HZ 02.05.2003
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HZ 02.05.2003
HOHENLOHE Heute Stars von früher bei der Öhringer Beatles-Night Mit Tony Sheridan und Anne Haigis ging in Öhringen die Beatles-Night über die Bühne. KULTUR REGIONAL 28 Bei Currywurst drücken viele ein (Fett-)Auge zu Pfundskur startet zum Endspurt. Zum Beispiel in Mulfingen. RUND UM KÜNZELSAU 20, 21 Die Finanzkrise soll als Chance genutzt werden Waldenburg hat den Haushaltsentwurf 2003 vorgelegt. RUND UM ÖHRINGEN 22-25 Hohenloher Reaktionen Die Stadtbahn hat Verspätung „So kann man in der heutigen Zeit nicht arbeiten. So kann man nicht mit der Bevölkerung umgehen.“ Der Öhringer Oberbürgermeister Jochen K. Kübler ist stinksauer auf die Deutsche Bahn. Der Grund: neuerliche Verzögerungen beim Stadtbahnprojekt. Die Stadtbahn Heilbronn wird voraussichtlich ein halbes Jahr später in Öhringen ankommen, als ursprünglich geplant: statt Mitte erst Ende 2004. Das war im Verwaltungsausschuss des Heilbronner Kreistages bekannt ge- FREITAG 2. Mai 2003 worden. Laut Landrat Klaus Czernuska sind zwar alle elf Planfeststellungsverfahren eingeleitet, doch erwartet die Heilbronner Kreisbehörde zum Beispiel den Beschluss des Eisenbahnbundesamtes für die Sanierung des Weinsberger Tunnels erst in etwa acht Wochen. Die Phase der Vollsperrung ab Mitte Juni 2003, so Landrat Czernuska, wird sich deshalb von sechs auf neun Monate verlängern. Czernuska hatte noch eine zweite schlechte Nachricht. Die noch nicht gesicherte Finanzierung der Leit- und Sicherungstechnik gefährde den Termin für den Start der Bahn nach Öhringen Mitte 2004 extrem. Für die Tunnelsanierung muss die Bahn drei Millionen Euro beisteuern, für die Leit- und Sicherungstechnik 12,5 Millionen Euro und 1,5 Millionen für die Unterführung in Öhringen. Die DB hat die erforderlichen Verträge noch nicht unterzeichnet. Auf der Fahrt von Limerick nach Dublin erfuhr Bretzfelds Bürgermeister Thomas Föhl am Mittwoch von der erneuten Verzögerung. „Ich habe mich eigentlich von Anfang an gefragt, wie das gehen soll“, so Föhl. Die Verzögerung überrasche ihn nicht, bringe vielmehr noch etwas Luft – auch was das Planfeststellungsverfahren für die Haltepunkte anbetrifft. „Es war ohnehin ein sehr ehrgeiziger Zeitrahmen, der nur dann so läuft, wenn alles reibungslos funktioniert“, meint Bretzfelds Schultes. Man dürfe solche Projekte nicht im Hauruckverfahren umsetzen. „Es ist manchmal besser, wenn die Zeit noch da ist, um auch im Öhringen hofft auf große Werbewirkung Brandenburger Tor strahlt nach Berlin Von Peter Hohl „Dies ist eines der größten Kunstwerke, die in den vergangenen Jahren in Deutschland aufgestellt wurden“, freut sich Andreas Mayer-Brennenstuhl. Das mit der Größe meint er im wörtlichen, also im räumlichen Sinn: Die Vision vom Brandenburger Tor in Öhringen wird Wirklichkeit. 20 Meter hoch und 30 Meter breit spannt sich das Tor aus Stahlgerüst und Folie sechs Monate lang über die Neuenstadter Straße, das Tor zur Stadt Öhringen aus Richtung Autobahn. Am kommenden Dienstag wird der Grundstein gelegt. Den geistigen Grundstein hat Mayer-Brennenstuhl mit seinen Studenten von der Schwäbisch Haller Hochschule für Gestaltung im vergangenen Jahr gelegt. Beim col- lecTor-Projekt der Aktion StadtZeichen haben sie in Öhringen Eindrücke und Ideen gesammelt. Dabei fiel ihnen die Verbindung vom Oberen Tor zum Brandenburger Tor ins Auge: nicht nur architekturgeschichtlich durch den klassizistischen Stil, sondern auch persönlich durch den Hohenloher Baumeister Johann Georg Glenck, der sich in Berlin für Öhringen inspirieren ließ. Gut 200 Jahre später schafft die moderne