft müssen gleich einige Crews die »Segel streichen«.
Wie schon in Travemünde gewinnen Wig Kellner
(HSC) / Klaus Holl (YCSS – seit 1995 im MYC)
auch diese Meisterschaft. Vizemeister wird
Horst Nebel (DTYC) mit Helmut Hochholzer
(MYC).
Aus beruflichen Gründen hat der Verfasser
mit der »Wende« den Segelsport vorübergehend
an den berühmten Nagel hängen müssen. Aus
»Altersgründen« erfolgt 1991 der Wechsel in die
H-Boot-Klasse – mit der Beschränkung auf die
sieben Ranglistenregatten und Meisterschaften
am Starnberger See.
bisher vom MYC gewohnt war, – aber auch
Dank einiger Sponsoren: Zwölf gestiftete
»Genion« Spis werden unter den Teilnehmern
verlost – vorausgesetzt, dass diese bei der
Meisterschaft auch gesegelt werden, da der BR
einen Kamera-Termin angekündigt hatte. Deshalb
entscheiden sich die Teilnehmer mit der Wettfahrtleitung für Dreieckskurse, um mit der Dyas
raumschots unter Spi segeln zu können und
nicht nur platt vorm Wind bei Up and Down
Kursen. In den ersten beiden Wettfahrten bei
6 Bft (in Böen 7) und Hagelschauern müssen
einige Teilnehmer auf aussichtsreicher Position
aufgrund von Schäden an Segeln aufgeben,
darunter leider auch Volker Mader (MYC).
Nach dem stürmischen ersten Tag können bei
sommerlichen Temperaturen und leichtem Wind
bis zum Ende der Meisterschaft nur noch drei
Wettfahrten gesegelt werden. Deutsche Meister
werden Christian Kellner und Alexander v.
Merten (HSC). Volker Mader / Martin Mehnert
belegen – trotz der Aufgabe in der zweiten
Wettfahrt – noch Platz 6. Stefan und Gisela Dietz
erreichen Platz 13 nach anfänglichen Problemen
beim Setzen des gestifteten neuen Spis. Noch
im gleichen Jahr beendet Stefan Dietz seine
langjährige und erfolgreiche Zeit in der Dyas.
2003 beendet auch Volker Mader als inzwischen
Letzter des MYC seine Dyas-Karriere: zahlreiche
Siege bei Ranglistenregatten, 2x Deutscher
Vizemeister (1985 in Kiel mit Udo Graf
Lambsdorff, 2001 in Travemünde mit Helmut
Hochholzer), 2x Internationaler Österreichischer
Meister (1994 am Mondsee mit Tim Busse, 2001
am Wolfgangsee mit Monika Steidl). Die Dyas
verliert damit auch den Status einer geförderten
Klasse im MYC. Aktuelles zur Dyas – leider ohne
MYC – findet man unter www.segel.de/dyas
Bei der IDM 2001 sind nur noch 34 Dyas am
Start, davon drei Crews vom MYC. Die Dyas-Ära
im MYC geht allmählich zu Ende.
Den beiden Sportwarten Peter Biebl,
Dr. Hans-Peter Müller, dem Wettfahrtleiter Knut
Frankowski und dem Verfasser gelingt es, trotz
knapp bemessenen Etats noch einmal eine
Meisterschaft durchzuführen, so wie man es
265
Internationales 14 Fuß Dingi
Außenseiter
Steffen Pöhlmann
Mitte der 70er Jahre verbrachte mich mein Vater
in den Münchner Yacht-Club. Ich kann nicht völlig
ausschließen, dass ich ihm damals – in Folge
eines A-Schein-Kurses – auf seinem gemütlichen
Kajütboot als Besserwisser zunehmend auf die
Nerven ging. Außerdem mag eine Rolle gespielt
haben, was ich inzwischen selbst als Vater
durchaus auch zu schätzen weiß: »Der Junge
kommt buchstäblich von der Straße weg.«
Angeblich verdanke ich dabei meine Mitgliedschaft ausgerechnet im Münchner Yacht-Club
nicht nur dem damaligen Präsidenten des
nächstliegenden Herrschinger Segelclubs, der
seinerzeit jegliche Jugendarbeit für verzichtbar
hielt, sondern auch dem überaus vertrauenswürdigen ersten Eindruck der Herren Geissler,
Finckh und Möckl auf meinen sich natürlich
auch um mein Seelenheil sorgenden Vater.
klamotten auf der Schulter, den Aufstieg ab dem
MRSV unter den Füßen und ein Clubgelände vor
mir, auf dem ich niemanden kannte.
Der damalige Bootsmann Hans Rehdes, selbst
gerade neu und heftig unter dem Erwartungsdruck leidend, den sein Vorgänger hinterlassen
hatte, erbarmte sich schließlich unser (Yves
Kessler war der andere diesbezüglich Leid mittragende) und gab uns mit kleinen Hilfsdiensten
nicht nur zu tun, sondern auch das Gefühl,
gebraucht zu werden. Später half er uns dann,
einen der beiden Club-Korsare wieder flott zu
machen (G 1071, wenn ich recht erinnere). Dabei
kam es dann zu ersten intensiveren Begegnungen mit gleichaltrigen Jugendmitgliedern:
»Was tut Ihr Euch denn da an? – Damit habt Ihr
doch eh keine Chance.« Davon ließen wir uns
jedoch weder den Stolz auf unseren Reparatur-
Und dann kam er,
der gleichermaßen
ersehnte wie befürchtete Samstag im Sommer 1974, an dem ich
mit meinen 15 Jahren
das erste Mal alleine
mit der S-Bahn nach
Starnberg fuhr – einfach so zum Segeln.
Ob es tatsächlich so
grausam war, weiß ich
gar nicht mehr genau,
aber es fühlte sich
ungut an: Allein, den
unförmigen Seesack
mit dem niemals ganz
dichten HenryLloyd
und den Wechsel12 Fuß Dingis an der Nordmole – etwa 61 cm
kürzer als der 14er, aber Einheitsklasse und
daher nur in den 30er Jahren weit verbreitet
266
Auch heute noch zögere ich nicht,
laut zu verkünden, wie sehr mir jeder Verein unheimlich
und jede Vereinsmeierei zuwider ist.
Inzwischen würde ich jedoch leise hinzufügen,
dies bei einem Club, der mich so lang ertrug,
nicht mehr ganz so eng zu seh’n.
erfolg noch die Freude schmälern, schon bald
mit »unserem« Boot aufs Wasser zu gehen, –
wie all die anderen Jugendlichen – zumindest in
meiner Wahrnehmung durchweg Segel-Cracks
und Sprösslinge im Club höchst etablierter Eltern
– mit ihren nagelneuen Regattabooten.
An der Vorschot von Uli Finckh bekam ich dann
einige Male die Chance, zumindest gegenüber
allen, die nicht mit an Bord waren, den Eindruck
von seglerischer Kompetenz zu hinterlassen und
gewann fortan nicht nur das daraus langsam
wachsende Basiswissen, sondern auch ein
gewisses Ansehen. Das tat gut. Ich durfte Gläser
für die Feuerzangenbowle bemalen, so viele ich
wollte und habe auch das sehr genossen.
Schon im dritten Jahr meiner Mitgliedschaft verhalf mir dann das nicht gehaltene Versprechen
eines Korsaren-Eigners, sein Schiff steuern zu
dürfen und sich fortan neben mir an der Vorschot
zu verdingen, sowie eines dieser Zwischenhochs
im Geschäftsklima der väterlichen Firma zu
einem eigenen Schiff. Meine Mutter soll seinerzeit meinem Vater mit den Worten »… wann,
wenn nicht jetzt?« in den Ohren gelegen haben.
– Ich glaube heute, wo ich mich mit einer entsprechenden Fürsprecherin meiner Kinder umgebe, dass genau letzteres den Ausschlag gab.
1976 war ich dann der glücklichste Mensch im
MYC: Ich besaß den tollsten Korsar, den besten
Vorschoter (Marco Götz, ohne jeden Zweifel
durch diese »Schule« erst zum späteren Bau
des Clubhauses im BYC inspiriert), noch etwas
Zeit bis zum Abitur, eine Menge Ehrgeiz und
ungebrochene Begeisterung fürs Regattasegeln.
Der Rest kam wie von
selbst: erste Erfolge,
Aufmerksamkeit,
Bekanntschaften,
lehrreiche Mitsegelgelegenheiten und
Anerkennung. –
Anlass genug, sich
endlich integriert zu
fühlen. Aber ich war
mir dessen damals
schon nicht immer
ganz sicher, denn mit
dem Imponieren ist
das ja so eine Sache:
man vergisst dabei
gerne, dass die, die
man beeindrucken
will, genau davor dann
etwas zurückweichen.
»Manchmal muss man zu viert als Einziger aufs Wasser«
und gelegentlich haben Bilder auch nur mittelbar etwas
mit dem Text zu tun
267
Nach einigen Saisons in zwei Korsaren und
einem 470er (dem Club sei Dank für seine
Unterstützung beim Kauf des letzteren) folgten
offenbar notwendige Schritte der Mannwerdung
und die damit verbundenen Widrigkeiten wie
diverse Berufsausbildungsversuche, Trennungen
von Beinahe-Ehepartnern und ausgiebige
Testreihen zur Belastbarkeit alter Autos. Trotz
dieser Ablenkungen fuhr ich als Vorschoter auf
Schweizer Korsaren und FDs sowie den unterschiedlichsten Dickschiffen. Die Gelegenheiten
dazu erwuchsen zum großen Teil aus meiner
immerhin zweijährigen Tätigkeit als Segelmacher
im Windschatten einer bekannten Starnberger
Dirndlschneiderei – eine wunderbare Zeit, in
der ich mittags und nach der Arbeit oft das
Gefühl hatte, meinen MYC ganz für mich alleine
zu haben. An Wochenenden war er mir dann
eher wieder fremd.
heute) vom Ruder eines Dreivierteltonners aus
zur körperlichen Ertüchtigung zu animieren.
Folgeaufträge auf diesem dann ebenfalls immer
älter werdenden Schiff ließen mich den sog.
Königspokal bei Rückenwind aus der Bucht von
Palma fliegend erleben und mich bitter bereuen,
vor Antritt der Langstrecke nicht gelernt zu
haben, was »kappt sofort den Spinnaker!« auf
Spanisch heißt.
Zunehmend gefühlte Inkompatibilität zu Vorschotleuten generell und abnehmende Zeitfreischaufel-Bereitschaft im Speziellen führten
schließlich zur Anschaffung eines Contenders.
