Brauchtum im Aufwind

Transcription

Brauchtum im Aufwind
Bern Extra
Romeo & Julia
Klee & Kandinsky
Peter Reber
Die Thunerseespiele sind nur
eines der Sommer-Highlights
Wie sich die beiden Künstler
gegenseitig beeinflussten
Der Bümplizer Musiker über
Heimat und das neue Musical
Die Top-Events — 74
Die Ausstellung — 76
Das Interview — 83
Brauchtum
im Aufwind
Fahnenschwingen, Alphornblasen
und Jodeln sind im Trend. Auch die
Jungen setzen wieder auf
Bodenständigkeit und leben
die Tradition
Eine Zusammenarbeit der BE! Tourismus AG mit der SonntagsZeitung
Bern Extra
74
Swiss Open und
Klassik-Festival
Top-Events für jeden
Geschmack
Open-Air-Kino Blausee
18. Juni bis 4. Juli 2015
Tellspiele Interlaken
27. Juni bis 5. September
Alpaufzug Engstligenalp
Ende Juni
Freilichtspiele Ballenberg
7. Juli bis 22. August 2015
Jazz-Tage Lenk
10. bis 19. Juli 2015
Gurtenfestival
16. bis 19. Juli 2015
Eiger Ultra Trail
18. und 19. Juli 2015
Buskers Bern
6. bis 8. August 2015
Hublot Polo Cup Gstaad
13. bis 16. August 2015
Mendelssohn-Musikwoche
Wengen
15. bis 22. August 2015
Inferno-Triathlon
21. und 22. August 2015
Alpenbrevet
29. August 2015
Alpkultur-Tage Lenk
4. bis 17. Oktober 2015
Swiss Open Gstaad
100 Jahre
Tennisgeschichte
In Gstaad feiert das älteste internationale Tennisturnier der Schweiz dieses Jahr ein grosses Jubiläum: Vom
25. Juli bis zum 2. August wird das 100. Swiss Open
Gstaad ausgetragen. Zur Feier findet am ersten
Turnierwochenende eine Exhibition mit ehemaligen
Gewinnern statt. Mit dabei ist unter anderen die rumänische Tennislegende und frühere Weltnummer
eins Ilie Nãstase. Auch an aktuellen Topspielern fehlt
es bei dem Anlass nicht: Turnierfavorit ist Publikumsliebling Stanislas Wawrinka. Das Turniervillage in
Gstaad bietet zudem Unterhaltung für die ganze Familie und viel Swissness: Das Programm startet jeden
Morgen mit folkloristischen Klängen, später schlagen
Kinder beim Minitennis ein paar Bälle mit den Stars.
Und am «Family Day» stellen Fans aller Altersklassen
ihre Fähigkeiten unter Beweis. Zum Abschluss des Jubiläumsturniers gibt es gleich zwei Höhepunkte: das
Finale – hoffentlich mit Wawrinka – und eine Flug­
show der Patrouille Suisse direkt über dem Gelände.
www.swissopengstaad.ch
Jungfrau-Marathon
Härter geht nicht
Sie ist laut Eigenwerbung «die schönste Marathon­
strecke der Welt». Sicher ist sie aber eine der härtesten: Der Jungfrau-Marathon führt von Interlaken über
Lauterbrunnen und Wengen hinauf auf die Kleine
Scheidegg, an den Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau. Wer dieses Rennen auf sich nimmt, muss fit sein
wie ein Turnschuh. Vom Start auf etwa 500 Meter über
Meer gibt es in stetiger Steigung gut 1500 Höhenmeter zu überwinden. Wem dabei nicht die Puste ausgeht, kann während des Laufs eine fantastische Aus-
Top-Angebote
Swatch Beach Volleyball
Major Series
Geniessen Sie die einzigartige
Beach-Stimmung bei spannenden
Matches und heissen Rhythmen!
Eine Übernachtung im Hotel Alpenland oder Solsana inkl. Eintritt.
7. Juni 2015 | sonntagszeitung.ch
sicht auf das Berner Oberland geniessen. Am 12. September wird das Rennen zum 23. Mal ausgetragen.
Die 3000 begehrten Startplätze sind allerdings bereits
vergeben. Doch es gibt zum Glück für alle noch einen
weiteren Weg, am Rennen mit dabei zu sein – und erst
noch ohne dass man sich dabei anstrengen muss: Die
über 100-jährige Jungfraubahn fährt die Zuschauer
ganz gemütlich entlang der Rennstrecke zum Ziel.
www.jungfrau-marathon.ch
Ein Sommer voller Höhepunkte
Bern lockt von Juni bis September mit zahlreichen internationalen Events. Für alle ist etwas
dabei: für böse Buben ebenso wie für knallharte Läuferinnen oder feinsinnige Klassikfans
Jonas Bühler und Marius Leutenegger
Gültigkeit: bis 30. Juni 2015
Preis: ab 50.15 Fr.
madeinbern.com/volley-gstaad
Menuhin-Festival Gstaad
Die grossen Namen der klassischen Musikszene geben sich die
Ehre. Seien Sie dabei und geniessen Sie eine Übernachtung in
einem Hotel nach Wahl und eine
persönliche Konzertkarte.
Gültigkeit: bis 6. September 2015
Preis: ab 181 Fr.
madeinbern.com/menuhin
Thunerseespiele
Erleben Sie vom 8. Juli bis zum
22. August «Romeo & Julia – das
Musical» (1. Kategorie) inkl. einer
Übernachtung und Frühstück, einer Thuner Stadtführung und eines Ausflugs nach Wahl: Schifffahrt, St.-Beatus-Höhlen, Niederhorn, Niesen oder Stockhorn.
Gültigkeit: 8. Juli bis 22. August
Preis: ab 225 Fr.
madeinbern.com/thunerseespiele
Swiss Open Gstaad
Eine Woche lang Tennisluft schnuppern in Gstaad! Übernachten Sie
eine bis fünf Nächte in einem Hotel nach Wahl, und erleben Sie die
Matches hautnah.
Gültigkeit: 25. Juli bis 2. August
Preis: 204 Fr.
madeinbern.com/swiss-open
Jungfrau-Marathon
Attraktive Angebote für Läufer und
Zuschauer. Verbringen Sie das
Marathon-Wochenende in der
Jungfrau-Region!
Gültigkeit: 10. bis 13. September
Preis: ab 140 Fr.
madeinbern.com/marathon
Thunerseespiele
Shakespeare reloaded
Seit elf Jahren sorgen die Thunerseespiele jeden
Sommer für grosse Emotionen. Die weltberühmten Musicals, die hier mit Chor und Liveorchester aufgeführt werden, geizen nicht mit Gefühlen
– die Kombination mit der traumhaften Naturkulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau macht den
Theatergenuss aber schlicht atemberaubend. In
den vergangenen Jahren waren Welthits wie
«Evita» oder «West Side Story» und erfolgreiche Eigenproduktionen wie «Dällebach Kari» oder «Der Besuch der alten
Dame» zu sehen. Diese Saison, die am
8. Juli startet, wird die Schweizer Erstaufführung
des französischen Musicals «Romeo & Julia» gezeigt. Die weibliche Hauptrolle spielt Iréna Flury,
die Thuner Wurzeln hat, den Part des Romeo übernimmt Dirk Johnston (Bild). Wie bei den Thunerseespielen üblich, wird auch diese Inszenierung
aufs hiesige Publikum ausgerichtet. Balladen und
wuchtige Orchestereinsätze peppen die
schönste Liebesgeschichte der Welt
zudem spektakulär auf.
www.thunerseespiele.ch
Tour de Suisse
Zum Finale in die
Bundesstadt
Alle Wege führen nach Bern! Zumindest gilt dies in
diesem Sommer für die Tour de Suisse, deren Finale
einige der besten Radprofis der Welt in die Bundesstadt bringt. Bern ist nicht nur das Ziel, sondern gleich
auch Austragungsort der beiden letzten Etappen des
grössten Schweizer Radsportevents: Am 20. Juni findet hier ein Rundkurs statt, am 21. Juni steht das abschliessende Zeitfahren auf dem Programm. Das Publikum darf sich auf ein umfassendes Begleitprogramm
freuen. Ehe die Profis starten, können sich am Sonntagmorgen Hobbyradsportler auf der Originalstrecke
als Einzelfahrer oder im Team messen. Vor dem Stade de Suisse, wo die Schlussetappe startet und endet,
befindet sich die «Tour de Suisse Bike Expo», wo Velohersteller ihre zahlreichen Neuheiten präsentieren
und zu Probefahrten einladen. Gleich daneben die
«Tour de Suisse Kids World». Hier können sich die
Radstars der Zukunft auf der Halfpipe üben oder auf
einem kniffligen Parcours und einer künstlich gebauten Mountainbike-Strecke ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Überall in der Berner Innenstadt locken
zudem Festwirtschaften und Verpflegungsstände.
www.tds-bern.ch
Bern Extra75
sonntagszeitung.ch | 7. Juni 2015
Editorial
Auf den Spuren
von Vreneli und
Hansjoggeli
Kennen Sie das Diemtigtal?
Den Hohgant, das GantrischGebiet? Vom Hörensagen, dem
Namen nach, ja. Aber wissen
Sie auch, wo sich diese
einzigartigen Schweizer
Naturparadiese befinden?
Zugegeben, die sogenannten
Regionalen Naturpärke sind
nicht Leuchttürme wie das
Schilthorn oder das majestätische Jungfrau-Massiv. Sie
punkten auch nicht mit Luxushotels und Jetset wie Gstaad.
Doch genau das macht sie
vielleicht so einmalig schön.
Preziosen, die abseits der
Touristenpfade liegen. Tiefblaue
Seen, schroffe Berge, einladende Gasthäuser und eine fantastische Natur. Eine Idylle, die nur
darauf wartet, entdeckt zu werden. Wie so viele Gegenden,
Täler, Dörfer in der Schweiz, die
trotz GPS und Globalisierung
vielen verborgen bleiben, im
Schatten der Grossen stehen.
Brünigschwinget
Wo die bösen Buben herkommen
Schwingen ist zurzeit so beliebt wie wohl noch nie. Dafür sprechen die stetig
steigenden Zuschauerzahlen an den vielen Schwingfesten in der ganzen Schweiz.