Werbung eine neue Verbindung zwischen Öhringen und Berlin. Sechs riesige Werbeplanen, die das Brandenburger Tor während seiner zweijährigen Restaurierung verhüllten, werden im Wechsel am Öhringer Stadteingang aufgehängt. Die riesigen Foto-Folien zeigen vier verschiedene Motive, so dass das Brandenburger Tor in Öhringen mal von vorn und hinten gleich, üde nach einem bunten Abschlussabend im Bunratty Castle, wo ein mittelalterliches Mahl genommen wurde, ging’s für die Hohenloher heimwärts von Limerick über Dublin nach Frankfurt. Zuvor wurde freilich kräftig gefeiert. Begleitet von musikalischer Umrahmung, bei der auch Krautheims Alt-Bürgermeister Glaser mit einem Lied die rund 100 Besucher in historischem Ambiente überraschte und zu Beifallsstürmen hinriss. „Die Iren haben zum gemeinsamen Singen ein ganz anderes Verhältnis als wir“, sagt Glaser. Vier Chöre dirigiert der Alt-Schultes übrigens mittlerweile im Hohenlohischen. anz ohne offizielle Programmpunkte geht so ein Besuch natürlich nicht ab. Bei der gemeinsamen Kreistagssitzung in der vor drei Jahren neu gebauten Rennbahn strichen sowohl County-Vertreterin Bridgid Teefy als auch Landrat Helmut M. Jahn die positiven Seiten der Zusammenarbeit heraus. „Die Partnerschaft hat zu Beziehungen geführt, die weit über das Kommunale hinausgehen“, so Brid- G pur Notizen von Uwe Ralf Heer gid Teefy bei ihrer Rede. „Unsere Partnerschaft ist ja im 13. Jahr. Aber das ist eher eine Glückszahl. Denn wie wichtig solche Einblicke in andere Kulturen sind, sieht man derzeit weltweit täglich“, meinte Helmut M. Jahn. ie Basis der Verbindung zwischen Limerick und Hohenlohe soll weiter vertieft werden. So wird ein Mitarbeiter des County of Limerick zwei Monate im Landratsamt Hohenlohe arbeiten, drei Hohenloher Studenten der Tiermedizin werden im Gegenzug zwei Monate in Irland beschäftigt sein. Und sowohl im Grundschulbereich als auch zwischen der Gewerblichen Schule Künzelsau und einer Partnerschule in Limerick sollen jetzt intensive Beziehungen geknüpft werden. Erste Gespräche fanden am Rande des Besuches in Irland statt. „Das klappt alles optimal, da braucht man gar keine großen Meetings. Ein Beweis, wie gut diese Partnerschaft funktioniert“, meint Jahn. So steht auch der Rückbesuch der irischen Delegation in Hohenlohe bereits fest: An Ostern 2004 trifft man sich wieder. D Geschenk-Übergabe auf der Rennbahn von Limerick: Landrat Helmut M. Jahn und County-Manager Ned Gleeson. (Foto: Uwe Ralf Heer) STADTMARKETING Kommentar Tor für Öhringen Der einzige Maßstab für Werbung ist ihre Wirkung. Ob das Brandenburger Tor die Stadt Öhringen zum Thema in den überregionalen Medien macht, wird sich weisen. Die Zeichen jedenfalls stehen nicht schlecht: Die Zeit verlangt nach Bildern, und da machen sich die monumentalen Foto-Folien am Stadteingang allemal gut. Neben der plakativen Wirkung nach außen gibt’s eine tiefere, die nach innen geht. Diese wurde in Öhringen spürbar, als vor gut zwei Wochen das ursprüngliche Kostengerüst zusammenbrach und die Sponsoren noch einmal kräftig nachlegen mussten. Die gemeinsame Idee eint Kommune und Kapital. Stadtmarketing heißt das Zauberwort. Eine Stadt ist nur so stark wie ihre Wirtschaft – und umgekehrt. Wenn der Bürger – wie im Falle Brandenburger Tor – das berechtigte Gefühl haben darf, dass die Rechnung nicht aus seiner Kasse beglichen wird, dann wird das Tor zum Erfolg für Öhringen. Peter Hohl Brandenburger Tor kommt Öhringen feiert auf der Straße Am Muttertag, 11. Mai, soll das Klassisch soll’s beginnen, dann wird’s heiter: Vier verschiedene künstlerisch gestaltete Motive vom Brandenburger Tor Brandenburger