Erasmus an der Universität Göteborg in Schweden

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Erasmus an der Universität Göteborg in Schweden
Erasmus an der Universität Göteborg in Schweden
Erfahrungsbericht von Juliane Steinmann
Göteborgs Universitet, Sahlgrenska akademi, Schweden
Medizin - Läkarprogram
Betreuungspersonen: Marie Twardon, foreign office, Studiendekanat
Karin Dejke ([email protected]), Sahlgrenska akademi
Anmeldung und Einschreibung:
Zunächst gilt es, sich in Freiburg innerhalb der Bewerbungsfrist beim Studiendekanat zu bewerben.
Die Bewerbung ist etwas aufwendig mit Motivationsschreiben, Sprachnachweis etc. aber man sollte
sich ruhig etwas Mühe geben, da Schweden sehr beliebt ist und nur wenige Plätze vorhanden sind
(damals 3). Hat man den Platz, bekommt man alle nötigen Unterlagen von Frau Twardon, die sie
dann auch nach Göteborg schickt. Dann heißt es warten bis ungefähr Anfang Juni, wenn eines
Morgens ein großer Umschlag von der Uni Göteborg im Briefkasten liegt, der den Letter of
Acceptance, das Learning Agreement und jede Menge Infos enthält. Einen Termin für ein Treffen
mit Karin Dejke (international coordinator) in Göteborg, die einem dann die Infos für die Kurse gibt
und einen einschreibt, war auch dabei.
Vorbereitung:
Zum Glück ist die Organisation in Göteborg fast perfekt, deshalb muss man gar nicht viel
vorbereiten. Die Anmeldung geschieht mittlerweile übers Internet, Karin Dejke schickt die Infos für
die Online-Anmeldung per Email. Generell funktioniert die Kommunikation mit Karin sehr gut, bei
Unklarheiten oder Fragen kann man immer eine Email schicken und man bekommt meistens
prompt eine Antwort.
Sprachliche Vorbereitung:
Ich hatte schon zum Spaß und auch mit dem Hintergedanken an einen Auslandsaufenthalt relativ
früh mit Schwedischkursen am Skandinavistik Institut angefangen. So hatte ich schon eine gute
Grundlage als ich in Göteborg ankam und bin sehr schnell reingekommen. Es ist schon zu
empfehlen bereits in Deutschland Schwedisch zu lernen, da der gesamte Unterricht auf Schwedisch
stattfindet. Für die Ersasmus-Sprachkurse (EILC) vor dem Semester hat man leider meistens keine
Zeit wegen der späten Klausuren in Freiburg und dem frühen Semesterbeginn in Schweden. Aber
da Schwedisch und Deutsch ja verwandt sind haben wir es als Deutsche relativ leicht, Schwedisch
zu lernen und es geht wirklich sehr schnell, auch wenn man vorher nur einen oder zwei Kurse
belegt hat. In Göteborg kann man auch während dem Semester kostenlos einen Sprachkurs belegen,
es gibt aber nur einen Anfänger- und einen Fortgeschrittenenkurs. Ich habe keinen belegt, da ich
bereits relativ viel Schwedisch konnte und die Kurse im Läkarprogram schon zeitaufwendig genug
waren. Man möchte ja auch noch etwas Freizeit genießen.
Belegte Kurse:
Ich habe termin (Semester) 6 und 7 belegt mit Invärtesmedicin, Psykiatri und Neurologi. Vor
Invärtesmedicin war noch ein zweiwöchiger Kurs biomedicinsk fördjupning, in dem es ein bisschen
um Statistik und klinische Studien ging. Anrechnen lässt er sich wohl nicht, aber man lernt bereits
seine Kommilitonen kennen und interessant wars auch. Wenn man lieber die zwei Wochen noch
freinimmt um ausgiebig das angebotene Erasmusprogramm zu nutzen, ist es aber denk ich auch
kein Problem.