Das war die nautische Manifestation von purem
Außenseitertum in doppeltem Wortsinn. Und
obwohl das einzig Belastbare an diesem bereits
sehr gebrauchten Sportpaket der neue Trapezgurt war, hatte ich eine Menge Spaß damit.
Anfang der Achtziger
begann ich schließlich
(meine Eltern meinten:
endlich) ein Psychologiestudium. Ob
dieses Ursache oder
Folge eventueller Auffälligkeiten war, weiß
ich bis heute nicht. Ich
ließ mich nämlich zum
Beispiel von Blauen
Bändern an den Bodensee locken, um dort
die zermürbende
Melange aus Flaute,
Nebel und Mücken zu
durchleiden und ein
paar ältere Herren
(etwa so alt wie ich
Das Internationale 14 Fuß Dingi, die
weltweit erste vom Weltsegelverband
anerkannte internationale Klasse, …
268
I4
Irgendwann fand ich dann die (bis heute einzig)
richtige Frau für mich. Von meinem Contender
war sie wenig begeistert. Nicht, weil er als
Einmanntrapezjolle zum Sonnenbaden besonders
ungeeignet war, sondern einfach deshalb, weil
sie mit dem Segeln nichts am Hut hatte. Ich
beschloss, das Thema strategisch anzugehen.
Ich durfte keinesfalls Druck ausüben und um
Gottes Willen nicht versuchen, ihr selbst das
Segeln beizubringen. Es gelang mir, sie –
natürlich nur zum Schnuppern – in einem
Wochenendkurs am Ammersee anzumelden.
Einige gemeinsame Bekannte nahmen ebenfalls
daran teil und die, so spekulierte ich, würden ihr
das spätestens schmackhaft machen. Alles war
eingefädelt, nur das Wetter nicht. Die vier
Wochenenden zeichneten sich durch verlässlich
anhaltenden Schnürlregen und äußerst zurückhaltende Winde aus. Damit – so war ich mir
sicher – sei das Thema gelaufen. Ich würde
meine Leidenschaft genauso ungeteilt für mich
behalten wie meine Jolle. Den endgültigen
Garaus glaubte ich dann später bei einem kurzen
FD-Ausflug an der Küste von Sardinien provoziert
zu haben, weil schon nach nur einer Stunde in
praller Sonne und lässigen Badesachen ein
plötzliches Gewitter beinahe zur gemeinsamen
Kenterung in der Fahrrinne einer Fähre geführt
hätte. Aber wir hatten Glück.
Noch mehr Glück brachte dann ein gemeinsamer
Kinobesuch: »Wind«, eine sehr amerikanische
Liebesgeschichte von Francis Ford Coppola vor
der Kulisse einer America’s Cup Herausforderung
in den 80er Jahren, enthielt einige Szenen des
jungen Pärchens in einem 14 Fuß Dingi. Wilde
Regattaszenen bei hoher Geschwindigkeit in
gleißendem Sonnenlicht hinterließen – wie wohl
auch das Happy End –
einen so positiven
Eindruck, dass meine
dann unmittelbar
folgende Suche nach
einem in Deutschland
käuflichen 14er, von
meiner lieben Frau
wohlwollend geduldet
wurde.
An der Kieler Förde
fündig geworden,
drohte mir der dortige
Verkäufer dann doch
noch alles zu verderben: »Ihr werdet
wohl die ersten
Wochen im Wasser
verbringen …«
war bei uns nie wirklich weit verbreitet, aber als
Konstruktionsklasse seit 1928 immer »zuständig«
für technische Weiterentwicklung
269
Damals kannte ich meine künftige Mitseglerin
noch schlecht. Heute weiß ich, dass diese Worte
ihren Ehrgeiz nur noch steigerten. Mit diesem
Boot war meine Außenseiterrolle zementiert.
International 14 Foot Dinghys wurden und werden wohl auch nie jemals im Münchner YachtClub gefördert werden. Wir leben seither mit
schmunzelnden Zuschauern beim alljährlichen
Auftakeln, skeptischem Mustern unserer körperlichen Ausstattung, ungläubigem Kopfschütteln
beim Blick in das Innere des Bootes sowie – da
bin ich mir sicher – ungebremstem Gelächter auf
der Terrasse beim Anblick unserer nicht immer
erfolgreichen Versuche, den 14er beim Wassern
daran zu hindern, noch vor dem Einsteigen im
Hafenbecken zu kentern. Aber unserer Freude
am Herumstolpern auf diesem Ding war dies
alles nicht abträglich und erst einige Jahre
später sollte die Mitteilung meiner raumschots
zwischen mir und dem Gennaker (im Trapez)
hängenden Frau, sie hätte da eine Überraschung
für mich (im Bauch), eine längere Pause des
Zusammen-Segelns einleiten.
Inzwischen durfte ich den Verursacher dieser
Mitteilung schon die ersten Male an Stelle seiner
Mutter ins Trapez stellen – und war mächtig
stolz. Und hier schließt sich nun ein erster Kreis:
Meine beiden Kinder lieben »ihren Münchner«
270
und werden so selbstverständlich zwischen
Molenkopf, Badewiese, Tenne und der Eistruhe
im Casino groß, wie ich mir das für mich immer
gewünscht hätte.
So, nun mag sich so mancher geduldige Leser
fragen, was diese Geschichte denn eigentlich
mit dem Anlass für das vorliegende Buch, dem
100sten Jubiläum des Münchner Yacht-Clubs, zu
tun hat. Ganz einfach. Ich war genau ein Drittel
dieser 100 Jahre Mitglied, habe mich einige
Male als Außenseiter oder zumindest Randfigur
empfunden und durfte doch immer wieder mit
Freude erleben, dass dies den Verein überhaupt
nicht stört. Und da ich ohnehin glaube, dass sich
eine menschliche Vereinigung über ihre Ränder
nicht nur definiert sondern auch stabilisiert,
plädiere ich an dieser Stelle dafür, all jenen
Mitgliedern, die wir gelegentlich als zentrifugal
oder sogar querulatorisch empfinden, mit
zentripetaler Akzeptanz und großherziger
Offenheit zu begegnen. Dabei werbe ich nicht
für eine »Lenor-Spülung in der Kommunikation«,
sondern für solide Streitkultur. Denn gerade in
der Auseinandersetzung beweist ein starker
Verein Stärke.
In einer der Redaktionssitzungen zu dieser
Festschrift wurde ich übrigens gebeten, mich
beim Thema Außenseiter auf Bootsklassen zu
beschränken. – Schön, dass auch menschliches
Außenseitertum hier seinen Platz findet.
Dem »Münchner« sei Dank.
Zeugnisse des (letztlich gescheiterten) Versuchs,
den 14er zu etablieren – im Starnberger Merkur
vom 1.10.1996 (rechts) und vom 1.10.1997 (beide links)
271
Star
mit festem Platz im MYC
Niko Stoll
Das Starbootsegeln im MYC begann in der
Nachkriegszeit. Hans W. Braun brachte 1951
mit dem naturfarbenen Holz-Star 3001»Ajo«
(A&R, Bj. 1950) das erste Starboot an den See.
Zusammen mit Burschi Beck, Harry Stanner
und Friedrich Krieger zählte er zu den Männern
der ersten Stunde, welche den bereits 1911
konstruierten Star, der zunächst mit einer Gaffeltakelung versehen war und 1921 ein flexibles
Rigg erhielt, im MYC etablierten. Schon bald
gründete Harry Stanner gemeinsam mit Klaus
Zistl (DTYC) in den Jahren 1955 / 1956 die sogenannte »Zugspitzflotte« (ZuW: Zugspitz am
Würmsee). Dort waren die Starboote aus den
drei Clubs MYC, DTYC und SCLW (Segelclub
Walchensee) fortan vertreten. Die Starbootsegler
engagieren sich bis heute in der Zugspitzflotte
und der Klassenvereinigung. Derzeit sind
insgesamt acht Starbootsegler in der Flotte
beheimatet: fünf aus dem MYC, zwei vom
Walchensee und einer vom Deutschen Touring
Yachtclub.
Starsegler waren die ersten, die nach dem Krieg
ihre Schiffe auf Trailer stellten, um mit ihnen auf
Regatten zu reisen. Ende der 50er Jahre fuhren
Burschi Beck, Hans W. Braun, Kurt Siebert,
Harry Stanner und Friedrich Krieger alljährlich
auf internationale Regatten und segelten
untereinander Qualifikationen zur Teilnahme
an Distrikt-, Europa- und Weltmeisterschaften
aus.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten waren
die genannten Segler stets aktiv und erfolgreich.
Unvergessen bleiben die zahlreichen nationalen
und internationalen Erfolge unseres damaligen
Mitglieds Peter Möckl als Vorschoter von Eckart
Wagner und auch als Steuermann. 1972 nahm
Peter Möckl an der Olympiade teil. Werner
Schrepfer, Hubert Biegert, Frank Thurner, Florian
Burschi Beck mit dem Heck voran unterwegs
(links oben) und mit Friedrich Krieger
bei einer wohl verdienten Zigarette (oben)
272
von Linde, Philipp Ocker und Niko Stoll haben bis
heute den MYC auf einer Vielzahl von Regatten
mit weiteren guten Ergebnissen vertreten.
Hannes Braun und Anne Pasemann feierten als
Vorschoter wiederholt Erfolge.
engagierter und fähiger Regattaclub zu sein, bei
dem das Ein- und Auskranen immer problemlos
funktionierte, sondern auch eine gute Wettfahrtleitung zu garantieren und – was mindestens so
Unvergessen bleibt auch unser bereits verstorbener Max Ackermann (Mitglied seit 1966),
der trotz großer körperlicher Behinderung bis ins
wichtig war – ein attraktives Rahmenprogramm
organisieren zu können.
hohe Alter auf dem Star segelte und mit seiner
Vorschoterin Lisa Kolberg (Mitglied seit 1970),
mit legendären Hafenmanövern den Begriff des
»Ackermanns« geprägt hat, der in einem Fall
sogar zum Mastbruch führte. Manche der älteren
Mitglieder werden sich hieran noch gut erinnern.
Außergewöhnliche Hafenmanöver werden noch
heute im MYC mit diesem Fachausdruck
bedacht.
