Der Vatikan lässt ein bisschen Licht ins Dunkel

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Der Vatikan lässt ein bisschen Licht ins Dunkel
01/03/12
Vatikanisches Geheimarchiv lüftet einige Geheimnisse | tagesschau.de
Ausstellung zeigt Dokumente aus Geheimarchiv
Der Vatikan lässt ein bisschen Licht ins Dunkel
Die Akten aus dem Prozess gegen Galileo Galilei, Dokumente über die Exkommunizierung von
Martin Luther, ein Ketzerprozess ­ im Geheimarchiv des Vatikan lagert bewegte
Kirchengeschichte, Verschwörungstheorien inklusive. Nun lüftet der Vatikan einige Geheimnisse.
Die Ausstellung trägt den bezeichnenden Titel: "Lux in Arcana", also "Licht im Geheimnis."
Von Tilmann Kleinjung, ARD­Hörfunkstudio Rom
Die Ausstellungsmacher müssen sich bei Bestseller­Autor Dan Brown bedanken. Der hat mit seinem Roman
"Illuminati" ein echtes Mysterium aus dem Vatikanischen Geheimarchiv gemacht. In einem Archiv, in dem 85
Regalkilometer Akten lagern, gedeihen Verschwörungstheorien bestens.
Und wer so etwas in dieser Ausstellung sucht, wird nicht enttäuscht. Die Pergamentrolle, auf der der Ketzerprozess
gegen die Tempelritter in Frankreich protokolliert wurde, wird zumindest teilweise ausgerollt. Im Ganzen sei das
Dokument 60 Meter lang, sagt Roms Kulturreferent Umberto Broccoli. "Wir haben da eines der mysteriösesten
Kapitel des Mittelalters vor uns. Und dafür hat man sehr viel Pergament gebraucht. Und wir haben einen Saal
gebraucht, in dem wir dieses Dokument bis zum Ende ausrollen konnten."
Audio: Ausstellung des Vatikanischen Geheimarchivs in Rom
Tilmann Kleinjung, ARD­Hörfunkstudio Rom (/multimedia/audio/audio84416.html) 29.02.2012
20:20 | 3'20
Kirchenkrimi zum Nachlesen
Wer nun noch des Lateinischen und der mittelalterlichen Schrift mächtig ist, kann einen Krimi nachlesen, der auf
jeden Fall authentischer ist als die Abenteuergeschichten eines Dan Brown. Allen anderen muss das Gefühl
genügen, dass man hier vor etwas wahrhaft Historischem steht.
Für Kulturreferent Broccoli ist es ein "starkes Gefühl, die echte
Unterschrift von Galileo Galilei zu sehen". Die Prozessakten der
Causa Galilei werden in den kapitolinischen Museen ebenso
ausgestellt, wie die Exkommunizierung des deutschen Mönchs
Martin Luther. Dem hatte Papst Leo X. im Jahr 1520 angedroht:
Wenn du nicht deinem Irrglauben abschwörst, verbannen wir dich
aus der Kirche. "Als dann Luther nicht reagiert und nicht abschwört,
kommt die definitive Bulle, also ein 'Decet Romanum Pontificem'",
Die Unterschrift von Galileo Galilei
sagt Historiker Alexander Koller. "Die Originale sind nicht hier, die
wurden verschickt, aber die Registereinträge sind da mit dem
kompletten Text ­ und das sind natürlich auch historisch wertvolle Dinge, die im Vatikan aufbewahrt werden."
Der Adressat, sagt der Historiker, ging wenig ehrfurchtsvoll mit dem Brief aus Rom um. Martin Luther hat das
Original der Bannbulle verbrannt. Koller arbeitet am Deutschen Historischen Institut in Rom und ist Stammgast
im Vatikanischen Archiv. Wirklich geheimnisvoll sei hier nur der Name: Geheimarchiv. "Dabei muss man sagen,
dass der Titel 'Geheimarchiv' widersprüchlich sein kann, denn geheim bedeutet nicht geheimzuhalten. Vielmehr
kommt es vom Lateinischen secretus und bedeutet eigentlich das Privatarchiv des Papstes. Es hat also mit
Geheimhaltung nichts zu tun."
www.tagesschau.de/ausland/vatikangeheimarchiv100.html
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Papst Pius XII. und der Massenmord an den Juden
Im Jahre 1880 öffnete der Vatikan sein Geheimarchiv Wissenschaftlern aus der ganzen Welt gleich welcher
Nation oder Konfession. Je älter die Dokumente sind, desto leichter kommt man an sie heran. Auch bei dieser
Ausstellung: Mittelalterliche Ketzerprozesse oder Bannbullen sind heutzutage keine großen Aufreger mehr.
Eine Pergamentrolle voller
Kirchengeschichte
Spannender ist die jüngste Vergangenheit. Papst Benedikt XVI.
kündigt an, in wenigen Jahren die Akten aus der Zeit des Zweiten
Weltkriegs zu öffnen ­ das betrifft das Pontifikat Pius XII. Was hat
dieser Papst gegen den Massenmord an den Juden unternommen?
Das ist die Frage, auf die sich Historiker im Archiv neue Antworten
erhoffen. Archivchef Bischof Sergio Pagano dämpft die Erwartung
auf sensationelle Enthüllungen:"Viele dieser Dokumente bestätigen
die humanitären und religiösen Hilfen, die Pius XII. den Juden
geleistet hat. Es gibt mehr als 1000 Dankbriefe an den Papst."
Öffnungspolitik à la Vatikan
Wir haben nichts zu verbergen, das ist die Botschaft dieser Ausstellung. Sie zeigt auch einige ausgewählte
Archivstücke aus der Kriegszeit, die allerdings eher das Leiden der Kirche, als das Leiden der Juden
dokumentieren. Dennoch ist Historiker Koller überzeugt: Der Vatikan meint es ernst mit seiner Öffnungspolitik.
"Es gibt manchmal Kritik, dass sich der Vatikan zu langsam öffnet, dass andere Archive in Europa doch liberaler
sind. Man muss aber auch bedenken, dass es sehr große Bestände sind, die der Vatikan zu verwalten hat. Also ich
glaube, man kann nicht sagen: der Vatikan hält Vieles zurück."
Ausstellung des
Vatikanischen
Geheimarchivs [T.
Kleinjung, ARD Rom]
Dokumente aus dem Geheimarchiv des Vatikan.
(/multimedia/audio/audio84416.html)
Weltatlas: Vatikan (http://atlas.tagesschau.de/index.php?mode=news&country=vatikanstadt) [Flash
(http://atlas.tagesschau.de/index.php?mode=news&country=vatikanstadt) |HTML
(http://atlas.tagesschau.de/html/index.php?display_id=542000) ]
Stand: 29.02.2012 21:14 Uhr
© tagesschau.de
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