Invärtesmedicin:
Invärtesmedicin dauert dann den ganzen hösttermin und auch noch einige Wochen des vårtermins
(Sommersemester). Zuerst gibt es eine Introduktionsvecka, danach ist man in Kleingruppen von 7-9
Leuten aufgeteilt und durchläuft verschiedene Spezialwochen in Kardiologi, Akutmedicin, Gastro/Hepatologi, Hematolgi, Lungmedicin, Diabetologi und Reumatologi. Dabei hat man Seminare und
praktische Momente auf Station, Ambulanz oder z.b. Herzkatheter. Bei den Akutmedicinwochen
hat man einen zweitägigen Reanimationskurs mit praktischer Prüfung, der wirklich super war. Am
Ende jeder Spezialwoche hat man eine Redovisning, also eine kleine Abfragerunde mit dem
leitenden Oberarzt. Hier werden entweder vorher verteilte Fragen durchgegangen oder Fälle
besprochen. Das ganze fordert schon etwas Vorbereitung, aber ist halb so wild. Meistens sitzt man
gemütlich mit einer Tasse Kaffee zusammen und jeder muss zeigen, dass er was gelernt hat in der
Woche.
Dann hat man noch insgesamt 6 Wochen AIM - allmän intern medicin, jeweils in zweiwöchigen
Blöcken verteilt aufs Semester, in denen man auf einer Station eingeteilt ist. Das ist ziemlich genau
das Gleiche wie unsere Famulaturen, mit einen Unterschied: Man muss kein Blut abnehmen oder
Zugänge legen, das machen alles die Krankenschwestern. Dafür soll man möglichst viele Patienten
aufnehmen, d.h. Anamnese und Status erheben, und dann das ganze diktieren. Beim zweiten AIM
(wenn man schon mehr weiß und kann...) soll man dann auch daganteckningar
(Patientenanmerkungen die jeden Tag geschrieben werden) und epikriser (Entlassungen) diktieren.
Ich war auf der Diabetesstation am Sahlgrenska eingeteilt, was teilweise eher langweilig war, da sie
nur 7 Betten haben und sich teilweise in zwei Wochen nicht so viel getan hat. Die Ärzte und
vorallem die Oberärzte waren allerdings super und sehr erklärwillig. Außerdem sind so genannte
överläkareundervisningar vorgesehen, d.h. man setzt sich mit den Kommilitonen, die auf den
umliegenden Stationen sind und dem jeweiligen Oberarzt zusammen und spricht Themen durch, die
die Gruppe besonders interessiert, oder die noch nicht so klar sind, oder man bespricht besondere
Patientenfälle. Einmal in der Woche hatten wir auch lunchmöte mit Karin Manhem, der
Kursleiterin, und haben Sachen wie EKG oder bestimmte Medikamente besprochen, und auch
Probleme oder organisatorische Dinge konnten dort angesprochen werden.
Während dem Kurs muss man auch fünf jourer (Dienste) auf der medicinakuten mitgehen, entweder
werktags von 17-23 Uhr oder am Wochenende. Wenn man „Glück“ hat kann man da richtig
spannende Fälle sehen oder auch z.b. Reanimationen miterleben. Bei mir war es immer eher sehr
ruhig, dann konnte man aber auch früher gehen. Später kann man auch eigene Patienten nehmen,
wenn man es sich zutraut.
Generell kann man sagen, dass der Innerekurs schon relativ anstrengend und zeitaufwendig ist. Die
Tage sind meist lang, gerne von 8-16 oder 17 Uhr und dann hat man natürlich noch nichts
nachgelesen. Andererseits lernt man viel, vorallem praktische Dinge und hat viel Patientenkontakt.
Außerdem kriegt man auch super Kontakt mit seinen Kommilitonen und in seiner Kleingruppe fühlt
man sich schnell richtig zu Hause.
Nach den Weihnachtsferien gab es dann die Klausur, die aus 45 Fragen und hauptsächlich Fällen
bestand. Es gibt keine MC-Fragen sondern alles wird schriftlich beantwortet, wobei man allerdings
keine Romane schreiben muss, kurze Antworten reichen. Man hatte fünfeinhalb Stunden Zeit, was
aber sehr großzügig ist, mir haben dreieinhalb Stunden locker gereicht.
Dann gibt es auch noch eine mündliche Prüfung, in der man mit zwei Kommilitonen und zwei
Professoren ca. zwei Stunden zusammensitzt und Fragen beantworten muss, die man auf Kärtchen
zieht. Die Themen für die Prüfungen werden aber vorher relativ eingegrenzt und beziehen sich auf
die wichtigsten Themen der Inneren Medizin. Die Prüfung war schon etwas anstrengend, aber die
Atmosphäre war angenehm und die Prüfer sehr nett.