Besonders beliebt ist das Brünigschwinget auf dem Brünigpass. Der Anlass
zählt zu den ältesten seiner Art. Bereits vor 200 Jahren führten Sennen auf dem
Brünig die ersten Schwingkämpfe durch, und vermutlich wurde das Schwingen gar in dieser Gegend erfunden. Heute werden die Kämpfe in einem Naturstadion ausgetragen, das mitten im Wald liegt. Das Stadion wurde vor kurzem erweitert und an die neusten Standards des Eidgenössischen Schwingerverbandes angepasst. Dieses Jahr findet das Brünigschwinget am 26. Juli statt
Dass jetzt die grosse Masse
diese Naturpärke überschwemmt, ist allerdings
kaum zu erwarten. Und auch
nicht erwünscht. Voraussetzung
für das Label des Bundesamtes für Umwelt sind nämlich
neben einer «ausserordentlich
schönen Landschaft» auch,
dass das Verkehrsaufkommen
nur so gross sein darf, dass
Umwelt und Bewohner nicht
gestört werden.
(Ersatzdatum ist der 2. August). Neben den Wettkämpfen kann das Publikum
Jodlerkonzerte, traditionelle Küche und den Blick auf die gewaltige Berglandschaft am Brünig geniessen. Die 5000 Sitzplätze im Naturstadion sind allerdings bereits ausverkauft; mit etwas Glück bekommt man an der Tageskasse
aber noch eines der 1000 Stehplatztickets. Schwingerfans, die leer ausgehen,
müssen allerdings nicht traurig sein: Der Traditionsanlass wird vom Schweizer Fernsehen in einer zehnstündigen Live-Sendung übertragen.
www.bruenigschwinget.ch
Fotos: Keystone (3), Esther Michel, swiss-image.ch/Remy Steinegger
Trucker- & Countryfestival
Wildwest im Oberland
Drei Sommertage lang verwandelt sich Interlaken jedes Jahr in den Wilden Westen: Das Internationale
Trucker- & Countryfestival lockt dann Tausende Trucker, Biker, Countryfans und Line-Dancer aus ganz
Europa auf den ehemaligen Militärflugplatz. Die 100
Hektaren grosse Fläche ist vollgestellt mit alten und
neuen Trucks aus allen Ecken der Welt, dazwischen
befindet sich der Bikertreff mit Piratenbar. Es gibt Tuningshows, eine richtige Western-City, eine authentische Indianersiedlung und das zentrale Westerndorf
mit riesigem Festzelt, in dem jeden Abend die Stars
der US-amerikanischen Westernmusik auftreten. Zwischendurch begeistern Line-Dance-Anlässe, am Sonntagmorgen trifft man sich zum Trucker-Gottesdienst.
Trotz seiner mittlerweile immensen Grösse verströmt
das Festival weiterhin eine familiäre Atmosphäre.
­Einige Trucker sind bereits seit der ersten Ausgabe
1994 dabei. Dieses Jahr findet das Trucker- & Countryfestival vom 26. bis zum 28. Juni statt.
Und so wird sich auch das
Dörfchen Guggisberg im
Gantrisch-Gebiet mit seinem
Vrenelimuseum weiterhin verträumt den Ausflugs- und
Feriengästen präsentieren.
Hier trug sich nämlich vor
langer, langer Zeit eine
tragische Liebesgeschichte zu,
­zwischen dem Bauernmädchen
und ihrem Hansjoggeli, der in
die Fremde fliehen musste.
Kommt Ihnen das jetzt vielleicht bekannt vor? Genau,
das weltberühmte Guggisberglied stammt von hier. So schön
melancholisch wie die liebliche
Landschaft: «’s isch äben e
Mönsch uf Ärde...»
www.truckerfestival.ch
Dominic
Geisseler
Gstaad Menuhin Festival
Klassisch familiär
Gstaad hat viele Eigenschaften, die es zu einer Art
Garten Eden machen. Im Sommer wähend des Menuhin Festivals wird der Tourismusort im Berner Oberland aber auch zum Paradies für die Fans klassischer
Musik . Wie der Name sagt, geht das Festival zurück
auf den amerikanisch-britischen Geiger und Dirigenten Lord Yehudi Menuhin. Der Weltstar wohnte einst
im Saanenland. 1956 bat ihn der damalige Kurdirektor, das eine oder andere Konzert zu geben. Aus der
spontanen Idee entstand das weltweit anerkannte
Musikfestival. Menuhin liebte die entspannte Atmosphäre und Idylle im Saanenland und liess diese Stimmung von Anfang an ins Programm einfliessen. Bis
heute ist der Kulturanlass seinen Ursprüngen treu und
ein entspannendes Erlebnis geblieben. Jedes Jahr präsentieren die Organisatoren von Juli bis September
die Grössen der klassischen Musik in einer ungezwungenen Atmosphäre. Neben dem Konzertprogramm
mit internationalen und nationalen Stars wie etwa der
Luzerner Opernsängerin Regula Mühelmann (Bild)
führt die Menuhin Academy auch Seminare für ambitionierte junge Musikerinnen und Musiker durch.
Und Laien können bei den play@-Kursen Einblicke
in die Welt der professionellen Musik gewinnen.
www.gstaadmenuhinfestival.ch
Impressum
BERN EXTRA ist eine
Sonderbeilage
der SonntagsZeitung
in Zusammenarbeit
mit der BE! Tourismus AG
Logo
Chefredaktor: Arthur Rutishauser
Leitung: Dominic Geisseler
Redaktion: Erik Brühlmann, Jonas Bühler, Markus
Ganz, Benjamin Gygax, Marius Leutenegger
Art Direction: Tobias Gaberthuel
Layout: Dino Caracciolo
Produktion: Dominic Geisseler
Fotoredaktion: Christina Rohner
Titelfoto: Keystone / Urs Flueeler
Leitung Verlag: Marcel Tappeiner
Verkaufsleitung: Adriano Valeri
Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich
Bern Extra
76
Benjamin Gygax
Was für den Künstler Paul Klee
eine Katastrophe war, erwies sich
langfristig als Glücksfall für Bern:
Als 1933 die Nazis in Deutschland
an die Macht kamen, wurde der in
Münchenbuchsee geborene Künstler als Professor der Kunstakademie Düsseldorf entlassen – er galt
als «entarteter Künstler». Klee
kehrte zurück nach Bern und schuf
hier ein umfangreiches Spätwerk.
Nach seinem Tod wurde Klees riesiger Nachlass von Berner Sammlern erworben und einer Stiftung
übertragen. Zu sehen ist das vielseitige Werk seit 2005 im Zentrum
Paul Klee. Das Museum, nach Plänen von Renzo Piano gebaut, feiert dieses Jahr also sein zehnjähriges Bestehen. Anlass genug für
eine ganz besondere Ausstellung,
die am 19. Juni eröffnet wird: «Klee
& Kandinsky».
Zu sehen sind Schlüsselwerke
der renommiertesten Museen
Noch nie zuvor waren so viele herausragende Werke der beiden Zeitgenossen und Freunde Paul Klee
und Wassily Kandinsky zu sehen.
Kurator Michael Baumgartner sagt:
«Die Ausstellung ist nicht nur für
unser Haus, sondern auch international bedeutend.» Man habe
7. Juni 2015 | sonntagszeitung.ch
Ein Dialog
in Bildern
Die Ausstellung im Zentrum Paul Klee in Bern spürt
dem Werk und der Freundschaft
zweier Pioniere der abstrakten Kunst nach:
Paul Klee und Wassily Kandinsky
schon seit 2008 auf dieses grosse
Ziel hingearbeitet. «Wir waren mit
dem Guggenheim-Museum in Verhandlungen für eine gemeinsame
Ausstellung in Bilbao, doch das
liess sich nicht realisieren.» So liess
man das Projekt erst einmal ruhen
und gelangte vor etwa drei Jahren
ans Lenbachhaus München. Dieses Museum war ein idealer Kooperationspartner, da es über bedeutende Werke von Kandinsky
aus der Zeit des «Blauen Reiter»
verfügt. Man sei bei Anfragen für
Leihgaben immer zusammen aufgetreten und habe deshalb eine
gute Ausgangslage gehabt, sagt der
Kurator. Tatsächlich zeigt «Klee &
Von der Polsterei zur Glasmanufaktur
Bei Langenthal kann man auf einer organisierten Tour die Produktionsräume führender Designfirmen besuchen
Ob Zufall oder nicht: Die Umgebung
von Langenthal im Oberaargau ist die
Heimat zahlreicher grosser Schweizer
Designfirmen. Dazu zählen die weltweit tätige Textilfirma Création Baumann, die Teppichmanufaktur Ruckstuhl, der Holzbaubetrieb Hector E
­ gger,
Glas Trösch oder der Möbelhersteller
Girsberger. Die Produktionsstandorte
dieser fünf innovativen Betriebe bilden
die Stationen der «Design Tour Langenthal». Sie führt durch die Showrooms
und Produktionshallen und eröffnet
Einblicke in die Tradition und Entwicklung des Schweizer Designs. Zu sehen
gibt es etwa ausgefallene Textilmuster,
wagemutige Holzkonstruktionen,
feinste Teppichfasern, schlicht-geniale
Polstermöbel oder filigrane Meisterwerke aus Glas.
Die «Design Tour» wird vom Tourismusbüro Oberaargau organisiert und
ist das ganze Jahr hindurch verfügbar.
Sie ist als Tagesausflug oder in Kombination mit Übernachtungen buchbar.
Unter der Woche kann man während
der Werkzeiten eine individuelle
«Showroom Tour» unternehmen: Dann
stehen einem die Ausstellungsräume
aller Unternehmen offen mit ihren
­aktuellen Kollektionen, Produktpaletten und Informationen zu den einzelnen Unternehmen. Einmal im Monat
wird eine geführte «Factory Tour» angeboten. Dabei besucht man drei der
fünf Betriebe und erhält Einblicke in
die Produktion und den Werdegang
von Designprodukten. Der Transfer
­sowie das Mittagessen ist organisiert,
während man bei der individuellen
«Showroom Tour» je nach Lust und
Laune mit dem öffentlichen Bus, mit
Taxi oder E-Bike die einzelnen Standorte besucht.