Der MYC war ein stets beliebter Veranstalter für
große Regatten der olympischen Klasse. Denn
alles musste zusammenpassen und so ging dem
MYC lange Zeit der Ruf voraus, nicht nur ein
Seit mehr als 25 Jahren schon gehört der
»Frühjahrsauftakt« der Stare Mitte Juni zum
alljährlichen Regattaangebot. 2000 wurde
erstmalig der »Marinepool-Super-Cup« ausgetragen, eine Gesamtwertung der beiden
Einzelregattaserien des »Harry Stanner Cup«
vom DTYC und des MYC »Frühjahrsauftakts«.
Ziel war es, wieder eine bedeutende Starbootregatta innerhalb der ZuW zu organisieren.
2002 wurde dieser Cup vom MYC unter der
Wettfahrtleitung von Knut Frankowski ausgerichtet. 32 Mannschaften segelten insgesamt
6 Wettfahrten. Sieger des »Harry StannerPreises« wurde die Mannschaft Werner
Biebl / Volker Göbner (MYC), Niko Stoll kam
mit Brachem Davies auf Platz vier.
Stare bei einer Regatta in den 50er Jahren
(oben) und kurz nach dem Start zur IDM 2005
(rechts oben)
273
Außerdem fanden 1997 und 2006 jeweils
Junioren-Europameisterschaften im MYC statt.
Wettfahrtleiter war jedes Mal Burschi Beck.
1997 erzielte Philipp Ocker gemeinsam mit
Oliver Davies hierbei den 3. Platz und feierte
damit einen seiner ersten internationalen Erfolge.
Christian Stoll belegte 2006 gemeinsam mit
Marc Anschütz – bei seinem ersten Auftritt im
Star – den 8. Platz.
Internationale Deutsche Meisterschaften
wurden im MYC in
den Jahren 1993 und
2005 ausgesegelt.
Besonders an die 32.
Deutsche Meisterschaft 1993, die vom
MYC zusammen mit
der ZuW ausgerichtet
wurde, erinnern sich
die Teilnehmer immer
noch gern. Mit 64
angetretenen Mannschaften war es das
größte Feld der vergangenen 30 Jahre.
Als Wettfahrtleiter
fungierte Uli Finckh.
Der MYC war hierbei
mit den Mannschaften Thomas Hopf / Florian
Wahl, Frank Thurner / Michael Beham, Burschi
Beck / Brychan Davies und Werner Biebl / Peter
Biebl vertreten. Mit kräftiger Unterstützung von
Burschi Beck und Werner Biebl fand besonders
das Rahmenprogramm, Grill-Party mit Fassbier
nach der Eröffnungsfeier, rustikaler Festabend
mit bayerischer Musik, gespielt von den Jetzendorfer Hinterhofmusikanten im Anschluss an die
274
zweite Wettfahrt und am Samstag-Abend als
krönender Abschluss ein »Candle-Light-Dinner«
vor allem unter den norddeutschen Gästen,
großen Anklang.
2005 lag die Wettfahrtleitung der Deutschen
Meisterschaft in den Händen von Dr. Gernot
Schreiber. Zum Feld der 44 Stare zählten die
Mannschaften Nikolaus Stoll / Brychan Davies,
Friedrich Krieger
(Vermesser),
Werner Biebl und
damaliger Sportwart
Hans Löhr (von links
nach rechts)
Start zur Youth
Championship 1988
im MYC
Zugspitzflotte
am Würmsee
Frank Thurner / Florian Warken (DSC) und
Dr. Florian von Linde / Michael Ziller (MRSV).
men sowie die Segelwettbewerbe für die
Olympiade in Tallin 1980 mit vorbereitet.
Unser langjähriges Mitglied Friedrich Krieger ist
bei allen internationalen Meisterschaften zu einer
Institution als Vermesser geworden. Er übt diese
Tätigkeit seit 1956 für die internationale Starbootklassenvereinigung aus und hat in dieser
Eigenschaft an der Olympiade 1972 teilgenom-
Frank Thurner und Anne Pasemann leiten als
Flottenkapitän und Flottensekretärin die Flotte.
In der Deutschen Starboot Rangliste von 2007
stehen Frank Thurner an einem ehrenvollen 15.
und Dr. Florian von Linde an 18. Stelle von 136.
Obwohl nahezu genau so alt wie der MYC hat
Star 7625 von
Niko Stoll
der Star, als eine der geförderten Klassen im
MYC, bis heute nichts von seiner Attraktivität
eingebüßt. Er stellt als reines Regattaschiff im
Hinblick auf seine Übertakelung an seine
Besatzung hohe Ansprüche in segeltechnischer
und -taktischer Hinsicht. Hiervon geht eine
einzigartige Faszination aus, die immer wieder
neue Segler anzieht, so dass die Klasse auch in
Zukunft einen festen Platz im MYC haben wird.
Anderl Denecke und
Anne Pasemann bei
einer Tombola
anlässlich der
Internationalen
Deutschen Starboot
Meisterschaft 2005
275
Gestartet ist der Joker
bereits 1991 am Lago
d’Iseo nahe Brescia in
Italien mit einer ersten
Europameisterschaft.
Entworfen wurde er
von Ettore Santarelli,
dem genialen Architekten und Designer
vom Südende des
Gardasees. Die Verwandtschaft mit Asso 99,
Ufo oder einer Reihe von Rennmaschinen für die
traditionellen Langstreckenregatten Trofeo Gorla
und Centomiglia kommt nicht von ungefähr: sie
alle sind Entwürfe dieses Konstrukteurs. Seit
den Anfängen erfreut sich das sportliche VierMann- (und oft Frau)-Kielboot mit nur 800 kg
segelfertiger Verdrängung, 8,10 m Länge, 2,70 m
Breite – deshalb der Transport auf Kipptrailern –
und 38 qm Segelfläche am Wind steigender
Beliebtheit bei ambitionierten Seglern, die die
Agilität einer Jolle, das feinsinnige Taktieren
großer Kielyachten, eine ausgewogene Balance
an Schot und Pinne in Kombination mit dem
Beherrschen einer anspruchsvollen Takelage in
sportivem Wettbewerb auf attraktiven Revieren
im Alpenraum suchen.
Der Joker kam im Jahr 1996 in den MYC.
Engagierte Junioren um Anderl Denecke, Michi
Beham und Philipp Ocker wurden auf die
sportive Konstruktion aufmerksam. Sie motivierten die Vorstandschaft zunächst zum Kauf eines
gebrauchten Bootes für die JJA: die »Young
MYC« (GER 36) wurde erstanden
und mit großem Engagement
gesegelt. Die Jugend tingelte
damit zu einer ganzen Reihe von
Regatten in Süddeutschland, nach
276
Italien und in die Schweiz, darunter zur European
Open im Oktober 1996 im Zürcher Segel Club.
Im Jahr darauf sollte es dann – dem BYC folgend
– ein werftneues Boot sein: die ITA 089 wurde
in Auftrag gegeben und zu Beginn der darauf
folgenden Saison im Club getauft, diesmal auf
den Namen »Linus«. Verdiente »Raushänger«
des Clubs waren und sind unsere RegattaAmazonen Petra Dietz und Ines Rossley, Angela
Stenger genau wie Flo Wider. Große Verdienste
um die Entwicklung der Bootsklasse und der
Klassenvereinigung haben unsere Clubmitglieder
Klaus Holl, lange Zeit schon erfolgreich in der
Dyas unterwegs, als Technischer Obmann und
Klaus Wende, ehemaliger FD-Weltmeister, als
langjähriger Vorsitzender der International Joker
Class Association erworben. Beide tauchten mit
ihrer »AleAli« (GER 041) und diversen Steuerleuten wie Weigelt und Kellner über viele Jahre
an der Spitze der hochkarätig besetzten JokerFelder auf. Dort sah man an der Pinne schon
Segelgrößen wie Hösch, Fritz, Plettner, Kunze
sowie Celon und Felci am Gardasee, die Hagaras
vom Attersee oder gar Jochen Schümann.
Weitere großartige Eigner und Steuerleute im
MYC waren oder sind Christof Junker, Frank
Thurner, Ingo Dietrich und Hubert Frenzer.
Letzterer konnte in der vergangenen Saison die
Campionato Europeo am Comer See mit seiner
Crew Hans Kagerer (ESC), Berni Mayer (MYC)
und Christian Huber (BYC) gewinnen. Wir
haben also zu Beginn dieses Jubiläumsjahres
amtierende Europameister in unseren Reihen.
Das Regattasegeln
allein halten sicher
viele Clubmitglieder
schon für ziemlich
aufwendig und anspruchsvoll. Und das
Jokern erst recht. Ja,
es gehört schon eine
gehörige Portion
Enthusiasmus dazu,
das Boot reisefertig zu verpacken, Mannschaft,
Quartier und Anreise zu organisieren und das
Ganze dann an ein anderes, oft weit entferntes
Revier wie Gardasee, Comer See, Attersee,
Joker
Das dynamische Sportboot
– im MYC seit zwölf Jahren
voll dabei
Hubert Frenzer
Traunsee, Chiemsee, Bodensee, Neuenburger
oder Züricher See zu zerren. Für die European
Open ging es auch schon mal bis an die Ostsee
oder zum Kräftemessen nach Hyères ans Mittelmeer. Perfekt eingespielte Sportskameraden
z. B. der »Enthusiasmo« (Peter Kehrer, ZSC), des
»North Express« (Kicker Schäfer, BYC / Kristin
Wagner, DTYC / Mucki Binder, BYC) oder der
»Geht’s Spatzl« (Hubert Frenzer, MYC) zeigen,
wo’s langgeht in der attraktiven Bootsklasse.
Was wirklich zählt im Joker, sind Teamgeist
und Zusammenhalt, eine ausgefeilte Bootsbeherrschung und das Hineindenken in nicht
unerhebliche Kräfte des Materials. Das soziale
Umfeld ist von diesem gesunden Sportsgeist
geprägt, wobei es beizeiten auch legendäre
Joker-Partys zu feiern gibt.
Der zeitliche und finanzielle Aufwand z. B.
gemessen in Kosten pro Saison bleiben im
Rahmen und sind für die meisten erschwinglich.