Wenn man mit dem Unterrichtsmaterial lernt, welches man haufenweise bekommt, ist die Klausur
und die mündliche Prüfung kein Problem. Das empfohlene schwedische Lehrbuch hatte ich
zeitweise aus der Bibliothek ausgeliehen, dort gibt es leider aber nur sehr wenige Exemplare, sodass
man es oft zurückgeben muss. Es ist ziemlich teuer, die Auflage ist von 2006 und ich fand es nicht
so ansprechend. Ich habe dann noch den Herold gehabt und dort Sachen nachgelesen. Sehr
empfehlen kann ich auch www.internetmedicin.se ,
hier kann man zu allen möglichen Themen nachlesen und hat immer die aktuellen
Therapieempfehlungen.
Das Läkemedelsboken, das man am Anfang des Kurses bekommt, ist auch nicht schlecht.
Psykiatri:
Im termin 7 wird das Semester in zwei Gruppen geteilt, die abwechselnd psykiatri und neurologi
haben. In den Weihnachtsferien konnte man eine Email schreiben und sich wünschen, welchen
Kurs man zuerst belegen wollte.
Psykiatri war eher entspannt und kam mir ganz gelegen nach dem etwas mehr fordernden
Innerekurs. Zuerst hatte man drei Wochen Vorlesungen, mit einigen freien Nachmittagen oder
sogar mal ein ganzer Tag frei. Eine schöne Abwechslung zum Innerekurs. Die Vorlesungen waren
teilweise nicht sehr informativ, sodass man kein schlechtes Gewissen haben muss wenn man mal
die eine oder andere verpasst. Man sollte sich die Handouts mitbringen lassen um für die Klausur
lernen zu können.
Dann ist man 3 Wochen auf einer Station eingeteilt. Ich war auf der psykosavdelning am Mölndals
sjukhus, was sehr interessant war. Die Ärzte und Pflege waren alle sehr nett, die Atmosphäre super.
Ich habe mich richtig wohl gefühlt, und meine Vorstellung von einer geschlossen Station in der
Psychiatrie ist auch eine andere jetzt. Ich war immer bei den Patientengesprächen dabei, hätte auch
selber eins führen können, aber die Patienten waren doch so krank und psychotisch, dass es fast
nicht möglich war. Der Oberarzt war auch super und hat viel für mich und die Assistenzärzte
erklärt.
Der Nachteil am Kurs ist, dass man nur auf einer Station ist und natürlich nichts von anderen
Stationen mitkriegt. Ich habe zwar viele Patienten mit Schizophrenie und Wahnvorstellungen
gesehen, aber z.B. keine reine Depression oder OCD.
Die Klausur war auch gut zu bestehen, dank Altklausuren (www.kandidaterna.se)
Neurologi:
War wirklich ein toller Kurs, super Organisation und gute Kursstruktur. Der Kurs dauert insgesamt
7 Wochen und man hat abwechselnd eine Woche Vorlesungen und Seminare und eine Woche
Praktikum. Man hat eine Woche Neurokirurgi, bei der man mal im OP ist, mal auf der
Neurointensiv und in der Kleingruppe verschiedene Themen mit dem handledare durchspricht. Eine
Woche ist man auf Station eingeteilt, wo man Patienten aufnehmen muss und seinen Neurostatus
üben kann. Noch eine Woche ist man in der Ambulanz, wo man zwei eigene neue Patienten
bekommt, die man zuerst untersucht und befragt und sie dann dem Arzt vorstellt. Man ist immer zu
zwei, sodass man auch zweimal bei einem Kommilitonen zuschauen kann. Ansonsten kann man
sich aussuchen, bei welchen Ärzten man in der Ambulanz mitgehen möchte, z.b. MS, Epilepsie,
Rückenmarksschäden oder Parkinson. Die Ärzte waren alle immer sehr freundlich und haben so gut
es ging alle Fragen beantwortet.
Man soll möglichst auch mind. eine Lumbalpunktion selber stechen, was am ehesten in der
Ambulanz oder auf Station möglich ist.
Der Kurs wird abgeschlossen mit einer praktischen Prüfung und einer Klausur. In der praktischen
Prüfung ist man zu zweit und bekommt einen in der Klinik bekannten Patienten, von dem man aber
die Diagnose vorher nicht weiß. Dann muss einer die Anamnese mache und einer den Status
erheben, der Professor entscheidet, wer was macht. Danach bespricht man mit dem Arzt mögliche
Diagnosen zu denen man durch Anamnese und Status gekommen ist.
