Capoeira

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Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070
30. Jahrgang
4/ 2012
editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Wärme
die meisten Menschen mit einer Körperbehinderung
haben Angst vor der Kälte. Viele können die eigene
Körpertemperatur nicht wie andere Menschen regulieren. Vielleicht merken sie nicht, dass sie unterkühlen,
verbringen dann aber eine schlotternde Nacht unter
Bergen von Decken. Wohl dem, der ordentlich einheizen kann oder nicht allein im kalten Bett liegen muss.
Wir alle brauchen Wärme und Trost.
Wenn ausreichend gute Heil- und Hilfsmittel zur Verfügung stehen, kann das den behinderten Alltag erheblich erleichtern. Doch leider herrscht nicht immer guter
Wille, wenn es darum geht Schmerzen oder Handikap
zu erleichtern. Im Gegenteil: Ärzte haben (auch oft zu
Unrecht) Angst vor Regress, Krankenkassen mauern,
schicken gar rechtswidrige Bescheide oder führen
jahrelange zermürbende Verfahren gegen hilfsbedürftige Patienten. Beispiele für feindseliges Verhalten
der Kassen finden Sie in diesem Heft im „Forum“ (direkt hinterm Inhaltsverzeichnis) und wie so oft in der
„Sparschwein“-Rubrik (S. 35).
Immer drinnen zu hocken schlägt aufs Gemüt. Lieber:
Warm einpacken, nur mal kurz raus, die sparsame Sonne erhaschen und ein wenig von der kühlen Luft atmen. Die mutigen fahren auch jetzt noch weg. Es bleibt
uns überlassen, ob z.B. die Schweiz (S.26) das Ziel ist,
deren Bewohner zahlreiche Tröster der kulinarischen
Art gegen die alpine Kälte erfunden haben, oder das
malerische Mecklenburg (S. 22), das entgegen seinem
Ruf nicht nur Streusand, sondern Hügel, Kunst und Geschichte zum Anschauen bietet.
Wichtige medizinische Themen finden Sie auf den Seiten 42 bis 44. In unserem Markt-Teil (ab S. 55) lesen Sie
wie in unserer REHACARE-Nachlese über Neuigkeiten
bei den Hilfsmitteln. Zwei Anwälte, beide auch in der
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten aktiv,
dem Herausgeber dieser Zeitschrift, geben am Heftende wertvolle Rechtstipps.
Wenn Sie noch ein Weihnachtsgeschenk
brauchen, kann ich Ihnen dieses Buch
empfehlen: „Der Hund an meiner Seite
– Wie VITA-Asssitenzhunde helfen und
Lebensfreude schenken“. Hier erzählt
Tatjana Kreidler mit Hilfe der Journalistin
Ulrike Eichin wie sie dazu kam auch in
Deutschland (nach englischem Vorbild)
Hunde als „Helfer und Heiler“ zu etablieren. Die VITA-Gründerin erzählt von den Hunden ihres
Lebens, vom bissigen dicken Cocker ihrer Großeltern
bis hin zu Mighty, der legendären Alphahündin. Und
davon, wie sie im Laufe ihres Berufsweges dazu kam,
die Arbeit mit benachteiligten und später mit behinderten Kindern mit ihren Erfahrungen über die Fähigkeiten von Hunden zu verknüpfen. Richtig ausgebildet werden Hunde zum Seelenhelfer, öffnen Türen
nicht nur in der Wohnung, sonde rn vor allem auch zur
Umwelt und sind treue und warmherzige Tröster. Für
Tatjana Kreidler sind Hunde Wesen, die viel Respekt
und Liebe verdienen und ihre Erfüllung in einer Rolle
als hilfreiche Begleiter behinderter Menschen finden
können. Wer VITA helfen will, bestellt das Buch über
www.vita-assistenzhunde.de, dann erhält der Verein
einen Anteil.
Wenn Sie unserer Zeitschrift helfen wollen, wie wär‘s
mit einem Abo (ganz hinten im Heft)? Vielleicht ist ja
auch eine FGQ-Mitgliedschaft (inkl. PARA!) etwas für
Sie, Dabeisein kostet Betroffene lediglich 15 € jährlich.
Sie sind schon dabei? Umso besser.
Redaktion, Verlag und Herausgeber wünschen
frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Ihr
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704
PARAPLEGIKER 4/12
3
inhalt
editorial
3
Wärme
forum
6
Ute Hinkeldein, Erfurt:
7
Barbara Wiedenmann, Comeback-Stiftung.org:
Meine Heilmittel-Verordnung-Abenteuer
Verbrennungen durch Laptop auf dem Schoß-!
aktuell
8
Schlaglichter von der REHACARE
Seite 8
bericht
12
Zukunftsmusik auf der REHACARE:
51
Feiert 20 jähriges Bestehen:
Roboter gegen Pflegenotstand ?
Die Stiftung Deutscher Rollstuhlsport
Seite 12
technik
16
Audi S5-Coupé:
Da kommt Freude auf
markt bauen
19
Bauplanung:
Barrierefrei – mehr als ein Schlagwort
unterwegs
Hugo unterwegs:
22 Mit
Zu Wenden und Hügeln in Mecklenburg
mehr als Käse:
26 Viel
Wellness-Urlaub in der Ostschweiz
Seite 16
Zentrum der Schweiz:
29 Im
„Grüezi in Zürich !“
glosse
32
Charlys Trophäen
kultur
31
Kuriose Begegnungen (1):
34
Karikaturen von Barbara Früchtel
Seite 19
Haste mal ne Zeit ?
q – querschnitt spezial
silberne Spar-Schwein:
35 Das
AOK missbraucht „Zuständigkeitsklärung“
nach SGB IX
Rehabilitation für
36 Ambulante
Querschnittgelähmte:
„Aus dem Alltag in den Alltag“
39 Gewinner- oder Verlierer-Typ ?
Schmerz bei Querschnittlähmung:
4
PARAPLEGIKER 4/12
Seite 22
inhalt
Seite 26
q – querschnitt spezial
40 4.in FGQ-Stützpunkt-Symposium
der Manfred-Sauer-Stiftung:
„Das Stützpunktsystem – noch zeitgemäß ?“
Bewegungstherapie:
42 Anthroposophische
Heileurythmie bei Dekubitus
medizin
Spastik bei MS:
45 Gegen
Cannabis-Mundspray
erleichtert
48 Pumpsystem
Parkinson-Behandlung
markt
Seite 42
E-Ball Deutschland-Cup:
52 Ottobock
Turniersieg für Barmstedt Knights
53 Rolli-Power-Days in Wassenberg
bei eingeschränkter
54 Katheterisieren
Handfunktion:
Eigenständigkeit dank guter Hilfsmittel
und Servicehaus in
55 RehaHeidelberg eröffnet
Helptex – Versandhandel aus der
Region Rhein-Neckar
Arnold erhält Deutschen
56 Roland
Unternehmerpreis
Seite 45
ALTEC-Rampen bestehen DIN-Prüfung
57 Astra Tech HealthCare wird
Wellspect HealthCare
kleinanzeigen
57
kolumne
meinem Leben:
58 Aus
Daumen hoch, Monika Piel !
Seite 48
recht
nach Unfall:
60 Schadensersatz
Abfindungsvereinbarung –
Chancen und Risiken (1)
von der Gesetzlichen Krankenkasse:
62 Rollstuhl-Bike
Bundessozialgericht bestätigt Anspruch
65 66
abo impressum
Bitte beachten Sie die Beilage der Firma:
Daimler AG
Seite 62
Titelfoto: Alina Eickhoff
PARAPLEGIKER 4/12
5
forum
Ute Hinkeldein, Erfurt:
Meine HeilmittelVerordnung-Abenteuer
Hintergrund: Im November 2008 erlitt ich
einen Bandscheibenvorfall und wurde im Helios-Klinikum Erfurt operiert. Danach war ich
inkomplett gelähmt und erlitt auf der IST der
Klinik einen riesengroßen Dekubitus. Mein
Status: Pflegestufe II zu 100 % schwerbehindert, G/aG/H. Anfang Februar 2009 wurde ich
deshalb in das ZK Bad Berka Abteil. A 3 überwiesen. Bis zum 18.12. 2009 war ich dort stationär in Behandlung.
13.09.12 Ablehnung weil es zwei unterschiedliche Therapieformen gegeben hätte (KG und Atemtherapie)
18.09.12 Aufrechterhaltung des Widerspruchs inkl. aller Verordnungen in
Kopie ab 12/2009, damit Nachweis,
dass es nie Atemtherapie-Verordnungen gegeben hat
K
N
E
K
Mit entsprechendem Befund wurde ich Anfang Dezember 2009 entlassen und von meiner Hausärztin weiter betreut. Von Dezember
2009 bis Anfang Mai 2012 erhielt ich von ihr
durchgängig Rezepte für Krankengymnastik
ZNS.
N
A
R
K
07.09.12 Widerspruch
Im April 2012 wurde diese Ärztin mit 2 500 €
Regress belegt, weil sie zu viele Rezepte, Heilmittel-Verordnungen und Krankenhauseinweisungen vorgenommen hätte. Meine Verordnungen waren immer außerhalb des Regelsatzes. Die Barmer wünschte, dass ich
einen neuen Antrag stelle und neben der
gültigen Heilmittel-Verordnung noch den
Befund eines Orthopäden beifüge. Bis ich
alle nötigen Papiere zusammen hatte war
es schon Mitte August. Die von der Barmer
erzwungene „Auszeit“ betrug ein Vierteljahr.
Postverkehr:
(Kopien liegen der Redaktion vor)
12.08.12 Antrag auf längerfristige HeilmittelVerordnung
30.08.12 Ablehnung weil (angeblich) kein
gleichbleibender Therapiebedarf
bestünde
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S
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26.09.12 Übernahmebestätigung für 24 Monate bis zum 25.09. 2014 durch die
Barmer
In dieser Zeit gab es eine Neubegutachtung
durch den MDK (Medizinischer Dienst der
Krankenkassen) auf Antrag der Kasse. Diese
hatte auch die Transport-Kostenübernahme
zu Ärzten in Frage gestellt. Bis Ende des Jahres zahlen sie den Transport.
Anm. d. Red.: Dieses Vorgehen der Krankenkassen (andere Fälle bereits bekannt) hat
Methode. Abgelehnt wird kategorisch, teils
mit hanebüchenen oder erkennbar sachlich
falschen Begründungen. Missachtet (oder
ausgenutzt?) wird dabei die erwiesene Hilfsbedürftigkeit der behinderten oder schwer
kranken Antragsteller. Dahinter steht wohl
die Hoffnung, dass sich die Betroffenen vielleicht nicht wehren können. Da hilft nur Gegenwehr, per Widerspruch, notfalls mit Hilfe
einer Klage. Auf www.fgq.de finden sich unter
AG Recht ein spezialisierter Anwalt und ein
Rechtsbeistand im Sozialrecht.
Red. Bearbeitung:
Peter Mand
Die Aussagen dieser Rubrik müssen nicht mit den Ansichten von Redaktion, Verlag oder Herausgeber
übereinstimmen und werden ausschließlich von den Autoren verantwortet.
6
PARAPLEGIKER 4/12
forum
Barbara Wiedenmann, Comeback-Stiftung.org:
Verbrennungen durch Laptop
auf dem Schoß !
Bei querschnittgelähmten Menschen können aufgeheizte Laptops schwere
Verbrennungen verursachen.
Ich selbst habe mir schwerste Verbrennungen
durch die Benutzung meines Laptops im
Schneidersitz zugezogen, als dieser während
des Schreibens auf meinen gefühllosen Füßen
auflag. Laptops können sehr heiß werden und
schwere Verbrennungen verursachen – besonders bei Menschen, die Hitze nicht spüren. Schon der Kontakt mit 50 Grad heißen
Oberflächen kann bereits nach acht Minuten
zu ernsten Verbrennungen führen. Diese Tem-
peratur erreichen schnelle Laptops rasch. Sie
werden gerne auf dem Schoß oder auch im
Schneidersitz genutzt. Das kann nach einer
halben Stunde zu schwersten Verbrennungen
führen, mit Operationen, schlimmstenfalls
Amputation der Zehen.
Deshalb: Laptops nicht auf dem Schoß nutzen,
sondern möglichst auf einem Tisch oder einer
Unterlage (Laptray) nutzen.
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aktuell
Schlaglichter von der
REHACARE
Die REHACARE in Düsseldorf wurde in diesem Jahr
vom 10. bis zum 13. Oktober in den Messehallen der
NRW-Landeshauptstadt durchgeführt. Die Veranstalter melden diese Erfolgszahlen: 851 Aussteller
aus 32 Ländern haben ihre Produkte ausgestellt, 51
000 Besucher mit und ohne Behinderungen – dabei
viele Fachmenschen aus den Bereichen Medizin, Ergo
und Physio – haben die Leistungsschau besucht.
D
as ist ein besseres Ergebnis als vor einem
Jahr, da haben allerdings einige Aussteller
turnusmäßig ausgesetzt. Bei der vergleichbaren Ausstellung vor zwei Jahren war das
Ergebnis etwas besser. „Wir haben in
diesem Jahr neue, spannende
Themen auf die REHACAREAgenda gesetzt und damit sowohl den Nerv der
Betroffenen als auch den
des internationalen Fachpublikums getroffen“ – so
Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf.
„Wir haben in diesem
Jahr neue, spannende Themen auf die REHACAREAgenda gesetzt und damit
sowohl den Nerv der Betroffenen als auch den des
internationalen Fachpub„Ottobock“ bringt auf jeder
likums getroffen“ REHACARE
mindestens eine Überraschung. Diesmal war es der Rollstuhl „Ventus“ in absolut ungewöhnlicher Ausstattung
aus der Abteilung Sonderbau. Neben dem
polierten und mit Klarlack überzogenen
Alu-Rahmen mit attraktiven Sandstrahl-Mustern sind die erstmalig an einem Rollstuhl
gezeigten Scheibenbremsen das hervorstehende Merkmal dieses Starr-Rahmen-Rollstuhls. Bemerkenswert auch der formstabile
Carbon-Kleiderschutz und die attraktiven
„Spinergy“-Laufräder mit Titan-Greifreifen.
Diesen Rollstuhl für Individualisten kann
man ab sofort über den Reha-Handel bestellen. Vom „Ventus“ wurde auch ein attraktivbuntes Kinderprogramm gezeigt.
8
PARAPLEGIKER 4/12
Fast unüberschaubar ist das Angebot an Ausstattungen für die große Anzahl an ElektroRollstühlen. Da bleiben kaum noch Wünsche
offen, da gibt es für fast alle körperlichen
Einschränkungen eine Lösung. Neben den
bekannten Steuerungen durch Hand, Kinn,
Mund oder auch Fuß wurden zahlreiche weitere individuelle Möglichkeiten gezeigt. So
gibt es beispielsweise viele Joysticks, einen
Tempomat und etliche Möglichkeiten der
Programmierung. Aber auch ein in Augenhöhe platzierter und mit einer Mini-Kamera verbundener Bildschirm, der Menschen, die in ihrem Blickfeld eingeschränkt sind, die Strecke
vor und neben dem Rollstuhl zeigt. Gezeigt
wurde auch ein Prototyp für Einarmige. Da ist
der fehlende Arm mit Hand als Roboter-Glied
ersetzt, steuerbar mit der gesunden Hand
– eine bemerkenswerte Innovation, die vielleicht mal Wirklichkeit wird.
Sehr interessant ist der Prototyp eines in
seiner Art einmaligen Handbikes. Mit intelligenter und von Bosch speziell gebauter
Elektro-Unterstützung ist es in Verbindung
mit grobstolligen Reifen und großer Bodenfreiheit selbst für unwegsames Gelände geeignet. Nach Anlauf der Serien-Fertigung
werden wir in einem Testbericht die Möglichkeiten des „Emano 3M“ beschreiben.
Auf der REHACARE wurde mit Philipp Hoefer
der neue Leiter des nationalen Rollstuhl-Geschäftes vorgestellt. Hoefer ist Jahrgang 1980,
hat an der PFH (Private Fachhochschule / www.
pfh.de) Göttingen studiert und geht mit viel
Elan und neuen Ideen an diese anspruchsvolle
berufliche Aufgabe: „Ich werde unter anderem
auch das von Wolfgang Raabe begonnene
Outdoor-Challenge-Aktiv-Programm neu auflegen.“ Darauf werden sich all die freuen, die
schon mal an einer solchen Veranstaltung
teilgenommen oder davon gehört haben.
Weitere Informationen bei www.ottobock.de.
aktuell
Handbike mit Elektro-Unterstützung von Bosch, demnächst in Serie.
Traf auf großes Interesse: Der „Ventus“ von Ottobock.
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aktuell
Interessante Hingucker
Stark besucht war auch in diesem Jahr der große Sopur-Stand, und lohnend war ein Besuch bei der „Sunrise Medical GmbH Malsch“ allemal. Die
auf guter Basis weiterentwickelten Produkte der „Generation 2013“ – wie
Sopur das nennt – waren als „High Performance in vollendeter Form“ absolut überzeugend. Sopur-Rollstühle und Handbikes überzeugen durch
relativ geringes Gewicht, verbunden mit guter Steifigkeit.
Sopur-Kundenberater
Heiko Denk ist stolz auf
den neuen Xenon.
Handbike-Spitzensportler
Vico Merklein demonstriert
den Einstieg in das Shark RT.
Das große Kinderrollstuhl-Programm wurde überzeugend von Winni Sigg
präsentiert. Um den Handbike-Spitzensportler war immer ein großer Andrang zu beobachten. Ebenso bei Vico Merklein, der als Silbermedaillen-Gewinner der Londoner Paralympics natürlich die Bestbesetzung für die Beratung bei den Sopur-Handbikes war.
Friedhelm Ziegler, Verkaufsmanager Deutschland: „Wir sind sehr zufrieden,
unser Stand war über die gesamte Messezeit wieder sehr besucht von Betroffenen, Angehörigen, Fachhändlern und Therapeuten. Unsere Produkte trafen
auf viel positives Interesse. Das ist toll und all das zeigt uns, dass wir auf dem
richtigen Weg sind.“ Weitere Informationen bei www.sunrisemedical.de.
Sicher und ergonomisch
VEIGEL hat seine ohnehin aus vielen Gründen als vorbildlich zu bezeichnende Gas-Bremse-Handbedienung des Systems BRUHN nochmal verbessert. Die erstmalig auf der REHACARE sehr attraktiv in einen roten Mercedes SL eingebaute neue „Classic II“ ist nochmals um bemerkenswerte 20
10
PARAPLEGIKER 4/12
aktuell
Noch schmaler
und eleganter:
Die neue „Classic II“,
hier in einem aktuellen Mercedes SL.
Prozent schlanker geworden. Zu dieser Handbedienung bietet Veigel etwa 350 auf den entspretspre-chenden Autotyp angepasste Einbausätze an, dazu einen universell verwendbaren. Die „Classic
sic II“
kann bei Nichtgebrauch leicht umgelegt werden, damit steht sie dann auch Fußgängern in dem
umgerüsteten Auto nicht im Wege.
Die neue Handbedienung wird auf Wunsch mit unterschiedlichen Verkleidungen angeboten, man
n
kann sie also – wenn man das möchte – an die Innenausstattung seines Autos anpassen. Selbstverständlich entspricht diese Handbedienung auch den strengen Anforderungen der Autohersteller, beispielsweise von Audi, Mercedes und VW. „Wir sind mit dem Erfolg auf der REHACARE
sehr zufrieden, es war noch besser als vor zwei Jahren“: So Axel Bärwinkel, Technischer Geschäftsführer von Veigel. Weitere Informationen bei www.veigel-automotive.de.
Text & Fotos:
Hermann Sonderhüsken
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bericht
Zukunftsmusik auf der REHACARE:
FOCAL - Jaco Roboterarm
am Rollstuhl.
Roboter gegen
heit und macht den Einsatz von Pflege- und
Notfalldienstleistern schneller und effektiver.
„Assistenzroboter können wesentlich dazu
beitragen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität hilfebedürftiger Personen zu steigern,
indem sie ihre Abhängigkeit von Dritten verringern“, so Dr. Birgit Graf, Gruppenleiterin
Haushalts- und Assistenzrobotik am Stuttgarter Fraunhofer IPA.
Assistenzroboter unterstützen und interagieren mit dem Hilfebedürftigen. Sie stellen eine
neue Klasse von Robotern dar, da sie sich mit
dem Menschen den Raum teilen und direkt
kommunizieren. Sie zeichnen sich dadurch
aus, dass sie mit Hilfe von Sensoren und intelligenten Algorithmen in der Lage sind, ihre
Umwelt sowie Personen wahrzunehmen, mit
Menschen auf unterschiedliche Weisen zu
Können Roboter
alte, kranke und
behinderte Menschen pflegen?
Viele Ingenieure
glauben daran –
und entwickeln
Maschinen, die
eines Tages Menschen betreuen
sollen. Einen Überblick über den
Stand der Technik
und Perspektiven
der Forschung gab
der Themenpark
Assistenzrobotik
auf der REHACARE.
12
PARAPLEGIKER 4/12
in älterer oder behinderter Mensch
stürzt. Die Sensorbox in seiner Wohnung erkennt die Notsituation und schickt
den mobilen Assistenzroboter zu ihm; der erfasst die Lage des Verunglückten, ermöglicht
ihm über seinen integrierten Bildschirm die
Kommunikation mit dem Notdienst, versucht
ihm wenn möglich aufzuhelfen oder versorgt
den Verletzten während der Wartezeit auf die
Helfer mit einem Glas Wasser.
Kein Science-Fiction-Szenario: Das Fraunhofer-Institut der Produktionstechnik und
Automatisierung IPA präsentierte auf der REHACARE 2012 in Düsseldorf mit praktischen
Demonstrationen eine Lösung für die mobile Notfallassistenz, die die ServiceroboterPlattform „Care-O-bot 3“ mit stationären Umgebungssensoren verbindet. Dieses Projekt
bietet Personen, die noch zu Hause leben
können, aber in bestimmten Situationen auf
externe Hilfe angewiesen sind, mehr Sicher-
Dr. Birgit Graf.
bericht
Pflegenotstand
kommunizieren, selbstständig zu navigieren
und Entscheidungen zu treffen.
Robotersysteme können beispielsweise – je
nach Grad der Einschränkung des Betroffenen – bei der Arbeit durch Kraftunterstützung oder durch Ausgleich nicht mehr
vorhandener kognitiver oder körperlicher
Fähigkeiten helfen, die Bewältigung von
Haushaltstätigkeiten sowie die Mobilität und
Kommunikation unterstützen. Therapie- oder
Zuwendungsroboter werden solche Geräte
in der Fachwelt genannt. Sie sollen nicht den
Therapeuten ersetzen, sondern von dem
gezielt eingesetzt werden. In Europa sollen
Assistenzroboter auch nur von Therapeuten
und ausgebildeten Fachpersonal eingesetzt
werden, in Japan können die auch schon von
Privatleuten gekauft werden.
