Final Report Evolutionsbiologische Funktion von - Gepris

Transcription

Final Report Evolutionsbiologische Funktion von - Gepris
Evolutionsbiologische Funktion von künstlichen Ornamenten beim Menschen:
Tätowierungen als Signale in der sexuellen Selektion?
Applicant:
Professor Dr. Peter M. Kappeler
Deutsches Primatenzentrum GmbH
Leibniz-Institut für Primatenforschung
Abteilung Verhaltensökologie und Soziobiologie
Kellnerweg 4
37077 Göttingen
Telephone: +49 551 3851-284
Fax: +49 551 3851-291
E-Mail: pkappel gwdg.de
Subject Area
Funding
Social Psychology, Industrial and Organisational Psychology
Funded from 2006 to 2008
Final Report
Final Report Year
2008
Final Report Abstract
Seit lausenden von Jahren verschönern sich Menschen aller Kulturen durch Bemalung des Körpers, durch
Kleidung oder Schmuck. Ein besonders auffälliger Körperschmuck sind dabei Tätowierungen, die sich hierzulande
in den letzten Jahren stark verbreitet haben und an Formenreichtum stetig zunehmen. Während Tattoos lange Zeit
hauptsächlich in sozialen Randgruppen zu finden waren, werden sie inzwischen quer durch alle gesellschaftlichen
Schichten genutzt. Von anderen Stilmitteln der Selbstpräsentation unterscheiden sie sich dadurch, dass es sich bei
ihnen um eine invasive und permanente Form der Körperverzierung handelt; ihr Erwerb ist schmerzhaft und mit
einem Gesundheitsrisiko verbunden. Nicht jeder möchte sich dem aussetzen. Eine weitere Besonderheit besteht
darin, dass sich Tattoos ganz oder teilweise unter der Kleidung verbergen lassen. Ihr Träger kann selber
bestimmen, wem er was zeigt, und auch in welchen Situationen das geschieht. Hier lässt sich eine Analogie zum
Tierreich ziehen, wo Ornamente im Kontext der Partnerwahl als sogenannte ehrliche Signale eingesetzt werden.
Die bisherigen Studien über mögliche biologische Signalfunktionen von Tätowierungen haben einige unerwartete
und teilweise widersprüchliche Ergebnisse zu Tage gefördert. Einerseits sind Tätowierungen vor allem bei jüngeren
Menschen zu finden. Dies kann auf verschiedenen Faktoren zurückgeführt werden. So ist diese Gruppe generell
anfälliger für Modephänomene und ist auch auf dem Partnermarkt besonders präsent. Obwohl sich nur ungefähr
jeder fünfte für eine Tätowierung entscheidet, weisen tätowierte Menschen keine körperlichen oder demografischen
Besonderheiten auf. Allerdings unterscheiden sie sich deutlich in einigen Persönlichkeitsmerkmalen. Bei den
Tätowierten finden sich zahlreiche Geschlechtsunterschiede in der Art und Position der Verzierungen, was auf eine
möglche Funktion auf dem Partnermarkt hindeuten könnte. Allerdings sind die Bewertungen der Betrachter in
dieser Hinsicht vernichtend: Personen mit Tätowierungen werden keinesfalls als attraktiver bewertet; bei Frauen
führen sie sogar zu einer negativeren Bewertung durch potentielle Partner und Rivalinnen. Möglicherweise
existieren trotz der rasanten Zunahme von Tätowierten noch Vorbehalte und Vorurteile aus der Zeit, in der vor
allem Matrosen, Strafgefangene, Söldner und Rocker ihre Körper auf diese Weise schmückten. Von diesem Effekt
scheinen heutzutage Männer andererseits zu profitieren, da sie von möglichen Partnerinnen und Rivalen als
männlicher eingestuft werden, wenn sie tätowiert sind. Es wird spannend sein zu verfolgen, ob sich diese
Einstellungen gegenüber Tätowierten in absehbarer Zeit ändern.
Publications
Wohlrab S, Stahl J, Kappeier PM (2007) Modifying the body: Motivations for getting tattooed and pierced.
Body Image 4/1: 87-95.
Wohlrab S, Stahl J, Rammsayer T, Kappeier PM (2007) Differences in personality characteristics between
body-modified and non-modified individuals: Associations with individual personality traits and their
possible evolutionary implications. European Journal of Personality 21/7: 931-951.
Kappeier P M, Fink B, Wohlrab S, Behlke N (2007). Machen tattoos sexy? forschuna SPEZIAL. Das Magazin
der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2/07: 22-25.
Wohlrab S, Fink B, Pyritz L, Rahlfs M, Kappeier PM (2007) Visual attention to plain and ornamented human
bodies: an eye-tracking study. Perceptual and Motor Skills 104: 1337-1349.
DFG Programme
Participating Person:
Research Grants
Dr. Bernhard Fink, Ph.D.
GEPRIS is a project of the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Contact GEPRIS at http://www.dfg.de/gepris
(c) 1999 - 2017 Deutsche Forschungsgemeinschaft (http://www.dfg.de)