Die Klausur bestand auch aus offenen Fragen und drei Fällen, die man bearbeiten musste und
danach bewertet wurden, wir gut es dem Patienten nach der angedachten Untersuchung und
Behandlung ginge. Die Klausur war schon anspruchsvoll aber auch zu schaffen.
Unterschiede zum deutschen Studiensystem:
Das Studium ist sehr viel praxisorientierter als in Deutschland. Dafür wird nicht so viel Wert auf
Detailwissen gelegt. So habe ich zum Beispiel ganz selbstverständlich im Innerekurs
Vorhofflimmern kardiovertieren und im Neurokurs Lumbalpunktionen stechen dürfen. Die Kurse in
Schweden sind länger und man hat mehr Praktikum, dafür müssen die Schweden keine Famulaturen
machen.
Auf Station ist man vollwertiges Mitglied des Teams und nimmt Patienten auf und diktiert oder
schreibt auch alles was man macht in die digitalen Patientenakten. Die Studenten sind ein
selbstverständlicher Teil im Krankenhaus, auch für die Patienten.
Alle sind sehr offen und freundlich und ich habe mich immer willkommen gefühlt. Die Schweden
haben eine ausgeprägte Lehr- und Lernkultur, es wird erwartet, dass man fragt und ich habe nie
erlebt, das man keine Antwort bekommt oder jemand unfreundlich reagiert. Man kann auch immer
die Krankenschwestern fragen, die sehr gut ausgebildet sind (Universitätsstudium).
Die Hierarchien sind viel flacher und es nimmt sich einfach keiner selbst so wichtig, wie man es in
Deutschland oft erlebt. So kam es, dass mir bei der ersten Visite der Oberarzt die Tür zum
Patientenzimmer offen hielt, und ich ihn erstmal nur doof anschaute, weil ich meinen rechtmäßigen
Platz in der Reihe abwarten wollte (ungefähr nach der Krankenschwester).
Auch sonst geht es oft eher gemütlich zu, Fika (Kaffeepause) und Lunch (12-13 Uhr) sind richtige
Institutionen und Stress mögen die Schweden nicht. Manchmal kommt dann der Deutsche in einem
durch und man wünscht sich etwas mehr Elan, aber man kann sich ruhig etwas von der
schwedischen Gelassenheit abschneiden, ist sicher besser für die eigene Gesundheit (als
schwedischer Patient steht man allerdings vor langen Schlangen (kö) wenn man mal zum
Spezialisten muss).
Anrechnung von Studienleistungen:
Die Anrechnung der Scheine erfolgt mittlerweile direkt bei Frau Twardon im Studiendekanat. Da
ich dort aber noch nicht war, weiß ich nicht, wie genau es läuft. Von früheren Erasmusstudenten die
in Göteborg waren ist bekannt, dass der Innerekurs aus Göteborg komplett angerechnet wird,
inklusive Klausuren, was eine Ausnahme ist. Normalerweise muss man die Innereklausuren in
Freiburg mitschreiben. Ich gehe davon aus, dass das auch für mich und zukünftige Studenten in
Göteborg gilt.
Mit Neurologie und Psychiatrie sollte es auch kein Problem geben, da man weit über die
geforderten Stunden an Theorie und Praxis kommt und auch die Prüfungen gleichwertig sind. Nur
bei Psychiatrie werde ich noch eine Woche Kinder- und Jugendpsychiatrie in Freiburg machen
müssen, da das ein extra Kurs in Göteborg und nicht im Psychiatriekurs enthalten ist.
Wer kümmert sich sonst um die Erasmusstudenten?
An der Sahlgrenska Akademi gibt es eine super Gruppe für die Austauschstudenten namens Intet.
Durch sie bekommt man auch am Anfang einen Studentbuddy und sie organisieren viele Events um
einem die schwedische Kultur und Traditionen näher zu bringen, z.b. Kanelbullebacken,
Julsmörgåsbord, Påsksmörgåsbord, Ausflug zu den Schären etc. Das schöne ist auch die gute
Mischung aus vielen Schweden und Austauschstudenten. Auch toll ist, dass die Gruppe von der Uni
ziemlich gut gesponsert wird, sodass man selten etwas bezahlen muss für die ganzen Aktivitäten.