Jonas Bühler
Feinste Teppichfasern, moderne Holzkonstruktionen, edle Textilien: Manufakturen bei Langenthal
Infos und Buchung: www.designtour.ch
Bern Extra77
sonntagszeitung.ch | 7. Juni 2015
Gegenseitige Beeinflussung während
einer 30-jährigen Freundschaft:
Wassily Kandinskys Improvisation
«Sintflut» auf Leinwand (links) und
Paul Klees Aquarell «Eroberer».
Uhrmacherkunst
und Design-Tour
Exklusive Ausstellung und
einzigartige Museen
Oh Yeah! Popmusik in der
Schweiz
Museum für Kommunikation,
Bern
bis 19. Juli 2015
Stein aus Licht
Kunstmuseum Bern
bis 6. September
Michael Salistorfer
Centre PasQuart, Biel
5. Juli bis 13. September 2015
Aktuelles Schaffen in der
Schweizer Bildhauerei
Holzbildhauerei-Museum
bis 16. April 2016
Immer per Sie, aber gute Freunde: Paul Klee (l.)
und Wassily Kandinsky 1929 in Dessau
Foto: Nina Kandinsky, Centre national d’art et de culture Georges Pompidou,
Bibliothèque Kandinsky, Paris
Top-Angebote
Klee & Kandinsky
Kandinsky» nicht nur die Preziosen der eigenen Sammlungen, sondern auch Schlüsselwerke aus den
renommiertesten Museen der Welt,
aus dem Centre Georges Pompidou
in Paris oder der Nationalgalerie
Berlin. Auch das New Yorker Guggenheim-Museum ist jetzt mit einer Leihgabe dabei. Zu sehen gibt
es insgesamt 180 Werke aus den
Jahren 1900 bis 1940. Sie zeugen
von der langen Beziehung der beiden Künstler und der gegenseitigen Anregung für ihr Schaffen.
Paul Klee und Wassily Kandinsky lernten sich schon 1911 in München kennen. Der russische Maler
befand sich als einer der Begründer
der abstrakten Kunst auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Michael
Baumgartner: «Kandinsky trat
schon damals mit grosser Selbstverständlichkeit und Überzeugung
auf, Klee war dagegen noch ein Nobody und arbeitete eher als Zeichner. Doch Kandinsky erkannte die
Qualitäten des Berners.» Er lud
Klee 1912 ein, sich an der zweiten
Ausstellung von «Der Blaue Reiter» zu beteiligen. Nach dem Ersten Weltkrieg kreuzten sich die
Wege der beiden Pioniere der Klassischen Moderne erneut in Weimar:
Sie wirkten als Lehrer am Bauhaus.
1926 zogen die Künstler nach
Dessau um, wo Paul und Lily Klee
gemeinsam mit Wassily und Nina
Kandinsky in einem der drei von
Walter Gropius erbauten Zweifamilienhäuser für Bauhaus-Meister
wohnten. Laut Baumgartner haben
sich die beiden Männer zwar nie
geduzt, seien aber durch eine distanzierte, fast 30 Jahre dauernde
Freundschaft verbunden gewesen
und hätten sogar zusammen Ferien an der Atlantikküste gemacht.
Beide Maler haben einander
Bilder geschenkt
«Die grösste Herausforderung war,
die Schau konzeptionell so zusammenzustellen, dass die Entwicklungen der beiden Künstler nachvoll-
Design-Tour Langenthal
Die Ausstellung «Klee & Kandinsky» im Zentrum Paul Klee ist
vom 19. Juni bis zum 27. September 2015 geöffnet, jeweils
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Am Sonntag werden zudem Führungen angeboten. Die Ausstellung wird von verschiedenen kulturellen Veranstaltungen begleitet. Das Zentrum Paul Klee ist vom Hauptbahnhof Bern mit dem Bus 12 in
rund zehn Minuten zu erreichen.
Die Tour durch fünf international
bekannte Manufakturen um Langenthal gewährt spannende Einblicke in die Entwicklung der
Design­produkte und deren Fertigung, die seit über 120 Jahren hier
gepflegt werden.
Weitere Infos: www.zpk.org
Gültigkeit: Das Angebot ist
ganzjährig gültig
Preis: ab 45 Fr.
madeinbern.com/design-tour
ziehbar werden», erklärt Baumgartner. «Dafür mussten wir die richtigen Bilder bekommen.» Angelehnt
an die Biografien von Klee und
Kandinsky, ist die Ausstellung in
acht Themenbereiche gegliedert.
Phasen der künstlerischen Suche
und des Erfolgs lösen sich ab und
wechseln von einer Person zur anderen. «Als sie einander kennen
lernten, war Wassily Kandinsky erfolgreicher, am Bauhaus begegneten sie einander dann auf Augenhöhe», sagt Michael Baumgartner.
Kandinsky habe damals strikt abstrakt gemalt, «Klee spielte mehr
und wechselte vom Abstrakten ins
Figurative und Erzählerische». Die
beiden Maler hätten einander Bilder geschenkt und darin verklausuliert auf die Werke des Gegenübers geantwortet. Die Machtergreifung der Nazis beeinflusste
beider Werk. «Beide malten 1933
düstere Bilder in der Farbe Braun»,
sagt Michael Baumgartner.
Im Exil wagten sie dann, jeder
auf seine Art, einen künstlerischen
Neubeginn: Kandinsky malte in
Paris organischere Formen, Klee
fand in Bern zur Malerei im grossen Format. Diese wechselvolle Geschichte der Freundschaft und des
Schaffens von Klee und Kandinsky
wird beim Gang durch die Ausstellung sichtbar.
Wie Schweizer Uhren auf den
Mond kamen
Von Gauklern, Frauen und
Stierkämpfen
Das Omega-Museum zeigt die Zeitmesser der Apollo-Mission
Intime Einblicke in das private Leben von Pablo Picasso
Auch der Kanton Bern hat wesentlich
zum Ruf der Schweiz als Uhrenland
beigetragen. In Biel haben zum Beispiel
Swatch und Omega ihren Hauptsitz.
Omega bietet Interessierten ein eigenes Museum, in dem es rund 4000
Armbanduhren, seltene Uhrwerke, Instrumente, Fotos, Gravuren, Preise und
Zertifikate zu bestaunen gibt. Eines der
Herzstücke ist die Werkbank, mit der
Louis Brandt 1848 sein Unternehmen
gründete – rückblickend der Ursprung
dessen, was einmal der Weltkonzern
Omega werden sollte. Zu sehen gibt es
auch die Zeitmesser, die mit den ApolloAstronauten zum Mond und wieder
zurück flogen, und die Uhren von
­Königen und Königinnen, Präsidenten,
Forschern und Visionären. Den legendären James-Bond-Uhren ist gar eine
eigene Abteilung gewidmet. Der
­Museumskomplex ist zudem Sitz des
Omega-Archivs, wo die gesamte Ge-
schichte der Marke seit ihren Anfängen
detailliert dokumentiert ist.
Einen breiteren Blick auf die Welt
der Uhren vermittelt das Museum für
Uhren und mechanische Musikinstrumente in Oberhofen am Thunersee.
Die Sammlung befindet sich in den
sorgfältig ausgebauten historischen
Räumen des mittelalterlichen Rebguts
Wichterheer und präsentiert historische Uhren aller Marken und Hersteller. Die ausgestellten Zeitmesser sind
mehrheitlich in Schweizer Werkstätten
und Fabriken hergestellt worden – viele im Kanton Bern – und zeigen 300
Jahre Uhrenkunsthandwerk. Im selben
Haus befindet sich auch die Ausstellung mechanischer Musikinstrumente
mit nostalgischen Drehorgeln, Musikdosen und automatischen Klavieren.
www.omegamuseum.com
www.uhrenmuseum.ch
Gleich zwei Ausstellungen in der Region Interlaken beschäftigen sich diesen Sommer mit dem grossen Maler Pablo Picasso. Das Kunsthaus Interlaken
zeigt bis zum 30. August die Ausstellung «Les Caran D’Ache de Picasso».
Zu sehen gibt es über fünfzig Zeichnungen, Scherenschnitte, Gravuren und Lithografien des spanischen Meisters –
für alle verwendete er Farb- und Pastellstifte des berühmten Schweizer Unternehmens. Neben bekannten Motiven wie dem Porträt von Marie Françoise Gilot werden einige Werke zum ersten Mal überhaupt präsentiert.
Überraschend sind unter anderem
die Zeichnungen und Papierfiguren,
die der Künstler in den 1940er-Jahren
für seine beiden Kinder Claude und Paloma erschuf, viele davon kreierte er
gar mit ihnen zusammen. Ergänzt wird
die Ausstellung mit dokumentarischen
Fotografien des US-Amerikaners Da-
Swiss Brand Museum, Bern
22 bahnbrechende Schweizer
Erfindung auf einen Blick
Kunst in Biel: Kunstwerke im
öffentlichen Raum
Skulpturen und Plastiken, verteilt
in der ganzen Altstadt
Spielzeugmuseum, Thun
Puppen, Teddybären und Zinnsoldaten von 1850 bis 1960
Jungfrau-Park, Interlaken
Einzigartige Gelegenheit, in die
Welt der Mysterien abzutauchen
vid D. Duncan, einem langjährigen
Freund der Familie Picasso. Sie gewähren einen intimen Einblick in das private Leben des Jahrhundertkünstlers.
Praktisch gleichzeitig – vom 5. Juli
bis zum 27. September 2015 – zeigt das
Schloss Spiez unter dem Titel «Pablo
Picasso – Von Gauklern, Frauen und
Stierkämpfen» eine Auswahl von Pablo Picassos Druckkunstwerken aus der
renommierten Sammlung Eberhard W.
Kornfeld. Die Sommerausstellung lockt
mit einem hochkarätigen Querschnitt
durch alle schöpferischen Phasen des
Alleskönners. Die Ausstellung gewährt
einen guten Überblick über die wichtigsten Themen des 1973 verstorbenen
Künstlers und ist damit auch der ideale Einstieg für alle, die sich einmal mit
Picasso befassen wollen.
www.kunsthausinterlaken.ch
www.schloss-spiez.ch
Im Herzen der
Uhrmacherkunst
Gehen Sie durch die Pforten
dieses Ausbildungszentrums im
Berner Jura. Ziehen Sie sich das
Arbeitshemd eines Uhrmachers
an, treten Sie an seine Werkbank
und erleben Sie den Alltag dieses
Präzisionshandwerks.
