Europas Flu sse sind mit Chemikalien ver

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Europas Flu sse sind mit Chemikalien ver
Gefährdete Lebenswelt
Europas Flusse sind mit Chemikalien verschmutzt
Chemikalien belasten Europas Gewässer stärker als gedacht. In fast der Hälfte
der untersuchten Flüsse sind empfindliche Wasserorganismen langfristig gefährdet.
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17.6.2014, 05:30 Uhr
Verschmutze Flüsse in Europa: Die stärkste Belastung kommt der Studie gemäss von Pestiziden (Aufnahme:
Verunreinigter Fluss Tuxer, Tirol, Österreich). (Bild: Imago)
Chemikalien belasten Europas Gewässer stärker als gedacht. Dies berichten deutsche,
Schweizer und französische Forscher in der Wissenschaftszeitschrift «PNAS». Die Verschmutzung ist laut den Experten so hoch, dass die von den EU-Mitgliedsstaaten bis 2015
angepeilte Verbesserung der Wasserqualität wohl nicht erreicht wird.
Die chemische Belastung stellt für fast die Hälfte der Gewässer langfristig ein ökologisches
Risiko dar. Bei 14 Prozent ist sie so hoch, dass sie für empfindliche Fische, andere Wassertiere und Algen akut toxisch sein kann.
Die Chemikalien in den untersuchten Flüssen stammen hauptsächlich aus der
Landwirtschaft und den städtischen Kläranlagen. Die stärkste Belastung kommt der Studie gemäss von Pestiziden. In bedenklichen Konzentrationen gefunden wurden auch Organozinnverbindungen, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe aus Verbrennungsprozessen. «Für die Praxis bedeutet das, dass sich auf
allen Ebenen dringend etwas bewegen muss», sagte der Studienleiter Ralf Schäfer. Chemikalieneinträge in Gewässer müssten generell vermieden werden.
In der Landwirtschaft sollten weniger Chemikalien eingesetzt und Abwässer besser geklärt
werden. Die Wissenschafter analysierten Daten zu 223 Chemikalien aus den Einzugsgebieten von 91 Flüssen, darunter der Rhein und die Rhone.
Die Angaben stammten von mehr als 4000 Messstellen. Direkte Vergleiche zwischen den
Ländern seien allerdings schwierig, erläuterte das Helmholtz-Zentrum in einer Mitteilung.
Dass Frankreichs Gewässerqualität in der Studie am schlechtesten dastehe, liege vermutlich daran, dass die Behörden dort über ein sehr engmaschiges Messnetz verfügen und
viele Substanzen analysiert werden. In anderen Staaten würden Risiken durch unzureichende Überwachung nicht erkannt.
80 Prozent der Weltbevolkerung leben im
Einzugsbereich belasteter Flusse.
picture-alliance/ dpa)
Welcher Fluss der schmutzigste der Welt ist, lässt sich schwer messen. Es könnte der chinesische Jangtse sein. Mehr als 6300 Kilometer ist er lang und damit der längste Fluss
Asiens.
Mehr als 400 Millionen Menschen leben an den Ufern des Jangtse. Der Fluss versorgt 70
Prozent der chinesischen Reisanbaugebiete mit Wasser.
Jahr für Jahr werden 30 Milliarden Tonnen Abfälle im Jangtse entsorgt.
Um den Ganges und seine Nebenarme ist es nicht besser bestellt.
Täglich gelangen 1,2 Millionen Kubikmeter Abwässer in den Ganges - und mit ihnen einiges an Gift.
Das Wasser des Ganges enthält hohe Konzentrationen an Cyaniden, Arsen, Blei, Zink,
Chrom und Quecksilber.
Wenn der Yamuna nicht von Chemieschaum bedeckt ist, ist sein Wasser schwarz von
Schwermetallen und Giften.
So haben in den letzten 50 Jahren mehr als zwei Millionen Tonnen Rohöl das Nigerdelta
verschmutzt.
Weltweit bringt die Verschmutzung der Flüsse die Trinkwasserversorgung von fünf Milliarden Menschen in Gefahr.
(
... Medikamentenrückstände bringen zunehmend Gewässer in Gefahr.
(Foto: riverthreat.net)
Wie 2010 die Studie eines internationalen Forscherteams ergab, ist der
Zustand der Flüsse in den dicht besiedelten Gebieten der Erde besonders beunruhigend…
…folglich auch in nahezu ganz Europa und Teilen Nordamerikas.
Giftiges Abwasser verschmutzt Colorado
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Ob und wie gesundheitsgefährdend diese Kajak-Tour auf dem Fluss Animas nahe Durango war, ist Gegenstand biologischer und juristischer Abklärungen. Klar ist: Die US-Umweltschutzbehörde EPA ringt mit den Folgen eines von ihr
selbst verursachten Chemieunfalls im US-Bundesstaat Colorado.