Intet meldet sich automatisch am Anfang des Semesters bei den Austauschstudenten.
Dann gibt es auch noch GISA, die sich um alle Erasmusstudenten an der Uni Göteborg kümmern,
also nicht nur die Sahlgrenska Studenten. Sie organisieren am Anfang die Welcome Woche mit
Welcome Party, Pub crawl etc. und auch während des Semesters immer wieder Erasmuspartys.
Während bei Intet ca. 15-30 Leute dabei sind, sind es bei GISA gerne mal 200. Etwas
unübersichtlich also, aber hier hat man die Chance, Studenten kennenzulernen, die nicht Medizin,
Pharmazie oder Nursing ( o.ä.) studieren.
Generell ist man als Erasmusstudent in Göteborg sehr gut aufgehoben und es wird sehr viel
Programm geboten. Allerdings hat man als Medizinstudent auch einen viel volleren Stundenplan als
die meisten anderen Studenten.
Dafür hat man viel mehr Gelegenheiten, die Schweden kennenzulernen, da man mehr Kontakt im
Studium hat und auch die Sprache besser spricht. Ich war zum Beispiel die einzige
Austauschstudentin in meinem Semester und habe dadurch gleich guten Anschluss gefunden und
wurde schnell in die Klassengemeinschaft integriert. Die Schweden sind eigentlich sehr offen und
kollegial und kamen direkt auf mich zu, weil ich neu in der Klasse war (Es sind nur ca. 100 Leute
pro Semester, sodass man als Neuer auffällt). Von dem gängigen Vorurteil, dass die Schweden so
zurückhaltend seien, und es schwer ist mit ihnen Kontakte zu knüpfen habe ich nichts gemerkt.
Anreise
Ich bin mit dem Auto gefahren und habe Jonas, den zweiten Erasmusstudenten aus Freiburg,
mitgenommen. Dadurch konnte ich zum Einen von Anfang an mehr Sachen mitnehmen, zum
Anderen musste mir auch nie Gedanken machen, wie ich mein ganzes Zeug wieder nach
Deutschland schaffe. Für Ausflüge in die nähere (Tjörn, Marstrand, Varberg) und fernere (Oslo,
Halmstad, Småland) Umgebung war es natürlich auch praktisch. Allerdings sollte man einen
Parkplatz beim Wohnheim mieten, da es sonst sehr stressig ist, einen Parkplatz an der Straße zu
finden. Anscheinend wird auch gerne in Autos eingebrochen wenn sie draußen rumstehen.
Fliegen kann man natürlich auch, am einfachsten mit Lufthansa von Frankfurt aus. Wenn man
rechtzeitig bucht kriegt man Flüge für 99 Euro. Ryanair hat die Strecke von Hahn nach Göteborg
dieses Jahr eingestellt.
Mit dem Zug kann man natürlich auch fahren.
Unterkunft
Man kann sich über die Uni für ein Platz im Wohnheim bewerben, was man auch unbedingt
möglichst rechtzeitig tun sollte, da es sonst sehr schwierig ist in Göteborg ein Zimmer zu finden.
Letztes Jahr haben die Zimmer auch nicht für alle Austauschstudenten gereicht, sodass die, die sich
spät angemeldet haben, keins bekommen haben. Ich hatte ein Zimmer im Olofshöjd, mit eigenem
Badezimmer und einer gemeinsamen Küche. Es ist das günstigste Wohnheim (ca. 3600 kr pro
Monat, also immer noch ziemlich teuer) und hat eine super Lage zur Innenstadt und zum
Sahlgrenska Universitetssjukhus. Hier wohnen auch die meisten anderen Erasmusstudenten,
trotzdem ist es relativ ruhig. Im Helmuts wohnen auch viele Erasmusler, dort hat man eine
Kochnische im Zimmer, zahlt aber auch einiges mehr. Außerdem sind dort immer Partys auf den
Fluren, also eher laut.
Konto, Handy, öffentliche Verkehrsmittel, Personnummer
Ich hatte noch in Freiburg bei der SEB ein Konto eröffnet, was aber nun nicht mehr aktuell ist, da
die SEB Deutschland jetzt zur Santanderbank gehört. Deshalb kann ich empfehlen, in Schweden ein
Konto zu eröffnen, z.B. bei der SEB dort, das erleichtert auch Dinge wie Miete zahlen und
Handykarten online aufladen.