Autonome Roboter für die Alten- und Behindertenpflege sind das Ziel vieler Wissenschaftler. Denn nur so, sagen sie, könne der
Pflegenotstand gemildert werden. Bis zum
Jahr 2050 soll sich der Bedarf an Vollzeitarbeitskräften in der Altenpflege auf 1,3 Millionen verdoppeln.
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Was wird morgen möglich sein?
Haushaltshelfer, Notfallassistenten, Ess-, Gehund Mobilitätshilfen, Hilfe beim Waschen
und Ankleiden, Rollstühle mit Roboterarm,
roboterunterstützte
Rehabilitationsmaß-
Care-O-bot bringt ein Getränk
zum Aufenthaltsraum.
bericht
nahmen oder die Unterstützung von Pflegepersonal bei schweren und zeitaufwendigen
Routineaufgaben – die Einsatzmöglichkeiten
der Assistenzrobotik sind vielfältig. Die Potenziale sind immens und noch lange nicht
ausgeschöpft. Roboter könnten die Lücken
in der Versorgung von Alten, Kranken und Behinderten füllen, sind Ingenieure überzeugt.
Birgit Graf zum Beispiel arbeitet an „Care-Obot 3“, dem grauen, 1,45 Meter großen Kunststoff-Butler auf Rollen. Er soll, so Graf „die
Menschen im täglichen Leben unterstützen“.
Damit meint sie sowohl Pflegebedürftige
selbst als auch Pflegepersonal.
180 Kilogramm wiegt das Gerät, denn in ihm
steckt jede Menge Technik: Drei Laserscanner
sorgen dafür, dass er sich in Räumen zurechtfindet und Hindernisse umfahren kann. Ein
Stereokamerasystem hilft dabei, Personen
und Gegenstände zu identifizieren. Die eingehenden Signale werden von drei ZweiGigahertz-PCs verarbeitet. Diese steuern die
Bewegung der 75 x 55 cm großen Plattform
mit ihren vier Gummirädern. An jedem Rad
befinden sich zwei Motoren: Einer dreht das
jeweilige Rad, der andere sorgt für Vorwärtsbewegung.
In Zukunft sollen Service-Roboter wie „CareO-bot 3“ im Haushalt helfen. „Ich sehe den Roboter als Weiterführung anderer Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Mikrowelle“, so
Graf. Er ermögliche es alten oder behinderten
Menschen, „länger in ihren eigenen vier Wänden zu wohnen und damit einen höheren Lebensstandard zu haben“.
Assistenzrobotik auf der REHACARE
Der Haushaltsroboter „Care-O-bot 3“ in einer
neu entwickelten Anwendung als Notfallassistent war eine der Attraktionen des Themenparks auf der diesjährigen REHACARE.
Der mobile Kommunikationsassistent „ALIAS“,
der gemeinsam von Exzellenzcluster CoTeSys
der Technischen Universität München, dem
Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) sowie MetraLabs GmbH entwickelt wurde, hilft als „PC oder Telefon auf
Rädern“ bei der Interaktion mit der Familie
oder dem Pflegepersonal und beim kogni-
14
PARAPLEGIKER 4/12
tiven und spielerischen Training der geistigen
Fähigkeiten.
Für die Therapie und Rehabilitation im stationären oder ambulanten Umfeld entwickelt,
sind „ArmAssist“, ein Assistenzroboter für die
Rehabilitation von Schlaganfallpatienten, und
„HapticDrive“-Plattform für Arm- und HandTraining im klinischen Einsatz, beide von der
spanischen Fundación TECNALIA. Des Weiteren wurde vom niederländischen Anbieter
Focal Meditech BV die für die Therapie dementer und mehrfach behinderter Patienten
einsetzbare Roboter-Robbe „Paro“ präsentiert.
Dass Roboter wie Care-O-bot von Hilfebedürftigen eines Tages ernst genommen werden,
ist allerdings wahrscheinlich. Paro gelingt
das schon – und das, ohne zu sprechen. Paro
quiekt nur. Er habe die Laute selbst von Babyrobben aufgenommen, so Takanori Shibata,
Paros Erfinder. Auch Paro ist eine Babyrobbe,
allerdings eine künstliche. „Ich habe ihn als
Ersatz für Tiere entwickelt“ erläutert Shibata.
Viel hatte er über die Erfolge von Tiertherapie
gelesen, aber auch die Nachteile. „Manche
Menschen mögen keine Hunde, Hunde haben
manchmal schlechte Laune. Paro ist immer
gut gelaunt.“ In der Therapie sei es deshalb
einfacher, mit Paro umzugehen als mit echten Tieren. Als Therapieroboter hilft Paro beim
Stressabbau. Therapie- oder Zuwendungsroboter werden solche Geräte in der Fachwelt
genannt.
Die Esshilfe „Myspoon“ und der Roboterarm
„Jaco“, der Rollstuhlfahrer bei der Handhabung unterstützen soll, wurden ebenfalls von
Focal Meditech BV vorgestellt; beide Systeme
sind bereits für praktischen Einsatz erprobt
und verfügbar.
Der Roboterassistent „FRIEND“ (Functional
Robot arm with user-frIENdly interface for
Disabled people) kann z.B. einen gelähmten
Arm ersetzen. Anhand des selbstfahrenden
Rollstuhls „FRIEND“, der einen MultifunktionsElektrofahrstuhl mit einem Roboterarm mit
sieben Gelenken kombiniert, wurde im Themenpark Assistenzrobotik auf der REHACARE demonstriert, wie ein schwerbehinderter
Mensch mit Hilfe des Assistenzroboters in den
Beruf zurückkehren könnte.
bericht
Pflegeautomat ergänzt menschliche Zuwendung
Ein Service-Roboter, der Wasser bringt und
die Küche in Ordnung hält, mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Die Frage ist
aber: „Wünschen sich die Menschen diese
Unterstützung in der Form? Oder wünschen
sie sich mehr menschliche Zuwendung, mehr
Möglichkeiten in der Gemeinschaft zu leben,
mehr menschliches Unterstützungssystem?“
Menschliche Zuwendung und Expertise
müssten mit technischer Innovation gekoppelt sein. „Entscheidend ist, dass der Roboter
menschliche Kontakte und Pflegekräfte nicht
ersetzen kann, sondern unterstützen soll“, unterstreicht Themenpark Koordinatorin Birgit
Graf. Bewusst habe man deshalb darauf verzichtet, Assistenzrobotern wie dem „Care-Obot 3“ ein menschliches Aussehen zu geben,
um keine falschen Erwartungen an dessen
Fähigkeiten zu wecken. Der Roboter soll als
Werkzeug wahrgenommen werden, über das
der Mensch jederzeit die volle Kontrolle hat.
Die Steuerung erfolge derzeit bei den meisten
Projekten noch über Touchscreen, an weiteren
Eingabemedien wie Sprache oder Gestik forsche man aber intensiv.
Birgit Graf sieht das kurzfristige Potenzial für
die Anwendung von Assistenzrobotern in Pflege und Rehabilitation in sehr spezialisierten
Systemen, die eng umrissene Aufgaben sicher
und zuverlässig erfüllen können und zu entsprechend reduzierten Kosten angeboten werden. Erst mittel- bis langfristig werde es echte
„Generalisten“ geben, die mehrere Aufgaben
auf einmal lösen können. Schöne neue Welt!
Text: Heike Stüvel
Fotos: Fraunhofer-Institut
Quelle: Fraunhofer-Institut der Produktionstechnik und Automatisierung (IPA)
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Audi S5-Coupé:
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Sein schwarzes Audi S5-Coupé
hat Oliver Antosch Anfang diesen
Jahres bei Audi in Neckarsulm abgeholt.
Ein elegantes und
zudem sehr praktisches Coupé.
Audis „Vorsprung
Nach dem Einsteigen beginnt
das Wohlfühlen
in diesem Auto,
hinzu kommt
der Genuss.
durch Technik“-Slogan
wird auch beim S5-Coupé bestätigt: Das
Auto ist technisch ausgereift, sicher, innen
übersichtlich mit sicht- und fühlbarer Qualität und außen schön. Schönheit ist natürlich
Geschmacksache, wichtiger bei einem Auto
ist letzthin immer, wie man mit ihm fahren
kann. „Meine Erfahrungen nach bisher etwa 3
000 Kilometern unter allen denkbaren Bedingungen sind so gut, dass ich den Kauf dieses
Autos keine Sekunde bereut habe. Das SportDifferenzial macht den S5 auch bei Regen und
Winterglätte enorm sicher“ – so Antosch mit
Nachdruck und Überzeugung. Der Diplom-Betriebswirt ist seit seinem 19. Lebensjahr – bedingt durch einen Motorrad-Unfall – im Rollstuhl aktiv. Er verdient sein Geld bei Adidas als
SAP-Systemmanager, ist bei diesem weltweit
erfolgreichen Unternehmen auch als deutscher Behinderten-Beauftragter, im Betriebsrat
und im Wirtschafts-Ausschuß tätig.
Der Einstieg in das Zweitürer-Coupé mit breiten Türausschnitten und den weit öffnenden
16
PARAPLEGIKER 4/12
Türen ist leicht, das Übersetzen auf den Fahrersitz klappt problemlos. Ebenso einfach lässt
sich ein moderner Faltrollstuhl hinter dem Beifahrersitz verladen. Der Sitz kann dann noch so
weit zurückgestellt werden, dass selbst großgewachsene Beifahrer/innen bequem Platz
haben.
Nach dem Einsteigen beginnt das Wohlfühlen
in diesem Auto, hinzu kommt dann der Genuss. Der vielfältig verstellbare Fahrersitz ist
bequem und bietet guten Seitenhalt. Der Audi
hat eine schlüssellose Bedienung für Türen,
Kofferraum-Klappe und Anlasser. Der Schlüssel kann also in der Tasche bleiben. Der Motor
wird angelassen, indem man den auf der Mittelkonsole angebrachten Startknopf drückt.
Man zieht dann den Wählhebel in die Automatik-Position und der Audi fährt an, langsam
oder gleich im Spurttempo, je nachdem, wie
schnell man den ergonomisch gut in der Hand
liegenden Griff der VEIGEL-Handbedienung
um die eigene Achse dreht. Auffällig ist das
absolut ruckfrei schaltende Doppelkupplungs-
Getriebe beim Wechseln der sieben Vorwärtsgänge, man merkt dies lediglich am gut ablesbaren Tourenzähler. Der liegt gleichgroß zum
Tacho im Blickfeld. Etliche andere Anzeigen
und nützliche Informationen sind auf dem Display zwischen diesen beiden Instrumenten zu
sehen.
Gas geben ohne Stress
Gut bedienbar ist das Navigations-System des
Audi. Direkt im Blickfeld hat man beispielsweise die Kilometer-Angaben bis zur nächsten
Abbiegung und bis zum Ziel, dazu die berechnete Ankunftszeit. Die aktuelle Position und
die noch zu fahrende Strecke kann man auf
der farbigen Karte im großen Display über der
Mittelkonsole gut erkennen. Praktisch ist auch
die zentral sichtbare Anzeige der noch zur Verfügung stehenden Kilometer. Die komplette
Tankfüllung reicht im S5-Coupé bei normaler
Fahrweise für etwa 600 Kilometer.
Es gibt auch die Möglichkeit, manuell mit dem
Doppelkupplungs-Getriebe (DSG) zu schalten, natürlich ohne eine Kupplung betätigen
zu müssen. Die Hochschalt-Tourenzahl wird
bei Vollgas extrem schnell erreicht, man dreht
dazu die Gas-Handbedienung einfach bis zum
Anschlag. Selbst schnell gefahrene Bergabkurven werden gemeistert, ohne dass die Hände an dem nur 36 Zentimeter Durchmesser
messenden und sehr griffigen Leder-Lenkrad
feucht werden. Das Lenkrad ist unten abgeflacht, was der Beinfreiheit zu Gute kommt.
Bei diesem kleinen Lenkrad muss man nicht
nachfassen, kann also auf den Drehknopf verzichten und dadurch die Position 20 im Führerschein streichen lassen. Voraussetzung dafür
ist allerdings ein Fahrtest beim TÜV.
Das überragende Spurtvermögen des Audi
ermöglicht neben der Freude daran auch das
schnelle und damit sichere Überholen anderer
Fahrzeuge. Der vehemente Vortrieb geht bis
250 km/h, dann wird elektronisch abgeregelt.
Ausgesprochen praktisch kann das mit dem
Tempomat gekoppelte Abstand-Radar sein, so
beispielsweise bei Kolonnen-Fahrten, ruhigen
Fahrten auf der Autobahn oder in Staus mit
dem bekannten Start/Stopp-Stress. Mit dieser
Einrichtung wird der eingestellte Abstand zum
vorausfahrenden Fahrzeug eingehalten, bis
zum Stillstand und neuem Start.
Das überragende Spurtvermögen des Audi
ermöglicht neben der Freude
daran auch das
schnelle und damit sichere Überholen anderer
Fahrzeuge.
Als wichtige und sehr praktische Hilfen für
sicheres Einparken hat der S5 eine RückfahrKamera mit Bild im sieben Zoll großen Display
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Ein Faltrollstuhl
lässt sich leicht hinter
den Beifahrersitz
verladen.
Oliver Antosch im
Audi S5, die Hand auf
der VEIGEL „Classic“Handbedienung.
und zusätzlich für vorn und hinten optische
und akustische Signale. Angenehm ist auch
die Spracheingabe, mit der man beispielsweise das Navi während der Fahrt sicher bedienen
kann. „Navi mit Google Earth Navigation und
alle technischen Möglichkeiten, wie SD-Karten-Leser, DVD-Player, DVB-T, DAB, iPod-Anschluss und USB Buchse lassen keinen Wunsch
offen“ – so der begeisterte Antosch.
Man kann im Audi durch einfachen Druck auf
Mittelkonsolen-Tasten unter drei Fahrpro-
Technische Daten des Audi S5-Coupé
Hubraum
Leistung
Drehmoment
Zylinderzahl
Getriebe
Länge/Breite/Höhe
Leergewicht
Wendekreis
Spurt auf 100 km/h
Tank-Volumen
Praxis-Verbrauch
Reichweite
18
PARAPLEGIKER 4/12
2.995 ccm
333 PS / 245 kW
440 Nm bei 2.900-5.300 U/min
6
7-Gang S-tronic / DSG
464/185/137 cm
1 625 kg
11,4 Meter
4,9 Sekunden
61 Liter
10,5 Liter Super bei flotter Fahrweise
etwa 600 Kilometer
grammen für Motor, Getriebe, Lenkung und
Dämpfung wählen, dies auch während der
Fahrt. Die Stufe COMFORT erklärt sich durch
den Namen und bietet komfortables Fahren,
auch auf schlechten Wegstrecken. Im Modus
DYNAMIC lässt der Audi die Straße spüren, was
bei sportlicher Fahrweise durchaus Freude ma-
chen kann. Dazwischen liegt mit AUTO der Modus, der immer nach dem Anlassen gewählt ist.
Wirklich komfortabel und zudem sicher ist die
gut zum S5-Coupé passende Classic-Handbedienung von VEIGEL. Der Unterarm kann ruhig
auf der Mittelkonsole ruhen, zum Gasgeben
wird lediglich das Handgelenk gedreht. Alle
Komponenten kann man bei Audi gleich mitbestellen, sie werden dann im Werk Ingolstadt
direkt eingebaut. Das hat den weiteren Vorteil
der vollen Audi-Garantie, auch für die Umrüstung. Gut ist auch die elektromechanische
Parkbremse.
Der Audi S5 ist also – im Vergleich zu anderen
Angeboten ähnlicher Klasse – seinen Preis
wert. Ein Schnäppchenpreis ist das allerdings
nicht. Informationen kann man im Konfigurator bei www.audi.de abrufen. Der Preis kann
bei allen Audi-Fahrzeugen durch den Behinderten-Rabatt um 15 Prozent reduziert werden.
Fazit: Audi wird beim S5-Coupé seinem Anspruch absolut gerecht.
Text & Fotos:
Hermann Sonderhüsken
markt-bauen
Barrierefrei –
mehr als ein Schlagwort
Bauplanung:
„Barrierefreie Bäder“, sogenannte barrierefreie Küchen oder
auch Treppenlifter, mit denen ältere und gebrechliche Menschen
leichter das Stockwerk wechseln können, liegen offenbar voll im
Trend. Sonst würden nicht so viele Anbieter Annoncen für ihre Angebote schalten. Doch was, wenn man wirklich einmal auf bauliche
Hilfsmittel, die behindertengerechte Umgestaltung der Wohnung
oder den Bau eines barrierefreien Eigenheims angewiesen ist? Wer
hilft einem dann, die Spreu vom Weizen zu trennen? Denn schließlich geht es meist um nicht gerade wenig Geld, von den Widrigkeiten einmal abgesehen, die mit so einem Umbau verbunden sind.
Die Bezeichnung„Barrierefrei“ – so die Bayerische Architektenkammer auf ihrer Website
www.byak-barrierefrei.de – ist im Behindertengleichstellungsgesetz § 4 definiert: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen,
Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen
sowie andere gestaltete Lebensbereiche,
wenn sie für behinderte Menschen in der
allgemein üblichen Weise, ohne besondere
Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“ Und
zwar unabhängig von Art und Umfang der
Behinderung, so die Architektenvertreter:
„Vielmehr erreicht man Dank barrierefreier
Architektur die gesamte Gesellschaft. So bietet zum Beispiel ein barrierefreier Eingang
älteren Menschen ebenso wie Eltern mit Kinderwagen oder einem gehbehinderten Menschen unkompliziert Zugang.“
Die Bayerische Architektenkammer hat mit
Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen zwei Beratungsstellen für
behindertengerechtes Planen und Bauen
eingerichtet und dort in den letzten 25 Jahren mehr als 52 000 kostenlose Beratungen
durchgeführt. Die Beratungen finden im
19
PARAPLEGIKER 4/12
Münchner Haus der Architektur einmal pro
Woche sowie in Bayreuth, Nürnberg und
Würzburg zu festgelegten Beratungsterminen statt und richten sich an Architekten,
Innen- und Landschaftsarchitekten ebenso
wie an Bauherren, Nutzer und Verwaltungseinrichtungen. Bei den Beratungen geht es
um Neu- und Umbauten oder Sanierungen
im Wohnungsbau, öffentliche Gebäude und
Maßnahmen im öffentlichen Raum, Gartenanlagen, öffentliche Gebäude, Arbeitsplätze,
öffentliche Wege und Plätze oder Bereiche
wie Tourismus, Denkmalpflege und das Thema Demenz – in allen Fällen, in denen das
barrierefreie Planen und Bauen eine wichtige Rolle spielt. Einen weiteren wichtigen
Part übernimmt die Sozialberatung bei den
Aktivitäten der Beratungsstelle. Neben dem
fachlichen Beratungsangebot erhalten Interessenten Auskünfte und Informationen über
finanzielle Förderungen.
Wer sich vorab selbst Gedanken machen und
sich über den möglichen Umfang von Maßnahmen in den eigenen (oder angemieteten)
vier Wänden informieren will, findet auf der
Website des Aachener Architekten Dipl.-Ing.
(FH) Christian Horn www.horn-architekten.de
einen Zugang zur interaktiven Internetplattform „GEPLANT BARRIEREFREI“ für Senioren,
mobilitätseingeschränkte Personen oder
2l*/,
markt-bauen
Wenn also ein barrierefreier Neubau, Umbau oder Erweiterungsbau ansteht, kann
man – über die Landesarchitektenkammern
– einen Sachverständigen für barrierefreies
Planen und Bauen finden, der qualifizierte
Planungslösungen erarbeiten kann. Diese
können – so Dipl.-Ing. Architekt Gerald Lesch,
Geschäftsführer der AVC-Project in Chemnitz
– auf alle speziellen Anforderungen eingehen, die gesamte Wohnung oder das Haus
Planungsbüro Peters
Zum Rohland 8
59872 Meschede
tel 02 91-90 87 120
[email protected]
Bayerische Architektenkammer
Waisenhausstraße 4
80637 München
tel 0 89-13 98 80 31
www.byak-barrierefrei.de
Dipl.-Ing. (FH) Christian Horn
Hörnhang 39
52074 Aachen
tel 02 41-60 21 60
www.horn-architekten.de
[email protected]
AVC-Project
Architektur - Visualisierung - Consulting
Dipl.-Ing. Architekt Gerald Lesch
Am Lehngut 43
09128 Chemnitz
tel. 037 26-79 09 890
www.avc-project.de
[email protected]
FGQ AG Bauen & Umwelt
körperlich behinderte Menschen. Betroffene und Angehörige können dort anhand
von Musterlösungen Anregungen und Hilfe
bei der Wohnungsgestaltung erhalten. Das
Spektrum reicht von den Außenanlagen über
den Zugang, einen Therapieraum, Küche,
Bad und Kinderzimmer bis hin zu Wohnzimmer, Schlafraum und Diele.
20
PARAPLEGIKER 4/12
Planungsbüro Michalski
Im Hohnsiefen 1
53819 Neunkirchen
tel 022 47-60 70
www.dirkmichalski.de
[email protected]
Frank Opper, Architekt
Auf der Wiese 20
41564 Kaarst
tel 021 31-51 17 09
www.opper-architekten.de
[email protected]
markt-bauen
a
z.B. rollstuhlgerecht herzustellen bzw. einen
entsprechenden Umbau eines vorhandenen
Gebäudes vorzunehmen. Das Ziel müsse dabei immer sein, Bedingungen zu schaffen, die
eine weitestgehend unabhängige Lebensführung gestatten oder bei Angewiesenheit auf
fremde Hilfe, sowohl für die Pflege als auch
für eine Förderung der pflegebedürftigen
Person optimale Bedingungen zu schaffen, so
Lesch.