Gültigkeit: Das Angebot ist
ganzjährig gültig
Preis: ab 140 Fr.
madeinbern.com/uhrmacher
Picasso & Picasso
Gleich zwei Ausstellungen in der
Ferienregion Interlaken widmen
sich diesen Sommer dem bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts: Pablo Picasso.
Gültigkeit: bis 27. September
Preis: ab 8 Fr.
madeinbern.com/
picasso-picasso
Culture meets Cuisine
Kunstvolles aus Atelier und
Küche. Geniessen Sie eine Übernachtung, freien Eintritt in alle Berner Museen und ein asiatisches Tasting Menu im Berner Restaurant Yù.
Gültigkeit: bis 31. Dezember
Preis: ab 194.50 Fr.
madeinbern.com/culture
Bern Extra
sonntagszeitung.ch | 7. Juni 2015
Die Natur
ist der Star
lohnt sich gleich doppelt: Irma
Wenger hat in einem alten Produktionsraum ein Bistro eingerichtet,
das an Originalität kaum zu überbieten ist. Mittlerweile reisen
Gruppen aus der ganzen Schweiz
zu «Irmas Mahlwerk», das Samstag und Sonntag sowie für angemeldete Gruppen auch unter der
Woche geöffnet ist.
Wer es mit Irmas Mühliplättli
ein bisschen übertrieben hat, kann
danach zum Beispiel einen Verdauungsspaziergang auf dem «Entschleunigungs-Rundweg» im Norden des Parks unternehmen. Die
5,3 Kilometer lange Wanderung
destilliert sozusagen alle Werte,
für die der Naturpark Gantrisch
steht. Die Aussicht ist schlicht berückend, und alle paar Hundert
Meter erwartet einen ein Ruhebänkli mit einer kleinen Entspannungsanweisung.
Der Naturpark Gantrisch zwischen
Bern, Thun und Freiburg ist ein
traumhaftes Erholungsgebiet für
Tagesausflügler und Feriengäste
Plötzlich flitzt ein Hase über
die Fahrbahn
die Protagonisten des Liedes, sondern auch um das Leben in der
Region zu früheren Zeiten. Viele Menschen hier waren mausarm,
was auch zu der verwegen wirkenden Tracht geführt haben könnte: Weil man sich Stoff kaum leisten konnte, endete der Rock über
dem Knie. «Die Guggisberger waren die Erfinder des Mini-Jupes»,
lacht Therese Aebischer-Mast. Einen Eindruck von den Lebensumständen vermittelt das Museum im ersten Stock. Dort sieht
man, wie die früheren Bewohner hausten. Das Museum ist nur
auf Anmeldung offen, kann aber auch spontan besucht werden:
An der Tür stehen die Telefonnummern von Kontaktpersonen.
Auf dem Weg zur nächsten Attraktion machen wir kurz Halt im
Bistro Viva in Rüeggisberg, das von
Rolf Münger geprägt wird. Er wurde 2007 Pâtisserie-Weltmeister.
Und seine Chocolat-CaramelPâtisserie ist schwer zu überbieten.
Vom Viva aus führt uns dann ein
kurzer Spaziergang zu einer der
wichtigsten Attraktionen der Erlebniswelt «Kultur»: zur Klosterruine Rüeggisberg. Ihre Schönheit
und Bedeutung erschliessen sich
einem vor allem in einer Führung
durch die Architekturhistorikerin
Elisabeth Willen.
Das Priorat war der erste Ableger des französischen Mönchsordens von Cluny im deutschsprachigen Raum. Weil die Anlage von
Norditalienern gebaut wurde, verbindet sie Cluniazenser- und lombardische Bautraditionen auf einmalige Weise. «Kurz vor 1100 entstand hier eine 52 Meter lange Kirche», sagt Elisabeth Willen. «Zu
diesem Zeitpunkt befand sich dort,
wo heute die Stadt Bern liegt, noch
ein Urwald.» Die nächste Führung
gibts übrigens am 12. Juli.
Aber zurück in die Natur: Sie
ist und bleibt der Star. Bei der
Schwarzwasserbrücke im Norden
findet man den «Grand Canyon»
des Parks, der auch zum Baden einlädt. Im renaturierten Auenwald
Belperauen kann man mit etwas
Glück dem Biber begegnen. Und
beim Gäggersteg am höchst eindrücklichen Gantrischer Panoramaweg lässt sich beobachten, wie
die Natur sich selber heilt – dieses
Gebiet wurde einst vom Wirbelsturm Lothar schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wie gesund die
Natur im Park generell ist, wird
gar aus dem Auto heraus erfahrbar: Plötzlich steht eine Gruppe
Rehe am Strassenrand, keine dreissig Sekunden später flitzt ein Hase
über die Fahrbahn. «Die ursprüngliche Natur, das ist das Schönste
am Park – die Aussicht und die
Vielfalt der Landschaften auf
kleinstem Raum», sagt Rahel Urfer von der Geschäftsstelle des Naturparks Gantrisch. Recht hat sie.
www.vreneli-museum.ch
www.gantrisch.ch
Über 300 Produkte tragen das
Label «Naturpark Gantrisch»
«Ausserordentlich schöne Landschaft»: Seit 2012 bildet das rund 400 Quadratkilometer umfassende Dreieck zwischen Bern, Thun und Freiburg den Regionalen Naturpark Gantrisch
Parkkonzept. «Heute ist ein Kleinbetrieb in der industriellen Mehlproduktion nicht mehr konkurrenzfähig», sagt Wenger. «Darum
haben wir uns spezialisiert.»
Das Mehl, das zu 100 Prozent
aus Rohstoffen aus dem Park besteht, wird zu Spezialitäten veredelt: raffinierte Backmischungen,
die der Müller selber entwickelt.
Er hat eine Versuchsbäckerei eingerichtet und tüftelt dort engagiert
immer neue Kreationen aus. Das
Rüeschegger Kernenbrot, das
Schwarzwasser Malzbrot, das Thu-
ner Amtsanzeiger-Brot – alles
Wengers Erfindungen. Der grosse Erfolg der etwa 20 Mischungen
ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass sie selbst den grössten
Backmuffel brillieren lassen: Man
muss nur etwas Wasser hinzugeben, alles durchkneten, ein Brot
formen und nach Vorgabe backen
– schon applaudieren Familie und
Brunchgäste. Die Mischungen sind
an vielen Verkaufsstellen im Park,
im Coop und online erhältlich.
Und natürlich im hauseigenen
Shop. Der Weg zur Dittligmühle
Die Naturpärke Gantrisch und Diemtigtal
Schwarzenburg
Freiburg
Plaffeien
NATURPARK
GANTRISCH
Stockhorn
Bulle
Raus jetzt!
In der Region Bern - Berner Oberland
findet man unzählige spektakuläre
Landschaften. Nicht so bekannt wie
das Gantrisch-Gebiet sind der Naturpark Diemtigtal und das Gebiet Hohgant-Seefeld. Sie bieten sich daher erst
recht an für einen Erholungsausflug
Landschaft von nationaler Bedeutung: Naturpark Diemtigtal mit dem Seebergsee
Thun
TH
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ER
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BR
E
Spiez
NATURPARK
DIEMTIGTAL
I
Z
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Interlaken
Eiger
5 km
Foto: Keystone / Daniel Baertschi
«’s isch äben e Mönsch uf Ärde»
Brienzer
Rothorn
RE
Die Attraktionen des Naturparks
sind fünf Erlebniswelten zugeteilt,
die sich über das ganze Gebiet erstrecken: Natur, Kultur, Sport,
Musse und Genuss. Wir beginnen
unsere Tagesreise durch den Park
in der Erlebniswelt Genuss. Mittlerweile tragen über 300 Produkte aus 21 Sortimenten das Label
«Naturpark Gantrisch». Es weist
aus, dass 80 Prozent der Rohstoffe aus dem Park stammen und zwei
Drittel der Wertschöpfung im Park
generiert werden. Einer der grösseren Produzenten im Gebiet ist
die Dittligmühle. Sie liegt einsamromantisch am Waldrand am südöstlichen Zipfel des Parks.
Hier wirkt die Familie Wenger
bereits in der siebten Generation.
«Wie alt die Mühle ist, weiss niemand, die ältesten Hinweise datieren von 1780», sagt Georges
Wenger. Er wurde schon als Bub
vom Müllervirus erfasst. «Damals
verschwanden viele kleine Betriebe, und auch mein Vater hatte viele Sorgen, weil unsere Anlagen
überholt waren. Ich sah, will ich
den Familienbetrieb retten, muss
ich nicht Müller lernen, sondern
Mühlebauer.» Also ging Wenger
in die Ostschweiz, um eine Lehre
zu machen. Zurück kam er nicht
nur mit einer Ausbildung, sondern
auch mit einer Frau, Irma. Erst baute die Familie eine neue Futtermühle, im Jahr 2000 zeigte sich
aber, dass sich diese nicht mehr
rentabel betreiben liess. «Mein Ziel
war ohnehin, wieder eine richtige
Mehlmühle einzurichten», sagt
Georges Wenger. Er schloss den
Betrieb und baute sukzessive eine
neue Mühle auf.
2009 wurde die Dittligmühle
neu eröffnet. Sie passt perfekt ins
AA
Einst war das Gurnigelbad in Riggisberg eines der grössten und bekanntesten Kurhotels der Schweiz.
Die elegante Anlage, vom OrientExpress mit der Linie Calais–
Gurnigel erschlossen, bot bis zu
600 Gästen Platz. Längst hat das
Hotel seinen Glanz eingebüsst.
Stellt man sich aber am frühen
Morgen auf die Terrasse, macht einem das Panorama sofort klar,
warum sich hier einst die High Society versammelte. Der Blick
schweift über ein bezauberndes
Stück Bilderbuch-Schweiz bis zum
Neuenburgersee. Die Landschaft
ist so lieblich wie vielseitig. Erstaunlich, dass diese Region heute kein grosser Touristenmagnet
mehr ist.