Außerdem kann man sich im Januar/Februar für ein Stipendium der Uni bewerben (Adlerbertska
Hospitiefonden), was anscheinend auch alle, die sich bewerben, bekommen und dafür braucht man
ein schwedisches Bankkonto.
Fürs Handy empfiehlt sich eine Prepaidkarte von Comviq, das haben eigentlich alle
Austauschstudenten und man kann untereinander kostenlos telefonieren, außerdem gibt es günstige
Auslandstarife. GISA verteilt auch zu Anfang des Semesters diese Karten gratis, ansonsten kostet es
100 Kr plus aufladen.
Für die öffentlichen Verkehrsmittel gibt es Monatskarten für ca. 35 Euro und Dreimonatskarten für
ca. 90 Euro für Studenten. Das bietet sich vorallem im Winter an, da man bei centimeterdicker
Eisschicht und Schnee nur schlecht Fahrrad fahren kann. Ansonsten hat Göteborg ein gut
ausgebautes Fahrradwegenetz und ich fahre generell lieber Fahrrad als Bus und Tram.
Man muss sich innerhalb von 3 Monaten beim Migrationsverket registrieren, was man ohne
Probleme online machen kann ( www.migrationsverket.se ), mit der Registrierungsbestätigung kann
man dann beim Skatteverket ( www.skatteverket.se ) eine temporäre Personnummer beantragen,
was ich gemacht habe und auch sehr praktisch fand, da man doch oft nach dieser Nummer gefragt
wird und es nicht allgemein bekannt ist, dass es in Deutschland so etwas nicht gibt. Außerdem ist
man mit der Personnummer automatisch im schwedischen Gesundheitssystem mit drinnen.
Wenn man in Deutschland kassenversichert ist muss man sich eine europäische Krankenkassenkarte
holen, wenn man privat versichert ist, muss man entweder alles vorstrecken oder sich eben eine
extra Auslandskrankenversicherung abschließen.
Freizeitgestaltung
Ausflug zu den Schären (Boote gehören zum öffentlichen Verkehrssystem), Fika im Haga, Essen
gehen in Linné oder Vasastan, Elche im Slottskogen anschauen, an den Delsjön fahren, grillen,
schwimmen, Schlittschuhlaufen, Langlaufen auf einem der vielen Seen um Göteborg herum,
Havskajak in Marstrand, Liseberg (Vergnügungspark, Konzerte, Weihnachtsmarkt), Konstmuseum,
Världskulturmuseum, Universeum, Stadsteater, Konserthuset, Opera, Filmfestivalen,
Trädgårdsföreningen, Stockholm, Oslo, Kopenhagen, Småland (Astrid Lindgrens Näs,
Filmschauplätze Katthult und Bullerby, Holzhausstadt Eksjö), Uppsala, Bohuslänküste (Smögen,
Lysekil), Lappland......
Fazit
Es war ein tolles Jahr in Göteborg und ich habe immer noch nicht richtig realisiert, dass es schon
vorbei ist. Die Zeit ist einfach viel zu schnell rumgegangen. Ich habe viele liebe Menschen
kennengelernt und mich unglaublich wohl gefühlt in meinem Semester in Göteborg. Ich habe die
schwedische Mentalität kennen und schätzen gelernt, und hoffe, einen Teil davon auch nach
Deutschland mitnehmen zu können. Ich werde die Fika- und Lunchpausen vermissen, die
schwedische Gelassenheit und den vielen Kaffee. Es war toll, das schwedische System des
Medizinstudiums kennenzulernen und von dem praxisnahen Unterricht zu profitieren. Es ist auch
schön, zu sehen, das wir in Deutschland viele gute Sachen haben und nicht alles nur schlecht ist,
wie der deutsche Wutbürger gerne behauptet. Vermisst habe ich richtig gutes Brot, Spätzle und
Laugenstangen. Trotzdem würde ich sofort wieder zurückgehen, und wer weiß, vielleicht passiert
das auch eines schönen Tages. Ich kann es jedem empfehlen, sich für ein Auslandssemester zu
bewerben, generell und speziell in Schweden.