Das kann man ja nicht von allen Regattaklassen
behaupten. Bei den Mittwochsregatten ist die
Klasse immer wieder Favorit für vorderste Plätze
und bei den Mitstreitern in Asso, Melges oder
Streamline nicht nur respektiert. Im Jubiläumsjahr sind die Joker zwar nicht am Start, aber mit
den Sportwarten steht man in engem Kontakt
und so wird es weiterhin attraktive Serien vom
MYC geben. Ja sogar als »Badeplattform« für
die gute Bordfrau, für Kind und Kegel hat sich
der Joker bestens bewährt, der schon an Land
so schön dasteht wie ein Flugzeug. Einer soll
schon mit Badeleiter gesichtet worden sein …
Der MYC war dem
Joker über all die
Jahre eng verbunden
und führte zahlreiche
hochrangige Serien
durch, mit der herausragenden Euro im
Jahr 2000 unter der
souveränen Regattaleitung von Christian
Denecke und vor allem unter karibischen Verhältnissen südlich der Roseninsel. Auch die Idee des
Match-Racings wurde im Club mit dem Joker
aufgegriffen und zwischen 1998 und 2003 der
Linus-Pokal ausgerichtet. Dabei präsentierten vom MYC ausgewählte Regattasegler aus dem
bayerischen Raum
in gemischten Fleetund Match- Races in
absolut attraktivem
und professionell
organisiertem Ambiente – direkt vor den Augen
zahlreicher Zuschauer auf unseren Stegen –
echte Regattakunst. Ohne den engagierten
Einsatz des MYC mit seinen Bootseignern und
den Jugendlichen als Bootsmänner an Bord
wären die tollen Serien nicht denkbar gewesen.
Die Konkurrenz für den Joker ist und bleibt
allerdings recht groß: der Markt für sportliche
Kielboote gilt als überbesetzt und immer neue
Entwürfe kannibalisieren sich gegenseitig. Viele
Binnenhäfen im Alpenraum sind voll von diesen
Widersprüchen, doch die weiterhin dynamische
Entwicklung wird getrieben durch den Unternehmergeist so manch industrieller Bootswerft
und ist anscheinend nicht aufzuhalten. Dazu
kommt, dass das Regattasegeln allgemein in
den letzten Jahren durch die harte Konkurrenz
in Form von Freizeitbeschäftigungen und sportlichen Wettbewerben aller Art bei den Jugendlichen nicht wirklich Konjunktur hat. Dennoch
ist die Joker-Klasse mit über 90 Mitgliedern in
Deutschland und 48 gelisteten Booten in der
Rangliste (MYC-Boote belegen augenblicklich
die Plätze 2 und 3) von etwa 110
gebauten Einheiten seit Jahren
ganz vorn dabei, – also auf bestem
Wege und wahrlich anspruchsvollem Niveau.
277
Internationale Spitzensegler wie Karol Jablonski
(POL / GER, Nr.1 der Matchrace-Weltrangliste)
sind sich einig: »Die Streamline ist ein einzigartiges Boot mit hervorragenden Eigenschaften.
Es ist so schnell – und das bei wenig oder viel
Wind –, dass es sich sogar ausgezeichnet zum
Matchrace eignet und hat tolle Möglichkeiten
zum Trimm. Ich bin mir sicher, die Klasse hat
eine große Zukunft.« Ausnahmslos bekommt
dieses nach neuesten
Gesichtspunkten
gebaute offene DreiMann-Kielboot, das
Kenner an die Dinghi
erinnert, hervorragende
Kritiken. Reichlich
Segelfläche verleiht
den Schiffen schon
bei Flaute guten
Speed. Ab 10 kn Wind
segeln beide Vorschoter im Trapez. Ein
perfektes Boot, das
alle Generationen im
Segelsport begeistert.
Davon wurden auch
die Regattasegler des
MYC angesteckt. Das
war 2004. Damals
saßen die Sportwarte aller großen Yachtclubs
am Starnberger See zusammen und diskutierten
über weiterführende Konzepte des Segelsports.
Um festzustellen, welche Bootsklasse für die
Segler am attraktivsten ist, wurden Testwochenenden initiiert. In allen großen Segelvereinen
wurden aktuelle, moderne Kielbootklassen zur
Verfügung gestellt unter anderen Streamline,
Joker, Melges und Star. Jeder Segler musste
Feedbackbögen mit seiner Erfahrung ausfüllen
und diese wurden später ausgewertet. Das
Ergebnis fiel mehr als eindeutig zu Gunsten der
Streamline aus. Dies brachte ihr den Status einer
geförderten Bootsklasse am Starnberger See
ein. Der Grundstein war gelegt.
Als sich Kay Niederfahrenhorst Anfang 2005 als
erster Segler privat eine Streamline kaufte und
seitdem aktiv in dieser für den MYC jüngsten
Klasse segelt (1. der Rangliste 2006), hatte dies
Signalwirkung für andere junge Sportler. Denn
nach vielen Jahren im aktiven Regattatraining für
Jugendliche hatte er sich eine gewisse »Vorreiterrolle« in Bezug auf attraktive Bootsklassen
erworben, der es nun zu verdanken war, dass
Bootstaufe der
ersten Streamline im
MYC (rechts)
278
Streamline
Eine neue Segelsport-Ära im MYC?
Kay Niederfahrenhorst
sich diese Klasse seitdem hervorragend weiterentwickelt. Mittlerweile verfügt der MYC über
sechs Schiffe, zwei private und vier geliehene.
Denn die Firma Nautik GmbH und die Liechtensteiner LGT Bank stellen den Mitgliedern des
Münchner Yacht-Clubs drei Jahre lang vier
Streamline-Regatta-Boote zur Verfügung. Der
zu erbringende »Preis« dafür ist die Teilnahme
jedes dieser Schiffe an mindestens fünf Ranglistenregatten pro Jahr. Auch wenn drei dieser
»Eigentümer«-Verpflichtungen formell bereits
von Mitgliedern übernommen wurden, stehen
die Boote de facto doch allen zur Verfügung –
und das nicht nur zum Regattasegeln.
Endlich also ein sportliches und sicheres Kielboot auch für Mitglieder, die kein solches selbst
besitzen. – Und das alles ohne finanzielles Risiko.
Trotz sehr sportlicher Außenwirkung kombiniert
die Streamline
schnelles und
anspruchsvolles
Regattasegeln mit
einer im Freizeitbereich
bei allen Segelbedingungen für jung und alt
einfachst zu segelnden Bootsklasse. Die
Streamline wird deshalb von vielen Seglern
gerne genutzt. Ob Drachen-, Star- oder H-BootSegler, ob direkt aus den Jollen wie 420er,
Korsar, 470er, – es finden sich Segler, die gerne
auf gutem Niveau Regattasegeln möchten. Auch
für Damen und junge Umsteiger ist das Boot
geeignet. Durch die Einfachheit der Bedienung
ist ein Einstieg für einen Ausflug ebenso
problemlos möglich.
Auch im DTYC stehen seit 2006 sechs
Schiffe zur Verfügung, so dass sich alleine
am Starnberger See eine Flotte von mittlerweile
15 Booten trifft, die sehr aktiv und regelmäßig
gesegelt werden. Obendrein ist jetzt die erste
reine Damenmannschaft entstanden (Crewgewicht ca. 150 Kilo und im Alter alle unter 25
Jahren), die bereits mit beachtlichem Erfolg in
der Klasse von sich reden machte.
Von Beginn an ist der Münchner Yacht-Club
Ausrichter einer Ranglistenregatta für diese
Klasse, die sich aufgrund unseres tollen MYC
Gesamtangebotes höchster Beliebtheit erfreut.
Es finden zur Zeit acht Regatten pro Jahr statt:
am Starnberger See, Ammersee, Berlin,
Warnemünde, Gardasee, wobei vier dieser
Regatten zu einem Deutschland-Cup zusammengefasst werden. Die MYC Regatta gehört
ebenfalls zu diesem Deutschland-Cup und wir
erwarten in unserem Jubiläumsjahr über
25 Meldungen.
Kay Niederfahrenhorst, Philipp Ocker, Dominik
Mössbauer, Markus Brather, Martin Wieser, Max
Adami und Marc Anschütz gehören bisher zu
unseren aktivsten Steuerleuten.
279
Hobie Cat 16
und andere Katamarane
Christian-R. Stoll
Traditionell spielten Katamarane im MYC bis
Anfang der 90er keine große Rolle. Lediglich
Uli Finckh machte da mit seinem olympischen
Tornado eine Ausnahme. Dann folgte Yves
Kessler mit einem Hobie Cat 16, der weltweit
meistverbreiteten Kat-Klasse. Yves war es, der
den damaligen amtierenden deutschen Meister
im Hobie Cat 16, Christian Stoll in den Club
»lockte«. Regelmässige gemeinsame Regattateilnahmen folgten und die Jugend schielte
bereits damals mit einem Auge auf die auch bei
wenig Wind sehr schnellen Zweirümpfer. Die
kleine Catszene wechselte stetig: Uli Finckh
verlagerte seine Aktivitäten in‘s H-Boot und den
Drachen, Michael Beham erweiterte den MYC
Mehrrumpf-Bootspark um einen wunderschönen
»Oldtimer« – einen Holz-Tornado. Christian Stoll
holte zum 2. Mal für den MYC den Deutschen
Meistertitel im Hobie Cat 16 und siegte mit
Ines Rossley an der
Vorschot im Jahr 1995
zum 2. Mal nach 1993
bei der Kieler Woche.
Hobie 16 (oben und ganz oben)
mit asymmetrischen Rümpfen,
aber ohne Schwerter
Hobie Tiger (rechts) – etwas größer,
noch schneller und mit Schwertern
in symmetrischen Rümpfen
280
Die ca. 65 kg seines A-Cats mussten an Land
daher mit einem Schraubanker gegen das
Wegfliegen gesichert werden.
Auch Christian Stoll rüstete auf – ein Hobie Tiger
mit viel mehr PS (in Form eines asymmetrischen
Genackers) macht seither den Vorwindkurs zum
beliebtesten Windwinkel. Mit Klaus Kuner an der
Vorschot bestreitet das Team erfolgreich Hobie
Cat und Formula 18 - Regatten. Klaus Kuner war
fortan von der Mehrrumpf-Szene nicht mehr
fernzuhalten und ist mit Sohn Kilian kaum noch
vom See zu bekommen. Auch ihr Hobie 16 ist
mittlerweile mit Gennaker aufgerüstet.
Die Zeit der High-Performance Katamarane
brach an: geringes Gewicht durch Verwendung
modernster Carbonfasern und bedingungslosen
Leichtbau war das Gebot der Stunde.
Im Jahr 2007 erweiterte sich die MehrrumpfAbteilung gleich um zwei Hobie 16: die Jugendmitglieder Louis Rickmann-Stoll und Fabian
Wunderle fanden sich zu einem hoffnungsvollen
Nachwuchs-Team zusammen und das neue
Mitglied Hansjörg Herbold passte sich durch
Tausch seines Hobie 17 gegen einen Hobie 16
der MYC-Katszene an.