Bild: Keystone/Jerry McBride/The Durango Herald via AP
Die grobe Umweltverschmutzung ist ein Versehen von Beamten, die zur "Environmental
Protection Agency" (EPA), der US-Umweltbehörde, gehören.
Offenbar hatten sie dabei versucht, das Dreckwasser abzupumpen. Dabei brach eine Barriere, so dass sich die gelbe Brühe aus dem Bergwerk unaufhaltsam…
…unter anderem sollen Arsen, Blei und Aluminium ausgetreten sein.
Probleme mit grossen Trinkwasserreservoirs in den USA
Eine schwere Dürre hat weite Teile der USA fest im Griff: Das Umland entnimmt gerade dem Lake
Mead mehr Wasser, als an Schmelz- und Regenwasser zurückfliesst, was den Wasserpegel des ehemals grössten Stausees auf ein historisches Tief von 329 Metern über dem Meeresspiegel sinken
lässt. Seit der Inbetriebnahme des Hoover-Damms 1937 war der Wasserstand nie so tief. Mit ganz
anderen Schwierigkeiten sieht man sich hingegen im Norden der USA konfrontiert: Hier hat starker
Regen dazu geführt, dass grosse Mengen Phosphor und Stickstoff aus der Landwirtschaft in den
Eriesee geschwemmt wurden. Dort droht nun eine riesige Algenblüte, die das Trinkwasser verunreinigen könnte.
Aussichten am nordamerikanischen Eriesee. Der auch als Trinkwasserreservoir genutzte viertgrösste
Gewässer unter den Grossen Seen Nordamerikas hat regelmässig ein massives Algenproblem. Auf
diesem Bild aus dem letzten Jahr ist das Schlamassel deutlich zu erkennen.
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Die grünliche Verfärbung des Wassers, das im Zusammenspiel von eingeleiteten Düngemitteln und
warmem Wetter durch Cyanobakterien ausgelöst wird, nennt man Algenpest. Das Phänomen ist auf
einem Satellitenbild aus dem letzten Jahr gut sichtbar
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Verfärbung des Wassers, das im
Beim Lake Mead, ein Stausee etwa 50 Kilometer südöstlich von Las Vegas, handelt es sich um eines
der grössten Wasserreservoirs der Vereingten Staaten. Das Wasser ist hier sauber, aber es wird immer weniger, seit der Westen des Landes von einer jahrelangen Dürre heimgesucht wird.
Der Wasserspiegel ist hier bereits auf 329 Meter über dem Meeresspiegel gesunken - der weisse
Streifen an den Felsen veranschaulicht deutlich, wie viel Wasser er bereits verloren hat. Und es gibt
wenig Aussicht auf Besserung. Grund zur Sorge für rund 40 Millionen Einwohner in und um Las
Vegas, Pheonix und Los Angeles.
Wasserverschwendern drohen hohe Geldstrafen.
Im letzten Jahr erreichte der See einen Verschmutzungsgrad von 6,5 auf einer bis 10 gehenden Skala. Dieses Jahr wird
sogar ein Wert von 8,7 erwartet.
Jahr gut s
Bedrohung für Las Vegas und Los Angeles
Das Abwasser werde in fünf Tagen den Lake Powell erreichen, einen Trinkwasserspeicher für die
Grossstadt Las Vegas, sagte der Umweltaktivist Zach Frankel von der Organisation Utah Rivers
Council.
Von da werde das belastete Wasser über den Colorado-Fluss durch den Grand Canyon und schliesslich in den Meade-Stausee fliessen, einen wichtigen Trinkwasserspeicher für Los Angeles und andere Teile Südkaliforniens. Dadurch werde die Grundbelastung des Wassers durch krebserregende
Stoffe für die Menschen in der Region erhöht, warnte Frankel.
Wasserknappheit
Trinkwasser wird zum Anlagethema
Das Beispiel Kalifornien zeigt, dass das Thema Wassermangel in den Industrieländern angekommen ist. Damit dies kein globales Problem wird, sind viele Investitionen und damit
Investoren gefragt.
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Werner Grundlehner / 13.8.2015, 11:03 Uhr
Die Wasserknappheit in Kaliforinien bringt auch Spekulanten und Anleger auf den Plan. (Bild: Imago)
Wenn in den heissen Tagen des Sommers der Rasen wegen der Trockenheit von breiten
Rissen durchzogen ist, wird einem richtig bewusst, wie wichtig Wasser ist – und wie
selbstverständlich man die Verfügbarkeit des kühlen Nasses erachtet. Während in Europa
der Wassermangel meist nur an wenigen Tagen im Jahr ein Thema ist und das wirtschaftliche und soziale Leben nur am Rande beeinträchtigt wird, ist das Fehlen von Wasser in
vielen Schwellenländern ein brennendes Thema – und immer öfters auch in Industrieregionen wie derzeit in Kalifornien und in Hongkong.