Das könnte sich allerdings ändern. 2012 wurde im Dreieck zwischen Bern, Thun und Freiburg
der Regionale Naturpark Gantrisch in Betrieb genommen. Er erstreckt sich über eine Fläche von
404 Quadratkilometern und
schliesst 26 Gemeinden mit einer
Bevölkerung von über 40 000 Einwohnern ein – inklusive der Freiburger Destination Schwarzsee.
Beim Naturpark Gantrisch handelt sich denn auch nicht um einen
Park, wie man ihn etwa aus den
USA kennt, es gibt keine Zäune
und keine Eintrittstickets. Das ist
bei den mittlerweile 15 Regionalen Naturpärken in der Schweiz so
üblich. Voraussetzungen für die
Anerkennung zum Regionalen Naturpark sind eine ausserordentlich
schöne Landschaft, gepflegte Siedlungen und die Mitwirkung der
Bevölkerung. «Als 2007 die neuen rechtlichen Grundlagen für
Schweizer Pärke in Kraft traten, sahen wir eine Chance, den vielen
Einzelprojekten in unserer Gegend
ein einheitliches Dach zu geben»,
sagt Christoph Kauz, Leiter Marketing und Tourismus.
Es versteht sich von selbst, dass
der riesige Park nicht besonders
homogen ist – sogar ein Teil der
Flughafengemeinde Belp gehört
dazu. Doch es gibt viel Verbindendes: die Voralpenlandschaft zum
Beispiel, die Kultur und Tradition
der Bevölkerung, die Werte. «Wir
machen im ganzen Park naturverträgliche Angebote und setzen auf
Entschleunigung», sagt Christoph
Kauz. Das bedeutet, dass man
nicht auf Teufel komm raus Touristen anlocken will. «Wir fördern
den sanften Tourismus. Das Verkehrsaufkommen darf nur so gross
sein, dass Umwelt und Bewohner
nicht gestört werden.» Allerdings
ist der Park so weitläufig und seine Erschliessung so komplex, dass
sich die Anreise im Auto empfiehlt,
zumindest dann, wenn man das
riesige Angebot nutzen will.
SoZ Candrian
Marius Leutenegger
79
Das Diemtigtal, seit 2011 ein Regionaler Naturpark,
trägt das Label «Landschaft von nationaler Bedeutung» des Bundesamtes für Umwelt. Diese Auszeichnung hat es sich mit seiner unglaublich vielfältigen
Flora und Fauna verdient. Steinadler kann man hier
ebenso beobachten wie Gämsen, Luchse und Murmeltiere – aber nur, wenn man weiss, wo man suchen
muss. Verschiedene Themenwege erschliessen das
Gebiet für Wanderer aller Fitnessstufen. Der Alpenbockweg etwa führt während zweier Stunden auf die
Spur eines vom Aussterben bedrohten Käfers, und auf
dem 6 Kilometer langen Vogelweg lernt man die Lebensräume einiger der gut 100 einheimischen Brutvogelarten kennen. Für Kinder und Familien bietet
der Erlebnisweg Grimmimutz Märchenhaftes, und Biker kommen im Bikepark Wiriehorn auf ihre Kosten.
Zum Besuch des Naturparks Gantrisch gehört unbedingt ein Zwischenstopp im Vrenelimuseum in Guggisberg. Namensgeberin
ist jene junge Frau aus dem berühmten «Guggisberglied», die an
Liebeskummer starb, weil ihr Hansjoggeli von Simelibärg nach
einem Streit mit einem Nebenbuhler in die Fremde fliehen musste. Museumskoordinatorin Therese Aebischer-Mast: «Für uns
Guggisberger ist es keine Frage, dass es das Vreneli gab. Es existieren aber keine Belege dafür.» Erstens seien erst ab 1700 Register geführt worden, und da lag die traurige Liebesgeschichte
wohl schon eine Weile zurück. «Zweitens wurden Frauen ohnehin nicht eingetragen.» Den Hansjoggeli aber, den hat man in den
Dorfregistern gefunden. Im Museum geht es aber nicht nur um
Das Hohgantmassiv liegt im hinteren Emmental.
Der Gipfel des höchsten Berges Furggengütsch liegt
zwar nur 2197 Meter über Meer und wird von den
Riesen im Kanton deutlich überragt – dennoch ist ein
wenig Fitness von Vorteil, wenn man das unter Naturschutz stehende Gebiet Hohgant-Seefeld erwandern will. Von Kemmeriboden erreicht man die SACHohgant-hütte in 2½ bis 4 Stunden, je nach Route.
Sie liegt auf rund 1800 Meter und bietet sich für einen
Zwischenstopp an. Wer etwas Glück hat, erspäht unterwegs vielleicht sogar eine der Steinbockkolonien,
die sich am Hohgant niedergelassen haben. Wer
etwas schneller unterwegs sein will, kann die beschilderte Hohgant-Biketour Nr. 452 unter die Räder nehmen. Der Rundkurs führt auf 43 Kilometern und 1350
Höhenmetern um den Hohgant.
Erik Brühlmann
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dem Bauernhof geniessen – eine
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Fotos: Switzerland Tourism / BAFU
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Bern Extra
80
7. Juni 2015 | sonntagszeitung.ch
«Wenn ich jodle, geht es mir gut»
Brauchtum ist im Aufwind – auch bei den Jungen. Ein Besuch im Kinder-Jodlerlager in Innereriz
Alphornblasen, Fahnenschwingen und Jodeln weit weg von der Welt. 45 Kinder leben Tradition und Brauchtum im Lager «Alfajola» in Innereriz BE
Marius Leutenegger (Text) und
Valeriano Di Domenico (Fotos)
«Ich jodle, seit ich singen kann»,
sagt die 24-jährige Flurina Welten
aus Schönried. «Auch meine Mutter ist mit Jodeln aufgewachsen,
der Vater wurde von ihr angesteckt.
Und so haben wir zu Hause immer
viel gesungen.» Früh schloss sich
Flurina dem Kinderchor des Jodlerklubs Hettiswil an, und als der Bernisch-Kantonale Jodlerverband vor
zehn Jahren erstmals das «Alfajola» für Kinder durchführte – das
«Alphornbläser-, Fahnenschwinger- und Jodlerlager» –, war sie begeistert dabei. Seither hat sie kein
einziges Alfajola verpasst. Heute
Schaut man den Sportteil einer Zeitung an, könnte man den Eindruck
gewinnen, die Nationalsportarten
der Schweiz seien Fussball, Eishockey und Tennis. Falsch! Laut
Historischem Lexikon der Schweiz
sind es Schwingen, Steinstossen
und Hornussen. Diese wurden –
im Gegensatz zu den genannten
importierten Sportarten – nämlich
auch in der Schweiz erfunden.
Wann genau das Hornussen
entstand, weiss allerdings niemand. Erste schriftliche Erwähnungen des Spiels findet man in
Kirchenschriften des frühen 17.
Jahrhunderts. Natürlich wird dort
diese Freizeitbeschäftigung der
Sennen und Hirten deutlich abgelehnt – zu jener Zeit war den Kirchen alles ein Dorn im Auge, was
den Leuten Vergnügen bereitete
und sie vom sonntäglichen Gottesdienst abhielt. Der Kanton Bern,
speziell das Emmental, schien al-
gehört sie zum Leiterteam, das sich
dieses Jahr um rund 45 Kinder und
Jugendliche kümmert. Vier MaiTage lang lebt und singt die Jodler­
gemeinschaft zusammen in einem
Ferienheim in Innereriz, vor einem
herrlichen Bergpanorama und weit
weg von der Welt.
Dass die jungen Teilnehmer
gerne jodeln, sieht man ihnen nicht
an. Die Backen sind nicht röter, die
Kleider und Frisuren nicht weniger modern als jene von Gleich­
altrigen irgendwo in Zürich oder
Genf. Das besondere Merkmal der
hier Versammelten ist lediglich,
dass sie sich fürs Singen begeistern
und Volksmusik lieben. Die
16-jährige Patricia Zaugg aus Boll
lem Widerständen zum Trotz aber
schon damals die Hornusser­
hochburg gewesen zu sein. In seinem 1841 erschienenen Roman
«Uli der Knecht» beschreibt der
Emmentaler Autor Jeremias Gotthelf eindrucksvoll, wie einst gespielt wurde. 1902 wurde der Eidgenössische Hornusserverband ins
Leben gerufen, der mittlerweile
rund 7500 lizenzierte Hornusse­
rinnen und Hornusser in 175 Gesellschaften umfasst. Doch auch
wenn mittlerweile Vereine von
Gossau ZH über Winterthur bis
Lenzburg und Luzern in einer der
sieben offiziellen Ligen mittun:
Über den Status einer Randsportart kam das Hornussen nie hinaus.
Zum Vergleich: Der Schweizerische Fussballverband zählt 251 000
Spieler in 1431 Vereinen.
Im bernischen Limpach findet
diesen Sommer das 37. Eidgenössische Hornusserfest mit 248
Jodeln für Anfänger
Das Jodeln ist eine vielseitige Kunst, die sich über die
Jahrtausende in jeder Region unterschiedlich entwickelt hat. In der Schweiz verbreitet sind vor allem der
improvisierte, wortlose Naturjodel und das dirigierte
Jodellied, das aus Strophen- und Jutzteil besteht. Davon ausgehend findet man in vielen Gegenden einoder mehrstimmige Variationen. Zu den Hauptjodelarten zählen der Singjodel, der Tröhljodel, der Chugeli­
jodel, der Kehlkopfschlag- und der Zungenschlagjodel. Wer das Jodeln erlernen will, kann bei einem der
regionalen Jodlerverbände einen Einführungskurs besuchen, wo man als Teil eines Chores die Grundlagen
des Jodelns kennen lernt. Neben den Verbänden bieten auch private Gesangslehrerinnen und -lehrer Lektionen an. Der private Unterricht ist meist etwas vielseitiger angelegt als das Jodeln im Verein.