Hilfestellung gibt aber auch die Arbeitsgemeinschaft Bauen & Wohnen der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in
Deutschland e.V. mit den beiden Architekten
Frank Opper und Dirk Michalski als Ansprechpartner. Barrierefreies Bauen, so Opper, werde im allgemeinen mit Hilfe der Normen DIN
18024 und DIN 18025, sowie der neuen Norm
DIN 18040 beschrieben. In diesen Normen
werden genaue Richtlinien über bauliche
Maßnahmen für Behinderte (wie zum Beispiel
Abstandsflächen und Höhen) im öffentlichen
und privaten Bereich vorgegeben. Seiner Ansicht nach dürften diese Normen vor allem für
die Bedürfnisse im öffentlichen Bereich Gültigkeit haben. „Im Einzelfall wird notwendig
sein, diese Vorgaben für den privaten Bereich
zu prüfen.“ Das heißt, es muss individuell der
Behinderungsgrad sowie die physische und
psychische Verfassung der betroffenen Personen festgestellt werden. Außerdem ist es
notwendig, sich ein genaues Bild über den
Tagesablauf des einzelnen Kunden zu verschaffen. „Dabei konzentrieren wir uns darauf,
eine möglichst effektive, individuelle und
wirtschaftlich vertretbare Lösung zu finden.“
„Der Architekt“, so Opper auf seiner Homepage www.opper-architekten.de, „ist der Ansprechpartner bezüglich jeglicher Formen
von Baumaßnahmen. Sein Aufgabenbereich
liegt nicht nur in der kreativ-gestalterischen
Planung und Ausführung von Gebäuden, sondern auch im organisatorischen, logistischen
und wirtschaftlichen Bereich. In dem speziellen Themenbereich des barrierefreien Bauens machten wir durch unsere Beratungen
die Erfahrung, dass man sich insbesondere
auf die einzelnen speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe einstellen muss. Darunter verstehen wir unter anderem auch eine soziale
Beratung, auf die ich als selbst Betroffener
intensiv eingehen kann. Es gibt eine Vielzahl
von Fördermitteln und entsprechender Kostenträger bezüglich barrierefreier Baumaßnahmen. Ein Anspruch auf Förderung muss in
jedem Fall individuell geprüft und gegenüber
den Kostenträgern begründet und dargestellt
werden. Aufgrund unserer Erfahrungen sind
wir in der Lage, entsprechende glaubwürdige
Argumente zu vertreten, die sich auf eine Förderung positiv auswirken können.“
Text: Raimund Artinger
Fotos: Anbieter
Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den
»Paraplegiker« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.
Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem
auch kostenintensive Nachforschungen, die nicht selten als
ergebnislos eingestellt werden müssen.
Darum bitten wir Sie:
dem Humanis Verlag Ihre neue- und alte Anschrift mitzuteilen.
Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen
der Bankdaten mitteilen.
Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag
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unterwegs
Mit Hugo unterwegs:
Zu Wenden
und Hügeln in
Mecklenburg
An jenem Sonntag in der Flößerstadt Lychen – dort in dem
kleinen Park am Nesselpfuhl – war uns, nämlich meiner Reisebegleitung Hugo und mir, eine Skulptur der Bildhauerin
Dorothee Rätsch aufgefallen und wir hatten beschlossen, sie
in ihrem Atelier in Passentin zu besuchen. Ankündigen mussten wir uns nicht, denn just an diesem Wochenende war in
Mecklenburg die landesweite Veranstaltung „Kunst offen“,
bei der man alljährlich diverse Künstler in ihrem Habitat, ihrem natürlichen Lebensraum unverhohlen betrachten kann.
22
PARAPLEGIKER 4/12
Atelierblick.
unterwegs
Also machten wir uns nun hurtig auf den
Weg, wieder ein Stückchen zurück bis nach
Fürstenberg, über die B 96 weiter gen Norden. Mich flog ein Bedauern an, nicht so viel
Zeit für die Fahrt zu haben, um den Radweg
vom Schlossplatz in Berlin bis Neustrelitz in
Richtung Mecklenburgische Seenplatte durch
den Müritz-Nationalpark zu nehmen und weiter. Vielleicht gar bis nach Kopenhagen zum
Schloss Amalienborg. Oder die „Eiszeitroute“,
auch ein schöner breiter Radweg, Teil des
ehemaligen Geoparks „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“. Aus westlicher Richtung kommend, könnten wir den „Mecklenburgische
Seen Radweg“ von Lüneburg sogar bis nach
Usedom entlang rollen, unterwegs vielleicht
in Plau am See in der barrierefreien Jugendherberge kurz pausieren (wollten wir schwimmen oder tauchen lernen oder segeln, auch
länger).
Nicht einmal Zeit, im Glambeker See in Neustrelitz zu baden, uns auf einem Waldweg
festzufahren oder gar seltene Greifvögel zu
beobachten. Ein anderes Mal würden wir
das machen, ganz bestimmt! Nächstes Jahr
vielleicht. An dieser Stelle würde meine Oma
sagen „will’s Gott, lebe ich dann noch“. Aber
daran wollten wir gerade nicht denken und
fuhren zügig weiter, wenigstens die von der
Weichseleiszeit geformte Landschaft betrachtend. Während es am Endmoränenwall in der
Eisrandlage im Gebiet um Lychen Richtung
Feldberg große Höhenunterschiede zwischen
den Mooren, Seen und Söllen und den Hügeln
gibt, erscheinen hier, in der Jungmoränenlandschaft Richtung Neubrandenburg die Anhöhen sanfter, zudem weniger bewaldet, der
Blick kann weit schweifen.
Der Skulpturengarten
Wir durchquerten Mallin, ließen in Passentin
das Slawendorf links liegen, fanden die Straße (wenn man das so nennen mag) zur Wilhelmshöhe. Im Slalom um die Schlaglöcher bis
zu dem Schild „Skulpturengarten, Dorothee
Rätsch“ – geschafft! Als wir in das ebenerdige
Atelier kamen, staunten wir nicht schlecht:
Dutzende anderer Kunstinteressierter hatten
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Bildhauerin
Dorothee Rätsch.
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unterwegs
Sieben Rosen – nach einem Brecht-Gedicht…
Spuren der Verwahrlosung im Slawendorf.
„Meine Skulpturen sind wortlose Sprachversuche verschiedener Befindlichkeiten des Daseins – mit der Hoffnung auf Verständigung.
Um mit den Worten von Robert Musil zu sprechen: Ich erzähle Geschichten um herauszubekommen, ob sie wahr sind.“
Skulptur im Garten, wie gewachsen.
den Weg in die Einöde schon vor uns gefunden
und gaben der Gastgeberin alle Hände voll zu
tun, ihre Werke zu präsentieren, zwischendurch Kaffee einzuschenken. Gelegenheit, uns
in Ruhe umzuschauen. So viele Skulpturen:
Frauen, Kinder, Frauen, einige Paare, etliche
mit Rundungen. Ein Liebespaar, in die Jahre
gekommen, füllig, strahlt Zufriedenheit; eine
Gruppe von Frauen, die sieben Rosen in Assoziation zu einem Brecht’schen Gedicht.
Sie sprach von ihrem Anliegen, Kunst den Menschen nahe zu bringen, dass sie deshalb ihre
Werke nicht nur verkaufen, sondern auch verleihen würde, sprach von Ausstellungen, den
Kindern, die sie unterrichtet hatte. Neugierig
war sie auf ihre Gäste, fragte nach unseren Ansichten und nach künstlerischen Ambitionen.
Vor unserem Rundgang durch den Garten verabschiedete sie uns mit den Worten: „Ich hoffe,
dass Sie mit den Skulpturen etwas anfangen
können, mit ihnen ins Gespräch kommen.“ Und
tatsächlich, die Skulpturen, sorgten für überraschende Begegnungen, redeten deutlich.
Geschichten aus der Geschichte
Später saßen wir auf der Terrasse mit Aussicht
auf die Gegend und auf einige TerrakottaSkulpturen in Harmonie mit dem Garten, wie
dort gewachsen. Dorothee Rätsch gesellte sich
zu uns, erzählte von ihrem Leben und ihrer
Kunst, wie sie „etwas Handfestes“, einen Beruf
in der Landwirtschaft ergriff, ihre Kinder großzog, sechs Jahre mit einer Lähmung rang und
autodidaktisch praktisch nebenher lernte, mit
Stift und Ton und Wachs sich auszudrücken.
24
PARAPLEGIKER 4/12
Dorothee Rätsch hatte auch etwas über die
Geschichte von Passentin erzählt und von
dem rekonstruierten Slawendorf, welches von
ihr geplant und lange Zeit beratend begleitet wurde: Zur Zeit des Tacitus, in der Antike,
sei das nordöstliche Germanien von den Vandalen besiedelt gewesen, die mit der Völkerwanderung von dannen zogen. Später, etwa
im siebten Jahrhundert seien slawische Stam-
unterwegs
mesgruppen (in Mecklenburg auch Wenden
genannt) eingewandert. In der Gegend am Tollensesee würde seit mehreren Jahrhunderten
der Standort des religiösen Zentrums der
nördlichen Westslawen (Rethra) vermutet. Die
genaue Lage ließe sich bisher nicht rekonstruieren, da mit dem Bau der Vierrademühle Neubrandenburg im 13. Jahrhundert der natürliche Abfluss des Sees verschlossen wurde und
sich wegen der Erhöhung des Wasserspiegels
Kontur und Ausdehnung des Sees wesentlich
veränderte und so der territoriale Bezug zu
den Schilderungen frühmittelalterlicher Chronisten nicht exakt hergestellt werden konnte.
Urkundlich überliefert ist, dass die Verehrung
mehrerer Götter und der in den vier Elementen
Erde, Wasser, Luft und Feuer wohnenden Wesen durch die Wenden den Herrschern ab Otto I
aus dem Geschlecht der Liudolfinger ein Dorn
im Auge war und Rethra schließlich im Winter
1068 / 69 zerstört wurde. Anhand von Bodenfunden ist bewiesen, dass es ganz in der Nähe
von Passentin (slawisch: pacetin = stark) bis ins
14. Jahrhundert eine Slawenburg gab, daher
wurde hier der Platz für das Slawendorf gewählt, das wir uns nun auf dem Rückweg anschauen wollten.
Von weitem schon war das mächtige Portal
zu sehen, die einzige Öffnung in dem Palisadenzaun, der das Rundlingsdorf umschließt.
Durch die Lücken im Zaun erspähten wir um
den wieder hergestellten Dorfteich herum
frühmittelalterliche fensterlose Pfostenhäuser:
Wohnhäuser und unter anderem ein Backhaus, ein Spinnhaus, eine Schmiede, je nach
Zweck mit Flechtwänden oder in Stab- oder
Blockbauweise. Schornsteine gab es nicht.
Auf den ersten Blick schien es, als würden jeden Moment Leute mit Sicheln oder Pflügen
vom Feld kommen, als würde gleich von den
offenen Feuerstellen Rauch durch Öffnungen
in den Wänden dringen oder Lachen aus der
Spinnstube. Genauer betrachtet waren jedoch
die Spuren der Verwahrlosung unverkennbar,
ungehindert nagte der Zahn der Zeit.
Geplant war das Dorf als Lern- und Erlebnisort.
Schulklassen, Familien sollten hier Geschichte
leben können: Übernachten, Essen selbst zubereiten und wie im Mittelalter Weben, Spin-
nen, Töpfern, Schnitzen, Schmieden. Aber das
Dorf ist seit Jahren geschlossen, verfällt. Schade eigentlich! Ich verstaute Hugo und mich im
Auto und wir machten uns, ein wenig betrübt
ob dieser ungenutzten Möglichkeit, auf die
Heimreise.
Mein Freund Klaus, dem ich wie üblich davon
berichtete, meinte: „Ihr seid echte Abenteurer,
Du und Dein Rollator, doch was, wenn der Palisadenzaun auf euch gestürzt wäre? Tut denn
niemand etwas, um diesen Ort zu retten?“
Text & Fotos:
Christiane Jähnichen
Links zum Weiterlesen:
www.mecklenburgische-seenplatte.de/
seenplatte_erleben/Barrierefreier_Tourismus
www.de.wikipedia.org/wiki/Wenden
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Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter
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Viel mehr als Käse:
Wellness-Urlaub
in der Ostschweiz
Panorama-Blick
vom Säntis-Gipfel.
„Mei Vter i´s a Appenzeller – und isst den Kas zámmt´n Teller.“
Das könnte in diesem Hotelrestaurant in St. Gallen / Oberwaid
tatsächlich passieren, so gut wie es hier schmeckt. Aber nicht
nur das Essen ist ein sinnliches Erlebnis, sondern auch die Einrichtungen im Haus und auch die Umgebung.
Das war auf der Hinfahrt, geprägt vom
Bodenseenebel und dem Tags zuvor überraschenden Wintereinbruch noch nicht zu ahnen. Das Hotel war aber auch ohne Navi zu
finden. In der Rorschacher Straße sollte der
edle Hotelbau stehen. Im Zentrum von St.
Gallen stehen schon die Wegweiser Richtung
Rorschach. Wer ihnen folgt ist schnell am Ziel.
Das Kurhaus-Hotel ist komplett barrierefrei
nach Schweizer Norm. Auf den Bildern ist zu
sehen, was darunter zu verstehen ist. Gegen
13 Uhr kam ich an und wurde von einem außerordentlich höflichen Personal zu meinem
26
PARAPLEGIKER 4/12
Zimmer begleitet. Bei meinem Rundgang hatte ich das Gefühl, ich bin in einem Vier-SterneHotel, so schön und gut waren alle Angebote.
Die Empfangshalle mit Rezeption war bestens
für Menschen mit Behinderung eingerichtet
(Sitzgelegenheit für gehbehinderte Gäste).
Sehr angenehm ist der Service, dass das Auto
in die Tiefgarage gefahren wurde. Der Schlüssel bleibt an der Rezeption, damit das Auto
jederzeit wieder gebracht werden kann. Man
sollte das Kurhaus-Hotel als Mittelpunkt seines
Wellness-Aufenthaltes sehen, aber auch als
Ausgangspunkt für herrliche Ausflüge in das
angebotsreiche Umland.
unterwegs
Wichtigstes Ausflugsziel ist natürlich St. Gallen
mit seinem 1755 erbauten spätbarocken Kloster am Bodensee. Genauso lohnt sich ein Besuch der Stiftsbibliothek, Weltkulturerbe der
UNESCO mit 170 000 Bänden und einer Sammlung von einzigartigen Handschriften. Man
kann Bücher einsehen, die früher nur Geistlichen zugänglich waren.
Die Straßen waren gut geräumt und somit
stand einem kleinen Bummel durch die Einkaufsstraße nichts im Weg. Da kann man die
schönen Erkerhäuser mit ihren Malereien bewundern. Ein kleines Schümli (Kaffeespezialität) trinken und sich natürlich auch feinste
Konditoreiwaren einverleiben. Aber nicht zu
viel, denn abends legt sich der Küchenmeister
des Hotels so richtig ins Zeug und zaubert den
Hotelgästen etwas Leckeres auf den Teller, z.B.
„Schweinebäckli auf Linsengemüse mit Rettichgarnitur“. Klingt verrückt, aber beim Essen
war ich verzückt. Die Vorspeise war mit Birnenmus und Apfelcelle garniert und unvergesslichem Bündnerfleisch bestückt. Das Dessert,
Ananas-Carpaccio mit rotem Pfeffer, bildete
den optimalen Abschluss. So ein Essen fordert
seinen Tribut. Also ab ins Bett.
Ein geräumiges Zimmer lässt keinen Wunsch
offen und eine erstklassige Matratze lässt einen
schnell zur Ruhe kommen. Obwohl in der Nähe
eine Hauptstraße ist, hört man keinen Lärm.
Am nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg
durch das Appenzeller Hochland zum Säntis,
dem Schweizer Hausberg am Bodensee. Die
barrierefreie Großgondelbergbahn fährt zügig
dem Gipfel entgegen. Es gibt in der Talstation,
als auch auf der Bergstation ein Rolli-WC. Oben
vom Säntis gibt es einen herrlichen Rundumblick. Bei besten Sichtverhältnissen kann man
den Zürichsee, den Bodensee und das Matterhorn sehen. Da es tags zuvor heftig geschneit
hatte, lagen die Berge wie mit Puderzucker
bestreut vor mir. Früher konnte man mit einem
Treppenlift bis hoch zum Gipfel fahren. Leider
war er zu oft defekt, was zur Einstellung des
Betriebs führte.
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und Spezialist für KFZ-Umrüstung für
Menschen mit Behinderung. Die abgebildeten
Umrüstmöglichkeiten stellen nur einen kleinen
Auszug aus unserem neuen Programm dar.
Wir informieren Sie gerne.
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unterwegs
Schwimmbad mit
erhöhtem Beckenrand.
Geräumige Zimmer im Kurhaus.
WC nach Schweizer Norm.
Ausflugsziele:
Säntis
Bodensee
Zürich
St. Gallen
Bregenz (im Sommer: Festspiele)
Appenzeller Land
Wer in die Region fährt, sollte
auf gar keinen Fall versäumen,
den Gastroführer „höckle und
gnüüsse“ zu googeln.
28
PARAPLEGIKER 4/12
In der Hauptsaison ist in der Talstation auch noch die Appenzeller Schaukäserei zu besichtigen. Alternativ gibt es in Stein das Appenzeller Volkskundemuseum, wo der Gast sich selbst einen Käse machen kann. Eine
gute Führung von Frau Schiess, die einem die Geschichte des Appenzeller Landes mit einem Herzblut erzählt, dass der Besucher es nicht so
schnell vergessen wird. Natürlich geht man da nicht ohne den guten
Appenzellerkäse nach Hause. Er gehört zu den würzigsten Käsesorten
in der Schweiz. Es gibt drei Sorten, den Classi, drei Monate gereift, den
Surchoix, vier Monate, und den extra garnierten, sechs gelagert. Eine
kleine Rundfahrt über Heiden, Appenzell und Herisau lohnt sich somit
auf jeden Fall.
Von da wieder runter ins Tal nach St. Gallen. Im Hotel angekommen begebe ich mich in das Wellness-Center „Tau Spa“. Seine gut ausgebildeten
Mitarbeiter und seine einzigartige Wohlfühlatmosphäre erleichtern es
zu entspannen und die Welt drumherum für einen Augenblick zu vergessen. Dazu sollte man sich Zeit nehmen. Es gibt drei Gruppen der Behandlungen: Aktivierend, ausgleichend und beruhigend. Es gibt auch
eine professionelle Hautpflege nach neuesten Erkenntnissen. Die Angebote sind umfangreich, es ist für jeden etwas dabei. Alle Angebote sind
gut mit dem Rollstuhl zu erreichen, denn eine große Anzahl von Liften
sorgt für kurze Wegstrecken. Das Schwimmbad ist so gestaltet, dass man
vom Rollstuhl bequem auf den erhöhten Beckenrand übersetzen kann.
Das Bewegungsbecken hat einen weiteren Lift.
Nach einem erholsamen Spa Besuch meldet sich auch der Hunger wieder bei mir. Folglich führt der Weg ins Restaurant Seeblick. Wieder gibt
es ein köstliches Angebot aus der Region. Im Anschluss gibt es an der
Hotelbar einen (oder waren es zwei?) Absacker.
Unterkunft:
Oberwaid – Kurhaus & Medical Center
Rorschacher Strasse 311
9016 St. Gallen / Schweiz
tel +41 71 282 00 00
eMail: [email protected]
www.oberwaid.ch
Text & Fotos:
Johann Kreiter
unterwegs
Im Zentrum der Schweiz:
„Grüezi in Zürich !“
So herzlich wird man hier begrüßt. Das hatte ich auch nötig. Denn
wer mit dem Auto anreist, der ist ziemlich schnell genervt, wegen
der vielen Einbahnstraßen, die recht schnell zu größeren Umwegen
führen. Dafür hatte ich ein zentrales Hotel, den „Glockenhof“, der
für Rollstuhlfahrer geeignet ist (Schweizer Norm).
Die Suche nach einem Park-
platz ist hier sonst ein Problem. Aber das Hotel hat mir
einen reserviert. Man kann das
Auto getrost stehen lassen, da
die Stadt gerade die öffentlichen Bereiche „rollstuhlgängig“ macht. Rollstuhlgängig ist
in der Schweiz der Begriff für
barrierefrei, was gleichzeitig
Schweizer Norm ist! Eine Alternative ist die Bahn, der Bahnhof liegt mitten in der Stadt.
Erstmal im Hotel einchecken,
das Zimmer prüfen und dann
mit einem Begrüßungsdrink
die Stadt einatmen, ja einatmen, denn die gute Luft von den Schweizer
Alpen und des Zürichsees sorgen dafür, dass
die Lunge sich einer gesunden Luft erfreuen
kann.
Danach ging es gleich zu einem Rundgang
durch die City. Zuerst vorbei an den schmucken Geschäftshäusern, die zum Teil in einem
schönen Jugendstil gehalten sind. Die Reiseführerin erklärt sehr ausführlich das Entstehen
der Gebäude und die geschichtlichen Zusammenhänge. Sie berichtet, dass es in Zürich
mehr Brunnen gebe als Banken. Ein wahrer
Lichtblick sind die zahlreichen Zunfthäuser
mit ihren Kneipen. Bekannt für ihre Spitzengastronomie lädt die Stadt ein, sich in diesen
Kneipen und zahlreichen Gasthäusern zu vergnügen. Das beste Beispiel ist das „Clouds“.
Hier im 36. Stock wird man von aufmerksamen
Kellnerinnen und Kellnern bedient. Gerade
der richtige Ort um romantische Abende zu
verbringen. Vor sich hat man das Alpenpano-
rama mit dem Zürichsee, unter sich die Stadt.
Voranmeldung ist unbedingt notwendig!
Blick auf die Altstadt,
Dom und den Fluss
Limmat.
Natürlich gibt es überall schweizerische Spezialitäten. Man sagt, dass für die Spitzenköche
die Zubereitung der Haute Cuisine eine Kunstform ist. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch des „Zunfthauskellers“. Frisch restauriert,
aber ohne Behinderten-WC... Dafür mit einem
Personal, das mit geschultem Auge einem die
Not ansieht und fix einen kleinen Stadtplan in
die Hand drückt, mit dem Hinweis zur 100 m
entfernten öffentlichen und sauberen Toilette.
So geht es auch. Im Restaurant konnte wegen
Denkmalbestimmungen kein behindertengerechtes WC eingebaut werden…
Auch in den vielen stilvollen Cafés der Stadt
kann der Gast den vielen kleinen süßen Sünden nicht ausweichen. Kuchen und Schokoladenspezialitäten, eines verlockender als das
andere. Ein kleiner, süßer Tipp: Am ParadePARAPLEGIKER 4/12
29
unterwegs
wie ich es mir von anderen Festen wünsche.
Das Angebot ist so vielseitig, dass man das Gefühl bekommt, der Koch fühle sich verantwortlich dafür, dass im folgenden Jahr noch mehr
Gäste Zürich besuchen. Genau so wie die angebotene Kunst.
Es gibt viele Möglichkeiten zu den Seewiesen
zu kommen. Mit der Straßenbahn hin und mit
dem Schiff zurück, was dem Abend sozusagen
die Krone aufsetzt. Die Barrierefreiheit dieses
Spektakels ist sicher. Die Wiesen sind mit Gitterholzstegen überdeckt, der Zugang zu den
Theaterkassen ist ebenfalls rollstuhlgängig.
Niederflurstrassenbahn
in Zürich.
Moderne Kunst
im „Löwenbräu-Areal“.
(rechts)
platz im „Sprüngli“ ein „Luxemburgerli“ kaufen.
Achtung: Suchtgefahr! Noch ein Muss ist das
„TeeCafé Schwarzbach“; dazu gehört das Kolonialwarengeschäft mit einer Kaffeerösterei, die
höchsten Kaffeegenuss verspricht.