Yves Kessler stieg in die A-Cat Szene ein. Sein
frisch vom Europameister erstandener EinmannKat repräsentierte das Leichtbauextrem (war das
Boot nicht sogar leichter als der Slipwagen?).
281
Anhang
282
Ehren-Kommodore, Ehrenpräsident
und Ehrenmitglieder 1908 - 2008
in der Reihenfolge ihrer Ernennung
Ehren-Kommodore
Admiral Scheer
Admiral Ehrhard Schmidt
Ehrenpräsident
Alfred Bauch
Ehrenmitglieder
Dr. h.c. Karl Scharnagl
Admiral Ehrhard Schmidt
Admiral Waldemar Vollerthun
Hans Gruß
Dr. Karl Ritter von Halt
Anton Dreher sen.
Guido Band
Ferdinand Birkner
Dr. Fritz Hirschberger
Franz Schönborn
Generalkonsul Kurt Linnebach
Hans Edenhofer
Robert von Linde
Ludwig Senft
Max Seyffer
Dr. Kurt Kallhardt
Ulrich Lietz
Helmut E. Hofmann
Werner Keidel
Hans Mössbauer
Otto Geissler
Heinrich Hartl
Dr. Franz Wehrle
Walter Brand
283
Vorstandschaft des Münchner Yacht-Clubs
in den Jahren 1908 bis 2008
Vorsitzende
1908 - 1922
1923
1924 - 1928
1929 - 1946
1947 - 1948
1949 - 1951
1952 - 1959
1960 - 1968
1969 - 1970
1971 - 1973
1973
1974 - 1985
1986 - 1987
1988 - 1989
1990 - 1999
2000 - 2005
2006
ab 2007
Albert Zisch
Dr. Fritz Auernheimer
Fritz Hannamann
Emil Bickel
Heinrich Wehrle
Dr. Carl Schmid
Carl Schmucker
Kurt Linnebach
Erhardt Dahlke
Wilhelm Thalheimer
ab Juli nicht besetzt
Ulrich Lietz
Dieter Grass
Gerhard Bergmann
Dr. Carlo Kremer
Dr. Bernd Schaible
nicht besetzt
Dr. Carlo Kremer
Stellvertretende Vorsitzende
1908 - 1910
Heinrich Löb
1911
Karl Burger
1912 - 1914
Emil Bickel
1918 - 1920
Dr. Fritz Auernheimer
1921 - 1922
Fritz Hannamann
1923 - 1924
Albert Münzer
1925 - 1926
Heinz Becker
1927 - 1937
Elhard Müller
1938 - 1939
Eugen Niedermayr
1940 - 1941
Dr. Hans Martin
1943
Fritz Hannamann
1947
Karl Beck
1950 - 1951
Ferdinand Birkner
1952 - 1959
Kurt Linnebach
Max Seyffer
1960 - 1964
Wilhelm Thalheimer
Robert v. Linde
1965 - 1971
Robert v. Linde
Werner Keidel
1972 - 1973
Karl-Heinz Thielo
Ulrich Lietz
1974 - 1979
Karl-Heinz Thielo
Franz Grosser
1980 - 1988
Carl-Egon Heintz
Franz Grosser
1989 - 1994
Franz Senft
Ulrich Finckh
284
Zisch
Dr. Auernheimer Hannamann
Bickel
Wehrle
Dr. Schmid
Schmucker
Linnebach
Dahlke
Thalheimer
Lietz
Grass
Bergmann
Dr. Schaible
Dr. Kremer
1995 - 1997
1998 - 2000
2001 - 2003
ab 2001
Fritz Niederfahrenhorst
Ulrich Finckh
Fritz Niederfahrenhorst
Nikolaus Stoll
Nikolaus Stoll
Franz Senft
Nikolaus Stoll
Prof. Dr. Gerrick
v. Hoyningen-Huene
Schatzmeister
1908 - 1909
1919
1924 - 1927
1928 - 1942
1943 - 1946
1947
1948 - 1953
1958 - 1964
1967 - 1968
1969 - 1990
ab 1991
Otto Saumweber
Gaigl
Carl Ritter v. Gruny
Carl Schloeder
Paul Koemm
Georg Schreiber
Rudolf Eschenbach
Ferdinand Birkner
Toni Krammel
Helmut Hofmann
Hannsjörg Mössbauer
Schriftführer
1908 - 1914
1921
1924
1925 - 1930
1931 - 1932
1933 - 1937
1938 - 1939
1940 1947 - 1951
1952 - 1966
1967 - 1968
1969 - 1972
1973 1974 - 1979
1980 - 1983
1984 - 1989
1990 - 1999
2000 - 2006
ab 2007
Heinrich Löb
Fritz Auernheimer
Otto Ludwig
Eugen Niedermayr
Dr. Heinrich Kreisel
Eugen Niedermayr
Hans Mössbauer
Eugen Walletshauser
Karl Haist
Willy Weishäupl
Fritz Schrepfer
Toni Krammel
Franz Grosser
Carl-Egon Heintz
Helmut Hochholzer
Bernd Stretz
Niko Stoll
Johannes Wieser
Eberhard Stephan
Takelmeister / Hafenmeister
1909
J. Ruder
1919
Müller
1924
Heinz Becker
1925 - 1930
Carl Eschenbach
1931
Leo Kainradl
1932 - 1934
Fritz Krautheim
1935
Leo Kainradl
1936
Wilhelm Buß
1937 - 1938
Dr. Kurt Kallhardt
1939 - 1950
Max Fach
1951 - 1952
Werner Keidel
1953 - 1957
Theo Lindner
1958 - 1964
Friedrich Krieger,
Wilhelm Thalheimer,
Günter Schwarz
1965 - 1970
Werner Künzler,
Fritz Kleis
1971 - 1972
Fritz Kleis
1973 - 1984
Günther Belling
1985 - 1990
Eberhard Stephan
1991 - 2002
Hans Künzler
ab 2003
Stefan Ramstetter
Hausverwalter
1919
1924
1925 - 1929
1930 - 1931
1932 - 1934
1935 - 1936
1937 - 1939
1940 - 1942
1943
1947
1950
1951
1953
1958 - 1972
1973 - 1974
1975 - 1977
1978
1979 - 1984
1985 - 1994
1995 - 2004
2005
ab 2006
Hans Gruß
Carl Schilbers
Viktor Mann
Felix Hensel
Carl Fr. Dietz
Franz Brutscher
Paul Koemm
Fritz Neumann
Ferdinand Birkner
Georg Schreiber
Dir. Fr. Neumann
Ferdinand Birkner
Hans Edenhofer
Karl Beck
Dr. Rolf Zenneck
Helmut Hochholzer
Udo Graf Lambsdorff
Karl Beck
Werner Biebl
Volker Mader
Werner Petereit
Otto Hartmann
285
Casinowart
1921
1936 - 1937
1938 - 1940
1958 - 1969
1970 - 1977
1978 - 1981
1982 - 1985
1986 - 1999
2000 - 2003
2004 - 2006
ab 2007
Jugendwart
1919 - 1924
1925 - 1927
1928 - 1930
1931
1932
1933 - 1935
1936 - 1939
1940
1943 - 1950
1951
1952
1953
1954 - 1964
1968 - 1969
1970 - 1971
1972
1973 - 1975
1976 - 1979
1980 - 1983
1984 - 1986
1987 - 1990
1992 - 1997
1998 - 1999
2000 - 2004
ab 2005
Punder Gesellschaftsausschuss
Hans Münzinger
Carl Hammer
Hans Edenhofer
Otto Geissler
Heinz Ocker
Rudolf Hofmeister
Helmut Felber
Reiner Willmann
Michael Beham
Dr. Ernst Gerstetter
Rudolf Dix
Fritz Zotzmann
Carl Rothenheim
E. M. Müller
Heinrich Wehrle
Dr. Josef Stöckl
Hans Edenhofer
Leo Kainradl
Dr. Kurt Kallhardt
Kurt Zechbauer
Dr. Kurt Kallhardt
Ludwig Senft
Gerhard Stephan
Christian Denecke
Franz Senft
Karl-Heinz Feit
Peter Möckl
Ulrich Finckh
Hans Baumeister
Niko Stoll
Birgit
Niederfahrenhorst
Anderl Denecke
Ines Roßley
Philipp Ocker
Markus Brather
1950 - 1966
1967
1968 - 1972
1973 - 1978
1979 - 1980
1981 - 1986
1987 - 1995
1996 - 2002
ab 2003
Sportwart
1921
1959 - 1960
1961 - 1963
1964 - 1966
1967 - 1968
1969 - 1970
1971 - 1972
1973 - 1975
1976 - 1979
1980 - 1984
1986 - 1995
1996 - 1997
1998 - 2001
ab 2002
Beisitzer
1924
1925
1927
1926
1928
1930
1931
Vertreter der Bootseigner
1924
Rolf Cornet
1925 - 1929
Hans Gruss
1930
Ed. Martin Müller
1931
August Baumann
1932
Ed. Martin Müller
1933 - 1940
Karl Beck
286
1932
1933 - 1934
Ernst Frey
Helmut E. Hofmann
Fritz Schrepfer
Hans Mössbauer
Günther Pfaller
Heinz Thannheiser
Heinz Ocker
Patricio Anschütz
Holger Schmidt
Burger
(Wettfahrtausschuss)
Günther Pfaller
Harry Stanner
Heinz Thannheiser
Carl Egon Heintz
Stephan Dietz
Karl-Heinz Feit
Norbert Geissler
Werner Biebl
Norbert Geissler
Haide Crome
Hans Löhr
Anderl Denecke
Peter Biebl
Peter Fröschl
Hans Gruß
Elhard Müller
Elhard Müller
Dr. F. Auernheimer
Karl Schilbers
Dr. F. Auernheimer
Elhard Müller
Dr. F. Auernheimer
Karl Schilbers
Rudolf Laturner
Viktor Mann
Rudolf Laturner
Carl Hammer
Fritz Müller
Carl Hammer
Fritz Müller
Felix Hensel
Carl Hammer
Felix Hensel
Ferdinand Birkner
1935 - 1936
1937 - 1938
1939
1943
1950
1953
1958
Ehrenrat
1936 - 1937
1938 - 1939
1943
1953
1958
1964
1972
1977 - 1978
1978 - 1984
1985 - 1992
1993 - 1994
1995 - 1998
1999 - 2002
2003 - 2004
2005 - 2006
ab 2007
Carl Hammer
Ferdinand Birkner
Carl Hammer
Ferdinand Birkner
Kurt Zechbauer
Kurt Zechbauer
Rudi Eschenbach
Ferdinand Birkner
Carl Beck
Carl Hammer
F. Neumann
Kurt Zechbauer
Otto Ludwig
Otto Ludwig
Ferdinand Birkner
Hans Wilhelm Braun
Ludwig Senft
1964
1965
1968
1969 - 1972
1973 - 1975
1976 - 1979
1980
1981 - 1983
1984 - 1986
1987 - 1988
1989 - 1990
ab 1991
Ludwig Senft
Max Seyffer
Ludwig Senft
Max Seyffer
Max Seyffer
Erhard Dahlke
Max Seyffer
Günther Pfaller
Willy Böck
Herbert Schneider
Willy Böck
Norbert Geissler
Rudolf Hofmeister
Bernd Stretz
Dieter Grass
Gerhart Bergmann
Dr. Carlo Kremer
Hannes Braun
Emil Bickel, Fritz Hannamann, Elhard Müller, Carl Schloeder
Emil Bickel, Carl Dietz, Fritz Hannamann, Carl Schloeder
Emil Bickel, A. Dreher, Fritz Hannamann, Carl Schloeder
Rudolf Eschenbach, Dr. Kurt Kallhardt, Carl Schmucker, Max Seyffer,
Willi Weishäupl
Ferdinand Birkner, Dr. Kurt Kallhardt, Carl Schmucker, Max Seyffer,
Willy Weishäupl
Alfred Bauch, Willy Böck, Hanns W. Braun, Hans Huber sen.,
Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel
Alfred Bauch, Willy Böck, Hanns W. Braun, Gminder, Dr. Kurt Kallhardt,
Werner Keidel, Hans Mössbauer, Ramstetter sen.
Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel,
Robert v. Linde, Günther Pfaller
Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Werner Künzler,
Robert v. Linde, Hans Mössbauer
Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel,
Werner Künzler, Robert v. Linde, Hans Mössbauer
Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel,
Dr. Alfred Schubert, Dr. Hans Ubrig
Gerhard Bergmann, Karl Beck, Ulrich Lietz, Werner Kalckhoff,
Dr. Kurt Kallhardt, Dr. Hans Ubrig
Karl Beck, Gerhard Bergmann, Werner Biebl, Ulrich Lietz, Günther Pfaller,
Dr. Hans Ubrig
Karl Beck, Werner Biebl, Jürgen Franke, Ulrich Lietz, Günther Pfaller,
Dr. Hans Ubrig
Karl Beck, Jürgen Franke, Fritz Niederfahrenhorst, Ulrich Lietz,
Günther Pfaller, Dr. Hans Ubrig
Robert Kremer, Heinz Ocker, Günther Pfaller, Franz Senft, Gerhard Stephan,
Dr. Hans Ubrig
287
Mitgliederverzeichnis
zum 1. Mai 2008
Ehrenmitglieder
Keidel, Werner
Lietz, Ulrich
Brand, Walter
seit
1989
1987
2007
ordentliche Mitglieder
Abele, Peter
Adami, Dr. Rainer
Aicher, Florian F.
Aicher, Dr. Hans-Peter
Alt, Peter
Anschütz, Patricio
Balling, Alexander
Barnbrock, Dr. Jörn
Baumeister, Hans
Beck, Karl
Becker, Hartmut
Beham, Dr. Michael
Benze, Hans-Jürgen
Bergmann, Hannelore
Bergold, Dr. Stefan
Bickel, Dr. Georg
Biegert, Hubert
Bielefeld, Dr. Franz
Blum, Dr. Helmut
Böck, Johannes
Boer, Dr. Enno de
Boettcher, Dirk
Bohrer, Dr. Michael
Brand, Thomas
Brand, Uta
Brather, Peter
Braun, Hannes
Braun, Isolde
Braunhofer, Dr. Peter
Brenninkmeyer, Eva-Veronika
Büge, Martin
Burger, Dr. Claus
Busse, Marc
Busse, Dr. Timm
Clement, Dr. Cornelia
Davies, Eva
Dehler, Günther
Denecke, Andreas
Denecke, Christian
Dietrich, Hellmut
Dietz, Petra
Dietz, Stefan
Dreher, Anton
Drobik, Dr. Christian
Färber, Martin
Färber, Thilo
288
Eintritt
1942
1957
1974
1986
1973
1987
1983
1992
1970
1985
2001
1974
1945
2004
1991
1995
2002
2004
1965
1958
2005
1964
2003
1998
2003
1997
1985
1965
1960
1968
2008
1986
2004
2004
2001
1991
1963
1983
1969
1981
1985
1959
1980
1990
1952
1959
2005
1985
1976
Fahrnholz, Hans
1905
Fastl, Josef
1960
Feit, Karl Heinz
1967
Felber, Helmut
1975
Fendt, Werner Hubert
1991
Finckh, Ulrich
1970
Fink, Dr. Andreas
1997
Fischer, Raimund
2002
Franke, Jürgen
1954
Frankowski, Knut
1985
Frankowski, Ursula
1954
Franz, Anton
2004
Frenzer, Hubert
1999
Freymadl-Kupfer, Ursula
2001
Fröschl, Peter
1993
Gauwerky, Prof. Dr. Johannes
1999
Geissler, Florian
1976
Geissler, Michael
1985
Geissler, Norbert
1958
Geither, Theo
1969
Gerstetter, Dr. Ernst
1962
Gerstetter, Thomas
1989
Gloeden, Burga
2005
Gminder, Jost
2000
Grass, Dr. Jens-Peter
1978
Grass, Hanna
1994
Gribl, Dr. Peter
1981
Groh, Dr. Andreas C.
1973
Gross, Prof. Dr. Dr. Manfred
2003
Grosser, Florian
1989
Grosser, Andrea
2000
Haberland, Karl Reinhold
2005
Hartmann, Otto
2000
Haselmeier, Dr. Hans
1970
Heintz, Carl Egon
1964
Henning, Dieter
2002
Herrmann, Dr. Achim
1993
Heyer-Krug, Uwe
1984
Hochholzer, Helmut
1971
Hochholzer, Dr. Michael
1979
Hofmann, Dr. Gerd
1960
Hofmeister, Rudolf
1973
Hohmann, Jörg
1974
Holl, Klaus
1995
Hopf, Dietrich
1981
Hornstein, Florian Frhr. von
1975
Hoyningen-Huene, Prof. Dr. Gerrick Frhr. v.1971
Hudde, Jan-Patrick
1998
Ionescu, Dr. Gruia
1993
Janson, Horst
1991
Jaroslawsky, Nikolaus
2001
Jensch, Ingolf
2005
Junker, Paul
Kalckhoff, Stefan
Kessler, Yves
Klein, Dr. Hanns-Georg
Klumm, Desiree Suz.
Knaus, Gernot
Koch, Jens
Koch, Norbert
Koch, Wilhelm
Koemm, Dr. Stephan
Kolbinger, Moritz Korbinian
Kolling, Dr. Peter
Koniordos, Dr. Thomas
Köppen, Kai
Köster, Dr. Klaus
Kremer, Dr. Carlo
Kremer, Robert
Kreuzer, Dr. Ulrich
Krieger, Friedrich
Kuhlmann, Dr. Werner
Kuner, Nikolaus
Kunze, Andreas
Künzler, Hans
Kurze, Jan
Lambertz, Haide
Lang, Ernst
Lehmann, Prof. Dr. Michael
Leicher, Christoph
Lewandowski, Manfred
Liebhafsky, Dr. Ernst
Liebl, Michael
Linde, Dr. Florian von
Linde, Dr. Joachim von
Linde, Matthias von
Lindenmayr, Klaus
Löhr, Hans
Löhr, Hans-Christian
Löhr, Peter
Mader, Volker
Marshall, Hans
Mattausch, Prof. Dr. H. E.
Mayer, Bernhard
Medrisch, Dr. Max
Mendoca, Nuno de
Menzel, Dr. Manuel
Mössbauer, Hannsjörg
Müller, Hans Georg
Müller, Dr. Helmut-Peter
Nevrly, Sandra
Niederfahrenhorst, Fritz
Niederfahrenhorst, Kay
Niklas, Helmut
Nolte, Claudius
Nolte, Heinz
Nordhoff, Christopher
Ocker, Heinz
Ocker, Philipp
Pasemann, Anne
Pasemann, Renate
1974
1977
1974
2003
1979
2008
1977
1959
1969
1971
2005
1994
1991
1999
1992
1978
1973
1991
1954
1980
1992
2008
1959
2008
1969
1962
1975
1992
1957
1997
2000
1983
1963
1983
1956
1979
1984
1986
1959
2003
2001
2000
2003
2002
1973
1950
1961
1990
1990
1983
1981
1957
1969
1957
1984
1969
1990
1989
1966
Pawlik, Dr. Jürgen
Pfaller, Günther
Pfaller, Dr. Marius
Pöhlmann, Steffen
Presser-Velder, Gion-Otto
Putsch, Dr. Karl-Wilhelm
Quast, Michael F.
Ramstetter, Rudolf
Ramstetter, Stefan
Rank, Dr. Nikolaus Peter
Rank, Wolfgang E.
Rapp, Rasso
Reize, Stefan
Riedl, Martin
Roßley, Ines
Ruhe, Michael
Ruoff, Jochen
Sachs, Christopher
Sachs, Marion
Sachs, Barbara
Schäfer, Edith
Schaible, Dr. Bernd
Schastok, Bernd
Schmidt, Holger
Schmidt, Rainer
Schmitt, Roman
Schneider, Carl-Erik
Scholz, Celina
Scholz, Gebhart
Schönfels, Falk v.
Schroeteler, Dr. Paul
Schulz, Dr. med. Hermann
Schwaighofer, Andrea
Seidel, Werner
Seidel, Markus
Senft, Franz
Sepp, Dr. Hermann
Simon, Andreas
Sonnenburg, Siegwart v.
Sonnenburg-Grill, Brigitte v.