Gotthelfs Baseball
Hornussen entstand wahrscheinlich im Kanton
Bern – und ist eigentlich ganz einfach
sagt: «Ich höre fast nur diese
Musik. Und Rock!» Der Grindelwalder Michael Bärtschi, 14, doppelt nach: «Jodellieder gefallen mir
einfach besser als andere.» Und die
20-jährige Nachwuchs-Leiterin
Angelina Zenger aus Meiringen
sagt wohl stellvertretend für viele:
«Jodeln ist wie Therapie. Wenn ich
jodle, geht es mir gut, ich tauche
in eine andere Welt ein und vergesse alles um mich herum. Es ist
mehr als ein Hobby – eine Leidenschaft!» Flurina Welten ergänzt,
am Jodeln fasziniere sie das Unkomplizierte. «Man kann mit wenig viel machen, einer beginnt, die
anderen setzen ein, es ist nicht stur,
sondern gemütlich und ungezwun-
gen.» Die Frage, ob Jodeln nicht
doch eher etwas für ältere Semester sei, erntet bei allen nur ungläubige Blicke – so hat man das hier
offenbar noch nie gesehen.
Es gab allerdings andere Zeiten,
und diese liegen nicht weit zurück.
Die Emmentaler Lehrerin Annelies Mosimann, die einen Männerchor, einen Jugendchor und das
Alfajola leitet, erinnert sich: «In
den 1990er-Jahren hatten die Jodlerchöre immer grössere Nachwuchsprobleme. Deshalb entschloss man sich, den Nachwuchs
aktiv zu fördern, Kinderchöre zu
gründen und für ambitionierte
Kinder und Jugendliche dieses
Lager zu organisieren.» Mit den
Mannschaften statt – vom 21. bis
23. und vom 28. bis 30. August.
Dann wird das Nationalspiel wohl
auch wieder mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen – und
viele werden sich wieder einmal
fragen, worum es beim Hornussen
überhaupt geht.
Wegen der vielen Fachbegriffe
– Bock, Ries, Streich – klingt die
Sache für Aussenstehende verworren, eigentlich ist aber alles ganz
einfach. Im Zentrum des Spieles
steht der Nouss, eine kleine
Plastikscheibe, die früher aus Horn
gefertigt wurde und der Sache den
Namen gab. Der Schlagmann am
Bock versucht nun, den Nouss mit
dem Stecken – einer Rute, die meist
aus Karbonfasern hergestellt wird
– so weit wie möglich übers Spielfeld zu schlagen. Die Spieler der
Gegenmannschaft – die Abtuer –
versuchen, mit grossen Abfangschaufeln – den Schindeln – den
Nouss aus der Luft zu holen. Dabei können sie die Schindel in der
Hand behalten oder sie in die Flugbahn des Nouss werfen. Je weiter
der Nouss fliegt, desto mehr Punkte erhält die schlagende Mannschaft. Die ersten 100 Meter zählen nicht, ein Flug von weiteren
100 Metern gibt einen Punkt, pro
10 zusätzliche Meter kommt ein
Punkt dazu. Ein Streich von 290
Metern ergibt also 19 Punkte, die
sowohl der Mannschaft als auch
dem Schlagmann als persönliches
Resultat angerechnet werden. Gelingt es nicht, einen Nouss abzutun, wird der abtuenden Mannschaft eine Nummer geschrieben.
Am Ende des Spiels gewinnt das
Team, das weniger Nummern auf
dem Konto hat. Bei Gleichstand
entscheiden die Schlagpunkte.
Erik Brühlmann
www.ehflimpach2015.ch
Bern Extra81
sonntagszeitung.ch | 7. Juni 2015
Kutschenfahrten
und Alp-Kultur
Eindrückliches Brauchtum
und Tradition erleben
«Jodeln ist
Singen ohne
Worte, ein tiefer
Ausdruck der
Seele»: Die
Kinder im
«Alfajola» bei
einem Ständchen vor der
Kulisse des
Bergmassivs
«Sieben
Hengste»
Trachtenfest Männlichen
26. Juli 2015
Alphorn-Tage, Kandersteg
26. bis 30. August 2015
Suufsunntig, Gstaad
30. August 2015
Brienzer Holzfällertage
5. und 6. September 2015
Chästeilet, Justistal
18. September 2015
Brächete, Zäziwil
30. September 2015
Kerzenhotel, Stechelberg
Romantik und Nostalgie ohne
fliessendes Wasser und Strom
Alphornbau, Habkern
In der Werkstatt mitten im Dorf
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Luchs. Übernachten Sie an der
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Fahrt auf den Bergbahnen und vielen weiteren Zusatzleistungen.
Konzentriert: Neben Jodeln und Fahnenschwingen gibts zahlreiche Workshops
Massnahmen rannte der Jodlerverband offene Türen ein – denn seit
einigen Jahren erlebt das Schweizer Brauchtum eine Renaissance,
mit der wohl niemand gerechnet
hat. «Melanie Oesch sei Dank!»,
sagt Annelies Mosimann. Die
Frontfrau der Thuner Formation
«Oesch’s die Dritten» ist der attraktive Popstar der Berner Jodlerszene. Dass das lange als rückständig
geltende Jodeln plötzlich wieder
im Scheinwerferlicht steht, hat aber
wohl auch mit der Globalisierung
zu tun: Diese hat nicht nur in der
Schweiz einen Gegentrend und
eine Rückbesinnung aufs Lokale,
Herkömmliche und Bewährte ausgelöst. «In der heutigen Zeit ist
wichtig zu wissen, wo die eigenen
Wurzeln sind», sagt Annelies Mosimann.
Mittlerweile gibt es im Kanton
Bern 26 Nachwuchsgruppen für
Kinder. Sie zählen insgesamt über
540 Mitglieder, etwa zwei Drittel
davon sind Mädchen. In den Städten hat das Brauchtum allerdings
nach wie vor einen schweren
Stand, und auch am Alfajola ist
kein Kind aus der Stadt Bern dabei. Teilnehmer mit sogenanntem
Migrationshintergrund gibt es
ebenfalls keine. «Man kann aber
nicht sagen, dass nur Kinder aus
traditionsbewussten Familien mitmachen», sagt Annelies Mosimann. «Oft kommen die Kinder
Grosse Puste: Dem Alphorn die richtigen Töne zu entlocken, ist nicht ganz einfach
ohne elterlichen Anstoss in einen
Chor, weil sie am Radio Jodeln und
Schwyzerörgeli hörten und ihnen
das gefiel. Jodeln ist Singen ohne
Worte, ein tiefer Ausdruck der Seele, und das spricht viele an – diese
urwüchsige Kraft, dieser Klang, in
dem man förmlich baden kann!»
Annelies Mosimann erinnert sich
an ihre Rückkehr von einem längeren Auslandaufenthalt. «Ich
merkte, ich bin als Mensch hier,
aber meine Seele hängt noch irgendwo auf dem Weg vom Dort
nach Da. Dann hörte ich ein Jodellied, ein urwüchsiges Juchzen, und
ich wusste: Ich bin daheim! Auch
wenn ich Volksmusik aus anderen
Ländern höre, spüre ich, diese
Musik hat Bodenhaftung und lässt
auf einfache Weise etwas im Menschen anklingen.»
Brauchtum kann auch einfach
Spass machen. Nach dem Einsingen stehen an diesem Morgen
Workshops auf dem Programm.
Eine Gruppe probiert sich am Fahnenschwingen, eine andere am
Alphorn, eine Dritte beschäftigt
sich mit der überraschend vielfältigen Welt der Berner Trachten.
Die Kinder sind mit Enthusiasmus
dabei, und sie werden dafür auch
belohnt: Wenn es einem gelingt,
einen brummendwarmen Ton aus
dem Alphorn zu zaubern, macht
einen das fraglos stolz. Eine Fahne gegen den blauen Himmel zu
werfen und aufzufangen, ehe sie
in die blumenübersäte Wiese fällt,
verbindet einen auf schöne und ruhig-dynamische Weise mit der Natur. Noch mehr eins mit dieser wird
die ganze Gruppe am Nachmittag
auf einer Wanderung durchs angrenzende Naturschutzgebiet. Immer wieder machen die grossen
und kleinen Sängerinnen und Sänger Halt – und stimmen ein Lied
an. Die Inbrunst, mit der die Kinder singen, könnte manchen Chorleiter neidisch machen. Aber auch
hier beginnen ein paar Buben irgendwann, einander heimlich mit
Dreck zu bewerfen. Alles also ganz
normal – mit Ausnahme der grossen Jodelleidenschaft.
Hornussen von A bis Z
Nationalsport Hornussen: Die Abtuer versuchen, mit Schindeln den Nouss zu stoppen
Fotos: Keystone / Swiss-image.
Abtuer: Der Spieler im Spielfeld; Gegenspieler des
Schlägers
Abtun: Das Abfangen des Nouss mit der Schindel
Bock: Abschlagvorrichtung aus Metall
Gesellschaft: Hornusser-Verein
Nouss oder Hornuss: Schlagobjekt; eine aus Kunststoff gefertigte Scheibe von 78 Gramm Gewicht
Nummer: Nouss, der nicht abgewehrt im Ries landet
Ries: Trapezförmiges Spielfeld von mindestens 200
Metern Länge und 10 bis 15 Metern Breite, meist eine
Wiese oder ein abgeernteter Acker; beginnt erst 100
Meter hinter dem Abschlagort, weil ein Nouss bis zu
380 Meter fliegen kann
Schindel: 4 Kilogramm schwere Holzschaufel zum
Abtun des Nouss
Setzer: Er platziert den Nouss auf dem Bock
Stecken: Schlaggerät; ursprünglich eine Weidenrute,
heute meist aus Karbonfaser mit einem Hartholzklotz
am Ende; erlaubte Maximallänge 3 Meter
Streich: Einzelner Schlag
Träf: Runder Hartholzklotz am Ende des Steckens, mit
dem der Nouss geschlagen wird
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82
7. Juni 2015 | sonntagszeitung.ch
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Auf der Spur
des berühmten
Schweizer
Käses: Die
Emmentaler
Käseroute führt
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Tagen zu den
zahlreichen
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Grafik: Emmental
Tourismus
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Die neue Käseroute ist ein attraktives Angebot für Naturfreunde, Geniesser und E-Biker
Gondel Night Dinner
In den stilvoll dekorierten Gondeln
der Rinderberg-Bahn geniessen
Sie ein delikates Menü. Und natürlich ist auch für musikalische Unterhaltung gesorgt.