Zugegeben, die Stadt hat auch topographisch
schwierige Stellen, aber es lohnt sich diese zu
erobern. Besonders die alte Stadt mit ihren
herrlichen Häusern und Gassen. Dazu kom-
Auch für geeignete Toiletten ist gesorgt. Im
nächsten Jahr 2013 wird das Theaterspektakel
ganz im Zeichen der Musik Johann Sebastian
Bachs stehen. Für alle Freunde der Klassik ein
absolutes Highlight.
Nach Mitternacht führte uns der Weg zurück
zum Hotel. Auf dem Weg dorthin tranken wir
noch einen Absacker in einer Diskothek, die
gegenüber vom Hotel liegt. Keine Sorge, im
Zimmer hört man nichts davon.
Der Blick
vom „Clouds“
auf Zürich.
men noch schöne Hinterhöfe zum Teil mit einer schönen Wirtschaft.
Etwas ausgehungert ging es dann abends
zum Züricher Theaterspektakel auf den Seewiesen. Ein absolutes „Muss“ für den kulturbegeisterten Mensch! Vier Tage dauert das Fest
und bietet ein vielseitiges Programm. Künstler
aus aller Welt bieten erstklassige Kunst aus ihren Ländern. Dazwischen gibt es erstklassige
Kochkunst. Hier hat man nicht das Gefühl, nur
ein „Durchreisender“ zu sein. Hier wird gekocht
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PARAPLEGIKER 4/12
Am nächsten Tag ging es kulturell durch die
Stadt. Zürich ist bekannt für seine großen und
vielseitigen Kunstausstellungen. Drei Kunsthallen, alle barrierefrei, konnten wir besichtigen
Zum Abschluss unserer Kunstwanderung ging
es zur Belohnung wieder ins „Clouds“, wo wir
von Spitzenköchen erstklassig bekocht wurden. Ein würdiges Ende dieser Reise.
Text & Fotos:
Johann Kreiter
kultur
Kuriose Begegnungen (1):
Die Körperbehinderung des Fotografen Sven Kocar wurde durch Sauerstoffmangel bei der Geburt verursacht.
Die daraus folgende Tetraspastik nennt
er selbst „Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Hirn und Körper“.
Die Missverständnisse zwischen ihm
und seinen Mitmenschen macht er
hier zum Thema.
Zu den frustrierendsten aber auch kuriosesten Erfahrungen, die ich immer wieder machen muss, wenn
ich mit dem Rolli unterwegs bin, gehört die, dass ich
von manchen Menschen auf der Straße schlichtweg
ignoriert werde. Selbst wenn ich mich diesen Leuten
auf dem Bürgersteig in den Weg stelle und freundlich
sage: „Entschuldigung! Können Sie mir mal helfen?“,
geschieht nichts. Diese Leute bemühen sich regelrecht, mich nicht anzusehen und gehen unaufhaltsam ihres Weges. Dass es aber immer noch ein bissl
kurioser geht, zeigt die folgende Geschichte.
Ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt gibt
es einen kleinen Spielzeugladen, in dem winzige
Figuren angeboten werden, die eine Freundin von
mir sammelt. Eines Tages, als ich ein Geschenk für
sie brauchte, fuhr ich mittags kurzerhand mit dem
Rollstuhl zum Laden. Dort angekommen, merkte ich
jedoch, dass er geschlossen hatte. An der Tür hing ein
Schild mit der Aufschrift: „Mittagspause bis 14:30“ Ich
hatte keine Uhr dabei, schätzte aber, dass die Pause
noch ungefähr 45 Minuten dauern würde. Ich überlegte kurz, wieder nach Hause zu fahren, entschied
mich dann aber, vor dem Laden zu warten. Ich beobachtete die Leute, die an mir vorbeigingen. Es war
ein warmer, sonniger Tag und ich hatte gerade nichts
Besseres zu tun. Nach einer ganzen Weile wurde ich
dann doch etwas ungeduldig. Ich wollte einfach wissen, wie spät es ist und begann, einige Passanten danach zu fragen. Die ersten zwei, drei Leute würdigten
mich keines Blickes. Über ein solch absurdes Verhalten kann ich mittlerweile nur noch lächeln. Was geht
in den Köpfen solcher Leute vor? Verwechseln die
mich etwa mit Medusa aus der griechischen Mythologie, bei deren Anblick man zu Stein erstarrte?
Spiegelplastik.
Wie dem auch sei, ich gab nicht auf, und sprach wenig später wieder eine vorbeigehende Frau mit den
Worten an: „Entschuldigung! Können Sie mir sagen,
wie spät es ist?“ Diese Frau, die immerhin kurz stehen
blieb, erwiderte doch allen Ernstes: „Tut mir leid, ich
habe kein Geld!“, bevor sie fluchtartig verschwand. Einige Minuten später sah ich nicht weit von mir einen
jungen Mann, der etwas an seinem Motorrad reparierte. Zielstrebig ging ich auf ihn zu und stellte ihm
dieselbe Frage, wie zuvor der Frau. Er hörte sofort mit
der Reparatur auf, sah mich freundlich an und meinte
dann wörtlich: „Sorry, ich bin nicht Muttersprache.“
Das Gute war aber, dass er nicht gleich aufgab. Er
nahm sich die Zeit und bemühte sich, mich zu verstehen. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Und nach
ein, zwei Wiederholungen der Frage verstand er, was
ich wollte, und sagte mir, wie spät es war. Es stellte
sich heraus, dass die Verkäuferin des Spielzeugladens
schon eine Viertelstunde Verspätung hatte. Ein wenig später kam sie dann und ich konnte endlich ein
paar Figuren kaufen. Zufrieden und um einige interessante Erfahrungen reicher machte ich mich mit
einem breiten Grinsen auf den Heimweg.
Text & Foto: Sven Kocar
PARAPLEGIKER 4/12
31
glosse
Charlys Trophäen
Neulich musste ich
geschäftlich nach
Stockholm. Am Eincheckschalter der
Lufthansa die übliche
Prozedur: Können Sie
laufen? „Nein.“ Ein
paar Schritte wenigstens? „Nein!“. Auch
nicht, wenn man Sie
dabei unterstützt?
„Nein!!“ Aber etwas
stehen geht doch
noch, oder?
D
32
PARAPLEGIKER 4/12
ie Dame bleibt freundlich, ich nicht. Ich gehöre zu der erschreckend kleinen Minderheit von
Rollstuhlfahrern, die wirklich nicht laufen kann.
Das verursacht der Frau vom Check-In zusätzliche
Arbeit. Sie telefoniert: „Ich habe hier einen Charly.“
Der Charly bin ich. Ich heiße zwar nicht Charly, aber
wir Rollis, die nun wirklich überhaupt keinen Meter
laufen können, heißen alle Charly. Das kommt vom
englischen Stuhl=Chair – Charlie!
In die große weite Welt
Wie die Dame das sagt, klingt es abschätzig und
vernichtend. Ich bin wirklich das Letzte hier, ich bin
ein Charly. Ich brauche die Kompletthilfe, wie beim
Autowaschen das Rundum-Paket mit Unterbodenwäsche, Felgen und Wachsversiegelung. Ich muss
hier abgeholt, geschoben und getragen werden.
Das bedeutet auch VERWALTET werden: Von jetzt
an darf ich nichts mehr selber machen. Ein Charly
kann nichts mehr selbst machen, außer vielleicht
Nase putzen. Und ich bekomme ein Badge an meinen Charlie, also an meinen Rollstuhl. Damit die Leute vom Gepäck später wissen, welchem Charly der
Charlie gehört.
Aber ich konnte schon beachtlich viele Bälle beim
Tischtennis treffen und daher durfte ich auf ein Turnier in Rom. Dass ich das überlebt habe, war das
Wichtigste an der Reise. Und natürlich das Badge.
Das Badge vom Flughafen als Beweis: DÜS/ROM.
Ich war geflogen, alleine! Das Badge blieb erst mal
dran. In der Schule fragten die Mitschüler nach dem
Badge. „Ich war in Rom, Tischtennis spielen!“ Ich
versuchte das lässig und selbstverständlich zu sagen. Das Badge blieb als Trophäe dran, solange bis
es peinlich wurde. Als sichtbarer Beweis des ersten
Schrittes eines kleinen behinderten Charlys in die
große weite Welt.
Und gerade dieses Badge, ein profanes, extrem
haltbar klebendes Stück Papier mit der Aufschrift
DUS und LH 2925 macht mir urplötzlich ein erhebendes Gefühl. Sofort schießen mir Erinnerungen
Die coolen Rollis beim Tischtennis hatten irgendwie
kleinere, kompaktere Rollstühle. Genau auf ihre Körpermaße angepasst und mit verstellbarem Schwerpunkt. Sie hatten auch keine Schiebegriffe wie wir
an meinen ersten Flug mit Rollstuhl in den Kopf. Ich
war noch Schüler und ein echter Charly. Ich konnte
weder einen Meter laufen noch viele Meter fahren.
Saß im Rollstuhl wie ein Schluck Wasser in der Kurve,
und kriegte als Rolli noch gar nix gebacken.
glosse
Charlys, das Rückenrohr war gekürzt auf die Länge,
die unbedingt nötig war. Bei uns erreichte die Rückenlehne Strandkorbniveau und die Breite des
Charlies sowieso. Die coolen Rollis waren doppelt so
schnell wie wir, hatten dicke Arme wie Baumstämme und fuhren alleine Rolltreppe. Ihre Rollis bekamen sie vom Josef (Grothe, Anm.d. Red). Der baute
in Wildbad Rollstühle von Ortopedia um.
Die ersten Aktivrollstühle, in Eigenbau und nur für
die Coolen, also nicht für Charlys. Und weil Josef
die Rückenlehne einfach an der passenden Stelle
absägte und dort ein scharfer Grat entstand, wurde
ein Sektkorken reingesteckt. Wenn du dort, wo die
Charlys Schiebegriffe hatten, einen Sektkorken im
Rückenrohr vorweisen konntest, dann hattest du es
geschafft. Du gehörtest zur Elite. Der Sektkorken als
Symbol für NIE-MEHR-GESCHOBEN-WERDEN, der
Beleg für Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.
Die mit dem Sektkorken waren die Siegfrieds unter
den Charlys. Unverwundbar, unbesiegbar saßen sie
kerzengerade im Rolli als würden sie nur zum Zeitvertreib drin sitzen. Was hätte ich darum gegeben
einmal mit Sektkorken rumzufahren!
der hatte seine Blase im Griff, der hatte seinen Körper im Griff, der hatte sich selbst im Griff. Der hatte sein Leben im Griff! Ein Blick unter den Rollstuhl
und man wusste mit wem man es zu tun hatte. Die
Gemeinschaft der Clip-Besitzer – das waren die Tempelritter unter den Charlys. Die GSG 9 der Rollifahrer. Man erkannte sich und respektierte sich. Man
grüßte konspirativ, wie zwei Motoradfahrer, die sich
begegnen.
Ich denke an die bekannte Reklame, wo sich zwei
Männer in ihrer Trophäensammlung übertreffen:
„Mein Haus, mein Boot, mein Auto…“ – ach so wichtige Statussymbole, die dafür stehen, dass man es als
Mann zu etwas gebracht hat. Aber wie viel wichtiger
waren die kleinen Trophäen: „Mein Badge, mein Clip,
mein Sektkorken“!
Text: Ralf Kirchhoff
Illustration: Kasia
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Konspirativer Gruß
Später kamen die mit dem Clip an der Kreuzstrebe.
Der Clip unter dem Rolli löste quasi den Sektkorken
ab. In den 80ern hatten nämlich noch alle ein Urinal
am Bein. Das war die VOR-KATHETER-ZEIT, als man
der Flüssigkeit freien Lauf ließ. Als Auffangbecken
diente ein Beutel am Bein, was extrem uncool war.
Immerhin konnte man das Ding bei adäquater Hosenauswahl relativ gut verstecken. Der Beutel war
aber mehr als nur ein Klotz am Bein. Er erschwerte
One-Night-Stands und zementierte den Charly-Status. Der Beutel musste weg.
Die VOR-KATHETER-ZEIT war aber auch die VORBEHINDERTENTOILETTEN-ZEIT. Wollte man also seine Flüssigkeit alle drei Stunden los werden, musste
man die örtlich zur Verfügung stehenden Klos benutzen. Die waren aber oft schwer erreichbar, eng
und verbaut. Die Lösung war: In den Becher pinkeln.
Der fitte, aktive Rollstuhlfahrer hatte jetzt einen Clip
unter dem Rolli, an dem er fünf bis zehn Plastikbecher befestigte. (Fassungsvermögen mindestens
0,4, sonst gibt’s Sauerei) Zur Befriedigung der Notdurft genügte eine sichtgeschützte Ecke, ein Griff
unter den Rolli – und zwei Minuten später war man
erleichtert. Wer den Clip unter dem Rollstuhl hatte,
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kultur
Karikaturen
von
Barbara Früchtel
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PARAPLEGIKER 4/12
q – querschnitt spezial
Das silberne Spar-Schwein:
AOK missbraucht „Zuständigkeitsklärung“ nach SGB IX
Eigentlich sollte dieser Artikel gar nicht erscheinen, damit nicht
auch andere Krankenkassen auf eine trickreiche Idee aufmerksam
gemacht werden, mit der sich die AOK Rheinland-Pfalz ihrer Kostenübernahmeverpflichtung für ein Handbike als Hilfsmittel für ein
querschnittgelähmtes FGQ-Mitglied zu entziehen versucht.
Der Hintergrund: 2001 wurden eine Vielzahl
von Gesetzen und Verordnungen koordiniert
und in dem neuen Sozialgesetzbuch IX „Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen“
zusammengefasst. Wegen der negativen Erfahrungen in der Vergangenheit wurde der § 14
„Zuständigkeitsklärung“ neu eingefügt. Darin
heißt es:„Werden Leistungen zur Teilhabe beantragt stellt der Rehabilitationsträger innerhalb
von zwei Wochen nach Eingang des Antrags
bei ihm fest, ob er nach dem für ihn geltenden
Leistungsgesetz für die Leistung zuständig ist.
(…). Stellt er bei der Prüfung fest, dass er für die
Leistung nicht zuständig ist, leitet er den Antrag unverzüglich dem nach seiner Auffassung
zuständigen Rehabilitationsträger zu.“ (Wer
als Rehabilitationsträger für welche Leistung
zuständig ist wurde in SGB IX genau geregelt: u.a. Krankenkassen, Rentenversicherung,
Berufsgenossenschaften und Sozialämter.)
Der Rehabilitationsträger, an den ein Antrag
weitergeleitet wurde, muss nun über den Antrag entscheiden. Mit dieser Regelung soll erreicht werden, dass nicht mehr, wie es früher
gang und gäbe war, ein Antrag von einem
Leistungsträger zum anderen wandert und
dort möglicherweise auch noch von Schreibtisch zu Schreibtisch. Im Grunde also eine
positive Idee. Die Tatsache, dass sogenannte
Kettenweitergaben seitdem nicht mehr zulässig sind, nutzt neuerdings die AOK Rheinland-Pfalz rechtswidrig zu ihrem Vorteil aus.
Ob das aktuelle Urteil des Bundessozialgerichts (siehe auch S. 62), nach dem ein Handbike auch für Erwachsene ein Hilfsmittel im
Sinne von § 33 SGB V (Krankenkassen) sein
kann, dort noch nicht bekannt ist oder ob diese Entscheidung bewusst ignoriert wurde?
Obwohl die AOK in der Vergangenheit schon
Handbikes finanziert hatte und in anderen
vergleichbaren Fällen noch Widerspruchsverfahren anhängig sind, nutzt sie bei einem
querschnittgelähmten Rollstuhlfahrer die
14-Tagefrist, erklärt sich für nicht zuständig,
reicht die Verordnung „zuständigkeitshalber“
an das Sozialamt weiter und teilt das ihrem
Mitglied mit. Dabei war die ärztliche Verordnung mit der „Entlastung der Schulter-/
Rückenmuskulatur und der Mobilitätsverbesserung“ begründet, also mit genau den
Gründen, die das Bundessozialgericht für die
Anerkennung eines Handbikes als Hilfsmittel
zu Lasten der Krankenkassen definiert hatte.
Der Widerspruch gegen die rechtswidrige Verwaltungsanordnung und die Aufforderung, diese nach § 44 SGB X aufzuheben, wurde trotz
mehrfacher Anmahnung und Androhung einer Feststellungsklage beim Sozialgericht von
der AOK ganz einfach ignoriert. Jetzt wartet
das frustrierte Mitglied der „Gesundheitskasse“ auf die Ablehnung des von ihm nicht gewollten (einkommensabhängigen) Antrags
beim Sozialamt, damit die AOK ihm bei der
geplanten neuen Verordnung kein laufendes
Verfahren entgegen hält. Der Sommer 2012, in
dem er das Handbike gerne genutzt hätte, ist
inzwischen vorbei.
Kriterium für die „Ehrung“ ist die
Kreativität der Begründung für eine
Ablehnung. Je unsinniger, desto
besser sind die Chancen. Ob man
darüber eher schmunzelt oder sich
mehr über die Ignoranz ärgert,
bleibt jedem selbst überlassen.
Vorschläge sind willkommen.
Herbert Müller
Rechtsbeistand im Sozialrecht
der Fördergemeinschaft
der Querschnittgelähmten
in Deutschland e.V.
Freiherr-vom-Stein-Str. 47
56566 Neuwied-Engers
tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36
eMail: [email protected]
Text: Herbert Müller
PARAPLEGIKER 4/12
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q – querschnitt spezial
Ambulante Rehabilitation für Querschnittgelähmte:
„Aus dem Alltag in den Alltag“
Querschnittgelähmte
wurden bisher nach
der Akutbehandlung
grundsätzlich in stationären Einrichtungen
rehabilitiert. Seit
wenigen Jahren geht
aber der Trend zu
ambulanten Verfahren
in Wohnortnähe. In
Potsdam zum Beispiel
werden damit seit fünf
Jahren gute Erfahrungen gemacht.
„
Stationäre Reha-Verfahren erfordern in
der Regel eine längere Trennung der Rehabilitanden von ihrem sozialen Umfeld. Die ambulante Rehabilitation erfolgt hingegen in
Wohnortnähe nach dem Motto ‚Aus dem Alltag in den Alltag‘“, erläutert Dr. Thomas Winter, Leitender Arzt, Facharzt für Neurologie,
Sozialmedizin und Rehabilitationswesen und
MBA Healthcare Management im RZP Rehazentrum Potsdam GmbH für Neurologie und
Orthopädie.
Querschnittgelähmte, die nach der Akutbehandlung praxisnah lernen möchten, wie man
das Leben trotz Handikaps bewältigen kann,
müssen soweit stabilisiert sein, dass sie über
sechs Stunden einschließlich Pausen die Reha-Übungen erfüllen können. Dr. Winter: „Für
Patienten mit geringerer Belastbarkeit, insgesamt aber günstiger Prognose können die Intensität und die Inhalte gegebenenfalls individuell angepasst und Schritt für Schritt auf das
normale Leistungsniveau gesteigert werden.“
Nur in relativ wenigen Fällen sei von einer
ambulanten Rehabilitation abzuraten,
räumt der Chefarzt ein. Besteht etwa
eine lebensgefährliche Erkrankung
– beispielweise ein instabiler Kreislauf – werde der Patient nicht aufgenommen. Andererseits ist die
ambulante Rehabilitation beatmungspflichtiger Querschnittgelähmter durchaus möglich,
sofern selbstständige Mobilität gewährleistet ist.
Weitere wichtige Voraussetzungen sind die Unterbringung
und die Organisation eines Fahrdienstes: „Anders als in stationären Einrichtungen gibt es bei uns keine Patientenzimmer, aber mehrere Aufenthalts- und
Ruheräume. Aber gerade durch das WohDr. Thomas Winter. nen in ihrem sozialen Umfeld können die
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PARAPLEGIKER 4/12
Rehabilitanden wieder familiäre und freundschaftliche Kontakte pflegen und schneller
den Alltag bewältigen lernen“, so Dr. Winter.
Drei Säulen führen zum Reha-Ziel
Ist die Rückkehr in die eigene Wohnung etwa
mangels Barrierefreiheit nicht möglich, gibt
es vielleicht Freunde, die dem Rehabilitanden
Gastfreundschaft gewähren. Gegebenenfalls
kann mit Unterstützung des Sozialen Dienstes
auch ein Platz in einer betreuten Wohneinrichtung oder ein Kurzzeitpflegeplatz in einem
Seniorenheim vermittelt werden. Auch ist zu
„Wir konnten sie
aber so gut mobilisieren, dass sie heute
unter Anwendung
von Hilfsmitteln wieder gehfähig sind“
klären, ob die Krankenkasse oder ein anderer
Kostenträger die Kosten für die Unterbringung
während der ambulanten Rehabilitation übernimmt.
Die nunmehr fünfjährige Erfahrung zeigt, dass
eine ambulante Rehabilitation sogar bei Paraund Tetraplegikern zu Erfolgen führen kann,
die das Rehateam im RZP so gar nicht erwartet
hatte: „Ungefähr ein Viertel aller bisher behandelten Querschnittgelähmten mit Restfunktionen wurden im Rollstuhl aufgenommen. Wir
konnten sie aber so gut mobilisieren, dass sie
heute unter Anwendung von Hilfsmitteln wieder gehfähig sind“, berichtet der Chefarzt.
Die meisten Para- und Tetraplegiker müssen indessen lernen, ihre Krankheit anzunehmen und
q – querschnitt spezial
zu akzeptieren, dass sie durch den Rollstuhl ein
Stück der verlorenen Mobilität wiedererlangen.
Dr. Winter: „Für die meisten Betroffenen ein
langwieriger und schmerzhafter Bewusstwerdungsprozess. Das Reha-Team begleitet die
Rehabilitanden dabei und unterstützt sie dabei, ihren Platz im Leben wiederzufinden.“ Würden die Rehabilitanden erst erkennen, dass die
Querschnittlähmung eine glückliche Partnerschaft bis hin zur Sexualität, Freundschaften sowie die Freude an Hobbys und vielleicht sogar
die Rückkehr ins Berufsleben nicht ausschließen muss, sei ein wichtiges Reha-Ziel erreicht.
Unter günstigen Voraussetzungen können die
Gehfähigkeit oder zumindest sensible Funktionen bedingt wiederhergestellt werden.“
Ebenso wie herkömmliche stationäre RehaVerfahren stützt sich auch die ambulante Rehabilitation auf drei Säulen: Funktionserholung, Kompensation/Hilfsmittel, psychosoziale
Aspekte. Dr. Winter: „Im Mittelpunkt steht das
Funktionstraining zur Wiedererlangung möglichst vieler verlorengegangener Fähigkeiten.
Die Entwicklung von Ausgleichsstrategien für
verlorene Fähigkeiten wie beispielsweise der
selbstständige Toilettengang steht als zweite
Säule. Schließlich ist eine Versorgung mit maßgeschneiderten Hilfsmitteln als dritte Säule erforderlich, damit die Rehabilitanden möglichst
eigenständig den Alltag bewältigen können.