Tor in Öhringen sind zwischen Mitte Mai und Mitte November am Öhringer Stadteingang zu sehen. (Montage: collecTor-Team) stehen, am 17. Mai wird es mit einem großen Straßenfest eingemal unterschiedlich aussehen wird. Euro) und einige kleinere Förderer ler. Der Oberbürgermeister ist über- weiht. Dazu wird die Neuenstadter Wie in Berlin wird die Folie zum haben das Projekt erst möglich ge- zeugt: „Diese herausragende Werbe- Straße mehrmals für den Verkehr Werbeträger. Zu sehen sind die Sig- macht. Als vor gut zwei Wochen die maßnahme strahlt nicht nur nach gesperrt: Am Mittwoch, 7. Mai, nets der Hauptsponsoren: ebm Mul- Finanzierung wackelte, sprang das Öhringen aus, sondern ins ganze nach Geschäftsschluss, am Samsfingen, Einkaufszentrum Ö, Han- Ö als zusätzlicher Sponsor ein, die Hohenloher Land, nach Baden- tag, 10. Mai, ab 14 Uhr und am dels- und Gewerbeverein Öhringen, anderen erhöhten ihre Beiträge. So Württemberg und bis nach Berlin. Sonntag, 11. Mai, ganztägig sowie Mega Company, Red Zack, Sony kamen mehr als 50 000 Euro zusam- Nur deshalb sind die Sponsoren be- am Abend der Einweihung. Dieser und T-Mobile. Die Sponsoren (mit men. „Für die Stadt ist die Aktion reit, so viel Geld zu bezahlen.“ sollen übrigens bis November weieinem Mindesteinsatz von 5000 kostenfrei“, betont Jochen K. Küb- Kommentar „Tor für Öhringen“ tere Aktionen folgen. (rho) HOHENLOHE M Umfeld alles perfekt fertigzustellen“, erläutert Föhl. Ähnlich gelassen nahm Landrat Helmut M. Jahn, ebenfalls zum Zeitpunkt der Nachricht in Irland, die Verzögerung. „Wir haben das Problem schon einige Zeit gekannt, daher überrascht es mich nicht. Wir haben zwar daran gearbeitet, aber es ist mit der Bahn eben schwierig“, gibt sich der Landrat diplomatisch. Gerade was die Tunnel-Arbeiten angeht, habe man auf Flexibilität gesetzt, zu der die Bahn nicht bereit sei. Wichtig sei gewesen, dass man einen ehrgeizigen Zeitplan aufgestellt habe. „Das Zeitkorsett ist absichtlich so eng gefasst worden, daher sind geringe Verzögerungen nicht schlimm“, so Helmut M. Jahn. (rho/rom/uhe) 19 >LZBGEB S age noch einmal einer, außerhalb des Kontinents schmecke das Essen nicht. Wer die irische Küche mit der britischen gleich setzt, tut ihr unrecht. Denn was die Iren so alles aus frischen Zutaten kreieren, das genügt höchsten Ansprüchen. Die Hohenloher jedenfalls waren voll des Lobes über die Menüs, die keine Wünsche offen ließen. Und manchen ab heute mit ausgesprochen bangen Blicken auf die Waage steigen lassen. uch wenn sich das alles nach einem vom Kreis organisierten Ausflug anhört, ist das mitnichten der Fall: Die Teilnehmer zahlen den größten Teil von Flug und Unterkunft aus der eigenen Tasche. abei müssen Bürgermeister, das wurde auch in Irland deutlich, in diesen Tagen sehr flexibel sein. So musste sich auch der Schöntaler Karlheinz Börkel immer wieder einige frotzelnde Sätze anhören, was denn nächstes Jahr sein würde, wenn er von seinen Jagsttälern in den Vorruhestand geschickt werden sollte. Einen heißen Tipp hatten die Kollegen Thomas Föhl (Bretzfeld) und Hermann Limbacher (Mulfingen) zu vorgerückter Stunde auch parat: Börkel solle sich doch in Adelsheim bewerben, wo derzeit ein Schultes gesucht wird. In dem badischen Nachbarort arbeitete Börkel in jüngeren Jahren. Auf dem Rathaus und aushilfsweise sogar als Bademeister. Aber damit nicht genug: Auch als Hobbymusiker, der in Brasilien deutsche Volksmusik zum Besten gab, war und ist Börkel im Einsatz. In Irland spielte er sogar auf einer Blockflöte vor King John’s Castle. Da sage noch einmal einer, so ein Bürgermeister sei nur ein Verwaltungstheoretiker ... A D .