Eric Brühlmann
Im Emmental wird nachweislich schon
seit dem 13. Jahrhundert Käse hergestellt. Der bekannteste, der Emmentaler AOP, wird heute in 200 Dorfkäsereien im Tal fabriziert. Für ein Kilo Käse
braucht es rund zwölf Liter Milch, Lab
und, und, und ... Aber eigentlich können Interessierte das alles im Emmental auf viel angenehmere und eindrücklichere Weise erfahren – aus erster Hand
auf der Emmentaler Käseroute.
Gültigkeit: 10. Juli bis
10. September
Preis: 95 Fr.
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Eine App führt per GPS zu den
einzelnen Streckenpunkten
Die neue Touristenattraktion wurde im
Frühling 2013 eröffnet. «Man konnte
dem Käse zwar schon vorher folgen»,
sagt Barbara Eggimann, Destinationsmanagerin bei Emmental Tourismus.
«Allerdings war unsere Käsestrasse für
Besucherinnen und Besucher mit dem
Auto vorgesehen, und Besichtigungen
mussten vorzeitig reserviert werden.»
Dass dieses Angebot den Touristen von
heute etwas altbacken vorkam, versteht
sich. Deshalb entschied man sich bei
Emmental Tourismus, es grundlegend
zu überarbeiten und zu modernisieren.
Entstanden ist so die Emmentaler
Käseroute. Sie beginnt im Städtchen
Weinschifffahrt
Während zweier Tage entdecken
Sie die schönsten Seiten des Murten- und des Bielersees sowie des
Dreiseenlandes: unberührte Landschaften, mediterranes Ambiente,
schmucke Städtchen und Dörfer,
erfrischende Gewässer – und natürlich die edlen Weine der Region.
Gültigkeit: bis 27. September
Preis: ab 175 Fr.
madeinbern.com/weinschiff
Burgdorf und führt Interessierte entweder in einem Tag über 35 Kilometer
zu 11 oder an zwei Tagen über 72 Kilometer zu 21 Attraktionspunkten, die
ganz dem Thema Käse gewidmet sind.
Den richtigen Weg weist eine App, die
gratis heruntergeladen werden kann –
ja sogar heruntergeladen werden muss.
«Die App ist zentral für das Angebot»,
erklärt Barbara Eggimann. «Sie führt
per GPS zu den einzelnen Streckenpunkten und vermittelt jeweils auch
gleich übers Mobiltelefon Audio-Informationen zum Thema.» Was aber, wenn
man kein Smartphone hat? «Dann kann
man es ebenso wie ein E-Bike in Burgdorf mieten.» Natürlich lässt sich die
Käseroute auch mit reiner Muskelkraft
angehen. Aber dann sollte man schon
recht sportlich sein, denn wo ein Tal ist,
sind immer auch Hügel und Berge, die
erklommen werden müssen.
Von Burgdorf aus führt die Käseroute über Heimiswil zur Holzsammelstel-
Seinen Namen hat der weltberühmte Käse vom Tal der Emme im Kanton Bern. Bis
ins 12. Jahrhundert kann man die Herstellung zurückverfolgen. Früher wurde der
Emmentaler nur im Sommer auf der Alp hergestellt – für die Selbstversorgung und
als Abgabe an die Grundherren. Seit der Entstehung der ersten Talkäserei um 1815
dehnte sich das Herkunftsgebiet des Emmentalers über das ganze Schweizer Mittelland aus. Der Emmentaler AOP
wird in rund 180 Käsereien nach
dem Originalrezept aus frischer
Rohmilch hergestellt und reift
mindestens 120 Tage im Käsekeller. Auf künstliche Zusatzstoffe oder Silomilch wird gänzlich
verzichtet.
le Kaltacker, wo man viel Wissenswertes zur Milchproduktion erfährt. In Affoltern dürfen die Besucherinnen und
Besucher in einer Schaukäserei bei der
Herstellung der Käselaibe zuschauen,
im Gotthelfzentrum in Lützelflüh können sie sich zum Thema Käsehandel
und Literatur informieren. Am Ramseisteg geht es um den Käsetransport
zu Wasser, in Moosegg wird die Viehhaltung auf der Alp thematisiert.
Knifflige Quizfragen der App sorgen zusätzlich für interaktiven Spass
für die ganze Familie. Diese findet übrigens auch Übernachtungsmöglichkeiten in jedem grösseren Dorf, zum Beispiel auf etwa halber Strecke in Lützelflüh oder in Langnau. «Wir sind ständig daran, unser Angebot zu optimieren und mit speziellen Aktionen zu erweitern», sagt Barbara Eggimann. So
bekommt zum Beispiel am Bahnhof
Burgdorf jeder Gast ein kostenloses Gutscheinheft und
einen Smartphone-Halter
fürs Lenkrad. Als ob es noch
einen zusätzlichen Anreiz
braucht, um im malerischen
Emmental in freier Natur der
Spur des Käses zu folgen!
www.emmentaler.ch
www.kaeseroute.ch
Der berühmteste aller Käse
Vegan für Gourmets
«Wir sind Jumi!»
Chili-Pulver aus dem Simmental
Im Grandhotel Giessbach kocht Molekularkoch Caviezel
Zwei innovative Emmentaler Produzenten gehen neue Wege
Die Swiss Alpine Herbs verarbeitet frische Alpenkräuter
Erstmals in der Schweiz setzt ein
Gourmetlokal ganz auf die Karte
Vegetarisch und Vegan. In dem mit
13 «Gault Millau»-Punkten ausgezeichneten Restaurant «Le Tapis Rouge» im Grandhotel Giessbach am Brienzersee steht dieses
Jahr Rolf Caviezel am Herd. Der
Trend- und Molekularkoch, Buchautor und Inhaber der Firma
Freestylecooking hat die klassischen Arbeitsgeräte der Küche um
Bunsenbrenner, Pipette und Reagenzglas erweitert. Er nimmt die
Struktur der Grundnahrungsmittel auseinander und setzt sie mit
neuer Textur wieder zusammen.
Das Resultat ist ein mehrgängiges Überraschungsmenü, wahlweise rein vegetarisch oder vegan
mit vier, sechs oder acht Gängen,
das ausschliesslich aus regionalen
und saisonalen Produkten aus dem
Traumhafte Lage: Das Grandhotel
Giessbach über dem Brienzersee
Gemüse- und Kräutergarten komponiert wird.
Wer mehr über die vegane und
molekulare Küche erfahren möchte, für den bietet Rolf Caviezel im
Giessbach auch Kochkurse an, wo
jeder selber an verschiedenen Texturen tüfteln kann. Die nächsten
Termine: 10. Juli und 13. August.
www.giessbach.ch
«Jumi» – diese Abkürzung steht
einerseits für den Bauer Jürg Wyss
und den Käser Mike Glauser, andererseits für eine innovative Palette aus Fleisch- und Käseprodukten, die es mittlerweile sogar in
London und Wien zu kaufen gibt.
«Alle unsere Produkte stellen wir
aus Rohstoffen aus der Region
her», sagt Jürg Wyss, «und zwar
ohne künstliche Zusatzstoffe.»
Ihre Zentrale haben die Jumis
in einem umgebauten Gasthof in
Boll. Der Gemeinschaft gehören
verschiedene lokale Kleinproduzenten an. Den Begriff «Gemeinschaft» nehmen die Jumis durchaus ernst. Wyss: «Bei uns geht es
nicht in erster Linie darum, möglichst schnell möglichst viel Geld
zu verdienen. Wir möchten auch
Freude an unserer Arbeit haben.»
«Wir sind halt Jumi», sagt Jürg
Wyss, «wir handhaben viele Dinge ein bisschen anders.»
Tradition spielt bei Jumi eine
grosse Rolle. «Wir bieten zum Beispiel ein Trockenfleisch nach einem Rezept meines Onkels an»,
erzählt Wyss. «Ich musste ihn jahrelang beschwatzen, bis er es herausrückte!» Das bekannteste Produkt aber ist die Belper Knolle, ein
mit Pfeffer, Knoblauch und Himalajasalz umhüllter Frischkäse. Er
wird in der Käserei von Peter Glauser – dem Cousin von Mikes Vater – hergestellt und in den Restaurants der Region angeboten.
Aber auch am Markt an der Berner Münstergasse können die
Jumi-Produkte erworben werden.
Die Chance ist gross, dass die JumiGründer selbst am Stand stehen.
www.jumi.lu
Vor bald 25 Jahren sah Fritz Stettler, wie Chilipflanzen im südamerikanischen Guatemala auf einer
Höhe von über 3000 Meter über
Meer angebaut wurden. Er dachte sich: Chili – das müsste doch
auch in der Schweiz funktionieren!
Tatsächlich bietet er heute ChiliPulver aus Berner Produktion an.
1991 gründete Stettler, der auch
der Erfinder der legendären Würzmischung «Streu mi» ist, in Där­
stetten im Simmental die Firma
SAH Alpenkräuter AG. Das Unternehmen ist spezialisiert auf das
schonende Trocknen und Verarbeiten von frischen Alpenkräutern,
den Swiss Alpine Herbs, aus kontrolliert biologischem Anbau. Alle
Zutaten stammen von Bergbauern
aus dem Simmental, dem Schwarzenburgerland und dem Berner
Oberland. Sie werden unter ande-
rem für Kräutermischungen und
Kräutersalzmischungen, aber auch
für Sirups und Tees verwendet.
Die Kräuter werden innerhalb
von 24 Stunden nach der Ernte verarbeitet. So behalten sie ihr kräftiges Aroma, das mithilfe eines schonenden Vakuum-Trockenverfahrens konserviert wird. Sogar die
Farbe der Kräuter bleibt dabei erhalten. Kommen die Kräuter mit
Flüssigkeit in Kontakt, entfalten
sie wieder ihr volles Aroma und
lassen sich dann wie frische Kräuter verwenden.
SAH zeigt interessierten Besuchern auch, wie alles funktioniert.
Wer sich zwischen Stockhorn, Niesen und Jaunpass etwas kulinarisches Wissen aneignen möchte,
kann eine Führung buchen.
www.swissalpineherbs.ch
Bern Extra83
sonntagszeitung.ch | 7. Juni 2015
Markus Ganz (Text) und
Daniel Rhis (Fotos)
Sie sind in Bümpliz aufgewachsen, dem Arbeiterquartier von
Bern. Hat Sie dies geprägt?