Teilhabe ist das Ziel
Insbesondere für Patienten mit zervikaler
Querschnittlähmung (Tetraplegiker) stehen
Übungen zur Verbesserung der motorischen
Funktionen in den Armen auf dem Therapieplan. Weitere Ziele sind die Verminderung der
Spastik und von Schmerzzuständen sowie die
Verbesserung der Kontinenzsituation.
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q – querschnitt spezial
Das Einzel- oder Gruppentraining und die
technische Versorgung führen indessen nur
zum Erfolg, wenn die Rehabilitanden Bereitschaft entwickeln, die neue Lebenssituation
anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Aus diesem Grund sind die teilhabebezogene
psychosoziale Förderung und professionelle
Unterstützung durch Psychologen und Sozialarbeiter ein wesentlicher Bestandteil der ambulanten Rehabilitation.
Begleitung bei der Rückkehr
in den Alltag
So gut wie möglich – im Idealfall gleich zu Beginn des Reha-Verfahrens – werden auch die
Angehörigen in das therapeutische Team integriert, dessen „Chef“ der Rehabilitand selbst
ist. Dr. Winter: „Er soll ja nicht durch Fürsorge
und Versorgung ‚entmündigt‘ werden, sondern lernen, wieder ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben zu führen.“
„Er soll ja nicht durch Fürsorge
und Versorgung ‚entmündigt‘
werden, sondern lernen, wieder
ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben zu führen.“
Oft entwickeln sich während der Rehabilitation auch Freundschaften unter Gleichbetroffenen. Beste Gelegenheit für den Erfahrungsaustausch und gemeinsame Freizeitaktivitäten
nach dem Training wie zum Beispiel ein Stadtbummel auf den Spuren des „Alten Fritz“. Dabei
haben die Rehabilitanden Gelegenheit zu testen, ob der barrierefreie Stadtplan tatsächlich
hält, was er verspricht.
Info:
RZP Rehazentrum Potsdam GmbH
tel 03 31-62 64 85-0
www.reha-zentrum-potsdam.de
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PARAPLEGIKER 4/12
Psychologen, Sozialpädagogen und andere
Mitarbeiter des RZP unterstützen in Kooperation mit anderen Einrichtungen die Rehabilitanden auch dabei, möglichst nahtlos in den
Alltag zurückzukehren. Dafür sind viele Fragen
zu klären – zum Beispiel, ob die eigenen vier
Wände für ein Leben mit Handikap geeignet
sind oder ob ein Umbau oder sogar die Suche
einer neuen Wohnung notwendig ist.
Es stellt sich nach
einer Querschnittlähmung die Frage,
ob eine Rückkehr an
den Arbeitsplatz
oder eine Umschulung möglich ist.
Auch stellt sich nach einer Querschnittlähmung die Frage, ob eine Rückkehr an den Arbeitsplatz oder zumindest eine Umschulung
möglich ist. Nicht selten bleibt Betroffenen nur
ein Antrag auf eine EU-Rente als letzte Lösung
– leider. Das Reha-Team steht ihnen auch hilfreich zur Seite, wenn die Partnerschaft an den
Folgen der Querschnittlähmung oder aus anderen Gründen zerbricht.
Einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf eine
ambulante Rehabilitation gibt es indessen
nicht. Laut Sozialgesetzbuch IV soll zwar „die
Teilhabe und persönliche Entwicklung ganzheitlich gefördert werden“. Für diese „ganzheitliche Förderung“ kann (Anm. d. Red.: muss
aber nicht) „der Kostenträger auf Antrag Maßnahmen zu einer ambulanten Rehabilitation
bewilligen“. Weiter heißt es: Der Versicherte
habe einen Anspruch darauf, dass Maßnahmen
dann einzuleiten sind, wenn Funktionsbeeinträchtigungen verbessert werden können. Sie
müssen allerdings „angemessen, zweckmäßig
und wirtschaftlich“ sein.
Infolge stetiger wissenschaftlicher und technischer Fortschritte ist indessen auch bei der
Rehabilitation Querschnittgelähmter eine Tendenz zu ambulanten Verfahren zu beobachten,
so die Einschätzung von Dr. Winter. „Die stationären Einrichtungen müssen aber nicht um
ihre Existenz bangen. Weil parallel zu dieser
Entwicklung auch die Akutbehandlungen immer kürzer werden, werden künftig IntensivFrühreha-Verfahren die neue Herausforderung
stationärer Rehakliniken sein.“
Text: Reinhard Wylegalla
Foto: RZP Potsdam
q – querschnitt spezial
Schmerz bei Querschnittlähmung:
Gewinner- oder Verlierer-Typ ?
Während der vergangenen (Para- und) O-lympischen Spielen ließ ich meine Gedanken zu den vielen Sportlerinnen und Sportlern wandern, die ohne Medaille nach
Hause fahren mussten. Sie haben, wie alle Sportler und Sportlerinnen ihr Bestes gegeben, um zu gewinnen. Alle enormen Trainingsanstrengungen reichten nicht aus,
um aufs „Siegertreppchen“ zu gelangen. Kann ich sie schon „Looser“ schimpfen?
W
enn mir vieles nicht gelingt, von dem ich mir
wünschen möchte, dass es gelänge, bin ich dann
bereits ein „Looser-Typ“? Nein, ich zähle mich trotz
aller Schlappen, die ich einstecken muss, zu den
Gewinnertypen.
Mein größter Gewinn ist, dass ich bin! Dazu entschloss ich mich vor elf Jahren im Unterbewusstsein. Nach einem schlimmen Unfall, im künstlichen
Koma in der Chirurgie der Universitätsklinik Düsseldorf. Die Ärzte dieser Klinik retteten durch ihre
Kunst und ihre richtigen Entscheidungen mein
Leben. Für mich steht fest, dass mein persönlicher
Schutzengel, von Gott befähigt, mit im Spiel war.
Als es feststand, dass mit meinem Überleben zu
rechnen sei, atmeten meine Nächsten auf. Die
Stunden und Tage bis dahin müssen fürchterlich
gewesen sein!
Nach fünf Wochen war mein Einsatz gefragt: Reha,
die ich in der BGU Duisburg einige Kilometer entfernt von meinem Heimatort, machte, wurde mein
neuer Aufenthaltsort. Dort stieß ich auch später auf
„meine FGQ“!
Über viele Wochen lang arbeitete ich mich zunächst aus der liegenden in die sitzende Position.
Wie viel guter Wille und wie viele Schmerzen waren dafür schon auf der „Gewinnerseite“ zu buchen
gewesen! Und trotzdem waren sie später nur der
Anfang eines fortwährenden Prozesses. Rückschläge gab es sehr viele, doch will ich sie hier nicht
aufzählen. Leser und Leserinnen kennen zum Teil
noch schlimmere.
Wie beim Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ ist der
Weg eines Verletzten zu betrachten: Er geht nicht
nur geradeaus und zum Erfolg, sondern nur, wenn
man einen „Sechser“ bekommt und nicht immer
wieder zurück geworfen wird, erreicht man ein
Ziel. Schummeln zählt nicht! Und nicht immer lacht
einem das Glück.
Auch bei mir ist das so: Als „Überbleibsel“ kämpfe ich seit den ersten Monaten in der Reha gegen
neuropathische Schmerzen. Zunächst wollte man
mir nicht glauben. „Zu empfindlich,“ meinte der
Oberarzt. Er hatte von Schmerztherapie keine
Ahnung, der Stationsarzt verordnete immerhin
Schmerzpflaster. Meine Freundin schenkte mir
ein kleines Büchlein, in das ich Tag für Tag meine
Schmerzen notierte.
Sehr unprofessionell gegenüber der Methode, die
ich zwei Jahre später erfuhr, als ich in die Behandlung eines ausgebildeten Schmerztherapeuten gelangte. Seither nehme ich ein ausgeklügeltes System an Schmerzmitteln ein, das mir zwar nicht
Schmerzen ganz verschwinden, aber sie in erträglichem Maße lässt. Wie jeder Leser, jede Leserin
weiß, spielen Wetter- und Umwelteinflüsse eine
große Rolle, aber mit der Zeit findet man sich mit
vielem ab. Auch mit plagenden Schmerzen!
Um nicht zum „Verlierer-Typ“ gezählt zu werden,
also „WINNER“ zu sein, bedarf es noch einiges mehr.
Jede und jeder findet seine eigenen Wege. Wie
auch immer, eine liebgewonnene Beschäftigung
ist zur Ablenkung von Schmerzen sehr förderlich.
Ich, für meinen Teil, beschäftige mich sehr gerne
mit Menschen (z.B. lerne ich mit einem Nachbarn
Französisch für die Schule oder telefoniere mit
Freundinnen, die alleine leben). Empathie, Einfühlungsvermögen im weitesten Sinne, ist mein „Zauberwort“. Damit komme ich selten auf die „Verliererseite“!
Gritli Blickensdörfer
AG Schmerz bei Querschnittlähmung
eMail: [email protected]
PARAPLEGIKER 4/12
39
q – querschnitt spezial
4. FGQ-Stützpunkt-Symposium in der Manfred-Sauer-Stiftung:
„Das Stützpunktsystem –
noch zeitgemäß ?“
Die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten, Herausgeber dieser Zeitschrift,
ist ein mildtätiger
Verein. Zu ihren Aufgaben gehört neben der
Einzelfallhilfe für bedürftige Mitglieder u.a.
die Beratung Betroffener und ihrer Angehörigen. Eingebunden
sind die Berater in ein
„Stützpunkt“-System,
das an den Kliniken, die
Querschnittgelähmte
behandeln, auch Mediziner, Therapeuten
und Sozialarbeiter
einschließt.
Teilnehmer am FGQ-Symposium.
I
n letzter Zeit stößt dieses System, in den Grundzügen entworfen vom verstorbenen FGQ-Mitgründer
Christian Joachimi, offenbar an seine Grenzen. Es
wird Kritik aus einzelnen Kliniken laut, die dortigen
Stützpunkte würden nicht mehr funktionieren.
Gleichzeitig läuft es anderenorts unbestritten hervorragend. Was ist da los? Liegt es an den Leuten?
Fehlt es an Qualifikation, muss die FGQ mehr Unterstützung liefern? Oder ist gar das Beratungssystem
im Ganzen reformbedürftig? Um diese Fragen zu besprechen und gleichzeitig wichtige Informationen
zur Weiterbildung zu erhalten, trafen sich Stützpunktberater der FGQ zum Stützpunkt-Symposium
am 6. Oktober diesen Jahres in der Manfred-SauerStiftung in Lobbach.
Die Teilnehmerliste liest sich dann auch hauptsächlich wie eine Liste FGQ-Aktiver in den Stützpunkten:
Harry Baus (Uni Bochum), der Unterzeichner als Redakteur des PARAplegiker, Dirk Weber (Greifswald),
Pius Preisinger (Murnau), Klaus Beschorner (FGQVorstand), Elisabeth Nowak (Ergotherapieleitung
Schlierbach), Brigitte Seiferheld & Uwe Albert (Markgröningen), Rainer Eisenmann (Tübingen), Andreas
Berghammer (Sozialdienstleitung Bayreuth), Dimitrios Tsiropoulos (Heidelberg), Oliver Negele und
Christian Au (AG Recht), Ufuk Dokru (AG Türkische
Patienten), Peter Richarz (DRS Klinik-Referat), Rolf
Lang (Hessisch Lichtenau).
Nach der Vorstellungsrunde folgte eine Diskussion
über Probleme über Organisation und Qualifikation der Stützpunktberater der dritten Ebene (meist
selbst Betroffene). Alle waren sich darüber einig,
dass Fortbildungsbedarf besteht.
In einem sehr aufschlussreichen Referat beschäftigte sich Rechtsanwalt Christian Au u.a. mit dem
Beratungsthema Sozialrecht. Dirk Weber berichtete
von seinen Erfahrungen mit erfolgreicher Beratertätigkeit in und außerhalb der Klink mit dem Themenschwerpunkt: „Mobilitätsberatung bei Frischverletzten“.
Im Plenum ging es dann ans Eingemachte. Eine Stellenbeschreibung und ein geregeltes Qualifikationssystem für die Stützpunktarbeit wurden gefordert,
eine Analyse der Bedingungen in den Kliniken und
eine umfassende Vernetzung vor Ort und bundesweit wurden angeregt. Auch die Frage nach einer
möglichen Vergütung für die Berater, mindestens
Kostenersatz, kam auf, in einem mildtätigen Verein
ein durchaus nicht einfaches Thema.
Das Plenum plädiert einhellig für die Einrichtung
eines Arbeitskreises, zu dem sich schließlich sechs
Teilnehmer bereit finden. Zielsetzung: Aufgabenbeschreibung und Ausbildungskonzepte für die Berater der FGQ. Man ist sich allgemein darüber einig,
dass Fortbildungen jährlich stattfinden sollten. Wünschenswerterweise in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Rollstuhlsportverband (DRS), mit dem
die FGQ bereits eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben hat.
Fazit: Die gemeinnützige Arbeit muss angepasst
werden an die veränderten Bedingungen durch
verkürzte Rehazeiten, veränderte Mediennutzung vor allem durch das www, Gesundheitsreformen und Sozialabbau. Wie auch immer es
weiter geht, die FGQ ist bereit und fähig für eine
Modernisierung.
Text: Peter Mand
Foto: Harry Baus
40
PARAPLEGIKER 4/12
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Yoga /
Entspannung
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q – querschnitt spezial
Anthroposophische Bewegungstherapie:
Unser Autor arbeitet seit 1996 als Heileurythmist auf der Querschnittstation des
Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke.
Zu der hier praktizierten anthroposophisch
erweiterten Medizin gehört die Heileurythmie als eine besondere Therapieform.
Heileurythmie
bei Dekubitus
H
eileurythmie ist eine anthroposophische
Bewegungstherapie, die auf Rudolf Steiner
zurückgeht. Grundlage der Bewegungen ist
ein ganzheitlich medizinischer Ansatz. Die Bewegungen beziehen sich auf die vitalen und
seelischen geistigen Prozesse des Menschen.
Abgeleitet sind sie aus der Laut-Sprachbildung des Menschen.
Wie orientiere ich
mich neu in meinem Körper, wie
bringe ich Leib und
Seele wieder zusammen, wie werde
ich in meinem veränderten Leib heimisch, wie komme
ich zu einem Gefühl
von Einheit?
42
PARAPLEGIKER 4/12
Die Anwendung umfasst alle Bereiche des
Krankenhauses. Eingebettet ist die Heileurythmie in das breite therapeutische Angebot
des Gemeinschaftskrankenhauses. 1996 hat
mich Dr. Schunk als leitender Arzt der Querschnittstation (gest. 1999) eingestellt, um mit
seinen Patienten am Körperschema, am Körperbewusstsein zu arbeiten: Wie orientiere
ich mich neu in meinem Körper (oben, unten,
rechts, links, vorne, hinten), wie bringe ich
Leib und Seele wieder zusammen, wie werde ich in meinem veränderten Leib heimisch,
wie komme ich zu einem Gefühl von Einheit.
Kann ich wieder mit mir identisch werden? In
seiner jeweiligen Art ist dies natürlich auch in
den anderen Therapien ein wichtiges Thema.
Wenn dem Patienten geholfen wird, in dieser
Richtung innerlich aktiv zu werden, ist meiner
Erfahrung nach die Gefahr erheblich geringer,
an einem Druckgeschwür zu erkranken.
Beim Querschnitt verläuft eine horizontale,
zum Teil schmerzhaft und einengend erlebte
Grenze zwischen dem vertraut erlebten Oben
und dem veränderten, entfremdeten Unten.
Der für uns selbstverständliche Austausch
von Wahrnehmung etwa zwischen Fuß und
Kopf gibt es – zunächst – so nicht mehr. Die
Erfahrungen, die wir im Kontakt mit der Erde
machen, können vom Kopf nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Das Gefühl
von Sicherheit etwa, das die Erde vermitteln
kann, gibt es so nicht mehr.
Dabei sind diese Erfahrungen wesentlicher
Bestandteil unserer Identität. Es ist nicht mehr
die Freude, das Staunen wie die ersten Male
als kleines Kind und dennoch bleibt die Fähigkeit, sich auf der Erde aufzurichten und hinzustellen und dann gehen zu können ein wesentlicher Bestandteil unseres Ich-Erlebens.
Die Freude verwandelt sich als Erwachsener
zu der unbewussten Leichtigkeit, mit der wir
q – querschnitt spezial
uns in unserem Leib fühlen und ihn bewegen,
ganz in ihm anwesend sind.
Bei meinem therapeutischen Vorgehen im
Hinblick auf die Behandlung von DekubitiDruckgeschwüren geht es um das Finden und
Stärken dieser Leichtigkeit. Die Arbeit am Körperschema, am Körperbewusstsein gehört an
den Beginn der Querschnitterkrankung. Bei
der Behandlung einer Wunde gehe ich noch
einmal an diesen Anfang zurück.
Um die Wunde zu entlasten, muss der Patient
liegen. Der Patient und ich, wir beide machen
in aller Ruhe eine Bestandsaufnahme, ob er
etwas und was er wo spürt. Dabei lege ich
meine Hand (warm) auf sein Bein und gebe
Zeit zu spüren. Wenn/ob Wärme entsteht, wie
lange diese braucht, um sich zum wärmsten
Empfinden zu steigern; entsteht statt Wärme
Kälte und wie ist es, wenn ich jetzt die Hand
etwas anhebe, sodass nur noch die Wärme
zu spüren ist. Ist dann wirklich Wärme anstelle von Kälte zu spüren. Gibt es ein Kribbeln.
Gibt die Wärme, Kälte, das Kribbeln eine Orientierung im Körper. Das hat auch etwas von
Schatzsuche, denn es stellen sich in der Ruhe
dieses Suchens häufig unerwartete, überraschende Empfindungen ein.
In all diesem Bemühen ist die innere Aktivität, die innere Hinwendung zu sich selber
das Wesentliche. Alles was außen an ihm geschieht, wird vom Patienten von innen aufgegriffen und in Fühlen und Bewegen verwandelt. Über das Sehen kann ich Empfindung
und Bewegung nach innen nehmen, über
die Vorstellung, über die in der Erinnerung
lebendig gemachte Empfindung/Bewegung.
Oft sind es ja Patienten, die schon länger
mit dem Querschnitt leben, wo die seelische
In all diesem Bemühen ist die innere
Aktivität, die innere
Hinwendung zu
sich selber das Wesentliche. Alles was
außen an ihm geschieht, wird vom
Patienten von innen
aufgegriffen und in
Fühlen und Bewegen verwandelt.
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q – querschnitt spezial
Das Anregen der Wundheilung steigere ich,
indem ich Bewegungen aus der Heileurythmie nun intensiver, konzentrierter anwende.
Sie waren schon in der Arbeit am Körperschema in ihrer Qualität, aber hier mehr versteckt,
Grundlage.
Geübt werden drei Bewegungsformen. Davon
dienen zwei der Vitalisierung der Wundheilung, der Anregung der Stoffwechselprozesse
im Sinne von Ausscheidung und Aufbau. Die
dritte Bewegung unterstützt das Zusammenziehen, Hautbilden, Schließen der Wunde.
Die einzelnen
Berührungen werden in der Empfindung zu einem
Bewegungsfluss
verknüpft, der von
oben nach unten,
vom Kopf bis zu
den Füßen geht.
Dies erleben Patienten als entspannend, innerlich
lösend.
44
PARAPLEGIKER 4/12
Kraft verbraucht ist, sich immer wieder mit
der eigenen Leiblichkeit zu konfrontieren, sich
immer wieder kontrollierend von außen wahrnehmen zu können. Diesem Ausgelaugtsein
tritt das innere Handeln, dieses sich innerlich
stärker Spürenwollen ausgleichend entgegen.
Das Staunen über die entdeckten Empfindungen ist da als Mut machende Kraft ganz
wichtig. Die einzelnen Berührungen werden
in der Empfindung zu einem Bewegungsfluss
verknüpft, der von oben nach unten, vom Kopf
bis zu den Füßen geht. Dies erleben Patienten
als entspannend, innerlich lös end. Der Kopf
wird freier, die Atmung löst sich.
Für die Heilung der Wunde ist es wichtig, dass
der Patient so viel wie möglich über sie weiß,
wie sie aussieht, wie ausgedehnt sie ist. Spürt
er etwas von ihr? Nimmt er sie irgendwie innerlich wahr? Wenn es ihm gelingt, über diese
äußere und innere Hinwendung hin die Wunde mehr als zu sich gehörig zu erleben, ist ein
entscheidender Schritt zur Heilung getan.
Alles das, was von außen zur Wundheilung
gegeben wird, Vakpumpe, entlastende Lagerung, Medikamente... wirkt ja nur helfend im
Zusammenhang mit den Heilungskräften des
Patienten. Die innere Hinwendung ist Auslöser, Anreger dieser Kräfte und lenkt sie wie ein
Vergrößerungsglas auf diese Wundbaustelle.
Der Patient lernt zunächst diese Bewegungen
über das Anschauen und innerliche Nachahmen. Dann helfe ich dem Patienten die Bewegungen mit Armen oder Beinen auszuführen,
um deren Qualität zu erspüren. Wo führt mich
die Bewegung hin, löst sie mich, lässt sie mich
ausatmen, vertieft sie die Einatmung, richtet
sich mich auf, weitet sie mich, gibt sie mir
Leichtigkeit, schafft sie ein Gefühl von Hülle?
Wenn sich der Patient die Qualität der Bewegungen im Großen zu eigen gemacht hat,
versucht er diese nun innerlich auf die Wunde zu richten. Wegen der Lagerungssituation
(Wechseldruck, seitlich) und weil die Wunde sich ja sowieso an einer weit entfernten,
schlecht erreichbaren Stelle des Körpers befindet, geht dies nur durch innerliches vorgestelltes Bewegen, was in der Körperschemaarbeit zuvor geübt wurde.
Indem die Bewegungen äußerlich nicht mehr
sichtbar sind, wirken sie intensiver und konzentrierter auf die inneren Heilungsprozesse.
Dies kann sich in einem Wärmeerleben, Kribbeln im Bereich der Wunde äußern. Oft wird
Heileurythmie eingesetzt, wenn die Wundheilung schwierig ist oder stagniert. Dabei ist zu
erleben, wie hilfreich selbst das anfänglichste
innere Hinwenden des Patienten zu sich
selbst sein kann, um einen festgefahrenen
Prozess wieder in Bewegung zu bringen.
Text: Wolfgang Heuer
Fotos: Gemeinschaftskrankenhaus
Herdecke I • www.brendgen-fotodesign.de
medizin
Gegen Spastik bei MS:
Cannabis-Mundspray
Ein Extrakt aus Cannabis Sativa (Sativex®) von Allmirall ist seit Mai 2011 für
Patientinnen und Patienten zugelassen, bei denen es als Folge einer Multiple
Sklerose (MS) zu mittelschweren bis schweren spastischen Krämpfen kommt.