Sprengard, Dr. Alfred
Sprengard, Dr. Bettina
Stark, Günter
Steib, Hans
Steib, Sven
Steiner, Markus
Stenger, Angela
Stenger, Elfriede
Stephan, Alexander
Stephan, Gerhard
Stephan, Dr. Michael
Stephan, Dr. Thomas
Stephan, Eberhard
Stock, Dr. Mario
Stoll, Christian-Reinhold
Stoll, Nikolaus
Stretz, Bernd
Szeterlak, Nikola
Szilagyi, Heidemarie
1991
1944
1969
1974
2002
1968
1998
1952
1963
1973
1972
2008
1998
2003
1991
1982
2005
1984
1984
2004
2002
1993
1991
1990
1969
2004
2005
1992
1990
1990
1969
2004
1985
1992
2003
1961
2001
2001
1979
1985
1977
1977
2002
1956
1986
1984
1979
1992
1979
1951
1976
1981
1976
1966
1992
1972
1964
1974
1970
289
Tallmann, Beate
Thannheiser, Heinz
Thielo, Ida (Micky)
Thurner, Frank
Timmermann, Michael
Titze, Klaus
Ubrig, Andreas
Ubrig, Dr. Hans
Ubrig, Hans Manfred
Ulbricht, Peter
Wacker, Dieter
Weidl, Waltraud
Wende, Klaus
Wernthaler, Hanns Michael
Wernthaler, Rainer
Wibbels, Martin
Wieland, Klaus
Wieser, Johannes
Willmann, Reiner
Willmann, Tobias
Winkler, Andreas
Wollin, Klaus
Zenneck, Stephan
Zündt, Ralph v.
1971
1963
1963
1986
2001
1995
1976
1952
1973
1998
1965
2002
1976
1980
1963
2002
1979
1964
1992
1993
1995
1996
1978
1987
außerordentliche Mitglieder
Blasius, Dr. Stefan
Deinhard, Christoph
Dörries, Dr. H. Ulrich
Falk, Franziska
Fanselau, Stephanie
Feicht, Markus
Grumme, Dr. Katrin
Herrbold, Hansjörg
Heumann, Dr. Hans-Dieter
Hieber, Dr. Saskia
Kißlinger, Christian
Labek, Andreas
Lüth, Prof. Dr. Tim
Rupp, Christian
Weiß, Dr. Moritz
2006
2006
2006
2007
2008
2007
2006
2007
2007
2007
2008
2006
2006
2007
2007
passives Mitglied
Blum, Sebastian
Bössner, Dr. Otto Josef
Dietrich, Peter
Dietrich, Ingo
Dietz, Wolfgang
Fischer, Harald
Flach, Nicola
Franke, Ulrich
Gerstetter, Dr. Sabine
Grass, Oliver
Gröne, Maximilian
Grosser, Carolin
Hiebinger, Michael
Holzmann, Elfriede
Kugler, Dr. Karlheinz
Lambsdorff, Udo Graf
1990
1981
1952
1999
1985
1983
1980
1988
1989
1978
1986
1987
2002
2003
1992
1954
290
Lewandowski, Philipp
Lindenmayr, Christoph
Ortmann, Dominik
Ramstetter, Britta
Rank, Dr. Stephan Hubert
Reimers, Ingrid
Röpper, Marion
Ruhe, Axel
Schippel, Christoph
Schlang, Volker
Schubert, Manuela
Sienel, Dr. Wulf Günter
Sonnenburg, Christoph v.
Szilagyi, Nikola
Wirz, Gisela
Zähring, Anne
1993
1992
1993
1993
1972
1993
1970
1982
1978
1990
1969
1989
1981
1995
1994
1982
Ehegattenmitglieder
Anschütz, Ruth
Boer, Uta Elisabeth de
Braams, Andrea
Davies, Huw Brychan
Hartmann, Ines
Hochholzer, Eva
Jaross-Müller, Ingeborg
Medrisch, Carmen
Rosener, Barbara
Schaible, Doris
Schmidt, Nicola
Smuda-Fröschl, Sigrid
Stock, Isabella
Stoll, Birgit
Stretz, Gertrud
Völker, Susanne
Willmann, Gabriele
2003
1998
2006
2001
2006
2005
2002
2006
2006
2001
2004
2006
2005
2007
2006
2007
2005
Gastmitglieder
Berk, Claus
Blasius, Rudolf
Dobroschke, Sebastian
Dornier-Schlörb, Delia
Feister, Alexander
Johannsen, Katrin
Marzahn, Monika
Northoff, Heike
Schumacher, Uwe
Villiez, Trudi Frfr. v.
Wiegartner, Hermann
Wunderle, Artur
2008
2006
2005
2005
2006
2008
2004
2005
2003
2005
2003
2004
Fördermitglied
Kugler, Dr. Karlheinz
2001
Juniorenmitglieder
Adami, Maximilian
Anschütz, Andreas
Anschütz, Marc
Barth, Carolina
Becker, Saskia
1998
1997
1997
2004
2003
Becker, Giulia
Becker, Jannis
Bickel, Hanna
Bohrer, Maximilian
Brather, Markus
Brenninkmeyer, Johannes
Brenninkmeyer, Frederik
Davies, Melari
Davies, Oliver
Dobroschke, Lucas
Ernhofer, Rupert
Fabarius, David
Finckh, Wolfgang
Franke, Barbara
Fröschl, Sabrina
Gauwerky, Katharina
Hartmann, Mara
Hartmann, Odine
Henning, Annika
Henning, Bastian
Holder, Alexander
Hornstein, Carina Frfr. v.
Hoyningen-Huene, Constantin Frhr. v.
Hoyningen-Huene, Louisa Freiin v.
Kalina, Thomas
Kessler, Nepomuk
Kessler, Leopold
Kessler, Barbara
Krauspe, Tao
Lehmann, Marcus
Leicher, Andreas
Leicher, Johannes
Leicher, Barbara
Lill, Lilith
Lindenmayr, Karla
Lindenmayr, Bernd
Menzel, Carolin
Menzel, Marc
Mössbauer, Karina
Mössbauer, Dominik
Mössbauer, Maximilian
Northoff, Kilian
Obermaier, Amelie
Obermaier, Sophie
Ott-Petereit, Maximilian
Pfaller, Moritz
Ramstetter, Simon
Rank, Simon
Rank, Korbinian
Rank, Martin
Rickmann, Louis
Sasse, Laura
Schaff, Fiona
Schlörb, Leonhard
Schneider, Lea
Scholz, Julia
Schulz, Arthur
Schulz, Victoria
Spanke, Moritz
2003
2004
2006
1998
1994
2002
2002
1995
1995
2002
2005
2004
1994
1993
1996
2003
2006
2008
2002
2002
2007
2002
1997
1998
2004
1998
1998
2000
1994
1997
1997
1997
2003
2007
1993
1997
1996
1998
1994
1994
1997
2003
2005
2005
1999
1997
1993
1998
2000
2001
2001
2004
2004
2002
2002
2007
2007
2007
1992
Spanke, Felix
Stock, Sophia
Stoll, Christian
Stoll, Antonia
Stretz, Christian
Szeterlak, Nina
Villiez, Florian Frhr. v.
Wiegartner, Julia
Wieser, Andrea
Wieser, Martin
Wunderle, Fabian
Ziegelmayer, Katharina
Ziegelmayer, Sebastian
Zwinz, Manuel
2002
2001
1997
1997
1994
1997
2000
2002
1994
1994
2002
2000
2005
2003
Jugendmitglieder
Bohrer, Alexander
Braun, Maximilian
Braun, Louisa
Czermak, Cora
Dobroschke, Jonas
Donitzky, Elena
Drobik, Leonie
Finckenstein, Darian Graf Finck v.
Finckenstein, Leander Graf Finck v.
Frenzer, Sebastian
Greiner-Hepp, Ariana
Hobratschk, Paulina
Holder, Stefanie
Hotzen, Christian
Hoyningen-Huene, Tassilo Frhr. v.
Jensch, Isabel
Knaus, Isabella
Knaus, Valerie
Koch, Alexander
Köppen, Nicolas
Köster, Leonie
Köster, Thiemo
Kuner, Kilian
Leberfinger, Konstantin
Liebl, Mona
Northoff, Benedikt
Ortner, Sarah
Pawlik, Phoebe
Pöhlmann, Jannik
Pöhlmann, Leonie
Schaible, Maximilian
Schneider, Viktor
Sprengard, Tanja
Stock, Alexander
Szeterlak, Natalie
Thomin, Elisabeth
Treuberg, Christoph v.
Villiez, Maximilian Frhr. v.
Villiez, Anne-Christine Freiin v.