Mein Vater, der aus einer kinderreichen Familie im Emmental
stammte, war Gepäckarbeiter bei
der Eisenbahn. Wir wohnten zuerst in Bern, später in Bümpliz.
Nach der fünften Klasse konnte ich
ins Pro-Gymnasium nach Bern gehen, was unüblich war für ein Arbeiterkind. Ich blieb aber ein Bümplizer und habe auch den Bezug
zu meinem Heimatort Schangnau
im Emmental nie verloren. Als
Kind verbrachte ich dort bei der
Grossmutter oft die Ferien.
«Auf Berndeutsch kann
man sehr gut
Geschichten erzählen»
Der Berner Musiker Peter Reber über den letzten Wilden Westen der Schweiz,
guten Boden für Musik und die Faszination des Wassers
Was verbindet Sie mit dem
Emmental?
Ich kenne und schätze das bäuerliche Leben. In den Ferien half ich
beim Heuen und im Stall, ging mit
der Milch in die Käserei. Die Menschen dort sind sehr unabhängig,
originell und humorvoll. Und aufgeschlossen: Ein Cousin von mir
gehörte zu den Ersten, die Wasserbüffel einführten. Einst waren die
Schangnauer Sennen, denen die
reichen Berner das Vieh zum Sömmern brachten. Den Sennen redete niemand drein, die machten es
so, wie sie es für richtig hielten. Mir
gefällt aber auch die Landschaft.
Hinter Kemmeribodenbad fängt
eine unglaublich schöne Gegend
an, die sich zwischen dem Hohgant und der Kette des Brienzer
Rothorns erstreckt. Für mich ist
diese Region gewissermassen der
letzte Wilde Westen der Schweiz.
Zu jener Zeit begann auch Polo
Hofer seine Karriere. Hatten Sie
Kontakt zu ihm?
Ja, wir kennen uns gut, wir nahmen ab Mitte der 70er-Jahre im
selben Studio auf. Aber im Unterschied zu ihm sang unser Trio nie
Dialekt, ein Lied für die Ausstellung «Grün 80» war die einzige
Ausnahme. Wir wollten nicht das
Trio Eugster Nummer zwei werden und musikalisch nicht volkstümlich sein. Auch der Berner Rock
ging vom Volkstümlichen weg, verband dann aber Rock und Pop mit
Dialekttexten. Das war damals
ziemlich revolutionär. Wir konzentrierten uns hingegen auf englische Lieder, zumal Sue Amerikanerin war. Wir sangen dann auch
hochdeutsch, weil der deutsche
Markt dies forderte. Und französisch sangen wir, weil Marc zur
Hälfte Neuenburger Herkunft ist
und wir wegen unseres Beitrags für
den Concours d’Eurovision in der
Romandie populär wurden.
Weshalb ist Bümpliz für Berner
Musiker so wichtig? Büne
Huber titelte eines seiner
Lieder «W. Nuss Vo Bümpliz»,
Züri West nannte ein Album
«Bümpliz–Casablanca».
Das sind eben auch Bümplizer! Der
Boden ist offenbar gut für Musiker.
In Ihrer Solokarriere sangen Sie
dann aber Berndeutsch.
Das lässt sich ja generell von
Bern sagen. Warum bringt die
Region so viele Musiker hervor?
Ich schrieb schon mit 22, 23 Jahren Mundartlieder, weil ich fand,
man könne auf Berndeutsch sehr
gut Geschichten erzählen. Und
noch zu Zeiten des Trios schuf
ich solo das Mundartalbum
«D’Schnapsbrönnerei im Paradies». Sicher haben mich dazu auch
die Chansons der Berner Troubadours inspiriert. Ich finde Berndeutsch, Dialekt überhaupt, eine
wunderschöne Sprache – wohl
auch deshalb, weil es die Sprache
ist, mit der man aufgewachsen ist
und in der man die feinsten Nuancen ausdrücken kann.
Dies hat auch damit zu tun, dass
man in Bern mehr Zeit hat als etwa
in Zürich, und man ist weiter weg
vom Schuss. Musiker buhlen nicht
gleich mit dem ersten Album um
Aufmerksamkeit, die sie hier ohnehin nicht sofort erhalten. Sie
können deshalb länger an ihrer
Musik arbeiten und sich künstlerisch entwickeln. Hinzu kommt
unsere Nähe zum französischen
Sprachraum, der etwa mit seiner
Troubadour- und Chanson-Tradition sehr wichtig ist für die Berner
Szene. Mani Matter war stark beeinflusst von Georges Brassens.
Nach 13 Jahren mit Peter, Sue &
Marc gönnten Sie sich eine
lange Auszeit. Warum entschlossen Sie sich für eine
Atlantiküberquerung mit dem
Segelschiff?
Wie begann Ihre Karriere?
Ich hatte das Glück, musikalisch
gefördert zu werden. Meine Unterstufenlehrerin erkannte, dass
ich immer die zweite Stimme singen konnte, und reklamierte, wenn
die Geige nicht rein klang. Ich
konnte zudem ein Lied nachsingen, wenn ich es einmal gehört hatte. Sie sagte deshalb meinen Eltern, ich solle ein Instrument lernen und sorgte auch dafür, dass ich
die Aufnahmeprüfung ans Konservatorium machen durfte. Dank ihr
konnte ich dort von 9 bis 16 Jahren Klavierunterricht nehmen, was
für ein Arbeiterkind ziemlich unüblich war. Ich spielte nicht immer,
was ich hätte spielen sollen. Fand
sich irgendwie Zeit, vergnügte ich
mich mit fetzigen Boogie-WoogieStücken, was damals als Sünde
galt. Zu meinem Abgang kam es,
als ich wohl etwas zu laut spielte,
ein gefrusteter Lehrer aus dem Nebenzimmer kam und mir den Tastendeckel über die Finger schlug.
Da wurde mir klar, dass ich einen
eigenen Weg gehen musste, obwohl ich ein grosser Klassikfan geblieben bin.
Vor Peter, Sue & Marc spielten
Sie in einer Beat-Band ...
Ich gehörte zu den wenigen Bernern, die Anfang der 60er-Jahre
eine Farfisa-Orgel besassen. Ich
auch die Songs von amerikanischen Musikern wie Bob Dylan,
Joan Baez und dem Trio Peter, Paul
and Mary kennen. In den Ferien
hörte ich mir mit Marc diese Musik
an, und bald sangen wir die Lieder
von Peter, Paul and Mary nach. An
einem Fest lernte Marc dann Sue
kennen und erzählte mir, dieses
«Modi» habe eine wahnsinnig
schöne Stimme. Als ich nach der
Matura in die Schweiz zurückkehrte, trafen wir uns und spürten
­sofort, dass wir musikalisch und
menschlich zusammenpassten.
Wir gründeten Peter, Sue & Marc
und sangen zunächst das gesamte
Repertoire von Peter, Paul and
Mary. Aber wir merkten bald, dass
wir eigenes Material brauchten,
weil die Leute das Original kaufen
wollten. Und so kam ich zum Zug,
weil ich schon lange Lieder geschrieben hatte.
Über eine Million verkaufte Tonträger: Peter Reber nahm als Komponist und Interpret sechsmal am Eurovision Song Contest teil
hatte sie mir dank Nebenjobs zusammensparen können. Weil diese Orgel zum damals aufkommenden Beat passte, wurde ich angefragt, ob ich in einer Band mitspielen wolle. Wir interpretierten
Songs angesagter Gruppen, etwa
der Animals oder Beatles. Während des Gymnasiums war ich
dann Mitglied einer Swing-JazzBand, und wir suchten noch einen
Schlagzeuger. Einer sagte, er kenne einen in Köniz, und bei dem
Das Musical mit den Liedern von Peter, Sue & Marc
1968 gründeten Peter Reber, Sue Schell und Marc Dietrich ein Trio, das
eine der erfolgreichsten Schweizer Gruppen werden sollte. 34 Jahre nach
dessen Auflösung kommen die Evergreens von Peter, Sue & Marc nun
wieder auf die grosse Bühne. Im Musical «Io senza te» werden die drei
Musiker zwar nicht selbst auftreten, aber viele ihrer Erlebnisse fliessen in
das Stück von Autor Domenico Blass und Regisseur Stefan Huber ein.
Neben dem Musiker Ritschi von der Gruppe Plüsch treten in den Haupt­
rollen Anja Haeseli und Jörg Neubauer auf. Premiere des neuen Schwei­
zer Musicals ist am 10. September im Zürcher Theater 11. Gespielt wird
bis zum 1. November 2015.
www.iosenzate.ch
könne man sogar zu Hause üben.
Das war Marc Dietrich. Er beherrschte alle Stile und hatte eine
geniale Stimme. Marc ist das grösste musikalische Talent, das mir je
begegnet ist.
Und wie kam es zum Trio Peter,
Sue & Marc?
1966 erhielt ich ein Stipendium
für das Atlantic College in Wales
und engagierte mich in der College-Band. So lernte ich neben angelsächsischem und irischem Folk
Als kleiner «Giel» liess ich in den
Ferien auf Bächen Schiffchen los
und fragte die Grossmutter, wohin
die gingen. Sie antwortete: «In die
Emme, dann in die Aare und in
den Rhein und schliesslich ins
Meer.» Dies weckte früh meine Faszination fürs Wasser. Zudem gingen wir oft im Seeland zelten. Mein
Vater konnte einmal zwei PedaloSchwimmer ersteigern und baute
ein Podest darauf. Damit ging ich
als Kind auf die dortigen Seen,
wann immer es ging. Später wurde ich diplomierter Coastguard,
weil dies zur Ausbildung des Atlantic Colleges gehörte. Bereits als
17-Jähriger lernte ich, im Taucheranzug Leute zu retten.
Warum sind Sie nach Bern
zurückgekehrt und nicht an
einem der traumhaften Orte
geblieben, die Sie auf Ihren
Reisen entdeckt haben?
Eines meiner Lieder heisst «Jede
bruucht sy Insel». Damit meine
ich: Wenn man seine Trauminsel
nicht in sich findet, dann findet
man sie nirgendwo. Ich habe zudem gemerkt, dass ich hier einen
engeren Bezug zu den Menschen
und zur Umgebung habe.
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wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeitende
von Tamedia und deren Partner sind vom Wettbewerb ausgeschlossen. Der Gutschein
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