N
ach Angaben der Deutschen Multiple
Sklerose Gesellschaft sind weltweit rund 2,5
Millionen Menschen von MS betroffen. In
Deutschland leben nach derzeitigen Hochrechnungen etwa 130 000 Erkrankte, jährlich
trifft etwa 2 500 Menschen die Diagnose. Die
„Krankheit mit 1 000 Gesichtern“: So wird
Multiple Sklerose (MS) bisweilen bezeichnet.
Verantwortlich für diesen Namen ist die Tatsache, dass das Krankheitsbild sich von Patient zu Patient gewaltig unterscheiden kann
– sowohl was den Verlauf betrifft als auch die
Beschwerden.
Dabei zeigt sich allerdings bei allen der prinzipiell gleiche Befund: Multiple Sklerose ist
ren teilweise ein Kribbeln in den Extremieine Autoimmunerkrankung, bei der ein betäten, sie stolpern vermehrt und bekommen
stimmter Zelltyp des Gehirns, die so genannSchwierigkeiten beim Sehen. Im Extremfall
ten Oligodendrozyten, vom Immunsystem
sind sie gar nicht mehr in der Lage, sich aus
zerstört werden. Oligodendrozyten bilden
eigener Kraft fortzubewegen und sind auf
eine Isolierschicht um die Fortsätze der Nerden Rollstuhl angewiesen.
venzellen, die für eine effiziente Reizleitung
notwendig ist. Ist diese Reizleitung als Folge
Wie das Gehirn Schäden
von Schäden in der Isolierschicht gestört,
kompensiert
können die Nerven die jeweiligen „Botschaften“ nicht so wirkungsvoll übertragen
Häufig gelingt es
wie zuvor. Wie es zum
Ausbruch der KrankPatienten, die an Multiple aber dem Gehirn, den
heit kommt, ist noch
Sklerose leiden, zeigen regel- funktionellen, also für
den Patienten spürnicht bis ins letzte
mäßig
typische
Merkmale.
baren Schaden solgeklärt. Killer-T-Zellen
stehen als Auslöser Entzündungsherde im Gehirn cher Herde gering zu
unter Verdacht.
und Rückenmark, die je nach halten. Dabei stehen
Ort und Größe mehr oder we- verschiedene „Werkzeuge“ zur Verfügung:
Patienten, die an Mulniger schwere Symptome
Zum einen Prozesse,
tiple Sklerose leiden,
hervorrufen.
die auf einer rasch
zeigen
regelmäßig
einsetzenden Verstärkung oder Abschwätypische Merkmale. Entzündungsherde im
chung von Nervenzellkontakten basieren.
Gehirn und Rückenmark, die je nach Ort und
Zum anderen die meist mit Verzögerung
Größe mehr oder weniger schwere Symauftretende Übertragung bestimmter Aufgaptome hervorrufen. Die Betroffenen verspüPARAPLEGIKER 4 /12
45
medizin
ben von geschädigten Hirnregionen in eine
gesunde. „Plastizität“ nennt die Wissenschaft
diese Fähigkeit des Gehirns, sich veränderten
Bedingungen anzupassen.
Die Antwort auf die Frage, welche Mechanismen tatsächlich der Kompensation bei MSPatienten zugrunde liegen, ist von großer
klinischer Bedeutung. Gelänge es der Medizin, die Kompensationsmechanismen an geeigneter Stelle mit Hilfe von Medikamenten
oder krankengymnastischer Maßnahmen zu
verstärken, ließe sich so das Auftreten von
MS-bedingten Behinderungen möglicherweise verzögern oder ganz verhindern.
Hoffnung für Patienten
mit Spastik bei MS
In der Querschnittsstudie MOVE 1 haben Forscher das Problem der Spastik bei MS unter
die Lupe genommen. Nach den Ergebnissen
leiden mehr als zwei Drittel der an MS erkrankten Menschen dauerhaft an spastischen
Muskelproblemen, die mit Schlafstörungen
und verminderter Mobilität einhergehen.
Am häufigsten sind die Beine betroffen. Das
Leben der Betroffenen und deren Angehörigen ist stark beeinträchtigt. Zudem werden
tägliche Verrichtungen wie das Aufstehen,
Ankleiden, Essen und Trinken zur Herausforderung. „Die Spastik gehört im Verlauf der
Erkrankung zu den Spitzenreitern unter den
Symptomen der MS und ist im alltäglichen Leben extrem behindernd“, sagt der Neurologe
Matthias Freidel.
Dies ist ein großer Erfolg,
denn den Patienten steht mit
dem Mundspray auf CannabisBasis ein Medikament zur Verfügung, welches die Lebensqualität
der betroffenen Menschen deutlich verbessern kann.
46
PARAPLEGIKER 4/12
Bei über 50 Prozent der MS-Patienten bleiben
Spastik-Symptome unbehandelt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA), der sich
mit der gesundheitlichen Versorgung im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung
beschäftigt, bescheinigte am 21. Juni 2012
einer neuen Therapiemöglichkeit mit Sativa
einen Zusatznutzen für MS-Patienten, denen
eine andere antispastische Medikation nicht
ausreichend hilft. „Dies ist ein großer Erfolg,
denn den Patienten steht mit dem Mundspray
auf Cannabis-Basis ein Medikament zur Verfügung, welches die Lebensqualität der betroffenen Menschen deutlich verbessern kann“,
so Freidel. „Das Spray reguliert die Weiterlei-
Anzeige
Das Spray reguliert die
Weiterleitung von Nervenimpulsen. Bei allen in einer Studie getesteten Patienten hat
sich die Spastik extrem
reduziert.
tung von Nervenimpulsen. Bei allen in einer Studie getesteten Patienten hat sich die Spastik extrem reduziert.“
Zwar wurde die Mehrzahl der Patienten mit antispastischen Medikamenten behandelt, Patienten und Ärzte
waren mit der Wirksamkeit oft nicht zufrieden. Mit dem
Mundspray Sativa steht gegen Multiple-Sklerose-induzierte Spastiken eine neue Zusatz-Therapie zur Verfügung.
Das Spray zur Anwendung in der Mundhöhle erhält einen
Dicksaft aus Cannabis Sativa mit THC (Delta-9-Tetrahydrocannabiol) und CBD (Cannabidiol). Endocannabinoide
sind an der Kontrolle der Muskulatur beteiligt. Ist diese
Kontrolle, wie bei den Menschen mit MS, gestört, können
Muskelspasmen auftreten.
Vorgesehen ist das Spray als Zusatzbehandlung bei bereits antispastischer Medikation für Patienten mit mittlerer bis schwerer MS, wenn durch die bisherigen Therapieoptionen keine Besserung der Symptomatik erzielt
werden kann, so Freidel. Die pflanzlichen Cannabinoide
stammen aus der Pflanze Cannabis Sativa, der Heilpflanze.
Die Wirkstoffe werden für diesen Zweck unter streng kontrollierten Bedingungen angepflanzt und verarbeitet. Der
Cannabis-Extrakt kommt in Frage, wenn trotz einer individuellen Anpassung der Arzneimittel die durch die Spastik
bedingten Beschwerden nicht ausreichend gelindert werden können.
ES IST ZEIT FÜR ETWAS NEUES
ES IST ZEIT FÜR ETWAS ANDERES
ENTDECKE DEN UNTERSCHIED
Die Therapie mit Sativa erwies sich als gut verträglich. In
den ersten Wochen häufig sind leichte bis mäßige Schwindelanfälle und Müdigkeit, die bei fortgeführter Therapie
meist wieder nachlassen. Eine mindestens 20-prozentige
Besserung der mit der Spastik in Verbindung stehenden
Symptome, gemessen auf einer zehnstufigen numerischen Skala, rechtfertigt die Langzeitbehandlung, deren
Nutzen in regelmäßigen Abständen neu bewertet werden
sollte.
Mit Veränderungen der Psyche muss auch unter Langzeitbehandlungen kaum gerechnet werden. Die Entwicklung
einer Abhängigkeit gilt als unwahrscheinlich: In Absetzstudien wiesen Patienten, die das Medikament im Mittel 3,6
Jahre angewandt hatten, keine Entzugssymptome auf.
Text: Heike Stüvel
Fotos: Anbieter
Vertrieb in Deutschland durch:
Invacare GmbH
Alemannenstraße 10
88316 Isny
Tel.: +49 7562 700-0
kontakt@ invacare.com
www.invacare.de
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medizin
Pumpsystem
erleichtert
ParkinsonBehandlung
Patient und Ärztin vertrauen einander, so soll es sein.
Allein in Deutschland leiden bis zu 400 000 Menschen an Schüttellähmung (Morbus Parkinson). Sie verlieren allmählich jene Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Als Folgen leiden
sie zunehmend an Bewegungsstörungen wie etwa Zittern oder
steife Glieder. Medikamente, die Dopamin-ähnlich wirken, lindern
manche Symptome, stoppen aber nicht den Verfall.
»
. . . Und dass
die Gesellschaft
lernt, diese Menschen als Teil der
alternden Gesellschaft zu respektieren . . .
«
»
Die Diagnose, die ihm die Ärzte präsentieren, ist eindeutig: Morbus Parkinson. Nun zittert
nicht nur die Hand, jetzt verschwinden auch die
Gedanken und Erinnerungen“, so steht es auf der
Rückseite des Buches „Zitterpartie“ von Stefan
Berg. 2008 bekam der Spiegel-Autor und Familienvater diese erschütternde Diagnose. In seinem
Buch beschreibt er mit klaren Worten, was „unheilbar“ bedeutet, was es heißt, wenn ein Begriff,
der immer nach „irgendwann“ klang, zum „heute“ wird.
Parkinson ist eine fortschreitende neurologische
Störung, die durch eine Zerstörung der Nervenzellen ausgelöst wird, die den Neurotransmitter
Dopamin produzieren. Eine ähnliche Abnahme
von Dopamin produzierenden Nervenzellen tritt
normalerweise mit fortschreitendem Alter auf,
aber bei Parkinson läuft dieser Prozess viel eher
und schneller ab.
Typische Symptome des Morbus Parkinson
sind: Zittern im Ruhestand (Ruhetremor einer
Extremität, Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese), Steifigkeit der Extremitäten oder des
Rumpfes (Regidität), Gleichgewichtsstörungen.
Die Symptome beginnen typischerweise auf
48
PARAPLEGIKER 4/12
einer Körperhälfte. Die Mimik der Betroffenen
ändert sich, so dass eine gewisse Starre in die
Gesichtszüge kommt. Parkinson hat einen sehr
individuellen Verlauf, bei dem jeder Patient unterschiedliche Symptome entwickelt.
Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz oder die Parkinson-Krankheit zählen zu den neurologischen Leiden, die immer
noch schwer zu therapieren sind. „Die Behandlung zielt daher darauf ab, dass die Patienten
lernen, mit ihrer Krankheit zu leben. Und dass
die Gesellschaft lernt, diese Menschen als Teil
der alternden Gesellschaft zu respektieren“, so
Professor Wolfgang H. Oertel, 1. Vorsitzender der
Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
„Wenn der Schlüssel passt, stimmt der therapeutische Erfolg“.
„Wer nachts im Schlaf spricht oder schreit, um
sich schlägt, Tritte verteilt und bisweilen seinen
Bettpartner verletzt, ist nicht von Natur aus aggressiv: Vielmehr liegt eine Traum-Schlaf-Verhaltensstörung vor, die Frühzeichen für ernste
neurodegenerative Erkrankung sein könnte.
„Sechzig bis siebzig Prozent der Patienten, die an
dieser „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“ leiden,
medizin
Unerwartet hohe Belohnungen lösen ein starkes
Dopaminsignal aus, weniger wichtige Belohnungen niedriges. Auf die richtige Balance
kommt es an. Das heißt: Wenn ein Belohnung
ansteht, setzen Zellen im sogenannten ventralen
Striatum im Mittelhirn bei Parkinson-Patienten
mit Impulsstörungen übermäßig Dopamin frei.
Das wiederum könnte Heißhunger, merkwürdige Kaufgewohnheiten und Neigungen zu
Glücksspiel hervorrufen.
Die Pumpe mit der Sonde durch die Bauchdecke
kann die Mobilität erhalten.
entwickeln nach zehn bis 30 Jahren Morbus Parkinson“, sagte Professor Oertel.
Medikamente können
Verhaltensstörungen fördern
Bei Patienten mit Parkinsonscher Krankheit
sterben die Nervenzellen ab, die den Botenstoff
Dopamin produzieren, was zu klassischen Symptomen wie Muskelzittern oder Muskelstarre
führt. Häufig helfen Arzneimittel wie L-Dopa,
die Dopamin ersetzen, oder Dopamin-Agonisten, welche die Wirkstoffe des Botenstoffs am
Rezeptor nachahmen. Diese Mittel beeinflussen
jedoch nicht nur die Motorik, denn Dopamin
mischt in mehreren funktionellen Schleifen
des Gehirns mit. Es hilft dabei, Bewegungen zu
steuern, spielt aber auch eine Schlüsselrolle im
Belohnungssystem.
„Menschen reagieren auf unterschiedliche Mittel
individuell“, gibt Jan Kassubek zu bedenken, ein
Spezialist für Bewegungsstörungen und Oberarzt an der Universitätsklinik Ulm. „Viele Patienten wundern sich natürlich, wenn man solche
bizarren Nebenwirkungen schildert“. Immerhin
ein kleiner Trost: „Nur ein kleiner Prozentsatz ist
in pathologischer Weise betroffen“.
Behandlung im fortgeschrittenen
Stadium
Trotz intensiver Forschung wurden bis heute
keine Mittel zur Vermeidung und Behandlung
von Parkinson gefunden. Bei rechtzeitiger Diagnose können moderne Medikamente jedoch
das Fortschreiten der Erkrankung hinauszögern. Diese Medikamente zielen darauf ab, den
Verlust des Botenstoffs Dopamin im Gehirn auszugleichen oder das Gleichgewicht zwischen
Botenstoffen (Dopamin, Acetylcholin, Glutamat) wieder zu verbessern.
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ATEC Ing. Büro AG
Tel. +41 41 854 80 20
Fax +41 41 854 80 21
CH-6403 Küssnacht a.R.
www.swisstrac.ch
Trotz intensiver Forschung
wurden bis heute keine Mittel
zur Vermeidung
und Behandlung
von Parkinson
gefunden.
medizin
Parkinson:
Ungleichgewicht
der Botenstoffe
mit großen Folgen.
Trotzdem erreichen viele Patienten irgendwann
eine Phase, in der Wirkungsschwankungen die
Tabletten oder Kapseln erschweren. Daher sollte
sich jeder Betroffene bereits frühzeitig über
mögliche Therapien für die Phase des „fortgeschrittenen Morbus Parkinson“ informieren.
Patienten mit ausgeprägten Wirkungsschwankungen stehen dann drei Behandlungsmethoden zur Verfügung, mit denen sie ihre Selbstständigkeit erhalten und ihre gute Lebensqualität
steigern:
• Kontinuierliche Apomorphin-Infusion
• Kontinuierliche L-Dopa-Infusion
• Tiefe Hirnstimulation
» Tatsächlich
bleibt das Gehirn eher gesund,
wenn man es benutzt, zum Beispiel, indem man
sich darüber
informiert.
«
Adressen und Links:
www.parkinson-vereinigung.de
tel 0 21 31-740 270 (Mo-Fr, 8-14 h)
eMail: [email protected]
www.kompetenznetz-parkinson.de
50
PARAPLEGIKER 4/12
Alle drei Methoden stellen unterschiedliche Anforderungen an den Patienten und sein Umfeld.
Bei den kontinuierlichen Infusionen mit Apomorphin und L-Dopa kommen Medikamentenpumpen zum Einsatz, die erst nach entsprechender
Schulung bedient werden können. Beide Methoden können vorab auf ihre Wirksamkeit getestet
werden. Die Apomorphinpumpe transportiert
eine Art Ersatzstoff für das Dopamin (Apomorphin) direkt unter die Haut. Das erfordert tägliches Einstechen einer Nadel in die Haut und
entsprechend gute Hygiene.
Bei der Tiefen Hirnstimulation und kontinuierlichen L-Dopa-Infusion sind operative Eingriffe
im Krankenhaus notwendig: Im ersten Fall werden Elektroden in das Gehirn vorgeschoben. Sie
sind über ein Kabel mit einer Art „Hirnschrittmacher“ verbunden, der kleine elektrische Impulse
an das Gehirn abgibt. Ziel der Behandlung ist
es, die Bewegungsstörungen zu verbessern und
Wirkungsschwankungen zu mindern. Bei extremem Tremor (Zittern) hat diese Therapie die
besten Erfolge. Weltweit tragen bereits rund 75
000 Menschen einen Hirnschrittmacher. Die medikamentöse Therapie lässt sich oft reduzieren.
Im zweiten Fall wird eine Sonde durch die Bauchdecke in den Dünndarm gelegt. Dadurch kann
der „Goldstandard“ der Parkinsonbehandlung,
L-Dopa (Duodopa®), gleichmäßig fein dosiert in
den Dünndarm abgegeben werden, wo er über
das Blut in den Körper gelangt. So lässt sich auch
die ungleichmäßige Magenentleerung umgehen, die im fortgeschrittenen Stadium auftreten
kann und die das Auftreten von Wirkspiegelschwankungen begünstigt, wenn Tabletten oder
Kapseln eingenommen werden. Schwere motorische Komplikationen treten damit seltener auf.
Entscheidender Vorteil des Therapieansatzes im
Vergleich zur oralen L-Dopa-Therapie ist die kontinuierliche dopaminerge Stimulation. Innerhalb
weniger Minuten nach dem Start der Pumpe
verbessere sich die Motorik, so Professor Angelo Antononi aus Mailand. „Auf eine begleitende
Parkinson-Medikation könne vollkommen verzichtet werden“.
Parkinson-Patienten leiden oft extrem unter
Stigmatisierung durch ihre Krankheitszeichen:
Leicht wird die Krankheit mit Drogenkonsum
in Verbindung gebracht oder der Betroffene als
Alkoholiker abgestempelt. Die Patienten sind
sich der fortschreitenden Natur ihrer Erkrankung
bewusst und das kann Ängste auslösen. Die psychische Verfassung kann durch den Krankheitsverlauf oder die verabreichten Medikamente
beeinflusst werden. Es können beispielsweise
auftreten: Depressionen, Halluzinationen, Angstzustände, Panikzustände, zwanghaftes Verhalten/Suchtverhalten, Verwirrung und Wahnvorstellungen.
„Das Gehirn ist die komplexeste Struktur im Universum. Und kommt ohne Gebrauchsanweisung.
Daher gehen die meisten falsch damit um und
sagen sich: Ich möchte mir das lange frisch erhalten, indem ich das möglichst selten einsetze.
„Quatsch!“ weiß der Kabarettist Eckhart von
Hirschhausen, der früher selber als Arzt in der
Neurologie gearbeitet hat. Tatsächlich bleibt das
Gehirn eher gesund, wenn man es benutzt, zum
Beispiel, indem man sich darüber informiert.
Text: Heike Stüvel
Fotos: Abbott Deutschland
bericht
Die Stiftung
Deutscher Rollstuhlsport
Feiert 20 jähriges Bestehen:
Im Rahmen der REHACARE hat die Stiftung Deutscher Rollstuhlsport am 11. Oktober 2012
dort ihr 20 jähriges Jubiläum gefeiert. Der Vorsitzende der Stiftung Wilfried Klein konnte
neben Sabine Weiss/MDB, Ulf Mehrens, Vorsitzender des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes
und seinen Stellvertreter, Jean Marc Clement, weitere zahlreich erschienene Gäste begrüßen.
Wilfried Klein dankte ausdrücklich der Firma MeyraOrtopedia, die nicht nur die Organisation der Veranstaltung übernommen hatte, sondern auch ihren Messestand für das Jubiläum zur Verfügung stellte. Eine
besondere Geburtstagsüberraschung war, dass der
Trainer der Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der
Damen, Holger Glinicki, mit drei seiner paralympischen
Golddamen vor Ort war.
Mit immerhin rund 170 000 € hat die Stiftung Projekte
im Breitensport, Kinder- und Jugendsport sowie Forschungsprojekte seit ihrer Gründung gefördert. 2012
wurden Projekte wie Leichtathletik, Kinder- und Jugend
Rollstuhlsport sowie therapeutisches Segeln gefördert.
Gudrun Köberle stellte den Nachwuchs-Schnellfahrlehrgang und Christina Groll das therapeutische Segeln
vor. Stefan Utz erläuterte ein Projekt für Elektrorollstuhl
Hockey, das die Stiftung im nächsten Jahr unterstützen
will. Die geförderten Projekte werden in Zukunft auf der
Website der Stiftung zu sehen sein.
In Anbetracht der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt ist
die Stiftung auf Spenden dringend angewiesen. Spenden werden erbeten auf das Spendenkonto bei der
Volksbank Kurpfalz (BLZ 672 901 00, Kto. 20 20). In diesem Jahr hat sich die Stiftung ein neues LOGO gegeben,
zum Ende des Jahres wird die Internetseite überarbeitet
sein und ab nächstem Jahr wird es regelmäßig ein Jahresprojekt geben.
Wilfried Klein
gratuliert Holger Glinicki mit den BasketballDamen zur Goldmedaille.
Christina Groll,
Therapeutisches
Segeln.
Gäste der 20-Jahrfeier.
Die Sängerin Samirah Al-Amrie, begleitet von Roland Mioska am Klavier, begeisterte mit brasilianischen SambaRhythmen und Jazztiteln die Zuhörer. Zum Abschluss
der Festveranstaltung gab es die Gelegenheit, sich bei
Getränken und Buffet persönlich auszutauschen.
Text & Fotos: Klaus Beschorner
Stiftung Deutscher Rollstuhlsport
Mitglied des Vorstandes
Fotos: Sabine Weiss
PARAPLEGIKER 4/12
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markt
Ottobock E-Ball Deutschland-Cup:
Turniersieg für Barmstedt Knights
Mit dem zweiten E-Ball Deutschland-Cup knüpfte Veranstalter Ottobock vom
26. bis zum 28. Oktober an den Erfolg aus dem vergangenen Jahr an. Bei dem
Turnier im brandenburgischen Rheinsberg setzten sich die Barmstedt Knights mit
9 Punkten gegen sieben weitere Teams aus dem gesamten Bundesgebiet durch.
Neben 40 Elektro-Rollstuhlfahrern, ihren Trainern und Technikern, lockte der
rasante Mannschaftssport zahlreiche Zuschauer in die Sporthalle des barrierefreien Hotels HausRheinsberg.
Rollstuhl fixiert. Um das Verletzungsrisiko möglichst gering zu halten, federt ein Rammschutz die Kollisionen
zwischen den Spielern ab. Die Funktionsfähigkeit der Sportgeräte für den
Wettkampf stellten Ottobock-Techniker mit einem Servicemobil vor Ort
sicher.