Wieland, Alexandra
Wieland, Felix
Wunderle, Manuel
Ziegelmayer, Maria
2002
2002
2007
2004
2004
2007
2005
2007
2007
2007
2001
2007
2007
2006
2005
2005
2002
2004
2007
2007
2004
2004
2001
2007
2002
2005
2006
2004
2005
2007
2003
2005
2006
2005
2001
2004
2007
2005
2006
2004
2007
2007
2004
291
Nachweise
Archive
Archiv Volker Buchner, GVo-Verlag, Starnberg
Archiv Norbert Geissler, Pöcking
Archiv Landratsamt Starnberg
Archiv Galerie Peter Schwarzmann, Starnberg
Archiv Undosa-Seerestaurant, Starnberg
Bayerische Staatsbibliothek, München
Münchner Stadtarchiv
Münchner Yacht-Club Archiv
Nautische Fachbibliothek des DTYC, Tutzing
Staatsarchiv München
Staatliches Vermessungsamt Starnberg
Starnberger Stadtarchiv
Yachtsportarchiv
Lexika
Beringer, Josef August, Trübner. Des Meisters
Gemälde in 450 Abbildungen, in: Klassiker der
Kunst, Bd. XXVI, Stuttgart und Berlin 1917
Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst,
Münchner Maler im 19. / 20. Jahrhundert,
(6 Bde.), 1981
Sol Knight, Lucia, del, MacNaughton, Daniel
Bruce (Eds.): The Encyclopedia of Yacht
Designers. W. W. Norton & Company,
New York 2006
Thieme / Becker, Allgemeines Lexikon der
bildende Künstler von der Antike bis zur
Gegenwart, Bd. 1 - 37, Leipzig 1950 / 1992
Vollmer, Hans (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der
bildende Künstler des 20. Jahrhunderts,
Bd. 1-6, Leipzig 1992
Meyers Lexikon. Bibliographisches Institut,
7. Aufl., Leipzig 1924
292
Festschriften und Jahrbücher
Bayerischer Yacht-Club e. V.(Hrsg.), Jahrbuch
1938, Starnberg 1938
Bayerischer Yacht-Club e. V. (Hrsg.), 75 Jahre
Bayerischer Yacht-Club. 1888 - 1963, Starnberg
1963
Bayerischer Yacht-Club e. V. (Hrsg.), Bayerischen
Yacht-Clubs 1888 - 1988, Eine Chronik, 1988
Buchner, Volker, Malerei am Starnberger See,
GVo-Verlag, Starnberg, in Vorbereitung
2008 / 2009
Dreher, Anton (Hrsg.): 1883 - 1983. Einhundert
Jahre Bootswerft Rambeck – eine Werft
macht Geschichte, Starnberg 1983
Heimatbuch Stadt Starnberg, Starnberg 1972
MYC Festschrift 1928, 1933, 1938, 1952 / 53,
1958 und 1983
MYC-Jahrbücher 1924, 1929 / 30 - 1939/40, 1964
Regattakalender und Jahrbücher der
Klassenvereinigungen
Vorstandschaft (Hrsg.): Königlich Bayerischer
Yacht-Club 1913, Starnberg 1913
Weiterführende Literatur
Ausstellungskatalog W. Trübner, Jörn Bahns
(Hrsg.), Kurpfälz. Museum, Heidelberg 1995
Ausstellung Initiative Villa Jauss e. V., Oberstdorf
2005
Brosch, Miriam, Starnberg in der Stunde »Null« –
Kapitulation, unveröffentl. Facharbeit im
Leistungskurs Geschichte am Gymnasium
Starnberg, Schuljahr 2005 / 06
Curry, Manfred, Regatta-Segeln, 1994
Denk, Roland (Hrsg.): Handbuch Segeln,
Bielefeld 2004
Gebhardt, Heinz, »Königlich bayerische
Photographie«, Laterna Magica, 1978
Heißerer, Dirk, Wellen, Wind und Dorfbanditen,
München 1995
Hiltl, Doris, Das Undosa und die Ära Gruß, in:
Starnberger Merkur v. 22. / 23. März 2003
Kramer, Klaus (Hrsg.): Segeln für den Kaiser, Die
Internationale Sonderklasse, Bielefeld 2003
Mann, Viktor: Wir waren fünf, Konstanz 1949
Ostini, Fritz v., Der Maler Edward Cucuel, Zürich
1924
Reichert, Rüdiger, v., Als die Amis kamen,
München 2004
Schmid, Elmar D., F. W. Pfeiffer, Dachau 1988
Schober, Gerhard (Hrsg.), A. Link, Der
Starnberger See und seine Umgebung vom
Würmtal bis zum Alpenrand, FaksimileNeuaufl. 1879 / 80, 1994
Schober, Gerhard, Petzet, Michael, Denkmäler in
Bayern, Landkreis Starnberg,
Denkmaltopographie der Bundesrepublik …,
Bd.1 / 21, München / Zürich 1991
Schober, Gerhard: Frühe Villen und Landhäuser
am Starnberger See – Zur Erinnerung an eine
Kulturlandschaft, 1998
Stark, Rudolf, Die Jagdstaffel unserer Heimat.
Ein Fliegertagebuch aus dem Kriegsjahr,
Leipzig 1932
Stephan, Michael (Hrsg.), Georg Queri
1879 - 1919, Journalist, Schriftsteller und
Volkskundler aus Oberbayern. Ein Lesebuch,
München 2002
Westendorf, Susanne, Lang, Hans, Das
Starnberger See Buch, München 1995
Zeitungen, Zeitschriften
Die Yacht, 1907 - 1940
Münchner Merkur, 1947 - 1990
Münchner Neueste Nachrichten, 1908
Starnberger Land- und Seebote, 1907 - 1985
Starnberger Merkur, 1980 - 2008
Süddeutsche Zeitung, 1980 - 2008
Velhagen & Klasings Monatshefte, 1928 / 29
Weltkunst, 13 / 1994
Internet
www.40qmSchaerenkreuzer.de
Internet Lexikon: Wikipedia
Internet Lexikon : Sub-Bavaria
Internet Lexikon: Westerländer Künstlerlexikon
www.yachtsportarchiv.de
293
Bildnachweise
Ziffer: Seitenzahl; u: unten; o: oben; M: Mitte;
re: rechts; li: links
294
Anschütz, Marc:
184, 185
268, 269
Aschenbrenner, Michael:
Ausstellungskatalog W. Trübner:
99 - 101
Beck, Karl:
272 li
Beck, Lilo, v.:
134
Bergmann:
284
Biebl, Peter:
274 li
Biebl, Werner:
274 re
Brand, Walter:
156 o, 244 u, 245
Braun, Hannes:
76, 77, 78/79
Buchner, Volker (GVo): 59 o, 94 o+M, 95, 103, 104
Denecke, Christian:
157
Dietz, Stefan:
213 M + u
Dreher, Anton, Rambeck, 1983, S. 28:
18 u
Fach, Hans:
93
Faltlhauser, Dr. Kurt:
9
Familie Senft:
161 u
Finckh, Uli:
211, 252 o+u
Fischer, Raimund:
202 o
Franke, Jürgen:
44, 52, 53 u, 75 u,
156 u, 177 u, 186, 187, 188 re, 189, 246 o,
247 M, 235, 45 (3)u
Frenzer, Hubert:
276 u, 277 u
Galerie Peter Schwarzmann, Starnberg: 94 u, 105
Grass, Dr. Jens-Peter:
284
Grass / Niederfahrenhorst:
254, 255
Grosser, Andrea:
38, 39, 117, 164, 165, 174,
175, 190 u, 212, 213 o, 216 - 219 li, 244 M re,
261, 273 r, 275 re
Heyer- Krug, Uwe:
260, 262-265
Hoermann, Joerg v.:
12
Hoyningen-Huene, v.: 7, 182 li, 183 li u, 183 re u
Janson, Horst/Quast, Mike:
200 u
Klein, Dr. Hanns-Georg: 194, 200 o, 203, 204 o
Koemm, Dr. Stephan:
88 o li, o re
Kremer, Dr. Carlo:
8
Krieger, Friedrich:
272 re, 273
Künzler, Hans:
202 u
Lambertz, Haide:
210 u, 246 u, 247 o, 249 o
Landratsamt Starnberg:
29 M u, 33 o re
Larass-Greger, Stefan M.:
36, 37 o
Linde, Bob v.:
244 o
Link, A. / Schober, G.:
290
Linnebach, Liselotte:
284
Lueth, Dr. Tim:
199 u
Luftbildverlag H. Bertram GmbH:
178/179
Medrisch, Dr. Max:
228 u, 229
Mössbauer, Hannsjörg:
71 re, 158 li
Müller, Dr. H.-P.:
234, 236 u, 237 - 241
MYC-Archiv:
14 / 15 u, 16 / 17 o 17 u, 18 o, 19,
20, 23, 24, 30 / 31, 32, 33 o,u, 34, 40 o+u,
41 li o, 41 re o, 42 / 43, 44 M o, 45(2+4), 46 o,
48, 52, 53 u, 68, 70, 74 li, 74 re, 81 - 83, 85 re,
86 / 87, 88 u, 89, 90, 92, 110, 113, 115, 116,
119, 122 - 124, 126, 127, 130, 133, 136 - 138,
139 u, 140, 147 - 149, 154, 158 re, 162, 163 o,
167, 172, 188 o, 196, 206, 207, 210 / 211 o,
230, 243, 248, 252 M, 284
Niederfahrenhorst, Kay:
258 o, 259 o,
278, 279 u
Nordhoff, Christopher:
35, 37 u, 54, 55, 176,
177 M, 182 re, 220 u, 242 o, 249 u, 253 M+u,
256, 257, 258 u, 259 u, 267, 270, 276 o, 277 o,
279 o
Ocker, Heinz:
159, 161 o, 163 u, 182 o
Pfaffinger, Ferdinand:
11
Pfaller, Günther:
153
Pöhlmann, Steffen:
183 M re, 190 li o, 191,
220 o, 221, 250, 251, 253 o
Ramstetter, Stefan:
47 u, 177 o
Rappel, Wolfi:
91, 145, 150, 151
Rehdes, Hans:
141,166
Roth, Karl:
10
Sachs, Bärbel:
53 o, 75 o, 242 u, 259 M
Schaible, Dr. Bernd :
205, 219 r, 284 M u
Schlösser- u. Seenverwaltung:
28
Schwarzmann, Galerie:
94 u, 105
Sebald, Matthias:
65 u
Staatl. Vermessungsamt Starnberg: 16 u, 40 M
Staatsarchiv München:
21, 22
Stephan, Gerhard:
41 u, 45 o, 46 M, 46 u, 47,
48 / 49 u, 129, 146, 214, 215, 231 - 233
244 M li, 247 u
Stoll, Christian-R.:
280, 281
Stoll, Niko:
275 li
Stretz, Traudi:
160
Thompson, Evelyn:
58, 59 u, 60 - 64, 65 o
Wagner, Hannelore:
284
Willmann, Rainer:
199 o, 201 u
Winkler, Andreas:
204 u
BYC, Festschrift 1888 - 1988:
121
Die Yacht:
72 / 73, 111, 208 / 209
Die Yacht 37/1932:
266
Münchner Neueste Nachrichten:
15
Münchner Yacht-Club Jahrbücher / Festschriften:
80, 84, 85 li, 110, 198
Münchner Yacht-Club Internet:
50 / 51
Starnberger Land- und Seebote:
139 o, 148
Starnberger Merkur:
271
Velhagen & Klasings Monatshefte: 106 - 108, 109
»Weltkunst«, 13 / 1994:
96 / 97
Yachtsportarchiv (Internet):
17 M, 18
295
Dank
Mein großer Dank richtet sich an alle Mitglieder
des MYC, die als Zeitzeugen, Autoren und
Fotografen zur Entstehung dieser Festschrift
beigetragen haben.
Für die Fotos verantwortlich gezeigt haben sich
u. a.: Jürgen Franke (MYC Fotoarchiv), Theo
Geither, Andrea Grosser; Christopher Nordhoff;
Manuela und Michael Schubert; Gerhard
Stephan.
Folgenden Gesprächspartnern aus dem Umfeld
des Clubs bin ich für Ihre Hinweise und Unterstützung besonders dankbar: Erwin SöllnerFleischmann (Mitautor); Evelyn Thompson
(Fotos: Familie Schloeder); Bernhard Babic
(München); Lilo v. Beck (Berg); Ulf Braunhold
(München); Volker Buchner (GVo-Verlag,
Starnberg); Jürgen Decker (Starnberg); Dr. Stefan
Frauendorfer (Tutzing); Manfred Grimm (Tutzing);
Joachim Hildebrandt (München); Holger Knigge
(Starnberg); Götz Leiser (München); Dr. Hans
Schmidt (Naut. Bibliothek DTYC); Matthias
Sebald (Ambach); Hannelore Wagner (Starnberg).
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