Spannende Momente
und atemberaubende
Atmosphäre beim Ottobock
E-Ball Deutschland-Cup.
E-Ball begeistert immer mehr Menschen, die
auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen sind
und Spaß am Teamsport haben. Begleitet von
tosendem Beifall lieferten die Rocky Rolling
Wheels 1 gegen HSV Fastlane am ersten Turniertag ein spannendes Auftaktspiel. Mit bis
zu 15 km/h manövrierten die Mannschaften
mit je vier E-Rollstuhlfahrern einen Golfball
geschickt über das 24 mal 12 Meter große
Spielfeld in das gegnerische Tor. Die Kombination aus Spieltaktik, dynamischer Ballführung
und einem gewandten Umgang mit den ERollstühlen faszinierte die Zuschauer.
Parallel zum spielerischen Know-how erfordert diese Sportart zugleich zuverlässiges
Equipment. Bei dieser Variante des Elektrorollstuhl-Hockeys ist der Schläger direkt am
52
PARAPLEGIKER 4/12
Dass die Geselligkeit bei diesem Turnier mindestens genauso gefragt war
wie die sportlichen Highlights zeigte
sich am Samstagabend. Im Anschluss
an die Vorrunde richtete Ottobock die
Players Night aus. Bei der Veranstaltung hatten die Zuschauer Gelegenheit, sich mit den Sportlern abseits
des Spielfeldes auszutauschen und
neue Kontakte zu knüpfen. Darüber
hinaus nahmen die Wettkampfteilnehmer noch einmal die Chance
wahr, ihre Strategien für den letzten Turniertag auszufeilen.
Als am Sonntag um 12.30 Uhr schließlich der
Startschuss für das große Finale fiel, lag große
Spannung in der Luft. Die Finalisten lieferten
ein atemberaubendes Match, in dem sich die
Barmstedt Knights mit 1:0 knapp gegen die
Ballbusters aus Würzburg durchsetzten und
damit den ersten Platz beim diesjährigen EBall Deutschland-Cup belegten. Nach der
abschließenden Siegerehrung stand für alle
Teilnehmer fest, dass sie sich im kommenden
Jahr im HausRheinsberg wiedersehen. Der
Termin für den 3. Ottobock E-Ball Deutschland-Cup ist bereits für den 28. Oktober 2013
angesetzt.
www.ottobock.de
markt
Chef (ganz links) und Mitarbeiter der Firma Sodermanns.
Am Wochenende des 16. und 17.
Juni fanden die dritten Rolli-PowerDays im größten „Reha-Mobilitätszentrum-nrw.de“ bei Sodermanns in Wassenberg statt. Diese
beiden Tage waren eine Leistungsschau der besonderen Art. Hier wurde einmal mehr deutlich, dass das
Team rund um Frank Sodermanns
über den Tellerrand hinausschaut.
Rolli-Power-Days in Wassenberg
Neben den zahlreichen umgebauten Fahrzeugen,
Buggys und Quads wurden auch weitere optimale
Lösungen für das alltägliche Leben von behinderten
und schwerstbehinderten Menschen vorgestellt.
Einige Handwerker und verschiedene Dienstleister
stellten ihre durchaus einfallsreichen und nützlichen
Lösungen und Dienstleistungen, die den Lebensalltag erleichtern und qualitativ aufwerten, aus. Nicht
nur die in der Höhe verstellbaren Elemente einer
Küche (Backofen, Schränke, Arbeitsplatte etc.) brachten die Besucher zum Staunen. Die umfangreichen
Angebote an Dienstleistungen rund um das Haus
faszinierten. Auch eine anpassbare behindertengerechte Toilette, ein Waschbecken, automatische
Lichtschalter und Fenster, die per Knopfdruck öffnen
und schließen, waren wahre Hingucker.
Die verschiedenen Referenten machten deutlich,
dass im Hause Sodermanns der Mensch im Mittelpunkt steht und INTEGRATION ganz groß geschrieben wird. So stand die Rollstuhlfahrerin Sonja Mnisch
an beiden Tagen allen Besuchern zur Verfügung, die
Fragen rund um das persönliche Budget – „was steht
mir zu?“ – hatten. Michaela Bienert, die bei einem
Motorradunfall den linken Oberschenkel verlor, hielt
einen Vortrag über „Die Dachsteintour“, bei der sie
zum Beispiel am ersten Tag ein Gletschergelände
auf 2740m Höhe überquerte. Diese Tour bewältigte
sie gemeinsam mit dem gehörlosen Benjamin, dem
kleinwüchsigen Peter, der blinden Christiane und
dem querschnittgelähmten Reini.
Ein weiterer besonderer Referent „zum Anfassen“
namens Janis Mc David zog die Besucher in seinen
Bann. Janis ist auf Grund eines Gendefektes ohne
Arme und Beine zur Welt gekommen. Durch die Erzählungen aus seinem Leben gab er den Zuhörern
„Mut und Kraft trotz des Handikaps, die Wünsche
und Pläne zu verfolgen und nicht aufzugeben!“ Sagenhaft, wie er über seine Urlaube in Namibia, Paris,
Dubai… berichtete. Für ihn ist es nicht besonders, es
ist genau so selbstverständlich per Joystick mit dem
Auto zu fahren. „Echt der absolute Hammer“ meint
Frank Sodermanns, „Ich bin so dankbar, dass Janis
hier ist und mit seiner super netten Art und Weise
unseren Besuchern Mut macht. Faszinierend, dass
Janis nie fragt, ob es geht, sondern wie es geht. Er ist
ein absoluter Motivator, er schenkt uns allen Mut und
Kraft, und regt den einen oder anderen bei Gänsehaut zum Nachdenken an.“
Janis Mc David
(ganz rechts) bei
seinem Vortrag.
Alles in allem war das Wochenende ein guter Beweis
dafür, dass im Reha-Mobilitätszentrum-nrw.de der
Mensch im Vordergrund steht und das Team Sodermanns ganz getreu dem Motto „Individuelle Umbauten für individuelle Menschen“ lebt.
Machen Sie sich Ihr eigenes Bild von
Sodermanns z.B. auch bei Youtube :
„Mobil mit Behinderung“.
Die nächsten Rolli-Power-Days finden am
15. und 16. Juni im nächsten Jahr statt.
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markt
Katheterisieren bei eingeschränkter Handfunktion:
Eigenständigkeit dank guter Hilfsmittel
Störungen der natürlichen Blasenentleerung
spielen bei nahezu jeder
Querschnittlähmung –
unabhängig von der Höhe
der Verletzung an der
Wirbelsäule – eine Rolle.
Hilfsmittel wie Katheter
zum Selbstkatheterisieren erleichtern das Leben
dann sehr, da sie ein
großes Maß an Eigenständigkeit ermöglichen. Der
Betroffene ist nicht bei
jedem Toilettengang auf
die Hilfe anderer angewiesen, kann einen aktiven
Lebensstil führen und die
Blase für Außenstehende
unbemerkt entleeren. Mit
guten Produkten lässt
sich das Infektionsrisiko,
das aufgrund des mehrmals täglichen Einführens
eines Katheters in die
Blase immer besteht, auf
ein Minimum reduzieren.
über eine Griffmulde, die es selbst bei eingeschränkter manueller Handfunktion ermöglicht,
den Katheter zu halten und anzuwenden. Dies
gilt auch für das »SIMPLYCATH®«-System mit angeschlossenem Urinbeutel, der auch in gefülltem
Zustand und bei entsprechendem Gewicht leicht
gehalten, beziehungsweise mit Hilfe der Halteösen angehängt werden kann.
Ein weiterer Pluspunkt für eine einfache Handhabung: Der Katheter ist direkt mit einem Gel
beschichtet und deshalb sofort einsetzbar. Das
komplizierte vorherige Applizieren eines Gleitgels oder die Aktivierung der hydrophilen Oberfläche entfallen somit, die damit verbundenen
schwierigen Handgriffe werden eingespart. Auch
die für den »SIMPLYCATH®« charakteristische Vorlaufspitze lässt sich sehr leicht einführen. Sie stellt
sicher, dass die eigentliche Katheterspitze mit
den ersten 1,5 cm der Harnröhre, wo sich die meisten Keime befinden, nicht in Berührung kommt.
Die Vorlaufspitze leistet damit einen wichtigen
Beitrag zur Infektionsprophylaxe.
Doch was, wenn der Querschnitt sich im oberen Brustwirbelsäulenbereich befindet oder im
Bereich der Halswirbel C5 bis C7? Dann kommt
es oft auch zu Einschränkungen der Handfunktionen – wie übrigens auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Multipler Sklerose, bei denen sowohl die Nerven für die
Blase als auch die motorischen Nerven der Extremitäten betroffen sein können. Die Feinmotorik
ist mehr oder weniger stark gestört, das Greifen
fällt schwer, einzelne Finger können unter Umständen nicht eingesetzt werden. Viele ISK-Katheter sind damit für den Anwender quasi nutzlos, denn schwer zu öffnende Verpackungen und
eine Bedienung, die filigrane Fingerfertigkeit erfordert, bedeuten unüberwindbare Hindernisse.
UROMED hat mit seinem Katheter »SIMPLYCATH®«, der aktuell in wesentlichen Punkten
optimiert wurde, insbesondere an die Anforderungen von Tetraplegikern gedacht. Er verfügt
54
Kleine Checkliste für die Katheterwahl bei eingeschränkter Handfunktion:
• Lässt sich die Verpackung leicht öffnen?
• Verfügt der Katheter über Halteösen oder eine
Griffmulde, sodass er nicht wegrutschen kann?
• Ist der Katheter bereits mit einem Gel gebrauchsfertig beschichtet, damit die Handgriffe
für die vorherige Aktivierung der Gleitfähigkeit
entfallen?
• Entspricht der Katheter den modernsten
Möglichkeiten zur bestmöglichen Infektionsverhinderung, indem er beispielsweise über
eine Vorlaufspitze verfügt?
Können alle vier Fragen mit „Ja“ beantwortet
werden, ist die sichere Anwendung des Katheters
auch für Menschen mit Schwierigkeiten in der
Feinmotorik gut möglich.
Weitere hilfreiche Informationen für Anwender
auf der Internetseite www.simplycath.de.
Die Informationen zu dieser Rubrik stammen von Herstellern und dem Handel.
PARAPLEGIKER 4/12
markt
Reha- und Servicehaus in
Heidelberg eröffnet
Im November hat in Heidelberg
das über 4 000 m² große
AKTIV-REHA-CENTER eröffnet.
In Heidelberg-Wieblingen präsentierte der Rehafachhändler Rehability mit einem Dutzend anderer
Unternehmen Produkte und Dienstleistungen aus
den Bereichen Rehatechnik, Mobilität, Freizeit und
Homecare – ein in Deutschland bislang einmaliges
Konzept. Zu den Angeboten gehören Rollstühle,
Autoumbauten, Kinderhilfsmittel, Reisen, Mode und
saisonale Hausmessen. Zu den Partnern von Rehability im AKTIV-REHA-CENTER zählen unter anderem
die Firmen Alber, Berollka-aktiv, Conform, GraboTours, Movitale, Ottobock, Paravan, Pro Activ, Rolli
Moden, Sopur und t-rv.
Darüber hinaus gibt es Seminare und Rechtsberatung. Das AKTIV-REHA-CENTER wird außerdem ein
Treffpunkt und Netzwerk sein für Vereine, Selbsthilfegruppen und Initiativen für Menschen mit Behinderung, die unter anderem kostenlos Räumlichkeiten
für ihre Aktionen und Vereinstreffen sowie weitere
Services nutzen können. Infos:
www.rehability.de/starterkit-fuer-vereine-initiativen.
Das neue Aktiv-Reha-Center.
„Alles findet sich unter einem Dach, die langen Wege
von einem Spezialisten zum anderen entfallen“, erklärt
Michael Heil (49), Geschäftsführer von Rehability, der
das AKTIV-REHA-CENTER zusammen mit seinem Bruder Joachim initiierte. Rehability verlegt damit auch
seinen Sitz von Weinheim in die Reha-Hochburg Heidelberg.
Rehability mit dem künftigen Hauptsitz Heidelberg (bisher Weinheim) und Filialen in Frankfurt a.M.
und Dresden ist der führende Aktiv-Rehaversorger
Deutschlands. Vor 20 Jahren von Rollstuhlfahrern
gegründet, beschäftigt Rehability heute über 100
Mitarbeiter, darunter Ergo- und Physiotherapeuten,
Orthopädietechniker und Gesundheitsmanager. Rehability engagiert sich in den Bereichen Sport, Kultur
und Medien.
www.rehability.de
Helptex – Versandhandel aus der Region
Rhein-Neckar
Was ist Helptex? Oder was ist das? Das
werden Sie sich vielleicht fragen. Ich
möchte Ihnen in den nächsten Zeilen
eine kurze Antwort geben.
Als Helptex-Gründerin befasse ich mich seit
mehr als drei Jahrzenten mit Textilien und davon
fast zwei Jahrzehnte mit der Entwicklung von speziellen Schnitten für Bekleidung und Schuhe für
die Anforderungen für Menschen mit Behinderung. Fast 15 Jahre war ich in einem Unternehmen
Einkaufsleiterin und für die Weiter- und Neu-Entwicklung der Schnitte für Bekleidung und Schuhe
und vieles mehr, wie geeignete Hilfsmittel, verantwortlich. Ich weiß, dass viele Sortiments-Artikel
von Ihnen vermisst werden und Sie nicht wissen,
wo Sie die Alternativen bekommen können. Auf
dies hat sich Helptex im ersten Schritt konzentriert.
Noch ist das Sortiment nicht komplett, aber das ist
Schritt zwei: Spezielle Bekleidung. Ich freue mich
sehr über viele Anfragen, und hoffe, Ihnen behilflich sein zu können, wenn Sie weite Schuhe ohne
drückende Nähte oder Handschutz oder Lammfellschlupfsäcke in normaler Größe oder in Sonderanfertigung benötigen. Auch Hilfsmittel wie
Greifhilfen und Deckelöffner befinden sich bereits
in meinem Sortiment. An Bekleidung ist schon einiges im Sortiment, das durchaus für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Mit Ihrer Mithilfe bzw. Anregung
kann und wird das Sortiment weiter wachsen! Also
fragen Sie einfach nach, wenn Sie etwas benötigen!
Sylvia Knöringer
Helptex
tel 062 28-913 143/145
eMail: s.knoeringer@
helptex.de
www.helptex.de
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markt
Roland Arnold, Gründer
und geschäftsführender Gesellschafter der
Paravan GmbH, Weltmarktführer für Behinderungs-angepasste
Mobilitätslösungen,
wurde im Frankfurter
Opernturm mit dem ersten Platz des Deutschen
Unternehmerpreises
in der Kategorie Social
Business ausgezeichnet.
Roland Arnold erhält Deutschen
Unternehmerpreis
Unter den Augen des renommierten Professors
John R. Wells von der US-amerikanischen Eliteuniversität Harvard präsentierte Arnold überzeugend die strategische Ausrichtung des Unternehmens, sowie die Arbeit der „Roland und Martina
Arnold–Paravan–Stiftung“. Ausschlaggebend für
den ersten Platz waren für die hochkarätigen 35
Jurymitglieder wie der Paravan Mobilitätspark
sein Portfolio peu à peu mit patentierten Eigenentwicklungen erweiterte und nun eine weltweit
einzigartige „Alles aus einer Hand“ – Produktpalette für die Mobilität bewegungsbeeinträchtigter
Menschen vorweisen kann. Besonders hervorgehoben wurde das soziale Engagement der „Roland und Martina Arnold–Paravan–Stiftung“ für in
Not geratene Familien mit behinderten Kindern.
Als Preisträger erhält Arnold neben der Siegerurkunde und der Trophäe die einmalige Gelegenheit zur Teilnahme an einem exklusiven
Managementseminar an der Harvard University
in Boston, USA. Zugleich bekommt der ParavanChef Zugang zum exklusiven Netzwerk von Harvard Alumnis und herausragenden Vertretern der
Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft rund um den
Globus. Der von den Harvard Clubs of Germany
initiierte Deutsche Unternehmerpreis gilt als eine
der renommiertesten Auszeichnungen für den
eigentümergeführten Mittelstand und wird nur
alle zwei Jahre vergeben.
Roland Arnold (Bildmitte) bei der
Preisverleihung.
ALTEC-Rampen bestehen DIN-Prüfung
Ein umfangreiches Programm von Aluminium-Auffahrrampen wurde von der Firma Altec aus
Singen entwickelt. Für Kombifahrzeuge oder Busse bietet Altec die verschiedensten Falt- oder
durchgehenden Rampen aus Aluminium in den unterschiedlichsten Längen und Breiten an.
Die abgebildete faltbare und rutschfeste
Rampe ist besonders leicht und lässt sich
mit geringem Kraftaufwand mittels Gasfeder
ausklappen. Ein besonderer Vorteil der RLKRampe ist das problemlose Montieren und Demontieren der Rampe, so dass der Fahrzeuginnenraum variabel genutzt werden kann.
Bei Bedarf wird die Rampe schnell montiert,
so dass ein Befahren jederzeit stattfinden
kann. Während der Fahrt steht die Rampe in
senkrechter Position und wird durch leicht
zu lösende Verschlüsse gehalten. Integrierte
56
Die Informationen zu dieser Rubrik stammen von Herstellern und dem Handel.
PARAPLEGIKER 4/12
markt
Gummidämpfer verhindern Klappergeräusche.
Sonderanfertigungen sind auf Anfrage möglich.
Sicherheit wird bei der Fa. Altec groß geschrieben,
sämtliche Produkte sind sicherheitsgeprüft und CE
Astra Tech HealthCare, ein führender
globaler Anbieter
von zum Verbrauch bestimmter medizinischer
Hilfsmittel innerhalb Urologie (Katheter LoFric ®) und
Chirurgie, heißt
jetzt Wellspect
HealthCare.
konform. Zusätzlich hat die Auffahrrampe RRK die
sogenannte 20 G-Prüfung nach DIN 75078 bestanden; dabei wurde die Rampe auf einer Testanlage
der DEKRA der 20 fachen Belastung des Eigengewichtes ausgesetzt.
Astra Tech HealthCare
wird Wellspect HealthCare
Die
Namensänderung ist
eine Folge der Übernahme
von Astra Tech durch Dentsply
International. Nach Aussage
des Herstellers wird es keine
unmittelbaren Veränderungen
am bestehenden Produktportfolio geben.
Wellspect HealthCare ist ein weltweit führender Anbieter von innovativen urologischen und chirurgischen Produkten und
Dienstleistungen.
Die Umstellung des gesamten Produktsortiments wird einige Monate in Anspruch
nehmen.
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Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für Behinderte sind kostenlos,
bitte als eMail an [email protected].
Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr. Beim Verkauf von Hilfsmitteln
muss der Verkäufer auch der Eigentümer sein.
Zentrum für Behinderteninformation
Seit vielen Jahren arbeiten wir intensiv daran, behinderte Mitbürger zu informieren. Zuerst war es nur eine Telefonhotline,
dann kamen das Internet und unsere erste Website
www.rollikompass.de
und im Jahre 2002 folgte der nationale Zugänglichkeitskatalog
http://rokodat-katalog.de.ki
dessen Hauptaufgabe es ist, barrierefrei zugängliche öffentliche Einrichtungen zu finden und weltweit bekannt zu machen.
Auf verschiedenen Sonderseiten werden besondere Themen
behandelt. Wir bitten Betroffene, uns ihnen bekannte und noch
nicht erfasste Einrichtungen zu melden, damit jeder das Wissen eines jeden nutzen kann.
9626+(;
KPL9633;/V[SPUL
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kolumne
Aus meinem Leben:
Tja, das haben wir jetzt davon. Wir wollten ja
immer dabei sein. Jetzt kommen die Gesetze,
die uns das garantieren. Dabei sein ist alles,
oder was? Da ist kein Platz, das können wir körperlich nicht, da fehlt uns das Geld? Pech gehabt. Jetzt müssen wir auch mitmachen und Nachteilsausgleiche und sonstige Privilegien werden
gestrichen, schließlich haben wir die gleichen
Rechte wie alle, oder? Doch der Reihe nach:
erkwürden, angemeckert werden immer nur
die Rollstuhlfahrer: „Bitte halten Sie den Durchgang
frei.“ Dabei hat man uns doch hier haben wollen.
Der ganze Tanzclub wurde ausdrücklich eingeladen,
um im herbstlichen Einkaufscenter die jubelnden
Massen anzuziehen. Und zu diesem Verein gehören
Tänzer, die erfolgreich internationale Wettbewerbe
bestreiten, Breakdancer, Kinder- und Jugendgruppen – und die Abteilung Rollstuhl- und Behindertentanz. Die Rolli-Formation war noch nicht so weit,
der erste Auftritt folgte auch erst Wochen später.
Aber für eine kleine Leistungsschau einzelner Paare
reicht es allemal.
Und jetzt sind wir hier und werden nachher irgendwann vorführen, dass auch Rollstuhlfahrer
und -innen tanzen können, meist wie bei uns mit
einem nichtbehinderten Partner. An und für sich
ist das ja nix Neues, aber es ist doch immer wieder
schön zu beobachten, womit man unsere Normalos
beeindrucken kann: „Ach, Sie fahren Auto, ist das
eine Spezialumrüstung?“ Oder, immer wieder gern
genommen: „Ich bewundere Sie ja sehr, ich könnte
das nicht.“ (Was auch immer…) Meine Antwort auf
diese minder qualifizierten Verbalergüsse lautet gewöhnlich: „Och, die letzten 40 Jahre gings eigentlich
ganz gut.“ (Was auch immer…) Zugegeben, eine
richtige Kommunikation kommt so nicht zustande.
Aber ich habe es zunehmend satt auf hohles Gelaber verständnisvoll zu antworten…
Doch bis wir das Einkaufsvolk mit unseren extrem
originellen Rollstuhltanz-Figuren (Cha cha cha..) beeindrucken können, müssen wir warten. Und das
zieht sich. Mal läuft die Musik nicht, dann dauert die Moderation länger und wir sitzen am
Rand und schon wieder heißt es: „Bitte halten
58
PARAPLEGIKER 4/12
Sie den Durchgang frei.“ Können vor Lachen,
wir stehen doch eh schon fast an der Wand,
da liegen nur noch Klamotten von denen, die
gerade auf der Tanzfläche sind. Und auch das
bleibt nicht unentdeckt: Die geschniegelte Geschäftsführungsdingensmanagerin nölt kurz
vor Schluss noch: „Wir haben Ihnen doch extra
einen Raum zugewiesen, da sollte der Platz
vor dem Schaufenster (also praktisch überall
hier) frei bleiben.“ Ist klar, wir schmeißen unsere teuren Jacken und die Rucksäcke mit Geld
und Papieren in dieses sperrholzbeplankte
leere Loch, eines der häufig frei werdenden Ladenlokale dieser Dutzendpassage, außer Sicht,
nicht abgeschlossen und nicht bewacht…
Anerkennend
Zum Glück kommt dann unser Auftritt – bevor
ich noch schlechte Laune kriege. Wir tanzen
unsere zwei, drei Tänze, sofort ist der Spaß an
der Bewegung wieder da, das sachkundige Publikum klatscht anerkennend, das Einkaufsvolk
staunt unbändig. Na gut, das war‘s, vielleicht ist
das ja Reklame für uns gewesen, Mittanzende
können wir immer brauchen. Raus aus dem
Gewimmel, ab zur Tiefgarage. Vorbei an einem
beinamputierten Mann im Rollstuhl, vielleicht
nur ein paar Jahre älter als ich. Unsere Blicke
begegnen sich kurz, er grinst und hebt anerkennend den Daumen. Schlagartig bessert
sich meine Laune. Wenn auch nur einer unsere
Aufführungen sieht, der dadurch besser draufkommt, dass seinesgleichen vielerorts und immer mal wieder ein Tänzchen wagen – dann
lohnt sich auch nerviges Warten.
Eine ganz andere Form der Anerkennung
muss ich der mir persönlich unbekannten
WDR-Intendantin und aktuellen ARD-Vorsitzenden zollen: Daumen hoch, Monika Piel!
Und zwar für diesen zynischen und kaltschnäuzigen Brief, der mit Ihrer Unterschrift
an erster Stelle an behinderte Rundfunkhörer
verschickt wurde.
kolumne
Einem Beitrag unserer Zeitschrift (3/12, S.54)
ließ sich schon entnehmen, dass es mit der
Rundfunkgebührenbefreiung für behinderte
Menschen ein Ende hat. Das reiht sich ein in
die aggressive Sozialpolitik der letzten Jahre.
Viel ist ja eh schon nicht übrig geblieben von
den so genannten Nachteilsausgleichen. Jetzt
also auch der Rundfunkbeitrag (Radio und
TV): In Zukunft darf jeder behinderte Mensch
5,99 € im Monat zahlen. Das ist ein Drittel des
Beitrages, den andere zahlen müssen, also
noch restsozial. Aber wieso jetzt diese Forderung? Die Scheiß-Multiplexkinos, alle, die ich
kenne, sind behindertenfeindlich. Entweder
man verrenkt sich als Rollstuhlfahrer den Kopf
ganz vorne vor der ersten Reihe oder man
braucht ein Opernglass von ganz oben und
ganz hinten. Auch in vielen Stadttheatern
sind die Plätze für Rollis immer noch das Allerletzte. In Stadionneubauten wie auf Schalke
gab es in den letzten Jahren wenig Interesse,
ausreichend Platz für Rollstühle einzuplanen,
Sitzplätze bringen mehr Geld. In den meisten
Städten kommt man zwar stufenlos in die
eine oder andere Kneipe, nur trinken sollte
man nichts – aufs Klo führt für uns noch immer und fast immer kein Weg…
Eigentlich sollte die Rundfunkgebührenbefreiung ja mal ein Ausgleich sein für die eingeschränkte Teilnahme am kulturellen Leben.
Dass sich außer Inklusions-Gequatsche in der
Öffentlichkeit in der letzten Zeit Bedeutendes
für uns getan hat, kann ich nicht erkennen.
Unsere Wege sind nach wie vor schmal und
beschissen holprig gepflastert, oft im Wortsinne. Nicht nur mir geht da langsam die Geduld aus.
Was kommt als nächstes?
Sie, Frau Piel, nennen es „ermäßigte Beitragspflicht“. Das ist Neusprech-Propaganda. In
Wirklichkeit haben Sie (genauer: Der Gesetzgeber nach Ihren Wünschen) behinderten
Rundfunkteilnehmern eine Beitragsbefreiung
weggenommen und das in einer Zeit, in der
vor allem Minderheiten, Rentner und Arbeitnehmer (viele von uns gehören mindestens
zwei dieser Gruppen an) immer weniger Geld
haben.
Auch Ihrer Behauptung, es gebe „keinen
Mehrfachbeitrag“, kann ich nicht zustimmen.
Wenn nun z.B. ein Rollstuhlfahrer mit durchschnittlichem Einkommen ein Urlaubsappartement dauerhaft mietet oder kauft, weil
seine Erfahrungen mit der Pauschaltouristik in
Bezug auf sein Handikap einfach zu schlecht
sind – was dann? Klare Kiste: Sie knöpfen ihm
den doppelten „ermäßigten“ Beitrag ab. Es
gibt nur eine Gruppe, die Sie wegen Behinderung mit dem Rundfunkbeitrag verschonen:
Die Taubblinden. Sehr großzügig.
Was kommt als Nächstes? Weg mit der KfzSteuerbefreiung? Schließlich kann man ja mit
dem Rollstuhl in manche Straßenbahn, auch
wenn man bei dem Gerumpel darin seine
Knochen riskiert? FDP, übernehmen Sie!
Text & Foto:
Peter Mand
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recht
Schadensersatz nach Unfall:
Abfindungsvereinbarung –
Chancen und Risiken (1)
Ein Schadensfall, bei dem eine Versicherung für den Schaden zivilrechtlich aufzukommen
hat, stellt den Geschädigten normalerweise besser, als er es bei krankheitsbedingtem
oder selbstverschuldetem Schaden wäre, da ja laut Gesetz der Schädiger und damit
dessen Versicherung für den Schaden vollumfänglich aufzukommen hat.
R
echt zu haben bedeutet allerdings nicht immer
Recht auch gleich zu bekommen, und so schaffen es
viele Versicherer, die Regulierung um Jahre, wenn nicht
sogar Jahrzehnte zu verzögern. Oft kommen die Versicherer dann, wenn sie meinen den Geschädigten genug weichgekocht zu haben, mit dem Angebot, den
Schaden durch eine Einmalzahlung abzufinden. Die
Verlockung ist dann oft groß, nach jahrelangem Streit
endlich seine Ruhe zu haben und eine meist hohe
sechsstellige Summe zu bekommen. Doch bleibt zu
bedenken, dass die Versicherung stets auf der Gegenseite steht und sicherlich kein Geld zu verschenken hat.
Die Abfindungsangebote sind meist deutlich zu niedrig, daher sollte man sie entweder ablehnen oder zumindest genau durch einen Spezialisten prüfen lassen.
Im Folgenden soll erläutert werden, wo die Fallstricke
einer Abfindung liegen, wobei nachfolgende Ausführungen niemals die Beratung im Einzelfall ersetzen und
lediglich als erste Orientierung in einem komplexen
versicherungsmathematischen Feld dienen können.
60
Alter die zu finanzierende Restlebensspanne überschaubarer. Als Faustformel gilt hier: Je geringer die
voraussichtliche Restlebensdauer, desto größer die
Chance, dass die ausgehandelte Summe ausreicht.
Wie lange die jeweilige Restlebensdauer noch ist, kann
den einschlägigen Sterbetafeln (Unterschieden nach
Geschlecht) entnommen werden, so z.B. unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Sterbefaelle/Tabellen/SterbetafelDeutschland.html.
Worauf sollte bei einer Abfindung
geachtet werden?
Bevor überhaupt ein Abfindungsangebot geprüft werden kann, muss man sich zunächst im Klaren über seine
Ansprüche jetzt und in Zukunft sein. So stellen sich u.a.
folgende Fragen:
• Wie hoch ist mein Pflegeaufwand? Kann ich diesen mit
den Zahlungen der Pflegekasse abdecken? Steigt der
Pflegeaufwand in Zukunft? Bleibt meine familiäre Situation stabil oder brauche ich in Zukunft mehr externe
Hilfe, weil Ehepartner und Eltern nicht mehr als Pfleger
zu Verfügung stehen?
Die Abfindung hat den großen Nachteil, dass sie künftige Entwicklungen weltwirtschaftlicher und gesundheitlicher Natur nur vorausahnen, aber nicht voraussehen kann. Daher verbietet sich logischerweise eine
lebenslange Abfindung bei schwer verletzten Kindern
ohnehin. Im Übrigen, welche Mutter oder welcher Vater will sich später dem Vorwurf des Kindes, das irgendwann erwachsen sein wird, ausgesetzt sehen, etwas
falsch gemacht zu haben? So empfiehlt sich, wenn
überhaupt, bei Kindern Abfindungen nur bis zum Erreichen der Volljährigkeit zu schließen, unter Beibehaltung sämtlicher Ansprüche ab dem 18. Lebensjahr.
Zahlt meine Krankenkasse
alle Hilfsmittel und Kuren?
Bei Erwachsenen sieht die Lage etwas anders aus,
zum einen entscheiden diese selbst über ihr (finanzielles) Schicksal, zum anderen wird mit zunehmendem
Auch hier besteht ein Anspruch gegenüber der Versicherung des Schädigers, der über die sozialrechtlichen
Ansprüche gegen die Krankenkassen hinausgeht. Im
PARAPLEGIKER 4/12
Hier gilt zu beachten, dass bereits 2 500 € an Pflegekosten im Monat bei einem 40 jährigen, der noch etwa
eine Lebenserwartung von ca. 39 Jahren hat, addiert
(ohne Kapitalisierung) stattliche 1,17 Mio. € ausmachen.
recht
Übrigen finden oft separate Verhandlungen hinter den
Kulissen zwischen Krankenkassen und Schädigern statt,
eventuell existieren sogar Teilungsabkommen. Das
heißt, dass die Krankenkasse möglicherweise auch bei
voller Haftung des Gegners dort nicht (mehr) nachfordern kann, was sich naturgemäß auf die Zahlungsmoral
der Krankenkasse auswirkt.
• Was ist mit meiner Mobilität? Wie viele behindertengerechte Fahrzeuge brauche ich noch? Will ich selbst
fahren?
Die Preisentwicklung bei Kraftfahrzeugen steigt rapide
an, ein normaler T5 VW Bus kostet heutzutage oft um
die 50 000,00 €, dies sind fast 100 000 DM – vor 25 Jahren hätte ein Kleinbus nicht mehr als 20 000 DM gekostet…
klar, der sich schon einmal mit der Progression von Steuersätzen beschäftigt hat.
• Kann ich mit dem vielen Geld überhaupt etwas anfangen? Wie soll ich es sicher und gleichzeitig gewinnbringend anlegen? Wie viele Steuern muss ich auf die
Vermögenszuwächse zahlen? Gibt es Neider im Familien- und Freundeskreis? Was geschieht mit dem Vermögen im Scheidungsfall? Brauche ich einen Ehevertrag?
Für alle, die mehr über das Thema Abfindung wissen
wollen, werde ich in der nächsten Ausgabe an einem
konkreten Fall eine Abfindung realistisch berechnen,
reinschauen lohnt sich also.
• Was hätte ich künftig verdient? Hätte ich eine Weiterbildung gemacht, um beruflich aufzusteigen? Bei
Selbstständigen: Wie hätte sich meine Firma entwickelt?
Wie der Markt?
Gerne steht der Autor in Einzelfragen zum Mehrbedarf
im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für die FGQ (und
im Rahmen seiner zeitlichen Belastungsgrenzen) zur
Verfügung, am liebsten per eMail. Der Rechtsanwalt
und Fachanwalt für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30
Fälle aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.
Auch eine weitere Frage stellt sich in Zusammenhang
mit dem Verdienstausfall. So sind Schadensersatzzahlungen mit Ersatzfunktion, dann, wenn sie den Verdienstausfall ersetzen, grundsätzlich zu versteuern, und
das möglicherweise in dem Jahr des Zuflusses. Was dies
für den Steuersatz bedeutet, wenn der Verdienst eines
Lebens auf einmal versteuert werden muss, ist jedem
Kontakt:
Rechtsanwalt u. Fachanwalt für Verkehrsrecht
Oliver Negele
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tel 08 21-32 79 88-10, Fax: -20
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recht
Das Bundessozialgericht hat
mit Urteil vom 18.5.2011 (Az.:
B 3 KR 7/10 R) festgestellt, dass
auch erwachsene Versicherte
einen Anspruch auf die Versorgung mit einem Rollstuhl-Bike
gegen die Gesetzliche Krankenversicherung haben, wenn das
Hilfsmittel zur Sicherung des
Erfolgs der Krankenbehandlung oder zum Behinderungsausgleich (Erschließung des
Nahbereichs unter zumutbaren
Bedingungen) erforderlich ist.
Rollstuhl-Bike von der Gesetzlichen Krankenkasse:
Bundessozialgericht
bestätigt Anspruch
D
ie 1987 geborene Klägerin beantragte bei ihrer
Krankenversicherung im Jahre 2006 die Versorgung
mit einem Rollstuhl-Bike. Da die Klägerin während des
laufenden Gerichtsverfahrens die Krankenkasse gewechselt hatte, musste sich das BSG zunächst mit einer Reihe verfahrensrechtlicher Fragen beschäftigen.
So stellte es unter Aufgabe früherer anderslautender
Rechtsprechung fest, dass ein Versorgungsanspruch
gegen die alte Krankenversicherung selbst dann nicht
mehr besteht, wenn der Kassenwechsel erst nach Erlass
des zweitinstanzlichen Urteils erfolgt ist. Allein der in
der mündlichen Verhandlung vor dem BSG hilfsweise
gestellte Antrag auf Feststellung, dass die Ablehnung
seitens der alten Krankenversicherung rechtswidrig
gewesen war, konnte daher noch Erfolg versprechend
sein – und dieser hatte im Ergebnis auch Erfolg.
Das BSG stellte klar, dass ein Rollstuhl-Bike unabhängig
vom Alter des Antragstellers ein Hilfsmittel im Sinne
von § 33 SGB V ist, da sich die Hilfsmitteleigenschaft
allein nach objektiven Kriterien richte. Subjektive Merkmale seien allein sekundär bei der Prüfung des Versorgungsanspruchs von Bedeutung. Weiter führte es aus,
dass ein Rollstuhl-Bike als Hilfsmittel zur Sicherung des
Erfolges einer Krankenbehandlung (§ 33 Abs. 1 Satz
1 Variante 1 SGB V) erforderlich sein könne, soweit es
spezifisch im Rahmen der ärztlich verantworteten Krankenbehandlung eingesetzt werde, um zu ihrem Erfolg
beizutragen.
62
PARAPLEGIKER 4/12
Dabei komme nur solchen Maßnahmen zur körperlichen Mobilisation ein Bezug zur ärztlich verantworteten Krankenbehandlung im Sinne von § 27 SGB V
zu, die in einem engen Zusammenhang zu einer andauernden, auf einem ärztlichen Therapieplan beruhenden Behandlung durch ärztliche oder ärztlich angeleitete Leistungserbringer stünden und für die gezielte
Versorgung im Sinne der Behandlungsziele des § 27
SGB V als erforderlich anzusehen seien. Diese Voraussetzungen lägen bei einer Hilfe zur körperlichen Betätigung vor, wenn der Versicherte aufgrund der Schwere
der Erkrankung dauerhaft Anspruch auf Maßnahmen
der physikalischen Therapie habe, und die durch das
beanspruchte Hilfsmittel unterstützte eigene körperliche Betätigung diese Therapie entweder wesentlich
fördere oder die Behandlungsfrequenz infolge der eigenen Betätigung geringer ausfallen könne.
Erschließung des Nahbereichs
Darüber hinaus stellte das BSG fest, dass der Anspruch
auf die Versorgung mit einem Rollstuhl-Bike auch unter
dem Gesichtspunkt des mittelbaren Behinderungsausgleichs (§ 33 Abs. 1 Satz 1 Variante 3 SGB V) bestehen
könne. Dieses sei dann der Fall, wenn die Behinderung
nicht auf andere Weise zumutbar ausgeglichen werden könne. Das hier betroffene Grundbedürfnis auf
Erschließung eines körperlichen Freiraumes umfasse
die Bewegungsmöglichkeit in der eigenen Wohnung
recht
und im umliegenden Nahbereich. Anknüpfungspunkt
für die Reichweite des Nahbereichs sei der Bewegungsradius, den ein Nichtbehinderter üblicherweise zu Fuß
zurücklegt. Dies entspreche dem Umkreis, der mit
einem vom behinderten Menschen selbst betriebenen
Aktivrollstuhl erreicht werden könne.
Dabei gelte für die Bestimmung des Nahbereichs ein
abstrakter, von den Besonderheiten des jeweiligen
Wohnortes unabhängiger Maßstab. Der Nahbereich
werde dabei im Sinne der Fähigkeit konkretisiert, sich
in der eigenen Wohnung zu bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen Spaziergang
„an die frische Luft zu kommen“ oder um die – üblicherweise im Nahbereich der Wohnung liegenden – Stellen
zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen
seien. Dem Nahbereich seien mithin solche Wege zuzuordnen, die räumlich einen Bezug zur Wohnung
und sachlich einen Bezug zu den Grundbedürfnissen
der physischen und psychischen Gesundheit bzw. der
selbstständigen Lebensführung aufweisen würden.
Zu den gesundheitserhaltenden Wegen zählten Entfernungen, die zur Aufrechterhaltung der physischen
und psychischen Existenz zurückgelegt würden (z.B.
Besuch von Ärzten und Therapeuten, Aufsuchen der
Apotheke). Der Versorgungsweg umschreibe dagegen
die Fähigkeit, die Wohnung zu verlassen, um die für die
Grundbedürfnisse der selbstständigen Existenz und
des selbstständigen Wohnens notwendigen Verrichtungen und Geschäfte (Einkauf, Post, Bank) wahrnehmen zu können.
Mehr an Mobilität
Die Mobilität für Freizeitwege sei in Abgrenzung zu
der durch andere Leistungsträger sicherzustellenden
Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft jedoch nur
durch Leistungen der GKV abzudecken, wenn (und
soweit) diese Wege von besonderer Bedeutung für die
physische und psychische Gesundheit seien. In diesem
Zwar ermögliche ein Rollstuhl-Bike dem Versicherten
grundsätzlich eine Mobilität, die die vorstehend dargestellten Mindestanforderungen übersteige. Es sei im
Einzelfall aber gleichwohl von der Krankenversicherung
zu gewähren, wenn besondere qualitative Momente
dieses „Mehr“ an Mobilität erfordern würden. Dieses
sei beispielsweise der Fall, wenn der Nahbereich ohne
das begehrte Hilfsmittel nicht in zumutbarer Weise erschlossen werden könne oder wenn eine über den Nahbereich hinausgehende Mobilität zur Wahrnehmung
eines anderen Grundbedürfnisses notwendig sei. So sei
etwa die Erschließung des Nahbereiches ohne das begehrte Hilfsmittel unzumutbar, wenn Wegstrecken im
Nahbereich nur unter Schmerzen oder nur unter Inan-
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»
In räumlicher Hinsicht sei der Nahbereich auf den unmittelbaren Umkreis der Wohnung des Versicherten
beschränkt. Hierfür seien allerdings nicht die konkreten
Wohnverhältnisse des behinderten Menschen maßgebend, weil der Nahbereich ein allgemeines Grundbedürfnis des täglichen Lebens konkretisiere und somit
die Eignung und Erforderlichkeit des Hilfsmittels als
objektive Anspruchsvoraussetzung betreffe. Sachlich
umfasse der Nahbereich gesundheitserhaltende Wege,
Versorgungswege sowie elementare Freizeitwege.
Sinne zählten zu den Freizeitwegen Entfernungen, die
bewältigt werden, um die körperlichen Vitalfunktionen
aufrechtzuerhalten (kurzer Spaziergang an der frischen
Luft) und um sich einen für die seelische Gesundheit
elementaren geistigen Freiraum zu erschließen (z.B.
Gang zum Nachbarn zur Gewährleistung der Kommunikation, Gang zum Zeitungskiosk zur Wahrnehmung
des Informationsbedürfnisses).
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recht
spruchnahme fremder Hilfe bewältigt werden könnten
oder wenn die hierfür benötigte Zeitspanne erheblich über derjenigen liege, die ein nicht behinderter
Mensch für die Bewältigung entsprechender Strecken
zu Fuß benötige.
Andere Grundbedürfnisse, die eine über den Nahbereich hinausgehende Mobilität erfordern, sind vom
BSG in der Integration von Kindern und Jugendlichen
in den Kreis Gleichaltriger sowie in der Erreichbarkeit
von Ärzten und Therapeuten bei Bestehen einer besonderen gesundheitlichen Situation gesehen worden. Zur
Beantwortung der Frage, ob besondere qualitative Umstände ausnahmsweise die Gewährung eines RollstuhlBikes erfordern, sind die Umstände des jeweiligen Einzelfalles maßgebend.
Gesundheitliche Gründe
Im vorliegenden Fall gelangte das BSG zu dem Ergebnis, dass die Bedingungen, unter denen es der Klägerin möglich war, sich ihren Nahbereich zu erschließen,
nicht zumutbar waren und somit besondere qualitative
Momente bestanden, die das mit der Gewährung eines
Rollstuhl-Bikes verbundene „Mehr an Mobilität“ in den
Hintergrund treten ließen.
Bei der Klägerin hätten sich die degenerativen Veränderungen und die hierdurch bedingten Funktionsstörungen und Beschwerden im Bereich der oberen
Extremitäten in der Zeit zwischen der erst- und zweitinstanzlichen Begutachtung verschlechtert. Es träten
bereits nach einer zehnminütigen Fortbewegung mit
dem Aktivrollstuhl Schmerzen auf, die zur Einlegung
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einer Pause zwingen würden. Diese degenerativen
Veränderungen würden nach den gutachterlichen
Feststellungen bei der weiteren Verwendung des Aktivrollstuhls fortschreiten und die dadurch bedingten Beschwerden zunehmen, wohingegen das Fortschreiten
der degenerativen Veränderungen durch die Verwendung des Rollstuhl-Bikes erheblich vermindert werden
könne. Die Wahrnehmung eines Grundbedürfnisses
unter Inkaufnahme gesundheitlicher Einschränkungen
und verbunden mit der Gefahr einer Verschlechterung
des Gesundheitszustandes sei nicht zumutbar. Aus diesem Grund erfordere die besondere gesundheitliche
Situation der Klägerin die Versorgung mit einem Rollstuhl-Bike.
Bei seiner positiven Entscheidung über den hilfsweise
gestellten Feststellungsantrag ging das BSG davon aus,
dass sich auch die neue Krankenversicherung als an
Recht und Gesetz gebundene Körperschaft des öffentlichen Rechts den Gründen eines obsiegenden Feststellungsurteils nicht verschließen werde. Darüber hinaus,
so das BSG weiter, hätten die Vorinstanzen in Bezug auf
den klägerischen Anspruch Tatsachen ermittelt, die als
„erworbene Prozessfrüchte“ nicht verloren gehen, sondern die Grundlage für eine mit entsprechender „natürlicher Autorität“ ausgestatteten Entscheidung bilden
sollten.
Text: Christian Au
Fachanwalt für Sozialrecht
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